E Zusammenfassung E Zusammenfassung Ziel dieser Arbeit war die Entwicklung eines Verfahrens, mit dem chemische Substanzen auf eine mutagene oder genotoxische Wirkung getestet werden können. Eine solche Detektion von primären DNA-Schädigungen oder Mutationen sollte über die direkte Bindung von Reparaturenzymen erfolgen. Im ersten Projekt wurde ein Erkennungsenzym des menschlichen Reparaturweges für Fehlpaarungen, hMSH-2, in Bezug auf DNA- und Nukleotidbindung untersucht. Durch Hybridisierung von amplifizierter behandelter DNA mit amplifizierter unbehandelter DNA zeigen sich Mutationen als Fehlpaarungen, welche durch hMSH-2 100 fach affiner als komplementäre DNA gebunden werden sollten. hMSH-2 wurde rekombinant produziert und konnte nach Entwicklung eines eintägigen Reinigungsprotokolls im Milligram-Massstab gereinigt werden. Es zeigte sich jedoch, dass die Spezifität von hMSH-2 alleine für fehlgepaarte DNA nur bei einem Faktor vier liegt und somit alleine nicht zur Detektion von Fehlpaarungen einsetzbar ist. Offensichtlich wird die Spezifität des Systems durch weitere Faktoren, z.B. die Bildung eines Heterodimers mit hMSH-6 bedingt. Es konnte gezeigt werden, dass DNA-Bindungsdomäne und Nukleotidbindungsdomäne funktionell gekoppelt sind. Eine Bindung von fehlgepaarter und in schwächerem Ausmaß auch gepaarter DNA ergab in HPLC-Analysen eine Beschleunigung der ATPase-Aktivität. Die Bindung von Nukleotid an nukleotidbefreites hMSH-2 konnte nicht ausreichend charakterisiert werden. Die Dissoziation von mantADP aus dem Komplex mit hMSH-2 wurde durch die DNABindung beschleunigt. Dies stimmt mit den Daten von Gradia et al. (1997) für das hMSH2-hMSH-6-Heterodimer überein, die hieraus ein Schaltermodell mit ATP-Zustand (DNABindung aus) und ADP-Zustand (DNA-Bindung an) vorschlagen. Dieses muß jedoch angezweifelt werden, da vorausgesetzt wurde, dass ATPγS nicht hydrolysierbar ist. hMSH-2 alleine hydrolysiert aber schon ATPγS. Eine Domänenanalyse durch tryptische Spaltung ergab eine Domäne von Leu341 bis Arg621. Demnach wäre der C-terminale Teil, der das DNA-Bindungs- und das Walker AMotiv enthält, eine eigene Domäne ab AS 622. Ein Zufallsfragment ab AS660 konnte zwar als GST-Fusionsprotein exprimiert werden, zeigte aber wie das unverkürzte Protein nur eine geringe Spezifität für DNA-Fehlpaarungen und ist dieser Domänenanalyse zu Folge außerdem zumindest N-terminal zu weit verkürzt. Im zweiten Ansatz sollte zum Nachweis einer genotoxischen Wirkung von Substanzen die zelluläre p53-Konzentration bei Behandlung von Zellen bestimmt werden. Der p53-Spiegel steigt nach einer Schädigung der DNA an. Dadurch wird ein Halt des Zellzyklus oder bei starken DNA-Schäden die Apoptose eingeleitet. Zur Quantifizierung der zellulären p5398 E Zusammenfassung Konzentration wurde ein direkter Sandwich-ELISA entwickelt. Die Nachweisgrenze des Systems war mit 3 ng/ ml p53 niedriger als die p53-Konzentration in zellulären Extrakten. Zu diesem Zeitpunkt wurde mit einem ähnlichen System gezeigt, dass der Anstieg des zellulären p53-Spiegels als Parameter für eine genotoxische Wirkung einer Substanz dienen kann. Da jedoch nur DNA-Strangbrüche einen Anstieg des p53-Spiegels verursachen und somit Primärschädigungen nicht detektierbar sind, lag die Nachweisgrenze dieses Systems erst bei hohen Dosen der eingesetzten Karzinogene. Die Detektion von UV- oder chemisch induzierten Primärschädigungen gelang mit Enzymen des bakteriellen UvrABC-Ausschnittsreparatursystems. Zuerst wurde versucht, die Bindung von UvrA alleine an DNA-Schädigungen zu deren Nachweis einzusetzen. UvrA wurde aus genomischer E. coli DNA kloniert, exprimiert und nach Entwicklung eines Protokolls gereinigt. Es wurde ein ELISA-Systeme konzipiert, dass ein Farbsignal in Folge der Bindung von UvrA an DNA ergab. Hiermit konnte gezeigt werden, dass ein ELISA-System mit einer Protein-DNA-Bindung statt nur AntikörperEpitop-Bindungen möglich ist. Durch Titration von UV-geschädigter DNA mit UvrA konnten die Dissoziationskonstanten in Lösung bei verschiedenen Ionenstärken bestimmt werden. Es zeigte sich jedoch wie beim UvrA-ELISA nur eine drei- bis vierfach höhere Affinität für geschädigte DNA als für ungeschädigte DNA. UvrB dagegen bildet nach Transport im UvrA2B-Heterotrimer einen spezifischen, stabilen Komplex mit einer DNA-Schädigung aus. UvrB wurde kloniert, exprimiert und gereinigt. Es war gefaltet und zeigte eine thermische Entfaltung mit einem Schmelzpunkt bei 42 °C. Die Bildung des Komplexes aus geschädigter DNA und UvrB konnte in Titrationsexperimenten bestätigt werden, wobei eine hohe Spezifität für geschädigte DNA besteht. Der apparente Kd für diese Bindung liegt bei 160 nM. Um die Bildung des stabilen Komplexes aus UvrB mit geschädigter DNA für den Nachweis von DNA-Schäden in genomischer DNA einsetzen zu können, wurde sowohl UvrB mit einem Fluorophor markiert als auch ein weiteres ELISA-System konzipiert. UvrB wurde mit CPM, einem Coumarin-Derivat, markiert und mit UvrA2 titriert. Es zeigte sich eine Bindung mit einem Kd von 37 nM. Titration dieses Komplexes mit geschädigter und ungeschädigter genomischer DNA führte zwar zu einer Bindung, wobei jedoch kein signifikanter Unterschied zwischen geschädigter und ungeschädigter DNA feststellbar war. Die Bildung des stabilen Komplexes von UvrB mit geschädigter DNA war also in Lösung nicht im Hintergrund der Bindung von UvrA2B an ungeschädigte DNA nachweisbar. Mit dem schließlich entwickelten UvrA2B-ELISA-System können chemische Substanzen auf eine genotoxische Wirkung getestet werden. Hierbei wird genomische DNA immobilisiert und führt bei Bildung eines stabilen Komplexes aus UvrB und DNA-Schädigung zu 99 E Zusammenfassung einem Farbsignal. Unspezifische Bindung des UvrA2B-Komplexes an die DNA wird jedoch durch mehrere Waschschritte aufgehoben. Mit diesem System konnten sowohl UV- als auch chemische induzierte DNA-Schäden nachgewiesen und quantifiziert werden. Es wurden sowohl Cisplatin-Addukte, Methylierungen, Interkalationen und andere DNA-Addukte detektiert. Durch dieses System kann folglich die ganze Bandbreite der durch das UvrABC-Reparatursystem erkannten DNASchäden, von DNA-Addukten über strukturelle Veränderungen bis zu Interkalationen, nachgewiesen werden. Es muß jedoch noch an einer Standardisierung der Testbedingungen und somit Stabilisierung des Systems gearbeitet werden. Das entwickelte Testsystem ist als high throughput-System automatisierbar, kostengünstig und schnell durchzuführen. Durch die Konzeption als ELISA-System besitzt es eine hohe Sensitivität, so dass ein Cisplatin-Addukt auf 380.000 ungeschädigte Basen in genomischer DNA nachgewiesen werden konnte. Diese Empfindlichkeit wird unter den etablierten Genotoxizitätstests bisher nur beim radioaktiven Postlabelling-Verfahren erreicht, welches nicht automatisierbar ist. Die Verwendung von genomischer DNA bietet den Vorteil, dass auch DNA-Proben aus behandelten Zellen oder Gewebe, Biopsiematerial oder Blut auf Primärschädigungen getestet werden können. 100