Ihr seid das Salz der Erde - Exerzitienzentrum Freudenstadt

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Exerzitienzentrum Freudenstadt
„Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt. 5,13)
Von P. Augustine Vallooran, V. C.
Die Sendung Jesu auf dieser Erde wurde mit dem großen Auftrag, den er seinen
auserwählten Jüngern anvertraute, vollendet. Bevor er zu seinem himmlischen Vater
auffuhr, gab er den Jüngern, die um ihn versammelt waren, seinen letzten Auftrag: „ Ihr
werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an
die Grenzen der Erde“ (Apg. 1,8). Sie sollten auf der Erde bleiben, um das Werk ihres
Herrn und Meisters fortzusetzen, seine Sendung leben, und ihn so gegenwärtig zu setzen.
Die Lampe, die Jesus entzündet hatte, sollte weiter leuchten und angefeuert werden, sie
sollte hoch gehalten und zu jedem Winkel der Erde gebracht werden.
„Dein Wille geschehe“ (Mt. 6,10)
Wie Jesus hervorhob, ist dieses der Grund des Seins, der eine Sinn der Existenz des
Jüngers, für den Herrn Zeugnis abzulegen. Wo auch immer er sich befindet, sei es in
Jerusalem, Judäa oder Samaria oder auf irgendeinem anderen Teil dieser Erde, sein Leben
soll von dieser Sendung und Mission geformt sein- die Liebe des Vaters jedem überall zu
bringen.
Tatsächlich war dieses der Sinn des Lebens Jesu. Die Schriften sagen uns: „Darum
spricht Christus bei seinem Eintritt in die Welt: Ja, ich komme, um deinen Willen,
Gott zu tun“ (Hebr. 10,5-7). Und er verließ die Welt, indem er sein Leben in die Hände des
himmlischen Vaters übergab: „ Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist“ (Lk. 23,46).
Er offenbarte seinen Jüngern, was die Erfüllung seines Seins war: „ Meine Speise ist es,
den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu Ende zu führen“
(Joh. 4,34). Was auch immer vor seinen Augen war, so war sein einziges Bestreben der
Wille des Vaters und Jesus erklärte dies in klaren und deutlichen Sätzen, indem er sagte: „
Denn ich bin nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern
den Willen dessen, der mich gesandt hat. Es ist aber der Wille dessen, der mich
gesandt hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen
lasse, sondern dass ich sie auferwecke am Letzten Tag“ (Joh. 6, 38-39).
Keiner soll verloren gehen. Dieses war das eine Feuer, das im Herzen des Herrn brannte
und in all seinen Parabeln, Lehren und Taten, in seinem ganzen Leben und auch in seinem
Tod Ausdruck findet. Jesus sprach vom Guten Hirten, der die anderen neunundneunzig
Schafe in der Wüste zurücklässt, um das eine verlorene Schaf zu bergen, egal was es ihn
kostete (Lk. 15, 1-7). Das Leben dieser einen Seele war so groß, dass er auch sagen
würde, wie „ der Gute Hirte sein Leben für seine Schafe hingibt“ (Joh. 10,11).
In jedem, der zu Jesus kam, erkannte er den Sohn oder die Tochter des himmlischen
Vaters. Sie wurden vom himmlischen Vater zu ihm gezogen, damit er sie dahin
zurückbringen möge, wo sie hingehörten- zum Herzen des Vaters (Joh. 6,37). Der
Evangelist Johannes beschreibt im Detail die Begegnung Jesu mit der Samaritischen Frau
(Joh. 4). Sie kam, um Wasser zu schöpfen, und begann mit Jesus zu debattieren. Sie
spricht über ihre eigene samaritische religiöse Identität im Gegensatz zu dem, was die
Juden beanspruchen. Aber Jesu war nicht daran interessiert, zu debattieren und gewinnen
oder sie zu beeindrucken. Sein Interesse war, sie für den Vater zu gewinnen und sie mit der
Identität als Kind des himmlischen Vaters zu beeindrucken. Schließlich ließ sie ihren
Wasserkrug, das Symbol ihres sündigen Lebens, zu Füßen Jesu stehen und ging in die
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Stadt, um zu verkünden, dass Jesus der Retter der Welt ist. Ob es nun Nikodemus der
Pharisäer oder Zachäus, der Zöllner oder eben diejenigen waren, die ihn zerstören wollten,
der eine Herzenswunsch des Herrn war es, ihnen das Heil der Liebe des himmlischen
Vaters anzubieten.
Letztlich konnte Jesus vom himmlischen Vater in Anspruch nehmen, dass niemand, den der
Vater ihm anvertraut hatte, verloren gehen würde. „ Solange ich bei ihnen war, bewahrte
ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast. Und ich habe sie behütet und
keiner von ihnen ging verloren“ (Joh.17,12). Jeder Moment, jedes Wort und jeder Schritt
von Jesus war getrieben von der Sendung, die er von seinem Vater empfangen hatte. Diese
Sendung hatte sich fortzusetzen. Aus diesem Grund sendet Jesus die Jünger aus, um von
der Liebe des Vaters Zeugnis zu geben.
„ Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt“
(Joh. 17,18)
Es war diese Sendung, die Jesus seinen Jüngern anvertraute, bevor er zum himmlischen
Vater auffuhr. Als die Jünger dieses hörten, haben sie sich vermutlich gewundert, wie sie
diese Mission erfüllen sollten. Sie waren sich ihrer Unzulänglichkeiten und Begrenzungen
sehr wohl bewusst. Simon Petrus, der Anführer der Jünger, war sich seiner Verleugnungen
schmerzhaft bewusst. Alle anderen Jünger erinnerten sich daran, wie sie ihren Meister
verlassen hatten, als er im Garten Gethsemanie gefangen genommen wurde. Alle von
ihnen hatten ihn allein gelassen und waren um ihr Leben gerannt, in der Stunde, als ihr
Meister sie am nötigsten gebraucht hätte. Sie hatten weder den Mut, zu Jesus zu stehen,
noch die Liebe, seinen Schmerz zu teilen.
Jesus selbst wusste um die menschliche Unmöglichkeit dieser Sendung, die er seinen
Jüngern anvertraute. Deshalb wies er sie an, nicht auf ihre Stärke oder Schwäche zu
vertrauen, sondern auf die Kraft von oben zu schauen. „ Und ich werde die Gabe, die
mein Vater verheißen hat, zu euch herabsenden. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der
Kraft aus der Höhe erfüllt werdet“ (Lk. 24,49). Und wiederum erklärte er: „Aber ihr
werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird“
(Apg. 1,8). Vereint mit Maria warteten sie im Gebet. Am Pfingsttag stieg der Heilige Geist
auf sie herab, und diese Jünger wurden verwandelt, um ein radikales Leben gemäß dem
Willen des Vaters zu leben, und seine Ehre bis an die Enden der Erde zu bringen.
„ Der Geist der Wahrheit wird euch in die ganze Wahrheit führen“ (Joh. 16,13)
Mit der Salbung des Heiligen Geistes wurden zwei Überzeugungen in ihre Herzen
eingeschrieben, die all ihre Verkündigungen formen würden und ihre ganze Existenz
bestimmen würden.
Als erstes wurde ihnen eine klare Offenbarung und Erkenntnis darüber geschenkt, wer
Jesus war. Für drei Jahre genossen sie mit Jesus eine große Familiarität mit ihrem Meister.
Sie wussten, dass er der Herr und Retter war. Simon Petrus hatte dieses soeben bestätigt
durch: „ Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt. 16,16). Und
persönlich hatte er dem Herrn seine Übergabe der Liebe an Jesus gelobt: „ Ich liebe dich
mehr als alles andere“ (Joh. 21, 15-17). Als der heilige Thomas die verwundete, aber
verherrlichte Seite des Auferstandenen Herrn berührte, rief er aus: „ Mein Herr und mein
Gott!“ (Joh. 20,28) Und noch immer war ihnen die ganze Wahrheit nicht offenbart. Mit der
Salbung des Heiligen Geistes wurden sie tief in der Überzeugung verwurzelt, dass Jesus
der Herr und Meister ihres Lebens und der ganzen Welt ist, und der Mensch das Heil nur in
der Annahme der Herrschaft Jesu findet. In der ersten Predigt am Pfingsttag verkündete
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Simon Petrus: „ Mit Gewissheit erkenne also das ganze Haus Israel: Gott hat ihn zum
Herrn und Messias gemacht, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt.....Kehrt um und
jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung seiner
Sünden; dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg. 2,36-38).
Die zweite Wahrheit, die sich in die Herzen der Jünger an Pfingsten einprägte, war die
Notwendigkeit, Jesus zu verkünden, weil nur in ihm das Heil lag. Petrus wurde vom
Sanhedrin verhört, gewarnt und geschlagen, und doch fühlte er den starken Drang, das Heil
in Jesus Christus zu verkünden. Er war furchtlos und klar ob seiner Sendung: „ Ob es vor
Gott recht ist, mehr auf euch zu hören als auf Gott, das entscheidet selbst. Wir
können unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben“ (Apg.
4,19-20). Und er fuhr mit seiner Verkündigung fort: „Und in keinem anderen ist das Heil
zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben,
durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg. 4,12).
Seit Jesus als die einzige Quelle des Heils angenommen worden war, spürten die Jünger
eine zwingende Not, ihn zu verkünden, egal, was es sie koste. Das Buch der
Apostelgeschichte spricht von dem missionarischen Eifer der Apostel und den Mitgliedern
der Urkirche. Stephanus, der erste Märtyrer der Kirche ließ auch, während er zu Tode
gesteinigt wurde, nicht davon ab, die Botschaft von dem Heil in Jesus zu verkünden. Auch
der heilige Paulus war von dem selben Eifer beseelt und er empfand alles andere nutzlos
als Jesus zu kennen und ihn zu verkündigen. „ Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht
verkünde!“ (1 Kor. 9,17) Die Märtyrer der Kirche betrachteten nicht einmal den Preis ihres
eigenen Lebens als zu groß, um für diese Mission gegeben zu werden. Die Kirche hat
immer die Mission, von Jesus Zeugnis zu geben, als Priorität betrachtet. Der Selige Papst
Johannes Paul II. hat viel darüber geschrieben und gesprochen. In der Enzyklika „Evangelii
Nuntiandi“, die diesem Thema gewidmet ist, sagt er: „ Evangelisation ist nicht die
allerwichtigste Aufgabe der Kirche. Es ist die Einzige.“
„ Wie lieblich sind auf den Bergen die Schritte des Freudenboten“ (Jes. 52,7)
Jesus benutzt zwei kleine Parabeln, um uns die Mission unseres Lebens auf dieser Erde zu
erklären. „ Ihr seid das Salz der Erde...Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt. 5,13-14). Diese
zwei Vergleiche illustrieren sehr bedeutsam, dass es in allen Umständen unser Anliegen
sein soll, die Würze und die Güte Jesu an alle weiterzugeben.
Salz ist ein Inhaltsstoff im Essen. Als solches ist Salz ein willkommener Faktor in jeder
Nahrung, denn es verfeinert die Qualität und den Geschmack des Essens, indem es Würze
verleiht und es vom Schlechtwerden bewahrt. So kostbar wie das Salz im Essen, so ist es
das Heil Jesu für jedes Individuum. Die Freude des Lebens von Männern und Frauen ist es,
Jesus in ihnen zu haben. Ohne Jesus wird das Leben bedeutungslos und leer. Die volle
Blüte des menschlichen Lebens kommt aus der Einheit des Menschen mit Jesus.
Ich erinnere mich, dass mir ein junger Mann erzählte: „ Für lange Zeit ignorierte ich Jesus
und lebte auf den Wegen dieser Welt. Das war eine Freiheit, die ich mir vorstellte. Der
Genuss des Momentes waren lebendiger für mich, als irgendein Gedanke des Gebetes.
Verantwortung gegenüber meinen Pflichten erschien mir absolut unwichtig zu sein.
Beziehungen haben mir nicht viel bedeutet. Die Vergnügungen zu ergreifen, und alles zu
bekommen, was sich mir anbot, war der Sinn meines Lebens. Jetzt habe ich erkannt, dass
ich mein Leben vergeudet habe. Schuld und Unsicherheit haben mein Herz verdunkelt. Ich
wurde ein Bündel sinnloser Schmerzen. Nutzlosigkeit und Leere verdunkelten meine Tage.
Bei den Exerzitien erkannte ich nach der Beichte, dass mein Herz nach der Zusicherung der
Vergebung, die Jesus mir anbot, verlangte. Jedes Mal, wenn Schuld mich belastete,
streckte sich mein Herz nach dem Heil in Jesus aus. Aber ich hielt in Sturheit an den
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sinnlosen Wegen der Sünde fest. Jetzt weiß ich, dass ich nur in Jesus die Freude des
Lebens finden kann.“
Ein Student vertraute mir einmal an, dass er immer einen großen Wissensdurst hatte. Alles,
was ihm in die Hände gelangte, las er, um immer mehr Informationen zu bekommen. Aber
um so mehr er wusste, um so weniger Weisheit besaß er, und um so weniger verstand er.
Er hatte nun viele Stückchen mit Informationen, aber er konnte sie nicht zu einer gesunden
Vision seines Lebens zusammenfügen. Als er Jesus kennen lernte, erfuhr er ein neues
Erwachen, und all sein Wissen fand Erfüllung im Herrn. All das, was er an Stückchen und
Teilchen gesammelt hatte, fügte der Heilige Geist als ein wunderschönes Mosaik voller
Bedeutung in der Vision des Lebens zusammen, die der Herr ihm schon lange anbot.
Jeder, der zu Jesus kommt, findet ihn als die Fülle des Lebens. Jesus bezeugt: „ Ich bin
der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh. 14,6). Jesus zu finden bedeutet, das Leben
und die Wahrheit zu finden, und den Weg zu einem authentischen Leben. Er ist der
Eckstein, an dem alle Aspekte des Lebens zusammenstoßen. Wenn wir irgendjemandem
Jesus geben, dann geben wir ihm den Sinn und die Freude des Lebens.
„Verkündet das Wort.....ob man es hören will oder nicht“ (2 Thim. 4, 1-2)
Wir sollen Jesus bezeugen nicht nur da, wo er angenommen wird, sondern auch in
unbequemen Umständen haben wir den Auftrag, ihn zu verkünden. Diese Verantwortung
wird uns durch den Hinweis Jesu übertragen: „ Ihr seid das Licht der Welt“ (Mt. 5,14).
Das Licht leuchtet in der Dunkelheit und erhellt sie. Die Dunkelheit gehört zu den Mächten
des Bösen, die die Menschheit versklaven. Seit die Dunkelheit sich vor dem Licht fürchtet,
wird sie auch gegen die Kräfte des Lichtes kämpfen. Jesus möchte nicht, dass wir uns vor
solchen Mächten des Bösen ängstigen, vielmehr, dass wir ihn in den höchst
unwillkommenen und unangenehmen Situationen bezeugen. Die Versicherung ist uns
gegeben: „ Das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst“
(Joh. 1,5).
Die Kirchengeschichte ist übersät mit mutigen Helden heiligmäßiger Märtyrer, die gegen
das Böse der Zeit gekämpft haben, indem sie für Jesus Zeugnis abgelegt haben. Sie
lehnten es ab, mit den vorherrschenden Mächten der Zeit zu favorisieren, und standen
anstatt dessen für Jesus auf. Die junge Heilige Maria Goretti von Nettuno ist ein
leuchtendes Beispiel dafür. Egal, was für attraktive Angebote ihr für ihre Zukunft gemacht
wurden, oder wie furchtbar die Folter ihres grausamen Todes war, sie zweifelte nicht einen
Augenblick an ihrem Versprechen an Jesus. Dieses junge Mädchen wusste immer, dass sie
den Auftrag hatte, Alexander zu retten und sie hatte die Kraft, die Dunkelheit der Lust in ihm
zu vertreiben. Auch als sie brutal ermordet wurde, hat sie für ihn gebetet und letztendlich
siegte das Licht und vertrieb die Dunkelheit der Lust in ihm. Alexander war mit der Absicht
an sie herangetreten, sie durch Lust und Gewalt zu zerstören. Nach seiner Gefangenschaft
verbrachte er seine Jahre im Gebet und Dienst in einem Kloster- ein Lebenszeugnis des
Lichtes, dass die Dunkelheit besiegt hat.
„ Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Joh. 14,9)
Es ist von großer Bedeutung, dass der Herr, der uns anweist, das Licht der Welt zu sein, an
einem Punkt sagt: „ Ich bin das Licht der Welt“ (Joh. 8,12). Wenn wir dieses Licht
ausstrahlen wollen, dann müssen wir mit Jesus vereint sein, um das weiterzugeben, was
seinen Ursprung in Jesus hat. Einmal sagte Jesus: „ Wer in mir bleibt und in wem ich
bleibe, der bringt reiche Frucht“ (Joh. 15,5).
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Das Leben Jesu war auf den Vater ausgerichtet. Sein Leiden war der Wille des Vaters.
Konsequenterweise flossen alle seine Aktionen aus dem Willen des Vaters. Das einzige
Vertrauen, das er hatte, war in die Liebe des himmlischen Vaters. Auch als er von dem
einsamsten Moment seiner Preisgabe sprach, verkündete er den Jüngern von der einen
Liebe, der er sich sicher war: „ Mich werdet ihr allein lassen. Aber ich bin nicht allein,
denn der Vater ist bei mir“ (Joh. 16,32). Und diese große unerschütterliche Überzeugung
der Liebe des Vaters empfing er, wenn er im Gebet wartete, um sich selbst mit dem Vater
zu vereinen. Als er im Gehorsam zum Willen des Vaters in einer Reihe mit den Sündern am
Ufer des Jordan stand, um von Johannes dem Täufer getauft zu werden, öffnete sich der
Himmel und die Worte des himmlischen Vaters erklangen durch den Horizont: „ Du bist
mein geliebter Sohn; an dir habe ich Gefallen gefunden.“ Dieses erklärt seine große
Freude mit dem Vater zu sein. Nachdem er den ganzen Tag gepredigt hatte, würde er sich
an einsame Orte zurückziehen und die ganze Nacht im Gebet mit dem Vater zu verbringen.
Mit dem Vater teilte er all die Freude des Erfolgs seines Dienstes. Als er den Aussätzigen
heilte, wurde er bekannter, aber er wandte sich dem Vater zu, um mit ihm in der Nacht im
Gebet diese Freude zu teilen (Lk. 5,16). Als die Jünger zurückkehrten und von ihrem
großen Erfolg ihrer Verkündigung berichteten, war es wiederum der Vater, zu dem er sich
wendete. „ Ich preise dich Vater ...., weil du all das den Weisen und Klugen verborgen,
den Unmündigen aber offenbart hast“ (Lk. 10,21). Während er alles mit dem Vater teilte,
wartete er im Gebet auf den Geist des Vaters, der ihn stärkte und ihn auf dem Weg führte,
den der Vater für ihn vorgesehen hatte.
„ Wie du Vater in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein“ (Joh. 17,21)
Zu solch einer Intimität lädt Jesus uns ein. Dies war die Vision, die Jesus hatte, als er sagte:
„ An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich
bin in euch“ (Joh. 14,20). Jesus wünscht, dass wir die Stärke für unsere Sendung zur
Evangelisation aus den Momenten der intimen Vereinigung mit ihm schöpfen. So wie wir in
ihm bleiben, sollen wir Früchte bringen, die bleiben.
Alle Aktivitäten, die wir tun, sieht Jesus als die Früchte, die wir ihm bringen sollen. Alles,
was wir tun und erhalten, ohne dass es aus der Einheit mit ihm kommt, ist nutzlos für das
Reich Gottes. Manchmal fühlt man, dass vieles im Bereich der Evangelisation getan wird,
das nicht im Gebet verwurzelt ist. Der berühmte Theologe Karl Rahner hat dazu seine
Stimme erhoben und sagte: „ Da gibt es einen unfruchtbaren Übereifer in der Kirche unter
denen, die gerufen sind, für das Reich Gottes zu arbeiten.“ Es wird vieles getan, das weit
davon entfernt ist, eine Frucht des Heiligen Geistes zu sein. Man wundert sich, ob dieses
vielleicht auch der Grund ist, dass unter denen, die für das Reich arbeiten wenig Liebe,
Verständnis, Zusammenarbeit und Vertrauen ineinander herrscht.
Wie Jesus müssen wir im Gebet warten und ihn als Retter und Herrn annehmen; wir
müssen einen persönlichen Ruf empfangen, zu gehen und für ihn Zeugnis abzulegen. Wir
können nicht etwas verkünden, was der Herr uns nicht gibt. Im Buch Jeremia kann man
darüber lesen, wie sehr falsche Propheten das Herz Gottes beleidigen. „ Ich habe gehört,
was die Propheten reden, die in meinem Namen Lügen weissagen....Ich aber habe sie
weder gesandt noch beauftragt, und sie sind diesem Volk ganz unnütz- Spruch des
Herrn“ (Jer. 23, 25-32).
Wir sollen uns durch den Propheten Jesaja inspirieren lassen, der im Tempel darauf
wartete, von Gott gesandt zu werden (Jes.6). Er ist von seiner eigenen Unwürdigkeit
überwältigt, aber er wird gestärkt, indem er vom Feuer des Herrn gereinigt wird. Dieses
sollte unsere immerwährende Erfahrung sein, wenn wir für den Herrn arbeiten. Wir
brauchen es, zum Herrn im Gebet zu kommen, um uns ihm selber demütig seiner Weisheit
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anzuvertrauen. Wir warten auf den Herrn, damit er die Richtung unserer Aktion festsetzt.
Dann wird uns wie dem hl. Paulus versichert werden: „ Nicht mehr ich lebe, sondern
Christus lebt in mir“ (Gal. 2,20). Dann wird sich auch unser Refrain wiederholen: „ Ich
arbeite, aber ich bin es nicht. Jesus wirkt in mir.“ Unsere Evangelisationstätigkeit wird dann
aus der Einheit mit dem Herrn fließen. Dann werden wir das Salz der Erde und das Licht
der Welt sein, indem wir die Sendung erfüllen, zu der wir in diese Welt gesandt wurden.
Lasset uns beten:
Himmlischer Vater, wir danken dir für die Gabe des Lebens. Wir danken dir, dass du uns für
würdig befunden hast, für dich und die Sendung, die du uns anvertraut hast, zu leben. Herr
Jesus, heute übergeben wir dir all unsere Worte, Gedanken, Werke, unser Leben und auch
unseren Tod. Wir beten Herr, dass durch deine Hingabe zum Vater auch wir geheiligt
werden und das auch unser Lebensopfer dem Vater angenehm sein möge. Herr, wir
bringen dir all die Male, wo wir arrogant waren und ablehnten, von dir abhängig zu sein oder
deine Ehre zu suchen und dann fortfuhren in unserer Verurteilung, unsere eigenen Werke
zu tun, um unsere Ehre zu suchen. Heute übergeben wir uns neu deiner Gegenwart und wir
warten, dass du uns mit der Verheißung des Vaters salben mögest, dem Heiligen Geist, der
uns überführen wird und uns dahin führen wird, dein Wort zu verkünden und deine
Herrlichkeit bis an die Enden der Erde. Danke Herr, dass du uns zu deinem Eigentum
gemacht hast; mögen wir dir immer große Freude und Ehre bringen.
Amen.
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