Block: Ökologische Modellierung WS 05/06 Pflanzenwachstumsmodell unter Beweidung Von Anja Bonte, Romina Drees, Jan-Ludwig Schröder Ein paar Kühe oder Schafe und ganz viel Gras..... Aber wieviel Gras muss wachsen, damit die Tiere satt werden können, wieviel Tierbeweidung hält eine Wiese überhaupt aus und unter welchen Aspekten können sich bestimmte Pflanzen besser durchsetzen als andere? Diese Fragestellungen ergeben sich z.B. in landwirtschaftlichen Betrieben. Die Pflanzenzusammensetzung beeinflusst die Nettoproduktion und Qualität einer Wiese und letztendlich auch die Leistung der Nutztiere. Die Kenntnis über Ausbreitungsstrategien und Konkurrenzeigenschaften erwünschter bzw. unerwünschter Weidepflanzen bietet die Möglichkeit regulierend in den Verlauf einzugreifen. Eine Optimierung von Pflanzenverteilung und Beweidung kann dann zu Ertrags- und Leistungssteigerungen bei Tier und Pflanze führen. Tiereigenschaften: Die Simulation der Tiere erfolgt nicht explizit. Die Beweidung wird lediglich erkennbar durch den Fraß und die Trittschäden, die verursacht werden. Die Tiere haben einen definierten Futterbedarf und einen charakteristischen Wasserbedarf. Den Durst stillen sie an einer "Tränke", einem Ort im Modell, den sie in bestimmten Abständen immer wieder aufsuchen müssen. Den Futterbedarf stillen sie, indem sie das Feld nach fressbaren Pflanzen absuchen. Bei häufigem Überlaufen eines Quadranten, wird die jeweilige Pflanze in unterschiedlichem Maß geschädigt. Wenn die Tiere nicht satt werden, wird eine Meldung ausgeben. Kühe: Futterbedarf 450 kg TS/(ha Monat). Sie fressen Pflanzen ab dem zweiten Wuchsstadium und kürzen diese dabei um zwei Stadien. Sie fressen keine Disteln. Bei Trittschaden wird die Pflanze komplett zerstört, der Quadrant wird schwarz. Schafe: Futterbedarf 90 kg TS/(ha Monat). Sie fressen alle Pflanzen ab dem ersten Wachstumsstadium und kürzen diese dabei um ein Stadium. Bei Trittschaden wird die Pflanze auf das erste Wachstumsstadium zurückgesetzt. Methoden: Mittels einem räumlich expliziten Modell wird die Verteilung und das Wachstum von Pflanzen abhängig der Pflanzeneigenschaften und Konsum der Pflanzen durch Tiere oder Maht simuliert. Der Startzustand beinhaltet eine zufällige Verteilung der Pflanzen in einer Zusammensetzung von 65 % Futtergras, 25% Frühblüher, 5% Zeigerpflanzen (z. B. Disteln, Brennesseln o. ä.) und 5% Störstellen. Die Einstellung des Startzustandes sowie der Besatz von Tieren ist variabel, um so verschiedene Verläufe simulieren zu können. Pflanzeneigenschafen: Das Pflanzenwachstum wird in unterschiedliche Wachstumsstadien unterteilt, die durch entsprechende Farbintensitäten gekennzeichnet sind. Klonales Wachstum bedeutet, dass Störstellen durch die in den Nachbarfeldern am stärksten vertretene Pflanze besetzt werden. Nach der Blüte wird eine bestimmte Anzahl Samen in zufällig ausgewählte Nachbarfelder verteilt. Futtergras: Wachstumsperiode beginnt im April, 5 Wuchsstadien (hellgrün = junge Pflanze), Fähigkeit zum klonalen Wachstum, 5 Samen. Frühblüher: Wachstumsperiode beginnt im März, 3 Wuchsstadien (hellgelb = junge Pflanze), Fähigkeit zum klonalen Wachstum, 2 Samen/Knollen/Zwiebeln. Zeigerpflanze: Wachstumsperiode ab April, 7 Wuchsstadien, kein klonales Wachstum, es Bedarf einer bestimmten Anzahl von Störstellen, damit die Pflanze einen Quadranten besetzen kann, 10 Samen mit einer breiteren Streuung. Weide: Die Simulation erfolgt in Monatsschritten. Pflanzenwachstum findet von März bis Oktober statt. Im November werden alle Pflanzen auf das erste Wuchsstadium zurückgesetzt. Die Neubesiedelung eines Quadranten im Dezember ist abhängig von der Art und Anzahl der darin enthaltenen Samen. Im Januar werden zufällig neue Störstellen verteilt. Die Bestimmung des Pflanzenertrags errechnet sich nach den Futtergraswachstumsraten in den verschiedenen Weidephasen. Es ist möglich, die Weide zu "mähen" und dadurch die Nettoproduktion eines Jahres zu bestimmen. Abb. 1 FlowChart für das räumlich explizite Modell Ergebnisse/Diskussion: Nach mehreren Jahresdurchläufen setzen sich in diesem Modell die Störanzeiger bei Beweidung mit Kühen schneller als mit Schafen gegenüber den anderen Modellpflanzen durch. Das liegt u.a. an der ‘künstlichen’ Produktion von Störstellen nach dem Absterben der Frühblüher im Jahresverlauf, was so nicht der Realität entspricht. Es bilden sich schnell Frühblüher Teppiche, was sehr reell ist, aber im späteren Jahresverlauf kann an diesen Stellen keine reelles Wachstum mehr stattfinden. Die modellierte Fläche ist ca. 1/4 ha groß, was einer reellen Weidehaltung nur schwer nahe kommt, aber leider geht in der Größenordnung die Modellierung der einzelnen Pflanzen an die Grenzen der Rechnleistung. Sinnvoll wäre dann auch noch eine Erweiterung des Modells um eine Dünge- oder Herbizidfunktion, um damit den heutigen Anwendungen näher zu kommen.