Soziale Strukturen des Erfolgs Winner-take-all-Prozesse in

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MPIfG Discussion Paper 12/7
Soziale Strukturen des Erfolgs
Winner-take-all-Prozesse in der Kreativwirtschaft
Mark Lutter
Mark Lutter
Soziale Strukturen des Erfolgs: Winner-take-all-Prozesse in der Kreativwirtschaft
MPIfG Discussion Paper 12/7
Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Köln
Max Planck Institute for the Study of Societies, Cologne
October 2012
MPIfG Discussion Paper
ISSN 0944-2073 (Print)
ISSN 1864-4325 (Internet)
© 2012 by the author
Mark Lutter is a research fellow at the Max Planck Institute for the Study of Societies, Cologne.
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Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
iii
Abstract
How does success accumulate? While the winner-take-all phenomenon has been viewed
as a process of accumulating demand that results from a huge number of consumers
making the same purchase decision, the conditions and interactions on the supply side
have received scant attention in the literature. This paper investigates six ways sociology could contribute toward shedding light on the winner-take-all phenomenon, all of
which seek to explain unequal success by examining the social structures of the labor
market in which the actors are embedded. The author takes a preliminary, exploratory
look from a sociological perspective at an aspect of inequality that is socially significant,
yet poorly understood. The approaches presented open the way for future empirical
study.
Zusammenfassung
Wie entstehen Erfolgskonzentrationen? Während das Winner-take-all-Phänomen bisher als Konzentrationsprozess auf der Nachfrageseite durch massenhaft gleichförmige
Kaufentscheidungen der Konsumenten begriffen wurde, sind Bedingungen und Konstellationen auf der Anbieterseite wenig berücksichtigt worden. In diesem Beitrag werden sechs Ansätze diskutiert, die das Potenzial einer soziologischen Erklärung des Winner-take-all-Phänomens ausloten. Jeder der Ansätze versucht dabei, Erfolgsungleichheiten aus den sozialen Strukturen heraus zu erklären, in die die Akteure auf dem Arbeitsmarkt eingebettet sind. Der Beitrag versteht sich als erster Zugang zu einem in der Soziologie zwar noch wenig erforschten, doch wichtigen Phänomen sozialer Ungleichheit
und soll den Raum für zukünftige empirische Studien öffnen.
iv
MPIfG Discussion Paper 12/7
Inhalt
1Einleitung
1
2Forschungsstand: Winner-take-all-Märkte als Nachfragekonzentration
5
3
8
Die Entstehung von Erfolg: Soziologische Ansätze
Askriptive Ungleichheiten auf Kreativarbeitsmärkten
8
Kumulierte Vorteile oder „Matthäus-Effekte“
10
Netzwerkeinbettung und die Stärke schwacher Beziehungen
12
Erfolg als Rollenausdehnung 14
Heterarchie oder: Organisierte Dissonanz
16
Status-Matching oder: Netzwerkspiralen des Erfolgs
17
Schluss20
Literatur21
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
1
Soziale Strukturen des Erfolgs: Winner-take-all-Prozesse
in der Kreativwirtschaft
1Einleitung
In den letzten Jahrzehnten haben soziale Ungleichheiten in den westlichen Industrienationen wieder zugenommen. Die Zunahme ist dabei allerdings weniger auf eine steigende allgemeine Einkommensungleichheit breiter Schichten zurückzuführen, sondern
auf Konzentrationsprozesse im oberen 1-Prozent-Perzentil der Einkommen (McCall/
Percheski 2010: 333; Western et al. 2008: 905). Es handelt sich also um Zuwächse nach
dem Winner-take-all-Prinzip: Heute befindet sich erheblich mehr Vermögen in den
Händen einer kleineren Anzahl Privilegierter. Neben der Vererbung von Vermögen (Beckert 2004; Szydlik 1999, 2004; Szydlik/Schupp 2004), bildungs- und herkunftshomogamen Familienstrukturen (Blossfeld 2009; Western/Bloome/Percheski 2008), starken
Einkommenszuwächsen in der Finanzwelt und den Unternehmensvorständen (DiPrete
et al. 2010; Neckel 2010) sowie einschlägiger politischer Reformprozesse (Hacker/Pierson 2010: 168) gründet sich ein Teil der Zunahme auf Erfolgsungleichheiten in jenen
flexiblen Arbeitsmärkten, die durch „Superstars“ dominiert sind. Superstarphänomene
lassen sich in unterschiedlicher Ausprägung in verschiedenen Branchen beobachten: im
Management, in der Wissenschaft, auf Arbeitsmärkten für Rechtsanwälte, Architekten,
Journalisten, Politiker, Psychologen oder Mediziner (Frank/Cook 1995). Prävalent sind
erfolgskonzentrierte Arbeitsmärkte aber vor allem in den Kultur-, Medien- und Kreativindustrien (Cowen 2000; Frank/Cook 1995; Menger 1999; Rosen 1981).
Wie erklärt sich das Zustandekommen von Winner-take-all-Konzentrationen auf diesen Arbeitsmärkten? Verdeutlicht werden soll das Phänomen zunächst anhand eines
Beispiels aus der Filmbranche: Die Gagen der erfolgreichsten Filmschauspieler betragen
ein Vielfaches des durchschnittlichen Einkommens; zugleich hat die Mehrheit der Filmschaffenden mit sehr prekären Karrierebedingungen zu kämpfen. Eine Umfrage unter
deutschen Schauspielern konkretisiert dies mit Zahlen: Knapp über 60 Prozent waren
innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren weniger als sechs Wochen beschäftigt; der
jährliche Bruttoverdienst lag für die Hälfte aller befragten Schauspieler bei unter 20.000
Euro (Bührmann et al. 2010: 6–10). Diese Summe entspricht in etwa der Gage, die die
Spitzenverdiener unter den deutschen Schauspielern für zwei Drehtage erhalten.1
Ich danke Birgit Apitzsch, Jens Beckert, Isabella Reichert und Frank Wehinger für hilfreiche Kommentare zu einer früheren Version. Ich danke außerdem den Mitgliedern der Forschungsgruppe
„Soziologie der Märkte“ am MPIfG für nützliches Feedback.
1 So verlangt der deutsche Schauspieler Götz George 9.000 Euro pro Drehtag (Süddeutsche Zei­
tung vom 2. Juli 2009, <www.sueddeutsche.de/panorama/top-verdiener-in-der-deutschenfilmbranche-1.82643-8>).
2
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Nicht nur die Einkommen sind ungleich verteilt: Das Gros der Produktionen wird von
einer erfolgreichen Minderheit dominiert. Faulkner und Anderson (1987: 894) zeigen,
dass 7 Prozent der Regisseure in Hollywood 40 Prozent aller Spielfilme produzieren; nur
einen einzigen Film produzieren dagegen fast zwei Drittel. Über 75 Prozent der Regisseure sind im Verlauf ihrer Karriere an nicht mehr als zwei Hollywoodfilmen beteiligt.
Zu kennzeichnen sind Winner-take-all-Märkte durch zwei Grundelemente. Erstens
vereinen relativ wenige Marktakteure die meisten Erfolgsanteile auf sich. Die Gewinne
können derart konzentriert sein, dass die Summen einiger weniger praktisch dem gesamten Volumen des Marktes entsprechen. Zweitens herrscht ein permanentes Überangebot an Akteuren und Talenten, die in diese Märkte hineindrängen und zur Übersättigung der Nachfrage beitragen. Die Überlebenschancen sind damit gering. Die Mehrheit
der Akteure ist mit prekärer Beschäftigung, Unterbeschäftigung, branchenferner Arbeit
und Arbeitslosigkeit konfrontiert (Menger 1999: 545). Oft bleibt nach einiger Zeit der
Erfolglosigkeit und dem Eingestehen derselben nur der Weg, auf alternative Berufswege
auszuweichen.
Das Zustandekommen solcher Verteilungen zu erklären stellt insbesondere für die
ökonomische Standardtheorie eine Herausforderung dar, weil unter perfekten Marktbedingungen keine konzentrierten Erfolge zu erwarten wären (Borghans/Groot 1998:
569). Ganz im Gegenteil resultiert für Frank und Cook (1995: 125ff.) das Starsystem in
der sozial ineffizienten Allokation von Talent. Die exorbitanten Gewinne der wenigen
Topperformer locken ständig mehr junge Talente an, als die Nachfrage danach bedienen kann. Somit müssen viele nach Alternativen suchen, weil die lukrativen Positionen
besetzt und unerreichbar sind. Da die meisten Akteure nach Jahren der Fokussierung
für Berufswege zweiter Wahl kein marktrelevant zugeschnittenes Humankapital besitzen – und zudem denen unterlegen sind, die das haben –, stellt das Alles-oder-nichtsPrinzip dieser Arbeitsmärkte ein gesellschaftlich nichteffizientes Marktergebnis her: Es
verschwendet Talent. Beispielsweise konkurrieren jedes Jahr Hunderte von Absolventen
der Musikhochschulen um die wenigen Positionen in den Ensembles der Orchester. Die
intensive musikalische Ausbildung erfordert ein hohes Maß der Spezialisierung an einem Instrument. Die meisten Musikschüler müssen ihr Instrument von der Kindheit
an mehrere Stunden täglich spielen, um das für Hochschulen nötige Aufnahmeniveau
zu erreichen. Gelingt eine Festanstellung nach dem Studium nicht, sind viele aufgrund
mangelnder äquivalenter Alternativen gezwungen, ihre professionellen Musikerkarrie­
ren zu beenden, noch bevor sie überhaupt begonnen haben.2 Hätten sie ihr Talent dagegen von vornherein auf gesellschaftlich besser nachgefragte Arbeitsmärkte verlegt,
bliebe ihr Humankapital nicht fehlgeleitet, sondern dem Bedarf optimal angepasst.
2
Vgl. kürzlich in der FAZ unter der Überschrift „Mit dem Instrument in die Sackgasse“ (FAZ
vom 7. April 2012). Ein ähnliches Dossier veröffentlichte Die Zeit unter dem Titel: „Das Vorspiel.
In Berlin treten junge Kontrabassisten aus der ganzen Welt gegeneinander an: Ein Wochenende
lang spielen sie um die einzige freie Stelle des Konzerthausorchesters – und um ihre Zukunft“
(Die Zeit vom 17. Februar 2011).
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
3
Das Starsystem bewirkt nicht nur die Fehlleitung von Talent, sondern verursacht darüber hinaus Kostenineffizienzen auf der Produktionsseite. Denn die exorbitanten Gehälter der Stars können zur Überschuldung oder Verlusten führen. Vereine wie FC Chelsea
London können ihre hohen Spielergehälter zahlen, weil ein Ölmilliardär den Verein
ohne ökonomische Gewinnabsichten führt und die verlustreichen Investitionen privat
tätigt. In Hollywood zählen die Gagen der Stars mittlerweile zu den größten Kostenfaktoren einer Produktion und können häufig nicht mehr über Einnahmen an den Kinokassen amortisiert werden. Daher stellen die meisten Filme Verlustgeschäfte dar, die
über Sekundärmärkte (zum Beispiel Merchandising, Lizenzierungen, Unterhaltungselektronik) ausgeglichen werden müssen. Der Film ist lediglich ein riesiger, kostenintensiver Werbeträger (siehe ausführlich: Leaver 2010; Meier 2008).
Wie lassen sich die Bedingungen des Erfolgs auf diesen Arbeitsmärkten erklären? Wie
kommt es zu den extremen Unterschieden? Bisherige Ansätze haben das Winner-takeall-Phänomen als Nachfragekonzentration verstanden (Adler 1985; Rosen 1981) und
im Wesentlichen auf die Kaufpräferenzen rationaler Konsumenten oder Nachfragern
nach Talenten zurückgeführt, die ihre Entscheidungen so stark auf einige wenige „Bestseller“ richten, dass extreme Erfolgskonzentrationen möglich werden (vgl. kürzlich
dazu umfassend: Keuschnigg 2012a). Die Anbieterseite, und damit die Frage, welche
Konstellationen Erfolg auf der Seite der Akteure des Arbeitsmarktes bedingen, ist bislang kaum Gegenstand dieser Forschung gewesen.
Darüber hinaus sind die bisherigen Ansätze disziplinär nahezu ausschließlich im individualistischen Paradigma der ökonomischen Theorie angesiedelt. Obwohl einige der
Ansätze durch Modellierung und Hinzunahme sozialer Ansteckungsprozesse gewissermaßen „soziologisiert“ worden sind (Keuschnigg 2012b), so entstehen Winner-takeall-Strukturen aus dieser Perspektive aus der Vielzahl individueller Entscheidungen
rationaler Akteure. Die hierarchische Struktur des extrem konzentrierten Erfolgs auf
diesen Arbeitsmärkten ist somit als emergentes Resultat der individuellen Präferenzen
der Nachfrager sowie aus den Talenten und Qualitäten der angebotenen Produkte zu
verstehen. Soziale Ungleichheit ist aus dieser Sicht das quasi natürliche Ergebnis mikromotivationaler Prozesse.
Für strukturelle soziologische Ansätze dagegen bestehen die ungleichen Verteilungen
nicht als emergentes, aufgekommenes Phänomen, sondern erklären sich aus den unterschiedlichen sozialen Positionen, die Akteure bekleiden, und den sozialen Strukturen,
die sie umgeben (vgl. Gould 2002: 1144). Derartige Erklärungsansätze sind, auf das
Winner-take-all-Phänomen bezogen, allerdings bislang rar.3 Beispielsweise sind soziale
Netzwerkstrukturen noch nicht systematisch in die Erklärungsversuche eingeschlossen
3
Es gibt zwar in der Managementwissenschaft die sogenannte Erfolgsfaktorenforschung, die aber
unter anderem deswegen umstritten ist, weil sie die sozialen Strukturen, in die Akteure eines
Unternehmens oder einer Branche eingebettet sind, systematisch unbeachtet lässt (March/Sutton 1997; Nicolai/Kieser 2002).
4
MPIfG Discussion Paper 12/7
worden. Somit bleibt unklar, inwiefern soziale Strukturen, in die die individuellen Entscheidungen eingebettet sind, Unterschiede im Erfolg erklären können.
Im vorliegenden Beitrag soll das Augenmerk daher primär auf diese soziologisch-strukturellen Erklärungsansätze gelegt und der Frage nachgegangen werden, welche geeignet
sein könnten, Erfolgskonzentrationen auf der Seite der Anbieter zu erklären. Der Fokus
soll dabei auf der Kreativbranche und dem Arbeitsmarkt für Künstler liegen (Becker
1982; Caves 2000; Florida 2002; Koppetsch 2006, 2008; Menger 1999, 2009). Diese Ausrichtung geschieht aus mehreren Gründen. Zum einen bietet sich die Kreativbranche
als Musterbeispiel an, da sich das Phänomen dort häufig und in besonderer Schärfe
beobachten lässt. Darüber hinaus knüpft der Beitrag an bestehende ökonomische Erklärungsansätze an, die primär anhand dieser Branche entwickelt wurden. Drittens erzeugt es analytische Kohärenz, wenn die hier diskutierten Ansätze an einem konkreten
empirischen Fall orientiert bleiben. Es steht weiterer Forschung offen, diese auf weitere
Felder zu übertragen.4
Ziel dieses Artikels ist es, soziologische Ansätze auszuleuchten, mit denen Erfolgsbedingungen und damit mögliche Konzentrationsprozesse aus den sozialen Strukturen
heraus erklärt werden können, in die die Akteure des Arbeitsmarktes auf der Anbieterseite eingebettet sind. Ausgehend von einer Diskussion der wichtigsten wirtschaftswissenschaftlichen Erklärungsansätze schlussfolgert die Studie zunächst, dass sowohl
Rosen (1981) als auch Adler (1985) sowie diffusionstheoretische Erweiterungen (unter
anderen Banerjee 1992) keine ausreichende Erklärung dafür anbieten, welche anfänglichen Mechanismen die Entstehung von Erfolg bedingen (siehe auch Keuschnigg 2012a:
145ff.). Die Erklärungen setzen erst dann ein, wenn bereits eine hinreichende Masse an
Nachfragern ihre Konsumentscheidung angeglichen hat. Diffusionstheoretische Ansätze modellieren die weitere Zunahme von Nachfragekonzentration. Welche ursächlichen
Primärmechanismen jedoch den Erfolg bedingen, ist darin nicht zu erklären. Genau
hier setzt der vorliegende Artikel an und versucht, soziologische Konstellationen und
Bedingungen auf der Seite der Anbieter heranzuziehen, mit denen die Entstehungsbedingungen ungleichen Erfolgs erklärt werden können.
Insgesamt werden sechs Ansätze aus der neueren Wirtschaftssoziologie und der soziologischen Ungleichheitsforschung dargestellt. Die Ansätze umfassen (1) Erfolgsbenach­
teiligungen aufgrund von askriptiven Ungleichheitsprozessen und allokativen Opportunitätsstrukturen für Diskriminierungen, (2) kumulierte Vorteile oder „Matthäus-Effekte“, (3) Netzwerkstrukturen und die „Stärke schwacher Beziehungen“, (4) Nischen­
abdeckung und Rollenausdehnung als Erfolgsfaktoren, (5) organisationale Heterarchie
in kreativen Gruppenprozessen und schließlich (6) Statushomogamien bei der Zusammenstellung kreativer Teams.
4
Für soziologische Ansätze, die sich auf Erklärungen des Winner-take-all-Phänomens unter
Managern beziehen, sei auf weitere interessante Forschung verwiesen: DiPrete/Eirich/Pittinsky
(2010), Godechot (2008, 2012), Rost (2010).
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
5
Der Aufsatz versteht sich als ein wirtschaftssoziologischer Beitrag zur sozialen Ungleich­
heitsforschung auf flexiblen Arbeitsmärkten, in denen hochgradig konzentrierte Ungleichverteilungen von Erfolg bestehen. Die Arbeit liefert eine erste Bestandsaufnahme,
wie soziologische Ansätze zur Erklärung von Erfolg genutzt werden können. Sie bildet
damit einen Ausgangspunkt für weitere empirische wie theoretische Analysen.
Aufgebaut ist der Aufsatz wie folgt: Zunächst wird kurz der bisherige Forschungsstand
zur Erklärung extremer Erfolgskonzentrationen referiert. Im Anschluss daran wird jeder der sechs soziologischen Ansätze vorgestellt. Dabei wird zuerst die allgemeine theoretische Logik des Ansatzes betrachtet, anschließend die bisherige relevante empirische
Forschung diskutiert. Jeder Abschnitt schließt mit einer Hypothese, die die Erklärungen
jeweils zusammenfasst. Im Schlussteil werden die wichtigsten Ergebnisse zusammengetragen und ihre Implikationen für zukünftige (empirische) Forschung ausgelotet. Der
Artikel endet mit dem kurzen Anriss einer Reihe weiterer Forschungsfragen, die dafür
plädieren, für eine mikrofundierte Erklärung des Winner-take-all-Phänomens die Untersuchung der Karrieremotive der Akteure in den Vordergrund zu rücken.
2Forschungsstand: Winner-take-all-Märkte als Nachfragekonzentration
Das Winner-take-all-Phänomen wurde erstmalig durch Sherwin Rosen (1981) einer systematischen Erklärung unterzogen und später wesentlich durch Adler (1985) erweitert.
Beide Ansätze konzentrieren ihre Erklärungen des Phänomens auf die Nachfrageseite
der Kultur- und Medienwirtschaft. Weitere Autoren haben diese Modelle modifiziert,
aber in ihren Grundlagen nicht wesentlich verändert (Franck/Nüesch 2012; Lazear/Rosen 1981; MacDonald 1988; Rosen 1986). Es ist daher sinnvoll, die zwei grundlegenden
Ansätze von Rosen und Adler näher zu betrachten.
Unter der Annahme rationaler Konsumenten und vollständiger Informationen identifiziert Rosen zwei Ursachen für die Entstehung des Superstarphänomens auf Kulturgütermärkten (Rosen 1981: 846f.). Zum einen wird die Nachfragekonzentration auf
Effekte unvollständiger Substitutionen der auf dem Markt angebotenen Güter zurückgeführt, zum anderen auf die kostengünstige massenhafte Vervielfältigung der kulturellen Güter, die im Zuge technischer Entwicklungen zunehmend möglich wird.
Beide Sachverhalte wollen kurz erläutert werden. Die Grundannahme des Ansatzes ist,
dass sich rationale Konsumenten bei ihrer Wahl zwischen Gütern der gleichen Kategorie für die Produkte oder Leistungen entscheiden, die mit der besten Qualität versehen
sind. Ausschließlich diese wollen sie nachfragen und konsumieren. Die typischerweise
in den Kultur- und Kreativindustrien hergestellten Güter besitzen die Eigenschaft, keine oder unvollständige Substitutionsmöglichkeiten im Hinblick auf ihre Qualität zu
bieten. Mit anderen Worten, Produkte von minderer Qualität bilden nur sehr mäßigen
6
MPIfG Discussion Paper 12/7
Ersatz für Güter mit Spitzenqualität. Beispielsweise addiert sich das Lesen mehrerer
schlechter Romane nicht auf ein hochwertiges Buch; die musikalische Darbietung vieler
mittelmäßiger Orchester ersetzt nicht die Qualität des Spitzenensembles.
Die unvollständige Substituierbarkeit allein reicht allerdings noch nicht aus, um die
extremen Konzentrationen auf diesen Märkten hinreichend zu erklären. Es muss ein
zweiter Aspekt hinzukommen: die technische Reproduzierbarkeit künstlerischer Werke.
Diese sorgt für eine weltweite Verbreitung bei gleichbleibenden Kosten. Erst darüber
wird der Zugang zur bestmöglichen Qualität über lokale Grenzen hinweg fast unbegrenzt ermöglicht. So sind Musikdarbietungen heutzutage nicht mehr an einen Konzertort gebunden. Auf Ton- und Bildträger gepresst, digital verarbeitet und angeboten,
können sie weltweit ohne wesentliche Mehrkosten verbreitet und nachgefragt werden.
Die Nachfrage konzentriert sich unter diesen Bedingungen vollständig auf die besten
der am Markt verfügbaren Produkte, Talente und Darbietungen. Die Anbieter an der
Spitze vereinen die gesamte Nachfrage auf sich und beginnen, den Marktabsatz zu dominieren. Sie können Premiumbeträge für ihre Güter und Dienstleistungen verlangen,
für die die Nachfrager zu zahlen bereit sind.
Eine wesentliche Voraussetzung dieses Erklärungsmodells ist neben der Präferenz der
Nachfrager für die beste Qualität ihre vollständige Information darüber, welche Angebote tatsächlich Spitzenqualität besitzen. Während dies im Sport noch objektiv zu
ermitteln ist,5 besitzen Güter aus künstlerischer Arbeit grundsätzlich streitbare Qualitäten. So erschließt sich die Qualität eines Kunstwerks nicht mehr, wie noch beim
Handwerker-Künstler im Altertum und Mittelalter (Müller-Jentsch 2005: 162), anhand
der handwerklichen Arbeitszeit oder den Kosten des Verwendung findenden Materials.
Auch nicht die reine Seitenzahl oder die Feinstruktur des Papiers sind ausschlaggebend
für die Qualität eines Romans, ebenso wenig Inhalt und Form der erzählten Geschichte.
Anhand objektiver oder objektivierbarer Kriterien lässt sich ihre Qualität nur grob
ermitteln. Aufgrund der Singularität der angebotenen Produkte entzieht sich Qualität vielmehr der Objektivierbarkeit (Karpik 2010). Stattdessen ist sie zuhöchst variabel,
weil sie erst durch soziale Akteure im Feld der Kunst oder der Literatur auszuhandeln
ist und erstritten, definiert und hergestellt werden muss (Beckert/Aspers 2011). Damit
können Qualitätsurteile Moden, Meinungen und Marktmächten unterliegen, sind nie
universell gültig, sondern abhängig von Kontext und Zeit. Entsprechend zeigt eine Studie über den Kunstmarkt, wie das, was als wertvoll gilt, durch Kritikerurteile im Feld
der Kunst sozial konstruiert wird und als Qualitätsmarker die subjektiven Urteile der
Nachfrager leitet (Beckert/Rössel 2004: 34).
Künstlerische Güter sind zudem mit Lernkosten verbunden und offenbaren ihre Qualität erst nach einiger Zeit der Beschäftigung mit ihnen oder dem Genre, dem sie entstam5
So findet nach Keuschnigg (2012a: 88) das Modell von Rosen für Superstarphänomene im
Sport die beste Anwendung.
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
7
men. Ihre Qualität muss erst zu schätzen gelernt werden. Bücher sind beispiels­weise
Erfahrungsgüter, deren Qualität sich für die Konsumenten nicht beim Kauf, sondern
erst nach ihrem Konsum zeigt (Keuschnigg 2012b: 16). Die Qualität einer komplexen,
frei atonalen Aufführung eines Ensembles im Bereich Neuer Musik erschließt sich dem
Konsumenten nur durch ein entsprechend geschultes Ohr und das angelernte Wissen
über die historische und musikalische Bedeutung der Zwölftonmusik. Kurz, es bedarf
eines notwendigen Maßes an kulturellem Kapital, das die Qualitätsbeurteilung erst ermöglicht. Die individuelle Konsumentscheidung ist damit in hohem Maße sozial vorstrukturiert (Bourdieu 1985; Rössel 2009; Rössel/Bromberger 2009).
Der Ansatz von Rosen ist also nur im theoretischen Modell rationaler und vollständig
über Qualitätsmaßstäbe informierter Akteure zu verstehen. Empirisch ist dies eine sehr
strikte Annahme. Tatsächlich zeigt sich sogar, dass oft jene Angebote Erfolg haben, die
von anerkannten Experten nicht zur besten Qualität gezählt werden. So ist es regelmäßig zu beobachten, dass Romane, die von der Literaturkritik einhellig missbilligt
werden, dennoch die Bestsellerlisten wochenlang anführen. Blockbusterfilme zählen in
der Regel nicht zu den Werken, die mit den Preisen der Kritikerfestivals ausgezeichnet
werden. Dennoch erzielen sie an den Kinokassen die meisten Kartenverkäufe.
Für dieses Problem bietet sich das Erklärungsmodell nach Adler (1985) an. Es lässt explizit von der Annahme ab, Qualität sei für Konsumenten vollständig informativ verfügbar,
objektiv gegeben oder im Konsens durch alle Akteure anerkannt. Im Gegenteil, so Adler,
sei Erfolg gerade wegen der unklaren Qualitätszuordnungen möglich. Der Grund liegt
darin, dass für Käufer hohe Lern- und Suchkosten entstehen, wenn Informationen zur
Qualität unklar sind. Zudem erhöht sich der Lern- und Suchaufwand, wenn der Konsumnutzen eines künstlerischen Produktes mit der Erfahrung des Konsumenten über
das Genre und das künstlerische Feld steigt. Um diese Kosten letztlich gering zu halten, richten rationale Konsumenten ihre Kaufentscheidung auf genau jene Genres oder
Künstler, die bereits die größte Popularität besitzen. Sie passen ihre Kaufentscheidung
damit den Präferenzen anderer an und kaufen die Angebote, deren Nachfrage bereits
hoch ist. Dies lässt sich dann diffusionstheoretisch dergestalt fassen, dass durch herdenartige Ansteckungsprozesse und Informationskaskaden die Nachfrage bis ins Unermessliche gesteigert wird, sobald eine ausreichende Menge anderer Akteure das Gut
bereits nachfragt oder für qualitativ hochwertig einschätzt und dies meinungsbildend
kommuniziert (Banerjee 1992; Bikhchandani et al. 1992; Granovetter 1978; Keuschnigg
2012b; Lutter 2010b; Rossman 2012).
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sowohl Rosen als auch Adler sowie diffusionstheoretische Erweiterungen vor allem auf die Konsumentenseite bezogen sind
und Erklärungen aus der Perspektive der Nachfrageseite bieten. Die Mechanismen auf
dem Arbeitsmarkt der Künstler selbst sind daher bislang nicht einbezogen worden. Die
Anbieterseite wird insofern berücksichtigt, als technische Entwicklungen die Voraussetzungen für extreme Nachfragekonzentration schaffen, nicht aber als direkte Erklärungen selbst herhalten. Auch liefern diese Ansätze keine Erklärung über die anfängli-
8
MPIfG Discussion Paper 12/7
che Entstehung von Erfolg. Die Erklärung nach Adler setzt erst dann ein, wenn bereits
eine hinreichende Masse an Nachfragern ihre Konsumentscheidung angeglichen hat.
Diffusionstheoretische Ansätze modellieren zwar den Ausbreitungsverlauf, liefern aber
keine Erklärung dafür, wann und wodurch kritische Werte erreicht werden, die dann
Nachfragekonzentrationen erzeugen. Es fehlen also die theoretischen Mechanismen,
die anfängliche Erfolgsunterschiede bedingen und dann Potenzial für Erfolgskonzen­
trationen freisetzen. Im Folgenden soll daher die Anbieterseite betrachtet und der Frage
nachgegangen werden, welche soziologischen Perspektiven die Entstehungsbedingungen für Erfolg und damit die Voraussetzungen für Konzentrationsprozesse in der Kreativbranche zu erklären imstande sind.
3 Die Entstehung von Erfolg: Soziologische Ansätze
Askriptive Ungleichheiten auf Kreativarbeitsmärkten
Bei dem Winner-take-all-Phänomen handelt es sich insbesondere deshalb im Kern um
ein Problem sozialer Ungleichheit, weil sich das Verhältnis von Leistung und Erfolg
stark auseinanderbewegt hat. Superstarphänomene weisen eine hochgradige Entkopplung von Leistung und Erfolg auf. So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Erfolgreichsten gut das Hundertfache vom Durchschnitt verdienen, diese Summe allerdings nicht
durch hundertfach größeres Talent gerechtfertigt ist. Sighard Neckel und Kai Dröge,
die sich mit dem Winner-take-all-Phänomen beschäftigt haben (Neckel 2001, 2008;
Neckel/Dröge 2003), fassen es daher zu Recht unter dem Begriff der „Gelegenheitsökonomien“ und betonen, dass nicht Leistung über Markterfolg entscheidet, sondern nonmeritokratische Faktoren wie günstige Gegebenheiten, Marktlage und „zur richtigen
Zeit am richtigen Ort“ zu sein.
Es ist daher sinnvoll, zur Erklärung des Phänomens zunächst die soziologische Ungleichheitsforschung heranzuziehen. Ohne Frage zählt innerhalb dieser Forschung die
Untersuchung der Ursachen und Auswirkungen askriptiver Mechanismen auf Lebensverläufe und Arbeitsmarktchancen zu den wichtigsten Gegenstandsbereichen. Neben
Benachteiligungen ethnischer Minoritäten oder aufgrund des Alters oder der sozialen
Herkunft ist insbesondere geschlechtsspezifische Ungleichheit ein zentrales Thema
(England 2005; Fernandez-Mateo 2009; Fernandez/Sosa 2005; Fernandez/Abraham
2011; Pager/Shepherd 2008).
Petersen und Saporta (2004) liefern in ihrer grundlegenden Analyse einen ordnenden
Überblick zum gegenwärtigen Forschungsstand und verweisen dabei insbesondere
auf Mechanismen allokativer Diskriminierung als wesentliche Opportunitätsstruktur
askriptiver Ungleichheitsprozesse auf Arbeitsmärkten. Diese Form ist besonders bedeutend auf Arbeitsmärkten in den Kreativbranchen (Lutter 2012a). Angehörige benach-
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
9
teiligter Gruppen werden nach diesem Modell durch allokative Prozesse über Zeit von
den relevanten Ressourcen zur Erzeugung von Erfolg systematisch ausgeschlossen. So
führen Diskriminierungen, deren Existenz die Autoren als gegeben voraussetzen, bei
Einstellungen, Beförderungen oder Kündigungen zur schrittweisen Verdrängung von
Frauen oder Minoritäten aus den höheren Hierarchieebenen oder den erfolgreichen
Positionen. Stattdessen werden sie in Bereiche gedrängt, die dauerhaft geringer entlohnt
sind oder geringere Erfolgsmöglichkeiten bieten.
In den Kreativindustrien ist diese Form zum einen wegen des Fehlens einklagbarer
Gleichstellungsstandards verbreitet. Die Kreativbranchen sind in aller Regel keine internen, sondern extern strukturierte Arbeitsmärkte und bieten überwiegend zeitlich
befristete Tätigkeiten, die in Projektteams realisiert werden. Dieser von Boltanski und
Chiapello unter der „projektbasierten Polis“ (Boltanski/Chiapello 2003: 147ff.) gefasste
oder als „adhocracy“ (Faulkner/Anderson 1987: 880; Mintzberg 1979) bezeichnete,
hochgradig flexible Form der Arbeit fehlen Instanzen, die potenzieller Diskriminierung
rechtlich entgegenwirken könnten.
Zum anderen sorgt das sehr hohe Allokations- und Fluktuationsaufkommen dieser
Märkte dafür, dass es strukturell viel mehr Gelegenheiten für Diskriminierungen gibt.
Die Kreativbranche zeichnet sich durch ein sehr hohes Allokationsaufkommen aus, weil
Projektteams permanent neu besetzt, zusammengestellt und aufgelöst werden (müssen). So dauern Engagements für Schauspieler in aller Regel zwischen wenigen Tagen
und mehreren Monaten. Nach Abschluss der Dreharbeiten widmet sich das Ensemble
neuen Projekten und alle Teammitglieder gehen ihre eigenen Wege.
Projektarbeitsmärkte sind zudem häufig durch einen hohen Grad an informellen Prozessen bei der Rekrutierung von Personal gekennzeichnet (Eikhof/Haunschild 2007:
528). Über die rein fachlichen Qualitäten hinaus können dann partikulare statt meritokratische Beurteilungen relevant werden (Apitzsch 2010: 81). Sind die Entscheidungsträger dazu überwiegend männlich, so können sich derartige informelle Strukturen im
Auswahlprozess negativ für Frauen auswirken. Die informelle Rekrutierungskultur der
Kreativbranche gäbe somit strukturell größere Möglichkeiten zur systematischen geschlechts- oder minoritätenspezifischen Benachteiligung.
Tatsächlich belegen Studien, dass askriptive Mechanismen sozialer Ungleichheit auf
projektbasierten Arbeitsmärkten eine Rolle spielen. Filmproduzenten und Regisseure
sind in der Filmbranche die wesentlichen Entscheidungsträger – und sie sind häufig
männlich (Levy 1989: 36). Ähnliches konstatiert Apitzsch (2010: 73f.) für den Bereich
Kamera. Auch Drehbuchautoren, also diejenigen, die die Rollen schaffen und mit ihrem
Filmskript die Anzahl weiblicher Rollen festlegen, sind zu 80 bis 90 Prozent männlich
(Bielby/Bielby 1996: 254). Bielby und Bielby (1996) zeigen auch, dass weibliche Autoren
über ihre gesamte Karriere hinweg kontinuierlichen Benachteiligungen ausgesetzt sind
und im Vergleich zu männlichen Autoren deutlich geringere Erfolgschancen aufweisen.
Für Filmschauspieler bestätigt sich, dass Frauen – bei Gleichhaltung verschiedener re-
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MPIfG Discussion Paper 12/7
levanter Faktoren wie Berufserfahrung und Erfolg – eine signifikant geringere Überlebenschance haben als ihre männlichen Kollegen (Lutter 2012a).
Lincoln und Allen (2004) argumentieren in ihrer Studie, dass geschlechtsspezifische
Ungleichheit mit weiteren askriptiven Faktoren eine Negativspirale in Gang setzen kann,
die dann Benachteiligungen insgesamt verstärkt. Die Studie weist für die Filmbranche
Interaktionen zwischen alters- und geschlechtsspezifischen Diskriminierungen nach
und zeigt, dass sowohl Frauen als auch ältere Akteure Benachteiligungen in ihren Chancen auf Erfolg erfahren, die Benachteiligungen jedoch besonders hoch sind, wenn beide
Merkmale zusammentreffen. Die Erfolgsunterschiede von Frauen verstärken sich somit
im Alter, sodass die älteren Frauen die geringsten Chancen auf Erfolg haben und strukturelle Benachteiligungen erfahren. Daraus ergibt sich Hypothese H1:
H1:Allokative Diskriminierungsprozesse führen zur systematischen Benachteiligung von
Frauen und Angehörigen von Minoritäten und reduzieren die Chancen auf Erfolg,
während nicht benachteiligte Gruppen dadurch höhere Chancen auf Erfolg besitzen.
Allerdings lassen sich Beispiele finden, in denen Frauen mit zunehmender Karrieredauer immer größeren Erfolg ansammeln. So belegt die oben angeführte Studie zu den
Karrieren von Filmschauspielern (Lutter 2012a), dass Benachteiligungen zwischen Geschlechtern sich auf ein statistisch nicht mehr von null zu unterscheidendes Niveau
reduzieren, sofern Frauen in der Lage sind, sichtbare Erfolge in Form von Filmpreisen
zu sammeln. Wenn also strukturelle Benachteiligungen durch diskriminierende Auswahlprozesse über andere Mechanismen ausgeglichen werden können, so muss die Erklärung ungleichen Erfolgs durch weitere Ansätze angereichert werden.
Kumulierte Vorteile oder „Matthäus-Effekte“
Ein solcher Ansatz aus der soziologischen Ungleichheitsforschung ist die Theorie kumulierter Vorteile (DiPrete/Eirich 2006), welche einen Mechanismus beschreibt, mit dem es
möglich wird, das Zustandekommen extremer Erfolgsverteilungen zu erklären. Der Ansatz ist als „Matthäus-Effekt“ bekannt und geht auf Robert K. Mertons Essay über den
Erfolg von Wissenschaftlern und die Rolle von Zitationshäufigkeiten und Reputation
zurück (Merton 1968; Neckel et al. 2010: 448ff.; Zuckerman 2010).6
In einer klassischen empirischen Studie zu diesem Thema zeigen Allison et al. (1982:
617), dass Publikationserfolge unter Wissenschaftlern im Karriereverlauf immer ungleicher werden. Bei jungen Kohorten bestehen noch keine großen Unterschiede, aber
6
Der Name versteht sich als Anlehnung an das Gleichnis von den anvertrauten Talenten aus dem
Matthäus-Evangelium: „Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber
nicht hat, von dem wird auch das genommen, was er hat“ (Mt 13:12).
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
11
mit steigender Berufserfahrung konzentriert sich der Erfolg zunehmend. Ältere Kohorten zeichnen sich dann durch große Unterschiede aus: Während die Masse der etablierten Wissenschaftler relativ wenige Publikationserfolge aufweist, ist nur eine kleine
Anzahl der Wissenschaftler sehr erfolgreich.
Die Theorie kumulierter Vorteile nimmt an, dass gegenwärtige Erfolge durchschnittlich häufiger nicht durch aktuelle Leistungen, sondern durch früher bereits erlangte
Gewinne erzielt werden. Der Grund liegt darin, dass Erfolg Aufmerksamkeit hervorruft, die wiederum neue Ressourcen ermöglicht, womit das Erzielen weiterer Erfolge
wahrscheinlich wird. So werden bei Wissenschaftlern Publikationserfolge durch bessere
Laborausstattung, mehr Mitarbeiter, weniger Lehre, mehr Forschungsfreisemester etc.
belohnt, womit weitere Erfolge ermöglicht werden. Durch diese Rückkopplungseffekte
stellt zukünftiger Erfolg eine Funktion des früher bereits erlangten dar.
Unter den Bedingungen dieses Verlaufs nehmen die Erfolgsunterschiede zwischen Akteuren extreme Ausmaße an. Aus kleinen anfänglichen Vorteilen können im Zeitverlauf sehr große Unterschiede heranwachsen, obwohl sich Akteure in ihrem Talent, ihrer
Produktivität oder Qualifizierung wenig unterscheiden. Die Anerkennungen, die den
erfolgreichen Akteuren entgegengebracht werden, verstärken die Ungleichheit zusätzlich, weil Anerkennungen der erfolgreichen Akteure eine höhere soziale Akzeptanz
und Aufmerksamkeit erfahren und damit den Erfolgreichen weiteren Status verleihen
(Gould 2002: 1146). Der Matthäus-Mechanismus perpetuiert sich damit nicht nur auf
der Ebene der Ressourcen- und Machtausstattung, sondern durch soziale Zuschreibungsprozesse auch auf der Ebene der Aufmerksamkeit. Während für die Erfolgreichen
damit soziale Aufwärtsspiralen weiterer Anerkennung entstehen, stagniert die Zahl der
Erfolge für die weniger Erfolgreichen, die ohne neue Erfolge keine weiteren erzielen
können. Leistung und Erfolg driften infolgedessen auseinander. Es ergeben sich soziale Schließungsprozesse, die die Gewinne stabil auf die wenigen erfolgreichen Akteure
konzentrieren.
Auch hier wieder lässt sich annehmen, dass diese Mechanismen besonders virulent sind
auf Arbeitsmärkten, in denen permanente „Kraftproben“ (Boltanski/Chiapello 2003:
361) Reputationsordnungen entstehen lassen, die Exklusivität und Qualität konstruieren und als Realität sui generis einen wesentlichen Einfluss auf Erfolg nehmen. So
generiert sich in der Wissenschaft Reputation aus mit dem richtigen Impactfactor versehenen Publikationserfolgen und Zitationshäufigkeiten (Münch 2010); in der Filmbranche aus erfolgreich abgeschlossenen Filmprojekten und der Akkumulation von
Filmpreisen (Lutter 2012a); in der Werbe- und Medienbranche über Ideenwettbewerbe
und Preisvergaben (Koppetsch 2006, 2008). Allgemein lässt sich aus dieser Diskussion
daher die folgende These aufstellen:
H2:Früherer Erfolg bestimmt zukünftigen Erfolg. Akteure, die frühzeitig mehr Erfolg für
sich akkumulieren können, haben unabhängig von ihrer aktuellen Leistung und Produktivität größere Aussicht auf zukünftige Erfolge.
12
MPIfG Discussion Paper 12/7
Netzwerkeinbettung und die Stärke schwacher Beziehungen
Ein dritter soziologischer Ansatz zur Erklärung von Winner-take-all-Verteilungen lässt
sich aus der sozialen Netzwerkforschung ableiten. Hier stellt insbesondere das von Mark
Granovetter geprägte Konzept von der „Stärke schwacher Beziehungen“ (Granovetter
1973, 1974) sowie die Weiterführungen durch Ronald Burt im Konzept des „structural
hole“ (Burt 1992, 2004, 2005) ein Modell zur Erklärung von Erfolgsungleichheiten dar.
Das Konzept besagt, dass jene Akteure, die über ein breites Netzwerk loser, schwacher
oder unregelmäßiger Beziehungen verfügen, bessere Ressourcenzugänge und damit potenziell größeren Erfolg haben, als Akteure, die in dichten Netzwerken mit regelmäßigen Kontakten eingebunden sind.
Der Grund liegt darin, dass Akteure mit vielen schwachen Kontakten über einen breiteren Informationspool verfügen und einer größeren Variationsvielfalt unterschiedlichster Anschauungen, Traditionen, Ressourcen und Kontakten ausgesetzt sind, die für die
Akquise neuer Projekte und Tätigkeiten genutzt werden können. Akteure in engen Netzen haben dagegen einen eingeschränkten Diversifikationsgrad.
Die Erfolg mindernde Eigenschaft dichter Netzwerkeinbettung verschärft sich durch
mehrere Aspekte. Zum einen monotonisieren Tendenzen sozialer Homophilie den
ohnehin eingeschränkten Informations- und Ressourcenpool weiter. Soziale Homophilie ist die in der Netzwerkforschung thematisierte Eigenschaft, dass sich Personen,
die einander bekannt sind und in häufigem Kontakt zueinander stehen, in ihren Meinungen, Einstellungen und im Verhalten angleichen und jedem einzelnen Mitglied ein
geringeres Maß sozialer Abweichung gewähren (McPherson et al. 2001). Enge Netze
sind durchschnittlich häufiger homogen und haben einen eingeschränkteren Zugang
zu alternativen Meinungen, sanktionieren abweichende Meinungen stärker durch ein
höheres Maß sozialer Kontrolle und sind folglich devianten Verhaltensweisen weniger
häufig ausgesetzt.
Versiegen die Ressourcen, sind Angehörige kohäsiver Kreise weniger gut abgesichert.
Denn bricht ein Teil des Netzes weg, so bleiben nicht viele Alternativverbindungen,
die für den Ressourcenzugang genutzt werden können. Für Akteure mit vielen, aber
zwangsläufig schwächeren Beziehungen stellen im Fall des Wegbrechens genügend weitere Netze die Versorgung mit überlebenswichtigen und Erfolg bestimmenden Informationen sicher, mit denen neue Ressourcen und damit Überleben und Erfolg gesichert
werden können. Die Ausbreitung des eigenen Netzwerkes bewirkt also die Diversifikation des Risikos – je breiter das Netzwerk, desto geringer das Ausfallrisiko.
Gerade für projektförmig organisierte Arbeit hat die Forschung auf informelle Rekru­
tierungspraktiken und die Rolle von Netzwerken hingewiesen (vgl. Apitzsch 2010, 2012;
Eikhoff/Haunschlid 2007; Gottschall 1999; Henninger/Gottschall 2007; Jones 1996; Mathieu 2012; McKinlay/Smith 2009). Das „unternehmerische Selbst“ (Bröckling 2007) –
so eine Schlussfolgerung dieser Forschung – ist auf Netzwerkvielfalt angewiesen. Meh-
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
13
rere empirische Studien haben diese Zusammenhänge quantitativ untersucht. Giuffre
(1999) erfasst die professionellen Netzwerke zeitgenössischer Fotografen in New York
über einen Zeitraum von elf Jahren und zeigt, dass jene den größten Erfolg entwickeln,
die in größere Netzwerke mit losen Bindungen zu Galerien und Kunstvermittlern eingebunden sind. Diejenigen dagegen, die wiederkehrend mit den gleichen Galeristen
zusammenarbeiten, die also in wenige engmaschige Netze eingebunden sind, weisen
deutlich geringere Erfolgschancen und prekäre Daseinsbedingungen auf.
Die Studie belegt damit empirisch, dass Künstlerkarrieren weniger vom individuellen
Talent per se abhängig sind, sondern von der strukturellen Position im sozialen Gefüge.
Wenn aber individuelle Karriereerfolge von der strukturellen Netzwerkposition abhängen, dann besagt dies, dass jede Änderung im Netzwerk auch veränderte Karrierebedingungen für jeden Einzelnen hervorruft. Fallen zentrale Knoten weg, so wandelt dies die
Struktur des Netzes dahin gehend, dass das Beziehungsgeflecht aller Akteure betroffen
oder berührt wird. Karriere ist dann mit Giuffre (1999) nicht atomistisch, als linear
verlaufende Karriereleiter zu verstehen, vielmehr als Sandhaufen, auf dem der Karriereverlauf eines jeden Akteurs Veränderungen im Gesamtsystem verursacht, die wiederum
Einfluss auf die Karrierechancen jedes einzelnen nehmen können. Erfolg hängt damit
mehr von den sozialen Strukturen des gesamten Gewebes ab als von den individuellen
Talenten (siehe dazu ähnlich für den Karriereerfolg von Malern: Accominotti 2009).
Eine weitere paradigmatische Studie findet sich bei Uzzi und Spiro (2005), die die
Künstler-Teams von Broadway-Musicals im Hinblick auf ihre Zusammensetzung und
ihren Erfolg untersuchen. Zentrales Ergebnis dabei ist, dass der künstlerische Erfolg der
Produktion eine umgekehrt u-förmige Funktion der Netzwerkdichte des Teams darstellt. Gemessen an der Anzahl früherer Gelegenheiten zur Zusammenarbeit zwischen
Teammitgliedern steigen zunächst die Erfolgschancen auf ein Maximum an, um dann
rapide abzusinken. Bei zu hoher Einbettung sinken damit die Vorteile enger Netzwerke,
ihre positiven Wirkungen kehren sich ins Gegenteil. Dies stellt eine indirekte Bestätigung der These Granovetters dar: Um Erfolg zu erzielen, sind Akteure zwar einerseits
auf den Informationsfluss durch frühere Kontakte angewiesen, jede Über-Einbettung
aber verhindert die Chancen auf Erfolg.
Ähnlich zeigt Rost (2011), dass der mittlere Einbettungsgrad den besten Einfluss auf kreative Innovationsfähigkeit hat. Teams benötigen eine relevante Mindestanzahl an starken Beziehungen und wiederholten Kollaborationen, zugleich eine hinreichende Menge
schwacher Beziehungen. Nur dann, so das Argument der Studie, kann sich die positive,
informationsfördernde Kraft schwacher Beziehungen überhaupt entfalten, weil starke
Beziehungen ausreichend Stabilität vermitteln. Sofern also keine Unter- oder Über-Einbettung vorliegt, wirken beide Pole im Kreativitätsfluss komplementär zueinander und
bestärken sich gegenseitig in ihren positiven Eigenschaften (vgl. auch: Cattani/Ferriani
2008; Ferriani et al. 2009). Daraus ergibt sich die folgende Annahme:
14
MPIfG Discussion Paper 12/7
H3:Bei hinreichender Zahl schwacher Beziehungen wachsen die Chancen auf Erfolg mit
Zunahme kohäsiver Netzwerke auf ein Maximum und sinken dann mit jeder weiteren
Steigerung in der Dichte der Einbettung.
Erfolg als Rollenausdehnung
Ein vierter Ansatz bezieht marktsoziologische Forschung aus dem Bereich der Organisationsökologie ein (vgl. grundlegend: Hannan/Carroll 1992; Hannan/Freeman 1977,
1993), die sich in zahlreichen Studien mit den Auswirkungen sozialer Positionen, Rollen- und Kategorienzugehörigkeiten auf Marktordnungen, Gründungs- und Mortalitätsraten sowie Markterfolg in Populationen unternehmerischer Organisationen oder
Individuen beschäftigt. Ein gut bestätigter Befund dieser Forschungsrichtung ist, dass
Generalisten, also Akteure mit breiter Nischenausdehnung Marktnachteile erfahren,
während Akteure mit geringer Ausdehnung und fokussierter Identität (Spezialisten)
bessere Chancen auf Erfolg und Überleben am Markt haben (Carroll et al. 2002; Carroll/Swaminathan 2000; Dobrev et al. 2001; Hsu 2006; Hsu et al. 2009).
Erstens liegt ein Grund darin, dass mit steigender Ausdehnung der Durchdringungsgrad jeder einzelnen angesprochenen Kategorie notwendigerweise beschränkt sein
muss. Jedes Genre hat unterschiedliche Anforderungen, Kulturtechniken, Traditionen
und soziale Anhängerschaften, deren Ziele und Erwartungen über verschiedene Genres
sogar entgegengesetzt sein können. Der Erwartungs- und Anforderungsdruck ist bei
hoher Ausdehnung damit hoch.
Zweitens ist die Legitimität beim Publikum gering, weil keine klaren Zuordnungen erkennbar sind. Marktakteure mit breiter Ausdehnung haben gegenüber Spezialisten den
Nachteil, dass sie jede einzelne Kategorie nicht mit der gleichen Intensität und Ressourcenausstattung nutzen können. Damit bieten sie tendenziell geringere Qualität und Service an. Ein Musiker, der zugleich Klassik, Popmusik und Jazz produziert, wird in jedem
einzelnen Genre weniger Legitimität und Erfolg erfahren, weil zwangsläufig nicht jede
Kategorie mit der vollen Ausstattung und Energie bearbeitet werden kann. Zudem entstehen beim Genrepublikum Ungewissheiten und Zweifel über Qualität oder Eignung.
Ein dritter Grund liegt darin, dass mit größerer Ausdehnung eine verschlechterte Position im Wettbewerb herrscht, weil Generalisten in jeder einzelnen Kategorie durch Konkurrenten mit besserer Durchdringung und Ressourcenallokation übervorteilt werden
können. Mit jeder weiteren abgedeckten Kategorie nimmt die Zahl der Konkurrenten
insgesamt zu – und die Erfolgswahrscheinlichkeit ab.
Spezialisten hingegen beschränken sich auf eine Kategorie, füllen diese aber mit größter
Intensität aus. Sie können sämtliche Ressourcen dem Ausbau dieser Nische zuwenden.
Hierdurch stoßen sie bei den Nachfragern auf größere Legitimität und schaffen eine
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
15
Identität, die ihren Erfolg steigern kann. Ebenso sind sie gegenüber Konkurrenten besser geschützt, da sie über Informations- und Erfahrungsvorteile verfügen, ihren Markt
„kennen“, und aufgrund ihrer Spezialisierung bessere Qualität anbieten können. Sie
durchdringen ihre Kategorie. Etablieren sie eine Marke, das heißt, füllen sie die Nische
mit ihrem Produkt derart, dass die gesamte Nische ausschließlich mit dem Anbieter
gleichgesetzt wird und das Markenprodukt zur „sozialen Tatsache“ reift (Hellmann
2003), dann kann die Marktnachfrage fast vollständig auf sich vereint, der Erfolg monopolisiert und maximale „Monopolrenten“ daraus gezogen werden.
Tatsächlich bestätigen Untersuchungen auf Kreativmärkten diese Zusammenhänge. So
schließen Zuckermann et al. (2003) aus einer Studie über Filmkarrieren von Schauspielern, dass Filmakteure ihre Chancen auf Erfolg erhöhen, wenn sie ihre Karriere mit
einer eng fokussierten Identität beginnen, also eine bestimmte Nische ausfüllen und
sich darin einen Namen machen. Allerdings, so zeigen die Autoren, birgt das die Gefahr, sich mit der eng ausgerichteten Identität zu sehr auf eine Kategorie zu verlassen.
Besonders in der volatilen Filmbranche, in der sich Moden, Geschmack und Kategorien
sehr schnell ändern können, besteht die Gefahr, mit einem zu engen Fokus abgehängt
zu werden. Die erfolgreichsten Akteure verlassen daher ihre enge Fokussierung und
dehnen ihre Ausrichtung auf weitere Genres aus. Dies ist konsistent mit Dobrev et al.
(2001), die betonen, dass auf Märkten mit (noch) unklaren oder schnelllebigen Kategoriensystemen eine breite Kategorienausdehnung insofern vorteilhaft sein kann, als
sie die Anpassungschancen in sich rasant verändernden Umwelten erhöht. Spezialisten
können also dort Nachteile haben, wo Märkte wechselhafte Kategoriensysteme aufweisen oder diese sich erst noch ausbilden müssen.
Um aber überhaupt erst Reputation aufzubauen, müssen Akteure zunächst mit einer
fokussierten Identität auf hinreichend etablierten Märkten eine Nische besetzen, bevor sie ihr Spektrum, ohne Erfolgsverluste hinnehmen zu müssen, erweitern können.
Park und Podolny (2000) argumentieren, dass die Nischenausdehnung insbesondere
dann zu Erfolg führt, wenn Marktakteure in ihrem Kerngeschäft einen hohen Status
etablieren. Anhand von Investmentbanken zeigen die Autoren, dass jene Banken ihren
Erfolg maximieren, die zuerst in einer Nische über hohe Reputationsvorteile verfügen
und dann auf weitere Nischen expandieren. Ähnlich zeigen Rao et al. (2003: 839) für
die französische Gastronomie, dass Restaurantchefs mit größter Reputation in klassischer französischer Küche ihren Erfolg dann steigern, wenn sie Elemente der neu aufgekommenen nouvelle cuisine aufnehmen, also ihre Kategorienabdeckung rechtzeitig
ausdehnen.
Marktakteure werden also dann mit größtem Erfolg belohnt, wenn sie zuerst ihre Reputation innerhalb einer fokussierten Spezialisierung aufbauen – um Legitimität beim
Publikum zu erzeugen –, um dann ihre Kategorienabdeckung zu erweitern, womit weiterer Erfolg aufgebaut wird.
16
MPIfG Discussion Paper 12/7
H4:Auf hinreichend etablierten Märkten haben Akteure dann größte Chancen auf Erfolg,
wenn sie zunächst innerhalb einer fokussierten Nische Status aufbauen und anschließend ihre Nische ausdehnen und erweitern.
Heterarchie oder: Organisierte Dissonanz
Der fünfte Erklärungsansatz stellt eine Verbindung von Netzwerk- und Nischentheorie
dar und geht im Wesentlichen auf die Arbeiten von David Stark und Kollegen zurück
(Beunza/Stark 2004; Girard/Stark 2002; Stark 2009; Vaan et al. 2012; Vedres/Stark 2010).
Stark untersucht teilweise mit ethnografischen, teilweise mit quantitativen Methoden
in verschiedenen empirischen Kontexten wie New-Media-Firmen in New York’s Sillicon Alley, Börsenhändlern im New York der 2000er-Jahre oder Produktionsteams von
Computer- und Videospielen die Bedingungen für Innovationen und Erfolg in kreativen Gruppenprozessen.
Destillat seiner Forschungen ist das theoretische Konzept der „organisationalen Heterarchie“, mit dessen Hilfe eine soziologische Erklärung für den Erfolg von Innovationen
möglich wird. Hiernach stellt die spezifisch heterogene Organisation von Kreativität
eine wesentliche und entscheidende Quelle für die Innovationsfähigkeit und den Erfolg
kreativer Gruppen dar. Ihr wesentliches Element ist die organisierte Herstellung von
Dissonanz. Starks Studien zeigen, dass Teams, die aus unterschiedlichen kreativen Bereichen zusammengestellt und an der Schaffung neuer Produkte beteiligt werden, höhere Aussichten auf Innovationserfolg haben. Werden Teammitglieder aus verschiedenen
kreativen Bereichen rekrutiert, dann hat die auf diese Weise „organisierte“ Dissonanz
den Effekt, dass bei der Suche nach Innovationen permanente Konflikte entstehen, die
den multiplen Bewertungsstandards und unterschiedlichen „Schulen“ oder Erfahrungshintergründen der zusammengebrachten Akteure geschuldet sind. Durch diesen
Reibungsprozess ergeben sich Unsicherheiten darüber, welche Maßstäbe in welcher Art
auf die zu erschaffende Innovation angesetzt werden sollen. Hierdurch werden Akteure
gezwungen, bis dato als unhinterfragt geltende Gegebenheiten in einem neuen Licht zu
betrachten. Manche Standards müssen so völlig neu ausgehandelt oder begründet werden. Auf diese Weise eröffnen die zusammengebrachten Dissonanzen einen Unsicherheitsraum, der es den Akteuren ermöglicht, bekannte Pfade zu verlassen und kreative
Leistungen zu erbringen.
Die Heterogenität der kreativen Köpfe schöpft damit den Raum für die Suche nach
innovativen Lösungen optimal aus. Stark zeigt gemeinsam mit Daniel Beunza in einer
Studie über Börsenhändler (Beunza/Stark 2004), wie Techniken der Dissonanzschaffung Gewohnheiten durchbrechen und als Folge kreative Innovationen hervorbringen.
Eine solche Technik ist die zufällige Rotation der Sitzordnungen der Mitarbeiter in einem Büro. Durch die Veränderung der Sitzordnungen werden Gewohnheiten regelmäßig zerstört und der personelle Austausch der Kollegen untereinander maximiert. Mit
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
17
dem Austausch von Mitarbeitern werden auch neue Horizonte, Erfahrungen und Maßstäbe untereinander ausgetauscht (vgl. auch Beunza/Stark 2003: 139), die den internen
Informationsfluss erhöhen. Die organisierte Dissonanz stellt somit den maximal möglichen Grad an Vielfalt bei gleichzeitiger Einheit her.
Eine weitere Studie zeigt, dass Unternehmen dann eine hohe Performanz aufweisen,
wenn sie aus Gruppen bestehen, in denen ein Anteil ihrer Mitglieder zugleich mehreren externen Unternehmen angehört (Vedres/Stark 2010). Auch hierüber wird die
Dissonanz durch die Verbindung unterschiedlicher Erfahrungen erhöht. In Analogie zu
Ronald Burts netzwerktheoretischem Konzept des structural hole nennen Vedres und
Stark die multiple Verbindung mehrerer Netzwerke structural fold, um das gleichzeitige
Bestehen von Verbundenheit und Diversität zu unterstreichen. Im Unterschied zu Uzzi
und Spiro (2005) argumentieren Vedreß und Stark auf einer weiteren Ebene: Nicht die
kurvilineare Netzwerkkohäsion vorheriger Beziehungsaktivitäten entscheidet über den
Erfolg in kreativen Teams, sondern die Existenz von Akteuren, die zugleich Mitglied in
verschiedenen Teams aus unterschiedlichen Genres sind. Erst durch diesen gleichzeitigen Zusammenschluss von Heterogenität auf der einen und der nötigen Familiarität
und Vertrauen auf der anderen Seite werden die Chancen auf erfolgversprechende Innovationsleistungen erhöht (vgl. zu Videospielproduktionen: Vaan/Vedres/Stark 2012).7
Hieraus ergibt sich die Annahme, dass diejenigen Gruppen den höchsten Innovationsgrad aufweisen und damit bei den Kritikern des Kunstfeldes auf die größte Anerkennung stoßen, die kreative Dissonanzen bestmöglich in ihrer Gruppe miteinander verbinden. Diese besondere Governancestruktur der organisierten Dissonanz müsste deswegen den größten Erfolg auf sich vereinen können, weil Kritiker des eigenen Kunstfeldes in der Regel diejenigen Produkte mit der größten Anerkennung und „praise value“
(Hutter 2011) versehen, die aus Sicht der Experten- und Kritikerhierarchie die größte
Innovationskraft im Feld haben (Allen/Lincoln 2004). Es ergibt sich demgemäß die
folgende Hypothese:
H5:Akteure in heterarchisch organisierten kreativen Gruppen haben größte Chancen auf
Erfolg.
Status-Matching oder: Netzwerkspiralen des Erfolgs
Ein letzter, und vielleicht der wichtigste dezidiert soziologische Mechanismus zur Erklärung von Erfolg auf Winner-take-all-Märkten ist die Tendenz vieler Künstlerarbeitsmärkte, die Zusammenstellung von Projektteams hochgradig nach Status zu ordnen.
7
Auch in der Managementliteratur finden sich Studien mit ganz ähnlichen Schlussfolgerungen.
So zeigen Perretti und Negro (2007) anhand der Zusammenstellung von Filmteams, dass ein
höherer Anteil an relativ unerfahrenen Neulingen die Innovationsfähigkeit, gemessen an der
Etablierung neuer Genrekombinationen, positiv beeinflusst.
18
MPIfG Discussion Paper 12/7
Ganz ähnlich zu den Mechanismen, die aus der soziologischen Ungleichheitsforschung
für bildungshomogame Eheschließungen bekannt sind (Blossfeld 2009; Blossfeld/
Timm 1997; Skopek et al. 2010), finden auch auf Künstlerarbeitsmärkten statushomogame Matching-Prozesse bei der Rekrutierung von Projektteams oder bei Kollaborationen zwischen Künstlern und Vermittlern statt.
Status ergibt sich aus mehreren Dimensionen, einmal aus den zugeschriebenen Urteilen und Rangordnungen der Akteure und Experten im Markt, dann aus dem Status derjenigen, die die Urteile abgeben sowie aus den Statusordnungen der Personen, mit denen Akteure zusammenarbeiten oder in der Vergangenheit zusammengearbeitet haben
(Podolny 2005, 2001). Weil dies einen Einfluss auf die eigene Statusbeurteilung nehmen
kann, besteht die Tendenz, mit anderen Akteuren des gleichen oder höherrangingen
Status zu kollaborieren. So arbeitet ein renommierter Produzent ausschließlich mit
ebenso angesehenen Regisseuren zusammen; ein gerade sich etablierender Schauspieler
vermeidet die Zusammenarbeit mit Amateuren, um seinen noch nicht sehr gefestigten
Ruf nicht zu gefährden.
Projektteams „verklumpen“ so in nach Erfolg oder Status strukturierte Netzwerke. Es
entstehen „Statusmärkte“ (Aspers 2007: 435f.) mit relativ abgegrenzten Verbindungen von sehr erfolgreichen, mittelmäßig erfolgreichen und vielen wenig erfolgreichen
Akteuren. Diese Netzwerke des Erfolgs generieren dann unter den Bedingungen des
Matthäus-Effekts weiteren Erfolg für ihre Angehörigen. Entsprechend stellt eine Studie über die Determinanten der Oscarnominierung in den USA heraus (Rossman et
al. 2010: 46), dass nicht ausschließlich Leistungsfaktoren wie die berufliche Erfahrung
oder die Budgethöhe des Films Chancen auf einen Oscar erhöhen, sondern auch die
durchschnittliche Reputationshöhe der Mitglieder im Filmteam. Faulkner und Anderson (1987) zeigen anhand umfassender Kollaborationsdaten aus der Filmbranche, dass
sich Teams hochgradig nach Status ordnen. Akteure aber, die es nicht schaffen, in diese
Netze hineinzugelangen, fallen langfristig heraus und werden vom Erfolg abgehängt.
Die Statushomogamien auf dem Arbeitsmarkt für Filmschaffende werden nach Faulk­
ner und Anderson (1987) im Wesentlichen durch zwei Bedingungen forciert: die Organisation der Arbeit in flexiblen Projektteams sowie die Unsicherheiten im Hinblick
auf Qualität und voraussagbaren Erfolg und die Rolle von Reputation. Zum einen
besteht ein Zwang zur permanenten Neurekrutierung der Teams. Damit ist das Fluktuationsaufkommen in projektbasierten Branchen ungleich höher als in klassischen
Arbeitszusammenhängen. Teams formieren sich ständig neu; Angebot und Nachfrage
treffen kontinuierlich aufeinander. Zum anderen operieren die Teams in einem Umfeld
hochgradiger Unsicherheit. Jedes künstlerische Produkt ist einzigartig und sein Erfolg
schwer vorherzusagen. Es gibt Ungewissheiten in Bezug auf die Kosten, vorgefasste
Konditionen können sich im Laufe des Projekts ändern, Kapital- und Finanzierungsströme unvorhergesehen variieren. Arbeitsabläufe und Entscheidungsprozesse sind wenig standardisiert; es gibt keine Routine. Viele Prozesse sind durch Experimentieren
geprägt, durch Ausprobieren und Spontanität. Direktiven, Ziele und Vereinbarungen
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
19
werden oft am Set neu ausgelegt, geändert, angepasst. Jedes Mitglied im Team muss imstande sein, darauf flexibel, kreativ und vielseitig zu reagieren. Der gegenseitige Interpretations- und Abstimmungsbedarf ist enorm hoch, Probleme „doppelter Kontingenz“
(Luhmann) bestehen verstärkt.
Aufgrund dieser Unwägbarkeiten und des Fehlens objektiver Kriterien zur Beurteilung
von Qualität müssen Akteure externe Signale heranziehen, die Auskunft über Qualität
geben. Reputation, die aus früheren Projekten erworben wurde, spielt eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung fachlicher Leistungen. Reputation kann allerdings nur
durch frühere erfolgreiche Engagements aufgebaut werden (Faulkner/Anderson 1987:
881). Je prestigeträchtiger das Projekt, desto höher der eigene Reputationsgewinn daraus. An Engagements mit hohem Prestige gelangen Akteure allerdings nur mit bereits
bestehender guter Reputation. Damit entsteht eine nur schwer zu durchbrechende Zirkularität: „[E]ach credit in this business increases a person’s chances for future work,
and each money-earning production increases a person’s chances for future contracting
with colleagues who themselves are associated with successful ventures“ (Faulkner/Anderson 1987: 907).
Wie aber gelingt es Akteuren, diese Zirkularität zu durchbrechen? Wie können sie in
statushöhere Teams gelangen, von deren Reputation sie profitieren können? Hier kann
mit dem als „middle-status-conformity“ bekannten Ansatz (vgl. grundlegend: Phillips/
Zuckerman 2001) argumentiert werden, dass Konformität und damit soziale Schließung besonders in Teams mit mittleren Statuslagen hoch ausgeprägt sind. Empirisch
bestätigen dies etwa Perretti und Negro (2006). Am Beispiel von Filmteams zeigen sie,
dass sowohl Teams mit hohem als auch geringem Status es häufiger wagen, Newcomer
ohne Reputation zu integrieren. Der Grund dafür liegt zum einen darin, dass etablierte
Akteure mit hoher Reputation in ihrem Zwang zur Neuheitenproduktion immer höhere Innovationsgrade erreichen müssen, um ihren etablierten Status zu verteidigen.
Deswegen suchen sie permanent nach Wegen, konventionelle Ordnungen zu durchbrechen. Zum anderen erlaubt ihnen ihr etablierter Status wesentlich mehr Freiheitsgrade
in der Richtungsgestaltung ihrer künstlerischen Outputs, ohne die Unterstützung einer breiteren Anhängerschaft zu verlieren. Ebenso bringt höherer Status entsprechend
ökonomische Absicherung mit sich, die es erlaubt, etwaige Risiken einzugehen, die mit
der Verpflichtung junger Talente oder der Etablierung neuer Genres verbunden sein
könnten. So ist auch die geringe Durchlässigkeit in den mittleren Lagen zu erklären,
die mit der entsprechend größeren ökonomischen Unsicherheit sowie der noch wenig
etablierten Reputation zusammenhängt.
H6:Akteure haben dann die größte Chance auf Erfolg, wenn sie häufiger mit Teams zusammenarbeiten, deren Mitglieder einen hohen Status aufweisen und bereits erfolgreich sind.
20
MPIfG Discussion Paper 12/7
4Schluss
Der Aufsatz hat das Potenzial soziologischer Ansätze zur Erklärung des Winner-takeall-Phänomens ausloten wollen. Auf Basis breiter Literatursichtung wurden sechs
soziologisch-strukturelle Ansätze diskutiert, mit denen die Bedingungen von Erfolgsungleichheiten erklärt werden können. Der Beitrag versteht sich als eine soziologische
Ergänzung der bestehenden dominanten Erklärungsansätze: Während bisherige Ansätze die Nachfrageseite betrachtet haben, stellt dieser Artikel Konditionen auf der Anbieterseite heraus. Das Hauptargument jedes der diskutierten Ansätze ist, dass Erfolgsbedingungen und -konzentrationen aus den sozialen Strukturen heraus erklärt werden
müssen, in die die Akteure des Arbeitsmarktes eingebettet sind.
Ziel dieser Studie war auch, zukünftiger empirischer Forschung einen Überblick zum
Forschungsstand und zu Möglichkeiten einer soziologisch-strukturellen Analyse des
Winner-take-all-Phänomens zu eröffnen. Allerdings bleibt hervorzuheben, dass die Ansätze nicht geeignet sind, Erfolge für den Einzelfall vorherzusagen, zum Beispiel der fulminante Erfolg der Beatles oder der Aufstieg von Bill Gates (Gladwell 2008). Jeder der
vorgestellten Ansätze beschreibt Konstellationen und Bedingungen, die im statistischen
Mittel – alle Akteure zusammengenommen – die Chancen auf Erfolgskonzentrationen
wahrscheinlicher machen. Zudem reicht jeder der vorgestellten Ansätze für sich allein
genommen nicht aus, um die Entstehung des Winner-take-all-Phänomens hinreichend
zu erklären. Nur durch die Kombination und vollständige Betrachtung mehrerer Ansätze gelangt man zu einem genaueren Verständnis der relevanten kausalen Prozesse.
Es bleibt weiterer theoretischer wie empirischer Forschung überlassen, herauszufinden,
welche Kombination dieser Ansätze die beste Erklärungskraft erzielt.
Es war die Absicht des vorliegenden Beitrags, die weitere empirische Überprüfung
durch zukünftige Forschung anzuregen. Denkbar wären viele Bereiche, auf die sich die
dargestellten Mechanismen übertragen ließen. Im Vordergrund stehen dabei vor allem
konkrete Arbeitsmärkte in den Kultur- und Medienbranchen, etwa Erfolgsprozesse in
den Karriereverläufen von Filmschaffenden, Erfolg und Marktbedingungen auf dem
Buchmarkt, die Produktion von Musik und Formationsprozesse von Musikgruppen,
der Erfolg von Musical-, Theater- oder Opernproduktionen. Über den rein künstlerischen Arbeitsmarkt hinaus wären Untersuchungsfelder in weiteren Bereichen denkbar,
etwa die sozialstrukturellen Erfolgsbedingungen von Sportlern, die Erfolgsentwicklung
von Architektenbüros, Karrieren und Kollaborationen von Wissenschaftlern oder Politikerlaufbahnen, Erfolg von Rechtsanwälten, Chirurgen oder Medizinern, Karrierebedingungen von Journalisten, Designern und Werbeleuten oder die Gehaltssteigerungen
von Managern.
Eine ganz anders angesiedelte, aber indirekt relevante Untersuchungsfrage wäre, wie
es zu erklären ist, dass Akteure ihre Berufswahl überhaupt auf diese Märkte verlegen.
Warum wollen sie Schauspieler werden? Warum Musiker? Was sind ihre Motive? Die
Beantwortung dieser Fragen würde zum einen eine mikrofundierte Erklärung auch für
Lutter: Soziale Strukturen des Erfolgs
21
die Frage des Zustandekommens der Winner-take-all-Verteilungen bieten. Denn nur
wenn Menschen über Motive verfügen, ihre Arbeitskraft in diesen Branchen zu investieren, können die Konzentrationsprozesse überhaupt entstehen. Nur wenn ein permanentes Überangebot besteht, können die Prekarisierungstendenzen und das Alles-odernichts-Prinzip weiter fortbestehen. Neben Selbstverwirklichung und bohemischem
Lebensstil als Motivation (Eikhoff/Haunschild 2006), wirken hier möglicherweise die
Erfolgskonzentrationen des Marktes selbst als Motivator, weil die exorbitanten Gewinne Träume und Fantasievorstellungen eines „Was wäre wenn“ anregen – ähnlich wie der
Lottospieler vom großen Geldgewinn träumt und dies ihn trotz Verluste wöchentlich
weiterspielen lässt (vgl. Beckert/Lutter, 2007, 2012; Lutter 2010a, 2011, 2012b). Zum
anderen wäre diese Frage aus einer theoretischen Perspektive der Wirtschaftssoziologie
interessant. Denn rationale, vollständig über ihre Chancen informierte Akteure würden
Winner-take-all-Märkte meiden. Ein homo oeconomicus würde kein Schauspieler werden. Wie aber erklärt sich, dass es beständig mehr Personen in diese Berufe drängt, als
es Nachfrage nach ihnen gibt?
Literatur
Accominotti, Fabien, 2009: Creativity from Interaction: Artistic Movements and the Creativity Careers of
Modern Painters. In: Poetics 37, 267–294.
Adler, Moshe, 1985: Stardom and Talent. In: American Economic Review 75, 208–212.
Allen, Michael Patrick/Anne E. Lincoln, 2004: Critical Discourse and the Cultural Consecration of American
Films. In: Social Forces 82, 871–893.
Allison, Paul D./J. Scott Long/Tad K. Krauze, 1982: Cumulative Advantage and Inequality in Science. In:
American Sociological Review 47, 615–625.
Apitzsch, Birgit, 2010: Flexible Beschäftigung, neue Abhängigkeiten. Projektarbeitsmärkte und ihre Auswirkungen
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