Titel Geschüttelt oder gerührt? © mauritius images / foodcollection > Arzneiformen < Neben Wirkstoff und Dosis nimmt die pharmazeutische Technologie Einfluss auf die Wirkung eines Medikaments. Wir informieren Sie über Besonderheiten und korrekte Anwendung der wichtigsten Arzneiformen. [ von Jana Marent ] D ie Arzneiform ist eine konkrete Wirkstoffzubereitung, die dem Patienten dargereicht (appliziert) wird. Dafür werden Wirkstoffen Hilfsstoffe beigemischt und die entsprechende Mischung in einer für das Medikament spezifischen Art und Weise verarbeitet. Als grobe Unterteilung von Arzneiformen kann die Unterscheidung in feste, halbfeste und flüssige Darreichungsformen dienen. Form im Fokus Der Wirkstoff allein ist noch kein Medikament. Zunächst muss ein Arzneistoff in eine chemisch, physikalisch und biologisch stabile Form mit gleichförmigem Gehalt überführt werden, die eine entsprechende Lagerfähigkeit und Dosiergenauigkeit ermöglicht. Erst dann kann sie verkauft und eingenommen werden. Anschließend muss die Substanz vom Körper aufgenommen werden und an ihren Wirkort gelangen, um den therapeutischen Effekt zu erzielen. Wie schnell und in welchem Ausmaß dies geschieht, hängt entscheidend von der Galenik des Arzneimittels ab. Die Galenik beschäftigt sich mit der Verarbeitung eines Wirkstoffs in ein gebrauchsfertiges Medikament von einwandfreier Qualität. Im Rahmen der modernen pharmazeutischen Technologie wurden eine Fülle von unterschiedlichen Arzneiformen entwickelt, um einen Wirkstoff bestmöglich zum Zielgewebe zu schleusen. Aus Platzgründen ist es unmöglich, in diesem Fortbildungsartikel alle auf dem Markt befindlichen Arzneiformulierungen zu besprechen. Daher haben wir uns auf die wichtigsten und aus unserer Sicht interessantesten beschränkt und diese überblicksartig zusammengestellt. Die Wirkstoffverteilung im Organismus Wirkeintritt, Wirkdauer und Wirkintensität eines Arzneistoffs werden von dessen zeitabhängiger Verteilung im Körper bestimmt. Zur Verdeutlichung ist das LADME-Modell hilfreich, das auf dem Weg eines Arzneistoffs durch den Organismus fünf Vorgänge unterscheidet. Liberation, Absorption, Distribution, Metabolismus, Elimination. Die Liberation ist die Freisetzung des Wirkstoffs in eine aufnahmefähige, gelöste Form. Unter Absorption (auch Resorption) wird die Aufnahme des Wirkstoffs in das Blutkreislaufsystem (selten Lymphgefäßsystem) verstanden. Die Distribution ist die Wirkstoffverteilung zwischen Blutkreislauf und anderen Körperbereichen wie Geweben und Organen. Metabolismus bedeutet, dass Arzneistoffe durch den körpereigenen Stoffwechsel chemisch verändert (metabolisiert) werden. Bei der Elimination werden der Wirkstoff sowie dessen mögliche Stoffwechselprodukte (Metaboliten) schließlich ausgeschieden. Die fünf LADME-Vorgänge laufen jeweils mit bestimmten Geschwindigkeiten ab, die sich > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2014 < 23 Titel Faktum Systemische Applikation 1.In der Apotheke hergestellte Arzneimittel müssen nicht zugelassen werden, wenn sie im Rahmen der Rezeptur aufgrund häufiger ärztlicher Verschreibung hergestellt werden. 2.100er-Regel: Im Voraus darf eine Apotheke bis zu hundert abgabefertige Packungen an einem Tag anfertigen. 3.Standardzulassungen sind ebenfalls von der Einzelzulassung freigestellt, da sie als ungefährlich eingestuft wurden. Darunter fallen etwa Teedrogen oder Hausmittel. In den meisten Fällen werden Arzneistoffe systemisch verabreicht, das heißt, sie erreichen den Wirkort über den Blutkreislauf. Geschieht dies intravasal (in die Gefäße), gelangt die gesamte Wirkstoffmenge in den Blutkreislauf. Bei der peroralen Applikation (in den Mund) müssen dagegen zuerst Magenund Darmwand passiert werden. Anschließend gelangt der Wirkstoff über den Pfortaderkreislauf in die Leber, wo er in Abhängigkeit vom Arzneistoff mehr oder minder durch den First-pass-Effekt metabolisiert wird. Als Folge steht nur ein Teil der Dosis für die weitere Verteilung zur Verfügung. Viele Prodrugs (inaktive Vorstufen von Arzneistoffen) nutzen den First-pass-Effekt für die Umwandlung in die aktive Form. Es gibt weitere Applikationsarten, die den First-pass-Effekt umgehen, aber nicht immer die gesamte Wirkstoffmenge in den Blutkreislauf befördern, so zum Beispiel die buccal (in der Backe), sublingual (unter der Zunge), nasal (in der Nase), transdermal (durch die Haut) oder rektal (über den After) erfolgende Applikation. Lokale Applikation Bei der örtlichen Anwendung gelangt der Wirkstoff ohne den „Umweg“ über die Blutbahn direkt an den Wirkort. Dabei wird in der Regel nur eine eher geringe Wirkstoffmenge resorbiert, was die Nebenwirkungsrate deutlich reduzieren kann. Eine lokale Therapie ist beispielsweise bei Erkrankungen der Haut, der Nasenschleimhäute, der Augen oder der Ohren möglich. 24 Feste Zubereitungen Hier haben feste, perorale, einzeldosierte Arzneiformen wie Tabletten, Dragees und Kapseln die größte Bedeutung. Sie können einfach und bequem appliziert werden. Zudem wirkt sich die exakte Dosierung positiv auf die Therapie aus. Pulver und Granulate Darunter werden Zubereitungen aus trockenen, losen, mehr oder weniger feinen Teilchen verstanden. Sie finden zum einen als Zwischenprodukt zu Arzneiformen wie Tabletten oder Kapseln Verwendung. Zum anderen werden sie auch als eigenständige Arzneiform verwendet, die entweder direkt geschluckt oder gekaut wird oder etwa in Trockensäften, die mit Leitungswasser angerührt werden müssen oder als Brausegranulate zum Auflösen. Wichtig-- Um Fehler beim Auffüllen von Trockensäften zu vermeiden, sollten PTA den Herstellungsvorgang beschreiben oder anbieten, Pulver beziehungsweise Granulat bereits in der Apotheke mit Wasser aufzufüllen. Das genaue Vorgehen variiert von Produkt zu Produkt und ist der Packungsbeilage zu entnehmen. Nach der Herstellung und vor jedem weiteren Gebrauch muss die Flasche geschüttelt werden. Entsteht dabei Schaum, muss sich dieser vor der Entnahme einer Dosis absetzen. Ansonsten kann kein definiertes Volumen entnommen werden, was zu Dosierungenauigkeiten führt. Pulver-- Sie werden aufgrund ihrer speziellen Fließeigenschaften zwischen Festkörpern und Flüssigkeiten eingeordnet. Ihre Eigenschaften, zum Beispiel die Dichte, hängen stark von der Korngröße und der Partikelform ab. Darüber hinaus spielt ihr Wassergehalt für die technologische Verwendung und Produktstabilität eine ganz entscheidende Rolle. Granulate-- Durch Zusammenlagerung (Aggregierung) feinerer Pulverpartikel entstehen Granulate. Sind die Partikel kugel- > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2014 < © diego cervo / iStock / Thinkstock teilweise durch galenische Eigenschaften des Arzneimittels oder dessen Applikationsort beeinflussen lassen. titeL detaiL förmig, werden sie als Pellets bezeichnet. Durch das Granulationsverfahren können Fließeigenschaften und Dosier genauigkeit erhöht werden. Entmischungstendenzen werden minimiert und Löslichkeit und Zerfallseigenschaften optimiert. Die Pharmakodynamik beschreibt, „was der Arzneistoff mit dem Körper macht“. Beispiele sind Wirkmechanismus, Dosis/Wirkungsbeziehungen, Nebenwirkungen und Toxikologie. In der Regel handelt es sich bei den Angriffspunkten von Wirkstoffen um Proteine wie Enzyme, Ionenkanäle, Rezeptoren oder in die Zellmembran eingebettete Transportproteine. Die Pharmakokinetik beschreibt, „was der Körper mit dem Arzneistoff macht“, zum Beispiel eine zeitabhängige Konzentrationsänderungen des Wirkstoffs nach der Applikation. Das lässt sich über die Eselsbrücke „Kinetik = Körper/Arzneistoff“, örper/Arzneistoff“, „Dynamik = Arzneistoff/Körper“ merken. Dabei handelt es sich um gepresste Fest> Über die Leber als das Entgiftungsorgan stoffzubereitungen. Sie können aus mehdes Körpers werden reren Schichten (Mehrschichttabletten) viele Arzneistoffe oder aus einem Kern und einem .Mantel „entsorgt.“ (Manteltabletten) bestehen. Im Unterschied zu überzogenen Tabletten wird bei Manteltabletten ein Granulat trocken auf einen Tablettenkern aufgepresst. überzogene Tabletten-- Hier werden Überzugssubstanzen wie Zucker oder makromolekulare Stoffe auf den Tablettenkern aufgebracht, und zwar mit Hilfe eines Lösungs- oder Dispersionsmittels. Dieses verdunstet nach dem Auftragen. In Abhängigkeit von Dicke und Material des Überzugs werden fen werden und erst im Dünndarm zerfallen. Auf diese Weise Dragees und Filmtabletten unterschieden. Während erste- können empfindliche Wirkstoffe wie Enzyme, magenreizenre eine vergleichsweide Wirkstoffe wie Eisenverbindungen se dicke Hülle haben, oder Wirkstoffe zur Lokalbehandlung macht der Überzug des Darms wie Anthelminthika (Mittel bei Filmtabletten wegegen Wurmbefall) durch den Magen niger als ein Zehnan den Ort der Resorption geschleust tel der Gesamtmasse werden. Magensaftresistente orale Arzaus. Ein entscheidenneiformen sollten mindestens eine, besder Vorteil gegenüber ser zwei, Stunden vor dem Essen mit nicht überzogenen Tabletten ist der zusätzliche Schutz vor einem großen Glas Wasser eingenommen werden. AndernLicht, Feuchtigkeit, Luft oder mechanischen Einwirkungen. falls behindert der Speisebrei die Passage durch den Magen. Zudem können ein unangenehmer Geschmack und Geruch von Zudem dürfen sie nicht geteilt werden, weil das die SchutzArzneistoffen überdeckt werden. Verschiedenfarbige Überzüge funktion zerstört. erleichtern die Unterscheidbarkeit von Tabletten und erhöhen die Anwendungssicherheit. kapseln magensaftresistenz-- Häufig werden magensaftresistente Über- Diese feste Arzneiform hat eine Hülle, die meist aus Gelatine züge eingesetzt, die vom sauren Magensaft nicht angegrif- oder pflanzlicher Hydroxpropylmethylcellulose besteht. > tabLetten mit ÜberzÜgen zum sChutz Vor LiCht, FeuChtigkeit oder magensÄure niCht teiLen < 26 > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2014 < l. S. o. l. © arsdigital.de / fotolia.com | l. S. o. r. © Stephen Gschmeissner / imagesource.com | l. S. m. © Springer Verlag GmbH | r. S. © PAUL HARTMANN AG tabletten schützende Funktionen haben, über penetrationsfördernde Inhaltsstoffe die Resorption des Wirkstoffs verbessern oder kühlend auf die Haut wirken. Bei wirkstofffreien Zubereitungen basieren die Wirkungen ausschließlich auf der Grundlage. Hydrophilie und lipophilie-- In Abhängigkeit von der Zusammensetzung der Grundlage werden hydrophile oder lipophile Eigenschaften unterschieden. Während lipophile Grundlagen kaum Wasser aufnehmen können, enthalten hydrophile Grundlagen viele polare Bestandteile, die aktiv Wasser binden können. > der kÜhLeFFekt Von hYdrogeLen wird VerstÄrkt, wenn diese im kÜhLsChrank auFbewahrt werden < Die Kapselherstellung ist wirkstoffschonend und eignet sich besonders für wärme- und feuchtigkeitsempfindliche Stoffe. Zudem können nicht nur feste Substanzen, sondern auch Flüssigkeiten und viskose Substanzen verkapselt werden. PTA können Kunden raten, beim Schlucken von Kapseln den Kopf nach vorn zu beugen. So wird vermieden, dass die Kapsel im Rachenraum festklebt. Hartgelatinekapseln-- Ihre Kapselhülle enthält keine Weichmacher und besteht aus zwei ineinander steckbare Kapselhälften, in die Pulver, Granulate und Pellets abgefüllt werden. Sie eignen sich zur rezepturmäßigen Herstellung in der Apotheke. Dafür sind Kapselmaschinen auf dem Markt, die mit leeren Kapselhüllen beschickt werden und ein leichtes Öffnen, Befüllen und Verschließen der Kapseln ermöglichen. So können beispielsweise Kapseln mit individuellen Pulvermischungen oder in kindgerecht niedriger Dosierung hergestellt werden, die gegenüber losen Pulvern eine höhere Dosiergenauigkeit aufweisen. Weichgelatinekapseln-- Kapseln mit Weichmachern wie Glycerol oder Sorbit können ausschließlich maschinell gefertigt werden, da hier die Herstellung der Kapselhülle und die Befüllung derselben in einem Arbeitsschritt erfolgen. Weichgelatinekapseln werden bevorzugt bei flüssigem oder halbfestem Füllgut eingesetzt. Es besteht die Möglichkeit, Wirkstoffe in der Kapselhülle zu verarbeiten, etwa um diese aus Stabilitätsgründen vom Kapselinhalt zu trennen. Halbfeste Zubereitungen Hier ist der Wirkstoff in eine halbfeste (plastisch verformbare) Grundlage eingebettet, die auf Haut oder Schleimhaut aufgetragen wird. Halbfeste Zubereitungen sollen direkt auf der Haut oder im hautnahen Gewebe wirken. Ein großer Vorteil der lokalen Applikation ist die Reduktion von systemischen Nebenwirkungen. eigenschaften der grundlage Die Grundlage hat Einfluss auf die Gesamtwirkung von halbfesten Zubereitungen. Sie kann beispielsweise erweichende oder salben Im engeren Sinne sind Salben einphasige Systeme mit einer einheitlichen Grundlage. In der Apotheke spielen besonders die hydrophoben (lipophilen) Salben eine Rolle, die kein Wasser enthalten. Darüber hinaus gibt es noch wasseraufnehmende und hydrophile Salben. Cremes In der pharmazeutischen Technologie werden unter Cremes mehrphasige Zubereitungen verstanden, die aus einer lipophilen und einer wässrigen Phase bestehen. Für die Stabilität von Cremes ist fast immer die Zugabe eines Emulgators nötig. Dieser kann der Rezeptur einen W/O-Charakter (Wasser in Öl, lipophile Creme) oder einen O/W-Charakter (Öl in Wasser, hydrophile Creme) verleihen. Lipophile Cremes sind mit Wasser schlecht abwaschbar, hydrophile dagegen gut. Nachteilig bei O/W-Cremes ist, dass diese nach mikrobiologischer Kontamination Keimwachstum begünstigen. Daher müssen sie ausreichend konserviert werden! Bei der Beschriftung sind unbedingt die enthaltenen Konservierungsmittel und die Haltbarkeit anzugeben. gele Prinzipiell können Gele als einphasige Systeme hydrophil oder hydrophob sein. Von besonderer Bedeutung sind die Hydrogele. Diese bestehen aus einer wässrigen Wirkstofflösung, die mit Hilfe eines Gelbildners verfestigt wurde. Sie wirken kühlend auf der Haut. Werden sie im Kühlschrank aufbewahrt, kann dieser Effekt verstärkt werden. > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2014 < 27 titeL zäpfchen Auch sie können den halbfesten Zubereitungen zugeordnet werden. Ihre Konsistenz ist durchweg fester als die von Dermatika. Im Vergleich zu Tabletten reagieren sie aber deutlich empfindlicher auf mechanischen Druck. Zäpfchen schmelzen bei Körpertemperatur. Besonders häufig werden Rektalzäpfchen bei Säuglingen und Kleinkindern sowie bei Patienten mit Schluckbeschwerden eingesetzt. Haben Eltern Schwierigkeiten, das Zäpfchen zu applizieren, können PTA ihnen raten, dieses „falsch herum“ mit der torpedoförmigen Spitze nach hinten einzuführen. So kann das Kind das Zäpfchen schlechter wieder herausdrücken. In der Praxis treten immer wieder Fälle auf, in denen Zäpfchen aus Unwissenheit geschluckt werden. Hier gilt, Apothekenkunden lieber eine Information zu viel, als eine zu wenig, mitzugeben. Flüssige Zubereitungen Für die Anwendung flüssiger Arzneiformen kommen die meisten Applikationswege in Betracht. Sie können oral, auf Haut und Schleimhaut oder auch perkutan (Injektions- und Infu- tiPP > Bei einem Austausch von Tropfen nach der Aut-idemRegel müssen Sie die Dosisangaben des Arztes kontrollieren. Denn die Tropfengröße kann von Präparat zu Präparat variieren. Hier ist ein Vergleich der beiden Packungsbeilagen nötig. 28 sionslösungen) angewandt werden. Neben der schnellen Resorption ist die mögliche individuelle Dosierung ein Vorteil flüssiger Arzneiformen. Nachteilig sind eventuelle Instabilitäten sowie Ungenauigkeiten bei der Dosierung. tropfen und säfte In Abhängigkeit davon, wie hoch die Flüssigkeit konzentriert ist, können Säfte und Tropfen unterschieden werden. In Tropfen ist der Wirkstoff so hoch konzentriert, dass nur kleine Mengen eingenommen werden müssen. Ein spezieller Tropfverschluss soll eine weitgehend genaue Dosierung ermöglichen. Lösungen, suspensionen, emulsionen Lösungen sind einphasige Systeme, bei denen eine ehemals feste Phase in Lösung geht. Suspensionen und Emulsionen sind disperse Mehrphasen-Systeme, bei denen ein Stoff (disperse Phase) in einer Flüssigkeit (Dispersionsmittel) in feiner Form verteilt ist. Suspensionen enthalten eine feste disperse Phase, die sich während der Lagerung mit dem flüssigen Dispersionsmittel entmischen kann. Daher müssen sie vor Gebrauch kräftig geschüttelt werden. Bei Emulsionen sind sowohl disperse Phase als auch das Dispersionsmittel Flüssigkeiten, die fein ineinander verteilt sind. Zur Stabilisierung enthalten sie einen Emulgator. Pflanzliche Zubereitungen Zubereitungen aus Heilpflanzen (Phytopharmaka) zählen zu den ältesten Arzneiformen. In Fertigarzneimitteln werden als Wirkstoffe häufig Extrakte aus Arzneidrogen eingesetzt. Bei Extrakten handelt es sich um Pflanzenauszüge, die mit Hilfe eines Extraktionsmittels gewonnen werden. Bei Phytopharmaka wird das Drogen-Extrakt-Verhältnis (DEV) deklariert. Dieses gibt an, welche Ausgangsmenge an Droge für die Gewinnung einer bestimmten Menge des Extraktes eingesetzt wurde. Qualitätsunterschiede Die Eigenschaften eines Pflanzenextrakts werden neben der Ausgangsdroge durch das Herstellungsverfahren und die Herstellungsbedingungen bestimmt. Daher können die Charakteristika eines Pflanzenpräparats nicht direkt auf ein anderes aus der gleichen Heilpflanze übertragen werden. Zwischen > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2014 < l. S. © Stephan Thomaier (2) | r. S. © emer / fotolia.com Zudem sind als innovative Arzneiform Emulsionsgele auf dem Markt. Bei diesen ist eine Lipidkomponente in eine wässrigalkoholische Gelstruktur eingebettet, sodass eine Öl-in-Hydrogel-Emulsion entsteht. So können die kühlenden Eigenschaften eines Gels mit den hautpflegenden Effekten einer Creme kombiniert werden. Regeln für den Herstellungsprozess nötig. Wichtig für einen streng definierten Herstellungsprozess sind unter anderem Inprozesskontrollen, die eine Reproduzierbarkeit zwischen verschiedenen Chargen gewährleisten. Innovationen Fortbildungspunkte: kein rückumschlag mehr! Neu: Ab sofort werden Zertifikate bestandener Fortbildungen nur noch per E-Mail versandt. Schicken oder faxen Sie uns den Lösungsbogen und teilen Sie uns Ihre E-Mail-Adresse mit. Ein Rückumschlag ist nicht mehr nötig! Noch besser: Nehmen Sie online teil. Näheres dazu auf der Pinnwand, S. 57. apothekenpflichtigen pflanzlichen Arzneimitteln und anderen Präparaten, etwa aus dem Drogeriemarkt, bestehen gravierende Qualitätsunterschiede. Bei Arzneimitteln müssen Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit gewährleistet sein. Dafür sind wissenschaftliche Studien bei der Zulassung und strenge Die moderne Galenik hat ausgeklügelte Mechanismen entwickelt, mit denen sich die Wirkstofffreisetzung steuern lässt. Wichtige Ziele dabei sind eine Beschleunigung des Wirkeintritts oder eine Retardierung mit kontrollierter Wirkstofffreisetzung. Retardarzneiformen können Plasmakonzentrationsspitzen kurz nach der Applikation und damit die Nebenwirkungsrate reduzieren. Zudem erhöht sich so die Einnahmedisziplin: Der Patient muss an eine geringere Anzahl an Einzeldosen denken. was hinter den kürzeln steckt Häufig enthalten die Namen der modernen Arzneiformen einen Zusatz, der auf das technologische Prinzip hinweist. Im Folgenden sind die wichtigsten Namenszusätze bei oralen Arzneiformen erklärt. Anzeige titeL tiPP > Erklären Sie Patienten, dass sich moderne Arzneiformen wie beispielsweise Tabletten mit Gerüstmatrix oder OROS-Galenik bei der Magen-Darm-Passage optisch nicht verändern. Sonst können diese befürchten, das „unverändert ausgeschiedene Medikament“ habe nicht richtig gewirkt. sammeln sie Fortbildungspunkte Auf Seite 68 finden Sie 10 Fortbildungsfragen zu diesem Beitrag. Bei zu 80 Prozent richtiger Beantwortung können Sie einen von der Bundesapothekerkammer anerkannten Fortbildungspunkt erhalten. Die richtigen Antworten finden Sie ab dem 01.10.2014 unter www.das-pta-magazin.de/arzneiform. duriles-- Der Wirkstoff ist in ein Trägersystem, die Gerüstmat- nahme des Arzneimittels dringt Wasser in das System ein, der Tablettenkern quillt auf, und der Wirkstoff wird bis zu zehn Stunden lang gleichmäßig durch die Bohrung gedrückt. Die unverdauliche Lackhülle wird ausgeschieden. Der Patient sollte darauf hingewiesen werden, dass die Tabletten nicht geteilt werden dürfen. resinat-- Der salzbildende Wirkstoff ist an einen Kunstharzionenaustauscher gebunden. Im sauren Milieu des Magens wird er im Austausch gegen H+-Ionen freigesetzt. Sl-- Bei der „schnell langsam“ Galenik ist in der Tablettenhülle schnell freisetzbarer Wirkstoff und im Tablettenkern langsam freisetzbarer Wirkstoff enthalten. zOK-- Zero Order Kinetik (Kinetik nullter Ordnung) bedeutet, dass pro Zeiteinheit gleiche Mengen an Wirkstoff freigesetzt werden. Die Tablette enthält Pellets mit einer wasserdurchlässigen Membran. Dringt Wasser ein, entsteht eine gesättigte Lösung, die den enthaltenen Wirkstoff mit konstanter Geschwindigkeit abgibt. Auch Präparate mit den Namenszusätzen Z, Zero und ZOT arbeiten nach diesem Prinzip. rix, eingebettet. Die Gerüstmatrix enthält Poren. Dringt Wasser aus dem Magen-Darm-Trakt in die Poren ein, diffundiert der Wirkstoff langsam aus diesen hinaus. Am Ende bleibt nur die Matrix zurück und wird unverändert ausgeschieden. Die Tabletten dürfen nicht geteilt werden. FAST-- Bei der Fast Acting Sublingual Technology zerfallen die Tabletten im Mund innerhalb weniger Sekunden in kleine Partikel, die an die Mundschleimhaut binden. Auf diese Weise erfolgt die Resorption im Mund. mupS-- Beim Multiple Unit Pellet System ist der Wirkstoff in den Pellets mit einem magensaftresistenten Überzug versehen. Im Magen zerfällt die Tablette in die einzelnen Pellets. Aufgrund ihrer geringen Größe passieren diese den Magenpförtner sofort und gelangen schnell in den Dünndarm. OCAS-- Ein Oral Controlled Absorption System basiert auf einer Gelmatrix, in die der Wirkstoff eingebettet ist. Diese nimmt im Magen Wasser auf und gibt den Wirkstoff im Darm über 24 Stunden und unabhängig > Arzneiformen sind applizierbare Wirkstoffzubereitungen, die unter Zusatz von von den Mahlzeiten ab. Hilfsstoffen durch galenische Verfahren hergestellt werden. OrOS-- Beim Osmotic Release Oral > Die Arzneiform hat entscheidenden Einfluss auf den Wirkeintritt, die Wirkdauer System erfolgt die Freisetzung und die Wirkintensität von Arzneistoffen. des Wirkstoffs durch osmotischen Druck. Der Tablettenkern enthält ei> Tabletten sind die am häufigsten eingesetzte Arzneiform. Überzüge können sie nen Wirkstoff und osmotisch aktive vor äußeren Einflüssen schützen oder die Wirkstofffreigabe steuern. Hilfsstoffe. Um den Tablettenkern herum befindet sich eine semiper> Retardarzneiformen gewinnen aktuell an Bedeutung. Sie können die Nebenmeable Membran mit einer winzig wirkungsrate reduzieren und die Einnahmedisziplin erhöhen. kleinen Austrittsöffnung. Nach Ein- 30 > DAS PTA MAGAZIN - - - Ausgabe 08-2014 < © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock konzentrat