Begleittherapie Psychische Betreuung - Parkinson

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Begleittherapie
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Begleittherapie
Einleitung
Motorische Therapien
Symptombezogene Krankengymnastik
Krankengymnastischer Befund, Behandlungsplan, Erfolgskontrolle
Beeinflussung der Hypokinese
Beeinflussung des Rigors
Beeinflussung der Tremors
Beeinflussung der Haltungsstörungen, Wirbelsäulengymnastik
Gehschule, Freezing-Übungen
Gleichgewichtstraining, Sturzprophylaxe
Hilfsmittel, Hilfsmitteltraining
Feinmotoriktraining
Mimisches Training
Atemübungen
Krafttraining
Tanztherapie
Bewegungsbad, Schwimmen
Gruppentherapie
Sprechtherapie
Schlucktraining
Ergotherapie
Schreibtraining
Kreativitätstherapie
Musiktherapie, therapeutisches Singen
Psychische Betreuung
Balneophysikalische Maßnahmen
Entspannungsübungen
Kognitives Training
Psychotherapie
Angehörigenbetreuung
Einleitung
Die heutige, sehr effektive Therapie des Parkinson-Syndroms ist auf 4 Pfeilern aufgebaut. Der erste
und wichtigste Pfeiler ist die medikamentöse Kombinationsbehandlung, die in den letzten 40 Jahren
große Erfolge erzielt hat und ständig weiterentwickelt wird. Wo diese Therapie an ihre Grenzen stößt,
stehen die invasiven Formen der medikamentösen Therapie, die Pumpenbehandlungen
(Apomorphin- und Duodopa-Pumpe) zur Verfügung. Der zweite Pfeiler ist die neurochirurgische
Behandlung, genauer gesagt die Tiefe Hirnstimulation (THS), die für Patienten geeignet ist, die
infolge der Krankheitsprogression mit den medikamentösen Möglichkeiten nicht oder nicht mehr
zufriedenstellend therapierbar sind. Diese Therapieformen reichen aber nicht aus, um den
gewünschten Therapieerfolg mit zufriedenstellender Lebensqualität der Patienten zu erzielen. Als
dritter Pfeiler dient deswegen die so genannte Begleittherapie, die hauptsächlich das Ziel hat, dass
die Patienten die verloren gegangenen oder eingeschränkten Fähigkeiten und automatischen
Bewegungen wieder erlernen. Durch diese Lernprozesse kommen sie im Alltagsleben deutlich besser
aus, was die Lebensqualität der Parkinson-Patienten erheblich steigert. Andererseits verstärken sich
viele Parkinsonsymptome, am meisten der Rigor und die Akinese, wenn diese überwiegend übenden
Verfahren vernachlässigt werden. Die übenden Behandlungsverfahren machen sich vor allem einen
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Lernprozess des Gehirns zunutze, der Patient profitiert von dem Trainingseffekt und gewinnt mit
zunehmenden Erfolgen an Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Motivation. Diese Begleittherapie
wird auch physikalische Therapie oder Physiotherapie genannt. Als vierter Pfeiler wird die ParkinsonTherapie mit der psychologischen Betreuung der Patienten und deren Angehörigen ergänzt. In den
Parkinson-Spezialkliniken und -Abteilungen werden die Begleittherapien während des stationären
Aufenthaltes intensiv durchgeführt. Die Weiterführung dieser Therapieformen ist aber auch zu Hause
dringend angezeigt, um die Bewegungsfähigkeit und die Selbständigkeit der Patienten zu erhalten.
Motorische Therapien
Symptombezogene Krankengymnastik
Krankengymnastischer Befund - Behandlungsplan - Erfolgskontrolle Voraussetzung der erfolgreichen
Physiotherapie der Parkinson-Krankheit ist die möglichst genaue Registrierung der Ausprägung der
Symptomatik und der spezifischen Funktionen aus krankengymnastischer Sicht. Aufgrund der so
aufgezeichneten Anfangssituation kann das therapeutische Ziel gesteckt und ein gezielter TherapiePlan aufgestellt werden. Mit diesen Aufzeichnungen kann der therapeutische Erfolg geprüft und der
Verlauf der Krankheit verfolgt werden. Diese Erfassungsbogen sind ähnlich aufgebaut wie die Unified
Parkinson Disease Rating Scale (UPDRS), die von den Ärzten verwendet wird. Sie ermöglichen auch
die standardisierte Forschung im Bereich der physikalischen Therapie der Krankheit.
Beeinflussung der Hypokinese
Die Krankengymnastik zur Linderung der hypokinetischen Symptome versucht einerseits, die noch
vorhandenen Bewegungsmuster optimal auszunutzen, andererseits die verloren gegangenen
erlernten oder automatisierten Bewegungen durch neuerlernte zu ersetzen. Weil die
Lernmöglichkeiten infolge der Krankheit von Anfang an eingeschränkt sind, hat die Motivierung der
Patienten für diese ergänzende Therapie sehr früh, schon bei der Diagnosestellung eine große
Bedeutung. Auch die Notwendigkeit der Kontinuität dieser Übungsbehandlungen sollte dem
Patienten klar sein. Leider schränken eine eventuell vorhandene Depression mit deutlichem
Antriebsmangel oder eine dementielle Entwicklung die Möglichkeiten der gezielten
Krankengymnastik oft ein. Um die noch vorhandenen automatischen Bewegungen zu erhalten, ist
die ständige Wiederholung der Bewegungen nötig. Die Bewegungen werden häufig mit Musik bzw.
mit Rhythmus ausgeführt, einzeln mit dem Therapeuten oder in der Gruppe. Kommandos, Taktgeber,
Marschmusik per Lautsprecher. MP3-Player oder Walkman sind sehr hilfreich. Auch die optische
Gestaltung des Übungsraumes (Streifen oder Stäbe auf dem Fußboden, Schachbrettmuster usw.
fördern den Trainingseffekt). Es werden auch einfache Geräte wie Bälle, Stäbe, Tücher verwendet.
Entsprechend des Schweregrades der Symptomatik werden die Übungen im Gehen, stehend oder
sitzend durchgeführt, bei schwerkranken Patienten sogar im Bett. Wenn möglich, wird das
Bewegungstraining in verschiedenen Körperhaltungen ausgeübt. Um die Gleichgewichtsreflexe zu
unterstützen, werden auch bewegliche Untergründe (Schaukelbrett, Trampolin, Laufband, Pezziball)
verwendet. In der letzten Zeit werden außerdem Trainingsgeräte eingesetzt. Es ist aber wichtig, dass
die Übungen die Patienten nicht überfordern und dass die Ausprägung der Symptomatik und die
Leistungsfähigkeit der Patienten immer berücksichtigt werden. Gezielte Übungen und Ausarbeitung
bzw. Erlernen von verschiedenen Techniken beim Hinsetzen, Aufstehen vom Stuhl, vom Bett,
Umdrehen im Bett, Lagewechsel sind ebenfalls Aufgabe der Krankengymnastik.
Beeinflussung des Rigors
Die parkinsonbedingte Muskelsteifheit (Rigor) schränkt neben der Hypokinese die Beweglichkeit des
Patienten zusätzlich ein. Mangels entsprechender Übung kann der Rigor auch zur Versteifung der
Gelenke führen und so Kontrakturen verursachen. Zur Bekämpfung des Rigors sollen die
Bewegungen großräumig durchgeführt werden, auch mit Schwung. Wichtig sind außerdem so
genannte Dehnungs- und Lockerungsübungen. Auch alternierende oder schnell wiederholte
Bewegungen mit Rhythmus wirken in diese Richtung. Anhaltende Muskeldehnung (Schlingentisch)
und Dehnlagerungen werden gegen den Rigor eingesetzt.
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Beeinflussung des Tremors
Leider ist das Zittern durch die Krankengymnastik nicht zu beeinflussen. Der reine Ruhetremor des
Patienten ist während willkürlicher Bewegungen und in bestimmten Situationen nachlassend. Auch
die Patienten entwickeln verschiedene Techniken zur Unterdrückung des Tremors. Die Patienten
können während der Krankengymnastik an solche Tricks herangeführt werden. Beeinflussung der
Haltungsstörungen, Wirbelsäulengymnastik Die vornübergebeugte Körperhaltung ist typisch für das
fortgeschrittene Parkinson-Syndrom. Eine extreme Form dieser Haltungsstörung ist die
Kamptokormie, bei der der Oberkörper fast 90 Grad nach vorne gebeugt ist. Die auf eine Seite
geneigte Köperhaltung wird nach dem schiefen Turm von Pisa als Pisa-Syndrom bezeichnet. Die
Verbesserung der Körperhaltung ist ein weiteres Aktionsfeld für die Krankengymnastik. Unter
optischer Kontrolle (Ganzkörperspiegel) durchgeführte Übungen, z.B. auch an der Sprossenwand
oder neben einer Wand sind geeignet, um die Körperhaltung zu verbessern. Bei extremen
Körperhaltungsstörungen kommen die Stärkung der Muskulatur auf der einen und die Dehnung auf
der anderen Seite in Frage. In den Übungen soll die Rückenstrecker-Muskulatur gestärkt und ? wenn
nötig ? die Beuge-Muskulatur entspannt werden. Die Hochstellung der Rollator-Griffe oder eine
Unterarmgehstütze eignen sich ebenfalls zur Korrektur dieser Haltungsstörungen. Bei dem PisaSyndrom kommt auf einer Körperhälfte die Stärkung der Muskulatur und die Entspannung der
Muskulatur auf der Gegenseite zur Anwendung.
Gehschule ? Freezing-Übungen
Ziel der Gangschulung der Patienten ist die Erhaltung der selbstständigen Gehfähigkeit. Auch mit
den Gehübungen sollte man früh - beim Auftreten der ersten Gehprobleme - anfangen. Die
einfachste Gehübung ist der tägliche Spaziergang, den man jedem Parkinson-Patienten empfehlen
sollte. Gehübungen in der Gruppe mit Musik in einem möglichst großen Gymnastikraum, NordicWalking sind für Patienten mit leichten Gehstörungen gut geeignet. Wichtig ist die ständige
Korrektur durch die Therapeuten. Es sollten die Schrittlänge, die Gangspur, das Mitschwingen der
Arme kontrolliert werden. Für das Training des Mitschwingens der Arme sind Paar-Übungen mit 2
Gymnastikstäben sehr zweckmäßig. Hilfreich ist auch das Einrichten eines Gehgartens (Parcours) mit
verschiedener Bodenbeschaffenheit und Hindernissen sowie mit optischen Reizen. Im Gehgarten
können auch Alltagssituationen, z.B. das Öffnen eines Gartentors, eingebaut werden. Während freien
Gehens können weitere Bewegungsübungen, z.B. mit einem Ball oder einer Keule durchgeführt
werden. Für die Verlängerung der Schrittlänge sind optische Reize am Boden, Kommandos, Gehen
auf dem Laufband geeignet. Starten, Stoppen und Richtungswechsel auf Kommando sind weitere
zweckmäßige Übungen. Wichtig ist es auch, dass der Patient beim Gehen das richtige Abrollen des
Fußes erneut erlernt. Viele Parkinson-Patienten treten mit der Fußspitze auf, was zu Trippelschritten
und Fallneigung nach vorne führt. Das Auftreten mit der Ferse und das Abrollen nach vorne sollten
extra geübt werden. Bei schweren Gangstörungen, insbesondere bei Sturzgefährdung sind
Gehübungen mit geeigneten Hilfsmitteln, z.B. Gehstock, Rollator, Unterarmgehstütze bei
gleichzeitiger Hilfsmittelschulung notwendig. Ein besonderes Problem sind beim Gehen die
Starthemmungen des Patienten, die im fortgeschrittenen Zustand medikamentös nicht beeinflussbar
sind. Diese so genannten Freezing-Erscheinungen führen dazu, dass der Patient ? wie am Boden
angeklebt ? den ersten Schritt nach vorne nicht machen kann. Diese Starthemmung tritt
insbesondere in Engpass-Situationen, beim Umdrehen, vor Türschwellen, vor dem Ziel oder in
offenen Räumen auf und führt häufig zu schweren Stürzen, weil der Patient versucht, sich mit dem
Oberkörper nach vorne zu bewegen, wobei die Füße am Boden kleben bleiben. In solchen Fällen wird
dem Patienten erklärt, er möge sich vorstellen, dass vorne eine unsichtbare Wand steht. Er kann
nicht durch die Wand nach vorne treten, aber er kann mit einem Seitenschritt diese umgehen.
Wichtig ist, dass der Patient nach dem ersten Schritt nicht stehen bleibt, sonst tritt die
Starthemmung sofort wieder auf. Man kann die Starthemmung auch mit Fremd- oder
Eigenkommandos unterbrechen. Auch das Tragen eines MP3-Players oder Walkmans mit
rhythmischer Musik oder eines Metronoms kann hilfreich sein, wenn die Geräte beim Auftreten der
Starthemmung eingeschaltet werden. Optische Reize am Boden können für Übungszwecke geeignet
sein. Weiterhin können das ?Auf-der-Stelle?-Treten oder der Storchengang ausprobiert werden. In
den Sanitärhäusern sind Freezing-Stöcke erhältlich. In diesen Stöcken ist unten ein roter Querstab
eingebaut, der auf Knopfdruck herausfährt. Der Patient soll über diesen Stab steigen und so die
Starthemmung überwinden. Eine Weiterentwicklung des Freezing-Stockes sind der Laser-Stock und
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der Laser-Rollator. In diesen Geräten wird der Querstab durch einen Laserstrahl ersetzt. Auch ein
umgedrehter Stock, ein Laserpointer oder ein auf den Boden geworfenes Papierstück, befestigt an
einem Bindfaden, können die Starthemmung aufheben, wenn der Patient über diese optischen Reize
steigt. Auch die Angehörigen können lernen, wie die Starthemmung mit ihrer Hilfe gelöst werden
kann. Ein quergestellter Fuß und die Aufforderung, der Patient möge darüber steigen ist eine häufig
wirksame Lösung. Bei anderen Patienten hilft, dass der Helfer sich hinter den Patienten stellt und
seine Schulter rhythmisch nach links und rechts bewegt. Ungeduld und Zeitdruck verstärken die
Starthemmung. Gehen und das gleichzeitige Durchführen einer anderen motorischen Leistung führt
auch zu Starthemmungen und erhöht sogar die Sturzgefahr. Diese Situationen sollte der Patient
vermeiden.
Gleichgewichtstraining, Sturzprophylaxe
Die Gleichgewichtstörungen und die damit verbundenen Stürze mit hoher Verletzungsgefahr
bedeuten bei der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit ein großes Problem. Neben der
Krankheitsprogression besteht auch ein Zusammenhang mit der verminderten Muskelkraft. Die
Sturzgefahr wird weiter erhöht, wenn auch Freezing-Erscheinungen auftreten. Auch die gleichzeitige
Ausführung von zwei motorischen Tätigkeiten, plötzlich ausgeführte Bewegungen (das Telefon
klingelt, Patient will zum Telefon eilen) führen häufig zu Stürzen. Infolge der Stürze entwickeln die
Patienten erhebliche Ängste, die dann zu einer Verstärkung der Gleichgewichtsprobleme führen. Die
Stürze erfolgen überwiegend nach vorne oder auf der Seite. Besonders gefährlich sind Stürze nach
hinten ohne Kompensationsmechanismen, die bei den atypischen Parkinson-Symptomen noch
häufiger sind. Bei zunehmender Mobilität infolge der erfolgreichen Medikation kann die Sturzgefahr
leider noch größer werden. Die Übungen zur Erhaltung des Gleichgewichts und zur Vermeidung von
Stürzen sind umso wichtiger, weil die Medikation in fortgeschrittenen Stadien der Krankheit diese
Symptome nicht zufriedenstellend beeinflussen kann. Ein wichtiger Teil dieser Übungen ist das
Erlernen von kompensatorischen Ausfallschritten. Bei dieser Übung wird der hinter dem Patienten
stehende Therapeut den Patienten ruckartig nach hinten ziehen und auffangen, wie bei der
Untersuchung der so genannten Retropulsion. Der Patient soll lernen, diese plötzliche Veränderung
der Körperlage und die dadurch entstandene Fallneigung durch einen Ausfallschritt nach hinten zu
kompensieren. Auch die früher beschriebenen Übungen gegen die Starthemmungen beim Gehen
sind Teil des Trainingsprogramms zur Verminderung der Sturzgefahr. Es ist häufig notwendig, die
Übungen mit direkter Hilfeleistung des Therapeuten als einzelgymnastisches Training durchzuführen.
Die Benutzung von Abstützmöglichkeiten wie z.B. ein Gehbarren ist ebenfalls empfehlenswert.
Geeignete Übungen sind z.B. der Seiltänzergang, Übungen auf weicher Unterlage (Matratze),
Trampolin oder auf dem Schaukelbrett, auch ein Laufband kann für das Trainieren des
Gleichgewichts eingesetzt werden. Die Sturzprophylaxe beinhaltet aber auch die Aufklärung der
Patienten und der Angehörigen. Der Patient soll lernen, solche Situationen zu meiden, die die Gefahr
des Hinfallens in sich bergen. Zeitdruck, hektische Bewegungen, Anziehen ohne Abstützmöglichkeit,
durch äußere Reize durchgeführte schnelle Bewegungen, Rückwärtsgang, schnelles Umdrehen,
gleichzeitig Gehen und etwas in der Hand halten, Starthemmungen, Trippelschritte, Ablenkung durch
intensives Gespräch beim Gehen sind häufige Auslöser von schweren Stürzen. Die
Wohnraumgestaltung spielt in der Sturzprophylaxe eine wichtige Rolle. Türschwellen, lose Teppiche,
scharfe Möbelkanten, überflüssige Türen sollten beseitigt werden. Ausreichende, auch nächtliche
Beleuchtung, kurze Wege zur Toilette, Haltegriffe, Stühle mit Armlehnen können die Sturzgefahr
deutlich verringern. Für die Prophylaxe der Sturzfolgen sind Helme, Knie- und Hüftpolster geeignete
Hilfsmittel.
Hilfsmittel, Hilfsmitteltraining
In den Fällen, in denen der Patient wegen ausgeprägter Gangstörung und Fallneigung auf
entsprechende Hilfsmittel angewiesen ist, ist es Aufgabe der Therapeuten, das für ihn geeignete
Hilfsmittel auszusuchen und körpergerecht einzustellen sowie die Benutzung der Hilfe mit dem
Patienten einzuüben. Diese Hilfsmittel erhöhen die Bewegungsfähigkeit der Patienten, verlängern die
mögliche Gehstrecke und verringern die Sturzgefahr. Dementsprechend geben sie dem Patienten
mehr Lebensqualität. Folgende Hilfsmittel können bei Gang- und Gleichgewichtsproblemen
eingesetzt werden.
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Gehstock (richtige Länge wichtig!)
Unterarmgehstütze
Gehwagen (Rollator) mit Bremse und Sitz
Freezing-Stock (mechanisch oder Laser)
Freezing-Rollator
Der Umgang mit weiteren Hilfsmitteln wird im Rahmen der Ergotherapie behandelt.
Feinmotoriktraining
Die Behandlung der feinmotorischen Tätigkeiten ist größtenteils Aufgabe der Ergotherapie, trotzdem
wird sie ständiger Bestandteil der krankengymnastischen Übungen. Die Grundsymptome der
Krankheit (Hypokinese, Rigor und Tremor) schränken die feinmotorischen Fähigkeiten in hohem
Maße ein. Die Bekämpfung dieser Symptome ermöglicht die weitere, gezielte Therapie der
Feinmotorik. Die schon erwähnten Dehn- und Lockerungsübungen werden auch mit den Händen
ausgeführt, ergänzt mit Geschicklichkeitsübungen und mit dem Trainieren von schnell wiederholten
Finger- und Handbewegungen. Bei diesen Übungen werden auch verschiedene Hilfsmittel
verwendet, z.B. Aufnehmen und Ausschütteln eines Tuches, schnelle Drehbewegungen mit einem
Igelball, Übungen mit einem Seil usw. Schnelle, wiederkehrende Drehbewegungen der Hände können
mit einem Metronom gesteuert werden. Auch der so genannte Tapping-Test (schnelles Schlagen mit
dem Finger auf die Tischplatte), der als Untersuchung bekannt ist, kann für Übungszwecke
verwendet werden. Als Geschicklichkeitsübungen werden das Rollen eines Igelballes auf dem Tisch,
Übungen mit einem Tuch oder Seidenpapier, Stecken von Stiften in das Steckbrett verwendet.
Mimisches Training
Eines der auffallenden Symptome der Hypokinese ist die mimische Verarmung des Patienten,
genannt Hypomimie. Die eingeschränkte oder fehlende Mimik führt dazu, dass die Umwelt den
Patienten als teilnahmslos, emotional kalt empfindet. Dieses ?Poker-Gesicht? verursacht viele
Missverständnisse, weil der Patient anscheinend keine emotionale Regung zeigt. Einige stufen den
Patienten deshalb auch als geistig eingeschränkt ein, was der Patient selbstverständlich beleidigend
empfindet. Zur Behandlung der Hypomimie werden Übungen vor dem Spiegel empfohlen, einzeln
oder in der Gruppe. Es werden die einzelnen Muskeln bzw. verschiedene Ausdrucksformen trainiert.
Die Übungen können durch taktile Reizung (Pinsel, Berührung) der einzelnen Muskeln unterstützt
werden. Die Bewegungen der Augenbrauen, der Nase, der Augenlider, der Mundwinkel und der
Lippen werden einzeln, in verschiedene Richtungen ausgeführt. Wichtig ist auch das Üben
verschiedener emotionaler Reaktionen (Lachen, Weinen, Entzücken usw.). Diese Übungen und auch
die nachstehenden Atemübungen werden im Rahmen der Sprechtherapie verwendet.
Atemübungen
Die Hypokinese der Atemmuskulatur, der Rigor des Brustkorbes und die Haltungsstörungen führen
dazu, dass die Atmung der Parkinson-Patienten sehr oberflächlich ist. Die Patienten holen beim
Sprechen nicht genügend Luft, was die Sprechstörungen noch deutlich verstärkt. Die mangelnde
Durchlüftung der Lungen und die fehlende Kraft beim Ausatmen und Abhusten erhöhen die Gefahr
von Atemwegsinfekten bzw. Lungenentzündungen. Zur Beeinflussung der parkinson-bedingten
Atemstörungen werden atmungsvertiefende Übungen verwendet, in Verbindung mit verbesserter
Körper- bzw. Atemwahrnehmung. Der Patient kontrolliert durch Auflegen seiner Hände die Amplitude
seiner Atembewegungen und wird angehalten, diese zu vergrößern. Die forcierte Ein- und
Ausatmung kann durch Bewegungen der Arme unterstützt werden. Verschiedene mechanische
Atemhilfen (z.B. Giebelrohr) können außerdem verwendet werden.
Krafttraining
Aufgrund neuerer Erkenntnisse bezüglich einer primären Kraftminderung von Parkinson-Patienten,
die über die Inaktivitätsatrophie hinausgeht und sogar auch die Sturzneigung zu beeinflussen
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scheint, wird das Krafttraining bei Parkinson-Patienten vermehrt eingesetzt. Durch regelmäßiges
Üben gegen einen Widerstand nimmt die Muskelkraft infolge der Muskelhypertrophie zu. Durch
Krafttraining scheint die Körperfehlhaltung, die Stabilität, die allgemeine Beweglichkeit aber auch die
Feinmotorik beeinflussbar zu sein. Zum Training werden die üblichen Muskel-Trainingsgeräte und
Fahrradergometer verwendet. Die Leistungsfähigkeit des Patienten ist aber immer zu
berücksichtigen. Eine Überlastung oder Überforderung sollen vermieden werden.
Tanztherapie
Diese Therapieform hat neben der bewegungstherapeutischen Wirkung auch eine
psychotherapeutische. Die positiv stimulierende Wirkung der Musik beeinflusst die Stimmungslage
und auch den Antrieb. Patienten, die beim Gehen ausgeprägte Störungen haben, können mit Musik
und Rhythmus immer noch verhältnismäßig gut tanzen. Bewegungsbad, therapeutisches
Schwimmen Die Auftriebskraft, der Widerstand und die hohe Temperatur des Wassers tragen zum
Erfolg der Wassergymnastik im Bewegungsbad bei. Auch das therapeutische Schwimmen nutzt diese
Eigenschaften des Wassers. Die Temperatur des möglichst geräumigen aber nicht zu tiefen
Bewegungsbades für Parkinson-Patienten liegt im Allgemeinen bei 30-34 Grad. Im warmen Wasser
entspannt sich die steife Muskulatur, löst sich der Rigor, die Bewegungen sind einfacher, der Körper
verliert den größten Teil seines Gewichts. Sogar die Atmung kann verbessert werden. Im Wasser
können auch die das Gleichgewicht erhaltenden Reflexe und die Koordination der Bewegungen
trainiert werden. Bei starker Behinderung oder ausgeprägten Fluktuationen (on-off) ist das
Schwimmen nur unter Aufsicht erlaubt. Eventuelle internistische und andere Erkrankungen, die als
Kontraindikation dienen, müssen berücksichtigt werden (Schwimmerlaubnis).
Gruppentherapie
Eine häufig verwendete Form der Physiotherapie der Parkinson-Krankheit ist die Gruppengymnastik.
Sie ist eine gute Ergänzung der Einzeltherapie, wenn der Patient körperlich und psychisch in der
Lage ist, bei den Gruppenübungen mitzumachen. Sie nutzt beim Trainieren der motorischen
Leistungen auch die positive emotionale Wirkung und die Interaktionen der Gruppe und der
Gymnastik-Partner aus. Gut geeignet für die Gruppengymnastik ist ein möglichst großer, aber max.
für 10 Patienten gedachter Raum. Bei dieser Gruppengröße ist es noch möglich, dass ein Therapeut
die Gruppenmitglieder kontrollieren und bei Bedarf korrigieren kann. Der Boden des Raumes soll
rutschfest aber nicht zu hart sein (Sturzgefahr!). Die Raumtemperatur soll nicht zu hoch sein, gute
Belichtung ist Voraussetzung. Die Patienten werden nach Schweregrad eingeteilt, im Allgemeinen in
3 Gruppen. Die dritte Gruppe kann nur sitzende Übungen ausführen, die erste alle Übungen ohne
Begrenzung. Die gleichmäßige Belastbarkeit der Gruppe ist sehr wichtig, weil ein Patient, der die
Übungen nicht richtig mitmachen kann, unter Umständen die ganze Gymnastikstunde stört. Die
Dauer der Gymnastikübungen darf nicht zu lang gewählt werden und soll der Belastbarkeit der
Gruppe entsprechen (im Allgemeinen 45 Min.). Die Übungen werden häufig mit Musik (Marschmusik,
rhythmische Musik) durchgeführt. Einfache Hilfsmittel werden verwendet: Reifen, verschiedene
Bälle, Stäbe, Tennisringe, Doppelklöppel, Tücher, Säckchen. Es werden Ballspiele gespielt und es
wird gemeinsam gesungen. Ein wichtiger Teil der Gruppengymnastik ist die Gehübung, zusammen
mit einem Partner, in den Händen 2 Stäbe haltend und entsprechend der Mitbewegungen der Arme
schwingend. Bei der Einleitung und beim Abschluss werden häufig Atemübungen gemacht. Die
Übungen werden stehend, sitzend, kniend, aus der Bauchlage, aus der Rückenlage oder aus der
Seitenlage ausgeführt. Die meisten Übungen sind Partnerübungen.
Sprechtherapie
Neben der optimalen Parkinson-Medikation ist bei Sprechstörungen auch eine gezielte logopädische
Sprech- und Stimmbehandlung notwendig. Im Rahmen dieser Therapie werden die Zusammenhänge
der Körperwahrnehmung, Atmung, Haltung und Bewegung wie auch Stimmgebung und Artikulation
vermittelt. Ziel der Therapie ist es, die Leistungsfähigkeit der Stimme zu steigern. Voraussetzung ist
die aktive Mitarbeit des Patienten. Er sollte die Übungen selbständig durchführen, im Alltag
anwenden und auch seine Sprechgewohnheiten ändern können. Nach der logopädischen
Befunderhebung werden individuell abgestimmte Therapiemaßnahmen durchgeführt:
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Verbesserung der Körperwahrnehmung
Körperspannungsübungen durch Entspannungsübungen bzw. Spannungsaufbau
Verbesserung der Körperhaltung und Bewegung
physiologische Atmung und Erweiterung der Atemräume
Verbesserung der Stimmproduktion: Übungen zur Stimmkräftigung oder zur Resonanz mit
Silben oder Wörtern, die zu Sätzen ausgeweitet werden
Verbesserung der Artikulation
Übertragung des Erlernten in den Alltag
Ein speziell für die Behandlung der Sprech- und Stimmstörungen von Parkinson-Patienten
entwickeltes, wissenschaftlich erprobtes Therapieprogramm ist das Lee Silverman Voice Treatment
(LSVT?). Die Methode, die von den Sprachtherapeutinnen Ramig und Mead (1987) entwickelt und
nach einer der ersten Patientinnen benannt wurde, unterscheidet sich von anderen Therapieformen
darin, dass eine Verbesserung der Sprachverständlichkeit über das Erhöhen der Lautstärke
angestrebt wird (?All you need is loud?). In dem vierwöchigen Intensivprogramm werden regelmäßig
Übungen zur Verbesserung der Stimmfunktion und Sprechlautstärke durchgeführt. Verschiedene
Untersuchungen belegen, dass die Stimme im Sprechsystem eine Schlüsselrolle spielt. Intensives
Stimmtraining hat häufig deutliche Verbesserungen anderer Bereiche des Sprechens wie der
Atmung, der Aussprache und der Satzmelodie bewirkt (?Cross-over?-Effekt). Das LSVT-Programm
besteht aus drei Grundübungen zur Stimmkräftigung und Erweiterung des Stimmumfanges, die
täglich wiederholt werden und einem Sprechtraining, das der Übertragung der erarbeiteten
Lautstärke auf die Sprechstimme dient. Durch die Grundübungen werden die krankhaften
Veränderungen der Parkinson-Patienten beeinflusst. Die vermehrte Anstrengung, die für die höhere
Lautstärke notwendig ist, vermindert die Hypokinese und führt dadurch zu einem verbesserten
Stimmbandschluss und zu einer stabileren Stimmgebung. Neben der klaren Struktur und dem
systematischen Aufbau des Trainings ist ein wichtiger Vorteil die sofortige Übertragung der lauteren
Stimme auf das Sprechen. Bereits am ersten Tag kann der Patient die erhöhte Lautstärke anhand
einiger kurzer Äußerungen anwenden. Dies steigert sich im Verlauf der 4-wöchigen Therapie bis zur
freien Konversation, mit einem eindeutigen Feedback für den Patienten. Schallpegelmessungen,
Video- und Tonaufnahmen tragen zur Motivation der Patienten bei. Die übliche Einzeltherapie wird
ergänzt durch Gruppensitzungen, wobei auch Alltagssituationen durchgespielt werden, mit
sofortigem Feedback durch die Gruppe.
Schlucktraining
Wegen der engen Zusammenhänge des Schluckens und des Sprechens sowie der Atmung, werden
die Schluckstörungen im Allgemeinen multidisziplinär (also durch Therapeuten von mehreren
Therapierichtungen wie Logopädie, Physiotherapie, Atemtherapie gemeinsam) behandelt. In der
Therapie wird ein individuell an die vorliegenden Schluckstörungen angepasstes Funktionstraining
verwendet. Das sogenannte Schlucktraining beinhaltet die Einübung eines effizienten
Schluckvorgangs, das Training der Mund- und Gesichtsmuskulatur bezüglich Kräftigung, Koordination
und Bewegungsauslenkung von Lippen, Zunge, Wangen und Kiefer. Die Anleitung zum Schlucken
verschiedener Nahrungskonsistenzen (flüssige, breiige, feste Nahrung) ist Teil dieser Therapie.
Mittels Schluck- und Haltungsübungen (wie zum Beispiel "Kinn zur Brust") kann der Ablauf des
Schluckens verbessert werden. Auch die richtige Koordinierung der Atmung und des
Schluckvorganges können zur Verhinderung des Verschluckens beitragen.
Ergotherapie
Unter Ergotherapie oder Beschäftigungstherapie versteht man eine komplexe Therapieform. Sie
unterstützt und begleitet die Patienten, die durch die Krankheitsfolgen in ihrer Handlungsfähigkeit
bei den für sie bedeutungsvollen Betätigungen eingeschränkt oder von Einschränkung bedroht sind.
Ziel der ergotherapeutischen Behandlung ist, die Patienten in der Durchführung dieser Betätigungen
in den Bereichen Alltagsleben (Alltagskompetenz), Selbstversorgung, Beruf und Freizeit zu stärken.
Hierbei handelt es sich um das Trainieren spezifischer Aktivitäten, aber auch um Beratung und
Umweltanpassung. Die Ergotherapie gibt den Patienten die notwendige Handlungsfähigkeit im Alltag
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und in der Gesellschaft zurück und führt dadurch zur Verbesserung der Lebensqualität.
Wichtige Teile des Übungsprogramms sind
Alltagstraining Haushaltstraining Berufsbezogenes Training Training der Freizeitaktivitäten Dieie
Übung der alltäglichen Verrichtungen beinhalte t das Training von Tätigkeiten wie Körperpflege,
Anziehen, Knöpfe schließen, Schuhe binden , Fleisch schneiden, Essen, Trinken aber auch
komplexere Tätigkeiten wie Einkaufen, in die Bank gehen usw. Das Haushaltstraining zielt auf die
Tätigkeiten in der Haushaltsführung (z.B. Küchentraining). Bei dem berufsbezogenen Training oder
Arbeitsplatztraining müssen die Besonderheiten des Arbeitsplatzes mit einbezogen werden, dies
kann eventuell die Beobachtung des Patienten am Arbeitsplatz notwendig machen. Die
Freizeitaktivitäten (Handarbeit, Basteln, Malen usw.) können gezielt geübt werden.
Umgestaltung der Umgebung
Die Beratung bezüglich der Gestaltung der Wohnung und des Arbeitsplatzes, der Kleidung etc. ist
eine bedeutende Aufgabe des Ergotherapeuten. Auch die Analyse und Veränderung bestimmter
Gewohnheiten, die z.B. Stress oder Sturzgefahr verursachen, kann zur Verbesserung der
Lebensqualität der Patienten beitragen. Für diese Analyse sind Patienten-Tagebücher (z.B. SturzTagebuch) gut geeignet. So können z.B. die Probleme der sog. simultanen Tätigkeiten (gleichzeitige
Tätigkeiten, Dual task-Tätigkeit), die zum Sturz führen können, bewusst gemacht werden. Es können
durch die Analyse der problematischen Handlungsabläufe Gegenstrategien entwickelt werden.
Hilfsmitteltraining
Bei der Hilfsmittelberatung ist zu berücksichtigen, dass es für viele Parkinson-Patienten peinlich ist,
sich in der Öffentlichkeit mit Hilfsmitteln zu zeigen. Dementsprechend ist es neben der Auswahl und
Übung mit den geeigneten Hilfsmitteln auch eine psychologische Überzeugungsarbeit mit dem Ziel,
dass die Patienten diese Hilfen auch benutzen. Vor der endgültigen Verordnung sollten die Hilfsmittel
durch die Patienten erprobt werden. Für die Parkinson-Patienten geeignete Hilfsmittel sind: Erhöhter
Tisch Stuhl mit hoher Rückenlehne und Armlehnen Keilförmiges Kissen als Aufstehhilfe KatapultSessel (für das Aufstehen vom Sessel) Bettgalgen (Aufrichthilfe) Haltegriffe in der Wohnung und im
Bad Badewannen-Lift Treppenlift Barrierefreie Wohnung Schlüssel-Drehhilfe Türgriffverlängerung
Fixierter Allzweckschäler in der Küche Fixierbrett in der Küche Elektrischer Dosenöffner Anmontierter
Schraubverschluss-Öffner Selbstöffnende Haushaltsschere Absenkbares Bettgeländer Verstellbares
Bett Krankenbett Rutschige Bettwäsche (Umdrehen im Bett besser möglich) Leichtere Bettdecke Stift
mit dickem Griff Besteck mit dickerem Griff Rutschfeste Unterlage Warmhalteteller Tiefe Teller
Schnabeltasse Strohhalm Knöpfhilfe Strumpfanzieher Langer Schuhlöffel Elastischer Schnürsenkel
Schuhe ohne Schnürsenkel oder mit Klettverschluss Kleidung mit Reiß- oder Klettverschluss anstelle
von Knöpfen Kleidung ohne Kunstfasern (Schwitzen!) Spezielle Geldbörse Tabletten-Teiler TablettenBox Multitimer (Erinnerung für die Tabletteneinnahme) Gehstock Freezing-Stock Freezing-LaserStock Unterarmgehhilfe Rollator mit Bremse und Sitz Freezing-Rollator mit Laser Adaptiertes Fahrrad
Automatikschaltung im Auto Rollstuhl Hüftpolster- Hüftprotektor Knieschoner Sturzhelm TremorMaus für Computer Kommunikator (bei unverständlicher Sprache) Gewichtsmanschette (bei Tremor)
Großtastentelefon Schnurloses Telefon mit Hilfetaste Funkfinger Fernbedienung mit großen Tasten
Schreibtherapie Die Parkinson-typische Schreibstörung ist die so genannte Mikrographie, das heißt,
dass die Buchstaben im Laufe des Satzes immer kleiner werden, bis zur Unleserlichkeit. Diese
Störung bereitet für die Patienten viele Probleme, z.B. auch dann, wenn die eigene Unterschrift nicht
anerkannt wird. Bei den Tremor-Formen der Parkinson-Krankheit, bei denen auch ein Aktions- und
Haltetremor vorhanden sind, ist das Schriftbild verzittert, krakelig. Ziel der therapeutischen
Bemühungen ist, dass der Patient lernt, größer und schneller zu schreiben. Hierzu ist das Schreiben
auf der Tafel oder auf einem Papier mit Hilfslinien und einer Reihe von vorgedruckten Buchstaben
oder Ziffern gut geeignet. Diese Übung kann gut auch in der Gruppentherapie verwendet werden.
Wichtig ist aber, dass der Patient diese Übung täglich auch zu Hause durchführt. Bei der
Mikrographie können das Ab- und das erneute Ansetzen des Stiftes dazu führen, dass die
Buchstaben leserlich bleiben. Bei sehr starker Mikrographie kommen die Umstellung auf
Druckbuchstaben und eventuell Seiten mit Hilfslinien in Frage. Bei speziellen Schreibproblemen
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Begleittherapie
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(Unterschrift, Ausfüllen von Formularen) hat die Einzeltherapie Vorteile. Bei starkem Tremor hilft die
Strategie mit Großbuchstaben nicht, hier kann die Fixierung der Hand mit der anderen Hand, das
Auflegen des Unterarmes, eventuell das Anbringen einer Gewichtsmanschette vorteilhaft sein.
Kreativitätstherapie
In der Ergotherapie werden zur Verbesserung der Fingerfertigkeiten auch verschiedene Techniken
wie Zeichnen, Malen, Basteln, Korbflechten, Batikarbeiten angewendet. Viele Patienten, die früher
mit diesen Techniken nicht vertraut waren, lernen in der Beschäftigungstherapie diese Techniken
und finden dabei eine neue Freizeitbetätigung, einige sogar eine neue Künstlerkarriere. Die
Festsstellung, dass der Patient trotz der krankheitsbedingten Einschränkungen immer noch in der
Lage ist, etwas Vernünftiges und Schönes zu schaffen, hat eine starke emotionale Wirkung und hilft
bei der Krankheitsbewältigung. Dadurch spielt auch diese, in der Zwischenzeit verselbstständigte
Therapieform in der Verbesserung der Lebensqualität der Parkinson-Patienten eine wichtige Rolle.
Zahlreiche Ausstellungen von Parkinson-Künstlern und auch einige Publikationen sprechen für den
Erfolg dieser Therapie.
Musiktherapie, therapeutisches Singen
Die Rolle von Rhythmus und Musik bei den krankengymnastischen Übungen ist in den
entsprechenden Kapiteln der Physiotherapie, insbesondere bei den Gehübungen dargestellt. Diese
rhythmisch-akustische Stimulation führt zur Verbesserung der Schrittlänge, der
Schrittgeschwindigkeit, sollte aber kontinuierlich durchgeführt werden. Das rhythmische
Sprechtraining zeigt mit Hilfe eines Taktgebers (Metronom) positive Resultate im Bereich des
Sprechtempos und des Silbenflusses. Insbesondere bei der beschleunigten und verwaschenen
Sprache bringt diese Methode Vorteile. Das musikalische Stimmtraining beinhaltet Techniken für
verschiedene Eigenschaften der Stimmgebung: Tonspektrum. Lautstärke, Klangfarbe, Stimm-AtemKoordinierung. Zu den Übungen gehören: Vokale und Tonleiter singen, Zwerchfellatmung usw. Das
Singen in der Gruppe als Therapie wird bei Parkinson-Patienten besonders häufig verwendet. Dies ist
auch ständiger Bestandteil der Zusammenkünfte der Parkinson-Selbsthilfegruppen. Das Singen
verbessert die parkinson-typische Sprechstörung und die eingeschränkte Atmung. Neben dieser
Verbesserung der genannten motorischen Symptome hat das gemeinsame Singen auch eine positive
psychologische und emotionale Wirkung. Das Erleben der Gesellschaft und der Zugehörigkeit wirkt
auch gegen die Rückzugs- und Isolierungstendenzen vieler Patienten. Für die Gruppen existieren
entsprechende Liederbücher. Es ist üblich, dass das Singen von instrumentaler Musik begleitet wird.
In der Gruppe werden auch Atemübungen gemacht und elementare Lautgebungen (Stöhnen,
Seufzen, Gähnen) geübt. Balneophysikalische Anwendungen, Massagen, Elektrotherapie Die Rolle
des Bewegungsbades und des therapeutischen Schwimmens wurde im entsprechenden Kapitel
dargestellt. Zur Behandlung von Muskelverspannungen und von begleitenden orthopädischen
Erkrankungen werden Massagen Unterwassermassagen Stanger-Bad Wannenbäder Wärme- und
Kälteanwendungen, Kurzwellentherapie Elektrotherapie Ultraschalltherapie Inhalationstherapie als
Bestandteil des physikalischen Gesamtkonzeptes des einzelnen Patienten eingesetzt. Bei der in den
letzen Jahren empfohlenen Ganzkörpervibrationen konnten keine dauerhaften Effekte nachgewiesen
werden. Psychische Betreuung Entspannungsübungen Die komplexe Begleittherapie der ParkinsonKrankheit beinhaltet auch die Verwendung von Entspannungstechniken. Ziel dieser Techniken ist die
Herbeiführung einer Entspannungsreaktion, die auf neuronaler Ebene die Aktivierung des
parasympathischen und die Hemmung des sympathischen Nervensystems bedeutet. Im körperlichen
Bereich wird der Muskeltonus herabgesetzt, die Reflextätigkeit vermindert, das Gefäßsystem
erweitert, die Herzfrequenz verlangsamt, der Blutdruck gesenkt und der Sauerstoffverbrauch
reduziert. Im psychischen Bereich wird Gelassenheit, Zufriedenheit und Wohlbefinden erlebt und die
Konzentrationsfähigkeit und die Körperwahrnehmung verbessert. Das autogene Training und die
progressive Muskelentspannung nach Jacobson sind die beiden klinisch am häufigsten verwendeten
Entspannungstechniken. Beide sind relativ einfach und für Patienten ohne kognitive
Beeinträchtigung unter fachlicher Anleitung leicht zu erlernen. Es sind auch entsprechende Bücher
und Audio-CDs zum Selbststudium erhältlich.
Autogenes Training
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Das autogene Training wurde von Schultz als autosuggestives Entspannungsverfahren entwickelt.
Der Übende konzentriert sich auf kurze vorgegebene Situationen, die eine Zeit lang langsam
wiederholt werden, wie zum Beispiel ?die Arme und Beine sind schwer? oder ?die Atmung geht ruhig
und gleichmäßig.? Progressive Muskelentspannung Jacobson entwickelte mit ähnlichen Zielen die
progressive Muskelentspannung (progressive Muskelrelaxation). Bei dieser Entspannungstechnik
spannt der Übende einzelne Muskelgruppen an und lässt sie wieder los. Wesentlicher Bestandteil der
Übung ist, dass der Übende auf die empfundenen Unterschiede zwischen Anspannung und
Entspannung achtet. Durch die gelernten Übungen, die dann von den Patienten immer wieder
wiederholt werden, kann der krankheitsbedingte Stress reduziert werden und können StressSituationen wie z.B. die ?off?-Phasen besser bewältigt werden. Eine Besonderheit der
Entspannungstechniken bei der Parkinson-Krankheit ist, dass am Anfang der Ruhetremor verstärkt
werden kann. Körperteile mit starkem Rigor sollten im Allgemeinen nicht in die Übungen einbezogen
werden. Für die Behandlung psychotischer oder schwer depressiver Patienten sind diese Verfahren
nicht geeignet. Eine Demenz verhindert im Allgemeinen das Erlernen dieser Techniken. Zahlreiche
andere Verfahren wie z.B. QiGong, Meditation, Yoga usw. beinhalten auch entspannungstechnische
Elemente.
Kognitives Training
Parkinson-Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und Gedächtnisstörungen können von
verschiedenen Trainingsprogrammen profitieren, obwohl die Wirksamkeit dieser Methoden bisher
nicht eindeutig bewiesen werden konnte. Es existieren einige computergestützte Programme aber
auch ?Papier-Bleistift?-Übungen. Spielerische Übungen können auch hilfreich sein, des weiteren das
Erlernen verschiedener Gedächtnisstrategien und das Kennenlernen geeigneter Hilfsmittel. Wichtig
ist auch die Heranführung der Patienten auf das Eigentraining, im Allgemeinen mit Hilfe der
Angehörigen, die in die Therapie immer einbezogen werden sollten. Geeignete Übungen sind für das
Eigentraining z.B. das Reproduzieren des Tagesgeschehens, die Führung eines Gedächtniskalenders,
das Erzählen der Inhalte der Tageszeitung oder eines Fernsehprogramms. Kartenspiele, Schach und
andere Gesellschaftsspiele sind förderlich. Die Überforderung der Patienten ist zu vermeiden, infolge
dessen ist auch eine zeitliche Begrenzung der Übungen notwendig. Auch unrealistische
Zielsetzungen würden den Patienten überfordern.
Psychotherapie
Die psychotherapeutischen Maßnahmen bilden neben der medikamentösen, neurochirurgischen und
den körperlichen Begleittherapien den vierten Grundpfeiler der Parkinson-Therapie. Die Behandlung
wird im Allgemeinen aufgrund verhaltenstherapeutischer Ansätze durchgeführt. Die
Verhaltenstherapie will den Patienten die ?Hilfe zur Selbsthilfe? ermöglichen, ihm nach Aufklärung
und Analyse seiner Probleme Lösungen an Hand geben, mit denen er in der Zukunft besser zu Recht
kommt. Das primäre Ziel der Psychotherapie bei der Parkinson-Krankheit ist, dass die
krankheitsbedingten Einschränkungen die Lebensqualität und die soziale Integration der Patienten
möglichst wenig beeinflussen. Bei unvermeidlichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität und der
Integration kann die Psychotherapie durch Aufzeichnen von Alternativen die psychische Akzeptanz
der Krankheit fördern und das vernünftige Zusammenleben mit der Krankheit ermöglichen. Sie kann
auch der durch Scham, Angst, Depression verursachten Verstärkung der körperlichen
Krankheitssymptome entgegenwirken. Das Therapieziel ist also die Minimierung des durch die
Krankheit verursachten Belastungserlebens bei dem Patienten selbst, bei den Angehörigen und auch
bei den Betreuungspersonen. Bei den Patienten geht es um den besseren Umgang mit den
krankheitsbedingten, in erster Linie sozialen Belastungen des Alltags. Die verbesserte
Alltagskompetenz kann die Stresssituationen des Tages, die auf die Krankheit und auf ihre soziale
Folgeerscheinungen zurückzuführen sind, minimieren, was wiederum die symptomverschlechternde Wirkung dieser Stressoren herabsetzen kann. Für die Angehörigen und Betreuer ist
das Erlernen des richtigen Umgangs mit der Krankheit und mit dem Patienten wichtig. Sie müssen
den Mittelweg zwischen notwendiger Hilfeleistung und Überversorgung (überprotektives Verhalten)
finden. Auch der Rollenwechsel in der Familie infolge der Krankheit führt häufig zu
Konfliktsituationen, die zu lösen sind. Eine psychische und körperliche Überforderung der
Angehörigen ist ebenfalls frühzeitig zu erkennen und für sie Lösungsansätze zu erarbeiten. Von
grundsätzlicher Bedeutung ist die richtige Information, die Aufklärung des Patienten. Die Diagnose
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ist im Allgemeinen ein tiefer Einschnitt in das Leben, in die Lebensplanung des Betroffenen und auch
der Angehörigen. Sie führt verständlicherweise zu schweren Zukunftsängsten, zu einer reaktivdepressiven Phase, verursacht Schamgefühle und auch häufig Rückzugstendenzen. In dieser
Situation kann die stützende Psychotherapie dem Patienten mit der richtigen Aufklärung, mit der
objektiven Analyse der Situation und mit dem Aufzeichnen der Möglichkeiten, nämlich, dass ein
lebenswertes Zusammenleben mit der Krankheit möglich ist, den schweren Vorgang der
Krankheitsakzeptanz und der Krankheitsbewältigung erleichtern. Der Krankheitsbewältigung dienen
weitere Ansätze der psychischen Begleitung. Die Förderung der krankheitsbezogenen
Kommunikation, des emotionalen Ausdrucks, die Entwicklung von Problemlösungs- und
Stressbewältigungsstrategien, die Lösung sexueller und familiäre Probleme, das Erlernen von
Entspannungstechniken und das kognitive Training gehören zu diesen Ansätzen.
Angehörigenbetreuung
Parkinson-Angehörige leiden mit ?Verwandte von Menschen, die an Morbus Parkinson erkrankt sind,
weisen ein erhöhtes Risiko für Depressionen und Angsterkrankungen auf.? Zu lesen war dies im Jahr
2007 als zusammenfassendes Ergebnis einer US-Studie. Wissenschaftler hatten 1000 Verwandte
ersten Grades von 162 Parkinson-Patienten untersucht. Wie wir aus einer anderen Studie wissen,
beginnen die Belastungen bereits in frühen Stadien und setzen sich um ein Vielfaches bis in die
Spätstadien der Erkrankung fort.
Die Belastung der Angehörigen
Diese Krankheit, die sich im motorischen Bereich durch eine allgemeine Verlangsamung aller
Bewegungsabläufe, durch Muskelsteifheit mit mühsamen Bewegungen in den großen Gelenken und
möglicherweise durch ein Zittern äußert, ist von Beginn an nicht nur für den Betroffenen selbst von
Bedeutung, sondern auch für die ganze Familie, insbesondere für die ?Pflegenden? in der Familie. In
der Regel sind dies die Ehepartner und/oder die Kinder. In vielen Gesprächen mit Angehörigen wird
auch deutlich, dass es eben nicht nur die Bewegungsstörungen sind, sondern auch und manchmal
sogar insbesondere die Veränderungen im seelisch-geistigen Bereich. Besonders zu erwähnen ist
dabei die depressive Verstimmung des Patienten mit Rückzugstendenz, Ängstlichkeit mit einer
ausgeprägten Neigung zum ?Klammern?, aber auch die sich in einigen Fällen entwickelnde Demenz
mit Trugwahrnehmungen bis hin zur Psychose. Oft wird besonders von betroffenen Ehefrauen der
Fehler gemacht, die Patienten vorzeitig von allen Dingen des Alltags zu entlasten. Das funktioniert
gut bei akuten Erkrankungen wie einer Grippe oder einer Lungenentzündung und dort ist es sicher
auch angebracht. Aber bei einer Erkrankung, die einen chronisch fortschreitenden Verlauf zeigt, die
weder gestoppt noch geheilt werden kann, zeigen sich sehr bald Grenzen in der seelischen und auch
körperlichen Belastbarkeit. In der Regel dreht sich nach einer mittleren Krankheitsdauer der Alltag zu
einem erheblichen Teil um die Krankheit. Wenn eine Fallneigung vorliegt oder ?off?-Phasen
auftreten, in denen sich der Patient nicht mehr allein versorgen kann, so sind die Partner in einer
?Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft?, wie man sie im beruflichen Bereich keinem Menschen zumuten
würde. Wenn Schlafstörungen dazu kommen, ist auch der Nachtschlaf des Angehörigen
beeinträchtigt, da die Patienten häufig Hilfe beim Gang zur Toilette benötigen oder sie sich im Bett
nicht mehr allein umdrehen können. Manche Angehörige haben, wenn sie mit dem Patienten in der
Klinik ankommen, jahrelang schon keine Nacht mehr durchgeschlafen. Der Patient hat die
Möglichkeit, den fehlenden Nachtschlaf am Tag nachzuholen, der Angehörige in der Regel nicht. Es
gibt weder einen Feierabend, noch ein Wochenende, noch Urlaub und keine Aussicht auf
Veränderung. Eine solche Aufgabe ist Kräfte zehrend und will gewürdigt sein. Aber auch da gibt es
Mängel. Trotz aller professionellen medizinischen und pflegerischen Versorgung ist der Partner der
wichtigste Rückhalt. Für den Rest der Familie ist es normal, dass die Patienten von ihrem Ehepartner
versorgt werden. Nur ein kleiner Teil erhält spontane Unterstützung. Der Betroffene selbst ist in
seiner Mimik und Gestik krankheitsbedingt deutlich eingeschränkt, so dass die sonst in einer Ehe
normalen Dankesbekundungen durch ein Lächeln oder ein Leuchten in den Augen immer weniger
werden. Einige Angehörige haben sogar das Gefühl, dass die Patienten ?engstirniger? und
?egoistischer? werden und nur noch an sich denken. Die Bedürfnisse der pflegenden Partner zählen
nicht mehr. Es wäre deshalb wünschenswert, Belastungen von Beginn an mehr zu verteilen. Die
Angehörigenarbeit hat die Aufgabe, die Pflegenden zu aktivieren, von Beginn an über mögliche
Hilfsangebote durch andere Familienmitglieder und/oder durch professionelle Helfer nachzudenken
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und diese Hilfe dann auch anzunehmen. Um an Informationen über Aufklärungs-, Hilfs- und
Entlastungsmöglichkeiten zu kommen, sollten neutrale Beratungsstellen bei den Krankenkassen, den
Sozialämtern, den ambulanten Pflegediensten vor Ort und vor allem bei der Deutschen ParkinsonVereinigung genutzt werden.
Erhaltung der Selbständigkeit der Patienten
Patienten wiederum klagen häufig darüber, dass sie zu Hause ?entmündigt? werden. Da alles lange
dauert, zum Beispiel auch Antworten auf Fragen oder Entscheidungen, diese werden dem Patienten
oft abgenommen, nicht immer zu dessen Freude und in seinem Sinne. Die ohnehin schon
beschriebene Rückzugstendenz der Patienten wird dadurch weiter vertieft und sie werden zusätzlich
in eine unfreiwillige Passivität gedrängt. Ein gutes Beispiel dafür sind die Gespräche mit Ärzten. Etwa
bei jedem dritten Aufnahmegespräch von Patienten, bei denen Ehepartner anwesend sind, antwortet
spontan der Angehörige auf die Fragen des Arztes, nicht der Patient. Unabhängig davon, dass dieses
Vorgehen ? wie oben bereits beschrieben ? für den Patienten nicht förderlich ist, nimmt es dem Arzt
einen wesentlichen Aspekt seiner intuitiven Wahrnehmung. Im normalen Alltagsleben werden dem
Patienten - oft aus Ungeduld - bestimmte Tätigkeiten abgenommen, die er durchaus noch selbst
ausführen könnte, wenn er nur genügend Zeit hätte. Auch dies wirkt sich negativ aus ? es ist ja
eigentlich gut gemeint ? aber führt eher zu einer Demotivierung des Patienten. Der richtige Weg
wäre, dem Betroffenen ausreichend Zeit zur Verfügung zu stellen und ihn dabei zu unterstützen, sein
Ziel zu erreichen. Die Aufgabe besteht nicht darin, dem Patienten Arbeit abzunehmen, sondern eher
darin, ihm zu helfen, so lange wie möglich selbständig zu bleiben.
Aufklärung der Angehörigen
Unverständnis erfahren Betroffene meist in dem Stadium der Erkrankung, in dem sogenannte gute
und schlechte Phasen der Beweglichkeit auftreten. Innerhalb von Sekunden kann ein bis dahin gut
beweglicher Patient völlig hilflos werden. Nicht selten werden sie dann verdächtigt, zu simulieren,
was wiederum zu Frustration auf beiden Seiten führt. Angehörige sollten sich darüber im Klaren sein,
dass diese Schwankungen in Abhängigkeit von der Wirkung der Medikamente auftreten können und
für diese Phasen Verständnis zeigen. Möglicherweise benötigen die Patienten in diesen Phasen Hilfe,
obwohl sie sonst selbständig sind. Aufgabe der Angehörigenarbeit ist es hier, die Pflegenden über
das Wesen und die Besonderheiten dieser Erkrankung aufzuklären. Ein Angehöriger, der die
Krankheit nicht kennt, ist von vornherein überfordert. Im Rahmen der Angehörigenarbeit sollten die
Pflegenden außerdem dazu angeregt und ermuntert werden, sich einmal in der Woche mit ihren
Partnern zusammenzusetzen, um Probleme, die in der vergangenen Woche im Zusammenhang mit
der Krankheit aufgetreten sind, in Ruhe miteinander besprechen zu können. Es löst sich nicht alles in
der Luft auf, auch wenn wir alle uns das manchmal wünschen. Mitten im Alltagsleben ? nämlich da,
wo die Luft brennt ? ist meist nicht ausreichend Gelegenheit dafür. Um nichts zu vergessen, sollte
ein Tagebuch über besonders belastende Situationen geführt werden. In Anwesenheit des
Betroffenen haben Angehörige manchmal nicht den Mut, über Gefühle und persönliche Belastungen
zu sprechen. Sie haben den Eindruck, den Partner damit noch zusätzlich zu belasten. Aus diesem
Grund führen wir in der Klinik spezielle Angehörigen-Gesprächsgruppen durch, in denen ein
Therapeut nur für die Angehörigen da ist. Frei von selbst aufgebauten äußeren Zwängen ist es für
viele leichter, ihre persönlichen Probleme im täglichen Zusammenleben zur Sprache zu bringen und
gemeinsam kann man dann nach Lösungen suchen. Hier ist insbesondere auch der
Erfahrungsaustausch zwischen den Angehörigen von Vorteil. Häufig hat einer der Anwesenden schon
das gleiche Problem gehabt und weiß bereits eine praktikable Lösung. Hier sind insbesondere die
Versorgung mit bestimmten Hilfsmitteln oder die Teilnahme an besonderen Therapieverfahren zu
nennen. Angehörige haben für sich selbst oft keine Zeitreserven mehr. Da sie sich rund um die Uhr
um ihren Partner kümmern müssen, bleiben die eigenen Bedürfnisse und Beschwerden auf der
Strecke. Belastung und Beschwerden beeinflussen sich jedoch oft gegenseitig und auf diesem Weg
kommt es zu einer völligen subjektiven und objektiven Erschöpfung, auch ?Burn-out-Syndrom?
genannt. Angehörigenarbeit bedeutet, die Betreuenden auf diesen Teufelskreis aufmerksam zu
machen und ihnen nahe zu legen, in diesen Fällen unbedingt professionelle Hilfe in Anspruch zu
nehmen. Eine psychotherapeutische und vielleicht auch medikamentöse Behandlung kann den
Pflegenden helfen, wieder aufzuleben und neue Kraft für die kommenden Jahre zu schöpfen.
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© 2015 Gertrudis-Klinik Parkinson-Zentrum-GmbH
Aktualisiert am 11.10.2017
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