799 © 2006 Neurologie für die Praxis Fortbildung am Klinikum rechts der Isar D ieses Heft der Nervenheilkunde enthält ausgewählte Beiträge von Vorträgen, die im Rahmen der jährlich stattfindenden Fortbildungsveranstaltung „Seminar für die Praxis“ am Klinikum rechts der Isar 2005 gehalten wurden. Sie wurden vor Drucklegung auf den neuesten Stand gebracht. Ziel der jährlichen Vorträge ist es seit langem, relevante Neuerungen und Zuwächse unseres Wissens in speziellen wichtigen Feldern der Neurologie darzustellen. Die in diesem Heft vorgestellten Referate berühren mit diagnostischen und therapeutischenAspekten vier ureigenste Themengebiete der Neurologie: Zum einen zerebrovaskuläre und neurodegenerative Themenbereiche sowie zum anderen neuereAspekte der Diagnostik bei peripheren Nervenläsionen und der Kopfschmerzklassifikation. In dem Referat über transitorisch ischämische Attacken (TIA) ging es Dirk Sander und Kollegen darum, im Sinne eines Paradigmenwechsels darzulegen, warum nach heutiger Auffassung eine TIA nicht mehr mehrheitlich als ein flüchtiges, harmloses Ereignis, sondern zunächst grundsätzlich als ein echter neurologischer Notfall aufgefasst und interpretiert werden muss, bei dem eine verzögerte und inkomplette Diagnostik zu beträchtlichen negativen Konsequenzen führen kann. Sander zeigt unter anderem in seinem Referat auf, welche Möglichkeiten die moderne Entwicklung der Kernspintomographie eröffnet haben, TIA-Patienten herauszufiltern, die eine instabile Verlaufsform und damit ein hohes Akutrezidivrisiko besitzen. Um das Kurzzeitrisiko nach einer TIA, das naturgemäß je nach Ausgangslage beim einzelnen Patienten sehr verschieden sein kann, einfacher und rascher als früher abzuschätzen zu können, stellte er einen praktikablen neuen klinischen so genannten ABCD-Score vor, der in der Praxis Verbreitung finden sollte. Bernhard Haslinger ging es in seinem Referat darum, den niedergelassenen Neu- Schattauer GmbH Zu diesem Heft rologen die gewachsenen Möglichkeiten darzustellen, heute verstärkt auch Parkinsonpatienten in weit fortgeschrittenen Stadien mit schweren motorischen Komplikationen wie Wirkungsfluktuationen und Dyskinesien eine chirurgisch-operative Therapie mittels Hochfrequenz-Tiefenhirnstimulation (DBS) im Bereich des Nucleus subthalamicus zukommen zu lassen. Da nicht alle Parkinsonpatienten in gleichem Maße von der DBS profitieren, ist die sorgfältige Herausarbeitung der für die Operation geeigneten Patienten von wichtiger Bedeutung. Besondere prognostische Bedeutung für die Indikationsstellung zur Operation haben zweifellos die generelle L-Dopa Responsivität, aber auch internistische und psychiatrische Komorbiditätsfaktoren. Bezüglich der „idiopathischen“, heute zumeist als primäre Kopfschmerzen bezeichneten Gruppe haben sich in der jüngeren Vergangenheit immer wieder Klassifikationsveränderungen ergeben. Solche Revisionen hängen naturgemäß mit dem Wissenszuwachs und einem gewachsenen pathophysiologischen Verständnis für unterschiedliche Kopfschmerzformen zusammen. Till Sprenger und Koautoren stellen in diesem Zusammenhang die neu definierte Gruppe der so genannten Trigemino-Autonomen Cephalgien (TAC) vor. Die Gruppe der trigemino-autonomen Kopfschmerzen steht als Überbegriff für sehr starke Kopfschmerzen im Bereich des ersten Trigeminusastes mit ausgeprägter vegetativer Begleitsymptomatik. Es handelt sich um eher seltene, streng einseitige Kopfschmerzen mit periorbitalem Maximum, wobei Cluster-Kopfschmerz, Paroxysmale Hemicranie und SUNCT-Syndrom (Akronym für Shortlasting Unilateral Neuralgiform headache attacks with Conjunctival injection and Tearing) ein Kontinuum darstellen. Das Übersichtsreferat gibt Einteilungskriterien und Behandlungsoptionen der TAC-Kopfschmerzgruppe. Die Elektroneuro- und Myographie scheint, auch wenn sie gegenwärtig unbe- Downloaded from www.nervenheilkunde-online.de on 2017-10-30 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. Prof. Dr. Bastian Conrad, Neurologische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar, München Nervenheilkunde 10/2006 800 Zu diesem Heft stritten als der Goldstandard in der Diagnostik des peripheren Nervensystems zu gelten hat, hinsichtlich ihres diagnostischen Potenzials im letzten Jahrzehnt den Zenit überschritten zu haben. Mit der Methode lassen sich häufig lokalisatorische (z.B. Prozesse im Plexusbereich) wie auch pathomorphologische Fragen über eine zu Grunde liegen- Nervenheilkunde 10/2006 de Nervenerkrankung (z.B. Ausmaß und Lokalisation von Nerventumoren oder topographische Lagebeziehungen von Nerven zu Tumoren) oft nicht lösen oder verstehen. Alexander Peinemann und Achim Berthele stellen in ihrem Referat den in den letzten Jahren erkennbar gewachsenen diagnostischen Beitrag und Zuwachs durch bild- gebende Verfahren wie der Kernspintomographie und der Sonographie peripherer Nerven in den Vordergrund. Downloaded from www.nervenheilkunde-online.de on 2017-10-30 | IP: 88.99.70.242 For personal or educational use only. No other uses without permission. All rights reserved. B. Conrad, München