Kapitel 8

Werbung
Kapitel 8
Geld und Preise
Übersicht des Kapitels
 8.1 Die Rolle des Geldes und das Geldangebot
 8.2 Nominaler Zinssatz und die Geldnachfrage
 8.3 Die Quantitätstheorie des Geldes
 8.4 Gleichgewicht auf dem Anlagenmarkt und das Preisniveau
 8.5 Geldmengenwachstum und Inflation
 8.6 Wieso ist Inflation überhaupt relevant?
Makroökonomie - Uni Basel
322
8.1 Geldangebot und Zinspolitik der Zentralbanken
 Geld: weit verbreitete und allgemein akzeptierte Vermögenswerte
 Funktionen des Geldes

Tauschmittel

Recheneinheit

Wertaufbewahrungsmittel
 Was bestimmt das Geldangebot und die Geldnachfrage?
 Was sind die Herausforderungen, die damit verbunden sind?
Makroökonomie - Uni Basel
323
1
 Das Geldangebot ist die Menge an verfügbarem Geld in einer Ökonomie.  Unter Geldpolitik versteht man die Kontrolle über das Geldangebot und die damit verbundenen Zinsbedingungen.
 Messung der Geldmenge — die Geldmengenaggregate
 Ein Geldmengenaggregat ist der Bestand einer Gruppe von Finanzanlagen welche als Geld definiert werden
 Die Unterscheidung zwischen Geld und Nicht‐Geld ist manchmal schwierig
 Es gibt kein „richtiges“ Mass für den Bestand an Geld
Makroökonomie - Uni Basel
324
 Spezialaggregat ‐ M0: Notenbankgeldmenge (monetäre Basis)
 Noten‐ und Münzumlauf
 Giroguthaben inländischer Banken bei der SNB
 Geldmenge M1
 Bargeldumlauf
 Sichteinlagen
 Transaktionskonti
 Alle Komponenten von M1 werden zu Zahlungszwecken verwendet; M1 kommt also unserer theoretischen Definition des Geldes am nächsten
Makroökonomie - Uni Basel
325
 Geldmenge M2
 M1
 + Spareinlagen
 Geldmenge M3
 M2
 + Termineinlagen
 Allgemein ausgedrückt: Von M1 zu M3 nimmt die Liquidität der Geldmengendefinition ab
 Nachfolgend verwenden wir für das Geldmengenangebot nur die Bezeichnung M
Makroökonomie - Uni Basel
326
2

Geldmengenaggregate in der Schweiz (in Mio CHF, nominal)
900000
800000
700000
600000
500000
Termineinlagen
400000
M2
M3
Spareinlagen
300000
M1
200000
Transaktionskonti
100000
Sichteinlagen
Bargeldumlauf
0
2012
2011
2010
2009
2008
Spareinlagen
2007
2006
2005
2004
Einlagen auf Transaktionskonti
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
Sichteinlagen
1994
1993
1992
1991
1990
1989
1988
1987
1986
1985
Bargeldumlauf
Termineinlagen
Makroökonomie - Uni Basel
Quelle: SNB, 2013
327
 Geldangebot: Wie steuern? Die Geldpolitik vor der Krise

Die Zentralbank ist dafür verantwortlich das Geldangebot den Bedürfnissen der Volkswirtschaft entsprechend anzupassen.

Somit beeinflussen die Zentralbanken die Kurzfristzinsen.

Sie tut dies über sogenannte Offenmarktoperationen.

Die Zentralbank bietet Privatbanken Geld im Austausch gegen vorher festgelegte Vermögenswerte (Korb mit Sicherheiten).

Möglich wäre auch der Kauf von neu ausgegebenen Staatsanleihen direkt vom Staat
 Dies wäre dasselbe wie wenn der Staat seine Ausgaben direkt durch Drucken von Geld finanzieren würde.
 In einigen Ländern geschieht dies häufig (typischerweise gefolgt von Hyperinflation). In fortgeschrittenen Ländern wird dies durch rechtliche Rahmenbedingungen verhindert. Makroökonomie- Uni Basel
328
Konventionelle und unkonventionelle Geldpolitik
Konventionelle Geldpolitik
Steuerung der Geldmarktzinsen via Offenmarktoperationen
Strickte Kriterien für Teilnahme an OMO
Berücksichtigung Mindestreserven
Basiert auf geldpolitischen Regeln
Intermediate Macro - Uni Basel
Unkonventionelle Geldpolitik
Massive Ausdehnung des Liquiditätsangebot wegen Geldmarktstörungen
Deutliche Lockerung der Bedingungen für OMO
Interventionen auf dem Kapitalmarkt
Direktere Steuerung der Kreditvergabe
Explizite Forward Guidance
Deutliche Erweiterung des Zeithorizonts von OMO
Beteiligung an Bankenrettungen
Interventionen zur Beruhigung der Staatsanleihenmärkte
Neue Funktionen in der Überwachung der Banken
Neue Definition der Ziele der ZB?
329
3
Repurchase agreements (REPO)
Kassa
Termin
Bank
ZB
Bank
ZB
Aus dem repo‐Korb der Zentralbank
Geld
Bank
Y
Titel
Geld +
Repo-Zins
Bank
Y
Titel
Makroökonomie - Uni Basel
330
 Vom 1W‐Repo zum 3M‐Libor

Makroökonomie - Uni Basel
Intermediate Macro - Uni Basel
SNB setzt den Preis für die Repo‐Operationen, sie will damit den 3M‐Libor beeinflussen.

Repo: gedeckte Kredite

Libor: ungedeckte Kredite

Libor ist makroökonomisch massgebend.

Hypothekarzinsen sind z.B. am Libor gebunden
331
332
4
 Wieso fragen Banken nach Giro?
 Nachteil: Kein Zins auf Notenbankgeld
 Motivation:  Erfüllung Mindestreservevorschriften
 Abwicklung des Zahlungsverkehrs
 Reserve für Rückzüge von Kunden
Intermediate Macro - Uni Basel
Intermediate Macro - Uni Basel
333
334
 Zinssteuerung
 SNB wünscht tiefere Geldmarktzinsen
→ Erhöhung der Giroguthaben
→ Senkung des Repo‐Satzes
 SNB wünscht höhere Geldmarktzinsen
→ Senkung der Giroguthaben
→ Erhöhung des Repo‐Satzes
Intermediate Macro - Uni Basel
335
5
 Transmissionsmechanismen
Repo
Geldmarktzinsen (Libor)
Kapitalmarktzinsen
Konsum‐ und Investitions‐
entscheide von Firmen und Haushalte
Wechselkurs und Exporte
Outputlücke
Makroökonomie - Uni Basel
336
 Transmissionsmechanismen
Wirkung auf die Zinskurve
i (und r)
Fristigkeit
337
 Transmissionsmechanismen
Zinskanal
M  i  C, I  aggregierte Nachfrage und Produktion
 Output‐Lücke  
Wechselkurskanal
M  i  Wechselkurs  Importpreise
 Im, Ex  NX   aggregierte Nachfrage und Produktion 
 Output‐Lücke  
Kreditkanal
M  L   C, I  aggregierte Nachfrage und Produktion
 Output‐Lücke  
6
 Transmissionsmechanismen: wie schnell entstehen die Effekte?
Instrumente
Wirkungs‐
verzögerungen
(Repo‐Sätze, Liquidität)
Finanzmärkte
 unmittelbar
(Marktzinssätze, Wechselkurse)
gesamtwirtschaftliche Nachfrage
(Konsum, Investitionen, Importe und Exporte  Output‐Lücke)
 4‐6 Quartale
Preise und Inflation
 6‐12 Quartale
Konventionelle und unkonventionelle Geldpolitik
Konventionelle Geldpolitik
Steuerung der Geldmarktzinsen via Offenmarktoperationen
Strickte Kriterien für Teilnahme an OMO
Berücksichtigung Mindestreserven
Basiert auf geldpolitischen Regeln
Siehe: Die Zeit, Wer rettet die Retter?, 31.1.2013
Intermediate Macro - Uni Basel
Unkonventionelle Geldpolitik
Massive Ausdehnung des Liquiditätsangebot wegen Geldmarktstörungen
Deutliche Lockerung der Bedingungen für OMO
Interventionen auf dem Kapitalmarkt
Direktere Steuerung der Kreditvergabe
Explizite Forward Guidance
Deutliche Erweiterung des Zeithorizonts von OMO
Beteiligung an Bankenrettungen
Interventionen zur Beruhigung der Staatsanleihenmärkte
Neue Funktionen in der Überwachung der Banken
Neue Definition der Ziele der ZB?
340
8.2 Die Geldpolitik in der Finanzkrise
 Die Geldpolitik in ‚normalen‘ Zeiten:
 Zinssatz für ungedeckte Operationen – Zinssatz für gedeckte Operation gleicher Fristigkeit = Risikoprämie
 In normalen Zeiten: Risikoprämie etwa konstant
 Steuerung der Repo‐Sätze  Steuerung der Geldmarktsätze
 Die Subprime‐ und Finanzkrise:
 Bernanke, 18. Februar 2009: <<Extraordinary times call for extraordinary measures>>
 Quantitative easing, credit easing: Worum geht es?
 Diese Begriffe sind nicht genau definiert
Intermediate Macro - Uni Basel
341
7
1. Der Geldmarkt funktioniert nicht mehr
•
Das Vertrauen zwischen den Banken verschwindet
•
Die Risikoprämien explodieren
•
Die Banken können sich nur noch bei der Zentralbank refinanzieren
Konkurs von Lehman Brothers
Begin der Subprimekrise
Intermediate Macro - Uni Basel
342
•
Verschiebung der Geldnachfrage der Banken.
•
Massive Erhöhung des Geldangebotes damit die Liborsätze nicht ansteigen.
•
Erhöhung des Geldangebotes impliziert keine echte Lockerung der Geldpolitik: Die Liquiditätsnachfrage ist angestiegen, die Banken wollen jedoch nicht mehr Kredite geben.
Angebot
0
i
Angebot1
Nachfrage0
Nachfrage1
Intermediate Macro - Uni Basel
•
Normale Umstände: 5‐6 Mia CHF
•
Nicht nur 1W‐Repo
Intermediate Macro - Uni Basel
CHF
343
344
8
Intermediate Macro - Uni Basel
345
2. Realwirtschaftliche Folgen der Krise verlangen ‚richtige‘ Lockerung der Geldpolitik
•
Geldpolitik wird weltweit gelockert mit dem Ziel die Zinskurve nach unten zu verschieben
Intermediate Macro - Uni Basel
346
Konventionelle Lockerung
i
Angebot0
Angebot1
Angebot2
Nachfrage0
Nachfrage1
CHF
Intermediate Macro - Uni Basel
347
9
3. Probleme:
•
Zero lower bound verhindert weitere Reduktion der kurzfristige Zinssätze
•
Beispiel CH: Reposatz (und damit auch der Libor) kann nicht weiter gesenkt werden
Intermediate Macro - Uni Basel
•
348
Zero lower bound (ABC Application, S. 424)
Konventionelle Lockerung
i
Angebot0
Nachfrage1
Nachfrage0
Angebot1
Angebot2
Keine weitere Lockerung möglich ?!
CHF
Intermediate Macro - Uni Basel
349
4. Probleme:
•
•
Kreditmärkte sind auch problematisch:
•
keine Kredite vergeben (Bank deleveraging)…
•
…oder nur zu sehr hohen Preise.
•
Segmentierung des Marktes D.h.: die Geldpolitische Impulse (tiefere Kurzfristzinsen) haben nur sehr begrenzte realwirtschaftliche Wirkungen
Intermediate Macro - Uni Basel
350
10
5. Ausserordentliche Massnahmen
•
Geldangebot für die gesamte Wirtschaft via andere Kanäle erhöhen, wie der Kauf von Staatsanleihen auf dem sekundären Markt (quantitative easing: BoE, Fed)
•
Direkter Kauf von Firmenwertschriften, um den credit
crunch zu bekämpfen (credit easing: BoE, Fed) •
CH: Kauf von Wertpapiere privater Schuldner um langfristigere Zinsen unter Druck zu setzen.
•
Reduktion von Extremrisiken via Kauf von Staatsanleihen (EZB).
•
CH‐Spezifisch: Einführung des Mindestkurses, September 2011.
Intermediate Macro - Uni Basel
•
351
Quantitative easing: •
Interbankmarkt: i bleibt unverändert
•
Breiteres Geldangebot nimmt zu
•
Wirkung 1: Kapitalmarkt wird liquider und Zinssätze i sinken
•
Wirkung 2: Inflationserwartungen steigen
Fisher Gleichung (Vorlesung 3):
r = i – e
 In beiden Fällen nimmt r (im langfristigen Bereich) ab!
Intermediate Macro - Uni Basel
352
 Von M0 zu L und M3: die Gefahr von Überschussreserven
11
 Von M0 zu L und M3: die Gefahr von Überschussreserven
Geschäftsbank X
Passiven
Eigenkapital
Bilanz I
Geschäftsbank X
Bilanz II Verpflichtungen (Fremdkapital)
Aktiven
Giroguthaben
Bargeld
Hypothekar‐ und andere Kredite
Makroökonomie ‐ Uni Basel
L
M3
354
 Von M0 zu L und M3: die Gefahr von Überschussreserven
Makroökonomie ‐ Uni Basel
355
8.3 Möglichkeiten und Grenzen der Geldpolitik
 Kann/Soll die Geldpolitik alle Probleme lösen ?
Intermediate Macro - Uni Basel
356
12
 Was die Geldpolitik kann:

 Was die Geldpolitik nicht kann:
Nachfrage stimulieren durch tiefere Zinsen und eine Lockerung der Kreditbedingungen.

Zur Makrostabilität beitragen durch niedrige Inflation und stabile Inflationserwartungen

Im extrem Fall: den Regierungen Zeit kaufen (OMT Beispiel)

Staatsfinanzen sanieren.

Unsicherheiten bezüglich künftiger Steuerlast reduzieren.

Ganze Banksysteme sanieren.

Strukturelle Arbeitsmarktprobleme lösen.

Produktivitäts‐ und allgemeine Wettbewerbsfähigkeitsprobleme. lösen

Politische und institutionelle Probleme lösen.
Intermediate Macro - Uni Basel

357
I
Beispiel:

Tiefe Zinsen können die Investitionstätigkeit via tiefere Kapitalnutzungskosten nach einem Schock stimulieren.

Geldpolitik kann nur begrenzt auf die Erwartungen der Unternehmen wirken, wenn diese von strukturellen Problemen/Unsicherheiten gedämpft werden.
MPKf
3
uc, MPKf
MPKf
MPKf
0
2
uc0
Geldpolitische Reaktion
uc2
K2*
K3*
K4*
K0*
K
Weiterhin Rezessionszustand
Makroökonomie - Uni Basel
358
 Zeit gewinnen: das OMT Beispiel
26.07.2012 ‘ready to do whatever it takes’
Intermediate Macro - Uni Basel
06.09.2012 EZB Kündigt OMT Programm an
359
13
The global economy has avoided the worst, but it is by no means out of the woods, and
prospects may be diverging. A three‐speed global recovery is emerging. Sentiment has
improved, but growth and jobs are still lagging
in many places, some old risks remain and
could rekindle tail risks, and new risks are
arising. Policymakers must, to varying degrees, continue to nurse the recovery, repair systems
damaged by the crisis, strengthen defenses
against a recurrence, and anticipate new
challenges from stronger expansion. In a world
of interconnections, lagging policy momentum
in some corners will soon affect all. IMF, 20.4.2013
Die Politik muss akzeptieren, dass
billiges Geld kein Ersatz für Reformen ist – und die Notenbanken müssen akzeptieren,
dass sie ihren Beitrag zur Überwindung der Krise zu leisten haben.
Die Zeit, 31.1.2013
Intermediate Macro - Uni Basel
360
 Reformen auf breiter Basis notwendig
 Draghi
http://youtu.be/jB1PG6AnmqM
Intermediate Macro - Uni Basel
361
Ein Währungskrieg?
Interne Ziele Land A
Tiefere Langfristzinsen
Höhere Inflationserwartungen / Bekämpfung der Deflationsrisiken
Inlandnachfrage stärker stimulieren
Sanierung Bankensystem und Besserung der Kreditvergabe
Wirkungen für Land A
Ausdehnung des Geldangebotes + Forward Guidance schwächt Währung A
Exporte Importe
Stärkung der Währung B
Importe Exporte Konjunktur wird c.p. gebremst
Konjunktur wird stimuliert
Währung A wertet auf
Weitere Lockerung der Geldpolitik Land A?
Intermediate Macro - Uni Basel
Andere Ländern
Weitere Lockerung der Geldpolitik ?
Inflation für alle?
362
14
<< Although the Federal Reserve does not target the dollar, its announcements about monetary policy changes can affect the dollar’s exchange value>>.
Intermediate Macro - Uni Basel
363
8.4 Nominaler Zinssatz und die Geldnachfrage
 Die Geldnachfrage ist die Menge an monetären Vermögenswerten welche die Leute in ihren Portfolios halten wollen

Die Geldnachfrage hängt vom erwarteten Ertrag, Risiko und der Liquidität ab

Geld ist die liquideste Anlage

Geld wirft einen tiefen Ertrag ab

Der Geldhaltungsentscheid der Leute hängt davon ab, wie hoch sie Liquidität gegenüber tiefem Ertrag gewichten
Makroökonomie - Uni Basel
364
 Makrovariablen mit Einfluss auf die Geldnachfrage

Preisniveau
 Je höher das Preisniveau, umso mehr Geld wird für Transaktionen benötigt
 Die nominale Geldnachfrage ist daher proportional zum Preisniveau

Realeinkommen
 Je mehr Transaktionen Sie durchführen, umso mehr Geld benötigen Sie
 Das reale Einkommen ist ein Hauptfaktor bezüglich der Anzahl der zu tätigen Transaktionen: Die Geldnachfrage steigt daher mit steigendem Realeinkommen
 Veränderungen aber nicht 1:1: Mit steigendem Einkommen eines Landes entwickeln sich auch dessen Finanzsysteme (Kreditvergabe und besser entwickelte Anlagemöglichkeiten und Vermögenswerte)
Makroökonomie - Uni Basel
365
15

Zinssätze
 Eine Erhöhung des Zinssatzes/Ertrags auf nicht‐monetären Anlagen reduziert die Geldnachfrage
 Eine Erhöhung des Zinssatzes auf Geldanlagen erhöht die Geldnachfrage
 Grund dafür ist das Abwägen der Leute zwischen Liquidität und Ertrag

Obwohl viele nicht‐monetäre Anlagen mit unterschiedlichsten Zinssätzen existieren, bewegen sich diese oft zusammen und wir können daher fürs erste einen einheitlichen nominalen Zinssatz i für nicht‐monetäre Anlagen annehmen.
Makroökonomie - Uni Basel
366
 Die Geldnachfragefunktion

Md = P × L(Y, i)  Md = Nominale Geldnachfrage (Aggregat)
 P = Preisniveau
 L = Geldnachfragefunktion
 Y = Realeinkommen
 i = Nominalzinssatz auf nicht‐monetären Anlagen

Alternative I:
Md = P × L(Y, r + πe)

Alternative II:
Md /P = L(Y, r + πe)
Makroökonomie - Uni Basel
367
 Weitere Einflussfaktoren auf die Geldnachfrage

Vermögen: Eine Erhöhung des Vermögens kann die Geldnachfrage zwar erhöhen, jedoch nur in kleinem Ausmass

Risiko
 Erhöhtes Risiko im gesamten Wirtschaftssystem kann die Geldnachfrage erhöhen
 Zeiten mit volatiler Inflation erhöhen das mit Geld verbundene Risiko; die Geldnachfrage sinkt

Liquidität alternativer Anlagen: Deregulierung, Wettbewerb und Innovationen haben die Liquidität anderer Anlagen erhöht und die Nachfrage nach Geld reduziert

Finanzinnovationen: Kreditkarten, Bankautomaten und andere Finanzinnovationen haben die Geldnachfrage ebenfalls reduziert
Elastizität: Die prozentuale Veränderung der Geldnachfrage bei einer Veränderung eines Faktors um 1 Prozent
Makroökonomie - Uni Basel
368
16
 Elastizitäten der Geldnachfrage
 Wie stark sind die verschiedenen Effekte auf die Geldnachfrage ?
 Einkommenselastizität der Geldnachfrage: Positiv aber kleiner als 1: Ein höheres Einkommen erhöht (gemäss ABC) die Geldnachfrage unterproportional
 Zinselastizität der Geldnachfrage. Klein und negativ: Ein höherer Zinssatz auf nicht‐monetären Anlagen reduziert die Geldnachfrage leicht
 Preiselastizität der Geldnachfrage ist 1, so dass die Geldnachfrage proportional zum Preisniveau ist
Makroökonomie - Uni Basel
369
8.5 Das Gleichgewicht auf dem Anlagenmarkt und das Preisniveau
 Angenommen sämtliche Vermögensanlagen können in 2 Gruppen zusammengefasst werden; Geld und nicht‐
monetäre Anlagen
 Geld beinhaltet Bargeld und Girokonti
 wird mit Zinssatz im verzinst
 fixes Angebot M
 Nicht‐monetäre Anlagen beinhalten Aktien, Obligationen, Immobilien, ...
 wird mit Zinssatz i = r + πe verzinst
 fixes Angebot NM
Makroökonomie - Uni Basel
370
 Gleichgewicht auf dem Anlagenmarkt existiert wenn das Geldangebot der Geldnachfrage entspricht

md + nmd = Totales nominales Vermögen eines Individuums

Md + NMd = Aggregiertes nominales Vermögen
(1)
(aufsummieren der individuellen Vermögen)

M + NM = Aggregiertes nominales Vermögen (2)
(Angebot an Anlagemöglichkeiten) 
Subtraktion der Glg. (2) von Glg. (1) ergibt
(Md – M) + (NMd – NM) = 0 (3)

Überschussnachfrage nach Geld (Md – M) plus die Überschussnachfrage nach nicht‐monet. Anlagen (NMd – NM) muss 0 ergeben

Wenn das Geldangebot der Geldnachfrage entspricht, muss auf dem nicht‐monet. Anlagenmarkt das Angebot ebenfalls der Nachfrage entsprechen; der gesamte Anlagenmarkt ist im Gleichgewicht

Konzentrieren wir uns auf das Geld
Makroökonomie - Uni Basel
371
17
 Die Gleichgewichtsbedingung auf dem Anlagenmarkt
M / P = L(Y, r + πe)
(4)
reales Geldangebot = reale Geldnachfrage


M wird von der Zentralbank bestimmt

πe ist fix (fürs erste…)

Der Arbeitsmarkt bestimmt das Beschäftigungsniveau; die Beschäftigung bestimmt über die Produktionsfunktion wiederum Y

Bei gegebenem Y, wird r durch die Gleichgewichtsbedingung auf dem Gütermarkt bestimmt
Da alle anderen Variablen in Glg. (4) bereits vorbestimmt sind, bestimmt die Gleichgewichtsbedingung des Anlagemarkts das Preisniveau
P = M / L(Y, r + πe)
(5)

Das Preisniveau ist das Verhältnis des nominalen Geldangebots zur realen Geldnachfrage

Beispielsweise würde eine Verdoppelung des Geldangebots somit zu einer Verdoppelung der Preise führen
Makroökonomie - Uni Basel
372
8.6 Die Quantitätstheorie des Geldes
 Beeinflusste die geldpolitischen Strategien während einer langen Zeit – und in einem geringeren Ausmass auch noch heute – sehr stark
 Umlaufgeschwindigkeit (V) misst wie intensiv das Geld in einer Periode verwendet wird

V = nominales GDP / nominale Geldmenge
= PY / M

Schweiz: stabile Geschwindigkeiten für M2 und M3, und ein schwacher Rückgang für M1.
Makroökonomie - Uni Basel
373
 Quantitätstheorie des Geldes: Reale Geldnachfrage ist proportional zum realen Einkommen
 Falls korrekt,
Md / P = kY
k=1/V
 Geht von konstanter Geschwindigkeit k aus, wobei die Geschwindigkeit nicht von Einkommen oder Zinssatz beeinflusst wird
 Aber die Umlaufgeschwindigkeit von M1 ist nicht konstant, sondern weist eher einen Abwärtstrend auf
 Teile der Bewegungen werden durch Veränderungen des Zinssatzes verursacht
 Sehr wahrscheinlich spielten auch Finanzinnovationen eine Rolle
 Die Umlaufgeschwindigkeit von M2 ist langfristig schon eher konstant, schwankt aber über kurze Perioden ebenfalls
Makroökonomie - Uni Basel
374
18
 Einige Begriffe
 Inflationsrate: Der prozentuale Anstieg des Preisniveaus
 Disinflation: Transition von einer Phase mit hoher Inflation zu einer Phase mit tieferer Inflation
 ≠ Defla on: Breit abgestützter Rückgang der Preise für Güter und Dienstleistungen
 Hyperinflation: extrem hohe Inflationsrate
Makroökonomie - Uni Basel
375
8.7 Geldmengenwachstum und Inflation
 Die Inflationsrate ist stark mit der Wachstumsrate des Geldangebots korreliert
 Glg. (5) wird in Wachstumsraten umgeschrieben:
∆P/P = ∆M/M – ∆L(Y,r + πe)/L(Y,r + πe)
(6)
 Ist der Anlagemarkt im Gleichgewicht entspricht die Inflationsrate der Wachstumsrate des nominalen Geldangebots minus der Wachstumsrate der realen Geldnachfrage.
Makroökonomie - Uni Basel
376
 Zurück zur Quantitätstheorie:
Podcasting: Milton Friedman
on ‘Money’
m  v = p  y
∆ m  ∆ v = ∆ p  ∆ y
3%
10%
0%
1%
2%
8%
“Inflation is a monetary phenomenon.”
 Milton Friedman’s k% rule
Makroökonomie - Uni Basel
377
19
 Geldmengenwachstum und Inflation

Durchschnittswachstum von M2 und KPI Inflation in 110 Ländern, über den Zeitraum 1960‐90
Quelle: McCandless & W. Weber (1995).
Makroökonomie - Uni Basel
378
 Neutralität des Geldes in der langen Frist

Durchschnittswachstum von M2 und reales BIP in 110 Ländern, über den Zeitraum 1960‐90
Quelle : McCandless & W. Weber (1995).
Makroökonomie - Uni Basel
379
 Inflationsrisiken?
Makroökonomie - Uni Basel
380
20
Quelle: BIS, Quarterly Review:
Intermediate Macro - Uni Basel
381
21
Herunterladen