Gottesdienst am Sonntag Trinitatis, 03.06.2012 in der evang. Kreuzkirche in Reutlingen (Pfarrer Stephan Sigloch) Predigttext Epheserbrief 1,3-14 Glockengeläut Vorspiel Begrüßung Lied „Herr Jesu Christ, dich zu uns wend“ EG 155 (1-4) Votum/Liturgischer Gruß gesungen „Amen“ Psalmgebet Psalm 103 „Ehr sei dem Vater ...“ (EG 177,1) EG 742 Liturgin: „Der Herr sei mit Euch!“ Gemeinde: „und mit Deinem Geiste!“ Gebet Dreieiniger Gott, wir sind hier, weil du da bist. Wir stimmen ein in das Lob der Christenheit und treten ein in deine Gegenwart und bitten dich: Öffne die Augen unserer Herzen, dass wir aufmerksam wahrnehmen, was du tust und was uns und unser Leben ausmacht. Öffne unseren Mund, dass wir dich loben und mehre dadurch unseren Glauben, dass wir dich erkennen und zuversichtlich leben, bis wir dein Geheimnis schauen in deinem Reich. Amen. Was uns bewegt, bringen wir in der Stille vor dich, dreieiniger Gott Stilles Gebet Wir beten zu dir, weil du uns hörst und uns segnest. Amen. Gesang „Oculi nostri ...“ / „Unsere Augen ..“ EG 787.6 Schriftlesung Epheserbrief 1,3-14 Lied „Ich werfe meine Fragen hinüber“ EG 627 (1-4) Predigt I. Text (wurde gelesen als Schriftlesung) Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, dass alles zusammen gefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist. In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Ratschluß seines Willens; damit wir etwas seien zum Lob seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christus gehofft haben. In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit. II. Einleitung (Anknüpfung an EG Ausg. Württ. 627) Ihr Frauen und Männer, liebe Schwestern und Brüder, liebe Gemeinde, dass wir unsere Fragen, unsere Bitten, unsere Angst und unseren Dank zu Gott hinüber werfen, „wie ein Tau von einem Schiff an Land“ - das ist uns einigermaßen vertraut. Und meistens können wir auch ganz gut damit leben, dass nicht alle unsere Fragen beantwortet, nicht alle Bitten erfüllt, nicht alle Angst genommen werden – im Vertrauen darauf, dass Gott sie so hört, wie er unseren Dank hört. Meistens ist es uns eine Hilfe und ein Halt, darauf zu vertrauen, dass Gott uns mit all unseren Fragen und Bitten, mit unserer Angst und mit unserem Dank fest hält – und wir nicht alleine sind damit. Heute Morgen – am Sonntag „Trinitatis“ („Dreieinigkeit“) und angesichts dieses wasserfallartigen Predigttextes - würde uns eine fünfte Strophe aber wohl mehr aus dem Herzen sprechen: „Ich werfe meine Ratlosigkeit zu dir hinüber …“. III. „Wasserfall“ Beim ersten Lesen dieses Predigttextes vor einigen Tagen kam die Erinnerung an Dia-Abende hoch – viele von Ihnen kennen das: Verwandte oder Freunde laden uns ein, um ihre Urlaubsfotos zu zeigen. Aber schon der Anblick der vielen Diakästen lässt einen innerlich zusammen sinken und man rechnet schon mal, wie lange es dauern wird, bis alle vier- oder fünfhundert Bilder gezeigt und die Geschichten dazu voller Begeisterung erzählt sind. Inzwischen sind unsere Urlaubsbilder ja meistens digital und kompakt gespeichert und wir sehen dann nicht vorher schon, was uns erwartet. Das nimmt so einem Bilderabend immerhin den ersten Schrecken. Aber so ein Schrecken hat mich angesichts des Textes überfallen – und er wurde auch nicht gemildert durch den Umstand, dass ich den Text vor 12 Jahren schon einmal vor mir hatte. Als zweites Bild kam mir die Vorstellung eines Wasserfalls: Im Griechischen ist der ganze Pre digttext ein einziger Satz, der aus dem Schreiber offensichtlich nur so heraus sprudelt – wie wir es von Menschen kennen, die vor lauter Begeisterung beim Erzählen ganz außer Atem kommen. Und dieses Bild des Wasserfalls zeigt die Tücken des Textes … Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Wanderung, es ist sehr warm, sie haben furchtbar Durst. Von Weitem hören Sie Wasser rauschen. Und dann sehen Sie einen Wasserfall, der von weit über Ihnen herab- und bis weit hinunterstürzt - und ihr Weg führt hinter ihm vorbei. Wie trinken Sie da? Mit offenem Mund den Kopf in den Wasserfall strecken? Vermutlich können Sie nur trinken, wenn Sie einen Becher nehmen – oder eben versuchen, mit der hohlen Hand etwas Wasser aufzufangen und so einige Schlucke zu trinken. Am Sonntag Trinitatis könnte das bedeuten, dass wir aus dem Text die Sätze heraus holen, die von Gott, dem Vater, von Jesus Christus und vom Heiligen Geist reden. IV. Trinitatis – theologische Grenzerfahrung + Bekenntnis Aber: Könnten wir so die „Trinität“, die Dreieinigkeit Gottes fassen? Könnten wir sie so tatsächlich verdaulich machen? Im Unterschied zu Weihnachten, Ostern oder auch Pfingsten gibt es keine eigene Geschichte zu „Trinitatis“. Das macht das Thema erst einmal schwierig. Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass Theologen gerne von einer „Trinitätslehre“ reden, als könnten wir mit unserem Verstand erfassen, wie es in Gott selber zu geht. Das stimmt aber nicht – wie auch? Das Stichwort „Trinität“ führt uns, was den Verstand und die Vernunft und das Begreifen angeht, an eine Grenze. Dennoch müssen wir an dieser Grenze nicht verstummen. Denn Gottes „Trinität“ ist keine theologische Lehre, sondern ein Bekenntnis: Gottes „Dreieinigkeit“ ist das Bekenntnis zu Gott, der uns auf vielerlei Weise und in ganz unterschiedlichen Erfahrungen begegnet. Dieses Bekenntnis aber können wir wohl nur singen – so, wie unser Predigttext im Grunde nichts anders ist als eine großer, begeisterter Hymnus. V. Wie Gott uns mit unserer Ratlosigkeit fest hält (s.u. X.) Mit dieser Einsicht kommen wir dem auf die Spur, wie Gott uns nicht nur mit unseren Fragen und Bitten, mit unserer Angst und unserem Dank, sondern auch mit unserer Ratlosigkeit festhält! - Und um der Spur jetzt weiter zu folgen, gehen wir noch einen Schritt zurück, nämlich zu dem Psalm, den wir vorhin gemeinsam gebetet haben – und der ja auch nichts anderes ist als ein Lied, ein Loblied! VI. „Lobe den Herrn, meine Seele“ (Psalm 103) „Lobe den Herrn, meine Seele!“ (V1+2) - Da ist ein Mensch im Zwiegespräch mit seiner Seele. Wer so betet, macht sich klar: 'Ich habe Grund, Gott zu loben. Es gibt in meinem Leben viele Gründe, Gott dankbar zu sein.' Trotz aller Erfahrungen, die scheinbar dagegen sprechen, trotz allem, was zwischen mir und Gott steht („Sünde“), trotz aller Gebrechen, allen Verderbens, aller Trauer und allen Unrechts und unserer Missetaten – „die Gnade des Herrn [...] währt von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (V17). Das ist das Fundament unseres Glaubens, das Fundament unseres Lebens. Im Predigttext klingt das so: In Christus hat Gott uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, hat uns vorherbestimmt, seine Kinder zu sein. Das klingt etwas fremd, nicht wahr? Es klingt aber gleich viel vertrauter, wenn wir uns die 2. Strophe eines bekannten Weihnachtsliedes in Erinnerung rufen (EG 37,2): „Da ich noch nicht geboren war, / da bist du mir geboren / und hast mich dir zu eigen gar, / eh ich dich kannt, erkoren. / Eh ich durch deine Hand gemacht, / da hast du schon bei dir bedacht, / wie du mein wolltest werden.“ Und es heißt nicht: „... wie ich dein sollte werden“, sondern: „... wie du mein wolltest werden“! Gott hat bei sich bedacht, wie er mein Gott werden könnte – dieses „Nachdenken Gottes“ mündet in unser Bekennnis zu ihm als „dreieinigem“. Gott hat bei sich bedacht, wie er mein Gott werden könnte … das Versprechen, das darin steckt ist der Grund allen Glaubens und allen Lobens. VII. Loben – Fluch oder Segen? Wer von Ihnen wird gerne gelobt, wer hört gerne Lob? Und – umgekehrt - wer von Ihnen lobt gerne? Wir Schwaben sind leider etwas „versaut“, was das Loben angeht: So halbspaßig zitieren wir den sprichwörtlichen Satz „Nicht geschimpft ist genug gelobt“. Aber dahinter verbirgt sich eine Armut: Eine Armut im Loben und eine Armut, Lob zuzulassen. „Warum ist loben wichtig?“ Die Frage habe ich in eine Suchmaschine im Internet (Google) eingegeben. Daraufhin wurden mir viele Texte und Artikel angezeigt, deren Thema war, für wen Lob wichtig ist. Demnach ist Lob wichtig – ich zähle es einmal in der Reihenfolge auf, die da kam - In der Erziehung, für jeden selbst, für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Kinder, Hunde, Partner, Gott, Azubis (also: Auszubildende), Pferde … und vor allem Kinder, Mitarbeitende, Hunde, Partner und Pferde kamen immer wieder vor. Manche Autoren waren der Meinung, Lob müsste „zweckfrei“ sein. Andere betrachten Lob als gutes „Instrument“, um etwas zu erreichen. Und immer wieder war davon die Rede, dass es schwer sei, richtig zu loben – ohne in „Lobhudelei“ zu verfallen oder in die Gefahr, sich „einzuschmeicheln“ oder „einzuschleimen“. Ich konnte nicht abschließend klären, ob Lob immer ein Segen ist. Dadurch, dass wir oft geradezu eifersüchtig auf Lob warten und beobachten, wer wie gelobt wird und wann ich nicht, indem wir vergleichen, manchmal jemanden ohne Grund „über den grünen Klee“ loben oder sogar jemanden „wegloben“ – dadurch, dass Loben so viele Missverständnisse produziert, ist Lob manchmal scheinbar mehr Fluch als Segen. VIII. Von der „Bewegung des Segens“ Im Blick auf Gott können wir natürlich zusätzlich fragen: „Warum sollen wir überhaupt Gott loben?“ Wozu soll das gut sein? Braucht er das? Was passiert denn da? Darauf gibt uns der Text eine Antwort, aber leider nicht auf den ersten Blick: In der Übersetzung Martin Luthers beginnt unser Text mit den Worten „Gelobt sei Gott …“. Im griechischen Text, auf den zweiten Blick, heißt es aber wörtlich: „Gesegnet sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus“. „Gesegnet sei Gott, […] der uns gesegnet hat ...“ - beide Male steht da dasselbe Wort. Und wir erkennen etwas, das wir eine eine „Bewegung des Segens“ nennen können: Gott segnet uns – und wir antworten darauf, „segnen“ ihn oder, das klingt etwas vertrauter, loben ihn. IX. Hineingenommen in die Gegenwart Gottes Das Entscheidende ist, dass mit uns etwas passiert, wenn wir „Gott segnen“. Jedes Lob, das ich einem anderen Menschen ausspreche, bedeutet: Ich trete heraus aus der Position eines neutralen Beobachters, nehme einen Standpunkt ein und erzähle eine Geschichte, eine Erfahrung. Lob drückt aus, dass ich mein Gegenüber wahrnehme und mich dem öffne, was er tut oder was er mir bedeutet. So ist es auch, wenn wir „Gott segnen“, wenn wir Gott loben. Auch da passiert etwas mit mir. Fünf Gedanken dazu! Erstens: „Loben“ ist „dankbares Empfangen“ mit dem ich etwa ausdrücke: Mein Leben ist eine Gabe Gottes. „Loben“ ist damit eine Grundeinsstellung, ist eine Lebenseinstellung, wir können von Pfingsten her auch sagen eine „Geisteshaltung“. Diese Geisteshaltung findet ihre Worte. Und „wenn wir uns angewöhnen, das auszusprechen, was wir für gut und lobenswert halten, erfahren wir eine innere Kraft, die uns mehr und mehr verwandeln wird. Denn das Wort steuert unser Werden. […] Die Worte, die wir sprechen transportieren nicht nur Informationen; sie tragen auch Schöpfungskraft ins sich. Durch unsere Worte nehmen wir Anteil an einer wirkenden Kraft. Am Anfang der Urgeschichte heißt es: 'Gott sprach … und es geschah' (1. Buch Mose 1,3). [Wir Menschen haben etwas von dieser Kraft 'verliehen' bekommen. Wir sind auch darin zum 'Bilde Gottes' geschaffen:] Indem wir sprechen, sind wir fähig, 'Tatworte' zu sprechen, die im Innern und Äußern etwas bewirken“ (Martin Schleseke, Der Klang S.61f.). Zweitens: Der Autor unseres Textes schreibt nie „Ich“. Er benutzt immer die Mehrzahl: „Wir“ oder – am Ende - „Ihr“. Das Lob Gottes braucht Gemeinschaft und hat vor allem im Miteinander Raum und seinen Platz. Und 'Im Miteinander' heißt auch: Das Lob Gottes hat vor allem und gerade dort Raum und seinen Platz, wo die Gemeinschaft denen ihre Stimme leiht, deren Erfahrungen das Loben und den Dank schwer machen oder zum Verstummen gebracht haben. Der dritte Gedanke stellt auch die Gemeinschaft in den Mittelpunkt: „Wer lobt, geht aus sich heraus … Loben steckt an und stiftet Gemeinschaft“ (Predigt von Dr. Sibylle Rolf über Eph 1,3-14 am 11.06.2006 in der Friedenskirche in HD-Handschuhsheim) . Wer lobt wird Teil der Gemeinschaft, die in der Gegenwart Gottes ist. Denn – viertens – wer ernsthaft „Gott“ sagt, der wird nie nur klagen und bitten, sondern wird immer auch loben und dankbar sein für all das, was Gott uns gibt: Unser Predigttext ist voll davon. Schließlich fünftens – und das ist entscheidend: Das Lob ist immer schon da – ist wie ein Raum, in den ich eintrete, wenn ich in das Lob einstimme. In einem Abendlied (EG 266,3+4) singen wir: (3) „Denn unermüdlich, wie der Schimmer / des Morgens um die Erde geht, / ist immer ein Gebet und immer / ein Loblied wach, das vor dir steht.“ - (4) „Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben / den Menschen überm Meer das Licht: / und immer wird ein Mund sich üben, / der Dank für deine Taten spricht“. Das Lob Gottes ist immer schon da in unserer Welt und ist der Raum der Gegenwart Gottes. Indem ich in das Lob Gottes einstimme, tue ich nicht Gott einen Gefallen, sondern ich trete ein in diesen Raum und finde mich wieder in der Gegenwart Gottes, in der ich schließlich mein Leben mit den Augen Gottes sehen kann und sehen lerne: „vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus […] zum Lob“ (V5) dessen, was er an uns tut. Oder, im Blick auf Gottes Dreieinigkeit gesagt: „Wenn ich in dieses Lob [...] einstimme, so lasse ich mich in die Liebe Gottes hineinziehen, die zwischen Vater, Sohn und Geist schwingt“ (Predigt von Dr. Sibylle Rolf, s.o.). X. Sehhilfe: Das trinitarische Bekenntnis Das ist ein schönes Bild: Indem wir Gott loben, werden wir hineingezogen „in die Liebe Gottes [...], die zwischen Vater, Sohn und Geist schwingt“, werden Teil dieser Schwingungen, die durch uns in unsere Welt hinein klingen. Und: Das Bekenntnis zum dreieinigen Gott ist zugleich eine Art Brille – mit der wir besser se hen, was Gott tut. Eine Brille, mit der wir besser sehen. Unser Blick auf Gottes Tun wird ja schnell und sehr leicht eng: Wer seinen Blick allein auf das Kreuz Christi lenkt, der hat zuerst und vor allem anderen sein eigenes Seelenheil im Blick – vergisst darüber aber allzu leicht die Welt, in der wir leben, die, wie wir, Gottes Schöpfung ist und für die wir Verantwortung haben. Und er vergisst darüber außerdem den Geist Gottes und damit die tiefe Wahrheit, dass der Glaube nur im Miteinander lebt – und das heißt: Dort, wo wir miteinander - einander erinnernd, einander tröstend, stärkend und Mut machend - Gott loben und wo wir miteinander dieses Lob „übersetzen“ in unser Leben. Von hier aus gewinnt das Wort „Trinitätslehre“ dann allerdings einen tiefen Sinn: Wir können eine Lehre ziehen aus dem Bekenntnis zu Gottes Trinität: sie hat eine unersetzliche Schutzfunktion. Ich deute das nur in drei Beispielen an – aber Sie merken, was ich damit meine: (1) Unser Umgang mit der Schöpfung – die wir Menschen seit Jahrzehnten behandeln als ein Objekt unserer menschlichen Willkür – ist eine glatte Verleugnung der Trinität! (2) Im sog. „III. Reich“ haben die Begeisterung und die Betonung des Geistes dazu geführt, dass das Kreuz Christi – und damit die Zuwendung Gottes zum Leben - verleugnet worden ist. Und dann haben wir es (3) in den letzten Jahrzehnten immer wieder mit charismatischen Gemeinden zu tun, die alles Gewicht darauf legen, was wir Christen „jetzt schon haben“ - die aber im Blick auf die Schöpfung, im Blick auf Kreuz und Leiden nichts zu sagen haben – weh denen, die in einer charismatischen Gemeinde alt werden und sich dem Vorwurf konfrontiert sehen, dass ihre Gebrechlichkeit sich dem verdankt, dass mit ihrem Glauben etwas nicht stimmt. Wenn uns die Trinität etwas lehrt dann dies: Lernt aus den Fehlern! Nehmt Gottes „Ja“ zum Leben in seiner ganzen Weite und Breite wahr! Dann und darin übersetzen wir das Lob Gottes konkret in unser Leben! Vom Übersetzen des Lobes in unser Leben heißt es in der Regel von Taizé: „Der Lobpreis […], wie er in der Liturgie [also: im Gottesdienst] zum Ausdruck kommt, ist in dem Maße wirksam, als er sich auch in den bescheidensten Arbeiten fortsetzt“. Wenn wir „Gott segnen“, ihn loben für das, was er tut, dann wirkt sich das immer aus in unserem Leben. Darum ist unser Predigttext auch nur der Anfang des Epheserbriefs - der noch manchen ganz konkreten Hinweis enthält, wie wir Christen unser Leben leben sollen als Antwort auf Gottes Segen und als Ausdruck dessen, dass wir „Gott segnen“. XI. Schluss: „... umhüllt uns mit Verstehen“ (siehe Abschnitt V.) Entscheidend – das noch zum Schluss, weil es im Blick auf Gottes „Trinität“ am Sonntag Trinitatis wichtig ist -, entscheidend für unseren Glauben ist nicht, dass wir Menschen mit unserem Verstand erfassen, wie es in Gott selber zu geht. Entscheidend ist, was wir gleich singen: In dem Raum der Gegenwart Gottes, in den wir eintreten, wenn wir in das Lob Gottes einstimmen, in diesem Raum verstehen nicht wir Gott und was in ihm vorgeht – sondern Gott „umhüllt uns mit Verstehen“ (EG 556,3). Amen. Musik Lied „Der Geist von Gott weht wie der Wind“ EG 556 (1-3) Gebet dazwischen EG 178.12 Dreieiniger, ewiger und barmherziger Gott. Dein Wesen ist unergründlich. Deine Werke sind unermesslich. Deine Wege sind unerforschlich. Wir danken dir, dass du unser Gott bist: Du hast uns geschaffen und durch Christus erlöst und durch deinen Geist in deine Gegenwart und in deine Gemeinde gerufen. Wir rufen Dich an: Kyrie, kyrie eleison. Dreieiniger Gott, der du lebst im Geheimnis deines dreieinigen Seins, wir bitten dich um die Schöpfungskraft deines Geistes: segne die Kranken mit Zuversicht - und wenn möglich Heilung, segne die Sterbenden mit Hoffnung und die Trauernden mit Trost. Um im Vertrauen auf Christus den Auferstandenen befehlen wir die Menschen in deine Hand, von denen wir Abschied nehmen mussten: N.N. Vollende du ihr Leben in deinem Reich und tröste ihre Angehörigen. Wir rufen Dich an: Kyrie, kyrie eleison. Dreieiniger Gott, wir bitten dich: segne die Verwirrten mit Klarheit, die Verzweifelten mit Mut, die Ratlosen mit Einsicht, die Hilflosen mit Beistand. Lass uns neue Möglichkeiten entdecken, um Armut zu beseitigen, um die Natur zu retten, um Frieden zu finden für uns und alle Welt. Wir rufen Dich an: Kyrie, kyrie eleison. Dreieiniger Gott, der du lebst im Geheimnis deines dreieinigen Seins, wir bitten dich um die Erlösungskraft deines Geistes: befreie die Menschen aus der Macht des Bösen, vergib denen, die schuldig geworden sind, an sich selbst und anderen, geleite uns alle wie Kinder mit deiner Liebe durchs Leben, bewahre uns vor Irrtum und Zweifel. Wir rufen Dich an: Kyrie, kyrie eleison. Dreieiniger Gott, der du lebst im Geheimnis deines dreieinigen Seins, wir bitten dich um die Offenbarungskraft deines Geistes: lass Menschen über dich nicht nur reden, sondern dein Dasein erfahren, lass Menschen deine Wahrheit nicht nur glauben, sondern deine Wirklichkeit auch spüren. Befreie die Theologie von Hochmut und Rechthaberei. Schütze die Menschen in deiner Gegenwart vor Angst und Wahn. Lass das Lob in uns wachsen und lass in uns abnehmen die Geister, die dein Lob übertönen wollen. Lass in uns wachsen den Glauben, die Hoffnung, die Liebe. Gott, wir erahnen dich immer wieder, mache uns bereit, dich zu erfahren. Ergreife du uns mit deiner Macht und führe uns in dein ewiges Reich. Wir rufen Dich an: Kyrie, kyrie eleison. Vaterunser (EG 685) Lied „Meinem Gott gehört die Welt“ Friedensbitte:„Verleih uns Frieden gnädiglich“ (EG 421) Segen Gemeinde: „Amen, Amen, Amen“ Nachspiel EG 408 (1-6)