Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) von Albumin bei

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Ruhr-Universität Bochum
PD Dr. med. Benno Mann
Dienstort: Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie
Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) von Albumin bei Patienten mit
benignen und malignen kolorektalen Erkrankungen
Inaugural-Dissertation
zur
Erlangung des Doktorgrades der Medizin
einer
Hohen Medizinischen Fakultät
der Ruhr-Universität Bochum
vorgelegt von
Ellen Welsing
aus Essen
2009
Dekan:
Prof. Dr. med. G. Muhr
Referent:
PD Dr. med. B. Mann
Korreferent: Prof. Dr. S. Hahn
Tag der mündlichen Prüfung: 08.12.2009
Für meine Kinder Justus, Vinzent und Konstantin
1
1.
Einleitung
6
1.1
Epidemiologie des kolorektalen Karzinoms
6
1.2
Ätiologie des kolorektalen Karzinoms
6
1.3
Prognostische Faktoren beim kolorektalen Karzinom
7
1.4
Screeningmethoden und Prävention beim kolorektalen
8
Karzinom
1.5
Serologische Biomarker - Definitionen und
9
Anforderungen
1.6
Biologische Marker beim kolorektalen Karzinom
11
1.7
Klinische Problematik bei Biomarkern
12
1.8
Potentielle Rolle des Albumins als biologischer Marker
14
1.9
Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie
15
Untersuchung
von
(ESR)
zur
Konformationsänderungen
des
Serumalbumins
1.10
Fragestellung der Arbeit
16
2.
Methodik
18
2.1.
Patientenrekrutierung
18
Definition der Einschlusskriterien
2.2
Untersuchte Patientenkollektive
19
2
2.3
Erfasste Parameter
22
2.3.1
Albuminkonzentration präoperativ/-interventionell
22
2.3.2
CEA präoperativ bei Patienten mit Karzinomen
22
2.3.3
Determination Ratio (DR-Wert)
24
2.3.3.1
Probenverarbeitung
24
2.3.3.2
Testdurchführung
24
2.3.3.3
Testauswertung
25
2.3.4
Postoperative/-interventionelle Komplikationen
29
2.4
Statistik
29
3.
Hauptteil mit Darstellung der Ergebnisse
30
3.1
Korrelationen der untersuchten Parameter mit
30
Konformationsänderungen des Albumins
3.1.1
Alter und Geschlecht
30
3.1.2
Albuminkonzentration
30
3.1.3
Konformationsänderungen des Albumins bei benignen
31
und malignen Erkrankungen des Kolorektums
3.1.3.1
Konformationsänderungen des Albumins bei Patienten
31
mit benignen Erkrankungen
3.1.3.2
Konformationsänderungen des Albumins bei Patienten
mit malignen Erkrankungen im Vergleich zu benignen
Erkrankungen
33
3
3.1.3.3
a) Karzinome vs. Adenome und Divertikulitis
33
b) Karzinome UICC-Stadium I vs. Adenome
35
Albumin-ESR bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen
37
– Korrelation mit dem UICC-Stadium
3.1.3.4
Korrelation der Konformationsänderungen mit CEA
38
3.1.3.5
Unterscheidung zwischen malignen und entzündlichen
40
Erkrankungen
3.1.3.6
Postoperative Ergebnisse der Albumin-ESR
42
3.1.3.6.1
bei Patienten mit Divertikulitis und Adenomen
42
3.1.3.6.2
bei Patienten mit Karzinomen
45
3.1.3.7
Korrelation der Albumin-ESR mit postoperativen
45
Komplikationen
a) Major-Komplikationen
46
b) Minor-Komplikation
47
4.
Diskussion
4.1
ESR
als
49
Methode
zur
Bestimmung
der
49
Konformationsänderung des Albumins
4.2
Biologische Tumormarker beim kolorektalen Karzinom
50
4.3
Albumin – physiologische Aufgaben und Alterationen
52
beim Malignom
4.4
Einfluss von demographischen und krankheitsbezogenen Parametern auf die Albumin-ESR mit
54
4
spinmarkierten Fettsäuren
4.5
Patienten mit Adenomen und Divertikulitis weisen in der
54
ESR ein anderes Spektralmuster auf als Patienten mit
Karzinomen
4.6
Postoperative Veränderungen der ESR-Spektren
56
4.7
Die Änderung der ESR-spektroskopisch messbaren
57
Albuminkonformation korreliert mit dem Tumorstadium
bei den UICC-Stadien I-III
4.8
Korrelation der ESR mit CEA
59
4.9
Cut-off-Wert der Determination ratio zur Unterscheidung
60
zwischen benignen und malignen Erkrankungen
4.10
Potentielle Rolle der Albumin-ESR zur Detektion von
61
kolorektalen Karzinomen
5.
Zusammenfassung und Aussicht
63
6.
Literaturverzeichnis
64
7.
Anhang
78
Danksagung
Lebenslauf
5
Abkürzungsverzeichnis
5-FU
5-Fluorouracil
5-JÜR
5-Jahres-Überlebensrate
AJCC
American Joint Committee on Cancer
APC
Adenomatous polyposis coli
AWMF
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesellschaften
CA19-9
Carcinogenes Antigen 19-9
CEA
Carcinoembryonales Antigen
CT
Computertomographie
DR
Determination ratio
ESR
Elektron-Spin-Resonanz
FAP
Familiäre adenomatöse Polyposis
FOBT
Fecal occult blood testing
FOLFOX
adjuvantes Chemotherapieregime für das Kolonkarzinom, bestehend
aus 5-FU, Folinsäure und Oxaliplatin
G
Grading
GEKID
Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V.
hg
Adenom mit hochgradiger Dysplasie (high grade)
HNPCC
Hereditäres nichtpolypöses Coloncarcinom
Khz
Kiloherz
KRK
Kolorektales Karzinom
L
Lymphatische Invasion
lg
Adenom mit leichter Dysplasie (low grade)
m
molar
mM
milimolar
M
Fernmetastasierung
MMR
Mismatch repair
MMS
Molecular mobility structure
MRT
Magnetresonanztomographie
mW
Mikrowatt
N
Lymphknotenstatus
NIH
National Institutes of Health
PME
Partielle mesorektale Exzision
pN
histopathologischer Lymphknotenstatus
pT
histopathologische Tumorinfiltration
SIRS
Systemic Inflammatory response syndrome
T
Thesla
TME
Totale mesorektale Exzision
UICC
Union Internationale Contre le Cancer
6
1.
Einleitung
1.1.
Epidemiologie des kolorektalen Karzinoms
Karzinome des Kolons und des Rektums sind in Deutschland bei Frauen nach
dem Mammakarzinom die zweithäufigste und bei Männern nach dem
Bronchialkarzinom und Prostatakarzinom die dritthäufigste maligne Erkrankung.
Bei
beiden
Geschlechtern
ist
das
kolorektale
Karzinom
(KRK)
die
zweithäufigste Todesursache unter den Neoplasien. Die Neuerkrankungsrate
liegt in Deutschland für Männer bei über 27.000 pro Jahr, für Frauen bei nahezu
30.000 pro Jahr. Legt man diese Zahlen zugrunde, hat Deutschland verglichen
mit anderen europäischen Ländern bei Männern und Frauen die höchste
Inzidenz. Seit Mitte der 80er Jahre steigt die Neuerkrankungsrate nicht mehr
weiter an. Männer erkranken im Mittel mit etwa 67 Jahren, Frauen mit etwa 72
Jahren. Die Mortalität beträgt in Deutschland etwa 30-35/100.000 beim
männlichen
und
20-25/100.000
beim
weiblichen
Geschlecht.
Das
Lebenszeitrisiko, an einem KRK zu erkranken, liegt bei etwa 4-6%, an einem
solchen Tumor zu sterben, bei etwa 2,5-3%. Die relative 5-JahresÜberlebensrate liegt für Männer und Frauen bei 56% (Krebs in Deutschland
2003-2004. 6. überarbeitete und aktualisierte Ausgabe. Robert-Koch-Institut
und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V.
Berlin. 2008).
Das KRK wird häufig in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert mit
entsprechend schlechter Prognose. Die Diagnosestellung in einem frühen
Stadium ist gleichbedeutend mit guter Prognose und besserer Lebensqualität.
1.2.
Ätiologie des kolorektalen Karzinoms
Die Ursachen des sporadischen KRK sind multifaktoriell und beinhalten
Ernährung, Genussmittel und Lebensstil. Als Risikofaktoren gelten dabei Zufuhr
von Fett und tierischem Eiweiß in größeren Mengen in Verbindung mit
7
ballaststoffarmer Kost, Nikotinabusus, Übergewicht und geringer körperlicher
Aktivität (Kahi et al., 2008).
Bei 5-10% aller KRK-Fälle liegen primär genetische Defekte als Ursache vor.
Bei der Familiären adenomatösen polyposis (FAP) ist die Keimbahnmutation
des adenomatösen polyposis coli (APC) Gens auf dem langen Arm des
Chromosoms 5, beim Hereditären nichtpolypösen Kolonkarzinom (HNPCC) die
Mutation in den DNA-Reparatur-Genen
(mismatch-repair Genen) hMLH1,
hMSH2, hPMS1 und hPMS2 ursächlich (Lynch et al, 2003). Daraus resultieren
Mikrosatelliteninstabilitäten (MSI) des Genoms, welche auch eine Rolle bei der
Ätiologie sporadischer Tumore spielen können (Kinzler, 1996, Rhyu, 1994).
Insgesamt werden bei 20 % aller Fälle familiäre Dispositionen verantwortlich für
das Entstehen eines KRK gemacht, wobei nicht immer strikte Kriterien für
hereditäre Karzinome erfüllt werden (Lynch et al., 2003).
Die
Adenom-Karzinom-Sequenz
mit
entsprechender
Akkumulation
von
genetischen Defekten ist die Basis für das Entsehen eines KRK. An den
genetischen Veränderungen sind eine Reihe von Onkogenen (k-ras, c-myc, cneu,
c-erb-2,
c-src),
als
auch
Tumorsuppressorgene
(APC,
DCC,
DPC4/Smad4, p53, nm32) beteiligt (Fearon et al., 1990, Lynch et al., 2003).
1.3
Prognostische Faktoren beim KRK
Abgesehen von patientenbezogenen Faktoren wie Alter, Geschlecht und
Lebensgewohnheiten können prognostische Faktoren in weitere zwei große
Gruppen eingeteilt werden: 1. Behandlungsbezogene Faktoren und 2.
Tumorbezogene Faktoren. Hinsichtlich der behandlungsbezogenen Faktoren ist
die Anzahl der bei der radikal onkologisch durchgeführten Operation
gewonnenen Lymphknoten ein wesentlicher Parameter. Es ist gezeigt worden,
dass Patienten von einer ausreichenden Lymphknotenausbeute im Sinne einer
besseren Prognose profitieren. Dies liegt zum einen an der präziseren
histopathologischen
Stadieneinteilung,
zum
anderen
vermutlich
am
therapeutischen Effekt der Lymphadenektomie als solcher (Chang et al., 2007).
Hinsichtlich der tumorbezogenen Faktoren ist die Kategorieeinteilung durch das
TNM-System der UICC die Basis für therapeutische Entscheidungen.
Entscheidend ist hierbei hinsichtlich Prognose der Befall von Lymphknoten und
8
Fernmetastasen. Das TNM-Staging-System erlaubt jedoch keine präzise
Aussagekraft mit prädiktivem Wert hinsichtlich der Prognose des einzelnen
Patienten.
Daher
wurden
bereits
viele
Studien
zur
molekularen
Charakterisierung von Tumoren durchgeführt. Dies hat zu einer Beschreibung
einer Reihe von molekularen Markern im Tumorgewebe geführt (Compton et
al., 2003, Kahlenberg et al., 2003, Galizia et al., 2004, Rau et al., 2003, Diep et
al., 2003, Gertler et al., 2004, Klump et al., 2004, Graziano et al., 2003, Popart
et al., 2004, Kahi et al., 2008). Keiner dieser Faktoren hat sich allerdings in der
klinischen Praxis hinsichtlich prognostischer Aussagekraft durchgesetzt.
1.4.
Screeningmethoden und Prävention beim KRK
Das Screening mindert effektiv die Mortalität des KRK. Aufgrund der
Sanierbarkeit von Präkanzerosen und der kurativen therapeutischen Ansätze in
frühen Tumorstadien, kann die Vorsorge sowohl die Inzidenz als auch die
Mortalität der Erkrankung reduzieren (Walsh et al., 2003).
Eine gebräuchliche, nicht-invasive Screeningmethode für das KRK ist die
Untersuchung auf okkultes Blut im Stuhl (FOBT) ab dem 50. Lebensjahr, wobei
die Peroxidaseaktivität des Hämoglobins gemessen wird. In einer Metaanalyse
für diese Untersuchung konnte eine Reduktion der Mortalität um 23% gezeigt
werden. Es wurden Daten von über 400.000 Personen ausgewertet (Towler et
al., 1998) Jedoch ist die Sensitivität und Spezifität mangelhaft. In Kombination
mit einer Sigmoidoskopie steigt die Rate der richtig positiven Ergebnisse (Kahi
et al., 2008, Winaver et al.,2003). Die Mortalität lässt sich durch Einbeziehen
der Sigmoidoskopie in das Screening asymptomatischer Personen um 60-80%
senken (Kahi et al., 2004, Winaver et al., 2003). Nach prospektiven Studien
vermag die komplette Koloskopie, ggf. mit Polypektomie, die Inzidenz des
kolorektalen Karzinoms um 76-90% zu vermindern (Müller et al., 1995). Obwohl
der Gebrauch des endoskopischen Screenings steigt, fehlt die Akzeptanz in der
Bevölkerung und die Bereitschaft, sich dieser Prozedur zu unterziehen (Frazier
et al., 2000). Würde der Empfehlung der WHO, asymptomatische Personen
ohne erhöhtes Risiko ab dem 50. Lebensjahr alle 5 Jahre sigmoidoskopisch zu
untersuchen, Folge geleistet werden, ließe sich die Sterblichkeit des
kolorektalen Karzinoms um mehr als die Hälfte senken (Lehnert et al.,1999).
9
Eine hypothetische Berechnung ergab eine Reduktion der KRK-Inzidenz von 60
% und eine 80%ige Reduktion der Mortalität (Frazier et al., 2000). In einer
aktuellen Studie (Baxter et al., 2009) konnte gezeigt werden, dass die
Koloskopie
insbesondere
die
Wahrscheinlichkeit,
ein
linksseitiges
Kolonkarzinom zu entwickeln, reduzieren kann. Eine soeben veröffentlichte
Studie aus Heidelberg untersuchte die geschätzte Reduktion der Inzidenz des
KRK durch die Screening-Koloskopie. Eine Analyse von 1,875708 Patienten
erbrachte eine Verringerung der KRK-Fälle um 15000 zwischen 2003 und 2010
durch Anwendung der Screening-Koloskopie (Brenner et al., 2009).
Andere nicht-invasive Untersuchungsverfahrens des Stuhls, wie die DNAAnalyse, haben sich bislang aufgrund hoher Kosten und fehlender Daten nicht
durchsetzen können (Traverso et al., 2002, Davis et al., 2005, Imperiale et al.,
2004).
Die Entwicklung einer Serumuntersuchung zur Erfassung des persönlichen
Risikos, ein KRK zu entwickeln, wäre sehr effizient und hilfreich. Bislang gibt es
Untersuchungen zum „loss of imprinting“ des Insulin growth factor II Gens
(IGF2). Der Verlust dieses Gens ist bei Patienten mit kolorektalem Adenom
viermal und bei Patienten mit KRK 18 mal höher als in der gesunden
Normalbevölkerung (Renehan et al., 2004, Cruz-Correa et al., 2004). In zwei
aktuellen Studien (Leman et al., 2007, Leman et al., 2008) wurde gezeigt, dass
die Nuklear Matrix Proteine CCSA-2, CCSA-3 und CCSA-4 eine exzellente
Sensitivität für Patienten mit KRK aufwiesen, bei jedoch kleiner Fallzahl.
Allerdings gibt es bislang kein serologisches Untersuchungsverfahren, welches
mit hoher Sensitivität und Spezifität im Sinne eines Screening-Testes breit
angewandt werden kann. Wünschenswert wäre ein solcher serologischer
Marker, der ein effizientes Screening ermöglichen, bzw. unterstützen könnte.
1.5.
Serologische Biomarker - Definitionen und Anforderungen
Biologisch
handelt es sich bei serologischen Markern – häufig auch als
Tumormarker bezeichnet - meistens um Proteine mit einem Lipid- oder
Kohlenhydratanteil.
zirkulierenden
Diese
im
Makromoleküle
Blut
und
können
in
anderen
Körperflüssigkeiten
Abhängigkeit
von
bösartigen
10
Erkrankungen in unterschiedlicher Konzentration gemessen werden. Dabei
können das Vorhandensein und das Wachstum von Neoplasien eine
entscheidende Rolle für die Konzentration der Marker spielen. Tumormarker
werden entweder direkt von der Tumorzelle oder indirekt durch die Induktion
anderer Zellen produziert (Kelloff et al., 2006).
Abzugrenzen
Gewebemarker
von
serologischen
(„tissue
Markern
factors“),
(„biochemical
welche
factors“)
anhand
sind
bspsw.
immunhistochemischer Untersuchungen am Tumorgewebe analysiert werden.
Ursächlich
für
die
gesteigerte
oder
veränderte
Nachweisbarkeit
von
serologischen Markern können Genmutationen und die vermehrte Expression
von Onkogenen sein, da diese eine Veränderung der Serumkonzentration oder
der strukturellen Konfiguration von bestimmten serologischen Tumormarkern
zur Folge haben können (Kelloff et al., 2006).
Inhaltlich unterschieden werden muss bei serologischen Biomarkern zwischen
diagnostischen, prädiktiven und prognostischen Markern.
Hinsichtlich diagnostischer Marker wäre ein Faktor erstrebenswert, der zum
einen mit großer Sensitivität und Spezifität eine Aussage über das
Vorhandensein einer Tumorerkrankung noch vor der klinischen Manifestation
zulässt. Ziel dabei ist es auch, molekulare Faktoren zu identifizieren, die mittels
kostengünstiger, einfacher, reproduzierbarer Tests das Vorhandensein einer
malignen Erkrankung in einem frühen Tumorstadium erlaubt.
Prädiktive Marker werden als identifizierende Marker, welche eine Vorhersage
zum Ansprechen einer bestimmten Therapie erlauben, benutzt (Kelloff et al.,
2006). Dabei wäre es wünschenswert, mithilfe eines geeigneten Markers eine
Gruppierung von Patienten mit und ohne Risikofaktoren herzustellen, wodurch
neue Therapiestrategien angepasst werden könnten.
Ein prognostischer Marker liefert eine Korrelation zum Überleben bzw.
krankheitsfreiem Überleben.
Dabei definiert McLeod 1999 einen Prognosefaktor als eine Variable, die
1. Informationen über das Gesamtüberleben gibt
2. die Erkenntnisse der histopathologischen Untersuchung ergänzt und
3. therapeutische Konsequenzen hat
11
Um als klinisch relevant eingestuft werden zu können, müsste ein neuer
Prognosefaktor laut Duffy verschiedene Anforderungen erfüllen (Duffy et al.,
2007):
1.
er muss unabhängig von Staging-Systemen sein,
2.
ein Indikator für ein schlechteres Überleben darstellen
und / oder
3.
zusätzliche prognostische Informationen zu den etablierten
Staging-Systemen (UICC) liefern.
Zusammenfassend sollte der ideale „Tumormarker“ ein prädiktives Instrument
darstellen, der zudem eine frühe Detektion einer malignen Erkrankung erlaubt
und ein therapeutisches Monitoring unterstützt, bzw. Therapieschemata
beeinflussen kann.
1.6.
Biologische Marker beim KRK
80 % der malignen kolorektalen Tumoren exprimieren das tumorassoziierte
Antigen
CEA
(Carcinoembryonales
prognostischer Faktor und
Antigen).
Seine
Wertigkeit
als
Verlaufsparameter konnte durch zahlreiche
Untersuchungen gezeigt werden (Carpelan-Holmström et al.,1995, Bermann et
al., 2000, Locker et al., 2006, Bakalakos et al., 1999). 1965 wurde es von Gold
und
Freedman
in
embryonalem
Gewebe
und
Lebermetastasen
von
Kolonkarzinomen erstmalig beschrieben. CEA ist der am meisten verwendete
und gut verfügbare Tumormarker beim Management des KRKs. Erhöhte
präoperative Serum-CEA-Werte sind mit erhöhtem Rezidivrisiko und schlechter
Prognose assoziiert (Park et al., 2006). Dabei ist die prognostische Aussage
der
Serum-CEA-Werte
unabhängig
vom
Stadium
der
Lymphknotenmetastasierung (Park et al., 2006, Wanebo et al., 1978).
Allerdings ist das CEA gerade in den frühen Stadien des KRK mit einer sehr
niedrigen Sensitivität und Spezifität ausgestattet (Goldstein et al., 2005). In der
Früherkennung lässt es sich ebenfalls nicht einsetzen (Watine et al., 2001).
Bezüglich der Berücksichtigung der präoperativen CEA-Konzentration bei
Staging und Prognose des kolorektalen Karzinoms gab es in den letzten Jahren
Neuerungen in den Protokollen der AJCC. Die Höhe der CEA-Freisetzung zum
12
Zeitpunkt
der
Primärtherapie
steht
in
ausgeprägter
Korrelation
zum
Tumorstadium (Hasholzner et al., 1999) und sollte laut den Empfehlungen der
AJCC in der TNM-Klassifikation berücksichtigt werden (Compton et al., 2000).
Basierend auf den Ergebnissen mehrerer multivariater Studien wurde das CEA
von einem Expertenausschuss amerikanischer Pathologen als Prognosemarker
der höchsten Kategorie I eingestuft (Henson et al., 1995). In den aktuellen
Leitlinien der AWMF wird die Bestimmung präoperativer CEA-Konzentrationen
sowohl für die Tumornachsorge als auch für die Prognoseabschätzung beim
kolorektalen Karzinom empfohlen.
Andere, breit untersuchte Substanzen haben sich in ihrer Wertigkeit nicht
durchsetzen können: CA 19-9 stellt den Tumormarker der „zweiten Wahl“ dar.
Hinsichtlich der Sensitivität und Spezifität ist CA 19-9 dem CEA unterlegen
(Filella et al., 1994) und auch die Untersuchung der kombinierten Bestimmung
beider Tumormarker ergab keine Vorteile gegenüber der isolierten CEABestimmung (Forones et al., 1999). Wird bei einem Patienten CEA nicht im Blut
freigesetzt, so kann allerdings CA 19-9 als Tumormarker in Betracht gezogen
werden.
Im Vergleich zur Tumornachsorge ist CA 19-9 für die Prognoseabschätzung
kolorektaler Karzinome von größerer Bedeutung. In mehreren Studien hatte
dieser Tumormarker einen vom Tumorstadium unabhängigen und signifikanten
Einfluss auf das rezidivfreie Intervall und das Überleben (Diez et al., 1994,
Behbehani et al., 2000, Reiter et al., 2000, Nakagoe et al., 2003).
In einer Übersichtsarbeit von Hundt et al. (2007) werden Arbeiten über
serologische Biomarker zur Detektion von KRK ausgewertet. Dabei wurde die
Literatur hinsichtlich Publikationen über biologische Marker auf Protein-,
Kohlenhydrat-, Fett-, mRNA- und DNA-Ebene analysiert. Dabei zeigte sich eine
breite Varianz in der publizierten Spezifität und Sensitivität der einzelnen
Marker.
1.7.
Klinische Problematik bei Biomarkern
Bislang bietet der Status der Lymphknotenmetastasierung die wichtigste
prognostische
Wertigkeit
beim
KRK.
Onkologisch
radikal
an
einem
13
Kolonkarzinom operierte Patienten mit Lymphknotenbefall (N+/UICC Stadium
III) werden einer adjuvanten Chemotherapie zugeführt. Operierte Patienten mit
nodal nicht metastasiertem Primärtumor (pN0) weisen eine deutlich verbesserte
5-JÜR-Rate auf, verglichen mit Patienten, bei denen ein oder mehrere
Lymphknoten befallen sind (pN1, pN2) (Ries et al., 2000, Le Voyer et al., 2003).
Des Weiteren ist bekannt, dass Patienten mit Rektumkarzinom und positiven
Lymphknoten
häufiger
ein
Lokalrezidiv
erleiden,
als
Patienten
ohne
Lymphknotenbefall (McCall et al., 1995).
Beim lymphknotenpositiven Tumor (UICC St. III) stellt die adjuvante
Chemotherapie beim Kolonkarzinom einen signifikanten Überlebensvorteil dar
(Moertel et al., 1990) Das Standardregime besteht neuerdings in der Gabe von
Oxaliplatin im Rahmen des sogenannten FOLFOX-Schemas, welches im
klinischen Alltag weite Verbreitung gefunden hat (André et al., 2004, Wolpin and
Meyer, 2008).
Bislang hat sich im UICC-Stadium II beim Kolonkarzinom noch keine adjuvante
Chemotherapie durchgesetzt. Es gibt jedoch Untergruppen von Patienten in
diesem Stadium, die ein Rezidiv mit dementsprechend schlechter Prognose
entwickeln (Gill et al., 2004 Benson et al., 2004, Figueredo et al., 2004, Wolpin
et Meyer, 2008). Andererseits gibt es innerhalb des UICC-Stadiums III deutliche
Schwankungen im Gesamtüberleben betroffener Patienten (Benson et al.,
2004,
Figueredo et al, 2004). So gibt es eine Vielzahl von Patienten, die
offensichtlich nicht von einer applizierten adjuvanten Chemotherapie profitieren
(Benson et al., 2004, Figueredo et al., 2004).
Wie oben aufgeführt, wurden bereits eine Reihe von molekularen Faktoren
hinsichtlich
ihrer
prognostischen
Aussagekraft
untersucht.
Hinsichtlich
Ansprechen auf eine chemotherapeutische Behandlung wurden ähnliche
Faktoren analysiert, um zum Einen Untergruppen von Patienten mit einem
hohen Risiko für ein Rezidiv nach onkologisch radikaler Operation zu
identifizieren, und zum Anderen diejenigen Patienten zu identifizieren, die von
einer Chemotherapie profitieren (Responder). Zu diesen potentiellen Markern
zählen: Zellproliferationsinidices (Ki-67, Mib-1, proliferating cell nuclear
antigen), Onkogene bzw. Tumorsuppressorgene (p53, K-ras, deleted in
colorectal cancer-DCC, Bcl-2, c-erbB2) (Compton et al., 2003, Hundt et al.,
2007), DNA-Reparaturgene (microsatellite instability, MSI, Sankila et al., 1999,
Gryfe et al., 2000), Angiogenesemarker (vascular endothelial growth factor,
14
Tsai et al., 2006), Marker der Invasion/Metastasierung (plasminogen-related
molecules,
Stephens
et
al.,
1999)
und
biochemische
Marker
(Thymidylatsynthase, Edler et al., 2000, Yamachika et al., 1998, Van Triest et
al., 1999), sowie CCSA2-4 (Leman et al., 2007 und 2008). In einer soeben
erschienen Arbeit wurde für das BAX Protein gezeigt, dass es als unabhängiger
prädiktiver Marker im UICC Stadium II dienen könnte (Nehls et al., 2009).
Die Validität dieser Marker wird sehr kontrovers diskutiert und ihre klinische
Anwendung ist durch die Komplexität, die Schwierigkeit der Standardisierung,
und die hohen Kosten limitiert (Graziano et al., 2003, Locker et al., 2006).
Sinnvoll wäre es, Patienten selektionieren zu können, welche von einer
adjuvanten Therapie profitieren. Ein biologischer Marker, der Hoch-Risiko- von
Niedrig-Risiko-Patienten trennen könnte, wäre hilfreich, um unnötige Therapien
zu vermeiden und Untersuchungen zur Effektivität von adjuvanten Therapien zu
verbessern. Es gibt einen steigenden Bedarf an definierten Parametern, welche
die Früherkennung einer Tumorerkrankung und Verlaufsbeurteilung einer
Tumortherapie verbessern.
1.8.
Potentielle Rolle des Albumins als biologischer Marker
Humanes Serumalbumin stellt einen Hauptbestandteil im Transportsystem des
Blutes dar. Es transportiert Fettsäuren, Tryptophan, Bilirubin, Calcium,
Glucocorticoide und andere Komponenten, wie auch Pharmaka, zu den
jeweiligen Zielzellen. Es existieren unterschiedliche Bindungsstellen für den
jeweiligen Transport der Komponenten am Albuminmolekül. Für Fettsäuren sind
dabei inzwischen mindestens sechs Bindungsstellen bekannt (Curry et al.,
1998, Simard et al., 2006). Diese Bindungsstellen bewirken auch den Transport
anderer hydrophober Substanzen, inklusive endogener Toxine. Es ist bekannt,
dass
Bindungen
von
Metaboliten,
Medikamenten
und
Toxinen
eine
Konformationsänderung von Albuminmolekülen hervorrufen können, die
wiederum zu einer gestörten Transportfunktion führen können (Kragh-Hansen
et al., 2002). Die Transporteigenschaften des Albumins hängen von seiner
Fähigkeit zur allosterischen Metabolitenbindung, von der Kapazität der
Bindungsstellen, von der Intensität der Ligandenbindung und vom Grad der
Dissoziation der gebundenen Ligandenkomplexe hin zu Zielzellen ab.
15
Von Tumorzellen freigesetzte Proteine können an Albumin binden und rufen
damit eine strukturelle und funktionelle Modifikation des Albuminmoleküls
hervor.
Dadurch
kommt
es
zu
Änderungen
des
Bindungs-
und
Transportkapazitäten des Albumins für Fettsäuren (Mehta et al., 2003, Liotta et
al., 2003). Diese Veränderungen sind mittels Elektronen-Spin-ResonanzSpektroskopie (ESR) messbar (Atherton et al., 1993, Kazmierczak et al., 2006,
Marsh et al., 2002, Matthes et al., 2002). Kazmierczak et al. zeigten 2006, dass
veränderte Werte der ESR von Albumin bei Patienten mit verschiedenen
onkologischen Erkrankungen als Indikator für ein Rezidiv oder auch für das
Ansprechen auf eine Therapie dienen kann.
1.9.
Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) zur Untersuchung von
Konformationsänderungen des Serumalbumins
Mit der Elektronen-Spin-Resonanz-Spektroskopie (ESR) kann ein Verfahren zur
Bestimmung von funktionellen Charakteristika von Plasmaproteinen angewandt
werden (Hinderberger et al., 2006). Aktuelle Anwendungsgebiete der ESR,
einer mit kernmagnetischer Resonanz verwandten Methode, sind die
Qualitätskontrolle bei der Herstellung kommerzieller Albumine, die Entwicklung
von
Albumin
als
Therapeutikum
mit
verbesserten
Transport-
und
Entgiftungseigenschaften, sowie die Verbesserung der Bioverfügbarkeit von
Medikamentenwirkstoffen, die durch das Albumin transportiert werden.
Aus einer geringvolumigen
Blutprobe (Serum oder Plasma) kann der
Konformationszustand und die Fettsäuretransportfunktion des Albumins
analysiert werden. Dazu wird einer albuminhaltigen Probe (bspsw. Serum) eine
spezifische langkettige Fettsäure zugegeben, die an das Albumin bindet. An die
Fettsäure wird ein stabiles Radikal, das „Reportermolekül“, gebunden. Unter
Zugabe eines polaren Lösungsmittels (meist Ethanol) in unterschiedlichen
Konzentrationen werden Konformationsänderungen induziert und verschiedene
Transportsituationen simuliert (Hinderberger et al., 2006). Die Mobilität des
Reportermoleküls erfasst auf der Basis mathematischer Modelle (MMSTechnologie,
„mobility
of
molecular
structure“)
die
Konzentration
der
gebundenen Fettsäuren (Matthes et al., 2001). Die Analyse gibt Auskunft
darüber, ob das Albumin den Liganden Fettsäure stark oder weniger stark
16
bindet, ob es seine gebundenen Fettsäuren verliert, bzw. aufgrund der
Besetzung von Bindungsstellen durch Metabolite, Peptidfragmente oder
Endotoxine Fettsäuren nicht mehr gebunden werden können.
Die Form der gemessenen ESR-Spektren reflektiert dabei Änderungen der
Albuminkonformation und die Fettsäuretransportfunktion des Albumins.
Wie oben aufgeführt, ist es bekannt, dass exogene und endogene
Verbindungen Modifikationen in der Konformation der Albuminmoleküle
hervorrufen können (Metha et al., 2003, Liotta et al., 2003).
Diese Variabilität der Serumalbuminstruktur wird bei Tumorerkrankungen
beobachtet und kann mit Hilfe der Untersuchung von Bindungsparametern einer
Reihe
von
Substraten
Tumorerkrankungen
am
wird
Albumin
die
erfasst
Fähigkeit
werden.
des
Bei
malignen
Albumins
zur
Konformationsänderung auf spezifische Weise blockiert. Dadurch wird die
Abgabe gebundener Ladungen an die Zielzellen erschwert (Muravsky et al.,
2000).
Diese Funktionseinschränkungen des Albumins sind bei Krebserkrankungen
teils schon im Frühstadium vermindert. Andererseits ist für Fälle von
Remissionen solider oder hämatologischer Tumoren eine Normalisierung
gezeigt worden (Kazmierczak et al., 2006, Gurachevsky et al., 2008).
Die
Vorstellung
einer
mittels
ESR
messbaren
Modifikation
der
Albumintransportfunktion durch ein Tumorgeschehen noch vor der klinischen
oder diagnostischen Präsenz könnte die Möglichkeit eines Tumorscreenings
ergeben. Gegebenenfalls könnte die Albumin-ESR als Verlaufsparameter bei
bereits manifestem malignen Geschehen dienen.
1.10 Fragestellungen der Arbeit
In der vorliegenden Arbeit soll die Anwendbarkeit der ESR zur Untersuchung
der Konformation des Albumins im Serum von Patienten mit KRK untersucht
werden. Dazu sollen Serumproben von Patienten mit KRK und von Patienten
mit benignen kolorektalen Erkrankungen hinsichtlich Konformationsänderungen
des Albumins mittels ESR untersucht werden.
Im Einzelnen sollen folgende Fragestellungen bearbeitet werden:
1.
Treten Konformationsänderungen des Albumins in Abhängigkeit vom
17
•
Alter,
•
Geschlecht oder von
•
der Albuminkonzentration auf?
2.
Gibt
es
Konformationsänderungen
des
Albumins,
die
eine
Unterscheidung zwischen malignen und benignen Erkrankungen
ermöglicht?
•
Falls ja, gibt es einen mittels ESR ermittelten Wert, der als „cut-off“
zur Unterscheidung zwischen malignen und benignen Erkrankungen
dienen kann?
•
Falls
ja,
gibt
es
eine
Korrelation
mit
dem
Stadium
der
Tumorerkrankung?
•
Falls ja, gibt es eine Korrelation von Konformationsänderungen des
Albumins mit CEA?
3.
Treten Konformationsänderungen des Albumins auf, die eine
Unterscheidung zwischen entzündlichen und malignen Erkrankungen
ermöglicht?
•
Falls ja, gibt es einen mittels ESR ermittelten Wert, der als „cut-off“
zur
Unterscheidung
zwischen
entzündlichen
und
malignen
Erkrankungen dienen kann?
4.
Gibt es Konformationsänderungen bei Patienten
•
nach endoskopischer Adenomabtragung?
•
nach operativer Therapie von Patienten mit kolorektalen Adenomen?
•
Falls
ja,
steht
die
messbare
Konformationsänderung
Zusammenhang mit dem Auftreten einer Komplikation?
in
18
2.
Methodik
Von Januar 2005 bis Dezember 2006 wurden aus der Klinik für Allgemein- und
Visceralchirurgie der Augusta-Kranken-Anstalt in Bochum insgesamt 104
Patienten prospektiv in die vorliegende Untersuchung aufgenommen. Sämtliche
Patienten wurden einer Intervention, bzw. einer Operation unterzogen. Die
Patienten unterschrieben eine Einverständniserklärung (siehe Anhang). Ein
Votum bei der Ethikkomission der Ärztekammer Westfalen-Lippe wurde
eingeholt (Reg.-Nr.: 4XII Mann).
2.1
Patientenrekrutierung
Folgende Einschlusskriterien wurden definiert:
1. Koloskopisch und CT-morphologisch (Klassifikation nach Hansen-Stock)
gesicherte Sigmadivertikulitis
CT-morphologische Stadieneinteilung nach Hansen-Stock,1996:
Stadium I:
akute Sigmadivertikulitis ohne Umgebungsreaktion
Stadium IIa:
akute Sigmadivertikulitis mit phlegmonöser
Umgebungsreaktion
Stadium IIb:
akute Sigmadivertikulitis mit abszedierender
Umgebungsreaktion/gedeckter Perforation
Stadium IIc:
akute Sigmadivertikulitis mit freier Perforation
Stadium III:
Chronisch rezidivierende Sigmadivertikulitis
Die Patienten der Stadien IIa bis IIc wurden in die Gruppe „akute“ Divertikulitis,
die Patienten des Stadiums III in die Gruppe der „chronischen“ Divertikulitis
subsummiert. Bei sämtlichen in die Studie aufgenommenen Patienten wurde
aufgrund des CT-morphologischen Stadiums, der klinischen Symptomatik und
der Anamnese die Indikation zur operativen Therapie gestellt. Bei Patienten mit
Sigmadivertikulitis
wurde
histopathologisch
anhand
des
Resektates
determiniert, ob es sich um eine akute, mit oder ohne Zeichen einer gedeckten
Perforation, oder um eine chronische Sigmadivertikulitis handelte.
19
2.
Histologisch gesichertes Adenom im Kolorektum
Die histomorphologische Einteilung der Adenome in „low“- und „high grade“Adenome erfolgte gemäss dem vorhandenen Dysplasiegrad. Bei den
kolorektalen Adenomen wird die geringgradige Epitheldysplasie (low grade
Adenom) als reversibel und als Zeichen einer gesteigerten Regeneration, die
hochgradige
Epitheldysplasie
(high
grade
Adenom)
als
intraepitheliale
Neoplasie verstanden.
3.
Histologisch gesichertes Karzinom im Kolorektum
Nach
endoskopischer
Probenentnahme
und
anschließender
histopathologischer Diagnosestellung erfolgte die Resektion. Die Aufarbeitung
der Resektionspräparate erfolgte gemäß den Anwendungsleitlinien der
Deutschen Gesellschaft für Pathologie und des Berufsverbandes Deutscher
Pathologen
(2003/2004).
Der
pathologische
Befund
beinhaltete
die
Tumorklassifikation, basierend auf dem pTNM-System, es wurde die 2003 von
der UICC aktualisierte Version verwendet (Wittekind et al., 2003). Im Detail
wurden das pT-Stadium (pT1-pT4), der Status der regionären Lymphknoten
(pN0-pN2),
der
histopathologische
Differenzierungsgrad
(G1-G4),
die
Lymphgefäßinvasion (L0-L1), sowie der Residualtumorstatus (R0-R2) erfasst.
Folgende Ausschlusskriterien wurden definiert:
Nicht adenomatöses Malignom des Kolons und Rektums
Operationen im Notfall
Fehlende Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie
stattgehabte neoadjuvante Therapie beim Rektumkarzinom
kompensierte und dialysepflichtige Niereninsuffizienz
Das diagnostische und therapeutische Vorgehen war von der Teilnahme an der
Studie unabhängig.
2.2
Untersuchte Patientenkollektive
Insgesamt wurde bei 117 Patienten Serum entnommen, um eine ESR des
Albumins mit spinmarkierten Fettsäuren durchzuführen. Von den 117 Proben
20
waren 13 nicht verwertbar, sodass die Gesamtzahl der untersuchten Seren 104
beträgt.
Von den insgesamt 104 untersuchten Patienten hatten 32 Patienten eine akute
oder chronische Sigmadivertikulitis, 29 kolorektale Adenome und 43 Patienten
ein kolorektales Karzinom.
Patienten mit Sigmadivertikulitis (Alter 43 - 76 Jahre, Median 60 Jahre, w:m
22:10) wurden mittels konventioneller (n=19) oder laparoskopisch assistierter
(n=13) Sigmaresektion behandelt.
In 17 Fällen wurde durch den Pathologen eine chronische Divertikulitis und in
15 Fällen eine akute Entzündung mit phlegmonöser oder abszedierender
Umgebungsreaktion diagnostiziert.
Patienten mit kolorektalen Adenomen (Alter 45 - 84 Jahre, Median 68 Jahre,
w:m 16:13) wurden entweder einer rektoskopischen (n=8) oder koloskopischen
(n=10)
Abtragung
unterzogen,
Kolonsegmentresektion
(n=5)
durch
oder
eingeschränkte
mittels
transanaler
konventionelle
endoskopischer
Mikrochirugie (TEM) (n=6) operiert. Die histologische Begutachtung wies 16
high-grade-Adenome, 13 low-grade-Adenome nach (Siehe Ergebnistabelle im
Anhang).
Bei 31 Patienten der Karzinomgruppe lag ein Kolonkarzinom und bei 12
Patienten ein Rektumkarzinom vor. Die geschlechtsbezogene Verteilung zeigte
bei den Frauen viermal häufiger ein Kolonkarzinom als ein Rektumkarzinom.
Bei den Männern stellte sich ein Verhältnis von 1:1,3 dar. Das Alter in dieser
Gruppe lag im Median bei 74 Jahren (53-86 Jahre).
Patienten mit einem präoperativ bioptisch gesicherten Adenokarzinom des
Kolorektums wurden radikal-onkologisch mit zentraler Ligatur der versorgenden
Gefäße und Lymphadenektomie entsprechend dem Tumorsitz operiert. Die
therapeutischen Verfahren sind in Tabelle 1 aufgelistet.
21
Tabelle 1: Operationsverfahren und interventionelle Verfahren bei den einzelnen
Krankheitsgruppen.
Sigmadivertikulitis
n Patienten = 32
Konventionelle Sigmaresektion
19
Laparoskopische Sigmaresektion
6
Konversion
7
Adenom
n Patienten = 29
Polypektomie Kolon
8
Polypektomie Rektum
10
TEM
6
Coecalpolresektion
2
Kolon-descendens-Segmentresektion
1
Sigmaresektion
2
Rektumkarzinom
n Patienten = 12
Anteriore Resektion mit TME
9
Rektumexstirpation mit TME
2
Multiviscerale Resektion
1
Kolonkarzinom
n Patienten = 31
Hemikolektomie rechts
18
Transversumresektion
2
Hemikolektomie links
11
Gemäss der Stadieneinteilung der UICC anhand des Tumorstadiums pT, des
Lymphknotenstatus pN und der Metastasenkategorie pM in die Stadien I-IV
fand sich folgende Verteilung:
UICC I
14 Patienten
UICC II
12 Patienten
UICC III
11 Patienten
UICC IV
6 Patienten
22
2.3
Erfasste Parameter
Nach mündlicher und schriftlicher (siehe Anhang) Aufklärung und Einwilligung
des Patienten zur Teilnahme an der Studie wurde die erste Entnahme von
Serumblut vorgenommen. Die Daten wurden in eine Excel-Datenbank
eingegeben und zur weiteren Analyse in eine Statistik-Software (SAS
Enterprise Guide® 3.0, SAS® Institute Inc.) transferiert.
Neben
Alter
und
Geschlecht
wurden
folgende
Parameter
für
alle
Patientengruppen im Rahmen dieser Studie erfasst:
2.3.1
Albuminkonzentration präoperativ/-interventionell
Präoperativ, bzw. -interventionell wurde bei allen Patienten die Konzentration
des Albumins in g/dl bestimmt. Anschließend erfolgte die Skalierung mit den
DR-Werten des jeweiligen Patienten. Zur Konzentrationsbestimmung wurde ein
Farbtest mit Endpunkt-Methode angewandt. Albumin weist bei einem pH-Wert
von 4,1 einen ausreichend kationischen Charakter auf, um eine Bindung mit
dem Anionenfarbstoff Bromcresolgrün (BCG) unter Bildung eines blaugrünen
Komplexes einzugehen. Die Farbintensität der blaugrünen Farbe ist direkt
proportional der Albuminkonzentration und wird photometrisch gemessen.
Der Normwert der Serumalbuminkonzentration liegt bei 3,5-5,0 g/dl.
2.3.2
CEA präoperativ bei Patienten mit Karzinomen
Die Messung der Tumormarker erfolgte unter Verwendung von Testreagenzien
und Analysegeräten der Firma Roche, Deutschland. Der Test basiert auf dem
Prinzip der Antikörperbindung (Immunoassays), wobei der zu messende
Parameter
das
Antigen
darstellt.
Die
verwendete
Technik
der
Chemilumineszenz („ECLIA“) macht sich das Prinzip der elektromagnetischen
Trennung zunutze: an Eisenoxidkristalle mit magnetischen Eigenschaften wird
ein mit Acridiniumester markierter Antikörper gekoppelt, der wiederum das zu
messende Antigen bindet. Durch Anlegen eines Magnetfeldes werden die
Eisenoxidkristalle mit Antigen und Antikörper an der Küvettenwand fixiert.
Zuletzt wird durch Zugabe von Säure und Base die ChemilumineszenzReaktion ausgelöst: durch Oxidation des Acridiniumesters wird eine bestimmte
Lichtmenge
produziert,
dessen
Normbereich für CEA: 0-5,0 [µg/l].
Größe
der
Antigenmenge
entspricht.
23
Diagnose / Verdachtsdiagnose
Divertikulitis
Adenom
Karzinom
CT,
Koloskopie
Koloskopische und
histologische
Diagnose
Koloskopische und
histologische
Diagnose
Präoperative Blutentnahme
Albuminkonzentration, CEA, ESR
Resektion/Polypektomie
Histopathologie
Postoperative Blutentnahme (8. Tag)
Komplikationserfassung
Abbildung 1: Zeitlicher Ablauf der Studie
ESR
24
2.3.3
Dieser
Determination Ratio (DR-Wert)
wurde
Spektroskopie
errechnet
aus
aus
präoperativ
der
und
Albumin-Elektronen-Spin-Resonanzam
8.
postoperativen,
bzw.
postinterventionellen Tag entnommenen Blutproben.
2.3.3.1
Probenverarbeitung
Die gewonnenen Proben wurden bei –80° gelagert. Ans chließend erfolgte der
Transport auf Trockeneis zur Firma MedInnovation, wo die ESR-Messungen
gemäss publiziertem Patent (Muravsky et al., 2000) durchgeführt wurden.
Kommerzielle
16-Doxyl-Fettsäure
der
Firma
SIGMA-Aldrich
GmbH,
Deutschland, wurde als Spin-Sonde (Reportermolekül) genutzt (siehe Abb. 2).
Diese Substanz wurde gewählt, da sie eine extrem hohe Bindungskonstante
(6,9 x 107 L/mol) für mindestens drei der in Abbildung 4 gezeigten
Fettsäurebindungsstellen aufweist. Dadurch wird ein mehr als 99,9%iges
Binden der Spin-Sonde zu Albumin hervorgerufen (Curry et al., 1998). Ethanol
(Merck, Deutschland) wurde als polares Reagens zur Modifikation der
Lösungsmittelgemische eingesetzt.
OH
O
O
N
●
O
Abbildung 2: Struktur der 16-DOXYL-Stearinsäure. Das ungepaarte Elektron ist an
der Nitroxid (NO) Gruppe der Spin Sonde lokalisiert.
2.3.3.2
Testdurchführung
Die Testdurchführung erfolgte gemäss dem Patent von Muravsky aus dem
Jahre 2000.
Insgesamt 8 Aliquote von je 50µl Serum wurden mit verschiedenen
Konzentrationen von kommerzieller 16-Doxyl-Fettsäure (SIGMA-Aldrich GmbH,
Deutschland) als Spin-Sonde (0.8, 1.5 und 2.3 mM) und Ethanol (1.9, 2.9 und
3.8 Molar) als polares Reagens unter kontinuierlichem Schütteln bei 37° C für
25
10 Minuten inkubiert. Nachfolgend wurden die Proben in Glaskapillaren gefüllt
und jeweils 3 mal für 1 Minute in das ESR-Spektrometer (ESR-Analyser/MMS
01-08-20) zur automatischen Messung der Spektren platziert. Die Messung im
Spektrometer erfolgte mit einer Mikrowellenleistung von 15 mW bei einer
Frequenz von 9,5 GHz und einer Magnetfeldstärke von 0,34 Tesla. Die
Scanbreite lag bei 12 m Tesla (120 Gauss) und die Messungen wurden mit
einer Modulationsfrequenz von 65 kHz und einer Modulationsamplitude von 0,7
Gauss
durchgeführt. Die weitere Analyse erfolgte mit einer von der Firma
MedInnovation entwickelten Software (MMS).
2.3.3.3
Testauswertung
Als Wert der ESR wurde eine Diskriminationsfunktion Determination ratio (DR)
definiert, welche durch Vergleich von gemessenen Werten von gesunden
Probanden und einer Gruppe von Tumorpatienten gewonnen wurde (Matthes et
al., 2001).
Aus Studien, in denen Serum von gesunden und an einem Malignom
erkrankten Patienten ESR-spektroskopisch untersucht wurde, lassen sich
empirisch folgende Einsichten gewinnen: mit einer sehr hohen statistischen
Signifikanz (>90%) lässt sich ein Patient mit einem DR<1 in die Gruppe der
gesunden Patienten einordnen bzw. ein Patient mit DR>1 in die Gruppe von
Patienten mit einem Malignom (Matthes et al., 2001).
Die Datenanalyse mittels der MMS-Methode errechnet sich wie folgt: von den
verschiedenen Aliquots als Funktion der Konzentration von Fettsäuren und aus
der Konzentration von Ethanol wurden ESR-Spektren aufgenommen. Die
jeweiligen Gesamtspektren der ESR wurden analysiert indem die relativen
Verhältnisse dreier spektraler Komponenten 1), 2), 3) bestimmt wurden (siehe
Abbildung
6).
Die
ESR-Spektren
sind
sehr
sensitiv
gegenüber
der
Rotationsbeweglichkeit der ESR-aktiven Fettsäuren (Abb. 6, Hinderberger et
al., 2006). Spektrale Komponente 1) hat eine sehr niedrige Rotationsmobilität,
2) eine mittlere Rotationsmobilität und 3) eine hohe Rotationsmobilität (Siehe
Abbildungen 3, 6).
26
schnelle Rotation:
Rotationsdauer 10 ps
10
intermediäre Rotation:
Rotationsdauer 1 ns
„Festes Limit“:
Rotationsdauer 1 µs
Abbildung 3: Einfluss der Rotationszeit auf das ESR Spektrum von 16-DoxylStearinsäure (Spektren simuliert, Hinderberger et al., 2006). Abhängig von der
typischen freien Rotationszeit stellt sich die Spektrenform unterschiedlich dar. Die
Spektren sind sehr sensitiv darauf, wie schnell und wie ungehindert Fettsäuren rotieren
können. Frei rotierende Fettsäuren (typische Rotationszeiten: 10-11=10 ps) zeigen das
typische Drei-Linien-Muster links. Eine Anbindung, die zu einer Verlangsamung der
Rotation in den Bereich 10-9s (1 ns) führt, ist in der Mitte zu sehen. Rechts ist eine
„feste Anbindung“ gezeigt, in der Molekülrotationen länger als 10-6 s (1 µs) dauern.
Abbildung 4: Proteinstruktur des Albumins (protein database (PDB) Nr: 1bj5, Curry et
al., 1998). Blau markiert sind die eingebundenen Fettsäuren.
27
Stearinsäure(mM)
1
2
3
2.3
4
5
6
1.5
7
8
0.8
a
3.8
2.9
Ethanolkonzentration (M)
1.9
Abbildung 5: Messung der ESR-Spektren der einzelnen Aliquots mit 8 verschiedenen
Konzentrationen an Ethanol (1.9 – 3.8 M) und Fettsäure (0.8 – 2.3 mM) aus 50 µl
Serum.
Bei gleichbleibender Ethanolkonzentration (bspsw. 2,9 M) und steigender
Fettsäurenkonzentration
(Spinsondenkonzentration)
kommt
es
zu
einer
Erhöhung des Anteiles lose gebundener Fettsäuren. Bei gleichbleibender
Fettsäurenkonzentration (bspsw. 1,5 mM) und steigender Ethanolkonzentration
kommt es ebenfalls zu einer Erhöhung lose gebundener Fettsäuren (Abb. 5).
Beide
Trends
lassen
Fettsäurenkonzentration
sich
bei
wie
folgt
erklären:
gleichbleibender
bei
Erhöhung
der
Ethanolkonzentration
und
Albuminkonzentration gibt es mehr Fettsäuren als Bindungsstellen frei sind.
Erhöht man bei ansonsten gleichbleibender Fettsäurenkonzentration die
Ethanolkonzentration in der Lösung, kommt es vermehrt zur Denaturierung von
Albumin, was zu einer Verringerung der Anzahl an Fettsäurebindungsstellen
führt.
Dadurch
erhöht
sich
Fettsäuremoleküle im Spektrum.
der
spektrale
Anteil
lose
gebundener
28
Für die Analyse wurden die Spektren 1, 5 und 8 (Abb. 5) untersucht: zur
Berechnung
des
DR-Wertes
mussten
für
die
3
unterschiedlichen
Spinsondenkonzentrationen (0,8, 1,5 und 2,3 mM) die spektralen Anteile der
fest, intermediär und lose gebundenen Fettsäuren in die Berechnung
einbezogen werden, da bei diesen Spektren der relative Effekt der Änderung
der Ethanolkonzentration am größten ist.
Jedes dieser 8 Einzelspektren besteht aus den folgenden 3 Komponenten 1-3:
1-3
______________________________
1
2
3
0.335
0.337
0.339
0.341
Magnetisches Feld (T)
Abbildung 6: Spektren der Albumin-ESR mit spinmarkierter 16-Doxyl-Stearinsäure
1-3: Zusammenfassung von drei Spektralkomponenten des Gesamtspektrums. Die
drei Spektralkomponenten lassen sich Fettsäuren mit typischen unterschiedlichen
Rotationszeiten zuordnen (siehe auch Abb. 3).
1: Es zeigt sich ein sehr breites Spektrum, Fettsäuren sind stark gebunden und damit
kaum beweglich
2: Es zeigt sich ein breiteres Spektrum, die Fettsäuren zeigen eine intermediäre
Rotationsmobilität
3: Fettsäuren sind frei beweglich, es findet allenfalls eine lose Bindung an
Albuminmoleküle statt.
29
2.3.4
Postoperative/-interventionelle Komplikationen
Komplikationen wurden gesondert dokumentiert. Hierbei wurden Minor- von
Major-Komplikationen unterschieden. Unter ersten wurden postoperativer
Harnwegsinfekt, Harnverhalt, postoperative Darmatonie, vital nicht bedrohliche,
typische Pneumonie und Wundinfekt subsummiert. Unter Major-Komplikationen
fielen
interventionsbedürftige
Nachblutung,
Anastomoseninsuffizienz,
intraabdominelle Abszedierung, Sepsis und Multiorganversagen.
2.4
Statistik
Alle Parameter wurden erfasst, in eine Excel Datenbank (Microsoft Excel 2002)
eingegeben und dann zur weiteren Analyse in ein Statistikprogramm (SAS
Enterprise Guide® 3.0 SAS® Institute Inc. und SPSS 15.0 für Windows
software) transferiert. Die quantitativen Daten wurden als Mittelwert ±
Standardabweichung ausgedrückt. Die einfaktorielle Varianzanalyse wurde
angewandt, um zu überprüfen, ob ein Unterschied der DR-Werte zwischen den
Patientengruppen
Divertikulitis,
Adenome
und
Karzinome
existierte.
Unterschiede zwischen den Untersuchungsgruppen wurden mit dem t-Test für
unabhängige Stichproben durchgeführt. Der t-Test für unabhängige Stichproben
wurde ebenso angewandt, um Unterschiede zwischen den Gruppen “low grade”
und “high grade” Adenomen und zwischen den Gruppen “akute“ und
„chronische“ Divertikulitis durchzuführen. Die mehrfaktorielle Varianzanalyse
wurde angewandt, um die Beziehungen der DR-Werte mit den UICC-Stadien IIV zu untersuchen. Ebenfalls wurde die mehrfaktorielle Varianzanalyse mit
wiederholten Messungen zum Vergleich der prä- und postoperativen Werte
angewandt. P ≤ 0.05 wurde als statistisch signifikant angesehen. Ferner
erfolgte die Bestimmung des Pearson´s Korrelationskoeffizienten r
für die
Stärke oder Größe von Zusammenhängen oder Differenzen unabhängig von
der Größe der Untersuchungsgruppe. Um Aufschluss über den Grad der
erklärten Varianz zu erhalten, wurde der Determinationskoeffizent r2 bestimmt.
Um zu untersuchen, ob der DR-Wert eine Aussagekraft als prädiktiver Wert hat,
wurde eine binäre logistische Regression mit der Erkrankung als abhängiger
und dem DR-Wert als unabhängiger Variable durchgeführt.
30
3.
Hauptteil mit Darstellung der Ergebnisse
3.1
Korrelationen
der
untersuchten
Parameter
mit
Konformationsänderungen des Albumins
3.1.1
Alter und Geschlecht
Der t-Test für unabhängige Stichproben und der abhängigen Variable des DRWertes zeigte keine Korrelation hinsichtlich der errechneten DR-Werte vom Alter der
Patienten. Ebenso hatte das Geschlecht keinen Einfluss auf Veränderungen der
messbaren Albuminkonformation. Dies gilt für alle drei Patientengruppen.
3.1.2
Der
Albuminkonzentration
Mittelwert
der
präoperativ/präinterventionell
bestimmten
Serumalbuminkonzentration lag bei Patienten mit Sigmadivertikulitis bei 4,3 + 0,34
mg/dl, bei Patienten mit Adenomen bei 4,4 + 0,45 mg/dl und bei Patienten mit
kolorektalem Karzinom bei 4,0 + 0,51 mg/dl.
Um eine eventuelle Abhängigkeit des DR-Wertes von der Albuminkonzentration im
Serum zu prüfen und zu quantifizieren, wurden exemplarisch die präoperativ
ermittelten DR-Werte für die drei Patientengruppen auf ihre Albuminkonzentration
normalisiert. Zu diesem Zweck wurden die gemessenen DR-Werte mit einem Faktor
skaliert, der sich wie folgt errechnet: alle Albuminkonzentrationen wurden
normalisiert,
indem
jede
Albuminkonzentration
durch
den
Mittelwert
aller
Albuminkonzentrationen der Patientengruppe dividiert wurde. Danach wurde der DR
Wert durch die jetzt genormte (also auch von physikalischen Einheiten befreite)
Albuminkonzentration dividiert.
Dieses Verfahren führt zu einer Normalisierung, da DR-Werte von Patienten mit
hohen Albuminkonzentrationen (Konzentration ist größer als der Mittelwert) im
Serum
kleiner
werden
und
DR-Werte
von
Patienten
mit
niedrigen
Albuminkonzentrationen (Konzentration ist kleiner als der Mittelwert) im Serum
größer werden. Ein Vergleich der so berechneten Mittelwerte ergibt folgendes:
31
DR ohne Normalisierung
DR mit Normalisierung
Divertikulitis
0.406
0.354
Adenom
0.746
0.738
Karzinom
-0.089
-0.156
Aus dieser exemplarischen Berechnung ist deutlich erkennbar, dass eine solche
Normalisierung die errechneten DR-Werte nur unwesentlich beeinflusst. Daher
wurde eine Normalisierung im Weiteren nicht mehr durchgeführt und die DR-Werte
wie ermittelt weiter untersucht.
3.1.3
Konformationsänderungen des Albumins bei benignen und malignen
Erkrankungen des Kolorektums
Wie im Kapitel „Methodik“ beschrieben, erfolgte die Berechnung des sogenannten
DR-Wertes (Determination ratio), der durch die Firma MedInnovation definiert wurde,
als Maß für die Konformationsänderung des Albumins. Er reflektiert als linearer
Faktor – nach Durchführung der Spektralanalyse – den Konformationszustand des
Albumins. In der Ergebnistabelle (Anhang) sind die präoperativ und postoperativ
gemessenen DR-Werte der untersuchten Patienten aufgelistet. Von den rekrutierten
Patienten konnten von 93 sowohl die prä- als auch die postoperativen DR-Werte
ermittelt
werden.
Bei
11
Patienten
erfolgte
keine
postoperative,
bzw.
–
interventionelle Blutentnahme, sodass bei diesen nur der präoperative Wert vorliegt.
In der Tabelle finden sich zudem alle weiteren erfassten Parameter.
3.1.3.1
Konformationsänderungen des Albumins bei Patienten mit benignen
Erkrankungen
Der mittlere DR-Wert bei Patienten mit Sigmadivertikulitis lag bei 0,41 + 0,54, bei
Patienten mit Adenom (low-grade und high grade) 0.76 + 1.34 (siehe Abb. 8, 9, 10).
Innerhalb der Divertikulitis-Gruppe ergaben sich keine Unterschiede zwischen
Patienten mit akuter und chronischer Entzündung (s. Abb. 7).
Vergleicht man innerhalb der Adenomgruppe die DR-Werte bei Patienten mit lowgrade-Adenom (0,25 + 1,1) mit denen mit high-grade-Adenom (1,35 + 1,42), so
ergibt sich ebenfalls kein signifikanter Unterschied (siehe Abb. 8)
32
Determination ratio (DR)
7
6
5
4
3
2
chronische Divertikulitis
akute Divertikulitis
1
0
-1
-2
Abbildung 7: Verteilung der DR-Werte bei Patienten mit Divertikulitis. Die AlbuminESR zeigt in der Divertikulitisgruppe keinen signifikanten Unterschied zwischen Patienten
mit chronischer oder mit akuter Divertikulitis.
Determination ratio (DR)
5
4
3
2
1
High-grade Adenom
Low-grade Adenom
0
-1
-2
Abbildung 8: Verteilung der DR-Werte bei Patienten mit Adenomen.
Innerhalb der
Adenomgruppe zeigt sich kein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mit low-grade
und high-grade Dysplasie hinsichtlich Konformationsänderungen des Albumins.
33
3.1.3.2
Konformationsänderungen des Albumins bei Patienten mit malignen
Erkrankungen im Vergleich zu benignen Erkrankungen
a) Karzinome vs. Adenome und Divertikulitis
Der mittlere DR-Wert bei Patienten mit kolorektalem Karzinom lag bei -0.09 + 0.98.
Eine einfaktorielle Varianzanalyse zeigte einen signifikanten Unterschied zwischen
der Gruppe von Patienten mit Karzinomen verglichen mit der Sigmadivertikulitis- und
der Adenom-Gruppe (p=0.02). (Siehe Abbildung 9). Fasst man die Patienten mit
benignen Grunderkrankungen – Sigmadivertikulitis und Adenomen – zu einer Gruppe
zusammen und vergleicht sie mit den Ergebnissen der Spektralwellenanalyse bei
Patienten mit maligner Erkrankung, so zeigt sich ein hochsignifikanter Unterschied
zwischen der malignen und der benignen Gruppe (p<0.01). Patienten mit gutartiger
Erkrankung weisen deutlich höhere DR-Werte auf als solche mit einem
Adenokarzinom des Kolorektums (Abbildung 10). In Abbildung 11 ist exemplarisch
das Spektralwellenmuster für einen Patienten mit kolorektalem Adenom (low grade)
und einem Patienten mit KRK (UICC Stadium II) dargestellt.
Determination ratio (DR)
2.50
p=0.02
p=0.02
2.00
1.50
1.00
0.50
0,00
-0.50
Adenom
Divertikulitis
-1.00
Karzinom
-1.50
Abbildung 9: Mittlere DR-Werte mit Standardabweichungen. Bei Karzinompatienten sind
die ermittelten DR-Werte signifikant niedriger als bei Patienten mit Adenomen und mit
Divertikulitis.
34
Determination ratio (DR)
2,50
P<0.01
2,00
1,50
Karzinome
1,00
0,50
0,00
-0,50
-1,00
Divertikulitis und
Adenome
-1,50
Abbildung 10: Mittlere DR-Werte mit Standardabweichungen im Vergleich zwischen
benignen und malignen Grunderkrankungen. Werden die Patienten mit benigner
kolorektaler Erkrankung zu einer Gruppe zusammengefasst, ergibt sich ein hochsignifikanter
Unterschied im Vergleich zu Patienten mit KRK.
Abbildung
A
11:
Exem-
plarische Darstellung der
ESR-Analyse.
KRK,
UICC II
Spektral-
wellenmuster
bei
einem
Patienten mit kolorektalem
LPA
affecte
d
albumi
n
B
Low grade
Adenom
Karzinom (A, Patient-Nr. 17)
und
mit
kolorektalem
Adenom (B, Patient-Nr. 90).
Markiert
ungen
sind
des
enmusters,
VeränderSpektralwelldie
eine
Konformationsänderung des
Albumins veranschaulichen.
Bei dem Patienten mit KRK
kommt
es
geringeren
der
zu
einer
Beweglichkeit
Fettsäuren,
da
stärker gebunden sind.
sie
35
b) Karzinome UICC-Stadium I vs. Adenome
Es wurde überprüft, ob sich die Gruppe der Adenompatienten in ihren DR-Werten
von der Patientengruppe mit einem frühen Krebsstadium UICC I unterscheidet. Der
Unterschied im präoperativ ermittelten DR-Wert war nicht signifikant (0,76 + 1,34 bei
Adenompatienten, 0,16 + 1,01 bei Patienten mit KRK UICC Stadium I), s. Abb. 13
Determination ratio (DR)
5
4
3
2
1
high grade Adenome
KRK UICC I
0
-1
-2
Abbildung 12: Verteilung der DR-Werte bei Patienten mit high grade Adenomen und
mit KRK UICC I. Es findet sich kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der ermittelten
DR-Werte zwischen diesen beiden Patientengruppen.
Auch wenn man die Gruppe der Patienten mit high grade Adenomen (DR=1,35 +
1,42) isoliert betrachtet im Vergleich zu Patienten mit KRK UICC Stadium I (DR=
0,16 + 1,01), ergibt sich kein relevanter Unterschied zwischen diesen beiden
Gruppen (Abb. 12).
Trotz des signifikanten Unterschiedes der DR-Werte zwischen der Gruppe mit
Karzinomen und der mit benignen Erkrankungen ist die Streuung der ermittelten
Werte in allen Patientengruppen breit. Daher lässt sich kein cut-off-Wert ermitteln,
der zu einer Unterscheidung zwischen Adenomen und KRK dienen könnte.
Insbesondere hinsichtlich einer Differenzierung von Patienten mit Adenomen von
36
Patienten mit KRK UICC I ist die Varianz der Werte zu groß und die Gruppengröße
zu klein (Abb.13).
Low und high grade Adenome
UICC I
DR-Wert präoperativ
Abbildung 13: Verteilung der DR-Werte bei Patienten mit Adenomen und mit KRK
UICC I. Die Abbildung stellt dar, dass die Varianz der gemessenen DR-Werte in den
beiden Gruppen zu groß ist, um einen cut-off-Wert zu definieren, der eine Zuordnung in
eine der beiden Gruppen zuließe.
37
3.1.3.3
Albumin-ESR bei Patienten mit kolorektalen Karzinomen –
Korrrelation mit dem UICC-Stadium
Eine einfaktorielle Varianzanalyse mit der Gruppenzugehörigkeit (UICC-Stadium I-IV)
als unabhängige Variable und die präoperativen DR-Werte als abhängige Variable
wurde gerechnet. Der Unterschied zwischen den Gruppen UICC I bis III wurde
signifikant (Abb. 14, p=0.05).
Determination ratio (DR)
2,00
p=0.05
1,50
1,00
p=0.05
p=0.05
0,50
0,00
UICC-Stadium 1
UICC-Stadium 2
UICC-Stadium 3
UICC-Stadium 4
-0,50
-1,00
-1,50
Abbildung 14: Mittlere DR-Werte in den einzelnen UICC-Stadien. Es kommt zu einem
signifikanten Abfall der DR-Werte mit fortschreitendem Tumorstadium in den UICC-Stadien IIII. Aufgrund der großen Standardabweichung der Werte im Stadium IV ist der Unterschied
zu den anderen Tumorstadien nicht signifikant.
Patienten im UICC-Stadium I zeigten einen mittleren DR-Wert von 0,16 + 1,05, im
Stadium II von –0,48 + 0,53, im Stadium III von –0,76 + 0,37. Auffällig waren deutlich
höhere DR-Wert im UICC-Stadium IV (Mittel 0,40 + 1,20).
Betrachtet man die UICC-Stadien I bis III, so zeigt sich in der einfaktoriellen
Varianzanalyse ein signifikanter Unterschied zwischen den drei Gruppen.
38
3.1.3.4
Korrelation der Konformationsänderungen mit CEA
Bei Patienten mit KRK wurde präoperativ der CEA-Wert bestimmt. Es sollte überprüft
werden, ob eventuelle Konformationsänderungen des Albumins mit Veränderungen
des CEA und/oder CA19-9 korrelieren.
Insgesamt lag bei 47,5% der Patienten mit kolorektalem Karzinom der präoperative
CEA-Wert oberhalb und bei 52,5% der Fälle innerhalb des Normbereiches. Nach
Differenzierung in die einzelnen UICC-Stadien zeigten 9% (n=1) im UICC-Stadium I,
27% (n=3) im Stadium II, 84% (n=5) im Stadium III und 82% (n=9) der Patienten im
Stadium IV erhöhte CEA-Werte (siehe Abb. 16 A-D). In den UICC-Stadien II und III
zeigten sich gegensinnige Veränderungen der CEA- und der DR-Werte. Je höher der
CEA-Wert, desto niedriger war der DR-Wert. Siehe Abb. 15 A-D und Tabelle 2.
CEA [U/ml]
Determination ratio (DR)
8
2
7
1,5
6
1
5
0,5
4
0
CEA UICC I
DR UICC I
3
-0,5
2
A
1
-1
0
-1,5
UICC I
Abbildung 15 A: Paarweiser Vergleich der CEA- und DR-Werte bei Patienten im
UICC-Stadium I. Es finden sich gegensinnige Werte des CEA und des DR, der
Zusammenhang ist jedoch nicht signifikant, siehe auch Tabelle 2.
39
CEA [U/ml]
12
Determination ratio (DR)
0,4
0,2
10
0
-0,2
8
-0,4
-0,6
6
-0,8
CEA UICC II
DR UICC II
-1
4
-1,2
-1,4
2
-1,6
B
0
UICC II
-1,8
Abbildung 15 B: Paarweiser Vergleich der CEA- und DR-Werte bei Patienten im
UICC-Stadium II. Es finden sich gegensinnige Werte des CEA und des DR, der
Zusammenhang ist jedoch nicht signifikant, siehe auch Tabelle 2.
CEA [U/ml]
50
45
Determination ratio (DR)
0
-0,2
40
-0,4
35
30
-0,6
25
-0,8
20
-1
CEA UICC III
DR UICC III
15
-1,2
10
5
C
0
UICC III
-1,4
-1,6
Abbildung 15 C: Paarweiser Vergleich der CEA- und DR-Werte bei Patienten im
UICC-Stadium III. Es finden sich gegensinnige Werte des CEA und des DR. Dieser
negative Zusammenhang ist signifikant (p=0.03), siehe auch Tabelle 2.
40
Determination ratio (DR)
CEA [U/ml]
900
3,5
800
3
700
2,5
2
600
1,5
500
CEA UICC IV
DR UICC IV
1
400
0,5
300
D
0
200
-0,5
100
-1
0
UICC IV
-1,5
Abbildung 15 D: Paarweiser Vergleich der CEA und DR-Werte bei Patienten im
UICC-Stadium IV. Es finden sich gegensinnige Werte des CEA und des DR, der
Zusammenhang ist jedoch nicht signifikant, siehe auch Tabelle 2.
Tabelle 2: DR-Werte und CEA in den UICC-Stadien I bis IV
Stadien
DR / CEA Stadium I
DR / CEA Stadium II
DR / CEA Stadium III
DR / CEA Stadium IV
Korrelation
(nach Pearson)
r = -.285
r = -.428
r = -.856
r = -.412
Signifikanz (p)
n Patienten
p = 0.369
p = 0.218
p = 0.030
p = 0.207
12
10
6
11
Die Tabelle zeigt, dass in den Tumorstadien UICC I-IV sich negative Zusammenhänge
zwischen den Variablen präoperativer DR-Wert und CEA-Wert finden. Aufgrund der geringen
Fallzahlen pro Stadium sind allerdings die Korrelationen bis auf eine Ausnahme (Stadium III)
nicht signifikant. Ab dem 2. Stadium nimmt aber die Höhe der Korrelation stark zu. Die
Korrelation im Stadium III ist mit r = .86 ist sehr hoch (74% aufgeklärte Varianz).
3.1.3.5
Unterscheidung zwischen malignen und entzündlichen Erkrankungen
Wie in Abb. 9 dargestellt, unterscheiden sich Patienten mit KRK signifikant
hinsichtlich ihrer DR-Werte von Patienten mit Divertikulitis (p< 0.02). Abb. 16 zeigt
die Verteilung der DR-Werte bei diesen beiden Patientengruppen. Um zu
untersuchen, ob der DR-Wert eine Aussagekraft als prädiktiver Wert hat, um
Patienten mit Divertikulitis von solchen mit KRK zu unterscheiden, wurde eine binäre
logistische Regression mit der Erkrankung als abhängiger und dem DR-Wert als
41
unabhängiger Variable durchgeführt. Hierbei konnte gezeigt werden, dass der DRWert ein signifikanter Prädiktor der Erkrankung ist (Nagelkerke´s Pseudo R von
0,47). Der cut-off Punkt zur Zuordnung eines Patienten zur Divertikulits- oder zur
KRK-Gruppe lag bei einem DR-Wert von -0,44 (95%, Koinfidenz-Intervall [-0.720.17]). Patienten mit einem niedrigeren Wert konnten der Karzinomgruppe
zugeordnet werden. Die odds ratio lag bei 9.9; d.h. die Wahrscheinlichkeit, an einem
Karzinom erkrankt zu sein, steigt mit jeder Einheit des DR-Wertes um den Faktor 9.9
verglichen mit der Wahrscheinlichkeit, an Divertikulitis zu leiden. Insgesamt konnten
76% der Fälle richtig klassifiziert werden. Die ROC-Kurve (Abbildung 17) zeigt ein
Sensitivität von 0.83 und eine Spezifität von 0.78 für den cut-off Punkt von DR=-0.44.
Der positive prädiktive Wert liegt bei 0.825, der negativ prädiktive Wert bei 0.677.
Determination ratio (DR)
7
6
5
4
3
2
Divertikulitis
Karzinom
1
0
-1
-2
-3
Abbildung 16: Verteilung der DR-Werte in den Patientengruppen KRK und Divertikulitis.
Die Mittelwerte unterscheiden sich signifikant voneinander (s. Abb. 9).
Sensitivität
42
1 - Spezifität
Abbildung 17: ROC-Kurve für DR als prädiktiven Wert bei Patienten mit Divertikulitis und
KRK. Die AUC (area under curve) beträgt 0.75, der Standardfehler liegt bei 0.061, p <
0.001.
3.1.3.6
Postoperative Ergebnisse der Albumin-ESR
3.1.3.6.1
bei Patienten mit Divertikulitis und Adenomen
Es sollte untersucht werden, inwiefern sich die DR-Werte im postoperativen, bzw.
postinterventionellen Verlauf (am 8. Tage) von den präoperativ, bzw. -interventionell
ermittelten Werten unterscheiden.
Zur Überprüfung wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung
auf einem Faktor mit den unabhängigen Variablen Gruppenzugehörigkeit und
Messzeitpunkt und der abhängigen Variable DR-Wert (prä- und postoperativ)
gerechnet.
Es zeigte sich ein signifikanter Effekt des DR-Wertes im Vergleich der zwei
Messzeitpunkte (p < 0.01). D.h., dass unabhängig von der Gruppenzugehörigkeit im
43
Durchschnitt die postoperativen DR-Werte geringer sind als die präoperativen DRWerte. Dies gilt für alle drei Krankheitsgruppen (Abbildung 18).
Determination ratio (DR)
Determination ratio (DR)
0,90
0,70
0,62
0,50
0,32
0,30
0,10
0,02
-0,10
-0,11
-0,24
-0,30
Adenom
Karzinom
Divertikulitis
-0,50
-0,70
-0,90
-1,10
-1,20
-1,30
-1,50
Abbildung 18: Prä- und postoperative DR-Werte in den drei Patientengruppen
Betrachtet man die einzelnen Krankheitsgruppen und führt eine zweifaktorielle
Varianzanalyse mit den unabhängigen Variablen Gruppenzugehörigkeit und
Messzeitpunkt und der abhängigen Variable DR-Werte (prä- und postoperativ,
Abbildung
18)
aus,
zeigt
sich
folgendes
Ergebnis:
bei
Patienten
mit
Sigmadivertikulitis und Adenomen kommt es postoperativ zu einem signifikanten
Abfall des DR-Wertes. Die präoperativen DR-Werte lagen bei Patienten mit
Sigmadivertikulitis bei 0,32 + 1,54 (s. auch Abb. 9), postoperativ fand sich im Mittel
ein Wert von –0,24 + 1,40.
Bei Patienten mit kolorektalen Adenomen fanden sich präoperative DR-Werte von
bei 0.76 + 1.34 (s. auch Abb. 9), postoperativ fand sich im Mittel ein Wert von 0,02 +
1,37. Wenn man die interventionell behandelten Patienten als eine Gruppe getrennt
von den operativ behandelten Patienten betrachtet, lässt sich kein signifikanter Abfall
am 8. postinterventionellen Tage darstellen (Abb. 19 und 20).
44
Determination ratio (DR)
3
2,5
2
1,5
1
präinterventionell
0,5
postinterventionell
0
-0,5
-1
-1,5
-2
Abbildung 19: Paarweise Darstellung der prä- und postinterventionellen DR-WertVerteilung bei Patienten mit Adenomen, die mittels endoskopischen Verfahren abgetragen
wurden.
Es
zeigt
sich
kein
signifikanter
Unterschied
hinsichtlich
der
prä-
und
postinterventionellen Werte.
Determination ratio (DR)
5
4
3
2
1
präoperativ
postoperativ
0
-1
-2
Abbildung 20: Prä- und postoperative DR-Wert-Verteilung bei Patienten mit Adenomen, die
mittels resezierendem Eingriff behandelt wurden. Es zeigt sich kein signifikanter Unterschied
hinsichtlich der prä- und postoperativen Werte.
45
3.1.3.6.2
bei Patienten mit Karzinomen
Äquivalent zu den anderen Patientengruppen wurde bei maligner Grunderkrankung
das prä- vs. dem postoperativen Ergebnis der gemessenen DR-Werte verglichen.
Zur Überprüfung wurde eine zweifaktorielle Analyse mit den unabhängigen Variablen
Gruppenzugehörigkeit und Messzeitpunkt (prä- vs. postoperativ) und der abhängigen
Variable DR-Wert gerechnet.
Es zeigte sich in allen 4 UICC-Stadien ein signifikanter Unterschied des DR-Wertes
bzgl. des Messzeitpunktes (p < 0.01) (Abb. 21).
Determination ratio (DR)
0,50
0,40
0,30
0,10
0,15
-0,10
UICC-Stadium 1
-0,30
-0,50
-0,70
UICC-Stadium 2
-0,55
UICC-Stadium 3
-0,76
UICC-Stadium 4
-0,90
-0,96
-1,10
-1,20
-1,30
-1,36
-1,46
-1,50
Abbildung 21: Prä- und postoperative DR-Werte bei den UICC-Stadien I-IV. In allen Stadien
findet sich ein signifikanter Abfall der postoperativen DR-Werte im Vergleich zu präoperativ
(p<0.01).
3.1.3.7
Weiterhin
Korrelation der Albumin-ESR mit postoperativen Komplikationen
wurde
untersucht,
ob
eine
Minor-
oder
Major-Komplikation
im
postoperativen Verlauf mit einer signifikanten Änderung des postoperativ vs.
präoperativ gemessenen DR-Wertes korreliert. Komplikationen traten in der
Divertikulitis- und in der Karzinom-Gruppe auf, jedoch nicht bei Patienten, die wegen
kolorektaler Adenome operativ oder interventionell behandelt wurden.
Hinsichtlich der postoperativ aufgetretenen Komplikationen wird auf Tabelle 3 und 4
verwiesen.
46
Die nachfolgenden Tabellen geben die Komplikationen nach Operationsverfahren
aufgeführt wieder.
Tabelle 3 : Major-Komplikationen bei resezierenden Verfahren
Operation
RektumSigmaresektion resektion
MAJOR
AnastomosenInsuffizienz
Sepsis/SIRS
Platzbauch
Hemikolektomie
rechts
Hemikolektomie Gesamt
links
6
1
1
0
8
2
1
1
0
0
1
1
0
4
2
Tabelle 4 : Minor-Komplikationen bei resezierenden Verfahren
Operation
RektumSigmaresektion resektion
MINOR
Harnwegsinfekt
Pneumonie
Bauchdeckenabszeß
Postoperative Atonie
Hämatoserom
2
1
5
0
0
Hemikolektomie
rechts
3
0
2
1
2
2
1
1
1
0
Hemikolektomie Gesamt
links
2
0
0
1
0
9
2
8
3
2
a) Major-Komplikationen
Es
wurde
eine
Varianzanalyse
mit
den
unabhängigen
Variablen
Gruppenzugehörigkeit (Major-Komplikation ja vs. nein) sowie der Messzeitpunkt (prävs. post-operativ) und der abhängigen Variable DR-Werte berechnet (Abbildung 22).
Patienten, die eine Major-Komplikation im postoperativen Verlauf erlitten, hatten
postoperativ einen signifikanten Abfall der DR-Werte (p=0.01). Der präoperative
Mittelwert der betroffenen Patienten (n=14) lag bei –0,32 + 0,98. Postoperativ wiesen
die Patienten einen Wert von –1,70 + 0,51 auf. In der Gruppe ohne MajorKomplikationen fanden sich präoperative Werte von 0,28 + 1,32. Postoperativ lagen
sie bei –0,44 + 1,32 (Abb. 22).
Unter 3.1.3.6.1 wurde aufgeführt, dass der
postoperative Abfall der DR-Werte in der Divertikulitis-Gruppe unter Berücksichtigung
der Variablen Gruppenzugehörigkeit und Meßzeitpunkt nicht signifikant war. Die hier
aufgeführte Varianzanalyse des DR-Wertes bei Patienten mit und ohne MajorKomplikation in der Divertikulitis- und Karzinom-Gruppe legen jedoch einen
Zusammenhang zwischen Auftreten einer Major-Komplikation und postoperativem
Abfall des DR-Wertes nahe.
47
Determination ratio (DR)
0,30
0,28
0,10
-0,10
-0,30
-0,32
-0,50
-0,44
-0,70
Major Komplikation
Nein
Major Komplikation Ja
-0,90
-1,10
-1,30
-1,50
-1,70
-1,70
Abbildung 22: Prä- und postoperative DR-Werte bei Patienten mit und ohne MajorKomplikation. Letztere zeigen einen signifikanten Abfall im postoperativen Verlauf.
b) Minor-Komplikation
Auch hier wurde eine zweifaktorielle Varianzanalyse mit den unabhängigen Variablen
Gruppenzugehörigkeit (Minor-Komplikation ja vs. nein) sowie der Messzeitpunkt (prävs. post-operativ) und der abhängigen Variable DR-Werte gerechnet.
Der postoperative DR-Wert sank bei diesen Patienten (n=24) ebenfalls signifikant ab,
der Effekt war jedoch geringer als bei der Gruppe mit Major-Komplikation (Abb. 23, p
= 0.02). Der präoperative Mittelwert der betroffenen Patienten lag bei –0,15 + 1,10.
Postoperativ wiesen die Patienten einen Wert von –1,28 + 0,83 auf.
48
Determination ratio (DR)
0,30
0,10
0,23
0,15
-0,10
-0,30
-0,25
Minor Komplikation
Nein
-0,50
Minor Komplikation Ja
-0,70
-0,90
-1,10
-1,30
-1,28
Abbildung 23: Prä- und postoperative DR-Werte bei Patienten mit und ohne MinorKomplikation. Letztere zeigen einen signifikanten Abfall im postoperativen Verlauf.
49
4.
Diskussion
4.1
ESR als Methode zur Bestimmung der Konformationsänderung
des Albumins
Die ESR-Spektroskopie ist eine Magnetresonanzmethode, die eng mit der
kernmagnetischen Resonanzspektroskopie („nuclear magnetic resonance“,
NMR) und mit bildgebenden Methoden auf Basis der kernmagnetischen
Resonanz verwandt ist.
Der Hauptunterschied besteht darin, dass in NMR-basierten Methoden
Kernspins (v.a. von Wasserstoff,
1
H) detektiert werden, während in ESR-
Methoden ungepaarte Elektronenspins (freie Radikale) vonnöten sind. Dabei ist
die Tatsache, dass Radikale in biologischen Systemen recht selten in
natürlicher Art und Weise vorkommen (anders als Wasserstoff) zwar ein
Nachteil, macht die ESR Spektroskopie aber zu einer besonders selektiven
Methode: man führt künstlich stabile, freie Radikale in sein zu untersuchendes
System ein - ein Ansatz, den man als „Spinmarkierung“ bezeichnet, und der
auch in dieser Arbeit genutzt wird.
Einer albuminhaltigen Probe wird eine spinmarkierte Fettsäure (16-DoxylStearinsäure, s. Abb. 1) zugegeben, die an das Albumin bindet. Unter Zugabe
eines polaren Lösungsmittels (Ethanol) werden Transportsituationen mit
unterschiedlich polaren Milieus simuliert. Die in der ESR gemessenen Spektren
werden auf der Basis mathematischer Modelle (Molecular Mobility Rotation =
MMS-Technologie) berechnet. Die Analysen zeigen anhand der Messung und
Analyse der Rotationsbewegung der spinmarkierten Fettsäuren, ob diese an
das Albumin stark (entspricht starker Verlangsamung der Rotationsdynamik)
oder
weniger
stark
(entspricht
geringerer
Verlangsamung
der
Rotationsdynamik) binden (s. Abb. 2) (Hinderberger et al., 2006). Daraus lässt
sich wiederum schließen, ob Albumin seine „Beladung“ an Fettsäuren verliert,
bzw. ob es sich physiologisch wieder von seiner Ladung befreien kann
(Muravsky et al., 2000, Matthes et al., 2001).
Durch Veränderungen in der Bewegung der markierten Proben, sowie deren
Distanz
untereinander
lassen
sich
sekundäre
Veränderungen
im
Konformationszustand untersuchter Proteine darstellen. Im Laufe der letzten
50
Jahre ist es offensichtlich geworden, dass die ESR-Spektroskopie ein
diagnostisches Potential birgt (Salikhov et al., 2005)
In der vorliegenden Arbeit wurde die ESR nach den Protokollen bereits
publizierter Arbeiten angewandt. Sie wurde mit spinmarkierter 16-DOXYLStearinsäure als Reportermolekül durchgeführt (Muravsky et al., 2000). Aus der
statistischen
ESR-Analyse,
die
sowohl
physikochemische
Aspekte
(Bindungsaffinitäten) als auch externe Parameter (z.B. Ethanolkonzentration)
beinhaltet, konnte mit hoher statistischer Signifikanz gezeigt werden, dass
Normalgesunde, bzw. Patienten mit benignen chronischen Erkrankungen einen
niedrigeren DR-Wert aufweisen als solche mit maligner Grunderkrankung
(Kazmierczak et al., 2006).
4.2
Biologische Tumormarker beim Kolorektalen Karzinom
Die Bestimmung von Tumormarkern erfolgt durch Messung von Proteinen im
Plasma, die von Tumorzellen stammen, von gesunden Zellen sezerniert werden
oder durch Botenstoffe induziert werden. Wichtig dabei zu unterscheiden ist,
dass es klinisches Interesse an detektierenden, prädiktiven und prognostischen
Markern gibt (Duffy et al., 2007). Zwar haben sich in den letzten Jahren
bedeutende Fortschritte in der Diagnostik und Therapie der kolorektalen
Tumore ergeben, die die Prognose des Patienten entscheidend verbessert
haben. Als Beispiel hierfür ist insbesondere zu erwähnen, dass sich die
neoadjuvante Radiochemotherapie und anschließende totale mesorektale
Rektumresektion für Patienten mit Rektumkarzinom im UICC-Stadium II als
vorteilhaft hinsichtlich deren Gesamtüberleben herausgestellt hat (Sauer et al.,
2004). Allerdings besteht noch Bedarf an einem prädiktiven Serummarker, der
Patienten selektionieren könnte, welche beispielsweise auf eine neoadjuvante
Therapie ansprechen (responder) im Gegensatz zu solchen, die nicht profitieren
(non-responder).
Hinsichtlich prognostischer Marker hat das CEA Einzug in die klinische Routine
gehalten.
Park et al. (2006) haben insgesamt 631 Patienten mit Rektumkarzinom im
UICC-Stadium II und III beobachtet, welche - ohne neoadjuvante Therapie einer kurativen Resektion unterzogen wurden. Die untersuchte Variable war
51
dabei die perioperative CEA-Veränderung (7 Tage prä- und 7 Tage
postoperativ). Als Ergebnis dieser Untersuchung lässt sich festhalten, dass
Patienten im UICC-Stadium III bei prä- und postoperativ erhöhten CEA-Werten
eine höhere Rezidivrate hatten und ein schlechteres Gesamtüberleben
aufwiesen als Patienten, deren CEA-Wert nur präoperativ erhöht war. Eine
solche Unterscheidung konnte im Stadium II nicht herauskristallisiert werden.
Die Aufnahme des präoperativen CEA-Wertes als Ergänzung der pTNMKlassifikation wird empfohlen (Compton et al., 2000), ist aber noch nicht
etabliert. Erhöhte CEA-Werte sind assoziiert mit einem fortgeschrittenen
Tumorstadium, erhöhtem Risiko eines Rezidives und reduziertem Überleben
(Compton et al., 2000). Auch wenn einige Daten dafür sprechen, dass
Patienten mit einem präoperativ erhöhten CEA-Wert von einer adjuvanten
Therapie profitieren könnten, sind die Daten zu inhomogen, um das CEA
diesbezüglich als prädiktiven Marker zu verwenden (Locker et al., 2006). In der
vorliegenden
Untersuchung
fanden
sich
präoperativ
erhöhte
Werte
insbesondere im Stadium III. Eine Erhöhung des CEA kann allerdings auch bei
zahlreichen gutartigen Erkrankungen wie der Leberzirrhose, einer Pankreatitis,
des Lungenemphysems, der Bronchitis, der Colitis ulcerosa und beim
Nikotinabusus auftreten.
Als Hinweis auf oder als Verlaufsparameter von gastrointestinalen Tumoren insbesondere des kolorektalen Karzinoms - kann zudem das CA 19-9 bestimmt
werden. Das CA 19-9 als eher unspezifischer Zusatzmarker für das kolorektale
Karzinom kann bei Cholestase, Cholangitis, Pankreatitis, Magen-Darm-Ulcera,
Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Pankreatitis und entgleistem Diabetes mellitus
erhöht sein (Moertel et al., 1993). Bei Bestimmung des CEA beim kolorektalen
Karzinom wird die Tumormarkerkinetik und nicht der Einzelwert erfasst. So gilt
z.B. eine neu aufgetretene Erhöhung eines Tumormarkers nach primär
erfolgreicher Tumorbehandlung als Hinweis auf das Vorliegen eines Rezidives
und das Abfallen eines initial erhöhten Wertes als Hinweis auf das Ansprechen
einer Tumorbehandlung (Berman et al., 2000).
Werden CEA und CA19-9 miteinander verglichen (Reiter et al., 2000) zeigt sich
eine unabhängige prognostische Relevanz nur für das CA19-9. Nach
Ausschluß der Patienten mit Dukes A und D Tumoren war CA19-9 (cut-off 60
U/ml) ein stärkerer Prädiktor für das Überleben als CEA.
52
Filella et al. fand bei 162 Patienten für CA19-9 (cut-off-Wert 37 U/ml) und CEA
vergleichbare Ergebnisse in der Auswertung des rezidivfreien Überlebens
(1994). Bestätigt wurden diese Ergebnisse in einer Untersuchung von 62 kurativ
resezierten Patienten mit KRK im Stadium B oder C und Zustand nach
adjuvanter Therapie (Behbehani et al., 2000).
Besonderer Bedarf besteht hinsichtlich Markern, die zur Detektion des KRK
beitragen können. So hat beim Screening des KRK das CEA bei niedriger
Organ- und Tumorspezifität keinen Stellenwert (Yamashita et al., 2009).
4.3
Albumin – physiologische Aufgaben und Alterationen beim
Malignom
Zwei Drittel der im Plasma vorhandenen Proteine stellen Albuminmoleküle dar,
sodass das Albumin den wesentlichen Anteil der Plasmaproteine ausmacht.
Seine physiologischen Funktionen bestehen in der Aufrechterhaltung des
onkotischen Druckes und im Transport einer Vielzahl von anderen Proteinen,
sowie von verschiedenen niedermolekularen Substanzen. Ferner bildet das
Albumin ein Reservoir für Aminosäuren zum Einbau in andere Proteine. Es hat
eine lange Halbwertszeit von 15-19 Tagen, wodurch sich die Halbwertszeit von
gebundenen niedermolekularen Verbindungen dadurch verlängert, dass sie
ansonsten metabolisiert oder renal eliminiert würden (Dennis et al., 2002).
Darüber hinaus transportiert das Albumin Fettsäuren. Obwohl inzwischen sechs
Bindungsstellen für Fettsäuren im Albuminmolekül identifiziert worden sind,
transportiert es unter physiologischen Bindungen ein bis zwei langkettige
Fettsäuremoleküle (Peters, 1996, Curry et al., 1998). Transportproteine wie
Albumin binden Peptide, die unter unterschiedlichen biologischen Bedingungen
freigesetzt werden.
Es ist bekannt, dass maligne Erkrankungen sowohl die Konzentration, als auch
die Funktionalität von humanem Serumalbumin beeinflussen können (Li et al.,
2002, Mashevsky et al., 1994). Eine Arbeit aus dem Jahre 2005 (Lowenthal et
al.)
untersuchte
Albuminassoziierte
Peptide
bei
Patientinnen
mit
Ovarialkarzinom. Die aus dem Serum von Patientinnen mit unterschiedlich
fortgeschrittenem Ovarialkarzinom gewonnenen Proteine und Peptide, die aus
53
ihrer
Bindung
zu
Albumin
isoliert
und
analysiert
wurden,
waren
unterschiedlichster biologischer Funktion.
Bei Patienten mit Magenkarzinom haben sich Konformationsänderungen des
Albumins als Indikator für ein fortgeschrittenes Tumorstadium herausgestellt,
allerdings wurde in der entsprechenden Arbeit nur eine geringe Fallzahl von 20
Patienten untersucht (Afanaséva et al., 2004). In einer Untersuchung aus dem
Jahre 2004 wurde der Zusammenhang zwischen einer Hypalbuminämie, dem
Tumorvolumen
und
dem
C-reaktivem
Protein
an
57
Patienten
mit
Lebermetastasen eines KRK untersucht. Es fand sich eine unabhängige
Korrelation eines erniedrigten Albuminwertes mit dem C-reaktiven Protein, aber
nicht mit dem Tumorvolumen. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass eine
Hypalbuminämie die systemische Entzündungsreaktion, jedoch nicht die
Tumorgröße reflektieren (Al-Shaiba et al., 2004).
Ein erniedrigtes Serumalbumin und ein erhöhtes CRP bieten als Ausdruck einer
systemischen Tumorerkrankung einen Hinweis auf frühes Auftreten eines
Tumorrezidivs und reduziertes Überleben bei Patienten mit Mamma- oder
Rektumkarzinom (Kazmierczak et al., 2006). Es ist davon auszugehen, dass
neben tumorspezifischen Einflüssen auch patientenbezogene Faktoren die
große Variabilität im Krankheitsverlauf von Tumorpatienten bedingen. Daher
können „wirtsspezifische“ Veränderungen in den Konzentrationen von AkutePhase-Proteinen wie CRP und Erniedrigungen der Albuminkonzentration im
Serum als Ausdruck der systemischen entzündlichen Reaktion als unabhängige
prognostische Faktoren gelten (McMillan et al., 2007). McMillan und seine
Mitarbeiter haben im Jahr 2007 in einer Untersuchung an 149 Patienten mit
primär operablem KRK und 84 Patienten mit primär nicht resektablen
Lebermetastasen eines KRK die Beziehung zwischen klinikopathologischen
Charakeristika, der systemischen entzündlichen Antwort und dem Überleben
dieser Patienten analysiert. Dabei beinhaltete der modifizierte Glasgow
Prognostic Score (mGPS) die Konzentration des C-reaktiven Proteins und des
Albumins im Serum. Hierbei fand sich in der multivariaten Analyse eine
unabhängige Assoziation des UICC-Stadiums, der Monozytenzahl und des
mGPS mit dem tumorbezogenen Überleben. Kazmierczak et al. zeigten 2006,
dass die ESR mit spinaktivierten Fettsäuren von Albumin bei Patienten mit
54
verschiedenen onkologischen Erkrankungen als Indikator für ein Rezidiv oder
auch für das Ansprechen auf eine Therapie dienen kann.
4.4
Einfluss
von
demographischen
und
Krankheitsbezogenen
Parametern auf die Albumin-ESR mit spinmarkierten Fettsäuren
In der vorliegenden Arbeit werden erstmalig über 100 Patienten mit drei
unterschiedlichen
Albuminkonformation
kolorektalen
mittels
Erkrankungen
hinsichtlich
der
Elektron-Spin-Resonanz-Spektroskopie
untersucht. Das Patientenkollektiv bestand dabei aus drei ähnlich großen
Gruppen. Im Detail wurden untersucht:
•
32 Patienten mit Sigmadivertikulitis
•
29 Patienten mit kolorektalen Adenomen
•
43 Patienten mit kolorektalen Karzinomen
Auf die Interpretation der Ergebnisse bei den einzelnen Krankheitsgruppen wird
weiter unten eingegangen. Das Spektralmuster bei allen zugrunde liegenden
Erkrankungen hat sich als unabhängig von demographischen Faktoren wie
Alter und Geschlecht erwiesen. Die gemessenen Veränderungen der
Albuminkonzentration scheinen demnach nicht damit in Verbindung zu stehen.
Publizierte Daten hinsichtlich dieser Fragestellung liegen nicht vor. Der
Konformationszustand des Albumins, der mittels ESR darstellbar ist, scheint ein
rein im Rahmen der Grunderkrankung zu deutendes Phänomen zu sein.
4.5
Patienten mit Adenomen und Divertikulitis weisen in der ESR ein
anderes Spektralmuster auf als Patienten mit Karzinomen
Im vorliegenden Patientenkollektiv zeigen sich sowohl bei Patienten mit
adenomatösen Veränderungen als auch bei solchen mit Divertikulitis in der
Albumin-ESR andere Spektren als bei Karzinompatienten. Da die Spektren den
Konformationszustand des Albumins im Serum widerspiegeln, lassen sich
anhand der erhobenen Daten die Ergebnisse zwischen malignen und benignen
55
Grunderkrankungen deutlich unterscheiden. Da in dieser Arbeit unter anderem
die Wertigkeit der Albumin-ESR als Detektionsparameter für das KRK überprüft
werden sollte, wurden die Patienten mit benignen Grunderkrankungen (Adenom
und Divertikulitis) zu einer Gruppe zusammengefasst und Ergebnisse mit denen
der Patientengruppe mit einem Adenokarzinom verglichen. Dabei ergab sich
folgendes Bild: der auf der Basis der Albumin-ESR errechnete DR-Wert
(Determination ratio) war bei Patienten mit maligner Erkrankung signifikant
niedriger. Dies ist ein eindeutiger Hinweis auf eine Konformationsänderung des
Albumins bei Patienten mit KRK. In dieser Arbeit wurden keine normalgesunden
Patienten untersucht. Die Untersuchung der Proben von Patienten mit benignen
Tumoren und mit Divertikulitis ergab sehr ähnliche Spektralmuster.
Die
Ergebnisse
der
Albumin-ESR
von
Patienten
mit
benignen
Grunderkrankungen der vorliegenden Arbeit liefern eine Verteilung der
Spektralwellen, wie sie für gesunde Individuen gezeigt worden ist (Matthes et
al., 2001). Die für Karzinompatienten errechneten Werte entsprechen ebenfalls
zuvor publizierten Daten (Matthes et al., 2001, Kazcmierzak et al., 2006).
Bezogen auf die potentielle Rolle der Albumin-ESR als Detektionsmarker
lassen sich aus den vorliegenden Ergebnissen hinsichtlich der DR-Werte bei
Patienten mit Adenomen zwei Konsequenzen für den klinischen Alltag ziehen.
1. die Durchführung der ESR zur Detektion von kolorektalen Karzinomen
scheint durchaus geeignet. Oder an dieser Stelle umgekehrt formuliert: liegt bei
einem Patienten der klinische oder (familien-)anamnestische Verdacht nahe,
dass ein Malignom vorliegen könnte, scheint die Albumin-ESR mit einiger
Sicherheit diesen Verdacht aus dem Wege räumen oder bestätigen zu können,
da die Spektralwellenverteilung bei karzinomatöser Erkrankung differiert.
Nichtsdestotrotz ließ sich kein signifikanter Unterschied zwischen Patienten mit
Adenomen und Patienten mit einem frühen Tumorstadium UICC I errechnen –
allerdings sind die Fallzahlen, insbesondere in der Karzinom-Untergruppe UICC
I, gering. Selbstverständlich sind größere Folgestudien zur Überprüfung der hier
gemachten Beobachtung notwendig.
2. Nicht selten ergibt sich im klinischen Alltag die Situation, dass endoskopisch
eine
interventionell
nicht
abtragbare
Läsion
unklarer
Dignität,
die
makroskopisch als Adenom eingeschätzt wird, vorliegt. Ein nicht erniedrigter
DR-Wert könnte in solch einem Falle unterstützend in der Entscheidung
56
mitwirken, den betreffenden Patienten nicht radikal, sondern bspsw. mittels
einer laparoskopischen Polypabtragung zu behandeln. In der nicht seltenen
Situation, dass makroskopisch eine Läsion unklarer Dignität vorliegt, und
entnommene Probebiopsien keinen Malignitätsnachweis liefern, könnte die
Durchführung der Albumin-ESR richtungsweisend werden.
3. Die Patientengruppe mit Divertikulitis wurde unterteilt in Patienten mit
chronischer und solche mit akuter Entzündung. Zwischen den Gruppen zeigte
sich dabei kein signifikanter Unterschied hinsichtlich der ESR-Spektren. Eine
akute Inflammation scheint bei diesen Patienten den Konformationszustand des
Albumins nicht zu beeinflussen. Allerdings muss darauf hingewiesen werden,
dass sämtliche Patienten mit akuter Sigmadivertikulitis präoperativ antibiotisch
behandelt wurden.
Das Verteilungsmuster der Spektralwerte und die
errechneten DR-Werte waren vergleichbar mit denen bei Patienten mit
adenomatösen Erkrankungen. Allerdings lässt sich im Unterschied zur
Adenomgruppe anhand der Verteilung der DR-Werte ein cut-off-Wert
berechnen, mit dem Karzinompatienten mit guter Sensitivität und Spezifität von
solchen mit Divertikulitis unterschieden werden können.
4.6
Postoperative Veränderungen der ESR-Spektren
In der vorliegenden Untersuchung wurde bei allen Patienten, die operativ oder
interventionell behandelt wurden, präoperativ und am 8. postoperativen Tage
Serum entnommen und die Albumin-ESR durchgeführt. In sämtlichen
Patientengruppen ließ sich dabei ein Absinken des postoperativen DR-Wertes
verglichen mit dem präoperativen Wert beobachten. Die Halbwertszeit von
Albumin liegt bei ca. 16 Tagen. Es ist bekannt, dass septische und
inflammatorische
Krankheitszustände
durch
ESR
messbare
Konformationsänderungen im gleichen Sinne wie in der vorliegenden Arbeit
beschrieben, hervorrufen können (Gurachevsky et al., 2008). Im Rahmen der
postoperativ einsetzenden katabolen Phase kommt es zur Ausschüttung von
Mediatoren. Anhand der vorliegenden Ergebnisse lässt sich spekulieren, dass
es in der ersten postoperativen Woche zu einer Akkumulation von Botenstoffen
kommt, die an Albumin binden und dessen mittels ESR hier nachgewiesene
Konformationsänderung hervorrufen.
57
Eine weitere Beobachtung der vorliegenden Arbeit ist, dass diejenigen
Patienten, die im postoperativen Verlauf eine Komplikation entwickelten, einen
deutlicheren Abfall der DR-Werte zeigten als solche mit unkompliziertem
Verlauf. Die Komplikationen wurden in die Kategorien der schwerwiegenden
und der weniger schwerwiegenden Komplikationen unterteilt. Diejenigen
Patienten, die ernstere Komplikation hatten, zeigten dabei wiederum eine
ausgeprägtere Konformationsänderung des Albumins. Dies ist ebenfalls am
ehesten mit der vermehrten Freischüttung von Endotoxinen bei einer
septischen oder im Rahmen eines SIRS auftretenden Komplikation mit
konsekutiver
Bindung
von
Liganden
und
damit
detektierbaren
Konformationsänderung zu erklären.
4.7
Die
Änderung
der
ESR-spektroskopisch
messbaren
Albuminkonformation korreliert mit dem Tumorstadium bei den
UICC-Stadien I-III
In dieser Arbeit wird erstmalig die ESR von Albumin bei Patienten mit
verschiedenen
benignen
und
malignen
kolorektalen
Erkrankungen
durchgeführt. Insbesondere wurden die Patienten mit KRK hinsichtlich ihres
UICC-Stadiums in Gruppen untersucht und die etablierte pTNM-Klassifikation
dadurch mit den gemessenen DR-Werten korreliert. In diesem Abschnitt soll die
potentielle Rolle der Albumin-ESR als prädiktiver und auch als prognostischer
Tumormarker diskutiert werden:
Betrachtet man die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit für die Patienten im
UICC-Stadium I bis III, so zeigt sich, dass stadiumabhängig der DR-Wert
niedriger wird. Patienten im UICC-Stadium I haben einen DR-Wert von 0,15 +/1,05, im Stadium II von -0,48 +/- 0,53 und im Stadium III von -0,76 +/- 0,37. Je
fortgeschrittener das Tumorstadium also ist, desto ausgeprägter kommt es zu
Konformationsänderungen im Albuminmolekül. Einschränkend diesbezüglich
muss jedoch erwähnt werden, dass die Messwerte bei Patienten im
metastasierten UICC-Stadium IV ein ganz anderes Bild zeigen: bei ihnen
wurden durchgehend höhere DR-Werte gemessen als in den weniger
58
fortgeschrittenen Tumorstadien – eine Tatsache, die bislang nicht zu erklären
ist. Es wäre zu erwarten gewesen, dass bei diesen Patienten die niedrigsten
DR-Werte vorliegen. Stattdessen weisen diese Patienten höhere DR-Werte auf,
die im Bereich derjenigen Patienten mit benignen kolorektalen Erkrankungen
liegen. Vermutlich sind bislang unbekannte Mechanismen bei systemisch
tumorkranken Patienten dafür verantwortlich.
Es stellt sich die Frage, ob die Albumin-ESR als Ergänzung des pTNMStadiums dienen kann. Wie in der Einleitung dieser Arbeit bereits erwähnt,
besteht ein klinisches Problem beim Kolonkarzinom darin, diejenigen Patienten
im UICC-Stadium II und III zu detektieren, die einen Nutzen aus einer
adjuvanten
Chemotherapie
hinsichtlich
Ihres
Gesamtüberlebens
ziehen
können.
Als überprüfte prognostische Faktoren beim KRK gelten die Tiefeninfiltration
des Primärtumors und das Vorhandensein einer Lymphknotenmetastasierung,
die in der pT und pN-Kategorie der UICC berücksichtigt werden. Es ist jedoch
bekannt, dass es einerseits Patienten mit einem Kolonkarzinom im UICCStadium II gibt, die durchaus von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren
könnten. Andererseits gibt es viele Patienten im Stadium III, die trotz einer
applizierten Chemotherapie ein Tumorrezidiv und auch ein schlechtes
Überleben aufweisen (Wolpin et al., 2008). Für das Rektumkarzinom wurde
gezeigt, dass Patienten mit erhöhtem CEA weniger von einer neoajuvanten
Radiochemotherapie profitieren als solche mit prätherapeutisch normalem CEAWert (Park et al., 2006). Auf Ebene der Genmutationsanalyse wurde für das
metastasierte kolorektale Karzinom aktuell empfohlen, vor Beginn einer
Therapie mit Anti-Epidermal-Growth-Receptor-Antikörpern eine Analyse des
KRAS-Genes durchzuführen (Allegra et al., 2009).
Es ist von großer klinischer Bedeutung, zu klären, ob sich in der günstigen
Prognosegruppe UICC II Patienten befinden, welche zwar nach den aktuell
geltenden Kriterien keine adjuvante Therapie erhalten, aber die von einer
solchen Therapie profitieren können. Für die ungünstige Prognosegruppe sollte
eine Differenzierung von Patienten erfolgen in solche, die von einer adjuvanten
Chemotherapie Nutzen ziehen.
Da die bislang überprüften biologischen Marker diese Fragen nicht beantworten
können (Yamashita et al., 2009), wäre es von Interesse, in Folgestudien zu
59
überprüfen, ob die ESR von Albumin als biologischer Marker in dieser
Fragestellung hilfreich sein kann. Eine Frage, die sich aus den vorliegenden
Ergebnissen diesbezüglich aufwerfen ließe, wäre z.B., ob erniedrigte DR-Werte
bei der ESR des Albumins mit dem Überleben betroffener Patienten korrelieren.
Ferner sollte überprüft werden, ob diejenigen Patienten mit Kolonkarzinom im
UICC-Stadium III, die klinisch erwiesenermaßen hinsichtlich Ihres Überlebens
von einer applizierten adjuvanten Chemotherapie profitieren, a priori niedrigere
ESR-Werte aufweisen als solche mit schlechterem Gesamtüberleben. In
ähnlicher Weise sollte untersucht werden, ob es Patienten im UICC-Stadium II
gibt, die präoperativ deutlich erniedrigte DR-Werte haben und im Verlauf ein
Rezidiv entwickeln. Es müssten anschließend cut-off-Werte für die DR definiert
werden, die als suspekt hinsichtlich eines aggressiven Tumorgeschehens
gelten. Patienten im Stadium II, die einen solchen cut-off-Wert unterschreiten,
sollten randomisiert werden in eine Gruppe, die adjuvant chemotherapiert wird
und eine Gruppe, die gemäß den aktuellen Leitlinien nicht adjuvant therapiert
wird.
Aus den vorliegenden Ergebnissen und den aufgeführten Überlegungen lässt
sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die ESR von Albumin hinsichtlich ihrer
potentiellen Rolle der Ergänzung des pTNM-Systems anhand verschiedener
klinischer Fragestellungen an einem großen Patientenkollektiv aller UICCStadien überprüft werden sollte.
4.8
Korrelation der ESR mit CEA
Da CEA in der serologischen Diagnostik beim KRK wie oben aufgeführt
etabliert ist, wurde untersucht, ob sich gleichsinnige Ergebnisse bei eventuell
vorhandenen Veränderungen dieses Markers mit dem DR-Wert ergeben. Das
Ergebnis dieser Untersuchung zeigt, dass die Albumin-ESR bei Patienten mit
präoperativ erhöhten CEA durchaus deutlich erniedrigte Werte anzeigt. Dies ist
insbesondere in den UICC-Stadien II und III der Fall. Aufgrund dieser
Korrelation lässt sich unterstreichen, dass die Albumin-ESR durchaus zur
Detektion des KRK geeignet zu sein scheint – eventuell als Ergänzung zum
CEA, das sich als Verlaufsparameter etabliert hat. Zur Überprüfung dieser
Hypothese sind große Patientenzahlen vonnöten.
60
4.9
Cut-off-Wert der Determination ratio zur Unterscheidung zwischen
benignen und malignen Erkrankungen
Von der Firma MedInnovation wurde auf empirischer Basis ein cut-off-Wert
vorgeschlagen und aufgrund der statistisch relevanten Korrelation als Grenze
der Wert 1 festgelegt. DR-Werte kleiner 1 wiesen eine aktive Tumorerkrankung
nach (Matthes et al., 2001).
Werte kleiner 1 wurden mit einer Sensitivität von 87% und einer Spezifität von
94% einem malignen Geschehen zugeordnet. Der DR-Wert ergibt sich als
lineare Kombination der Verhältnisse der spektralen Komponenten 1) bis 3) (s.
Abb. 5) für Proben verschiedener Konzentration an Fettsäuren und Ethanol. Der
DR-Wert ist linear zu den Konzentrationen der Anteile der jeweiligen
Fettsäurenkomponenten am Gesamtspektrum. D.h., die verschiedenen Anteile
an
Fettsäuren
werden
linear
gewichtet
(z.B.
geht
ein
60
%iger Anteil festgebundener Fettsäuren mit der Gewichtung 0,6 in die
Berechnung des DR-Wertes ein).
Zwar ist der empirisch als absolut festgelegte cut-off-Wert von 1 in dieser Studie
nicht reproduzierbar als Unterscheidungskriterium zwischen benignen und
malignen Erkrankungen. Vielmehr liegt ein Trennwert zwischen entzündlichen
und malignen Erkrankungen deutlich niedriger, nämlich bei –0,44. Als
eigentliches Unterscheidungskriterium scheinen sich stattdessen signifikante
relative Unterschiede zwischen den DR-Werten von Patienten mit benignen und
malignen Entitäten zu eignen. Ferner ist zu betonen, dass der DR-Wert auch
bei anderen malignen Erkrankungen oder bei septischen Prozessen erniedrigt
sein kann und keinesfalls eine Organspezifität aufweist (Seidel et al., 2005,
Gurachevsky et al., 2008).
61
4.10
Potentielle Rolle der Albumin-ESR zur Detektion von kolorektalen
Karzinomen
In der vorliegenden Arbeit wird gezeigt, dass bei Patienten mit malignen
kolorektalen Tumoren eine Änderung des Konformationszustandes des
Albumins mittels ESR zuverlässig darstellbar ist. Verglichen mit Patienten mit
benignen Kolonerkrankungen stellen sich signifikant niedrigere DR-Werte dar.
Diese Beobachtung ist in Einklang zu bringen mit Publikationen über andere
maligne Erkrankungen (Kazmierczak et al., 2006, Seidel et al., 2005).
Hervorzuheben ist die Tatsache, dass Patienten mit Adenomen des
Kolorektums keine erniedrigten ESR-Werte aufweisen. Dies gilt sowohl für low
grade Adenome als auch für Adenome mit höhergradigen Dysplasien. Dieses
Ergebnis ist als Folge davon zu interpretieren, dass Tumorzellen eine Reihe
von bioaktiven Proteinen und Peptidfragmenten in die Blutzirkulation freisetzen
(Lowenthal et al., 2005). Es ist gezeigt worden, dass solche freigesetzten
bioaktiven Substanzen an Albumin binden, wodurch sich deren Halbwertszeit
verlängert (Mehta et al., 2003, Liu et al., 2004). Diese Bindungen an das
Albumin können allosterische Veränderungen an seiner Proteinstruktur
hervorrufen.
Dies
hat
zur
Folge,
dass
seine
Bindungs-
und
Transporteigenschaften modifiziert werden, wobei eine wesentliche dieser
Modifikationen die Änderung der Fettsäurebindungen an Albumin ist.
Fettsäuren können als Konsequenz dieser Modifikationen weniger oder gar
nicht an Albumin binden, da ihre Bindungsstellen wegfallen (Liu et al., 2004)
Diese Veränderungen sind mittels ESR detektierbar und die Ergebnisse der
vorliegenden Arbeit sind ein deutlicher Hinweis dafür, dass ebensolche
Veränderungen bei Patienten mit malignen kolorektalen Tumoren auftreten.
Die klinische Konsequenz, die sich aus diesen Ergebnissen herleiten lässt, ist,
dass sich die ESR mit spinaktivierten Fettsäuren zur Detektion eines KRK
eignet.
Durch die Zugabe von Ethanol wird zum einen die Tertiärstruktur des Proteins
teilweise denaturiert, und zum anderen die Solvatation der spinmarkierten
Fettsäuren modifiziert. Diese Effekte führen zu einer teilweisen „Öffnung“ der
Bindungsstellen im Labor und simulieren die normale Transportaktivität des
62
Albumins im Serum. Methodisch macht man sich in der komplexen ESRAnalyse also zunutze, dass maligne Karzinome schon in sehr frühen Stadien
Biomarker in das Blut abgeben (z.B. Peptide), die ebenfalls an Albumin binden.
Daher ergibt sich eine Fettsäurebindungsaffinität, die für gesunde und Patienten
mit Malignomen deutliche Unterschiede aufweist.
Entscheidend für die weitere Validierung der untersuchten Methodik ist es,
abgesehen von klinisch-prognostischen Fragestellungen, zu evaluieren, ob sich
eine Determinante auf dem Boden von spektroskopisch detektierbaren
Veränderungen des Albuminmoleküls definieren lässt, die zuverlässig die
Bindung von Substanzen, die beim malignen Geschehen freigesetzt werden,
anzeigt. Wesentlich ist es auch, zu betonen, dass bislang noch nicht bekannt
ist, wie die exakten allosterischen Veränderungen an den FettsäureBindungsstellen des Albuminmoleküls definiert sind (Hinderberger et al., 2008).
Wie oben bereits aufgeführt, lassen sich mittels der hier bearbeiteten Methode
bei verschiedenen Malignomen indirekt Konformationsveränderungen des
Albumins detektieren. Besonders interessant wäre es, entitätsspezifische
Konformationsänderungen des Albumins mittels speziellerer Methoden, wie
Double-electron-electron-Resonance Spektroskopie (DEER) zu identifizieren
(Hinderberger et al., 2008).
Bei der Bestimmung von vielen bislang untersuchten Biomarkern handelt es
sich häufig um kostenintensive Untersuchungen.
Die ESR ist mittels eines Tischspektrometers eine einfach Handzuhabende und
preisgünstige (45000 – 60000 Euro) Methode. In kurzer Zeit kann eine große
Anzahl an Messungen durchgeführt werden. Daher birgt sie ein großes
Potential, eine standardisierte und effiziente Methodik in klinisch-chemischen
Laboratorien zu werden. Eine einzelne Serumuntersuchung kostet dabei ca. 15
Euro. Da die Methode in der medizinischen Diagnostik noch nicht etabliert ist,
wäre
es
von
Interesse,
Netzwerke
zwischen
mehreren
an
Studien
teilnehmenden Zentren zu initiieren, um die Validität erhobener Ergebnisse zu
überprüfen.
63
5.
Zusammenfassung und Aussicht:
Zusammengefasst liefert die vorliegende Arbeit folgende Ergebnisse:
•
Bei Patienten mit kolorektalem Karzinom zeigt sich, verglichen mit
Patienten mit gutartigen kolorektalen Erkrankungen, eine mittels ESR
detektierbare Konformationsänderung des Albumins.
•
Zur Differenzierung von Patienten mit Karzinom und Divertikulitis anhand
der Albumin-ESR lässt sich ein cut-off-Wert berechnen.
•
Es wird erstmalig gezeigt, dass mit Fortschreiten der Tumorerkrankung
in Korrelation zu den UICC-Stadien I-III eine veränderte messbare
Albuminkonformation mittels ESR zu registrieren ist.
•
Die gemessenen Spektralwerte sinken im unmittelbaren postoperativen
Verlauf
ab
und
zeigen
somit
eine
Veränderung
der
Albumintransportfunktion an.
•
Komplizierte postoperative Verläufe mit septischem Krankheitsbild führen
zu deutlichen Veränderungen der mittels Albumin-ESR ermittelten
Spektren.
Als Aussichten für zukünftige Untersuchungen sollten folgende Fragestellungen
aufgestellt werden:
•
Die
erhobenen
Ergebnisse
müssen
an
einem
größeren
Patientenkollektiv validiert werden.
•
Insbesondere: kann das stadienabhängige Absinken des DR-Wertes
bestätigt werden?
•
Kann
die
Albumin-ESR
hinsichtlich
Rezidiverkennung
und/oder
Ansprechen auf eine Therapie dienen?
•
Kann die Albumin-ESR das TNM-System der UICC ergänzen und als
prognostischer Marker dienen?
•
Welche sind die spezifischen Veränderungen der Albuminkonformation
beim kolorektalen Karzinom und lassen sie sich von Veränderungen bei
anderen Malignomen differenzieren?
64
6.
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78
A 1: Folgende Tabelle fasst die erfassten Parameter und die Ergebnisse der spektroskopischen
Messungen zusammen. Zur Erläuterung siehe bitte Legende.
Nr.
Gruppe OP/
(D/A/K)
Alter
m/w
Intervention
CEA
(ug/l)
Albumin Major
(g/dl)
Komp.
Minor
Histo-
DR
DR
Komp.
logie
prä
post
ja/nein
ja/nein
4,8
n
n
high grade
3,33
-0,32
4
j
n
pT3pN1M0
-0,32
-1,73
1
A
TEM
79
m
2
K
RR
76
m
4
D
SK
65
w
4,8
n
j
chronisch
-0,32
-0,36
5
A
RR
64
m
3,7
n
n
high grade
-0,81
-1,28
6
A
TEM
45
m
4,8
n
n
high grade
1,27
n.u.
8
K
SK
74
m
4,6
n
j
pT4pN2pM1 3,14
-1,43
9
A
PR
60
w
4,5
n
n
low grade
3,26
10
K
HR
76
m
3,5
n
j
pT3pN2pM1 -0,93
-1,74
11
D
SK
71
w
4
n
j
chronisch
-0,03
-0,85
12
A
PR
72
m
4,3
n
n
low grade
-0,65
-0,57
13
D
SL
70
w
4,4
n
n
akut
-0,55
-0,83
14
K
RR
61
m
4,1
j
n
pT1pN0M0
-0,97
-1,63
15
A
HL
63
w
4,3
n
n
low grade
0,12
-0,83
16
K
HR
79
w
5,6
4,3
n
n
pT3pN0M0
-0,21
-0,44
17
K
HR
86
w
1,4
4
n
n
pT3pN0M0
-0,59
-1,86
18
A
PR
61
w
4,3
n
n
low grade
0,57
-0,03
19
A
PK
68
m
4,5
n
n
low grade
-0,59
-0,28
21
D
SL
51
w
4,6
n
n
chronisch
-0,88
-0,68
22
D
SK
49
m
4,7
n
n
akut
-0,67
-1,26
24
D
SK
47
w
4,2
n
n
chronisch
-0,62
-0,68
25
A
PK
68
m
3,1
n
n
low grade
0,29
n.u.
26
K
HL
79
w
805
3,9
n
j
pT3pN1pM1 -0,65
-1,42
27
K
SK
61
m
4,7
4,8
n
n
pT4pN0M0
-0,35
-0,97
28
D
HL
43
w
4,5
n
n
akut
-0,57
-0,45
29
D
HL
50
w
4,3
n
n
akut
-0,90
-0,63
30
A
PR
63
m
4,6
n
n
low grade
-0,33
-0,37
32
K
SK
76
w
3,5
n
j
pT3pN1M0
-0,84
-1,21
33
A
PK
65
m
4,2
n
n
low grade
-0,48
-0,01
34
A
PR
79
w
4,4
n
n
high grade
1,46
-0,64
6,7
18,9
260
4,2
6,8
-0,41
79
Nr.
Gruppe OP/
(D/A/K)
Alter
m/w
Intervention
CEA
(ug/l)
Albumin Major
(g/dl)
Komp.
Minor
Histo-
DR
DR
Komp.
logie
prä
post
ja/nein
ja/nein
35
D
SK
75
w
4,8
n
n
chronisch
5,78
-0,85
37
K
HR
85
m
3,5
n
n
pT3pN0M0
-1,24
-1,74
38
A
TEM
73
m
4,2
n
n
high grade
-0,24
-0,39
39
D
HL
64
w
4,3
n
j
chronisch
3,29
0,96
40
K
TR
70
w
12,7
4,2
n
j
pT4pN2pM1 -0,61
-1,66
42
K
HL
68
m
3,7
4,1
n
n
pT4pN0M0
-0,58
-0,69
43
A
PK
67
w
4,4
n
n
low grade
-0,55
-0,48
44
K
RE
72
m
3,8
4,1
n
n
pT1pN0M0
-0,28
-1,41
45
K
HL
53
m
1,8
4,4
n
n
pT1pN0M0
-0,35
0,51
47
K
SK
71
m
12,9
4,1
n
j
pT3pN1M0
-0,74
-0,81
48
K
HR
73
m
10,3
4,1
j
n
pT4pN2M0
-0,53
-1,22
49
K
TR
65
m
1,4
3,5
n
n
pT1pN0M0
1,27
-0,34
50
K
HR
77
m
2,3
3,8
n
j
pT3pN0M0
-0,65
-1,96
51
A
HR
70
w
3,8
n
n
high grade
0,22
-1,62
52
D
SK
66
m
3,8
n
n
chronisch
-0,29
-0,59
53
D
SK
64
w
4,6
n
j
chronisch
-0,73
-0,78
54
A
TEM
67
m
4,5
n
n
high grade
-0,76
-0,33
55
K
SK
78
w
4
n
j
pT1pN0M0
-0,50
-2,09
56
D
SK
54
w
4,5
n
n
chronisch
-0,23
-0,67
58
A
PK
65
m
5
n
n
low grade
-0,25
-1,76
60
K
HR
60
m
2,2
4,5
n
n
pT1pN0M0
0,51
2,43
61
K
HL
84
m
68,1
3,4
j
n
pT4pN2M1
-0,56
-1,81
62
K
HR
84
w
3,3
3,5
n
j
pT3pN0M0
-0,47
-1,97
63
K
RR
67
w
6,7
4,5
n
j
pT3pN0M0
-0,34
-1,23
64
K
HR
82
w
1,5
3,8
n
j
pT2pN0M0
-0,41
-1,07
65
D
SK
65
w
4,3
n
n
chronisch
-0,31
n.u.
66
K
HR
68
w
4,5
n
n
pT4pN2pM1 0,67
-0,32
67
A
PR
69
w
4,6
n
n
low grade
1,38
n.u.
68
D
SK
48
m
3,9
n
n
akut
-0,36
-0,42
69
D
SK
47
m
4,5
n
n
akut
-0,19
-0,86
70
D
SK
49
w
4,1
n
n
akut
-0,61
-0,89
72
D
SK
60
w
4,3
n
n
akut
-0,65
1,25
7,3
20
80
Nr.
Gruppe OP/
(D/A/K)
Alter
m/w
Intervention
CEA
Albumin Major
Minor
Histo-
DR
DR
(ug/l)
(g/dl)
Komp.
Komp.
logie
prä
post
ja/nein
ja/nein
73
D
SK
55
w
3,5
n
n
chronisch
-0,64
1,96
74
A
PK
68
m
4,2
n
n
high grade
1,86
0,03
75
K
RR
66
m
2,6
4,3
j
j
pT2pN0M0
0,43
-1,83
76
K
HR
76
m
6
3,9
n
n
pT4pN2M0
-0,26
-1,40
77
A
HL
82
w
4,1
n
n
high grade
-0,26
-1,47
78
K
RR
74
w
2,2
4,3
n
j
pT4pN2M0
1,55
1,58
79
K
RR
81
m
23
3,8
n
n
pT3pN2M0
0,68
0,47
83
K
RR
71
m
3
4,4
n
j
pT1pN0M0
1,86
-0,56
84
A
TEM
65
w
3,9
n
n
high grade
3,18
n.u.
85
K
HR
85
w
1,9
3,9
n
j
pT1pN0M0
0,42
-1,89
86
K
HL
61
w
1,6
4,4
n
n
pT2pN0M0
0,79
n.u.
87
K
SK
83
w
2,2
4,3
n
j
pT3pN0M0
0,21
n.u.
88
K
SK
81
w
44,4
2,6
j
j
pT4pN1M0
-1,43
-2,20
89
K
HR
77
w
73,7
4
n
j
pT4pN1M0
0,73
-1,6
90
A
KS
69
m
4,5
n
n
low grade
1,62
n.u.
91
D
SK
72
w
5
n
n
chronisch
2,48
n.u.
92
D
SK
60
w
4,6
j
n
akut
1,74
n.u.
93
A
PK
75
w
4,6
n
n
low grade
2,47
1,46
94
K
HR
84
w
1,6
4,6
n
n
pT3pN2M0
0,67
-0,74
95
C
RR
73
m
1,4
4,7
n
n
pT3pN0M0
-0,02
0,21
96
C
TEM
55
m
1,5
4,4
n
n
pT1pN0M0
1,19
n.u.
97
A
HR
65
w
4,5
n
n
high grade
1,59
2,65
98
D
SK
69
m
4
n
j
akut
0,46
-1,01
99
A
RR
74
w
4,6
n
n
high grade
1,19
0,16
100
D
SK
62
w
4,1
n
n
akut
1,54
0,48
101
A
KS
62
w
4,5
n
n
high grade
4,05
2,15
102
K
HL
81
w
4
j
n
pT3pN1M0
-0,70
-0,96
103
D
SK
64
w
4,7
n
n
chronisch
1,26
2,76
104
D
SL
61
w
4,6
n
n
chronisch
1,42
0,69
105
K
HR
66
w
3,2
j
n
pT3pN0M0
-1,59
-2,44
106
A
KS
84
w
4
n
n
low grade
-0,2
0,93
107
K
RE
75
w
3,3
n
n
pT2pN0M0
-1,77
-2,02
10,7
1,4
81
Nr.
Gruppe OP/
(D/A/K)
Alter
m/w
Intervention
CEA
Albumin Major
Minor
Histo-
DR
DR
(ug/l)
(g/dl)
Komp.
Komp.
logie
prä
post
ja/nein
ja/nein
108
D
SK
46
w
3,8
n
n
akut
-0,41
1,09
109
D
SK
74
w
4,4
n
n
chronisch
-0,15
-2,15
110
D
SL
45
w
3,9
n
n
akut
0,85
-0,9
111
K
HR
69
w
2,9
n
j
pT3pN0M0
-0,03
-2,22
112
D
SL
76
m
4
n
n
chronisch
1,06
-1,95
113
D
SK
52
m
4
n
n
akut
0,02
-1,55
114
D
SL
53
m
4,2
j
n
akut
1,86
-0,82
115
D
SL
49
w
4
n
n
chronisch
2,69
4,36
116
A
KS
77
m
4,3
n
n
high grade
0,57
-2,22
117
A
PK
65
w
4,5
n
n
low grade
1,5
1,06
118
K
RR
62
m
4,3
n
n
pT2pN0M0
1,58
-1,55
43,5
2,2
Im Einzelnen beinhalten die einzelnen Spalten folgende Informationen:
Die Ziffern in der 1.Spalte von links dienen als Identifizierungsnummer für die
Patienten, nicht als fortlaufende Nummerierung. Die 2. Spalte zeigt die
Grunderkrankung auf: D=Sigmadivertikulitis, A= Adenom, K=Karzinom. 3.
OP=Operation oder Interventionelles Verfahren: PK= Polypektomie Kolon, PR=
Polypektomie Rektum, KS= Kolonsegmentresektion, TEM= transanale endoskopische
Mikrochirurgie, SK= Konventionelle Sigmaresektion, SL= Laparoskopische
Sigmaresektion, HR= Hemikolektomie rechts, TR= Transversumresektion, HL=
Hemikolektomie links, RR= Rektumresektion, RE= Rektumexstirpation.
82
EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG
Hiermit willige ich
Name, Vorname
Geburtsdatum
freiwillig ein, an der Pilotstudie
ESR-Tumortest zur Diagnostik bei Patienten mit Kolonkarzinom verschiedener Stadien
im Vergleich zu Patienten mit einer Divertikulitis und Adenomen
Als Patient teilzunehmen, nachdem ich von
Ärztin/Arzt
Über Wesen, Bedeutung, Tragweite, möglichen Nutzen und etwaige Risiken aufgeklärt wurde.
Diese Information wurde mir auch in schriftlicher Form ausgehändigt.
Meine Einwilligung kann jederzeit, auch nachdem ich sie unterschrieben habe, ohne Angabe
von Gründen widerrufen und auf eine weitere Teilnahme an der Studie verzichtet werden.
Daraus würden mir für die weitere ärztliche und pflegerische Betreuung keine Nachteile
erwachsen.
Ich verpflichte mich, während der Teilnahme an dieser Studie jede ärztliche Behandlung
anderer Art und die Einnahme rezeptfreier Arzneimittel dem Prüfarzt mitzuteilen.
Ich willige darin ein, dass mich betreffende personenbezogene Daten und Gesundheits- bzw.
Krankheitsdaten im Rahmen und zum Zweck des o. g. Forschungsvorhabens verarbeitet
werden. Ich willige darin ein, dass meine im Rahmen der o.g. Studie erhobenen Daten
aufgezeichnet, verschlüsselt (pseudonymisiert), verschlüsselt (pseudonym) gespeichert und an
die MedInnovation GmbH sowie die zuständigen Behörden weitergeleitet und anonymisiert
veröffentlicht werden.
Ferner bin ich damit einverstanden, dass einem zur Verschwiegenheit verpflichteten
Beauftragten der MedInnovation GmbH sowie der zuständigen Überwachungsbehörde zu
Prüfzwecken stichprobenartig Einsicht in die im Rahmen der o. g. Studie aufgezeichneten
Daten, soweit es sich um personenbezogene Daten handelt, gewährt wird.
Im
Rahmen
der
vorstehend
beschriebenen
Weitergabe
von
Daten
und
Einsichtnahmegewährung in die mich betreffenden Aufzeichnungen entbinde ich hiermit den
Studienarzt von seiner ärztlichen Schweigepflicht.
Darüber hinaus bin ich mit der Entnahme, Untersuchung sowie pseudonymisierten Lagerung
meines Blutes für den Zweck der Studie durch den Studienarzt bzw. die MedInnovation GmbH
einverstanden.
Ich bin geschäftsfähig und in der Lage, meinen Willen aufgrund der mir gegebenen
Informationen selbst zu bestimmen.
Datum:
Patient
aufklärende Ärztin/Arzt
Danksagungen
Mein besonderer Dank gilt Herrn PD Dr. med. B. Mann für die Überlassung
des Themas und seine Betreuung,
Frau Dr. rer. nat. K. Schnurr für die Unterstützung der Studie und
Einarbeitung in das Gebiet der ESR,
Herrn Dr. rer. nat. Dariush Hinderberger für die fachliche Beratung,
den Labormitarbeitern aus der Augusta-Kranken-Anstalt für die sorgfältige
Bearbeitung der Proben.
Herrn Dr. med. Marcos Gelos danke ich für seine Betreuung, Motivation
und Kritik
und meiner Familie, dass sie die zahllosen Stunden der Abwesenheit
mitgetragen hat.
Lebenslauf
Ellen Welsing, geboren am 06. Juli 1967 in Essen, verheiratet, 3 Kinder, deutsch
Schule, Studium und beruflicher Werdegang
Seit Feb. 2009
Oberärztin an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie,
St. Josefs-Hospital Bochum-Linden (Leiterin: Prof. Dr. G.
Möslein)
Seit April 2005
Beginn der Promotion mit dem Titel: „Elektronen-SpinResonanz-Spektroskopie (ESR) von Albumin bei Patienten
mit benignen und malignen kolorektalen Erkrankungen“
Sep. 2004 – April 2005
Mutterschutz/Elternzeit drittes Kind
Seit August 2003
Weiterbildung Visceralchirurgie
August 2003
Fachärztin für Chirurgie
Mai 2001 – Dez. 2001
Mutterschutz/Elternzeit zweites Kind
Jan. 1999 – Jan. 2009
Assistenzärztin an der Klinik für Allgemein- und
Visceralchirurgie, Augusta-Kranken-Anstalt Bochum (Leiter:
PD Dr. B. Mann)
Juni 1998 – Jan. 1999
Mutterschutz/Elternzeit erstes Kind
Seit Juli 1998
Approbation als Ärztin
Jan. 1997 – Juni 1998
Ärztin im Praktikum an der Klinik für Allgemein- und
Visceralchirurgie,
Augusta-Kranken-Anstalt
Bochum
(damaliger Leiter: Prof. Dr. St. John)
Okt. 1988 – Juni 1996
Studium der Humanmedizin an der Ruhr-Universität Bochum
April 1996
Drittes Staatsexamen
April 1995 – April 1996
Praktisches Jahr an der Augusta-Kranken-Anstalt Bochum
(Wahlfach Gynäkologie)
März 1995
Zweites Staatsexamen
2. klinischer Studienabschnitt
Juli 1991
Erstes Staatsexamen
Okt. 1990 – Juni 1991
1. klinischer Studienabschnitt
Juli 1990
Ärztliche Vorprüfung
Aug. 1987 – Okt. 1988
Krankenpflegeausbildung am Universitätsklinikum Essen
Aug. 1978 – Juni 1987
Besuch des Städtischen
Borbeck,
Allgemeine Hochschulreife
Mädchengymnasiums
Essen-
Zugehörige Unterlagen
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