York Höller - KulturStadtLev

Werbung
York Höller
Klangzeichen
Komponist
Studioleiter
Lehrer
Ausstellung im
Forum Leverkusen
9.-17.4. und
25.4.-13.5.2005
Grußwort
Er ist in Schlebusch
geboren und
aufgewachsen, ging in Opladen zur Schule und darf als der
wohl bedeutendste musikalische Sohn der jungen Stadt Leverkusen betrachtet werden: York Höller.
1963 trat er, der Enkel des über die Stadtgrenzen hinaus
bekannten Schlebuscher Gastwirts Johann Höller, erstmals
öffentlich auf – als Pianist im Spiegelsaal von Schloss
Morsbroich. Seither hat er sich als Komponist mit einer
Vielzahl bedeutender Werke international einen Namen
gemacht und wichtige Preise erhalten. Höller hat sich dabei
weder von dogmatischen Kompositionstechniken noch von
den Beliebigkeiten des aleatorischen oder neuromantischen
„laisser faire“ vereinnahmen lassen. Stattdessen hat er die
Spannungen zwischen diesen Polen in jedem seiner Werke
neu ausgetragen, hat ihre Potentiale freigesetzt, ohne sich
ihren Postulaten zu unterwerfen.
So ist York Höllers Komponieren ein bis heute helles, waches, offenes – kurz: ungemein modernes geblieben. Stets
hat er sich dabei – u.a. als Nachfolger Karlheinz Stockhausens am Elektronischen Studio des WDR – in den Zentren
des zeitgenössischen Komponierens bewegt und im Austausch mit deren Hauptvertretern beeindruckende Gegenund Eigenpositionen entwickelt, die über ihre sorgsame intellektuelle Fundierung den Hörer nicht vergessen. Oder,
mit den Worten Daniel Barenboims, der mehrere Werke
Höllers (ur-)aufgeführt hat: „Ich schätze York Höller seit Jahren. Die Besonderheit seiner musikalischen Sprache liegt
für mich in der Mischung aus Rationalität, was den strukturellen Aufbau betrifft, und einem stark entwickelten Sinn
für Klang.“
Im Vorfeld von York Höllers 60. Geburtstag im
Jahr 2004 widmete die
Stadt Leverkusen ihm
ein Porträtkonzert; zu ihrem eigenen, dem 75.
Geburtstag, hat sie York
Höller mit einer Ensemblekomposition beauftragt, die am 9. April
2005 in eben jenem Forum uraufgeführt wird, in dem auch seine richtungweisende „Sonate informelle“ 1969 ihre Uraufführung fand.
Ähnlich wie „Feuerwerk“ – so der beziehungsreiche Titel
dieses „Feierwerks“ – den hiesigen Jubiläumshimmel illuminieren wird, soll die Ausstellung „York Höller – Klangzeichen“ das Schaffen ihres Komponisten beleuchten. Zahlreiche Quellen, Materialien und Dokumente – „Klangzeichen“
allesamt – vermitteln einen faszinierenden Eindruck von seiner vielseitigen Kreativität und unbändigen Unabhängigkeit.
Ich wünsche den Besucherinnen und Besuchern viele informative und anregende Einblicke!
Ernst Küchler
Oberbürgermeister der Stadt Leverkusen
Zur Person
York Höller
zählt zu den bedeutendsten Vertretern der gegenwärtig mittleren Komponistengeneration.
1944 geboren, steht er zwischen den älteren Vertretern der
seriellen Nachkriegsavantgarde, die in den 1920er Jahren
geboren wurden, und den nach 1950 geborenen Komponisten. Wie andere Komponisten seiner Generation ist Höller
bestrebt, die strukturellen Denkansätze
seiner Lehrergeneration mit einer semantisch bedeutsamen und unmittelbar fasslichen Musik zu verbinden. Im
Laufe seines inzwischen vierzigjährigen
Schaffens fand er sehr individuelle Antworten auf dieses Problem. Zu seinen
wichtigsten kompositorischen Leistungen gehören seit Tangens (1973) die
Einbeziehung von Live-Elektronik, die
systematische Integration instrumentaler und elektronischer Klänge sowie das
Komponieren auf der Grundlage charakteristischer Klang- und Zeitgestalten. Seit Antiphon (1977) entfaltet er die Strukturen seiner Musikwerke aus einer einzigen Keimzelle, um
die serielle Idee eines integralen Kunstwerks mit organischen, gestalt- und
wahrnehmungspsychologischen Kriterien zu verbinden und seiner Musik ein hohes Maß an formaler, musiksprachlicher und emotionaler Deutlichkeit zu
verleihen.
Neben längeren Aufenthalten in Paris, Gastvorträgen,
Konzertreisen und einer Professur für Komposition an der
Musikhochschule Hanns Eisler in Berlin 1993-95 fand Höller
seinen Wirkungskreis vor allem in Köln. 1963 begann er an
der Hochschule zunächst ein Schulmusikstudium und dann
ein Kompositionsstudium bei Bernd Alois Zimmermann, das
mit dessen Freitod 1970 abrupt endete. Die Uraufführung
seines Orchesterwerks Topic (1967) im großen Sendesaal
des WDR brachte ihm den Durchbruch und fortan Aufführungen weit über Köln hinaus. Wichtige Förderer fand er in
Karlheinz Stockhausen, Pierre Boulez,
Daniel Barenboim und Hans Zender. Auf
Einladung von Stockhausen realisierte er
1971/72 im Elektronischen Studio des
WDR seine erste und einzige rein elektronische Komposition Horizont, der Versuche zur Vereinigung instrumentaler,
elektronischer und computergenerierter
Klängen folgten. 1990-2000 übernahm
Höller die künstlerische Leitung des Elektronischen Studios, realisierte dort etliche
eigene Stücke und ermöglichte Komponisten aus aller Welt längere Arbeitsaufenthalte.
Auch als Lehrer war und ist Höller seit
langem aktiv. Nach einem Lehrauftrag an
der Rheinischen Musikschule 1971-75 gab
er 1976-89 Kurse für Analyse und Musiktheorie und übernahm schließlich 1995
als Nachfolger von Hans Werner Henze eine Professur für
Komposition an der Musikhochschule Köln. Einem größeren Publikum bekannt wurde Höller durch die deutsche Erstaufführung von Der Meister und Margarita (1984-89) an
der Kölner Oper 1991 sowie durch Aufführungen wichtiger
Werke in der Kölner Philharmonie. Darüber hinaus genießt
er einen internationalen Ruf und seine Werke erfahren weltweit Aufführungen in den großen Musikmetropolen.
Rainer Nonnenmann
3
Am 11. Januar 1944
in Leverkusen
zeigte sich Höller von der Uraufführung von Zimmermanns
geboren, wuchs Hans Georg Höller im idyllischen Vorort
Hauptwerk Die Soldaten (1958-64) an der Kölner Oper
Schlebusch auf. Den Vornamen York nahm er erst Ende
1965. Seine Eintragungen in die Partitur des Werks sind
der 1960er Jahre während des Musikstudiums an, um seianalytische Anmerkungen zur Motivik, Instrumentation und
ne Eigenständigkeit gegenüber Musikern gleichen oder ähnStilistik. Die dem Werk zugrunde liegende Zwölftonreihe
lichen Namens zu betonen. Sein Vater Heinrich Höller
samt Permutations- und Umkehrungsverfahren schlüsselte
war Sohn des Wirts der Gaster in separaten Reihen-Tabellen auf. Neben Komstätte Zum Schützenhof in
positionen seines Lehrers Zimmermann studierte
Schlebusch, die Mitte der
Höller damals vor allem Werke von Igor
1950er Jahre dem StraßenStrawinsky (u.a. Le Sacre du Printemps 1913).
bau zum Opfer fiel. Über seine Mutter Margot (geb.
Die Fünf Klavierstücke (1964) betrachtet York
Asbach) kamen seine
Höller als sein Opus 1. Sie entstanden während
Schwester und ab dem zehndes Studiums als erstes gültiges Resultat seiner Beten Lebensjahr auch er selbst
schäftigung mit Arnold Schönberg, Alban Berg,
mit dem Klavier in BerühAnton Webern, Bernd Alois Zimmermann und der
rung. Während der GymnaZwölftontechnik. Allen fünf Stücken, die Höller eisialzeit in Opladen erhielt er
genhändig uraufführte, liegt ein und dieselbe ZwölfKlavierunterricht und – Haus der Familie Höller in den Dreißiger Jahren
tonreihe in entsprechenden Umformungen als Umnachdem er von selbst zu
kehrung, Krebs und Krebsumkehrung zugrunde.
komponieren begonnen hatte – auch Unterweisungen in
Zugleich wird die Dodekaphonie jedoch freier gehandhabt
Harmonielehre und Tonsatz in den Stilen von Mozart,
ohne strikte Verbote von Tonwiederholungen und OktavBeethoven, Brahms bis hin zu Hindemith und Bartók. In
verdoppelungen. Frühere Klavierkompositionen, die vor dieSchulkonzerten trat Höller als Pianist und Komponist erssem Opus 1 in der Nachfolge von Igor Strawinsky, Béla Bartók
ter eigener Werke auf (ein Capriccio und eine Klavierund Paul Hindemith entstanden, hat Höller Ende der 1960er
sonate). Seine Erfolge bei Musiklehrern, Publikum und PresJahre vernichtet, weil sie ihm nicht mehr progressiv genug
se bestärkten seine Absicht, die musikalische
erschienen. Die weLaufbahn einzuschlagen. Den ersten Rezennigen erhaltenen
sionen in der Lokalzeitung aus den Jahren
Kompositionen aus
1959 bis zum Abitur 1963 folgten später zahldieser Zeit, beilose Kritiken in nationalen und internationaspielsweise die Kanlen Blättern, die inzwishen viele Ordner fültate Die Nacht
len.
(1968) nach Gedichten des expressionisAuf Anraten der Eltern begann York Höller
tischen Dichters
1963 an der Kölner Musikhochschule ein
Georg Heym, hat
Schulmusikstudium. Neben den Hauptfächern
Höller nicht veröfTheorie und Klavier (zuerst bei Else Schmitzfentlicht.
Gohr, dann bei deren Nachfolger Alfons
Kontarsky) erhielt er Unterricht in den Ne1965 nahm Höller
benfächern Gesang (bei Franz Müller-Häu- Der junge Pianist, 1963
zum ersten und einser) und Violine. Parallel studierte er Komposition, zunächst
zigen Mal an den Internationalen Ferienkurse für Neue Mubei dem Fortner-Schüler Joachim Blume, dann in der Meissik in Darmstadt teil. Er besuchte die Seminare von Pierre
terklasse von Bernd Alois Zimmermann, sowie elektroniBoulez über Werke von Schönberg und Strawinsky und hörte
sche Komposition bei Herbert Eimert. Besonders beeindruckt
die Vorträge von Gottfried Michael König und Theodor W.
4
Nach der ersten Staatsprüfung nahm Höller an der Kölner
Musikhochschule Unterricht in Orchesterleitung bei Wolfgang von der Nahmer, wo er sich die einschlägige Orchester- und Opernliteratur von Mozart bis Richard Strauss
erarbeitete. Als ihn der damalige Chefdirigent Hans Zender
1968/69 als Korrepetitor an die Oper Bonn holte, schien
ihm eine Laufbahn als Kapellmeister durchaus naheliegend. Wegen starker Kurzsichtigkeit und Nachtblindheit zerschlug sich dies jedoch. Gleichwohl wirkte Höller damals
und auch später vereinzelt als
Dirigent. Zum Beispiel bei der
Uraufführung von Manfred
Niehaus’ Rundfunkoper Die
Badewanne (1970) unter
Mitwirkung u.a. von Ludwig
Thiesen, Brigitte Leban,
Günther Reich und Joan
Carrol. Ferner dirigierte Höller
bei Konzerten der Gruppe 8
und bei einem PorträtStaatsarbeit Fortkonzert mit eigenen Werken
schritt oder Sackgasse? – Kritische
1983 in der Comedia
Betrachtungen zum frühen
Colonia, bei welchem u.a.
Serialismus legte Höller 1967 die ersJohannes Kalitzke, Othello
te Staatsprüfung für das Lehramt ab.
Im Gespräch mit Manfred Karallus, 1983
Liesmann und Hans-Ulrich
Die Arbeit wurde – im Zeitalter vor
Humpert mitwirkten. Aus diesem Anlass führte Höller auch
dem Personal-Computer – selbstverständlich zuerst von Hand
ein Podiumsgespräch mit Manfred Karallus.
skizziert und dann mit Schreibmaschine ins Reine getippt.
1994 erschien sie als Buchausgabe in einem Saarbrücker
Der 1. Dezember 1967 wurde für Höllers weitere Laufbahn
Verlag. Auf der Grundlage detaillierter Analysen der
als Komponist entscheidend. Im großen Sendesaal des WDR
Prädispositionsverfahren von Karlheinz Stockhausens Zeitwurde sein erstes großes Orchesterwerk Topic (1967) vom
maßen (1955/56) sowie der Zwölfton-, Dauern- und
Hochschulorchester unter der Leitung des Studienkollegen
Intensitäten-Reihen, die den Structures I (1952) von Pierre
Stephen Gunzenhäuser uraufgeführt. Im Publikum saßen
Boulez zugrunde liegen, kam Höller zu einem kritischen
ein Vertreter des Mainzer Schott-Verlags, der den jungen
Urteil über das serielle Komponieren. In der ArgumentatiKomponisten daraufhin unter Vertrag nahm, und der Reon folgte er den Schriften Theodor W. Adornos, die er nach
dakteur für Neue Musik am WDR Otto Tomek. Trotz
seinem Besuch der Darmstädter Ferienkurse 1965 zu lesen
unperfekter Wiedergabe war Tomek von dem Stück angebegonnen hatte. Wie Adorno plädierte er für die Freiheit
tan und veranlasste zwei Jahre später einwandfreie Aufdes kompositorischen Geistes von starren Schemata, Reführungen durch das WDR-Sinfonieorchester unter Michael
geln und Verboten sowie für größere Zusammenhänge,
Gielen bei den Darmstädter Ferienkursen 1970, beim Warnachvollziehbare Stringenz und individuelle Formen. Daschauer Herbst und in Köln. Durch diese Folgeaufführungen
mit benannte er bereits zentrale Prinzipien seiner späteren
wurde auch Karlheinz Stockhausen, damals Leiter des ElekArbeit mit charakteristischen Klanggestalten. Seit seiner Extronischen Studios des WDR, auf Höller aufmerksam und
amensarbeit hat Höller sein Schaffen immer wieder schriftlud ihn 1971/72 ins Studio ein, um dort seine erste elektrolich, teils in privaten Notizheften, teils in öffentlichen Vornische Komposition Horizont (1971/72) zu realisieren.
trägen und Aufsätzen reflektiert.
Adorno über musikalische Form. Auf Adornos Musikschrifttum hatte sich die junge Nachkriegsavantgarde
zunächst berufen, bevor sich der Frankfurter Philosoph von
deren Serialismus (einer Übertragung der Zwölftontechnik
auf alle Klangeigenschaften) distanzierte. In direkter Reaktion auf die Dodekaphonie der Zweiten Wiener Schule und
den Darmstädter Serialismus komponierte Höller Diaphonie (1965) für zwei Klaviere. Das Stück ist eine „Hommage
à Béla Bartók“ zu dessen 20. Todestag. Aber obwohl Höller
das 10-tönige Einleitungsmotiv aus
Bartóks Sonate für zwei Klaviere
und Schlagzeug (1937) zu einer
Zwölftonreihe ergänzte, hat das Stück
stilistisch nichts mehr mit der Musik
seines einstigen Idols zu tun, sondern
folgt in der Organisation von Tonhöhen
und Dauern seriellen Prinzipien.
Mit der
5
Mit seiner ersten
Klaviersonate, der
Sonate informelle (1968), zog Höller Konsequenzen aus
der Auseinandersetzung mit Theodor W. Adornos Vortrag
Vers une musique informelle, den dieser bereits 1961
bei den Darmstädter Ferienkursen gehalten und dann in
erweiterter Fassung in seinen Schriftenband Quasi una
fantasia (1963) aufgenommen hatte. Adorno sprach sich
darin gegen die Verabsolutierung des seriellen Punktualismus und für die
tonale und formale
Freiheit
des
Komponierens aus.
Gewidmet hat Höller
die
dreisätzige
Klaviersonate seinem Klavierlehrer
Alfons Kontarsky,
der sie im 1969 eingeweihten Forum
zur Uraufführung
brachte. Etwa zur
Im Produktionsstudio des WDR
gleichen Zeit, 1969,
begründete Höller mit sieben weiteren befreundeten Kölner Musikstudenten die Gruppe 8. Der Zusammenschluss
organisierte Konzerte mit eigenen Werken, unternahm Gemeinschaftskompositionen und trat mit Improvisationen auf.
Als sich die ästhetischen Anschauungen der Beteiligten jedoch als zu verschieden erwiesen, löste
sich die Gruppe 1974 wieder auf.
Im Herbst 1971 realisierte Höller im Elektronischen
Studio des WDR seine erste und einzige rein elektronische 4-Kanal-Tonbandkomposition Horizont (1971/72). Seine Klangvorstellungen versuchte er mit Hilfe der damaligen Studiomitarbeiter
Peter Eötvös und Volker Müller in teils langwierigen Experimenten umzusetzen. Zur Verfügung
standen ihm weitgehend dieselben Geräte, die
schon Karlheinz Stockhausen zwanzig Jahre zuvor
für seine ersten elektronischen Stücke genutzt hatte. Höller entwarf zunächst einen Zeitplan ohne musikalische Festlegungen, um im Studio möglichst frei „eine eigene, charakteristische, vielleicht sogar originäre Klangwelt
zu erschaffen“. Während des Experimentierens notierte er
mit graphischen Symbolen auf bunten Kompositions6
skizzen die jeweiligen Klänge und Raumbewegungen auf
den vier Tonspuren längs der Zeitachse. In Notizheften
und zahlreichen Skizzenblättern vermerkte er Klangideen,
elektrische Schaltpläne, Frequenzen, Dauern und nötige Arbeits- und Korrekturvorgänge. Nach dem Abschluss der Arbeit schrieb er einen Bericht über die Realisation des Stücks
und verzeichnete in einer Tabelle die charakteristischen
Klangereignisse pro Abschnitt und die entsprechenden technischen Mittel.
Anfang der 1970er Jahre beschäftigte sich Höller
mit Möglichkeiten der musikalischen Einbeziehung des Zufalls. Dabei stieß er 1972 auf
das Buch Zufall und Notwendigkeit (1970) von
Jacques Monod. Der französische Molekularbiologe und Nobelpreisträger formulierte darin
die Einsicht, dass der blinde Zufall die Grundlage des gesamten Gebäudes der Evolution bilde,
aber ein zufällig entstandener Organismus dennoch als stimmig, planvoll und notwendig empfunden werde. Analog dazu wählte Höller in Horizont (1971/72) 30 Abschnitte mit 29 Knotenpunkten, an denen er nach Belieben neue Wege einschlagen konnte, die er nachträglich durch Verknüpfungen als
sinnvoll, konsequent oder notwenig zu motivieren suchte.
Die Hörpartitur von Horizont (1971/72) zeigt eine Passage aus dem zentralen
17. Abschnitt des Stücks,
in welchem alle bisher erklungenen Ereignisse durch
ein Zufallsverfahren in neue
Reihenfolge, Dauer und
Frequenz gebracht werden
und das Stück von hier ab
mit Umwegen wieder zum
Anfang
zurückläuft.
Monods Buch weckte in
Höller auch die Vorstellung
eines lebendigen Kunst-Gebildes, dessen sämtliche
Bestandteile nach dem Modell eines genetischen Codes
sowohl in jeder einzelnen Zelle als auch in der Struktur des
ganzen Organismus enthalten sind. Wenige Jahre später
führte dieser Gedanke zum Komponieren auf der Grundlage fasslicher Klang- und Zeitgestalten.
Inspiriert durch
Stockhausens Kontakte
(1959/60) für elektronische Klänge, Klavier und Schlagzeug
und Mixtur (1964) für Orchester und Elektronik bemühte
sich Höller in Tangens (1973) für Cello, E-Gitarre, Klavier,
E-Orgel und zwei Analog-Synthesizer erstmals um die Integration von instrumentalen und elektronischen Klängen mittels Live-Elektronik, die auch viele seiner späteren Werke
bestimmte. Er kaufte sich einen kleinen EMS-Synthesizer
– Baujahr 1970 und bis heute voll funktionsfähig –, mit
dem er herkömmliche Instrumentalklänge elektronisch transformieren konnte. Mit einem Steckfeld ließen sich verschiedene Transformationsarten herstellen, die
Höller auf entsprechenden Vordrucken notierte. Die Arbeit war sehr
aufwändig und trotz mehr als 14 Tagen Einstudierungszeit brachte die
Aufführung nicht das gewünschte
Ergebnis, weil die Instrumentalisten
durch die gleichzeitige Steuerung
der Elektronik überfordert waren.
Wie Horizont und Tangens basiert
auch Chroma (1972/74) für großes
Orchester und Live-Elektronik auf
Methoden von Zufall und Wahrscheinlichkeit. Wie in Tangens bemühte sich Höller auch hier um die
Kombination von instrumentalen,
elektronisch transformierten und
neu generierten Klängen. E-Orgel
und EMS-Synthesizer sind dazu
aneinander gekoppelt und werden
von einem einzigen Spieler bedient. York Höllers EMS-Synthesizer
Auf Millimeterpapier skizzierte Höller exakte Zeitwerte,
Einsätze und Taktarten. In einem Notizheft dagegen vermerkte er unterschiedliche Spieltechniken auf E- und EBass-Gitarre sowie eine Reihe mit Dauernwerten der tiefen
Streicher. Gewidmet hat Höller die voluminöse Partitur dem
Andenken seines Lehrers Bernd Alois Zimmermann, mit dessen Freitod 1970 sein Studium ein abruptes Ende fand.
Im Rahmen einer vorübergehenden Lehrtätigkeit an der
Rheinischen Musikschule gab Höller 1971/72 ein Seminar
zu Gregorianik und Außereuropäischer Musik. Die Be-
schäftigung mit mittelalterlichen Kirchentonarten und Psalmodien, mit arabischem Maqam und indischem Raga dokumentiert seine Suche nach Möglichkeiten eines Komponierens mit melodischen Keimzellen, aus deren Ton- und
Intervallvorrat sich sowohl musikalische Details als auch
Großformen entwickeln lassen sollten. Wenig später entwickelte er auf dieser Grundlage sein Konzept der
„Gestaltkomposition“.
Während eines halbjährigen Aufenthalts in der Cité Internationale des Arts in Paris 1974/
75 hatte Höller ein Schlüsselerlebnis. Als er den Platz vor
der Kathedrale Notre Dame
überquerte, hörte er aus dem
Kircheninneren gregorianische
Gesänge und wurde ihm bewusst, dass die gesamte europäische Musiktradition auf diesen Gesängen beruht, aus denen auch die Gegenwart noch
eine neue Art des Komponierens entwickeln könne. Das
Komponieren auf der Grundlage individueller Klanggestalten, das er bereits lange zuvor
angedacht hatte, wurde ihm
jetzt endgültig klar. Bestätigung
für sein Konzept der „Gestaltkomposition“ auf der Basis syntaktischer Kriterien, melodischer Eindeutigkeit, an der
Sprache orientierter Gliederung,
unregelmäßigem
Phrasenbau und Zielgerichtetheit fand er im Buch Informationstheorie und ästhetische Wahrnehmung (franz.
1958, dt. 1969) von Abraham A. Moles. Die Vereinigung
von Struktur- und Gestalttheorie auf der Grundlage ästhetischer und insbesondere akustischer Wahrnehmungsbedingungen des französischen Psychologen und Soziologen bestärkte Höller in seinem Ansatz, die einzelnen musikalischen Parameter den wahrnehmungspsychologischen
Voraussetzungen anzupassen, so wie er es bereits in seiner
Staatsexamensarbeit gefordert und am seriellen Komponieren vermisst hatte.
7
aufenthalt am Pariser IRCAM (Institut de Recherche et de
Das erste einer langen Reihe von Werken, die Höller auf
Coordination Acoustique-Musique). Das dortige Tonstudio
der Basis einer individuellen Klanggestalt komponierte ist
war bereits komplett digitalisiert und Höller hatte sich erst
Antiphon (1977) für Streichquartett und Elektronik. In Ereinmal in die neue Cominnerung an sein Erlebnis mit dem
putertechnik einzuarbeiten.
gregorianischen Chorgesang in
Durch Programmierung einNotre Dame de Paris legte er dem
zelner TransformationsproStück eine 42-tönige (diatonische)
zesse konnte er zuvor geKlanggestalt zugrunde und bezeichmachte Aufnahmen mit hernete sie als „Choral imaginé“. Sie
kömmlichen Instrumentalbesteht aus einem Repertoire verklängen modifizieren. Mit
schieden häufiger Töne, das nach
Hilfe zahlreicher Skizzen
und nach entfaltet, wiederholt, chrozum Form- und Schichtenmatisch modifiziert und gegliedert
bau des Stücks sowie zum
wird. Wie aufwändige UmEinsatz der elektronischen
rechnungstabellen zeigen, prägt
Klangspur (Synthesizer und
diese Klanggestalt sowohl Melodik
Tonband) realisierte er Arcus
als auch Klanglichkeit, Harmonik,
(1978) für 15 Instrumente,
Rhythmik, Metrik und Verlaufsform Im Gespräch mit Irvine Arditti, 1998
Schlagzeug und 4-Kanaldes Stücks. Die Uraufführung erfolgTonband. Den Namen verdankt das Stück seiner „bogenförte 1977 anlässlich der Eröffnung des Centre Pompidou in
migen“ Klanggestalt. Es wurde vom Ensemble InterContemParis. Das Arditti-Quartett spielte das Stück Ende der
porain unter der Leitung von Peter Eötvös zur Eröffnung
1990er Jahre im Schönberg-Saal des Wiener Konzerthauses.
des „Espace de Projection“ am IRCAM uraufgeführt und
anschließend bei einigen internationalen Festivals gespielt
(Donaueschinger Musiktage, Biennale Venedig, in Avignon,
formulierte
London, New York etc.). Es fand ein internationales PressHöller die Grundlagen seines neuen Ansatzes in einem Aufecho und erschien 1985 auf Schallplatte. Durch die Arsatz mit dem Titel Gestaltkomposition oder Die Konbeit am Pariser IRCAM kam Höller 1978 näher in Kontakt
struktion des Organischen, der 1982 im zweiten Band
mit Pierre Boulez, der sich in den folgenden Jahren als
des vom Pianisten Herbert Henck herausgegebenen JahrDirigent und Organisator für einige seiner Werke einsetzte.
buchs Neuland erschien. Später folgten weitere Publikationen und Vorträge, so auch der Vortrag Klanggestalt – ZeitAngeregt durch Richard Wagners Musikdramen und die Lekgestalt am 9. Januar 1998 im Rahmen der Reihe „Kompotüre der Dialektik der Aufklärung (1947) von Max
sition und Musikwissenschaft im Dialog“ des MusikHorkheimer und Theodor W. Adorno beschäftigte sich Höller
wissenschaftlichen Instituts der Universität zu Köln. AusEnde der 1970er Jahre mit Phänomenen des Mythos. Das
drücklich zum Titel eines Werks machte er das Gestaltbelegen auch Eintragungen in seinem Notizbuch. Entscheikomponieren in Magische Klanggestalt (1984) für grodend war für ihn Horkheimer/Adornos Einsicht, dass jeder
ßes Orchester. Das Stück wurde vom Komponisten und DiMythos bereits den Kern von Aufklärung in sich trägt und
rigenten Hans Zender in Auftrag gegeben und uraufgeumgekehrt Aufklärung in Mythos umschlagen kann, wenn
führt, dem es auch gewidmet ist. Zender gehört neben
sie verabsolutiert wird. Ähnlich argumentierte später Karl
Boulez und Stockhausen zu Höllers wichtigsten Förderern
Heinz Bohrer in seinem Buch Mythos und Moderne
und hat insgesamt fünf seiner Orchesterwerke uraufgeführt.
(1983). Der Versuch beider Philosophen, die Homerische
Odyssee als Urgeschichte der Subjektivität zu deuten, wurDurch Vermittlung des Posaunisten und Komponisten Vinko
de zur treibenden Idee für Höllers Stück Mythos (1979) für
Globokar, der eine Aufführung von Tangens gehört hatte,
13 Instrumente, Schlagzeug und 4-Kanal-Tonband. Mit über
erhielt Höller 1978 die erste Einladung zu einem Arbeits-
Erstmals theoretisch
8
50 Aufführungen weltweit ist es sein meistgespieltes Stück,
das er auch am häufigsten von allen überarbeitet hat. Im
selben Jahr erhielt Höller den Bernd Alois ZimmermannPreis der Stadt Köln und den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, den er im Düsseldorfer Landtag vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau überreicht bekam. Weitere Ehrungen folgten: 1986 die Ernennung zum
Chevalier dans l´Ordre des Arts et des Lettres de la
Republique Française und der Preis des Internationalen Komponisten-Forums der UNESCO für das 1. Klavierkonzert
sowie 1991 die Ernennung zum Mitglied der Berliner Akademie der Künste.
Pierre Boulez (1984) für 15 Instrumente, wofür dieser in
einem kurzen Brief dankte.
Schwarze Halbinseln (1982) für großes Orchester, vokale
und elektronische Klänge auf 16-Kanal-Tonband entstand
ebenfalls auf der Grundlage einer Klanggestalt, aus der
Höller mittels Zahlentabellen auch rhythmische und großformale Zeitstrukturen ableitete. Wie in anderen Werken
verwendete er schmale Zeitleisten, deren unregelmäßige Markierungen sich auf eine Rhythmik und Einsatzfolge
übertragen lassen, die frei ist von metrischen Bindungen
und Quadraturen. In einem Notizbuch verzeichnete er
Schaltschemata der benötigten elektronischen Geräte für
In Résonance (1981) für kleines Orchester und Computerdie 16-Kanal-Tonbandaufnahme, deren breite Bandrollen
klänge verwendete Höller neben herkömmlichen Instrumenmehrere Kilo wiegen und bis etwa 1990 im Elektronischen
ten ausschließlich
Studio des WDR in Gebrauch waren. Gecomputergenerierte
widmet ist das Stück Karlheinz StockKlänge. Den Titel verhausen, der sich in einem Dankesschreidankt das Stück den
ben einerseits beeindruckt zeigte von der
Wechselwirkungen
„satten Farbgestaltung“ und „weitzwischen den Medigespannten Zeitgestaltung“, andererseits
en, die zu einem
aber nicht unterlassen konnte, dem KomKlangfarbenkontinuponisten einige Lehrsätze seines eigenen
um mit nahtlosen
musikalischen Denkens mit auf den Weg
Übergängen führen.
zu geben. Damals las Höller das Buch
Mit Hilfe des CompuWendezeit (1982) von Fritjof Capra. Der
ters verwandelte
Physiker hatte darin das lineare FortschrittsHöller beispielsweise
denken kritisiert und stattdessen ein komeinen Flötenklang stuplexes, wissenschaftlich ganzheitliches
fenlos in einen
Denken in Netzen, Bögen und
Oboenklang oder eiWertigkeiten gefordert. Begriffen wie
Pierre Boulez, York Höller und Daniel Barenboim, 1988
nen ganz anderen
„Ganzheitlichkeit“, „Organizität“, „OrgaKlang ohne jede Ähnlichkeiten mit herkömmlichen Instrunismus“ und „lebendes System“ folgt auch Höllers kompomentalklängen. In einer alphabetischen Liste notierte er
sitorisches Denken.
charakteristische Abschnitte und in einer Tabelle die Klanggestalt des Stücks samt ihrer Ableitungs- und UmEnde der 1970er Jahre
formungstechnik: Umkehrung, intervallische Stauchung
zunächst ein Oratorium Die Gesichter der Macht auf Texte
und Spreizung. Darüber hinaus finden sich hier und in anvon Elias Canetti und Hannah Arendt geplant hatte, entderen Werken auch Transpositionen, Sequenzierungen, Abschied er sich später für die Komposition einer Oper und
spaltungen, Permutationen und andere kontrapunktische
nahm wegen des Librettos Verbindung zum damaligen ChefVerfahren. Eine Aufnahme von Résonance mit dem Endramaturgen der Kölner Oper Claus Henneberg auf. Dieser
semble Modern erschien 1986 auf Schallplatte. Als Pierre
Kontakt blieb jedoch ergebnislos und die Suche nach eiBoulez das Stück mehrmals auf einer USA-Tournee des Ennem geeigneten Stoff und Text hatte erst ein Ende, als Höller
semble InterContemporain dirigierte, widmete ihm Höller
durch Freunde auf den Roman Der Meister und Margarita
zum 60. Geburtstag die Improvisation sur le nom de
Nachdem Höller
9
(1930er Jahre) des russischen Dichters Michail Bulgakow
stieß. Bereits nach einigen Seiten Lektüre stand für ihn fest,
dass dieser Text die Grundlage für seine Oper bilden sollte.
Die Eintragungen in der Taschenbuchausgabe zeigen, wie
Höller durch Kürzungen, Texteingriffe und Szeneneinteilungen aus Bulgakows autobiographisch geprägtem Text
das Libretto zu seiner gleichnamigen Oper formte. Als günstig erwies sich dabei der Umstand, dass der Roman über
weite Strecken aus wörtlicher
Rede besteht, die sich verhältnismäßig leicht den einzelnen
Protagonisten und Gesangspartien zuordnen ließ.
Während eines einjährigen
Stipendiumaufenthalts in
der Villa Massimo in Rom
1984/85 begann Höller mit
der Komposition seiner Oper
Der Meister und Margarita
(1984-89). Gemäß seiner damaligen Arbeitsweise klebte
er mehrere Notenbögen zu einem Endlospapier zusammen, um auf diese Weise den
Zeitfluss der Musik möglichst
ungebrochen übersehen zu
können. Die Arbeit an der
Komposition verschlang zahlreiche Bleistifte und nicht minder viele Radiergummis, deIn der Villa Massimo, 1985
ren Abrieb Höllers damalige
Lebensgefährtin nach langen Arbeitsnächten allmorgendlich
in ein Glas sammelte. Gleichzeitig zu Gast in der Villa
Massimo war der rumänisch-deutsche Dichter Oskar
Pastior, der sich in der russischen Literatur und Sprache
sowie speziell bei Bulgakow gut auskannte und Höller wichtige Hinweise zum Libretto seiner Oper gab.
Die Uraufführung
der Oper war
zunächst an der Hamburger Staatsoper geplant, wo Hans
Zender 1984 Generalmusikdirektor geworden war. Als
Zender jedoch schon 1987 von Hamburg auf den Chefdirigentenposten des Radiokamerorkest am Niederländi10
schen Rundfunk wechselte, stand die Uraufführung in Frage. Wie eine Erlösung erschien Höller in dieser Situation
das Telegramm von Jean-Louis Martinoty, dem Intendanten der Pariser Oper Palais Garnier, in dem dieser mitteilte, er habe das Libretto von Der Meister und Margarita
(1984-89) gelesen, sei davon begeistert und wolle das Stück
in Paris herausbringen. Höller hatte Martinoty 1982 bei einer Aufführung von Arcus in Avignon kennen gelernt und
ihm schon damals von seinem Opernprojekt
erzählt. Nach über vierjähriger Arbeitszeit
(zwei Jahre für die Ausarbeitung des
Particells, zwei weitere Jahre für die Reinschrift und die Realisierung der elektronischen
Zuspielbänder) kam es dann am 20. Mai
1989 tatsächlich zur Uraufführung im Pariser Palais Garnier (das Foto des Gebäudes machte Höller bereits 1962 auf einer
Studienfahrt nach Paris). Die Leitung hatte
Lothar Zagrosek, die Inszenierung stammte von Hans Neuenfels. Die Oper stieß auf
lebhafte Resonanz, die Vorstellungen waren
ausverkauft und das Echo in der internationalen Presse so groß, dass Höller für das
Werk den Preis des Verbandes der französischen Theater- und Musikkritiker sowie den Rolf-Liebermann-Preis erhielt.
Die zweiaktige Oper Der Meister und
Margarita (1984-89) thematisiert allgemeine Fragen nach den Mechanismen der
Macht, nach staatlichem Terror und Repressionen gegen Intellektuelle. Sie erzählt die
Geschichte eines Schriftstellers („Der Meister“) in der stalinistischen Sowjetunion der 1930er Jahre, der als politisch
unliebsam in eine Psychiatrische Klinik abgeschoben und
dessen Literatur verboten wird. Für seine Befreiung und die
Rettung seines Werks kämpft seine Geliebte („Margarita“).
Die Parallelen zum Stoffkomplex von Doctor Faustus („Der
Meister“), Mephistopheles („Voland“) und der GretchenTragödie („Margarita“) konkretisierte Höller auf musikalischer Ebene mit Zitaten aus Faust-Vertonungen von Hector
Berlioz und Ferruccio Busoni. Eine der musikalisch-bildlich
eindrücklichsten Szenen der Oper ist Der große Satansball,
wo verschiedenste Stile wie bei einem Hexensabbat wild
durcheinander klingen: Jazz, Rock-, Marsch- und Kaffee-
haus-Musik, barocke Intraden, Stadtpfeifer und afrikanische Trommeln. Die deutsche Erstaufführung an der
Kölner Oper erfolgte am
1. November 1991 unter
der Intendanz von Michael
Hampe und dem Dirigat von
Lothar Zagrosek. Die Regie
führte Friedrich MeyerOertel, die Bühnenbilder
stammten von Gottfried
Pilz. Die letzten beiden von
insgesamt sechs Aufführungen wurden vom WDR mitgeschnitten und auf CD verBühnenbildentwurf von Gottfried Pilz
öffentlicht.
Neben Lyrik und Philosophie ließ sich Höller wiederholt auch
durch Musik zu Kompositionen anregen. In der 2. Klaviersonate (1986) beispielsweise bezieht er sich
auf den genialen Pianisten Franz Liszt,
insbesondere auf eine kühne bitonale Figur aus
dessen Etudes d´execution transcendante
(1851), deren achttönige Konstellation er für
sein Stück in korrespondierende Tondauern und
acht unterschiedliche Formabschnitte übersetzte. Neben entsprechend achttönigen Figuren
und Akkorden griff er aus Liszts Etüden auch
rhythmische Motive auf, die er mit Bleistift in
seinem Handexemplar der Partitur hervorhob.
me und Programm-Aktualisierungen bezogen wurden
(MAX und CHANT).
Während seiner zehn Jahre als „künstlerischer Beauftragter“ des Elektronischen Studios des WDR 1990-2000 war es Höllers
besonderes Anliegen, Komponisten einen
Zugang zu diesem Medium zu öffnen, die
bislang noch nicht oder kaum mit elektronischer Musik gearbeitet hatten. Statt das
Studio auf eine bestimmte ästhetische
Richtung festzulegen, war er um Vielseitigkeit bemüht. Die individuellen Wünsche
und Ziele der jeweiligen Komponisten sollten im Mittelpunkt des Produktionsbetriebs
stehen. So konnten unter seiner Leitung
viele Komponisten verschiedensten Richtungen und Herkunft
im Studio arbeiten, wie die Auswahlliste mit
Komponistennamen zeigt.
Zum 1. Januar 2000 gab
Höller die Leitung auf, da er
einen erneut bevorstehenden
Umzug des Studios wegen
seines Augenleidens nicht
hätte bewältigen können und
seit 1993 zusätzlich zuerst in
Berlin und dann seit 1995 in
Köln als Professor für Komposition beansprucht war.
Aura (1991/93) für großes Orchester wurde von Daniel
Barenboim in Auftrag gegeStockhausen wurde York Höller 1990 Leiter
ben und von diesem mit dem
des Elektronischen Studios des WDR in Köln.
Chicago Symphony OrchesSeine langjährigen Erfahrungen im WDR-Stutra 1995 in Chicago uraufgedio und am IRCAM qualifizierten ihn bestens
führt. 1997 dirigierte Barenfür diese Funktion, was auch der damalige Reboim auch die deutsche
dakteur für Neue Musik am WDR Karsten
Erstaufführung in der
Becker erkannte, der Höller diese Position anIm Gespräch mit Karlheinz Stockhausen, 1990
Kölner Philharmonie. Den
bot. Als Höller die Leitung übernahm, wurde
Titel verdankt das Stück der griechischen Mythologie, naam Kölner Studio noch überwiegend mit analoger Technik
mentlich der Luftnymphe Aura, die Dionysos Zwillinge gegearbeitet. Erst unter seiner Leitung wurde das Studio konbiert, wahnsinnig wird, eines der Kinder tötet und auffrisst,
sequent auf Digitaltechnik umgestellt, die neueste
sich in einen Fluss stürzt und von Zeus schließlich in eine
Macintosh-Technologie installiert und das Studio in die User
Quelle verwandelt wird. Höller stieß auf diesen Mythos durch
Group des IRCAM aufgenommen, worüber weitere Program-
Als Nachfolger von Karlheinz
11
die Schriften von Ernst Bloch. Durch Blochs Idee des Zusammenfalls von musikalischer Ausdruckswahrheit und
Konstruktionswahrheit sah er sich erneut in seiner Konzeption der Gestaltkomposition bestärkt. Trotz der Dramatik
des Aura-Mythos ist die Musik keine Programm-Musik, die
diese Geschichte effektvoll nacherzählt. Höller entdeckte
hier lediglich den Archetyp einer dualistischen Konstellation von Zartheit und Wildheit, mit
dem er seiner Musik eine unverwechselbare Charakteristik geben wollte.
Wie bei der Sonate Informelle
(1968), bei Mythos (1979),
Schwarze Halbinseln (1982),
Traumspiel (1983) und Aura
(1991/93) ließ sich Höller auch
in anderen Fällen durch Literatur, Poesie und Philosophie zu
Musik inspirieren: aus der Lektüre von Leonardo da Vincis
Anhandlungen über die Schatten entstand Umbra (1979/80),
aus der Lektüre der Pensées
(1654-62) von Blaise Pascal das
gleichnamige 2. Klavierkonzert Pensées (1990/92). Ähnliches gilt für die Tageszeitengedichte aus Georg Heyms
Gedichtband Der ewige Tag
(1911), die Höller erstmals als
Student vertont hatte, bevor er
in Schwarze Halbinseln (1982)
und dem oratoriumsartigen
Stück Der ewige Tag (1999/
2000) für gemischten Chor und
großes Orchester erneut darauf
zurückgriff.
Nach den ersten Versuchen mit Live-Elektronik in Tangens
(1973) und Chroma (1972/74) wandte sich Höller der LiveElektronik erst wieder in seinem 2. Klavierkonzert Pensées
(1990/92) zu. Uraufgeführt wurde das Stück 1993 von PiHsien Chen mit dem WDR-Sinfonie-Orchester unter der Leitung von Hans Zender in der Kölner Philharmonie. Im Ge12
gensatz zu den Interpreten der früheren Stücke brauchte
sich die Pianistin um die Live-Elektronik überhaupt nicht zu
kümmern. Sie konnte sich ganz auf ihr Klavierspiel konzentrieren und über dieses mit Hilfe eines leistungsfähigen
Synthesizers SY 77 zugleich die elektronische Transformation der Klänge steuern. Neben einem Klavierkonzert ist
das Stück auch ein Requiem auf den Tod von Höllers langjähriger Lebensgefährtin Gisela
Sewing, die 1989 einem Asthma-Anfall erlag. Es enthält
zahlreiche sprechende Zitate
aus Wagners Tristan und Isolde
(1866) und Alban Bergs Violinkonzert (1935) und eröffnet
damit einen weiten inner- und
außermusikalischen Kontext.
Nachdem Höller schon frühzeitig mit Sehschwierigkeiten
geplagt war (Nachtblindheit,
Kurzsichtigkeit), wurde bei ihm
Ende der 1980er Jahre ein
Glaukom diagnostiziert, das
durch erhöhten Augeninnendruck nach und nach die Netzhaut zerstört. Trotz wiederholter Operationen durch internationale Spezialisten konnte der
Sehschwund nicht aufgehalten
werden. 1993 kam es zu einem rapiden Verfall seiner Sehkraft und sah er sich gezwungen, das Komponieren vorübergehend aufzugeben. Die Partitur von Pensées (1990/92)
war die letzte, die Höller von
Hand schreiben konnte.
Nahezu erblindet, konnte er fortan keine handschriftlichen
Noten mehr lesen und musste seine Arbeitsweise auf ein
Computer-Notenschreibprogramm umstellen, das vielfache Vergrößerungen und die Ansicht von weißer Schrift
auf schwarzem Grund ermöglichte. Wegen der starken Vergrößerung erscheint auf dem Bildschirm nur ein kleiner
Notenausschnitt, in diesem Fall Chorstimmen aus Der ewige Tag (1999/2000), die den Verlust des Augenlichts auto-
biographisch reflektieren. Alle anderen Stimmen der umfangreichen Partitur lassen sich simultan als gesampelte
Instrumentalklänge einspielen, so dass der Komponist bei
der Arbeit die unsichtbaren Stimmen wenigstens hören
kann. Mit Hilfe dieses Programms begann Höller Ende 1994
wieder zu komponieren, zuerst nur für kleine Besetzungen, dann auch wieder für großes Orchester.
nische Musikmagazin „fermate“ ein Statement, in dem
Höller die Auffassung vertrat, dass in gutem Kompositionsunterricht ästhetische Reflexion und Produktion, Theorie und
Praxis, Analyse und Synthese möglichst eng ineinander greifen müssten. Eines seiner Hauptanliegen sei es, den Studenten klare Maximen und Anleitungen zu produktiver
Selbstkritik zu geben. Anhand von Analysen stilistisch sehr
verschiedener Musik sucht er wichtige Wertmaßstäbe zu
vermitteln: Originalität (Individualität), Echtheit, Einheit in
der Vielheit, Prägnanz, Konsequenz (stilistisch und formal),
Verständlichkeit (Klarheit). Seine
Vorlesungen und Seminare
über die unterschiedlichsten
Musikrichtungen vom Anfang des
20. Jahrhunderts bis in die unmittelbare Gegenwart belegen die
Unvoreingenommenheit und
Bandbreite seines Unterrichts.
Zum 60. Geburtstag am 11. Januar 2004 schenkten ihm seine
Kölner Kompositionsschüler eine
Gemeinschaftskomposition.
Das erste Stück, das Höller ausschließlich mit Hilfe des Computers schrieb, sind die Tagträume. Sieben Klanggedichte
(1994/95) für Violine, Violoncello und Klavier, die
1995 bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik uraufgeführt wurden.
Jede der sieben kurzen
„Tondichtungen“ ist eine
zarte Miniatur und mit einem Gedicht aus Cees
Nootebooms Zyklus
Present Absent verknüpft. Der niederländische Autor thematisiert
darin das Phänomen der
Neben der Tätigkeit als LehrZeit, und zwar als „das
beauftragter und Professor für
schwarze Loch, das alles
Komposition gab Höller immer
schluckt“. In Anlehnung an Gottfried Pilz, York Höller und Rita Süssmuth, 2002
wieder auch Vorträge und
Nooteboom ist für Höller der „Tagträumer“ derjenige, der
Komposi-tionskurse an verschiedenen in- und ausländiversucht, „allen Gefühlen und Gedanken Substanz zu verschen Universitäten und Musikhochschulen: 1988 in Engleihen, die es verdient haben, ins helle Licht des Tages geland, 1992 im finnischen Viitasaari, 1995 in Madrid, 1996
zerrt zu werden“, was dem Komponisten zum Zeitpunkt
in der Domaine Forget in Quebec (Kanada), 1998 in Wien
des Verlusts seiner Sehkraft ein besonders großes Bedürfnis
und 2002 in St. Petersburg, wo am Goethe-Institut in Angewesen sein dürfte.
wesenheit von Bundesministerin a.D. Rita Süssmuth und
des Bühnenbildners Gottfried Pilz eine Ausstellung mit den
Bühnenentwürfen zur Kölner Inszenierung von Der Meister
schon frühzeitig Musik unterrichtet.
und Margarita (1984-89) eröffnet wurde.
Bereits Anfang der 1970er Jahre hatte er einen Lehrauftrag
an der Rheinischen Musikschule. Anschließend unterrichIm Auftrag des Deutschen Bundestages komponierte Höller
tete er von 1976 bis 1989 Analyse und Musiktheorie an der
das Orchesterwerk Aufbruch (1998/99), das anlässlich der
Kölner Musikhochschule. 1993 wurde er zunächst Profesletzten Plenarsitzung in Bonn am 1. Juli 1999 von den
sor für Komposition an der Hochschule für Musik Hanns
Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Hans
Eisler in Berlin, bevor er 1995 aus familiären Gründen in
Zender auf dem Bonner Marktplatz uraufgeführt wurde.
derselben Funktion an die Kölner Musikhochschule wechUm der Musik einen sprechenden Assoziationsrahmen zu
selte, wo er Nachfolger von Hans Werner Henze wurde.
geben, bediente sich Höller klarer Klangsymbole bzw. ZitaAus Anlass seines Antritts in Köln veröffentlichte das Rheite von Komponisten mit einschlägigen Bezügen zum Rhein-
Höller hat
13
land: 1) das bekannte Thema aus Robert Schumanns
Rheinischer Sinfonie (1850) zu Beginn der Partitur, 2) ein
Ländler aus Bernd Alois Zimmermanns Rheinischen Kirmestänzen (1952/60) und 3) ein charakteristisches Motiv aus
dem langsamen Satz der Klaviersonate op. 81a von Ludwig
van Beethoven, der bekanntlich 1770 in Bonn geboren wurde
und seiner Sonate den Beinamen Les Adieux bzw. Das Lebewohl gab, da er sie seinem Gönner und Schüler Erzherzog Rudolph von Österreich widmete, als dieser 1809 vor
heranrückenden französischen Truppen Wien verließ.
Einerseits sind die Zitate deutlich zu erkennen und lenken
damit auf den außermusikalischen Rahmen des Umzugs
des Bundestages von Bonn nach Berlin. Andererseits wird
aus ihnen eine komplexe Klang- und Zeitgestalt abgeleitet, die – wie in anderen Werken – nach dem Prinzip der
permanenten Durchführung den Verlauf des gesamten
Stücks bestimmt.
Im Rahmen der Kölner MusikTriennale 2000 wurde Widerspiel (2000) für zwei Klaviere und großes Orchester und im
September 2001, zum 15-jährigen Bestehen der Kölner Philharmonie, Der ewige Tag (1999/2000) für gemischten Chor
und großes Orchester mit dem WDR-Sinfonie-Orchester Köln
unter der Leitung von Semyon Bychkov uraufgeführt. Die
Nummer 11 aus dem Klavierzyklus Monogramme (19952003) mit dem Titel Elegia giocosa für Klavier (2001) wurde bisher noch nicht öffentlich gespielt. Sie entstand zum
75. Geburtstag von Hans Werner Henze, der sich in einem kurzen Brief dafür bedankte. Am 25. Mai 2004 fand
in der Kölner Philharmonie die deutsche Erstaufführung von
Klangzeichen (2003) für Bläserquintett und Klavier mit dem
Ensemble Wien-Berlin statt. Die Uraufführung des Stücks,
das den israelischen und palästinensischen Kindern gewidmet ist, erfolgte 2003 in Jerusalem beim International
Chamber Music Festival.
Aus Anlass
des 75-jährigen Bestehens der
Stadt Leverkusen komponierte York Höller 2004 in deren
Auftrag „Feuerwerk“ für 16 Instrumentalisten. Die Komposition wird am Tag der Ausstellungseröffnung (9. April 2005)
von der musikFabrik unter Leitung von Zsolt Nagy im Forum
Leverkusen uraufgeführt.
14
Vita York Höller
1944 am 11. Januar in Leverkusen geboren
1954 erster Klavier- und Harmonielehre-Unterricht,
zugleich erste kompositorische Versuche
1963-67 Studium an der Kölner Musikhochschule: Klavier
(A. Kontarsky), Komposition (B. A. Zimmermann, H.
Eimert), Dirigieren, Schulmusik; Musikwissenschaft an
der Kölner Universität
1965 Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen
1967 Staatsexamen in Schulmusik
1968/69 Solorepetitor an der Oper Bonn (unter Hans
Zender)
1971/72 Auf Einladung von Karlheinz Stockhausen Arbeit
im Studio für Elektronische Musik des WDR Köln; Lehrtätigkeit an der Rheinischen Musikschule Köln
1974/75 Aufenthalt in der Pariser „Cite internationale des
Arts“. Entwicklung des Konzepts der „Gestaltkomposition“
1976-89 Lehrbeauftragter für Analyse und Musiktheorie
an der Kölner Musikhochschule
1978 erste Einladung zum Pariser IRCAM
1979 Kölner Bernd-Alois-Zimmermann-Preis; Förderpreis
des Landes Nordrhein-Westfalen
1984 1. Klavierkonzert und „Magische Klanggestalt“
werden international u.a. von Pierre Boulez, Daniel
Barenboim und Hans Zender (ur-)aufgeführt
1984/85 Aufenthalt in der Villa Massimo, Rom
1986 Ernennung zum Chevalier des Ordens „Des Arts et
des lettres“
1987 Preis des Internationalen Composer Forum der
UNESCO
1988 Vorträge an englischen Universitäten; KompositionsSeminare an der Freiburger Musikhochschule
1989 Uraufführung von „Der Meister und Margarita“ in
Paris. Preis des Verbandes französischer Musik- und
Theaterkritiker und Hamburger Rolf-Liebermann-Preis
1990 Daniel Barenboim führt mehrfach „Magische
Klanggestalt“ mit den Berliner Philharmonikern auf
1990-2000 Künstlerischer Leiter des Studios für Elektronische Musik am WDR Köln
1991 Ernennung zum Mitglied der Akademie der Künste
Berlin
1993 Berufung zum Professor für Komposition an der
Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin
1994 Einjährige Schaffenspause, bedingt durch rapiden
Verfall der Sehkraft
1995 „Aura“ (1992/93) wird mit dem Chicago Symphony
Orchestra unter Daniel Barenboim uraufgeführt; Berufung
zum Professor für Komposition an die Musikhochschule
Köln als Nachfolger von Hans Werner Henze
1999 „Aufbruch“ für großes Orchester im Auftrag des
Deutschen Bundestags
2001 „Der ewige Tag“ für Chor, großes Orchester und
Live-Elektronik
2003 „Klangzeichen“ für Klavier und Bläserquintett
2004 „Feuerwerk“ für 16 Instrumentalisten
Herausgeber: KulturStadtLev/FORUM
Verantwortlich: Marion Grundmann
Ausstellungskonzeption & Text: Dr. Rainer Nonnenmann
Redaktion & Gestaltung: Horst A. Scholz
Druck: Stadtdruckerei
Abbildungsnachweise: Stadt Leverkusen (S. 2), Klaus Barisch (S. 3), Colette Masson (S. 9), Gottfried Pilz (S. 11), alle
übrigen: Privatarchiv York Höller. (Katalogvorderseite: Ausschnitte aus den Werken „Chroma“ und „Horizont“)
Wir danken York Höller, Ursula Höller-Heidemann, Gottfried
Pilz, der KölnMusik GmbH (auf deren Ausstellung zum 60.
Geburtstag Höllers die gegenwärtige Ausstellung basiert) und
dem Verlag Boosey & Hawkes, Berlin.
„York Höller – Klangzeichen“ ist eine Ausstellung der
KulturStadtLev vom 9.-17.4. und 25.4.-13.5.2005 im Forum
Leverkusen. Geöffnet täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr und
während der Veranstaltungen. Tel.: 0214-406 4141.
„Was soll […] ich mit einem Musikstück
anfangen, das – abgesehen davon,
dass es sich als Novität präsentiert –,
weder gestalten- noch spannungsreich, weder schlüssig noch expressiv
komponiert ist, dem weder Poesie
noch Dramatik, weder Witz noch Charme, weder Mystik noch Magie innewohnen? […] Es wird Zeit, dass in der
Gegenwartsmusik wieder
‚Geschichten’ erzählt werden, Geschichten in Tönen,
anstatt dass immer wieder
über die (sattsam bekannte) ‚Geschichtlichkeit des
Materials’ tönend räsonniert wird. […] Es lebe die
Rebellion in den Weihrauchfässern!“
KulturStadtLev/FORUM
Am Büchelter Hof 9
51373 Leverkusen
www.kulturstadtlev.de
Herunterladen