Die Bedeutung der Mikrometastasen bei pN0 gestagten Patienten

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Aus der
ABT. ALLGEMEIN- UND VISCERALCHIRURGIE
DER CHIRURGISCHEN UNIVERSITÄTSKLINIK
der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br.
Die Bedeutung der Mikrometastasen bei pN0 gestagten
Patienten mit Ösophaguskarzinom
INAUGURAL – DISSERTATION
zur
Erlangung des Medizinischen Doktorgrades
der Medizinischen Fakultät
der Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg i.Br.
Vorgelegt 2006
von Markus Schricker
geboren in Altenburg
2
Dekan:
Prof. Dr. med. Christoph Peters
1.Gutachter:
Prof. Dr. med. Andreas Imdahl
2. Gutachter:
Prof. Dr. med. Martin Werner
Jahr der Promotion:
2006
Einleitung
3
Für Martha
Einleitung
4
Einleitung
INHALTSVERZEICHNIS
1
EINLEITUNG....................................................................................................... 6
1.1
Einführung ....................................................................................................... 6
1.2
Anatomie und Physiologie des Ösophagus ..................................................... 7
1.2.1
1.3
Histomorphologischer Aufbau des Magen-Darm-Traktes ......................... 8
Ösophagus-Karzinom .................................................................................... 10
1.3.1
Ätiologie, Epidemiologie und Pathogenese ............................................ 10
1.3.2
Tumorklassifizierung............................................................................... 12
1.3.2.1
Topographische Einteilung .............................................................. 12
1.3.2.2
Stadieneinteilung und Grading ........................................................ 13
1.3.2.3
Klinische Einteilung: TNM-Stadium (Klassifikation der UICC) ......... 15
1.3.2.4
Pathologische Einteilung ................................................................. 15
1.3.3
Histologische Einteilung.......................................................................... 16
1.3.3.1
Ösophaguskarzinom vom plattenepithelialen Typ ........................... 16
1.3.3.2
Adenokarzinom des Ösophagus...................................................... 16
1.3.4
Lymphabflußwege und Metastasierung .................................................. 18
1.3.5
Diagnostik ............................................................................................... 19
1.3.6
Chirurgische Therapie ............................................................................ 21
1.3.6.1
1.3.7
Chirurgische Therapie in kurativer Zielsetzung................................ 22
Multimodale Therapie des Ösophaguskarzinoms ................................... 25
1.4
Mikrometastasen............................................................................................ 29
1.5
Zytokeratine ................................................................................................... 30
1.6
Ziel der Arbeit ................................................................................................ 31
2
MATERIAL UND METHODEN .......................................................................... 33
2.1
Patienten........................................................................................................ 33
2.2
Histologische Aufarbeitung ............................................................................ 36
5
Einleitung
2.2.1
H&E-Färbung.......................................................................................... 37
2.2.2
Immunhistochemische Färbung.............................................................. 38
2.2.2.1
LSAB-Immunhistochemie im automatisierten Verfahren (Labelled
Streptavidin-Biotin) ............................................................................................ 38
2.3
3
Statistik .......................................................................................................... 41
ERGEBNISSE ................................................................................................... 42
3.1
Mikrometastasen............................................................................................ 42
3.2
Patientenevaluation und neoadjuvante Therapie........................................... 51
3.3
Prognostischer Einfluss und Korrelation ........................................................ 55
3.4
Zusammenfassung der Ergebnisse ............................................................... 64
4
DISKUSSION .................................................................................................... 66
4.1
Diskussion Methodik ...................................................................................... 66
4.1.1
Diskussion des verwendeten Antikörpers AE1/AE3................................ 66
4.1.2
Diskussion der verwendeten Untersuchungsmethode............................ 68
4.2
Klinische Bedeutung ...................................................................................... 69
4.2.1
Klinische Bedeutung von Lymphknotenmikrometastasen und
Zytokeratinpositivität ............................................................................................. 69
4.2.2
Bedeutung der neoadjuvanten Therapie................................................. 82
5
ZUSAMMENFASSUNG..................................................................................... 88
6
LITERATUR ...................................................................................................... 89
7
ANHANG ......................................................................................................... 103
7.1
Reagenzien.................................................................................................. 103
7.2
Geräte und Zubehör..................................................................................... 103
7.3
Abkürzungsverzeichnis ................................................................................ 105
6
Einleitung
1 Einleitung
1.1 Einführung
Das Ösophaguskarzinom ist mit einer globalen Überlebensrate zwischen 5 und 11
Prozent ein äußerst aggressiver Tumor. Nach intentional kurativer chirurgischer
Intervention werden 5-Jahre ÜLZ (Überlebenszeit, siehe Abkürzungsverzeichnis) von
20 bis 36 Prozent berichtet
[34]
. Wichtigster prognostischer Faktor ist die lymphogene
Metastasierung. Bei 60 Prozent der Patienten liegen zum Zeitpunkt der Operation
schon Lymphknotenmetastasen vor, 10 Prozent der Patienten mit einem auf die
Mukosa oder Submukosa begrenzten Tumor (Stadium T1) weisen ebenfalls eine
nodale Dissemination auf. Die Pathogenität dieser Erkrankung, die sich in
Symptomatik und Mortalität widerspiegelt, rechtfertigt eine systematische und
kontinuierliche Suche nach optimalen Therapieregimes. Beim Ösophaguskarzinom
fanden sich in den letzten Jahren Änderungen hinsichtlich der histogenetischen
Differenzierung mit einer Abnahme der Anzahl von Plattenepithelkarzinomen und
einer Zunahme von Adenokarzinomen insbesondere des distalen Ösophagus
[11]
.
Auch hinsichtlich des biologischen Verhaltens der Adenkarzinome konnte man
während der letzten 20 Jahre eine Tendenz zu weniger gut differenzierten Tumoren
mit vermehrter lymphogener Metastasierung beobachten [101].
Als
Konsequenz
der
Einführung
immunhistochemischer
und
molekularer
Nachweismethoden in den 80er Jahren hat das Interesse an der Bedeutung der
Dissemination von Tumorzellen in Lymphe und Blut deutlich zugenommen
[32]
.
Disseminierte Tumorzellen stellen die eigentliche „minimal residual disease“ dar und
sind definitionsgemäß von Mikrometastasen (MM) abzugrenzen. Letztere sind bereits
Tumorzellansammlungen bis 2 mm Durchmesser, welche eine Stromareaktion des
umgebenden Gewebes aufweisen und Kontakt mit Gefäßen oder dem Sinuswall des
Lymphknotens haben können. Vor allem bei Patienten mit Karzinomen des
Ösophagus, Magens und Dickdarms konnten MM im Knochenmark in einem Viertel
aller Fälle beobachtet werden und Marker für ein metastatisches Potential darstellen
[71]
. O’Sullivan und Kollegen schlussfolgerten in ihrer Arbeit von 1997, dass die
präoperative Identifikation von Patienten mit MM wichtig sei, da diese Patienten von
einer adjuvanten Therapie profitieren könnten.
7
Einleitung
Es stellt sich die Frage, ob erweiterte chirurgische Maßnahmen zur Bekämpfung der
Systemerkrankung „Ösophaguskarzinom“ sinnvoll sind, und ob sich nicht eine
systemische Therapie zur Verbesserung der Prognose etablieren lässt. In Studien
konnte die alleinige Chemotherapie nur selten eine komplette pathohistologisch
nachgewiesene Remission nach sich ziehen und die Prognose nicht verbessern
[104]
,
die alleinige Strahlentherapie bei Patienten mit potentiell kurativ zu behandelnden
Tumoren
ergab
Überlebenszeit)
ebenfalls
[33]
keine
Verbesserung
der
2-ÜLZ
(Zwei-Jahre-
. Eine vor der chirurgischen Therapie zu verabreichende
kombinierte neoadjuvante Therapie könnte Tumoren verkleinern, somit einer
möglichen kurativen Intervention zugänglich machen und damit die maligne
Systemerkrankung kontrollierbar halten
[101]
. Ob die Inzidenz von MM als Marker der
frühen lymphogenen Aussaat dadurch ebenfalls verringert werden kann, wurde
bisher in nur wenigen Studien aufgegriffen.
1.2 Anatomie und Physiologie des Ösophagus
Die Speiseröhre (Ösophagus), ein etwa 22 bis 25 cm langer muskulärer Schlauch,
verläuft dorsal der Luftröhre und ventral der Wirbelsäule. Die Speiseröhre ist als Teil
des oberen Gastrointestinaltraktes für den Transport der bereits zerkleinerten Bissen
aus dem Mund und dem Pharynx zuständig. Dabei steht die Tätigkeit der
Muskelschichten des Ösophagus im Vordergrund. Die quergestreifte Muskulatur
sorgt proximal für den Verschluss durch eine andauernde Kontraktion (oberer
Ösophagussphinkter), während des Schluckakts erschlafft diese und es kommt durch
vom Nervus Vagus koordinierte peristaltische Muskelbewegungen zum Transport der
Nahrung in den Magen. Erleichtert wird der Ablauf der Kontraktionswellen dadurch,
dass die Muskulatur im mittleren Abschnitt des Ösophagus in der Regel nicht
tonisiert ist. Den Übergang zum Magen bildet der untere Ösophagussphinkter
(Kardiasphinkter), der funktioneller Natur ist. Seine tonische Kontraktion verhindert
einen Reflux von Mageninhalt in die Speiseröhre.
8
1.2.1
Einleitung
Histomorphologischer Aufbau des Magen-Darm-Traktes
Alle Abschnitte des Verdauungskanals – Ösophagus, Magen, Duodenum, Jejunum,
Ileum, Kolon, Analkanal – weisen prinzipiell den gleichen Wandaufbau auf
(Abbildung 1, S.9):
- Tunica mucosae
•
Epithelium mucosae
•
Lamina propria mucosae
•
Lamina muscularis mucosae
-
Tela submucosa
-
Tunica muscularis
•
Stratum circulare
•
Stratum longitudinale
-
Tunica adventitia bzw. Tela subserosa
-
Tunica serosa
9
Einleitung
Abbildung 1: Schema zum prinzipiellen histologischen Aufbau des Verdauungskanals (aus [43])
Als intrathorakaler Muskelschlauch, der von einem unverhornten Plattenepithel
ausgekleidet wird, dient der Ösophagus dem Speisetransport in den Magen.
1
unverhorntes Plattenepithel
2
Basalzellschicht der Mukosa
3
Lamina propria mucosae
4
Lamina muscularis mucosae
5
bindegewebige Submukosa
6
glattmuskuläre Muscularis propria mit
einer inneren zirkulären und einer
1
2
3
4
5
6
äusseren longitudinalen Schicht.
Abbildung 2: Querschnitt durch die Ösophaguswand (Quelle: © PathoPic)
Die Tunica mucosa des Ösophagus wird von einem unverhornten mehrschichtigen
Plattenepithel mit hohen Bindegewebspapillen ausgekleidet (Abbildung 2, S.9). In der
Lamina propria mucosae, die aus lockerem Bindegewebe, Drüsen und vielen Blutund Lymphgefäßen besteht, kommen in der Nähe des Magens zahlreiche Glandulae
10
Einleitung
oesophageae cardiacae vor, die den Drüsen der Kardiaregion ähneln. Die Lamina
muscularis ist im Gegensatz zum übrigen Gastrointestinaltrakt relativ dick; ihre
Muskelfasern verlaufen in Längsrichtung. Die Tela submucosa besteht aus lockerem
Bindegewebe, das in proximalen Abschnitten des Ösophagus zahlreiche muköse
Drüsen aufweist, die ihren Inhalt an die Oberfläche des Ösophagusepithels abgeben.
Hier verlaufen zudem zahlreiche Gefäße, v.a. Venen, die zusammen mit denen der
gefäßreichen Lamina propria Teile der portokavalen Anastomose darstellen. Im
funktionalen Zusammenhang mit der Tunica mucosa bildet die Tela submucosa bis
zu 10 Längsfalten im Ösophagus aus, die beim Transport von Speisen ausgeglichen
werden. Die Tunica muscularis besteht im oberen Drittel des Ösophagus aus
quergestreifter und glatter, im distalen Drittel nur aus glatter Muskulatur. Die
Muskelfasern laufen in ab- und aufsteigenden Schrauben gegenläufig, so dass sie
sich überkreuzen. Nur in der Nähe des Magens - im abdominellen Anteil des
Ösophagus - findet sich ein Serosaüberzug, sonst ist der Ösophagus über eine
Adventitia mit dem umgebenden Gewebe verbunden.
Die Lymphe des Ösophagus fließt oberhalb der Bifurkation Richtung oral und
zervical, unterhalb der Bifurkation Richtung aboral und epigastrisch.
1.3 Ösophagus-Karzinom
1.3.1 Ätiologie, Epidemiologie und Pathogenese
Die Überlebensrate von Patienten mit Ösophagus-Karzinomen ist mit einer 5-ÜLR (5Jahres-Überlebensrate) von nur 10-20% gering – selbst nach Resektion mit kurativer
Intention
[33]
. Bei Diagnosestellung liegt meist schon ein fortgeschrittenes
Tumorstadium vor. In vielen Zentren mit spezieller Erfahrung sind die Ergebnisse
nach chirurgischer Resektion eines Ösophaguskarzinoms besser. Von ausgewählten
Patienten, die eine ausgedehnte Lymphknotenresektion erhielten und bei denen eine
R0- Resektion vorlag, wurde eine 5-ÜLR von 40% dokumentiert [2, 82].
Tabelle 1, S. 11 zeigt eine Übersicht der gastrointestinalen Tumore und die
Überlebensraten in Deutschland und USA.
11
Einleitung
ÜLR (in%) Deutschland
Karzinom5-ÜLR (in %) USA
Lokalisation
5-ÜLR
10-ÜLR
Ösophagus
Magen
Leber
Gallenwege
Pankreas
Dünndarm
Kolon
Rektum/Anus
13
19
7
14
4
55
62
60/62
15
35
11
19
7
49
59
58/65
13
34
0
13
7
32
54
48/52
Tabelle 1: relative 5- und 10-Jahres-Überlebensraten maligner Tumore nach Tumorlokalisation.
(Quelle: [23])
Unter den Begriffen „Ösophaguskarzinom“ und „Karzinom des ösophago-gastralen
Übergangs“ werden unabhängig vom histologischen Typ die epithelialen, malignen
Neubildungen in allen Bereichen der Speiseröhre und der Kardia zusammengefasst.
Das Ösophaguskarzinom geht in etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle vom
ösophagealen Plattenepithel aus. In etwa 30 bis 40 Prozent hingegen geht es von
den mukösen Ösophagealdrüsen, von den Magenschleimhautheterotopien oder vom
metaplastischen Zylinderepithel des Barrett-Ösophagus aus. Vereinzelt findet man
neuroendokrine Tumoren des APUD-Systems, dessen Zellen der Neuralleiste
entstammen. Diese Zellen besitzen die gemeinsame Fähigkeit, Amine bzw. deren
Vorstufen aufzunehmen u. zu decarboxylieren („amine precursor uptake and
decarboxylation“), d.h. Polypeptidhormone zu bilden [27]. Diese und andere KarzinomEntitäten, nichtepitheliale maligne Tumoren und Metastasen sind ausgesprochen
selten.
Histologie
Häufigkeit
Plattenepithelkarzinome
60 - 70 %
überwiegend im mittleren und oberen
Ösophagusdrittel
Adenokarzinome
30 - 40 %
meist im unteren Ösophagusdrittel
Andere (anaplastische bzw. kleinzellige
<5%
Karzinome, Zylindrome, Karzinoide,
Leiomyosarkome)
Tabelle 2: Häufigkeiten der histologischen Subtypen des Ösophaguskarzinoms
12
Einleitung
Die Inzidenz des Ösophaguskarzinom in Europa beträgt etwa 4 Fälle pro 100.000
Einwohner und Jahr. Es existieren große geographische Unterschiede: besonders
häufig tritt das Ösophaguskarzinom in China, Iran und in Südafrika auf. Männer sind
häufiger als Frauen betroffen; das Geschlechterverhältnis liegt bei 4:1. Die hohe
Prävalenz
des
männlichen
Geschlechtes
kann
wegen
der
Rauch-
und
Trinkgewohnheiten erklärt sein. Der Altersgipfel dieser Tumorentität liegt um das 65.
Lebensjahr.
1.3.2 Tumorklassifizierung
1.3.2.1 Topographische Einteilung
Der Ösophagus wird in einen zervikalen und einen thorakalen Anteil unterteilt, der
den kurzen abdominellen Anteil mit einschließt (Abbildung 3, S.13). Der thorakale
Anteil wird wiederum unterteilt in einen oberen Anteil vom Eintritt in den Thorax bis
zur Trachealbifurkation; in einen mittleren Anteil von der Trachealbifurkation bis zum
Hiatus und einen unteren abdominellen Anteil. Die Karzinomwahrscheinlichkeit liegt
im oberen Drittel bei etwa 15 Prozent, im mittleren Ösophagusdrittel bei 45 bis 50
Prozent und im unteren Abschnitt bei 35 bis 40 Prozent. Prädilektionsstellen für das
Ösophaguskarzinom
sind
die
drei
physiologischen
Engen
Ösophagusmundes, Höhe der Trachealbifurkation und Kardiabereich).
(Bereich
des
13
Einleitung
Abbildung 3: topographische Einteilung
des Ösophagus (nach [13])
Plattenepithelkarzinome sind im gesamten Ösophagus mit Bevorzugung des
mittleren und unteren Drittels zu finden, das Adenokarzinom auf dem Boden einer
Barrett-Mukosa ist im unteren Ösophagusdrittel lokalisiert. Die mit zunehmender
Häufigkeit auftretenden, meist distal gelegenen Adenokarzinome sind z. T. schwer
vom Kardiakarzinom des Magens zu differenzieren und können daher unter dem
Oberbegriff „Karzinom des ösophago-gastralen Übergangs“ (AEGI bis AEGIII)
zusammengefasst werden [65].
1.3.2.2 Stadieneinteilung und Grading
Die Stadiengruppierung (Tabelle 3, S. 14) spielt für die Indikation zur Therapie eine
wichtige Rolle und hat für die Methodenwahl entscheidende Bedeutung. Für die
Prognose ist unter kurativem Gesichtspunkt relevant, ob Lymphknoten befallen sind
oder nicht.
In Abhängigkeit vom Stadium sinken die Zahlen für die 5-ÜLR beträchtlich: Im
Stadium I beträgt sie 67 Prozent, im Stadium IIa 43 Prozent, im Stadium IIb sinkt sie
auf 26 Prozent.
14
Einleitung
Schlechtere Zahlen sieht man im Stadium III: hier beträgt die 5-ÜLR nur noch 16
Prozent. Die Prognose für Patienten im Stadium IV ist mit 3 Prozent infaust.
Stadiengruppierung
Stadium 0
Tis
N0
M0
Stadium I
T1
N0
M0
Stadium IIA
T2
N0
M0
T3
N0
M0
T1
N1
M0
T2
N1
M0
T3
N1
M0
T4
jedes N M0
Stadium IV
jedes T
jedes N M1
Stadium IVA
jedes T
jedes N M1a
Stadium IVB
jedes T
jedes N M1b
Stadium IIB
Stadium III
Grading
G1
hoch differenziert
G2
Mäßig differenziert
G3
Wenig differenziert
Tabelle 3: Stadieneinteilung des Ösophaguskarzinoms (nach UICC 1997 [86]) und Grading
15
Einleitung
1.3.2.3 Klinische Einteilung: TNM-Stadium (Klassifikation der UICC)
T – Primärtumor
Tis Carcinoma in situ
T1 Tumor infiltriert Lamina propria oder Submukosa
T2 Tumor infiltriert die Muscularis propria
T3 Tumor infiltriert die Adventitia
T4 Tumor infiltriert Nachbarorgane
N - Regionäre Lymphknoten
Nx Regionäre Lymphknoten können
nicht beurteilt werden
N0 Keine regionären Lymphknotenmetastasen
N l Regionäre Lymphknotenmetastasen
Die Klassifikation regionärer Lymphknoten richtet sich
nach der Lokalisation des Primärtumors. Zervikaler
Ösophagus: Zervikale Lymphknoten einschließlich
supraklavikuläre Lymphknoten. Intrathorakaler
Ösophagus: Mediastinale und perigastrische
Lymphknoten. Lymphknoten-Metastasen am Truncus
coeliacus gelten als Fernmetastasen.
M – Fernmetastasen
Mx Fernmetastasen können nicht beurteilt werden
M0 Keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen
M1a Lymphknotenmetastasen am Truncus coeliacus
M1b Andere Fernmetastasen
Tumor im unteren thorakalen Ösophagus
M1a Metastasen in zervikalen Lymphknoten
M1b Andere Fernmetastasen
Tumor im oberen thorakalen Ösophagus
M1a Nicht anwendbar
M1b Nichtregionäre Lymphknoten /
andere Metastasen
Tumor im mittleren thorakalen Ösophagus
Tabelle 4: klinische Einteilung nach UICC 1997 [86]
1.3.2.4 Pathologische Einteilung
Die pTNM Kategorien entsprechen der postoperativen Einteilung. Die Angabe pN0
setzt die Untersuchung von mindestens 6 Lymphknoten voraus. Zur Einstufung in
das
Stadium
N0
müssen
mindestens
6
Lymphknoten
Lymphadenektomie untersucht worden sein (UICC 1997
pathologische
Therapie.
Einteilung
nach
(zusätzlicher)
[86]
der
mediastinalen
). „ypTNM“ steht für die
vorangegangener
multimodaler
16
Einleitung
1.3.3 Histologische Einteilung
1.3.3.1 Ösophaguskarzinom vom plattenepithelialen Typ
Aus
epidemiologischen
Studien
geht
hervor,
dass
in
den
westlichen
Industrienationen für das Zustandekommen eines ösophagealen Karzinoms vom
plattenepithelialen Typ exogene und endogene Faktoren verantwortlich sind. Die
bekanntesten Risikofaktoren sind hochprozentiger Alkoholgenuß und Nikotinabusus.
Darüber hinaus besteht bei Vitamin- und Eisenmangel (Plummer-Vinson-Syndrom),
bei der Achalasie, bei häufigem Verzehr nitrosaminhaltiger Speisen und bei
bekannter Keratosis palmaris et plantaris ein erhöhtes Risiko. Weiterhin ist für
Patienten mit Verätzungsstrikturen des Ösophagus ein erhöhtes Risiko für die
Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms beschrieben. Umgekehrt scheint ein
protektiver Effekt durch Vitamin C gegeben zu sein
[7]
. Die Bedeutung von
Präkanzerosen für die Entstehung von Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus ist
umstritten. Von wesentlicher Bedeutung ist weiterhin, dass Plattenepithelkarzinome
des Ösophagus bei bis zu 5 Prozent der Patienten mit einem Zweitkarzinom
einhergehen. Etwa die Hälfte dieser Zweittumoren befindet sich in den oberen
Luftwegen oder der Lunge [13].
Die Lebenserwartung der Patienten mit Plattenepithelkarzinom des Ösophagus hat
sich bei einer 5-Jahresüberlebensrate aller Patienten zwischen 5 und 11 Prozent in
den letzten Jahren nicht verbessert [73].
1.3.3.2 Adenokarzinom des Ösophagus
Die Inzidenz des Adenokarzinoms des Ösophagus hat sich in den westlichen
Industrienationen mehr als bei anderen Krebserkrankungen massiv erhöht; so
beispielsweise in Dänemark: von 0,3 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner und
Jahr stieg 1990 die Anzahl der Neuerkrankungen auf 2,3 Neuerkrankungen pro
100.000 Einwohner und Jahr an
[16]
. Damit übertrifft Inzidenz und Prävalenz des
Adenokarzinoms des Ösophagus in manchen westlichen Nationen bereits die des
Plattenepithelkarzinoms.
Das durchschnittliche Alter zum Zeitpunkt der Diagnose liegt beim Adenokarzinom
des distalen Ösophagus und ösophagogastralen Übergangs bei ca. 63 Jahren und
damit
etwa
10
Jahre
höher
als
beim
Plattenepithelkarzinom.
Wie
beim
17
Plattenepithelkarzinom
besteht
auch
beim
Einleitung
Adenokarzinom
eine
deutliche
Bevorzugung des männlichen Geschlechts [33].
Es zeigt sich eine stetige Zunahme (ca. 10 Prozent pro Jahr) im Verlauf der letzten
10 Jahre von Adenokarzinomen des Ösophagus; bei Männern unter 50 Jahre mit
Ösophaguskarzinom ist das Adenokarzinom inzwischen der häufigste Tumortyp.
Der so genannte Barrett-Ösophagus (auch Barrett-Syndrom oder Barrett-Dysplasie
genannt) spielt eine entscheidende Rolle als Präkanzerose. In der Regel kommt es
hierbei
durch
eine
langjährige
Refluxösophagitis
zu
einem
Ersatz
des
ösophagusspezifischen Plattenepithels durch spezialisiertes Zylinderepithel, was mit
einer Epitheldysplasie und damit einer möglichen Entartung zum Adenokarzinom
einhergehen kann. Bei einer Ausdehnung von über 3 cm, dem sogenannten
Endobrachyösophagus (Barrett-Syndrom) nach Refluxösophagitis, treten gehäuft
Adenokarzinome des Ösophagus auf, denn bei hochgradiger Dysplasie ist bei
Barrett-Ösophagus mit einer 50 %igen Karzinomwahrscheinlichkeit zu rechnen.
[76]
Aus prospektiven Langzeitstudien geht hervor, dass bei Patienten mit einem
Endobrachyösophagus im Vergleich zur Normalbevölkerung ein ca. 100-mal höheres
Risiko für die Entwicklung eines Adenokarzinoms des Ösophagus besteht. Zudem
wird das Barrett-Syndrom auch als Vorstufe zur Entwicklung des Adenokarzinoms
der Kardia diskutiert
[13]
. In der Entwicklung des Ösophaguskarzinoms vom
prämalignen Stadium bis hin zum Neoplasma zeigen sich häufig heterogene
genetische Alterationen. In der überwiegenden Mehrheit der Fälle konnte man eine
Inaktivierung des p53-Tumorsuppressorgens und des p16-Gens in einem frühen
Stadium finden, die von Defekten in Genen wie APC, Rb and cyclin D1 in späteren
Stadien gefolgt wurden
[74]
. Aufgrund dieser genetischen Veränderungen kommt es
zu einer Hyper- oder Dysgeneration des Plattenepithels, weiterführend über eine
Dysplasie und Carcinoma in situ zum invasiven Karzinom, beschrieben als
Dysplasie-Karzinom-Sequenz.
Unter Miteinbeziehung der postoperativen Letalität und aller Tumorstadien liegt die 5ÜLR nach kompletter Resektion (R0-Resektion) beim Adenokarzinom des distalen
Ösophagus bei etwa 35 Prozent. In der Subgruppe der pT1 Karzinome kann nach
chirurgischer Resektion mit einer 5-Jahresüberlebenszeit von über 85 Prozent
gerechnet werden, so dass diese Patienten nach dem Eingriff in der Regel als geheilt
anzusehen sind [13].
18
Einleitung
1.3.4 Lymphabflußwege und Metastasierung
Für die chirurgische Behandlung des Ösophaguskarzinoms ist es besonders wichtig,
Lymphknotenmetastasen der Speiseröhre gut beurteilen zu können. Maligne
Neubildungen des Ösophagus verhalten sich besonders aggressiv. Der fehlende
Serosaüberzug (zervikaler und intrathorakaler Oesophagus) lässt Tumore früh in das
periösophageale Gewebe und benachbarte Strukturen infiltrieren. Durch die enge
topographische Nähe zu Wirbelsäule, Trachea, Lungen und großen Gefäßen ist bei
Läsionen dieser benachbarten Strukturen oft keine kurative Operation mehr möglich.
Durch den gut verzweigten submukösen Lymphgefäßplexus kommt es schnell zu
einer linearen Tumorausbreitung und zu frühzeitiger lymphogen-metastatischer
Aussaat, sowohl zu lokalen als auch zu entfernten Lymphknoten. Lymphogene
Schleimhautmetastasen (skip lesions) befinden sich oft in beträchtlichem Abstand
zum Primärtumor. Diese Umstände führen bei über 50 Prozent der Patienten mit
Ösophaguskarzinom zu einer fortgeschrittenen Erkrankung zum Zeitpunkt ihrer
Diagnose [89].
Tanabe et al. untersuchten 1986 präoperativ den Lymphabfluß durch 99mTcLymphszintigraphie bei 42 Ösophaguskarzinom-Patienten
[90]
. Vom oberen Drittel
des thorakalen Ösophagus fließt die Lymphe hauptsächlich in den Hals und das
obere Mediastinum, vom mittleren Drittel zusätzlich in das Abdomen, welches als
Hauptlymphabflussgebiet des unteren Drittels des thorakalen Ösophagus dient. Eine
Arbeitsgruppe um Qubain konnte 2001 - vom Bereich des oberen Drittels des
Ösophagus ausgehend - zeigen, dass sowohl die mediastinalen Lymphknoten des N.
recurrens, als auch die zervikalen Lymphknoten mit dem lymphatischen Abfluss
verbunden sind. Vor allem die oberflächlichen Lymphgefäße der Ösophaguswand
drainieren via Lymphknoten des N. recurrens in die zervikalen Regionen. Wenn man
den lymphatischen Abfluss bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom betrachtet, ist
somit anzunehmen, dass die mediastinalen Lymphknoten des N. recurrens wichtig in
der Entstehung zervikaler Metastasen sind [72].
Bei mehr als der Hälfte der Fälle bestehen zum Zeitpunkt der Operation
Lymphknotenmetastasen, wobei häufig auch tumorferne Lymphknotenstationen
befallen sind. Lymphknotenmetastasen sind bei Adenokarzinomen häufiger.
Hämatogene Metastasen werden zum Zeitpunkt der Diagnose in bis zu 10 Prozent
der Fälle beobachtet.
19
Einleitung
1.3.5 Diagnostik
•
•
Dysphagie, Gewichtsverlust, Regurgitation, Heiserkeit
Lymphknotenschwellung (axillär, nuchal, infra- und
supraklavikulär)
•
•
Basis-Laboruntersuchungen
Tumormarker zur Verlaufskontrolle:
SCC (Plattenepithelkarzinom)
CEA (Adenokarzinom)
Tumorlokalisation
•
•
Ösophagoskopie mit Biopsie
Doppelkontrast-Ösophagusröntgen
Tumorinfiltration
•
•
•
•
Endosonographie (ggf. mit Punktion)
Computertomographie
Bronchoskopie bei suprabifurkaler und zervikaler
Tumorlokalisation
HNO-Status (Nn. Recurrentes, Zweit-Tumor)
•
•
•
Endosonographie (ggf. mit Punktion)
Computertomographie (Hals/Thorax/Abdomen)
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
•
•
•
•
•
Röntgen-Thorax in 2 Ebenen
Perkutane Sonographie (Hals/Abdomen)
Computertomographie (Hals/Thorax/Abdomen)
Positronen-Emissions-Tomographie (PET)
Staging-Laparoskopie bei infrabifurkaler Tumorlokalisation
Anamnese
Labor
Lymphknotenmetastasen
Fernmetastasen
Tabelle 5: Diagnostik zur Stadienbestimmung bei Patienten mit Ösophaguskarzinomen (nach [8])
Der endoskopische Befund muss eine Aussage über die Höhe, Lokalisation und
Längenausdehnung des Tumors enthalten. Der makroskopischen Differenzierung
zwischen Frühkarzinom und fortgeschrittenem Karzinom sollte die Einteilung der
Japanese Society of Diseases of the Esophagus zugrunde liegen. Bei der
Bestimmung des Wachstumstyps besteht, je nach Erfahrung des Untersuchers, eine
direkte Korrelation zum Tumorstadium. Im Falle eines Frühkarzinoms kann mit dem
sogenannten „Lugol Staining“ (Besprühen der gesamten Ösophagusschleimhaut mit
20%ger Lugol’scher Lösung) ein multifokales Tumorwachstum ausgeschlossen bzw.
nachgewiesen werden. Im Falle einer nicht passierbaren Tumorstenose sollte unter
Röntgenkontrolle und ggf. zweizeitig eine Bougierung auf circa 11 mm erfolgen, um
die Beurteilung der Stenose und der aboral davon gelegenen Intestinalabschnitte
zumindest mit dem Kinder-Endoskop zu ermöglichen. Die generelle Empfehlung zur
Dilatation ist derzeit umstritten [84].
20
Einleitung
Die Endosonographie gibt Aufschluss über die Infiltrationstiefe des Tumors in
Korrelation zur TNM-Klassifikation. Bei nicht passierbaren Stenosen können dünne
Ultraschallsonden
weiterhelfen.
Die
endoskopische
Beurteilung
des
Lymphknotenstatus ist unsicher, weil eine Differenzierung zwischen entzündlich
vergrößerten und metastatisch befallenen Lymphknoten nicht sicher möglich ist. In
Studien von Burian et al., Kitagawa et al. und Yasuda et al. wird die Rolle des
sogenannten Sentinel-Lymphknotens diskutiert, der mit höherer Wahrscheinlichkeit
Lymphknotenmetastasen vorhersagen soll
[14,
48,
110]
. Jedoch ist dies beim
Ösophaguskarzinom durch die komplexe Lymphgefäßsituation als sehr schwierig
einzuordnen.
Kitagawa berichtet in seinen neuesten Studien von der Wichtigkeit des präoperativen
Szintigramms beim Ösophaguskarzinom, um entfernte, nicht im Lymphabflussgebiet
liegende Lymphknoten zu erfassen und daraufhin auch das Bestrahlungsfeld im
Rahmen einer Radiochemotherapie individuell auszurichten
[48]
. Für Tumore des
oberen Gastrointestinaltrakts gilt, dass mittels des „Sentinel-Lymph-Node-Mapping“
nicht nur die Standardlymphadenektomie durch Erfassung atypisch gelegener
Lymphknoten verbessert werden kann, sondern dass auch eine unnötige
Lymphadenektomie bei Patienten mit negativem Sentinel-Lymphknoten vermieden
werden kann. Damit zeigt sich aus den ersten Untersuchungen ein fließender
Übergang vom eigentlichen Prinzip des „Sentinel-Lymph-Node-Mapping“ zur
„Radioimmuno-guided-Surgery“ [14].
Die
Kontrastdarstellung
Einordnung
der
(Doppelkontrasttechnik)
pathologischen
des
Veränderungen
Ösophagus
in
den
dient
zur
anatomischen
Gesamtzusammenhang. Zu fordern sind metrische Angaben, die eine exakte
Lokalisation
des
Tumors
in
Bezug
zum
oberen
Ösophagussphinkter,
zur
Trachealbifurkation und zur Kardia ermöglichen.
Die
perkutane
Sonographie
dient
im
Rahmen
des
Stagings
der
Fernmetastasensuche (Lymphknoten, Organmetastasen).
Der Computertomographie (CT) des Thorax fällt besondere Bedeutung zur
Beurteilung einer möglicher Infiltration des Tumors in umgebende Leitstrukturen zu:
Aorta, Vorhof, Trachea, Hauptbronchus. Dazu ist vor allem eine gute orale
Kontrastierung erforderlich. Die Tumorregion sollte dabei in Dünnschichttechnik
(Spiral-CT; 3 mm Schichtdicke; Pitch 1,5; arterielle Kontrastmittelphase; gezoomte
21
Einleitung
Aufnahmen) untersucht werden, um Infiltrationen in umgebende Leitstrukturen mit
höherer Sicherheit beurteilen zu können.
Mit
der
CT
des
Abdomens
werden
Organmetastasen
und
ferne
Lymphknotenmetastasen evaluiert. Bei zervikalen Ösophagusmalignomen ist eine
ergänzende
CT
des
Halses
für
den
Lymphknotenstatus
erforderlich.
Bei
Adenokarzinomen der distalen Speiseröhre und vorgeplanter neoadjuvanter
Therapie
kann
die
diagnostische
Laparoskopie
zum
Ausschluss
einer
Peritonealkarzinose bzw. einer intraabdominellen Tumormanifestation sinnvoll sein
[51]
.
Etwa 80 Prozent aller Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom des Ösophagus
weisen einen Nikotin- bzw. Alkoholabusus auf. Eine sorgfältige Abschätzung des
Operationsrisikos spielt daher eine entscheidende Rolle. In multivariaten Analysen
konnten als wichtigste Faktoren für die postoperative Morbidität und Mortalität nach
Ösophagusresektion die Lungen-, Herz- und Leberfunktion nachgewiesen werden.
Pulmonales System
Kardiovaskuläres
System
Leberfunktion
Nierenfunktion
Ernährungsstatus
• Röntgen-Thorax-Übersichtsaufnahme in zwei Ebenen
• Einfache Spirometrie (FEV1 >70%)
• Blutgasanalyse (paO2 >55 mmHg )
• Physiotherapie (Atemübungen, Inhalation)
• Basis-EKG
• Ggf. Belastungs-EKG und Echokardiographie
• Cholinesterase (>2000 U/l)
• Protein (>6 g/l)
• Quick (>70%)
• Bilirubin (<1,5 mg/dl)
• Kreatinin im Serum
• Kreatinin-Clearance (>60 ml/dl)
Bei den in aller Regel als Folge ihrer Grunderkrankung mangelernährten
Patienten kann präoperativ eine kalorische enterale oder parenterale
Ernährung über mindestens 14 Tage angezeigt sein.
Tabelle 6: Präoperative Untersuchungsmethoden zur Risikoabschätzung (nach [8, 13])
1.3.6 Chirurgische Therapie
Eine Verbesserung der Prognose von Patienten mit Ösophaguskarzinom kann nur
durch das Erreichen einer kompletten makroskopischen und mikroskopischen
Tumorentfernung (R0-Resektion) erzielt werden. Somit kommt einer präoperativen
exakten Erfassung der Tumorausdehnung und einer präzisen Stadieneinteilung
(Staging) eine große Bedeutung zu. Die Klassifikation der Eindringtiefe des
Primärtumors
(T-Kategorie),
des
Lymphknotenstatus
(N-Kategorie)
und
der
22
Einleitung
Fernmetastasierung (M-Kategorie) sowie der Stadiengruppierung erfolgt anhand der
Richtlinien der UICC (Union Internationale Contre le Cancer).
Entscheidend für die Indikation zur Operation ist die Beurteilung des Risikos des
geplanten Eingriffs und die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit einer R0-Resektion.
Nur
die
R0-Resektion
Lymphabflussgebiet)
(radikale
beinhaltet
im
Tumorentfernung
Vergleich
zu
mit
regionalem
Palliativmassnahmen
eine
Prognoseverbesserung. Welche Therapieoption nach dem heutigen Wissensstand
bei welchen Patienten in Frage kommt, wird somit durch Allgemeinstatus und
Tumorstadium bestimmt. Unter therapeutisch-prognostischen Gesichtspunkten und
operationstechnischen Aspekten ist folgende Klassifikation der Ösophaguskarzinome
bedeutsam:
•
Topographisch-anatomische
Tracheobronchialsystem.
Trachealbifurkation
Einteilung
Man
(infracarinal),
anhand
unterscheidet
solche
in
des
Bezuges
Tumore
Höhe
oder
unterhalb
oberhalb
zum
der
der
Trachealbifurkation (supracarinal) und Tumore, die auf den zervikalen
Ösophagusanteil beschränkt sind (zervikal).
•
Des
weiteren
hat
sich
Ösophaguskarzinomen
die
(Stadium
Abgrenzung
I-IIB
bzw.
von
lokal
begrenzten
T1-T2/N0-N1/M0)
und
lokoregionär fortgeschrittenen Ösophaguskarzinomen (Stadium III bzw.
T3-T4/N0-N1/M0) bewährt.
1.3.6.1 Chirurgische Therapie in kurativer Zielsetzung
Das Risiko der operativen Therapie bei Patienten mit Ösophaguskarzinom ist auch
von der Erfahrung des Operateurs und der Institution abhängig. Daher sollte die
operative Therapie in Zentren mit spezieller Erfahrung in der Ösophaguschirurgie
erfolgen
[8]
. Entscheidend für die Indikation zur Operation sind die Beurteilung des
Risikos des geplanten Eingriffs und die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit einer
vollständigen
Tumorentfernung
(R0-Resektion).
Die
R0-Resektion
(radikale
Entfernung des Tumors mit regionalem Lymphabflussgebiet) ist die wesentliche
Voraussetzung für einen kurativen Behandlungserfolg.
23
Einleitung
Suprabifurkales Ösophaguskarzinom
Bei T1/T2-Tumoren ist die subtotale Ösophagusresektion mit abdominaler und
mediastinaler (vermutlich auch zervikaler) Lymphadenektomie (2-Feld-Dissektion)
indiziert. Fortgeschrittene Tumoren (T3/T4) sind in Anbetracht ihres frühen Bezugs
zum Tracheobronchialsystem lokoregional häufig nicht R0-resektabel. Sie sollten
unter Studienbedingungen einer neoadjuvanten Radiochemotherapie mit dem Ziel
zugeführt werden, ein Downstaging zu erreichen und sekundär die operative
Therapie zu ermöglichen. Bei diesem Konzept ist mit einer Erhöhung des
postoperativen Risikos zu rechnen.
Infrabifurkales Ösophaguskarzinom
Bei T1/T2-Tumoren ist die subtotale Ösophagusresektion mit abdominaler und
mediastinaler
Lymphadenektomie
(2-Feld-Dissektion)
indiziert.
Auch
im
fortgeschrittenen Tumorstadium kann dieses Vorgehen erfolgen, allerdings ist bei T4Tumoren mit einem erhöhten Operationsrisiko und ungünstiger Langzeitprognose zu
rechnen. Neoadjuvante Therapiemodalitäten unter Einschluss der Strahlentherapie
sind derzeit in der Erprobung. Sie sind nur innerhalb kontrollierter Studien indiziert.
Als Alternative kommt bei Patienten im Stadium II/III bei hohem operativem Risiko
die Radiochemotherapie zur Anwendung. Prospektive randomisierte Studien zur
ausschließlichen Radiochemotherapie fehlen.
Zervikales Ösophaguskarzinom
Bezüglich des therapeutischen Vorgehens besteht kein Konsens. Studien sind
wünschenswert.
Operative Technik
Thorakale
Plattenepithelkarzinome
intrathorakalen
Ösophagus
mit
werden
dem
durch
umgebenden
En-bloc-Resektion
Fett-
und
des
Bindegewebe
einschließlich des Ductus thoracicus, ggf. der Vena azygos und adhärenter
Strukturen entfernt, am besten nach rechtsseitiger Thorakotomie. Die Speiseröhre
wird kranial situationsabhängig entweder in Höhe der Thoraxkuppe oder nach
Freilegung am Hals reseziert. Die mediastinale und abdominelle Lymphadenektomie
24
Einleitung
ist ein fester Bestandteil der Operation. Die abdominelle Lymphadenektomie umfasst
die proximale Resektion der kleinen Kurvatur des Magens und die Entfernung der
zoeliakalen und suprapankreatischen Lymphknoten (entsprechend Kompartment 2
bei Magenkarzinom).
Als Ösophagusersatz dient der zu einem Schlauchmagen umgeformte Magen oder,
sofern dieser nicht geeignet ist, ein Kolonabschnitt. Distale Adenokarzinome (BarrettKarzinome) können sowohl transthorakal als auch durch die radikale transhiatale so
genannte 2-Feld-Ösophagektomie mit ausreichender Radikalität behandelt werden.
Die Lymphadenektomie im unteren hinteren Mediastinum ist notwendig und kann
transhiatal erfolgen. Die abdominelle Lymphadenektomie entspricht dem Vorgehen
bei
intrathorakalem
Plattenepithelkarzinom.
Bei
Patienten
mit
hochgradiger
intraepithelialer Neoplasie (Dysplasie) in einem Barrett-Oesophagus kann primär
eine komplette Entfernung durch endoskopische Mukosaresektion versucht werden.
Gelingt eine komplette Entfernung einer hochgradigen intraepithelialen Neoplasie
(Dysplasie) durch Mukosaresektion nicht, ist abhängig vom Operationsrisiko eine
Resektion zu erwägen. Der therapeutische Wert einer photodynamischen Therapie
ist
derzeit
durch
kontrollierte
Studien
nicht
belegt
[19]
.
Höher
gelegene
Adenokarzinome werden wie Plattenepithelkarzinome operiert.
Lokal begrenztes Ösophaguskarzinom (Stadium I-IIB bzw. T1-T2/N0-N1/M0)
Bei Patienten mit einem lokal begrenzten, infra- oder supracarinal gelegenen
Ösophaguskarzinom ist eine potentiell kurative Resektion möglich. Die abdominorechts-thorakale
subtotale
En-bloc-Ösophagektomie
mit
gezielter
und
standardisierter 2-Feld-Lymphadenektomie (abdominal/mediastinal) stellt bei dieser
Patientengruppe bei vertretbarem allgemeinen Risiko weiterhin die Therapie der
ersten Wahl dar. Hiermit kann eine 5-ÜLR von ca. 40 % erzielt werden. Als
Ösophagusersatz dient wiederum der zu einem Schlauchmagen umgeformte Magen
oder ein Koloninterponat.
Umstritten
ist
die
transmediastinale
(sogenannte
stumpfe)
Dissektion
der
Speiseröhre, da sie die Ansprüche an einen adäquat onkologischen Eingriff nicht
erfüllt. Diese Methode kann jedoch im Einzelfall unter besonderen Bedingungen
indiziert sein (z.B. schwere Dysplasie, Verdacht auf Mukosakarzinom, höheres Risiko
bei transthorakalem Vorgehen).
25
Einleitung
Lokoregionär fortgeschrittenes Ösophaguskarzinom (Stadium III bzw. T3-T4/N0N1/M0)
Bei Patienten mit einem lokoregionär fortgeschrittenen Ösophaguskarzinom sind der
alleinigen Chirurgie Grenzen gesetzt. Eine kurative Resektion ist in Anbetracht der
Anatomie des hinteren Mediastinums oft nicht möglich. Besonders bei supracarinaler
Tumorlokalisation ist die Chance einer R0-Resektion sehr fraglich. Mit einer
Ausweitung des Resektionsausmaßes konnte keine Verbesserung der Ergebnisse
erzielt werden. Die schlechten Resultate werden unter anderem durch niedrige
Resektabilitätsraten, aber auch durch frühzeitiges Auftreten von Lokalrezidiven sowie
Fernmetastasen bedingt. So wurden in den letzten Jahren zur Erhöhung der
Resektionsrate und zur Senkung der lokalen und systemischen Rezidivrate
unterschiedliche multimodale Therapiekonzepte verfolgt.
1.3.7 Multimodale Therapie des Ösophaguskarzinoms
Die alleinige neoadjuvante (präoperative) Radiotherapie des wahrscheinlich R0resektablen Ösophaguskarzinoms ist nicht zu empfehlen
[61]
. Die neoadjuvante
(präoperative) kombinierte Radiochemotherapie ist prinzipiell wirksam. Sie sollte bei
resektablem Tumor derzeit nur innerhalb klinischer Studien eingesetzt werden. Sie
wird vor allem bei lokal fortgeschrittenen suprabifurkalen Ösophaguskarzinomen
angewandt. Eine intensive Supportivtherapie ist als Begleitmaßnahme wesentlich [37].
Am
häufigsten
angewandte
Therapiemodalitäten
sind
die
präoperative
(neoadjuvante) Chemo- und Radiotherapie, allein oder in Kombination. Diese
Konzepte zielen auf eine Reduktion des Tumorvolumens (Downstaging) mit
konsekutiver Verbesserung der R0-Resektionsrate sowie auf die Kontrolle einer
lokalen sowie okkulten systemischen Metastasierung. Nachfolgend eine Übersicht
der bisher durchgeführten Studien in Abhängigkeit vom Tumorstadium
Präoperative (neoadjuvante) Therapie beim lokal begrenzten Ösophaguskarzinom
Die präoperative Bestrahlung wird unter folgender Zielsetzung durchgeführt:
•
Tumorverkleinerung und damit Steigerung der R0-Resektionsrate
26
•
Einleitung
Wirkung auf lokoregionäre Lymphknoten und damit Reduzierung der
Lokalrezidivrate
•
Reduzierung einer intraoperativen Tumordissemination
Bis heute wurden einige randomisierte Studien zur neoadjuvanten Radiotherapie
beim Ösophaguskarzinom publiziert
[5, 6, 29, 52, 70, 103]
. Hierbei kamen Strahlendosen
zwischen 20 und 40 Gy zum Einsatz. Keines der Verfahren führte zu einem Anstieg
der
Resektionsrate
und
der
Überlebensrate
im
Vergleich
zum
alleinigen
chirurgischen Vorgehen. In einer Studie konnte eine Senkung der Lokalrezidivrate
nachgewiesen werden, ohne dass eine Verbesserung der Langzeitprognose erreicht
wurde
[70]
. Eine alleinige neoadjuvante Radiotherapie kann daher nach dem
derzeitigen
Stand
der
Erkenntnisse
nicht
als
Erfolg
versprechende
Behandlungsoption bei potentiell resektablen Ösophaguskarzinomen empfohlen
werden [6, 61].
Ziel einer präoperativen Chemotherapie ist neben der lokalen Tumorwirkung auch
die Eradikation okkulter Fernmetastasen. Die Kombination aus Cisplatin und
5-Fluorouracil ist heute das am häufigsten eingesetzte Chemotherapieprotokoll.
Bisher wurden mehrere Phase-III-Studien durchgeführt
[18, 46, 53, 59, 80]
. Malthaner und
Fenlon konnten in einem Update in „Cochrane Reviews 2003“ elf randomisierte
Studien mit 2051 Patienten zur Frage der präoperativen Chemotherapie bei
resektablem thorakalen Ösophaguskarzinom analysieren
[60]
. Dabei zeigte sich, dass
präoperative Chemotherapie mit konsekutiver Chirurgie einen Überlebensvorteil nach
3, 4 und 5 Jahren aufzuweisen scheinen, eine statistische Signifikanz der
präoperativen
Chemotherapie
plus
Chirurgie
versus
alleiniger
chirurgischer
Intervention zeigte sich nur nach dem 5. Jahr bei jedem histologischen Typ.
Beeinflusst werden die Ergebnisse durch die erhöhte Toxizität und Mortalität bei
Chemotherapie. Eine optimale Dosisfindung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch
nicht erreicht worden [60].
Ziele der Kombinationstherapie (kombinierte Radiochemotherapie) sind die Nutzung
synergistischer Effekte im Hinblick auf die Effizienz bei gleichzeitiger Reduktion von
Nebenwirkungen und die im Kombinationsregime gegenüber der Einzeltherapie
reduzierten Dosierungen. Neben einer direkt strahlensensibilisierenden Wirkung
einzelner Zytostatika kann ein Synergismus auch in der Überwindung von
Resistenzen der Tumorzellen gegen jeweils eine der Modalitäten resultieren. Mit
diesen Verfahren lassen sich zwar die lokale Tumorkontrolle verbessern und das
27
Einleitung
rezidivfreie Überleben verlängern, aber bisher keine signifikante Änderung des
Gesamtüberlebens erreichen. Im Vergleich zur präoperativen Chemotherapie führt
die
neoadjuvante
Radiochemotherapie
zu
einer
deutlichen
Steigerung
der
histopathologisch kompletten Remissionsrate. Da aber auch die Morbidität und die
postoperativen Mortalität ansteigt, wird das Gesamtergebnis (Überlebenszeit) negativ
beeinflusst. [36].
Meta-Analysen von Malthaner et al. [61] und Urschel et al. [97] konnten zeigen, dass im
Vergleich zur alleinigen Chirurgie die neoadjuvante Radiochemotherapie eine
signifikante Verbesserung der Drei-Jahre-Überlebenszeit und eine Verringerung der
lokoregionären Rezidivrate von Patienten mit resektablen Ösophaguskarzinomen
erreicht. Das relativ geringe Ausmaß des Benefits könnte durch eine sorgfältige
Selektion der Patienten für die neoadjuvante Therapie vergrößert werden
[61]
. Ein
signifikanter Einfluss erhöhter Mortalität durch die neoadjuvante Radiochemotherapie
wurde in den untersuchten Studien nicht bewiesen
Anwendung
der
kombinierten
[4, 12, 54, 70, 96, 101]
. Die gleichzeitige
Radiochemotherapie
war
der
sequentiellen
Verabreichung überlegen [97].
Präoperative (neoadjuvante) Therapie beim lokoregionär fortgeschrittenen
Ösophaguskarziom
Durch alleinige Bestrahlung (neoadjuvante Radiotherapie) konnte mit einer 5-ÜLR
von unter 5 Prozent bei Patienten mit einem lokoregionär fortgeschrittenen
Ösophaguskarzinom keine Verbesserung der Prognose erreicht werden. Nur in
frühen Stadien wurden mit Gesamtstrahlendosen 45 Gy bei selektionierten Patienten
5-ÜLR von etwa 20 Prozent erzielt. Dieses Verfahren wurde in verschiedenen
Phase-II- und III-Studien extensiv untersucht
[18, 53, 59]
. Es zeigte sich keine
Steigerung der Resektionsrate und kein Einfluß auf die 5-ÜLR (9 bis 16 Prozent), so
dass dieses Verfahren als alleinige Methode weitestgehend verlassen wurde.
Obwohl
zwei
Drittel
aller
Patienten
mit
einem
Ösophaguskarzinom
lokal
fortgeschrittene Tumorstadien aufweisen, liegt bisher keine Phase-III-Studie über
den
Einsatz
Patientengruppe
einer
vor.
alleinigen
In
neoadjuvanten
verschiedenen
Chemotherapie
Phase-II-Studien
bei
wurden
dieser
mediane
Überlebenszeiten von 11 bis 21 Monaten angegeben. Die erzielten histopathologisch
dokumentierten Remissionsraten (um 10 Prozent) sind unbefriedigend.
28
Einleitung
Die niedrige Rate kompletter Remissionen nach präoperativer Chemotherapie waren
Anlass für deren Kombination mit einer Strahlentherapie. Auch hier sind die
Erfahrungen
einer
präoperativen
Radiochemotherapie
beim
lokoregionär
fortgeschrittenen Ösophaguskarzinom sehr begrenzt und nur durch Ergebnisse von
wenigen Studien belegt
[4, 12, 36, 37, 96, 101, 102]
. Die neoadjuvante Radiochemotherapie
führt hiernach offensichtlich bei nicht wenigen Patienten zum Downstaging des
Primärtumors und zu einer Zunahme der R0-Resektionsrate
[101]
. Auch scheint eine
Reduktion der Lokalrezidivrate und eine Verlängerung des rezidivfreien Intervalls
hierdurch möglich, allerdings bisher ohne Verbesserung der Gesamtüberlebenszeit.
Grund hierfür ist vor allem eine durch die Vorbehandlung bedingte deutlich
gesteigerte postoperative Morbidität und Letalität [36].
Die
neoadjuvante
Radiochemotherapie
beim
lokoregionär
fortgeschrittenen
Ösophaguskarzinom ist unter den oben genannten Behandlungsmodalitäten das
effektivere Verfahren. Aufgrund der weiterhin relativ hohen Toxizität und damit
gesteigerten postoperativen Morbidität und Mortalität ist die Suche nach neuen
Modalitäten kombinierter Behandlung (z.B. lokale Hyperthermie) und der Einsatz
neuer weniger toxischer zytostatischer Substanzen Aufgabe der Zukunft.
Postoperative (adjuvante) Therapie
Eine postoperative Strahlenbehandlung (Adjuvante Radiotherapie) wird durchgeführt,
um eventuell vorhandene mikroskopische Tumorreste im Operationsgebiet oder
okkulte Mikrometastasen lokoregionär in den Lymphknoten zu devitalisieren und
somit eine verbesserte Lokalkontrolle zu erreichen. Von den bisher vorliegenden vier
Studien [25, 92, 107, 111] zeigte nur eine Studie in der Patientensubgruppe mit pN0-Status
eine signifikante Reduktion der lokoregionären Rezidivrate [92]. Übereinstimmend wird
aber vermehrt über Fernmetastasen und eine hohe Toxizitätsrate berichtet. Bei
keiner Patientengruppe konnte eine Verbesserung des Gesamtüberlebens erreicht
werden. Eine adjuvante Radiotherapie kann anhand dieser Daten bei Patienten nach
potentiell kurativer Ösophagusresektion nicht empfohlen werden.
Bis heute wurde nur eine Phase-III-Studie publiziert, die eine postoperative,
adjuvante Chemotherapie (Cisplatin/Vindesin) versus alleinige Chirurgie vergleicht [3].
Auch hier besteht zwischen beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied im
Gesamtüberleben, so dass dieses Vorgehen nicht empfohlen werden kann.
29
Einleitung
Zur adjuvanten Radiochemotherapie liegen derzeit keine Daten vor, die ihren Einsatz
außerhalb von Studien rechtfertigen.
Bis
heute
wurde
keine
Phase-III-Studie
publiziert,
die
eine
definitive
Radiochemotherapie versus (neoadjuvante) Radiochemotherapie beim lokoregionär
fortgeschrittenen Ösophaguskarzinom vergleicht.
Stadium I
und
allg. Operabilität
Stadium II+III
und
allg. Operabilität
Stadium I-III
und
allg. Inoperabilität
Stadium IV
Definitive
Radio-ChemoTherapie
Palliative
Therapie
Neoadjuvante
Therapie
Operation
Abbildung 4: Stadiengerechte Therapie bei Patienten mit Ösophaguskarzinom nach [8]
1.4 Mikrometastasen
Beim
Ösophaguskarzinom
stellt
der
Lymphknotenstatus
den
wesentlichen
Prognosefaktor nach kompletter Tumorresektion (R0-Resektion) dar. Nach wie vor
wird bei diesen Tumorentitäten die ausgedehnte Lymphadenektomie jedoch
kontrovers diskutiert. Ursache hierfür ist, dass nur eine Subgruppe von Patienten von
der
ausgedehnten
Lymphadenektomie
zu
profitieren
scheint
[14,
83]
.
Immunhistochemische und molekulare Untersuchungen haben isolierte Tumorzellen
in histologisch unauffälligen Lymphknoten nachgewiesen und dies als Vorstufe einer
späteren Metastasierung gedeutet
[30]
genannten
(okkulte
Mikrometastasen
. Diese Zellen oder Zellgruppen sind von so
Metastasen)
zu
unterscheiden.
Mikrometastasen sind histologisch nachgewiesene metastatische Zellgruppen und
zeigen eine Invasion des lymphoretikulären Gewebes, meist mit Proliferation und
Stromareaktion,
auf.
histomorphologischen
Sie
werden
abhängig
Untersuchungstechnik
bei
von
den
der
einzelnen
Subtilität
Tumoren
der
in
unterschiedlicher Häufigkeit beschrieben [32].
Ob Mikrometastasen als Frühform der metastatischen Absiedelung in Lymphknoten
prognostische Effekte aufweisen können, ist derzeit noch nicht eindeutig geklärt.
30
Einleitung
Die Möglichkeiten, Mikrometastasen zu definieren, sind zahlreich. LymphknotenMikrometastasen (LK-MM) entsprechen gemäß der Definition von Jiao und Krasna
sowie Cai et al. einer kleinen metastatischen Läsion (Cluster an Zellen oder
Einzelzelle), die nicht mit konventionell histologischen Untersuchungsmethoden
detektierbar sind
[17, 41]
. Die Anzahl der erforderlichen Zellen, um zur Definition
„Mikrometastase“ zu gelangen, variiert bei vielen Autoren erheblich. Es erscheint
sinnvoll, keine bestimmte Mengen- oder Größenangabe zu machen, sondern den
direkten
Vergleich
von
H&E-Färbung
und
Immunhistochemie
zu
suchen.
Immunhistochemische Techniken mit Antikörpern gegen humanes Zytokeratin
können (bei Nichtnachweisbarkeit in der konventionellen H&E-Färbung) epitheliale
Tumorzellen in Lymphknoten detektieren. Dies gelang zum Beispiel bei Patienten mit
[77]
kolorektalem Karzinom
Magenkarzinom
[38]
, Mammakarzinom
[94]
, Ösophaguskarzinom
[42]
und
. Es existieren bisher einige Studien, die sich mit der Bedeutung
von Mikrometastasen bei Patienten mit Ösophaguskarzinom auseinandersetzen.
Studiengruppen von Hosch et al.
Komukai et al.
[50]
[34]
, Natsugoe et al.
[66]
, Izbicki et al.
[39]
und
berichten über einen ungünstigen Effekt von nodalen
Mikrometastasen auf des Überleben von Patienten nach Ösophagusresektion,
während Tanabe et al.
[91]
, Sato et al.
[79]
und Glickman et al.
[30]
keinen Einfluss von
Mikrometastasen auf die Prognose nachweisen konnten. Die möglichen Methoden,
um isolierte Tumorzellen oder mikrometastatische Cluster zu detektieren, haben in
den letzten Jahren deutlich zugenommen. Morphologische und nichtmorphologische
Untersuchungsprinzipien wurden etabliert
[32]
. Jedoch können nur morphologische
Methoden, insbesondere die Immunhistochemie mit Zytokeratinen, den Nachweis
von Mikrometastasen epithelialer Primärtumore gemäß der aktuellen Definition
erbringen.
1.5 Zytokeratine
Nach
wie
vor
wird
die
Hämalaun-Eosin-Färbung
(H&E-Färbung)
zur
histopathologischen Routinefärbung von Operationspräparaten genutzt. Um kleinere
epitheliale Tumorzellgruppen mit dem nötigen Gewebekontrast zu differenzieren,
bedient man sich schon seit vielen Jahren der immunhistochemischen Färbung mit
Zytokeratin-Antikörpern.
31
Einleitung
Zytokeratine sind eine Familie wasserlöslicher Proteine mit Molekulargewichten
zwischen 40-70 kD, die das Zytoskelett der Epithelzellen bilden. Mindestens 19
unterschiedliche Zytokeratine sind bis heute identifiziert worden und können in zwei
Unterfamilien unterteilt werden. Unterfamilie A besteht aus relativ sauren
Cytokeratinen (mit einem pH unter 5,5), wogegen die Mitglieder der Unterfamilie B
einen relativ basischen pH von 6 oder mehr haben.
AE1/AE3 ist ein Cocktail aus zwei monoklonalen Antikörpern, die aus der
Immunisierung von Mäusen mit humanen Kalluskeratinen gewonnen wurden
[106]
.
AE1/AE3 weist die Mehrzahl humaner Zytokeratine nach und kann daher als
Werkzeug für den positiven IHC-Nachweis von Zellen verwendet werden, deren
Herkunft in einfachen und stratifizierten Epithelien liegt
[106] [95]
). Antikörper AE1 zeigt
eine Immunreaktion mit einer antigenen Determinante, die auf den meisten
Cytokeratinen der Subfamilie A vorkommt, einschließlich Cytokeratinen mit der
Mollschen Bezeichnung 10, 13, 14, 15, 16 und 19 (MG 56,5, 54', 50, 50', 48 bzw. 40
kD), jedoch nicht auf den Nummern 12, 17 und 18 (MG 55, 47 bzw. 45 kD)
[88]
.
Antikörper AE3 reagiert mit einer antigenen Determinante, die den Cytokeratinen der
Subfamilie B gemeinsam ist, einschließlich der Nummern 1 und 2, 3, 4, 5, 6, 7 und 8
(MG 65, 67, 64, 59, 58, 56, 54 bzw. 52 kD) [22].
Monoclonales-Maus-Antihuman-Zytokeratin (Klone AE1/AE3) ist zum Laborgebrauch
für den qualitativen Nachweis zweier Epitope mittels Lichtmikroskopie und
immunhistochemischer (IHC-) Testmethoden bestimmt, die auf der Mehrzahl von
Epithelzytokeratinen
in
azetonfixierten
gefrorenen
und
formalinfixierten,
paraffineingebetteten Geweben vorkommen. Positive Ergebnisse unterstützen bei
der Klassifikation gesunder und neoplastischer Gewebe, die ihrer Herkunft nach
Epithelien sind [63], und dienen als Ergänzung zur konventionellen Histopathologie.
1.6 Ziel der Arbeit
Die einzige therapeutische Möglichkeit, Patienten mit Ösophaguskarzinom potentiell
kurativ zu behandeln, ist die komplette chirurgische Resektion mit ausgedehnter
Lymphadenektomie. Bei Patienten mit fortgeschrittenem Ösophaguskarzinom
(Stadium III) führt die neoadjuvante Radiochemotherapie zum Downstaging des
Primärtumors, mit auch histopathologisch nachgewiesener Tumorrückbildung und
32
Einleitung
Zunahme der R0-Resektionsquote, allerdings ohne bisher gesicherte Steigerung der
Überlebenszeit [36].
Die
Rezidivrate
nach
Operation
ist
sogar
bei
Patienten,
die
keinen
Lymphknotenbefall aufwiesen, sehr häufig. Dieses Phänomen ist der Beweis dafür,
dass die Ausbreitung von Tumorzellen in Lymphknoten weit größer ist, als dies in
routine-pathologischen Untersuchungen nachzuweisen ist [66].
Die konventionelle Beurteilung von regionalen Lymphknoten wird gewöhnlicherweise
durch
einen
histologischen
Schnitt
für
jeden
LK
gemacht.
Während
routinehistopathologische Untersuchungen metastatische Foci nur über 2mm
detektieren können, beschreibt der Term Mikrometastasen Cluster an Zellen, die
nicht durch diese konventionellen Methoden entdeckt werden [45].
Neues
Interesse
wurde
immunhistochemischer
in
und
den
achtziger
molekularer
Jahren
durch
Nachweismethoden
die
Einführung
disseminierter
Tumorzellen geweckt. Dies bot Anlass zu verschieden Interpretationen und
unterschiedlichen Auslegungen der TNM- und Residualtumor (R) –Klassifikation
[32]
.
Die Ausbildung von Metastasen ist ein komplexer Prozess. Nur ein kleiner
Prozentsatz von zirkulierenden Tumorzellen (0,05 Prozent) überleben und initiieren
einen metastatischen Focus [32].
In dieser Studie werden Muster, Inzidenz und prognostische Bedeutung okkulter
Tumorzellen
in
Lymphknoten
(Mikrometastasen)
mit
immunhistochemischen
Methoden untersucht. So soll die Frage geklärt werden, ob ein erweitertes Staging
empfehlenswert ist und Einfluss auf die Wahl der Therapie haben könnte.
Ein Großteil der Patienten wurde mit einer präoperativen Radiochemotherapie
behandelt. Es ist von großem Interesse, zu untersuchen, ob die neoadjuvante
Therapie die Inzidenz am mikrometastatischen Tumorfoci und die Überlebensrate
beeinflussen kann, um möglicherweise auch in sehr frühen Stadien des
Ösophaguskarzinoms
sinnvoll
zum
Einsatz
zu
gelangen.
Dabei
sollen
histopathologische Merkmale in den Lymphknoten als Residuen der präoperativen
Radiochemotherapie
aufgezeigt
und
mit
Überlebensraten
korreliert
werden.
Weiterhin soll ersichtlich werden, inwieweit der histologische Subtyp Einfluss auf die
Prognose hat.
33
Material und Methoden
2 Material und Methoden
2.1 Patienten
Insgesamt wurden 162 Patienten, die im Zeitraum zwischen 1991 und 2003 an der
Universitätsklinik Freiburg, Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie wegen eines
Ösophaguskarzinomes operiert worden waren, ausgewählt. 104 Patienten erhielten
eine kombinierte Radiochemotherapie nach dem Naunheim-Protokoll
[67]
. Die
neoadjuvante Radiochemotherapie wurde 1994 eingeführt. Die Radiotherapie wurde
gleichzeitig mit Chemotherapie für vier Wochen an fünf Tagen pro Woche
verabreicht. Es wurde mit einer Gesamtdosis von 36 Gy zu täglichen Dosen von 1,8
Gy an Tag 1 bis 5 für vier Wochen bestrahlt. Zusätzlich erhielten die Patienten 500
mg/m2 5-Fluorouracil an Tag 1 bis 5 für vier Wochen und 20 mg/m2 Cisplatin an Tag
1 bis 5 in der ersten und vierten Woche. Nach einer Pause von mindestens vier
Wochen wurde ein Restaging und die Operation durchgeführt (durchschnittlich acht
bis zehn Wochen nach dem Beginn der präoperativen Radiochemotherapie). Die
Response auf die präoperative Radiochemotherapie wurde durch den Vergleich des
klinischen Tumorstadiums vor Beginn der Behandlung und dem Tumorstadium des
resizierten Gewebes bestimmt.
Die histologische Aufarbeitung der Resektate durch Pathologen der Universität
Freiburg
ergab,
dass
91
Patienten
primär
pN0
(keinen
durch
routine-
histopathologische Methoden nachweisbarer Lymphknotenbefall) aufwiesen. Mit
diesen Patienten beschäftigte sich die vorliegende Arbeit.
Zunächst wurden sämtliche, bereits auf Objektträgern vorhandene H&E-Schnitte von
Lymphknoten nochmals komplett auf eventuell übersehene Metastasen untersucht,
dabei mussten zwei Patienten nachträglich als pN1 eingestuft werden, da bereits
eine Lymphknotenmetastasierung vorlag. Von drei Patienten konnte entweder das
komplette Resektat oder die Lymphknotenblöcke nicht im Archiv gefunden werden,
sie wurden daher ebenfalls aus der Studie ausgeschlossen. Bei einem Patienten
wurde kurz nach der Operation eine zervikale Fernmetastase diagnostiziert, auch
dieser Fall wurde nicht berücksichtigt. Von den verbleibenden 85 pN0-Patienten
waren fünf nicht R0-resiziert, so dass davon auszugehen ist, dass Resttumorgewebe
in der Anastomose verblieben ist. Die statistische Auswertung berücksichtigt diese
Fälle insbesondere.
34
Von
den
verbleibenden
80
Material und Methoden
Patienten
erhielten
59
eine
neoadjuvante
Radiochemotherapie (73,75 Prozent).
Operativ wurde in den meisten Fällen ein transthorakaler Zugang mit einer „en-blocLymphadenektomie“ gewählt (Tabelle 7, S.35). Bei einigen Patienten wurde
hauptsächlich wegen beeinträchtigter Lungenfunktion ein transhiataler Zugang
bevorzugt. Eine thorakoabdominelle Resektionstechnik wurde bei 72 Patienten (90
Prozent der Fälle) durchgeführt, nur 8 Fälle (10 Prozent) wurden transmediastinal
operiert. In fast allen Fällen (n=76, 95 Prozent) wurde durch einen Magenhochzug
eine zervikale Anastomose erreicht, bei nur sehr wenigen Patienten (n=4, 5 Prozent)
musste ein Kolon-Interponat im hinteren Mediastinum plaziert werden. Bei 58
Patienten (72,5 Prozent) der Patienten wurde eine thorakoabdominelle Zwei-FeldLymphadenektomie
durchgeführt.
Eine
Ein-Feld-Lymphadenektomie
(zervikal,
thorakal oder abdominell) erhielten 12,5 Prozent der Patienten (n=10). Postoperativ
war eine intensivmedizinische Überwachung für einige Tage obligat, die maschinelle
Beatmung wurde meist am Tag der Operation beendet. Acht Patienten (10 Prozent)
hatten einen Zweittumor (Stimmbandkarzinom, Prostatakarzinom, Ovarialkarzinom
u.a.). Schwere, einschränkende Begleiterkrankungen wurden bei 61 Fällen (76,25
Prozent) festgestellt, hauptsächlich handelte es sich um kardiale und pulmonale
Probleme (arterieller Hypertonus, KHK, COPD).
Postoperative Komplikationen, hauptsächlich chirurgische (Anastomoseninsuffizienz,
Rekurrensparesen),
pulmonale
(Pneumothorax,
ARDS,
Pleuraempyem)
und
kardiale, wurden bei 71 Patienten (88,75 Prozent) gesehen. Nikotinabusus bei 76,25
Prozent und Alkoholabusus bei 67,5 Prozent der Patienten waren die wichtigsten
kanzerogenen und mortalitätsbezogenen Risikofaktoren.
Die Lokalisation der Primärtumore des Patientengutes verteilt sich analog der
empirischen Daten (siehe 1.3.1 und Tabelle 7, S.35), das Adenokarzinom trat – wie
erwartet - vornehmlich im unteren und mittleren Anteil des Ösophagus auf. Dem
postoperativen Grading wurde ein weiteres (Gx-)Stadium zugeordnet; hier zeigte sich
vor allem bei den neoadjuvant behandelten Patienten kein nachweisbarer Tumor
mehr, so dass ein Grading ebenso nicht möglich war. Die sich ergebende
histologische Zuordnung der Tumore zeigt ebenfalls die Tabelle 7. Dabei entfielen
auf das Plattenepithelkarzinom 72,5 Prozent (n=58), 27,5 Prozent (n=22) der
Patienten hatten ein Adeno- bzw. Barettkarzinom.
35
Material und Methoden
63:17
59,6 (±9,5)
Jahre
n (% von n=80)
Geschlecht (n/m:w)
Durchschnittsalter (SD)
Lokalisation Primärtumor
oberes Drittel
14 (17,5%)
mittleres Drittel
33 (41,3%)
unteres Drittel
34 (42,5%)
1 Fall mit Befall von unterem und oberen
Drittel
Histologischer Typ
Adenokarzinom
22 (27,5%)
Plattenepithelkarzinom
58 (72,5%)
Histoloisches Grading
Gx
25 (31,25%)
G1
3 (3,75%)
G2
34 (42,5%)
G3
18 (22,5%)
ja
59 (73,75%)
nein
21 (26,25%)
kein TU nach neoadj. Behandlung
nachweisbar
neoadjuvante Therapie
Operationstechnik
Thorako-abdominal
72 (90%)
Transmediastinal
8 (10%)
Magenhochzug
76 (95%)
Koloninterposition
4 (5%)
Lymphadenektomie
Ein-Feld
10 (12,5%)
Zwei-Feld
58 (72,5%)
nicht angegeben
Zweitkarzinom
Schwere
Begleiterkrankungen
postoperative
Komplikationen
12 (15%)
8 (10%)
61 (76,25%)
71 (88,75%)
Tabelle 7: klinisch-pathologische Merkmale der pN0-Patientengruppe (n=80)
Wie aus der Tabelle 8, S.36 ersichtlich, verteilte sich das Geschlecht der
Untersuchten zu 80 Prozent auf Männer und dementsprechend 20 Prozent auf
Frauen. Das mediane Alter aller Karzinom-Patienten betrug 59,6 Jahre mit einer
Standardabweichung von 9,5 Jahren. Für das plattenepitheliale Karzinom errechnete
sich ein männlicher Prozentanteil von 52,9 Prozent gegenüber 15,3 Prozent
weiblicher Tumorpatienten. Mit dem errechneten medianen Alter von 58,8
36
Material und Methoden
(Standardabweichung 9,2 Jahre) stimmt die Auswahl dieser Patienten mit dem in der
Literatur angegebenen medianen Alter von 55 Jahren annähernd überein [13]. Für das
Adenokarzinom ergab sich die Anzahl von 22 Patienten mit einem weiblichen Anteil
von 4,7 Prozent und einem männlichen Anteil von 21,2 Prozent. Das statistische
Durchschnittsalter für diese Auswahl zum Zeitpunkt der Operation (57,4 ± 11,1
Jahre) ist aufgrund der geringen Anzahl der Patienten nur annähernd mit den
Publikationsangaben (medianes Alter 63 Jahre) vereinbar. Dennoch zeigt die
Tumorverteilung (Tabelle 8, S.36) in etwa die statistische Verteilung von 60 - 70
Prozent Plattenepithelkarzinome und 30 - 40 Prozent Adenokarzinome (vgl. Tabelle
2, S. 11)
Tumor
Geschlecht
Altersverteilung
männlich
weiblich
Gesamt
n=63
n=17
n=80
78,75%
21,25%
100,00%
n=45
n=13
n=58
52,94%
15,29%
72,5%
n=18
n=4
n=22
21,18%
4,71%
27,5%
Gesamt
Plattenepithel-CA
Adeno-CA
zum Zeitpunkt der
OP
59,6 Jahre ± 9,5
(Mean SD)
58,9 Jahre ± 9,2
(Mean SD)
57,4 Jahre ± 11,1
(Mean SD)
Tabelle 8: Geschlechter- und Altersverteilung (Histologie)
Aus nachfolgender Tabelle 9 sind die postoperativen T-Stadien zu entnehmen.
Anzumerken ist, dass es sich hierbei für einige Fälle um Stadien nach neoadjuvanter
Bestrahlung (T0) handelt und einige Primärtumore nicht mehr nachgewiesen werden
konnten.
T-Stadium
T0
T1
T2
T3
T Ges.
25
13
21
21
80
31,25%
16,25%
26,25%
26,25%
100,00%
Tabelle 9: postoperative Tumorgröße-Stadien der pN0-Patienten (n=80)
2.2 Histologische Aufarbeitung
Aus der verbleibenden Patientengruppe wurden alle in Paraffin eingebetteten
Gewebeblöcke aus dem Archiv des pathologischen Instituts herausgesucht, hierbei
konnte man sich auf die vorhandenen, schriftlich fixierten Befunde berufen. Die
37
Material und Methoden
Gewebeblöcke wurden gemäß den in der Literatur angegebenen Richtwerten
geschnitten (Abbildung 5, S.37). Es wurden insgesamt 6 konsekutive Schnitte
entnommen, die Schnittdicke betrug 2 µm. Jeder erste, dritte und fünfte Schnitt
wurde mit einer H&E-Färbung aufgearbeitet, jeder zweite, vierte und sechste Schnitt
erhielt eine immunhistochemische Färbung. Der erste (H&E) und der zweite Schnitt
(IHC) folgten in einem mindestmöglichen Abstand von 2 µm, um die optische
Kontrolle zu gewährleisten, nach 150 µm wurde der dritte (H&E) und wiederum in
einem Abstand von 2µm der vierte Schnitt (IHC) gewonnen. Nach gleichem Schema
wurde mit dem fünften und sechsten Schnitt verfahren.
1. 2.
3. 4.
5. 6.
Lymphknoten
2µm
150µm
2µm
150µm
2µm
Abbildung 5: schematische Darstellung von Schnittanzahl und -abständen durch einen Lymphknoten
2.2.1 H&E-Färbung
Zur Beurteilung morphologischer Veränderungen wurde eine Standardfärbung mit
Hämalaun-Eosin (H&E-Färbung) durchgeführt.
Die Hämalaun-Eosin-Färbung (H&E-Färbung) ist eine geeignete Methode zur
Übersichtsfärbung von Gewebe. Diese Färbetechnik wurde zur Darstellung der
histologischen Routineschnitte des OP-Materials und der neu aufgearbeiteten
Kontrollschnitte (Abbildung 5, S.37) eingesetzt.
Nach der Entparaffinierung in Xylol und einer absteigenden Alkoholreihe wurden die
Schnitte zur Kernfärbung 10 Minuten in einer 1:5 verdünnten Hämalaunlösung nach
Mayer (Fa. Merck, Darmstadt) gefärbt. Anschließend wurden sie 10 Minuten unter
fließendem Leitungswasser gespült und 30 Sekunden in einprozentiger wässriger
38
Eosinlösung
(Fa.
Merck,
Darmstadt)
Material und Methoden
gegengefärbt.
Nach
einem
kurzen
Waschvorgang in aqua dest. wurden die Schnitte in einer aufsteigenden Alkoholreihe
entwässert, einige Minuten in Xylol belassen und auf Objektträger (Fa. Langenbrinck,
Teningen) eingebettet. Durch das Hämalaun werden alle basophilen Zellbestandteile
wie z.B. das Chromatin der Zellkerne blau dargestellt. Diese Bläuung stellt sich beim
Überspülen
der
Leitungswasser
in
ein,
Farbe
dabei
getauchten
bestimmt
die
Objektträger
Dauer
des
mit
elektrolythaltigem
Wasserkontaktes
die
Farbintensität. Danach wurde mit Eosin (Rot) gegengefärbt, welches Zytoplasma und
Interzellularsubstanz rosa darstellt. Die Lösung bestand aus 1 Prozent Eosin-Y, 0,5
ml Eisessig auf 0,1 l Aqua dest.
Die Präparate wurden eingedeckelt und mit dem Mikroskop Axioskop 50 (Fa. Carl
Zeiss) analysiert.
2.2.2 Immunhistochemische Färbung
Zur immunhistochemischen Aufarbeitung der Lymphknotenblöcke wurde der
Zytokeratin-Antikörper-Cocktail AE1/AE3 (DAKO, Hamburg) verwendet (siehe auch
Abschnitt 1.5., S.30).
Wir nutzten AE1/AE3 als gereinigte Immunglobulinfraktion von Aszites in folgender
Aufarbeitung:
AE1/AE3
1ml
TRIS-HCl
0,05 mol/l
Natriumazid
0,015 mol/l
pH
7,2
Tabelle 10: Zusammensetzung des AE1/AE3-Cocktails
2.2.2.1 LSAB-Immunhistochemie im automatisierten Verfahren (Labelled
Streptavidin-Biotin)
AE1/AE3 wurde vor den eigentlichen Versuchen über das DAKO®-Autostainer-Gerät
in Verdünnungsreihen an einem epithelialen Präparat ausgetestet und gefärbt.
Verwendet wurde eine Dilution von 1:200, da in dieser Verdünnung der beste
Gewebekontrast hergestellt werden konnte.
39
Material und Methoden
Von den in Paraffin eingebetteten Geweben wurden serielle 2 µm dicke
Schnittpräparate hergestellt und auf polysinbeschichtete Objektträger aufgezogen.
Nach Inkubation im Brutschrank bei 60°C für mindestens eine Stunde wurden die
Schnitte
entparaffiniert.
Dazu
durchliefen
sie
folgende
Alkoholreihe
im
Entparaffinierungsgerät:
in Xylol
16 mal 1,5 min
in 100%igem Ethanol
3 mal 1,5 min
in 96%igem Ethanol
1 mal 1,5 min
in 70 %iger Ethanol
1 mal 1,5 min
Die Epitopdemaskierung erfolgte in 1fachem TRS (Target Retrieval Solution, DAKOCytomation) für 30 Minuten im Dampfgarer unterhalb des Siedepunktes bei 99°C.
Der pH-Wert des TRS für den Antikörper AE1/AE3 betrug pH 6.
Die proteolytische Vorbehandlung erfolgte mit Proteinase K (Fa. SIGMA, Steelze).
Die Färbung mit dem Antikörper erfolgte mit dem Autostainer-Gerät. Die
Inkubationszeit mit dem Primärantikörper in einer bestimmten Verdünnung betrug 30
Minuten. Nach kurzem Waschen mit Waschpuffer, wurde der Sekundärantikörper
(Flasche A des ChemMate Detection Kit, DAKO-Cytomation) für 15 Minuten
zugegeben. In dieser Flasche waren die Sekundärantikörper gegen beide Tierarten
(Maus und Kaninchen) enthalten. Nach nochmaligem Waschen wurde die alkalische
Phosphatase (Flasche B des ChemMate Detecion Kit, DAKO-Cytomation) für 15
Minuten zugegeben. Die Farbreaktion wurde durch eine 10 minütige Inkubation in
Neufuchsin (Flaschen C bis G: Färbekomplex RED Chromogen 1-3, alkalische
Phosphatase-Substrat-Puffer, Levamisol) hervorgerufen. Nach Waschen mit Aqua
dest. wurden die Zellkerne im Hämalaun nach Mayer 6 Minuten gegengefärbt und 5
Minuten unter fließendem Wasser gebläut. Nach kurzem Eintauchen in die Gefäße
einer aufsteigenden Alkoholreihe (70%, 96%, 100% Ethanol, dann 100% Xylol)
wurden die Schnitte mit Hilfe eines Folieneindecklers eingedeckelt. Die durch
Neufuchsin erzeugte Farbe ist nicht in Alkohol oder anderen organischen
Lösungsmitteln löslich, daher können die Präparate vor dem Eindecken entwässert
werden.
40
Material und Methoden
LSAB-Methode:
Ein biotinylierter Sekundärantikörper bindet
Enzymsubstrat
an den Primärantikörper. Die alkalische
Phosphatase (AP) wird im Komplex mit
Streptavidin und
Streptavidin zugegeben. Avidin hat vier
Bindungsstellen für Biotin und bindet somit
Sekundärantikörper
(biotinyliert)
an
den
Sekundärantiköper.
Das
Enzymsubstrat Neufuchsin wird von der
AP
enzymatisch
gespalten,
was
zur
Rotfärbung führt.
Primärantikörper
Abbildung 6: Darstellung der Labelled
StreptAvidin-Biotin-Methode (LSAB-Methode) (nach [10])
Antigene
Zusammensetzung der Neufuchsin - Substratlösung
Zusammensetzung der Neufuchsin-Substratlösung:
(empfohlen für Gewebeschnitte)
•
1. Lösung A: 18 mL 0,2 M 2-Amino-2-methyl-1,3-propandiol mit 50 mL 0,05 M
Trispuffer, pH 9,7 und 600 mg Natriumchlorid mischen. 28 mg Levamisol
zufügen.
•
2. Lösung B: 35 mg Naphthol AS-BI-Phosphat in 0,42 mL N,NDimethylformamid lösen.
•
3. Lösung C: Unter einem Laborabzug 0,14 mL 5% Neufuchsin (5 g in 100 mL
2 N HCI) mit 0,35 mL frisch angesetztem 4% Natriumnitrit (NaNO2, 40 mg in 1
mL Aqua dest.) mischen. 60 Sekunden rühren.
•
4. Lösung A und B mischen, anschließend Lösung C hinzufügen; den pH-Wert
mit Salzsäure (HCI) auf 8,7 einstellen. Mischen und filtriert auf die
Objektträger auftragen.
•
5. 10-20 min bei Raumtemperatur inkubieren.
•
6. Mit destilliertem Wasser spülen.
•
7. Gegenfärben und Eindecken; wässrige (Glycergel™, C0563) oder
organische Eindeckmedien.
41
Material und Methoden
2.3 Statistik
Die Daten aller Ösophaguskarzinompatienten wurden fortlaufend über Jahre durch
Mitarbeiter der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg erhoben, aktualisiert und
ausgewertet. Die letzte Datenaktualisierung fand im April 2004 statt. Folgende
Parameter wurden aufgenommen:
•
Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht,
•
Zeitpunkt der Operation,
•
pTNM-Stadium,
•
Lokalisation des Tumors, Tumorlänge, Tumorstenose,
•
durchgeführte neoadjuvante Therapie,
•
Response auf neoadjuvante Therapie,
•
Operationstechnik und Operationszugang,
•
Länge des postoperativen stationären Aufenthaltes,
•
Risikofaktoren (Alkohol, Nikotin),
•
Histologie (Adenokarzinom, Plattenepithelkarzinom),
•
Vorhandensein eines Zweitkarzinoms,
•
schwere Begleiterkrankungen,
•
postoperative Komplikationen und
•
Überlebensdaten.
Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden mit der Überlebenszeit, Response (Ausmaß der
Tumorremission nach neoadjuvanter Therapie mittels Vergleich von prä- und
posttherapeutischen
Stadien),
Tumorfaktoren
(Infiltrationstiefe,
Tumorlänge)
verglichen und korreliert. Die statistischen Tests wurden mit Hilfe des Programms
SPSS (SPSS Inc., Chicago Ill.) durchgeführt. Unterschiede in Häufigkeiten wurden
mit dem Chi-Quadrat-Test nach Pearson oder dem Exakten Test nach Fisher
detektiert. Unterschiede von Mittelwerten verlangte nach dem Student t-Test.
Überlebenszeiten wurden mit der Meier-Kaplan-Überlebensanalyse korreliert, die
Gleichheit der Überlebenskurven wurde mit dem lok-rank-test analysiert. Ein p-Wert
(p-value) weniger als 0,05 wurde als signifikant gewertet. Für multivariate Analysen
wurde der Cox’s propotional hazard test benutzt.
42
Ergebnisse
3 Ergebnisse
3.1 Mikrometastasen und Zytokeratinpositivität
Die Analyse der bereits vorhandenen H&E-Schnitte aus der routinepathologischen
Untersuchung zum Zeitpunkt der Operation und Gewebeentnahme wurden
retrospektiv komplett aufgearbeitet. Die eingedeckelten Präparate der frühen
Jahrgänge (1990-1992) zeigten starke altersbedingten Materialschäden und konnten
nicht vollständig reevaluiert werden.
In der immunhistochemischen Aufarbeitung konnten Lymphknotenschnitte von 85
Patienten begutachtet werden. Insgesamt wurden 1435 Lymphnoten aus 429
Gewebe-Blöcken untersucht. Dies entspricht einer Anzahl von 2566 Schnitten. Pro
Block wurden durchschnittlich 3,4 Lymphknoten untersucht, pro Fall ergab sich eine
durchschnittliche Lymphknotenanzahl von 17,24 (SD ± 11,1). Unklare Befunde und
gefundene Mikrometastasen wurden eingehend mit zwei erfahrenen Pathologen
nachbesprochen.
Tumorverdächtige
Zellen
wurden
nur
dann
als
vitale
Mikrometastasen gewertet, wenn folgende Kriterien übereinstimmten:
-
Fehlende Nachweisbarkeit in der routinehistologischen H&E-Färbung
-
zytokeratinpositives Zytoplasma
-
große Zellen (im Vergleich zur Umgebung)
-
relativ großer, unförmiger Zellkern
-
große, auffällige Nukleolen
-
wenig Zytoplasma
-
tumorassoziierter Bezug zum Nachbargewebe (Ausschluss
operationsbedingte Kontamination mit Tumorzellen)
-
stromale Reaktion des lymphoiden Gewebes
-
eventuell gleichzeitig auftretende Lymphangiosis carcinomatosa bzw.
Tumorzellen auch in anderen LK-Präparaten des gleichen Patienten
Insgesamt wurden bei 85 Patienten, deren Lymphknoten untersucht wurden, sechs
(8,25 Prozent) Mikrometastasen entsprechend den vordefinierten Kriterien gefunden.
Bei einem Fall mit MM handelte es sich um keine vollständige R0-Resektion. Nach
Ausschluss
der
fünf
nicht
R0-resizierten
Patienten
entspricht
dies
einer
Detektionsrate von 6,25 Prozent (pN+) bei nunmehr 80 Patienten. Die ZytokeratinPositivität (CK+ges) lag mit 42,5 Prozent erheblich höher. Sie subsumiert sämtliche
43
Ergebnisse
Fälle, bei denen zytokeratinpositive Zellen in oder an den Lymphknoten
nachgewiesen werden konnten. Dies schließt vitale Mikrometastasen, avitale Mikrooder Makrometastasen, nahe Infiltration des benachbarten Fettgewebes, perineurale
Infiltration
und
Lymphangiosis
carcinomatosa
mit
ein.
Die
Lymphangiosis
carcinomatosa (12,5 Prozent) ist als zytokeratinpositives Tumorzellwachstum entlang
von Lymphkapillaren und Lymphkollektoren charakterisiert. Eine perineurale
Infiltration (Wachstum von Tumorzellen entlang von Nervensträngen) wurde bei 5
Prozent der Fälle beobachtet. Die lymphknotenbezogene Zytokeratinpositivität
(CKLK+)
schließt
Mikrometastasen,
nur
die
avitale
nach
Mikro-
histologischen
und
Kriterien
Makrometastasen,
diagnostizierten
sowie
übrige
zytokeratinpositive Zellen (inklusive zytokeratinpositiver Restaktivität in fibrotischen
oder narbigen Arealen) mit ein. Die CKLK+ war mit 23,75 Prozent ebenfalls noch
deutlich erhöht gegenüber dem singulären Nachweis von Mikrometastasen (Tabelle
11).
n Patienten (%)
auf LK begrenzt
(CKLK+) (%)
34 (42,5)
19 (23,75)
5 (6,25)
5 (6,25)
13 (16,25)
13 (16,25)
avitale Mikrometastasen
4 (5)
4 (5)
avitale Makrometastasen
11 (13,75)
11 (13,75)
10 (12,5)
-
perineurale Infiltration
4 (5)
-
Infiltration Fettgewebe
9 (11,25)
-
17 (21,25)
12 (15)
Histologische Merkmale
Zytokeratinpositivität
Mikrometastasen (pN+)
avitale Mikro-oder Makrometastasen
Lymphangiosis carcinomatosa
Narben und Fibrosen
Tabelle 11: Histologische Merkmale und Zytokeratinpositivität bei n=80 Patienten
Während vitale Tumorzellnester nur dann als vitale Mikrometastasen eingestuft
wurden, wenn sie die oben genannten Kriterien erfüllten, zählte zur CKLK+ nur die
Anfärbbarkeit
durch
AE1/AE3.
Auch
hier
wurden
histologische
Merkmale
(Assoziation zum umgebenden Gewebe, Stromareaktion) kritisch angewendet, um
eine
Kontaminationswahrscheinlichkeit
weitestgehend
auszuschließen.
Die
Kontaminationsrate war mit über 82 Prozent sehr hoch, die zytokeratinpositiven
Partikel konnten zuverlässig anhand morphologischer Kriterien erkannt und als
44
falsch-positiv
ausgeschlossen
Ergebnisse
werden.
Oftmals
handelte
es
sich
um
operationsbedingte Kontamination von Tumorzellen, des weiteren um Fremdpartikel
durch die Aufarbeitung der Präparate. Durch aufgefaltete Lymphknotenschnittflächen
war es in wenigen Fällen nicht möglich, eventuell vorhandene zytokeratinpositive
Zellen suffizient zu differenzieren.
In einem Fall trat neben einer vitalen Mikrometastase auch eine avitale
Makrometastase auf, in drei weiteren Fällen war gleichzeitig eine perineurale
Infiltration (1 Fall) oder Lymphangiosis carcinomatosa (2 Fälle) zu sehen (Tabelle
12).
Mikrometastasen
Fall 1
Fall 2
Fall 3
Fall 4
Fall 5
Anzahl
untersuchte LK
pro Fall
15
22
26
12
20
Lokalisation
Nicht
angegeben
Cardia
Periösophageal
TrachealBifurkation
Zwerchfellschenkel
Primärtumor *
AC
SCC
SCC
SCC
AC
Tumorlokalisation
(Drittel)
Mittleres
unteres
unteres
Oberes
Unteres
Begleiterscheinungen¶
Ly.carc.
Ly.carc.
avitale LKMetastase
Perineurale
Infiltration
---
pT-Stadium
3
1
0
3
3
neoadjuvante
Therapie?
nein
nein
ja
Ja
nein
Tabelle 12: klinisch pathologische Zusammenhänge bei n=5 gefundenen Mikrometastasen
* AC= Adenokarzinom, SCC=Platteneptithelkarzinom (Squamous cell carcinoma)
¶
Ly.carc.= Lymphangiosis carcinomatosa
In keinem Fall wurden mehr als eine Mikrometastase pro Patient festgestellt. Die
durchschnittlich
untersuchte
Lymphknotenanzahl
bei
den
Patienten
mit
Mikrometastasen (pN+) war 19 (SD ± 5,7), die der pN0 gebliebenen 17,12 (SD ±
11,4). Tabelle 13 gibt eine aufgeschlüsselte Übersicht.
ja
Mittlere
LK-Anzahl
19,00
5
Standard-.
Abweichung
5,568
nein
17,12
75
11,354
Total
17,24
80
11,070
Mikrometastasen
Fälle.
Tabelle 13: durchschnittliche Lymphknotenanzahl bei Patienten mit oder ohne Mikrometastasen
45
Ergebnisse
Die Lokalisation der Mikrometastasen entsprach (bis auf einen unklaren Fall)
lokoregionären Lymphknoten bei entsprechender Position des Primärtumors.
Beispielsweise waren bei einer Tumorlokalisation im unteren Drittel die cardianahen
Lymphknoten betroffen, desweiteren Lymphknoten im Zwerchfellschenkel und
periösophageal. Bei Position des Primärtumors im oberen Drittel des Ösophagus
wurde eine Mikrometastase in den Lymphknoten der Trachealbifurkation gefunden.
Mikrometastasen wurden unabhängig vom histologischen Grading (Grad 1 bis 3)
detektiert; einschränkend bleibt zu bemerken, dass in 25 von 80 Fällen ein Grading
nicht vorlag.
Auch
das
pT-Stadium
präsentierte
sich
heterogen:
dreimal
gelang
ein
Mikrometastasen-Nachweis bei T3-Tumoren, einmal im T0-Stadium und ein weiteres
Mal im Stadium T1. Eine neoadjuvante Therapie erhielten drei von fünf Patienten mit
detektierten Mikrometastasen. In einem Fall gelang es nicht, ein CK-positive Zelle
genauer
zu
differenzieren,
eine
daraufhin
durchgeführte
CD-68-Färbung
(Immunhistochemie) konnte diese Zelle eindeutig als Makrophagen identifizieren.
CK-Positivität
(LK begrenzt)
ja
ØLK-Anzahl
Fälle
Mean
N
20,21
19
8,600
nein
16,31
61
11,640
Total
17,24
80
11,070
Std. Deviation
Tabelle 14: durchschnittliche Lymphknotenanzahl bei Patienten mit oder ohne nachgewiesener CKPositivität
In der Tabelle 14 erkennt man, dass mit einem Mittelwert von 20,2 (SD 8,6) deutlich
mehr Lymphknoten untersucht wurden, wenn Zytokeratinpositivität festgestellt wurde
(p=0,182). Abbildung 7; S.46 zeigt die Verteilung der untersuchten Lymphknoten bei
CKLK+ und CKLK-.
46
Ergebnisse
60
47
Untersuchte Lymphknoten
50
1
40
30
20
10
0
ja
nein
CK-Positivität (LK begrenzt)
Abbildung
Abbildung7:7Verteilung
Verteilungder
derLymphknotenanzahl
Lymphknotenanzahlbei
bei
vorhandener
detektierter oder nicht detektierte
vorhandener
CK-Positivität
CK-Positivität
CK-Positivität (LK
begrenzt)
50
n=43
ja
nein
40
72,9%
Fälle
30
20
p=0,186
n=18
n=16
10
n=3
27,1%
85,7%
14,3%
0
ja
nein
prae OP: Neoadjuvante Therapie
Abbildung 8: Anteile der Zytokeratinpositivität bei vorhandener (n=59) und
nicht vorhandener (n= 21) neoadjuvanter Therapie
Abbildung 8, S. 46 zeigt die Anteile der Zytokeratinpositivität bei vorhandener und
nicht vorhandener neoadjuvanter Therapie. Erfolgte eine neoadjuvante Therapie, so
47
Ergebnisse
wurde unter diesen Fällen 27,1 Prozent CK-Positivität detektiert. Wurden Patienten
nicht präoperativ behandelt, lag der Anteil der CK-Positivität bei 14,3 Prozent
(p=0,186).
CK-Pos. ohne MM
Diagnostik:
N-Staging
prae OP
Total
ja
nein
cN0
3
32
35
cN1
9
28
37
cNx
2
6
8
14
66
80
Total
Tabelle 15: Auftreten von Zytokeratinpositivität in verschiedenen präoperativen N-Stadien
In den abgebildeten Tabellen 15 und 16, S.47 ist der Nachweis von Mikrometastasen
oder Zytokeratinpositivität (ohne Mikrometastasen) im Zusammenhang mit der
präoperativen cN-Situation zu sehen. Mikrometastasen verteilten sich in drei Fällen
auf das Stadium cN0 und in zwei Fällen auf das Stadium cN1 (Tabelle 16).
Micrometastasen
Diagnostik:
N-Staging
prä-OP
Total
ja
nein
cN0
3
32
35
cN1
2
35
37
cNx
0
8
8
5
75
80
Total
Tabelle 16: Auftreten von Mikrometastasen in verschiedenen präoperativen N-Stadien
Zytokeratinpositivität (siehe Tabelle 15) wurde bei 9 Fällen (64 Prozent) im cN1Stadium detektiert, 3 Patienten mit nodalem Zytokeratinnachweis hatten ein cN0Stadium, in 2 Fällen war die präoperative nodale Situation nicht eindeutig (cNx). Alle
ehemaligen cN1-Fälle waren histopathologisch pN0 gestagt, davon entfielen n=33
(89 Prozent) auf Fälle mit Radiochemotherapie (Tabelle 17).
prae OP: Neoadjuvante
Therapie
Diagnostik:
N-Staging
prae OP
Total
Total
ja
nein
0
23
12
35
1
33
4
37
X
3
5
8
59
21
80
Tabelle 17: Verteilung der Patienten mit oder ohne neoadjuvanter
Behandlung in verschiedene präoperativen N-Stadien
48
Ergebnisse
In der nachfolgenden Bilderserie sind in der Abbildung 9, S.49-50 im Bild (1) und (2)
der Nachweis einer Mikrometastase im Randbereich eines Lymphknotens durch
Immunhistochemie mit 10facher (1) und 40facher (2) Vergrößerung zu sehen. Eine
weitere Mikrometastase im Randsinus eines Lymphknotens ist im Bild (3) (20fach)
und Bild (4) (100fach) in der AE1/AE3-Anfärbung zu sehen. Gut zu erkennen ist der
relativ große Zellkern, die ausgeprägten, auffälligen Nukleolen und exzellente
zytoplasmatische Anfärbbarkeit durch den Antikörper AE1/AE3. Disseminierte,
ungeordnet im Lymphknoten liegende Tumorzellen sind in Bild (5) in 5facher
Vergrößerung zu sehen. Die Darstellung einer malignen Einzelzelle (6) wiederholt die
eingangs erwähnten Kriterien einer Tumorzelle. In Bild (7) (10fach) ist ein
Tumoreinbruch in eine Lymphkapillare zu erkennen (Lymphangiosis carcinomatosa).
Ein Cluster von Tumorzellen ist in (8) zu sehen und wurde als Mikrometastase
gewertet, da diese Zellen nicht in der H&E-Färbung zu sehen waren. Eine
Stromareaktion des umgebenden lymphatischen Gewebes ist dabei sehr gut
abzugrenzen. In Abbildung (9) und (10) wurden im Randsinus eines Lymphknotens
gefundene Tumorzellen anhand zweier im Abstand von 2 µm gefertigter Schnitte
verglichen: (9) zeigt die H&E-Färbung (20fach), in der die metastatischen Zellen nur
schwer zu detektieren sind; in (10) sind die selben Zellen durch die gute
Kontrastierung durch AE1/AE3 und dem Färbereagenz Neufuchsin sehr leicht vom
übrigen Lymphknotengewebe abzugrenzen.
In (11) erkennt man eine avitale Makrometastase, die vorher nicht gefunden wurde.
Alle Zellen sind nicht mehr vital, eine Anfärbung durch AE/AE3 ist jedoch gegeben.
Um das nekrotische Metastasengewebe findet sich fibrotisches Narbengewebe als
Resultat der Radiochemotherapie. Der Antikörper färbt auch Mesothelien (12) an.
Diese sind jedoch aufgrund typischer histologischer Merkmale leicht von Tumorzellen
zu differenzieren. Als ein typisches Artefakt sind im Bild (13) zytokeratinanreichernde
Partikel zu identifizieren. Diese haben keine typischen Merkmale von vitalem oder
avitalem Tumorgewebe, es besteht kein Bezug zum umgebenden Gewebe. Solche
Verschmutzungen kamen häufig vor und wurden nach Diskussion mit zwei
Pathologen von der Analyse ausgeschlossen.
49
Ergebnisse
1
2
3
4
5
6
7
8
50
Ergebnisse
9
10
11
12
13
Bildnachweis: (Abbildung 9)
Bildnachweis:
1.Nachweis einer MM im Randbereich eines
LK (10x)
9. Tumorzellen im Randsinus eines LK (H&E,
20x)
2.Nachweis einer MM im Randbereich eines
LK (40x)
10. Tumorzellen im Randsinus eines LK (IHC,
10x)
3.MM im Randbereich eines LK (20x)
11. avitale Makrometastase im LK (2,5x)
4.MM im Randbereich eines LK (100x)
12. Anfärbung von Mesothelien durch
AE1/AE3 (10x)
5. disseminierte Tumorzellen in einem LK (5x)
6. Darstellung einer malignen Einzelzelle (100x)
7. Tumoreinbruch in eine Lymphkapillare (10x)
8. Cluster von Tumorzellen (20x)
13. Artefakt: zytokeratinanreichernde Partikel
(40x)
51
Ergebnisse
3.2 Patientenevaluation und neoadjuvante Therapie
59 von 80 Patienten erhielten eine präoperative Radiochemotherapie nach dem
Naunheim-Protokoll. Um die Effizienz von neoadjuvanten Therapieprotokollen
einschätzen zu können, muss ein Vergleichsparameter geschaffen werden. In
diesem Fall bietet sich die Gegenüberstellung des prätherapeutischen T-Stadiums
(cT-Stadium) mit dem pathohistologischen T-Stadium (pT-Stadium) an.
Präoperativ (cT)
Postoperativ (pT)
Häufigkeit (Prozent)
Häufigkeit (Prozent)
T-Stadium
k.A.
7
(8,8)
0
0
(0)
25
(31,3)
1
5
(6,3)
13
(16,3)
2
22
(27,5)
21
(26,3)
3
42
(52,5)
21
(26,3)
4
3
(3,8)
0
(0)
1
(1,3)
0
(0)
X
Gesamt
80
0
(100,0)
80
(0)
(100)
Tabelle 18: präoperatives und postoperatives T-Stadium von n=80 Patienten
Neoadjuvante
Therapie
pT-Klassifizierung
Total
Total
ja
25
nein
0
25
1
8
5
13
2
15
6
21
3
11
10
21
59
21
80
0
Tabelle 19: Verteilung der postoperativen pT-Stadien nach vorhandener oder nicht vorhandener
neoadjuvanter Therapie
Neoadjuvante Therapie
Response
Histologie
n (%von n=59)
SCC
AC
Komplett
24 (41%)
19 (46,4%)
5 (27,8%)
Partiell
32 (54%)
20 (48,8%)
12 (66,7%)
Kein
2 (3,3%)
1 (2,4%)
1 (5,5%)
Progress
1 (1,7%)
1 (2,4%)
0 (0%
59 (100%)
41 (100%)
18 (100%)
Total
Tabelle 20: Response nach erfolgter neoadjuvanter Therapie (pathologischer Befund)
Tabelle 20 gibt Aufschluss über das Ausmaß der Remission nach neoadjuvanter
Therapie. Die Tumorremission ergab sich durch den Vergleich des klinischen
52
Ergebnisse
Tumorstaging vor Therapiebeginn (cTNM) und des pathologischen Befundes nach
Resektion (pTNM) (siehe Tabelle 18, S.51). Das pathohistologische Staging konnte
nach Resektion ein pT0-Stadium bei 31,3 Prozent (n=25) nachweisen. Alle 25
Patienten sind radiochemothapiert worden (Tabelle 19, S.51) und wiesen eine
komplette Remission bei fehlender Nachweisbarkeit des Primärtumors (pT0) im
pathologischen Präparat auf. Aus Tabelle 19 wird weiterhin die Verteilung über die
restlichen postoperativen T-Stadien nach Radiochemotherapie ersichtlich.
Downstaging des T-Stadiums gegenüber der präoperativen Situation wurde als
partielle Remission gekennzeichnet. Entsprach der pathohistologische Befund dem
der prätherapeutischen TNM-Klassifikation, wurde von keiner Remission, bzw. bei
Verschlechterung von Progress ausgegangen. Eine komplette Remission von 59
vorbehandelten pN0-Patienten konnte bei 41 Prozent (n=24) festgestellt werden,
eine partielle Remission wiesen 54 Prozent (n=32) der Fälle auf. Kein Ansprechen
oder Progression des Tumors unter neoadjuvanter Therapie wurde bei zwei (3,3
Prozent), bzw. einem (1,7 Prozent) Patienten registriert. Unter Berücksichtigung der
Histologie bedeutet dies beim Plattenepithelkarzinom (SCC): ausgehend von 41
Patienten (69,5 Prozent) von 59 Fällen, die eine präoperative Radiochemotherapie
erhalten haben: komplette Remission (46,4 Prozent, n=19), partielle Remission (48,8
Prozent, n=20) und keine Remission/Progress (4,8 Prozent, n=2). Für das
Adenokarzinom (AC), dessen Anteil der vorbehandelten Fälle 30,5 Prozent (n=18)
beträgt, errechnet sich folgende Situation: komplette Remission (27,8 Prozent, n=5),
partielle Remission (66,7 Prozent, n=12) und keine Remission (5,5 Prozent, n=1).
Durch Bildgebung, Endosonographie und klinische Untersuchung ergab sich bei 33
(55,9 Prozent) von 59 neoadjuvant behandelten Patienten aufgrund hochgradigem
Metastasen-Verdachtes ein präoperatives cN1-Stadium, im Operationsresektat
konnten
routinehistopathologisch
nachgewiesen werden (Stadium ypN0).
keine
Lymphknotenmetastasen
mehr
53
Ergebnisse
Wichtige histologische Merkmale der Lymphknoten, u.a. Narben, Fibrosen und
Zunahme der retikulären Lymphknotenstrukturen als Residuen oder Auswirkungen
der neoadjuvanten Therapie, wurden dokumentiert und statistisch ausgewertet.
Zudem wurde, wie aus Tabelle 21, S. 53 ersichtlich, die unterschiedliche
Zytokeratinaktivität (vitale Mikrometastasen, avitale Mikro-und Makrometastasen,
perineurale Infiltration, Lymphangiosis carcinomatosa, Infiltration des Fettgewebes)
in die deskriptive Analyse eingeschlossen. Alle Patienten (n=13) mit dem Nachweis
avitaler Mikro- oder Makrometastasen hatten eine neoadjuvante Therapie erhalten
(p=0,017); desweiteren wurden Narben und Fibrosen als Ausdruck der Reaktivität
Merkmal
neoadjuvante Therapie
p
ja
nein
2 (40%)
3 (60%)
0,11
13 (100%)
0 (0%)
0,017*
17 (100%)
0 (0%)
0,004*
Lymphangiosis carcinomatosa
6 (60%)
4 (40%)
0,442
Perineurale Infiltration
5 (100%)
0 (0%)
0,318
Infiltration Fettgewebe
8 (89%)
1 (11%)
0,433
Mikrometastasen
avitale Mikro-oder
Makrometastasen
Fibrose oder Narbe
* signifikant gegen präoperative Therapie, Exakter Test nach Fischer
Tabelle 21: Vorkommen histologischer Merkmale bei Patienten mit oder ohne neoadjuvanter Therapie
des lymphatischen Gewebes auf die Radiochemotherapie ebenfalls ausschließlich
(n=17)
bei
Patienten
mit
präoperativer
Therapie
gesehen
(p=0,004).
Mikrometastasen verteilen sich zu 40 Prozent (n=2) auf vorbehandelte und zu 60
Prozent (n=3) auf nicht vorbehandelte Patienten. Lymphangiosis carcinomatosa
wurde bei 60 Prozent (n=6) der Patienten mit und bei 40 Prozent (n=4) der Patienten
ohne Radiochemotherapie gesehen. Der Nachweis perineuraler Infiltrationen gelang
nur bei vorbehandelten Fällen. Die Infiltration des Fettgewebes verteilte sich mit 89
Prozent (n=8) auf neoadjuvante Therapierte. Nur ein Patient mit infiltriertem
Fettgewebe hatte keine Vorbehandlung erhalten.
Response
CK-Positivität
(LK begrenzt)
Total
ja
nein
komplett
9
partiell
7
keine
0
Progress
0
Total
15
25
2
1
43
24
32
2
1
59
16
Tabelle 22: unterschiedliche Response bei nachgewiesener oder nicht nachgewiesener CK-Positivität
54
Tabelle
22,
S.53
zeigt
das
Ergebnisse
Auftreten
der
lymphknotenbegrenzten
Zytokeratinpositivität unter Beachtung der Response auf die multimodale Therapie.
Dabei konnte keine signifikant statistische Korrelation festgestellt werden: 9 CKLK+Patienten wiesen eine komplette und 7 eine partielle Response im chirurgischen
Resektat auf, somit konnte bei allen vorbehandelten CKLK+-Patienten eine partielle
oder komplette Remission nachgewiesen werden. Aufgrund des Auftretens von 3
Fällen mit Mikrometastasen bei nicht-neoadjuvant behandelten Patienten verringert
sich die CKLK+-Gesamtanzahl auf n=16.
Die perioperative Mortalität von allen Patienten war 12,5 Prozent (n=10), sie verteilte
sich zu 60 Prozent (n=6) auf Patienten mit neoadjuvanter Therapie. Hauptursache
der Hospitalletalität waren Sepsis und pulmonale Komplikationen (ARDS).
Komplikationen:
Total
Neoadjuvante Therapie
ja
nein
ja
53
6
59
nein
18
3
21
71
9
80
Total
Tabelle 23: postoperative Komplikationen bei Patienten mit oder ohne neoadjuvanter Therapie
In der Tabelle 23 sind die postoperativen Komplikationen (chirurgisch, pulmonal,
kardial,
Sepsis)
bei
erhaltener
oder
nicht
erhaltener
präoperativer
Radiochemotherapie aufgeschlüsselt. Es ergibt sich eine Komplikationsrate bei
neoadjuvanter Therapie von fast 90 Prozent, bei nicht vorbehandelten Patienten
belief sich diese auf 86 Prozent. Unter Komplikationen wurden im weitesten Sinne
verstanden:
Pneumonie,
Pleuraempyem,
Reintubation,
Tracheostomaanlage,
Anastomoseninsuffizienz oder –stenose, Recurrensparese, Mediastinitis, Peritonitis,
Platzbauch und ARDS.
55
Ergebnisse
3.3 Prognostischer Einfluss und Korrelation
Langzeitüberleben
1,0
0,8
0,6
n=80
0,4
0,2
0,0
0
2
4
6
8
10
12
[Jahre] nach OesophagusResektion
Abbildung 10: Kumulatives Gesamtüberleben von n=80 pN0-Patienten
1,0
Micrometastasen
Langzeitüberleben
ja (n=5)
0,8
nein (n=75)
p=0,85
0,6
0,4
0,2
0,0
0
2
4
6
8
10
12
[Jahre] nach OesophagusResektion
Abbildung 11: Kumulatives Überleben von pN0-Patienten mit (n=5) oder ohne Mikrometastasen
(n=75)
Abbildung 10, S. 55 zeigt das Langzeitüberleben aller 80 Patienten. Die 5-JahreÜberlebensrate betrug 39 Prozent. Alle Patienten wurden in einem regelmäßigen
Abstand in ihrem Life-Status überprüft. Die letzte Aktualisierung erfolgte im April
2004.
56
Ergebnisse
Im Median ergab die Analyse die Überlebenszeit aller Patienten 3,7 Jahre ± 0,63
Jahre (Konfidenzintervall 2,4 / 5,0 Jahre).
5
In Abbildung 11, S.55 ist die Korrelation von Patienten mit Mikrometastasen (n=5)
und ohne Mikrometastasen (n=75) ersichtlich. Die mittlere Überlebenszeit (Median)
für Patienten mit Mikrometastasen war 4,1 Jahre (±2,6), das Konfidenzintervall (CI)
betrug 0 und 9,2 Jahre. Die 5-Jahre-Überlebensrate war 30 Prozent. Der Vergleich
beider Gruppen ergab einen nicht signifikanten p-Wert von 0,85 (log-rank-test). Ohne
MM ergab sich eine mittlere ÜLZ von 3,7 Jahren (±0,7) (CI 2,3 bis 5,2 Jahre).
Langzeitüberleben
Langzeitüberleben
In der Abbildung 12 ist das Gesamtüberleben nach der auf den Lymphknoten
1,0
1,0
CK-Positivität
CK-Positivität
(LK
(LK begrenzt)
begrenzt)
0,8
0,8
ja
ja
nein
nein
jaja-
censored
censored
pp == 0,022
0,022
nein-
0,6
0,6
neincensored
censored
0,4
0,4
0,2
0,2
0,0
0,0
00
22
44
66
88
10
10
12
12
[Jahre]
[Jahre] nach
nach OesophagusOesophagusResektion
Resektion
Abbildung 12: Vergleich der Überlebensraten von pN0-Patienten mit (n=19) oder ohne
nachgewiesener CK-Positivität (n=61)
begrenzten CK-Positivität (CKLK+) aufgeschlüsselt. Es ergibt sich eine signifikante
Korrelation (p=0,022; log-rank-test) zwischen der Gruppe mit zytokeratinhaltigen
Lymphknoten und der ohne. Die mittlere Überlebenszeit für CKLK+ beträgt im Median
1,4 Jahre (± 0,2 Jahre), in einem Konfidenzintervall von 0,9 und 1,8 Jahren.
In der Gegengruppe CKLK- (Patienten mit zytokeratinnegativen Lymphknoten) wurde
eine
mediane
Überlebenszeit
von
4,6
Jahren
(±
0,6
Jahre)
bei
einem
Konfidenzintervall von 3,4 bis 5,7 Jahren beobachtet. Die 5-ÜLZ war bei CKLK- mit 43
Prozent höher als bei CKLK+ mit 26 Prozent. Bereits nach 7 Jahren lebten nur noch 9
Prozent aus der CKLK+-Gruppe (zu diesem Zeitpunkt waren es 39 Prozent aus der
CKLK--Gruppe), zum letzten Evaluierungszeitpunkt (nach 12 Jahren) gab es keine
weitere Veränderung.
57
Ergebnisse
Zum Vergleich: 107 in der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg operierte
Ösophaguskarzinompatienten mit Lymphknotenbefall (pN1) aus dem gleichen
Zeitraum wie das pN0-Kollektiv dieser Arbeit hatten eine 2-ÜLZ von 18 Prozent und
eine 5-ÜLZ von 8 Prozent (Median 0,92 ±15; Konfidenzintervall 0,63;1,20). Damit
präsentiert sich die Überlebensrate dieser pN1-Patienten als nur wenig schlechter als
die der CKLK+-Patienten dieser Studie.
1,0
1,0
CKLK+
CKLK+==nein
nein
prae
praeOP:
OP:
Neoadjuvante
Neoadjuvante
Therapie
Therapie
Überlebensrate
Überlebensrate
0,8
0,8
jaja
nein
nein
0,6
0,6
ja-censored
ja-censored
nein-censored
nein-censored
0,4
0,4
p=0,24
p=0,24
0,2
0,2
0,0
0,0
00
22
44
66
88
10
10
12
12
[Jahre]
[Jahre]nach
nachOesophagus-Resektion
Oesophagus-Resektion
Abbildung 13: Vergleich von Überlebensraten von neoadjuvant (n=59) und nicht neoadjuvant
(n=21) behandelten pN0-Patienten
Betrachtet man das Überleben der Patienten mit oder ohne neoadjuvante Therapie
bei denjenigen Patienten ohne Nachweis von Zytokeratinpositivität, so sieht man
CK-Pos.
CK-Pos.ohne
ohne
MM
MM
1,0
1,0
Langzeitüberleben
Langzeitüberleben
jaja
nein
nein
0,8
0,8
jajacensored
censored
Textbox
Textbox
nein-
0,6
0,6
neincensored
censored
0,4
0,4
0,2
0,2
p=0,01
p=0,01
0,0
0,0
00
22
44
66
88
10
10
12
12
[Jahre]
[Jahre] nach
nach OesophagusOesophagusResektion
Resektion
Abbildung 14: Vergleich von Überlebensraten von pN0-Patienten mit (n=14) und ohne (n=61)
CK-Positivität unter Nicht-Berücksichtigung von Mikrometastasen (n=5)
58
Ergebnisse
einen (zwar nicht signifikanten) Überlebensvorteil für diejenigen, die eine
präoperative Radiochemotherapie erhielten (p=0,24) mit einer medianen ÜLZ von 5,4
Jahren (±0,6, mit RCTX) gegen 4,9 Jahre (±1,1; ohne RCTX). (Abbildung 13, S.57).
Zudem wurde das Langzeitüberleben bei Patienten mit und ohne CK-Positivität ohne
Beachtung von Mikrometastasen evaluiert. Hier zeigt sich ein signifikanter (p=0,01)
Unterschied im Gesamtkollektiv (Abbildung 14, S.57).
neoadjuvante Therapie
CK-Positivität (LK begrenzt)
CK-Positivität (LK begrenzt), ohne MM
Mikrometastasen
Plattenepithelkarzinom
p – value
0,36
0,16
0,047*
0,68
Adenokarzinom
p – value
0,08
0,029*
0,13
0,16
Tabelle 24: histologiebezogener Vergleich der Überlebenszeiten von Patienten mit neoadjuvanter
Therapie, CK-Positivität (LK begrenzt, mit und ohne MM), oder Mikrometastasen (log-rank-Test)
*signifikant
In Tabelle 24 wird der Zusammenhang der histologischen Entität mit verschiedenen
Faktoren ersichtlich. Kein signifikanter Unterschied (p=0,16) wurde für die Entität
Plattenepithelkarzinom bezüglich der lymphknotenbegrenzten Zytokeratinpositivität
festgestellt, während für Patienten mit Adenokarzinom bei nachgewiesener CKLK+
eine signifikante Prognoseverschlechterung besteht (p=0,029).
Patienten mit Adenokarzinomen scheinen eher von einer neoadjuvanten Therapie zu
profitieren (p=0,08), als Patienten mit Plattenepithelkarzinomen, bei denen die
Überlebensrate sogar geringer ausfällt. Fälle mit Plattenepithelkarzinomen, bei
denen ehemalige Lymphknotenmetastasen festgestellt wurden (CKLK+ ohne MM),
hatten
ein
geringeres
Überleben
gegenüber
denjenigen
Zytokeratinpositivität (p=0,05) (siehe Abbildung 15, S.59).
ohne
avitale
59
Ergebnisse
Plattenepithelkarzinom
Plattenepithelkarzinom
CK-Pos.
CK-Pos.ohne
ohne
MM
MM
Langzeitüberleben
Langzeitüberleben
1,0
1,0
0,8
0,8
jaja
nein
nein
0,6
0,6
censored
Textbox
censored
Textbox
neinnein-
0,4
0,4
0,2
0,2
p=0,05
p=0,05
0,0
0,0
00
22
44
66
88
10
10
12
12
[Jahre]
[Jahre] nach
nach OesophagusOesophagusResektion
Resektion
Abbildung 15: Langzeitüberleben von Patienten mit Plattenepithelkarzinom des Ösophagus mit
oder ohne CK-Positivität (ohne MM)
In den Tabellen 25 (S.59) und 26 (S. 60) wurden Überlebenszeiten der ausgewählten
pN0-Patienten mit verschiedenen Merkmalen korreliert. Allein die histologische
Entität führt zu einem signifikanten (p=0,0164) Überlebensvorteil beim
Stratum
P
Merkmal
vs
Merkmal
(1)
Adenokarzinom (n=22) Plattenepithelkarzinom (n=58) 0,0164
(2)
Neoadj. Therapie (n=59) keine neoadj. Therapie (n=21) 0,9841
(3)
Ly. carc.(n=10)
keine Ly.carc. (n=70)
0,0258
(4)
Neoadj. Ja
(5)
Neoadj. nein Adenokarzinom (n=4)
(6)
Neoadj. Ja
(7)
Neoadj. nein Mikrometastasen (n=3) keine Mikrometastasen (n=18) 0,5497
(8)
Neoadj. Ja
Ly. carc.(n=6)
keine Ly.carc. (n=53)
0,0594
(9)
Neoadj. nein Ly. carc.(n=4)
keine Ly.carc.(n=17)
0,2267
(10) Neoadj. Ja
Adenokarzinom (n=18) Plattenepithelkarziom (n=41) 0,0054
Plattenepithelkarziom (n=17) 0,88
*
**
Mikrometastasen (n=2) keine Mikrometastasen (n=57) 0,2447
avit.Metastasen (n=13) keine av. Metastasen (n=46)
0,0366
* SCC in der eigentlichen Prognose schon schlechter
** Selektivität durch pN0-Status gegeben
Tabelle 25: Vergleich verschiedener Merkmale und deren Signifikanzen (Wilcoxon-Test), 1.Teil
(Fortsetzung in Tabelle 26, S.60)
Adenokarzinom mit einer 5-ÜLZ von 70 Prozent im Gegensatz zu der des
Plattenepithelkarzinoms mit 31 Prozent (bei ausgewählten pN0-Patienten) und
enspricht somit den in der Literatur vorhandenen Angaben respektive des
limitierenden Faktors der primären nodalen Negativität. Die neoadjuvante Therapie
ohne Beachtung des histologischen Typs bringt keine Vorteile betreffs der
60
Ergebnisse
Überlebenszeit (5-ÜLZ mit neoadjuvanter Therapie 41 Prozent, ohne neoadjuvante
Therapie 40 Prozent; p=0,98). Wurden Patienten vorbehandelt, so ergibt sich ein
signifikanter Unterschied (p=0,0054) zwischen Adenokarzinom und PlattenepithelMedian SE
95%CI
2-ÜLZ 5-ÜLZ Median SE
95%CI
2-ÜLZ 5-ÜLZ
ÜLZ
von
bis
%
%
ÜLZ
von
bis
%
%
(1)
7,85
1,06 5,78
9,92
81
70
3,51
0,60 2,34 4,68
59
31
(2)
4,07
0,54 3,00
5,13
65
41
3,73
1,62 0,57 6,90
65
40
(3)
0,65
0,45 0,00
1,54
38
19
4,19
0,58 3,05 5,32
69
42
(4)
7,25
0,91 5,47
9,04
88
75
3,32
1,29 0,79 5,86
56
27
(5)
0,65
-
-
-
50
50
3,73
0,94 1,89 5,58
70
41
(6)
0,75
-
-
-
50
-
4,19
0,75 2,71 5,66
66
41
(7)
7,98
-
-
-
67
67
3,73
1,54 0,72 6,74
66
38
(8)
0,86
0,64 0,00
2,12
45
0
4,19
0,98 2,27 6,10
67
41
(9)
0,06
0,32 0,00
0,68
25
25
4,79
0,93 2,97 6,61
74
44
(10)
1,35
0,78 0,00
2,89
45
26
4,55
0,80 2,98 6,12
72
41
Tabelle 26: Vergleich verschiedener Merkmale (abgebildet sind mediane ÜLZ, Standardabweichung
(SE), 95%-Konfidenzintervall, 2-ÜLZ, 3-ÜLZ) 2.Teil (Fortsetzung von Tabelle 25)
karzinom (5-ÜLZ 75% vs. 27 Prozent). Fälle, bei denen eine Lymphangiosis
carcinomatosa nachgewiesen wurde, haben eine deulich geringere 5-ÜLZ (19
Prozent)
als
Fälle
ohne
diesen
Nachweis
(42
Prozent,
p=0,0258).
Das
Vorhandensein von avitalen Mikro- oder Makrometastasen als Residuen einer
präoperativen Radiochemotherapie machte sich ungünstig in der Überlebenrate
bemerkbar: nach fünf Jahren lebten nur noch 26 Prozent der Patienten mit diesem
Kriterium, hingegen überlebten 41 Prozent ohne Residuen diesen Zeitraum. Die
Präsenz von Mikrometastasen, gemäß der in dieser Studie definierten Kriterien,
zeigte keine Signifikanz im Überleben auf – unabhängig von der neoadjuvanten
Therapie.
61
Ergebnisse
1,0
prae OP:
Neoadjuvante
Therapie
0,8
ja
Überlebensrate
nein
ja-censored
p=0,31
nein-censored
0,6
n=43
0,4
n=18
0,2
0,0
0
2
4
6
8
10
12
[Jahre] nach Oesophagus-Resektion
Abbildung 16: Vergleich von Überlebensraten bei Patienten mit oder ohne neoadjuvante Therapie
nach Ausschluss von CK-positiven Patienten
Nach Ausschluss der zytokeratinpositiven Patienten hat – wie aus der Abbildung 16
ersichtlich – die neoadjuvante Therapie ebenfalls keine, bzw. nur wenig
prognostische Auswirkung (p=0,31, log-rank-test) im verbliebenen Gesamtkollektiv
(n=61). Schliesst man nur die zytokeratinpositiven Patienten unter Beibehaltung
derer mit Mikrometastasen aus, ergibt sich ebenfalls kein Unterschied im Überleben
(p=0,46, log-rank-test). Nur nach histologischer Unterscheidung kann man bei
Response
1,0
keine
komplett
partiell
0,8
Progress
Überlebensrate
keine-censored
komplettcensored
0,6
partiellcensored
n=1
n=32
0,4
p=0,012
0,2
n=24
n=2
0,0
0
2
4
6
8
10
[Jahre] nach Oesophagus-Resektion
Abbildung 17: Vergleich von Überlebensraten bei pN0-Patienten mit unterschiedlicher Response auf
präoperative Therapie
62
Ergebnisse
neoadjuvant therapierten Patienten mit Adenokarzinom des Ösophagus (und nach
Ausschluss von Zytokeratinpositivität) einen Überlebensvorteil (p=0,03) herausfiltern.
Wie bereits beschrieben, haben Patienten mit Adenokarzinom in diesem pN0Kollektiv auch unter Einbeziehung von zytokeratinpositiven Patienten einen Vorteil
durch
die
neoadjuvante
Therapie
(p=0,005)
gegenüber
Patienten
mit
Plattenepithelkarzinom. Die Abbildung 17, S. 61 zeigt den signifikanten (p=0,012)
Überlebensvorteil derjenigen Patienten, die eine komplette oder partielle Remission
nach Radiochemotherapie hatten.
1,0
Überlebensrate
0,8
T größer 0?
T=0
T>0
T = 0-censored
T > 0-censored
0,6
Textbox
0,4
p=0,34
0,2
0,0
0
2
4
6
8
10
[Jahre] nach Oesophagus-Resektion
Abbildung 18: Vergleich der Überlebenskurven von neoadjuvant therapierten Patienten mit pT0 Stadien und pT>0 – Stadien (log-rank-Test)
In Abhängigkeit vom pT-Stadium zeigt die Abbildung 18 jedoch keinen Unterschied in
der Überlebenszeit zwischen Patienten mit höheren pT-Stadien (T>0) und Patienten
mit pT0 nach neoadjuvanter Therapie.
In einer multivariaten Analyse (Tabelle 27, S. 63) der Parameter Mikrometastasen,
lymphknotenbegrenzte
Zytokeratinpositivität,
Gesamtzytokeratinpositivität,
Lymphangiosis carcinomatosa, neoadjuvante Therapie und histologischer Subtyp
mittels Durchführung eines Cox’s proportional hazard test bestätigen sich letztendlich
die Ergebnisse der univariaten Auswertungen. Mikrometastasen haben keinen
prognostischen Einfluss. Das Auftreten lymphknotenbegrenzter Zytokeratinpositivität
(p=0,043) und die Entität „Plattenepithelkarzinom“ (p=0,047) sind unabhängige,
ungünstige Prognosefaktoren der Subgruppe von 80 pN0-Patienten dieser Studie.
63
Ergebnisse
Eine durchgeführte neoadjuvante Therapie hat in der multivariaten Auswertung
keinen Einfluss auf die Prognose.
B
Sig.
Hazard ratio
95,0% Konfidenzintervall
unteres
oberes
Mikrometastasen (ja vs. nein)
-,695
,096
,499
,220
1,131
CK-Positivität (LK-begrenzt) (ja vs. nein)
,559
,043*
1,750
1,019
3,005
CK-Positivität (gesamt) (ja vs. nein)
-,105
,712
,900
,516
1,571
Lymphangiosis carcinomatosa (ja vs. nein)
,549
,058
1,732
,981
3,056
Neoadjuvante Therapie (ja vs. nein)
-,035
,868
,966
,642
1,454
Histologischer Subtyp (AC vs. SCC)
,495
,047*
1,640
1,008
2,670
B = Parameterschätzer, Sig =Signifikanz
* signifikant
Tabelle 27: multivariate Analyse zur prognostischen Signifikanz verschiedener Parameter mittel Cox’s
proportional hazard test bei 80 pN0-Ösophaguskarzinompatienten
64
Ergebnisse
3.4 Zusammenfassung der Ergebnisse
Durch die immunhistochemische Aufarbeitung (AE1/AE3) von 1435 Lymphknoten
der 80 teilweise vorbehandelten pN0-Ösophaguskarzinompatienten konnten in 6,25
Prozent der Fälle Mikrometastasen detektiert werden. Der Nachweis von einer
Gesamtzytokeratin-Positivität (CK+ges), die Mikrometastasen, avitale Mikro- oder
Makrometastasen,
Lymphangiosis
carcinomatosa,
perineurale
und
Fettgewebsinfiltration, sowie Narben und Fibrosen repräsentiert, war mit 42,5
Prozent der Fälle erheblich höher. Die spezifizierte, auf den Lymphknoten begrenzte
Zytokeratinpositivität
Makrometastasen,
(CKLK+),
sowie
die
Mikrometastasen,
übrige
avitale
zytokeratinpositive
Mikro-
Zellen
oder
(inklusive
zytokeratinpositiver Aktivität in fibrotischen oder narbigen Arealen) subsumiert,
betrug 23,75 Prozent der Fälle.
In keinem Fall wurde mehr als eine MM pro Fall festgestellt. MM wurden - bei
eingeschränkter Aussage durch die kleine Anzahl der Fälle - unabhängig vom
histologischen Grading, Tumorgröße, -subtyp und -lokalisation sowie Vorbehandlung
detektiert.
Es
wurden
durchschnittlich
20
Lymphknoten
bei
Patienten
mit
Zytokeratinpositivität untersucht, während bei zytokeratinnegativen Patienten nur 16
Lymphknoten aufgearbeitet wurden.
64 Prozent der zytokeratinpositiven Fälle
wurden mit einem präoperativen cN1-Stadium ausgewiesen.
Von 59 neoadjuvant behandelten Patienten konnten bei 41 Prozent (n=24) eine
komplette, bei 54 Prozent (n=32) eine partielle und bei 3,3 Prozent (n=2) keine
Remisson beobachtet werden. Ein Fall wies einen Progress auf.
Alle Fälle mit dem Nachweis avitaler Mikro- oder Makrometastasen hatten eine
neoadjuvante Therapie erhalten. Keine statistische Signifikanz zeigte die Korrelation
von zytokeratinpositiven Patienten mit dem Grad der Remission nach RCTX.
Die 5-ÜLR aller pN0-Patienten betrug 39 Prozent mit einer mittleren ÜLZ von 3,7
Jahren. Patienten mit MM (n=5) zeigten mit einer mittlere ÜLZ von 4,1 Jahren keinen
prognostischen Unterschied zu Patienten ohne MM (mittlere ÜLZ 3,7 Jahre). Als
prognostisch ungünstig erwies sich die Gruppe der Patienten mit auf den
Lymphknoten begrenzter Zytokeratinpositivität (CKLK+): mit 1,4 Jahren zeigte sich
eine deutlich schlechtere mittlere ÜLZ als bei Patienten ohne Zytokeratinpositivität
(CKLK-) (4,6 Jahre; p=0,02). Noch deutlicher zeigte sich die schlechtere Prognose
zytokeratinpositiver Patienten nach Ausschluss der Patienten mit MM (p=0,01).
65
Ergebnisse
Neoadjuvante Therapie hatte ohne Beachtung des histologischen Subtyps für das
Gesamtkollektiv keinen Überlebensvorteil. Nach Ausschluss der zytokeratinpositiven
Patienten zeigte sich eine mittlere ÜLZ von 5,4 Jahren bei vorbehandelten Patienten
gegenüber 4,9 Jahre bei nicht vorbehandelten (p=0,24).
Allein die Entität „Adenokarzinom“ hatte bei pN0-Patienten eine deutlich bessere
Prognose als Patienten mit Plattenepithelkarzinomen (p=0,02). Patienten mit
Adenokarzinomen scheinen eher von einer neoadjuvanten Therapie zu profitieren
(p=0,005), als Patienten mit Plattenepithelkarzinomen, bei denen die Überlebensrate
geringer ausfällt. Auch nach Ausschluss zytokeratinpositiver Patienten haben
Adenokarzinom-Patienten eine signifikant bessere Prognose nach RCTX (p=0,03).
Fälle mit Plattenepithelkarzinomen, bei denen ehemalige Lymphknotenmetastasen
festgestellt wurden (CKLK+ ohne MM), hatten ein geringeres Überleben gegenüber
denjenigen ohne avitale Zytokeratinpositivität (p=0,05).
Konnte eine Lymphangiosis carcinomatosa nachgewiesen werden, ergab sich eine
deutlich geringere mittlere ÜLZ von 0,7 Jahren versus 4,7 Jahre ohne Lymphangiosis
carcinomatosa
(p=0,03).
Wurden
Patienten,
bei
denen
avitale
Metastasen
nachgewiesen wurden, neoadjuvant therapiert, hatten diese Fälle eine signifikant
schlechtere Prognose als vorbehandelte Patienten ohne avitale Metastasen (p=0,04).
Patienten mit partieller oder kompletter Remission nach RCTX zeigen einen
signifikanten Überlebensvorteil gegenüber fehlender Remission oder Progress
(p=0,023).
In der multivariaten Auswertung durch Anwendung einer Cox-Regression-Analyse
stellte sich sowohl die lymphknotenbegrenzte Zytokeratinpositivität als auch der
histologische Subtyp Platteneptithelkarzinom als ungünstige Prognosefaktoren
heraus.
66
Diskussion
4 Diskussion
4.1 Diskussion Methodik
4.1.1 Diskussion des verwendeten Antikörpers AE1/AE3
Der in der vorliegenden Arbeit verwendete Antikörper AE1/AE3 zur Detektion von
Mikrometastasen wurde schon in mehreren Studien zu einer ähnlichen Fragestellung
verwendet (vgl. Tabelle 28, S.66).
Literaturquelle
Thema
n
Antikörper
Mikrometastasen /%N0
Fukagawa T. Et
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Einzelzelle oder Cluster/
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Mikrometastasen bei
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107:ACG
AE1/3 (Dako, Santa
Barbara, CA)
1 oder mehr Zellen mit
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Ösophaguskarzinom (N0)
zeigt klinische Signifikanz bei
Mikrometastasen
41
AE1/3 (DAKO)
anti E-cadherin
anti CD68 AK
Nuklei sichtbar durch postHE
24%N0, nur CK-Anreicherung
44%N0, AE1/3 deutl. überlegen
Natsugoe et
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AE1/AE3
(Boehringer
Mannheim,
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31,7%N0
Glickman et al.
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15, 1999 / Volume 85
[30]
/ Number 4
78 N0
AE1/AE3 (DAKO
Carpinteria, CA)
31% N0 (Adenokarzinom)
17% N0
(Plattenepithelkarzinom,
Keine Korrelation mit
schlechterer Prognose
[109]
[66]
Die prognostische Signfikanz
von LK-Mikrometastasen bei
Patienten mit
Ösophaguskarzinom
Tabelle 28: vergleichbare Arbeiten mit Patientenanzahl, verwendetem Antikörper und Ergebnissen
67
Diskussion
Dieser Antikörper eignet sich besonders gut für den Nachweis von Zellen epithelialen
Ursprungs eignet, durch die fehlende Anfärbbarkeit des Lymphknotengewebes lässt
sich somit ein guter Kontrast zur Detektion von Mikrometastasen herstellen.
Woodcock beschrieb schon 1982 die zuverlässige, spezifische ZytokeratinAnfärbung epithelialer Zellen durch AE1/AE3
[106]
. Sato et al. testete in einer Studie
2001 neben AE1/AE3 auch weitere epidermale Zellmarker aus. Dabei zeigten die
Antikörper Ber-EP4 und anti-epithelial membrane-antigen (EMA) eine schwächere
und mehr heterogene Immunreaktivität als AE1/AE3, so dass letztendlich dieser zur
Detektion von Mikrometastasen verwendet wurde
[79]
. Izbicki et al. verwendete Ber-
EP4, weil dieser Antikörper im Gegensatz zu AE1/AE3 mit epithelialen, jedoch nicht
mit mesothelialen Zellen reagiert
[39]
. In einer Studie von DakoCytomation über die
Anfärbbarkeit von normalem Gewebe durch AE1/AE3 wurde ebenfalls gezeigt, dass
mesotheliale Zellen stark mit dem Antikörper reagieren
[20]
. Wie aus der Abbildung 9,
S. 50 entnommen werden kann, wurde dieses Phänomen auch in der vorliegenden
Arbeit registriert. Durch die typische Morphologie und Lokalisation der mesothelialen
Zellen stellte sich die Differenzierung zu Zellen malignen Ursprungs als nicht
schwierig heraus. Aus den Testergebnissen der Studie von DakoCytomation wurde
ebenfalls abgeleitet, dass AE1/AE3 sehr gut zum Nachweis abnormalen Gewebes
epithelialen Ursprungs geeignet ist.
In der vorliegenden Studie wurde eine Verdünnung des Antikörpers von 1:200
verwendet, die nur wenig von den Literaturangaben abweicht (1:50 bis 1:500). Diese
Dilution
ergab
den
besten
Gewebekontrast
in
den
durch
institutseigene
Vorbehandlung präparierten Schnitten.
Die unerwartet hohe Artefaktrate lässt sich durch verschiedene Aspekte erklären.
Zum einen ist schon bei der Operation eine große Kontaminationswahrscheinlichkeit
mit Epithelien oder Tumorzellen durch das operierende Personal gegeben, zum
anderen ist selbige im Zuschnitt und Gewebekonservierung nicht wesentlich
geringer. Selbst bei der erneuten Aufarbeitung der paraffinierten Gewebeblöcke ist
eine Verschmutzung der Präparate durch Epithelreste nicht unwahrscheinlich. Durch
die schon erwähnten Kriterien einer Tumorzelle ließ sich jedoch auch dieses
differentialdiagnostische Problem lösen, die endgültige Festlegung zur positiven
Aussage „Mikrometastase“ oblag einem Pathologen, mit dem alle zweifelhaften Fälle
diskutiert wurden.
68
Diskussion
4.1.2 Diskussion der verwendeten Untersuchungsmethode
In vielen Studien über Mikrometastasen bei Ösophagus- oder Magenkarzinom zeigte
sich, dass der Nachweis von malignen Zellen durch die konventionelle H&E- Färbung
ineffizient ist. (z.B. [17]).
Nach Hermanek et al. müssen Mikrometastasen im Sinne von okkulten Metastasen
klar von isolierten (disseminierten oder zirkulierenden) Tumorzellen (ITC) abgegrenzt
werden. Von einer Mikrometastase könne demnach nur gesprochen werden, wenn
eine Implantation von Tumorzellen in das betroffene Organ entsprechende
Rückwirkungen wie Extravasation, Proliferation und Stromareaktion hervorgerufen
hat. Diese Bedingungen führen dazu, dass die Diagnose „Mikrometastase“ nur durch
die histologisch-morphologische Untersuchung gestellt werden kann, was bei RTPCR-Methoden
oder
Zusammenhang
mit
Durchflußzytometrie
der
bereits
nicht
erwähnten
möglich
ist
[32]
.
Kontaminationsrate
Auch
im
ist
die
Durchflußzytometrie als alternatives Verfahren zur Detektion von Mikrometastasen
als vermindert aussagefähig einzustufen. Leers et al. berichtet dennoch von Vorteilen
dieser Methode: so werde der gesamte Lymphknoten untersucht, es ergäben sich
Aussagen über die DNS-„ploidy“ und man könne metastatische Zellen zu weiteren
Forschungsvorhaben separieren
[57]
. Yamamoto et al. konnten 1997 in einer Studie
über den prediktiven Wert der Detektion von Mikrometastasen mittels Gentechnik
feststellen, dass positive PCR-Ergebnisse zwar sehr gut Tumor-DNA nachweisen
können, dies aber nicht zwingend zum Schluss führt, dass lebensfähige Tumorzellen
existieren
[108]
. Es wurden noch keine exakten Tumor-Gene beschrieben, die den
spezifischen Nachweis von malignen Zellen erbringen können, da die meisten
molekular-biologischen Tests nur die Expression von z.B. Keratin 19 oder CEA als
Marker für epitheliale Tumorzellen nachweisen können. Transkripte dieser Gene sind
jedoch auch im Blut, Knochenmark und Lymphknoten gesunder Personen
nachgewiesen worden, was für eine geringe Spezifität der RT-PCR-Methode spricht.
Desweiteren beeinflussen benigne epitheliale oder mesotheliale Zellen den
Aussagewert des molekularen Nachweises.
[57]
. Zudem ist die ultrasensitive
gentechnische Methode äußerst störanfällig, z.B. durch illegitime Transkriptionen [9].
Hermanek et al. konstatierte zum Vergleich der aufgeführten Techniken, dass
nichtmorphologische Nachweistechniken zu mehr falsch-positiven Ergebnissen als
morphologische Untersuchungsmethoden (insbesondere Immunhistochemie mit
Zytokeratinen) führen. Andere Studien, in denen genetische Mutationen des K-ras
69
Diskussion
oder p53-Gens untersucht wurden, zeigten eine höhere Sensitivität, okkulte
Lymphknotenmetastasen zu detektieren als konventionelle histologische Methoden.
Die Immunhistochemie mit Antizytokeratin-Antikörpern hingegen ist einfacher,
schneller, ausreichend sensitiv und spezifisch und genauso exakt wie genetische
Analysen in Fällen von Patienten mit Adenokarzinomen des Kolons und Rektums [78].
4.2 Klinische Bedeutung
4.2.1 Klinische Bedeutung von Lymphknotenmikrometastasen
und Zytokeratinpositivität
Viele Studien haben den Einfluss von Lymphknotenbefall und Invasionstiefe des
Primärtumors
als
bedeutendste
prognostische
Parameter
erkannt.
Lymphknotenmetastasen sind ein wichtiger Parameter für eine schlechte Prognose
bei Patienten mit Ösophaguskarzinom
[75]
. Der präzise Lymphknotenstatus unter
Einbeziehung von okkulten Tumorzellen im Sinne von Lymphknotenmikrometastasen
musste hinsichtlich seiner klinischen Relevanz hinterfragt werden. Verschiedene
Studien näherten sich der Frage zur Bedeutung von Mikrometastasen auf
unterschiedliche Art und Weise. Ob Mikrometastasen eine klinische Signifikanz
aufweisen, wurde in vielen Studien bei vielen Tumortypen kontrovers diskutiert.
Einige Autoren haben über einen fehlenden Einfluss von Mikrometastasen auf die
Prognose berichtet:
•
McGuckin et al. bei Brustkrebs [62]
•
Greenson et al. beim kolorektalen Karzinom [31]
•
Ishida et al. beim Magenkarzinom [38]
•
Maehara et al. beim Magenfrühkarzinom [58].
Andere jedoch fanden ungünstige Effekte auf postoperative Überlebenskurven:
•
Galea et al. beim Mammakarzinom [28]
•
Jeffers et al. beim kolorectalen Karzinom [40].
Es ist bekannt, dass ein großer Teil von Ösophaguskarzinom-Patienten, die
augenscheinlich
keine
Lymphknotenmetastasen
hatten,
früh
an
einer
metastasierenden Erkrankung verstirbt. Es muss daher evaluiert werden, inwieweit
okkulte, in der routinehistologischen Untersuchung nicht nachweisbare Metastasen,
die Prognose beeinflussen.
70
Diskussion
In der vorliegenden Arbeit zeigen diejenigen Patienten, in deren Lymphknoten
Zytokeratinpositivität nachgewiesen wurde, eine deutlich schlechtere Prognose
unabhängig von der präoperativen Behandlung (5-ÜLZ CKLK+ 29 Prozent vs. CKLK- 43
Prozent, p=0,02) (siehe Abbildung 12, S.56). Dies könnte bedeuten, dass nur
diejenigen Patienten ein Benefit von der neoadjuvanten Therapie haben, die primär
keinen
Lymphknotenbefall
aufzeigen.
Dies
wird
bei
Patienten
mit
Plattenepithelkarzinom besonders deutlich: waren ehemalige Metastasen vorhanden
(Zytokeratinpositivität ohne Mikrometastasen), ist die Überlebenszeit deutlich
geringer als ohne den Nachweis avitaler Metastasen (siehe Abbildung 15, S. 59).
Es existieren einige Studien, die den prognostischen Einfluss von Mikrometastasen
bei Patienten mit Ösophaguskarzinom untersucht haben (Tabelle 29, S.71).
Studiendesign, Auswahl der Patienten und Methodik unterscheiden sich in diesen
Arbeiten sehr. Somit scheint es nicht verwunderlich, dass die Ergebnisse ebenfalls
sehr voneinander abweichen. Stets stoßen die einzelnen Analysen durch geringe
Fallzahlen an die Grenzen der statistischen Aussagekraft. Nur eine größer angelegte
und prospektive Studie mit höherer Fallzahl kann eine verlässlichere Aussage über
die Bedeutung von Mikrometastasen liefern. Eine so große Anzahl an Patienten kann
allerdings nur in einer multizentrischen Analyse gewährleistet sein. Alle bisherigen
Studien waren retrospektiv angelegt; um die Frage nach dem Einfluss von
Mikrometastasen auf die Prognose zu beantworten, ist eine große prospektive Studie
vonnöten.
Äußerst
wichtig
dabei
wäre
eine
einheitliche
Definition
von
Mikrometastasen, ein standardisiertes Studienprotokoll und getrennte Analysen für
jeden histologischen Subtyp.
Einige Autoren sprechen von „occult lymph node metastases“
[30]
und verzichten
weitestgehend auf histologische Abgrenzungen, andere unterscheiden „tumor cell
microinvolvement“ und „micrometastases“ durch die Art der nodalen Stromareaktion
[66]
. Tanabe et al. unterschieden „micrometastases“ von „tumor cell deposits“ nach
Anzahl der Zellen (>5)
bedeutungslosen
[91]
. Doki et al. grenzten „micrometastatic cancer cells“ von
„cytokeratin
deposits“
ab
[21]
.
Drei
Autoren
setzten
Definitionskriterien für die Größe von Mikrometastasen fest, so beschrieben bei
Glickman et al., Natsugoe et al., Komukai et al.: „weniger als 2 mm im Diameter“
„weniger als 0,5 mm im Diameter“
Tumorzellen“ [50].
[66]
[30]
,
und „genauso viel oder weniger als fünf
71
Diskussion
2-ÜLZ
No.
LK
øLK/
Pat.
N
MM(%)
MM+
(%)
AK
Einfluss
Prognose
399
10
pN0-1
15/30 (50)
68
25
Ber-EP4
Ja
T1-3 1954
24
pN0-1
15/41 (37)
85
38
AE1/AE3
Ja
AC
T1-3
341
7
pN0
15/49 (31)
55
58
AE1/AE3
Nein
SCC
T1-3
233
8
pN0
5/29 (17)
88
89
AE1/AE3
Nein
2000
SCC
T1-3 2845
75
pN0
14/37 (38)
91
50
AE1/AE3
Ja
[79]
[21]
2001
SCC
T1-4 1840
37
pN0
20/50 (40)
86
85
AE1/AE3
Nein
2002
SCC
T3-4 2168
53
pN0
11/41 (27)
73*
29*
AE1/AE3
Ja
2002 AC/SCC T1-3 2001
16
pN0
14/124 (11)
77
64
AE1/AE3
Nein
2003
1948
42
pN0
12/46 (26)
n.a.
n.a.
AE1/AE3
Nein
Freiburger Arbeitsgruppe 2005 AC/SCC T1-4 1435
17
pN0
6/83 (7)
65
60
AE1/AE3
Nein
Referenz
Jahr
[39]
Izbicki et al.
1998
[30]
1999 AC/SCC
Adenokarzinom
Plattenepithelkarzinom
Komukai et al.
Sato et al.
Doki et al.
[50]
Vazquez-Sequeiros et
[98]
al.
Tanabe et al.
T
1997 AC/SCC T1-4
[66]
Natsugoe et al.
Glickman et al.
Entität
[91]
SCC
SCC
T1
MM+ (%)
* 5-ÜLZ, n.a.: nicht angegeben, AK: verwendeter Antikörper, AC: Adenokarzinom, SCC: Plattenepithelkarzinom
Tabelle 29: Vergleich diskutierter Arbeiten hinsichtlich Ergebnis, Antikörper und Prognose
Alle Mikrometastasen, die in der hier präsentierten Studie gefunden wurden, waren
weniger als 0,5 mm im Diameter, Cluster mit mehr als 5 Zellen inbegriffen. Sato et al.
unterteilte detektierte Mikrometastasen in Stage I bis III (nach Zellanzahl)
[79]
und
Methoden
Demeure
konstatierten
zudem,
dass
routinehistologische
. Keene
metastatische Foci nur über 2 Millimeter nachweisen könnten, und der Term
„Mikrometastase“ für jeden Cluster von Tumorzellen zuträfe, sobald dieser nicht
durch die konventionelle Nachweistechnik detektiert werden kann
[45]
. Es wurde
berechnet, dass routinehistopathologische Untersuchungen nur eine einprozentige
Chance haben, winzige Foci von „metastatic cancer“ zu detektieren, die weniger als
3 Zellen aufweisen. Mikroskopische Untersuchungen mit Immunhistochemie von
mehreren Schnitten durch einen Sentinel-Lymphknoten von Patienten mit Brustkrebs
oder Melanom konnten die Detektionsrate des „metastatic cancer“ erhöhen
[45]
. Es ist
nicht verwunderlich, dass die Detektionsrate mit Anzahl der Schnitte steigt, da
zumeist in der Routinehistologie nur ein bis zwei Schnitte pro Lymphknoten
angefertigt werden und kleine Tumorzelleinschlüsse durchaus übersehen werden
können. Izbicki, Hosch et al. ergänzten, dass die Untersuchung von mehr als drei
Schnitten routinemäßig nicht durchführbar ist, diese Menge jedoch suffizient für die
Detektion okkulter Tumorzellen zu sein scheint
Diskrepanz
von
Studienergebnissen
sind
[39]
durch
. Weitere Gründe für die
unterschiedliche
klinische
72
Diskussion
Hintergründe von pN0-Patienten und die sehr unterschiedliche Anzahl an
untersuchten Lymphknoten gegeben. Wong et al. konstatierte dazu, dass die Anzahl
untersuchter Lymphknoten die Staging-Genauigkeit bei kolorektalen Karzinomen
beeinflusst
[105]
. Wie die Abbildung 7, S. 46 im Ergebnisteil dieser Arbeit zeigt, stieg
die Detektionsrate bei Nachweis von Zytokeratinpositivität durch eine größere
Lymphknotenanzahl. Demnach scheint die Staginggenauigkeit nicht nur von der
Anzahl der Schnitte, sondern auch von der Anzahl der untersuchten Lymphknoten
abhängig zu sein.
In einer vergleichbaren Studie von Natsugoe et. al. 1998 wurden 1945 Lymphknoten
von 69 Patienten (pT1-3, N0-1, M0) mit Plattenepithelkarzinom untersucht
[66]
. Die
Autoren stellten fest, dass Mikrometastasen, die sie als individuelle, durch AE1/AE3
immunhistochemisch nachgewiesene Tumorzellen oder –cluster unter 0,5 mm mit
einer umgebenden Stromareaktion definierten, einen unabhängigen prognostisch
ungünstigen Faktor darstellen. Dabei hatten die Patienten, die – vorher N0 –
Mikrometastasen aufwiesen, ein ähnliches schlechtes Outcome wie Patienten im N1Status. Unterschieden wurde in dieser Studie „micrometastases“ (MM) vom
sogenannten „tumor cell microinvolvement“ (TCM) ohne umgebende Stromareaktion.
TCM allein (4,9 Prozent der Fälle, n=2) hatte keinen Einfluss auf die Prognose,
allerdings scheint die Anzahl der Patienten zu gering zu sein, um diese Aussage
sicher treffen zu können. Die Studie von Natsugoe et al. lässt unklar, ob sich das
durch die Autoren berechnete kumulative Überleben nur auf die Patienten mit
Mikrometastasen bezieht, oder ob sie die TCM-Fälle mit berücksichtigten. Falls
letzteres der Fall ist, kann man die Signifikanz auf das Überleben mit dem signifikant
negativen
Einfluss
von
zytokeratinpositiven
(CKLK+)
Lymphknoten
auf
die
Überlebenszeit von Patienten in der vorliegenden Studie durchaus vergleichen.
Einschränkend
ist
zu
sagen,
dass
Natsugoe
et
al.
nur
Patienten
mit
Plattenepithelkarzinom analysierte und der Einfluss von neoadjuvanter Therapie
nicht berücksichtigt wurde. Ebenfalls wird keine Aussage über den Vitalitätsstatus
der detektierten Tumorzellen gemacht, während in der vorliegenden Arbeit enge
Kriterien zur Definition einer Mikrometastase gesetzt wurden. Natsugoe et al regt an,
dass Patienten mit neu entdeckten Mikrometastasen auf pN1 reklassifiziert werden
sollten.
107
in
der
Chirurgischen
Universitätsklinik
Freiburg
operierte
Ösophaguskarzinompatienten mit Lymphknotenbefall (pN1) aus dem gleichen
Zeitraum wie das pN0-Kollektiv dieser Arbeit hatten eine 2-ÜLZ von 18 Prozent und
73
Diskussion
eine 5-ÜLZ von 8 Prozent (Median 0,92 ±0,15; Konfidenzintervall 0,63;1,20;
Datenpool der Chirurgischen Universitätsklinik Freiburg). Diese Zahlen sind nur
wenig schlechter als jene bei zytokeratinpositiven Patienten mit einer medianen
Überlebenszeit von 1,4 Jahren (±0,2), hingegen deutlich schlechter als bei Patienten
mit Lymphknotenmikrometastasen mit einer medianen Überlebenszeit von 4,1
Jahren (±2,6). PN0-Patienten, bei denen Zytokeratinpositivität in Lymphknoten
(CKLK+) immunhistochemisch nachgewiesen werden konnten (pN0LK+), haben
demnach eine ähnlich schlechte Prognose wie pN1-Patienten . Diese Erkenntnis
steht im Gegensatz zu dem alleinigen Nachweis von Mikrometastasen, die keinen
unabhängigen Einfluss auf die Prognose haben. Der prognostische Einfluss von
zytokeratinpositiven Lymphknoten ist weniger durch das Vorhandensein von
Mikrometastasen, als vielmehr durch Residuen von ehemaligen teilvitalen oder
avitalen Lymphknotenmetastasen zu erklären. Natsugoe definierte metastatische
Tumorzellen mit folgenden Eigenschaften: Tumorzellen mit einer Stromareaktion des
umgebenden Gewebes, Bildung von Narbengewebe und desmoplastischem
Gewebe. Nichtmetastatische Tumorzelleinschlüsse weisen keine Stromareaktion auf.
In Studien, in denen dieser Unterschied zugrunde gelegt wurde, zeigte sich, dass
nichtmetastatische Lymphknotenbeteiligungen einen zu vernachlässigenden Einfluss
auf die Prognose haben. In Anlehnung an die Ergebnisse diskutierte der Natsugoe
die Relevanz einer erweiterten Lymphadenektomie beim Plattenepithelkarzinom des
Ösophagus. Die Rate von Lymphknotenmetastasen ist offensichtlich höher, als
Routinemethoden dies zeigen. Deshalb müssen Prozeduren, die auch die
versteckten Tumorzellen in Lymphknoten ausräumen, erweitert werden.
Die
Ergebnisse
der
voriegenden
Arbeit
deuten
jedoch
daraufhin,
dass
Mikrometastasen keinen Einfluss auf die Prognose haben und eine erweiterte
Lymphadenektomie in dieser Beziehung keinen Vorteil bringt. Hingegen könnte bei
denjenigen Patienten, die trotz präoperativer Radiochemotherapie noch Residuen
von
ehemaligen
Lymphknotenmetastasen
aufweisen,
eine
erweiterte
Lymphknotenentfernung sinnvoll sein. Das präoperative nodale Staging ist jedoch zu
ungenau, um diese Gruppe von Fällen exakt zu erfassen.
Glickman et al. untersuchten in einer Studie mit 78 pN0-Patienten (Adenokarzinome
und Plattenepithelkarzinome), von denen 34 eine präoperative Radiochemotherapie
erhalten
hatten,
ebenfalls
Lymphknotenmikrometastasen
[30]
die
prognostische
Signifikanz
okkulter
. Bei 31 Prozent der Adenokarzinom-Patienten und
74
Diskussion
17 Prozent der Plattenepithel-Patienten wurden okkulte Lymphknotenmetastasen
nachgewiesen. Dabei wurden alle mit AE1/AE3 positiv angefärbten Zellen oder
Zellgruppen
mit
typischen
Lymphknotenmetastasen
Tumorzell-Merkmalen
gewertet,
was
der
in
dieser
als
okkulte
Arbeit
definierten
Zytokeratinpositivität im Wesentlichen entspricht. Glickman konstatierte, dass weder
beim Adenokarzinom (p=0,46) noch beim Plattenepithelkarzinom (p=0,9) okkulte
Lymphknotenmetastasen mit einer schlechteren Überlebenszeit korrelierten. Beim
Adenokarzinom zeigte sich eine signifikante Korrelation mit der Invasionstiefe des
Primärtumors,
jedoch
Parametern,
bis
mit
auf
keinen
die
weiteren
Tatsache,
klinischen
dass
oder
Patienten
pathologischen
mit
okkulten
Lymphknotenmetastasen eher eine präoperative Radio- oder Chemotherapie
erhalten hatten. Dies deckt sich mit den Ergebnissen in dieser Arbeit (siehe Tabelle
21, S.53). Trotzdem zeigt sich auch hier die sehr differente Definition von
Mikrometastasen. Glickman benutzt wohl sehr bedacht nicht den Begriff der
„Mikrometastase“,
vielmehr
spricht
er
von
versteckten,
zytokeratinpositiven
Tumorzellen oder –verbänden, deren Nachweis in der Routinehistologie nicht
möglich ist. Die Studie von Glickman et al. könnte Patienten mit einer pN0Erkrankung eingeschlossen haben, deren metastatische Zellen durch sorgfältigere
Untersuchung mittels H&E-Färbungen detektierbar gewesen wären, da jeweils nur
ein H&E-Schnitt angefertigt wurde. In der Studie von Komukai et al. könnten
Patienten mit Metastasen, die in der H&E-Färbung schwierig zu entdecken waren,
ausgeschlossen worden sein, da sehr viele konsekutive Schnitte von einem
Lmphknoten hergestellt wurden
[50]
. Trotz der sorgfältigen Abschätzung des
Definitionsprozesses von MM durch zahlreiche Kriterien war es schwierig, einen
signifikanten Einfluss zu finden. Nur zum Teil decken sich also die in der
vorliegenden
Arbeit
benutzten
Kriterien
mit
denen
der
Glickman-Gruppe;
Unterschiede in der Auswertung hinsichtlich der prognostischen Signifikanz sind
demnach zu erwarten. Glickman fand eine Korrelation zwischen einem höheren TStadium (UICC) und dem gehäuften Auftreten von Mikrometastasen heraus, in der
vorliegenden
Arbeit
ließen
sich
weder
Mikrometastasen
(p=0,19)
noch
Zytokeratinpositivität (p=0,08) signifikant mit einem höherem T-Stadium verbinden.
Die
Differenzierung
zwischen
den
histologischen
Subtypen
des
Ösophaguskarzinoms in der Studie von Glickman et al. führt zu noch geringeren
Fallzahlen und lässt somit an der statistischen Aussagekraft zweifeln. Noch mehr
75
Diskussion
stellt die geringe Fallzahl sowohl an Patienten als auch an Mikrometastasen in jeder
der hier diskutierten Studien eine ausreichend zuverlässige Interpretation der
Ergebnisse in Frage. Die alleinige Anwesendheit von Mikrometastasen stellt daher
keine Indikation für eine erweiterte Lymphadenektomie dar, was auch durch die
präsentierten Ergebnisse der vorliegenden Arbeit bestätigt wird.
Falsch negative Ergebnisse, allen voran die Abhängigkeit des Nachweises von
okkulten Tumorzellen von der Anzahl der untersuchten Lymphknoten, bedeutet
sowohl bei Glickman et al. und in der vorliegenden Arbeit eine potentielle Limitierung.
Zwar nicht signifikant (p=0,182), besteht in der vorliegenden Studie dennoch ein
Unterschied
von
durchschnittlich
16,3
(±
11,6)
untersuchten
LK
bei
zytokeratinnegativen gegen durchschnittlich 20,2 (± 8,6) LK bei zytokeratinpositiven
Patienten (siehe auch Abbildung 7, S. 46). So lässt sich annehmen, dass die
Detektionsrate versteckter maligner Zellen in Lymphknoten von ÖsophaguskarzinomPatienten steigt, je mehr Lymphknoten untersucht werden. Vor allem in japanischen
Studien (Tabelle 29, S. 711), denen durch erweiterte Lymphadenektomien wesentlich
mehr Lymphknoten zur Verfügung standen
[21, 50, 79, 91]
, zeigten sich ebenfalls höhere
Detektionsraten.
Weitere erwähnenswerte Einschränkungen entstehen dadurch, dass nicht alle
regionalen Lymphknoten operativ entfernt und systematisch aufgearbeitet werden
und
somit
mögliche
Mikrometastasen
oder
zytokeratinpositive
Tumorzellen
übersehen werden. Ebenso hat die Anzahl der Schnitte Einfluss auf das Ergebnis:
Ishida et al. konnten zeigen, dass die Analyse vieler Schnitte, verglichen mit der
Analyse von nur einem Schnitt, die Detektionssensitivität von kleinen metastatischen
Foci in Lymphknoten erhöhen konnte
[38]
. Ziel der vorliegenden Studie war es, durch
die Festlegung von sechs aufeinander folgenden repräsentativen Schnitten pro
Lymphknoten
eine
möglichst
große
Wahrscheinlichkeit
zu
erreichen,
Mikrometastasen zu finden. In den in der Tabelle 29, S. 70 aufgeführten Studien
wurden vier
[26]
bis zehn
[91]
Schnitte pro Lymphknoten ausgewertet, wobei der
konsekutive Abstand im Durchschnitt 150 bis 250 µm betrug. Die in dieser Studie
verwendeten Parameter wie Schnittanzahl, -abstand und –dicke orientierten sich an
den bereits erwähnten Referenzen. Glickman erwähnt zudem, dass er nur eine 2ÜLZ beachtet hat und Mikrometastasen möglicherweise einen Einfluss auf das
spätere Überleben haben könnten. In der vorliegenden Arbeit bleibt der Effekt von
76
Diskussion
Mikrometastasen sowohl nach zwei als auch nach fünf Jahren bedeutungslos für die
Prognose.
Allerdings
ist
das
Vorhandensein
von
Lymphknotenmakrometastasen
der
bedeutsamste prognostische Faktor für Patienten mit Ösophaguskarzinom. Es
konnte anhand der Ergebnisse dieser Arbeit deutlich gezeigt werden, dass ehemals
vorhandene Metastasen (avitale Mikro- oder Makrometastasen) selbst nach
präoperativem, multimodalem Therapiekonzept noch immer einen ungünstigen Effekt
auf die Überlebenszeit haben. Nach den Ergebnissen der hier vorgestellten Arbeit
findet sich ein signifikanter negativer Effekt von zytokeratinpositiven Zellen auf die
Prognose vor allem bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom. Aufgrund der geringen
Fallanzahl bleibt die nicht signifikante Aussage beim Adenokarzinom fraglich.
Eine andere Studie von einer Arbeitsgruppe um Izbicki untersuchte 399
Lymphknoten von 68 Patienten mit Ösophaguskarzinom ohne offenkundige
Metastasen (M0) durch immunhistochemische Methoden (Ber-EP4) auf okkulte
Tumorzellen
[39]
. Dabei war der pN-Status unerheblich. Von den 399 primär
tumorfreien Lymphknoten wiesen 67 Lymphknoten (17 Prozent) Ber-EP4-positive
Zellen (gefunden bei 42 von 68 Patienten) auf. 15 von 30 Patienten (N0) konnten
damit als Ber-EP4-positiv bezeichnet werden. Durch Korrelation mit Überlebensdaten
fand Izbicki heraus, dass Ber-EP4-positive Zellen in primär tumorfreien Lymphknoten
ein unabhängig prognostischer Wert waren, es ließ sich ein signifikant verringertes
rezidivfreies Intervall und verringertes Gesamtüberleben beweisen (sowohl bei
Patienten mit und ohne primär befallenen Lymphknoten). Zusammenfassend ging die
Arbeitsgruppe
davon
aus,
dass
immunhistochemische Untersuchungen von
Lymphknoten das pathologische Staging verbessern können. Izbicki et al. diskutierte,
dass die lymphatische Dissemination von Tumorzellen eher auftreten könnte als
hämatogene Aussaat. Lymphknotenmikrometastasen wurden sogar in T1-Stadien
detektiert (in dieser als auch in anderen Studien). Die Daten von Izbicki müssen
jedoch aus verschiedenen Gründen hinterfragt werden. Zum einen werden Patienten
mit oder ohne Mikrometastasen bezüglich der Prognose unabhängig vom
Vorhandensein offenkundiger Lymphknotenmetastasen verglichen; bei Ausschluss
derjeniger Patienten mit pN1-Status würde sich wahrscheinlich keine signifikante
Korrelation ergeben. Zum anderen wurden von den initial 1308 Lymphknoten nur 680
histologisch oder immunhistochemisch aufgearbeitet, die restlichen wurden von den
operierenden Chirurgen als nicht tumorfrei eingeschätzt. Somit basiert das Protokoll
77
Diskussion
dieser Arbeit auf einer sehr zweifelhaften Präselektion von Lymphknoten, denen man
makroskopisch eventuelle kleinere Metastasen nur schwerlich ansehen kann. Die
Anzahl von 399 routinepathologisch tumorfreien Lymphknoten ist für eine suffizient
prognostische Aussage zu klein. Der in Denver ansässige Pathologe A. S. Knisely
nahm im New England Journal of Medicine in einem Leserbrief auf die in der
Publikation von Izbicki abgebildeten Tumorzellen Bezug und zweifelte aufgrund der
dargestellten zytokeratinaufnehmenden Partikel zu recht an deren Malignität [49].
Die Daten der vorliegenden Arbeit trennen eindeutig Mikrometastasen durch strenge
Definition von zytokeratinaufnehmenden, avitalen Partikeln. Hier ist wohl auch der
Grund zu suchen, weshalb nur wenige okkulte Mikrometastasen in Lymphknoten
gefunden wurden. Wie bereits eingangs erwähnt, scheinen diese metastatischen
Foci keinen Einfluss auf das Überleben der untersuchten 80 Patienten zu haben;
aufgrund der geringen Fallzahl und sich widersprechender Literaturquellen bezüglich
der
prognostischen
Korrelation
okkulter
Tumorzellen
bei
Patienten
mit
Ösophaguskarzinom ist eine multizentrische Studie für eine sicherere Aussage
notwendig.
Dies sieht die Arbeitsgruppe um Sato ähnlich
[79]
. Das Ziel dieser Studie war es
ebenfalls, zu untersuchen, ob die Anwesendheit von Lymphknotenmikrometastasen
bei Patienten mit Plattenepithelkarzinom des Ösophagus (Stadium pN0) einen
prognostischen Einfluss hat. Etwa 1840 LK wurden von 50 pN0-SCC-Patienten
untersucht, die sich einer kurativen Resektion des Primärtumors und einer
systematischen Lmphadenektomie unterzogen haben. Zusätzlich wurden drei
Mikrometastasen-Stadien etabliert: Stage I: eine individuelle AE1/3-positive Zelle;
Stage II: multiple individuelle positive Zellen; Stage III: ein oder mehrere positive
Cluster. Mikrometastasen wurden bei 20 Patienten detektiert (40 Prozent). Ein
höheres Mikrometastasen-Stage (s.o.) war mit einer größeren T-Kategorie assoziiert
(pT; p=0,023). Rezidive wurden bei neun Patienten beobachtet. Jedoch war die
Rezidivhäufigkeit bei Patienten mit oder ohne Mikrometastasen etwa gleich. 23 von
30 Patienten ohne Mikrometastasen überlebten, während 15 von 20 Patienten mit
Mikrometastasen noch lebten (5-ÜLZ von 75 vs. 78 Prozent, p=0,91). 26 von 30
Patienten ohne Mikrometastasen hatte kein Rezidiv, während 15 von 20 Patienten
mit Mikrometastasen rezidivfrei blieben (5-Jahre-rezidivfreies-Überleben von 86 vs
73 Prozent, p=0,37). Es gab keinen signifikanten Unterschied in der Prognose
betreffend des Stage-Grades der Mikrometastasen (s.o.). Multivariate Analysen
78
Diskussion
zeigten ebenfalls, dass Mikrometastasen kein unabhängiger prognostischer Faktor
sind (p=0.73). Zusammenfassend erklärt Sato, dass die immunhistochemische
Detektion von Mikrometastasen ein Indikator für die lymphatische Dissemination von
Tumorzellen sein kann. Jedoch hat der Nachweis von MM keinen Einfluss auf die
Prognose
bei
nodal-negativen
Patienten
mit
Plattenepithelkarzinomen
des
Ösophagus. Diese Erkenntnis deckt sich mit den Ergebnissen der vorliegenden
Studie (p=0,68; siehe auch Tabelle 24, S. 58).
Vor allem in der Arbeitsgruppe um Sato ist die Anzahl der gefundenen
Mikrometastasen sehr hoch. Die durchschnittliche Lymphknotenanzahl pro Patient
betrug 37 (in der hier vorgestellten Arbeit 17 LK pro Patient). Wie bereits erwähnt,
steigt die Detektionsrate maligner Tumorzellen in Lymphknoten durch die Anzahl der
resizierten Lymphknoten, jedoch zeigt die Arbeit von Sato et al. trotz der großen
Anzahl an untersuchten Lymphknoten ebenfalls die fehlende prognostische
Signifikanz von Mikrometastasen auf. Es ist anzunehmen, dass das Staging bei zu
wenig Lymphknoten zu gut ausfallen kann. Weiterhin könnten in den hier
untersuchten Lymphknoten durch die präoperative Radiochemotherapie viele
mikrometatastatische Foci eradiziert worden sein. Allerdings ist die Arbeit von Sato et
al. in einigen Punkten auch kritisch zu bewerten. So wurde nur ein einziger
zusätzlicher „cross-section“-Schnitt, möglichst nahe am routinepathologischen
Schnitt durchgeführt und immunhistochemisch angefärbt. Entsprechend univariater
und multivariater Analysen haben Mikrometastasen keinen signifikanten Einfluss auf
die Prognose in der Arbeit von Sato et al., die die Tumorgröße als bedeutsamsten
unabhängigen Faktor betreffend die Prognose annimmt. Nachfolgend bestimmt das
Geschlecht die Prognose: weibliches Geschlecht hat nach Ausschluss nodalpositiver Patienten eine bessere Prognose. Der Co-Autor Y. Shimada zeigte in einer
eigenen
Studie
weitere,
molekulare
Prognosefaktoren
von
Patienten
mit
Plattenepithelkarzinomen des Ösophagus auf. In einer multivariaten Auswertung
bezeichnete der Autor neben dem pN-Status und Geschlecht cyclin D1, E-cadherin,
EGFR sowie die „cell regrowth capability“ als wichtige Faktoren für die Vorhersage
des Survival oder Rezidivwahrscheinlichkeit
[81]
. Ein anderer Grund dafür, weshalb
Mikrometastasen das Outcome bei Sato et al. nicht zu beeinflussen scheinen, ist,
dass das Überleben von pN0-Patienten mit Mikrometastasen relativ besser ist als
das in den anderen Studien. Die Strategie der systematischen Lymphadenektomie
könnte einen Einfluss auf die Prognose haben, sogar wenn Mikrometastasen
79
Diskussion
vorhanden sind. Das Ösophaguskarzinom ist dafür bekannt, häufig – sogar in sehr
frühen Stadien - in Lymphknoten zu metastasieren. Zudem erreicht diese extensive
lymphatische Aussaat nicht nur regionale, sondern auch zervikale oder entfernte
abdominelle
Lymphknoten,
herausgefunden wurde
[1, 68]
wie
durch
erweiterte
Lymphadenektomien
. Wenn Lymphknoten nicht resiziert werden, könnte dies
einen negativen Einfluss auf die Prognose bei eventuellem Vorhandensein von
Mikrometastasen haben. Dieser Effekt wurde bei Shimada et al. wahrscheinlich
deshalb nicht gesehen, weil Mikrometastasen in der frühen Phase der lymphatischen
Dissemination effektiv entfernt wurden.
Die 5-ÜLR von pN0-Patienten liegt in einigen Zentren bei etwa 70 Prozent, sogar
nach erweiterter radikaler Ösophagektomie
[69]
. Jedoch bringt die erweiterte
Lymphadenektomie hohe Raten an Morbidität mit sich, eine akkurate Einschätzung
der Patienten und ihres individuellen Operationsrisikos ist somit unumgänglich,
zumal
die
ÜLZ
nodalpositiver
Patienten
in
Verbindung
mit
radikalen
Operationstechniken enorm sinkt [69].
Selbst bei pN0-Patienten sind Erkrankungsrezidive in entfernteren Organen nicht
selten . Dies legt den Schluss nahe, dass maligne Einzelzellen oder Cluster, die nicht
durch klinische oder histologische Techniken entdeckt werden konnten, schon vor
der chirurgischen Intervention disseminiert haben [50].
Komukai et al. untersuchten 2845 zervikale, mediastinale und abdominelle
Lymphknoten, die systematisch bei 37 pN0-Patienten mit Plattenepithelkarzinomen
des Ösophagus
[50]
entfernt wurden. Durchschnittlich wurden 75 Lymphknoten pro
Patient untersucht. Nodale Mikrometastasen wurden bei 14 von 37 Patienten
gefunden (38 Prozent). Postoperative Rezidive waren bei pN+-Fällen mit 50 Prozent
signifikant (p=0,008) höher als bei MM- mit 9 Prozent. Gesamtüberleben und
Rezidivfreies Überleben war in der ersten Gruppe signifikant schlechter als in der
zweiten
Gruppe.
Nodale
Mikrometastasen
haben
einen
unabhängigen
prognostischen Einfluss auf das rezidivfreie Überleben, wie in einer multivariaten
Analyse dieser Studie bewiesen. Gleiche Inzidenzen wie in der Arbeitsgruppe um
Komukai (~40 Prozent) liegen in den Studien von Natsugoe et al. und Izbicki et al.
vor. Die Ergebnisse in der hier präsentierten Arbeit weichen jedoch davon ab: die
Inzidenz
von
Mikrometastasen
betrug
8,25
Prozent,
die
Inzidenz
von
Zytokeratinpositivität war jedoch, wie bereits bekannt, mit 42,5 Prozent deutlich
höher. Falsch positive Ergebnisse durch die sehr geringe Fallanzahl (n=37) und hohe
80
Diskussion
Detektionsraten aufgrund der enorm großen Anzahl an untersuchten Lymphknoten
pro Patient sind in der Studie von Komukai durchaus wahrscheinlich
In der Studie von Komukai et al. sind Lymphknotenmikrometastasen der einzige
unabhängige Risikofaktor für ein postoperatives Rezidiv bei Patienten ohne
histologisch offenkundige Lymphknotenmetastasen. Die Hälfte dieser Patienten hatte
eine Rezidiverkrankung nach Ösophagektomie. Kontrovers sah dies Tanabe et al. in
einer ähnlichen Studie: keiner der primär pN0-Patienten hatte ein Tumorrezidiv nach
Ösophagektomie, ungeachtet des Auftretens (oder Nichtauftretens) von nodalen
Mikrometastasen
[91]
.
In
der
vorliegenden
Arbeit
gingen
die
eventuellen
Rezidiverkrankungen nicht in das Follow-Up mit ein, derzeit werden jedoch die
Rezidivdaten gesammelt und ausgewertet – und ist aktuell Gegenstand einer
anderen Studie.
Die Arbeitsgruppe von Komukai konnte zeigen, dass die Mehrzahl der Patienten mit
Rezidiv an hämatogener Fernmetastasierung starb. Diese Ergebnisse zeigen, so
Komukai, dass Patienten ohne histologisch offenkundige LK-Metastasen aber mit
immunhistochemisch detektierten nodalen Mikrometastasen ein größeres Risiko für
eine Rezidiverkrankung haben und eine postoperative Chemotherapie erhalten
sollten. Eventuell könnte eine postoperative Radiochemotherapie bereits die
Rezidivrate senken, was in weiteren Studien herauszufinden wäre.
Eine Arbeitsgruppe um Tanabe et al. arbeitete 2003 3494 Lymphknoten von 78
Patienten mit einem oberflächlichen Plattenepithelkarzinom des Ösophagus auf
[91]
.
Von den 78 Patienten hatten 34 weder Mikro- noch Makrometastasen; 12 hatten nur
nodale MM, 32 histologisch offenkundige Metastasen. Nodale Mikrometastasen
wurden nur bei Karzinomen, die die Muscularis mucosae oder eine tiefere
Penetration erreichten, gefunden. Multivariate Analysen zeigten eine signifikante
Korrelation
zwischen
dem
Auftreten
von
nodalen
Mikrometastasen
und
intraösophagealen, multizentrischen Karzinom und venöser Infiltration (p=0,005 und
0,017). Jedoch zeigte sich kein klinischer Einfluss von nodalen Mikrometastasen
hinsichtlich des Patienten - Outcome. Die Inzidenz der Mikrometastasen bei pN+ war
signifikant höher als bei pN0 (26 Prozent pN0- und 60 Prozent pN1-Patienten). Dies
ist ähnlich wie bei Hosch et al., was nahe legt, dass die Inzidenz von
Mikrometastasen bei offenkundigen Lymphknotenmetastasen höher ist
[34]
. Dabei ist
die Inzidenz der MM (pN0) ähnlich wie bei Sato et al. und Glickman et al. In Tanabes
Studie war die Entwicklung eines multizentrischen Karzinoms signifikant korreliert mit
81
Diskussion
dem Auftreten von Mikrometastasen. Schlussfolgernd daraus könnte die Anzahl der
neoplastischen Läsionen im Ösophagus mit einem erhöhten Risiko nodaler
Mikrometastasen einhergehen.
Die Studie von Tanabe demonstriert einen marginalen Zusammenhang zwischen
Zellatypien und nodalen Mikrometastasen. Kein Patient mit geringgradiger Atypie
hatte
mikrometastatische
Mikrometastasen
interzelluläre
bei
Tumorzellen
in
low-grad-Tumoren
Brücken
eine
den
könnte
Gefäßinvasion
und
LK.
Diese
dadurch
Absenz
von
sein,
dass
erklärt
lymphogene
Metastasierung
verhindern. Wie in allen hier besprochenen Studien einschließlich der vorliegenden,
lässt sich erkennen, dass bei Ösophaguskarzinomen sehr früh die lymphatische
Dissemination beginnt. Aus Tabelle 12, S.44 wird ersichtlich, dass Mikrometastasen
unabhängig vom T-Stadium des Primärtumors auftraten. Es ist jedoch anzunehmen,
dass bei höheren Fallzahlen die Detektionsrate abhängig vom Tumor-Stadium ist. Es
zeigte sich sowohl in der vorliegenden Arbeit als auch in den hier besprochenen
Studien (siehe auch Tabelle 29, S. 70) eine weit gestreute Dissemination in
zervikale,
mediastinale
und
abdominelle
Lymphknoten
-
unabhängig
vom
unterschiedlichen Sitz der Primärtumore. Folglich können Krebszellen selbst in sehr
frühen
Stadien
des
Ösophaguskarzinoms
zu
weitentfernten
Lymphknoten
metastasieren.
Die Ergebnisse der hier präsentierten Arbeit zeigen, dass nodale Mikrometastasen
bei Ösophaguskarzinomen keine klinische Relevanz haben, wenn gleichzeitig eine
regionale
Lymphadenektomie
durchgeführt
wurde.
Da
die
meisten
mikrometastatischen Foci nur eine wenige Tumorzellen enthalten, könnte das
Ausmaß der Tumorlast durch beteiligte maligne Zellen zu gering sein, um die
Prognose der Patienten mit Ösophaguskarzinomen zu beeinträchtigen, obwohl die
Existenz von nodalen Mikrometastasen ein Zeichen für die systemische Beteiligung
durch
Tumorzellen
sein
könnte.
Es
ist
zu
vermuten,
dass,
wenn
die
Immunkompetenz eines Patienten mit Ösophaguskarzinomen intakt ist, beteiligte
Tumorzellen abgewehrt oder inaktiv werden könnten.
Keene und Demeure postulierten zudem, dass zum Zeitpunkt der OP alle Patienten
schon MM haben und immunhistochemische Nachweismethoden in 77 Prozent der
Fälle ein Upstaging verfehlen
[45]
. Es ist vorstellbar, dass Mikrometastasen sich in
einem kontrollierten Zustand befinden, der – abhängig von der Entwicklung der
82
Diskussion
disseminierten malignen Zellen durch exogene und endogene Faktoren, zur
prognostisch bedeutsamen Makrometastasierung reifen könnte.
Venöse Invasion war bei Tanabe et al. ebenfalls mit nodalen Mikrometastasen
korreliert und somit konkordant mit der Studie von Kikuchi et al. über
Magenkarzinome
[47]
. In der vorliegenden Arbeit wurde eine venöse Invasion durch
Tumorzellen nicht untersucht. Allerdings zeigte sich eine signifikante Korrelation von
Fällen mit Lymphangiosis carcinomatosa und verringerter Überlebenszeit (p=0,03).
Von Rahden konnte 2004 in einem Vortrag am 121. Kongress der Deutschen
Gesellschaft
für
carcinomatosa
Chirurgie
(LAC)
im
beim
Berlin
primär
das
Vorliegen
resezierten
einer
Lymphangiosis
Adenokarzinom
des
oesophagogastralen Übergangs (AEG) als einen signifikanten und unabhängigen
prognostischer Faktor für das Überleben präsentieren [100]. Die Chemotherapie ändert
die Gesamtrate der Lymphangiosis carcinomatosa nicht und auch ihre prognostische
Bedeutung bleibt erhalten. Auch nach Downstaging in günstigere T-Kategorien durch
neoadjuvante Chemotherapie, bleibt bei initial fortgeschrittenen Tumoren die
massive LAC ein häufiger Befund. Dies deckt sich mit den Analysen dieser Studie,
die
das
Vorliegen
prognostischen
einer
Faktor
Lymphangiosis
hervorheben.
carcinomatosa
Auch
in
einer
als
ungünstigen
vorangegangenen
Veröffentlichung aus der Münchener Arbeitsgruppe um Siewert konnte gezeigt
werden, dass eine Lymphangiosis carcinomatosa ein unabhängiger prognostischer
Faktor bei den Karzinomen des gastroösophagealen Übergangs ist [85].
4.2.2 Bedeutung der neoadjuvanten Therapie
Die Ergebnisse von Studien, die sich mit der prognostischen Auswirkung von RCTX
in den letzten Jahren beschäftigt haben, widersprechen sich zum Teil.
Walsh et al. sahen 1996 in einer prospektiven, randomisierten Studie einen Vorteil
der RCTX gegenüber dem alleinigen chirurgischen Eingriff bei 58 Patienten
[101]
.
Aufgrund des unzureichenden präoperativen Stagings (z.B. CT-Untersuchungen),
des zu zeitigen Abschlusses der Studie und der ungewöhnlich geringen
Überlebensraten im „Chirurgie-allein“-Arm des Versuches muss die Arbeit von Walsh
et al. kritisiert werden. Ebenso konnten Vogel et al. 1995 einen prognostischen
Vorteil
und
ein
klinikopathologisches
Ösophaguskarzinompatienen erkennen
[99]
Downstaging
durch
RCTX
bei
125
. Urba et al. konnten hingegen 2001 in
83
Diskussion
einer randomisierten Studie mit 43 Patienten keinen Benefit der RCTX feststellen
[96]
.
143 Plattenepithelkarzinom-Patienten wurden 1997 in einer Studie von Bosset et al.
neoadjuvant radiochemotherapiert, dabei konnten die Autoren keine Verbesserung
des Langzeitüberlebens feststellen, lediglich die rezidivfreie Zeit wurde verlängert [12].
In einer auf der „Cochrane Database“ beruhenden Metaanalyse von Malthaner et al.
[61]
konnten 8 Studien über die neoadjuvante RCTX bis 2004 verglichen werden
15, 54, 56, 70, 96, 101]
[4, 12,
. Es wurde die Ein-Jahres-Mortalität von sechs Studien verglichen,
deren Daten zu diesem Zeitpunkt verfügbar waren. Es stellte sich kein signifikanter
Unterschied der RCTX versus alleiniger Chirurgie für das Mortalitätsrisiko nach
einem Jahr heraus. Eine weitere Metaanalyse von Fiorica et al.
[24]
, die nur Patienten
mit resektablen Ösophaguskarzinomen ohne Metastasierung berücksichtigte, konnte
einen signifikanten Unterschied der 3-ÜLR zugunsten der neoadjuvanten Therapie
herausfinden. Auch die Metaanalyse von Urschel et al.
[97]
, die die meisten der
bereits erwähnten Studien bearbeitete, zeigte weder nach einem noch nach zwei
Jahren eine signifikante Verbesserung der Prognose durch RCTX. Wie auch Forica
et al. ergab sich nur nach drei Jahren ein statistisch signifikanter Unterschied in der
Mortalität zugunsten der RCTX. Zudem wurde herausgefunden, dass es günstiger
sei, wenn die Radiochemotherapie gleichzeitig anstatt aufeinander folgend
verabreicht wurde. Auch Malthaner et al. kamen zu ähnlich signifikanter
Ergebniskonstellation nach drei Jahren: die neoadjuvante Therapie war zu diesem
Zeitpunkt der alleinigen Chirurgie überlegen. Auch Kaklamanos et al. kamen 2003 in
einer Metaanalyse
[44]
, die 2311 Patienten zusammenfasste und vier der auch in den
anderen Studien analysierten Arbeiten mit RCTX beinhaltete
[12, 54, 70, 101]
, zu der
Ansicht, dass neoadjuvante Therapie einen moderaten Vorteil im Vergleich zur
alleinigen Chirurgie bietet. Allerdings bezog Kaklamanos dieses Ergebnis eher auf
die präoperative Chemotherapie (8 Studien) als auf die RCTX (vier Studien), die mit
einer erhöhten behandlungsassoziierten Mortalität einherging. Jedoch erscheint
dieses Ergebnis durch zu wenige Patienten und Studien im RCTX-Arm als
ungenügend untermauert im Gegensatz zu den anderen, bereits besprochenen
Metaanalysen mit mehr RCTX-Patienten.
In der vorliegenden Arbeit hatten pN0-Patienten mit neoadjuvanter Therapie und
fehlendem
Nachweis
von
Tumorzellen
einen
(zwar
nicht
signifikanten)
prognostischen Vorteil von medianen Überlebenszeit von 5,4 Jahren (±0,6)
gegenüber 4,8 Jahren (±1,1) (p=0,24). Die drei Jahre ÜLZ bei nicht präoperativ
84
Diskussion
behandelten Patienten betrug 59,3 Prozent, während 60 Prozent neoadjuvant
Therapierte diesen Zeitpunkt überlebten. Mit der geringen Fallzahl von n=80 ist ein
Vergleich zu den angesprochenen Metaanalysen nur von geringem Wert, allenfalls
zeigt sich die Tendenz im Langzeitüberleben als konkordant mit den Ergebnissen
von Malthaner, Urschel, Fiorica und Kaklamanos.
Nach
Ausschluss
der
CK-positiven
Patienten
zeigt
der
Vergleich
der
Überlebensdaten von Patienten mit RCTX und Patienten mit alleiniger Chirurgie in
der vorliegenden Studie einen tendenziellen, jedoch nicht signifikanten (p=0,31)
Unterschied (siehe Abbildung 16, S.61). Dies könnte bedeuten, dass Patienten ohne
Lymphknotenmetastasen mehr von einer neoadjuvanten Therapie profitieren,
gleichzeitig ist die Prognose von nodal positiven Patienten ohnehin wesentlich
schlechter. Zumal scheint es, dass ehemals vorhandene Makrometastasen nach
neoadjuvanter Behandlung immer noch einen signifikant negativen prognostischen
Einfluss haben (siehe Abbildung 12, S.56) und präoperative Radiochemotherapie
Metastasen zwar lokal zerstören kann, aber keinen Einfluss auf die primär negative
prognostische Bedeutung der Lymphknotenmetastasen hat.
Dabei ist zu hinterfragen, ob eine präoperative Therapie unabhängig von der
begrenzten pN0-Gruppe dieser Studie bei Tumoren höheren Stage-Grade einen
Überlebensvorteil
bringt.
Patienten
mit
kompletter
Remission
nach
Radiochemotherapie (ypT0ypN0) haben wahrscheinlich einen Benefit bezüglich
lokoregionärer Kontrolle und Überleben, da diese Patienten einen deutlich besserer
Überlebensrate als pN1-Patienten aufweisen (41 Prozent (5-ÜLZ ypN0) vs. 8 Prozent
(5-ÜLZ pN1)). Auch Imdahl et al. bestätigten dies in einer Studie über die
präoperative Radiochemotherapie bei Patienten mit Ösophaguskarzinom
wird
in
dieser
Studie
die
Bedeutung
des
[37]
Lymphknotenstatus
. Zudem
für
das
Langzeitüberleben diskutiert. Gelingt es, wie in bei den in dieser Arbeit subsumierten
Patienten, durch die präoperative Therapie einen pN0-Status zu erreichen, ist die
Prognose des Patienten um ein Vielfaches besser.
Bei 56 Prozent der im Rahmen dieser Studie radiochemotherapierten Patienten, bei
denen
präoperativ
routinehistopathologisch
ein
keine
cN1-Stadium
angenommen
Lymphknotenmetastasen
wurde,
mehr
konnte
nachgewiesen
werden. 64 Prozent (n=9) der zytokeratinpositiven Patienten (avitale Mikro- oder
Makrometastasen) wurden in dieser Studie präoperativ mit einer cN1-Situation
eingestuft. In dem Resektat dieser 9 neoadjuvant behandelten Patienten konnte ein
85
Diskussion
pN0-Status festgestellt werden. In wie weit die Radiochemotherapie den Anteil an
pN0-Patienten tatsächlich erhöht, bleibt unklar, da nur selten präoperativ
Lymphknotenbiopsien durchgeführt werden.
Schlussfolgernd müsste die präoperative Staginggenauigkeit verbessert werden, um
möglichst zuverlässige Aussagen über den nodalen Status eines Patienten zu liefern.
Nur
genaueste
Staging-
Informationen
können
die
beste
Therapieoption
ermöglichen.
Zusammenfassend scheint die RCTX in der Langzeitprognose der alleinigen
Chirurgie überlegen zu sein, Voraussetzungen sind jedoch Resektabilität der
Karzinome, fehlende Metastasierung und die Erkenntnis, dass die Bandbreite des
Benefits der Patienten relativ schmal ist. Weitere Studien sind notwendig um
Kriterien zu erforschen, die genau diejenigen Patienten identifizieren, die von einer
neoadjuvanten Therapie profitieren.
Patienten innerhalb der vorbehandelten RCTX-Gruppe (n=59) zeigten in der
vorliegenden Arbeit einen signifikanten Überlebensvorteil (p=0,012), wenn sie eine
partielle oder komplette Remission aufwiesen (siehe Abbildung 17, S.61). Die
meisten Studien stimmen dahingehend überein, dass Patienten mit einer kompletten
Remission einen Überlebensvorteil aufweisen, unabhängig vom angewendeten
Protokoll
[6, 12, 35, 96]
. Spekulativ bleibt, ob Unterschied in den Protokollen die Rate der
kompletten Remissionen erhöhen könnte [36].
In einer vorausgegangenen Studie von Imdahl et al. mit dem gleichen Patientengut
(inklusive N1-Patienten) bestätigte sich ebenfalls, dass Patienten von einer
präoperativen Radiochemotherapie nur dann profitieren, wenn eine komplette
Remission resultiert und die Patienten die Therapie überstehen
[37]
. Triboulet et al.
konnte durch Radiochemotherapie bei Ösophaguskarzinompatienten in einer
heterogenen (nicht ausschließlich N0) Gruppe von 161 Patienten eine 5-ÜLZ von
49,8 Prozent erreichen
[93]
, die 5-ÜLZ der vorbehandelten Adenokarzinompatienten
erreichte in dieser Studie 75 Prozent bei 28 Prozent kompletter und 67 Prozent
partieller Response, wobei es sich ausschließlich um pN0-Patienten handelte. Die
Ergebnisse dieser Studie mit dem modifizierten N0-Kollektiv stimmen ebenfalls mit
den damaligen Ergebnissen überein. Patienten ohne aktive nodale Metastasierung
(auch ehemals cN1-Stadium) profitieren von einer neoadjuvanten Therapie nur bei
kompletter oder partieller Response (p=0,023). Es konnte jedoch gezeigt werden,
dass
ehemals
vorhandenes
nodales
Involvement
im
Sinne
von
avitaler
86
Diskussion
Zytokeratinaktivität weiterhin eine (bezogen auf das pN0-Niveau) ungünstige
Prognose impliziert (p=0,0024).
Imdahl schlussfolgerte in seiner Studie mit 102 Ösophaguskarzinompatienten, dass
sich eine neoadjuvante Therapie nur für Patienten mit einer kompletten Remission
und einem postoperativen komplikationslosen Ablauf günstig auswirkt, da die
perioperative Morbidität bei vorbehandelten Patienten erhöht ist
[36]
. Natürlich
beeinflussen die Nebenwirkungen der präoperativen Radiochemotherapie das
Langzeitüberleben: zu erwähnen sind pulmonale Fibrosierungen mit erschwerter
Lymphadenktomie und allgemeine Abwehrschwäche.
Hinsichtlich der histologischen Unterschiede geht aus der vorliegenden Studie
hervor, dass pN0-Patienten mit Adenokarzinomen eher von der präoperativen
Therapie profitieren als pN0-Patienten mit Plattenepithelkarzinomen. Die Daten von
Imdahl et al. legen nahe, dass Patienten mit Adenokarzinomen des Ösophagus eine
neoadjuvante Therapie besser tolerieren
Adenokarzinom
weisen
[36]
meist
. Patienten mit der histologischen Entität
nicht
die
Noxen
Alkohol
(Leberfunktionseinschränkungen, kardiale Probleme) und Nikotin (COPD, KHK
Arteriosklerose) auf, die eine Vielzahl von perioperativen Risiken bei Patienten mit
Plattenepithelkarzinomen nach sich ziehen
[87]
und präsentieren sich präoperativ in
einem besseren Allgemeinzustand.
Neoadjuvante Therapie verringert die Mikrometastasenrate in dieser Studie nicht.
Dieses Ergebnis muss jedoch mit Vorsicht genossen werden, da nur 5 Fälle mit MM
gefunden wurden und nicht fest steht, ob alle LK entfernt worden sind und die
Aufarbeitung somit vollständig ist. Aufgrund der Studienlage ist zu vermuten, dass
die MM-Rate deutlich höher ist, zumal die Detektionsrate in Studien mit höherer
durchschnittlicher LK-Zahl ansteigt. Glickman et al. konnten in ihrer Studie mit
ähnlichem Patientengut sogar beobachten, dass die Inzidenz von Mikrometastasen
bei vorbehandelten Patienten ansteigt. Anlass zur Kritik bietet die selektionierte
Patientenauswahl und – wie in den meisten Studien der Fall – die retrospektive
Auswertung, was leicht zu einem systemischen Fehler führt.
In jedem Fall ist davon auszugehen, dass die neoadjuvante Therapie einen
tumorsterilisierenden, systemischen Effekt aufweist und primär kurable Tumorstadien
neoadjuvant im Rahmen einer Studie behandelt werden sollten.
Zusammengefasst ist die präoperative Radiochemotherapie bei Patienten im pN0Stadium empfehlenswert, da eine positive Tendenz hinsichtlich der Prognose
87
Diskussion
besteht. Ehemals vorhanden Lymphknotenmetastasen haben auch nach RCTX noch
einen ungünstigen prognostischen Einfluss, bei einer geringen ÜLZ von medianen
2,3 Jahren (±0,8) müssen intensive Therapieoptionen kritisch abgewogen werden.
Unter dem Ziel, die Rate kompletter Remissionen zu steigern, wird die Suche nach
neuen Modalitäten kombinierter Behandlung (z.B. Thermoradiochemotherapie), der
Einsatz
neuer
Zytostatika
sowie
tumorbezogener
Prognosefaktoren
wie
Mikrometastasen für eine Individualisierung der Therapie eine wichtige Rolle spielen.
Lymphangiosis carcinomatosa scheint ein unabhängiger, ungünstiger prognostischer
Faktor bei den pN0-Patienten der vorliegenden Studie zu sein, unabhängig vom
Vorhandensein multimodaler Therapie (p=0,03 in der univariaten Auswertung). Ein
gleiches Ergebnis wurde in einer Arbeitsgruppe von von Rathen et al. bei 146
neoadjuvant chemotherapierter Patienten mit Karzinomen des gastroösophagealen
Übergangs (AEG) bestätigt [100].
88
Zusammenfassung
5 Zusammenfassung
In dieser Arbeit wurden Lymphknoten von 80 Patienten mit Ösophaguskarzinom im
Stadium pN0 auf okkulte Tumorzellen untersucht. 74 Prozent dieser Patienten haben
eine neoadjuvante Radiochemotherapie erhalten. Bei 6,25 Prozent der Patienten
konnten Mikrometastasen festgestellt werden. Nach Korrelation mit Überlebensdaten
zeigte
sich
kein
Effekt
immunhistochemisch
von
MM
anfärbbare,
auf
die
Prognose.
Weiterhin
zytokeratinaufnehmende
Zellen,
konnten
die
der
hsitologischen Definition von MM nicht entsprechen, registriert werden. Hierbei
handelte es sich um avitale Mikro- oder Makrometastasen, Narben und Fibrosen. Bei
23,75
Prozent
der
Zytokeratinpositivität
Patienten
(CKLK+)
konnte
nachgewiesen
diese
werden.
lymphknotenbegrenzte
Die
Korrelation
mit
Überlebensdaten zeigt einen signifikant ungünstigen Einfluss von Patienten mit
nachgewiesener CKLK+ auf die Prognose. Man kann davon ausgehen, dass es sich
bei CKLK+ größtenteils um ehemalige Lymphknotenmetastasen nach präoperativer
Radiochemotherapie handelt. Die Detektionsrate der Zytokeratinpositivität stieg mit
größerer Anzahl untersuchter Lymphknoten. Somit kann die Staginggenauigkeit
durch die Examination von mehr Lymphknoten erhöht werden. Die präoperative
Radiochemotherapie konnte die Inzidenz von MM oder CKLK+ nicht senken. Bei
Patienten mit kompletter oder partieller Remission nach vorausgegangener RCTX
konnte eine signifikant verbesserte Überlebenszeit gezeigt werden. In uni- als auch
multivariater Auswertung der Ergebnisse zeigte sich, dass insbesondere Patienten
mit Adenokarzinomen eine signifikant bessere Prognose nach RCTX (p=0,03)
aufwiesen. Bei multimodal behandelten Patienten, bei denen avitale Mikro- oder
Makrometastasen nachgewiesen wurden, zeigte sich vor allem bei Patienten mit
Plattenepithelkarzinomen eine signifikant verringerte Überlebensrate. RCTX scheint
in einer Langzeitprognose einen günstigen Effekt bei Patienten resektablen
Ösophaguskarzinomen
ohne
Metastasierung
zu
haben.
Lymphangiosis
carcinomatosa ist ein unabhängiger, prognostisch ungünstiger Faktor, wie univariate
Analysen gezeigt haben.
Um verwertbare, aussagekräftige Ergebnisse zu der Frage des prognostischen
Einflusses
von
Mikrometastasen
zu
erhalten,
ist
es
unabdingbar,
eine
multizentrische, prospektive Studie mit hohen Fallzahlen und einheitlichem
Studienprotokoll durchzuführen.
89
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Anhang
7 Anhang
7.1 Reagenzien
Hämalaun
nach Mayer
(für Immunhistochemie)
PBS (20fach)
PBS (1fach)
PK-Lysepuffer
SSC (20fach)
TBE
0,5 M EDTA
1g
Hämatoxylin
0,2 g
Natriumjodat
50 g
Aluminiumkaliumsulfat
50 g
Chloraldehyd
1g
Zitronensäure
auf 1 l mit Aqua dest. auffüllen
160 g
NaCl
29,25 g
di-Natriumhydrogenphosphat
4,9 g
Kaliumhydogenphosphat
auffüllen auf 1000 ml mit Aqua dest., Lagerung bei RT
Stock-Lösung 1:20 mit Aqua dest. verdünnen
400 µl
H2O
5 µl
1 M Tris HCl
0,1 µl
0,5 M EDTA
100 µl
10 % SDS
13,2 µl
PK (19 mg/ml)
87,66 g 3 M NaCl
44,12 g 0,3 M NaCitrat
bis 450 ml auffüllen
mit HCl auf pH 7 einstellen
auf 500 ml auffüllen, bei RT lagern
108 g
Tris-Hydroxymethylaminomethan
55 g
Borsäure
40 ml
0,5 M EDTA, pH 8
auf 1 l mit Aqua bidest auffüllen und autoklavieren (119°C, 20 min)
93,06 g EDTA
mit 10 M NaOH auf pH 8 einstellen
auf 500 ml mit Aqua bidest. auffüllen und autoklavieren (119°C, 20 min)
10 M NaOH
40 g
Na-Plätzchen
in 100 ml H2O auflösen
Zitratpuffer
Lösung A:
21,01 g Zitronensäuremonohydrat,
mit Aqua dest. auf 1000 ml auffüllen
Lösung B:
29,41 g tri-Natriumzitrat-dihydrat
mit Aqua dest. auf 1000 ml auffüllen
Lösungen bei 4°C lagern
7,5 ml Lösung A mit Aqua dest. auf 400 ml auffüllen, mit Lösung B auf pH
6 einstellen, mit Aqua dest. auf 500 ml auffüllen
7.2 Geräte und Zubehör
Digitalkamera: SONY 3CCD
Sony Corporation, Japan
Videosystem AVT-HORN MC3210/II/PM
Aalen, Deutschland
104
Anhang
Mikroskop Axioskop 50 Carl Zeiss
Zeiss
Manual-Tissue-Arrayer
Beecher Instruments, Inc.
Photometer, Ultrospec 2000
Pharmacia Bioteck (Schweden)
Gel Electrophoresis Apparatus GNA-100
(Gelkammer)
Pharmacia (Schweden)
pH-Meter 211
Hanna Instruments
PTC-200, Peltier Thermal Cycler (PCRMaschine)
MJ Reseach
Schlitten-Mikrotom
Jung
Autostainer-Gerät
DakoCytomation (Glostrup, Dänemark)
Dampfgarer Gourmet
Braun
Folieneindeckler
Vogel
Entparaffinierungsgerät
Medite
Zentrifuge 5417R
Eppendorf (Hamburg)
Concentrator 5301 (Speedvac)
Eppendorf (Hamburg)
Thermomixer comfort, 1,5 ml
Eppendorf (Hamburg)
MS2 Minishaker (Vortexer)
IKA®
Waage: BP 310s, 0,02 g - 310 g
Sartorius AG, Göttingen
Mikrowelle
Siemens
Hybiad OmniGene (Heizblock)
MWG-Biotech (Gesellschaft für
angewandte Biotechnologie mbH)
Gefrierschrank (-20, -60, -80°C)
Kühlschrank (4°C)
Liebherr
Brutschrank
Memmert
Wasserbad
GFL® (Burgwedel)
Objektträger
R. Langenbrinck, Teningen
SuperFrost®Plus Objektträger
R. Langenbrinck, Teningen
105
7.3 Abkürzungsverzeichnis
•
2-ÜLR
Zwei-Jahre-Überlebensrate (in Prozent)
•
2-ÜLZ
Zwei-Jahre-Überlebenszeit
•
5-ÜLR
Fünf-Jahre-Überlebensrate (in Prozent)
•
5-ÜLZ
Fünf-Jahre-Überlebenszeit
•
CI
Confidence Intervall, Konfidenzintervall
•
CK
Zytokeratin
•
CK+; CK-
Zytokeratin-positiv; -negativ
•
COPD
chronic obstructive pulmonary desease
•
CT
Computertomographie
•
EKG
Elektrokardiogramm
•
Gy
Gray
•
H&E
Hämalaun-Eosin
•
HCl
Salzsäure
•
IHC
Immunhistochemie
•
kD
Kilo-Dalton
•
KHK
Koronare Herzerkrankung
•
LK
Lymphknoten
•
MG
Molekulargewicht
•
MM
Mikrometastase(n)
•
MM+; MM-
Mikrometastasen-positiv; - negativ
•
RCTX
neoadjuvante Radiochemotherapie
•
Rö
Röntgen
•
SD
Standard deviation, Standardabweichung
•
UICC
Union Internationale Contre le Cancer
•
vgl.
vergleiche
Anhang
106
Anhang
Danksagung
Ich bedanke mich bei Herrn Prof. Dr. Andreas Imdahl für die Überlassung des
Themas und die hervorragende Betreuung während der Projektarbeit.
Besonderer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Martin Werner, der es ermöglichte, dass
diese
Arbeit
durch
Nutzung
der
Räumlichkeiten
und
Kapazitäten
des
Pathologischen Instituts der Universität Freiburg gedeihen konnte. Frau Gabriele
Bartsch hatte während meiner Zeit als Doktorand stets ein freundliches Wort und
war in allen administrativen Belangen ein wahrer Segen.
Stets guten Rat, wissenschaftliche Anleitung und sehr gut funktionierende,
kompetente Zusammenarbeit fand ich bei meinem Betreuer PD Dr. Walch.
Besonders sei Herrn Dr. Thorsten Wiech gedankt, der nicht nur fachlich meine
Arbeit voranbrachte, sondern mich auch durch Humor und Freundschaft
begleitete.
Den Mitarbeiter/Innen, des immunhistochemischen Labors des Pathologischen
Instituts - insbesondere Frau Doktorowski - ist für die Herstellung der zahlreichen
Schnitte ein großes Dankeschön auszusprechen. Ohne sie wäre diese Arbeit
nicht möglich gewesen.
Zuviel Kopfzerbrechen bei Statistik und Datenanalyse ersparte mir Frau Eva
Fischer aus der Chirurgischen Unversitätsklinik Freiburg, ihre vorbehaltlose
Zuarbeit während des Projektes war phänomenal.
Martha war in dieser oftmals auch schwierigen Zeit stets für mich da. Ihre Liebe
und ihr Verständnis führten mich durch alle Höhen und Tiefen. Vielen Dank.
Meinen Eltern und meinen Freunden sei für Ihre stets vorhandene moralische
Unterstützung gedankt.
107
Anhang
Lebenslauf
Persönliche Angaben
Name:
Markus Schricker
Adresse:
Dreikönigstr.5
79102 Freiburg
Mail:
[email protected]
Geburtsdatum:
31.08.1975
Geburtsort:
Altenburg / Thüringen
Schulbildung
1982 - 1990
1.bis 8. Klasse II.Polytechnischen Oberschule
Thalheim i. Erzgeb.
1990 – 1994
9.bis 12. Klasse (Abitur) Gymnasium Stollberg
Derzeitige Tätigkeit:
seit 01 / 2005
Assistenzarzt
in der Inneren Abteilung des
St.- Josefskrankenhauses Freiburg
seit 02 / 2004
Promotion am Pathologischen Institut /
Chirurgische Universitätsklinik Freiburg
„Bedeutung von Mikrometastasen beim pN0
gestagten Patienten mit Ösophagus-Ca“
Vorherige Tätigkeit:
2002-2004
Arzt im Praktikum in der Inneren Abteilung
des Loretto-Krankenhaus Freiburg/Br.
2004-2005
Assistenzarzt in der Inneren Abteilung des
Bruder-Klaus-Krankenhauses Waldkirch
Studium:
1995 – 2002
Studium der Humanmedizin an der
Georgia - August - Universität Göttingen
05/2005
Abschluss des Studiums
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