Untitled - Die Onleihe

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ethnischen Gruppe, einem bestimmten Geschlecht oder einer bestimmten
Nationalität etc. angehört.
Es existieren jedoch auch Schemata – insbesondere solche, die aufgrund
schädigender Erfahrungen in der Kindheit erworben wurden und sich auf
das Selbst sowie die interpersonelle Welt beziehen–, die schädliche Auswirkungen haben können. Derartige Schemata, die wir als „frühe maladaptive Schemata“ bezeichnen, sind Gegenstand der Schematherapie und
bilden außerdem den Kern von Persönlichkeitsstörungen, interpersonellen Schwierigkeiten und einigen Störungen auf der Achse I des DSM.
Young, Klosko und Weishaar (2008) lieferten die folgende umfassende Definition eines frühen maladaptiven Schemas:
„ Ein weitgestrecktes, umfassendes Thema oder Muster,
„ das aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen besteht,
„ die sich auf den Betreffenden selbst und seine Kontakte zu anderen
Menschen beziehen,
„ ein Muster, das in der Kindheit oder Adoleszenz entstanden ist,
„ im Laufe des weiteren Lebens stärker ausgeprägt wurde und
„ stark dysfunktional ist.
Mit anderen Worten, frühe maladaptive Schemata sind kontraproduktive emotionale und kognitive Muster, die zu einem frühen Zeitpunkt in
unserer Entwicklung beginnen und sich das ganze Leben hindurch wiederholen. Beachten Sie, dass gemäß dieser Definition das Verhalten eines
Individuums kein Bestandteil des Schemas ist – vielmehr wird davon ausgegangen, dass maladaptive Verhaltensweisen sich als logische Reaktionen
auf ein Schema entwickeln. Somit werden Verhaltensweisen durch Schemata angetrieben, sind aber kein Teil irgendeines Schemas. Viele Verhaltensweisen spiegeln die Art wider, auf die wir Schemata bewältigen – und
wir werden diese im Zusammenhang mit Bewältigungsstilen in den Kapiteln 4–7 erörtern.
Frühe maladaptive Schemata (die wir von nun an der Einfachheit halber
lediglich als Schemata bezeichnen werden) gehen auf schädigende frühe
Erfahrungen zurück – solche, bei denen die Bedürfnisse eines jungen
Menschen auf sehr weitreichende Weise nicht erfüllt werden. Die meisten frühen Bedürfnisse (wie das Bedürfnis nach Sicherheit und sicherer
Bindung oder das Bedürfnis nach nährender Zuwendung) sind in der
Kernfamilie eines Kindes in ihrer stärksten Ausprägung gegenwärtig. Aus
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diesem Grund stellen Probleme im nahen familiären Umfeld in der Regel
den Hauptursprung früher maladaptiver Schemata dar. Jene Schemata,
die sich am frühesten entwickeln und am tiefsten in der Person verwurzelt
sind, haben ihren Ursprung typischerweise in der Kernfamilie. Die Dynamik in der Familie eines Kindes bildet einen Großteil der Dynamik der
gesamten frühen Erlebniswelt dieses Kindes. Wenn Klienten sich in ihrem
Erwachsenenleben in Situationen wiederfinden, die ihre frühen maladaptiven Schemata aktivieren, erleben sie in den meisten Fällen ein Drama aus
ihrer Kindheit wieder, zumeist im Zusammenhang mit einem Elternteil.
Andere Bereiche, die im Zuge des Reifungsprozesses des Kindes zunehmend an Bedeutung gewinnen, sind der Freundeskreis, das erweiterte familiäre Umfeld, die Schule, Gruppen im Wohnumfeld und die umgebende
Kultur. Schädigende Erfahrungen in diesen Bereichen – also Erfahrungen, bei denen zentrale emotionale Bedürfnisse unerfüllt bleiben – können
ebenfalls zur Entwicklung von Schemata führen. Allerdings sind im späteren Alter entwickelte Schemata im Allgemeinen nicht so tiefgreifend oder
machtvoll wie früh im nahen familiären Umfeld entwickelte Schemata.
Dies könnte mit der Beschaffenheit der an die Familie gerichteten Bedürfnisse zusammenhängen, weiterhin mit der längeren Dauer des Kontakts
zwischen einem Kind und seiner Herkunftsfamilie (im Vergleich zu den
meisten Kontakten in Freundeskreis, Schule oder Nachbarschaft).
Wir haben vier Arten von frühen Erlebnissen beobachtet, die den Erwerb
von Schemata fördern. Die erste ist die schädigende Nichterfüllung von
Bedürfnissen. Diese tritt auf, wenn das Kind „zu wenig von einer guten Sache“ erfährt und Schemata erwirbt, die Defizite in der frühen Umgebung
widerspiegeln. In der Umgebung des Kindes mangelt es an einer wichtigen
Sache, wie Stabilität, Verständnis oder Liebe – und dieser Mangel wird zu
einer dauerhaften Präsenz im Verstand des Kindes.
Eine zweite Art von frühem Erlebnis, durch die Schemata entstehen, ist
Traumatisierung. Hierbei wird das Kind geschädigt oder viktimisiert
und entwickelt daraufhin Schemata, die das Vorhandensein von Gefahr,
Schmerz oder Bedrohung widerspiegeln. Das zentrale emotionale Bedürfnis nach Sicherheit wird nicht erfüllt; und was noch schwerwiegender
ist, es wird direkt in Frage gestellt. Dies führt oft zu Schemata, die durch
Misstrauen, Hypervigilanz, Angst und Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet sind.
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Bei einer dritten Art von frühem Erlebnis kommt dem Kind „zu viel von
einer guten Sache“ zu: Die Eltern versorgen das Kind mit einem Zuviel
von etwas, das in maßvollem Umfang gut für das Kind wäre. Das Kind
wird zwar so gut wie nie schlecht behandelt, stattdessen verhätscheln oder
verwöhnen es die Eltern aber. Die zentralen emotionalen Bedürfnisse des
Kindes nach Autonomie oder realistischen Grenzen werden nicht erfüllt,
da die Eltern vielleicht übermäßig in das Leben des Kindes involviert sind,
es zu sehr behüten oder ihm zu viel Freiheit und Autonomie gestatten,
ohne Grenzen zu setzen.
Die vierte Art von frühem Erlebnis, die Schemata hervorbringt, ist die
selektive Internalisierung oder Identifikation mit wichtigen Bezugspersonen. Das Kind identifiziert sich selektiv mit einem einflussreichen Erwachsenen, in der Regel einem Elternteil, und internalisiert dessen Gedanken,
Gefühle, Erfahrungen und Verhaltensweisen. Diesen Prozess kann man
sich auch als Modellierung vorstellen, bei dem die Eltern oder andere
Erwachsene dem jungen Kind als Modell dafür dienen, wie sie später in
der Welt existieren werden. Einige dieser Identifizierungen und Internalisierungen können sich zu Schemata entwickeln, wenn die stattfindenden
Lernprozesse beim beobachtenden Kind zentrale emotionale Bedürfnisse unbefriedigt lassen. So erlebt beispielsweise ein junges Mädchen, das
von einer hypervigilanten und überängstlichen Mutter aufgezogen wird,
vielleicht keinerlei direkte Defizite, Traumata oder Verhätschelung; es bekommt aber beigebracht, dass die Welt ein gefährlicher und nicht zu beherrschender Ort ist. So wird dem Kind auf indirekte Weise die sichere Basis entzogen – nicht aufgrund einer schwachen Elternteil-Kind-Bindung,
sondern weil der Elternteil selbst unsicher ist.
Andere Faktoren neben dem frühen Umfeld können ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Schemata spielen. Hierzu zählen das
emotionale Temperament des Kindes ebenso wie der kulturelle Kontext,
in dem das Kind und die Familie leben. Schemata entstehen letztlich aus
der Interaktion zwischen dem Temperament eines Kindes und seiner formenden Umgebung. Zu den vielfältigen temperamentsbezogenen Anfälligkeiten gehören verzerrte / defizitäre Informationsverarbeitung, emotionale Dysregulation oder gestörtes interpersonelles Verhalten. Selbst
bei Individuen ohne temperamentsbezogene Anfälligkeiten können sich
Schemata entwickeln, wenn sie sich mit besonders schädigenden familiären Umgebungen oder sehr harschen Lebensumständen konfrontiert
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sehen; allerdings gilt: Je größer die temperamentsbezogene Anfälligkeit
ausfällt, desto weniger ist an umweltbezogenem Einfluss erforderlich.
Schemata erzeugen ein Gefühl von kognitiver Konsistenz – von einer Welt,
die vorhersagbar (wenn nicht gar kontrollierbar) ist. Und da Menschen
nach dieser Art von Vorhersagbarkeit streben, erweisen sich Schemata als
sehr langlebig; in gewisser Weise kämpfen sie um ihr eigenes Überleben.
Unsere Schemata sind das, was wir wissen – selbst wenn sie uns quälen,
tun sie dies auf Arten, die für uns in gewisser Hinsicht vertraut und tröstend sind. Sie fühlen sich „richtig“ an. Auf der kognitiven Ebene lenken
Schemata unsere Aufmerksamkeit auf Informationen, die mit dem Schema selbst konsistent sind; auch lassen sie uns die Dinge auf eine zu dem
Schema „passende“ Weise erinnern. Auf der Verhaltensebene bewirken
sie, dass wir von bestimmten vertrauten Ereignissen angezogen werden.
Diese kognitiven und behavioralen Prozesse sind verantwortlich für die
Aufrechterhaltung von Schemata – die sich selbst erneuernde Weise, auf
die seit langer Zeit etablierte Schemata unsere Empfindungen im Griff
halten, beeinflussen, wie wir denken, fühlen, handeln und mit anderen
Menschen umgehen, sowie uns paradoxerweise dazu führen, dass wir in
unserem Erwachsenenleben zwangsläufig ausgerechnet die Bedingungen
unserer Kindheit wiederherstellen, die am schädlichsten für uns waren.
Schemata haben ihren Ursprung in realen Erfahrungen in der Kindheit
oder Adoleszenz und spiegeln den Charakter der frühen Umgebung des
betreffenden Menschen hochgradig zuverlässig wider. Wenn uns ein Klient beispielsweise erzählt, dass seine Familie ihn während seiner Kindheit kalt und lieblos behandelt hat, so ist dies üblicherweise korrekt; selbst
wenn er nicht versteht, weshalb seine Eltern Schwierigkeiten damit hatten, Zuneigung zu zeigen oder Gefühle auszudrücken. Der Klient mag
hinsichtlich der Ursachen, die er dem Verhalten seiner Eltern zuschreibt,
falschliegen, aber seine grundlegende Wahrnehmung des emotionalen
Klimas und der Art, wie er behandelt wurde, ist fast immer valide. In
diesem Zusammenhang ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche auf ihre
frühen Umgebungen kaum Einfluss haben – sie sind nicht diejenigen, die
das jeweilige emotionale Klima erzeugen; vielmehr sind sie diejenigen, deren Bedürfnisse nicht erfüllt werden.
Später im Leben werden Schemata dysfunktional, da sie a) alle neuen
Situationen, selbst solche, die sich grundlegend von den schädigenden
frühen Erfahrungen unterscheiden, auf der kognitiven und emotionalen
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Ebene ähnlich schädigend einfärben (selbst wenn diese Situationen in der
Realität nicht schädigend sind) und b) sie die Person auf der Verhaltensund der interpersonellen Ebene dazu führen, bestimmte Arten von Umgebungen oder Beziehungen aufrechtzuerhalten, sogar wenn diese Einfluss
ausüben, Entscheidungen beeinflussen oder andere Arten von Erfahrungen herbeiführen können.
Frühe maladaptive Schemata und die maladaptiven Arten, auf die ein
Klient diese zu bewältigen lernt, liegen oft chronischen Störungen auf der
Achse I des DSM zugrunde, beispielsweise Angststörungen, Depressionen,
Substanzmissbrauch und psychosomatischen Störungen. Weiterhin sind
sie die Grundlage für chronische Störungen auf der Achse II des DSM,
wie etwa die abhängige Persönlichkeitsstörung, die vermeidend-selbstunsichere Persönlichkeitsstörung, Aufmerksamkeitssuche oder Perfektionismus. Schemata sind kognitiv-affektive Persönlichkeitseigenschaften und
haben als solche dimensionalen Charakter: Sie befinden sich auf einem
Kontinuum von Schweregrad (Stärke) und Durchgängigkeit. Je höher der
Schweregrad eines Schemas ist, desto leichter wird es aktiviert (ausgelöst)
und desto intensiver sind die Konsequenzen. Wenn ein Individuum beispielsweise frühe und tiefgreifende Verlassenheit oder Invalidierung erlebt, dies häufig und in extremer Ausprägung vorkommt und von beiden
Elternteilen ausgeht, so werden die Schemata Verlassenheit und Emotionale
Instabilität dieses Individuums höchstwahrscheinlich in vielen Situationen ausgelöst werden. In der Konsequenz wird es die meiste Zeit hindurch
Zurückweisung erwarten, diese bereits bei geringfügigsten Anzeichen als
gegeben ansehen und infolge des intensiven und andauernden Leids, das
Zurückweisung bei ihm verursacht, stark darauf reagieren. Demgegenüber werden die betreffenden Schemata eines Individuums, das nur wenig
Invalidierung erlebt hat, die außerdem auch später in der Kindheit auftrat,
milder war und nur von einem Elternteil oder wenigen (aber nicht allen)
Freunden ausging, höchstwahrscheinlich weniger leicht ausgelöst werden
und eher moderate Reaktionen nach sich ziehen. In der Folge werden bei
diesen letztgenannten Individuen nur besonders relevante Ereignisse (wie
Kritik oder Nichtachtung von fordernden Autoritätspersonen, die demselben Geschlecht wie der invalidierende Elternteil angehören) die Schemata
auslösen.
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