Einführung in die Astronomie 1

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Einführung in die Astronomie 1
Von der Sonne zum Rand des Universums
Michel Breger, Ernst Dorfi
Institut für Astronomie
1180 Wien
1
Inhalt der Vorlesung, WS05
1. Einleitung
2. Astronomische
Instrumente
3. Koordinatensysteme,
Zeit, Kalender
4. Unser Planetensystem
5. Finsternisse
6. Exoplaneten
7. Strahlung und
Photometrie
8. Spektroskopie
9. Hertzsprung-RussellDiagramm
10. Strahlungsquellen
11. Doppelsterne
12. Veränderliche Sterne
13. Aufbau und Entwicklung
der Sterne
14. Endstadien der Sterne
15. Stellare Aktivität
16. Interstellares Medium
1. Prüfung: Mittwoch, den 30. November 2005
2. Prüfung: Mittwoch, den 25. Jänner 2006.
1. Einleitung
Folie 2
I.1
Entfernungen
Astronomische
Einheit
(Astronomical
Unit)
Mittlerer Abstand
zwischen SonneErde
Lichtjahr
Entfernung, die das
Licht in einem Jahr 1Lj = 9.46 · 1012 km
zurücklegt
Parsec
Erdbahn (1 AU)
1 pc = 3.09 · 1013 km
unter einem Winkel
= 3,26 Lj = 206264 AU
von 1” gesehen
1 AU = 1.496 · 108 km
Folie 3
1. Einleitung
Unser Stern, die Sonne
Masse:
M = 1,989 ·1030 kg
Radius:
R = 696 000 km
Leuchtkraft:
L
= 3,86 · 1026 Watt
Oberflächentemperatur: Teff = 5700 K
Abstand (von Erde):
1. Einleitung
(Anf.Jänner)
dMIN = 147,1 · 106 km
(Anf.Juli)
dMAX = 152,1 · 106 km
Winkelgröße:
a = 31’28” bis 32’32”
Scheinbare Helligkeit:
mv= -26m,7
Absolute Helligkeit:
Mv=
4m,87
Folie 4
I.2
Die 9 Planeten um unsere Sonne
Folie 5
1. Einleitung
Was sind …?!?
Sterne: Selbstleuchtende Gaskugel. EnergieErzeugung meist durch Wasserstoffbrennen.
Planeten: nichtselbstleuchtende
Himmelskörper, gravitativ an
Sterne gebunden, nicht kleiner als
Pluto.
Planetoiden: Meist felsige
Kleinkörper mit unterschiedlichem
Gehalt an schweren Elementen.
Durchmesser von 1.000 km bis
unter 1 km.
Kometen: 5-20 km großer Kerne aus
Gesteinsbrocken, Staub und
gefrorenen Gasen(H2O, CH4, NH3,
…) mit bis zu 100.000 km großer
Gashülle.
1. Einleitung
Folie 6
I.3
Exoplanet um HD 209 458
Brown et al. 2001
1. Einleitung
• HST-Beobachtungen erlauben
präzise Transitphotometrie, 4
Durchgänge beobachtet
• Stern: G0V (Sonne: G2V),
d=47pc
• Stern mit R* = 1.146 ± 0.050 R
• Planet mit Rp=1.347 ± 0.060 RJ
• P = 3.524 Tage, a = 0.0468 AU
• Inklination: i = 86.68°± 0.14°
• Keine Ringe oder Monde größer
als 1.8 Erdmassen entdeckt
• Möglichkeit erdähnliche
Planeten zu entdecken
Folie 7
Stern- und Planetenentstehung
• Sterne entstehen durch einen
Gravitationskollaps aus interstellaren
Wolken
• Planeten entstehen in protostellaren
Akkretionsscheiben, kein direkter
Kollaps aus dem interstellaren Medium
• Viele Details nach wie vor ungeklärt
• Verbesserung und Verbreiterung der
Beobachtungsdaten notwendig
• Diversität der Planeten (Masse,
Entfernung zum Zentralstern,
Exzentrizität, chem. Zusammensetzung,
etc.) deutet auf Wechselspiel zahlreicher
Prozesse
1. Einleitung
Folie 8
I.4
Sternentwicklung: Übersicht
• Planetenentwicklung sehr eng an
Sternentwicklung gekoppelt
• Sterne entwickeln sich durch
thermonukleares Brennen
• Änderung der chemischen
Zusammensetzung
• Nukleare Zeitskala: τnuc ∼10-4 Mc2 / L,
typische Zeiten liegen im Bereich von
Milliarden Jahren
• Sonnenähnliche Sterne (um 1M )
werden zu ausgedehnten Roten
Riesen
• Zahlreiche thermische und
mechanische Instabilitäten
Folie 9
1. Einleitung
Sternentwicklung im HRD
• Sterne (außer WZ) decken ihre
Leuchtkraft durch thermonukleare
Reaktionen, Fusion schwerer
Elemente
• Änderung der chemischen
Zusammensetzung in den Brennzonen, Nukleosynthese, r-,s- und
p-Prozesse
• Mischprozesse (Konvektion,
Rotation) bringen schwere
Elemente an die Oberfläche
• Massenverlust (stetig oder
explosiv) bringt nuklear
prozessiertes Material ins ISM
• Chemische Entwicklung des ISM
nach Gautschy (2001)
1. Einleitung
Folie 10
I.5
Stellare Nukleosynthese:
Zusammenfassung
Folie 11
1. Einleitung
Junge Sternhaufen
ESO/VLT: NGC1850 in LMC
1. Einleitung
• Sternentstehung massearmer Sterne,
sog. T-Assoziationen (T Tauri-Sterne),
Vorhauptreihen-Objekte,
Wechselwirkung mit ISM, HerbigHaro-Objekte, Jets, …
• Offene Sternhaufen, lose gebunden,
lösen sich auf, Gasreste und Staub
vorhanden
• Offene Sternhaufen: Ø≈1…20pc,
t<109Jahre
• Beispiele (Milchstraße): Hyaden
(8•108Jahre), Pleiaden 6•107Jahre), h
und χ Persei (106Jahre), …
• Beispiel: NGC1850, 40 bzw. 4•106
Jahre, junger Kugelhaufen, keine
galaktische Entsprechung, SNinduzierte Sternentstehung von
massearmen Sternen
Folie 12
I.6
Interstellares Medium
• Komponenten: Sterne, Planeten, Gas, Staub,
Strahlungs- und Magnetfelder,
hochenergetische Teilchen, Strömungen
• Alle Energiedichten vergleichbar, zahlreiche,
dynamische Wechselwirkungen, violent ISM
• Gas in mehreren Phasen im
Druckgleichgewicht: kalt ↔ warm ↔ heiß
• ISM wesentlich durch Sternentstehungsrate
bzw. Supernova-Rate kontrolliert
• Chemische Entwicklung einer Galaxie durch
Anreicherung mit schweren Elementen aus
den Endstadien der Sternentwicklung
Folie 13
1. Einleitung
Materiekreislauf
Alte
Sterne
Junge
Sterne
Weißer
Zwerg
PN
Neutronenstern
SNR
Schwarzes
Loch
1. Einleitung
ISM, Wolken
Folie 14
I.7
Supernovae als Standard-Kerzen
•
•
•
•
HST: SN1994D in S0-Galaxie
NGC 4526
•
•
Supernovae vom Typ Ia: Akkretion
von Wasserstoff auf einen Weißen
Zwerg
Form und Abfall der Lichtkurven
auch theoretisch gut reproduzierbar
Problem: SNe im frühen Universum
könnten etwas andere Leuchtkräfte
haben
Zahlreiche empirische Korrelationen
zwischen Form der Lichtkurve und
maximaler Helligkeit
Großangelegte Überwachungsprogramme, heute mehr als 1
SN/Tag beobachtet
SN-Rate in unserer Milchstraße:
etwa 3 SNe/Jahrhundert
Folie 15
1. Einleitung
Galaktische Spiralstruktur
Perseus-Arm
Sagittarius-Carina-Arm
Scutum-Crux-Arm
Norma-Arm
• Position des Sonnensystems
innerhalb der Galaxie:
R0 = 8.5 kpc, z0 = 15 pc
• Spiralstruktur aus Hα- und
HI-Messungen, Position
junger Sterne, HII-Regionen
• 3 innere Arme,1 äußerer Arm
gefunden
• Anstellwinkel der Arme
zwischen 10° und 15°
• Milchstraße wahrscheinlich
eine SAB(s)bc-Galaxie
nach Georgelin & Georgelin 1975
1. Einleitung
Folie 16
I.8
Sternhaufen-Vergleich:
Offene Haufen - Kugelhaufen
M7
Kugelhaufen
Offener
Haufen
Zentrale Dichte ρ0
8·103 M pc-3
102 M pc-3
Kernradius rc
1.5 pc
1 pc
Medianradius rh
10 pc
2 pc
Gezeitenradius rt
50 pc
10 pc
7 km/s
1 km/s
M/L-Verhältnis in
M /L
2
1
Masse
6·105 M
250 M
Geschwindigkeitsdispersion σ0
HST: NGC 6093
Folie 17
1. Einleitung
Galaktische Verteilung von
Kugelsternaufen mit d < 20 kpc
Konzentration zum
galaktischen Zentrum
1. Einleitung
Folie 18
I.9
Dynamische Reibung
• Gravitative Wechselwirkung:
Fokussierung der Sternbahnen
hinter dem Objekt
• Abbremsung der Bewegung führt
zur Verschmelzung der Objekte,
sog. merging
• Effekte beim Queren der
galaktischen Scheibe besonders
ausgeprägt
• Galaktischer Bulge zeigt
verschiedene Sternpolulationen
mit unterschiedlicher
Metallizität
ESO: Illustration
Folie 19
1. Einleitung
Heißes Gas im Halo
• Beobachtungen von diffusem
ionisierten Gas (DIG) geringer
Dichte (0.08 cm-3) außerhalb der
galak-tischen Scheibe, sog.
Reynolds-layer, Ausdehnung einige
kpc
• Quelle der Ionisation(?): OB-Sterne,
intergalaktisches Strahlungsfeld,
Stoßwellen, Dissipation von Wellen
CHANDRA/HST: NGC4631
1. Einleitung
• Beispiel: NGC4631, edge-on
Galaxie, diffuse Röntgen-Strahlung
(blau-weiß), heißes Gas mit T=2
...7•106K, stellare Strahlung auf die
Scheibe beschränkt (rot-weiß)
Folie 20
I.10
Topologie von Sgr A
CHANDRA: 0.8pc Ausdehnung
• Unmittelbare Umgebung
des galaktischen Zentrums
(Sgr A*) weist Vielzahl von
Quellen auf
• Thermische (Sgr A East)
und nicht-thermische
Strahlung (Sgr A West) in
allen Wellenlängen
• Einfall von Materie auf SL,
Auswurf von durch SNExplosionen
• Stoßwellen, energetische
Teilchen, Magnetfelder und
intensive Strahlungsfelder
Folie 21
1. Einleitung
Wechselwirkung:
LMC + SMC + MS
• Magellan'sche Wolken in einem
gemeinsamen Orbit um die
Milchstraße
• Dynamische Reibung verkleinert
Abstand, merging
• Neben gravitativer Wechselwirkung:
Gasströmung in Richtung der
Milchstraße, sog. Magellan'scher
Strom mit vG~ -200 km/s
• Folge des letzten Durchgangs durch
die galaktische Scheibe
1. Einleitung
CISRO
(1998): HI
Folie 22
I.11
Andromeda: M 31= NGC 224
•
•
•
•
•
•
MPIfR (Beck et al.): Pol. Strahlung, 6cm
Spiralgalaxie vom Typ Sb
Entfernung: d = 670 kpc
Negative Radialgeschwindigkeit: -270 km/s, d.h. merging
mit der Milchstraße in etwa
5•109 Jahren, Bildung einer EGalaxie?
Radius: 24 kpc
Zahlreiche Begleiter: ZwergElliptische Galaxien, M32 =
NGC221 und NGC205
Synchrotronstrahlung von
relativistischen Elektronen
zeigt ringförmiges Magnetfeld,
r~10kpc
Folie 23
1. Einleitung
M 33: HI-Gas
NRAO: M33, HI-Doppler
• Atomarer Wasserstoff zeigt großräumige
Rotation der Galaxie, Entfernung: d=840 kpc
• 21cm-Bilder mit einer Auflösung bis 200pc,
keine homogene Verteilung, zahlreihe HILöcher, komplexe Wechselwirkungen mit
SNRs, stellaren Winden, etc.
• Radialgeschwindigkeit von M33: -179km/s
• Rotationsgeschwindigkeit: Δv=200km/s
• Einfluss der Dunklen Materie deutlich,
Rotationsbewegungen weit außerhalb des
optischen Bildes, r~9.5kpc
NRAO: M33, HI + Opt.
1. Einleitung
Folie 24
I.12
Räumliche Verteilung der
Lokalen Gruppe
nach Grebel 2000
Folie 25
1. Einleitung
Elliptische Galaxien
M87: E1
M110: E6
NGC1319,
E4
1. Einleitung
• Einheitlichere Sternpopulation, alte Sterne,
SNe von Typ I
• Merging oder starburst am Beginn, Frage nach
Struktur und Anfangsbedingungen, ob
Spiralgalaxie oder Elliptische Galaxie entsteht
• Ursache der Helligkeitsverteilung: ~r1/4
• Form durch anisotrope Geschwindigkeitsverteilung, nicht durch Rotation, unrelaxierte
Systeme
• ISM spielt eine untergeordnete Rolle, eher
heißes Gas vorhanden
• Kühlere Phasen in geringer Menge, oftmals
Rest von verschluckten Begleitern
Folie 26
I.13
Wesentliche Elemente der GalaxienMorphologie
Halo aus dunkler Materie
Staub
Kern
bulge
Hülle
Spiralarme
M87, E1, Virgo cluster
M83, SAB(s)c
Folie 27
1. Einleitung
Gezeitenwirkung
• Beispiel: Kollision von zwei
Spiralgalaxien mit etwa
gleicher Masse
• Nahe Vorbeigänge, Gas
kollidiert in riesigen
Stoßwellen
• Sternfelder durchdringen sich
• Äußeren Arme werden zu sog.
Antennen auseinander
gezogen, Radiobeobachtungen
zeigen HI-Gas, keine
Sternentstehung
Radiobeobachtungen
CTIAO/NRAO/VLA: NGC4038
1. Einleitung
Folie 28
I.14
Kosmisches Wagenrad
Junge Sternhaufen
Massenakkretion
HST
•
•
•
•
•
Ring mit 109 jungen Sternen, Expansion mit etwa 30km/s
Kollision vor etwa 2•108 Jahren
Durchmesser des Ringes etwa 46 kpc
Beginnende Bildung neuer Spiralarme im Zentrum
Kometenartige Akkretion von Material, Bildung von Stoßwellen
Folie 29
1. Einleitung
Lokales Universum
1. Einleitung
Folie 30
I.15
Eigenschaften von
Galaxienhaufen
Radio
Optisch
Röntgen
• Dynamisch zusammenhängende
Ansammlung von einigen 100 Galaxien
• Massereiche cD-Galaxie im Zentrum
• Thermisches Gas mit einigen Millionen
Grad als Röntgenquelle
• Dunkle Materie zum gravitativen
Zusammenhalt notwendig: 3- bis 10-fache
Masse
• Beispiel: Hydra A-Haufen, gleichzeitig eine
Radioquelle in d = 260 Mpc (z=0.054),
einige hundert Galaxien, thermisches Gas
mit Temperatur um 40•106 Grad und einer
Ausdehnung von einigen Mpc
Folie 31
1. Einleitung
Gravitationslinsen
VLA: MG1131+0456
VLT: Abell 370
1. Einleitung
HST
• Von Albert Einstein als Effekt der
Allgemeinen Relativitätstheorie im Jahr
1916 vorausgesagt
• Ablenkung der Photonen im
Schwerefeld eines Körpers, erste Linse
1979 gefunden
• Historisch: Lichtablenkung im
Schwerefeld der Sonne von 1.7" am
Sonnenrand, Messungen 1919
während einer Sonnenfinsternis, heute
auf 0.1% bestätigt
• Ablenkungswinkel α für eine
Punktmasse M und einen
Impaktparameter b: α = 4GM/c2b =
2Rs/b, mit Rs als Schwarzschildradius
Folie 32
I.16
ESO/VLT: Abell 370
Dunkle Materie
• Gravitationslinsen erlauben eine
direkte Messung der gravitativen
Masse
• Bestimmung des Anteils an Dunkler
Materie stimmt mit Abschätzungen
aus dem Virial-Theorems und den
Röntgen-Daten überein
• Abell 370 (z=0.375): Zahlreiche
massereiche E-Galaxien, Hauptanteil
am Linseneffekt durch die zwei EGalaxien
• Rotverschiebung des Bogens:
z=0.724, klare Demonstration, dass
Linseneffekt vorliegt
HST: Kneib (1993)
Folie 33
1. Einleitung
Eigenschaften der GRBs
• 1967 durch Vela-Satelliten entdeckt
• Maximale Emission im GammaBereich, d.h. neuartiges Phänomen,
kein hochenergetischer Rest einer
anderen Strahlungsemission
• Fluence: Fγ = Fluss•Δ t ~ 3•10-10 J m-2
• Quellenergie: E = 4πD2Fγ = 1033 J (für
D = 400 pc, galaktische Scheibe), E =
1038 J (für D = 55 kpc, LMC)
• Quellenergie bei extragalaktischer
Entfernung: E ~ 1046 J (für D ~ 1 Gpc),
entspricht etwa 100 SN-Explosionen
1. Einleitung
Folie 34
I.17
Hypernova
ROSAT:Chu et al. 1999
• Modell sog. Hypernova:
Kollaps eines massereichen,
schnell rotierenden Sterns
zu einem SL
• E~1047 J durch Rotationsenergie des SL
• Effiziente Konversion der
Energie in γ-Photonen
• Beispiel: M101, ROSATBeobachtungen zeigen
Remnants mit extrem
großen Radien als Folge
einer Hypernova (?)
• E~3•1046J (NGC5471B) bzw.
E~1046J (MF83)
Folie 35
1. Einleitung
Quasare: Eigenschaften
3C295
Radio
Optisch
• Entdeckung durch Maarten Schmidt 1963,
stark verschobene Balmerlinien (3C273)
• Emissionslinien: Lyα, Balmer-Serie (Hα, Hβ,
Hγ, CIV, zahlreiche verbotene Linien: [OIII] ,
[MgII], ...
• Dopplerprofile mit zwei Komponenten:
Δv=103-104km/s bzw. Δv=100 - 300 km/s,
BLR und NLR
• QSO: Quasistellares Objekt, Galaxienkern
als Punktquelle, welche die Galaxie völlig
überstrahlt
• Entfernteste Objekte, einige Quellen mit z>5
• Leuchtkräftigste Objekte im Universum
Röntgen
1. Einleitung
Folie 36
I.18
HST: 3C273
Quasare und Jets
• 3C273: Quasar und Jet
bei z = 0.158
• Jets in zahlreichen
Wellenlängen beobachtet
• Details der Strukturen
nicht verstanden
• Ausdehnung bis zu 100
kpc
• Unterschiedliche
physikalische Prozesse
in den einzelnen Wellenlängen sichtbar
Folie 37
1. Einleitung
Quasar-Modell
• Zentrales massereiches
Schwarzes Loch im Zentrum
einer Galaxie
• Sterne im nahen Orbit um
das Schwarze Loch
verdampfen durch Strahlung
• Sterne werden durch
Gezeiten-kräfte zerrissen
• Akkretion des heißen Gases
führt zu Röntgenemission
• MSL~ 108 M
• Leuchtkraft: Akkretion von
etwa 1 M pro Jahr
1. Einleitung
Folie 38
I.19
Schwarze Löcher in Galaxien
• HST-Beobachtungen:
von 30 nahen
Galaxien zeigen 29
klare Signaturen von
massereichen
Schwarzen Löchern
• Korrelation zwischen
der Masse des SL und
des galaktischen Bulge
• Im Zentrum jeder
Galaxie befindet sich
ein mehr oder weniger
aktives zentrales SL
Folie 39
1. Einleitung
Wirkungen
Dunkler Materie
VLA/WRST: M33,
21cm+Optisch
1. Einleitung
• Rotationskurven von Galaxien
• Verteilung des neutralen Wasserstoffs
• Schalen und Begleiter in Elliptischen
Galaxien
• Galaxienhaufen: Bewegungen der Galaxien,
heißes Intercluster Gas
• Gravitationslinsen: Lichtablenkung nur
durch gravitative Masse festgelegt
• Galaxienentstehung in einem
expandierenden Universum
• Großräumige Struktur des Universums
Folie 40
I.20
Vier Grundpfeiler der
Kosmologie
• Die Standard-Kosmologie des Urknalls
basiert auf vier beobachteten
Grundpfeilern:
• Expansion des Universums,
Rotverschiebung der Galaxien entdeckt
durch E. Hubble
• Kosmische Hintergrundstrahlung als
Überrest der Photonen des Urknalls, kein
ausgezeichneter Punkt im Universum
• Primordiale Nukleosynthese, Bildung der
leichten Elemente wie Deuterium, 3He und
4He
• Bildung der großräumigen Strukturen und
der Galaxien aus statistischen
Fluktuationen
Folie 41
1. Einleitung
Eigenschaften der
Hintergrundstrahlung
• 1964: Zufällige Entdeckung durch
Arno Penzias und Robert Wilson mit
Hilfe einer Hornantenne der BellLaboratories bei einer Wellenlänge von
λ = 7.35 cm (Nobelpreis im Jahre 1978)
• Extrem hohe Homogenität auf allen
räumlichen Skalen, ΔI/I<10-4
• Spektrale Verteilung: Schwarzer
Körper mit T=2.735±0.001K
• Mikrowellenhintergrund, in Rauschen
des Fernsehers vorhanden (etwa 4%)
1. Einleitung
Folie 42
I.21
Deutung der 3K
Hintergrundstrahlung
• Gamov (1948): Expansion nach
dem Urknall muss sich als
Hintergrund wiederfinden
• Gamovs Rechnung lieferte 5K
als Temperatur der Strahlung
• Einer der Grundpfeiler
moderner Kosmologie, d.h. jede
Theorie des Universums muss
3K-Hintergrundstrahlung
erklären
• Heute: Untersuchung der
Fluktuationen auf allen Skalen,
Festlegung zahlreicher
kosmologischer Parameter
Folie 43
1. Einleitung
Kosmische Hintergrundstrahlung
COsmic Background Explorer
1. Einleitung
• Älteste Photonen des Universums
liefern:
Geometrie des Universums
Weitere Expansion oder Kollaps
des Universums
Anteil an baryonischer Materie im
Universum
Anteil an Dunkler Materie und
Dunkler Energie
Expansionsrate des Universums
Alter des Universums
Struktur der primordialen
Fluktuationen zur
Galaxienbildung
Folie 44
I.22
Probleme mit dem Urknall
• Theorie des Urknalls liefert keine
Erklärung für den Vorgang selbst
• Keine Aussagen über die Menge an
Materie und Strahlung im Universum
• Ursache der notwendigen primordialen
Fluktuationen bleibt unbeantwortet
• Antworten auf diese Fragen sind im
Rahmen der bekannten Physik nicht zu
finden
• Urknall ist in der Standard-Kosmologie
durch eine unvermeidliche Singularität
gekennzeichnet
Folie 45
1. Einleitung
Probleme
der Standard-Kosmologie
• Topologie des Universums scheint flach zu sein,
sehr spezielle Bedingungen
• Anfangsbedingungen: Ist unser Universum typisch?
• Horizont-Problem: Warum ist unser Universum so
homogen, wenn der Großteil nicht kausal
verbunden ist?
• Warum herrscht beim Urknall thermisches
Gleichgewicht, Hintergrundstrahlung ein schwarzer
Körper?
• Entstehung von Strukturen im Universum
• Elementarteilchen-Theorien: Produktion einer
Unzahl magnetischer Monopole, die nicht
beobachtet werden
1. Einleitung
Folie 46
I.23
Sehr frühes Universum
1. Einleitung
• Anfangszustand: Hot Big Bang, d.h.
Entwicklung der Materie und Kräfte im
Universum durch Abkühlung mit
Symmetriebrechung festgelegt
• Alter: 10-34 Sekunden: GUT-SymmetrieBrechung, Trennung von Leptonen und
Quarks, Inflationsphase, MGUT~10- 4MPl
• Alter: 10- 4 Sekunden: Bildung von
Neutronen und Protonen, aber 109
Photonen pro Proton, big freeze, sog.
Baryogenese
• Alter: 1 Sekunde: Entkopplung der
Neutrinos,
• Alter: 15 Sekunden: Elektron-PositronAnnihilation, Elektronen bleiben übrig
• Alter: 1 Minute: Bildung von Wasserstoff
und Helium
Folie 47
Entwicklung des Kosmos
• Entwicklung in Abhängigkeit vom
Verhältnis der Dichte ρ zur
kritischen Dichte ρc
• Inflation fordert ebenfalls
unendliche Ausdehnung mit einem
topologisch flachen Universum
• Beobachtungen schließen derzeit
eine Umkehrung der Expansion,
also den sog. Big Crunch, aus
• Kosmologische Konstante: Λ≠0, d.h.
weitere Beschleunigung der
Expansion,
• Frage: Konstanz von Λ
1. Einleitung
Folie 48
I.24
SN 1997ff
•
•
•
•
•
HST: Riess et al 2001
Glück bei Hubble Deep Field,
Chance dazu etwa 1:1000
HST-Aufnahme: SupernovaExplosion in 3 Gpc Entfernung,
entfernteste SN-Explosion
Rotverschiebung liegt bei z=1.7,
Grenze der HST-Beobachtungen bei
z=2
Kein nennenswerter Linseneffekt
durch Vordergrundgalaxien
Rötung des Lichts nicht durch
Staub verursacht
Folie 49
1. Einleitung
Beschleunigte Expansion
• Messungen der SNLeuchtkräfte, der kosmischen
Hintergrund-strahlung, der
Gravitationslinsen und der
Galaxienhaufen treffen sich bei
ΩΛ≈0.6
• Wirkung der kosmologischen
Konstante ab etwa 5 Milliarden
Jahren
• Ausdehnung vollzieht sich
immer schneller, Endzustand
eines ebenen, leeren und sich
unendlich ausdehnenden
Universums
1. Einleitung
Folie 50
I.25
Zusammensetzung des Kosmos
HST/NASA: Riess et al 2001
• Anteil der baryonischen Materie
(leuchtend und dunkel): ΩM=0.35
• Großteil der leuchtenden Materie
als freier Wasserstoff und
Helium, geringer Anteil in
Sternen
• Schwere Elemente in Spuren
vorhanden
• Großteil der baryonischen
Materie durch ihre gravitative
Wirkung nachgewiesen
• Kosmologische Modelle sollten
Aufteilung im Universum
erklären
Folie 51
1. Einleitung
WMAP 2003: Zusammenfassung
• Messung der Fluktuationen der
kosmischen Hintergrund-Strahlung
• H0 = 71 ± 3 km/s/Mpc
• Ω = 1.02 ± 0.02
• Ωbary = 0.047
• ΩCDM = 0.23
• ΩΛ = 0.73
• Alter: t = 13.7 ± 0.2 •109 Jahre
• tReion = 200•106 Jahre, zReion = 17±5
• Letzte Streuung nach 380 000
Jahren bei z = 1088 ± 2
1. Einleitung
Folie 52
I.26
Ende des Universums
Time-Magazine: June 2001
• Voraussetzung: Expansion setzt sich beschleunigt fort,
konstante kosmologische Konstante
• Mittlere Dichte nimmt im Lauf der Zeit ab, Sternentstehung
endet, keine Galaxienwechselwirkungen mehr
• Alter > 1015 Jahre: Verlöschen der Weißen Zwerge, eventuell
Bildung von Schwarzen Löchern
• Alter > 1070 Jahre: Zerstrahlen der Schwarzen Löcher durch
die Hawking-Strahlung
• Alter > 10120 Jahre: keine Aktivität, keine Photonen, sog.
Dunkle Ära des Universums
1. Einleitung
Folie 53
I.27
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