Frauenkämpfe sind Kämpfe für alle Menschen: Fraktion DIE LINKE

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Frauenkämpfe sind Kämpfe für alle
Menschen
Im Wortlaut von Cornelia Möhring, 07. März 2011
Von Cornelia Möhring, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Vor 100 Jahren fand das erste Mal der Internationale Frauentag statt. Mit Demonstrationen in vielen
Ländern forderten Frauen ihre Rechte ein. In den ersten Jahren kämpften sie vor allem für das
Frauenwahlrecht und gegen die zunehmende Kriegsgefahr. In Deutschland setzten sie sich
außerdem für höhere Löhne und soziale Rechte ein. Eine besondere Rolle spielte hier von Anfang an
der Kampf gegen den Abtreibungsparagraphen 218. Am Internationalen Frauentag warnten Frauen
und Männer schon vor 1933 vor dem Faschismus und führten trotz des Verbotes von
Veranstaltungen unter freiem Himmel Massenkundgebungen gegen Krieg und Nazi-Terror durch.
Seit 1911 wurden durch diese Kämpfe wesentliche Verbesserungen für Frauen in unserem Land
erreicht und gegen hartnäckige Widerstände durchgesetzt. Dennoch gibt es noch immer sehr viel zu
tun. Auch deshalb gewinnt der Internationale Frauentag seit der Jahrtausendwende wieder
zunehmend an Bedeutung für Frauen und Männer.
Gleichstellung ist zwar ein verbrieftes Grundrecht, doch die Realität sieht anders aus. Die
Bewältigung der Krise wird zu Lasten der Mehrheit der Menschen vorangetrieben und die
Umverteilung von unten nach oben fortgesetzt. Nicht nur frauenpolitische Strukturen und
Beratungseinrichtungen werden abgebaut. Der Staat zieht sich insgesamt immer stärker aus seiner
Verantwortung für die Bevölkerung zurück. Als Folge werden gesellschaftliche Aufgaben
individualisiert. Das Ergebnis: die geschlechterspezifische Arbeitsteilung wird verfestigt und den
Frauen wird wieder die Erziehung der Kinder, die Pflege der Alten und Kranken zugeschrieben.
Gleichzeitig steigt der Lohnunterschied für gleiche und gleichwertige Arbeit seit Jahren. Frauen
erhalten 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Jede dritte vollbeschäftigte Frau arbeitet
im Niedriglohnsektor, der zunehmend ausgebaut wird. Trotz der niedrigeren Löhne sind Frauen
zunehmend in der Rolle der Familienernährerin und müssen das durch zwei oder sogar drei prekäre
Jobs schaffen. Diese Entwicklungen führen dazu, dass die Armut im Alter dramatisch zunimmt.
Einen drastischen Rückschritt erleben Frauen auch, sobald sie erwerbslos werden: Statt einer
eigenständigen Existenzsicherung sind sie in Bedarfsgemeinschaften abhängig von ihren Partnern
oder anderen Familienangehörigen.
Selbst die Diskussion um die Quote in der Privatwirtschaft zeigt, dass auch in der reichen
Bundesrepublik Welten liegen zwischen der formalen Gleichberechtigung von Frauen und Männern
und der Gleichstellung in der Realität.
Wenn Frauen sich gegen diese Politik wehren, kämpfen sie nicht nur für sich, sondern für ein gutes
Leben für alle, für eine gerechte Verteilung und Bewertung von Arbeit. Sie kämpfen darum, dass alle
Menschen über die Zeit verfügen können, die sie leben. Frauenkämpfe sind Kämpfe für die
Menschen. Der internationale Frauentag muss ein internationaler Kampftag werden.
DIE LINKE fordert:
gleichen Lohn für gleiche und gleichwertige Arbeit;
einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von 10 Euro;
die Abschaffung der Bedarfsgemeinschaften und eine eigenständige Existenzsicherung von
Frauen;
das bedingungslose Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und die Streichung des § 218 sowie
Kostenfreiheit für alle Verhütungsmittel;
ein Mindestelterngeld von 450 Euro ohne Anrechnung auf Hartz IV und 12 Monate
Elterngeldanspruch pro Elternteil bzw. 24 Monate für Alleinerziehende;
eine armutsfeste Alterssicherung;
ein Leben in Frieden – gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr.
linksfraktion.de, 7. März 2011
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