In situ Abbildung magnetischer Domänen in dünnen Filmen mit magnetooptischer Rasternahfeldmikroskopie von Gereon Meyer am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin eingereichte Dissertation Oktober 2003 1. Gutachter: Prof. Dr. Dr. h.c. G. Kaindl 2. Gutachter: Prof. Dr. M. Dähne (TU Berlin) Tag der Disputation: 26. November 2003 Kurzfassung In dieser Arbeit berichte ich von der Untersuchung der Domänenstrukturen und Ummagnetisierungsprozesse ultradünner Filme von Fe/Cu(100) mit einem magnetooptischen Rasternahfeldmikroskop (magnetooptisches SNOM), das im Ultrahochvakuum (UHV) betrieben wird. Die Filme wurden bei einer Substrattemperatur von 80 K präpariert und dann in situ bei variabler Temperatur und in äußeren Magnetfeldern untersucht. Es zeigte sich, dass die Ummagnetisierung in der Nähe des Spinreorientierungsübergangs über die Bildung eines Musters aus Streifendomänen mit Breiten unterhalb eines Mikrometers verläuft. Magnetooptisches SNOM gehört zu den wenigen hochauflösenden magnetischen Abbildungsmethoden, mit denen das Wachstum solch kleiner Domänen direkt beobachtet werden kann, da es auch in Gegenwart äußerer Magnetfelder funktioniert. In dieser Arbeit wurde erstmals ein SNOM im UHV verwendet, und der magnetooptische Kerr-Effekt wurde mit einem Sagnac-Interferometer gemessen. Dieses Interferometer detektiert ausschließlich nicht-reziproke Phasenverschiebungen zwischen rechts- und links zirkular polarisierten Lichtstrahlen. Damit ignoriert es andere Sorten von Polarisationsänderungen, die bei herkömmlicher Detektion der magnetooptischen Effekte zu Artefakten führen würden. Es liefert zudem ein Gesamtintensitätssignal, das ein geeignetes Maß für die Kontrolle des Spitze-Probe-Abstandes darstellt. In dieser Arbeit konnte eine laterale Auflösung von 300 nm (bei einer Lichtwellenlänge von 670 nm) und eine magnetooptische Empfindlichkeit von 350 µrad erreicht werden - genug zur Domänenabbildung in Filmen mit einer Schichtdicke von wenigen Monolagen. Die gemessenen Streifenbreiten stimmen gut mit theoretischen Vorhersagen überein, die die Streifenbreite mit der Höhe des Sättigungsmagnetfeldes verknüpfen. Die Transformation des Streifendomänenmusters verläuft in einem diskontinuierlichen Wachstumsprozess, der durch das Pinning von Domänenwänden an lokalen Inhomogenitäten von Film und Substrat (z.B. Polierkratzern) bestimmt wird. Ausgehend von diesen Beobachtungen entwerfe ich im Rahmen dieser Arbeit das Modell eines Ummagnetisierungsprozesses, der über die Nukleation und das Wachstum von Streifendomänen verläuft. Es erklärt die Form der zu den Filmen gehörigen Magnetisierungskurven sowie vorliegende Kerr-Mikroskopiedaten. iii Kurzfassung iv Abstract In this thesis I report on studies of the magnetization reversal process in ultrathin films of Fe/Cu(100) grown at 80 K. In the vicinity of the spin-reorientation transition, magnetization reversal was found to take place via formation of stripe domains with submicron stripe width. Imaging of such stripe-domain patterns requires highresolution magnetic microscopy that can be operated in external magnetic fields. The present studies were performed by a scanning near-field optical microscope (SNOM) operated in situ at variable temperature, and in the presence of external magnetic fields. The SNOM is the first to be operated in ultrahigh vacuum. Magnetic domain contrast arises from the magneto-optical Kerr effect, which is measured by a Sagnac interferometer. Such interferometer is exclusively sensitive to non-reciprocal phase shifts between right and left circularly polarized light beams. It ignores all other kinds of polarization changes that often lead to artifacts in magneto-optical SNOM. The Sagnac interferometer also provides a total-intensity signal which can be used for the tip-to-sample distance control. The lateral resolution of the instrument is ≈ 300 nm (at a wavelength of 670 nm), and the magneto-optical sensitivity amounts to 350 µrad, which is sufficient to image domain stripes of a few monolayers thick films. The observed stripe widths are in good agreement with theoretical predictions connecting stripe width and saturation field. By applying external magnetic fields, the transformation of the stripe-domain pattern could be studied. It occurs in a non-continuous growth process, governed by pinning of domain walls to local inhomogeneities of film and substrate, e.g. polishing scratches. Based on the experimental results, I propose a model of the magnetization-reveral process via nucleation and growth of stripe domains. It explains the shape of the corresponding magnetization curves measured by the magneto-optical Kerr effect (MOKE) as well as previous Kerr-microscopy results. v Abstract vi Inhaltsverzeichnis Kurzfassung iii Abstract v 1 Einleitung 1 2 Magnetismus dünner Filme 2.1 Magnetische Domänen . . . 2.2 Magnetische Anisotropie . . 2.3 Spinreorientierungsübergang 2.4 Streifendomänenzustand . . 2.5 Ummagnetisierungsprozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 . 3 . 5 . 7 . 11 . 15 3 Magnetooptische Mikroskopie 3.1 Kerr- und Faraday-Effekt . . . . . . . . . . . . 3.1.1 Makroskopische Beschreibung . . . . . 3.1.2 Mikroskopische Beschreibung . . . . . 3.2 Messmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Magnetooptischer Kerr-Effekt (MOKE) 3.2.2 Sagnac-Interferometer . . . . . . . . . 3.3 Kerr-Mikroskopie . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie . . 3.4.1 Optische Rasternahfeldmikroskopie . . 3.4.2 Abstandskontrolle . . . . . . . . . . . . 3.4.3 Nahfeldsonden . . . . . . . . . . . . . . 3.4.4 Magnetooptisches SNOM . . . . . . . . 3.4.5 Magnetooptik im Nahfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 23 25 29 32 33 34 37 39 41 43 45 47 51 . . . . . 53 53 57 58 58 60 . . . . . . . . . . 4 Experimenteller Aufbau 4.1 Ultrahochvakuum-System . . . 4.2 Präparation von Substraten und 4.3 MOKE-Aufbau . . . . . . . . . 4.4 Kerr-Mikroskop . . . . . . . . . 4.5 Sagnac-SNOM . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Filmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . vii Inhaltsverzeichnis 4.5.1 UHV-SNOM-Aufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.2 Sagnac-Interferometer . . . . . . . . . . . . . . . . 4.5.3 Elektronische Ansteuerung . . . . . . . . . . . . . . 4.6 Performance-Tests . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.6.1 Scherkraft-Abstandskontrolle im UHV . . . . . . . 4.6.2 Optischer Kontrast unbedampfter Glasfaserspitzen 4.6.3 Magnetooptischer Kontrast . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 65 67 68 70 70 73 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 5.1 Dünne Eisenfilme auf Cu(100) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Charakterisierung von Substraten und Filmen . . . . . . . . . . . . . 5.3 Spinreorientierungsübergang in Fe/Cu(100) . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Domänen und Ummagnetisierung in Fe/Cu(100) mit senkrechter Anisotropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Streifendomänen in Fe/Cu(100) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Ummagnetisierungsprozess bei der Spinreorientierung . . . . . . . . . 79 79 87 88 93 100 104 6 Zusammenfassung und Ausblick 111 Literaturverzeichnis 115 Publikationen 125 Vorträge und Poster 127 Dank 129 Lebenslauf 131 viii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Einleitung Das Auftreten von Domänenmustern ist ein generelles Phänomen in der Natur, das immer dann beobachtet werden kann, wenn es eine kurzreichweitige und eine langreichweitige Wechselwirkung mit entgegengesetztem Vorzeichen gibt, so dass die mikroskopischen Bestandteile eines Systems auf kurzer Distanz eine andere Ordnung bevorzugen als auf langer. In Abhängigkeit von der Energie, die zum Aufbau von Domänenwänden aufgebracht werden muss, treten dabei eine Vielzahl von Formen auf, deren Extremfälle Blasen- und Streifendomänen darstellen. Charakteristische Ausprägungen wie mäanderförmige Domänenmuster kommen dabei in den verschiedensten Systemen und auf allen Längenskalen vor. Sie wurden in der Vergangenheit in supraleitenden Folien genauso beobachtet wie in chemischen ReaktionsDiffusionssystemen oder organischen Langmuirfilmen [Seu 95]. Eine besondere Stellung nehmen magnetische Granatfilme ein, bei denen sich Domänen mit senkrechter Magnetisierungsrichtung aus der Konkurrenz von Austausch- und Dipolwechselwirkung und in Anwesenheit der kristallinen Anisotropie ergeben. Die dort auftretenden Blasendomänen waren sogar eine Zeit lang als Datenspeicher im Gespräch, erlangten aber nie die Marktreife [Hub 98]. Streifenförmige Domänen werden auch in sehr dünnen magnetischen Filmen erwartet, bei denen die Oberflächenanisotropie die leichte Magnetisierungsrichtung senkrecht zur Ebene einstellt [Yaf 88]. Die charakteristische Form von Magnetisierungskurven dieser Filme wurde mit den Transformationsprozessen solcher Domänenmuster erklärt [Ber 97], kann aber auch mit der Drehung eines verkippten Magnetisierungsvektors im äußeren Magnetfeld verstanden werden [Men 97a]. Mehr Aufschluss über das tatsächliche Verhalten sollte der Versuch geben, einen möglichen Streifendomänenzustand direkt abzubilden und im Feld zu beobachten. Dies stellt jedoch eine Herausforderung an die magnetische Mikroskopie dar, denn die Streifendomänen sind sehr schmal (typ. wenige 100 nm) und liefern den geringen magnetischen Kontrast eines nur wenige nm dicken Films. Sie konnten daher in der Vergangenheit ausschließlich mit elektronenmikroskopischen Methoden abgebildet werden. Dabei zeigte sich, dass die Veränderung von Schichtdicke und Probentemperatur Variationen der Domänenform hervorruft. Die Auswirkung eines variablen Magnetfelds wird erstmalig im Rahmen dieser Arbeit untersucht. Dies wurde durch die Verwendung magnetooptischer Mikroskopie ermöglicht, bei der - anders als bei Elektronenmikroskopie - der Kontrast durch äußere Magnetfelder nicht gestört wird. Zum Erreichen der nötigen Ortsauflösung 1 1 Einleitung unterhalb des Beugungslimits wurde ein optisches Rasternahfeldmikroskop (SNOM) entwickelt, das zur empfindlichen Messung des Kerr-Effektes mit einem SagnacInterferometer [Kap 94] ausgestattet ist. Um die Untersuchung ultradünner epitaktisch auf Einkristalloberflächen gewachsener Filme zu ermöglichen, wird dieses Mikroskop erstmalig in einer Ultrahochvakuum-(UHV-)Kammer betrieben, die zudem mit einem Aufbau zur ortsintegrierenden Messung des Magnetooptischen KerrEffektes (MOKE) und mit einem konventionellen (Fernfeld-) Kerr-Mikroskop ausgestattet ist. Das in dieser Arbeit vorrangig untersuchte System waren wenige Monolagen Eisen auf der (100)-Oberfläche eines Kupfer-Einkristalls - ein System, dessen magnetische Eigenschaften in der Vergangenheit umfassend studiert wurden [Pap 90]. Fe/Cu(100) hat die spektakuläre Eigenschaft, dass die leichte Magnetisierungsrichtung bei sehr dünnen Filmen aus der Ebene in die Senkrechte klappt, einen Spinreorientierungsübergang. In dessen Nähe wird das Auftreten des Streifendomänenmusters erwartet. Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Zunächst wird ein Abriss der magnetischen Charakteristika ultradünner Filme gegeben, wobei insbesondere auf den Spinreorientierungsübergang und auf Domänenbildungsprozesse eingegangen wird (Kap. 2). Dann wird kurz die Magnetooptik eingeführt, die in den hier vorgestellten Experimenten den Kontrast liefert, wobei insbesondere die mikroskopischen Messmethoden vorgestellt werden (Kap. 3). Es folgt eine detaillierte Beschreibung des verwendeten Versuchsaufbaus. Insbesondere wird das UHV-Sagnac-SNOM, das im Rahmen dieser Arbeit entwickelt wurde, erläutert und charakterisiert (Kap. 4). Dann werden die Ergebnisse der Messungen an ultradünnen Filmen von Fe/Cu(100) präsentiert, die bei tiefen Temperaturen aufgewachsen wurden. Die mit MOKE, Kerr-Mikroskopie und Sagnac-SNOM erlangten Messdaten erlauben schließlich erstmalig den Entwurf eines Gesamtbildes der bei der Ummagnetisierung ultradünner Filme maßgeblich ablaufenden Prozesse (Kap. 5). 2 2 Magnetismus dünner Filme In diesem Kapitel erläutere ich die Bedingungen für das Auftreten magnetischer Domänen in ferromagnetischen dünnen Filmen. Dazu beschreibe ich zunächst die Wechselwirkungen der magnetischen Momente. Die zugehörigen Energien hängen von der Magnetisierungsrichtung ab und bestimmen daher die Anisotropien, also die leichten und schweren Magnetisierungsrichtungen des Films. Sie legen auch das Domänenmuster fest und beeinflussen dessen Transformation im äußeren Magnetfeld. Insbesondere gehe ich auf Spinreorientierungsübergänge ein, bei denen die leichte Magnetisierungsrichtung durch die Konkurrenz verschiedener Anisotropiebeiträge in Abhängigkeit von Temperatur und Schichtdicke wechselt. Und ich beschreibe den thermodynamischen Grundzustand des Domänenmusters ultradünner Filme in der Nähe der Spinreorientierung, einen Streifendomänenzustand, und thematisiere dessen Verhalten im äußeren Magnetfeld. Schließlich wende ich mich der Frage zu, welche Rolle die Streifendomänen beim Ummagnetisierungsvorgang des Films spielen. 2.1 Magnetische Domänen Der thermodynamische Grundzustand der magnetischen Momente in einem Ferromagneten ist im Allgemeinen ein Domänenzustand [Hub 98]. Zwar richtet die ferromagnetische Austauschwechselwirkung benachbarte Momente parallel aus, sie ist aber nur kurzreichweitig. Große homogen magnetisierte Bereiche erzeugen Streufelder, die infolge der langreichweitigen Dipol-Dipol Wechselwirkung energetisch ungünstig sind. In einem Domänenzustand hingegen ist die Streufeldenergie reduziert. Es muß aber Energie für den Aufbau von Domänenwänden aufgebracht werden, da die magnetischen Momente darin kontinuierlich ihre Richtung ändern und auch energetisch ungünstige Einstellungen einnehmen. Die freie Energiedichte einer Domänenkonfiguration setzt sich zusammen aus den Beiträgen der Austauschenergie, der Streufeldenergie, der magnetokristallinen Anisotropieenergie, der magneto-elastischen Energie und der Zeemanenergie (Abb. 2.1). Nur im thermodynamischen Gleichgewicht ist der tatsächliche Domänenzustand auch der mit dem Minimum an freier Energie. Bei dünnen Filmen liegt häufig ein metastabiler Zustand vor, der theoretisch schwer vorhergesagt werden kann. 3 2 Magnetismus dünner Filme Hext (b) (a) (c) Abbildung 2.1: Magnetische Domänen eines 240nm dicken Elements aus Permalloy (Ni81 Fe90 ) nach [Hub 98]. Die leichte Achse der Magnetisierung liegt bei (a) und (c) in der Horizontalen und bei (b) in der Vertikalen. Bei (c) liegt zudem ein äußeres Magnetfeld Hext an. In den Domänenwänden drehen die magnetischen Momente aus der Magnetisierungsrichtung der einen Domäne in die Magnetisierungsrichtung der anderen. Steht die Rotationsachse senkrecht auf der Domänenwand, so spricht man von einer Blochwand, sonst von einer Néelwand. Blochwände treten im Volumen und an senkrecht magnetisierten Oberflächen auf, während Néelwände für in der Ebene magnetisierte Oberflächen typisch sind. Die Breite der Domänenwand wird bestimmt durch ein Gleichwicht von Austauschenergie Eexch und Anisotropieenergie Eaniso , für die gilt Eexch = A Z (∇M )2 dV (2.1) und Eaniso = K cos2 θ + Terme höherer Ordnung. (2.2) Hier bezeichnet M die Magnetisierung, A die Austauschsteifigkeit, θ den Winkel relativ zur Oberflächennormale und K die effektive Anisotropiekonstante. Während Eexch bei breiten Wänden klein ist, in denen die magnetischen Momente geringfügiger gegeneinander verkippt sind, ist Eaniso in schmalen Wänden minimal, denn darin sind nur wenige Momente in schweren Richtungen eingestellt. Die Domänenwandenergie einer Blochwand ist √ Ebloch = 4 AK. (2.3) Magnetische Domänen sind von großer technologischer Bedeutung, denn sie stellen in Festplatten und magnetooptischen Disketten die Träger der Bitinformation dar [Man 95, Jor 96, Ric 99]. Zudem treten sie in den Elektroden magnetischer Tunnelelemente auf, die bei künftigen nichtflüchtigen Datenspeichern zum Einsatz kommen sollen, und beeinflussen das Schaltverhalten des zum Auslesen der Daten gemessenen Tunnelmagnetowiderstandes [Len 01]. 4 2.2 Magnetische Anisotropie Abbildung 2.2: Magnetokristalline Anisotropie: Aufgrund der Spin-BahnKopplung hängen der Überlapp der Wellenfunktionen und die Kristallfeldenergie von der Magnetisierungsrichtung ab. Das ist hier schematisch gezeigt. 2.2 Magnetische Anisotropie Die magnetische Anisotropie bezeichnet den Beitrag zur Energie des Ferromagneten, der von der Richtung der Magnetisierung abhängt. Dazu gehören die Formanisotropie und die magnetokristalline Anisotropie, zu der Oberflächen infolge der Symmetriebrechung in anderem Maße beitragen als das Volumen. Diese Oberflächenanisotropie spielt insbesondere bei ultradünnen Filmen eine wichtige Rolle [Jon 94]. Die Formanisotropie ist eine Folge der langreichweitigen Dipol-Dipol-Wechselwirkung. Sie bezeichnet die Streufeldenergie, die durch die Geometrie des Magneten bestimmt wird. In einem dünnen Film ist das Streufeld bei Magnetisierung in der Filmebene minimal, während es bei senkrechter Magnetisierung maximal ist. Die Formanisotropie zwingt die Magnetisierung dünner Filme daher in die Ebene. Die Ursache der magnetokristallinen Anisotropie ist die Spin-Bahn-Kopplung, die das magnetische Moment eines Elektrons mit dem effektiven Magnetfeld koppelt, das aus der Bahnbewegung des Elektrons um den Atomkern resultiert. Diese Bahnbewegung findet an den Ionenrümpfen des Kristallgitters statt. Daher entsteht eine Kopplung des Spins an das Kristallgitter (Abb. 2.2). Magnetische Kristallanisotropien sind im Volumen jedoch häufig recht klein, weil die sphärische Symmetrie der Elektronenbewegung gebrochen ist. Die atomaren Wellenfunktionen bilden Hybridorbitale, die invariant unter Transformationen der Symmetriegruppe des Kristalls sind und von Zuständen entgegengesetzter Drehimpulsquantenzahl gleichberechtigt besetzt werden können. Der Gesamtdrehimpuls ist dadurch weitgehend unterdrückt (sog. Quenching). Die Spin-Bahn-Wechselwirkung überträgt jedoch einen kleinen Teil des Spinmoments auf das Bahnmoment, so dass die Unterdrückung geringfügig wieder aufgehoben wird [Blu 99]. Die magnetokristalline Anisotropie spiegelt die Symmetrie des Kristallgitters wider. Entwickelt man die Anisotropie in Potenzen der Richtungskomponenten der Magnetisierung, so ist in kubischer Symmetrie (z.B. bei Fe und Ni) der erste von Null verschiedene Term von 4. Ordnung (K4 , vgl. Abb. 2.3), während in hexagonaler Symmetrie (z.B. Co) ebenso wie in verzerrt aufgewachsenen Filmen und an Oberflächen auch Terme 2. Ordnung auftreten. 5 2 Magnetismus dünner Filme (a) (b) Abbildung 2.3: Anisotropieenergieoberflächen für kubische Systeme. (a) Typisch für bcc Fe (Kb,4 > 0) und (b) typisch für fcc Ni (Kb,4 < 0) nach [Prz 94]. An Oberflächen und Grenzflächen sind die Beiträge zur magnetokristallinen Anisotropie wesentlich größer als im Volumen, denn Atome, die sich nahe einer Grenzfläche befinden, sehen sich einer reduzierten Symmetrie und einer veränderten lokalen Umgebung ausgesetzt [Nee 51]. In dünnen Filmen ist der Beitrag der Oberflächenanisotropie umgekehrt proportional zur Schichtdicke d. Der orientierungsabhängige Teil der freien Energie1 G = Eaniso (vgl. Gl. 2.2) eines dünnen magnetischen Films kann daher in erster Näherung wie folgt geschrieben werden [Jon 94]: G = K cos2 θ = Kf orm + Kb,2 + Ks,2 cos2 θ. d (2.4) Dabei bezeichnet der erste Summand die Formanisotropie (Kf orm = − 12 µ0 Ms2 , Ms ist die Sättigungsmagnetisierung), Kb,2 ist der Volumenanteil 2. Ordnung der magnetokristallinen Anisotropie (Kb,2 = 0 bei Fe und Ni) und der letzte Summand ist der Oberflächenanteil. Ein Vergleich der Anisotropiekonstanten (vgl. Tabelle 2.1) zeigt, dass Kf orm und Ks,2 bei kubischen 3d-Übergangsmetallen wesentlich größer sind als die magneto-kristalline Volumenanisotropie Kb,4 , daher ist die obige Näherung gerechtfertigt. Der Vergleich zeigt auch, dass |Kf orm | < |Ks,2 | ist. Die Richtung der leichten Magnetisierungsachsen von Fe und Ni wird also bei sehr dünnen Filmen von der Oberflächenanisotropie bestimmt: Fe-Filme haben senkrechte Anisotropie, während Ni in der Ebene magnetisiert ist. Bei dicken Filmen dagegen ist die Formanisotropie ausschlaggebend; sie zwingt die Magnetisierung in beiden Systemen in die Ebene. 1 6 Energie bezeichnet hier genau genommen eine Energiedichte mit der Einheit J m3 . 2.3 Spinreorientierungsübergang Kf orm Kb,4 Ks,2 meV Atom meV Atom meV Atom Fe (bcc) Ni (fcc) 1, 41 · 10−1 1, 28 · 10−2 4, 02 · 10−3 −8, 63 · 10−3 −5 · 10−1 3, 2 · 10−1 Tabelle 2.1: Werte der Anisotropiekonstanten von Volumen und dünnen Filmen der Übergangsmetalle Fe und Ni nach [Blu 99] und [Bru 93] (Ks,2 ). Man beachte, dass Ks,2 für eine freitragende (100)-orientierte Monolage berechnet wurde und daher den Einfluss des Substrats noch nicht berücksichtigt. Materialien mit senkrechter Anisotropie sind von besonderem technologischen Interesse. Von ihrem Einsatz als Datenspeichermedien erhofft man sich höhere Speicherdichten als von in der Ebene magnetisierten [Ric 99]. Senkrecht magnetisierte magnetische Domänen (magnetische Bits) sind durch dünnere Wände voneinander getrennt als in der Ebene magnetisierte, bei denen die Domänenwände in ausgefranste Strukturen zerfallen, um die magnetostatische Energie zu reduzieren. Zudem sind die Bits in senkrecht magnetisierten Medien stabiler, da die entgegengesetzt magnetisierten Domänen sie in einem Zustand mit geschlossenen Flusslinien eingestellt halten [Man 95]. Speichermedien mit senkrechter Anisotropie (z.B. Magnetooptische Disketten) sind entweder RE-TM Filme2 , also amorphe Legierungen von Seltenen Erden (RE) und Übergangsmetallen (TM) wie (Tby Gd1−y )x (Fez Co1−z )1−x , oder es sind Co/Pt-Vielfachschichten3 . 2.3 Spinreorientierungsübergang Favorisieren Oberflächen- und Volumenbeiträge zur Anisotropie unterschiedliche leichte Magnetisierungsrichtungen (man vergleiche z.B. Kf orm und Ks,2 von Fe in Tab. 2.1), so stehen sie nach Gleichung 2.4 bei dünnen Filmen zueinander in Konkurrenz. Bei der kritischen Filmdicke und -temperatur ist K = 0. Dort findet ein Spinreorientierungsübergang statt, bei dem die leichte Magnetisierungsrichtung von 2 Die Ursache der senkrechten Anisotropie in der vor 30 Jahren entdeckten RE-TM Materialklasse war bis vor kurzem unklar, denn die Materialien zeigen keine erkennbare Kristall- oder Mikrostruktur, die für die senkrechte Ausrichtung der magnetischen Momente verantwortlich sein könnte. Es wurde angenommen, dass kurzreichweitige, durch den Wachstumsprozess hervorgerufene atomare Ordnungen für die Anisotropie verantwortlich seien, indem sich Paare gleicher Atome in der Filmebene und Paare ungleicher Atome senkrecht dazu anordnen und so lokal eine anisotrope Struktur bilden. Dies konnte jetzt experimentell bestätigt werden [Har 01]. 3 Der Grund für die senkrechte leichte Richtung bei den Co/Pt-Vielfachschichten ist die Oberflächen- bzw. Grenzflächenanisotropie von Co. Zudem spielt die Zwischenschichtaustauschkopplung eine Rolle [Man 95]. 7 2 Magnetismus dünner Filme T=300K (a) d=6ML (b) Abbildung 2.4: (a) Schichtdickenabhängigkeit und (b) Temperaturabhängigkeit des Spinreorientierungsübergangs von Fe/Ag(100) nach [Qiu 93]. Dargestellt sind jeweils die Remanenz der senkrechten und die der parallelen Magnetisierungskomponente, M⊥ bzw. Mk , die mittels polarem bzw. longitudinalem MOKE bestimmt wurden. ∆T und ∆d sind asymmetrische Pseudo Gaps“, in denen offensichtlich ” eine kompliziertere magnetische Struktur vorliegt. der Senkrechten in die Filmebene klappt (Abb. 2.4 und 2.5(a))4 [Jon 94]. Die Anisotropiekonstanten selbst sind von der Temperatur abhängig. Bei CoEinkristallen beispielsweise wechselt bei T = 500 K die Anisotropiekonstante 2. Ordnung Kb,2 ihr Vorzeichen. Bei niedrigeren Temperaturen ist die leichte Richtung die c-Achse des hexagonalen Kristalls, während sie bei höheren Temperaturen in der Grundebene des Kristall liegt [Kne 62]. Der temperaturabhängige Spinreorientierungsübergang wird bei einigen Konzepten zum Erreichen von Magnetic Super Resolution(MSR) ausgenutzt [Hir 96]. MSR wird seit kurzem zum Auslesen der Bitinformation von magnetooptischen Speichermedien sehr hoher Kapazität verwendet. In der Nähe der Spinreorientierung (K = 0) können Anisotropien höherer Ordnung eine wichtige Rolle spielen. Bei den Übergangsmetallen mit kubischer Kristallstruktur (Fe, Ni) kommt nun Kb,4 , der Volumenbeitrag der magnetokristallinen Anisotropie, zum Tragen. Nimmt man solche Terme vierter Ordnung (K4 ) hinzu, so ist die freie Energie G = K cos2 θ + K4 sin2 θ cos2 θ. (2.5) Die Minimierung von G bezüglich des Winkels θ ergibt je nach Verhältnis von K und K4 vier verschiedene Lösungen [Elm 99], die in Abb. 2.5(b) dargestellt sind. Je 4 8 Bei Ni/Cu(100) gibt es zwei Spinreorientierungsübergänge: Aufgrund magneto-elastischer Verspannungen ist die Volumenanisotropie 2. Ordnung Kb,2 < 0. Sie überwindet die Formanisotropie und zwingt bei genügend dicken Filmen die Magnetisierung aus der Ebene. Dickere Filme relaxieren, so dass die leichte Magnetisierungsrichtung durch die Formanisotropie bestimmt wird und wie bei ganz dünnen Filmen wieder in der Filmebene liegt [Bab 97]. 2.3 Spinreorientierungsübergang K4 dR Fe/Cu(100) Kd KV 0 K Ni/Cu(100) Ks Schichtdicke d (a) (b) Abbildung 2.5: (a) Schichtdickenabhängigkeit der effektiven Anisotropiekonstante K gemäß Gl. 2.4 für den Fall Ks,2 < 0 und Kf orm + Kb,2 > 0 (z.B. Fe). Bei der kritischen Schichtdicke dR findet ein Spinreorientierungsübergang statt. (b) Leichte Magnetisierungsrichtungen im Anisotropieraum von K und K4 . nach dem Vorzeichen von K4 ist der Phasenübergang (Nulldurchgang von K) entweder diskontinuierlich (K4 > 0) oder die leichte Richtung der Magnetisierung dreht kontinuierlich (K4 < 0). Bei den Übergangsmetallen verläuft die Spinreorientierung bei Fe daher in einem Sprung, während bei Ni über einen geneigten Zustand ein kontinuierlicher Übergang stattfindet. Äußere magnetische Felder beeinflussen die Energiebalance der Anisotropiebeiträge, da sie auf den Magnetisierungsvektor ein Drehmoment ausüben. Wird das Feld in Richtung einer leichten Achse angelegt, so wird diese Magnetisierungsrichtung stabilisiert. Bei der Spinreorientierung verschiebt sich dadurch die kritische Schichtdicke bzw. die kritische Temperatur 5 . Die freie Energie in Anwesenheit eines äußeren Magnetfeldes H ist: ~ ·M ~. G = K cos2 θ + K4 sin2 θ cos2 θ − H (2.6) Millev et al. haben für K4 > 0 und K4 < 0 Phasendiagramme berechnet, die die optimalen Magnetisierungseinstellungen eines ferromagnetischen dünnen Films mit uniaxialer Anisotropie im äußeren Magnetfeld beschreiben [Mil 98], also die Einstellungen der Magnetisierung, die nach Gl. 2.6 energetisch günstig sind (Abb. 2.6). Aus dem Phasendiagramm lässt sich ablesen, welche Form Magnetisierungskurven in der Nähe der Spinreorientierung annehmen: In Abb. 2.6(b) ist gezeigt, dass die Magnetisierung beim Anlegen eines Feldes Hk in schwerer Richtung zunächst eine Phase mit 5 In ac-Suszeptibilitätsmessungen konnte die Verschiebung der Spinreorientierungsschichtdicke von ultradünnen Filmen Co/Au(100) im äußeren Feld nachgewiesen werden [Put 01]. 9 2 Magnetismus dünner Filme K4>0 M||/M H|| A A B Ko (K/K4)-1 ex ist e (b) M||/M nz (a) H^ (c) H|| B H|| Abbildung 2.6: (a) Phasendiagramm der Magnetisierungseinstellungen im äußeren Magnetfeld für K4 > 0, (b) und (c) Magnetisierungskurven entlang A und B nach [Mil 98]. verkippter leichter Richtung durchläuft, in der der Magnetisierungsvektor kohärent in Feldrichtung dreht. Dabei steigt die Komponente Mk kontinuierlich an, auch in der bei höheren Magnetfeldern anschließenden Phase der Koexistenz von verkippter Richtung und leichter Richtung parallel zum Feld. Erst beim Erreichen des Feldes der Stärke XN springt der Magnetisierungsvektor in eine Einstellung parallel zum Feld und die Magnetisierungskurve verläuft auf dem Sättigungsniveau Mk = M . Bei Reduktion des äußeren Magnetfeldes wird diese Einstellung bis an die untere Grenze der Koexistenzphase (XL ) beibehalten. Dann springt der Magnetisierungsvektor in den gekippten Zustand und bei weiterer Verringerung der Feldes wird die Kurve des kontinuierlichen Anstiegs von Mk in umgekehrter Richtung durchlaufen. Bei der Umkehr des äußeren Magnetfeldes schließlich verhält sich der Magnetisierungsvektor analog, dann ist Mk (−Hk ) = −Mk (Hk ). Damit ist die Magnetisierungskurve vollständig beschrieben. Abb. 2.6(c) zeigt entsprechend die Formen der Kurven direkt bei der Spinreorientierung, die mittlere Kurve beschreibt den Fall K = 0. Da die Domänenwandenergie bei abnehmendem K ebenfalls kleiner wird, kann die Streufeldenergie auch durch Domänenbildung verringert werden. Dieser Aspekt wurde bei den gezeigten Phasendiagrammen vernachlässigt. Tatsächlich ist er zur Interpretation von Magnetisierungskurven dünner Filme bei der Spinreorientierung aber unabdingbar [Oep 00]. 10 2.4 Streifendomänenzustand 2.4 Streifendomänenzustand Die eindomänige, senkrecht magnetisierte Phase eines ferromagnetischen dünnen Films wird in der Nähe des Spinreorientierungsübergangs instabil, da dort der Oberflächenanteil der Kristallanisotropie gegenüber der langreichweitigen Dipol-DipolWechselwirkung an Einfluss verliert. Die Dipolenergie wäre bei in der Ebene liegender Magnetisierung am geringsten. Ist die kristalline Anisotropie, insbesondere die Oberflächenanisotropie Ks,2 , noch stark genug, so dreht die leichte Richtung aber nicht in die Ebene, sondern die homogene Magnetisierung bricht in einen Domänenzustand auf, bei dem die einzelnen Domänen senkrecht zum Film magnetisiert sind. Die Streufeldenergie wird dabei durch die entgegengerichtete Einstellung der Magnetisierungsvektoren benachbarter Domänen verringert. Die Verringerung der Streufeldenergie steht aber mit der Erhöhung der Domänenwandenergie in Konkurrenz. Daher tritt in der Nähe der Spinreorientierung eine räumlich modulierte magnetische Struktur auf, die im einfachsten Fall aus Streifendomänen besteht [Jen 94]. Die Periodizität der Grundzustands-Domänenstruktur ist typisch für eine System von Dipolen zweier Phasen A und B, deren kurzreichweitige Wechselwirkung mit einer langreichweitigen konkurriert [Seu 95]. Bezeichnet man mit φ die Anzahldichte von Dipolen der Phase A6 , so setzt sich die Energie des Domänenmusters wie folgt zusammen [NgV 95]: 1 E= b 2 Z µ2 d r|∇φ(~r)| − 2 2 2 Z Z d2 rd2 r φ(~r)φ(r~0 ) |~r − r~0 |3 (2.7) Dabei beschreibt der erste Term die Domänenwandenergie (b ist hier die Austauschsteifigkeit) und der zweite Term ist der Beitrag der Dipolwechselwirkung (µ ist das Dipolmoment). Im Fourierraum kann das Doppelintegral in ein einfaches verwandelt werden, die Fouriertransformierte der Energie ist dann [Seu 95] F (q) = 1 2 −µ G(q) + bq 2 2 (2.8) Hier bezeichnet G(q) die 2D-Fouriertransformierte von g(~r − r~0 ) = |~r−1r~0 |3 . G(q) ist positiv und proportional zu |q| für kleine q. Daher gibt es ein Minimum von F (q) bei einer bestimmten Wellenzahl q. Dies entspricht einem periodisch variierenden Domänenmuster. Auf ferromagnetische dünne Filme übertragen sind A und B die entgegengesetzten Magnetisierungseinstellungen und µ das magnetische Moment. Das periodische Domänenmuster ist z.B. von den Yttrium-Eisen-Granatfilmen (YIG) mit starker senkrechter Anisotropie bekannt. Aus Gl.2.8 erkennt man, dass eine Erhöhung von 6 φ(~r) = 1 bedeutet, dass sich das System am Ort ~r nur aus Bestandteilen der Phase A zusammensetzt, φ(~r) = 0 bedeutet, dass es nur aus B besteht. 11 2 Magnetismus dünner Filme M(x) a d M^ x Abbildung 2.7: Profil der Magnetisierung im Streifendomänenzustand. w b mit einer Erniedrigung von q einhergeht. Das entspricht dem an YIG-Filmen beobachteten Verhalten, dass die Streifenbreite bei Erhöhung der uniaxialen (senkrechten) Anisotropie zunimmt, da Domänenwände infolge erhöhter Steifigkeit mehr Energie kosten [Zve 97]. An ultradünnen magnetischen Filmen sollten in der Nähe eines Spinreorientierungsübergangs aus denselben Gründen wie bei den Granatfilmen Streifendomänen beobachtet werden können. Dabei ist jedoch mit einer höheren Empfindlichkeit der Streifenbreite auf die Parameter Schichtdicke, Temperatur und äußeres Magnetfeld zu rechnen, weil diese die effektive Anisotropie der Filme hier relativ stark beeinflussen (Nulldurchgang von K). Im Experiment wird am Spinreorientierungsübergang dünner Filme eine reduzierte Magnetisierung beobachtet (vgl. Pseudo Gaps in Abb. 2.4). Dies könnte anstelle einer gekippten leichten Magnetisierungsrichtung also auch das Vorliegen eines Domänenzustandes anzeigen, dessen Strukturgröße unterhalb des Integrationsbereichs der verwendeten Technik (hier: MOKE) liegt und deshalb die im Mittel verschwindende Magnetisierung anzeigt. Streifendomänen mit sub-µm Breite wurden an magnetischen dünnen Filmen zudem bereits in einigen wenigen Studien mit Elektronenmikroskopie beobachtet [All 92, Vat 00, Pha 03, Ram 03]. Eine konkrete Berechnung der bei T = 0 in ultradünnen magnetischen Filmen zu erwartenden Streifenbreiten wird von Yafet und Gyorgy vorgenommen [Yaf 88]. Sie betrachten die Domänenstruktur eines in der x, y-Ebene liegenden Films, deren Magnetisierungsprofil in x-Richtung mit der Periode 2a variiert und in y-Richtung konstant ist, also ein Streifenmuster. Zwischen den Streifen treten Domänenwände der Breite w auf, wo der Magnetisierungsvektor in der y, z-Ebene rotiert (Blochwände). Das Profil hat die in Abb. 2.7 gezeigte Form: In Bereichen der Breite d = a − w ist die senkrechte Komponente der Magnetisierung Mz (x) = ±M0 (M0 : Sättigungsmagnetisierung) und in den Domänenwänden πx . Mz (x) = ±M0 cos w (2.9) (2.10) Dort tritt zudem eine y-Komponente der Magnetisierung auf: q My (x) = ± 1 − Mz2 . 12 (2.11) Domänenbreite a/a0 2.4 Streifendomänenzustand Bindungsenergie eb 16 12 (a) 8 4 1.00 1.01 1.02 1.04 Anisotropieparameter f 10 10 10 4 3 2 1.00 (b) 1.01 1.02 1.04 Anisotropieparameter f Abbildung 2.8: (a) Bindungsenergie eb und (b) Streifen- und Domänenwandbreiten (a bzw. w, a0 Gitterkonstante) der Streifendomänenstruktur einer Monolage Gd [Yaf 88]. Die Gesamtenergie dieser Struktur setzt sich aus Austauschenergie, Anisotropie und Dipolenergie (=Streufeldenergie) zusammen, wobei zur letzteren die Selbstenergie innerhalb eines Streifens und die Wechselwirkung zwischen den Streifen beiträgt. Minimierung bezüglich a und w führt schließlich zu den Energien und Formen von Domänen einer Monolage. Abb. 2.8(a) zeigt die auf die Dipolenergie normierte Bindungsenergie eb eines solchen Domänenzustandes einer Monolage Gadolinium, aufgetragen über dem Anisotropieparameter f , der das Verhältnis der (Oberflächen-)Anisotropieenergie zur Dipolenergie angibt: f =− Ks,2 /a0 . c µ20 M02 (2.12) Hier bedeutet a0 die Gitterkonstante und c = 1, 0782 eine das quadratische Kristallgitter repräsentierende Konstante, die bei der Ermittlung des lokalen Dipolfeldes auftritt. Bindungsenergien eb > 0 bedeuten, dass die Domänenenstruktur den energetisch günstigsten Zustand darstellt. Das ist für f > 1 immer der Fall, allerdings nimmt die Bindungsenergie mit zunehmender Anisotropie rasch ab. Bei großen f dürfte eine einmal eingestellte homogene Magnetisierung daher über lange Zeit stabil bleiben und ein Domänenzustand kann schon in sehr kleinen äußeren Feldern in den homogenen Zustand überführt werden. Selbst die maximale Bindungsenergie (bei f = 1) entspricht bei Gd nur einem Feld von etwa 20 Oe. In Abb. 2.8(b) sind Streifen- und Wandbreiten über f aufgetragen. Auffällig ist, dass die Streifenbreite mit ansteigender Anisotropie beinahe exponentiell anwächst, wobei schnell makroskopische Dimensionen erreicht werden und der Domänenzustand eines Films endlicher Ausdehnung nicht von homogener Magnetisierungs- 13 External magnetic field H/M 2 Magnetismus dünner Filme 0.01 Uniform Perpendicular State Uniform Canted State 0.005 Domain State 0 SRT 1.01 1.00 0.99 0.98 Anisotropy parameter f Abbildung 2.9: Phasendiagramm für 4 ML Fe. Für Werte des Anisotropieparameters f unterhalb der Spinreorientierung (SRT) ist ein Streifendomänenzustand stabil, der im äußeren Feld in einen eindomänig senkrecht bzw. geneigt magnetisierten Zustand übergeht [Ber 97]. einstellung zu unterscheiden ist. Das Minimum der Werte von f , bei denen ein Domänenzustand auftritt, liegt unterhalb von 1: fmin = 1 − 1 . 16cR (2.13) Dabei ist R das Verhältnis von Austausch- und Dipolenergie. Der Fall f = 1 war bislang als Spinreorientierungsübergang betrachtet worden, tatsächlich kommt f = fmin diese Rolle zu, denn erst dort findet im Nullfeld der Übergang zwischen einem homogen in-plane magnetisierten Zustand und einem Streifendomänenzustand statt (mit a = w). Auch für Filme mit Schichtdicken von mehreren (n) Monolagen und für Übergangsmetalle (hier Fe) lassen sich Anisotropieparameter fn und Streifenbreiten an berechnen: fn = 1 + (f − 1)n2 c an 1 a RF e = . a0 n a0 RGd RGd RF e (2.14) (2.15) Dabei sind RGd = 25 und RF e = 140 [Yaf 88]. Berger und Erickson [Ber 97] erweitern das hier vorgestellte Modell, indem sie zulassen, dass die Magnetisierung innerhalb der Streifen unterschiedlich stark verkippt ist und die entgegengesetzt magnetisierten Streifen verschieden breit sind. Abb. 2.9 zeigt das berechnete Phasendiagramm der energetisch günstigsten Einstellungen der Magnetisierung in einer Schicht aus 4 Monolagen (ML) Eisen. Ein temperaturabhängiges Bild der Domänenstruktur bei der Spinreorientierung entwerfen Abanov et al. [Aba 95]. Sie beschreiben die Streifendomänenphase analog zu einem zweidimensionalen Flüssigkristall. Der Übergang von der senkrecht magnetisierten (eindomänigen) Phase zur in der Filmebene magnetisierten (planaren) Phase verläuft danach in drei Schritten (siehe Phasendiagramm Abb. 2.10): Mit 14 2.5 Ummagnetisierungsprozess Abbildung 2.10: Phasendiagramm eines ultradünnen Filmes im dreidimensionalen, aus Hk , H⊥ und T aufgespannten Raum. Bei realen Systemen ist die Paramagnetic Phase der eindomänige Zustand, der Übergang findet bei externen Feldern von wenigen Oe statt. [Aba 95] zunehmender Temperatur werden sukzessive eine smektische, eine Ising-nematische und eine tetragonal-flüssige Phase durchlaufen. Dabei zeichnet sich die smektische Phase durch eine feste Orientierungsfernordnung und eine algebraisch zerfallende Positionsfernordnung der Domänenstreifen aus, die gebundene Paare von Dislokationen, d.h. Abweichungen von der Streifenstruktur wie Verzweigungen, zulässt. In der Ising-nematischen Phase treten auch ungebundene Dislokationen auf, die Positionsfernordnung zerfällt dabei exponentiell. Die Orientierungsfernordnung der Streifen bleibt aber bestehen, da sich die Domänenwände entlang ausgezeichneter Richtungen der Substratoberfläche einstellen. Bei noch höheren Temperaturen schließlich schmilzt auch die Orientierungsfernordnung, die Domänen sind keine Streifen mehr, sondern zeigen entsprechend der Anisotropien des (hier) kubischen Substrats 90◦ Ecken. Kürzlich wurden die smektische und die tetragonal-flüssige Phase experimentell mit SEMPA7 an ultradünnen Filmen von Fe/Cu(100)8 beobachtet [Vat 00]. 2.5 Ummagnetisierungsprozess Der Ummagnetisierungsprozess eines eindomänigen magnetischen Partikels wird durch das Stoner-Wohlfarth-Modell beschrieben: Im äußeren magnetischen Feld H setzt sich der richtungsabhängige Teil der freien Energie aus Anisotropie- und Zeemanenergie zusammen. Wird das äußere Feld H senkrecht zum Film angelegt, so gilt in Erweiterung von Gleichung 2.4: G(θ) = K cos2 θ − µ0 HM cos θ. 7 8 (2.16) Scanning Electron Microscopy with Polarization Analysis (SEMPA) In dieser Studie wurden bei Zimmertemperatur gewachsene Filme untersucht, bei denen die Curietemperatur unterhalb der Reorientierungstemperatur lag, d.h. die tatsächliche Spinreorientierung wurde nicht untersucht. 15 2 Magnetismus dünner Filme Die stabilen Einstellungen der Magnetisierung sind die Minima dieser Funktion, die Nullstellen der 1. Ableitung dG = (−2K cos θ + µ0 HM ) sin θ. dθ (2.17) Abhängig von der leichten Richtung der Anisotropie des Films erfüllen diese Nullstellen in unterschiedlichen Intervallen auch die hinreichende Bedingung für Minima9 . Wir betrachten hier gleich die senkrechte Komponente der Magnetisierung M⊥ = M cos θ und unterscheiden dabei zwei Fälle: 1. K > 0, d.h. die leichte Richtung liegt in der Ebene. Hier findet man: M⊥ (H) = µ0 M 2 H 2K ±M für |H| < für ±H ≥ 2K µ0 M (2.18) 2K . µ0 M 2. K < 0, d.h. die leichte Richtung steht senkrecht auf dem Film. Dann gilt: M⊥ (H) = +M für H≥ −M für H ≤ 2K µ0 M (2.19) 2K . µ0 M Das magnetische Feld HSW = µ2K nennt man Stoner-Wohlfarth-Feld. Auffällig 0M ist, dass es bei K < 0 für Felder kleiner als HSW zwei stabile Einstellungen der Magnetisierung gibt, wobei nur die Einstellung parallel zum äußeren Feld das thermodynamische Gleichgewicht darstellt. Beim Ummagnetisierungsprozess mit Magnetfeld entlang einer leichten Richtung verbleibt die Magnetisierung jedoch in der metastabilen Einstellung, bis das entgegengerichtete Feld die Koerzitivfeldstärke erreicht hat, und klappt erst dann um, sonst müsste die Magnetisierung bei kohärenter Drehung energetisch ungünstige Richtungen durchlaufen. So entsteht eine Hysterese. Die Form der Magnetisierungskurven M⊥ (H) ist in Fig. 2.11 dargestellt. 10 In dünnen magnetischen Filmen werden viel geringere Koerzitivfelder Hc gemesSW sen (typisch sind Hc = H100 ). Dieser Brownsches Paradoxon genannte Sachverhalt kann erklärt werden, wenn man den Ummagnetisierungsprozess nicht als kohärente Drehung aller Spins versteht, sondern als Wachstum entgegengesetzt magnetisierter Domänen. Domänenwachstum erfolgt durch Domänenwandverschiebung, einen Prozess, der im Idealfall nur sehr wenig Energie benötigt. Die Herkunft der Domänenkeime erklärt man entweder mit einer Nukleation bei geringem Koerzitivfeld oder aber 9 d2 G dθ 2 10 >0 Man beachte, dass Fall (1) allgemein die zum Feld parallele Magnetisierungskomponente MkH (H) beschreibt, wenn H in einer schweren Richtung angelegt wird. Fall (2) beschreibt MkH (H) allgemein für leichte Richtungen. 16 2.5 Ummagnetisierungsprozess M MS M K>0 K>0 MS K<0 K<0 H (a) HSW HSW H (b) HC Abbildung 2.11: Magnetisierungskurven bei senkrechtem äußeren Magnetfeld und leichter Magnetisierungsrichtung in der Ebene (K > 0) und senkrecht dazu (K < 0) (a) bei einem eindomänigen magnetischen Partikel nach dem Stoner-WohlfarthModell und (b) bei reduziertem Koerzitivfeld in einem dünnen Film. damit, dass das Koerzitivfeld lokal so stark erhöht ist, dass die Ummagnetisierung nie ganz vollständig ist. Beides sind mögliche Folgen lokaler Variationen der Anisotropie an der Filmoberfläche, die durch erniedrigte Symmetrie z.B. an Defekten oder Stufenkanten hervorgerufen werden. [Arr 91] Die Koerzitivfelder realer Filme steigen mit abnehmender Schichtdicke stark an, weil die Filmrauhigkeit dann eine größere Rolle spielt (vgl. Abb. 2.12). Rauhigkeit erzeugt lokale Fluktuationen der Domänenwandenergie, da sie die Wandfläche verändert und die Anisotropien beeinflusst. Die Bewegung einer Domänenwand durch ein von Rauhigkeit verändertes (zweidimensionales) Potential kann in einem eindimensionalen Modell beschrieben werden. An den Minima dieses Potentials sind die Domänenwände gepinnt. Nur durch thermische Aktivierung oder durch Anlegen eines äußeren Feldes kann eine Domänenwand in sog. Barkhausensprüngen die Maxima des Potentials überwinden und weiter über die Probe wandern. [Bru 90]: Die Dynamik der Ummagnetisierung ist außer von der Morphologie grundsätzlich von der Stärke des äußeren Magnetfeldes und von der Temperatur bestimmt. Bei niedrigen Feldern, im sog. Creep-Bereich, spielt die thermische Aktivierung der Domänennukleation und von Barkhausensprüngen der Domänenwand eine entscheidende Rolle. Die Rate der Nukleation R folgt ebenso wie die Geschwindigkeit der Wandbewegung v einem Arrhenius-Gesetz: EN − 2HMs VN R(H) = R0 exp − (2.20) kB T EB − 2HMs VB v(H) = v0 exp − . (2.21) kB T Hier bezeichnen EN und EB die Aktivierungsenergien der Nukleation und der Barkhausensprünge. VN ist das Volumen der nukleierten Domänen und VB das Film- 17 2 Magnetismus dünner Filme Abbildung 2.12: Koerzitivfeldstärke Hc und Entmagnetisierungsfeld Hd in Abhängigkeit der Schichtdicke tCo , gemessen an Au/Co/Au und berechnet mit dem eindimensionalen Modell der durch Rauhigkeit induzierten Potentiale. [Bru 90] volumen, das bei einem Barkhausensprung ummagnetisiert wird. Aus R und v kann man mit Hilfe des Fatuzzo-Modells die zeitliche Entwicklung der Ummagnetisierung bestimmen [Fat 62]. Im Experiment zeigt sich, dass die Aktivierungsenergien EN und EB bei dünnen Filmen mit einer gewissen Verteilung auftreten. Lassen sich Barkhausensprünge leichter aktivieren als die lokale Keimbildung, so breiten sich die entgegengesetzt magnetisierten Domänen zwar sehr schnell im gesamten Film aus, schwer aktivierbare Stellen verhindern aber das vorhergesagte exponentielle Wachstum. Ist die Nukleation dagegen leichter zu aktivieren als die Barkhausensprünge, so dauert die Ummagnetisierung länger, da die Domänenkeime lokal bei unterschiedlichen Magnetfeldern entstehen. [Pom 90] Bei hohen magnetischen Feldern in der Größenordnung der im Stoner-WohlfarthModell vorhergesagten Koerzitivfelder HSW verläuft die Ummagnetisierung in Form einer kohärenten Präzession der Magnetisierung um die Richtung des Magnetfeldes. In einem Dämpfungsprozess stellt sich die Magnetisierung dabei auf der Zeitskala von Nanosekunden unter kontinuierlicher Abnahme der Präzessionsamplitude parallel zur Feldrichtung ein. Die Dynamik wird mit einer Landau-LifschitzBewegungsgleichung beschrieben und im Wesentlichen von der Dämpfungskonstante α bestimmt [Sta 99]: ~ ~ dM ~ ×H ~ + α M ~ × dM . = −γ M dt Ms dt (2.22) Der erste Term auf der rechten Seite ist der Präzessionsterm, γ ist dabei das gyromagnetische Verhältnis und H ist als ein effektives Feld zu verstehen, das sowohl äußere Magnetfelder als auch Anisotropien berücksichtigt. Der zweite (sog. 18 2.5 Ummagnetisierungsprozess f=1.010 f=0.992 dM/dH Abbildung 2.13: Berechnete Magnetisierungskurven und Suszeptibilität eines 4 ML Fe Films für verschiedene Werte des Anisotropieparameters nach [Ber 97]. M(H) f=1.000 f=0.987 Magnetfeld H Gilbert-Term) beschreibt die Dämpfung. Hohe Ummagnetisierungsgeschwindigkeiten können erreicht werden, wenn zusätzlich zum entgegengerichteten Magnetfeld ein Schaltfeld senkrecht zur Magnetisierung verwendet wird. Hierzu reichen Feldpulse von wenigen Pikosekunden Dauer aus [Bac 99]. Domänenwachstum durch thermisch aktivierte Nukleationen und Barkhausensprünge sowie die beschriebene kohärente Dynamik der magnetischen Momente sollten sich auch im Ummagnetisierungsverhalten eines dünnen Filmes nahe der Spinreorientierung zeigen können. Fraglich ist aber, welcher der beiden Prozesse überwiegt: Bei Berücksichtigung von Anisotropien höherer Ordnung durchläuft nach Abb. 2.6(a) die leichte Magnetisierungsrichtung des ferromagnetischen dünnen Films in der Nähe der Spinreorientierung (K/K4 = 0) bei Erhöhung des senkrecht zum Film angelegten Magnetfeldes H⊥ zunächst eine Phase der Koexistenz von senkrechter und geneigter Magnetisierungsrichtung. Bei ausreichend großem Magnetfeld gibt es dann einen diskontinuierlichen Übergang in den senkrecht magnetisierten Zustand, der bei Reduzierung des Magnetfeldes zunächst metastabil ist und bei Umkehr des Magnetfeldes in der Phase der Koexistenz in den verkippt magnetisierten Zustand übergeht. Die Magnetisierungskurve weist daher eine zu Abb. 2.6(c) äquivalente, sanduhrförmige Hystereseform auf (wobei Mk und Hk gemäß [Mil 98] durch M⊥ bzw. H⊥ zu ersetzen sind). Entsprechend ist oberhalb der Spinreorientierung im senkrecht angelegten Feld (K > K4 > 0) eine Magnetisierungskurve der in Abb. 2.6(b) gezeigten Form zu erwarten. 19 2 Magnetismus dünner Filme Abbildung 2.14: Domänenstruktur eines Yttrium-Eisen-Granatfilms (a) in Remanenz und (b,c) im ansteigenden äußeren Magnetfeld [Hub 98]. (a) (b) (c) Auch das Streifendomänenmodell ermöglicht die Beschreibung der bei der Ummagnetisierung auftretenden Prozesse. So können Magnetisierungskurven für verschiedene Werte des Anisotropieparameters berechnet werden, die den in Abb. 2.6 gezeigten ähneln, wenn man den aus der Phase der Koexistenz resultierenden Hystereseeffekt vernachlässigt. Sie lassen sich mit experimentellen Befunden in Einklang bringen [Ber 96a]. Abb. 2.13 zeigt Magnetisierung und Suszeptibilität beim Übergang von K > 0 nach K < 0 bei der Spinreorientierung (vgl. Abb. 2.11). Die Spitzen in der Suszeptibilität werden als diskontinuierlicher Übergang zwischen Domänenzustand und homogener Magnetisierung verstanden. Entsprechend dem im Phasendiagramm (Abb. 2.9) gezeigten Verhalten nimmt die Sprungfeldstärke mit zunehmender Anisotropie kontinuierlich ab. Es sollte hier erwähnt werden, dass Magnetisierungskurven von Filmen mit starker senkrechter Anisotropie (z.B. Granatfilme) den in Abb. 2.13 gezeigten Kurven ähneln [Hub 98, Zve 97]. Der zugrunde liegende Ummagnetisierungsprozess verläuft in zwei Schritten: Zunächst wachsen die in Magnetfeldrichtung polarisierten Streifen in der Breite (Majoritätsstreifen), während die entgegengesetzt polarisierten schmaler werden, bis eine Mindeststreifenbreite erreicht ist (Minoritätsstreifen) (Abb. 2.14(b)). Dann nehmen die Abstände der Minoritätsstreifen zu, was wie ein Phasenübergang 2. Ordnung in den eindomänigen Zustand erscheint (Abb. 2.14(c)). Jensen [Jen 94] beschreibt den Ummagnetisierungsprozess des Streifendomänenzustandes bei ultradünnen Filmen analog zu den YIG-Filmen mit Streifenwachstum durch Domänenwandverschiebungen. Das Wachstum ist proportional zum angelegten Feld. Bevor die maximale Verschiebung erreicht ist, wird die homogen senkrechte Phase instabil, was zur sprunghaften Änderung der Magnetisierung führt. In einem kleinen Intervall von Werten des Anisotropieparameters f < fmin ist der Prozess komplexer: Hier ist im Nullfeld die Einstellung von der Magnetisierung parallel zur Filmebene günstig. Bei Erhöhung des senkrechten äußeren Magnetfeldes dreht der Magnetisierungsvektor zunächst kohärent im Feld, vor Erreichen der senkrechten Einstellung wird aber eine Domänenphase durchlaufen. Auch Kashuba und Pokrovsky [Kas 93b] beschreiben den Ummagnetisierungsprozess mit Majoritäts- und Minoritätsstreifen. Sie leiten daraus auch die Form der 20 2.5 Ummagnetisierungsprozess Magnetisierungskurven ab: M (H) = H 2 MS arcsin . π Hcr (2.23) Hier ist MS die Sättigungsmagnetisierung und Hcr bezeichnet das kritische Feld, bei dem der Phasenübergang in den gesättigten Zustand übergeht. Kashuba und Pokrovsky finden bei den dünnen Filmen nahe der Spinreorientierung auch Unterschiede zu den Filmen mit starker Anisotropie: Im Nullfeld wird experimentell eine Asymmetrie der Verteilung von entgegengesetzt magnetisierten Domänen beobachtet. Zur Erklärung wird ein Hystereseeffekt vorgeschlagen, der aus Pinning von Domänenwänden resultiert [Kas 93b]. 21 2 Magnetismus dünner Filme 22 3 Magnetooptische Mikroskopie Will man im äußeren Magnetfeld das Wachstum von Streifendomänen ultradünner magnetischer Filme untersuchen, so benötigt man nach den Überlegungen des vorangegangenen Kapitels eine empfindliche magnetische Abbildungsmethode mit hoher Ortsauflösung (typische Streifenbreiten < 1 µm). Die magnetischen Mikroskopietechniken konnten in den vergangenen Jahren erheblich verbessert werden, jedoch erlauben bislang nur sehr wenige Methoden direkte Domänenabbildungen in Anwesenheit äußerer Magnetfelder. Die magnetooptische Mikroskopie zählt dazu. Ihr Kontrast stellt ein direktes Maß der Magnetisierung dar und kann auch für dynamische Messungen verwendet werden. Ich führe hier zunächst die Phänomene Kerrund Faraday-Effekt ein und erläutere die zugrundeliegende Physik. Dann stelle ich einige magnetooptische Messtechniken vor, u.a. ein Sagnac-Interferometer. Besondere Aufmerksamkeit gilt der magnetooptischen Mikroskopie, die im Rahmen dieser Arbeit sowohl im Fernfeld als auch in Nahfeld verwendet wird. Ein eigener Abschnitt widmet sich der Rasternahfeldmikroskopie, denn damit lässt sich in Kombination mit der Magnetooptik eine Abbildungsmethode für magnetische Domänen realisieren, die das Beugungslimit umgeht. 3.1 Kerr- und Faraday-Effekt Die Wechselwirkung mit magnetisierter Materie prägt dem elektrischen Feldvektor von linear polarisiertem Licht eine Rotation und eine Elliptizität auf. Diese magnetooptischen Effekte [Zve 97] werden bei Transmission Faraday-Effekt 1 und bei Reflexion Kerr-Effekt 2 genannt. Sie werden formal als Real- bzw. Imaginärteile eines komplexen Winkels φF bzw. φK beschrieben (Abb. 3.1) und sind in erster ~ . Ihre Ursache ist ein Unterschied der Näherung proportional zur Magnetisierung M Absorptionskoeffizienten für rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht, der Magnetische Zirkulardichroismus (MCD), denn das elektrische Feld des linear polarisiert einfallenden Lichtes ist eine Superposition zweier zirkularer Polarisationskomponenten entgegengesetzter Händigkeit. Der MCD ist über die Kramers-Kronig-Relationen ~ in einer Ebene liegen. Bei ~k ⊥ M ~ spricht Das gilt nur dann, wenn der Wellenvektor ~k und M man vom Voigt-Effekt. 2 Man unterscheidet weiter polaren, longitudinalen und transversalen Kerr-Effekt. Beim ersteren ~ senkrecht zur Probenoberfläche, bei den beiden anderen liegt es in der Ebene, beim steht M longitudinalen Effekt in der Einfallsebene des Lichts und beim transversalen senkrecht dazu. 1 23 3 Magnetooptische Mikroskopie E fK M fF Abbildung 3.1: Die magnetooptischen Effekte: Faraday-Effekt (bei Transmission) und Kerr-Effekt (bei Reflexion). Der Realteil des komplexen Rotationswinkels φF (bzw. φK ) gibt die Drehung des Polarisationsvektors an, der Imaginärteil die Elliptizität. mit einer Aufspaltung der Dispersionskurve der Brechungsindizes (Zirkulare Doppelbrechung) verknüpft, die einer Phasendifferenz der beiden Komponenten entspricht. Symmetrieargumente machen das Auftreten von Dichroismus und Doppelbrechnug plausibel [Bau 00]: Beim Faraday-Effekt sowie beim polaren und longitudinalen Kerr-Effekt wird der Wellenvektor ~k zu einem gewissen Teil auf die Magnetisie~ projiziert. M ~ ist ein axialer Vektor, daher ist die Spiegelsymmetrie rungsrichtung M der magnetischen Probe gebrochen. Jede Transformation, die die zirkularen Polarisationskomponenten ineinander überführt, ändert auch die Probe. Rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht erfahren daher einen Unterschied der Brechungsindizes. Das zeigt auch eine klassische Betrachtung der Elektronenbewegung [Qiu 00]: Bei der Ausbreitung im Medium zwingt das elektrische Feld von zirkular polarisiertem Licht Elektronen auf eine Kreisbahn. Ein magnetisches Feld parallel zur Ausbreitungsrichtung verursacht dann eine Lorentzkraft in radialer Richtung. Sie führt zu unterschiedlichen Radii für rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht, also zu Dichroismus. Die Symmetrieüberlegung zeigt auch, dass die magnetooptischen Effekte nicht reziprok sind[Spi 92]: Lichtwellen, die sich im magnetisierten Medium gegenläufig ausbreiten, werden wegen der unterschiedlichen relativen Orientierung ~ verschieden stark gedämpft und relativ zueinander in der Phase vervon ~k und M schoben. Der Kerr-Effekt wird zum Auslesen der Bitinformation aus magnetooptischen Datenspeichermedien (MO-Disk, Minidisc) verwendet [Man 95]. Technologische Anwendungen des Faraday-Effektes sind magnetooptische Modulatoren und Isolatoren, die in Glasfaser-Datennetzen eingesetzt werden, um die Lichtintensität zu modulieren bzw. um den schädigenden Eintritt von Lichtreflexen in eine Laserquelle zu verhindern. In der Materialforschung stellt die Messung von Magnetisierungskurven (vgl. Abb. 2.11) mittels magnetooptischer Effekte eine Standardmethode 24 3.1 Kerr- und Faraday-Effekt dar, die z.B. die Bestimmung von Anisotropien ermöglicht. Ebenso ist die KerrMikroskopie eine häufig verwendete Methode zur Abbildung magnetischer Domänen [Hub 98]. Darüber hinaus ermöglicht die Magnetooptik zeitaufgelöste Untersuchungen der Magnetisierungsdynamik [Koo 00] und bei der Kombination von Orts- und Zeitauflösung die Beobachtung von Domänenbildungsprozessen, die innerhalb von wenigen hundert Pikosekunden ablaufen [Cho 01]. Magnetooptische Effekte gibt es auch in der nichtlinearen Optik: Bei Einstrahlung von Licht sehr hoher Intensität wird an Grenz- und Oberflächen der Probe aufgrund der Brechung der Inversionssymmetrie frequenzverdoppeltes Licht, Second Harmonic Generation (SHG), erzeugt, das im Falle einer magnetisierten Probe einen magnetisierungsabhängigen Anteil hat (MSHG). Die zugehörigen Rotationen des Polarisationsvektors sind größer als bei der linearen Magnetooptik [Pan 89, Hue 89]. Magnetooptische Effekte treten zudem nicht nur bei infrarotem, sichtbarem und ultraviolettem Licht auf, wo sie mikroskopisch mit Unterschieden der klassischen Elektronenbewegung im magnetisierten Medium erklärt werden können, sondern auch bei Verwendung von Röntgenstrahlung (XMCD) [Ers 75]. Damit werden in der Nähe von K-Absorptionskanten große Unterschiede der Spektren für entgegengesetzte Einstellungen der Magnetisierung beobachtet [Sch 87]. Auch in der Photoemission tritt ein magnetischer Dichroismus auf, der auf der Aufspaltung kernnaher Energieniveaus und deren Wechselwirkung mit Valenzelektronen beruht [Sta 00]. All diese Effekte werden auch für magnetische Mikroskopie genutzt. Makroskopisch werden Kerr- und Faraday-Effekt im Rahmen einer phänomenologischen, dielektrischen Theorie aus der Annahme abgeleitet, dass das Vorliegen einer Magnetisierung antisymmetrische Nichtdiagonalelemente des Dieelektrizitätstensors ˜ hervorruft [Lan 60, Sch 91, Zve 97, Fum 99, Bau 00]. Mikroskopisch werden die magnetooptischen Effekte als Folge von Austauschaufspaltung und SpinBahn-Kopplung verstanden [Arg 55, Sch 91, Bru 96]. Die Modelle sind komplementär und werden daher beide im Folgenden kurz erklärt. 3.1.1 Makroskopische Beschreibung Die Wechselwirkung von Licht mit einem ungeladenen, polarisierbaren, magnetisierbaren und leitfähigen Material wird durch die Maxwellgleichungen beschrieben: ~ ×E ~ = −B ~˙ ∇ ~ ×H ~ = D ~˙ + ~j ∇ ~ ·E ~ = 0 ∇ ~ ·H ~ = 0. ∇ (3.1) (3.2) (3.3) (3.4) ~ und die dielektrische Verschiebung D ~ sind mit dem Die magnetische Induktion B ~ und dem Magnetfeld H ~ verknüpft. Sie hängen zudem mit der elektrischen Feld E ~ zusammen: elektrischen Polarisation P~ und und der Magnetisierung M 25 3 Magnetooptische Mikroskopie ~ = µ 0 (H ~ +M ~) B ~ = 0 E ~ + P~ D (3.5) (3.6) Im Fall von linearen Effekten, auf die sich diese Arbeit konzentriert, werden die Materialeigenschaften wie folgt durch die Tensoren χ (magnetische Suszeptibilität), α (Polarisierbarkeit) und σ (spezifische Leitfähigkeit) beschrieben: ~ = χ · H, ~ M ~ P~ = α · E, ~ ~j = σ · E. (3.7) Mit dem komplexen Dielektrizitätstensor ˜ = 1 + 1 i α− σ. 0 ω0 (3.8) vereinfachen sich die Maxwellgleichungen im Fall periodischer Lösungen, (bei den hohen Frequenzen des sichtbaren Lichts) beinahe verschwindender Suszeptibilität χ und homogener Medien und man findet folgende Wellengleichungen: 1 ¨~ ˜E c2 ~ = 1 ˜H. ~¨ ∆H 2 c ~ = ∆E (3.9) (3.10) Lösungen der Form ~ = E~0 ei~k~r−iωt E (3.11) führen mit ~k = ωc ~n auf das Eigenwertproblem ~ = n2 E ~ − ~n(E ~ · ~n). ˜E (3.12) ~ und ~n senkrecht aufeinander und die dielektrische In isotropen Medien stehen E Funktion ist ein Skalar, für den gilt ˜ = n2 . Folglich ist n im allgemeinen eine komplexe Zahl, der komplexe Brechungsindex. In anisotropen Medien ist ˜ ein Tensor mit komplexen Elementen ij , der rein phänomenologisch betrachtet aus Symmetriegründen folgende Form aufweist: 12 13 23 . ˜ = −12 −13 −23 26 (3.13) 3.1 Kerr- und Faraday-Effekt Der linke Teil der Eigenwertgleichung lautet damit ~ = E ~ + iQm ~ ~ × E, ˜E wobei 23 iQm ~ = −13 . −12 (3.14) Die Materialkonstante Q (Voigt-Konstante) ist dabei eine zur Magnetisierung der Probe proportionale Größe und m ~ der Einheitsvektor in Richtung der Magnetisierung. Der zweite Summand der Gleichung repräsentiert daher die Wirkung einer Lorentzkraft, die in der klassischen Erklärung magnetooptischer Effekte die vom eingestrahlten elektrischen Feld bewegten Elektronen senkrecht zu elektrischem Feld und Magnetisierung beschleunigt und somit eine Drehung der Polarisationsrichtung verursacht. In polarer Geometrie, der im Rahmen dieser Arbeit relevanten Situation, hat die ~ nur eine Komponente senkrecht zur Probe (z-Richtung) und das Magnetisierung M ~ sind orthogonal und das EigenwertLicht wird senkrecht eingestrahlt, d.h. ~k und E problem reduziert sich auf die Form 1 iQ 0 Ex Ex 2 ~ −iQ 1 0 E ˜E = y = n Ey . 0 0 1 0 0 (3.15) Linear polarisiertes Licht erfüllt diese Forderung nicht, da die Nichtdiagonalele~ mente des ˜-Tensors eine Kopplung zwischen den x- und y-Komponenten von E herstellen. Die Eigenwerte sind die Nullstellen des charakteristischen Polynoms − n2 2 + (iQ)2 = 0. (3.16) Man findet hier n2± = (1 ∓ Q). (3.17) Die zugehörigen Eigenvektoren sind rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht ~ ~ − mit der Form E+ bzw. E √ ~ ± = E~0~e± ei ωc n± z−iωt , E wobei ~e± = 2 (~ex ± i~ey ) . (3.18) Linear polarisiertes Licht kann in rechts- und linkszirkular polarisierte Komponenten zerlegt werden, die beim Durchgang durch magnetisiertes Material unterschiedliche Brechungsindizes (n+ und n− ) vorfinden. Das erzeugt nach einer Strecke d eine Phasendifferenz ∆φ zwischen den beiden zirkularen Komponenten und damit die Faraday-Rotation der linearen Polarisation um den Winkel 1 ω ω√ φF = ∆φ = (n− − n+ ) d ≈ Qd. 2 2c 2c (3.19) 27 3 Magnetooptische Mikroskopie y fF, K’ LCP x a RCP b fF, K’’= b/a Abbildung 3.2: Faraday- (bzw. Kerr-) Rotationswinkel φ0F,K und Elliptizität φ00F,K werden durch Phasendifferenz (Doppelbrechung) bzw. unterschiedliche starke Absorption (Dichroismus) von links und rechts zirkular polarisiertem Licht (LCP und RCP ) hervorgerufen. Der Realteil von Q beschreibt also die zirkulare Doppelbrechung des Mediums, während der Imaginärteil den zirkularen Dichroismus widerspiegelt. Der Realteil von φF , φ0F ist die Drehung der Polarisationsebene und der Imaginärteil φ00F die Elliptizität (vgl. Abb. 3.2). Im Fall der Reflexion wird der Zusammenhang zwischen Brechungsindex und dem Rotationswinkel der Polarisation (Kerr-Rotation) durch die Fresnelformeln für die Reflexionskoeffizienten ρ+ von rechtszirkular polarisiertem Licht und ρ− von linkszirkular polarisiertem Licht hergestellt. Sie geben das Verhältnis der Amplituden der ~ i und der reflektierten Lichtwelle E~r an. Bei senkrechtem einfallenden Lichtwelle E Lichteinfall gilt: ρ± = n± − 1 . n± + 1 (3.20) ~i = E ~ i,+ + E ~ i,− liegt Für linear parallel zur x-Achse polarisiert einfallendes Licht E im reflektierten Licht eine x-Komponete vor: Er,x = n+ n− − 1 Ei,x . (n− + 1)(n+ + 1) (3.21) Zudem tritt eine durch die Magnetisierung hervorgerufene y-Komponente auf: Er,y = i 28 n+ − n − Ei,x . (n− + 1)(n+ + 1) (3.22) 3.1 Kerr- und Faraday-Effekt Definiert man den (komplexen) Kerr-Rotationswinkel φK so, dass Er,x = cos φK Ei,x und Er,y = sin φK Ei,x sind und beschränkt man sich auf kleine Rotationen (d.h. tan φK ≈ φK ), dann ist √ n+ − n − Q φK = i ≈i . (3.23) n+ n− − 1 1− Hierbei wurden Terme quadratisch in Q vernachlässigt. Das ist gerechtfertigt, da im allgemeinen |Q| 1 ist. Bei rein reellem Q tritt (anders als beim FaradayEffekt) keine Drehung, sondern nur eine Elliptizität der reflektierten Welle auf. Eine Kerr-Drehung setzt also einen imaginären Anteil und damit eine gewisse Absorption voraus. Der nächste Abschnitt wird zeigen, dass die Proportionalität von φF und ~ | ist. φK zu Q (Gl. 3.19 bzw. Gl. 3.23) letztlich eine Proportionalität zu |M 3.1.2 Mikroskopische Beschreibung Die Nichtdiagonalelemente des Dielektrizitätstensors geben die Differenz der Brechungsindizes für rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht an (Gl. 3.19 bzw. Gl. 3.23). Mikroskopisch liegt dieser Verknüpfung im Ferromagneten ein Ungleichgewicht der Anregungen von Elektronen beider Spinsorten zugrunde, das aus der Kombination von Austauschaufspaltung und Spin-Bahn-Kopplung resultiert [Zve 97]. Die ausschlaggebenden Wechselwirkungsprozesse sind für Interband- bzw. Intrabandübergänge im Detail unterschiedlich. Im Folgenden stelle ich sie kurz dar und beschreibe, wie sie die Elemente des Leitfähigkeitstensors ~σ beeinflussen, die den Kerr-Rotationswinkel in polarer Geometrie φK wie folgt bestimmen: φK = −σxy q σxx 1 − 4πi σ ω xx . (3.24) In theoretischen Arbeiten wird häufig diese Darstellung gewählt. Die in Gl. 3.23 angegebene Form für φK ergibt sich mit der Relation σij = (iω/4π)(ij −δij ). Realteil und Imaginärteil der Tensorelemente σij sind über die Kramers-Kronig-Relation verknüpft. Der Realteil der Nichtdiagonalelemente beschreibt den dispersiven Anteil des Leitfähigkeitstensors, während der Imaginärteil den absorptiven und damit den magnetischen zirkularen Dichroismus angibt. Für Interbandübergänge gilt 00 σxy (ω) ∝ 1X f (Ei ) (1 − f (Ef )) |hi|p− |f i|2 − |hi|p+ |f i|2 δ(ωif − ω). (3.25) ω i,f Dabei sind f(E) die Fermifunktion, h̄ωif = Ef − Ei und hi|p± |f i Dipol-Matrixelemente für rechts- bzw. linkszirkular polarisiertes Licht. Den Interbandübergängen liegen die Auswahlregeln für lichtinduzierte elektronische Übergänge zugrunde: ∆l = ±1 und ∆ml = ±1, d.h. bei den Übergangsmetallen sind Übergänge zwischen p- und 29 3 Magnetooptische Mikroskopie Abbildung 3.3: Elektronische Dipolübergänge für rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht im Ferromagneten bei Spin-Bahn-Aufspaltung ∆SO und Austauschaufspaltung ∆ex atomarer d-Niveaus. Das zugehöriges Absorptionsspektrum zeigt den zirkularen Dichroismus [Bru 96]. d-Niveaus erlaubt und diese können von rechtszirkular (∆ml = −1) bzw. linkszirkular (∆ml = +1) polarisierten Photonen angeregt werden. Das Auftreten des magnetischen zirkularen Dichroismus soll hier an einem atomaren Modell demonstriert werden [Bru 96] - an den optischen Übergängen zwischen einem zweifach entarteten dxy,yz -Niveau (l = 2, ml = ±1) und einem pz -Niveau (l = 1, ml = 0): In einem Ferromagneten werden die d-Niveaus für Spin-Up- und Spin-Down-Elektronen infolge der Austauschwechselwirkung um die Energiedifferenz ∆ex (typ. 1 − 2 eV) gegeneinander verschoben, gleichzeitig wird durch die Spin-Bahn-Kopplung die Entartung der dxy,yz -Niveaus bzgl. des Bahndrehimpulses aufgehoben zu d(x+iy)z mit ml = +1 und d(x−iy)z mit ml = −1, die nun um den Energiebetrag ∆SO gegeneinander verschoben sind (typ. einige 10 meV bei den 3d-Übergangsmetallen). Für Spin-Up-Elektronen hat das Niveau mit ml = +1 die höhere Energie, für Spin-Down-Elektronen das andere. Aus den Absorptionsspektra für rechts- und linkszirkular polarisiertes Licht ist der Dichroismus klar zu erkennen (Abb. 3.3). Im Unterschied zu diesem atomaren Modell sind im Festkörper die elektronischen Bänder mehrere eV breit. Der Dichroismus bei Interbandübergängen ist also wesentlich geringer als der suggerierte 100%-Effekt. Im Ferromagneten liegt aber zusätzlich ein Unterschied in der Anzahl n↑ von Spin-Up-Elektronen und n↓ von Spin-Down-Elektronen vor, so dass der Effekt nicht ganz verschwindet. Er beträgt in den 3d-Übergangsmetallen aber nicht mehr als ein paar Prozent [Vol 99]. Die 30 3.1 Kerr- und Faraday-Effekt Abbildung 3.4: Vergleich von Experiment und Theorie des Kerr-Effektes bei Fe und Ni nach [Opp 92]. Theoriewerte in den durchgezogenen Kurven, die gepunkteten Kurven berücksichtigen Intrabandübergänge. Nichtdiagonalelemente des Leitfähigkeitstensors sind proportional zur Spinpolarisa~ [Sch 91]. tion (n↑ − n↓ /n↑ + n↓ ) und damit zur Magnetisierung M Unter Intrabandübergängen versteht man die Beiträge freier Ladungsträger zur Leitfähigkeit, die bei Energien zwischen Null und wenigen eV eine Rolle spielen. In Analogie zur Betrachtung des Einflusses eines magnetischen Feldes auf die Bahnbewegung von lokalisierten Elektronen mit der klassischen Drude-Lorentz-Theorie wird hier die Wirkung der Spin-Bahn-Kopplung auf die Bahnbewegung untersucht. Die Spin-Bahn-Kopplung hat auf die durch das eingestrahlte elektromagnetische Feld angeregten Elektronen mit Impuls p~ die Wirkung einer Lorentzkraft proportional zum Spinmoment ~s, denn mit dem Hamiltonoperator für Spin-Bahn-Kopplung Hso = λ~l · ~s (λ ist der Spin-Bahn-Kopplungsparameter) und den Vertauschungsrelationen [pi , rj ] = −ih̄δij erhält man i p × ~s) . F~ = [Hso , p~] = λ (~ h̄ (3.26) Die Wirkung der Spin-Bahn-Kopplung kann also als ein effektives Magnetfeld aufgefasst werden: ~ SL = λ hSi. ~ H 2µB (3.27) ~ das mittlere Spinmoment. In den Übergangsmetallen beträgt HSL ≈ Dabei ist hSi 6 10 Oe [Zve 97]. Der Leitfähigkeitstensor lässt sich nun analog zum Drudemodell be~ SL bestimmte Frequenz anstelle der Larmorfrequenz rechnen, wobei man die durch H einsetzt. Auch die Nichtdiagonalelemente, die die Intrabandübergänge beschreiben, sind proportional zur Spinpolarisation und damit zur Magnetisierung [Sch 91]. 31 3 Magnetooptische Mikroskopie Argyres hat erstmalig eine Formulierung der Leitfähigkeitstensoren ferromagnetischer Materialien vorgenommen [Arg 55]. Numerische Berechnungen der resultierenden Kerr-Rotation unter Berücksichtigung von Interband- und Intrabandübergängen zeigen für Fe und Ni eine gute Übereinstimmung mit experimentellen Daten (Abb. 3.4). Deutlich ist dabei zu erkennen, dass die Kerr-Rotation von Fe drei- bis sechsmal größer ist als die von Ni. Bei Energien unter 1 eV findet man eine Übereinstimmung mit dem Experiment nur bei Berücksichtigung von Intrabandübergängen [Opp 92]. 3.2 Messmethoden Die Messung absoluter Werte des komplexen Kerr- bzw. Faraday-Rotationswinkels ist insbesondere für spektroskopische Untersuchungen von Interesse, die darauf abzielen, σx,y (ω) (Gl. 3.24) zu bestimmen und die elektronischen Anregungen des Materials im Detail zu verstehen. Dazu müssen sowohl die Rotation des Polarisationsvektors als auch die Elliptizität separat gemessen werden. Nach dem Prinzip von Senarmont lässt sich die Messung der Elliptizität durch Verwendung eines Viertelwellenplättchens in eine Winkelmessung verwandeln, so dass nur Rotationen bestimmt werden müssen. Dazu gibt es verschiedene Methoden [Fum 99]: Entweder die direkte Winkelmessung durch Verdrehen eines Analysators3 gegenüber der Polarisation des einfallenden Lichtstahls. Der Winkel, der nötig ist, um den magnetooptischen Effekt zu kompensieren, ist dann der Rotationswinkel. Die Empfindlichkeit dieser Methode kann durch Modulation der Polarisation (mit einem Faraday-Rotator oder einem photoelastischen Modulator (PEM)) erhöht werden. Die Rotation kann auch aus der Phasenverschiebung zwischen einem mit der Probe wechselwirkenden Strahl und einem Referenzstrahl gemessen werden, oder aus einer Intensitätsmessung zweier orthogonaler Polarisationskomponenten mit einem Wollaston-Prisma [Cha 93]. In Rahmen dieser Arbeit werden jedoch nicht die elektronische Struktur, sondern Anisotropien und kritische Phänomene wie der Spinreorientierungsübergang ultradünner magnetischer Filme studiert. Dazu müssen mit hoher Empfindlichkeit ~ (H) ~ wie die in Abb. 2.13 gezeigten aufgenommen werden. Magnetisierungskurven M ~ ist, der absolute WinWichtig ist dabei, dass das Messsignal proportional zu M kel der Rotation (den man z.B. mit einem Wollastonprima bestimmen kann) spielt hingegen eine untergeordnete Rolle. Die spektroskopische Information φK (ω) (vgl. Abb. 3.4) bestimmt hier die Wahl der (festen) Photonenenergie h̄ω mit: Die stärksten Kerr-Rotationen von z.B. Fe dürften in rotem Licht auftreten. Zur Messung von Magnetisierungskurven wurden in dieser Arbeit zwei Methoden verwendet: Die MOKE-Messung mit gekreuzten Polarisatoren und Intensitätsmodulation und ein Sagnac-Interferometer. Beide Methoden liefern in Kombination mit Mikroskopen auch einen Domänenkontrast. Sie werden daher kurz vorgestellt. 3 Dabei steht der Analysator i.A. in gekreuzter Stellung zum Polarisator, so dass die detektierte Intensität minimal ist. 32 3.2 Messmethoden Probe Polarisator fK l/4 Polarisator Analysator a Abbildung 3.5: Experimenteller Aufbau zur Messung des magnetooptischen KerrEffekts φK mit beinahe gekreuzter Stellung von Polarisator und Analysator (der Winkel α gibt die Abweichung an) [Bad 94]. 3.2.1 Magnetooptischer Kerr-Effekt (MOKE) Der in Abb. 3.5 gezeigte MOKE-Aufbau ist zur Aufnahme von Magnetisierungskurven ultradünner Filme besonders gut geeignet, denn er liefert ein Messsignal mit zu ~ proportionaler Intensität und einer hohen Empfindlichkeit. Die Elliptizität wird M durch Verwendung eines Viertelwellenplättchens (λ/4) kompensiert und trägt mit zum Messsignal bei. Eine Trennung von φ0K und φ00K ist hier nicht möglich, aber auch ~ sind. Der Ananicht nötig, da beide Komponenten nach Gl. 3.23 proportional zu M lysator steht beinahe senkrecht zur Polarisation des eingestrahlten Lichts, denn bei Auslöschung des Signals für eine der beiden entgegengesetzten Magnetisierungsrichtungen ist der größte Kontrast zu erwarten. Die optimale Einstellung findet man ein paar Grad von der gekreuzten Stellung entfernt [Bad 94]: Für eine Kerr-Rotation um den Winkel ±φK und eine um den Winkel α aus der Auslöschung verdrehte Einstellung des Analysators ist die detektierte Intensität I(±M ) = I0 sin2 (α ± φK ) + IR . (3.28) Dabei bezeichnet ±M die beiden entgegengesetzten (Sättigungs-)Magnetisierungen, I0 ist die von der Probe abgestrahlte Intensität und IR die Restlichtintensität, die wegen des endlichen Auslöschungsverhältnisses der Polarisatoren und aufgrund von Depolarisationseffekten im Aufbau auch bei völlig gekreuzter Stellung des Analysators zur Lichtpolarisation noch auftritt. Bei kleinen Winkeln α und φK ist sin2 (α ± φK ) ≈ (α ± φK )2 . Das bei der Aufnahme von Magnetisierungskurven ausgewerte Signal S ist damit S = I(+M ) − I(−M ) ≈ 4I0 αφK . (3.29) Um ein von der Gesamtintensität I0 unabhängiges Signal zu erhalten, wird bei den in dieser Arbeit gezeigten Magnetisierungskurven eine Normierung auf I(−M ) 33 3 Magnetooptische Mikroskopie vorgenommen. Wählt man den Analysatorwinkel α |φK | so erhält man ein linear von φK und damit linear von der Magnetisierung abhängiges Signal. Der damit einhergehende Kontrastverlust hat bei einem idealen Aufbau auf die Qualität des Messsignals keinen Einfluss, denn das Rauschen N ist nur das aus der Quantennatur des Lichtes resultierende Shot Noise [Bau 00] N≈ q I0 sin2 (α) ≈ q I0 α. (3.30) Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis ist also q S = 4 I 0 φK . N (3.31) Dies ist die sog. Figure of Merit. Eine Optimierung wird also durch Intensitätserhöhung, nicht aber durch Kontrasterhöhung erreicht. Durch Verdrehen des Analysatorwinkels aus der Einstellung mit optimalem Kontrast nahe der Auslöschung können sogar bis zu 30% an S/N gewonnen werden [Hub 98]. Um den idealen rauscharmen Aufbau zu realisieren, werden Beiträge von Streulicht durch eine Intensitätsmodulation des Lasers und Messung des Signals mittels Lock-In Technik unterdrückt. 3.2.2 Sagnac-Interferometer Ein Sagnac-Interferometer [Eze 82] ist ein empfindlicher Rotationssensor, der Phasendifferenzen ∆φ misst, die zwischen gegenläufig auf denselben optischen Weg sich ausbreitenden Lichtstrahlen auftreten. Solche nichtreziproken Phasendifferenzen können durch eine mechanische Rotation des Lichtweges hervorgerufen werden4 , sie können aber auch von magnetooptischen Effekten herrühren, wenn das Licht der gegenläufig wandernden Strahlen in zirkular polarisiertes Licht verwandelt wird [Spi 92]. Abb. 3.6 zeigt das Prinzip eines solchen für magnetooptische Messungen modifizierten Sagnac-Interferometers: Der Strahl eines Lasers wird an einem 50:50Strahlteiler in zwei Teilstrahlen zerlegt, die im Uhrzeigersinn (CW) oder gegen den Uhrzeigersinn (CCW) durch eine polarisationserhaltende Glasfaserschleife wandern. Nach der Passage der Faserschleife werden die Strahlen am Strahlteiler zur Interferenz gebracht. Die Gesamtintensität der Interferenz wird mit einer Photodiode detektiert. Von Null abweichende Phasenverschiebungen ∆φ zwischen den Feldern ECW und ECCW , die sich nach dem Strahlteiler auf reziprokem Wege ausbreiten, machen sich als Veränderung der detektierten Intensität I(∆φ) bemerkbar. Bezeichnet man mit I0 die eingestrahlte Intensität des kohärent durch das Interferometer wan2 2 dernden Lichts, so erhält man ECW = ECCW = 1/2I0 . Bei der zweiten Passage 4 Der ausschlaggebende relativistische Effekt wird bei Gyroskopen in Flugzeugen zur Rotationsbestimmung eingesetzt. 34 3.2 Messmethoden Glasfaserschleife Enr Er I(t) I0 CW CCW Polarisator E0 Strahlteiler eif(t) Phasenmodulator Abbildung 3.6: Prinzip des Sagnac-Interferometers. Es wird die Interferenz I(t) zweier sich auf reziprokem Weg ausbreitender Teilstrahlen gemessen. des Strahlteilers verlässt die Hälfte von I0 das Interferometer über den nichtreziproken Ausgang, die andere Hälfte gelangt über den reziproken Ausgang zum Detektor [Spi 92]: I= 2 1 1 ECW ei∆φ + ECCW = I0 (1 + cos(∆φ)). 2 2 (3.32) Die aus dem Kerr-Effekt resultierenden Phasenverschiebungen sind bei dünnen Filmen sehr klein und wären in diesem Signal nicht ohne Weiteres messbar. Für einen magnetischen Domänenkontrast ist zudem die Polarität von ∆φ von Interesse. Daher wird ein Phasenmodulator in die Faserschleife eingesetzt, der den Brechungsindex in Form einer Sinusfunktion mit der Frequenz ω variiert und so der Phase die Modulation φ(t) = φm sin(ωt) aufprägt. Optimale Modulation wird dann erreicht, wenn die beiden Teilstrahlen den Modulator mit einer zeitlichen Verzögerung τ = π/ω passieren. Dann gilt: φ(t − τ ) = −φ(t). Dies wird durch die Position des Modulators im Interferometer erreicht: Steht er direkt an einem Ende der Glasfaserschleife, so wird der eine der beiden Strahlen gegenüber dem anderen um die Laufzeit τ = nL/c durch die Faserschleife mit der Länge L und dem Brechungsindex n verzögert. Für die detektierte Intensität gilt dann: I= 2 1 1 ECW eiφ(t)+i∆φ + ECCW eiφ(t−τ ) = I0 (1+cos(2φm sin(ωt)+∆φ)).(3.33) 2 2 Durch die Modulation oszilliert die Phasenverschiebung φ(t) also um ∆φ. Betrachtet man die Modulation um verschiedene ∆φ, dann erkennt man, dass I(t) bei ∆φ = 0 mit der Frequenz 2ω variiert und nur bei ∆φ 6= 0 einen ω-Anteil hat, der proportional zu sin ∆φ ist und deshalb bei Vorzeichenwechsel von ∆φ einen Phasensprung um π macht (Abb. 3.7). Das sieht man auch, wenn man die Intensität nach Anwendung der Additionstheoreme in Frequenzkomponenten zerlegt: 35 3 Magnetooptische Mikroskopie I(Df) I(t), Df0 = 0 I(t), Df0 > 0 fm -p 0 Df0 p Df Abbildung 3.7: Sagnac-Interferenzsignal I(∆φ) bei Phasenmodulation mit der Amplitude φm und der Frequenz ω. Auftreten des ω-Signals zeigt das Vorliegen einer nicht-reziproken Phasenverschiebung ∆φ0 an. I 1 = [1 + cos(∆φ)J0 (2φm )] I0 2 − [sin(∆φ)J1 (2φm )] sin ωt + [cos(∆φ)J2 (2φm )] cos 2ωt + ... Die Jn sind Besselfunktionen. Mit einem Lock-In-Verstärker kann man ω- und 2ωSignal getrennt und phasenempfindlich messen. Das ω-Signal gibt Auskunft über die nicht-reziproke Phasenverschiebung ∆φ und ihr Vorzeichen, während das 2ω-Signal proportional zur Intensität I0 des kohärenten Lichtes ist, das auf dem richtigen Weg durch das Interferometer gewandert ist. Es kann daher zur Justage des Interferometers verwendet werden und liefert beim Rasternahfeldmikroskop zudem eine vorteilhafte Möglichkeit zur Kontrolle des Abstandes von Spitze und Probe. Zur Messung magnetooptischer Effekte wird das Sagnac-Interferometer so modifiziert, dass die Teilstrahlen in zirkular polarisiertes Licht verwandelt werden. Die Geometrien für die Messung in Transmission (Faraday-Effekt) und Reflexion (KerrEffekt) sind in den Abb. 3.8 und 3.9 gezeigt. Der Drehimpulsvektor des einen Strahls steht dann antiparallel zum Magnetisierungsvektor, der des anderen Strahls steht parallel. So ergeben sich für CCW- und CW-Strahl aus der zirkularen Doppelbrechung unterschiedliche Brechungsindizes und es resultiert eine nicht-reziproke Phasenverschiebung ∆φ, die der doppelten Faraday- bzw. Kerr-Rotation des Mediums entspricht. Entgegengesetzt magnetisierte Domänen unterscheiden sich nur um das Vorzeichen von ∆φ. In einer phasenempfindlichen Messung des ω-Signals kann dieser Vorzeichenwechsel nachgewiesen werden. 36 3.3 Kerr-Mikroskopie Abbildung 3.8: Modifikation des Sagnac-Interferometers zur Messung des Faraday-Effektes. Abbildung 3.9: Modifikation zur Messung des Kerr-Effektes. Für die Messung des Faraday-Effektes werden beide Lichtstrahlen nach der Auskopplung aus der Glasfaser mittels eines Viertelwellenplättchens in zirkular polarisiertes Licht gleicher Händigkeit (in Ausbreitungsrichtung) verwandelt, beide Strahlen treten durch die Probe, der eine breitet sich parallel zum Magnetisierungsvektor aus, der andere antiparallel. In dieser nicht-reziproken Situation ergibt sich eine Phasenverschiebung ∆φ, die den Faraday-Effekt repräsentiert (vgl. Gl. 3.19). Nach der Transmission werden die beiden Teilstrahlen durch die Viertelwellenplättchen wieder in linear polarisiertes Licht verwandelt und setzen ihren Weg dann in der Glasfaserschleife fort. Für Messungen des Kerr-Effektes werden die Polarisationsrichtungen der beiden gegenläufigen Teilstrahlen zunächst senkrecht zueinander eingestellt, dann werden die Strahlen mit einem polarisationsabhängigen Strahlteiler überlagert und mittels eines Viertelwellenplättchens in zirkular polarisiertes Licht verwandelt. Beide Strahlen treffen nun relativ zum Magnetisierungsvektor in gleicher Richtung auf, unterscheiden sich aber in der Händigkeit der zirkularen Polarisation. Dies erzeugt aufgrund des Kerr-Effektes eine nicht-reziproke Phasenverschiebung. Der 90◦ Phasensprung, den beide Lichtstrahlen bei der Reflexion zusätzlich erfahren, stellt sicher, dass das reflektierte Licht nach Passieren des Viertelwellenplättchens orthogonal zum einfallenden Licht polarisiert ist und über den polarisationsabhängigen Strahlteiler seinen Weg durch die Glasfaserschleife fortsetzt. 3.3 Kerr-Mikroskopie Ein Kerr-Mikroskop ist besonders gut zur Abbildung magnetischer Domänen geeignet [Hub 98], weil es mit einem kompakten Aufbau und einer herkömmlichen Lichtquelle einen vergleichsweise großen magnetischen Kontrast liefert, der von äußeren Feldern unbeeinflusst ist. Beim Kerr-Mikroskop (Abb. 3.10) wird ein linear polarisierter Lichtstrahl mit Hilfe einer Linse auf die Probe fokussiert. Der beleuchtete Bereich wird mit einem Mikroskop abgebildet, vor dessen Objektiv ein Analysator 37 3 Magnetooptische Mikroskopie Abbildung 3.10: Kerr-Mikroskop. Der linke Aufbau liefert kontrastreichere Aufnahmen mit geringerer Auflösung, der rechte hat eine höhere Auflösung und liefert dafür weniger guten Kontrast [Hub 93]. installiert ist. Zur Vermeidung von Beugungs- und Interferenzeffekten verwendet man eine inkohärente Lichtquelle, meist eine Quecksilber-Dampflampe. Die hohe Intensität einer solchen Lampe wird benötigt, weil ein Kerr-Mikroskop mit beinahe gekreuzter Stellung von Polarisator und Analysator betrieben wird, was mit einem Verlust an Gesamtintensität einhergeht. Die Probe wird mit einem konvergenten Strahlenbündel beleuchtet, bei dem Strahlen am Rand einen größeren Einfallswinkel haben als in der Mitte und damit einen verringerten polaren Kerr-Effekt erfahren. Zur Kontrasterhöhung wird daher eine Spaltblende eingesetzt. Das Auflösungsvermögen eines Kerr-Mikroskops für Domänenmuster wird von zwei Parametern bestimmt, von der magnetooptischen Empfindlichkeit und von der lateralen Auflösung. Die magnetooptische Empfindlichkeit wird dabei (anders als bei MOKE) nicht vom Signal-zu-Rausch-Verhältnis (Gl. 3.31), sondern vom Kontrast C begrenzt, denn lokale Variationen der Reflektivität überlagern das Messsignal. Seien I(+M ) und I(−M ) wieder die mit einem um den Winkel α aus der Auslöschung verdrehten Analysator gemessenen Intensitäten entgegengesetzt magnetisierter Domänen mit der Kerr-Rotation ±φK , dann ist mit Gl. 3.28 C= I(+M ) − I(−M ) I0 (sin2 (α + φK ) − sin2 (α − φK )) = . I(+M ) I0 sin2 (α + φK ) + IR (3.34) IR bezeichnet wieder die Restlichtintensität, die aus dem endlichen Auslöschungsverhältnis = IR /I0 der Polarisatoren resultiert. Mit kleinen Winkeln α und φK und α φK erhält man C≈ 38 4αφK . α2 + (3.35) 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie Nur für einen idealen Analysator ( = 0) findet man C ≈ φK /α und damit den maximalen Kontrast genau in der gekreuzten Stellung (α = 0). Sonst liegt das Optimum bei endlichem α. Zudem limitieren Rauschquellen α [Bau 00]. Die Ortsauflösung eines (im Fernfeld betriebenen) Kerr-Mikroskops ist durch das Rayleigh Kriterium gegeben [Bor 59]: Mit Licht der Wellenlänge λ müssen zwei Punkte einen Mindestabstand d besitzen, um mit einer Linse der numerischen Apertur n sin(θ) noch getrennt voneinander wahrgenommen werden zu können: d = 0, 61 λ . n sin(θ) (3.36) Laterale Auflösung und magnetooptischer Kontrast stehen beim Kerr-Mikroskop zueinander in Konkurrenz: Zur Erhöhung der Ortsauflösung muß die numerische Apertur vergrößert werden, damit tragen aber Strahlen zum Signal bei, die unter einem zunehmend von der Senkrechten abweichenden Winkel auftreffen. Der polare Kerr-Effekt nimmt dabei ab. Dies erklärt, wieso bei Proben mit geringem magnetooptischen Kontrast die Ortsauflösung das Beugungslimit nicht erreichen kann. Je nachdem, ob der Kontrast oder die laterale Auflösung optimiert werden sollen, wird man zwei unterschiedliche Aufbauten realisieren (vgl. [Hub 98]): Der erste (Abb. 3.10(a) zeichnet sich durch hohen Domänenkontrast aus - wenn der longitudinale Kerr-Effekt gemessen wird, sogar für in der Ebene magnetisierte Domänen [McC 95]) - da zwischen Polarisator und Analysator nur die Probe steht. Die Ortsauflösung ist aber durch Linsenfehler und die eingeschränkte numerische Apertur auf 2 µm beschränkt. Höhere laterale Auflösung lässt sich mit dem zweiten Konzept (Abb. 3.10(b) erreichen, da die Objektivlinse viel näher an der Probe steht und so eine höhere numerische Apertur erreicht werden kann. Dafür tritt die erwähnte Kontrastreduktion auf. Eine Alternative ist ein Raster -Kerr-Mikroskop. Dabei wird die Probe mit einem fokussierten Laserstrahl abgetastet und an jedem Punkt wird der magnetooptische Kerr-Effekt gemessen. Der Laserstrahl wird in einem konfokalen Aufbau mit demselben Objektiv eingestrahlt wie aufgesammelt. So lässt sich die Ortsauflösung im √ Prinzip um den Faktor 2 gegenüber einem Mikroskop mit paralleler Beleuchtung erhöhen [Hub 98]. Auch ein Kontrast von Domänen, deren Magnetisierungsrichtungen in der Ebene liegen, ist damit möglich [Arg 87]. Spektakulärste Anwendung des Raster-Kerr-Mikroskops dürfte die zeitaufgelöste Abbildung ultraschneller Magnetisierungsprozesse sein, wobei an jedem Rasterpunkt ein Pump-Probe-Experiment mit fester Zeitverzögerung gemacht wird. Die Entwicklung der Prozesse in der Zeit wird durch Erhöhung der Zeitverzögerung von Bild zu Bild sichtbar gemacht [Cho 01]. 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie Feinstrukturierte magnetische Domänenmuster wie die weniger als ein µm breiten Streifendomänen ultradünner ferromagnetischer Filme können mit einem Kerr- 39 3 Magnetooptische Mikroskopie Laser Pol. BS Pol. Detektor Faserspitze Probe Abbildung 3.11: Prinzip eines magnetooptischen SNOM im Shared Aperture Modus (BS: Strahlteiler, H: äußeres Magnetfeld, Pol.: Polarisator). H Mikroskop kaum abgebildet werden, weil die Ortsauflösung durch das RayleighKriterium begrenzt ist. Insbesondere bei einem für in situ Messungen am Fenster einer UHV-Kammer betriebenen Gerät ist die numerische Apertur n sin(θ) in Gl. 3.36 wegen des großen Arbeitsabstandes zu klein. Die Potentiale der Magnetoop~ , Untik (hohe magnetische Empfindlichkeit, Proportionalität des Signals zu M ~ hohe Zeitauflösung) sind aber geraempfindlichkeit des Kontrastes gegenüber H, de für die Untersuchung von Ummagnetisierungsprozessen solcher Filme von Vorteil. In einem optischen Rasternahfeldmikroskop5 , das die magnetooptischen Effekte misst, können diese Möglichkeiten auch mit Ortsauflösungen unterhalb des Beugungslimits ausgeschöpft werden. Das SNOM zählt wie das Rastertunnnelmikroskop (STM) und das Rasterkraftmikroskop (AFM) zu den Rastersondenmethoden [Poh 92, Bet 91, Pae 96]. Es misst jedoch nicht die lokale Variation von Tunnelströmen oder Kräften, sondern die Details des elektromagnetischen Feldes nahe der Probenoberfläche (Nahfeld). Eine detaillierte Beschreibung wird im folgenden Abschnitt gegeben. Abb. 3.11 zeigt hier zunächst einen vereinfachten Aufbau zur magnetooptischen Mikroskopie mit SNOM: Eine Sonde mit einer Licht emittierenden (und/oder Licht aufsammelnden) Öffnung von sehr kleinem Durchmesser (typischerweise 100 nm) wird in sehr nahem Abstand λ über die Probenoberfläche geführt. Diese Sonde ist meist die bis auf ein winziges Loch metallbedampfte Spitze einer Glasfaser. Beleuchtet man die Öffnung von hinten durch die Glasfaser, so tritt das elektromagnetische Nahfeld mit der Probe in Wechselwirkung, und zwar in einem Bereich, der durch den Durchmesser der Öffnung begrenzt ist. An einem Rasterpunkt gemessenes Licht stammt dann nur aus diesem begrenzten Bereich der Nahfeldanregung. Wird nun (wie bei MOKE) mit beinahe gekreuzten Polarisatoren an jedem Rasterpunkt der Kerr-Effekt gemessen, so kann man aus den Messdaten ein hochaufgelöstes Domänenbild zusammensetzen. Die z-Auslenkung6 der Spitze fährt 5 6 Scanning Near-Field Optical Microscope (SNOM). Hier ist z die Koordinate senkrecht zur Oberfläche. 40 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie Abbildung 3.12: Hertzscher Dipol. beim Rastern die Kontur der Oberfläche nach, damit der Abstand von Spitze und Probe konstant bleibt. Die an jedem Punkt registrierten z-Auslenkungen (hier: zSpannungen des Rasterpiezos) werden simultan zu einem Abbild der Probentopographie zusammengesetzt. Nur durch den Vergleich mit diesem Topographiebild kann man das optische Bild richtig interpretieren und echte Domänenkontraste von einem Übersprechen der Topographie auf den optischen Kanal unterscheiden, welches bei SNOM ein typisches Artefakt darstellt [San 97, Ros 01]. Die Theorie des Nahfeldes, das Prinzip seiner Detektion und die Methode der Abstandskontrolle werden im Folgenden genauer dargestellt. Dann werden die bislang aufgebauten magnetooptischen SNOM vorgestellt und es wird ein Abriss theoretischer Behandlungen von Magnetooptik im Nahfeld gegeben. 3.4.1 Optische Rasternahfeldmikroskopie Das elektromagnetische Feld eines strahlenden Objekts weist sowohl propagierende (Fernfeld-) Anteile als auch an der Oberfläche lokalisierte sog. evaneszente Anteile auf, die als Nahfeld bezeichnet werden. Die strukturellen Unterschiede lassen sich am Beispiel eines einzelnen Hertzschen Dipols studieren [Bor 59]: Ein Dipol, dessen Zeitabhängigkeit mit p(t) beschrieben wird, oszilliere in z-Richtung (Abb. 3.12). Dann ist das Dipolfeld an einem Punkt (θ, ψ, R) eine Lösung der Maxwellgleichungen mit der Form ! p(t) ṗ(t) ER = 2 + cos θ, (3.37) R3 cR2 ! p(t) ṗ(t) p̈(t) Eθ = + + sin θ, (3.38) R3 cR2 c2 R 41 3 Magnetooptische Mikroskopie Hψ = ! ṗ(t) p̈(t) + sin θ. cR2 c2 R (3.39) Hier beschreibt die Funktion p(t) = p0 cos ω(t − R/c) die verzögerte Oszillation im Abstand R [Bor 59]. In der Fernfeldnäherung R λ/2π können die Terme mit R−2 und R−3 vernachlässigt werden und das Fernfeld ist das bekannte Dipolfeld, das mit 1/R schwächer wird und Energie abstrahlt. In der Nahfeldnäherung R λ/2π hingegen überwiegen die Terme mit R−2 und R−3 . Das Nahfeld fällt also viel stärker ab und strahlt keine Energie ab. Ein weiterer struktureller Unterschied zum Fernfeld ist das Auftreten einer Feldkomponente in Dipolrichtung (z-Richtung). Die Abstrahlung eines Objekts, das mit kohärentem Licht beleuchtet wird, erfolgt nun durch eine große Zahl von kohärent oszillierenden Dipolen. Betrachtet man die Verteilung des Strahlungsfeldes U hinter einem in der x, y−Ebene liegenden Objekt mit Hilfe der Fourieroptik, so wird deutlich, dass Informationen über Strukturen von U , die kleiner als die Lichtwellenlänge sind, nicht ins Fernfeld gelangen können: Dazu wird das Strahlungsfeld U (x, y, z = 0) in der Gegenstandsebene in seine Fourierkomponenten A(kx , ky ) zerlegt, die die Verteilung der räumlichen Frequenzen kx und ky angeben. Im Abstand z findet man unter Berücksichtigung der Beugungsbedingung und der Wellengleichung [Goo 68, Bau 00]: 1 Z Z ~ A(kx , ky )eik~r dkx dky U (x, y, z) = √ 2π (3.40) mit ~k = (kx , ky , kz := k 2 − kx2 − ky2 ) und k := |~k| = 2π/λ. Für große Abstände z ist die Strahlungsverteilung das Beugungsbild. Es entspricht der Fouriertransformierten von U (x, y, z = 0): q 1 x y U (x, y, z → ∞) = √ A(k , k ). z z 2π (3.41) Zu diesem Beugungsmuster tragen jedoch die räumlichen Frequenzanteile kx , ky q 2 2 nur dann bei, wenn kx + ky < k ist, denn für Beiträge höherer Frequenzen ist kz imaginär, die Beiträge können also gar nicht ins Fernfeld gelangen und gehen bei der optischen Abbildung verloren (Rayleigh-Kriterium). Bringt man jedoch eine Sonde ins Nahfeld der Probe, so können auch die feiner strukturierten Anteile des Strahlungsfeldes, das sogenannte evaneszente Feld, abgebildet werden. Der Prozess der Nahfeld-Detektion ist in Abb. 3.13 skizziert. Er verläuft in zwei Schritten. Zunächst werden durch Beleuchtung der Probe die Dipole an der Oberfläche zu Oszillationen angeregt. Dann wird sehr nahe an die Oberfläche die Sonde, ein Nano-Kollektor, herangeführt. Das ist ein Streuzentrum von wenigen Nanometern Durchmesser, das im evaneszenten Feld angeregt wird und dann selbst evaneszente und propagierende Felder erzeugt. Rastert man den Kollektor relativ zum 42 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie Abbildung 3.13: Prozess der Nahfelddetektion. beleuchteten Gegenstand und misst man an jedem Rasterpunkt das vom NanoKollektor ausgehende propagierende Feld, dann kann man mit hoher Ortsauflösung Information über die Feinstruktur der Oberfläche gewinnen [Cou 94]. Die Richtung des Detektionsprozesses läßt sich auch umkehren: Dann wird das kleine Streuzentrum von Ferne direkt beleuchtet und wirkt als Nano-Emitter. Das erzeugte Nahfeld regt die Dipole an der Oberfläche des untersuchten Gegenstandes nur lokal zu Schwingungen an. Von ihnen ausgehende propagierende Felder werden in Ferne aufgesammelt und enthalten wieder Information über die Feinstruktur der Oberfläche. Der erste SNOM-Aufbau wurde 1984 von Pohl et al. publiziert [Poh 84]. Technisch ähnelt ein SNOM dem STM [Bin 82]: Eine geeignete Sonde (meist eine Licht emittierende und/oder aufsammelnde Glasfaserspitze) wird mit piezoelektrischen Stellelementen relativ zur Probenoberfläche in der x, y-Ebene verfahren und senkrecht zur Oberfläche in z-Richtung so vor- und zurückgeschoben, dass ein stark vom Abstand abhängiges Signal konstant bleibt. Dazu wird eine Feedback-Elektronik eingesetzt. Die beim Rastern in z-Richtung angelegten elektrischen Spannungen ergeben bei Auftragung über den zugehörigen Positionen in der x, y-Ebene eine Kontur konstanten Abstandssignals (Topographiebild), die Intensitäten der zugehörigen Nahfeld-Wechselwirkung erzeugen das optische Bild. 3.4.2 Abstandskontrolle Die am weitesten verbreitete Methode zur Kontrolle des Abstandes zwischen SNOMSpitze und Probe ist die Scherkraftdetektion, die eine Modifikation der Kontrastmethode eines Rasterkraftmikroskops (AFM) darstellt. Beim (Non-Contact) AFM wird die an einem Kantilever befestigte Spitze zu Oszillationen senkrecht zur Ober- 43 3 Magnetooptische Mikroskopie Amplitude x ohne Wechselwirkung mit der Probe bei Wirkung von Scherkräften Abbildung 3.14: Prinzip der Kontrolle des Abstandes von SNOM-Spitze und Probe durch Detektion von Scherkräften. Dx f f0 fD Frequenz fläche angeregt und der Abstand zwischen Spitze und Probe wird durch Regelung auf konstanten Kraftgradienten kontrolliert [Gru 92]. Im Unterschied zum AFMKantilever wird die SNOM-Spitze zu Oszillationen parallel zur Oberfläche angeregt. Die Horizontalschwingung ist bei einer Spitze, die ja das Ende einer langen, im Raum befestigten Glasfaser darstellt, zunächst die einzig freie Schwingungsmöglichkeit. Außerdem bleibt dabei der Spitze-Probe-Abstand konstant, was bei SNOM von Vorteil ist, denn die starke Abstandsabhängigkeit des Nahfeldes würde sonst zu einer Modulation des Messsignals mit der Anregungsfrequenz führen. Der Einfluss der Probenoberfläche auf diese sog. Dither -Schwingung wird auf die Wirkung von Scherkräften zurückgeführt. Die Dynamik kann als eine erzwungene Schwingung beschrieben werden, bei der die Gegenwart der Probenoberfläche zwei zusätzliche Kraftbeiträge hervorruft, eine zur Auslenkung x proportionale elastische Rückstellkraft FE = k · x und eine aus der viskosen Reibung resultierende Kraft FV = M γ ẋ. Damit nimmt die Bewegungsgleichung der mit der Kraft FD angeregten Schwingung folgende Form an [Kar 00]: M ẍ + M (γ + γ0 )ẋ + (K + k)x = FD . (3.42) Dabei bezeichnet M die effektive Masse der Feder“(hier: der Glasfaserspitze und ” der zur Anregung und Detektion damit verbundenen Bauteile). K ist die Federkonstante und γ0 die Dämpfungskonstante, beides weit entfernt von der Oberfläche. Die Wirkung der zusätzlichen Kräfte ruft eine Dämpfung der Amplitude x und eine Verschiebung der Resonanzfrequenz f (gegenüber x0 und f0 fern von der Oberfläche) hervor: x = x0 γ γ0 1 , +1 f = f0 s k + 1. K (3.43) Die Feedbackelektronik der Abstandskontrolle hält nun die Signalamplitude x(fD ) bei einer Frequenz fD nahe f0 konstant, denn dort tritt bei Frequenzverschiebung 44 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie die stärkste Signaländerung ∆x auf (siehe Abb. 3.14). Hohe Empfindlichkeit erreicht man mit Kantilevern hoher Güte Q, kleiner Federkonstanten K und geringer Dämpfung γ0 . So wird beim Rastern der SNOM-Spitze ein konstanter Abstand zur Probe eingehalten, gleichzeitig kann berührungsfrei ein Profil des Oberfläche (Topographiebild) erstellt werden. Die Oszillation der Spitze wird bei SNOM entweder durch einfache Piezoelemente [Bru 97] oder durch eine Quartz-Stimmgabel [Kar 95] angeregt bzw. detektiert. Die Ursache der Scherkräfte ist noch nicht völlig geklärt, vermutlich handelt es sich um Reibung an Adsorbaten und Feuchtigkeit auf der Oberfläche [Pae 96, Bru 99]. Erstaunlicherweise funktioniert die Scherkraftdetektion auch im Vakuum. Zur Erklärung wurde hier die Wirkung einer nichtlinearen Biegekraft vorgeschlagen, die aus dem kurzzeitigen mechanischen Kontakt der Spitze mit der Probe (Knocking) resultiert [Gre 96] und auch bei tiefen Temperaturen beobachtet wird [Bru 99]. Im Hochvakuum lassen sich die Scherkräfte aber auch auf die Anwesenheit von Adsorbaten zurückführen [Kar 00]. Bei neueren Konzepten zur Abstandskontrolle wird die Spitze von der Glasfaser abgetrennt. Sie kann dann auch in z-Richtung oszillieren, ohne dass der Lichtweg unterbrochen wird (bei guter Justage). Die Stimmgabel übernimmt die Rolle des Kantilevers bei diesem mit einem AFM vergleichbaren Aufbau, der sich durch hohe Stabilität, Empfindlichkeit und Ortsauflösung auszeichnet [LuH 03]. Es sollte noch erwähnt werden, dass es auch optische Methoden der Abstandskontrolle gibt, die z.B. mit einem Interferometer aus dem Abstand der Interferenzmaxima von Newtonringen den Abstand von Sonde und Probe ableiten [Sil 96]. Dies setzt eine sehr glatte Oberfläche voraus. 3.4.3 Nahfeldsonden Bei SNOM nimmt man in einem zweiten Kanal zusätzlich zum Signal der Abstandskontrolle die Intensität des detektierten Nahfeldes auf. Zur Anregung oder zum Aufsammeln räumlich hochfrequenter Komponenten des Strahlungsfeldes U (x, y, z) (Gl. 3.40) wird eine Nahfeldsonde verwendet, entweder eine Apertursonde oder eine aperturlose Sonde. Die Apertursonde ist eine kleine Öffnung in einem Metallfilm (Al, Ag), dessen Dicke größer als die Eindringtiefe des verwendeten Lichtes ist (typ. 5 − 10 nm). Der Durchmesser der Öffnung kann unterhalb von 100 nm liegen. Meist wird die Apertursonde von der metallummantelten Spitze einer Glasfaser gebildet [Bet 91]. Die Glasfaser hat dabei die Funktion, infolge der Nahfeldwechselwirkung entstehende propagierende Moden zum Detektor zu leiten oder das Licht der Laserquelle zur Apertur zu bringen. Metallummantelte Glasfaserspitzen können eine hohe Ortsauflösung liefern, die von der endlichen Eindringtiefe des Lichtes in die Metallschicht begrenzt wird und daher bis zu 30 nm erreichen kann [Nov 95]. Ein großer Nachteil ist aber die geringe Effizienz, mit der sie Licht transmittieren: Von der eingekoppelten Intensität des Lichtes (hier: mit einer Wellenlänge von ca. 600 nm) verlässt 45 3 Magnetooptische Mikroskopie bei gezogenen Spitzen nur eine Anteil von 10−4 -10−6 die Spitze durch die Apertur [Hal 95], bei geätzten Spitzen sind es 10−3 [Zei 96]. Den Grund für die geringe Transmission zeigt eine Modenanalyse der Spitze [Oht 02, Yat 03]: Bei einer Glasfaser ist die Fundamentalmode im Zentrum der Faser lokalisiert, die Fundamentalmode der metallummantelten Glasfaserspitze ist aber ein Oberflächenplasmon. Nur dieses gelangt bis zur Apertur am extremen Ende der Spitze, weil es seinen Cutoff erst bei einem Faserdurchmesser von 30 nm erreicht. Die zentrale Mode dagegen ist in der Spitze die nächst höhere Mode. Sie hat ihren Cutoff -Durchmesser schon bei 450 nm erreicht (bei Licht mit einer Wellenlänge von 830 nm), gelangt also nicht bis zur Apertur. Bei Verwendung einer Single-Mode-Glasfaser wird nur ein verschwindend geringer Anteil der eingekoppelten Lichtintensität von der metallummantelten Spitze transmittiert, weil dazu Licht aus der Fundamentalmode der Faser in das Oberflächenplasmon übertreten muss. Als Alternative wurden in verschiedenen SNOM-Arbeiten unbedampfte Glasfaserspitzen verwendet. Bei diesen tritt die beschriebene Einschränkung der Transmission so nicht auf, jedoch gelangt auch hier nur wenig Intensität ins Nahfeld der Glasfaserspitze, viel Licht tritt schon vorher aus der Faser aus und erzeugt ein Hintergrundsignal. Bozhevolnyi und Vohnsen haben die Intensitätsverteilung auf der Oberfläche einer mit einer unbedampften Glasfaserspitze beleuchteten Probe für Licht einer Wellenlänge von 633 nm, einen Spitzendurchmesser von 20 nm und verschiedene Öffnungswinkel berechnet. Sie finden an zentraler Position am Spitzenende evaneszente Feldkomponenten, deren Intensität zwar von der Spitzenform bestimmt ist, aber immer zu einem Peak mit einer Halbwertbreite von 150 nm führt (Abb. 3.15). Dies entspricht dem halben Wert der Lichtwellenlänge im hier untersuchten Material (n=2). Qualitativ entspricht die unbedampfte Spitze danach der Kombination einer Sub-λ-Apertur und einer großen Fernfeldöffnung [Boz 97]. Diese Sub-λ-Apertur von unbedampften Glasfaserspitzen wird meist damit begründet, dass die Fundamentalmode der Glasfaser ab einem Faserdurchmesser unterhalb der halben Wellenlänge nicht mehr geleitet werden kann und dann hinausgedrängt wird. Wenn die Spitze im Internal Reflection-Modus sowohl zur Beleuchtung also auch zum Aufsammeln von Licht verwendet wird, lassen sich Auflösungen von λ/2 bis λ/3 realisieren, die letzlich das Beugungslimit der Fernfeldoptik widerspiegeln [San 97, Ati 98]. Müller und Lienau begründen das Auftreten eines Lichtspots mit dem Durchmesser λ/3 mit Totalreflexion in der unbedampften Glasfaserspitze [Mul 00]. Berichte von wesentlich höheren Ortsauflösungen mit unbedampften Glasfaserspitzen erwiesen sich im Nachhinein als topographieinduzierte Artefakte [San 97]. Eine weitere Alternative bieten aperturlose Sonden. Dabei wird eine Metallspitze als Streusonde ins Nahfeld der Probe gebracht, die von Ferne beleuchtet wird. Das elektro-magnetische Feld, das mit der Probenoberfläche wechselwirkt, kann durch die Anregung von Oberflächenplasmonen in der Spitze verstärkt werden. Dann sammelt man das Streufeld dieser Nahfeldwechselwirkung von Streusonde und Probe auf [Spe 92]. Es ist jedoch sehr klein im Vergleich zum Hintergrund des an Spitze und Probe reflektierten Lichtes. Durch Modulation des Probe-Spitze-Abstandes 46 Feld-Intensität (a.u.) Feld-Intensität (a.u.) 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie (a) Abstand (nm) (b) Abstand (nm) Abbildung 3.15: (a) Verteilung des von unbedampften Glasfaserspitzen emittierten Feldes auf der Probenoberfläche für unterschiedliche Öffnungswinkel (90◦ (gestrichelt), 66◦ (gepunktet), 53◦ (durchgezogene Linie)). (b) Ausschnitt aus (a). Nach [Boz 97]. kann man dem Nahfeldsignal eine Frequenz aufprägen und es mit Lock-In Technik herausfiltern. Dabei hat sich gezeigt, dass eine Detektion auf höheren Harmonischen der Anregungsfrequenz vorteilhaft ist, denn durch die Abstandsmodulation erhalten auch die an Probe und Spitze reflektierten Anteile des Hintergrundsignals eine relative Phasenverschiebung und die Intensität der interferierenden Wellen ist ebenfalls mit der Anregungsfrequenz moduliert. Nur das Nahfeld hat wegen seiner exponentiellen Abstandsabhängigkeit auch Anteile höherer Frequenz. Die Detektion höherer Harmonischer setzt allerdings eine sehr empfindliche Intensitätsmessung voraus, die mit interferometrischen Methoden realisiert werden kann [Hil 02]. Mit aperturlosen Sonden wurde in der Vergangenheit eine laterale Auflösung von bis zu 1 nm erreicht. [Zen 95]. 3.4.4 Magnetooptisches SNOM Die erste Demonstration von magnetooptischem Kontrast in einem SNOM stammt von Betzig et al. [Bet 92]. Dabei wurde der linear polarisierte Strahl eines Ar+ -Lasers in eine Glasfaser eingekoppelt, deren Ende zu einer Spitze geformt und bis auf eine kleine Apertur metallbedampft war. Die Faraday-Rotation des von einer magnetischen Probe im Nahfeld der Spitze transmittierten Lichtes wurde im Fernfeld mit Hilfe eines Polarisators analysiert, der für optimalen Domänenkontrast in beinahe gekreuzter Stellung betrieben wurde. Mit diesem Aufbau gelang es, magnetische Domänen in Co/Pt-Vielfachschichten abzubilden, die auf ein Glassubstrat präpariert wurden. Die Autoren geben die Ortsauflösung mit 30 − 50 nm an, was angesichts 47 3 Magnetooptische Mikroskopie Glasfaser L P D A P L PEM PEM BS Spiegel D L P l/2 A D (a) (b) AgPar tik AFM el (c) Abbildung 3.16: SNOM-Aufbauen zur Messung des magnetooptischen KerrEffekts (a) Apertur-SNOM, (b) Plasmon-Kerr-SNOM und (c) aperturloses MCDSNOM. L: Laser, P: Polarisator, A: Analysator, BS: Strahlteiler, D: Detektor. des sehr einfachen Aufbaus, den sie verwendeten, auch gut zehn Jahre später noch als spektakulär bezeichnet werden darf. Angaben zum Signal-zu-Rausch-Verhältnis werden nicht gemacht, magnetische Bits, deren Abstand mit 120 nm angegeben wird, sind aber in den Abbildungen noch unterscheidbar. Diese erste Arbeit zog eine Reihe von Entwicklungen magnetooptischer SNOM nach sich, von denen die meisten in Transmission betrieben wurden (z.T. mit aperturlosen Sonden). Sie messen den Faraday-Effekt [Lac 97, Egg 97, Mit 98, Ber 98, Wio 99, Dic 03], bzw. den magnetischen Zirkulardichroismus [Kot 97, Ber 99]. Bei der letzteren Kontrastmethode werden im Vergleich zu den magnetooptischen Methoden alle Manipulationen an der Lichtpolarisation im einfallenden Lichtstrahl gemacht und die Faserspitze dient ausschließlich der lokalen Messung der Gesamtintensität. Eine besondere Variante ist die Messung der transmittierten Intensität mit einer lichtempfindlichen STM-Spitze aus Galliumarsenid (GaAs) [Pri 95]. Für Messungen des Kerr-Effektes wurden in der Vergangenheit Reflexions-SNOMAufbauten realisiert, bei denen drei verschiedene Typen von Nahfeldsonden zum Einsatz kommen (Abb. 3.16): (a) die Apertur einer bedampften Glasfaserspitze [Dur 97, Fum 98], (b) ein Nano-Metallpartikel [Sil 94], und (c) eine zu einem Kantilever gebogene Wolframspitze [Aig 99]. Die Apertur-Kerr-SNOM Aufbauten (Abb. 3.16 a) haben gemeinsam, dass eine angespitzte und mit Metall bedampfte Glasfaser zur lokalen Beleuchtung der Probe mit linear polarisiertem, sichtbarem Laserlicht (λ=635 nm [Dur 98], λ=488/512 nm [Fum 99]) verwendet wird. Das reflektierte Licht wird mit einem sphärischen Spiegel eingesammelt und hinter der Probe auf einen Photodetektor fokussiert, wobei eine Polarisationsanalyse vorgenommen wird. Durch Einbau eines photoelastischen Modulators (PEM) kann dabei die magnetooptische Empfindlichkeit erhöht werden, zudem ist eine quantitative Bestimmung des Rotationswinkels möglich [Fum 98]. 48 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie 1mm (a) 1mm (b) 1mm (c) Abbildung 3.17: Magnetische Domänen in Co/Pt-Vielfachschichten, (a) aufgenommen mit Kerr-SNOM (man beachte die Kontrastumkehr nach Drehung des Analysators im oberen Teil des Bildes) [Fum 98], (b) mit dem Plasmon-Kerr-SNOM [Sil 94], (c) mit aperturlosem SNOM zur Messung des magnetischen Zirkulardichroismus [Aig 99]. Die instrumentelle Herausforderung besteht darin, eine Geometrie zu finden, bei der das vom Spiegel auf den Detektor fokussierte Licht möglichst wenig abgeschattet wird. Die Messungen wurden an Testproben mit senkrechter Anisotropie durchgeführt: CoPt-Vielfachschichten mit etwa 0,25◦ Kerr-Rotation 7 [Dur 97, Fum 98]. Die Domänenmuster waren thermomagnetisch (wie bei einer magnetooptischen Diskette) geschriebene Bits. Deren Abbildung gelang mit einem Signal-zu-Rausch Verhältnis von lediglich 1:1 [Dur 97] bzw. 4:1 [Fum 98] und mit einer Ortsauflösung von 50 nm bzw. 200 nm (Abb. 3.17(a). Höhere Empfindlichkeiten werden durch Doppelbrechung nicht magnetischen Ursprungs verhindert, die aus mechanischen Verspannungen der Glasfaser bzw. der Probe resultiert. Zudem wurde beobachtet, dass sich das Auslöschungsverhältnis beim Rastern einer metallumgebenen Apertur über eine leitende Oberfläche verändert [Egg 01]. Es stellte sich auch heraus, dass der zur Messung magnetooptischer Effekte nötige Polarisationskontrast durch die topographische Struktur der Oberfläche beeinflusst sein kann [Dur 98]. Das erste Rasternahfeldmikroskop zur Messung des Kerr-Effektes basierte auf der Verwendung eines Metallpartikels als Streusonde [Sil 94]: Das im Durchmesser 40 nm große Silberkügelchen wird optisch bei der Resonanzfrequenz von Oberflächenplasmonen angeregt und strahlt dann wie ein oszillierender Dipol ab (Abb. 3.16(b)). Bei der Plasmonresonanz ist der Streuquerschnitt stark erhöht, so dass eine Unterscheidung des von der Nahfeldsonde gestreuten Lichtes vom Streulicht der Probenoberfläche möglich ist. Zudem ist der Polarisationszustand des ins Fernfeld abgestrahlten Lichtes wohl definiert. Das Silberkügelchen ist auf der flachen Seite eines halbkugelförmigen Glaskörpers angebracht und wird mit einem Laserstrahl 7 Mit Kerr-Rotation ist hier die Hälfte der Differenz der Kerr-Drehungen entgegengesetzt magnetisierter Bereiche der Probe gemeint. 49 3 Magnetooptische Mikroskopie beleuchtet, der an der Innenfläche des Glaskörpers totalreflektiert wird. Wenn das Metallpartikel im Nahfeld einer magnetischen Probe zur Oszillation angeregt wird, finden sich im abgestrahlten Licht Polarisationsänderungen, die hier wieder mit einem PEM analysiert werden [Sil 96]. Damit war es möglich, 0, 5 µm große Domänen in Co/Pt-Vielfachschichten abzubilden. Der Film hatte eine senkrechte Anisotropie und wies eine Kerr-Rotation von 0,15◦ auf. Die laterale Auflösung betrug 200 nm8 , das Signal-zu-Rausch-Verhältnis war 5:1 (Abb. 3.17(b)). Bemerkenswert ist, dass mit dem Streusonden-SNOM auch die Abbildung des Kerr-Effektes in einem PermalloyFilm möglich war, bei dem die Magnetisierung in der Ebene lag. Die gemessene Kerr-Rotation nahm bei Verringerung des Abstandes zwischen Sonde und Probe exponentiell zu, was zeigt, dass es sich um ein reines Nahfeld-Phänomen handelt [Sil 96]. Obwohl natürlich auch das Plasmon-Kerr-SNOM ein aperturloses SNOM ist, versteht man im engeren Sinne unter einem aperturlosen Kerr-SNOM ein SNOM, das auf der Streuung des lokalen elektromagnetischen Feldes durch eine Metallspitze basiert (Abb. 3.16(c)). Diese wird im Fokus eines Fernfeld-Mikroskops wie ein AFMKantilever im Tapping Mode zu Oszillationen angeregt, deren Amplitude beim Rastern konstant gehalten wird. Die Probe wird im Bereich der Spitze mit dem Licht einer Laserdiode durch ein Mikroskopobjektiv beleuchtet und das von der Spitze gestreute sowie das spekular reflektierte Licht werden mit dem Mikroskopobjektiv wieder aufgesammelt und zu einem Detektor geführt. Mit Hilfe von Lock-In-Technik wird das im Nahfeld von der Spitze gestreute und mit der Oszillationsfrequenz des Kantilevers modulierte Licht vom Fernfeld-Hintergrund getrennt. Zur Erhöhung der magnetooptischen Empfindlichkeit wird auch hier ein PEM verwendet. Domänen auf einer Co/Pt-Dreifachschicht (0,1◦ Kerr-Rotation) konnten mit einem Signal-zuRausch Verhältnis von 4:1 und einer lateralen Auflösung, die mit 200 nm angegeben wird, abgebildet werden [Aig 99]. Abb. 3.17(c)) zeigt eine Domänenwand in der Probe. Zu den aperturbasierten Kerr-SNOM gehört im weiteren Sinne auch das Instrument von Smolyaninov et al. [Smo 97]. Dabei wird mit einem Laserstrahl hoher Intensität die Oberfläche eines Nickel-Einkristalls zur Abstrahlung von Licht mit der doppelten Frequenz (SHG) angeregt, welches mit Hilfe einer (unbedampften) Glasfaserspitze aufgesammelt wird. Bei geeigneter Wahl der Polarisation des einfallenden Lichts relativ zur Kristallsymmetrie und zur Magnetisierungsrichtung gibt die Intensität der SHG einen Domänenkontrast wieder, der auf dem nichtlinearen magnetooptischen Kerr-Effekt beruht. Die bislang beste magnetooptische Empfindlichkeit erreicht mit 0,06◦ das PlasmonKerr-SNOM. Damit sollte die Abbildung des Kontrastes senkrecht magnetisierter dünner Eisenfilme möglich sein. Dieser beträgt höchstens 0,15◦ [Mul 95]. Die bis8 Die Autoren geben eine Abschätzung von 100 nm an, die auf der Halbwertsbreite der Domänenwände beruht. Zu besseren Vergleichbarkeit gebe ich hier die üblicherweise verwendete volle Breite an. 50 3.4 Magnetooptische Rasternahfeldmikroskopie herigen Apertur-Kerr-SNOM erreichen die nötige Empfindlichkeit nur sehr knapp. Beim aperturlosen SNOM würde die Empfindlichkeit (0,05◦ ) zwar ausreichen, es ist aber fraglich, ob die nur wenige hundert Nanometer breiten Streifen wirklich sichtbar wären, denn die angegebene Ortsauflösung von 200 nm konnte bislang nicht überzeugend belegt werden. 3.4.5 Magnetooptik im Nahfeld Die wenigen theoretischen Behandlungen der magnetooptischen Rasternahfeldmikroskopie, die bislang verfügbar sind [Kos 98, Sta 01, Wal 02], beschäftigen sich mit unterschiedlichen Teilaspekten, z.B. mit der in einem bestimmten Aufbau erreichbaren Auflösung oder mit dem Kontrast einer speziellen Probensorte. Im Prinzip läßt sich das Auftreten von magnetooptischem Kontrast im Nahfeld begründen, da die zugrunde liegenden elektronischen Anregungsprozesse und deren Wechselwirkung mit dem Magnetisierungsvektor über die Spin-Bahn-Wechselwirkung an einzelnen Elektronen stattfinden, die natürlich auch im Nahfeld angeregt werden können. Der Unterschied gegenüber dem Fernfeld liegt in der Polarisation des von einer Nahfeldsonde erzeugten bzw. detektierten Feldes. Diese läßt sich nur begrenzt gut vorher einstellen, das typische Auslöschungsverhältnis einer bedampften Faserspitze ist 1:20. Und schon die Betrachtung des Hertzschen Dipoles führt zu einer Abweichung der bei Einstrahlung erzeugten Elektronenbewegung von der Geometrie im Fernfeld. Weitergehende theoretische Ansätze ziehen zudem in Betracht, dass nicht nur die Probe, sondern auch die Sonde bei SNOM ein Streuzentrum darstellt. Walford et al. begründen damit die im Vergleich mit dem magnetooptischen Apertur-SNOM eher schlechte Ortsauflösung des aperturlosen magnetooptischen SNOM [Wal 02]. Diese Überlegungen ziehen jedoch nicht in Betracht, dass beim Apertur-SNOM Depolarisation auftritt, die aus Polarisationsänderung an den Rändern der metallischen Apertur resultiert. Zudem ist mit depolarisierenden Effekten zu rechnen, die aus der breiten Verteilung der Einfallswinkel resultieren, ein Problem, das auch beim Fernfeld-Kerr-Mikroskop mit großer Apertur auftritt [Man 95]. Eine theoretische Beschreibung der Kontrastentstehung beim Kerr-SNOM wird in den Arbeiten von Kosobukin vorgenommen [Kos 99]. In Anlehnung an den experimentellen Aufbau des (aperturlosen) magnetooptischen Plasmon-SNOM von Silva et al. [Sil 94] wird darin eine kleine nichtmagnetische Nahfeldquelle mit dem Durchmesser a λ betrachtet, die im Abstand Z über die Oberfläche einer magnetischen Probe geführt wird (vgl. Abb. 3.18). Das vom kombinierten System Probe plus Sonde gestreute Licht wird im Fernfeld detektiert und enthält Informationen über den Probenbereich im Nahfeld der Sonde. Dazu wird angenommen, dass das Metallpartikel ein langlebiges Oberflächenplasmon ausbildet, welches den optischen Response verstärkt. Die bei der magnetooptischen Streuung zusätzlich zum konventionellen Kerr-Effekt und zur Streuung von Licht an der Sonde auftretenden Prozesse der Nahfeld-Magnetooptik sind in Abb. 3.18 (3-5) skizziert. Die zugehörigen Korrekturen der Polarisationswinkel und Elliptizität des abgestrahlten Lichtes 51 3 Magnetooptische Mikroskopie l g uun e r St Sonde a Z z0 M D (1) (2) (3) (4) (5) Abbildung 3.18: Geometrie des aperturlosen, magnetooptischen SNOM zur Abbildung eines Domänenkontrastes. (rechts: 1-5) Magnetooptische Streuprozesse. Einfache Linien bezeichnen propagierende Wellen, doppelte Linien evaneszente Wellen, Punkte bei Streuung an der Sonde und Kreuze bei Streuung durch die Magnetisierung auftretende Kerr-Effekte (nach [Kos 99]). können in Abhängigkeit der Energie, Polarisationsrichtung des einfallenden Lichtes, der Magnetisierungsrichtung und der Nichtdiagonalelemente im Dielektrizitätstensor der Probe berechnet werden. Kosobukin analysiert den magnetooptischen SNOMKontrast, der so durch eine Domänenwand der Breite ∆ in einem senkrecht magnetisierten, atomar dünnen Film erzeugt wird: Unter der Voraussetzung, dass |Z|, z0 und ∆ a ( vgl. Abb. 3.18), sind die Zwischenzustände der Nahfeldstreuung (3-5 in Abb. 3.18) quasi elektrostatische evaneszente Moden, deren Abstrahlcharakteristik und Streuwahrscheinlichkeiten sich von dem Fall homogener Magnetisierung stark unterscheiden. Der Domänenkontrast kann abgebildet werden, und zwar mit einer Auflösung von bestenfalls ∆x = |Z| + z0 + ∆. Da |Z| > a ist, gibt der Durchmesser des als Nahfeldsonde verwendeten Metallpartikels eine untere Grenze der Auflösung an und mit Zunahme von |Z| wird die Auflösung gröber. 52 4 Experimenteller Aufbau Im Rahmen meiner Doktorarbeit habe ich ein Ultrahochvakuum-(UHV-)System aufgebaut, das der in situ Untersuchung von Domänenmustern ultradünner magnetischer Filme bei variablen Schichtdicken, Temperaturen und Magnetfeldern dient. Die Kammer ist mit Mikroskopen ausgestattet, die den magnetooptischen KerrEffekt messen, und zwar sowohl im Fernfeld als auch im Nahfeld. Insbesondere erlaubt die Verwendung eines magnetooptischen SNOM die Abbildung von Domänen mit lateralen Ausdehnungen unterhalb der Beugungsgrenze. Dazu wird erstmals ein SNOM im UHV eingesetzt. Die Kombination des SNOM mit einem modifizierten Sagnac-Interferometer erweist sich dabei als besonders vorteilhaft: Das Interferometer ermöglicht eine SNOM-adäquate und empfindliche Messung des Kerr-Effekts, und es bietet eine rein optische Methode zur Kontrolle des Abstandes von SNOMSpitze und Probe, die im UHV der herkömmlichen, mechanischen Scherkraftabstandskontrolle überlegen ist. In diesem Kapitel beschreibe ich im Detail den experimentellen Aufbau und zeige Ergebnisse von Testmessungen, die die Eignung des SNOM zur Abbildung von magnetischen Domänen in ultradünnen Filmen belegen. 4.1 Ultrahochvakuum-System Das UHV ist eine methodische Vorbedingung für die experimentelle Oberflächenphysik [Zan 88]. Es verzögert die Adsorption von Restgasmolekülen auf Substratoberflächen. Dies stellt eine Voraussetzung für epitaktisches Wachstum ultradünner metallischer Filme dar. Nach dem Filmwachstum hält das UHV die magnetischen Eigenschaften über Stunden konstant: Es ist bekannt, dass Adsorbate die Oberflächenanisotropien verändern und damit z.B. die Spinreorientierung verschieben [Pet 02]. Im Prinzip könnten die Filme nach der Präparation auch mit einer Schutzschicht versehen und außerhalb des UHV weiter untersucht werden. Die Anwesenheit einer solchen Schutzschicht würde jedoch ebenfalls in die Anisotropien des Filmes eingreifen. Das ist hier nicht erwünscht, denn diese Arbeit konzentriert sich auf den Einfluss von Temperatur und Schichtdicke auf die magnetischen Eigenschaften. Auch für den Betrieb eines Kryostaten wird ein (Hoch-)Vakuum benötigt. Die in dieser Arbeit aufgebaute UHV-Kammer für magnetooptische Mikroskopie ersetzt ein kleineres Vorgängersystem, das ausschließlich für MOKE und KerrMikroskopie ausgelegt war und zur Temperatureinstellung nur über einen LN2 -Kühl- 53 4 Experimenteller Aufbau KerrMikroskop CCD-Kamera QuestarLong Distance Mikroskop Polarisator Pol. UHV 2 3 Polarisator Laserdiode MOKE 670 nm Laserdiode 1 4 Polarisator Photodiode LEED STM Auger Proben1 transfer Polarisator SagnacInterferometer 4 Photodiode UHV-SNOM Phasenmodulator Faser schleife CW CCW E PrepKammer 3 2 Polarisations-Controller l/4 l/2 l/4 Polyimidummantelte Glasfaser Abbildung 4.1: Überblick über das UHV-System zur Abbildung magnetischer Domänen mit MOKE, Kerr-Mikroskopie und Sagnac-SNOM. (1) HeDurchflusskryostat, (2) UHV-Elektromagnet (um zwei Achsen drehbar), (3) SNOMKopf mit Dithereinheit, Röhrenpiezo und Faserspitze und (4) Probenkäfig aus Cu. finger mit integrierter Heizung verfügte [Men 97a]. Die Kammer ist mit zwei weiteren Kammern verbunden, eine dient der Präparation von Substraten und Filmen, sie ist dazu mit einer Sputterkanone, Elektronenstrahlverdampfern, Schichtdickenmesser, Probenheizung und einem LN2 -Kühlfinger für die Filmpräparation bei niedrigen Temperaturen (80 K) ausgestattet. Zur Charakterisierung von Substratoberflächen und Filmen gibt es dort zudem ein LEED 1 und ein Augerelektronen-Spektrometer. Die zweite Kammer enthält ein Rastertunnelmikroskop, das bei Zimmertemperatur betrieben wird und das Studium der Morphologie von Film und Substrat ermöglicht. Der Druck in den Kammern liegt auch bei der Filmpräparation unterhalb von 1 × 10−10 hPa. Nach der Präparation und Charakterisierung werden die Proben für in situ Untersuchungen in die Magnetooptik-Kammer transferiert (Abb. 4.1). Sie werden dort in einem aus Cu gefertigten Probenkäfig abgelegt, der direkt an den Wärmetauscher eines LHe-Durchflusskryostaten (KONTI-Kryostat von CryoVac) geschraubt ist. Für den thermischen Kontakt wird der Probenhalter (ebenfalls aus Cu) mit einem Federblech an die Wand des Käfigs gedrückt. Ein Durchgangsloch mit 5 mm Durchmesser in der Wand des Käfigs gibt den Blick auf den Film frei. Der Kryostat ist mit einer Si-Diode ausgestattet, die eine präzise Temperaturkontrolle zulässt. Durch Regelung des He-Durchflusses und durch eine zusätzliche Heizung kann die Temperatur der Probe zwischen 20 K und 450 K stufenlos eingestellt werden. 1 Low Energy Electron Diffraction (LEED) 54 LHe-Ein 4.1 Ultrahochvakuum-System s ga b A 1 He LHeDurchflussKryostat 4 3 2 Drehdurchführung Linearhub Blick in die Kammer z Teflonführung Lineartische Edelstahl-Stützrohr x Strahlungsschild y Wärmetauscher SNOM-Transfer 1 KerrMikroskop 3 4 2 Glasfaser Fenster Pumpen Linearhub Drehdurchführung Dämpfer Drehdurchführung für den Magneten Dämpfer 10cm Abbildung 4.2: Skizze der UHV-Kammer zum Betrieb eines magnetooptischen SNOM für in situ Messungen, ausgestattet mit LHe-Durchflusskryostat und Elektromagneten. Das Foto erlaubt einen Blick in die Kammer. (1-4) Vgl. Abb. 4.1. 55 4 Experimenteller Aufbau Die Kammer ist mit drei magnetooptischen Messmethoden ausgestattet, die sich hinsichtlich ihrer Ortsausflösung und Empfindlichkeit unterscheiden: 1.) Mit polarem und longitudinalem MOKE, die ortsintegrierend Auskunft über das Magnetisierungsverhalten der Probe geben (typischer Durchmesser des Laserspots: 1 mm). 2.) Mit einem Fernfeld-Kerr-Mikroskop, das die Aufnahme eines Überblicksbildes der Domänenstruktur mit einer Ortsauflösung von 3 µm ermöglicht. Und 3.) mit einem SNOM, dessen Ortsauflösung eine Größenordnung höher ist, so dass man in die Kerr-Mikroskopiebilder hineinzoomen“und die Domänenstruktur im Detail ” studieren kann. Das Umschalten zwischen den Methoden erfordert keinen weiteren Probentransfer, für die Kerr-Mikroskopie muss der Kryostat mit dem Probenhalter lediglich um 180◦ gedreht werden. Die Proben können so bei konstanter Temperatur nacheinander mit allen drei Methoden untersucht werden. Zur exakten Positionierung der Probe wird der Kryostat in der x, y-Ebene mit Mikrometerschrauben und in z-Richtung mit einem Linearhub verschoben. Eine differentiell gepumpte Drehdurchführung läßt die Drehung des Kryostaten um seine Achse zu (Abb. 4.2). Für MOKE und Kerr-Mikroskopie befinden sich alle optischen Bauteile außerhalb der Kammer und das Licht wird durch UHV-Fenster zugeführt bzw. aufgesammelt. Für das SNOM wird nur eine Glasfaser in die Kammer geführt, alle weiteren optischen Komponenten befinden sich auf einem optischen Tisch neben der Kammer. Für Messungen des Magnetisierungsverhaltens der Proben können äußere Magnetfelder bis zu 1500 Oe 2 angelegt werden, und zwar in der Filmebene genauso wie senkrecht zum Film. Dazu ist in der UHV-Kammer ein Elektromagnet installiert, der um zwei Achsen gedreht werden kann und beinahe jede Messposition erreicht (Abb 4.2). Der Probenkäfig kann zwischen die Polschuhe des Magneten gefahren werden. Für MOKE-Messungen in polarer Geometrie wird das Licht dann durch ein konisches Loch geführt, das in einem der beiden Polschuhe angebracht ist. Ähnlich wie ein STM muss auch ein SNOM gegen Vibrationsanregungen geschützt werden. Spitze und Probe sind zwar um ein bis zwei Größenordnungen weiter voneinander entfernt als beim STM, wegen der starken Abstandsabhängigkeit der Intensität ist beim SNOM aber ein Übersprechen von Vibrationen auf das optische Messsignal zu erwarten. Zudem bergen Schwingungen das Risiko eines Tip-Crashes. Die beiden wichtigsten Quellen für Schwingungsanregungen sind Gebäudeschwingungen (wenige Hz) und akustisch angeregte Luftschwingungen (einige hundert Hz). Durch Hintereinanderschalten von schwingungsfähigen Systemen mit stark unterschiedlichen Eigenfrequenzen kann eine Übertragung auf das System Spitze-Probe unterdrückt werden [Kuk 89]. Die Magnetooptik-Kammer lagert daher auf pneumatischen Dämpfern von Newport, deren Eigenfrequenz niedrig, bei 2 Hz, liegt (Abb. 4.2). Der zweite Dämpfungsschritt mit hoher Eigenfrequenz wird beim STM normalerweise durch einen starren Aufbau erreicht. Beim UHV-SNOM sollen Spitze und Probe aber unabhängig voneinander transferiert werden können. Dies ist nur in einem weniger kompakten Aufbau möglich. Als Kompromiss wurden die schwin2 1Oersted(Oe)=80 A/m. 56 4.2 Präparation von Substraten und Filmen gungsfähigen Bauteile kurz gehalten, denn die Verkürzung der Länge l eines Pendels q erhöht die Eigenfrequenz f ∝ g/l: Der SNOM-Kopf wird vom langen Transferarm auf einem Halter direkt an der Innenwand der Kammer abgesetzt und der lange Kryostat wird durch Stützrohre aus Edelstahl und eine Teflonführung tief in der Kammer stabilisiert (Abb. 4.2). Der Transfer von akustischen Anregungen auf den SNOM-Aufbau kann damit jedoch nicht vollständig unterdrückt werden. Daher müssen bei SNOM-Messungen die Klimaanlage und die mechanischen Vakuumpumpen abgeschaltet werden. Das Ultrahochvakuum (P < 2 × 10−10 hPa) in der Magnetooptik-Kammer kann über mehrere Stunden von einer Ionengetterpumpe und einer Ti-Sublimationspumpe mit LN2 -Kaltwand aufrecht erhalten werden. Das Vorvakuum zweier differentiell gepumpter Drehdurchführungen wird dann vorübergehend aus einem Hochvakuumreservoir (50 l-Bierfass) gespeist. 4.2 Präparation von Substraten und Filmen Diese Arbeit beschäftigt sich mit ultradünnen Filmen von Fe (und Ni), die durch epitaktisches Wachstum auf (100)-Oberflächen von Cu-Einkristallen präpariert werden. Die Kristalle werden von MatecK, Jülich mit einer polierten Oberfläche (Rauhtiefe < 0, 03 µm) und einer Missorientierung kleiner als 0,25◦ geliefert. Nach Transport und Lagerung an Luft muss die Politur aufgefrischt werden. Dazu wird der Kristall zunächst unter Verwendung von Al2 O3 -Pulver mechanisch poliert, wobei die Körnung des Pulvers bei jedem Schritt weiter abnimmt (erst 3 µm, dann 1 µm und am Ende 0, 3 µm). Daran schließt sich eine Elektropolitur an, die in einer Lösung von 40 ml H3 PO4 (70%), 9 ml H2 O und 5 ml H2 SO3 bei einer Spannung von +1, 85 V durchgeführt wird [Wei 96]. Dieses Vorgehen erzeugt extrem glatte Oberflächen mit einigen wenigen Ätzlöchern, die beim Elektropolieren an Dislokationen der Kristalloberfläche entstehen. Nach dem Transfer in die UHV-Kammer werden die Kristalle zur Reinigung in drei bis fünf Zyklen mit Ar+ -Ionen beschossen (Sputtering) und durch Aufheizen ausgeheilt (Annealing), bis scharfe LEED-Muster beobachtet werden und die Terrassen im STM breit und frei von Verunreinigungen sind [Rit 96]. Mit Sputter-Anneal-Zyklen werden auch aufgedampfte Filme wieder entfernt. Die Fe-Filme werden durch Elektronenstrahlverdampfung auf die (100)-Oberfläche aufgebracht. Dazu wird ein Eisenstab mit 99,999%-iger Reinheit verwendet. Die Dampfrate beträgt typischerweise 1Å/min. Sie wird mit einer Genauigkeit von 20% mit einem Schwingquartz gemessen, vor dem Aufdampfen stabilisiert und nach dem Aufdampfen erneut gemessen. Die Dampfrate während des Aufdampfens wird aus beiden Messwerten extrapoliert. Der Druck in der Kammer steigt beim Verdampfen nicht über 1 × 10−10 hPa an. Die Epitaxie der Filme kann nach dem Aufwachsen mit LEED kontrolliert werden, die Morphologie mit STM. 57 4 Experimenteller Aufbau 4.3 MOKE-Aufbau Der MOKE-Aufbau setzt das in Abb. 3.5 skizzierte Konzept um. Er hat zwei Teile, die aus optischen Komponenten des Mikrobank -Systems von Linos zusammengesetzt sind. Der eine Teil (Polarisatorbank) dient zur Erzeugung von linear polarisiertem Licht, der andere (Analysatorbank) zur Analyse des Kerr-Effektes im reflektierten Licht. Beide Teile sind direkt vor CF35-UHV-Fenster geschraubt, die unter einem Winkel von ±30◦ relativ zur Senkrechten an der Außenwand der Kammer angebracht sind (vgl. Abb. 4.1). Dazu wurden Adapter entworfen und gebaut, die das Mikrobank system aufnehmen können und eine Justage der lateralen Position und der Winkel vor dem Fenster ermöglichen. Als Lichtquelle wird eine Laserdiode mit der Wellenlänge λ = 635 nm und einer Ausgangsleistung von 12 mW verwendet, deren Intensität modulierbar ist. Die Polarisatorbank nimmt zudem einen Dünnschichtpolarisator und eine Irisblende auf. Auf der Analysatorbank dient zunächst ein λ/4Plättchen zur Kompensation von Elliptizitäten, die bei Kerr-Effekt und auch bei der Transmission durch die UHV-Fenster auftreten. Ein weiterer Dünnschichtpolarisator wird in nahezu gekreuzter Stellung zur Polarisation des eingestrahlten Lichts als Analysator verwendet. Eine Linse fokussiert das transmittierte Licht schließlich auf eine Photodiode. Dabei dient ein Interferenzfilter zur Unterdrückung von Streulicht. Die Intensität des Lasers wird mit einer Frequenz von etwa 1 kHz moduliert und das Signal der Photodiode wird phasensensitiv mit einem Lock-In-Verstärker (EGG Instruments 5210 ) bei dieser Frequenz gemessen. Zur Aufnahme von Magnetisierungskurven wird das Ausgangssignal des Lock-In-Verstärkers mit einem LabView Programm am PC gegen den Strom im Elektromagneten aufgetragen. Das Magnetfeld ist proportional zu diesem Strom - die Eichung wird mit einer Hallsonde vorgenommen. Das auf das niedriger liegende Sättigungsniveau normierte MOKESignal ist in guter Näherung proportional zur Magnetisierung der Probe (vgl. Kapitel 3.2.1). Für Polar-MOKE Messungen wird das äußere Magnetfeld senkrecht zur Ebene angelegt, die Probe wird entweder direkt in das Gap des Elektromagneten geschoben und durch das in das Joch eingelassene Loch beleuchtet, oder der Magnet steht neben der Probe an einer definierten Position. 4.4 Kerr-Mikroskop Das Kerr-Mikroskop steht außerhalb des UHV mit auf dem Gestell, das die Kammer hält und auf den Vibrationsdämpfern aufliegt (siehe Abb. 4.2). Durch ein CF35UHV-Fenster wird das Licht eingestrahlt und aufgesammelt. Die Messposition liegt direkt hinter dem Fenster, so dass das magnetische Domänenmuster mit einem LongDistance-Mikroskop mit 10 cm Arbeitsabstand abgebildet werden kann. Da unter diesen Bedingungen keine hohe numerische Apertur zu erwarten ist, entspricht der Aufbau dem in Abb. 3.10 links gezeigten und auf magnetischen Kontrast optimierten Konzept. 58 4.4 Kerr-Mikroskop CCD-Kamera l ge ie Sp de en Bl n he tc ät or Pl at 4- is l/ lar m) Po 46n r 5 e r ( filt te s fil ion en x nt efle Ka er m är W justierbarer Spiegel LongDistance Mikroskop UHV-Fenster HgDampfLampe Probentransfer H UHVKammer Probe Präparationskammer Abbildung 4.3: Der Strahlengang des UHV-Kerr-Mikroskops. Abb. 4.3 zeigt den Strahlengang des hier verwendeten Aufbaus: Als Lichtquelle wird eine Hg-Dampflampe mit einer Lichtstärke von 220000 cd/cm2 verwendet (OSRAM HBO 100W/2 ). Das Licht wird mit einem Dünnschichtpolarisator linear polarisiert und mit Hilfe einer Linse auf die Probenoberfläche fokussiert. Ein Wärmereflexionsfilter verhindert dabei das Aufheizen der optischen Komponenten und der Probe. Mit einem Kantenfilter (546 nm) wird das Spektrum des eingestrahlten Lichtes eingeschränkt. Dies erhöht den magnetooptischen Kontrast gegenüber einer Nutzung des gesamten Spektrums, weil der Kerr-Effekt von der Wellenlänge abhängig ist (vgl. Abb. 3.4). Genauso wie beim MOKE-Aufbau wird zur Kompensation von Elliptizitäten ein λ/4-Plättchen verwendet. Der einfallende Strahl tritt zudem durch eine Blende und wird mit einem kleinen justierbaren Spiegel (Fläche: (10 × 10) mm2 ) auf die Probe gelenkt. Der Spiegel steht direkt vor dem Mikroskopobjektiv, versperrt dieses wegen der relativ geringen Ausmaße aber nur geringfügig. Man erreicht so einen Einfallswinkel von etwa 7◦ . Das reflektierte Licht wird mit dem Long-Distance-Mikroskop (Questar QM 100 ) aufgesammelt. Vor der Objektivlinse ist ein Polarisator montiert, der als Analysator verwendet wird. Das Bild wird auf den Chip einer CCD-Kamera (512 × 512 Pixel) fokussiert, die mit einem Bildverarbeitungssystem (Hamamatsu Argus 20 ) verbunden ist. Dieses erlaubt die Digitalisierung der Bilder mit einer Sampling-Tiefe von 16 Bit und die Integration über bis zu 256 Frames. Außerdem kann während der Bildaufnahme ein Hintergrundsbild abgezogen werden. Das Auflösungsvermögen des Kerr-Mikroskops ist durch die numerische Apertur bestimmt. Sie beträgt hier 59 4 Experimenteller Aufbau sin θ = 0, 185. An Luft und im Vakuum (n = 1) ergibt das Rayleigh-Kriterium (Gl. 3.36) damit eine laterale Auflösung von 1, 8 µm. Tatsächlich erreichen wir etwa 3 µm. Die Abweichung ist auf die Gegenwart des Fensters und des Spiegels vor dem Mikroskopobjektiv zurückzuführen. Das hier verwendete UHV-Kerr-Mikroskop ermöglicht die in situ Abbildung magnetischer Domänen in ultradünnen Filmen in Anwesenheit äußerer magnetischer Felder. Das wurde in vorangegangenen Arbeiten gezeigt [Men 97a, Bau 00]. Dabei erwies sich die Verwendung des Hintergrundabzuges als unabdingbar, denn von Defekten der Kristalloberfläche hervorgerufene Intensitätseffekte sind größer als der magnetooptische Kontrast. Zur Abbildung des Ummagnetisierungsprozesses mit Hintergrundsabzug wird der Film zunächst im äußeren Magnetfeld in einen eindomänigen Zustand (Sättigung) überführt. Dann wird das Feld umgekehrt und der nukleierende Domänenzustand durch leichtes Zurückfahren der Feldstärke eingefro’ ren‘. Bei Abzug des Hintergrundsbildes wird er sichtbar. Unter Berücksichtigung der Intensitätsfluktuationen der Lichtquelle und des endlichen Auslöschungsverhältnisses des Polarisators kann man mit Gl. 3.35 den mindestens erreichbaren Kontrast auf 200 µrad abschätzen [Bau 00]. Die Anwendbarkeit eines UHV-Kerr-Mikroskops zur Abbildung von magnetischen Domänen in ultradünnen Filmen ist in der Vergangenheit auch von anderen Gruppen demonstriert worden. Bei einem mit unserem Aufbau vergleichbaren Gerät wurde dabei eine Auflösung von 10 µm erreicht [Gie 96], höhere Ortsauflösungen (1 µm) gelangen nur bei Verwendung eines mehr auf laterale Auflösung hin optimierten Aufbaus (vgl. Abb. 3.10 rechts) [Pet 03] bzw. mit einer Rastermethode [Vat 97]. 4.5 Sagnac-SNOM Die Idee, ein SNOM zur Messung des Kerr-Effektes mit einem Sagnac-Interferometer zu kombinieren, geht auf eine Publikation von Kapitulnik et al. zurück, die schon vor der Realisierung des ersten Kerr-SNOM erschienen war [Kap 94]. Die Autoren erwarteten, daß die Detektion des Kerr-Effektes mit SNOM Schwierigkeiten bereiten würde, wenn man sie wie beim Kerr-Mikroskop mit gekreuzten Polarisatoren vornähme: Sie rechneten mit einer Reihe von Effekten, die die Polarisation ändern, aber nicht mit der Magnetisierung der Probe zusammenhängen, z.B. Doppelbrechung, Vielfachreflexionen, Auswirkungen von Aperturform, Einstrahlrichtung und Leitfähigkeiten von Spitze und Probe. Es wurden daher für die Realisierung eines magnetooptischen SNOM in Reflexion vorbeugend zwei Maßnahmen vorgeschlagen: 1.) Die Verwendung des Shared Aperture-Modus3 , bei dem die Spitze sowohl zur Beleuchtung der Probe als auch zum Aufsammeln des reflektierten Lichts dient. Dadurch würden Richtungsabhängigkeiten reduziert, mit bedampften Glasfaserspitzen ist allerdings gleichzeitig mit einem immensen Intensitätsverlust (≈ 10−6 ) zu rech3 Alternativ werden auch die Begriffe Internal Reflection Mode und Illumination-Collection Mode verwendet. 60 4.5 Sagnac-SNOM Öl HF (a) Öl HF Öl HF (b) Öl HF 100mm (c) Abbildung 4.4: Ätzmethode für Glasfaserspitzen in HF mit einer Öl-Schutzschicht (Protection Layer -Methode) nach [Tur 84]; (a) Ätzaufbau, (b) selbstorganisierter Prozess der Spitzenformung und (c) Glasfaserspitze (aufgenommen mit einem Rasterelektronenmikroskop). nen. Als zweite Maßnahme wurde die Verwendung eines Sagnac-Interferometers zur Messung der Kerr-Rotation angeregt, denn dieses ist ausschließlich für die nichtreziproke Wechselwirkung des Nahfeldes mit der Probenmagnetisierung empfindlich, nicht aber für reziproke Effekte wie die Fernfeld-Reflexion des Lichtes innerhalb der Faser und Doppelbrechung an Probendefekten. Ein magnetooptisches Reflexions-SNOM, das diese beiden Maßnahmen umsetzt, wurde erstmalig (an Luft) im Rahmen meiner Diplomarbeit entwickelt, im Unterschied zu dem Konzept von Kapitulnik et al. werden jedoch unbedampfte Glasfaserspitzen verwendet. Die Intensitätsverluste sind dann wesentlich geringer. In dieser Doktorarbeit wurde das Sagnac-SNOM ins UHV eingebracht. 61 4 Experimenteller Aufbau 4.5.1 UHV-SNOM-Aufbau Beim UHV-SNOM-Aufbau wird Licht mit einer Wellenlänge von 670 nm mit einer Glasfaser ins Nahfeld gebracht und dort wieder aufgesammelt. Wir verwenden hier eine mit Polyimid (Kapton) beschichtete Single-Mode Glasfaser mit einem Core-Durchmesser von 3, 7 µm, einer Cutoff -Wellenlänge von 580 nm und einem Cladding-Durchmesser von 125 µm, die Ausheiztemperaturen bis zu 150◦ C verträgt. In das Ende der Faser wird eine Spitze geätzt. Dazu wird zunächst die PolyimidUmmantelung (Coating) auf einer Länge von 5 cm entfernt 4 . Anschließend wird mit 40%iger Flusssäure (HF) in einem selbstorganisierten Prozess (Protection-LayerMethod, Abb. 4.4) eine Spitze in die bloße Faser geätzt [Tur 84]. Das dauert etwa 80 min. Gute Spitzen zeichnen sich durch einen konstanten Konuswinkel von 23◦ ±2◦ aus und weisen bei Einkopplung von Laserlicht in die Faser ein charakteristisches kreisförmiges Strahlprofil auf. 5 In den hier geschilderten Experimenten wurden die Spitzen nicht mit einer Metallschicht bedampft, um ausreichend Intensität zu haben, Polarisationseffekte der Apertur zu vermeiden und nicht zuletzt auch, um den Prozess der Spitzenpräparation für erste UHV-SNOM-Experimente nicht unnötig kompliziert zu gestalten. Es gibt eine Kontroverse über die Frage, ob mit unbedampften Spitzen im Shared-Aperture-Modus überhaupt das Beugungslimit unterschritten werden kann. Solche Spitzen verlieren ihre Leitfähigkeit für die Fundamentalmode, sobald ihr Durchmesser die Lichtwellenlänge unterschreitet. Sie werden dann durch eine Kombination von Fernfeld- und Nahfeldspitze modelliert (vgl. Abb. 3.15). Bei topographisch strukturierten Proben erzeugen sie eine scheinbar sehr hohe Ortsauflösung, die aber nicht aus einem Nahfeldkontrast, sondern aus der Abstandsabhängigkeit der Lichteinkopplung im Fernfeld resultiert [San 97]. Bei topographisch flachen Proben wie der sauberen Oberfläche eines Einkristalls sind solche topographisch induzierten Effekte lediglich bei Defekten zu erwarten. Fernfeldkomponenten können hier zwar auch zum Kontrast beitragen, jedoch sollten diese die Strukturen verbreitern statt verkleinern. Die Unterschreitung des Beugungslimits wurde mit unbedampften Spitzen in unserem Luft-Sagnac-SNOM-Aufbau zuvor bereits realisiert. Bei nichtmagnetischen Proben wird damit im Shared-Aperture-Mode ebenfalls eine Auflösung von λ/(2, 6) erreicht [Ati 98]. Über die Glasfaser hinaus werden in die UHV-Kammer keine weiteren optischen Bauteile eingebracht. Die Faser wird durch ein Loch in einem CF16-Flansch geführt, das mit UHV-Klebstoff (Torrseal ) abgedichtet ist. Sie ist mit dem SNOM-Kopf 4 Polyimid ist chemisch weitgehend inert. Es wird daher zur Ummantelung von elektrischen und optischen Leitungen verwendet, die unter Extrembedingungen verwendet werden. Man setzt es gerne im UHV ein, weil es nur sehr wenig ausgast. Die Lösung des Polyimid-Coatings gelang erst mit einstündigem Eintauchen in siedende 30%ige Natronlauge (NaOH). 5 Die alternative und weit verbreitete Tube Etching Methode [Sto 99] liefert im Allgemeinen noch besser reproduzierbare Ergebnisse, kann hier aber nicht verwendet werden, weil die HF-inerte Polyimidschicht nicht gleichmäßig dicht auf der Faseroberfläche aufliegt. Die Flusssäure steigt daher durch einen Kapillareffekt ungleichmäßig stark an der Faser auf und der Ätzprozess verläuft asymmetrisch. 62 Rasterpiezo Glasfaser Aluminiumblock Ditherpiezo Udither Umic Spitze Metallkanüle Mikrofonspannung (a.u.) 4.5 Sagnac-SNOM Glasfaserspitze ungedämpft gedämpft 54 56 58 60 62 64 66 Anregungsfrequenz (kHz) Probe (b) (a) Abbildung 4.5: (a) Aufbau des UHV-SNOM-Kopfes zur ScherkraftAbstandskontrolle und zum Rastern der Probe im Ultrahochvakuum. (b) Resonanzspektren: Der Vergleich der Spektren mit gedämpfter und ungedämpfter Oszillation der Glasfaserspitze zeigt den Resonanzpeak der Spitze. verbunden, der in die Kammer hineintransferiert werden kann und die Spitze über die Probe führt. Der SNOM-Kopf (Abb. 4.5(a)) besteht aus zwei Teilen, (a) einem Röhrenpiezo zum Rastern der Spitze in der x, y-Ebene und zur z-Auslenkung und (b) einer darauf montierten sog. Dithereinheit, die der Detektion von Scherkräften bei der Abstandskontolle dient (vgl. Kap. 3.4.2)[Bru 97]. Daran ist eine Metallkanüle festgeschraubt, die die Glasfaser hält. Die Dithereinheit besteht aus einem Al-Block, auf den an zwei gegenüberliegenden Seiten Piezoplättchen angebracht sind. Eines der Plättchen regt den Al-Block und damit auch die Glasfaser zu Schwingungen an, während der zweite (als Mikrofon) die Schwingungen des Blocks detektiert; bei den Resonanzfrequenzen der Einzelbauteile sind diese Signale besonders stark. Die Höhe des Resonanzpeaks der Glasfaserspitze wird mit einem Lock-In-Verstärker (Stanford Research SR 810 ) gemessen. Sie zeigt die Dämpfung durch Scherkräfte an und ist daher ein Maß für den Abstand von Spitze und Probe. Die Resonanzfrequenz der Glasfaserspitze ist die Eigenfrequenz ν eines Biegebalkens der Länge L mit dem Radius R, dem Elastizitätsmodul E und der Dichte ρ. Für sie gilt [Cre 98]: R ν = 0, 28 2 l s E . ρ (4.1) Die Resonanzfrequenz kann also über die Länge des aus der starren Metallkanüle herausstehenden Faserendes eingestellt werden, bei l = 1, 3 mm z.B. beträgt sie 63 4 Experimenteller Aufbau Spitze Linearhub Rasterpiezo Ditherpiezo Transfergreifer UHVKammer Abbildung 4.6: UHV-SNOM-Kopf mit Greifer zum Transfer in die Garage, wo z.B. ein Spitzenwechsel vorgenommen werden kann. bei der hier verwendeten Glasfaser6 etwa 60 kHz. Die genaue Frequenz kann durch einen Vergleich der Schwingungsspektren mit und ohne Dämpfung der Spitze gefunden werden 7 (Abb. 4.5(b)). Sie verschiebt sich beim Ausheizen des SNOM-Kopfes nur geringfügig. Das Abkühlen der Probe hat anders als bei SNOM-Aufbauten, bei denen der SNOM-Kopf im Kryostaten mit gekühlt wird [Ang 03], keinen Einfluß auf die Resonanzfrequenz. Bei den Domänenabbildungen von ultradünnen magnetischen Filmen wird eine optische Methode zur Abstandskontrolle verwendet. Die Scherkraftdetektion läuft dabei aber immer mit und zieht die Spitze zurück, wenn die optische Methode an stark absorbierenden Stellen der Probe versagt. Der SNOM-Kopf wird mit einer Halterung direkt an der Wand der UHV-Kammer befestigt. Diese Halterung ermöglicht die elektrische Ankopplung und die mechanische Stabilisierung des Kopfes. Zum Spitzenwechsel wird der SNOM-Kopf aus der Halterung gelöst und in eine Garage gefahren, die mit einem Plattenventil von der übrigen UHV-Kammer getrennt und dann belüftet werden kann. Zum Transfer wurde eigens ein Greifer (Abb. 4.6) entwickelt, der an einer ca. 40 cm langen Stange befestigt ist. Die Stange wird mit einem Linearhub vor- bzw. zurückgeführt, dazu ist die Garage mit einem Faltenbalg ausgestattet. Zur mechanischen Entkopplung wird die Stange mit dem fest darauf geschraubten Greifer nach dem Ablegen des SNOM-Kopfes auf der Halterung wieder in die Garage zurückgezogen (Abb.4.2). Zur Grob-Annäherung von Spitze und Probe wird im vorliegenden Aufbau der Kryostat mit der Probe bewegt. Bislang verläuft der Vorgang der Annäherung manuell: Die Grobschritte werden durch sehr vorsichtiges Drehen der Mikrometerschrau6 7 E = 76 × 109 N/m2 , ρ = 2, 2 × 103 kg/m3 , R = 62, 5µm. Zur Dämpfung wird an Luft im Mikroskop die Kante eines Metallblechs seitlich an die Spitze herangefahren. 64 4.5 Sagnac-SNOM be eingestellt, die Kontrolle erfolgt anfangs mit einem Lichtmikroskop, mit dem die Licht streuende Spitze und ihr Spiegelbild auf der Kristalloberfläche beobachtet werden können. Wenn diese nicht mehr klar voneinander getrennt werden können, wird nach jedem Grobschritt eine Feinannäherung mit Abstandskontrolle durchgeführt. Nur wenn dabei kein Kontakt mit der Spitze auftritt, erfolgt der nächste manuelle Grobschritt. 4.5.2 Sagnac-Interferometer Vorbild für den Aufbau des Sagnac-Interferometers (vgl. Abb. 4.7) ist das von Steven Spielman am Ginzton Lab der Stanford University entwickelte Instrument, das ebenfalls zur Messung von magnetooptischen Effekten gedacht war [Spi 92]. Genauso wie dort wird hier eine Laserdiode mit 670 nm Wellenlänge als Lichtquelle verwendet. Maximalen Kerr-Effekt würde man nach Abb. 3.4 bei Fe zwar im Infraroten erwarten, sichtbares Licht erleichtert aber die recht aufwändige Justage. Eine Laserdiode wird anderen Laserquellen vorgezogen, weil sie eine kurze Kohärenzlänge hat. So wird das Auftreten konkurrierender Interferometer unterdrückt, die z.B. durch Reflexionen an den Objektiven der Glasfaserkoppler entstehen könnten. Wir verwenden hier eine Diode von Toshiba mit einer Ausgangsleistung von 5 mW. Sie ist peltiergekühlt, um Modensprünge zu vermeiden. Der Lichtstrahl passiert zunächst einen Faraday-Isolator und wird in eine polarisationserhaltende Single-Mode-Glasfaser eingekoppelt. Eine Strahlformungsoptik am anderen Ende der Faser emittiert dann einen Strahl mit einer Leistung von 1, 8 mW, mit rundem Profil und 1 mm Durchmesser. Kommerziell erhältliche Sagnac-Interferometer, z.B. faseroptische Gyroskope, die als Rotationssensoren verwendet werden, basieren meist auf einem Aufbau mit integrierter Optik. Wir entschieden uns dagegen für einen Aufbau aus BulkKomponenten auf einem optischen Tisch, weil dies zunächst mehr Freiheiten beim Experimentieren lässt. Der 50:50-Strahlteiler (BS) und der polarisationsabhängige Strahlteiler (pol. BS) sind bulk-optische Komponenten. Beide können zur Justage um eine Achse senkrecht zur optischen Ebene gedreht und leicht gegen diese Ebene gekippt werden. Genauso wie Spielman verwenden wir eine 20 m lange Glasfaserschleife, um die relative Verzögerung der beiden gegenläufigen Teilstrahlen zu erreichen. Zur Einkopplung in die Faser werden Faserkoppler von Newport verwendet, bei denen sowohl das Mikroskopobjektiv (40X) als auch die Glasfaser mit Hilfe von Feingewindeschrauben sehr empfindlich in x-, y- und z-Richtung verschoben werden können. Die Koppler lassen zudem eine Verkippung der Glasfaser im Fokus des Objektivs zu. Dadurch kann die Einkopplung zusätzlich optimiert werden 8 . Das Drehen der Faserschleife um ihre Achse erzeugt aufgrund des Sagnac-Effektes ein ω-Signal (vgl. Abb. 3.7), an dem sich die Justage des Interferometers kontrollieren lässt. Ein Vorteil der langen Verzögerungsstrecke ist, dass die Frequenz ν der 8 Diese Faserkoppler erwiesen sich als sehr langzeitstabil. Eine einmal optimierte Justage war auch nach mehreren Wochen noch unverändert. 65 4 Experimenteller Aufbau Sagnac Interferometer Laser- Faradaydiode Isolator FC BS FC Pol. BS CW 670 nm Photo Diode Bandpass Lock-In Pol.erh. Faser 5 MHz FC E Pol. BS I2w E Phasenmodulator Iw A/D FC A/D SingleModeFaser DSP-Karte ISA A/D D/A CCW PolarisationsController x y z HochspannungsVerstärker Rasterpiezo » 30 kHz Lock-In Spitze SNOM Ditherpiezo Probe UHV Abbildung 4.7: Optischer Aufbau des UHV-Sagnac-SNOM und elektronische Ansteuerung für Abstandskontrolle und Datenaufnahme. FC: Faserkoppler, Pol: Polarisator, BS: Strahlteiler. 66 4.5 Sagnac-SNOM Phasenmodulation klein bleibt. Für die optimale Einstellung gilt nach Kap. 3.2.2: ν= 1 c = . 2τ 2nL (4.2) Das ergibt für eine Verzögerungsstrecke L = 20 m und einen Brechungsindex von 1,48 eine Modulationsfrequenz ν ≈ 5 MHz. Ein ac-Signal mit dieser Frequenz wird von einen Frequenzgenerator (HP 33120A) erzeugt und an den elektrooptischen Modulator im Strahlengang (PM 4001 von New Focus) gegeben. Die Amplitude bestimmt die Modulationstiefe. Ein TTL-Signal gleicher Frequenz dient als Referenz am Lock-In-Verstärker. Zur Verwandlung des in die Glasfaserspitze eingespeisten Lichtes in rechts- bzw. links-zirkular polarisiertes Licht (LCP bzw. RCP) wird ein Polarisations-Controller verwendet. Dieser erzeugt durch kontrollierte Verkippung einer kleinen Faserschlaufe eine Verspannung, die kontrolliert eine Doppelbrechung hervorruft. Der Polarisations-Controller aus drei solchen Faserschlaufen wirkt dabei wie eine Kombination von einem λ/4-, einem λ/2- und einem weiteren λ/4Plättchen. Zur Detektion der Sagnac-Interferenz wird eine Photodiode mit einem Verstärker (Strom-Spannungswandler mit anschließendem Hochpassfilter) verwendet, der zur Vermeidung von Masseschleifen von Batterien gespeist wird. Diode und Verstärker sind gegen elektromagnetische Einstreuungen in einer Aluminiumbox verborgen. Das Ausgangssignal wird hinsichtlich der Amplituden von ω und 2ω-Signal analysiert. Das 2ω-Signal ist ein Maß für die Intensität des Lichts, das nach der Wechselwirkung mit der Probe von der Spitze wieder aufgesammelt wird. Es wird mit einem in der Elektronikwerkstatt entworfenen Bandpassfilter (10 MHz) ausgewertet. Das ω-Signal trägt die magnetooptische Information, es wird mit einem Lock-In-Verstärker (Stanford Research SR 844 ) gemessen, der auf der Modulationsfrequenz arbeitet. 4.5.3 Elektronische Ansteuerung Die elektronische Ansteuerung des UHV-Sagnac-SNOM ist in Abb. 4.7 skizziert. Das Kernstück bildet hier eine Digital Signal Processing (DSP-)Karte, die über den ISABus eines Personalcomputers angesteuert wird und über vier 16-Bit Analog-DigitalWandler und vier Digital-Analog-Wandler verfügt. Über diese Wandler liest die Karte drei verschiedene Messsignale ein: 1.) Das ω-Signal des Sagnac-Interferometers vom Ausgang des Lock-In-Verstärkers SR 844, 2.) das 2ω-Signal, das von einem 10 MHz-Bandpass-Filter erzeugt wird und 3.) das Signal der Scherkraftabstandskontrolle, das am Ausgang des Lock-In-Verstärkers SR 810 abgegriffen wird. Das Scherkraftsignal ist die Amplitude des Mikrofonpiezos, die bei der Annäherung der Spitze an die Probe sinkt. Von den Ausgängen der DSP-Karte aus werden über einen Hochspannungsverstärker die Segmente des x, y, z-Rasterpiezos angesprochen. Die DSP-Karte dient einerseits der Übertragung von Messwerten (z.B. ω-Signal) an den 67 4 Experimenteller Aufbau PC, 9 andererseits läuft darauf ein Regelkreis-Algorithmus (Feedback -Routine), der aus dem 2ω-Signal als Regelwert (alternativ aus dem Scherkraftsignal) die z-PiezoSpannung (Stellwert) berechnet. Die Feedback -Routine ist in der Programmiersprache C implementiert und wird mit einer Frequenz von 50 kHz wiederholt. Sie simuliert im Wesentlichen einen Proportional-Integral (PI-)Regler, wie er in einer analogen Feedback-Elektronik [Tie 89] zum Einsatz kommt. Das Flussdiagramm Abb. 4.8 zeigt die Feedback-Routine für die optische Abstandskontrolle10 : Sofern das Steuerprogramm auf dem PC nicht den Aufruf des Command Managers verlangt, z.B. um die Bildaufnahme zu unterbrechen, läuft die Regelschleife ab. Auch bei der optischen Abstandskontrolle wird zunächst das Signal der Scherkraftdetektion eingelesen. Stellt diese aufgrund zu dichter Annäherung der Spitze an die Probe eine Überschreitung des Sollwertes soll scher fest, so wird der Sollwert der optischen Abstandskontrolle soll opt auf einen Minimalwert gestellt, was dann zum Zurückfahren des z-Piezos führt. Der tatsächliche Regelkreis beginnt mit dem Einlesen des 2ω-Signals vom Sagnac-Interferometer. Die Differenz d zum Sollwert wird mit einem Faktor cRC , der einer Zeitkonstante entspricht, und einem Faktor cgain cRC verstärkt, vom Speicherwert p abgezogen und ergibt i, den Stellwert der z-Piezospannung (i > 0 fährt den Piezo vor, i < 0 zieht ihn zurück). Gespeichert wird in p nur der integrale Anteil, der proportionale Teil wird daher vorher wieder abgezogen. 4.6 Performance-Tests Der Aufbau des UHV-Sagnac-SNOM war von einer Vielzahl offener Fragen begleitet, die zunächst noch Zweifel daran ließen, ob die Methode zur Abbildung von Domänen in ultradünnen Filmen überhaupt geeignet wäre: (1.) Es war unklar, ob der Aufbau so stabil sein würde, dass die Scherkraftabstandskontrolle ohneTip Crashes und ohne allzu große Intensitätsvariationen funktioniert. (2.) Es war außerdem fraglich, ob mit den unbedampften Glasfaserspitzen Strukturen unterhalb des Beugungslimits vernünftig abgebildet werden könnten und (3.) es war nicht sicher, ob sich die magnetooptische Empfindlichkeit, die im Luft-Sagnac-SNOM realisiert worden war, auch im UHV erreichen ließe und ob sie zur Abbildung von magnetischen Domänen in ultradünnen Filmen ausreichen würde. Das Instrument wurde daher zunächst einigen Performance-Tests unterzogen, die ich im Folgenden zusammenfasse. 9 Der Datenaustausch wird über einen Dualport abgewickelt, auf den sowohl die Karte als auch der Rechner zugreifen können. 10 Genau genommen wurden im Rahmen dieser Arbeit zwei verschiedene Versionen der FeedbackRoutine verwendet, eine für die Scherkraftabstandskontrolle, die andere für die optische Abstandskontrolle. 68 4.6 Performance-Tests Start Aufruf Command Manager gewünscht ? Nein A/D-Wandler 1 auslesen xscher ScherkraftAbstandskontrolle Ja |xscher| > sollscher Ja sollopt := min Nein Command Manager sollopt := sollopt, alt Übertragung von Daten an Dualportpuffer A/D-Wandler 2 auslesen xopt Wartezeit vorbei ? Sagnac Interferometer (2w-Signal) Ja Bewegung des Rasterpiezos Nein d := xopt - sollopt p := p - cRC*d - cgain*d (PI-Regler) i := p p := p + cgain*d Ausgabe von i an den D/A Wandler 0 z-PiezoSpannung Ende Abbildung 4.8: Flussdiagramm der Feedback -Routine zur optischen Abstandskontrolle, die einen PI-Regler simuliert und zur Sicherheit auch das Scherkraftsignal mit aufnimmt. 69 4 Experimenteller Aufbau 4.6.1 Scherkraft-Abstandskontrolle im UHV Es war anfangs beabsichtigt worden, ausschließlich mit der Scherkraftabstandskontrolle zu arbeiten. Die optische Methode unter Verwendung des 2ω-Signals der Sagnac-Interferenz ist erst während der Messungen an ultradünnen Filmen entwickelt worden, und auch dabei läuft die Scherkraftabstandskontrolle zur Sicherheit mit (vgl. Abb. 4.8). Daher beziehen sich die Performancetests zunächst hierauf. Zur Kontrolle der Scherkraftdetektion werden während des Experiments stets die Mikrofonspannung (Ausgangssignal des Lock-In) und die z-Piezospannung auf einem Oszilloskop angezeigt. Dabei zeigt sich, dass Spitze und Probe leicht zueinander in Schwingungen geraten, deren Frequenzen typischerweise im unteren Bereich ((20 − 100) Hz) liegen und deren Amplituden häufig kurze Berührungen von Spitze und Probe hervorrufen. Wählt man den Sollwert der Mikrofonspannung (soll scher in Abb. 4.8) und die Zeitkonstante der Feedback-Routine niedrig (d.h. cRC hoch), dann lassen sich solche Berührungen offenbar knapp vermeiden. Dieses Verhalten unterscheidet sich deutlich von der mit SNOM-Aufbauten an Luft gemachten Erfahrung, dass sich die Mikrofonspannung leicht zwischen den Signalniveaus von Berührung und Nichtberührung stabilisieren läßt. Wir schließen daraus, dass bei Abwesenheit von Adsorbaten auf der Probe die Dämpfung der Ditherschwingung hauptsächlich durch leichte Stöße der Spitze gegen die Probe zustande kommt. Typische Amplituden, mit denen die z-Piezospannung die Schwingungen der Mikrosfonspannung ausregelt, betragen ±0, 5 V. Das entspricht bei dem hier verwendeten Röhrenpiezo einer Auslenkung von ±10 nm [Cre 98]. Da dies deutlich unterhalb der Lichtwellenlänge liegt, sollte zwar die Beobachtung von Nahfeldeffekten möglich sein, es ist aber wegen der starken Abstandsabhängigkeit der Nahfeldintensität mit einem Übersprechen der Abstandskontrolle auf den optischen Kanal zu rechnen. Zum Test der Abstandskontrolle wurde im UHV eine Kalibrierprobe untersucht: Ein Liniengitter, das mit einer Periodizität von 3 µm und einer Tiefe von 100 nm in die SiO2 -Schicht auf einem Si-Wafer geätzt ist, wobei die Vertiefungen etwas breiter sind als die Erhebungen (TGZ2 von NT-MDT, Moskau) (Abb. 4.9(a)). Das mit Scherkraftabstandskontrolle aufgenommene Topographiebild (Abb. 4.9(c)) zeigt deutlich die Vertiefungen (dunkel) und die Erhebungen (hell). Aus der Kontur entlang der Linie A (Abb. 4.9(e)) liest man eine Rauschamplitude < 5 nm ab. 4.6.2 Optischer Kontrast unbedampfter Glasfaserspitzen Die Testprobe TGZ2 wurde auch zur Charakterisierung des optischen Kontrastes mit unbedampften Glasfaserspitzen verwendet. Dazu diente ein einfacher SNOMAufbau (Abb. 4.9(b)): Linear polarisiertes Licht wird in die Glasfaser eingekoppelt und das im Shared-Aperture-Modus aufgesammelte Licht wird mit einer Photodiode detektiert. Zur Vermeidung von Streulichtbeiträgen wird die Intensität der Laserdiode (λ=670 nm) mit einer Frequenz von etwa 50 kHz moduliert und mit Lock-InTechnik das Photodiodensignal auf dieser Frequenz gemessen. 70 4.6 Performance-Tests Laserdiode Pol. BS Pol. 50kHz 3mm Photo Diode Lock-In (a) (b) A B (c) (d) Höhe (nm) 80 60 Intensität (a.u.) 100 A 40 20 0 0 (e) 1 2 3 4 5 Abstand (mm) 6 7 FC 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 0 (f) Probe Spitze UHVKammer DSP-Karte B 1 2 3 4 5 Abstand (mm) 6 7 Abbildung 4.9: (a) Testgitter mit 100 nm tiefen Gräben in der SiO2 -Schicht eines Si-Wafers (aufgenommen mit einem Rasterelektronenmikroskop), (b) SNOMAufbau, (c,d) Topographie und optisches Signal des Testgitters, (e,f) Rasterlinien entlang A und B. 71 4 Experimenteller Aufbau Abstandssensor D Sub-l Apertur ef ek t Topographie a) Optisches Signal Topographie b) Graben Optisches Signal Abbildung 4.10: Ursache für die Verschiebung der Position des Defektes zwischen den Topographie und optischem Signal ist die unterschiedliche Lokalisierung von Abstandssensor und Sub-λ-Apertur an der Spitze: (a) Zunächst wird der optische Kontrast bemerkt und dann (b) ein paar Rasterlinien später der topographische. Das optische Bild, das gleichzeitig mit der Topographie (Abb. 4.9(c)) aufgenommen wurde, ist in Abb. 4.9(d) gezeigt, die Kontur entlang der Line B ist in Abb. 4.9(f) abgebildet. Drei Eigenschaften dieses Bildes fallen ins Auge: (1.) Es gibt einen starken Kontrast von abwechselnd hellen und dunklen Streifen, die genau an den Stellen der Erhebungen bzw. der Vertiefungen der Topographie liegen. (2.) Eine sehr helle Stelle, die offenbar von einem Defekt in der Topographie herrührt, ist gegenüber der Position des Defektes im Topographiebild nach oben verschoben. (3.) Zusätzlich sind auf den dunklen und (etwas schwächer) auf den hellen Streifen schmale Linien mit leicht erhöhter Intensität zu erkennen. Diese Effekte kommen vermutlich durch drei unterschiedliche Eigenschaften der unbedampften SNOM-Spitze zustande, (1.) durch ihre Sub-λ-Apertur, (2.) durch ihre Funktion als Topographiesensor und (3.) möglicherweise durch den Hintergrund an Licht, das schon vor Erreichen der Sub-λ-Apertur aus der Spitze austritt. Verschiebungen erklären sich damit, dass diese Funktionen an unterschiedlichen Orten auf der Spitze lokalisiert sind - eine Folge eines asymmetrischen Ätzprozesses. In der Beleuchtung durch die Sub-λ-Apertur erscheinen die Erhebungen der Probenoberfläche hell und die Vertiefungen dunkel. Der Grund dafür ist wahrscheinlich der Unterschied der Reflektivitäten von Erhebungen (SiO2 ) und Vertiefungen, wo die SiO2 -Schicht beim Ätzen entfernt wurde. Die stark leuchtende Stelle ist ein Nahfeldartefakt, das typischerweise bei SNOM mit unbedampften Spitzen auftritt (Abb. 72 4.6 Performance-Tests 4.10): Der Abstandssensor und die Sub-λ-Apertur sind so gegeneinander verschoben, dass zuerst die Apertur über den Defekt fährt, der eine Erhebung darstellt. Die Spitze wird aber nicht zurückgezogen, da der Topographiesensor den Effekt noch nicht bemerkt hat. Also steigt die reflektierte Intensität lokal an. Der Topographiesensor erkennt den Defekt erst ein paar Rasterlinien später und zieht die Spitze zurück. Das ist im optischen Bild nicht zu sehen, weil die Apertur nun ja wieder über der Vertiefung steht, die keinen Kontrast liefert. Die schmalen, etwa in der Mitte sowohl der hellen als auch der dunklen Streifen lokalisierten Linien erhöhter Intensität (Halbwertsbreite (300 − 400) nm) sind möglicherweise ein Interferenzeffekt, der durch die Beugung von Lichtwellen, die schon vor Erreichen der Sub-λ-Apertur aus der Spitze austreten, an den Kanten des Gitters entsteht. Mit entgegengesetzter Ausbreitungsrichtung senkrecht zu den Kanten aus der Spitze austretende Wellen finden bei einer Position der Spitze in der Mitte des Grabens eine symmetrische Situation vor: Die an den Kanten entstehenden Elementarwellen interferieren in der Mitte des Grabens konstruktiv - dort wo sich die Spitze befindet. Nur in dieser Position wird eine erhöhte Intensität registriert, nicht aber, wenn die Spitze die Mitte des Grabens verlässt. Der gleiche Effekte könnte auf den Erhebungen auftreten, denn diese bestehen aus SiO2 , sind also transparent. 4.6.3 Magnetooptischer Kontrast Um die magnetooptische Empfindlichkeit des Sagnac-SNOM im UHV zu testen, wurden die magnetischen Bits einer Magnetooptischen Diskette (MOD) abgebildet. Diese Probe eignet sich besonders gut zur Charakterisierung von magnetischen Rastersondenverfahren, da sie pronouncierte topographische und magnetische Strukturen aufweist, die völlig unabhängig voneinander und lateral getrennt sind. Insbesondere kann so das Übersprechen der Topographie auf die magnetischen Abbildungen untersucht werden. Die hier verwendete Probe stammt aus der Entwicklungsabteilung von Philips in Eindhoven und wurde zuvor schon an der Universität Basel zur Eichung von Magnetischen Kraftmikroskopen (MFM) verwendet [Mey 92]. Es handelt sich um eine TbFeCo-Legierung, also um eine für die magnetooptische Datenspeicherung besonders geeignete Mischung von Übergangsmetallen und Seltenen Erden mit senkrechter leichter Magnetisierungsrichtung (vgl. Kap. 2.2). Die Probe wurde aus dem Produktionsprozess entnommen und mit einer nur 70 nm dicken Schutzschicht versehen. Die Kerr-Rotation für rotes Licht beträgt etwa 0,4◦ . Das Oberflächenprofil besteht aus 1 µm breiten Spuren (Lands), die durch 0, 6 µm breite und 100 nm tiefe Gräben (Grooves) voneinander getrennt sind [Man 95]. Die magnetischen Bits sind etwa 1 µm breit und 3 µm lang und wurden mit konstanter Frequenz thermisch in die Spuren geschrieben (Abb. 4.11(a)). In diesen Bits steht die Magnetisierung entgegengesetzt zur Magnetisierung der Umgebung. Zunächst wurde versucht, die magnetischen Bits mit einem Depolarisations-SNOMAufbau (wie Abb. 4.9(b), aber mit Verwendung eines zweiten Polarisators vor der Photodiode [Ade 99]) abzubilden, der ja gleichzeitig das einfachste Kerr-SNOM im 73 4 Experimenteller Aufbau e G d ov o r n a L 0, 6m m 1m m t Bi (c) Kerr-SNOM Signal (a) A A 0 (b) 1 2 3 4 Abstand (mm) 5 (d) Abbildung 4.11: (a) Magnetische Bits einer magnetooptischen Diskette (MOD), sichtbar gemacht mit einem Kerr-Mikroskop [Joh 89] (c,d) 7 × 7µm2 Rasterbilder Topographie und des optischen Signals der magnetooptischen Diskette aufgenommen mit konventionellem Kerr-SNOM (Depolarisations-SNOM) im UHV. (b) Eine Konturlinie entlang Linie A zeigt, dass die magnetischen Bits sich hinter den starken Intensitätskontrasten verbergen. 74 4.6 Performance-Tests Shared-Aperture-Modus darstellt (vgl. Abb. 3.11). Abb. 4.11(b,d) zeigen jedoch, dass die Abbildung der magnetischen Bits nahezu unmöglich ist, weil starke, nichtmagnetische Polarisationsänderungen an den Konturen der Topographie und an Defekten auftreten (siehe auch die Konturlinie in Abb. 4.11(d)). Die starken Kontraste an den Gräben kommen wie bei der Kalibrierprobe durch eine Überlagerung der Kontraste von Sub-λ-Apertur und der Topographiesonde zustande. Im nächsten Schritt wurde die Probe mit dem UHV-Sagnac-SNOM untersucht. Abb. 4.12(a,b) zeigt Topographie und optisches Signal eines (15 × 15) µm2 großen Überblicksbildes, und Abb. 4.12(c,d) sind (7 × 7) µm2 große Ausschnitte, die an der gleichen Position der Probe aufgenommen wurden. Spuren und Gräben sind im Topographiebild klar zu erkennen, was erneut zeigt, dass die Scherkraft-Abstandskontrolle im Ultrahochvakuum funktioniert. Die geriffelte Struktur resultiert aus den Vibrationen des Systems Spitze-Probe, die akustisch angeregt sind. Aus der Konturlinie der Topographie (Abb. 4.12(e)) entnimmt man, dass die rms-Rauschschwelle unterhalb von 10 nm liegt. Die Verzerrung der Bilder ist auf Piezo-Creep zurückzuführen, also auf den Drift, der aus der endlichen Antwortzeit der Piezoauslenkung auf eine Spannungsänderung resultiert. Die einzelnen Bits sind in den optischen Abbildungen klar unterscheidbar. Sogar die Krümmung des Randes kann man erkennen. Aus der Konturlinie entlang einer Spur (Abb. 4.12(f)) lassen sich die laterale Auflösung und die magnetooptische Empfindlichkeit der Methode bestimmen: Die Breite der Kanten beträgt ungefähr 300 nm, damit liegt die laterale Auflösung unterhalb der halben Wellenlänge, die die theoretische Auflösungsgrenze der Fernfeld-Mikroskopie darstellt. Das Signalzu-Rausch Verhältnis beträgt etwa 10. Das Rauschen resultiert dabei aus mechanischen Schwingungen des Aufbaus, die sich auf den optischen Kanal übertragen, weil die Intensität des reflektierten Lichtes exponentiell vom Abstand abhängt. Der Signalunterschied zwischen entgegengesetzt magnetisierten Bits ist zweimal die KerrRotation des Materials, also 0,8◦ . Die magnetooptische Empfindlichkeit kann damit aus dem Signal-zu-Rausch Verhältnis auf 1, 3 mrad abgeschätzt werden. Das sollte zur Abbildung von magnetischen Domänen in ultradünnen Filmen von Fe/Cu(100) ab einer Schichtdicke von 2 ML bereits ausreichen [Mul 95]. Auch bei der MOD ist ein Übersprechen der Topographie auf den optischen Kanal zu erkennen. Der Vergleich von simultan aufgenommenen Signalen entlang der Linien A und B zeigt die Ursachen (Abb. 4.12(e)): Die Konturlinie A fällt an den Gräben zunächst kontinuierlich flach ab und steigt dann sehr steil wieder an. Die Spitze taucht beim Rastern also offenbar erst allmählich in den Graben ein, um dann schlagartig zurückzufahren. Dies ist in Konturlinie B zuerst mit einem Signalanstieg verbunden, auf den zwei Minima folgen, das erste stimmt mit dem Minimum in Linie A überein, das zweite ist gegenüber dem Graben nach rechts verschoben. Dieses Verhalten kann man wiederum damit erklären, dass die verschiedenen Funktionen der Spitze an unterschiedlichen Positionen wirksam sind: Die Apertur der Spitze registriert die topographische Struktur der Probe offenbar später als der Topographiesensor. Daher steigt die Intensität beim Eintauchen der Spitze in den Graben 75 4 Experimenteller Aufbau (b) (a) C B A (c) B 100 A 0 0.0 (e) 0.4 0.8 1.2 1.6 Abstand (mm) (mm) Abstand Optisches Signal (a.u.) Optisches Signal (a.u.) Höhe (nm) (d) 2.0 C 0 2 4 6 Abstand (mm) (mm) Abstand 8 (f) Abbildung 4.12: (15 × 15) µm2 Abbildung einer Magnetooptischen Diskette, aufgenommen mit UHV-Sagnac-SNOM. (a) Topographie und (b) optisches Bild (ωSignal). (c,d) sind (7 × 7) µm2 große Ausschnitte daraus und (e,f) sind die mit A und B in den Bildern markierten Konturlinien. 76 Optisches Signal (a.u.) 4.6 Performance-Tests Abbildung 4.13: Lokale Magnetisierungskurven, in situ aufgenommen mit UHV-Sagnac-SNOM an (a) 15 ML Ni/Cu(100) (ScherkraftAbstandskontrolle) und (b) 3, 7 ML Fe/Cu(100) (Optische Abstandskontrolle). (a) (b) -80 -40 0 40 80 H(Oe) zunächst an. Die beiden Minima sind der optische Kontrast der Kanten des Grabens, wobei die rechte Kante erst dann bemerkt wird, wenn die Spitze schon längst wieder aus dem Graben herausgezogen wurde. Möglicherweise ist die Erhöhung des optischen Signals zwischen den beiden Kanten wieder auf den schon beim Si-Gitter beobachteten Interferenzeffekt zurückzuführen. Der Eindruck, dass die magnetischen Domänen eher durch den zweiten, weniger dunklen Streifen getrennt zu sein scheinen, als durch den ersten, stützt zumindest die These einer relativen Verschiebung von Topographiesensor und optischer Detektion. Eine noch höhere magnetooptische Empfindlichkeit lässt sich bei Verwendung der optischen Abstandskontrolle erzielen. Der Vergleich lokaler Magnetisierungskurven, die mit UHV-Sagnac-SNOM an fester Probenposition im senkrechten äußeren Magnetfeld aufgenommen wurden, zeigt dies deutlich: Abb.4.13(a) wurde mit Scherkraftabstandskontrolle an 15 ML Ni/Cu(100) aufgenommen, Abb. 4.13(b) mit optischer Abstandskontrolle an 3, 7 ML Fe/Cu(100) (bei 80 K gewachsen). Beide Kurven zeigen eine rechteckige Form, denn die Filme haben eine senkrechte leichte Magnetisierungsrichtung. Berücksichtigt man, dass der Kerr-Effekt von Fe bei der verwendeten Lichtwellenlänge etwa viermal so groß ist wie der von Ni (vgl. Abb. 3.4) und zieht man in Betracht, dass bei ultradünnen Filmen mit einer Schichtdicke unterhalb der Eindringtiefe des Lichtes der Kerr-Effekt proportional zur Schichtdicke ist [Bad 91], dann sollte man für beide Proben etwa gleiches Signal erwarten. Das kleinere Signal für Fe in Abb. 4.13(b) folgt daraus, dass bei tiefen Temperaturen 77 4 Experimenteller Aufbau gewachsene Eisenfilme in MOKE-Messungen eine sehr große Elliptizität aufweisen. Das Sagnac-Interferometer misst aber ausschließlich Kerr-Rotationen und keine Elliptizitäten. Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis ist aber mit der optischen Abstandskontrolle trotzdem eindeutig höher als mit der Scherkraftmethode. Offenbar liegt auf beiden Kurven ein linearer Untergrund. Dieser läßt sich mit dem Faraday-Effekt erklären: Das Streufeld des Magneten induziert in der Glasfaserspitze eine Faraday-Rotation ΦF = V dH, wobei V die Verdet’sche Konstante, d die Länge des durchlaufenen Mediums und H das Feld angeben. Die Länge, auf der die Glasfaser mit dem Feld in Wechselwirkung tritt, beträgt ca. 5 mm. Auf dieser Länge kann das Feld als konstant angenommen werden, da Spitze und Probe nahe am Gap des Eisenjochs aufgestellt sind. Berücksichtigt man noch, dass das Licht im Shared-Aperture-Modus den doppelten Faraday-Effekt erfährt (d=1 cm), rad eine so ergibt sich mit der Verdet’schen Konstante von Glas V = 1, 79 · 10−5 Gcm Faraday-Rotation ΦF = 720 µrad. Für 3, 7 ML Fe/Cu(100) wurde 1050 µrad Remanenz (Kerr-Effekt) nachgewiesen [Mul 95]. Da das Sagnac-Interferometer nur für die Kerr-Rotation empfindlich ist, dürfte die Remanenz der lokalen Hysterese jedoch wesentlich kleiner sein, so dass der Offset tatsächlich als Faraday-Effekt identifiziert werden kann. Neben dem höheren Signal-zu-Rausch Verhältnis der mit optischer Abstandskontrolle aufgenommenen Magnetisierungskurve fällt ein weiterer Unterschied ins Auge: In Abb. 4.13(a) ist ein zusätzlicher V-förmiger Hintergrund zu erkennen, der mit dem Betrag des äußeren Magnetfeldes ansteigt. Dies ist vermutlich ein Intensitätseffekt, der aus der Einwirkung des magnetischen Feldes auf magnetisierbare Bauteile des SNOM-Kopfes resultiert und dort eine leichte Verschiebung des Resonanzspektrums erzeugt. Dies verändert den Abstand von Spitze und Probe. Mit der optischen Abstandskontrolle erreicht man nicht nur ein höheres Signal-zu-Rauschen Verhältnis, sondern man vermeidet auch solche zusätzlichen Störeffekte. Daher wird sie bei der in situ Untersuchung ultradünner Filme mit SNOM bevorzugt. 78 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) Mit Hilfe des UHV-Sagnac-SNOM gelang im Rahmen dieser Arbeit die Abbildung der magnetischen Domänenstruktur ultradünner Eisenfilme, die bei tiefer Temperatur (80 K) auf Cu(100) gewachsen waren. Durch Variation von Schichtdicke und Probentemperatur konnten sowohl Filme mit senkrechter effektiver Anisotropie als auch Filme bei der Spinreorientierung untersucht werden. Es wurde der vorhergesagte Streifendomänenzustand abgebildet und erstmals1 in äußeren Magnetfeldern beobachtet. Dabei stellte sich heraus, dass die Ummagnetisierung durch die Transformation des Streifendomänenzustandes geschieht, die von Nukleation und Wachstum der Domänen bestimmt ist. Dies erklärt auch die Temperaturabhängigkeit der Form von Magnetisierungskurven, die mit MOKE an den Filmen aufgenommen wurden, ebenso wie Kontraständerungen im Kerr-Mikroskop. In diesem Kapitel stelle ich die Ergebnisse der Messungen an Fe/Cu(100) dar und ordne sie in den Kontext vorliegender theoretischer und experimenteller Erkenntnisse ein. Schließlich entwerfe ich ein Gesamtbild des Ummagnetisierungsprozesses am Spinreorientierungsübergang. 5.1 Dünne Eisenfilme auf Cu(100) Ultradünne Filme von Fe auf Cu(100) sind ein Prototyp für Systeme mit senkrechter magnetischer Anisotropie. Das Studium ihrer Eigenschaften ist daher nicht nur von akademischem Interesse, sondern im Hinblick auf die Entwicklung von Datenspeichermedien mit hoher Speicherdichte auch technologisch relevant. Obwohl Fe/Cu(100) schon seit vielen Jahren intensiv untersucht wird, ist bis heute ein steter Zuwachs an Erkenntnis über dieses System zu verzeichnen, der insbesondere durch Fortschritte bei den Methoden zur Oberflächenanalyse (z.B. STM) gefördert wird. Magnetismus, Kristallstruktur und Morphologie sind bei Fe/Cu(100) eng miteinander verknüpft, sie werden nicht zuletzt durch die Wachstumsbedingungen des Films bestimmt - insbesondere durch die Substrattemperatur beim Aufdampfen [Liu 88]. Im Weiteren wird daher zwischen Präparation bei Zimmertemperatur (300 K, RT1 Kürzlich gelang dies auch einer Gruppe in Berkeley mit Low Energy Electron Microscopy with Spin-polarized Electrons (SPLEEM) [Pha 03]. 79 fcc<110> bcc<111> 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 19,5° 14° (a) (b) fcc<110> bcc<112> (c) Cu Fe Abbildung 5.1: Wachstum von Fe auf Cu(100): (a) Pseudomorphe fcc(100)-Phase, (b) um 14◦ gescherte fcc(100)-Phase und (c) bcc(110)-Phase. Präparation) und Präparation im LN2 -Kühlfinger (80 K, LT-Präparation) mit anschließendem Tempern auf 300 K unterschieden. Grundsätzlich treten bei dünnen Eisenfilmen zwei strukturelle Phasen auf: αFe, das in bcc-Struktur vorliegt und die typische ferromagnetische Phase eines Eisenkristalls darstellt und γ-Fe, das fcc-Struktur hat und antiferromagnetisch ist [Pep 00]. Die Gitterkonstante von γ-Fe (3, 57 Å) weicht nur geringfügig von der des fcc-Kupferkristalls (3, 61 Å) ab, so dass γ-Fe mit nur geringer Fehlanpassung pseudomorph auf dem Cu-Substrat aufwachsen kann (Abb. 5.1(a)). Gleichzeitig ist aber α-Fe die bei Raumtemperatur thermodynamisch stabile Phase. Im Wettbewerb dieser beiden Phasen stellen sich die Kristallstrukturen der dünnen Eisenfilme ein [Mul 95]. Im Folgenden werden kurz die Wachstumsmodi, die dabei entstehenden kristallinen Strukturen und die magnetischen Eigenschaften dünner Filme von Fe/Cu(100) in unterschiedlichen Schichtdickenbereichen erläutert, und zwar separat für RT- und LT-Präparation. Daran wird ersichtlich, warum LT-präparierte Filme gegenüber RTpräparierten für die Untersuchung von Prozessen am Spinreorientierungsübergang besonders geeignet sind. Bei RT präparierte Filme wachsen Lage für Lage (Van-der-Merve-Wachstum). Man unterscheidet 4 Schichtdickenbereiche (Abb. 5.2) [Mul 95, Gie 95, Zha 97, Bie 01]: A (0 - 1,7 ML) Wegen der im Vergleich zum Fe geringeren Oberflächenenergie von Cu(100) kommt es zur Interdiffusion von Fe und Cu, die Fe-Atome bilden anfangs Cluster aus, die in die Cu-Oberfläche eingebettet sind. Die langreichweitige ferromagnetische Ordnung setzt verspätet ein, d.h. erst, wenn die Perkolation von Inseln der zweiten Lage beginnt. Möglicherweise ist dies eine Folge der Interdiffusion. B (1,7 - 5 ML) Die Fe-Atome wachsen hier in einer um 14◦ gescherten fcc-Phase auf, die eine große Ähnlichkeit mit der bcc(110)-Phase aufweist und daher nicht 80 5.1 Dünne Eisenfilme auf Cu(100) Abbildung 5.2: Remanenzmagnetisierung in Abhängigkeit von der Schichtdicke für (a) RT-präparierte und (b) LT präparierte Filme von Fe/Cu(100) [Mul 95]. A B C K L M D a) b) antiferromagnetisch sondern ferromagnetisch ist (vgl. Abb. 5.1(b) und (c)). Eine STM-Studie belegt, daß die bcc-artigen Bereiche in Form weniger Atome breiter Streifen wachsen und zur Kompensation der Gitterfehlanpassung ein Zick-zack-Muster bilden (abwechselnde Scherung um ±14◦ ). Gegenüber der tatsächlichen bcc(110)-Phase ist die bcc-artige Phase verzerrt [Bie 01]. Die Rekonstruktion des fcc-Gitters ist früher u.a. schon mit LEED beobachtet worden2 . Sie geht mit einer Erhöhung des atomaren Volumens von 11, 4 Å auf 12, 1 Å einher und wurde als tetragonale Verzerrung des fcc-Gitters erklärt (fct-Phase). Das Auftreten des Ferromagnetismus erschien als Folge höheren atomaren Volumens [Mul 95]. Auch die mit STM beobachtete Scherung des fcc-Gitters erhöht das atomare Volumen [Bie 01]. Jede der Schichten trägt in der beschriebenen Weise zum magnetischen Signal bei, daher nimmt es mit steigender Bedeckung zu. C (5 - 11 ML) In diesem Schichtdickenbereich relaxiert die Rekonstruktion des fcc-Gitters. Direkt auf der Cu(100)-Oberfläche wächst das Eisen in antiferromagnetischer Phase (fcc) (Abb. 5.1(a)). Nur die obersten beiden Schichten 2 Die dabei gefundenen Überstrukturen finden sich auch in den STM-Bildern wieder, sie wurden ursprünglich aber mit einer sinusförmigen Verschiebung der fcc-Atompositionen erklärt, nicht mit der zick-zack-förmigen Scherung. 81 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) sind im ferromagnetischen Zustand, das magnetische Signal bleibt daher über einen relativ grossen Feldbereich auf niedrigem Niveau konstant. D (> 11 ML) Bei einer Schichtdicke von etwa 11 Lagen kommt es schließlich zu einem Martensitübergang, bei dem das fcc-Eisen in bcc-Eisen übergeht. Damit ist auch eine Reorientierung der leichten Magnetisierungsrichtung in die Ebene verbunden. Bei LT-Präparation wird die Interdiffusion von Fe und Cu unterdrückt und die Filme sind insgesamt rauher. Auch hier hängen Morphologie, kristalline Struktur und Magnetismus wieder eng zusammen. Man unterscheidet 3 Phasen [Zil 94, Gie 95, Mul 95, Bie 01]: K (0 - 0,9 ML) Im Sub-Monolagenbereich wächst Eisen bei tiefen Temperaturen in doppellagigen Inseln. Mit der Koaleszenz dieser Inseln bei 0, 9 ML wird auch das Auftreten von Ferromagnetismus beobachtet [Men 97a]. L (0,9 - 4 ML) Hier ist wieder ein Lage-für-Lage-Wachstum zu beobachten, aber mit einer höheren Rauhigkeit als bei den RT-präparierten Filmen. Die Kristallstruktur ist wieder fcc mit einer Scherung um 14◦ und Zick-zack-Muster [Bie 01]. Die Magnetisierung steigt mit zunehmender Schichtdicke an und steht durch die Oberflächenansiotropie wie in Phase B senkrecht zum Film. M (> 4 ML) Hier findet ein Spinreorientierungsübergang statt3 . Bei höheren Schichtdicken liegt das Eisen in bcc(110)-Struktur vor. Der strukturelle Übergang von L nach M ist mit STM nicht untersucht worden. Die Phase C eines mehrlagigen fcc-Films tritt offenbar bei LT-Präparation nicht auf. Der Grund für den direkten Übergang der gescherten fcc-Phase in die bcc-Phase schon bei sehr kleinen Schichtdicken könnte sein, daß die nötigen Transformationen (Kontraktion des gescherten fcc-Gitters zu bcc und gleichzeitige Zunahme der Gitterfehlanpassung (Abb. 5.1(b-c)) in den rauhen LT-Filmen auf kleinerer Skala ablaufen und daher eine geringere Aktivierungsenergie besitzen als in einem homogenen Film [Bau 00]. Einen strukturellen Phasenübergang wie den Martensitübergang von C nach D gibt es bei den LT-präparierten Filmen also vermutlich gar nicht. Es ist eher davon auszugehen, dass der Übergang von L nach M lokal bei unterschiedlichen Bedeckungen und damit kontinuierlich verläuft. Die Spinreorientierung ist also ausschließlich auf die Temperatur- und Schichtdickenabhängigkeit der Oberflächenanisotropie zurückzuführen. Damit sind die LT-gewachsenen Filme für die Untersuchung von Streifendomänen nahe der Spinreorientierung in besonderer Weise geeignet. Alle Messungen in dieser Arbeit wurden daran vorgenommen. 3 Die kritische Schichtdicke hängt empfindlich von der Substrattemperatur bei der Präparation und von der Annealingtemperatur ab. 82 5.1 Dünne Eisenfilme auf Cu(100) Abbildung 5.3: Spinpolarisation der Sekundärelektronen zweier Filme Fe/Cu(100) bei unterschiedlichen Schichtdicken [Pap 90]. Die Temperatur- und die Schichtdickenabhängigkeit des Spinreorientierungsübergangs von LT-präpariertem Fe/Cu(100) sind in den vergangenen Jahren mit verschiedenen Methoden sowohl ortsintegrierend als auch ortsauflösend untersucht worden. Abb. 5.2 zeigt MOKE-Messungen der Remanenz am schichtdickenabhängigen Phasenübergang, Abb. 5.3 die Temperaturabhängikeit der Spinpolarisation, die mit SEMPA4 bei zwei verschiedenen Schichtdicken bestimmt wurde. Auffällig ist, dass beim Spinreorientierungsübergang das Messsignal deutlich reduziert ist. Dieser Effekt war schon in Abb. 2.5 zu sehen und wird mit dem Auftreten eines Domänenzustandes erklärt, der eine gegenüber der homogenen Magnetisierung verringerte Nettomagnetisierung aufweist. Nach den Überlegungen in Kapitel 2.4 sollten die Domänen streifenförmig sein und nahe der Spinreorientierung eine Breite von weniger als einem Mikrometer aufweisen (sog. Mikrodomänen). Die ortsaufgelöste Abbildung dieses Domänenzustandes ist bei LT-präpariertem Fe/Cu(100) bisher in nur sehr wenigen Studien gelungen5 . Allenspach und Bischof [All 92] haben dazu SEMPA verwendet und fanden sowohl bei der schichtdickenabhängigen als auch bei der temperaturabhängigen Spinreorientierung Mikrodomänen (siehe Abb. 5.4). Die Messungen wurden an einem auf 4 5 Scanning Electron Microscopy with Polarization Analysis (SEMPA) Auch bei anderen Systemen ist die Datenlage eher dürftig: Es gibt eine Studie an hcpKobaltfilmen auf Au(111), die die Abbildung des Mikrodomänenstandes bei der schichtdickenabhängigen Spinreorientierung mittels SEMPA berichtet [Spe 95]. An RT-gewachsenen Fe/Cu(100) wurde neulich der Streifenddomänenzustand abgebildet und bei Annäherung an die Curietemperatur seine Transformation in eine streifenlose Phase von Mikrodomänen mit rechtwinkligen Ecken entdeckt [Vat 00]. 83 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) (a) 20mm Temperatur (K) (b) (c) Schichtdicke (ML) Abbildung 5.4: SEMPA-Studie von Domänenstrukturen beim Spinreorientierungsübergang von Fe/Cu(100) [All 92]. (a) Fe-Keil, bei 90 K auf Cu(100) gewachsen, (b) senkrechte und parallele Magnetisierungskomponente (Vergrößerung zeigt Mikrodomänen an der Spinreorientierungsschichtdicke), (c) Temperaturabhängigkeit der Spinreorientierung bei fester Schichtdicke, oben: senkrechte Komponente der Magnetisierung, unten: parallele. Cu(100) epitaktisch bei 90 K aufgewachsenen Eisenkeil vorgenommen (Abb. 5.4(a)). Das Auftreten des Mikrodomänenzustandes bei Temperaturvariation kann in Abb. 5.4c verfolgt werden: Bei einer Temperatur unterhalb von 230 K ist der Film senkrecht magnetisiert, bei 230 K treten erste Domänen auf, die bei Annäherung an die Reorientierungstemperatur in der Länge wachsen und aneinander rücken, wobei sie in der [001]-Richtung ausgerichtet zu sein scheinen. Die Breite der Streifen wird auf etwa 2 µm geschätzt. Zwischen 280 K und 285 K findet dann die Spinreorientierung statt: Die Domänenstreifen verschwinden, statt dessen erscheinen Domänenmuster, die parallel zur Filmebene magnetisiert sind. Die Autoren erwarten, dass ein vergleichbares Verhalten sich auch in äußeren Magnetfeldern finden lassen sollte. Wegen der Schwierigkeit, hochauflösende magnetische Mikroskopie in Anwesenheit äußerer Magnetfelder durchzuführen, war eine experimentelle Beobachtung jedoch lange Zeit nicht möglich. Sie gelang erst mit dem magnetooptischen SNOM im Rahmen dieser Doktorarbeit und in der Untersuchung mit SPLEEM. Eine erste Arbeit, die auf die Abbildung des Streifendomänenzustandes von LTgewachsenem Fe/Cu(100) in Anwesenheit magnetischer Felder abzielt, wurde kürzlich von Choi et al. [Cho 02] publiziert. Es handelt sich um eine Studie mittels PEEM6 an einem Fe-Keil, auf den ein virtuelles Magnetfeld einwirkt. Darunter ist die Wirkung der Magnetisierung eines darunterliegenden und auf Cu(100) aufgebrachten Nickelfilms mit senkrechter Anisotropie zu verstehen. Um den Einfluss der 6 Photoemission Electron Microscopy (PEEM) 84 15mm 5.1 Dünne Eisenfilme auf Cu(100) 30 ML Cu dFe dCu Fe-Keil dFe= 4,75 ML (b) 5,15 ML 5,40 ML (dCu= 10,7 ML) 5,75 ML 10,4 ML 10,7 ML (dFe= 5,40 ML) 11,0 ML Cu-Keil 30 ML Ni Cu(100) dCu= 10,0 ML (a) (c) 11,5 ML Abbildung 5.5: PEEM-Studie zum Spinreorientierungsübergang von Fe/Cu(100) im virtuellen Magnetfeld [Cho 02]. (a) Magnetisch gekoppeltes Fe/Cu/Ni/Cu(100)System, (b) Domänenstruktur im virtuellen Nullfeld bei Erhöhung der FeSchichtdicke und (c) bei der Spinreorientierungsschichtdicke in variablem virtuellen Magnetfeld. Nickel-Magnetisierung auf den Eisenkeil zu modulieren, liegt dazwischen ein um 90◦ gedrehter weiterer Keil und zwar aus Kupfer, der die Magnetisierung über die Zwischenschichtkopplung vermittelt (Abb. 5.5). Die Oszillation des Kopplungsparameters mit der Dicke der dazwischenliegenden Metallschicht ergibt entlang der Steigung des Kupferkeils periodisch antiferromagnetische und ferromagnetische Kopplung. Dazwischen liegen Positionen ohne Kopplung. Für die Abbildung magnetischer Domänenmuster in Abhängigkeit von der Stärke der Kopplung und der Schichtdicke wird die Messposition auf der Probe verfahren. Dabei wird im Nullfeld bei der Spinreorientierungsschichtdicke ein Streifendomänenzustand beobachtet (Abb. 5.5(b)). In Abb. 5.5(c) wurde von diesem Zustand ausgehend nur die Kopplung an den Nickelfilm variiert. Die Autoren entnehmen ihren Bildern, dass der im Nullfeld gefundene Streifendomänenzustand durch folgenden Prozess verschwindet: Streifen, deren Magnetisierung parallel zum Austauschfeld ist (Majoritätsstreifen), werden breiter, die Minortätsstreifen aber werden nicht schmaler, sondern kürzer. Die Autoren bestimmen eine Streifenbreite von 490 nm. Abweichungen von theoretischen Werten begründen Sie mit Pinningeffekten, die sie mit ihrer Methode jedoch nicht untersuchen können. Von Messungen im echten äußeren Magnetfeld unterscheidet sich diese Studie ja dadurch, dass eine Variation des Magnetfelds hier nur durch Änderung der Messposition möglich ist. Die Transformation von ein und demselben Abschnitt der Domänenstruktur kann damit nicht untersucht werden. 85 Intensität (a.u.) 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 3,8 ML -400 (a) 0 H (Oe) 400 (b) (c) Abbildung 5.6: Polar MOKE- und Kerr-Mikroskopie Studie zum Ummagnetisierungsprozess bei 3, 8 ML LT-gewachsenem Fe/Cu(100) nach [Men 97a]. (a) Sanduhrförmige Magnetisierungskurve und (b) Nukleation von Domänen beim Koerzitivfeld, (c) Kontrastverringerung bei Reduktion des äußeren Magnetfeldes. Mentz et al. [Men 99] haben die Prozesse nahe der Spinreorientierung von LTgewachsenem Fe/Cu(100) mit Messungen des Ummagnetisierungsverhaltens untersucht. Sie verwendeten das schon erwähnte UHV-System, den Vorgänger des hier entwickelten Systems, und kombinierten mit polarem MOKE gemessene Magnetisierungskurven und Kerr-Mikroskopieaufnahmen im äußeren magnetischen Feld. Sie fanden bei einer Schichtdicke von 3, 8 ML eine sanduhrförmige Magnetisierungskurve (Abb. 5.6(a)), die charakteristisch für die Spinreorientierung ist (vgl. Abb. 2.6 und 2.13). Der Film zeigt zwar noch nahezu vollständige Remanenz, die Kurve ist aber nicht mehr rechteckig, sondern steigt am Koerzitivfeld erst sehr steil und dann bei weiterer Felderhöhung im zweiten Teil eher flach an. Vergleichbare Kurven wurden z.B. bei Fe/Cu3 Au(100) gefunden [Bau 95]. Ohne Kenntnis der dabei auftretenden Domänenstrukturen kann über den Ummagnetisierungsprozess lediglich spekuliert werden. Im Kerr-Mikroskop beobachtet man die Nukleation und das Wachstum eines stark ausgefransten Domänenmusters (Abb. 5.6(b)). Auffällig ist, dass sich dieses Domänenmuster nicht zurückbildet, wenn das Feld reduziert wird, sondern lediglich seinen Kontrast gegenüber den homogen magnetisierten Bereichen verliert (Abb. 5.6(c)). Offenbar hängt die Reduktion der Magnetisierung mit der Bildung dieser Domänen zusammen. Zwei verschiedene Ansätze werden zur Erklärung dieses Verhaltens herangezogen: Entweder liegt innerhalb der Domänen ein gleichmäßig gekippter Magnetisierungszustand vor, der im äußeren Magnetfeld kohärent dreht, oder es gibt dort ein Muster von Mikrodomänen, die im äußeren Magnetfeld wachsen, aber mit der verwendeten Mikroskopiemethode lateral nicht aufgelöst werden können. Die Sättigung der Magnetisierungskurve (Abb. 5.6(a)) wird bei einem Magnetfeld von etwa 200 Oe erreicht, was vom theoretischen Wert für den Übergang eines Streifendomänenmusters in die Sättigung (50 Oe) deutlich abweicht. Mentz et al. [Men 99] nahmen an, dass die effektive Anisotropiekonstante K bei der vorliegenden Schichtdicke bereits ihr Vorzeichen gewechselt haben könnte, so dass die leichte Magnetisierungsrichtung der Domänen in der Ebene liegt, während der out-of-plane 86 5.2 Charakterisierung von Substraten und Filmen a b c Abbildung 5.7: 4, 3 µm ×4, 3 µm SPLEEM-Aufnahmen der Mikrodomänen von 2, 5 ML Fe/Cu(100): (a) Streifendomänen in Remanenz und (b,c) tröpfchenförmige Domänenstrukturen im äußeren Magnetfeld entgegengesetzter senkrechter Orientierungen (11, 9 Oe, −10, 2 Oe) unterhalb des Sättigungsfeldes [Pha 03]. Zustand metastabil ist. Die linearen Anstiege der Kurve und die Kontrastveränderung in den Kerr-Mikroskopiebildern repräsentieren demnach die kohärente Drehung der in-plane-Magnetisierung im senkrecht anliegenden Magnetfeld 7 . Solange es keine magnetischen Abbildungsmethoden mit ausreichend hoher Ortsauflösung gab, die gleichzeitig Messungen im äußeren Magnetfeld zulassen, blieb die Frage nach der Natur des Ummagnetisierungsprozesses am Spinreorientierungsübergang von Fe/Cu(100) offen. Mit UHV-Sagnac-SNOM ist hier nun erstmalig eine genaue Analyse möglich. Zeitgleich gelang auch mit SPLEEM eine Abbildung der Streifendomänen von Fe/Cu(100) im äußeren Magnetfeld (siehe Abb. 5.7) [Pha 03]. 5.2 Charakterisierung von Substraten und Filmen Wie in Kapitel 4.2 beschrieben, wurden die Cu-Kristalle nach mechanischer und Elektro-Politur in die UHV-Kammer eingeschleust und dort mit Sputter-AnnealZyklen weiter gereinigt. Dadurch erhält man saubere (100)-Oberflächen mit großen Terrassen, was sich mit LEED und STM nachweisen lässt. Ein typisches STM-Bild der (100)-Oberfläche von Cu ist in Abb. 5.8 gezeigt: Die Terrassen zwischen den monoatomaren Stufen sind frei von Verunreinigungen und im Mittel etwa 300 Å breit. Die mittlere Terrassenbreite ist durch die Missorientierung der Oberfläche gegeben, die laut Hersteller maximal 0,25◦ beträgt. Bei einem Interlagenabstand von 1, 8 Å können die Terrassen im Mittel also 410 Å breit werden. Abweichungen erklären sich damit, dass Cu-Stufen an Defekten oder Verunreinigungen gepinnt sein 7 Die Abweichung ist vermutlich geringer. Die Magnetisierungskurven in Abb. 5.6(a) wurden zwischen 0 und ±50 Oe mit Zwischenpunkten aufgenommen, das Feld wurde hier also langsamer erhöht als oberhalb von 50 Oe. Die höhere Steigung der Kurve in diesem Bereich erklärt sich aus der verzögerten Reaktion der Probe auf das Magnetfeld. Hätte man die ganze Kurve langsam aufgenommen, so wäre die Sättigung möglicherweise schon bei 80 Oe erreicht worden. 87 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) Abbildung 5.8: STM-Aufnahme der polierten (100)-Oberfläche des Cu-Einkristalls (2000 Å×2000 Å) können. Das ist schon bei Konzentrationen von Defekten oder Verunreinigungen ab 0,1% der Fall und erklärt die in Abb. 5.8 beobachtete Streuung der auftretenden Streifenbreiten: an dieser Probenstelle sind die Terrassen bis zu 800 Å breit[Rit 96]. 5.3 Spinreorientierungsübergang in Fe/Cu(100) Mit den in Kap. 4.1 beschriebenen instrumentellen Möglichkeiten kann die Oberflächenanisotropie eines dünnen Filmes zunächst durch die Wahl der passenden Schichtdicke und anschließend mit der Probentemperatur eingestellt werden. So konnten in dieser Arbeit LT-präparierte ultradünne Filme von Fe/Cu(100) in der Nähe des Spinreorientierungsübergangs (K = 0, vgl. Kap. 2.3) untersucht werden. Dieser Phasenübergang zeigt sich im polaren MOKE an der Änderung der Form der Magnetisierungskurve von der rechteckigen Hysterese mit der leichten Richtung senkrecht zur Ebene (K > 0) in eine flache Kurve mit verschwindender Remanenz für die leichte Richtung parallel zur Oberfläche (K < 0)(vgl. Abb. 2.11). Abb. 5.9 zeigt diesen Übergang in Abhängigkeit von der Probentemperatur für einen 4, 2 ML dicken Film von Fe/Cu(100), der nach der Präparation bei 80 K auf 300 K getempert wurde. Während der Film bei einer Messtemperatur 260 K noch eine vollständige Remanenz aufweist und die Kurve bis auf die flach auslaufenden Flanken eine rechteckige Hysterese zeigt, liegt bei 300 K eine weitgehend flache Form vor, die jedoch noch eine leichte Hysterese hat, ebenso wie eine gewisse Nichtlinearität der Flanken. Der Übergang ist durch sanduhrförmige Hysteresen gekennzeichnet, die eine endliche 88 5.3 Spinreorientierungsübergang in Fe/Cu(100) Remanenz aufweisen und die schon bei der schichtdickenabhängigen Spinreorientierung des gleichen Systems gefunden wurden (Abb. 5.6(a)) [Men 99], ebenso wie bei Fe/Cu3 Au(100) [Bau 95] und bei Fe/Ag(100) [Ber 96b]. Trägt man die Remanenz und die Sättigung der mit polarem MOKE in der Nähe der Spinreorientierung aufgenommenen Magnetisierungskurven über der Probentemperatur auf (Abb. 5.10), so beobachtet man mit zunehmender Temperatur zunächst die allmähliche Verringerung der Signale entsprechend dem aus der Mean Field Theorie bekannten Verhalten. Dann erfolgt ein charakteristischer Einbruch der Remanenz. Das unverändert hohe Niveau der Sättigungsmagnetisierung zeigt, dass dies bei Temperaturen weit unterhalb der Curietemperatur geschieht. Das Verschwinden der Remanenz wurde bei ultradünnen Fe-Filmen auch in früheren Studien schon gefunden (vgl. Abb. 5.3) [Pap 90, Qiu 93, Ber 96b]. Es wird als Reduktion der Nettomagnetisierung (im Nullfeld) interpretiert, die unterhalb der kritischen Temperatur der Spinreorientierung auftritt, denn die zur parallelen Magnetisierungsrichtung gehörige Remanenz des longitudinalen MOKE ist erst bei (50 − 100) K höheren Temperaturen messbar. Auch die hier vorgestellten Studien umfassten die Messung der in-plane Magnetisierung mittels longitudinalem MOKE. Dabei geht der Einbruch der senkrechten Magnetisierung ebenfalls nicht mit dem Auftreten einer in-plane-Komponente einher8 . Die Temperatur, bei der der Einbruch stattfindet (280 K, bzw. 240 K in Abb. 5.10), ist im Einklang mit vorangegangenen Beobachtungen am gleichen System [Pap 90, Pap 91]. Die kritische Schichtdicke nimmt also mit zunehmender Temperatur ab. Unabhängig vom Modell des zugrunde liegenden Ummagnetisierungsprozesses wird eine Hysterese und damit eine endliche Remanenz der Magnetisierungskurven als Zeichen für das Vorliegen eines metastabilen Zustands aufgefasst, der beim Koerzitivfeld durch Nukleation und Wachstum von Domänen zerfällt (vgl. Abb. 2.11(b)). Die fast verschwindende Remanenz bei der inneren Hystereseschleife (T = 280 K in Abb. 5.9) zeigt deutlich, dass hier ein Zustand nahe dem thermodynamischen Grundzustand vorliegt. Der flache Anstieg der vollen Magnetisierungskurve bis zur Sättigung ist durch die innere Struktur dieses energetisch günstigeren Magnetisierungszustandes gegeben. Welches Modell man sich davon macht, hängt entscheidend davon ab, wo man die Lage des kritischen Punktes des SpinreorientierungsPhasenübergangs vermutet: Legt man den kritischen Punkt auf die Temperatur (bzw. die Schichtdicke), bei der die Remanenz des polaren MOKE einbricht (Modell A), so muss man annehmen, dass die Magnetisierung der Domänen des Grundzustandes in der Filmebene liegt und die magnetischen Momente kohärent in das nun in schwerer Richtung anliegenden Magnetfeldes drehen. Diesem Modell widerspricht die Tatsache, dass eine Remanenz der parallelen Magnetisierung erst bei wesentlich höheren Temperaturen (bzw. Schichtdicken) auftritt. Legt man den kritischen Punkt mit dem Auftreten dieser in-plane Remanenz zusammen (Modell B), dann ist der energetisch günstige Zustand innerhalb der Bereiche, die beim Koerzitiv8 Das schließt nicht aus, dass die in-plane Komponente bei höheren Temperaturen auftritt. 89 MOKE intensity (arb. units) 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) -80 (a) 300 K (b) 290 K (c) 280 K (d) 270 K (e) 260 K -40 0 H(Oe) 40 80 Abbildung 5.9: Temperaturabhängigkeit des Spinreorientierungsübergangs von 4, 2 ML Fe/Cu(100) zeigt sich hier in der Form der Magnetisierungskurven, die für sinkende Temperaturen mittels polarem MOKE aufgenommen wurden. 90 fKerr (T) / fKerr (100 K) 5.3 Spinreorientierungsübergang in Fe/Cu(100) 1.0 0.8 0.6 0.4 0.2 0.0 H = 0 Oe H = 130 Oe 200 210 220 230 240 250 260 Temperature (K) Abbildung 5.10: Temperaturabhängigkeit des Polar-MOKE Signals eines 4, 7 ML dicken Films von Fe/Cu(100) (normiert auf das Signal bei 100 K). Offene Kreise markieren Messwerte im senkrecht angelegten Magnetfeld von 130 Oe und entsprechen der Sättigungsmagnetisierung. Ausgefüllte Kreise markieren Messwerte nach Reduktion des Magnetfeldes auf 0 Oe. Sie geben die Remanenz an. feld nukleieren, eine Mikrodomänenstruktur, die im äußeren Feld allmählich in den eindomänigen Zustand überführt wird. Die Form der Magnetisierungskurven (Abb. 5.9) bei der Spinreorientierung kann in diesen beiden Modellen durch den zugrundeliegenden Ummagnetisierungsprozess beschrieben werden: Modell A: Berücksichtigt man, dass Anisotropien vierter Ordnung bei der Spinreorientierung zum Tragen kommen, so koexistieren bei Fe/Cu(100) (K4 > 0) in Anwesenheit äußerer magnetischer Felder die senkrechte Magnetisierung und der in Feldrichtung gekippte in-plane Zustand (Abb. 2.5(b)). Dem Phasendiagramm von Millev et al. (Abb. 2.6(a)) kann die Form der zugehörigen Magnetisierungskurven entnommen werden [Mil 98]: Für K > K4 > 0 ergeben sich beim Anlegen des Feldes H⊥ Magnetisierungskurven M⊥ (H⊥ ) des in Abb. 2.6(b) gezeigten Typs A. Das heißt, die Magnetisierung wird ausgehend von der im Nullfeld in der Ebene liegenden leichten Richtung im senkrecht anliegenden Feld aus dem Film gekippt, die senkrechte Komponente der Magnetisierung steigt linear an. Nach Durchlaufen des Koexistenzbereichs findet ein diskontinuierlicher Sprung in die senkrechte Richtung statt. Die Magnetisierung gelangt dadurch in die metastabile senkrechte Sättigung, die sie bei Verringerung des Magnetfeldes bis zur unteren Grenze des Koexistenzbereiches beibehält. Diese Grenze liegt bei K = K4 beim Nullfeld (Kurve Typ B, Abb. 2.6(c)), rückt für größere Anisotropien aber zu höheren Feldern. Dort findet dann ein weiterer diskontinuierlicher Sprung zurück in den gekippten Zustand statt. Die bei T=280 K gemessene Magnetisierungskurve (Abb. 5.9) zeigt - abgesehen von einer 91 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) gewissen Verbreiterung beim Sättigungsfeld - qualitativ das bei K = K4 erwartete Verhalten, während die bei höheren Temperaturen aufgenommenen Kurven dem Modell für größere K entsprechen. Dort lassen sich sowohl der diskontinuierliche Sprung beim Phasenübergang als auch die Verschiebung der Hysterese beobachten. Für 0 < K < K4 liegt die Koexistenz der in-plane und der out-of-plane Phase auch im Nullfeld vor. Polare Magnetisierungskurven sollten daher die rechteckige Form der Kurven für die leichte Richtung aufweisen. Dies zeigt sich in den Kurven für T=260 K und T = 270 K (Abb. 5.9). Modell B: Versteht man den Magnetisierungszustand innerhalb der Bereiche, die beim Koerzitivfeld nukleieren, als einen Mikrodomänenzustand (und legt man damit den kritischen Punkt der Reorientierung mit dem Auftreten einer parallelen Magnetisierung zusammen), dann liegt das Verschwinden der Remanenz im Nullfeld daran, dass über das Signal der schmalen senkrecht magnetisierten Domänen integriert wird. Erklären muss man aber den abrupten Einbruch der Remanenz. Hier spielen zwei Aspekte eine Rolle: Erstens nimmt die Breite der erwarteten Streifendomänen mit abnehmender Temperatur exponentiell zu [Yaf 88, Kas 93a]. Die Domänen erstrecken sich schließlich über die Fläche der gesamten Probe und es entsteht der Eindruck eines eindomänigen Zustandes. Zweitens spielt der metastabile Charakter des gesättigten Zustandes eine Rolle. Berger und Hopster berichten von Fe/Ag(100), dass sich nach genügend langer Zeit bei jeder Temperatur ein entmagnetisierter Zustand einstelle, die Lebensdauer des eindomänigen Zustandes nehme aber mit abnehmender Temperatur exponentiell zu [Ber 96b]. Die Form der Magnetisierungskurven wird in diesem Modell nun so verstanden: Der Domänenzustand verändert sich durch Nukleation und Wachstum, so dass das über die Probe integrierte Signal kontinuierlich ansteigt und schließlich in einem diskontinuierlichen Sprung in den eindomänigen Zustand übergeht [Bau 95, Ber 96a]. Dies geschieht bei Magnetfeldstärken von wenigen 10 Oe [Ber 97, Kas 93a]. Die Hystereseeffekte werden feldabhängiger Stabilisierung des metastabilen, eindomänigen Zustandes zugerechnet [Ber 96b]. Der metastabile Charakter wird auch durch unsere Beobachtung innerer Hysteresen bestätigt. Mehr als eine qualitative Abwägung, welches der Modelle (A oder B) das passendere sein könnte, ist mit polarem MOKE nicht möglich. Folgende Hinweise stützen aber eher das zweite Modell: Das Fehlen der in-plane Remanenz beim Einbruch der Magnetisierung, die Zunahme des Sättigungsfeldes mit abnehmender Temperatur (Diese kann auch in den Daten von Berger und Hopster beobachtet werden, ohne dort explizit erwähnt zu werden [Ber 96b]), was auf Pinning von Domänenwänden hindeutet, und schließlich die kleinen Aktivierungs- und Sättigungsfelder, die wir in Einklang mit der Literatur finden. In dieser Arbeit wurden die beim Ummagnetisierungsprozess auftretenden metastabilen Domänenzustände und -strukturen abgebildet und ihr Transformationsverhalten wurde in äußeren magnetischen Feldern studiert. Dabei wurde für jede Probe zunächst mit polarem MOKE das in Abb. 5.9 gefundene Verhalten reproduziert. Der charakteristische Einbruch des polaren MOKE-Signals wurde dabei immer ge- 92 norm. MOKE-Signal 5.4 Domänen und Ummagnetisierung in Fe/Cu(100) mit senkrechter Anisotropie 1.2 (a) (b) 1.1 (c) 1.0 -150 -100 -50 0 50 100 150 H(Oe) Abbildung 5.11: Mit polarem MOKE gemessene Magnetisierungskurven für (a) 3, 7 ML Fe/Cu(100), getempert auf 345 K, gemessen bei 285 K, (b) 3, 7 ML Fe/Cu(100) ungetempert gemessen bei 63 K, (c) 3, 1 ML Fe/Cu(100), getempert auf 300 K, gemessen bei 300 K. funden, wobei die kritische Temperatur stark von der Schichtdicke abhängt. Zudem verursacht Tempern des Filmes im Allgemeinen eine Verschiebung des Einbruchs der Remanenz hin zu niedrigeren Temperaturen. Dies war schon in vorangegangenen Arbeiten beobachtet worden und wird als eine Folge der verringerten effektiven Schichtdicke verstanden, die sich beim Ausheilen der Filmkorrugation einstellt [Men 97b]. 5.4 Domänen und Ummagnetisierung in Fe/Cu(100) mit senkrechter Anisotropie Zunächst wurden LT-gewachsene Filme von Fe/Cu(100) untersucht, die bei Temperaturen und Schichtdicken unterhalb des Spinreorientierungsübergangs eine senkrechte magnetische Anisotropie aufweisen. Die Kombination von Messungen mit MOKE, Kerr-Mikroskop und z.T. SNOM gibt Hinweise darauf, welche Domänenbildungsprozesse den Ummagnetisisierungsvorgang bestimmen, wie z.B. Domänennukleation und Domänenwandverschiebung relativ zueinander gewichtet sind. Die Resultate lassen auch Aussagen über die Leistungsfähigkeit der verwendeten Methoden zu. Das ist hier insbesondere für das UHV-Sagnac-SNOM interessant, mit dem an diesen Filmen die allerersten in situ SNOM-Abbildungen magnetischer Domänenmuster gelangen. Mit einem Film von 3, 7 ML Schichtdicke, der bei 80 K aufgebracht und vor der Messung bei 285 K auf 345 K getempert wurde, kommt man der Spinreorientierung recht nahe. Die mit polarem MOKE aufgenommene Hysterese zeigt noch die unterhalb der Spinreorientierung charakteristische rechteckige Form (Abb. 5.11(a)). Das Koerzitivfeld ist mit etwa 25 Oe aber schon sehr klein. Es spiegelt die Tatsache wieder, dass nahe der Spinreorientierung die Nukleation von Domänen infolge der erniedrigten Anisotropie und des damit verbundenen geringen Aufwands für die Bildung von Domänenwänden leicht möglich ist. Erniedrigt man Schichtdicke oder 93 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 50mm (a) 50mm (b) Abbildung 5.12: Kerr-Mikroskopie-Daten von (a) 3, 7 ML Fe/Cu(100), getempert bei 345 K und gemessen bei 285 K (im entmagnetisierten Zustand) und (b) 3, 7 ML Fe/Cu(100) ungetempert gemessen bei 63 K (während der Ummagnetisierung). Temperatur, so steigen die Koerzitivfelder an, auf 50 Oe bei 3, 7 ML Fe/Cu(100), ungetempert gemessen bei 63 K, (Abb. 5.11b) und auf 30 Oe bei 3, 1 ML Fe/Cu(100) getempert und gemessen bei 300 K (Abb. 5.11(c)). Diese Beobachtungen sind im Einklang mit Arbeiten, die von einem Anstieg des Koerzitivfeldes bei Zunahme des Anisotropiebetrages unterhalb der Spinreorientierung berichten [Bru 90] (vgl. Abb. 2.12). Nukleation von Domänen und Domänenwandverschiebung, die beiden Prozesse, die die Ummagnetisierung bestimmen, benötigen dort zunehmend höhere Aktivierungsenergien. Es fällt auf, dass alle drei Magnetisierungskurven ein Abflachen der Flanke kurz vor Erreichen der Sättigung aufweisen. Dies kann mit Pinning von Domänenwänden an Defekten erklärt werden. Mehr Aufschluss über die Gewichtung der bei der Ummagnetisierung auftretenden Prozesse Domänennukleation und Domänenwandverschiebung geben die KerrMikroskopie-Daten: Abb. 5.12(a)) zeigt einen nahezu entmagnetisierten Zustand9 des 3, 7 ML dicken und auf 345 K getemperten Films. Ein wirbelförmiges, zum Teil gestreiftes Domänenmuster ist darin zu erkennen10 . Die Strukturen sind klein und haben ausgefranste Ränder, da der Film bereits nahe an der Spinreorientierung ist. 9 Zur Einstellung eines entmagnetisierten Zustandes wird das äußere Magnetfeld erst bis zum Koerzitivfeld erhöht und nach Einsetzen der Nukleation von Domänen sofort auf Null zurückgefahren. Der Domänenzustand wird dadurch eingefroren, wobei die Nettomagnetisierung des Filmes verschwindet. 10 Abb. 5.12(a) zeigt Rohdaten, die ohne Hintergrundsabzug aufgenommen wurden. Defekte auf der Probenoberfläche erzeugen dadurch zusätzlichen Kontrast (die dunklen Punkte). Sie dienen zur Orientierung bei der Positionierung der Spitze in der SNOM-Messung. 94 5.4 Domänen und Ummagnetisierung in Fe/Cu(100) mit senkrechter Anisotropie 50mm (a) (b) Abbildung 5.13: Kerr-Mikroskopiebilder (550 µm ×550 µm) vom Ummagnetisierungsprozess in 3, 5 ML Fe/Cu(100), ungetempert gemessen bei 80 K: (a) Domänenwandbewegung durch Barkhausensprünge beim Koerzitivfeld, (b) Zerfall der gewachsenen Domäne in Streifendomänen durch Umkehr des äußeren Magnetfeldes vor Erreichen der Sättigungsfeldstärke. Die eindeutige Ausbreitungsrichtung der Domänenwand weist auf eine Inhomogenität des Magnetfeldes hin. Bei tieferen Temperaturen entstehen bei einem Film gleicher Schichtdicke wesentlich größere Strukturen während der Ummagnetisierung. Abb. 5.12(b) zeigt den Domänenzustand, der dabei durchlaufen wird 11 . Das Wachstum der entgegengesetzt magnetisierten Domäne geht offenbar von einem Polierkratzer aus, der von oben nach unten über das Bild läuft. Vermutlich ist hier die Anisotropie lokal reduziert. Die wandernde Domänenwand ist wesentlich glatter als bei hohen Temperaturen und bewegt sich in Barkhausensprüngen über die Defekte an der Oberfläche. In der zugehörigen Magnetisierungsskurve (Abb. 5.11(b)) fallen diese Pinningeffekte nicht so stark ins Gewicht, weil sie von dem hohen Koerzitivfeld überdeckt werden. Das Wachstum von Domänen durch Domänenwandverschiebung lässt sich an einem auf fast dieselbe Weise hergestellten Film verfolgen (3, 5 ML Fe/Cu(100), gewachsen bei 80 K, ungetempert gemessen bei 80 K). Abb. 5.13(a) zeigt die Wanderung der Domänenwand am Koerzitivfeld, die offenbar von Defekten an der Probenoberfläche gestört wird. Die Wand ist daher nicht glatt, sondern auf kleiner Skala ausgefranst. Vor Erreichen der Sättigung wurde bei Abb. 5.13(b) die Richtung des äußeren Magnetfeldes umgekehrt, dabei zerfiel die vorher geschlossen wirkende dunkle Domäne in viele parallele Streifen. Die wandernde Domänenwand wird offenbar von den Defekten gepinnt und bildet in Folge 360◦ -Wände aus, die sich nicht von allein auflösen können. Diese Wände sind zu schmal, um im Kerr-Mikroskop 11 Auch hier wurde kein Hintergrundsabzug vorgenommen. 95 optisches Signal 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 0.5 0.4 0.3 0.2 0.1 -80 -40 0 H(Oe) 40 80 Abbildung 5.14: Lokale Hysteresekurve, aufgenommen mit SNOM an 3, 7 ML Fe/Cu(100), getempert auf 345 K, gemessen bei 285 K, gepunktet: Rohdaten, durchgezogene Linie: nach Abzug des Faraday-Effektes, der durch das Streufeld des Magneten in der Glasfaser hervorgerufen wird. abgebildet werden zu können. Sie wirken bei der Ummagnetisierung aber als Ausgangspunkt für eine leicht aktivierbare Domänenwandbewegung. Ein vergleichbares Verhalten ist von Ni/Cu(100) bekannt [Bau 99]. Die Organisation des Domänenmusters in Streifen wird im thermodynamischen Grundzustand bei dünnen Fe/Cu(100) Filmen in der Nähe der Spinreorientierung häufig beobachtet. Es ist fraglich, ob hier ein solcher Grundzustand vorliegt, wenn ja, dann ist die große Breite der Streifen (mehrere µm) im Einklang mit der Aussage der Theorie, dass die Streifenbreite unterhalb der Spinreorientierung stark zunimmt (vgl. Abb. 2.8(b)). Mit SNOM ist es nun möglich, lokal die Magnetisierung der Probe abzubilden. Hält man die Position der Spitze fest und variiert das Magnetfeld, so kann man eine Magnetisierungskurve aufnehmen, die das Ummagnetisierungsverhalten des Films an der Rasterposition widergibt. Abb. 5.14 zeigt dies für einen 3, 7 ML dicken Film. Auf der Kurve liegt ein linearer Hintergrund, der nach den Überlegungen in Kapitel 4.6.3 dem Faraday-Effekt entspricht, den das Streufeld des Elektromagneten in der Glasfaserspitze erzeugt. Nach Abzug dieses linearen Hintergrunds hat die Kurve eine rechteckige Form. Das Koerzitivfeld ist mit 30 Oe geringfügig höher als das des gesamten Films, aber kleiner als das Sättigungsfeld (vgl. Abb. 5.11(a)). Die Kurve zeigt daher die Nukleation einer Domäne an einer Stelle mit geringfügig erhöhter Anisotropie. Beim Rastern kann man mit SNOM (12×20) µm2 große Auschnitte12 der Domänenstruktur anschauen (Beim Kerr-Mikroskop beträgt das Gesichtsfeld (550×550) µm2 ). In Abb. 5.15(a-d) sind SNOM-Bilder des getemperten 3, 7 ML dicken Fe-Films gezeigt, die an verschiedenen um jeweils wenige Mikrometer nach rechts verschobenen Positionen der Probe aufgenommen wurden. Das Domänenmuster hat lokal eine Streifenstruktur, wobei die Streifen unterschiedliche Breiten zwischen einem und zehn Mikrometern besitzen und zudem in12 Die Asymmetrie der Bilder entspringt einer falschen Skalierung von x- und y-Richtung während der Messung. Durch Vermessen einer Testprobe mit definierter topographischer Struktur konnte die Skalierung nachträglich angepasst werden. 96 5.4 Domänen und Ummagnetisierung in Fe/Cu(100) mit senkrechter Anisotropie 2mm B A (a) (b) (c) (d) Abbildung 5.15: SNOM-Bilder des Domänenmusters in einem 3, 7 ML Film Fe/Cu(100). Von Bild zu Bild wurde die Startposition der Bildaufnahme um einige Mikrometer nach rechts verschoben nerhalb eines Einzelstreifens die Breite variiert. Zudem können Dislokationen beobachtet werden, d.h. unterbrochene bzw. im Rahmen des Gesichtfelds endende Streifen, beispielsweise in Abb. 5.15(c). Diese topologischen Charakteristika können im Rahmen des von Abanov et al. entwickelten Bildes beschrieben werden, das die Streifendomänenstruktur analog zu einem zweidimensionalen Flüssigkristall betrachtet [Aba 95]. In der smektischen Phase besteht eine Orientierungs-Fernordnung, die die Streifendomänen parallel ausrichtet, während die Positions-Fernordnung algebraisch mit dem Abstand zerfällt (Abb. 2.10). Dabei treten an bestimmte Positionen gebundene Paare von Dislokationen auf. Die beiden hellen Domänen in Abb. 5.15c können als ein solches Paar von Dislokationen aufgefasst werden13 . Vergleichbare Muster wurden kürzlich mittels SEMPA an RT-gewachsenem Fe/Cu(100) beobachtet, wobei eine Mäandrierung der Streifen bei gleichzeitiger lokaler Orientierungsfernordnung auftrat [Vat 00]. Da es sich um die allerersten mit magnetooptischem SNOM in situ an ultradünnen Filmen aufgenommenen Domänenbilder handelt, sollen im Folgenden anhand dieser Resultate einige Aussagen über die Leistungsfähigkeit der Methode gemacht werden. Abb. 5.16 zeigt eine typische Konturlinie, hier entlang der Strecke AB in Abb. 5.15(b). Die volle Breite der Flanke an der Domänenwand - ein (konservatives) Maß für die laterale Auflösung - beträgt 300 nm. Sie ist also geringer als λ/2. Das Signal-zu-Rausch-Verhältnis ist S/N = 6. Berücksichtigt man, dass der Kontrast entgegengesetzt magnetisierter Domänen das Doppelte des als Remanenz einer Ma13 Abanov et al. bezeichnen ein solches Paar, das von einer von unten und einer von oben gewachsenen Domäne gebildet wird, als passage oder strait. 97 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) w-Signal (mV) 50 40 30 Abbildung 5.16: Konturlinie entlang der Strecke AB in Abb. 5.15. 20 10 0 1 2 3 4 Position (mm) 5 gnetisierungskurve bezeichneten Wertes ist (vgl. Abb. 5.16 mit Abb. 5.14) und dass dieser bei einem 3, 7 ML dicken Film 1050 µrad beträgt (Abb. 5.2(b)), so ergibt dies eine Empfindlichkeit von 350 µrad oder 0, 02◦ . Um den magnetischen Ursprung des auf den Bildern sichtbaren Kontrastes zusätzlich zu belegen, wird in Abb. 5.17(a) das Topographiebild (hier: Kontur konstanter Intensität) zum letzten Bild aus der in Abb. 5.15 gezeigten Serie dargestellt. Die Domänenmuster sind darin nicht zu erkennen, die Trennung von magnetischem ωSignal und nichtmagnetischem 2ω-Signal (Das bei der optischen Abstandskontrolle konstant gehalten wird) mit dem Sagnac-Interferometer gelingt also. Nur die halbkreisförmige Defektstruktur in der Topographie führt zu einem Übersprechen in den magnetischen Kanal. Ursache ist vermutlich ein Defekt auf der Probenoberfläche, der am Kreismittelpunkt lokalisiert ist. Denkbar ist ein stark streuendes Partikel, das im Beleuchtungsbereich der Spitze erscheint. Nimmt man an, daß die Einkopplung in die Glasfaserspitze nur unter bestimmten Winkeln effektiv ist, so findet diese im konstanten Abstand zum Partikel statt. Bei den Positionen, an denen der Halbkreis erscheint, ist immer gerade dieser konstante Abstand zu dem Streuer gegeben. Die Intensitätsveränderung regt die Feedback-Abstandkontrolle zur Änderung des Abstandes zwischen Spitze und Probe an, wodurch sich auch der Polarisationszustand auf der Probe und damit letztlich das gemessene Signal verändert. Bei der Aufnahme des Bildes in Abb. 5.17(c) wurde nach etwa 40% der Scanlini14 en kurzzeitig ein äußeres Magnetfeld von 150 Oe eingeschaltet. Dies führte dazu, dass der Film eindomänig wurde. Nur die Defektstruktur blieb von diesem Feld unbeeindruckt. Ein nochmaliger Scan an derselben Probenposition (Abb. 5.17(d)) zeigt, dass auch im oberen Bereich des Bildes das Domänenmuster gelöscht wurde, auch wenn die Ummagnetisierung anfangs nicht ganz vollständig war (siehe den kleinen hellen Bereich oberhalb des Defektes in Abb. 5.17(c), bei dem offenbar eine Domäne gepinnt ist.) Legt man den Magnetfeldpuls von 150 Oe kurzzeitig in die ent14 Die Scanrichtung ist horizontal von oben links nach unten rechts 98 5.4 Domänen und Ummagnetisierung in Fe/Cu(100) mit senkrechter Anisotropie 2mm (a) (b) (c) (d) Abbildung 5.17: SNOM-Bilder der Domänen in dem 3, 7 ML dicken Film Fe/Cu(100). (a) Topographie und (b) optisches Signal, (c) Ummagnetisierung des Filmes durch Anlegen eines 150 Oe Magnetfeldpulses in einer Scanzeile (gestrichelt) und d) erneute Ummagnetiserung mit −150 Oe. Der halbkreisförmiger Defekt ist ein Überprechen der Topographie auf den magnetschen Kanal. gegengesetzte Richtung an, so ist sogar noch eine zweite Kontrastumkehr erkennbar (Abb. 5.17(d)). Damit herrscht Gewissheit, dass das abgebildete Domänenmuster magnetischen Ursprungs ist. Ein SNOM-Artefakt ist in allen Bildern zu erkennen: Die Verdopplung der Domänenränder. Bei jedem Linescan erscheint erst der starke Domänenkontrast und danach, um einige hundert nm nach rechts verschoben, eine Linie mit reduziertem Kontrast, die die Form der Domänenwand wiedergibt. Das ist auch im Konturplot zu erkennen (Abb. 5.16). Wir können Artefakte wie Phasenkontrast oder relative Zeitverzögerungen bei der Bearbeitung der Messsignale ausschließen und nehmen daher an, dass es sich um einen Doppelspitzeneffekt handelt. Eine solche Doppelspitze könnte eine Kombination einer Fernfeld- und der Sub-λ-Apertur sein, wie dies für die hier verwendeten, unbedampften Glasfaserspitzen vorhergesagt wurde (vgl. Kapitel 3.4.3), die aber anders als in der Theorie nicht konzentrisch sind. Eine zweite Nahfeldsonde könnte auch von einem Metallpartikel gebildet worden sein, das sich beim Rastern auf die Spitze gesetzt hat. Ob der beobachtete Kontrast eine Reduktion der Gesamtintensität oder ein magnetischer Effekt ist, kann hier nicht abschließend beantwortet werden. Ein 2ω-Effekt, der eine Reduktion der Intensität an der Position der Domänenwände anzeigen würde, ist in den Topographiebildern nicht zu beobachten. Das Auftreten eines rein magnetischen Domänenwandkontrastes erfordert die Annahme des reinen Nahfeld-Kerr-Effektes, wie ihn Silva et al. beobachten [Sil 94]. Dies ließe sich durch abstandsabhängige Messungen überprüfen. 99 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 5.5 Streifendomänen in Fe/Cu(100) Es war ein Ziel dieses Dissertationsvorhabens, den Ummagnetisierungsprozess von LT-gewachsenem Fe/Cu(100) nahe der Spinreorientierung zu studieren. Vorherige Arbeiten hatten an diesem System mit polarem MOKE sanduhrförmige Hysteresekurven gefunden sowie mit konventioneller (Fernfeld-) Kerr-Mikroskopie einen bei der Remanenz reduzierten Domänenkontrast [Men 99]. Die Form der Hysteresekurven ließ sich in dieser Arbeit am temperaturabhängigen Spinreorientierungsübergang eines Filmes mit 3, 7 ML Schichtdicke reproduzieren (Abb. 5.9). Die Ursache dieses Phänomens konnte bislang aber nicht vollständig aufgeklärt werden. Zur Erklärung wurden in Kapitel 5.3 zwei Modelle (A und B) vorgeschlagen. Mit dem Kerr-Mikroskop und dem UHV-Sagnac-SNOM wurde der Ummagnetisierungsprozess nun exemplarisch an einem weiteren Fe-Film gleicher Dicke bei der Temperatur untersucht, bei der die Remanenz des polaren MOKE-Signals einbricht (hier: 150 K). Dort ist das Koerzitivfeld Hc verschwindend klein. Das Kerr-Mikroskop zeigt, dass der metastabile, eindomänige Zustand durch Domänennukleation und Domänenwandverschiebung bei Hc fast schlagartig in einen neuen Zustand übergeht (Abb. 5.18(b)). Dieser entspricht aber noch nicht dem gesättigten Zustand mit entgegengesetzter Magnetisierungsrichtung, da er eine reduzierte Nettomagnetisierung hat. Verringert man das äußere magnetische Feld, dann ändert sich das Domänenmuster des neuen Zustandes nicht, sondern es reduziert sich nur der Kontrast (Abb. 5.18(c)), sogar im entgegengesetzten Magnetfeld kann das Domänenmuster noch eindeutig ausgemacht werden (Abb. 5.18(d)). Auch das entspricht den bekannten Tatsachen über dieses System (vgl. Abb. 5.6(c)). Durch die Verwendung des Rasternahfeldmikroskops ist es nun möglich, eine klare Entscheidung zwischen den beiden Modellen A und B zu treffen: Die mit UHVSagnac-SNOM an demselben 3, 7 ML dicken Film aufgenommenen Domänenbilder (Abb. 5.19(a) und Abb. 5.21) zeigen deutlich, dass die innere Struktur der bei Hc nukleierten Bereiche selbst ein Mikrodomänenzustand ist, der aus senkrecht magnetisierten Streifen besteht (Modell B)15 . Die Streifenbreite wurde durch Auswertung von Profillinien der Streifendomänen in Abb. 5.19(a) ausgemessen, die im Wesentlichen alle die gleiche Breite haben. Sie beträgt (380 ± 30) nm, liegt also um eine Größenordnung unterhalb der Auflösungsgrenze des hier verwendeten KerrMikroskops. Daher erzeugen die Streifendomänen dort nur einen Graustufenkontrast. Die gemessene Streifenbreite kann mit Berechnungen für den thermodynamischen Grundzustand verglichen werden: Yafet und Gyorgy [Yaf 88] haben eine starke Abhängigkeit der Streifenbreite a vom Anisotropieparameter f gefunden (vgl. Abb. 2.8(b)). Ebenso fanden Berger und Erickson einen Zusammenhang zwischen f und dem normierten Sättigungsfeld h (Abb. 2.9) [Ber 97]. Damit sind Streifen15 Man beachte, dass auch die Streifendomänenmuster im UHV-Sagnac-SNOM Bild von einem lateral verschobenen Domänenwandkontrast begleitet sind. Hier treten Streifen auf, die nach links verschoben sind, und zwar weiter als die Domänenwandbreite. Sie sind daher links neben den tatsächlichen Domänenstreifen als parallele Doppelstreifen zu erkennen. 100 5.5 Streifendomänen in Fe/Cu(100) (a) (b) (c) (d) Abbildung 5.18: 500 µm×500 µm Kerr-Mikroskopiebilder von 4, 2 ML Fe/Cu(100) aufgenommen bei einer Probentemperatur von 150 K im variierenden äußeren Magnetfeld: (a) homogen senkrecht magnetisierter Film, (b) während des Domänenwachstums bei H = HC , (c) bei reduziertem äußeren Magnetfeld (0 < H < Hc ) und (d) im Gegenfeld (−Hc < H < 0). 101 (a) (d) MOKE signal 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) (b) Optical signal -50 2 mm 0 50 H(Oe) (c) -100 0 100 H(Oe) Abbildung 5.19: Streifendomänenmuster von 4, 2 ML Fe/Cu(100), aufgenommen mit UHV-Sagnac-SNOM bei einer Probentemperatur von 200 K. (a) Domänenmuster in Remanenz, nachdem der Film zuvor einem Gegenfeld von 30 Oe ausgesetzt war. (b) Polar-MOKE Hysterese des Films zeigt die Nähe zum Spinreorientierungsübergang an. (c) Mit Sagnac-SNOM an einer festen Probenposition aufgenommene mikroskopische Hysterese (nach Abzug des aus dem Faraday-Effekt resultierenden Hintergrunds.) Diese spiegelt den Barkhausensprung einer Domänenwand wider. 102 5.5 Streifendomänen in Fe/Cu(100) Abbildung 5.20: Streifenbreite im Domänenmuster eines 4 ML dicken Fe-Filmes in Abhängigkeit vom Sättigungsfeld. Streifenbreite (nm) 800 600 400 200 0 20 40 60 80 100 Sättigungsfeld (Oe) breite und Sättigungsfeld über f direkt miteinander verknüpft. Während die Kurve in Abb. 2.9 den Fall von 4 ML Fe beschreibt (und sich daher hier direkt verwenden lässt), muss die Kurve in Abb. 2.8(b) noch neu skaliert werden. Der angepasste Anisotropieparameter f4 ergibt sich nach Gl. 2.14 aus f für n = 4, die normierte Streifenbreite a4 /a √ 0 aus Gl. 2.15. a0 ist hier der nächste-Nachbar-Abstand des fccFe, also a0 = (1/ 2)3, 61 Å. Um die hier beobachteten Sättigungsfelder beschreiben zu können, musste die Kurve in Abb. 2.9 bis f = 1, 03 extrapoliert werden, wozu eine Fitfunktion der Form h(f ) = (af + b)−1 verwendet wurde. Nach dieser Neuskalierung und der Berechnung der Sättigungfelder in Abb. 2.9 mit H0 = 4πhM (Sättigungsmagnetisierung M ≈ 2200 Oe bei Fe) kann eine direkte Zuordnung von Streifenbreite und Sättigungsfeld erfolgen (Abb. 5.20). Aus der zu dem untersuchten Film gehörigen Hysteresekurve, die mit polarem MOKE aufgenommen wurde (Abb. 5.19(b)), bestimmen wir ein Sättigungsfeld von H0 = (45 ± 5) Oe. Dafür entnimmt man Abb. 5.20 eine Streifenbreite von (345 ± 50) nm. Das ist in sehr guter Übereinstimmung mit dem gemessenen Wert. Der in Abb. 5.20 gezeigte Zusammenhang von Streifenbreite und Sättigungsfeld wird damit erstmals experimentell bestätigt. Der gestreifte Mikrodomänenzustand zeigt über die Streifenbreite hinaus charakteristische Eigenschaften: Parallele Ausrichtung und Orientierungsfernordnung mit geringer Positionsfernordnung, wodurch die beobachteten Muster wieder in Analogie zu einem Flüssigkristall beschrieben werden können [Aba 95, Vat 00]. Dies zeigt, dass der Film bereits Eigenschaften des Grundzustandes aufweist, obwohl die Nettomagnetisierung im Nullfeld noch nicht vollständig verschwindet: In Übereinstimmung mit der endlichen Remanenz, die wir bei der inneren Hystereseschleife finden (Abb. 5.9), sind die (Minoritäts-)Streifen viel weiter als eine Streifenbreite voneinander entfernt. Inhomogenitäten der Struktur oder Morphologie des Films verhindern hier offenbar reversible Transformationen der Mikrodomänenstruktur. Der Streifendomänenzustand stellt sich also nicht spontan ein, sondern durch Nukleation von Streifen mit entgegengesetzter Magnetisierung, die durch thermisch aktivierte Schritte (Barkhausensprünge) mäanderförmig wachsen. 103 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) Das Modell eines thermisch aktivierten Ummagnetisierungsprozesses wird durch die Form der Hysteresekurven gestützt: Bei Verringerung der Probentemperatur nimmt das Sättigungsfeld zu (vgl. Abb. 5.9). Bei einem reversiblen Prozess müsste das Gegenteil der Fall sein: Tiefere Temperaturen bedeuten eine erhöhte Kristallanisotropie und damit eine erhöhte senkrechte Anisotropie. Das erniedrigt die Bindungsenergie von Mikrodomänenzuständen und sollte sich an geringeren Sättigungsfeldern ablesen lassen (vgl. Abb. 2.9). Anzeichen eines reversiblen Prozesses findet man aber bei höheren Temperaturen: Die Magnetisierungskurven zeigen dort weniger Hysterese und ihre Form weist den für eine reversible Transformation vom Mikrodomänenzustand in den eindomänigen Zustand charakteristischen diskontinuierlichen Sprung auf [Ber 97]. 5.6 Ummagnetisierungsprozess bei der Spinreorientierung Die bei der Ummagnetisierung auftretenden Domänenbildungsprozesse können direkt an den Streifendomänen beobachtet werden, wenn man ein äußeres Magnetfeld anlegt: Abb. 5.21(a-c) wurden nacheinander an derselben Stelle auf der Probe bei äußeren Magnetfeldern von −15 Oe, 0 Oe, und +15 Oe aufgenommen, Abb. 5.21(d) stammt von einer anderen Position auf der gleichen Probe. Dort betrug das äußere Magnetfeld +30 Oe 16 . Es fällt zunächst auf, dass die Domänenstreifen nicht frei beweglich, sondern an gewisse Positionen gepinnt sind. Solches Pinning wird von Inhomogenitäten der Anisotropie und Schichtdicke hervorgerufen, z.B. von Polierkratzern. Der Vergleich der Bilder zeigt, wie sich das Domänenmuster angesichts von Pinning an die Bedingung anpasst, dass im äußeren Magnetfeld Domänenstreifen mit einer Magnetisierung parallel zum Feld durch die Zunahme der Zeemanenergie stabilisiert werden, während solche mit antiparalleler Einstellung instabiler werden: Erstere (Majoritätsstreifen) nehmen im äußeren Feld gegenüber der zweiten Sorte (Minoritätsstreifen) mehr Platz ein. Umgekehrt breiten sich die Minoritätsdomänen bei Verringerung des Feldes wieder aus. Dieser Prozess kann von Abb. 5.21(a) nach (b) verfolgt werden: Die Minoritätsstreifen (dunkel) werden länger. Außerdem nukleieren neue Domänen. Bei Umkehr der Richtung des Magnetfeldes werden die Minoritätsstreifen breit (und damit zu Majoritätsstreifen) und die Majoritätsstreifen werden zu Minoritätsstreifen (Abb. 5.21(b-c)). Das erscheint zunächst wie eine Kontrastumkehr, eine eindeutige Zuordnung von dunklen Streifen in Abb. 5.21(b) zu hellen Streifen in (c) ist aber nicht möglich. Die Auswirkung einer weiteren Erhöhung des äußeren Feldes kann im Prinzip Abb. 5.21(d) entnommen werden, auch wenn diese an anderer Probenposition aufgenommen wurde: Die Minoritätsstreifen (hier: 16 Die Kontraste in Abb. 5.21 sind etwas schwächer im Vergleich zu Abb. 5.19(a), weil zwischenzeitlich ein Tip Crash aufgetreten war, der die Polarisationseigenschaften der Spitze verändert hat. 104 5.6 Ummagnetisierungsprozess bei der Spinreorientierung A A B B (a) (b) C 2mm (c) (d) Abbildung 5.21: Streifendomänenmuster von 4, 2 ML Fe/Cu(100), aufgenommen mit UHV-Sagnac-SNOM im variablen Magnetfeld: (a) Bei −15 Oe, (b) bei 0 Oe, (c) bei +15 Oe und (d) bei +30 Oe. Nukleation (A) und Wachstum (B) von Domänen bei kleineren magnetischen Feldern, bei höheren Feldern: Tröpfchenphase (C). Die Bilder wurden einer Fourierfilterung unterzogen, (d) wurde an anderer Probenposition aufgenommen. Die Bilder wurden durch Rastern in vertikaler Richtung aufgenommen. 105 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) die hellen Domänenstreifen) sind kürzer als in Abb. 5.21(c) und reißen in Stücke auf. Das Aufreißen des Streifendomänenmusters nahe dem Sättigungsfeld wurde auch mit SPLEEM an diesem System beobachtet (vgl. Abb. 5.7(b,c)). Gemeinsam haben alle Muster in Abb. 5.21, dass sich die Breite der Minoritätsstreifen kaum ändert. Theoretisch würde man folgendes Transformationsverhalten des Streifendomänenmusters erwarten: Die Majoritätsstreifen sollten im äußeren Magnetfeld auf Kosten der Minoritätsstreifen in die Breite wachsen, bis die Minoritätsstreifen eine Mindestbreite erreicht haben, die sie nicht weiter unterschreiten können. Bei weiterer Felderhöhung sollte das Verhalten dann asymmetrisch werden: die Minoritätsstreifen driften auseinander, was zum Kollaps des Streifendomänenmusters führt [Kas 93b]. Das ist analog zum Verhalten der Granatfilme (vgl. Abb. 2.14) [Zve 97, Hub 98] und erklärt dort wie hier bei den ultradünnen Filmen die Form der Magnetisierungskurven (vgl. Abb. 2.13): Die (auf die Sättigungsmagnetisierung normierte) Nettomagnetisierung m ergibt sich bei einem Streifendomänenmuster mit den Streifenbreiten w1 und w2 zu m = ((w1 − w2 )/(w1 + w2 )). Solange die Mindeststreifenbreite nicht erreicht ist, sollte (w1 − w2 ) linear mit dem äußeren Magnetfeld ansteigen (mit einer von der Domänenwandenergie abhängigen Steigung), während (w1 + w2 ) konstant bleibt. In diesem Bereich ist die Magnetisierungskurve eine Gerade. Ist die Mindeststreifenbreite aber erreicht (w2 =konstant), dann divergiert bei weiterer Felderhöhung (w1 + w2 ) und w1 steigt zum Erreichen der Sättigung über alle Maße. Damit ist ein diskontinuierlicher Übergang der Magnetisierung in die Sättigung verbunden [Hub 98], den Berger et al. auch für ultradünne Filme vorhersagen [Ber 97]. Möglicherweise spielen bei der Vernichtung der Minoritätsstreifen aber auch andere Prozesse eine Rolle: Man könnte sich eine kohärente Drehung der Magnetisierung in den Streifen vorstellen, die sich nahe der Spinreorientierung mit den nichtverschwindenden Anisotropien 4. Ordnung begründen ließe. Ebenso wird diskutiert, ob der Streifendomänenzustand in eine Phase von tröpfchen- oder blasenförmigen Domänen (Bubble Domains) übergehen könnte. Der Grund dafür wäre, dass die Minoritätsstreifen nach Erreichen der Mindestbreite in der Nähe des Sättigungsfeldes aufgrund ihres großen Abstandes voneinander als isolierte Domänenstreifen ohne magnetostatische Wechselwirkung aufgefasst werden können. Im thermodynamischen Gleichgewicht ist die Konzentration von magnetischen Momenten, die dem äußeren Magnetfeld entgegengerichtet sind, in einzelnen isolierten Streifen fester Breite und großem Abstand ungünstig. Ng und Vanderbilt fanden, dass ab einer Bedeckung der Probe mit weniger als 30% Minoritätsdomänen ein Tröpfchenmuster energetisch dem Streifenmuster überlegen ist. Allerdings ist der Energiegewinn gering (maximal 8%) [NgV 95]. Bei den Granatfilmen ist dies ähnlich. Die Energiedifferenz ist aber zu klein, um spontane Übergänge zwischen den beiden Mustern zu ermöglichen, die ja mit einer Neuordnung der Domänen verbunden wären. Den Übergang des Tröpfchenmusters in den gesättigten Zustand könnte man sich aber wieder als ein diskontinuierliches Zerstäuben“der Domänen vorstellen. ” Das in Abb. 5.21 beobachtete Verhalten entspricht diesen theoretischen Erwägungen nur zum Teil. Konstante Breiten der Minoritätsstreifen sind dort durchaus zu 106 5.6 Ummagnetisierungsprozess bei der Spinreorientierung finden, ebenso der Wechsel von Minoritäts- und Majoritätsstreifen bei Umkehr des äußeren Magnetfeldes. Das war bei ultradünnen Filmen von Fe/Cu(100) auch im virtuellen Magnetfeld (Abb. 5.5) zuvor schon gefunden worden [Cho 02]. Ein kontinuierlicher Übergang zwischen Minoritäts- und Majoritätsstreifen lässt sich aber nicht explizit beobachten, auch nicht das Auseinanderdriften der Minoritätsstreifen. Das wird hier durch Pinning von Domänenwänden an Polierkratzern verhindert, was bei ultradünnen Filmen beinahe unvermeidlich ist. Aus jüngsten Untersuchungen von temperaturinduzierten Transformationsprozessen der Streifendomänen ultradünner Filme von Fe/Cu(100) weiß man, dass die Streifendomänen (in Analogie zu einem Flüssigkristall betrachtet) neben der Orientierungsfernordnung aufgrund von Pinning auch eine gewisse Positionsfernordnung aufweisen [Por 03]. Vermutlich ist auch das Aufreißen der Domänenstreifen, das wir bei Annäherung an das Sättigungsfeld in Abb. 5.21(d) beobachten, eine Konsequenz von Pinning: Die Streifendomänen vergrößern nicht ihre gegenseitigen Abstände, sondern ihre Längen, um eine geringere Bedeckung der Fläche mit Minoritätsdomänen zu erreichen. Die Energiebarriere, die überwunden werden müsste, um die Domänenwände aus dem Pinning zu lösen, ist offenbar höher als der energetische Aufwand zur Umordnung der Domänen. Deren Muster stellt wegen seiner Ähnlichkeit mit den Tröpfchendomänen danach die energetisch günstigere Konfiguration dar. Auch die SPLEEM-Untersuchung an Fe/Cu(100) zeigt die enge Verbindung von Pinning und dem Auftreten des Tröpfchenmusters: Abb. 5.7(b) und (c) sind in entgegengesetzt gerichteten Magnetfeldern nahe der Sättigung entstanden, weisen aber eine große Ähnlichkeit der Domänenmuster auf, die nur durch eine Positionsfernordnung infolge von Pinning erklärt werden kann (dieser Aspekt wird in der Publikation jedoch nicht explizit erwähnt [Pha 03]). Der starke Einfluss des Pinnings auf die Transformationsprozesse des Streifendomänenzustandes lässt sich auch an den Magnetisierungskurven (Abb. 5.9) ablesen: Bei tieferen Temperaturen (wo Pinningeffekte zunehmen), werden hohe Sättigungsfelder beobachtet, während bei höheren Temperaturen eher der diskontinuierliche Übergang stattfindet. Ob dabei auch ein Tröpfchendomänenzustand durchlaufen wird oder die freier beweglichen Streifen einfach kollabieren, lässt sich mit den vorliegenden Ergebnissen nicht sagen. Quintessenz dieser Arbeit ist nun der Entwurf eines vollständigen Modells des Ummagnetisierungsprozesses ultradünner Filme nahe der Spinreorientierung, das insbesondere das Pinning von Domänenwänden berücksichtigt. Es ist ein zweidimensionales Domänenwachstum, dem defektinduzierte Verzweigungen und Mäandrierungen zugrunde liegen. Man betrachte hierzu Abb. 5.22. Darin wird zunächst idealisiert die Form einer Magnetisierungskurve ohne Pinning und Hysterese gezeigt (A) (vgl. Theoriekurven in Abb. 2.13). Zudem sind zwei Kurven eingetragen, die in Realität auftretende Formen aufweisen, wobei eine (C) dem Fall höherer, die andere (D) dem Fall eher niedrigerer Temperatur entspricht (vgl. T=290 K und T=270 K in Abb. 5.9). Außerdem wird eine innere Hystereseschleife gezeigt (B). Niedrigere Temperaturen führen zu zwei Effekten, erstens wird die Koerzitivfeldstärke größer, da aufgrund der zunehmenden senkrechten Anisotropie mehr Energie zur Ausbildung 107 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) (1) (2) (3) M (4) (5) H (6) Defekt A BC D Kratzer Abbildung 5.22: Modell des Ummagnetisierungsprozesses eines ultradünnen magnetischen Filmes bei der Spinreorientierung unter Berücksichtigung von Pinningeffekten und der Abhängigkeit der Domänenwandenergie vom Magnetfeld. Magnetisierungskurven: (A) ohne Pinningeffekte, (C) bei höherer, (D) bei niedriger Temperatur, (B) innere Hystereseschleife. (1)-(6): Transformation des Streifendomänenzustandes im äußeren Magnetfeld. 108 5.6 Ummagnetisierungsprozess bei der Spinreorientierung von Domänenwänden aufgebracht werden muss, zweitens steigt das Sättigungsfeld, da sich die Minoritätsdomänen im Magnetfeld zurückbilden, dieser Prozess aber zunehmend durch Pinning aufgehalten wird. Die innere Hystereseschleife ist frei von solchen den Übergang zwischen vieldomänigem und eindomänigem Zustand betreffenden Prozessen. Anhand dieser inneren Hystereseschleife lassen sich die Transformationsprozesse des Streifendomänenzustands diskutieren: Ausgehend von kleinen, tröpfchenförmigen Domänen (1) knapp unterhalb des Sättigungsfeldes beginnt bei Verringerung des äußeren Magnetfeldes (2) die Verzweigung, da den Minoritätsdomänen bei Abnahme der Zeemanenergie mehr Platz zugebilligt wird. Hier spielen Stellen mit erhöhter Anisotropie, z.B. Oberflächendefekte die Rolle von Verzweigungspunkten, da die Domänenwand sie nicht ohne weiteres überwinden kann. An Stellen mit erniedrigter Anisotropie dagegen bilden sich bevorzugt neue Domänen aus, z.B. an Polierkratzern. Daran entlang wachsen die Domänen in die Länge, es können sogar kleine neue Domänen entstehen (3). Die Polierkratzer geben für benachbarte Domänen eine Vorzugsrichtung vor, was anders als bei den dicken Granatfilmen nicht zu Mäandern, sondern zu einem Streifenmuster führt. Die Umkehr der Richtung des äußeren Magnetfeldes (4) lässt die Domänen nun zunächst sprunghaft in der Breite wachsen, wobei sich ihre Position aufgrund von Pinning nicht ändert. Majoritätsdomänen werden zu Minoritätsdomänen und umgekehrt. Bei weiterer Felderhöhung (5) bilden sich Verzweigungen zurück. Nur Streifen, die nicht gepinnt sind, können auseinander driften. Die gepinnten Streifendomänen reißen schließlich auf und ermöglichen so eine gleichmäßige Verteilung der Minoritätsdomänen (6). Anders als bei den Granatfilmen gibt es also einen Kanal für die Transformation des Streifendomänenmusters in den Tröpfchendomänenzustand. 109 5 Magnetische Domänen in Fe/Cu(100) 110 6 Zusammenfassung und Ausblick In dieser Doktorarbeit wurde in situ mit magnetooptischem SNOM der Streifendomänenzustand ultradünner Filme von Fe/Cu(100) abgebildet, der nahe dem Spinreorientierungsübergang den thermodynamischen Grundzustand des Systems bildet. Die Streifenbreite ist theoretisch direkt mit dem Sättigungsfeld der zugehörigen Magnetisierungskurve verknüpft. Dies wird hier durch kombinierte SNOM- und MOKEMessungen erstmals experimentell bestätigt. Zu Beginn dieser Arbeit war noch unklar, ob der Streifendomänenzustand beim Ummagnetisierungsprozess des Filmes eine Rolle spielen würde. Vorliegende Daten konnten auch mit einer kohärenten Drehung des Magnetisierungsvektors erklärt werden. Erst die Beobachtung einzelner Streifendomänen im äußeren Magnetfeld, die in dieser Arbeit und kürzlich auch mit SPLEEM am gleichen System erfolgte, zeigt eindeutig, dass sich der Ummagnetisierungsprozess durch eine Anpassung des Domänenmusters an das Magnetfeld organisiert. Damit können die Form der Magnetisierungskurve und Domänenkontraste im Kerr-Mikroskop eindeutig erklärt werden. Die auftretenden Domänenbildungsprozesse weisen eine Analogie zu dem von (viel dickeren) Granatfilmen bekannten Verhalten auf. In theoretischen Publikationen über Streifendomänen in ultradünnen Filmen findet dies jedoch kaum Erwähnung. Auch bei den Granatfilmen ist nahe dem Sättigungsfeld ein Muster aus Tröpfchendomänen energetisch günstiger als das Streifendomänenmuster. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Systemen wird erst mit den Resultaten dieser Arbeit klar. Er liegt im lokalen Einfluss von Inhomogenitäten des Substrats (z.B. Polierkratzer) auf die Anisotropien. Anders als bei den Granatfilmen sind solche Inhomogenitäten bei ultradünnen Filmen unvermeidbar, mit zwei Konsequenzen für das Domänenmuster: 1.) Polierkratzer stellen eine bevorzugte Schiene“für das Längenwachstum von Streifendomänen dar und ge” ben damit eine Vorzugsrichtung für die Orientierungsfernordnung der Streifen vor, während bei den Granatfilmen meist Mäanderstrukturen auftreten, denen eine solche Vorzugsrichtung fehlt. 2.) Pinning von Domänenwänden an Polierkratzern ruft eine Positionsfernordnung hervor, die das Auseinanderdriften der Minoritätsstreifen verhindert und damit das Aufreißen von Streifen in der Nähe vom Sättigungsfeld fördert. Dies stellt einen Kanal für die Transformation des Streifendomänenmusters in eine Tröpfchenphase dar, den es bei den Granatfilmen in dieser Weise nicht gibt. Das Streifendomänenmuster ultradünner Filme von Fe/Cu(100) stellt auch künftig einen interessanten Untersuchungsgegenstand dar. Insbesondere ist das Bild vom Übergang des Streifendomänenmusters in die Sättigung noch nicht vollständig. Na- 111 6 Zusammenfassung und Ausblick he der Spinreorientierung ist neben dem Auftreten der Tröpfchendomänen auch eine kohärente Drehung verkippter magnetischer Momente der Streifen im äußeren Feld ebenso denkbar wie der Kollaps des Streifendomänenmusters, der von den Granatfilmen bekannt ist. Für eine detailliertere Untersuchung sollte man zunächst das Pinning von Domänenwänden unterdrücken. Dazu ist eine höhere Glätte der Filme nötig, die man durch eine große Zahl von Sputter-Anneal -Zyklen erreicht. Bisher hindern uns zeitaufwändige Probentransfers und Abpumpprozeduren daran. Um den Raum der möglichen Messpunkte eines Experiments um eine variable Schichtdicke zu erweitern, könnten anstelle von Fe-Filmen Fe-Keile aufgedampft werden. Die Experimente wurden in einer Ultrahochvakuumkammer vorgenommen, die im Rahmen dieser Arbeit aufgebaut wurde und die einen MOKE-Aufbau, ein KerrMikroskop und ein magnetooptisches SNOM kombiniert. Ein SNOM wird damit erstmals im UHV eingesetzt. Es misst hier den Kerr-Effekt mit einem SagnacInterferometer, was gegenüber dem konventionellen Aufbau mit gekreuzten Polarisatoren den Vorteil hat, dass ausschließlich magnetooptische Kontraste gemessen werden, nicht aber sonst SNOM-typische Artefakte wie Doppelbrechungseffekte. Das Sagnac-Interferometer liefert simultan zum magnetischen Signal ein Gesamtintensitäts-Signal, das hier für eine optische Abstandskontrolle verwendet wird. Es zeigte sich, dass diese im UHV der konventionellen Scherkraftabstandskontrolle überlegen ist. Das SNOM kann in Anwesenheit äußerer Magnetfelder verwendet werden und hat bei einer Ortsauflösung von 300 nm (kleiner als λ/2) eine Empfindlichkeit von 350 µrad. Die Abbildung von Domänenmustern in den ultradünnen Fe-Filmen belegt dies. Sie stellt zum ersten Mal eine Anwendung des magnetooptischen SNOM dar, die über die Untersuchung von Testproben mit starken Kerr-Drehungen und vorher bekannten Domänenmustern hinausgeht. Die Ergebnisse dieser Arbeit erlauben den Versuch, das Sagnac-SNOM in den Kanon der magnetischen Mikroskopiemethoden einzureihen, die in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte an Leistungsfähigkeit verzeichnen konnten: Spinpolarisiertes STM steigerte die Ortsauflösung bis auf atomare Dimensionen [Bod 03], SEMPA [Ung 00] und MFM [Hug 98] liefern sehr große magnetische Kontraste im Bereich von Ortsauflösungen deutlich unter 100 nm. Nur wenige Methoden vereinen aber hohen magnetischen Kontrast mit der Möglichkeit magnetfeldabhängiger Messungen: Dies erfordert meist besondere Tricks wie die Verwendung einer antiferromagnetischen Spitze im SP-STM [Kub 02] oder die starke räumliche Konzentration des Magnetfelds bei SEMPA [Ste 02]. Auch MFM [Lie 02] und SPLEEM [Pop 02] können unter gewissen Voraussetzungen im äußeren Magnetfeld betrieben werden. Vom Magnetfeld unbeeinflusste Messungen läßt im Prinzip aber nur die Magnetooptik zu. Um von diesem Vorteil profitieren zu können, muss das laterale Auflösungsvermögen des SNOM aber noch erhöht werden. Mit blauem Licht sollte in unserem Aufbau eine Ortsauflösung von 150 nm möglich sein. Weitere Auflösungserhöhung ist bei Verwendung aperturloser Sonden denkbar, wie kürzlich vorgeschlagen wurde [Joh 01]. Alternativ wird für magnetooptische Mikroskopie im äußeren Feld häufig Röntgenstrahlung verwendet, bei magnetischer Transmissionsröntgenmi- 112 kroskopie (MTXM)[Eim 01] oder Photoemissions Elektronen Mikroskopie (PEEM) [Sto 93], die bei der Ortsauflösung dem SNOM überlegen bleiben dürften. Ein Vorteil von SNOM ist aber sein im Vergleich zu diesen Methoden recht hoher magnetischer Kontrast, der zudem mit einfachen Mitteln im Labor erreicht wird und nicht an eine Synchrotronstrahlungsquelle gebunden ist. Die Magnetooptik ist auch bei den meisten aktuellen Experimenten zur ultraschnellen Magnetisierungsdynamik die Methode der Wahl. Diese werden entweder direkt mit fs-Laserpulsen als Pump-Probe-Experiment durchgeführt [Bea 96, Koo 00], oder es wird ein kurzer magnetischer Feldpuls, der mit dem Laser synchronisiert ist, zur Anregung der Spindynamik verwendet [Acr 00, Cho 01, Par 02]. Zur ortsaufgelösten Messung wird solch ein stroboskopisches Experiment an jedem Rasterpunkt durchgeführt. Auf diese Weise sollte sich auch zeitaufgelöstes, magnetooptisches SNOM realisieren lassen. SNOM-Experimente auf der fs-Zeitskala sind in der Vergangenheit z.B. mit der Untersuchung des nichtlinearen optischen Response einzelner HalbleiterQuantendots bereits eindrucksvoll demonstriert worden [Gue 02]. Für magnetooptische Messungen könnte sich die Verwendung des Sagnac-Interferometers erneut auszahlen: Verwandelt man die ultrakurzen Pulse eines fs-Lasers mit einem Strahlteiler in gegenläufige Teilpulse unterschiedlich hoher Intensität, so könnte der intensivere davon als Pump- und der andere als Probe-Puls verwendet werden. Durch Einfügen von Verzögerungsstrecken (Delay Lines) in das Sagnac-Interferometer sollte sich die Zeitverzögerung zwischen den beiden Pulsen einstellen lassen. Die in der SagnacInterferenz sichtbare nicht-reziproke Phasenverschiebung ist dann ein Maß für die zeitliche Änderung der Magnetisierung zwischen dem Eintreffen von Pump- und Probe-Pulsen. Anwendungen dafür gäbe es wieder bei den ultradünnen magnetischen Filmen: Nahe der Spinreorientierung sollte sich bei Erhöhung der Temperatur eine Spinpräzession sehr effektiv anregen lassen, da der Wechsel der leichten Magnetisierungsrichtung wie ein effektives senkrechtes Magnetfeld wirkt. Das wurde in Experimenten von Koopmans et al. in der Vergangenheit schon demonstriert [Koo 00]. Interessant ist die Frage, welchen Einfluss die Domänenstruktur auf die Spindynamik hat. 113 6 Zusammenfassung und Ausblick 114 Literaturverzeichnis [Aba 95] A. Abanov, V. Kalatsky, V.L. Pokrovsky, W.M. Saslow, Phys. Rev. B 51, 1023 (1995). [Acr 00] Y. Acremann, C.H. Back, M. Buess, O. Portmann, A. Vaterlaus, D. Pescia, H. Melchior, Science 290, 492 (2000). [Ade 99] Ch. Adelmann, J. Hetzler, G. Scheiber, Th. Schimmel, M. Wegener, H.B. Weber, H. von Löhneysen, Appl. Phys. Lett. 74, 179 (1999). [Aig 99] L. Aigouy, S. Grésillon, L. Lahrech, A.C. Boccara, J.C. Rivoal, V. Mathet, C. Chappert, J.P. Jamet, J. 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Kaindl, Magnetization reversal via formation of stripe domains in ultrathin films of Fe/Cu(100) (Poster), XVIII. International Colloquium on Magnetic Films and Surfaces (ICMFS), Madrid, Spanien 24.7.2003. 128 Dank Mit dieser Dissertation schließe ich einen ereignisreichen und spannenden Abschnitt meiner wissenschaftlichen Tätigkeit ab. Mein Dank gilt an erster Stelle Prof. Dr. Günter Kaindl für die ausgezeichnete wissenschaftliche Förderung. Ebenso danke ich Dr. Andreas Bauer für die engagierte fachliche Betreuung, auch über Kontinente hinweg. Die in dieser Arbeit zusammengefassten Ergebnisse sind mit Hilfe eines großartigen Teams entstanden: Tristan Crecelius hat den UHV-SNOM-Kopf und die zu seinem Betrieb nötige Software entwickelt, Irene Mauch hat Kupferkristalle und Filme präpariert und charakterisiert. Daniel Wegner konnte manch wertvolle Erfahrung mit dem Sagnac-Interferometer beisteuern. Ihnen bin ich für ihre Kollegialität und ihre Unterstützung, auch während der häufig bis in die Morgenstunden dauernden Messzeiten, sehr dankbar. Tristan hat zudem eine Reihe von EDV-Problemen für mich gelöst. Alle Mitglieder der Arbeitsgruppe haben mit ihrer Aufgeschlossenheit und ihrem Interesse zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen. Für administrative Unterstützung danke ich Birgit Dabisch und Dieter Sobanski. Wissenschaftlich waren Begegnungen mit Rob Celotta und Mark Stiles (NIST, Gaithersburg), mit Mitsuochi Ohtsu (Tokio Institute of Technology) und mit Gernot Güntherodt (RWTH Aachen) förderlich. Wertvolle Hinweise verdanke ich zudem Mario Dähne (TU Berlin), Vladimir Kosobukin (Ioffe Instiut, St. Petersburg) und Christoph Lienau (Max-Born-Institut, Berlin). Allen Korrekturlesern des Manuskripts sei herzlich für Ihre Mühe gedankt, insbesondere Georgios Ctistis für die kritische inhaltliche Durchsicht und meiner Mutter Lioba für die sorgfältige Kontrolle der Orthographie. Die vergangenen Jahre waren durch die Geburten und das Heranwachsen meiner beiden Töchter Johara und Annika auch in persönlicher Hinsicht ereignisreich. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf war eine Herausforderung, die ich häufig nur unzulänglich gemeistert habe. Meine Frau Anna hat dies mit bemerkenswerter Geduld ertragen und mir, wo es nötig war, den Rücken freigehalten. Ihr gebührt daher auch mein größter Dank. Viel Unterstützung verdanken wir unseren Nachbarn und Freunden in Berlin. Schließlich sei meinen Eltern und Großeltern in Osnabrück noch für die handfeste finanzielle Stütze gedankt, ohne die ich diese Arbeit wohl zugunsten eines einträglicheren Broterwerbs hätte aufgeben müssen. 129 Dank 130 Lebenslauf Zur Person Gereon Meyer, geboren am 4. Januar 1971 in Georgsmarienhütte (Kreis Osnabrück), verheiratet mit Anna Meyer, Sportpädagogin, 2 Kinder (3 21 Jahre, 21 Jahr). Bildungsgang Mai 1990 Abitur in Osnabrück Okt. 90 - Sept. 91 Studium der Germanistik und Publizistik, Freie Universität Berlin Okt. 91 - Sept. 93 Grundstudium der Physik, Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg Sept. 93 Vordiplom Physik Okt. 93 - Juli 98 Hauptstudium der Physik, Freie Universität Berlin Juli 98 Diplom Physik, Diplomarbeit bei Prof. Dr. Dr. hc. G. Kaindl: Kerr-SNOM zur Untersuchung magnetischer Domänen (Optischer Aufbau) Berufliche Tätigkeiten Im Studium: Freier Hörfunkjournalist, Assistent auf einem Meeresforschungsschiff seit Sept. 98 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Physik der Freien Universität Berlin Lehrtätigkeiten Okt. 98 - Feb. 03 Tutor und Tagesleiter im Physikpraktikum für Medizinstudenten seit April 03 Betreuer im Fortgeschrittenenpraktikum Physik (Magnetooptischer Kerreffekt, γ-Spektrometrie, Halleffekt) 131