B1 Gress 2. Arbeits- und Ergebnisbericht zum Teilprojekt B1 Thema des Projekts: Strukturelle und funktionelle Charakterisierung differentiell exprimierter Gene beim Pankreaskarzinom PD Dr. Thomas Gress Abteilung Innere Medizin I, Universitätskliniksklinikum Ulm 2.1 Kenntnisstand bei der letzten Antragstellung und Ausgangsfragestellung Ein Expressionsprofil liefert eine Liste mit hunderten bis tausenden von Genen, die als potentielle Kandidatengen in Frage kommen. Keine Patentlösungen gibt es für die Selektion relevanter Kandidatengene anhand solcher „Hochdurchsatz-Genexpressionsprofil-Analysen“ für eine weitere detaillierte Charakterisierung oder als „Targets“ für biomedizinische Anwendung. Hier wird es erforderlich sein, neue „Hochdurchsatz-Verfahren“ zur seriellen Charakterisierung von Kandidatengenen, sowie einfache in-vitro oder in-vivo Assays zur Charakterisierung einer großen Zahl von Einzelgenen zu entwickeln. Angesichts der großen Zahl von Genen, die in einem solchen Expressionsprofil enthalten sind, müssen an Expressionsprofil-Analysen Strategien zur seriellen Charakterisierung von differentiell exprimierten Genen angeschlossen werden. Gegenstand der letzten Antragsphase unseres Projektes war es, Strategien und Techniken zu einer solchen „high-throughput“ Charakterisierung der ausgewählten differentiell exprimierten Gene zu entwickeln, und anzuwenden. Die Ziele der letzten Antragsphase waren somit wie folgt definiert: • Etablierung von Techniken zur seriellen Analyse von Kandidatengenen Identifizierung und Charakterisierung pankreaskarzinomspezifischer Transkriptionsfaktoren als zusätzliche Kandidatengene mit wichtiger physiologischer oder pathophysiologischer Relevanz. • Selektion von differentiell exprimierten Genen oder potentiellen neuen Transkriptionsfaktoren, die mit Proliferation, Differenzierung, Invasivität und Metastasierung assoziiert sind, und/oder Zielgene von mitogenen/wachstumsinhibierenden Signalkaskaden darstellen. • Strukturelle und funktionelle Charakterisierung unbekannter, differentiell exprimierter Gene 91 B1 Gress Diese Arbeiten sollen zu einer Selektion und Charakterisierung von relevanten „krankheitsassoziierten“ Genen oder „Krankheitsgenen“ führen, die unmittelbar als Grundlage für die Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Ansätze dienen sollten. 2.2 Angewandte Methoden Fokus unserer Arbeiten im Rahmen des SFB 518 ist die Untersuchung molekularer Veränderungen beim Pankreaskarzinom auf der RNA Ebene. Hierzu werden verschiedene molekulare Techniken eingesetzt, wobei die Verwendung der Array-/Chip-Technologie im Vordergrund steht. Als Grundausstattung zum SFB hat uns das Universitätsklinikum Mittel zur Beschaffung eines Storm 8600 PhosphorImager (Molecular Dynamics) zur Verfügung gestellt, der essentiell für unsere bisherigen Arbeiten mit Arrays-/Chips war. Kürzlich wurden uns vom IZKF Ulm Mittel zur Einrichtung einer DNA-Array-/Chip-Facility bewilligt, so daß uns ab Jahresbeginn 2001 alle erforderlichen Einrichtungen zur Durchführung verschiedenster Chip-/Array-Experimente zur Verfügung stehen. Zur individuellen Charakterisierung von Genen kamen zell- und molekularbiologische Verfahren zum Einsatz, die im Detail in Abschnitt 2.3 beim jeweiligen Projektteil beschrieben werden. Über den SFB 518 konnten wir zusammen mit der Abt.Allgemeine Chirurgie und der Zentralen Tierversuchsanlage (ZVTA) eine zentrale Ressource (Projekt C1) für Pankreaskarzinom-Xenografts einrichten. Somit haben wir nun Zugang zu Material welches für alle unsere Arbeiten von Bedeutung war. 2.3 Ergebnisse und ihre Bedeutung: Funktionelle und strukturelle Charakterisierung differentiell exprimierter Gene beim Pankreaskarzinom Ausgangspunkt für dieses Projekt waren mehr als 500 Gene, die wir im Rahmen verschiedener differentieller Genexpressionsstudien (Gress et al Oncogene 13, 1819-1830, 1996, Gress et al, Genes Chromosom. Cancer 19, 97-103, 1997, und Geng et al BioTechniques 25/3; 434-438, 1998) identifiziert haben. Da es sich bei etwa der Hälfte um neue Gene mit unbekannter Funktion handelte, wurden verschiedene Strategien zur Charakterisierung gewählt. Die einfachste Strategie bestand in der Sequenzanalyse und der Identifizierung von neuen, differentiell exprimierten Genen, die signifikante Homologien zu Genfamilien oder Genen mit bekannter Funktion in anderen Organismen zeigten. Ein Teil der so in den letzten Jahren ausgewählten Gene ist unten aufgeführt. Zur Charakterisierung des größten Teils der Gene mußte jedoch ein serieller Ansatz gewählt werden, bei dem Arrays der differentiell exprimierten Gene für Expressionsprofil-Analysen mit geeigneten in-vivo und in92 B1 Gress vitro Modellen verwendet werden. Dies soll die rationelle, serielle Identifizierung von Pankreaskarzinom-spezifisch exprimierten Genen erlauben, die mit wichtigen phänotypischen Charakteristika von Tumorzellen (Invasivität, Differenzierung, Metastasierung...) oder mit relevanten wachstumsinhibierenden oder wachstumsfördernden Signalkaskaden (zb. TGFβ, Ras) assoziiert sind. Hierzu musste jedoch zunächst unsere Array-Technologie optimiert werden. Die einzelnen Arbeiten sind im folgenden Abschnitt beschrieben: Serielle Charakterisierung differentiell exprimierter Gene Optimierung der Array-/Chip-Technologie Unser bis 1997 verwendetes System bestand aus in-situ cDNA-Arrays (Bakterienklone werden auf Nylonmembranen gespottet und entsprechend prozessiert), die für differentielle Hybridisierungen benutzt wurden. Die mit diesen Arrays erzielten Ergebnisse waren zu variabel, um die oben formulierten differenzierten Fragestellungen mit hoher Spezifität zu beantworten. Seit etwa 2 Jahren verwenden wir ausschließlich die weitaus teureren Arrays bei denen PCR-Produkte der ausgewählten Klone (z.B. der differentielle exprimierten Gene) auf Nylonmembranen transferiert werden. Aufgrund der etwa um eine logarithmische Ordnung höheren Sensitivität markieren wir die mRNA Proben weiterhin mit 33P-dCTP. Auch wenn wir so die individuellen Hybridisierunsergebnisse deutlich optimieren konnten, verblieb noch das Problem der inter- und intraexperimentellen Variabilität von Hybridisierungen mit der mRNA ähnlicher experimenteller Ansätze. Diese z.T. bis zu 20%-ige Variabilität läßt sich mit keinem zur Zeit verfügbaren Array-/Chip-System beherrschen. Wie andere Arbeitsgruppen können auch wir dieses Problem nur durch die wiederholte Durchführung und statistische Auswertung der Expressionprofilanalysen Expressionsprofilanalyse fordern wir lösen. inzwischen 6-8 Für eine Messwerte pro verlässliche Gen und Expressionsprofil. Nur wenn die darauf folgende statistische Auswertung der Daten eine geringe Streuung und signifikante Unterschiede zeigt, sind die Daten verwertbar. Die unten aufgeführte Abbildung zeigt eine Auswahl von Genen, die bei einer typischen Auswertung eines Expressionsprofils identifiziert wurden. In diesem speziellen Fall handelt es sich um einen Array früher Serum-responsiver Gene beim Pankreaskarzinom. Verglichen wurde die RNA von unstimulierten, vektortransfizierten PANC-1 Zellen mit der RNA von unstimulierten PANC-1 Zellen nach stabiler Transfektion mit einem N17Ras-Konstrukt. Ein weiterer Ansatz zur Optimierung dieser Analysen bestand in der Verwendung von Subtraktionsprotokollen wie der cDNA-RDA (Representational Difference Analysis) und der SSH (Supression Subtractive Hybridization) zur Anreicherung der Hybridisierungsproben für 93 B1 Gress Gewebe- oder Zellspezifische Gene. Hier wurden Protokolle insbesondere für die Verwendung von mit cDNA-RDA angereicherten Hybridisierungsproben erstellt, die publiziert wurden (Geng et al BioTechniques 25/3; 434-438, 1998) und zu Verfassung eines Protokol-Artikels für die Serie: Methods in Molecular Biology, Genomics Protocols (Humana Press, im Druck) geführt haben. Abbildung 1: Beispiele (14 hochregulierte Gene) für eine statistische Auswertung der oben aufgeführten Expressionsanalyse von Vektor-transfizierten vs. N17Ras-transfizierten PANC-1 Zellen. 18,00 16,00 Vektor N17Ras 14,00 12,00 10,00 8,00 6,00 4,00 2,00 Folgende serielle wurden LE 1 nach SQ ED N T2 K A 1 fu rin 56 3 YB ID Charakterisierungsexperimente C 2 PL O D in 1B M T ct ba C TG F D K Li I-1 po co rti n 2 A nn ex in V C M T 1L 0,00 den verschiedenen Optimierungsschritten durchgeführt. Untersuchung des durch TGFβ -induzierten Phänotyps von Pankreastumorzellen Um den Phänotyp der durch TGFβ-Behandlung invasiv gewordenen Pankreaskarzinomzellen näher zu untersuchen, haben wir Array-Hybridisierungen mit cDNA-Proben durchgeführt, die für TGFß-regulierte Gene mittels cDNA-RDA angereichert waren. Diese komplexen cDNAProben wurden radioaktiv markiert, und mit DNA-Arrays hybridisiert, die mehr als 500 im 94 B1 Gress Pankreaskarzinom überexprimierte Gensonden enthalten. Durch Vergleich der Profile behandelter und unbehandelter Pankreaskarzinomzellen wollten wir Hinweise darauf bekommen, welche Gene für die Ausbildung des TGFβ-induzierten Phänotyps verantwortlich sind. Interessanterweise zeigte diese Untersuchung, daß nach einer 24-stündigen Behandlung mit TGFβ die Pankreaskarzinomzellen u.a. Marker epithelialer Differenzierung wie z.B. Zytokeratine verlieren, und Gene exprimieren, die üblicherweise nur in Zellen mesenchymalen Ursprungs zur Expression kommen, wie z.B. Kollagene oder CTGF. Somit kommt es nach einer 24-stündigen Behandlung mit TGFβ zu einer epithelialen/mesenchymalen Transdifferenzierung (EMT) von Pankreaskarzinomzellen (Geng et al 1999). Wie auch für einige wenige andere Tumorsysteme beschrieben, ist diese EMT mit einer Zunahme des invasiven/metastatischen Potentials von Tumorzellen verbunden. Im Rahmen dieser EMT kommt es u.a. auch zu Hochregulation und Aktivierung des Urokinase Plasminogen Aktivator Systems und von MMP-2, die einen Teil der beobachteten Zunahme der Invasivität vermitteln. Angesichts zunehmender Hinweise auf eine Interaktion der TGFßund der Ras-Kaskade bei der Vermittlung der durch TGFβ induzierten, phänotypischen Effekte untersuchten wir, ob die Ras-Kaskade bei den beschriebenen Effekten von TGFβ bei responsiven Pankreaskarzinomzellen von Bedeutung ist. Tatsächlich konnte eine Vorbehandlung von PANC-1 Zellen mit dem MEK-Inhibitor PD098059 in einer Expressionsprofil-Analyse die Wirkung von TGFβ auf die Expression von 40-50% der TGFβTargetgene modulieren. U.a. wurde auch die durch TGFβ-induzierte EMT und die Zunahme des metastatischen Potentials aufgehoben. 0 Identifizierung metastasierungs-assoziierter Kandidatengene Zur Identifzierung von Metastasierungs-assoziierten Genen haben wir die SUIT-02 Zellinien verwendet (Taniguchi et al Clin.Exp.Metastasis, 12, 238, 1994). Diese von Takeshi Iwamura (Mijazaki, Japan) etablierten Zellinien stammen aus einer Metastase eines Pankreaskarzinoms. Aus dieser Ursprungszellinie wurden Klone selektiert, die sich aufgrund des spontanen metastatischen Potentials in Nacktmäusen unterscheiden. So zeigt z.B. die Zellinie SUIT-02 Klon 007 ein starkes metastatisches Potential, während Zellinie SUIT-02 Klon 028 so gut wie nicht spontan in der Nacktmaus metastasiert. Insgesamt wurden Arrays mit 1764 Genen in diese Expressionsprofil-Analysen miteinbezogen, wovon 86 in SUIT02007 hochreguliert, und 32 in SUIT02-007 runterreguliert waren. Die nach Klassen/Familien geordneten Gene sind in dem unten aufgeführten Profil in Abbildung 2 aufgeführt. 95 B1 Gress Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt jeweils 10 der in SUIT02-007 am stärksten hoch- oder herunteregulierten, bekannten Gene. Interessanterweise sind Gene vermehrt exprimiert, die mit dem metastatischen Phänotyp von Tumorzellen assoziiert sind, wie z.B. Integrine, MMP1, MT1-MMP, tPA, während in der nicht-metastatischen Zelle z.B. TIMP3, ein Inhibitor von Metalloproteasen, vermehrt exprimiert wird. Weitere Gene wie z.B. das zu den Serpins gehörende Nexin und andere Gene mit bislang unbekannter Funktion werden zur Zeit näher untersucht. Tabelle 1 Expressions Profil SUIT 007 vs SUIT 028 2% Cell Cycle Regulators Intermediate Filament Markers 8% 32% Apoptosis 6% Oncogenes DNA Damage Response, Repair &Recombination 13% 11% Receptors 9% 2% 2% Cell Fate & Development Regulators 2% 2% Cell Adhesion & Motility Angiogenesis Regulators Invasion Regulators 2% 2% Cell Cell Interactions Growth Factors 3% Cytokines 4% ESTs Others 96 B1 Gress Abbildung 2: In der metastatischen Linie 007 Ratio 007/028 überexprimiert In der nichtmetastatischen Linie Ratio 028/007 028 überexprimiert MMP-1 116,3 TIMP-3 9,3 Nexin 29,1 Caveolin-1 5,1 Vimentin 11,0 Heat shock protein HSP27 4,7 EGR-1 (KROX2) 11,0 Aquaporine 3 4,4 Zyxin related protein (ZRP-1) 10,2 Cell division protein kinase 4 4,0 Integrin alpha 7B 6,7 PIG-12 3,6 MMP-14 (MT1-MMP) 6,4 Rho GDP-dissoc. Protein inhib. 2 3,2 Annexin like EST 5,5 Caveolin-2 3,1 Integrin beta4 5,5 Cyclin B1 3.0 PCNA 2.8 Tissue type plasminogen activator 4,8 Verwendung der DNA-Array-/Chip Technologie zur Charakterisierung von Signalkaskaden beim Pankreaskarzinom Ziel dieses Vorhabens ist die Etablierung und Anwendung der Array-/Chip-Technologie zur Identifizierung von target-Genen wichtiger Signalkaskaden in Pankreaskarzinomzellen. Da unsere früheren Systeme zur Analyse der differentiellen Genexpression mit in-situ Arrays für diese differenzierte Fragestellung nicht stabil genug waren, wurden zunächst Verfahren etabliert, die durch eine kombinierte subtraktive Hybridisierung mit anschließender PCRAmplifikation die Herstellung von Hybridisierungsproben erlauben, die für target-Gene von Signalkaskaden angereichert sind (Geng et al., 1998, 1999; Wenger et al., 1999). Mit modifizierten Methoden der cDNA representational difference analysis (Geng et al., 1999; Gress et al., 1997) konnten wir unter anderem TGFα/EGF-target-Gene in PANC-1-Zellen im Zeitverlauf (0.5-4-24 h) identifizieren. Diese target-Gene stellen nun ein ideales read outSystem zur Untersuchung des Einflusses weiterer Signalkaskaden auf die TGFα/EGFKaskade dar. Zu diesem Zweck wurden mit diesen target-Genen Arrays-/Chips für differentielle Genexpressionsanalysen hergestellt (expression profiling). Durch die Benutzung dieser Subtraktionsprotokolle gelang es uns initial auch mit sogenannten „in-situ colony Arrays“ ausgezeichnete, verläßliche Daten zu diesen differenzierten Fragestellungen zu erhalten. Bei einem der in diesem Ansatz identifizierten TGFα/EGFTarget Gene, die gleichzeitig im Pankreaskarzinom überexprimiert sind, handelt es sich um CTGF (Connective Tissue Growth Factor). CTGF ist Mitglied der neuen CCN-Genfamilie 97 B1 Gress und wurde bislang überwiegend in Zellen mesenchymalen Ursprungs beschrieben. Interessanterweise ist CTGF ein downstream-Mediator von TGFβ-Aktionen und ein Zusammenhang mit Prozessen wie Proliferation, Embryonalentwicklung, Differenzierung, Zelladhäsion und Fibrogenese wird vermutet. Die Bedeutung von CTGF für das Pankreaskarzinom wurde in weiterführenden Arbeiten untersucht (Wenger et al, 1999). Dabei zeigte sich erstmals, daß CTGF in Tumorzellen epithelialen Ursprungs nicht nur ein immediate early target der TGFα/EGFKaskade, sondern auch ein frühes target von TGFβ darstellt. TGFα/EGF-Stimulation bewirkt eine passagere Hochregulation der CTGFExpression nach 1-2 Stunden, während nach TGFβ-Stimulation die CTGF-Expression erst nach 4 Stunden, dann aber protrahiert für 24-48 Stunden hochreguliert wird. Diese Hochregulation ist mit einer Steigerung der Synthese von ECM-Komponenten durch die Tumorzellen verbunden. Interessanterweise ist CTGF auch in Pankreastumoren stark überexprimiert und die Stärke der Expression korreliert zur Fibrose und zur TGFβExpression. In Nacktmaus-Tumoren von Pankreaskarzinomzellen korrelierte die CTGF Expression mit dem Grad der Fibrose und dem Kollagengehalt. Somit haben wir in diesem Projekt ein Gen identifiziert welches möglicherweise als Mediator von TGFβ die Entstehung der desmoplastischen Reaktion in Pankreastumoren vermittelt. Um diese Hypothese durch experimentelle Daten weiter zu untermauern, haben wir eine transgene Maus hergestellt, die CTGF unter der Kontrolle des Elastase-Promotors im Pankreas exprimiert. Zur Zeit werden mehrere stärker und schwächer exprimierende Linien gezüchtet, um die Veränderungen im Pankreas näher zu untersuchen. Im weiteren Verlauf wurden auch für diese Fragestellung die optimierten PCR-ProduktArrays und die standardisierten Hybridisierungsverfahren mit sehr guten vorläufigen Ergebnissen eingesetzt. Erste Ergebnisse z.B. mit N17Ras transfizierten PANC-1 Zellen zur Identifizierung von RAS-Target-Genen sind im obigen Kapitel zur Optimierung der Array/Chiptechnologie beschrieben. Charakterisierung einzelner Kandidatengene Bedeutung von Proteasen und Proteaseninhibitoren als Kandidatengenen für das Pankreaskarzinom Bei den verschiedenen Expressionsprofil-Analysen wurden eine Reihe von Proteasen und Proteaseninhibitoren als vermehrt im Pankreaskarzinom exprimiert identifiziert. Dazu gehören bekannte Gene wie z.B. uPA/tPA, die Matrix Metalloproteasen (MMPs) und ihre Inhibitoren (TIMP`s), sowie weitere, neue Proteasen/Proteaseninhibitoren. Angesichts der potentiellen Bedeutung dieser Gene bei Prozessen wie Metastasierung, Invasion und 98 B1 Gress Angiogenese habe wir ein besonderes Augenmerk auf diese Gruppe von Genen gerichtet. Hier sollen nur Arbeiten beschrieben werden, die sich mit der Charakterisierung neuer Proteasen oder Proteaseninhibitoren beschäftigen. Klonierung neuer Proteasen/Proteaseninhibitoren: TMPRSS3: Bei einem der isolierten Gene handelt sich um eine neue Serin Protease der Chymotrypsin Familie, deren 2.3 kb mRNA sehr stark im Pankreaskarzinom exprimiert wird. Dieses Gen wurde TMPRSS3 (Transmembrane Protease Serine 3) genannt. Die TMPRSS3-Expression korreliert mit dem metastatischen Potential von Pankreaskarzinomzellen. TMPRSS3 ist membrangebunden und hat eine glykosilierte extrazelluläre Region, die eine Serin-Proteasen Domäne enthält. In einer Reihe von biochemischen und funktionellen in-vitro und in-vivo Experimenten konnte das Substrat von TMPRSS3 leider nicht identifiziert und die proteolytische Aktivität nicht näher charakterisiert werden. Diese Arbeiten wurden bereits publiziert (Wallrapp et al, 2000). KOP: Ein weiteres interessantes Gen kodierte für ein neues transmembranes Protein mit zwei Kunitz-type Serin Proteasen Inhibitor Domänen welches KOP genannt wurde (Kunitz domain containing protein overexpressed in pancreatic cancer). Dieser neue Serin-Proteasen Inhibitor war aufgrund seiner Lokalisation an der Oberfläche der Tumorzellen ebenfalls ein interessantes Gen bezüglich der Regulation von Invasion und Metastasierung und als „DrugTarget“. KOP war ausschließlich in Tumorgeweben und Zellinien und nicht in entzündlichen oder normalen Geweben exprimiert. Die vorläufige Charakterisierung dieses Gens wurde bereits publiziert (Müller-Pillasch et al 1998). Identifizierung von neuen onkofötalen Genen Häufig sind entwicklungsbiologisch relevante Gene später auch bei der Kanzerogenese von Bedeutung. Die Identifizierung solcher onkofötaler Gene war auch einer der Schwerpunkte unserer Arbeiten. Dabei konnten wir ein im Pankreaskarzinom vermehrt exprimiertes Gen klonieren, welches 4 K-homologe (KH) Domänen enthielt, und KOC genannt wurde. (MüllerPillasch et al 1997). KH-Domänen werden in einer Reihe von RNA-bindenden Protein wie z.B. hnRNP oder FMR gefunden und spielen unter anderem eine Rolle bei der transkriptionellen Regulation der Expression einzelner Gene und bei der Lokalisation der 99 B1 Gress RNA in der Zelle. Weiterhin konnten wir zeigen, daß KOC während der Embryonalentwicklung in Maus und Xenopus in frühen Stadien ubiquitär exprimiert wird. In späteren Gestationsphasen wird eine spezifischere KOC-Expression im Darm, Pankreas, Niere und Hirn gefunden. Somit handelt es sich um ein Gen welches sowohl bei der Kanzerogenese als auch der Embryonalentwicklung im Pankreas eine Rolle spielt. Für eine detaillierte Darstellung der Ergebnisse wird auf die bereits erschienen Publikationen verwiesen (Müller-Pillasch et al 1999, und Müller-Pillasch et al 1997). Weitere Arbeiten zur Charakterisierung von KOC wie z.B. die Herstellung einer transgenen Maus sind zur Zeit im Gange. Identifizierung eines Receptors für ein Toxin als neues therapeutisches Target Im folgenden soll kurz über ein Gen berichtet werden, welches den Erfolg unserer Strategie besonders deutlich zeigt. Es handelt sich hierbei um ein Gen, welches für ein transmembranes Protein kodiert, das als Rezeptor für ein Toxin fungiert. Dieser Rezeptor wird in Pankreaskarzinomen und in einer Reihe anderer gastrointestinaler Tumore vermehrt exprimiert, wird in metastatischen Zellen vermindert exprimiert und in seiner Expression durch TGFß reguliert. Da das Toxin problemlos in größeren Mengen produziert werden kann, stellt es ein potentielles therapeutisches Agens dar, welches wir zur Zeit näher untersuchen. Erste Ergebnisse sind im folgenden Abschnitt aufgeführt. Wir bitten um Verständnis dafür, daß wir keine weiteren Daten zu dem Toxin aufführen können, da wir ein laufendes Patentverfahren nicht gefährden möchten. Bisherige Ergebnisse: ! Durch aufgereinigtes Toxin läßt sich an den Pankreaskarzinomzellinien Panc-1 und MiaPaca2 ein dosisabhängiger zytotoxischer Effekt erzielen, der innerhalb von 30 Minuten zum Absterben von bis zu 90% der Zellen führt. Dies wurde im Trypanblau Assay nachgewiesen. Diese Zellyse wird durch eine Membranleckage mit nachfolgendem Ionen-Dysequilibrium bewirkt, was durch vermehrte Freisetzung des zuvor inkorporierten radioaktiven Rubidiums (86Rb-Release Assay) nachgewiesen werden konnte (Abb. 3). Da HFL Fibroblasten, die kein Toxinrezeptor exprimieren, nach Inkubation mit dem Toxin keinerlei zytotoxischen Effekt zeigen, kann der Toxin-Effekt als spezifisch für die Rezeptor exprimierende Zellen angesehen werden. ! Die Toxinrezeptor-Expression läßt sich durch exogene Zugabe von TGFß über 24 Stunden signifikant herunterregulieren; dies wurde an Panc-1 Zellen gezeigt. Ebenso scheint bei 100 B1 Gress Panc-1 Zellen FGF ein vermindernden Effekt auf die Toxinrezeptor-Expression zu haben, während EGF und HGF ohne Effekt sind. ! Bei Panc-1 Zellen, die mit exogenem TGFß über 24 Stunden inkubiert wurden, und bei Panc-1 Zellen, die stabil mit TGFß transfiziert wurden (von PD.Dr.Löhr, Rostock zur Verfügung gestellt), zeigt bei gleichzeitig verminderter Rezeptor-Expression das Toxin einen signifikant verminderten zytotoxischen Effekt (Abb. 3). Somit ist die Höhe der Toxinrezeptor-Expression korreliert mit der Suszeptibilität für das Toxin. ! Der Toxinrezeptor ist hoch exprimiert im gesamten Gastrointestinaltrakt des Menschen, daneben auch in Trachea, Lunge und Niere sowie Schilddrüse, Nebenniere und Brustdrüse. Keine Expression findet sich in ZNS, Herz, Gefäßen, Muskel und Blutzellen. ! Hohe Toxinrezeptor-Expression findet sich außer bei Pankreaskarzinomen auch bei bisher untersuchten Geweben von Primärtumoren des Colons und der Papilla Vateri (Abb.4). ! Injiziert man das Toxin in Nackmaus-Tumoren von Toxinrezeptor-tragenden Tumorzellen kommt es zum Absterben der Tumorzellen im Xenograft während das Stroma intakt bleibt (Abbildung 5). 80 % Rb Release 70 60 50 40 30 20 10 0 TGF MOCK 0,12µg/ml TGF MOCK TGF MOCK 0,25µg/ml 0,5µg/ml TGF MOCK 1 µg/ml Abbildung 3: Effekt von Toxin bei TGF-ß bzw. Mock-transfizierten Panc-1 Zellen, quantifziert durch Übertritt von zuvor eingebautem 86 Rb in den Überstand nach 15 Minuten Inkubation mit Toxin. 101 B1 Gress Soft tissue sarcoma Retroperitoneal tumor Carcinoma of the Papilla Vateri Carcinoma of the Caecum Carcinoma of the Rectum Carcinoma of the Colon Carcinoma of the Colon Gastric Cancer Breast Cancer Breast Cancer Pancreatic carcinoma Pancreatic carcinoma Pancreatic carcinoma Pancreatic carcinoma Pancreatic carcinoma Healthy Pancreas Chronic Pancreatitis Abbildung 4: Expression von Toxinrezeptor in diversen Tumoren und im gesunden Pankreas bzw. bei chronischer Pankreatitis. Abbildung 5: Übersichtsaufnahme von PANC-1 Nacktmaus Xenografts, die entweder mit 0,9% NaCl (linke Abbildung) oder dem Toxin (rechte Abbildung) injiziert wurden. Biglycan Eines der interessantesten Gene welches als im Pankreaskarzinom überexprimiert und durch TGFß-reguliert identifiziert wurde, ist das „kleine leuzinreiche Proteoglycan (SLRP)“ Biglycan. Zu der SLRP-Familie gehören neun Mitglieder wie z.B. auch Decorin, die durch die Ablagerung in der extrazellulären Matrix (ECM) und den leuzinreichen Proteinkern charakterisiert sind. SLRPs scheinen Prozesse wie Matrixaufbau, Zelladhäsion, Migration und Zellwachstum zu regulieren. TGFβ führte zu einer starken Induktion des SLRPs Biglycan in responsiven Pankreaskarzinomzellen wie z.B. PANC-1. Diese Induktion der Expression begann nach 8 Stunden und war nach 24 Stunden maximal. 102 B1 Gress Immunfluoreszenzanalysen konnten zeigen, daß in-vivo in Pankreaskarzinomgeweben, der größte Teil des Biglycans in den Stromazellen synthetisiert wird. Wegen der beindruckenden Mengen an Biglycan im Stroma behandelten wir TGFß-responsive und nicht-responsive Pankreaskarzinomzellen mit Biglycan und konnten feststellen, daß dies zu einer signifikanten Proliferationshemmung aller Pankreaskarzinomzellen führte, die nach 24 Stunden maximal war. Eine Zellzyklusanalyse zeigte, daß diese Proliferationshemmung mit einem G1-Arrest assoziiert war. Weitere Arbeiten zur Aufklärung des zugrunde liegenden molekularen Mechanismus sind zur Zeit im Gange. Im Pankreaskarzinom vermehrt exprimierte Kinasen In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Herrn Dr.Seufferlein (Projekt B3) werden im Rahmen des SFB 518 im Pankreaskarzinom vermehrt zur Expression kommende neue Kinasen charakterisiert. Dies hat unter anderem zur Klonierung und Charakterisierung der Protein Kinase D2, einem neuen Mitglied der Protein Kinase D Familie von Serin-Threonin Kinasen geführt (Sturany et al J.Biol.Chem. in press). (Weitere Details siehe Arbeitsbericht und Fortsetzungsantrag Dr.Seufferlein). Ziel Identifizierung und Charakterisierung Transkriptionsfaktoren dieses Projektes war es Arrays-/Chips von pankreaskarzinomspezifischer Genfamilien mit wichtigen physiologischen/pathophysiologischen Funktionen herzustellen, die dann in die oben beschriebenen, seriellen Expressionsprofil-Analysen integriert werden sollten. Dies soll das zu untersuchende Genspektrum erweitern, und mögliche Kandidatengene mit wichtigen biologischen Funktionen identifizieren. Dieser Projektteil wurde etwas modifiziert, da wir die geplanten Experimente nicht nur auf pankreaskarzinom-spezifische, potentielle Transkriptionsfaktoren beschränken, sondern auch auf weitere Familien oder Gruppen von Genen mit potentiell wichtigen biologischen Funktionen bei der Kanzerogenese ausweiten wollten. Bisher wurden Arrays-Chips für folgende Genfamilien/klassen hergestellt: „Differentiell exprimierte Gene“: ca. 500 Gene „Potentielle Transkriptionsfaktoren“: ca 400 Gene „Zell-Zyklus-assoziierte Gene“: ca 150 Gene „Early Serum-Antwort Gene“: ca 200 Gene „Phosphatasen“: ca 200 Gene „G-Protein-gekoppelte Rezeptoren“: in Entwicklung ca 250 Gene 103 B1 Gress „Protein Kinasen“: in Entwicklung ca 450 Gene „Zelladhäsions-Proteine“: in Entwicklung ca 150 Gene Ein Teil der Arrays wurde bereits in die oben beschriebenen Expressionsprofil-Analysen eingebaut. 2.4 Vergleiche mit Arbeiten außerhalb des Sonderforschungsbereichs und Reaktionen der wissenschaftlichen Öffentlichkeit auf die eigenen Arbeiten Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich bei unserem bereits 1996 publizierten Expressionsprofil des Pankreaskarzinoms um das erste Expressionprofil eines soliden Tumors. Diese Vorreiterstellung ist inzwischen auch international anerkannt. Weiterhin haben wir bereits seit vielen Jahren Erfahrungen in der Auswertung von Expressionsprofil-Analysen sowie in der Charakterisierung von Kandidatengenen. Auch dieser Vorsprung wird weltweit anerkannt was auch an der steigenden Zahl von Einladungen zu Vorträgen bei Symposien und Seminaren sowie zu Übersichtsartikeln (siehe Publikationsliste) zu erkennen ist. Die oben erwähnte Kandidatengen-Strategie zur seriellen Charakterisierung von in einer „Expressionsprofilanalyse“ identifizierten Gene, wurde ebenfalls von uns entwickelt. In den letzten Jahren hat es auf dem Gebiet der DNA-Chip/-Array Technologie enorme technische Fortschritte gegeben, die zu einer weiten Verbreitung geführt haben. Entscheidende Fortschritte im Vergleich zu unseren früheren Arbeiten sind die Einführung von PCR-Product Arrays auf Glass oder Nylon, die weitaus stabilere und reproduzierbarere Daten generieren können. Die Einführung von Techniken und bioinformatischen Tools zur simultanen oder parallelen Zweifarbenanalyse von Expressionsanalysen haben ebenfalls zu einer Optimierung dieser Technologie geführt. Von größter Bedeutung waren sicherlich die Verbesserungen der „Hardware“ und „Software“. Spotting-Robotor und Array Scanner sind inzwischen in einer guten Qualität kommerziell erhältlich, im Laufe des letzten Jahres wurde BildanalyseSoftware erhältlich, die reproduzierbar gute Ergebnisse bei der Auswertung der Hybridisierungsergebnisse bringt (z.B. Aida, Arrayvision, Genpix). Somit gibt es für viele der technischen Herausforderungen mit denen wir gerade in der Anfangszeit dieses Projekts (91-94) größte Schwierigkeiten hatten, inzwischen kommerzielle Lösungen. Die Akzeptanz der Array-Technologie ist somit größer geworden, und sie stellt eine der Hauptsäulen im „functional Genomics“ Zeitalter dar. Eine weitere entscheidende technische Neuentwicklung stellt die Einführung der LCM-Mikrodissections Technik (LCM=Laser Capture Microscopy) dar. Diese Technik erlaubt es erstmals eine größere Menge von Tumorzellen zu 104 B1 Gress mikrodissezieren, um RNA aus einer reinen Tumorzellpopulation zu erhalten. Ähnliches gilt für den Einsatz von Xenograft-Tumoren in denen es zu einer ca 5-fachen Anreicherung der Tumorzellen im Vergleich zum Stroma kommt. Durch die Verfügbarkeit dieser beiden Verfahren fallen Fehler durch das z.B. im Pankreaskarzinom sehr reichlich vorhandene Stroma weg. Mit dieser stark verbesserten Technik lassen sich inzwischen mit weitaus geringerem Aufwand, aber mit vielfach höheren Kosten, gute Expressionsprofil-Analysen von Tumorgeweben oder Zellen durchführen, als es mit den uns von 6-8 Jahren zur Verfügung stehenden Verfahren möglich war (in-situ cDNA Genbibliotheks-Membranen mit selbstentwickelten Bild- und Auswerteverfahren). Prominente Beispiele kommen aus der auf diesem Gebiet führenden Arbeitsgruppe von Pat Brown (Stanford, USA), die viele Arbeiten publizieren konnten, die eindrucksvoll belegen welche Bedeutung die durch Array-/ChipTechnologie beschriebenen Expressionsprofile für eine molekulare Klassifikation und Differenzierung von Tumorzellen haben (z.B. Alizadeh et al, Nature 403, 503, 2000; Ross et al, Nature Genetics 24, 227-235, 2000). Auch unsere Arbeiten haben von diesen technischen Neuentwicklungen profitiert, auch wenn wir wegen fehlender finanzieller Möglichkeiten nur langsam diese neuen Technologien erwerben und einsetzen konnten. Auch wir haben wie oben erwähnt inzwischen die weitaus teureren cDNA-PCR-Produkt Arrays eingeführt, die wir zunächst in begrenzten Zahlen am DKFZ in Heidelberg herstellen konnten. Inzwischen hat uns die medizinische Fakultät der Universität Ulm Mittel bereitgestellt, um in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof.Döhner eine DNA-Chip Facility am IZKF Ulm einzurichten. Diese ab Anfang 2001 zur Verfügung stehende Facilility verfügt über alle erforderliche Hardware und Software für „high-throughput“ DNA-Chip Projekte (BioRobotics MicroGrid II Spotting Roboter, Axon Arrayscanner, Arrayvision und GenPix Software). Ebenfalls mit Mitteln der Fakultät als Grundausstattung zum SFB 518 wurde eine LCM-Facility und mit Mitteln des SFB518 eine Xenograft-Facility eingerichtet. Somit haben wir jetzt alle Voraussetzungen zur Optimierung der DNA-Chip-Technologie nach neusten Standards. Einziges weiter bestehendes Problem sind die hohen Kosten für DNA-Chips, die mit keinem Verbrauchsmittel-Etat abgedeckt werden können. Die Kosten für kommerzielle „whole genome“ Chips sind prohibitiv und können nur in Ausnahmefällen für ausgewählte Projekte verwendet werden (z.B Incyte Arrays mit 8000 Genen je ca 3500 DM, Affimetrix Arrays mit 6500 Genen je ca 2500 DM, RZPD Unigene Arrays mit 35 000 Genen je ca. 5000 DM). Häufig reichen die zur Verfügung stehenden Mittel nicht mehr aus, z.B. um adäquate Kontrollen durchzuführen, was die Wertigkeit dieses Verfahren massiv einschränkt. Die von uns selbst hergestellten Arrays sind zwar vergleichsweise preiswert (100 Arrays mit 100 105 B1 Gress Klonen kosten etwa 1500 DM) und können bis zu 5 mal wiederverwendet werden, sind aber immer noch ein enormer Kostenfaktor der jeden Verbrauchsmittel-Etat sprengt. Bei zunehmendem Bedarf an DNA-Chip-Technologie im Rahmen des SFB`s haben wir deshalb die Einrichtung einer zentralen Facility für cDNA- und genomische Arrays/Chips vorgeschlagen (SFB 518, Projekt C4), die den Zugang zu der Technologie gewährleistet und Mittel für adequate Chip-Analysen zur Verfügung stellt. Andererseits soll durch eine entsprechende Vorauswahl der Projekte über eine qualifiziertes Steering Kommittee der Zugang zur dieser Technologie auf Projekte beschränkt werden, die für eine Expressionsprofil-Analyse geeignet sind und die hohen Kosten rechtfertigen. 2.5 Offene Fragen Aus dem oben geschilderten Arbeitsbericht ergeben sich eine Vielzahl von offenen Fragen, die nur zu einem Teil im Rahmen des SFB 518 Folgeprojekt bearbeitet werden können: ! Serielle Charakterisierung von Kandidatengenen. In der laufenden Antragsphase haben wir serielle Analysen zur Identifizierung TGFβ-regulierter und metastasierungsassoziierter Gene abgeschlossen, Arbeiten zur Identifizierung von Zielgenen der RasKaskade stehen kurz vor dem Abschluß. Weitere serielle Experimente sind für eine Reihe von Fragestellungen erforderlich. Dazu gehören z.B.: - Detailierte Analyse des Einfluß vom Signalkaskaden und insbesondere der Ras- und TGFβ β -Kaskaden auf das Expressionsprofil der Kandidatengene. Diese Arbeiten werden wir vorwiegend mit Pankreaskarzinomzellen die stabil mit induzierbaren Konstrukten transfiziert wurden, oder mit Wachstumsfaktoren bzw. Inhibitoren behandelten Zellen durchführen. Induzierbare Systeme wurden inzwischen etabliert und folgende Ansätze sind geplant bzw. am Laufen: Dominant-negativ HRas, NRas und KRas Konstrukte (Kollaborationsprojekt mit Prof.Gierschik, Abt. Pharmakologie), Einfluß neuer Protein-Kinasen auf das Expressionsprofil (Kollaboration Dr.Seufferlein Innere Medizin I), Dominant- negativ Typ II TGFß-Rezeptor (Kollaboration Dr.Menke, Innere Medizin I). Weiterhin soll die Interaktion der TGFß und der Ras-Kaskade bei der Vermittlung des TGFß-induzierten Phänotyps unter Verwendung der aufgeführten dominantnegativen Konstrukte untersucht werden. 106 und entsprechender pharmakologischer Inhibitoren B1 Gress - Expressionsprofil-Analysen von sogenannten „Vorläuferläsionen“ im Pankreaskarzinom. In diesem Projektteil soll das Expressionsprofil in mikrodissezierten Zellen aus präneoplastischen Läsionen bestimmt und mit den Profilen von Pankreaskarzinomzellen, gesunden Gangzellen und Azinuszellen verglichen werden. Mit diesen Experimenten soll versucht werden die Frage zu beantworten, ob sich neue Gene/Gengruppen identifizieren lassen deren Expression mit der Entwicklung bzw. dem Phänotyp der präneoplastischen Läsionen assoziiert sind. Weiterhin ist von Interesse, ob sich durch den Vergleich der Expressionsprofile klären läßt, aus welcher Ursprungszelle sich die präneoplastischen Läsionen entwickeln, und ob sie wirklich Vorläufer der duktalen Tumorzellen Prof.Mattfeld darstellen. Diese (Abt.Pathologie, Arbeiten Universität sollen in Ulm), Zusammenarbeit sowie mit Prof.G.Klöppel (Abt.Pathologie, Universität Kiel), PD.Dr.S. Hahn (Medizinische Klinik, Universität Bochum) durchgeführt werden. - Expressionsprofil-Analysen mit in-vitro Modellen zellulärer Differenzierung Hier sollen verschiedene im Rahmen des SFB 518 etablierte in-vitro Modelle zellulärer Differenzierung eingesetzt werden, um differenzierungs-assoziierte Kandidatengene identifizieren. - Identifizierung von Expressionsmustern die für duktale Pankreaskarzinome spezifisch sind. Über unsere bisherigen Expressionsprofil-Analysen hinaus möchten wir mit den neuen DNA-Array- und Tumorzellanreicherungs-Techniken (LCM und Xenografts) Expressionsmuster bzw. Cluster von Genen identifizieren, deren Expression spezifisch für duktale Pankreaskarzinome sind. Hierbei möchten wir Vergleiche erstellen mit den Expressionsprofilen anderer nicht-duktaler Pankreaskarzinome (azinäre, endokrine, intraduktale, papilläre, ampulläre, seröszystische, muzinös-zystische), sowie anderer gastrointestinaler (Magen, Colon) und extraintestinaler Tumore (z.B. Lunge, Prostata, Hoden, Mamma, Ovar). Diese Arbeiten sollen einerseits die pathophysiologische Besonderheiten der Kanzerogenese des duktalen Pankreaskarzinoms herausstellen, zum anderen sollen die Daten eine molekulare Klassifikation von Tumoren erlauben, die als Grundlage für diagnostische Ansätze dienen kann. ! Korrelation von Expressionsprofil-Analysen zu klinischen Daten. Wie Beispiele aus der jüngsten Literatur zeigen (z.B. Alizadeh et al, Nature 403, 503, 2000), läßt sich mit Expressionsprofilen eine neue molekulare Klassifikation von Tumoren erstellen. Eine 107 B1 Gress solche molekulare Klassifikation kann Subgruppen von Tumoren erkennen, die sich z.B, bezüglich der Prognose oder dem Ansprechen auf Therapieverfahren unterscheiden. Dies soll in Zusmmenarbeit mit der Abteilung Allgemeine Chirurgie und der zentralen Ressourcen-Facility des SFB518 (Projekt C1) durchgeführt werden. Besonders geeignet ist in diesem Zusammenhang die Gruppe von kurativ operierten Patienten mit Pankreaskarzinomen, die im Rahmen adjuvanter Therapiestudien prospektiv evaluiert werden und für die genügend reseziertes Tumormaterial für Expressionsprofil-Analysen zur Verfügung steht. ! Aufbau von Assays für die standardisierte „high-throughput“ Charakterisierung von Kandidatengenen. Im Zuge der Charakterisierung ausgewählter Kandidatengene müssen Assays ausgebaut oder etabliert werden, die in einem „high-throughput“ Ansatz eine standardisierte, individuelle Gencharakterisierung erlauben. Zwar wird es uns mit den oben genannten seriellen Charakterisierungsexperimenten gelingen, die Zahl von Kandidatengenen einzuengen, trotzdem werden wir mit einer größeren Zahl von Kandidaten (10-20) weiterarbeiten müssen. Da die volle molekulare und zellbiologische Charakterisierung eines Gens mindestens 2-3 Jahre dauert, müssen hier im voraus einfache, standardisierte Assays etabliert sein, die zügig essentielle funktionelle Daten liefern. Hierzu gehören z.B. Selektion von „volle Länge“ cDNA-Klonen, Optimierung von Verfahren zur raschen in-vitro Expression von Kandidatengenen in Säugetierzellen, subzelluäre Lokalisierung der exprimierten Proteine, Funktionsuntersuchungen wie Klonalitäts-Assays, Invasionsassays usw. 2.6 Publikationen (1998-2000) Müller-Pillasch F., Wallrapp C., Bartels K., Varga G., Friess F., Büchler M, Adler G, Gress,TM. Cloning of a new Kunitz-type protease inhibitor overexpressed in pancreatic cancer. Biochim.Biophys.Acta 1395, 88-95 (1998) Geng M., Wallrapp C., Müller-Pillasch F., Frohme M., Hoheisel J.D., Gress,TM. Isolation of differentially expressed genes by combining representational difference analysis (RDA) and cDNA library arrays. BioTechniques 25/3; 434-438 (1998) Wenger C., Ellenrieder, V., Alber, B., Lacher, U., Hameister, H., Wilda, M., Iwamura, T., Beger, H.G., Adler, G., Gress,TM. Expression and Differential Regulation of Connective Tissue Growth Factor in Pancreatic Cancer Cells. Oncogene 18, 1073-1080 (1999) Geng, MM, Ellenrieder, V, Wallrapp, C, Müller-Pillasch, F, Hendler S, Adler G, Gress,TM. Use of representational difference analysis to study the effect of TGFβ on the expression profile of a pancreatic cancer cell line. Genes Chromosom. Cancer 26, 70-79 (1999) 108 B1 Gress Müller-Pillasch F, Pohl B, Wilda, M, Lacher U., Beil U., Wallrapp C., Hameister H, Knöchel W., Adler G,. Gress,TM. Expression of the highly conserved RNA-binding protein koc in embryogenesis. MOD, 88, 95-99 (1999) Wallrapp, C., Hähnel, S., Müller-Pillasch, F., Burghardt, B., Iwamura, T., Ruthenbürger, M., Lerch, M.M., Adler, G. Gress,TM. A novel transmembrane serine protease (TMPRSS3) overexpressed in pancreatic cancer. Cancer Research, 60, 2602-2606 (2000) Sturany S, Van Lint J, Müller F, Wilda M, Hameister H, Höcker M, Brey A, Gern U, Vandenheede J, Gress,TM, Adler G, Seufferlein T. Molecular cloning and characterisation of the human protein kinase D2: a novel member of the protein kinase D family of serine threonine kinases. J. Biol.Chem. in press. Übersichtsartikel/Bücher: Wallrapp C, Müller-Pillasch F, Micha A, Wenger C, Geng MM, Solinas-Toldo S, Lichter P, Frohme M, Hoheisel JD, Adler G, Gress TM. Strategies for the Detection of Disease Genes in Pancreatic Cancer. Annals of the New York Academy of Sciences USA, 880, 122-146 (1999). Wallrapp C, Müller-Pillasch F, Micha A, Wenger C, Geng MM, Solinas-Toldo S, Lichter P, Frohme M, Hoheisel JD, Adler G, Gress TM. Novel technology for detection of genomic and transcriptional alterations in pancreatic cancer. Annals of Oncology 10, Suppl.4: 64-68 (1999). Ellenrieder, V., Adler, G., Gress, T.M. Metastasis and invasion in pancreatic cancer. Annals of Oncology 10, Suppl.4.: 46-50 (1999). Geng, M, Wallrapp, C, Müller-Pillasch, F, Frohme, M, Hoheisel JD. Gress TM. Isolation of differentially expressed genes by combining representational difference analysis (RDA) and cDNA library arrays. In: Expression Genetics: Accelerated and High-Throughput Methods. McClealand M, and Pardee AB., Eaton Publishing, Natick (MA), 145-154 (1999). Gress TM (editor). Molecular Pathogenesis of Pancreatic Cancer. Biomedical and Health Research Series Volume 41. IOS Press Amsterdam (2000). Wallrapp C, Gress TM. Isolation of differentially expressed genes by representational difference analysis. 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Biomedical and Health Research Series Volume 41. Edited by T.M.Gress, IOS Press Amsterdam, 64-68 (2000). Buchholz, M, Boeck, W., Gress, T.M. Genexpressionsprofile in Tumordiagnostik und Krankheitsmanagement. Medgen 12, 321-324 (2000). Patente: Erfindungs-/Patentanmeldung 10043964.0 vom 06.09.2000 (DPMA, München) 2.7 Zitierte Literatur Almoguera C et al, Most human carcinomas of the exocrine pancreas contain mutant c-K-ras genes Cell 1988; 53: 549-554 Caldas C et al, Detection of K-Ras mutations in the stool of patients with pancreatic adenocarcinoma and pancreatic ductal hyperplasia. Cancer Res 1994a; 54: 3568-73 Caldas C et al, Frequent somatic mutations and homozygous deletions of the p16 (MTS1) gene in pancreatic carcinoma. Nature Genet 1994b; 8: 27-32 Gress TM et al, Hybridization fingerprinting of high density cDNA-library arrays with cDNA-pools derived from whole tissues. Mammalian Genome 1992; 3: 609-619 Gress TM et al, European Pancreatic Cancer Reference Library System (EPCRLS). Eur J Cancer 1994; 30A: 1391-1394 Gress TM et al, A pancreatic cancer-specific expression profile. Oncogene 1996; 13: 18191830 Gress TM et al, Identification of genes with pancreatic cancer-specific expression by use of cDNA representational difference analysis. Genes Chrom Cancer 1997; 19, 97-103. Groudine M & Weintraub H, Activation of cellular genes by avian RNA tumor viruses. Proc.Natl.Acad.Sci.USA 1980; 77: 5351-5354 Hahn SA et al, DPC4. A candidate tumor suppressor gene at human chromosome 18q21.1. Science 1996; 271: 350-353 Korc M et al, Overexpression of the epidermal growth factor receptor in human pancreatic cancer is associated with concomitant increases in the levels of epidermal growth factor and transforming growth factor alpha. J Clin Invest 1992; 90: 1352-1360 Lemoine NR et al, The erbB-3 gene in human pancreatic cancer. J-Pathol.1992b, 168: 269273 Leung HY et al, Expression and functional activity of fibroblast growth factors and their receptors in human pancreatic cancer. Int J Cancer 1995; 59: 667-675 Mueller-Pillasch F et al, Cloning of a gene highly overexpressed in cancer coding for a novel KH-domain containing protein. Oncogene 1997b; 14: 2729-2733 110 B1 Gress Scarpa A et al, Pancreatic Adenocarcinomas Am.J.Pathol. 1993; 142: 1534-1543 frequently show p53 gene mutations. Solinas-Toldo S et al, Mapping of chromosomal imbalances in pancreatic carcinoma by comparative genomic hybridization. Cancer Res 1996; 56: 3803-3807. 111 B1 Gress 112