Technische Universität Darmstadt Fachbereich Mathematik Klaus Keimel Alexander Rohr Sommersemester 2002 14. Juni 2002 9. Übung zur Veranstaltung Allgemeine Topologie Gruppenübungen Skript Abschnitte 7 und 8 Aufgabe 91 (Kompaktheit und Abgeschlossenheit) Sei X ein topologischer Raum und K, K 0 Teilmengen von X. Zeige: a) (zur Erinnerung) Ist X kompakt, K abgeschlossen, so ist K kompakt. b) Ist X ein Hausdorff-Raum, K kompakt, so ist K abgeschlossen. c) Ist X ein Hausdorff-Raum, K und K 0 kompakt, so ist K ∩ K 0 kompakt. Aufgabe 92 (Der Satz von der offenen Abbildung) Sei f : X → Y eine stetige Bijektion zwischen topologischen Räumen X und Y . Zeige: Ist X kompakt und Y ein Hausdorff-Raum, so ist f ein Homöomorphismus. Insbesondere ist X hausdorffsch. Aufgabe 93 (Filterbasen kompakter Mengen) a) Zeige: Ist X ein Hausdorff-Raum und (Ki )i∈I eine Filterbasis kompakter Mengen, dann ist \ Ki K := i∈I eine nicht-leere kompakte und abgeschlossene Menge. b) Zeige: Ist in a) die Menge U eine offene Obermenge von i0 ∈ I mit Ki0 ⊆ U . Aufgabe 94 (Endliche Produkte kompakter Räume) Zeige: Das Produkt zweier kompakter Räume ist kompakt. T i∈I Ki , dann gibt es bereits ein Hausübungen Skript Abschnitte 7 und 8 Aufgabe 95 (Folgenkompaktheit) Definition. Eine topologischer Raum X heißt folgenkompakt, wenn jede Folge in X eine konvergente Teilfolge besitzt. a) Zeige: Ist X ein kompakter Raum, welcher das erste Abzählbarkeitsaxiom erfüllt, so ist X folgenkompakt. b) Zeige: jeder folgenkompakte Raum, der das zweite Abzählbarkeitsaxiom erfüllt, ist kompakt. F c) Beweise oder widerlege: Jeder folgenkompakte Raum, der das erste Abzählbarkeitsaxiom erfüllt, ist kompakt. Aufgabe 96 (Folgenkonvergenz reicht nicht) Definition. Eine Teilmenge A eines topologischen Raums X heißt folgenabgeschlossen, wenn für jede Folge in A, welche in X einen Grenzwert x besitzt, dieser Grenzwert in A liegt. Es sei X := [0; 1][0;1] . Zeige: Eine Funktionenfolge in X ist genau dann konvergent bezüglich der Produkttopologie, wenn sie punktweise konvergent ist. Untersuche, ob die Menge A aller Funktionen in X, welche an höchstens abzählbar vielen Stellen von Null verschieden sind, die folgende Eigenschaften besitzt: • A ist dicht in X • A ist folgenabgeschlossen • A ist abgeschlossen • A ist folgenkompakt • A ist kompakt Welche wichtigen Sätze über Folgen lassen sich also nicht von metrischen Räumen auf beliebige topologische Räume verallgemeinern? Aufgabe 97 (Vergröberung und Verfeinerung kompakter Hausdorff-Topologien) Definition. Sind O und O0 Topologien auf der selben Menge, so heißt O gröber als O0 (und entsprechend O0 feiner als O), wenn jede offene Menge bzgl. O auch offen bzgl. O0 ist: O gröber als O0 ⇐⇒ O ⊆ O0 Es heißt O echt gröber als O0 (und O0 echt feiner als O), wenn die Topologien zusätzlich auch noch verschieden sind. a) Zeige: Ist (X, O) ein kompakter Hausdorff-Raum, so ist X mit jeder echt feineren Topologie nicht mehr kompakt und mit jeder echt gröberen Topologie nicht mehr Hausdorffsch. (Hinweis: Satz 8.4 könnte hilfreich sein.) (Hinweis: Aufgabe 92 könnte hilfreich sein.) b) Finde Beispiele, die zeigen, daß auf die Voraussetzungen X kompakt“ bzw. Y Hausdorff” ” Raum“ in Satz 8.4 nicht verzichtet werden kann. Bitte wenden! Aufgabe 98 (Trennungseigenschaften lokal kompakter Räume) Zeige: a) Jeder lokal kompakte Hausdorff-Raum ist vollständig regulär. b) Es gibt einen kompakten Raum, der nicht lokal kompakt ist. F c) Es gibt einen lokal kompakten Hausdorff-Raum, der nicht normal ist. Aufgabe 99 (Filterbasen kompakter Mengen) Es seien X und Y Hausdorff-Räume und f : X → Y stetig. Zeige: Ist G eine Filterbasis kompakter Teilmengen von X, so gilt T T f f (G) | G ∈ G . {G | G ∈ G} = Gilt das auch für eine Filterbasis abgeschlossener Teilmengen von X? Aufgabe 100 (Filterbasen zusammenhängender Mengen) In einem kompakten Hausdorff-Raum X sei (Ai )i∈I eine Filterbasis abgeschlossener Mengen. T Zeige: Sind alle Ai zusammenhängend, so ist auch der Schnitt i∈I Ai zusammenhängend. F Aufgabe 101 (Umgebungen kompakter Mengen in der Produkttopologie) Seien X, Y topologische Räume und K ⊆ X, L ⊆ Y kompakt. Ferner sei U eine Umgebung von K × L in X × Y . Zeige: Es gibt Umgebungen V von K in X und W von L in Y mit K × L ⊆ V × W ⊆ U. Aufgaben zu Anwendungen der Topologie in der Algebra Aufgabe 102 (Topologie und Algebra) Bekanntlich ist Z ein Hauptidealring, d. h. die Ideale sind von der Form nZ = {nz | z ∈ Z}. Das Spektrum Spec Z des Rings der ganzen Zahlen besteht aus den Primidealen und dem Nullideal {0}. Dabei nennen wir ein echtes Ideal P ( Z ein Primideal, wenn aus ab ∈ P folgt: a ∈ P oder b ∈ P . Das sind gerade die Ideale P = pZ mit primem p. Für s ∈ Z und S ⊆ Z definiere \ As := {P ∈ Spec Z | s ∈ P } AS := {P ∈ Spec Z | S ⊆ P } = As A = {AS | S ⊆ Z} s∈S Im folgenden soll gezeigt werden: a) Die Menge A ist ein System abgeschlossener Mengen einer Topologie auf Spec Z, der ZariskiTopologie. Die Familie (As )s∈Z , bildet eine Basis für A und die einelementigen Mengen {pZ} mit p prim bilden eine Subbasis von A. b) Spec Z mit der Zariski-Topologie ist kompakt. Zu a) i) Zeige As ∪ At = Ast ii) Was sind A0 und Ap für p prim? S Q iii) Zeige: Ist s 6= 0, 1 und s = ki=1 pαi i seine Primfaktorzerlegung, so gilt As = ki=1 Api . iv) Beweise a) Zu b) Sei Ds = Spec Z \ As i) Zeige: Spec Z ist S kompakt, falls man zeigen kann, daß jede offene Überdeckung der Form Spec Z = s∈S Ds eine endliche Teilüberdeckung besitzt. S ii) Sei also eine offene Überdeckung Spec Z = s∈S Ds gegeben . α) Zeige, daß das von S erzeugte Ideal gleich Z ist. Insbesondere läßt sich 1 als Pk Linearkombination 1 = i=1 mi si endlich vieler Elemente aus S schreiben S S β) Zeige ki=1 Dsi = s∈S Ds Aufgabe 103 (Noch mehr Algebra) Der Polynomring C[X] besteht aus allen Polynome in der Variablen X mit komplexen Koeffizienten. Für jedes Zahl z ∈ C ist die Menge Pz := {p ∈ C[X] | p(z) = 0} aller in z verschwindenden Polynome ein maximales Ideal und damit insbesondere ein Primideal in diesem Ring. Wir definieren das Spektrum S := Spec C[X] und die Zariski-Topologie darauf analog zu Aufgabe 102. Zeige, daß die Abbildung z 7→ Pz injektiv ist. Auf dem Bild dieser Abbildung betrachten wir die Spurtopologie der Zariski-Topologie. Welche bekannte Topologie auf C muß man wählen, damit diese Abbildung ein Homöomorphismus auf ihr Bild wird? Anmerkung: Eine solche Injektion, die ein Homöomorphismus auf ihr Bild ist, nennt man auch kurz eine Einbettung. Aufgabe 104 (Immer mehr Algebra) Es sei X ein vollständig regulärer topologischer Raum. Betrachtet man den Ring C(X, R) aller stetigen reellwertigen Funktionen auf X, so ist die analog zu oben definierte Menge Pz für z ∈ X ebenfalls ein maximales Ideal. Zeige, daß die Abbildung z 7→ Pz : X → Spec C(X) eine Einbettung ist.