Prof. Dr. Benjamin Klopsch Sommersemester 2015 Analytische Zahlentheorie – Blatt 7 Abgabe der Lösungen zu den ersten beiden Aufgaben am 08.06.2015 in der Vorlesung Weitere Informationen zur Vorlesung und den Übungen finden Sie unter http://reh.math.uni-duesseldorf.de/~internet/AnaZaTh_SS15/. Aufgabe 7.1 (8 Punkte) ∞ ∞ Betrachten Sie die Dirichletreihen ∑n=1 an n−s und ∑n=1 bn n−s mit Koeffizienten an = (−1)n+1 ; ⎧ ⎪ ⎪ 1 für n ≡/ 3 0, bn = ⎨ ⎪ ⎪ ⎩−2 für n ≡3 0 für n ∈ N. (a) Zeigen Sie: Die beiden Dirichletreihen konvergieren und definieren somit analytische Funktionen f und g auf der Halbebene {s ∈ C ∣ Re(s) > 0}. (b) Zeigen Sie: Für s ∈ C mit Re(s) > 1 gelten: f (s) = (1 − 21−s )ζ(s) g(s) = (1 − 31−s )ζ(s). (c) Folgern Sie aus (a) und (b), daß sich die Riemannsche Zetafunktion ζ(s) zu einer meromorphen Funktion auf {s ∈ C ∣ Re(s) > 0} fortsetzen läßt und dort einen einzigen Pol besitzt, nämlich einen einfachen Pol an der Stelle s = 1 mit Residuum 1. Bemerkung: Die Aufgabe liefert einen alternativen Beweis für Korollar 5.2 der Vorlesung. Aufgabe 7.2 Betrachten Sie die arithmetische Funktion ω ∶ N → C, (8 Punkte) ω(n) = ∣{p ∈ P ∣ p divides n}∣. (a) Beweisen Sie per Induktion die Abschätzung1 t! ≥ (t/e)t = et log t−t für t ∈ N. (Hinweis: Begründen und verwenden Sie die Abschätzung (1 + t−1 )t ≤ e für t ∈ N.) (b) Zeigen Sie: ω(n) = O(log n/ log log n) für n → ∞. (Hinweis: Setzen Sie t = ω(n) und benutzen Sie t! ≤ n sowie (a).) (c) Bestimmen Sie eine Konstante c ∈ R>0 , so daß für unendlich viele n ∈ N gilt ω(n) ≥ c log n/ log log n. (Hinweis: Überlegen Sie sich, welche Zahlen n ∈ N ein besonders großes ω(n) liefern und verwenden Sie eine geeignete Abschätzung aus Aufgabe 1.3 sowie die Tschebyscheffsche Abschätzung für π(x).) Bemerkung: Der Wert von ω(n) liegt zumeist ‘nahe’ log log n. Genauere Aussagen zu der Verteilung von ω(n) um log log n liefert ein Resultat von Erdős und Kac. Bitte wenden! 1 Eine genauere Abschätzung liefert die Stirlingsche Formel. S. 1/2 Analytische Zahlentheorie – Blatt 7 S. 2/2 Aufgabe 7.3 Für diese Aufgabe benötigen Sie vorab die Definition eines Dirichletcharakters. Sei dazu ̂m m ∈ N≥2 und Am = (Z/mZ)∗ die Einheitengruppe des Restklassenringes Z/mZ. Zu χ̃ ∈ A definieren wir den Dirichletcharakter (modulo m) gemäß χ ∶ Z → C, ⎧ ⎪ ⎪χ̃(a + mZ) falls ggT(a, m) = 1, χ(a) = ⎨ ⎪ sonst. ⎪ ⎩0 Die Menge G(m) der Dirichletcharaktere modulo m bildet offenbar eine Gruppe, die ̂m ist. Das neutrale Element von G(m) ist der triviale isomorph zur Charaktergruppe A Charakter χ0 modulo m, χ0 ∶ Z → C, ⎧ ⎪ ⎪1 falls ggT(a, m) = 1, χ0 (a) = ⎨ ⎪ ⎪ ⎩0 sonst. (a) Sei m ∈ N≥2 und χ∶ Z → C. Zeigen Sie, daß χ genau dann ein Dirichletcharakter modulo m ist, d. h. χ ∈ G(m) gilt, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: • χ(1) = 1, • ∀a, b ∈ Z ∶ χ(ab) = χ(a)χ(b), • ∀a, b ∈ Z ∶ a ≡m b ⇒ χ(a) = χ(b), • ∀a ∈ Z ∶ a ≡m 0 ⇒ χ(a) = 0. (b) Bestimmen Sie explizit (d. h. in Form einer vollständigen Tabelle) alle Dirichletcharaktere modulo 15. (c) Sind χ1 ∈ G(m1 ) und χ2 ∈ G(m2 ) für m1 , m2 ∈ N≥2 , so ist χ1 χ2 ∈ G(kgV(m1 , m2 )). (d) Sei m ∈ N≥2 und χ ∈ G(m) ein Dirichletcharakter modulo m. Zeigen Sie: Ist χ nicht der triviale Charakter χ0 ∈ G(m) modulo m, so gilt ⌊x⌋ ∣ ∑n=1 χ(n)∣ ≤ ϕ(m) für x ∈ R≥1 . Ist χ = χ0 der triviale Charakter modulo m, so gilt ⌊x⌋ ∣ ∑n=1 χ(n) − ϕ(m) x∣ ≤ 2ϕ(m) m für x ∈ R≥1 . (e) Die arithmetische Funktion f ∶ N → C sei periodisch und vollständig multiplikativ. Zeigen Sie, daß f sich eindeutig zu einem Dirichletcharakter fortsetzt. Aufgabe 7.4 Zeigen Sie: Gibt es für alle a, m ∈ Z mit ggT(a, m) = 1 stets wenigstens eine Primzahl p mit p ≡m a, so gibt es zu allen a, m ∈ Z mit ggT(a, m) = 1 schon unendlich viele Primzahlen p mit p ≡m a.