 
                                Kapitel 8 Geld und Preise Übersicht des Kapitels  8.1 Die Rolle des Geldes und das Geldangebot  8.2 Nominaler Zinssatz und die Geldnachfrage  8.3 Die Quantitätstheorie des Geldes  8.4 Gleichgewicht auf dem Anlagenmarkt und das Preisniveau  8.5 Geldmengenwachstum und Inflation  8.6 Wieso ist Inflation überhaupt relevant? Makroökonomie - Uni Basel 322 8.1 Geldangebot und Zinspolitik der Zentralbanken  Geld: weit verbreitete und allgemein akzeptierte Vermögenswerte  Funktionen des Geldes  Tauschmittel  Recheneinheit  Wertaufbewahrungsmittel  Was bestimmt das Geldangebot und die Geldnachfrage?  Was sind die Herausforderungen, die damit verbunden sind? Makroökonomie - Uni Basel 323 1  Das Geldangebot ist die Menge an verfügbarem Geld in einer Ökonomie.  Unter Geldpolitik versteht man die Kontrolle über das Geldangebot und die damit verbundenen Zinsbedingungen.  Messung der Geldmenge — die Geldmengenaggregate  Ein Geldmengenaggregat ist der Bestand einer Gruppe von Finanzanlagen welche als Geld definiert werden  Die Unterscheidung zwischen Geld und Nicht‐Geld ist manchmal schwierig  Es gibt kein „richtiges“ Mass für den Bestand an Geld Makroökonomie - Uni Basel 324  Spezialaggregat ‐ M0: Notenbankgeldmenge (monetäre Basis)  Noten‐ und Münzumlauf  Giroguthaben inländischer Banken bei der SNB  Geldmenge M1  Bargeldumlauf  Sichteinlagen  Transaktionskonti  Alle Komponenten von M1 werden zu Zahlungszwecken verwendet; M1 kommt also unserer theoretischen Definition des Geldes am nächsten Makroökonomie - Uni Basel 325  Geldmenge M2  M1  + Spareinlagen  Geldmenge M3  M2  + Termineinlagen  Allgemein ausgedrückt: Von M1 zu M3 nimmt die Liquidität der Geldmengendefinition ab  Nachfolgend verwenden wir für das Geldmengenangebot nur die Bezeichnung M Makroökonomie - Uni Basel 326 2  Geldmengenaggregate in der Schweiz (in Mio CHF, nominal) 900000 800000 700000 600000 500000 Termineinlagen 400000 M2 M3 Spareinlagen 300000 M1 200000 Transaktionskonti 100000 Sichteinlagen Bargeldumlauf 0 2012 2011 2010 2009 2008 Spareinlagen 2007 2006 2005 2004 Einlagen auf Transaktionskonti 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 Sichteinlagen 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 Bargeldumlauf Termineinlagen Makroökonomie - Uni Basel Quelle: SNB, 2013 327  Geldangebot: Wie steuern? Die Geldpolitik vor der Krise  Die Zentralbank ist dafür verantwortlich das Geldangebot den Bedürfnissen der Volkswirtschaft entsprechend anzupassen.  Somit beeinflussen die Zentralbanken die Kurzfristzinsen.  Sie tut dies über sogenannte Offenmarktoperationen.  Die Zentralbank bietet Privatbanken Geld im Austausch gegen vorher festgelegte Vermögenswerte (Korb mit Sicherheiten).  Möglich wäre auch der Kauf von neu ausgegebenen Staatsanleihen direkt vom Staat  Dies wäre dasselbe wie wenn der Staat seine Ausgaben direkt durch Drucken von Geld finanzieren würde.  In einigen Ländern geschieht dies häufig (typischerweise gefolgt von Hyperinflation). In fortgeschrittenen Ländern wird dies durch rechtliche Rahmenbedingungen verhindert. Makroökonomie- Uni Basel 328 Konventionelle und unkonventionelle Geldpolitik Konventionelle Geldpolitik Steuerung der Geldmarktzinsen via Offenmarktoperationen Strickte Kriterien für Teilnahme an OMO Berücksichtigung Mindestreserven Basiert auf geldpolitischen Regeln Intermediate Macro - Uni Basel Unkonventionelle Geldpolitik Massive Ausdehnung des Liquiditätsangebot wegen Geldmarktstörungen Deutliche Lockerung der Bedingungen für OMO Interventionen auf dem Kapitalmarkt Direktere Steuerung der Kreditvergabe Explizite Forward Guidance Deutliche Erweiterung des Zeithorizonts von OMO Beteiligung an Bankenrettungen Interventionen zur Beruhigung der Staatsanleihenmärkte Neue Funktionen in der Überwachung der Banken Neue Definition der Ziele der ZB? 329 3 Repurchase agreements (REPO) Kassa Termin Bank ZB Bank ZB Aus dem repo‐Korb der Zentralbank Geld Bank Y Titel Geld + Repo-Zins Bank Y Titel Makroökonomie - Uni Basel 330  Vom 1W‐Repo zum 3M‐Libor  Makroökonomie - Uni Basel Intermediate Macro - Uni Basel SNB setzt den Preis für die Repo‐Operationen, sie will damit den 3M‐Libor beeinflussen.  Repo: gedeckte Kredite  Libor: ungedeckte Kredite  Libor ist makroökonomisch massgebend.  Hypothekarzinsen sind z.B. am Libor gebunden 331 332 4  Wieso fragen Banken nach Giro?  Nachteil: Kein Zins auf Notenbankgeld  Motivation:  Erfüllung Mindestreservevorschriften  Abwicklung des Zahlungsverkehrs  Reserve für Rückzüge von Kunden Intermediate Macro - Uni Basel Intermediate Macro - Uni Basel 333 334  Zinssteuerung  SNB wünscht tiefere Geldmarktzinsen → Erhöhung der Giroguthaben → Senkung des Repo‐Satzes  SNB wünscht höhere Geldmarktzinsen → Senkung der Giroguthaben → Erhöhung des Repo‐Satzes Intermediate Macro - Uni Basel 335 5  Transmissionsmechanismen Repo Geldmarktzinsen (Libor) Kapitalmarktzinsen Konsum‐ und Investitions‐ entscheide von Firmen und Haushalte Wechselkurs und Exporte Outputlücke Makroökonomie - Uni Basel 336  Transmissionsmechanismen Wirkung auf die Zinskurve i (und r) Fristigkeit 337  Transmissionsmechanismen Zinskanal M  i  C, I  aggregierte Nachfrage und Produktion  Output‐Lücke   Wechselkurskanal M  i  Wechselkurs  Importpreise  Im, Ex  NX   aggregierte Nachfrage und Produktion   Output‐Lücke   Kreditkanal M  L   C, I  aggregierte Nachfrage und Produktion  Output‐Lücke   6  Transmissionsmechanismen: wie schnell entstehen die Effekte? Instrumente Wirkungs‐ verzögerungen (Repo‐Sätze, Liquidität) Finanzmärkte  unmittelbar (Marktzinssätze, Wechselkurse) gesamtwirtschaftliche Nachfrage (Konsum, Investitionen, Importe und Exporte  Output‐Lücke)  4‐6 Quartale Preise und Inflation  6‐12 Quartale Konventionelle und unkonventionelle Geldpolitik Konventionelle Geldpolitik Steuerung der Geldmarktzinsen via Offenmarktoperationen Strickte Kriterien für Teilnahme an OMO Berücksichtigung Mindestreserven Basiert auf geldpolitischen Regeln Siehe: Die Zeit, Wer rettet die Retter?, 31.1.2013 Intermediate Macro - Uni Basel Unkonventionelle Geldpolitik Massive Ausdehnung des Liquiditätsangebot wegen Geldmarktstörungen Deutliche Lockerung der Bedingungen für OMO Interventionen auf dem Kapitalmarkt Direktere Steuerung der Kreditvergabe Explizite Forward Guidance Deutliche Erweiterung des Zeithorizonts von OMO Beteiligung an Bankenrettungen Interventionen zur Beruhigung der Staatsanleihenmärkte Neue Funktionen in der Überwachung der Banken Neue Definition der Ziele der ZB? 340 8.2 Die Geldpolitik in der Finanzkrise  Die Geldpolitik in ‚normalen‘ Zeiten:  Zinssatz für ungedeckte Operationen – Zinssatz für gedeckte Operation gleicher Fristigkeit = Risikoprämie  In normalen Zeiten: Risikoprämie etwa konstant  Steuerung der Repo‐Sätze  Steuerung der Geldmarktsätze  Die Subprime‐ und Finanzkrise:  Bernanke, 18. Februar 2009: <<Extraordinary times call for extraordinary measures>>  Quantitative easing, credit easing: Worum geht es?  Diese Begriffe sind nicht genau definiert Intermediate Macro - Uni Basel 341 7 1. Der Geldmarkt funktioniert nicht mehr • Das Vertrauen zwischen den Banken verschwindet • Die Risikoprämien explodieren • Die Banken können sich nur noch bei der Zentralbank refinanzieren Konkurs von Lehman Brothers Begin der Subprimekrise Intermediate Macro - Uni Basel 342 • Verschiebung der Geldnachfrage der Banken. • Massive Erhöhung des Geldangebotes damit die Liborsätze nicht ansteigen. • Erhöhung des Geldangebotes impliziert keine echte Lockerung der Geldpolitik: Die Liquiditätsnachfrage ist angestiegen, die Banken wollen jedoch nicht mehr Kredite geben. Angebot 0 i Angebot1 Nachfrage0 Nachfrage1 Intermediate Macro - Uni Basel • Normale Umstände: 5‐6 Mia CHF • Nicht nur 1W‐Repo Intermediate Macro - Uni Basel CHF 343 344 8 Intermediate Macro - Uni Basel 345 2. Realwirtschaftliche Folgen der Krise verlangen ‚richtige‘ Lockerung der Geldpolitik • Geldpolitik wird weltweit gelockert mit dem Ziel die Zinskurve nach unten zu verschieben Intermediate Macro - Uni Basel 346 Konventionelle Lockerung i Angebot0 Angebot1 Angebot2 Nachfrage0 Nachfrage1 CHF Intermediate Macro - Uni Basel 347 9 3. Probleme: • Zero lower bound verhindert weitere Reduktion der kurzfristige Zinssätze • Beispiel CH: Reposatz (und damit auch der Libor) kann nicht weiter gesenkt werden Intermediate Macro - Uni Basel • 348 Zero lower bound (ABC Application, S. 424) Konventionelle Lockerung i Angebot0 Nachfrage1 Nachfrage0 Angebot1 Angebot2 Keine weitere Lockerung möglich ?! CHF Intermediate Macro - Uni Basel 349 4. Probleme: • • Kreditmärkte sind auch problematisch: • keine Kredite vergeben (Bank deleveraging)… • …oder nur zu sehr hohen Preise. • Segmentierung des Marktes D.h.: die Geldpolitische Impulse (tiefere Kurzfristzinsen) haben nur sehr begrenzte realwirtschaftliche Wirkungen Intermediate Macro - Uni Basel 350 10 5. Ausserordentliche Massnahmen • Geldangebot für die gesamte Wirtschaft via andere Kanäle erhöhen, wie der Kauf von Staatsanleihen auf dem sekundären Markt (quantitative easing: BoE, Fed) • Direkter Kauf von Firmenwertschriften, um den credit crunch zu bekämpfen (credit easing: BoE, Fed) • CH: Kauf von Wertpapiere privater Schuldner um langfristigere Zinsen unter Druck zu setzen. • Reduktion von Extremrisiken via Kauf von Staatsanleihen (EZB). • CH‐Spezifisch: Einführung des Mindestkurses, September 2011. Intermediate Macro - Uni Basel • 351 Quantitative easing: • Interbankmarkt: i bleibt unverändert • Breiteres Geldangebot nimmt zu • Wirkung 1: Kapitalmarkt wird liquider und Zinssätze i sinken • Wirkung 2: Inflationserwartungen steigen Fisher Gleichung (Vorlesung 3): r = i – e  In beiden Fällen nimmt r (im langfristigen Bereich) ab! Intermediate Macro - Uni Basel 352  Von M0 zu L und M3: die Gefahr von Überschussreserven 11  Von M0 zu L und M3: die Gefahr von Überschussreserven Geschäftsbank X Passiven Eigenkapital Bilanz I Geschäftsbank X Bilanz II Verpflichtungen (Fremdkapital) Aktiven Giroguthaben Bargeld Hypothekar‐ und andere Kredite Makroökonomie ‐ Uni Basel L M3 354  Von M0 zu L und M3: die Gefahr von Überschussreserven Makroökonomie ‐ Uni Basel 355 8.3 Möglichkeiten und Grenzen der Geldpolitik  Kann/Soll die Geldpolitik alle Probleme lösen ? Intermediate Macro - Uni Basel 356 12  Was die Geldpolitik kann:   Was die Geldpolitik nicht kann: Nachfrage stimulieren durch tiefere Zinsen und eine Lockerung der Kreditbedingungen.  Zur Makrostabilität beitragen durch niedrige Inflation und stabile Inflationserwartungen  Im extrem Fall: den Regierungen Zeit kaufen (OMT Beispiel)  Staatsfinanzen sanieren.  Unsicherheiten bezüglich künftiger Steuerlast reduzieren.  Ganze Banksysteme sanieren.  Strukturelle Arbeitsmarktprobleme lösen.  Produktivitäts‐ und allgemeine Wettbewerbsfähigkeitsprobleme. lösen  Politische und institutionelle Probleme lösen. Intermediate Macro - Uni Basel  357 I Beispiel:  Tiefe Zinsen können die Investitionstätigkeit via tiefere Kapitalnutzungskosten nach einem Schock stimulieren.  Geldpolitik kann nur begrenzt auf die Erwartungen der Unternehmen wirken, wenn diese von strukturellen Problemen/Unsicherheiten gedämpft werden. MPKf 3 uc, MPKf MPKf MPKf 0 2 uc0 Geldpolitische Reaktion uc2 K2* K3* K4* K0* K Weiterhin Rezessionszustand Makroökonomie - Uni Basel 358  Zeit gewinnen: das OMT Beispiel 26.07.2012 ‘ready to do whatever it takes’ Intermediate Macro - Uni Basel 06.09.2012 EZB Kündigt OMT Programm an 359 13 The global economy has avoided the worst, but it is by no means out of the woods, and prospects may be diverging. A three‐speed global recovery is emerging. Sentiment has improved, but growth and jobs are still lagging in many places, some old risks remain and could rekindle tail risks, and new risks are arising. Policymakers must, to varying degrees, continue to nurse the recovery, repair systems damaged by the crisis, strengthen defenses against a recurrence, and anticipate new challenges from stronger expansion. In a world of interconnections, lagging policy momentum in some corners will soon affect all. IMF, 20.4.2013 Die Politik muss akzeptieren, dass billiges Geld kein Ersatz für Reformen ist – und die Notenbanken müssen akzeptieren, dass sie ihren Beitrag zur Überwindung der Krise zu leisten haben. Die Zeit, 31.1.2013 Intermediate Macro - Uni Basel 360  Reformen auf breiter Basis notwendig  Draghi http://youtu.be/jB1PG6AnmqM Intermediate Macro - Uni Basel 361 Ein Währungskrieg? Interne Ziele Land A Tiefere Langfristzinsen Höhere Inflationserwartungen / Bekämpfung der Deflationsrisiken Inlandnachfrage stärker stimulieren Sanierung Bankensystem und Besserung der Kreditvergabe Wirkungen für Land A Ausdehnung des Geldangebotes + Forward Guidance schwächt Währung A Exporte Importe Stärkung der Währung B Importe Exporte Konjunktur wird c.p. gebremst Konjunktur wird stimuliert Währung A wertet auf Weitere Lockerung der Geldpolitik Land A? Intermediate Macro - Uni Basel Andere Ländern Weitere Lockerung der Geldpolitik ? Inflation für alle? 362 14 << Although the Federal Reserve does not target the dollar, its announcements about monetary policy changes can affect the dollar’s exchange value>>. Intermediate Macro - Uni Basel 363 8.4 Nominaler Zinssatz und die Geldnachfrage  Die Geldnachfrage ist die Menge an monetären Vermögenswerten welche die Leute in ihren Portfolios halten wollen  Die Geldnachfrage hängt vom erwarteten Ertrag, Risiko und der Liquidität ab  Geld ist die liquideste Anlage  Geld wirft einen tiefen Ertrag ab  Der Geldhaltungsentscheid der Leute hängt davon ab, wie hoch sie Liquidität gegenüber tiefem Ertrag gewichten Makroökonomie - Uni Basel 364  Makrovariablen mit Einfluss auf die Geldnachfrage  Preisniveau  Je höher das Preisniveau, umso mehr Geld wird für Transaktionen benötigt  Die nominale Geldnachfrage ist daher proportional zum Preisniveau  Realeinkommen  Je mehr Transaktionen Sie durchführen, umso mehr Geld benötigen Sie  Das reale Einkommen ist ein Hauptfaktor bezüglich der Anzahl der zu tätigen Transaktionen: Die Geldnachfrage steigt daher mit steigendem Realeinkommen  Veränderungen aber nicht 1:1: Mit steigendem Einkommen eines Landes entwickeln sich auch dessen Finanzsysteme (Kreditvergabe und besser entwickelte Anlagemöglichkeiten und Vermögenswerte) Makroökonomie - Uni Basel 365 15  Zinssätze  Eine Erhöhung des Zinssatzes/Ertrags auf nicht‐monetären Anlagen reduziert die Geldnachfrage  Eine Erhöhung des Zinssatzes auf Geldanlagen erhöht die Geldnachfrage  Grund dafür ist das Abwägen der Leute zwischen Liquidität und Ertrag  Obwohl viele nicht‐monetäre Anlagen mit unterschiedlichsten Zinssätzen existieren, bewegen sich diese oft zusammen und wir können daher fürs erste einen einheitlichen nominalen Zinssatz i für nicht‐monetäre Anlagen annehmen. Makroökonomie - Uni Basel 366  Die Geldnachfragefunktion  Md = P × L(Y, i)  Md = Nominale Geldnachfrage (Aggregat)  P = Preisniveau  L = Geldnachfragefunktion  Y = Realeinkommen  i = Nominalzinssatz auf nicht‐monetären Anlagen  Alternative I: Md = P × L(Y, r + πe)  Alternative II: Md /P = L(Y, r + πe) Makroökonomie - Uni Basel 367  Weitere Einflussfaktoren auf die Geldnachfrage  Vermögen: Eine Erhöhung des Vermögens kann die Geldnachfrage zwar erhöhen, jedoch nur in kleinem Ausmass  Risiko  Erhöhtes Risiko im gesamten Wirtschaftssystem kann die Geldnachfrage erhöhen  Zeiten mit volatiler Inflation erhöhen das mit Geld verbundene Risiko; die Geldnachfrage sinkt  Liquidität alternativer Anlagen: Deregulierung, Wettbewerb und Innovationen haben die Liquidität anderer Anlagen erhöht und die Nachfrage nach Geld reduziert  Finanzinnovationen: Kreditkarten, Bankautomaten und andere Finanzinnovationen haben die Geldnachfrage ebenfalls reduziert Elastizität: Die prozentuale Veränderung der Geldnachfrage bei einer Veränderung eines Faktors um 1 Prozent Makroökonomie - Uni Basel 368 16  Elastizitäten der Geldnachfrage  Wie stark sind die verschiedenen Effekte auf die Geldnachfrage ?  Einkommenselastizität der Geldnachfrage: Positiv aber kleiner als 1: Ein höheres Einkommen erhöht (gemäss ABC) die Geldnachfrage unterproportional  Zinselastizität der Geldnachfrage. Klein und negativ: Ein höherer Zinssatz auf nicht‐monetären Anlagen reduziert die Geldnachfrage leicht  Preiselastizität der Geldnachfrage ist 1, so dass die Geldnachfrage proportional zum Preisniveau ist Makroökonomie - Uni Basel 369 8.5 Das Gleichgewicht auf dem Anlagenmarkt und das Preisniveau  Angenommen sämtliche Vermögensanlagen können in 2 Gruppen zusammengefasst werden; Geld und nicht‐ monetäre Anlagen  Geld beinhaltet Bargeld und Girokonti  wird mit Zinssatz im verzinst  fixes Angebot M  Nicht‐monetäre Anlagen beinhalten Aktien, Obligationen, Immobilien, ...  wird mit Zinssatz i = r + πe verzinst  fixes Angebot NM Makroökonomie - Uni Basel 370  Gleichgewicht auf dem Anlagenmarkt existiert wenn das Geldangebot der Geldnachfrage entspricht  md + nmd = Totales nominales Vermögen eines Individuums  Md + NMd = Aggregiertes nominales Vermögen (1) (aufsummieren der individuellen Vermögen)  M + NM = Aggregiertes nominales Vermögen (2) (Angebot an Anlagemöglichkeiten)  Subtraktion der Glg. (2) von Glg. (1) ergibt (Md – M) + (NMd – NM) = 0 (3)  Überschussnachfrage nach Geld (Md – M) plus die Überschussnachfrage nach nicht‐monet. Anlagen (NMd – NM) muss 0 ergeben  Wenn das Geldangebot der Geldnachfrage entspricht, muss auf dem nicht‐monet. Anlagenmarkt das Angebot ebenfalls der Nachfrage entsprechen; der gesamte Anlagenmarkt ist im Gleichgewicht  Konzentrieren wir uns auf das Geld Makroökonomie - Uni Basel 371 17  Die Gleichgewichtsbedingung auf dem Anlagenmarkt M / P = L(Y, r + πe) (4) reales Geldangebot = reale Geldnachfrage   M wird von der Zentralbank bestimmt  πe ist fix (fürs erste…)  Der Arbeitsmarkt bestimmt das Beschäftigungsniveau; die Beschäftigung bestimmt über die Produktionsfunktion wiederum Y  Bei gegebenem Y, wird r durch die Gleichgewichtsbedingung auf dem Gütermarkt bestimmt Da alle anderen Variablen in Glg. (4) bereits vorbestimmt sind, bestimmt die Gleichgewichtsbedingung des Anlagemarkts das Preisniveau P = M / L(Y, r + πe) (5)  Das Preisniveau ist das Verhältnis des nominalen Geldangebots zur realen Geldnachfrage  Beispielsweise würde eine Verdoppelung des Geldangebots somit zu einer Verdoppelung der Preise führen Makroökonomie - Uni Basel 372 8.6 Die Quantitätstheorie des Geldes  Beeinflusste die geldpolitischen Strategien während einer langen Zeit – und in einem geringeren Ausmass auch noch heute – sehr stark  Umlaufgeschwindigkeit (V) misst wie intensiv das Geld in einer Periode verwendet wird  V = nominales GDP / nominale Geldmenge = PY / M  Schweiz: stabile Geschwindigkeiten für M2 und M3, und ein schwacher Rückgang für M1. Makroökonomie - Uni Basel 373  Quantitätstheorie des Geldes: Reale Geldnachfrage ist proportional zum realen Einkommen  Falls korrekt, Md / P = kY k=1/V  Geht von konstanter Geschwindigkeit k aus, wobei die Geschwindigkeit nicht von Einkommen oder Zinssatz beeinflusst wird  Aber die Umlaufgeschwindigkeit von M1 ist nicht konstant, sondern weist eher einen Abwärtstrend auf  Teile der Bewegungen werden durch Veränderungen des Zinssatzes verursacht  Sehr wahrscheinlich spielten auch Finanzinnovationen eine Rolle  Die Umlaufgeschwindigkeit von M2 ist langfristig schon eher konstant, schwankt aber über kurze Perioden ebenfalls Makroökonomie - Uni Basel 374 18  Einige Begriffe  Inflationsrate: Der prozentuale Anstieg des Preisniveaus  Disinflation: Transition von einer Phase mit hoher Inflation zu einer Phase mit tieferer Inflation  ≠ Defla on: Breit abgestützter Rückgang der Preise für Güter und Dienstleistungen  Hyperinflation: extrem hohe Inflationsrate Makroökonomie - Uni Basel 375 8.7 Geldmengenwachstum und Inflation  Die Inflationsrate ist stark mit der Wachstumsrate des Geldangebots korreliert  Glg. (5) wird in Wachstumsraten umgeschrieben: ∆P/P = ∆M/M – ∆L(Y,r + πe)/L(Y,r + πe) (6)  Ist der Anlagemarkt im Gleichgewicht entspricht die Inflationsrate der Wachstumsrate des nominalen Geldangebots minus der Wachstumsrate der realen Geldnachfrage. Makroökonomie - Uni Basel 376  Zurück zur Quantitätstheorie: Podcasting: Milton Friedman on ‘Money’ m  v = p  y ∆ m  ∆ v = ∆ p  ∆ y 3% 10% 0% 1% 2% 8% “Inflation is a monetary phenomenon.”  Milton Friedman’s k% rule Makroökonomie - Uni Basel 377 19  Geldmengenwachstum und Inflation  Durchschnittswachstum von M2 und KPI Inflation in 110 Ländern, über den Zeitraum 1960‐90 Quelle: McCandless & W. Weber (1995). Makroökonomie - Uni Basel 378  Neutralität des Geldes in der langen Frist  Durchschnittswachstum von M2 und reales BIP in 110 Ländern, über den Zeitraum 1960‐90 Quelle : McCandless & W. Weber (1995). Makroökonomie - Uni Basel 379  Inflationsrisiken? Makroökonomie - Uni Basel 380 20 Quelle: BIS, Quarterly Review: Intermediate Macro - Uni Basel 381 21