Lehrstuhl II für Mathematik Prof. Dr. E. Triesch Jan Simon, M.Sc. http://www.math2.rwth-aachen.de SS 2016 5. Übung Diskrete Mathematik II Aufgabe 1. Es sei G ein gerichteter Graph mit maximalem Eingangsgrad din und minimalem Ausgangsgrad dout . Beweisen Sie für alle k ∈ N die folgende Aussage mithilfe des Lovász-Local-Lemmas: Gilt d 1 out ≤ 1, e · (din dout + 1) 1 − k so enthält G einen gerichteten Kreis, dessen Länge ein positives Vielfaches von k ist. Aufgabe 2. Es sei W (2, l) für l ∈ N die kleinste Zahl n ∈ N mit folgender Eigenschaft: Für jede Zerlegung {1, ..., n} = C1 ] C2 in zwei disjunkte Klassen C1 und C2 enthält eine der beiden eine arithmetische Progression der Länge l. (Die Existenz von W (2, l) folgt aus dem Satz von van der Waerden.) i) Zeigen Sie durch zufällige Färbung von {1, ..., n} mit zwei Farben, dass gilt: W (2, l) ≥ 2l/2 . ii) Verbessern Sie mithilfe des Lovász-Local-Lemmas diese Ungleichung wie folgt: W (2, l) ≥ 2l . 8l Aufgabe 3. i) Es sei {Yn |n ≥ 0} eine Folge von Zufallsvariablen mit den bedingten Erwartungswerten E(Yn+1 |Y0 , ..., Yn ) = pYn + (1 − p)Yn−1 für alle n ≥ 1, wobei p ∈ (0, 1) eine Konstante sei. Bestimmen Sie ein geeignetes α ∈ R, für das die Folge {Xn |n ≥ 1} mit Xn := αYn + Yn−1 ein Martingal ist. ii) Es sei c ∈ N. In einer Urne gebe es am Anfang s schwarze und w weiße Kugeln. In jedem Schritt ziehen wir eine Kugel (zufällig) aus der Urne und ersetzen sie durch c Kugeln der gleichen Farbe. Zeigen Sie, dass, wenn Xn den Anteil schwarzer Kugeln nach n Schritten bezeichnet, die Folge {Xn |n ∈ N} ein Martingal ist. Bitte wenden. Für eine Primzahl q bezeichnen wir mit Fq := Z/qZ den endlichen Körper mit q Elementen. Aufgabe 4. Es seien n ∈ N, λ > 0 und U ⊆ Fn7 mit |U | = 7n−1 . i) Zeigen Sie, dass für zufällig gleichverteilt gewähltes v = (v1 , ..., vn ) ∈ Fn7 durch Xi := E(dH (v, U )| v1 , ..., vi ) für i = 0, ..., n | {z } =∅, falls i=0 ein Martingal gegeben ist, sodass X0 = E(Xn ) gilt. ii) Zeigen Sie, dass für alle i = 0, ..., n − 1 gilt: |Xi+1 − Xi | ≤ 1. iii) Beweisen Sie die folgende Ungleichung: √ λ2 |{v ∈ Fn7 |dH (v, U ) > (λ + 2) n}| ≤ 7n e− 2 . Hinweis: Für v ∈ Fn7 und U ⊆ Fn7 ist dH (v, U ) := minu∈U dH (v, u). Aufgabe 5. Es seien T ein Baum und N (T ) die Anzahl der graceful labellings“ von T . Die Graceful Tree ” ” Conjecture“ besagt, dass für alle Bäume T gilt: N (T ) > 0. Zeigen Sie für alle Bäume T : N (T ) ∈ 2 · Z≥0 . Bitte wenden. Zusatzaufgabe. Es sei G = (V, E) ein zusammenhängender Graph. Wir zeichnen ihn in die Ebene, indem die Elemente aus V durch Punkte und die Elemente aus E durch Kurven zwischen diesen Punkten dargestellt werden. Die Mindestzahl von Überkreuzungen der Kurven bei solchen Darstellungen heißt Kreuzungszahl von G und wird mit cr(G) bezeichnet. Wenn cr(G) = 0 gilt, heißt G planar. i) Zeigen Sie, dass für |V | ≤ 5 nur ein einziger (zusammenhängender) nicht-planarer Graph existiert. Welcher Graph ist es und wie lautet seine Kreuzungszahl? ii) Zeigen Sie mit der Eulerschen Polyederformel, dass für planare Graphen mit |V | ≥ 3 gilt: |E| ≤ 3 |V | − 6. iii) Zeigen Sie mithilfe von ii), dass im Fall |E| ≥ 4 |V | gilt: cr(G) ≥ |E|3 , 64 |V |2 |V | indem Sie die Punkte aus V unabhängig und zufällig mit der Wahrscheinlichkeit p = 4|E| wählen und den Teilgraphen von G betrachten, den die gewählten Punkte induzieren. iv) Verwenden Sie iii), um folgenden Satz zu beweisen: Es seien n, m ∈ N, P eine Menge von n Punkten und L eine Menge von m Geraden (in der Euklidischen Ebene R2 ). Dann gilt für die Anzahl Inzidenzen von P und L: |{(p, l) ∈ P × L|p ∈ l}| ≤ 4 m2/3 n2/3 + m + n . v) Verwenden Sie iv), um folgenden Satz zu beweisen: Es sei s ∈ N. Dann existiert eine geeignete Konstante c > 0, sodass für drei beliebige s-elementige Mengen A, B, C ⊆ R ab hinreichend großem s gilt: |A · B + C| ≥ c s3/2 . Hinweis: Es sei R := A · B + C (= {ab + c|a ∈ A, b ∈ B, c ∈ C}). Arbeiten Sie mit der Punktemenge P := {(a, r)|a ∈ A, r ∈ R} ⊆ R2 und der Geradenmenge L := { y = bx + c“|b ∈ B, c ∈ C}. ”