Kontinuumsmechanik, Prof. Popov, WS09/10, 7. Woche Reibungsbehaftete Strömungen Lösungshinweis: Lösungshinweise Seite 1 Version 29. Januar 2010 Das ist eine lineare DGL 1. Ordnung, die sich mit der Methode des integrierenden Faktors2 lösen lässt. TUTORIUM Mit a := − r1 und b := Aufgabe 76 uϕ = e (a) Aus dem Materialgesetz erhält man durch Anwendung der Quotienten-Regel: r ∂uϕ ∂r − R c r2 adr gilt: Z be R adr dr + c1 , (7) also: − uϕ τrϕ = ηr r2 ∂uϕ uϕ =η − ∂r r Z c R − 1 dr e r dr + c1 r2 Z c − ln r = eln r e dr + c 1 r2 Z c =r dr + c 1 r3 c2 = c1 r + . r uϕ (r) = e− (1) R − 1r dr Zur Herleitung der Geschwindigkeitsverteilung betrachten wir einen aus dem Fluid herausgeschnitten Hohlzylinder. Damit die Strömung stationär ist, muss die Summe der (8) am Hohlzylinder angreifenden Momente um die Rotationsachs identisch Null sein. Insbesondere müssen sich also die aus den Schubspannung resultierenden Momente Mi Die Integrationskonstanten sind aus den Randbedingunbzw. Ma an der Innen- und Außenwand des Hohlzylinders gen (Haftung an festen Oberflächen) zu bestimmen: aufheben, uϕ (r = R1 ) = ω1 R1 ⇒ c1 R12 + c2 = ω1 R1 , (9) 2 Mi = Ma . (2) uϕ (r = R0 ) = ω0 R0 ⇒ c1 R + c2 = ω0 R0 . (10) 0 Betrachten wir nun den inneren Zylinder und einen Teil Aus (9)-(10) bzw. (9) · R2 - (10) · R2 folgen 0 1 des Fluids als Zylinder mit Radius r, R1 ≤ r ≤ R0 . Dann beträgt das auf die Mantelfläche A dieses Zylinders wirω0 R02 − ω1 R12 und c = 1 kende Moment infolge der Schubspannungen: R2 − R2 M (r) = τ Ar, (3) c2 = (11) 0 1 R02 R12 (ω1 − ω0 ) . R02 − R12 (12) bzw. mit (1) und A = 2πrl, wobei l die unbekannte Höhe Somit ist die Geschwindigkeit des Fluids: des Zylinders sein soll,: R02 R12 (ω1 − ω0 ) 1 ω0 R02 − ω1 R12 u ∂u u (r) = r + . ϕ ϕ ϕ M (r) = 2πη lr2 − . (4) R02 − R12 R02 − R12 r ∂r r Gleichung (2) bedeuten nun gerade, dass dieses Moment (b) M (r) nicht vom Radius r abhängt sondern konstant ist. Damit folgt aus (4), dass r2 ∂uϕ − ruϕ = c. ∂r mit einer noch unbekannten Konstante c gelten muss. (5) (13) p(r + dr) dA r + dr dAa Fz ω(r) 1 r p(r) Da die Strömung als stationär angenommen werden soll, dAi kann die Geschwindigkeit uϕ außer vom Radius r, von er keiner weiteren Variable abhängen. Wir werden daher im d Folgenden die Ableitung dr statt der partiellen Ableitung ∂ dα ∂r schreiben und diese (wie bei Ableitungen nach dem Ort eϕ allgemein üblich) durch Striche gekennzeichnet. Gleichung Zur Bestimmung der Druckverteilung p(r) betrachten wir (5) lässt sich dann schreiben als: das Kräftegleichgewicht am dargestellten Massenelement 1 c der Dicke dz. Als Bezugssystem verwenden wir das mitu′ϕ − uϕ = 2 . (6) drehende er − eϕ -System. Da dieses nicht-inertial ist, muss r r eine Zentrifugalkraft Fz berücksichtigt werden. Außerdem 1 Differentation dieser Gleichung führt auf die Differentialgleigehen wir davon aus, dass die Druckkräfte auf Innen- und 2 ∂ uϕ 1 ∂uϕ 1 chung + r ∂r − r 2 uϕ = 0, welche man auch aus der Navier∂r 2 2 Stokes-Gleichung für dieses Problem erhält. 2 Vgl. z.B. Bronstein(5. Auflage), S. 507 Kontinuumsmechanik, Prof. Popov, WS09/10, 7. Woche Reibungsbehaftete Strömungen Lösungshinweise Seite 2 Version 29. Januar 2010 Außenfläche (dAi bzw. dAa ) als parallel zur er -Achse angesehen werden können. Da es sich um eine stationäre Aufgabe 77 Strömung handelt, müssen sich die Kräfte in er -Richtung Zur Bestimmung des Geschwindigkeitsprofils betrachte aufheben: man das Kräftegleichgewicht zwischen Druck- und ReiFz = p(r + dr)dAa − p(r)dAi . (14) bungskräften und der Gewichtskraft an einem Fluidelement. Dabei nutze man die Symmetrie des Problems. Das scheibenförmige Fluidelemt hat die Endflächen AE = πr2 Dabei sind im Einzelnen: und die Mantelfläche AM = 2πr∆z. Damit ist die Summe 2 der Kräfte in z-Richtung: Fz = ω rdm τ 2 2 2 dα = ω rρπ (r + dr) − r dz 2π z p 1 2 2 (15) = ω ρ r + rdr drdαdz, ∆z 2 r dα dAi = 2πrdz 2π = rdαdz, dα 2π = (r + dr)dαdz. p + ∆p (16) τ dAa = 2π(r + dr)dz Symmetrieachse ρπr2 ∆zg (17) α Eingesetzt in (14) ergibt sich somit der Ausdruck 1 ω 2 ρ r2 + rdr drdαdz = p(r + dr)(r + dr)dαdz − p(r)rdαdz 2 1 ⇔ ω 2 ρ r2 + rdr dr = [p(r + dr) − p(r)] r + p(r + dr)dr. 2 (18) Die Glieder höherer Ordnung vernachlässigen wir und erhalten dann die Gleichung3 ω 2 ρrdr = p(r + dr) − p(r) ⇔ p′ = ω 2 ρr. Mit der Beziehung ω = uϕ r und (8) folgt daraus ρr c2 2 c r + 1 r2 r 2c c2 1 c2 = ρ c21 r + + 23 r r 0 =τ 2πr∆z − ∆pπr2 + ρπr2 ∆zg sin α ∆p 0 =2τ − r + ρgr sin α ∆z Grenzübergang ∆z → 0 : r dp 1 τ= − ρgr sin α 2 dz 2 (23) (24) Wir nehmen an, dass der Druck p nur von der Lauflänge z abhängt: p = p(z). Diese Annahme scheint gerechtfer(19) tigt, wenn dass Rohr hinreichen dünn ist. Bei einer Newton’schen Flüssigkeit beschreibt folgendes Materialgesetz den Zusammenhang zwischen der Geschwindigkeit und der Schubspannung aus Gleichung (24): p′ = τ =η (20) ⇒u= und nach Integration 2c1 c2 c22 2 p(r) = ρ c1 r + + 3 dr r r ρ 2 2 2 1 p(r) = c r + 4c1 c2 ln r − c2 2 + c3 . 2 1 r (22) 1 η du dr (25) r2 dp ρgr2 sin α − +C 4 dz 4 (26) Die unbekannte Integrationskonstante C wird durch die Randbedingung bestimmt. An der Rohrwand gilt die Wandhaftbedingung: Z (21) c1 und c2 sind die Konstanten gemäß den Gleichungen (11) und (12), c3 muss durch eine weitere Randbedingung (z.B. Vorgabe eines Druckes am äußeren Zylinder) bestimmt werden. 3 Auch diese Beziehung lässt sich unmittelbar aus der NavierStokes-Gleichung herleiten. ! u(r = R) = 0 (27) 2 R 4 1 ⇒u= 4η ⇒C= dp − + ρg sin α dz dp 2 2 R −r − + ρg sin α dz (28) (29) Jetzt ist das Geschwindigkeitsprofil u = u(r) als Funktion des Druckgradienten dp dz bekannt. In der Aufgabenstellung Kontinuumsmechanik, Prof. Popov, WS09/10, 7. Woche Reibungsbehaftete Strömungen ist aber der Volumenstrom Q vorgegeben: Idee! Q = Z (29) u dA = A Z2π ZR Lösungshinweise Seite 3 Version 29. Januar 2010 HAUSAUFGABE Aufgabe 81 u(r)rdrdϕ ϕ=0 r=0 πR4 dp − + ρg sin α ··· ⇒ Q = 8η dz 8Qη dp ⇒ = − + ρg sin α πR4 dz (30) In der Aufgabe wird eine schleichende Strömung behandelt, d.h. die Trägheitsterme sind vernachlässigbar. (31) (mẍ = 0 oder Θϕ̈ = 0) (a) 1. Weg (32) Freischnitt eines Masseelements ey (τ + ∆τ ) · b∆x (32) in (29): 2Q u(r) = R2 − r2 πR4 r 2 2Q = 1 − πR2 R (33) ∆y p · b∆y (p + ∆p) · b∆y ex (34) −τ · b∆x ∆x p · ∆yb − (p + ∆p)∆yb + (τ + ∆τ )∆x · b − τ b∆x = 0 (35) ∆p∆y = ∆τ ∆x ∆τ ∆p = ∆x ∆y (36) (37) Grenzübergang: ∂p ∂τ = ∂x ∂y (38) Newtonsches Schubspannungsgesetz: ∂vx ∂y ∂p ∂2v =η 2 2 ∂x ∂ y τ =η (39) (40) 2. Weg Navier-Stokes-Gleichung: dv = −grad p + η∆v + ρg (41) dt Da schleichende Strömung (s.o.) und keine Gewichtskräfte: ρ grad p = η∆v (42) Das Geschwindigkeitsprofil ist eine Funktion von y, die Geschwindigkeit geht in ex -Richtung v = v(y)ex (43) Auswerten von (42) mit (43): ∂p ∂2v =η 2 ∂x ∂y ) ∂p ∂y = 0 ⇒ p = p(x) ∂p ∂z = 0 1 ∂p ∂2v = 2 ∂y η ∂x 1 ∂p 2 ⇒ v(y) = y + c1 y + c2 2η ∂x (44) (45) (46) (47) Kontinuumsmechanik, Prof. Popov, WS09/10, 7. Woche Reibungsbehaftete Strömungen Mit den Randbedingungen: v(0) = 0 Lösungshinweise Seite 4 Version 29. Januar 2010 und Gleichung (53) wird daraus ⇒ c2 = 0 (48) v0 1 ∂p v(h) = v0 ⇒ c1 = − h h 2η ∂x 1 v0 · (y − h)y + y ⇒v(y) = 2η h dM = (49) M= v0 = v y v0 = 0 h v0 = 0 v Aufgabe 82 (a) Für die Spannung τ (r) gilt nach dem Newtonschen Reibungsgesetz (Couette-Strömung ohne Druckgradient): du ∆u uWelle(r) = η· = η· dy ∆y s (51) uWelle(r) = r · ω (52) mit Damit folgt: τ (r) = η · R2 (57) dM r·ω s (53) (b) Für das Drehmoment dM des Kreisringes mit dem Radius r und der Breite dr gilt: dM = τ (r) · r · dA (54) Mit der Fläche des Kreisringes dA = 2π · r · dr (55) 2π · η · ω · s Z R2 R1 R4 2 r3 dr 2π · η · ω − R14 · s 4 π·η·ω 4 = · R2 − R14 2s = τ (r) = η · Z R1 h < 0, v0 = 0 (56) (c) Das Gesamtdrehmoment ergibt sich daraus durch In(50) tegration: (b) Geschwindigkeitsverläufe ∂p y ∂x = 0 ∂p ∂x 2πηω 3 r dr . s (58) (59) (60) (d) Mit den gegebenen Zahlenwerten ergibt sich: h i Ns 1 1min π · 0,4 m (0,4m)4 − (0,2m)4 2 · 318,3 min · 60s M= 2 · 0,0002m ≈ 400Nm