Anlage oder Umwelt? Vorlesung „Psychische Stö Störungen“ rungen“ Prof. Dr. Ralph Viehhauser AnlageAnlage-UmweltUmwelt-Modelle Dualistische Theorieansä Theorieansätze: sehen entweder die Anlage oder die Umwelt als alleinig entwicklungsentwicklungsbestimmend an. Interaktionstheorien: gehen davon aus, dass Anlage und Umwelt irgendwie gemeinsam die menschliche Entwicklung beeinflussen. 1 Dualistische Theorieansä Theorieansätze Prä Präformationslehre: formationslehre: sieht die menschliche Entwicklung als Folge gö göttlicher oder genetischer Plä Pläne (z.B. Homunkulustheorie) TabulaTabula-rasarasa-Ansä Ansätze: Gehen von einer nahezu unbegrenzten Beeinflussbarkeit der Entwicklung durch Umwelt und Erziehung aus. Das ökologische Modell von Bronfenbrenner Interaktionstheorien ProportionsProportions- bzw. Additionstheorien: halten an der Annahme fest, dass genetische und umweltbezoumweltbezogene Einflussfaktoren eindeutig voneinander zu trennen sind. Dynamische Interaktionstheorien: halten die Trennung der beiden Faktoren Anlage und Umwelt fü für nur schwer mö möglich. Angenommen wird eine wechselseitige Beeinflussung. 2 Verhaltensgenetik Verhaltensgenetik: das Studium der individuellen Unterschiede im Verhalten, die zum Teil auf die unterschiedliche genetische Ausstattung zurü zurückzufü ckzuführen sind. Genotyp: Die vollstä vollständige ererbte genetische Ausstattung eines Individuums. Phä Phänotyp: die Gesamtheit der beobachtbaren Merkmale, Charakteristiken eines Menschen. Gene legen nicht den Phä Phänotyp fest, fest, sondern bestimmen lediglich den Spielraum, innerhalb dessen die Umwelteinflü Umwelteinflüsse wirken. Psychische Stö Störungen sind Stö Störungen des Phä Phänotyps, nicht des Genotyps. Forschungsstrategien der Verhaltensgenetik Molekulargenetik: direkte Analyse des Zusammenhanges zwischen bestimmten genetischen Abweichungen auf molekularer Ebene und Verhaltensmerkmalen (z.B. Trisomie 21). Quantitative Genetik: versucht (v.a .) mit Hilfe von (v.a.) ZwillingsZwillings-, AdoptionsAdoptions-, Verwandtschaftsstudien zu bestimmen, wie groß groß der genetische Anteil an der Entstehung bestimmter Verhaltensmerkmale ist. Erkrankungsrisiko bei Verwandten 1. Grades Demenz vom AlzheimerAlzheimer-Typ: ca. 30 % (vs. 11% in der Allgemeinbevö Allgemeinbevölkerung) Schizophrenie: ca. 10% (vs. 1%) Affektive Erkrankungen: ca. 7 - 31%. (vs. 13 - 17%) Angststö Angststörungen: bei Paniksyndrom ca. 7 - 20% (vs. 1 4%); bei Agoraphobie ca. 7 - 9% (vs. 1 - 4%) Alkoholismus: ca. 14% (vs. 2%) (v.a (v.a.. bei Mä Männern) 3 Kritische Einwä Einwände – Heritabilitä Heritabilitätsberechnungen: tsberechnungen: sind nur auf Populationsniveau relevant, unterschä unterschätzen den ursä ursächliche Beitrag allgegenwä allgegenwärtiger, unverä unveränderlicher Umwelterfahrungen, Umwelterfahrungen, beruhen auf unklaren Definitionen von Umweltfaktoren in ZwillingsZwillings- und Adoptionsstudien, beruhen auf der undifferenzierter Annahme, dass Geschwister, die in derselben Familie aufwachsen, einem identischen Umwelteinfluss ausgesetzt seien. vernachlä vernachlässigen, dass eine familiä familiäre Hä Häufung auch auf den Einfluss von Erziehung bzw. Modelllernen zurü zurückgefü ckgeführt werden kann. beruhen auf der falschen Annahme einer additiven AnlageAnlageUmweltUmwelt-Beziehung. Beziehung zw. Genen und Verhalten Gene erzeugen keine fertigen Verhaltensmerkmale, sondern lediglich bestimmte Proteine. Auf jeder Zwischenstufe (von der Genexpression zur Ausbildung neuronaler Strukturen) kö können Umweltfaktoren wirksam werden. Genetische Einflü Einflüsse sind i.d.R. i.d.R. polygen. polygen. Die Genexpression kann sich im Verlauf der Entwicklung verä verändern. Umwelteinflü Umwelteinflüsse kö können zum „Einschalten“ Einschalten“ von Genen fü führen. Fazit: Gene folgen nicht isoliert von jeglichen Umwelteinflü Umwelteinflüssen, unbeirrbar einem vorgegebenen Plan, sondern sie sind Bestandteil eines flexiblen Systems. Mechanismen der Wechselwirkung zwischen Anlage und Umwelt GenGen-UmweltUmwelt-Interaktion: genetische Unterschiede zwischen Individuen fü führen zu einer unterschiedlichen Empfä Empfänglichkeit gegenü gegenüber Umwelteinflü Umwelteinflüssen. GenGen-UmweltUmwelt-Korrelation: genetische Unterschiede gehen einher mit einem unterschiedlichen Umgang mit der Umwelt: Passiv: Kinder haben mit anderen Familienmitgliedern AnlageAnlage- und Umwelteinflü Umwelteinflüsse gemeinsam. Reaktiv: Die genetischen Anlagen des Kindes rufen bei anderen Menschen spezifische Reaktionen hervor. Aktiv: Das Kind wä wählt aktiv diejenigen Umweltbedingungen aus, die zu seinen genetischen Anlagen passen. 4