Fachbereich Mathematik der Universität Hamburg Prof. Dr. H. J. Oberle Dr. H. P. Kiani WiSe 2011/12 Analysis I für Studierende der Ingenieurwissenschaften Blatt 3 Aufgabe 1: (5+5) a) Zeigen Sie, dass die Folge an := 4n+2 + 3n−1 , n ∈ N gegen a = 16 konvergiert. 4n + 5 b) Tina hat ihrem kleinen Bruder beim Schaukeln Anschwung gegeben. Die Schaukel (genauer die Enden der Ketten an denen die Sitzfläche hängt) hat im Ruhezustand eine Höhe von 0.5 Metern über dem Boden. Nach dem Anschwingen hat die Schaukel die schwindelerregende Höhe von zwei Metern über dem Boden erreicht. Bei jedem Hin- und Herschwingen reduziert sich, die über dem Ruhezustand gewonnene maximale Höhe der Schaukel um 5% . Geben Sie eine Folge an, deren n -tes Glied die maximale Höhe beim n− ten mal Hin- und Herschwingen angibt. Wie oft schwingt die Schaukel hin und her bevor sie zum ersten Mal unterhalb einer Höhe von einem Meter über dem Boden bleibt? Lösungshinweise zu Aufgabe 1: a) n+2 4 + 3n−1 = |an − 16| = − 16 4n + 5 n−1 n−1 3 − 80 ≤ 3 = n 4n 4 +5 n+2 4 + 3n−1 − 16 · 4n − 80 4n + 5 ∀n : 3n−1 − 80 > 0 . =⇒ lim |an − 16| = 0. n→∞ b) h0 :=0.5 + 1.5, hn = 0.5 + 1.5 · 0.95n ∀n ∈ N 1 hn <1 ⇐⇒ 1.5 · 0.95n < 0.5 ⇐⇒ n · ln (0.95) < ln( ) 3 ⇐⇒ n > ln( 31 ) = 21, 4 · · · ln(0.95) Die Schaukel bleibt beim 22. Schwingen unterhalb von einem Meter. Analysis I, H. J. Oberle/H. P. Kiani, WiSe 2011/2012, Blatt 3 2 Zu den Aufgaben 2 und 3a: Bitte lösen Sie die angegebenen Aufgaben, kreuzen Sie bei mehreren Auswahlmöglichkeiten die richtige(n) Zeile(n) an, und tragen Sie gegebenenfalls in den angekreuzten Zeilen Ihre Antworten in die dafür vorgegebenen Kästchen ein. Der Lösungsweg wird nicht bewertet. Aufgabe 2:(3+2+3+2 Punkte) a) (Klausur 09/10) Geegeben ist die Folge an = √ √ n2 + 4n + 1 − n2 + n − 2, n ∈ N . Die Folge an , n ∈ N divergiert ohne erkennbare Häufungspunkte. Die Folge an , n ∈ N konvergiert uneigentlich gegen ∞ . x Die Folge an , n ∈ N konvergiert und es gilt lim an n→∞ b) Gegeben ist die Folge bn := x = 1 n+2 3 2 3 3n3 + 4n − 1 − 3n , n ∈ N . Dann ist 2n2 die Folge bn , n ∈ N konvergent und es gilt lim bn n→∞ = −27 8 die Folge bn , n ∈ N divergent. 4(n−2) 1 c) Gegeben ist die Folge cn = 1 − , 3n x n∈N. Die Folge cn , n ∈ N konvergiert und es gilt lim cn n→∞ Die Folge cn , n ∈ N ist divergent. d) Die komplexwertige Folge zn = x 4 + 3i 10 konvergiert gegen lim zn n→∞ ist divergent. n , n ∈ N, = 0. 4 = e− 3 i2 = −1 Analysis I, H. J. Oberle/H. P. Kiani, WiSe 2011/2012, Blatt 3 3 Rechnungen zur Aufgabe 2: (3+2+3+2 Punkte) a) Unter Anwendung der 3. binomischen Formel erhält man an = ( √ = √ Also gilt : n2 + 4n + 1 − √ (n2 + 4n + 1) − (n2 + n − 2) √ n2 + n − 2 ) = √ n2 + 4n + 1 + n2 + n − 2 3n + 3 √ = q n2 + 4n + 1 + n2 + n − 2 1+ lim an = n→∞ 4 n (3 + n3 ) q 1 + n2 + 1 + . 1 n − 2 n2 3 . 2 b) 3 3 1 3n + 4n − 1 bn = − 3n n+2 2n2 3 1 −3n3 + 4n − 1 1 = = 2 n+2 2n 1+ Damit erhalten wir lim bn = n→∞ −3 2 3 = 2 n −3 + 4 n12 − 2 1 n3 3 . −27 . 8 c) cn = 1 1− 3n n 4 −8 (− 31 ) (− 31 ) . = 1+ · 1+ n n 1 4 4 lim cn = e− 3 = e− 3 . 4(n−2) n→∞ n 4 + 3i d) Für die komplexe Folge zn = , i2 = −1 muss man Real– und Ima10 ginärteil getrennt betrachten, oder zu Polarkoordinaten übergehen, und Betrag bzw. Argument getrennt betrachten. n q n 4 + 3i 4 2 3 2 n Für zn = gilt |zn | = |z1 | = + 10 10 10 und damit lim |zn | = 0 . n→∞ Aufgabe 3: (3+7 Punkte) a) Es sei r ∈ R gegeben. Die Folge bn := cos (nπ) konvergiert für alle r ∈ R+ . r−1 5 n −1 , n∈N Analysis I, H. J. Oberle/H. P. Kiani, WiSe 2011/2012, Blatt 3 4 konvergiert genau dann, wenn |r| < 1 gilt. x divergiert für alle r ∈ R+ mit r > 6 . x konvergiert genau dann, wenn r = 6 gilt. x hat für r ∈ (−4, 4) die Häufungspunkte h1 = −1 h2 = 1 b) * Bernoulli-Prozesse sind Ihnen vermutlich aus der Schule bekannt. Es handelt sich um Versuche mit zwei möglichen Ergebnissen. Hat das gewünschte Ergebnis die Wahrscheinlichkeit p , so beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass das gewünschte Ergebnis bei n Versuchen genau k mal eintritt n pk,n = pk (1 − p)n−k . (1) k Sei nun λ eine feste reelle Zahl und p = nλ . Welchen Ausdruck erhalten Sie dann für pk,n nach der Formel (1)? Berechnen Sie den Grenzwert limn→∞ pk,n . Dieser Grenzwert wird unter geeigneten Voraussetzungen als gute Näherung für die Wahrscheinlichkeit angesehen, dass ein sehr seltenes Ereignis bei einer sehr großen Zahl von Versuchen genau k-mal eintritt (Stichwort Poissonverteilung). *) Die mit einem Stern versehenen Aufgaben sind keine Standardaufgaben. Zur Lösung dieser Aufgaben muss eventuell etwas länger nachgedacht werden. Lösungshinweise zu Aufgabe 3: r−1 a) Die geometrische Folge b̃n := 5 – divergiert für r ≤ −4 oder r > 6 . n – ist konstant gleich 1 für r = 6 , damit ist dann bn = 0, ∀n ∈ N – konvergiert gegen Null für r ∈ (−4, 6) , damit erhält man für bn die Häufungspunkte ±1 . b) pk,n k λ λ n = (1 − )n−k k n n k n! λ λ λ = · (1 − )n (1 − )−k (n − k)!k! n n n = (n − k + 1) · · · (n − 1) · n 1 λ λ · · λk (1 − )n (1 − )−k n···n · n k! n n → λk −λ e k! (n → ∞) Analysis I, H. J. Oberle/H. P. Kiani, WiSe 2011/2012, Blatt 3 5 Aufgabe 4: (1+4+5 Punkte) Untersuchen Sie die nachstehenden Folgen auf Konvergenz in R und bestimmen Sie gegebenenfalls die Grenzwerte. a2n + 10 , 6 3 + 5bn b) b0 = 1 , bn+1 := , (Klausur SoSe 2010) , 20 c)(Klausur SoSe 2004) Gegeben sei die Funktion f : R → R a) a1 = 0, an+1 = f (t) = t2 + t − 6. i) Zeigen Sie, dass das Newton Verfahren zur Bestimmung einer Nullstelle der Funktion f mit dem Startwert t0 = 3 die Folge t0 = 3, tn+1 = t2n + 6 ; 2tn + 1 n ∈ N0 erzeugt. ii) Zeigen Sie, dass für alle n ∈ N0 , tn ≥ 2 gilt. iii) Zeigen Sie, dass die Folge (tn )n∈N0 monoton fallend ist. iv) Beweisen Sie die Konvergenz der Folge (tn )n∈N0 und bestimmen Sie den Grenzwert. Lösungshinweise zu Aufgabe 4: a) Falls die Folge a1 = 0, a= an+1 = a2n + 10 in R konvergiert, dann gegen ein a ∈ R mit 6 a2 + 10 ⇐⇒ a2 − 6a + 10 = (a − 3)2 + 1 = 0. 6 Widerspruch! Die Folge konvergiert nicht gegen einen reellen Grenzwert. [1 Punkt] b) Gibt es ein Grenzwert b der Folge (bn )n∈N0 , so muss dieser die folgende Gleichung erfüllen: 3 + 5b 1 b = ⇐⇒ 20b = 3 + 5b ⇐⇒ b = . [1 Punkt] 20 5 Behauptung : für alle k ∈ N0 gilt bk > 15 . Beweis mittels vollständiger Induktion: Induktionsanfang: Für k = 0 gilt b0 = 1 > 1 5 . Induktionsannahme: Für ein beliebiges, festes n ∈ N0 gelte bn > 51 . Analysis I, H. J. Oberle/H. P. Kiani, WiSe 2011/2012, Blatt 3 6 Induktionsschritt: Dann gilt die Behauptung auch für bn+1 . Beweis: bn > 1 ⇐⇒ 5bn > 1 ⇐⇒ 3 + 5bn > 4 5 ⇐⇒ 4 1 3 + 5bn = bn+1 > = . 20 20 5 [1 Punkte] Behauptung : für alle k ∈ N0 gilt bk > bk+1 . Beweis mittels vollständiger Induktion: 3+5 . 20 Induktionsannahme: Für ein beliebiges, festes n ∈ N gelte bn−1 > bn . Induktionsanfang: Für k = 0 gilt b0 = 1 > b1 = Induktionsschritt: Dann gilt auch bn > bn+1 . Beweis: bn−1 > bn ⇐⇒ 5bn−1 > 5bn ⇐⇒ 3 + 5bn−1 > 3 + 5bn 3 + 5bn−1 3 + 5bn > = bn+1 . 20 20 Die Folge ist monoton fallend und nach unten beschränkt. Sie konvergiert gegen den einzig möglichen Grenzwert 1/5. [2 Punkte] ⇐⇒ bn = c) (Klausur SoSe 2004) (i) Das Newton Verfahren erzeugt die Folge t2 + tn − 6 2t2 + tn − t2n − tn + 6 t2 + 6 f (tn ) = tn − n = n = n . [1 tn+1 = tn − 0 f (tn ) 2tn + 1 2tn + 1 2tn + 1 Punkt] (ii) Behauptung: Für alle n ∈ N0 : tn ≥ 2 . Beweis: Es ist t0 = 3 > 2 . Es sei tn ≥ 2 für ein festes, beliebiges n ∈ N0 . Dann gilt tn+1 ≥ 2 ⇐⇒ t2n + 6 ≥ 4tn + 2 ⇐⇒ t2n − 4tn + 4 ≥ 0 ⇐⇒ (tn − 2)2 ≥ 0 . Die letzte Ungleichung ist aber für alle reellen Zahlen tn erfüllt. [1 Punkt] (iii) Behauptung: Die Folge (tn )n∈N0 ist monoton fallend. t2 + 6 tn+1 = n ≤ tn ⇐⇒ t2n + 6 ≤ 2t2n + tn ⇐⇒ 6 ≤ t2n + tn . 2tn + 1 Die letzte Ungleichung ist für alle tn ≥ 2 erfüllt. Also fällt die Folge monoton. [1 Punkt] (iv) Konvergenz der Folge (tn )n∈N0 und Grenzwert: Da die Folge monoton fallend und nach unten beschränkt ist, ist sie auch konvergent. [1 Punkt] Für den Grenzwert muss gelten: t2 + 6 ⇐⇒ 2t2 + t = t2 + 6 ⇐⇒ t2 + t − 6 = (t − 2)(t + 3) = 0 2t + 1 Wegen tn ≥ 2 kommt nur der Grenzwert t = 2 in Frage. [1 Punkt] t=