Doppelausgabe 2/2012 | 1/2013 Themen dieser Ausgabe sind unter anderem • Meditation Oder: wenn Voruteile das Wesentliche verstellen • Stationen eines Pfarrerlebens Theologiestudierende berichten Vikariat im Kirchenbezirk Rückblick 35 Jahre Pfarrdienst • 22 Tage Tansania Impressionen der Jugendwerksdelegation aus dem Sommer 2013 ISSN 2192-8231 Glauben im Alltag Nicht nur an Sonntagen EDITORIAL KONKRET Doppelausgabe 2/2012 & 1/2013 In dieser Ausgabe An allen Tagen ... 2 Gedanken von Dekan Ulf van Luijk Liebe Leser unseres Journals, Dass Glaube nicht nur etwas für Sonntagvormittage ist, erscheint uns eher eine Binsenweisheit zu sein. Wir mühen uns redlich, in unserm Alltag, in unserm Denken den Glauben aufleuchten zu lassen und unser Leben und Handeln als Glaubende zu gestalten. Und wir machen dabei immer wieder die Erfahrung, wie wir an Realitäten scheitern. Finanzielle und wirtschaftliche Sachzwänge scheinen uns die Freiheit zu rauben; manches müdes Lächeln ernten wir: Wie kannst du auch so vertrauensselig – sprich: dumm – sein? Umsetzung des Pfarrplans 2018 3 Beschlüsse der Bezirkssynode Herbst 2013 Theologie studieren - 2 Berichte 4 Stationen im Pfarrerleben 1 Singen mit Kindern 8 - Gute Gründe es tagtäglich zu tun. Meditation oder wenn Voruteile das 9 Wesentliche verstellen Auf ein Wort 10 „Hand drauf“ mit Martina Naumann Fischfabrik 11 Jugendgottesdienst mit Strahlkraft Vikariat im Kirchenbezirk Mühlacker 12 Stationen im Pfarrerleben 2 Von Personen Veränderungen im Kirchenbezirk 13 7 Fragen beantwortet von Eberhard Reschke 14 Rückblick auf ein Pfarrerleben Stationen im Pfarrerleben 3 16 Von Losungen und Sprüchen Hintergründe zu Jahreslosung und Monatssprüche 22 Tage Partnerschaft in Tansania Anteil am Alltag in der Partnerkirche 17 Warten ist eine große Tat - mit spitzer Feder notiert 19 Suchet der Stadt Bestes 20 Jahre Gebet für die Gemeinde Gemeinschaft und Austausch Hauskreise im Kirchenbezirk 21 Erbe der Waldenser Kulturprägend in der Region 23 2 Ein Zeitgenosse formuliert es so: Alles was Glauben leisten kann, kann Philosophie, Kunst und Wissenschaft viel besser. Zusätzlich verführt Glauben dazu, vorgefertigte Antworten zu akzeptieren und sich so selbst das Denken zu sparen. Gerade selbstständiges Denken bringt uns aber voran. Sonntags glauben und an den andern Tagen sich besser an anderen Parametern ausrichten? Wir spüren immer wieder den Zwiespalt. Und auffallen wollen wir möglichst auch nicht. Ich denke an die ersten Auferstehungszeuginnen: Ihre Botschaft „der Herr ist auferstanden“ überzeugt zunächst niemanden. Der Auferstandene muss ich den Weg schon durch dicke Mauern bahnen, damit ein österliches Lied erklingen kann: Die Sonn, die Erd, all Kreatur, all was betrübet war zuvor, das freut sich heut an diesem Tag, da der Welt Fürst darniederlag. Doch aus dieser Freude heraus dürfen wir unser Leben gestalten; and Sonn- und Feierund allen Tagen. Dabei sind wir nicht alleine. In der Gemeinschaft der Glaubenden, also in der Gemeinde, in der Kirche wissen wir uns mit dem Auferstandenen und Gegenwärtigen unterwegs. Bisweilen auf steinigen Wegen. Dass ER den Tod überwunden und das Leben neu gebracht hat, wird anstößig bleiben und sich quer zu mancherlei Zwängen und Erfolgsrezepten stellen. Aber um des Lebens willen werden wir miteinander in österlichem Licht in unsrer Realität wirken. Entgegen lähmender Selbstbeschäftigungen mit diesen oder jenen Strukturen und Plänen in Gemeinde und Kirche, die zwar notwenig sind, aber bisweilen in Sackgassen und Verbiesterungen führen und uns nur Energie rauben. Energie, die doch dem Leben dienen soll; Energie, die uns der dreieinige Gott schenkt: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Also nehmen wir unsere Lebenswirklichkeiten, Politik, Gesellschaft, Sachzwänge in den Blick und bringen miteinander österliches Vertrauen ins Leben ein in die Alltage. In aller Freiheit der Kinder Gottes; abseits ideologischer Verengungen. Irr- und Umwege sind uns wohl bekannt aber noch mehr die Gewissheit, dass Gott uns Neuanfänge schenkt. Nicht nur Ostern. Nicht nur sonntags. Wagen wir es. Bedenkenswert dabei eine Aussage von Friedrich Schorlemmer: „Wenn wir nicht bereit sind, den Kopf hinzuhalten, sollen wir auch nicht politisch predigen. Und den Kopf kann man nur dort hinhalten, wo er auch gefährdet ist. Die sonntägliche Kirchenpredigt bleibt nötig. Aber sie ist kaum noch eine öffentliche Rede im Streit der Zeit. Deshalb müssen wir alle Möglichkeiten suchen und nutzen, aus den Kirchenmauern herauszukommen, mitten in den Streit des Lebens zu treten, zitternd und zagend, doch letztlich mit dem Gelächter der Hoffnung.“ Möge das Osterlachen uns niemals abhanden kommen. Es grüßt Sie Dekan Ulf van Luijk PfarrPlan im Kirchenbezirk Mühlacker Bezirkssynode beschließt konkrete Schritte Zukunftsfähige pfarramtliche Versorgung der Gemeinden anderen Bezirksgemeinden mit einer Prise Humor diskutiert. Pfarrer Friedemann Gla- Konkrete Umsetzungen des Pfarrplans im Kirchenbezirk Mühlacker ser, der in den beiden Gemeinden Iptingen Bis Ende 2018 müssen im Kirchenbezirk und Großglattbach tätig ist, verwies auf die Im Rahmen des Pfarrplans 2018 wird – hier gemachten, positiven Erfahrungen aus nach Beschlussfassung der Landessynode dem zurückliegenden Pfarrplan, die Mut im Frühjahr 2013 – rechtsverbindlich um- machen würden, den angedachten Weg gesetzt, dass das Pfarramt Lienzingen spä- wird angenommen, dass bis 2024 weitere drei einzuschlagen. testens 2018 oder bei einem Stellenwechsel spart werden müssen. Verstärkte Zusammenarbeit und schmerzliche Einsparungen Mühlacker 1,5 Pfarrstellen eingespart werden, weiter sind die Entwicklungen in den Folge- jahren planerisch zu berücksichtigen. Derzeit und bis 2030 noch einmal 1,5 Stellen einge- auf 50% Stellenumfang reduziert Oberderdingen Als Planungsgrundlage für die nächsten Sternenfels Großvillars Jahre beschloss das Kirchenparlament des Freudenstein Diefenbach Knittlingen Pfarrstellen mit einem Umfang von 50% Hohenklingen ausgewiesen werden sollen. Zaisersweiler Maulbronn Kleinvillars Bezirks, dass 2024 bzw. 2030 maximal drei Schützingen Schmie Ölbronn Lienzingen Schönenberg Corres Gemeinde in Mühlacker gemeinsam mit Weiter legte die Bezirkssynode fest: dem Pfarramt II der Paulusgemeinde ein • gemeinsames Pfarramt bilden. Die Kirchengemeinden Illingen und Illingen Ötisheim Mühlacker Schützingen machen sich auf den Mühlhausen Enzberg Weg zu einer Fusion mit dann 1,5 Pfarrstellen, ebenso die Gemeinden in Dürrmenz Lormersheim Großglattbach Pinache Wiernsheim Neubärental Oberderdingen und Großvillars mit ebenfalls 1,5 Pfarrstellen. Serres Iptingen und das Pfarramt der Paul-Gerhardt- • Wurmberg Die Kirchengemeinden auf der Platte werden mit 300% Pfarrstellenanteilen versehen, die Ausgestaltung wird noch Die der Synode zu Beratung und Beschluss Vorgehensweise bei Erarbeitung des Pfarrplans im Kirchenbezirk erarbeitet. Den Kirchenbezirken wurden durch den vorgelegten Vorschläge wurden im PfarrIm Distrikt Mühlacker (Paulus-, Paul- Evangelischen Oberkirchenrat Vorgaben Gemeinden und Distrikte des Kirchenbe- Gerhardt-, St. Andreasgemeinde), genannt, wie viele Pfarrstellen von jetzt zirks erarbeitet, um die Machbarkeit der Enzberg, Lomersheim und Ötisheim an bis spätestens Ende 2018 eingespart Überlegungen mit allen Gemeinden zu wird die bestehende gute Kooperation werden müssen und sie wurden beauftragt, überdenken in der „Hoffnung, dass wir über der Pfarrämter verstärkt. Diesem Di- die Umsetzung möglichst angemessen und die eigene Gemeinde hinausschauen und strikt werden 450% Pfarrstellenanteil nachvollziehbar in einem bezirklichen Stel- miteinander attraktive Pfarrstellen definie- zugeordnet. lenverteilungskonzept zu erarbeiten. plan-Ausschuss in enger Rückbindung an • ren, auf die sich Pfarrerinnen und Pfarrer Die Pfarrämter Illingen, Schützingen, Dem Pfarrplan-Ausschuß gehörten jeweils Herangehensweise auf der Synode. Mühlhausen und Lienzingen mit im eine Person aus allen Kirchengemeinde- „Durch den Pfarrplanausschuss wurden letzten Kürzungsprozess dann insge- räten, Theologen oder Laien, sowie Dekan, alle mit ins Boot genommen, jede Gemein- samt 250% Stellenanteilen erweitern Schuldekanin und Bezirksrechnerin an. de war vertreten, es war ein guter Prozess“, die Zusammenarbeit. Dieser bestand im Kirchenbezirk Mühla- bewerben“, so Franziska Müller über die • cker aus 31 Mitgliedern: meldete Pfarrer Hans Veit an die Mitglieder Die Kirchengemeinden Ölbronn und Alle 12 gewählten Mitglieder des Kirchen- In einem mehrstufigen Verfahren wurde Kleinvillars verfügen gemeinsam mit bezirksausschusses, ein Mitglied jeden die Zielvorstellung als Planungsgrundlage Knittlingen über zwei Pfarrämter. Die Kirchengemeinderats des Kirchenbezirks durch die Synodalen nach einer vorherigen Kirchengemeinden Maulbronn, Freu- sowie Dekan Ulf van Luijk, Schuldekanin Aussprache abgestimmt. denstein mit Hohenklingen, Zaisers- Gabriele Karle, Bezirksrechnerin Sabine Der vorgelegte Vorschlag wurde enga- weiher und Schmie ebenso. Rettinghaus und Pfarrerin Franziska Mül- des PfarrPlan-Ausschusses zurück. giert und in Respekt vor den Anliegen der • ler als Moderatorin. 3 Doppelausgabe 2/2012 & 1/2013 Diese Zusammensetzung wurde durch Die Landeskirchliche gab als planerische die Bezirkssynode in ihrer Sitzung am 25. Grundsätze auf Grund der Erfahrungen der November 2011 festgelegt. letzten Pfarrpläne an: Als Kriterien, die bei der Umsetzung zu • Blick auf die Schritte bezüglich 2030 • Empfehlung, 100% und 50% Stellen zu • Langfristigen Orientierung an staatli- berücksichtigen sind, erarbeitete der Pfarrplan-Ausschuss • Schaffung attraktiver, voller Pfarrstellen, um Vakaturen zu vermeiden. • • Anzahl der Predigtstellen, um die Got- schaffen chen Pfarrhäusern (staatliche Pfarr- häuser im Kirchenbezirk: Knittlingen, tesdienstversorgung zu gewährleisten Zaisersweiher, Maulbronn, Ölbronn, (diese reichen von einer Predigtstelle Ötisheim, Enzberg, Dürrmenz, Illingen, bis zu drei, z.B. Kirchengemeinde Schützingen, Großglattbach, Wurm- Ötisheim) berg) Sonderaufgaben, die dem Pfarramt zu- Im Blick auf den zu Beratung und Beschluss geordnet sind, u.a. Bezirkspfarramt für stehenden Pfarrplan zeigte van Luijk auf Diakonie oder Krankenhausseelsorge der Synode auf, dass der Pfarrplan 2018 ein Zwischenabschluss ist. Der Pfarrplan bleibe • Zahl der Gemeindeglieder • Nachhaltigkeit im Blick auf 2030 eine Daueraufgabe. Es sei darauf zu achten, wie die Verantwortung der Ausgestaltung der Kirche in der Region wahrgenommen werden kann unter den gegebenen Umstän- • Kommunale Zuordnung • Bezirksaufgaben • Räumliche Nähe den, so der Dekan. Zur Begleitung der Umsetzung im Kirchenbezirk ist vorgesehen, auf Synode im Frühjahr 2013 einen „Pfarrplan-Begleitaus- Neue E-Mail-Adressen für Pfarrinnen und Pfarrer im Kirchenbezirk Unsere Evangelische Landeskirche in Württemberg führt flächendeckend eine einheitliche elektronische Datenverarbeitung in allen Pfarrämtern im Rahmen des Projekts „PC im Pfarramt“ ein. Im Zuge dieses Unterfangens erhält jede Pfarrerin, jeder Pfarrer von der Landeskirche einen persönlichen Dienstlaptop zur Verfügung gestellt. Ziele dieser Maßnahme sind unter anderem die bessere Vernetzung untereinander und die Vereinheitlichung und Professionalisierung von Hard- und Software. Der Kirchenbezirk Mühlacker hat Anfang des Jahres seine Computer für die Pfarrämter und das Dekanatamt bekommen. Seitdem stehen auch einheitliche E-Mail-Adressen zur Verfügung: Alle Geistlichen der Landeskirche haben eine Mailadresse zu ihrem Namen: [email protected]. Die E-Mailadressen für Pfarrämter werden ebenfalls vereinheitlicht, Informationen folgen. 4 schuss“ einzurichten. Stationen im Pfarrerleben Theologie-Studium, Vikariat und Pfarrdienst Als Person und mit ihrer Profession stehen sie alltäglich für die Evangelische Kirche und den christlichen Glauben. Pfarrerinnen und Pfarrer sind alltäglich in vielfältiger Art und Weise mit der Weitergabe des Evangeliums betraut. Sie haben „den Auftrag, das Evangelium von Jesus Christus zu verkündigen, die Sakramente zu verwalten und in [ihrem oder] seinem Teil dafür Sorge zu tragen, dass Gemeinde gebaut und der Dienst der Liebe an jedermann getan wird“ (§ 13 Württembergisches Pfarrergesetz). Auf den folgenden Seiten dieses Journals erzählen und berichten Jonas Frank und Hannes Freitag aus ihrem Theologie-Studium, die beiden Vikare Sabine Schmalzhaf und Simon Rinitz aus dem Vikariat als Weg in das Pfarramt. Einblicke in das Pfarrerleben gibt Hansjörg Lechler, Pfarrer im Ruhestand. Den Reigen eröffnen die Theolgiestudenten: Herr Frank, Herr Freitag, warum studieren Sie Theologie? FRANK Ich studiere Theologie einerseits, weil dieses Studium sehr viele Fragen behandelt, die mich selbst immer wieder bewegen - über Gott, die Welt, das eigene Sein etc. - und auch neben diesen Fragen weitere sehr interessante Themen wie das Bibelverständnis, die Geschichte des Christentums oder die Inhalte anderer Religionen gelehrt werden. Andererseits möchte ich Pfarrer werden, wofür das Studium Voraussetzung ist. FREITAG Ich studiere Theologie zunächst einmal aus dem ganz banalen Grund: weil ich Pfarrer werden will. Das ist ein Beruf, der mehr als nur reiner Broterwerb ist. Ich werde viel mit Menschen aller Altersklassen zu tun haben, kann in meiner Arbeit eigene Schwerpunkte setzen, bin immer aufgehoben in einem Team von Kollegen und in einer Gemeinde. Ich kann das was mir am Herzen liegt weitergeben und Menschen helfen. Außerdem hab ich jeden Sonntag allein das Rederecht und kann Konfirmanden ärgern ;-) Jonas Frank | Lienzingen Studierenden der Theologie gehe es besser als allen anderen Geisteswissenschaftlern: Die Kurse sind klein, die Fakultäten und Professoren zahlreich, die Berufsaussichten gut. FRANK: Ich würde es so ausdrücken: FREITAG: Das ist wohl richtig. Verglichen Vergleich zu anderen Geisteswissen- der Professoren und anderer Dozenten im- Es geht uns nicht schlecht. Den direkten schaften kann ich leider nicht geben, aber ich erlebe dieses Studium durchaus als mindestens zufriedenstellend. Fakultäten sowie Professorinnen und Professoren gibt es viele (insbesondere - und das halte ich für eine wichtige Bereicherung - mit vielen unterschiedlichen Ausrichtungen). Die Kursgrößen hängen natürlich von diesen beiden Fakten ab, sind aber selten überfüllt. Bei den Berufsaussichten sieht es dagegen unterschiedlich aus: Während PfarramtsStudierende derzeit recht gute Aussichten haben, sind Lehramts-Studierende mit diesem Fach nicht unbedingt besser dran als mit anderen Fächern. Im Zuge des Bologna-Prozesses ist auch das Theologie- studium inzwischen teilweise modularisiert worden, was leider die bisherigen Freiheiten des Studiums etwas einschränkt. mit der Zahl der Studierenden, ist die Zahl mer die höchste an den jeweiligen Universitäten. Logischerweise sind deshalb auch Vorlesungen und Kurse nur selten überfüllt. Außerdem gibt es in fast keinem anderen Studiengang so einfach die Chance, von einer Universität zur nächsten zu wechseln. Man exmatrikuliert sich hier und imma- trikuliert sich dort. Fertig. Scheine, Noten, Arbeiten werden innerhalb Deutschlands problemlos anerkannt, sogar die meisten im Ausland erworbenen Scheine können Hannes Freitag | Oberderdingen übernommen werden. Ein weiteres Plus: Wer will nicht gerne mal in Städten wie Tübingen, Berlin, Heidelberg, Hamburg, München, Jerusalem, etc. studieren? Zumeist in den ältesten und schönsten einzelnen Landeskirchen gibt: In Baden, Fak. untergebracht. bei bestandenem Examen eine Pfarrstelle Gebäuden der jeweiligen Uni ist die TheoZu den Berufsaussichten: Ja, die sind relativ gut, wobei es Unterschiede zwischen Bayern und Württemberg sind die Chancen zu bekommen nahezu 100%. In anderen Landeskirchen sieht es weniger gut aus. 5 Die Gesellschaft wird säkularer, der Gottesdienstbesuch könnte besser sein, die Kirchenmitgliederzahlen sind rückläufig. Macht Ihnen das Angst? FRANK Eine säkulare Gesellschaft halte ich nicht FREITAG Nein, macht es nicht. Das ist keine Kata- für schlecht, sofern die einzelnen Mitglieder der strophe, sondern eine Herausforderung. Man muss zu leben und die Kirchen bzw. andere Religionsge- keineswegs, dass die Gesellschaft per se ungläubig Gesellschaft die Möglichkeit haben, ihren Glauben sich fragen, was „säkularer“ heißt. Das bedeutet meinschaften ihre Mitglieder darin unterstützen können. Über mittelmäßigen Gottesdienstbesuch wird schon seit wird, sondern in den meisten Fällen sich nur von der Kirche und dem christlichen Glauben entfernt. Jahrzehnten geklagt, es ist ein durchgängiges Problem, dem man Die Suche nach Sinn bzw. einem Grund, an dem man sein Leben der Kirche nicht perfekt und sorgenfrei, aber mir macht dies nicht aber die Frage, warum die Botschaft des Evangeliums nicht mehr immer wieder begegnen muss. Natürlich ist die heutige Situation Angst, ich sehe es vielmehr als eine Herausforderung, der man sich stellen soll und kann. ausrichten kann, geht für viele trotzdem weiter. Dann stellt sich gefragt ist. Theologie studieren heißt nicht, die Bibel auswendig lernen und tagein, tagaus fromme Gespräche zu führen. Theologie studieren heißt, sich selbst kennen zu lernen, Fächer übergreifend zu arbeiten (Psychologie, Geschichte, Sprachwissenschaften, Philosophie, Rhetorik, Religionswissenschaften, Jura, Politik …), sehr viel eigene Schwerpunkte setzen und vor allem auch Zeit haben. Wir müssen nicht in acht Semestern fertig sein, sondern machen dann unser Examen, wenn wir auch fertig sind - da ist auch genug Zeit für die eine oder andere Feier und das typische, klischeehafte Studentenleben. Hannes Freitag Welche Aufgaben hat die Kirche im Jahr 2033? FRANK Ich hoffe, nach wie vor die Verkündigung FREITAG Ähnliche Aufgaben, wie schon zu allen wird es bei der konkreten Umsetzung dieser Aufgabe solche muss sie auch politisch sein und bleiben. des Evangeliums ;-) Scherz beiseite, in 20 Jahren Zeiten: Fürsprecherin des Menschen sein und als wahrscheinlich viele verschiedene Anforderungen Praktisch wird sie auf die Mobilität der Gesell- geben. Einige davon sind auch heute schon aktuell, werden sich aber vermutlich noch intensivieren. So schaft reagieren und sich vielleicht teilweise von der heutigen Gemeindestruktur verabschieden ist das Verhältnis von Vielfalt und Gemeinsamkeiten im Christen- müssen, um Menschen weiter eine Heimat und festen Grund als auch innerhalb unserer Kirche. Auch der Dialog mit anderen Sie darf sich nicht in die enge Sparte des reinen Sozialdienstleis- tum immer wieder neu zu betrachten, sowohl global (Ökumene), Religionen sollte weiter gefördert werden. Dann sollte man neue, aktuelle Formen finden, um das Evangelium zu verkünden, ohne natürlich die ursprüngliche Botschaft vom Zeitgeist überdecken bieten zu können. ters drängen lassen, in der sie heute schon teilweise gefangen ist. Sie hat mehr als das zu bieten! zu lassen. Zuletzt sollten natürlich auch die neuen Medien wie das Internet weiter eingebunden werden, um mehr Menschen zu erreichen. Welcher Theologe begeistert – inspiriert – fordert Sie heraus? FRANK Nach wie vor begeistert und inspiriert mich FREITAG Das wird jetzt manche unter meinen Martin Luther, dessen Gedanken und Aussagen alten „Mentoren“ freuen: Karl Barth ist seit gerau- darf man viele seiner Aussagen nicht einfach undif- natürlich das bekannteste Zitat: oftmals auch heute noch aktuell sind. Natürlich ferenziert übernehmen, aber gerade mit seinne theologischen Überlegungen kann man sich noch heute gut auseinandersetzen (ohne allem zustimmen zu müssen). Da er sie in vielen seiner Werke bemerkenswert verständlich niederge- schrieben hat, kann man sie auch ohne theologische Vorbildung gut verstehen. Ein Beispiel dafür ist seine Auslegung des ersten Gebots im Großen Katechismus, wo er schreibt „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“, eine Definition des Gottesbegriffs, mit der wir heute - gerade auch in säkularen Kontexten - wieder ins Gespräch kommen können. 6 mer Zeit mein ständiger Begleiter. Und von ihm „Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen Beides, unser Sollen und unser Nicht-können, wissen und eben damit Gott die Ehre geben.“ Darin ist sehr prägnant der Kampf und innere Konflikt zwischen Sollen und Nicht-können ausgedrückt. Er fordert zur Demut auf: Was du redest, ist nur Stammeln. Maße dir nicht an, Gott greifen zu können. Aber er erleichtert mir auch eben dieses Stammeln: Gib dein Bestes, aber wisse immer, dass es letztlich nicht auf dich ankommt. Wie verhält sich die Theologie als Wissenschaft und der persönliche Glaube zueinander? FRANK Diese Frage bekommt man als Theologiestudent häufig zu hören: Da fällt dann auch mal die Behauptung „Das Theolo- giestudium macht den Glauben kaputt!“ (Die interessanterweise FREITAG Das ist eine Frage, die sich nicht pauschal, sondern haben...). Dies habe ich nicht so erfahren. Es ist meiner Meinung Studium und Glaube sehr fruchtbar zueinander. Der Glaube meistens von Menschen kommt, die nicht Theologie studiert nach vielmehr so, dass der persönliche Glaube sich durch die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Theologie verändert: Wer aus dem Studium so rauskommt, wie er oder sie hineingegangen ist, muss sich fragen, was dieses Studium eigentlich gebracht hat. Doch diese Veränderung ist keine negative: Durch das Theologiestudium wächst der Glaube, zumindest meiner Erfahrung nach. Dass man dabei von mancher liebgewonnen Überzeugung Abschied nehmen muss, gehört dazu. Aber mit nur persönlich beantworten lässt. In meinem Fall verhielten sich wurde durch Erkenntnisse und Anfragen des Studiums überdacht und vertieft, das Studium vom Glauben getragen und von eigenen Fragen gelenkt. Allgemein kenne ich nur sehr Wenige, die durch ihr Studium unlösbare Konflikte und Glaubenskrisen erlebten. Aber klar ist: Das Studium fordert heraus, genauso wie auch das Leben selbst. Offenheit und ein bisschen Mut ist dies meiner Meinung nach gut zu schaffen. Jonas Frank liest und schreibt gerne, liebt Musik, singt im Chor, spielt Trompete, besucht gerne Theater, schauspielert selbst, mag Gesellschaftsspiele und vieles mehr ... Jonas studiert in Tübingen und lebt im Evangelischen Stift. Hannes Freiag liebt kicken & Kickern, Volleyball, Stocherkahn fahren, viiiiel Lesen. Hannes studiert in Tübingen und lebt im Evangelischen Stift. www.theologiestudium-wuerttemberg.de ist die offizielle Seite der Evangelischen Landeskirche in Württemberg zum Theologiestudium. Die dort zusammengetellten Informationen gelten teilweise ganz allgemein für das Theologiestudium. Vieles trifft aber nur für diejenigen zu, die aus dem Bereich der württembergischen Landeskirche stammen und hier einmal Pfarrerin oder Pfarrer werden wollen. Diese Internetseiten informerien über das vielfältige, anspruchsvolle, lohnende und interessante Studium der Theolgoie, das den Bogen spannt zwischen Glaube und Wissenschaft, das ermöglicht, den eigenen christlichen Glauben und seine Herkunft besser zu verstehen und ihn in der heutigen Zeit in den Diskurs und das Gespräch zu bringen. Hier wird der Pfarrberuf in seiner Vielfalt und Weite, in seiner Freiheit und Bindung vorgestellt. Tagtäglich zu empfehlen Singen mit Kindern Über das Thema „Singen und Musizie- BW (sie hat ein Handbuch über das Sin- ren mit Kindern“ und deren Bedeutung gen im Kindergarten herausgegeben und Kirchengemeinden als Förderer des Gesangs gefragt für die Entwicklung der Kinder können möchte anhand diesem viele Singepaten Auf Grund dieser Erkenntnisse sollte wir in letzter Zeit verstärkt nicht nur in schulen, die künftig in den Kindergärten auch für die Kirchengemeinden und Kir- Fachzeitschriften lesen, sondern auch bzw. dort wo es nicht mehr geleistet wer- chenleitungen heute eines der wichtigs- immer wieder in unseren Tageszeitungen. den kann mit den Kindern singen) oder in ten Anliegen sein, das Singen und Musi- So fand ich vor einiger Zeit in unserer unserer Region fördert der Verein „Oben zieren mit Kindern aktiv zu fördern und Zeitung einen Artikel eines Kriminologen auf“ das Singen in den Kindergärten und dafür Sorge zu tragen, dass das Singen so mit der Überschrift „Musizieren gegen andere Singprojekte. früh wie möglich den Alltag der Kinder begleitet und gestaltet, denn was wären den sozialen Abstieg, wer Musikschulen schließt gefährdet die innere Sicherheit“ Grundnahrungsmittel Gesang unsere Gottesdienste ohne das aktive (so ein Zitat unseres früheren Bundesmi- Ein wesentlicher Grund für den Verlust Singen der Gemeinde. nisters Otto Schily). der Singfähigkeit ist, dass bei uns in den Familien und auch in den Kinder- Jeder Mensch kann singen gärten und Schulen das gemein- Die Fähigkeit zu singen ist jedem Men- same Singen nicht mehr selbst- schen von Natur aus gegeben. Diese verständlich ist und oft nur noch Anlage verkümmert aber, wenn sie nicht unregelmäßig stattfindet. Dabei geübt wird. So ist erwiesen, dass heute ist wissenschaftlich erwiesen, bereits bei einem großen Teil der Kinder dass aktives Singen wichtig für die die Stimmbänder schon im Kindesalter Gesundheit ist. So schreibt Profes- verkümmert sind. sor Dr. med. Bernhard Richter im Vorwort des Handbuches „Singen Viele Modellversuche haben sich in den im Kindergarten“: ‚Singen fördert letzten Jahren verstärkt diesem Problem die psychosoziale Integration, das angenommen und verschiedene Aktionen Immunsystem wird durch aktives gestartet: so z.B. unsere Kirchenmusi- Singen gestärkt und Singen führt zur Musik und Theologie hat schon immer kerverbände („Zum Singen bringen“, eine vermehrten Ausschüttung von „Glücks- sehr eng zusammen gehört und ergänzt Ideensammlung zu Liedern des EG für hormonen“, den Endorphinen (wie durch sich gegenseitig. Eine altersstrukturierte Kindergarten und Kinderkirche herausge- Speicheltest bei Chorsängern vor und Kinderchorarbeit vom Kindergartenal- geben vom Verband ev. Kirchenmusik in nach dem Singen nachgewiesen wurde). ter an sollte möglichst an vielen Orten angeboten und von den Verantwort- Württemberg, Kernliederliste verschiedener Landeskirchen um ein gemeinsames Singen wirkt sich aber auch positiv auf lichen gefördert und aktiv beworben Liedgut zu fördern, ...). den ungestörten Ablauf und die Regu- werden. Durch regelmäßiges Singen in Il canto del mondo mit verschiedenen lierung wichtiger Körperfunktionen aus, den Gottesdiensten, bei Gemeindever- Modellversuchen in Kindergärten, Verlei- insbesondere sind hier die Atmung, die anstaltungen, bei Altenkreisen, … können hung des Felix-Gütesiegels von VeK und Körperhaltung und die Körperspannung wir die Kinder schon frühzeitig mit dem DCV, die Stiftung „Singen mit Kindern“ in zu nennen. Singen ist ein „Grundnah- gottesdienstlichen und kirchlichen Leben rungsmittel“ für den gesunden Körper, vertraut machen. Singen fördert die Sprachentwicklung (die für den Spracherwerb wichtigen Sie erleben die Gottesdienste durch ihr Elemente wie Rhythmus, Tonhöhenvari- eigenes Mitwirken ganz anders und ation und Lautstärkemodulation werden wachsen ganz selbstverständlich damit im Gesang dem Kind spielerisch präsen- auf. tiert), die Konzentrationsfähigkeit (Singen Es wäre schön, wenn wir durch unser fördert das Hin- und Zuhören) und die positives Wirken mit dem Singen wieder Lebensqualität.’ das Erleben dürften was Abbé Fernand Über Lieder kann sehr viel Wissen ver- Maillet vor fast 100 Jahren schrieb: mittelt werden. Seien es religiöse Inhalte oder auch einfache Dinge des täglichen Lebens die über Lieder spielerisch gelernt Kirchenmusikdirektorin Erika Budday Kloster Maulbronn, Bezirkskantorin 8 werden können und sich dadurch besser einprägen. „Ein Kind, das singt, ist wie das sprudelnde Wasser einer Quelle oder wie eine aufblühende Blume beim Sonnenaufgang eines Frühlingsmorgens. Es singt, weil die Freude in ihm wohnt, eine unaussprechliche Freude voller Lachen und voller Gesang.“ Spiritualität im Alltag Meditation – oder wenn Vorurteile das Wesentliche verstellen „Was machen Sie da eigentlich Bud- praktischer Frömmigkeit schwer. Was im dhistisches?“ fragte mich vor Jahren ein Überschwang ‚evangelischer Freiheit‘ ab- Repetent im Seminar Maulbronn, der uns gelehnt und verworfen wird, bietet eine im Herrenrefektorium meditieren sah. einfache und praktische Form, unseren Still am Boden zu sitzen, gelegentlich die Glauben im Leben und Alltag zu veran- Töne einer Klangschale – das wirkte auf kern. ihn – einen promovierten Theologen – Es ist heilsam, besondere Orte und Zeiten fremd(religiös) und asiatisch. zu suchen und zu gestalten, um das All- Ich glaube, er steht mit seinen (An-) tägliche zu unterbrechen. Die „Übung im Fragen und (Vor-)Urteilen nicht alleine Alltag“ ist so hilfreich wie „ein Alltag als da, tun viele sich doch mit „Meditation“ Übung“. schwer. Nicht nur im Kopf, mit Gedanken oder Ich war ja selbst lange Zeit ahnungslos, Gefühlen, sondern im und mit dem bis sich mir die verloren gegangene, ver- Leib zu beten, ist eine neue Erfahrung. gessene oder auch bewusst unterdrückte Schließlich haben wir keinen Leib, Tradition geistlicher Übung zu erschlie- sondern sind Leib. „Ihm Gutes zu tun, ßen begann, die ich heute nicht mehr verschafft der Seele Freude, darin zu missen möchte. wohnen“ wie schon Theresa von Avila, die Zeitgenossin Luthers und Reformerin des Am Boden zu sitzen, um sich auf Gott hin Karmeliterordens zu sagen pflegte. auszurichten, ist so alt wie das Mönch- Aufmerksamkeit für den Leib und ein tum. Die Wüstenväter- und mütter saßen bewusster Sitz schärfen mein Gespür für auf einfachen Matten, wo wir heute den Atem. Es ist Atemzug für Atemzug ein Meditationsbänkchen oder –kissen ver- Wunder, dass Gott mich unablässig aus wenden. Sie verwendeten eine Glocke. seinem Odem be-atmet. Sich allein darauf Die Klangschale kommt tatsächlich aus einzulassen, vertieft mich, unterbricht Asien, wo christliche Pioniere wie Hugo alle oberflächliche Hetze. E. Lasalle, Graf Dürckheim oder Friso Melzer auf den Weg der stillen Versen- Es gibt eine Viel- kung geführt wurden. Was sie aus Indien zahl von Möglich- oder Japan mitbrachten, war bei uns keiten, der Zeit des im Westen inzwischen unbekannt. Wie inneren Rückzugs groß war und ist das Staunen, wenn wir Inhalt und Ziel zu (wieder) entdecken, wie lebendig Medita- geben: tion einmal in unserer Tradition war. Zu Manche folgen ei- Klöstern gehörte sie immer schon, waren ner Leitformel, z.B. sie doch die Orte, an denen sie gepflegt jenem „Herr Jesus und weiter entwickelt wurde. Luther hat Christus, erbarme sie dort kennen- und lebenslang schätzen dich meiner“ wie in gelernt. Unser evangelischer Mystiker der Tradition des Gerhard Tersteegen hat sie praktiziert. sog. Herzensgebets. Eine Persönlichkeit wie der frühere UN- Andere versenken Generalsekretär Dag Hammarskjöld hätte sich in ein Bibel- ohne Meditation nicht solche Spuren als wort, ein geistli- Politiker hinterlassen können. ches Bild, einen Begriff wie „Du“, Meditation ist eine Form geistlicher „Gott“, „Schalom“ Übungen, nicht mehr, aber auch nicht oder „Liebe“. weniger. Während sich die katholische Andere spricht das Kirche vieles bewahrt hat oder neu belebt reine Sitzen oder (z.B. die sog. „Exerziten im Alltag“), tut Sitzen in der Stille sich der Protestantismus mit Formen an, bei dem alles darauf gerichtet 9 Doppelausgabe 2/2012 & 1/2013 ist, einfach vor Gott da zu sein, sich selbst mehr und mehr loszulassen, damit Gott die Seele berühren und füllen kann. „Halt an, wo läufst du hin?“ ist ein guter Einstiegs-Impuls, mich unterbrechen zu lassen. Für mich bringe ich Meditieren auf die Formel „Sei - einfach - jetzt“: Einfach zu sein, einmal nichts machen (zu müssen), hilft mir, loszulassen und schafft Räume für Gottes Gegenwart. Das Ganze einfach zu tun, entlastet mich von aller eigenen Aktivität. Nicht bedeutend sein, mich nicht bewei- Die Kirchengemeinde Maulbronn und das „Geistliche Leben“ im Kloster (http://www.maulbronn.de/ relaunch/d_800/html/klosterpfarramt. php) bieten Meditationsgruppen, Einführungen und geistliche Wochenenden an, bei denen Erfahrungen mit geistlichen Übungen gemacht werden können. Aus unserer Sicht dürften diese Angebote gerne stärker in Anspruch genommen werden. Fragen Sie uns und machen Sie einmal mit. sen oder inszenieren zu müssen, sondern Gott zu überlassen, ist eine spannende Ernst-Dietrich Egerer, Pfarrer in Maulbronn und Mediationsbegleiter lebenslange Übung. Wer übt, erfährt, dass Mediation entgegen Jeder Atemzug jetzt hilft mir, im Augen- einem verbreiteten Vorurteil mit Selbster- blick anzukommen, aus Verstrickungen lösung nichts zu tun hat. Eine Weisheits- mit der Vergangenheit auszusteigen und geschichte erzählt dazu: mich von Phantasien Richtung Zukunft Ein Schüler fragt den Meister: „Was kann nicht fortreißen zu lassen. ich dazu tun, dass ich erleuchtet werde?“ Wie jede geistliche Übung bedarf auch Antwort des Meisters: „So wenig wie dazu, die Mediation der regelmäßigen Übung. dass die Sonne aufgeht“. Nachfrage des Sich darauf einzulassen, Durststrecken Schülers: „Warum quäle ich mich dann durchzustehen, nie zu wissen, wann was mit all den Übungen?“ „Dass du nicht geschehen kann, macht die Sache zu schläfst, wenn die Sonne aufgeht!“ einem demütigen Tun. Auf ein Wort »Hand darauf« mit Martina Naumann, Freudenstein-Hohenklingen Schon seit ich denken kann faszinieren mich Hände. Bei jedem Menschen sind sie ganz individuell, kleiner oder größer, zierlich oder eher kräftig, mit langen schmalen Fingern oder gedrungen. Auch der Händedruck ist ganz unterschiedlich: manchmal zögerlich, fast schlapp oder aber fest zudrückend, schon fast schmerzhaft. In der Rubrik »Auf ein Wort« zeigen Menschen auf, welchem Wort sie eine besondere Bedeutung beimessen und stellen dieses Wort vor. Worte im Alltag beziehen sich oft auf Hände, wir reichen jemandem die Hand zum Gruß oder zur Versöhnung, wenn etwas offensichtlich ist, liegt es auf der Hand. Wenn wir anderen helfen, geht es oft nach dem Motto: eine Hand wäscht die andere und in der Not freut sich jeder über eine helfende Hand. Wir geben liebgeworde- ne Sachen in gute Hände ab und legen vertrauensvoll eine Hand in eine andere. Wir geben Erfahrung ab, wenn wir den anderen an die Hand nehmen und legen die Hand aufs Herz, wenn es ehrlich gemeint ist. In Liedern werden Hände gerne besungen. Gut in Erinnerung aus meiner Jugend ist mir zum Beispiel Bettina Wegners Lied: „Sind so kleine Hände“. Manchmal legen wir aber auch unser Leben in Gottes Hand oder sind voll im Vertrauen darauf, dass wir nicht tiefer fallen können, als in Gottes Hand. Bei Bestattung singen wir Lieder wie „So nimm denn meine Hände“ und „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Hände können Trost spenden, fühlen, berühren, streicheln und halten. Darauf gebe ich ihnen meine Hand. Jugendgottesdienst mit Strahlkraft für All-Tage Fischfabrik der Jugendgottesdinest auf der Platte Fischfabrik - was ist das eigentlich? Eine des Kirchenbezirks Mühlacker musika- Fabrik voller Fische? Eine Fabrik, in der lisch mitgestaltet. Wir können mit Freude Fische gemacht werden? Ja und nein. behaupten: unsere JuGos rocken! Mit den schwimmenden Tieren haben wir kombination kommt nicht von ungefähr: Zum Glauben einladen, Heimat bieten Zum einen hat der Fisch in christlichen Mit der „FischFabrik“ wollen wir Jugend- Kreisen eine ganz besondere Bedeutung. lichen die Möglichkeit bieten, Kirche auf Das Fisch-Symbol war vor 2000 Jahren ganz andere Art und Weise kennen zu zu Zeiten der Christenverfolgung das Ge- lernen. Wir wollen zum Glauben einladen heimsymbol der ersten Christen in Rom. und wünschen uns, dass Jugendliche auf Das griechische Wort für „Fisch“ heißt der Platte in der „FischFabrik“ eine geist- „Ichthys“ und es enthält ein Glaubens- liche Heimat finden. bekenntnis in Kurzform: die einzelnen Für uns selbst ist die Fischfabrik schon Buchstaben stehen für „Jesus Christus, zu einer kleinen Heimat geworden. Die Sohn Gottes, unser Retter“. So viel zu Vorbereitungstreffen sind weit mehr als unserem christlichen Fisch. reine „Arbeitskreise“, fast schon „kleine“ Zum anderen klingt der Name „Fisch Hauskreise, auf die man sich freut und in Fabrik“, von uns auch liebevoll „Fifa“ denen die Geselligkeit neben der ganzen genannt, einfach ziemlich cool! :-). Vorbereitung und Arbeit nicht zu kurz nicht ganz so viel zu tun. Aber die Wort- kommt. Aktuelle Informationen, Gottesdiensttermine, Viele Freundschaften wurden geknüpft Aktionen bietet jederzeit die Homepage der und aus vielen unterschiedlichen Kir- Fischfabrik unter chengemeinden wurde eine richtige klei- http://fisch-fabrik.jimdo.com/ ne Fischfabrik-Gemeinde. Hier treffen wir Gleichgesinnte, hier ziehen wir am selben Strang und hier blüht unser Glaube auf. Das tut unheimlich gut. Auswirkung in den Alltag Und dieses Gefühl wirkt sich auch auf unseren Alltag – in Beruf, Studium und Schule – aus. Wir wissen um einander, Doch wer sind wir eigentlich und was tun wir so? denken aneinander und beten füreinan- Wir sind ein Team aus inzwischen fast 20 zu wissen, dass man in gewisser Weise Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus „angekommen“ ist, gibt Kraft, Zuversicht dem Kirchendistrikt Platte (Wurmberg, und bringt einfach Freude. Deshalb ist es Wiernsheim, Großglattbach, Iptingen, auch ganz selbstverständlich, dass wir Pinache, Serres), sowie aus dem Kirchen- mit unseren Bekannten, Kollegen und bezirk Mühlacker (Illingen, Lienzingen, Mitschülern über die FischFabrik reden. Mühlacker). Gutes soll man ja nicht für sich behalten, Gemeinsam haben wir uns zur Aufgabe sondern es teilen – und die FischFabrik gemacht, moderne und kreative Jugend- teilen wir gerne mit allen Interessierten. der. Es ist schwer zu beschreiben, aber Impressionen aus Jugendgottesdiensten der Fischfabrik gottesdienste auf der Platte durchzuführen. Davon gibt es vier pro Jahr und Eine besondere Aktion, die wir gemein- auch zwei tolle Konzerte haben wir schon sam mit dem EC Großglattbach in Angriff organisiert. In unseren Jugendgottes- nahmen, fand am 16. März statt. Samuel diensten gibt es viel Musik, Videoclips, Harfst kamm mit seiner Band zu einem Spielaktionen, eine „gute“ Message und Konzertabend nach Wiernsheim. vieles mehr. Außerdem werden die Jugendgottesdienste von der Band „Cross- Alexandra Göring und Anita Malthaner road“ des Evangelischen Jugendwerks 11 Doppelausgabe 2/2012 & 1/2013 Sabine Schmalzhaf und Simon Rinitz absolvieren ihr Vikariat im Kirchenbezirk Junge Theologen bereiten sich auf Pfarrberuf vor Seit dem 1. Oktober absolvieren Sabi- Situationen zu begleiten und das Evan- ne Schmalzhaf und Simon Rienitz ihr gelium zu verkünden“. Dabei sieht sie Ausbildungsvikariat im Kirchenbezirk die Herausforderung darin, „Menschen Mühlacker. In dieser dreißig monatigen zu erreichen, die der Kirche fern stehen. Zeitspanne erleben beide Vikare in ihrer Wie komme ich als Pfarrerin mit ihnen in jeweiligen Ausbildungsgemeinden unter Kontakt? Welche Angebote sind für Zuge- Anleitung des Ortsgeistlichen als Anleiter zogene oder Kirchenferne attraktiv?“ die pfarramtliche Arbeit in ihrer Vielfalt. Sabine Schmalzhaf absolviert ihren Die Begleitung der Vikare kostet beide Vorbereitungsdienst auf das Pfarramt in Ausbildungspfarrer, Martin Merdes und Wiernsheim, Simon Rienitz in der Kir- Matthias Back, Zeit. Beide sehen dem chengemeinde Enzberg. gegenüber einen großen Gewinn in der Chance, durch diese Begleitung Impulse Beide Vikare begleiten zu Anfang ihren für die eigene Arbeit zu bekommen: „Das Ausbildungspfarrer bei seiner Tätigkeit, Erklären der eigenen Arbeit ist zugleich um dann nach und nach eigene Aufgaben auch ein Reflektieren der gewohnten zu übernehmen um dann selbstständig Arbeitsweise und manches kommt somit im eigenen Seelsorgebezirk innerhalb der auch für mich persönlich auf den Prüf- Gemeinde tätig zu sein. So übernimmt stand. Das ist gut - erst recht, wenn man der Vikar zu Beginn die Predigt in einem schon manche Jahre „Routine“ in der Gottesdienst und gestaltet den nächs- Arbeit hat“, so zeigt Martin Merdes die ten Gottesdienst ganz. Ebenso in der Potentiale auf. Für Matthias Back ist das Konfirmandenarbeit oder bei Besuchen Zusammenwirken von Vikarin, Pfarrer und Seelsorge: Zuerst dabei sein und und Gemeinde eine „gegenseitige Berei- hospitieren, dann werden Teilaufgaben cherung“. übernommen um dann eigenverantwort- Dekan van Luijk, Pfarrer Martin Merdes (Enzberg), Vikar Simon Rinitz, Vikarin Sabine Schmalzhaf und Pfarrer Matthias Back (Wiernsheim) lich zu arbeiten und eine qualifizierte Auf die Frage, warum sie ein Theolo- Rückmeldung des Ausbilders zu erhalten. giestudium und den Weg ins Pfarramt Das Vikariat umfasst alle Arbeitsberei- eingeschlagen haben, geben die ange- che wie Predigt, Taufen, Hochzeiten, henden Pfarrer unterschiedlich Aus- Bestattungen, Be- kunft. Die Entscheidung war für Sabine suche, Seelsorge, Schmalzhaf „ganz klar vom Berufsziel“ Religionsunterricht, her geprägt. Für sie ist dies der Weg zum Konfirmandenarbeit, Wunschberuf. „Nach einem Praktikum in Erwachsenenar- der 11. Klasse bei einer Pfarrerin war mir beit, Gremienarbeit, klar, dass der Beruf etwas für mich ist. Gemeindeleitung, Unterschiedlichen Menschen zu dienen, Büroorganisation, Be- im Glauben zu stärken und zu begleiten gleitung und Schulung ist zum einen Herausforderung und zum von Mitarbeitenden. anderen Geschenk.“ Für Rienitz war es Vikar Rienitz freut sich das Interesse an religiösen und spiritu- auf die „Begegnungen ellen Fragen, die ihn seit seiner Kindheit mit Menschen unter- interessieren. „Das Theologiestudium hat schiedlicher Alters- mir theoretische Grundlagen vermittelt. gruppen, Schichten Im Pfarramt möchte ich nun die Praxis und Prägungen und erleben, im Umgang mit Menschen und auf das Predigen und die Kasualien.“ ihren Anliegen. Und mich interessiert es, Seine Vikariatskollegin Schmalzhaf sieht wie wir Gott im Alltag erleben.“ fasst der dies für sich ähnlich: Sie freut sich darauf, junge Theologe seine Motivation zusam- „in der Gemeinde zu sein. Menschen, egal men. ob alt oder jung, in unterschiedlichen 12 wortlich. Die Regelausbildung für den Beide Theologen haben ihr Studium der Pfarrberuf besteht aus Theologiestudium evangelischen Theologie in Tübingen mit und Vorbereitungsdienst, auch Vikariat dem Examen abgeschlossen. Neben der genannt. An seinem Ende steht die Zweite praktischen Ausbildung in der Gemein- Evangelisch-theologische Dienstprüfung. de nehmen beide Vikare an Kursen der Landeskirche teil. Sie tun ihren Dienst Zum 1. März wird Vikar Lukas Lorbeer im Auftrag der Evangelischen Landes- die Kirchengemeinden Zaisersweiher und kirche und sind an das Beichtgeheimnis Schmie geistlich betreuen. Gut ein Jahr gebunden. Beide Vikare übernehmen im lang wird er vom Maulbronner Pfarrer Rahmen ihrer Ausbildung einen Teil der Ernst-Dietrich Egerer betreut, der ihm Gemeinde als Seelsorgebezirk, in der sie als Ausbildungspfarrer mit Rat und Tat Dienst tun. zur Seite stehen wird bis zum Ende der Hier sind beide Vikare für Geburtstagsbe- Vikariatszeit. suche, Seelsorge und Kasualien verant- Von Personen Nicht mehr im Kirchenbezirk Mühlacker tätig Pfarrer Hansjörg Lechler Pfarramt Schmie-Zaiserweiher seit 01.07.2012 im Ruhestand Pfarrer Theodor Tröndle Paulus-Pfarramt Mühlacker zum 01.08.2012 Wechsel nach Börtlingen-Birenbach Pfarrerin Katrin Schipprack-Tröndle Paulus-Pfarramt Mühlacker zum 01.08.2012 Wechsel nach Börtlingen-Birenbach Pfarrer Roland Kammerlohr Schützingen zum 01.11.2012 Wechsel nach Birkenfeld Diakon Oliver Würslin Bezirksjugendwerk zum 01.10.2012 Wechsel in die Badische Landeskirche Neu im Kirchenbezirk Mühlacker tätig Ausbildungsvikarin Sabine Schmalzhaf ab 01.09.12 Vikariat in Wiernsheim Anleitung: Pfarrerehepaar Claudia und Matthias Back Ausbildungsvikar Simon Rienitz ab 01.09.12 Vikariat in Enzberg Anleitung: Pfarrer Martin Merdes Vikar Dr. Lukas Lorbeer ab 01.03.2013 in Zaisersweiher und Schmie Anleitung: Pfarrer Ernst-Dietriche Egerer, Maulbronn 7 Fragen beantwortet von Eberhard Reschke | Schützingen GUTEKUNST Herr Reschke, was heißt es für Sie, Glaube im Alltag zu Leben? RESCHKE Mit „Alltag“ ist sicherlich an „allen Tagen“ gemeint. Die Differenzierung der Summe heißt das für mich: Ich bin bemüht, meine Vorstellung eines christlichen Menschenbildes zu leben. Jeder Mensch ist ein einmaliges Geschöpf GUTEKUNST Was motiviert Sie, sich ehren- amtlich in der Kirchengemeinde einzu- bringen - und warum im Bereich Gemein- debrief? Alltag versus Sonn- bzw. Feiertage hat Gottes mit seinen individuellen Stärken RESCHKE Unsere Gesellschaft ist ohne Eh- sich ja mittlerweile nahezu relativiert. und Schwächen. So möchte ich meine renamt nicht denkbar. Der demografische Was also bedeutet für mich Glaube an Mitmenschen sehen und mich bemühen, Wandel und die gesteigerte Lebenser- allen Tagen? ihnen entsprechend zu begegnen. Zu wartung stellen uns vor Aufgaben, die im weitesten Sinne nur subsidiär bewältigt Mein Glaube ist geprägt durch unsere meinem Glauben gehört auch der Zweifel Verwurzelung im christlich-abendländi- und die kognitive und emotionale Ausei- werden können. Die Kirche als Teil der schen Denken, durch meine Sozialisation nanderstzung mit ihm: Ich bin nicht über Gesellschaft ist, auch auf Grund ihrer fi- und meinen bisherigen Lebensweg. In jeden Zweifel erhaben. nanziellen und personellen Situation, auf 13 Doppelausgabe 2/2012 & 1/2013 ehrenamtliches Engagement angewiesen. Unternehmen und Organisationen flache Grund hierfür ist u.a., dass die oder der Meine Motivation hat also zunächst einen Hierarchien. In dieser Beziehung wirkt Ehrenamtliche häufig als Regelmitarbei- gesamtgesellschaftlichen Hintergrund. auch meine Landeskirche auf mich relativ ter betrachtet wird und ihm auch zuneh- Also warum nicht auch in der Kirchenge- antiquiert. Es gibt jede Menge Hierar- mend Regelaufgaben übertragen werden. Von Dank oder Lob ist dann nur noch meinde. chieebenen mit zum Teil aufgeblähten Auch hier kann ich dafür etwas zurück- Apparaten, die nicht mehr zeitgemäß sind. selten die Rede. Das habe ich in meiner geben, dass ich im Gegensatz zu den Kirchliches Beamtentum wabert durch Kirchengemeinde in den letzten Jahren Menschen in den meisten Generationen ihre Flure. Kosten aus Kirchensteuerein- beängstigend erleben müssen. vor mir mein Leben bisher in Frieden und nahmen werden im Wesentlichen an der In der Pflege ehrenamtlicher Arbeit kann Freiheit verbringen konnte. Basis, in den Kirchengemeinden, gespart. unsere Kirche durchaus noch zulegen. Hier gilt es, den „Wasserköpfen“ zu Auf allen Ebenen. Dass es nun gerade der Gemeindebrief „Gockel“ ist, hängt letztendlich von Fähig- wehren und für zeitgemäße betriebliche Strukturen zu sorgen. GUTEKUNST Die Menschen um Sie her sagen, sie seien ... keiten und Neigungen ab, die ich mir im Im letzten Jahr konnte ich die „Evange- Verlauf meines Lebens erworben habe. lische Gemeinde deutscher Sprache“ in RESCHKE Die Einen sagen dies, die Ande- GUTEKUNST Was begeistert Sie in unserem Hongkong besuchen. ren sagen jenes ...... Ostersonntag. Nach dem Gottesdienst in RESCHKE Ich bin eigentlich nicht so leicht chen Verkehrsmitteln, Taxen und privaten zu begeistern. „Begeisterung“ kann ich in Fahrzeugen in die Wohnung des Pfar- RESCHKE Ich bin nicht derjenige, der jemandem etwas ins Stammbuch schrei- Kirchenbezirk / in unserer Kirche? einer Turnhalle fahren wir mit öffentli- GUTEKUNST Was würden Sie jedem evange- lischen Christen ins Stammbuch schreiben? der Regel empfinden für Menschen, die rers. Jedes Gemiendemitglied hat etwas authentisch sind. Die gibt es nicht nur, zu Essen oder zu Trinken mitgebracht. ben will oder kann. Das wäre anmaßend. aber zum Glück auch ( noch ? ) in unsrer Der deutsche Generalkonsul kommt Evangelischer Christ zu sein hat viele Kirche. Ich nenne ein Beispiel. mit einem Schinken in Brotteig und Facetten und Nuancen. Auch mit oder Bei meinen häufigen Besuchen in der schwäbischem Kartoffelsalat. Ein wahres ohne verfasste Kirche. Jeder Christ und besonders der evangeli- Russischen Föderation habe ich Anfang Auferstehungsfest: Spontaneität statt der 90er Jahre den Bischof der ELKRAS, Kundenmentalität, das täte in unseren sche, der Protestant, muss seinen eigenen der „ Evangelisch lutherischen Kirche Kirchengemeinden auch immer öfter gut. Lebensweg finden und gehen, in Verant- in Russland und den anderen Staaten“ kennen und schätzen gelernt. Ein betagter, eremitierter Theologieprofessor aus München, der in St. Petersburg residierte. Seine „Residenz“, die Petri Kirche am GUTEKUNST Wer wird Ihrer Meinung nach zu wenig gelobt und bedankt für sein kirchliches Engagement? RESCHKE Lob und Dank haben einen ho- Newski Prospect, ein in der Sowjetzeit hen Stellenwert bei der Personalentwick- entkerntes Kirchenschiff, in dem sich lung. Das human capital als der wesentli- ein 50- Meter Schwimmbecken und ein che Produktionsfaktor will gepflegt sein. 10-Meter Sprungturm befand. In den Dies gilt auch für die Mitarbeitenden der Umkleidräumen unter dem Kirchenschiff Kirche im weitesten Sinn. ging der Bischof unter widrigsten Bedin- Wenn ich beobachte, wie motiviert und gungen seinen Amtsgeschäften nach, um engagiert sich gewählte Kirchengemein- die evangelisch-lutherischen Gemeinden deräte für ihre Kirchengemeinde ehren- in den Staaten der ehemaligen Sowjet- amtlich einsetzen, nötigt mir das Respekt union zusammenzuführen und zu -halten. ab und das sollte nicht nur mir so gehen. Dieser bescheiden auftretende „alte Herr“ Ich habe mich schon grundsätzlich leistete aus seiner Überzeugeung und sei- positiv zum Ehrenamt bekannt. Aber es nem Glauben heraus eine phantastische ist nicht nur ein Geben, sondern wie so Arbeit in einem widrigen Umfeld. Er hat ziemlich alles im zwischenmenschlichen mich begeistert und ich werde ihn nicht Mteinander ein Geben und Nehmen. vergessen. Am letzten Wochenende hatte ich ein Auch in unserem Kirchenbezirk begeis- Gespräch mit dem Geschäftsführer einer tern mich Menschen, die authentisch sind sozial-karitativen Organisation, die in und überzeugen, ohne sich zu verstellen. diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum GUTEKUNST Was sollte Ihrer Meinung nach len Umfragen, die Affinität zum Ehrenamt angegangen werden? positiv ist. Trotzdem ist praktiziertes Eh- schneller oder anders in unserer Kirche RESCHKE Heute haben gut aufgestellte 14 feiert. Uns war beiden klar, dass nach alin unserer Gesellschaft ausgesprochen renamt in vielen Bereichen rückläufig. wortung vor Gott und den Menschen. GUTEKUNST Herr Reschke, vielen Dank für Ihre Auskünfte. Miteinander im Gespräch: Eberhard Reschke Schützingen Michael Gutekunst, Kirchenbezirk Mühlacker Hansjörg Lechler schaut auf 35 Jahre Pfarrdienst zurück Rückblick auf ein Pfarrerleben „Ich habe ein deuttliches Wort von dir im das Sterben eines Menschen als nicht mehr Pfarrer/in, Dekan/in, Ober- Ohr, dass die Gemeindearbeit abnimmt Erlösung – das schreiende „War- kirchenrat einfach bestimmen, sondern und immer mehr Verwaltung und Admi- um?!!“, das ehrlicherweise ohne in der gemeinschaftlich beraten und nistration zu machen ist.“ einfache Antwort bleiben muss, wo beschlossen wird. Mit diesen Worten bat mich Michael Gu- ein Mensch mitten aus dem Leben Und wenn in Zukunft die übergemeindli- tekunst um einen persönlichen Rückblick gerissen wird. che Zusammenarbeit verstärkt gefordert • auf 35 Jahre Pfarrerleben, von denen ich sein wird, dann braucht es auch dafür, 23 Jahre im Kirchenbezirk Mühlacker Zu den beglückenden Erfahrungen wenn es gelingen soll, gemeinsame verbrachte. meines Pfarrerlebens gehört das große Absprachen und Planung, also Sitzung, Vertrauen, das Menschen mir entgegen- von der ich allen Beteiligten wünschen Menschen in der Vielfalt des Lebens begleiten als Privileg gebracht haben, schon bevor ich es mir möchte, dass sie nicht nur als notwendi- hätte erarbeiten und verdienen können, ges Übel erlebt wird. Häufig habe ich in den letzten Jahren auf indem sie oft nicht nur die Tür ihrer Woh- entsprechende Fragen gesagt: „Ich kann nung für mich geöffnet haben, sondern „Ich kann mir für mich keinen passende- mir für mich keinen passenderen Beruf sich selbst geöffnet haben mit ihrem ren Beruf vorstellen als den des Gemein- vorstellen als den des Gemeindepfar- Innersten. depfarrers“. Das sage ich jetzt immer rers“. Das hängt mit der Vielfalt dieses noch. Berufes zusammen, die mir entspricht, Ermuntern, erlauben, ermöglichen Aber ich bin auch müde geworden in der ich mich nie als Spezialisten, sondern Das große Engagement einzelner Kir- der Spannung zwischen den vielfältigen eher als Generalisten verstanden habe. chengemeinderätInnen und anderer Erwartungen, die von anderen und von Gottesdienst, Unterricht, Seelsorge, Ge- ehrenamtlicher MitarbeiterInnen gehört mir selbst mit diesem Beruf des Pfarrers meindeleitung mit dem KGR zusammen, zu meinen bleibenden und prägenden Er- verbunden sind, dass ich nun dankbar Begleitung von MitarbeiterInnen, Feste, innerungen. Ohne sie hätte ich so gut wie bin für die Möglichkeit, das Geschenk des kollegialer Austausch in Distrikt und keine Jugendarbeit erlebt und keinen Ruhestands, in dem ich nun die Freiheit Bezirk, übergemeindliche Aufgaben wie Konfirmandenunterricht in der Klasse 3, genieße zu entscheiden, wo ich mich die Begleitung der Bezirkspartnerschaft keinen Besuchsdienst…. ehrenamtlich engagieren möchte und wo mit der Moravian Church in Tanzania, Unsere Gemeinden werden – menschlich ich Nein sagen kann. Fortbildungsveranstaltungen… gesprochen – erst dadurch zu Gemein- Bis zuletzt habe ich es, bei aller auch den. Manchmal habe ich bei mir gedacht: seelischen Belastung, als ein großes „Das Wichtigste, was Gemeindeleitung Privileg eines Gemeindepfarrers empfun- tun kann, ist, zu ermuntern, zu erlauben, den, Menschen begleiten zu dürfen in der zu ermöglichen - und das zu unterstüt- ganzen Vielfalt des Lebens: zen“. • die große Freude über die Geburt Sitzungen müssen sein eines Kindes - die Fassungslosigkeit, Und wie ist das nun mit den anfangs an- wenn ein Kind nicht zur Welt kommt gesprochenen zunehmenden Sitzungen? oder bald nach der Geburt stirbt; Sie sind in aller Regel nicht vergnügungs- Pfarrer i.R. Hansjörg Lechler steuerpflichtig; aber solange sich das • die begrenzte Weggemeinschaft mit Reich Gottes nicht als Spaßgesellschaft jungen Menschen im Konfirmanden- offenbart, sollte man das ja auch nicht und Religionsunterricht; erwarten. Dennoch möchte ich nicht verschweigen, • die Liebe, die sich in einem Ja zum dass es Abende gab, an denen ich auf den gemeinsamen Weg in der Ehe aus- Tag zurückblickend dachte: Ein Besuch drückt - Trauer, Wut, Enttäuschung, heute bei Herrn X oder Frau Y statt der wo das gemeinsame Leben nicht auf Vorstandssitzung heute früh, der Dienst- Dauer gelingt; besprechung heute Nachmittag und dem Kirchengemeinderat heute Abend würde • Freude über berufliche Erfolge – mich zufriedener einschlafen lassen. drängende Fragen bei Abbrüchen; Aber das gehört zu einer Kirche, in der 15 Dein Wort ist meines Fußes Leuchte Von Losungen und Sprüchen Dein Wort ist meines Fußes Leuchte – Die Monatssprüche erschienen eben- von Losungen und Sprüchen falls zum ersten Mal 1934. Sie gehen In vielen Haushalten liegen sie, die auf eine Idee Oskar Schnetters zurück, Losungen. In unseren Kirchen hängt die der zu dieser Zeit Jugendwart in Kassel Jahreslosung, im Gottesdienst wird der war. Jeden Monat sollte ein Bibelwort Wochenspruch verlesen, in manchen Sit- auf Plakaten verbreitet werden. Weil die zungen dient der Monatsspruch als bib- Monatssprüche auf gelbes Papier ge- lische Grundlage, viele Menschen nutzen druckt wurden, nannte man sie damals eine Bibellese für ihre Bibellektüre. Doch die „gelben Monatssprüche“. Innerhalb woher kommen diese treuen und für viele kürzester Zeit erreichten diese in der Zeit selbstverständlichen Alltagsbegleiter? des Kirchenkampfes des Dritten Reiches eine Auflage von sage und schreibe 500.000 Exemplaren. Dies stieß auf deutliches Missfallen der NSDAP, die daraufhin den „Braunen Spruch“ herausgab. Mit dem „Gesetz zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen Partei und Staat“ wurden die Plakate mit dem Monatsspruch schließlich verboten. Entstehung und Geschichte der Jahreslosung Nach Ende des zweiten Weltkrieges Am Anfang war... ein Landpfarrer aus formierenden Texplanausschuss dazu. Kurhessen. Dieser wollte Mitte des 19. Seither sind dort auch Beauftragte der Jahrhunderts seine Konfirmanden zur Vereinigung Evangelischer Freikirchen, täglichen Bibellese motivieren. Dazu der Volksmissionarischen Ämter, des teilte er die Bibel in kurze Abschnitte ein Verbands Evangelischer Bibelgesellschaf- und ordnete jedem Tag des Kalenders ten und des Deutschen EC-Verbands einen Abschnitt zu. Als der erste Kalen- vertreten. kamen neue Träger zu dem sich neu der bereits voll war, hatte er allerdings noch Bibelstellen übrig. So füllte er gleich Im Jahre 1969 traten dem Textplanaus- mehrere Kalender – bis er alle Bibelab- schuss auch das Katholische Bibelwerk schnitte einem Tag zugeordnet hatte. Im Stuttgart und die Bibelpastorale Arbeits- Jahr 1852 war der erste Bibelleseplan für stelle der Berliner Ordinarienkonferenz die tägliche Bibellese fertig. der damaligen DDR bei. Ein Jahr später Im Jahre 1898 gab der damalige Reichs- wurde der Texplanausschuss in „Ökume- verband Evangelischer Jungmänner- nische Arbeitsgemeinschaft für Bibelle- bünde den Plan das erste Mal heraus. sen“, kurz ÖAB, umbenannt. 1929 schlossen sich evangelische Jugendverbände, die Frauenhilfe und Bis zur Deutschen Wiedervereinigung Ausbildungsstätten der Diakonen- und arbeitete die ÖAB in Ost und West unter Diakonissenhäuser zu dem sogenannten getrennter Leitung. Bibellesepläne, Jah- Textplanausschuss zusammen. reslosung und Monatssprüche wurden 1934 schlug dann die Geburtsstunde aber bei der alljährlichen Mitglieder- der Jahreslosung. Sie wurde von den versammlung in Ostberlin gemeinsam Mitgliedern des Textplanausschusses in beschlossen. Ein Jahr nach der Wieder- allen ihren Zeitschriften veröffentlicht vereinigung stand die ÖAB wieder unter und entstammte dem ersten Kapitel des gemeinsamer Leitung. Petrusbriefs. Dort steht in Vers 25: „Des Herrn Wort aber bleibet in Ewigkeit.“ 16 Jahreslosung und Monatssprüche Der Spruch, der mit absoluter Mehrheit Sowohl die Jahreslosung als auch die gewählt wird, wird drei Jahre später die Monatssprüche müssen im Bibelleseplan Jahreslosung. des Jahres bzw. Monats vorkommen, in Bei den Monatssprüchen verläuft die dem sie gelten sollen. Jedes Mitglied der Auswahl etwas anders. Hier kommen ÖAB reicht für die Jahreslosung und die diejenigen Vorschläge zur Abstimmung, Monatssprüche je zwei Vorschläge ein. die von zwei Gruppen für denselben Diese dürfen mindestens 10 Jahre lang Monat eingebracht wurden. Auch hier weder als Monatsspruch oder als Jahres- entscheidet die absolute Mehrheit über losung verwendet worden sein und nicht die Monatssprüche, die drei Jahre später den Wochensprüchen entstammen. gelten werden. Die Bibellesepläne sind so aufgebaut, Bei der Mitgliederversammlung der ÖAB dass sie die Leser in jeweils vier Jahren werden diese Vorschläge in vier Gruppen durch das Neue und in acht Jahren durch diskutiert. Jede Gruppe bringt am Ende je das Alte Testament führen. zwei Vorschläge für die Jahreslosung und die Monatssprüche ins Plenum ein. nach: Micheel, Rosemarie, Jahreslosung, Monatssprüche, Nach gründlicher Diskussion der Vor- Bibellesepläne, in: Heft 31/98, Hrsg. Gemeinsame Arbeits- schläge für die Jahreslosung werden zwei stelle für Gottesdienstliche Fragen, 1998. Quelle: http:// davon zur Wahl gestellt. jahreslosung.info/geschichtliches.htm Anteil am Alltag unserer Partnerkirche in Tansania 22 Tage Partnerschaft in Tansania erlebt Es ist eine Menge an Eindrücken, die sich bensstandards zu werten, sondern diese in mehr als drei Wochen in Tansania ge- zu nutzen, um das tansanische Gegenüber sammelt haben – und sicherlich würde je- besser zu verstehen und zu sehen, vor der von uns acht Delegationsteilnehmern welchen Herausforderungen ein Mensch Unterschiedliches berichte. Wir waren als in Tansania tagtäglich steht. Vieles war Delegation des Jugendwerks für 22 Tage geplant für diese Tage, manches wurde in unserer Partnerkirche, der Moravian vor Ort weiterentwickelt oder verändert Church of South-West-Tansania, zu Gast. auf Grund von Umständen oder Notwendigkeiten. Es waren wertvolle Tage hier Was summarisch bleibt, sind die vielen – für jeden von uns persönlich und – so Begegnungen offizieller und informelle- unser Wunsch – für die Partnerschaft rer Art, Eindrücke, Gespräche, das Singen zwischen dem Evangelischen Kirchenbe- und Lachen, der Sport, das gemeinsamen zirk Mühlacker und der Moravian Church Essen, die vielen freundlichen und lieben in South-West Tansania. Gesten … aber auch das Ringen um ein Verstehen des anderen – sei es auf Grund Wir hoffen, dass wir einen Stein in die von sprachlichen Barrieren oder kulturel- Brücke, die sich zwischen Mbeya und len Unterschieden – und das Gefühl, dass Mühlacker spannt, einbringen und so ihr Verständigung bei gutem Willen gelingen Fundament verbreitern konnten. kann. Von Stuttgart ging es mit dem Flieger Es bleibt auch das Wissen um die Ver- nach Dar Es Saalam/Tansania. Dort bundenheit im gemeinsamen christlichen wurden wir von Nadine Läderach abge- Glauben, der sich auf Grund unter- holt, die durch Mission 21 in Mbozi an der Das digitale Tagebuch, einen sogenanten Blog, schiedlicher Kulturen und Lebensweisen weiterführenden Schule unserer Partner- der Delegation findet sich unter verschieden ausprägt. Hier bekamen wir kirche unterrichtet. www.ejwmuehlacker.wordpress.com. gen sammeln. Station 1: Iringa Informationen und ein Kurzfilm zur Partnerschaft Auch was das alltägliche Leben in Tan- Gemeinsam mit Nadine ging es mit dem mit der Moravian Church finden sich unter sania angeht, haben wir ein paar Schlag- Überlandbus nach Iringa, wo Julius www.kirchenbezirk-muehlacker.de/tansania lichter erhalten – hier gilt es, nicht auf Ngoje (Bild, mit Hut) uns erwartete. Er dem Hintergrund unseres deutschen Le- war Mitglied der Delegation, die 2010 im Einblicke und konnten einige Erfahrun- 17 Kirchenbezirk war und lud uns ein, ihn zu genug: ein Kind setzte diese auf und freu- Ausnahme; gereist wird aus beruflichen besuchen. Neben einem Besuch bei seiner te sich an der Fröhlichkeit seiner Freun- oder familiären Gründen, aber nicht zum Familie und in seiner Gemeinde, wo wir de. Wir gestalteten Gruppenspiele für Vergnügen. Am Ende standen im Compu- eine große Herzlichkeit und großes Inter- kleinere Gruppen und die Gesamtgruppe. terraum 20 Laptops mit zwei Internetzu- esse erfuhren, organisierte Julius für uns gängen – die Schule kann jetzt Computer- den Besuch einer afrikanischen Behin- Inzwischen ist dertenwerkstatt. Textilien, Papeterie und Nsalaga durch Schmuck sowie eine Schreinerei sowie eine Mauer Zugesetzt hat uns zum einen der Zustand ein Restaurant mit Laden werden hier umgrenzt, die im Waisenhaus – Luisa und Ismene waren von Behinderten betrieben. Küche in einem hier im Einsatz. Nackter Boden, ein Raum Das handwerkliche Können, die Fröh- festen Gebäude für Kinder unterschiedlichsten Alters, lichkeit und der Erfindungsreichtum untergebracht körperlicher und geistiger Entwicklung … haben uns begeistert. Aus Altpapier wird und eine wich- Die Schwestern tun das ihnen mögliche, Papier gewonnen und mittels Mais und tige Anlaufstelle aber es fehlt an Personal, um den Kindern Elefantendung eingefärbt. Bedruckt für die Kinder. die Zuwendung und Förderung zu geben, mittels Siebdruck entstehen Bücher und Weiter besuch- die sie brauchen. Zum anderen der Zu- Alben. Aus Papier werden Perlen für ten wir mit No- stand der Schlafräume für Mädchen und unterricht als Fach anbieten. Ketten gemacht, aus Altglas Glasperlen, sigwe Buya einen Gottesdienst (vierstün- Jungen. Letztere waren ein Kontrast zu Stoffe werden am Webstuhl gewebt, Garn dig) und trafen unverhofft aber schöner denen, die wir in der kirchlichen Berufs- gesponnen – um dann in Schals und Weise die Delegationsmitglieder, die in Tüchern, Kissenbezügen oder Taschen der Region von Mbeya leben, wieder. Verwendung zu finden. Mbozi HIghschool Nur einen Gottesdienst am Sontntag? Von Mbeya ging es nach Mbozi an die Erstaunen war spürbar, als auf die Frage, dortige Highschool. Geplant war, dort wie oft wir Gottesdienst an einem Sonn- einen Computerraum (die von einer IT- tag feiern, wir erzählten, dass dies einmal Firma zur Verfügung gestellten Laptops der Fall sei; in der Gemeinde von Juli- dazu waren per Container bereits vor us geschieht dies viermal, da sonst der Ort) und die Mitwirkung im Untericht. Raum nicht genügt für die 100 bis 120 Letzeres stellte sich als schwierig heraus, Personen, die zusammen kommen. da auf Grund der Volkszählung die Ferien verlegt wurden und wir deshalb die Aidswaisenprojekt, Kirchenleitung und ein Wiedersehen Schüler aus der Umgebung vor Ort hat- Von Iringa aus ging es – wieder mit Volleyball und Fußball, Indiaca führten dem Bus – nach Mbeya zur Kirchenlei- wir ein – und Gespräche. Berufsschule Mbozi plant KFZ-Werkstattt, Schreiner gesucht tung. Dort hatten wir Begegnungen mit Unsere Gastgeber zeigten uns Land und Dort stehen im neu gebauten Mädchen- Kirchenpräsident Nosigwe Buya, den Leute: Ausflüge zur Gods Bridge (einer schlafgebäude Betten, die durch Spenden Mitgliedern des Boards der Kirche und Brücke, entstanden aus Lava über einen aus Mühlacker finanziert wurden. Fluß), dem Kaparogwe Wasserfall und Die Handwerkerschule läuft gut, wobei schule in Mbozi antrafen. ten. Statt Unterricht gab es Lieder, Sport, die Handwerksberufe weniger Zulauf erleben als die Bereiche Computer und Sekretariat. Die Schreinerei sichert noch die Existenz durch den Verkauf von Möbeln und Särgen. Hier ist laut Gerhard Haag, der sich als Freiwilliger in der Schule einbringt, eine Innovation nötig in Form eines Schreiners, der für ein halbes Jahr hier sich einbringt und neue Impulse für den Bischof Cheyo. dem Mbozi Meteor und in die Umgebung Möbelbau gibt. Um die Berufsschule standen auf dem Programm. Wir muss- auszubauen, ist als nächstes eine KFZ- Von Mbeya aus ging es mehrmals zum ten schmunzeln, als Pfarrer Philemon Werkstatt mit angegliederter Fahrschule Aidswaisen-Projekt Nsalaga, wo wir mit meinte, die Schüler hätten gesagt, dass geplant; das Gelände ist vorhanden, die den Kindern spielten, Zeit verbrachten wir sie eingeladen hätten mitzukom- Finanzierung wird derzeit erarbeitet. und mit ihnen Gemeinschaft hatten. Es men zu Brücke und Wasserfall … hatten war spürbar, wie begeistert diese Kinder wir zwar nicht, aber die Chance, diese Begegnungen bleiben in Erinnerung nach Zuwendung sind – viel brauchte es Naturdenkmäler zu sehen, wollten wir Es sind vor allem die Begegnungen, die in nicht, um für Freude und Gemeinschaft ihnen nicht nehmen. Ausflüge, um Land der Erinnerung haften geblieben sind. Die zu sorgen. Unsere Brillen waren oft schon und Leute kennen zu lernen, sind eher die großen und kleinen Gesten, das gemein- 18 same Lachen und singen – und wie wir hoffen und glauben, dass deutlich wurde manches Mal mit den ganz unterschied- in den Begegnungen in Tansania, was lichen Kulturen gerungen haben; keiner Anliegen der Partnerschaftsarbeit unse- kann aus seiner Haut. Dank Facebook res Kirchenbezirks ist: In der weltweiten und E-Mail lebt der Kontakt zu manchen Kirche gehören wir zusammen. In dem Geschwistern dort weiter, es gehen Briefe Einen Leib Christi glauben und hoffen und Mails hin und her. wir gemeinsam. Über Grenzen der Völker, Ganz deutlich war die Verbundenheit zu Rassen und Länder hinweg bekennen wir spüren. Unsere Spenden helfen und sind den dreieinigen Gott und gehen den Weg gut angelegt. Noch wertvoller ist den zur Einigkeit im Gottesvolk. Menschen das Wissen um den gemeinsa- Oder anders ausgedrückt mit dem Bibel- men Glauben, der uns wie ihnen im Alltag vers, den wir uns als Delegationsmotto hilft und der trägt – über hunderte von gaben und der auch als Hintergrundmo- Kilometern hinweg. tiv auf den Bildschirmen in der Schule zu Die Erlebnisse der letzten drei Wochen sehen ist: Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; werden weiterklingen in uns, der eine ein Gott und Vater aller, der da ist über oder andere Kontakt hoffentlich sich allen und durch alle und in allen. halten lassen, die Bilder, Filmclips und Tonaufnahmen immer wieder zum Er- Paulus im Brief an die Epheser, innern, Beten und Danken einladen. Wir Kapitel 4, Verse 5 + 6. Diakon Michael Gutekunst Mit spitzer Feder „Warten ist eine große Tat“ – oder: Was ich von unserem Hund lerne … Eine persönliche Vorbemerkung: Wer mich länger kennt, der wird sich vielleicht verwundert die Augen reiben. War ich doch über viele Jahre auf Hunde nicht wirklich gut zu sprechen. Unter anderem deshalb, weil ich auch eine gehörige Portion Respekt vor ihnen hatte. Und nicht nur einmal habe ich die Straßenseite gewechselt, wenn mir ein herrenloses Tier entgegenkam. Nun aber hat meine Frau einen Hund mit in unsere Ehe gebracht: „Mücke“, ein achtjähriger Mischling aus Golden Retriever und Collie (väterlicherseits sind nicht alle genetischen Einflüsse restlos aufzuklären). Eine absolut liebe Hündin, die einen eher von Kopf bis Fuß abschlecken als jemals beißen würde. Und kaum habe ich mich an sie gewöhnt, erwische ich mich schon bei Hundehaltersprüchen, die mir früher eigentlich ziemlich auf den Geist gingen und mir den Angstschweiß auf die Stirn trieben – etwa den: „Die tut nichts, sie will nur spielen.“ Sie sehen also: Ich habe mich vom Saulus zum Paulus gewandelt (Apostelgeschichte 9,1-19). Und wie sagte schon Kurt Tucholsky: „Der eigene Hund macht keinen Lärm – er bellt nur.“ Vor kurzem habe ich einen frechen Spruch gelesen: „Die Katze wird in der Bibel nicht ein einziges Mal erwähnt. Kein Wunder also, dass niemand mehr dieses Buch liest.“ (Übrigens: So ganz stimmt das nicht. Zumindest in den Apokryphen kommen Katzen einmal vor, nämlich in Baruch 6,22!) Hunde dagegen tauchen öfter in der Bibel auf: 45 Mal, wenn ich in der Konkordanz zur Lutherbibel richtig gezählt habe. Ich gebe zu, dass von ihnen nicht immer freundlich die Rede ist. Mal dienen sie als Bild für die Feinde (z.B. in Psalm 22,17+21), mal dokumentieren sie die Verwerfung eines Menschen (z.B. 1. Könige 21,19) oder wird ihre Fressgier zum Vergleich für korrupte Politiker herangezogen (z.B. Jesaja 56,11). Im alten Israel wurden die charakterlichen Qualitäten eines Hundes offensichtlich nicht besonders geschätzt. Doch es gibt in der Bibel auch ganz positive Aussagen über Hunde: Gideon rettet mit den Männern, die Wasser lecken wie Hunde, Israel vor seinen Feinden (Richter 7,5). Der Prediger (9,4) mahnt zur Zufriedenheit mit den Worten: „Ein leben- Pfarrer Friedemann Glaser mit Hundedame Mücke der Hund ist besser als ein toter Löwe.“ vergebliche Warten auf den Sechser im wirkliche Ziel, sondern die Belohnung am In Markus 7,27 und 28 antwortet eine Lotto). Mit Warten verbinden wir deshalb Ende des Wegs. syrophönizische Frau sehr schlagfertig keine besonders guten Erfahrungen. Ach ja: Besonders anrührend empfinden Jesus, indem sie seinen Vergleich von meine Frau und ich es, wenn „Mücke“ am den Kindern und Hunden aufgreift – eine Aber sind wir als Christinnen und Chris- Ende immer zu uns kommt und sich bei herrliche Geschichte, in der wir sehen, ten nicht eigentlich Wartende? Wartende uns „bedankt“ für den gefüllten Fressnapf. dass auch Jesus dazulernt. Und schließ- nämlich auf die endgültige Wiederkunft lich tun Hunde dem armen Lazarus in Jesu und die Vollendung seines Reiches? Was wäre, wenn wir ähnlich gespannt auf Lukas 16,21 mehr Gutes als die Reichen So bekennen wir es doch am Ende des die Erfüllung unserer Hoffnungen warten seiner Zeit. Vielleicht motiviert dieser Nicänischen Glaubensbekenntnisses, das würden, wie es unser Hund beim Warten kurze Durchgang durch die Bibel den uns in den Westkirchen mit den orthodo- auf sein Fressen tut? Wenn wir wirklich einen oder anderen Hundefreund bzw. xen Kirchen des Ostens verbindet: „Wir darauf harrten, dass am Ende alles gut Hundebesitzer, die Heilige Schrift einmal erwarten die Auferstehung der Toten und wird (– und wenn es noch nicht gut ist, wieder auf die einschlägigen Stellen hin das Leben der kommenden Welt.“ Damit dann kann es auch noch nicht das Ende durchzulesen! ist kein zögerliches Abwarten gemeint, sein)? Und aus der Gewissheit heraus sondern ein gespanntes Bereitsein – so, lebten, wie es „Mücke“ ganz selbstver- Der Hund des Menschen bester Freund wie Jesus uns immer wieder zur Wach- ständlich uns gegenüber im Blick auf samkeit auffordert (besonders eindrück- ihr Fressen tut, dass unser Sehnen nicht Dass der Hund der beste Freund des lich z.B. in Lukas 12,35-48). vergeblich ist? Menschen ist, stammt eher aus der Keiner hat diese Bereitschaft wohl so ge- germanischen Tradition. Vermutlich lebt und gepredigt wie Christoph Blum- „Warten ist eine große Tat“ deshalb begegnen mir Hunde auch in hardt (1842-1919), Pfarrer, religiöser Sozi- Es setzt voraus, dass wir uns nicht der Iptinger Sankt Margaretenkirche – alist und SPD-Landtagsabgeordneter aus zufrieden geben mit der Welt so, wie allerdings keine lebenden, sondern in Bad Boll, dessen Vater Johann Christoph sie ist. Dass wir uns nicht einrichten im Stein gehauene. Unten an den Bögen des Blumhardt übrigens in den 1830er-Jahren „Vorletzten“, sondern durch den Horizont Altarraumes hat ein Steinmetz sie um das zuerst Vikar in Dürrmenz und später hindurch blicken. Dass wir auch nicht die Jahr 1500 angebracht. Damals durften Pfarrverweser in Iptingen war. Chris- Erfüllung aller unserer Wünsche im Hier eigentlich nur die geweihten Priester den toph Blumhardt der Jüngere, so wird und Jetzt erwarten, sondern gelassen und Altarraum betreten. Waren es also sym- erzählt, hatte etwa immer seine Kutsche dankbar darauf hoffen, dass das Beste bolische Wachhunde, die Unbefugten das angespannt, um jeden Augenblick dem erst noch kommt. Nicht krampfhaft unser Weitergehen verwehren sollten? Dafür wiederkommenden Jesus entgegenfahren eigenes Glück schmieden wollen, sondern sind aber die beiden steinernen Hunde zu können. So fest war er von der nahen uns einfach beschenken lassen. Ausge- letztlich nicht groß und nicht furchter- Wiederkunft seines Herrn überzeugt. richtet bleiben auf den, der da kommen regend genug. Mir gefällt deshalb eine Blumhardt konnte deshalb sagen: „War- soll im Namen des Herrn. Und eben auch andere Deutung besser: Die beiden Hunde ten ist eine große Tat!“ darauf vertrauen, dass Jesus am Ende der Tage dann wirklich erscheinen wird aus blicken zu Christus auf, der über dem Liebe und Treue zu uns. Altar am Kreuz hängt. Sie mahnen uns Und eben das kann ich jedes Mal an unse- also eher, so treu wie ein Hund seinem rem Hund beobachten, wenn ich ihm das Herrn ist, sollen auch wir unserem Herrn, Futter richte. „Mücke“ liegt dann neben Die Jahreslosung 2013 kann dafür un- Jesus, treu sein! Herzliche Einladung also ihrem Fressnapf und lässt ihn nicht seren inneren Kompass als Christinnen an alle, sich einmal die beiden „predigen- mehr aus den Augen. Gebannt verfolgt und Christen immer wieder einnorden: den“ Hunde in unserer Iptinger Kirche sie jeden Fortschritt der Zubereitung mit anzuschauen (– die sich im Übrigen auch allen Sinnen – alles andere um sie herum Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir. sonst zu besichtigen lohnt)! wird ausgeblendet. Ihr ganzer Körper ist angespannt und jederzeit zum Aufsprin- Im Iptinger Pfarrhaus ist dieses Wort aus Christen sind Wartende gen bereit. Mit jaulenden Lauten drängelt dem Hebräerbrief (13,14) im Treppenhaus Dieses Bezirksjournal beschäftigt sich sie und mahnt unmissverständlich an, auf einem Balken angebracht. Jeden Mor- mit dem Thema „Glauben im Alltag“. Ich wann die Fütterung endlich beginnen gen lese ich es, wenn ich die Zeitung hole. verstehe die beiden steinernen Hunde kann. Besonders schön anzusehen ist es, Und „Mücke“ erinnert mich dann daran, in der Iptinger Sankt Margaretenkirche wie „Mücke“ sich dann ihr Maul leckt und dass sich Warten wirklich lohnt. besser, seit ich selbst einen Hund habe. aus lauter Vorfreude schon einmal zu Und damit zurück zu „Mücke“: Ich lerne schmatzen beginnt. In den letzten Augen- täglich von ihr, was Warten bedeutet. Nun blicken, bevor sie dann wirklich fressen werden Sie vielleicht fragen, was es denn darf, sind ihre Sehnen und Glieder fast beim Warten zu lernen gibt. Warten nervt bis zum Zerreißen angespannt – bis es doch eher (z B. wenn meine Schlange an schließlich soweit ist und sie sich mit gro- der Kasse des Supermarkts wieder einmal ßem Appetit über das Fressen hermacht. die längste ist), man erleidet es meistens „Mücke“ kann nach allem Warten dann irgendwie (z.B. wenn ich beim Zahnarzt auch genießen. Für einen Moment gehen im Wartezimmer sitze) und oft kommt für sie alle Träume in Erfüllung. Schließ- sowieso nichts dabei heraus (z.B. das lich ist für einen Hund nicht der Weg das 20 Pfarrer Friedemann Glaser Iptingen & Großglattbach Suchet der Stadt Bestes Füreinander im Gebet Seit mehr als 20 Jahren treffen sich Jeder von uns hat schon die Hilfe Gottes Frauen in Ötisheim einmal wöchentlich in Krankheitsnot oder in schwierigen per- (vormittags) zum Gebet. sönlichen Lagen erfahren dürfen. Darum „Suchet der Stadt Bestes und betet für sie ist es uns auch wichtig für Menschen zu zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, so beten, die uns Gebetsanliegen anvertrau- geht’s auch euch wohl.“ Dieses Bibelwort en. Sei es eine Krankheit, ein Todesfall, aus Jeremia 29 ist die Motivation für bei älteren Menschen ein Umzug ins Seni- nunmehr drei Frauen, sich die Zeit für das orenheim oder ein persönliches Problem. gemeinsame Gebet zu nehmen. Wir beten auch für unsere Familien und Nachbarn. Gebetstreff in Ötisheim Die bürgerliche Gemeindeverwal- Nach dem Lesen der Losung wird meis- tung, die Regierungen und auch das tens das angegebene Lied gesungen, Volk Israel werden nicht vergessen. sofern es bekannt ist. Sonst wird auch ein Wir vertrauen darauf, dass Gott Wunschlied gesungen. Gebet hört und nach seinem Willen Dann wird ausgetauscht. Was ist in der erhört. vergangenen Woche geschehen, was ist Zum Abschluss des Gebetstreffens Grund zum Danken, wofür sollten wir be- singen wir einen Chorus und schlie- sonders beten? Besondere Gottesdiens- ßen mit dem gemeinsamen Vaterun- te, Veranstaltungen, Sitzungen werden ser. besprochen und ins Gebet genommen. Von der ersten Gemeinde wird uns in Wir beten auch für unsere Pfarrer und Apg. 2, V. 42 berichtet: „Sie blieben aber alle Mitarbeiter. Denn Jesus selbst sagt beständig in der Apostel Lehre und in der uns: “Bittet, so wird euch gegeben“ und: Gemeinschaft und im Brotbrechen und „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn im Gebet.“ Letzteres wollen wir mit unse- es ernstlich ist.“ rem Gebetstreff praktizieren. Martha Lehrer, Roswitha Schramek und Edith Weigel Hauskreise - eine alte und moderne Form von Kirche Gemeinschaft und Austausch Hauskreise sind kleine Gruppen der gen, andere konzentrieren sich auf eine Kirche von ca. acht bis zwölf Perso- bestimmte Altersgruppe. nen, die sich meist in Privatwohnungen Oft sind es junge Familien, die sich in treffen. Menschen kommen zusammen, einem Hauskreis finden. Manche Haus- um gemeinsam Bibel zu lesen, über kreise bleiben lange zusammen, andere Lebens- und Glaubensfragen zu reden, zu verstehen sich bewusst als Gemeinschaft beten, füreinander und für andere da zu auf Zeit. sein. Hauskreise eröffnen Freiräume, um eigene Gaben zu entdecken und konkrete Was Hauskreise bieten Aufgaben anzupacken. Ihre Leitung ge- Hauskreise sind Orte persönlicher Begeg- schieht in aller Regel ehrenamtlich. nung. Hauskreise sind eine alte und zugleich • Menschen haben Zeit füreinander • Tragfähige Beziehungen können sich • Über Glaube und Zweifel kann offen entwickeln aktuelle Form von Kirche. Bereits die ersten Christen haben sich in Häusern gesprochen werden versammelt, um ihren Glauben zu leben. Diese Gemeinschaftsform kommt vielen • Fähigkeiten werden entdeckt und • Ab und zu wird feste gefeiert und die ausprobiert Bedürfnissen der Menschen von heute entgegen. Es gibt Hauskreise, die intensiv den Seele kann baumeln Dialog zwischen Alten und Jungen pfle21 Hauskreise bereichern eine Kirchengemeinde Bibel. Eine/r aus der Gruppe bereitet es Hauskreise sind eine Form, wie Kirche darüber aus. konkret Gestalt gewinnt. Sie sind auch ein Kontakt starkes Stück Zukunft der Kirche, weil sie Birgit Traub, Tel. 07041 / 8 42 50 eine flexible Struktur ohne großen orga- Anita Leize, Tel. 07041 / 8 38 85. jeweils vor und dann tauschen wir uns nisatorischen und finanziellen Aufwand Signet der Hauskreisarbeit haben. Hauskreise können Menschen in Hauskreis 2 ihrer Mündigkeit und Motivation stär- Seit 1984 existiert dieser Hauskreis. Zur ken, das Leben einer Kirchengemeinde Zeit sind die (männlichen und weibli- verantwortlich mitzugestalten. Sie sind chen) Teilnehmer zwischen 55 und 83 dem Ganzen der Gemeinde verpflichtete Jahren alt. Gruppen. Hauskreise und andere Klein- Ablauf der Abende, die in verschiedenen gruppen gedeihen besonders gut, wenn Wohnungen (nach Absprache) stattfin- das Zusammenspiel mit der Gemeindelei- den, besteht aus gemeinsamem Singen, tung gelingt. Gebet, Einführung in das Thema (bibl. Texte, Themen aus dem Alltag in Bezug In den Gemeinden des Kirchenbezirks auf die Bibel, Predigttext des kommen- gibt es unter anderem Hauskreise in den Sonntags u.a.), Austausch über das Thema, Gebetsgemeinschaft (freiwillige Paul-Gerhardt-Gemeinde Mühlacker Teilnahme) und Abschluss mit gemein- Wir sind Mitglieder eines Hauskreises, samem Vaterunser. Daran schließt sich dessen Teilnehmer überwiegend in der ein Ausklang mit einer Kleinigkeit an Paul-Gerhardt-Gemeinde Mühlacker Essen und Getränken und Austausch über wohnen und als geschlossene Gruppe Dinge, die einem in der zurückliegenden (eigentlich mittlerweile mehr ein Freun- Zeit oder in der anstehenden Zeit wichtig deskreis, der frühere Charakter eines waren/sind. Hauskreises ist in letzter Zeit eher in den Wir treffen uns 14-tägig freitags um 20 Hintergrund getreten) zu beschrei- Uhr in verschiedenen Wohnungen (nach ben ist. Die bis zu zehn Teilnehmen- Absprache, Infos in der örtl. Presse) den sind Ende 40 bis Anfang 60. Die Kontakt: Karin Lehrer, Tel.: 07041 – 66 78 Ausrichtung ist theologisch-musikalisch. Der Wochentag wechselt, ca. Hauskreis 3 alle 6 Wochen. Der Hauskreis besteht aus Menschen ab ca. 45 Jahren aufwärts. Paulus-Gemeinde Mühlacker Wir singen (meist mit Gitarrenbeglei- Alter: 25 - 40 Jahre, tung) aus dem Evang. Gesangbuch, Songs Termine unregelmäßig Di oder Do junger Christen und Lobpreislieder; beten um 19:30 Uhr, viel, oft mit Gebetsanliegen; wichtig ist Kontakt: Sebastian Schill, auch das Bibelstudium und der Austausch [email protected] darüber usw.... Unser Hauskreis trifft sich freitags (alle Die Benamung der folgenden Hauskreise dient der Orientierung und stellt keine Wertung dar Die Redaktion 2 Wochen). Beginn z.Zt. um 19 Uhr (ab Sommerzeit wieder um 20 Uhr). Kontakt: Werner Schmid-Burger, Tel.: 07041 / 41848. Ötisheim Enbzerg Hauskreis I Die jüngste Teilnehmerin ist noch unter Hauskreis I 40 Jahre, die Älteste ist bereits 60 Jahre Mittwoch, 20.15 Uhr (i.d.R. 14-tägig) alt. Die restlichen TeilnehmerInnen sind Kontakt: Heidrun Merdes, altersmäßig dazwischen. Es sind überwie- Tel.: 07041 / 86 11 50 gend Ehepaare. Wir treffen uns am Sonntagabend um 20 Hauskreis 2 Uhr. In der Regel vierzehntägig, abwech- Dienstag, 20 Uhr (nach Vereinbarung) selnd in verschiedenen Häusern. Kontakt: Wolfgang Miehlich, Wir lesen fortlaufend in einem Buch der Tel.: 07041 / 86 10 36 Michael Gutekunst 22 In Sprache und Baukunst sind sie im Alltag präsent Waldenser im Kirchenbezirk Die Ortsnamen Pinache, Serres, Cor- tion ist noch in der hessischen Gemeinde res, Kleinvillars und Großvillars klingen Rohrbach erlebbar. alltäglich vertraut. In den Kirchen dieser Ein waldensisches Erbe ist zwischen- Waldenserorte finden sonntäglich Gottes- zeitlich durch den Kulturfernwanderweg dienste statt. Seit 1823 nach württember- „Hugenotten- und Waldenserpfad“ wieder gischer Liturgie. Familien- und Flurnamen entdeckt worden. Ein Teilabschnitt dieses sind in Verwendung, aber „die Traditionen internationalen Fluchtweges verläuft sind weitestgehend in Vergessenheit gera- durch den Kirchenbezirk. ten“ stellt Cornelia Schuler von den Waldenserfreunden Pinache und Serres fest. Auf dem Friedhof von Groß- Nachgespürt kann diesen Traditionen, die villars findet man noch viele einst alltagsbestimmend waren, jährlich französische Namen sowie beim Welschenfest in Kleinvillars oder das Wappen der Waldenser seit einigen Jahren beim Gottesdienst in auf den Grabsteinen. Hier, der Tradition der Waldenser in Pinache wie auch in den anderen und in Serres. Waldenserorten, steht die Waldenser-Kirche an zentra- Sicherheit und Religionsfreiheit für Vertriebene ler Stelle. Die Waldenser kamen 1699, nachdem berg wurden die Wal- Ludwig XIV., bekannt als der Sonnenkö- densersiedlungen an den nig, den reformierten Glauben in Frank- Ort angegliedert. Von der reich verbot, nach Württemberg. Die Integration zeugen bis heute neue Heimat bot den Waldensern nicht die gleichförmigen, giebel- nur Sicherheit und Religionsfreiheit, sie ständigen Häuser und die führte auch dazu, dass die Waldenser sich piemontesische Apfelsorte allmählich ihrer Umgebung anpassten. auf den Baumwiesen. In Dürrmenz und in Wurm- Die calvinistisch-reformierten Waldenserin die lutherische Landeskirche integriert. Die Waldenser führten die Kartoffel in Württemberg ein Fortan mussten sie ihre Gottesdienste in Die Waldenser waren es, die von Genua deutscher Sprache halten. Ihre Umgangs- und dem Piemont die Kartoffel nach sprache, „das Patouá“, verlor sich Anfang Deutschland brachten. Antoine Seignoret, des 20. Jahrhunderts. Die deutschen Wal- ein Waldenser aus den Tälern Piemonts, denser verloren damit ihre ursprüngliche der sich in Wurmberg ansiedelte, gilt als Identität. der Bringer und Einführer der Kartoffeln gemeinden in Württemberg wurden 1823 nach Württemberg. Kulturelles Erbe überdauert die Zeit Einige Waldensernachfahren versuchten Die Zeiten überstanden hat das baulich- die Erinnerung an ihre Herkunft und Ver- kulturelle Erbe der Waldenser. Bei der gangenheit zu bewahren. Hierbei wurden letzten Innenrenovierung der ältesten aus sie von den deutschen lutherischen Pfar- Stein gebauten Waldenserkirche Deutsch- rern in den Waldensergemeinden unter- lands in Pinache (erbaut 1721) wurde ent- stützt. Dies führte 1936 zur Gründung der sprechend der waldensischen Tradition Deutschen Waldenservereinigung (DWV). der steinerne Altar durch einen Holztisch Ihr Sitz ist im ehemaligen Pfarrhaus von ersetzt. Henri Arnaud in Schönenberg. Andere Traditionen werden in unserer Neben der Pflege der Vergangenheit Region nicht mehr praktiziert. So war es möchte die DWV heute auch die Bezie- bis vor zwei Generationen in Serres noch hungen zu den Waldensern in Italien und zu erleben, dass das Abendmahlsbrot Südamerika vertiefen. von der Mesnerin selbst gebacken und in einem eigens dafür bereitgestellten Korb Michael Gutekunst Der Altar in der neu renovierten Pinacher Kirche in Tradition der Waldenser Die Glaubensbewegung der Waldenser gründete um 1170 Petrus Waldes, ein reicher Kaufmann aus Lyon. Er sandte Frauen und Männer als Laienprediger aus, denen die Bibel, vor allem die Bergpredigt, das Wichtigste bedeutete. Sie wurden von der katholischen Kirche als Ketzer verfolgt, schlossen sich 1532 der schweizerischen Reformation an. 1698 wurden annähernd 3000 französischstämmige Waldenser aus Frankreich und Italien ausgewiesen. Sie fanden Aufnahme in der protestantischen Markgrafschaft Baden-Durlach sowie im protestantischen Herzogtum Württemberg. Mit Hilfe des Vogtes Martin Greber vom Oberamt Maulbronn gründeten sie Siedlungen mit französischen Namen in Anlehnung an ihre verlorene Heimat. mit einem Tuch bedeckt in die Kirche gebracht wurde. Diese Abendmahlstradi23 Fortbildungen des Evangelischen Bildungswerkes in der Seniorenarbeit Die Fragen wach halten Selten geht es in Seniorenmänner- und menvorschläge der Teilnehmenden auf Seniorenfrauenkreisen so lebhaft zu, und arbeiten diese entsprechend auf und wie dann, wenn man sich gemeinsam an suchen geeignete Referenten dazu. frühere Zeiten erinnert. Kindheit, Jugend, Ganz praktische und interessante The- Beruf und Familie sind plötzlich wie- men haben wir bisher angeboten: Feiern der präsent. Rückblickend den eigenen und Gestalten von Geburtstagen, Jubiläen Lebensweg mit seinen Höhen und Tiefen und besonderen Anlässen in Gruppen zu betrachten, nennen die Psychologen und Kreisen mit Birgit Blana, Dozentin für „Biografiearbeit“. Aktivierung und Rehabilitation, „Lebens- Wie gehe ich in einer Gruppe mit solchen lange Leselust – Literatur für ältere Men- und anderen Themen fachgerecht um? schen“ mit Katharina Blum, Buchhändle- Diese und andere Fragen werden bei den rin, „Fit bis ins hohe Alter durch gesunde Fortbildungsveranstaltungen des Evan- Ernährung“ mit Dorothee Förster oder gelischen Bildungswerkes Mühlacker „Reden vor einer Gruppe“ oder „Spiri- behandelt. turalität im Alter“ mit Dekan i.R. Werner Elli Mayer aus Maulbronn ist Bezirksbe- Frank waren einige der Themen, die wir auftragte für Seniorenarbeit. Zusammen angeboten hatten. mit mir als Diakon und BildungsrefeHerbst eine ganztägige Fortbildung und „Fragen bleiben jung, Antworten altern rasch“ eine Halbtagsfortbildung im Evangeli- Dieses Zitat von Kurt Marti macht deut- schen Gemeindehaus in Maulbronn vor. lich, dass die Antworten, die wir mit unse- Zwischen 15 und 35 Personen besuchen ren Fortbildungen in der Seniorenarbeit die regionale Möglichkeit sich mit neuen geben, auch in einer Wandlung sind. Wir Themen vertraut zu machen und Themen spüren, dass es in den Kirchengemeinden zu vertiefen. zunehmend weniger „klassische“ Seni- renten bereiten wir im Frühjahr und im orenarbeit gibt. Heute sind Menschen Immer wieder neue Ideen für die Seniorenarbeit zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr oft Wer jede Woche oder auch einmal im mungslustig. Monat eine Gruppenstunde zu leiten hat, So wird es auch weiterhin unsere Aufgabe weiß, wie wichtig es ist, neue Ideen und sein, die Fragen jung zu halten und auch gute Vorbereitungen zu haben. Dabei ist nach neuen Möglichkeiten für die Beglei- es uns wichtig, dass die Themen alltags- tung von Leitenden in der Seniorenarbeit tauglich sind. Gerne greifen wir dazu The- zu suchen. selbstbestimmt und durchaus unterneh- Impressum PUBLIKATION Kirchenbezirk Mühlacker Konkret AUSGABE 2/2012 & 1/2013 | Nr. 7 AUFLAGE | 1.000 Exemplare | in der Regel 2x jährlich REDAKTION & LAYOUT Öffentlichkeitsarbeit Kirchenbezirk Mühlacker | Diakon Michael Gutekunst | ISSN 2192-8231 TEXTE Siehe Autorennamen | Nicht namentlich gekennzeichnete Texte verantwortet die Redaktion KONTAKT Presse- & Öffentlichkeitsarbeit | Industriestraße 76 75417 Mühlacker | Tel 0 70 41 - 37 84 Mail [email protected] Web kirchenbezirk-muehlacker.de/presse www.facebook.de/kirchenbezirk.muehlacker VISDP | Dekan Ulf van Luijk | Diakon Michael Gutekunst BILDNACHWEIS Presse & Öffentlichkeitsarbeit Kirchenbezirk Mühlacker | fotolia.de | privat | Moravian Church Tansania DRUCK Q-Prints &Service gGmbH, Pforzheim Cartoon über Gott und die Welt HERAUSGEBER Evangelischer Kirchenbezirk Mühlacker Diakon Thomas Knodel, Bildungsreferent des Evangelischen Erwachsenenbildungswerks Elli Mayer, Bezirksbeauftragte für Seniorenarbeit