.. UNIVERSIT AT BONN Physikalisches Institut Signalintegrität in integrierten Schaltungen mit digitalen und analogen Funktionen von Christoph Brezina Abstract: The parasitic interaction of electronic devices is called crosstalk. Crosstalk includes capacitive, resistive and inductive coupling. Especially in a mixed-mode microchip environment this may exceed electronic noise levels thus being the main source of signal disruption. Since most particle detectors make use of such microchips, crosstalk mechanisms need to be understood and avoided for further detector improvement. These mechanisms are therefore outlined. Crosstalk minimizing layout and design techniques are described. A pixelated microchip with several digital and analog components was developed, modeling real life applications. This allows a characterization of crosstalk influence and a classification of different guard-ring structures. Post address: Nussallee 12 53115 Bonn Germany BONN-IB-2008-15 Bonn University Juni 2007 Signalintegrität in integrierten Schaltungen mit digitalen und analogen Funktionen Diplomarbeit in Physik angefertigt am Physikalischen Institut vorgelegt der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn von Christoph Brezina Ich versichere, dass ich diese Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt sowie die Zitate kenntlich gemacht habe. Bonn, den 20.Juni 2007 Referent: Korreferent: Prof. Dr. N. Wermes Prof. Dr. P. Herzog Für meine Eltern. Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 1 Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips 3 1.1 CMOS Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.1 Bändermodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.1.2 Der pn-Übergang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1.3 Der Feldeffekttransistor (FET) 6 1.1.4 Eigenschaften des Substrats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.1.5 Planung und Umsetzung einer Schaltung auf einem IC . . . . 12 . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Kapazitives Übersprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.3 Strukturen zum Unterdrücken von Übersprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.3.1 Guard-Ringe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.3.2 Triple-Well-Abschirmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.3.3 Kontaktierung von Substrat und Guard-Ringen . . . . . . . . 20 2 Entwurf des Testchips 2.1 23 Ladungsempfindliche Verstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.1.1 Signalform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 2.1.2 Die gefaltete Kaskode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 2.1.3 Elektronisches Rauschen in CMOS Transistoren . . . . . . . . 29 2.1.4 Optimierung des Verstärkerrauschens . . . . . . . . . . . . . . 30 2.2 Standardzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3 Implementierte Schaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.4 2.3.1 Ansteuerung der Pixel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Analoge Signalkette . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.3.3 Störungserzeugende Elemente . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Layout des Testchips . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 44 vi Inhaltsverzeichnis 3 Testsystem 47 3.1 Analoge Spannungs- und Stromquellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Digitale Ansteuerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.3 Messverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4 Analyse der implementierten Schaltungen 4.1 4.2 Evaluation der Verstärker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 51 51 4.1.1 Untersuchung der Ausgangssignale . . . . . . . . . . . . . . . 52 4.1.2 Rauschen in den ladungsempfindlichen Verstärkern . . . . . . 58 Untersuchung der entworfenen Zähler . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 5 Messungen zum Übersprechverhalten 63 5.1 Durch digitale Aktivität erzeugte Störungen . . . . . . . . . . . . . . 63 5.2 Untersuchung der direkten Ladungsinjektion . . . . . . . . . . . . . . 67 Zusammenfassung 73 Anhang 75 Literaturverzeichnis 79 Einleitung Die großen Fortschritte der letzten Jahre in den Bereichen der Mikroelektronik haben aktuelle physikalische Projekte wie den ATLAS- Detektor am LHC oder den in Planung befindlichen ILC erst möglich gemacht. Aus diesem Grund kann die Entwicklung von Detektoren und deren Ausleseelektronik als einer der Eckpfeiler der modernen Physik angesehen werden. Der Einsatz von Pixeldetektoren mit ca. 5000 Kanälen/cm2 stellt hierbei große Anforderungen an die signalverarbeitende Elektronik. Diese kann mit dem BumpBonding-Verfahren direkt an den Detektor angeschlossen werden, wenn die für die Elektronik benötigte Fläche die Pixelgröße nicht überschreitet. Möglich wird dies durch die fortschreitende Miniaturisierung und Integration der Strukturen auf Mikrochips. Die für ATLAS benötigte Ausleseelektronik wurde in einem Prozess gefertigt, der Strukturen ab 250nm auflösen kann. In Planung befindliche Detektoren mit kleineren Pixeln werden kleinere Strukturen nutzen. Die fortschreitende Integration der Ausleseelektronik hat zur Folge, dass analoge und digitale Schaltungen, z.B. Verstärker und Steuerelektronik, auf immer kleineren Räumen konzentriert werden. Hierdurch kann die ungewollte gegenseitige Beeinflussung dieser beiden Teile zum dominanten Störsignal werden (Übersprechen). Übersprechen (Crosstalk ) bezeichnet die ungewollte Wechselwirkung zwischen elektronischen Elementen. Der Begriff beinhaltet neben kapazitiven, resistiven und induktiven Kopplungen Schwankungen in der Versorgungsspannung oder dem Massepotential, die durch Schaltvorgänge und Leitungswiderstände bedingt sein können. Übersprechen ist insbesondere nicht das in elektronischen Schaltungen auftretende Rauschen, dieses hat völlig andere Ursachen. Die Untersuchung des Übersprechverhaltens in Detektorausleseelektronik und die Evaluation verschiedener Techniken, die Übersprechen vermeiden bzw. minimieren sollen, sind das primäre Ziel der vorliegenden Diplomarbeit. Um dieses zu erreichen, wurde ein Mikrochip entworfen, produziert und auf seine elektronischen Eigenschaften untersucht. 2 Inhaltsverzeichnis Gliederung der Arbeit • Im ersten Kapitel werden die Effekte beschrieben, die zum Übersprechen zwischen Baugruppen auf einem Mikrochip führen. Einfache Modelle sowie bereits erfolgte Veröffentlichungen zur Vermeidung und Reduktion von Übersprecheffekten werden vorgestellt. Des weiteren werden Design- und Layouttechniken beschrieben, die helfen können, Übersprechen zu vermeiden bzw. zu unterdrücken. • Das zweite Kapitel erläutert das der vorliegenden Arbeit zu Grunde liegende Konzept. Die auf dem Testchip implementierten digitalen und analogen Schaltungen werden motiviert, ihre Funktion erklärt. • Um den Mikrochip zu betreiben und um Messungen durchzuführen, war die Entwicklung des im dritten Kapitel vorgestellten Testsystems notwendig. • Im vierten Kapitel wird die Reaktion des Testchips auf externe Stimuli beschrieben. Simulationsergebnisse werden mit den Resultaten aus Messungen verglichen. • Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus Messungen zum Übersprechen werden im fünften Kapitel vorgestellt. Verwendete Formelzeichen werden in der Regel als Fußnote erläutert. 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Bevor im folgenden Kapitel auf einige Details zur Signalintegrität eingegangen werden kann, ist es nötig, einige grundlegende Konzepte der verwendeten CMOS - Technologie1 und Begriffe zu erläutern. 1.1 1.1.1 CMOS Grundlagen Bändermodell Das Bändermodell ist in der Lage, die Leitfähigkeit von kristallinen Materialien zu beschreiben, indem es modelliert, wie stark die Elektronen eines Atoms an dieses gebunden sind. Das Bändermodell ist analytisch durch einfache Modelle, wie das von Kronig und Penney [16], beschrieben und soll hier nur anschaulich erläutert werden. Während ein Elektron in einem isoliertem Atom an einzelne diskrete Energieniveaus (Orbitale) gebunden ist, spalten sich diese Niveaus im Festkörper2 aufgrund der elektrostatischen Wechselwirkung auf und verschmelzen zu breiten Energiebändern (Abb.1.1). Elektronen im Festkörper können so kontinuierliche Niveaus innerhalb der Energiebänder einnehmen. Da Fermionen keinen Zustand einnehmen können, der bereits besetzt ist, werden für T = 0K die zur Verfügung stehenden Energieniveaus sukzessive von unten besetzt. Das höchste eingenommene Energieniveau definiert dann die Fermienergie. Für höhere Temperaturen sind Niveaus unterhalb der so definierten Fermi-Grenze unbesetzt, die Elektronen befinden sich, der Fermiverteilung folgend, teilweise in höheren Energieniveaus. Die Fermienergie wird daher allgemein als die Energie definiert, bei der die Fermiverteilung den Wert 12 annimmt. 1 complementary metal oxid semiconductur. Der Name ergibt sich aus der Tatsache, dass in der verwendeten Halbleitertechnolgie sowohl p-, als auch n-Dotierungen eingesetzt werden. 2 Festkörper bezeichnet im folgenden stets kristalline oder Polykristalline Festkörper, da sich amorphe nicht mit einem so einfachen Modell beschreiben lassen. 4 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Abbildung 1.1: Veranschaulichung des Bändermodells - Eingetragen sind die Fermienergie Ef , die Energielücke EG , die höchste Energie im Valenzband EV sowie die niedrigste Energie im Leitungsband EC . [1] Die Fermienergie zeichnet zwei Energiebänder aus: das erste tiefer liegende Band (Valenzband) und das energetisch höher liegende Leitungsband. Elektronen, die unterhalb der Fermienergie liegen, sind an ein Atom, und somit an einen Ort im Kristall, gebunden. Elektronen, deren Energie die des Leitungsbandes erreicht, verhalten sich quasi frei. Sie sind aufgrund der Auslösearbeit im Festkörper gebunden, in diesem jedoch beweglich. Die Leitfähigkeit in einem Festkörper wird zum einen durch Elektronen im Leitungsband erzeugt, und zum anderen durch nicht besetzte Energieniveaus im Valenzband (Löcher). Die Elektronendichte im Leitungsband und die Dichte von nicht besetzten Energieniveaus im Valenzband ist somit ein Maß für die Leitfähigkeit eines Kristalls. Für Temperaturen über dem absoluten Nullpunkt hat die Lage von Valenz- und Leitungsband zueinander einen entscheidenden Einfluss auf die Elektronendichte im Leitungsband, und damit auf die Leitfähigkeit. • Im Leiter liegt die Fermienergie in einem Energieband. Elektronen können auch bei kleinen Energiegewinnen den Grundzustand verlassen und rufen so die gute Leitfähigkeit hervor. • Im Isolator liegt die Fermienergie zwischen zwei Bändern, so dass sich zwischen Leitungs- und Valenzband eine Energielücke (EG ≥ 3eV ) befindet. Da ein Elektron eine solche Energie nicht durch eine interne Anregung gewinnen kann, ist das Leitungsband im Isolator leer, er ist elektrisch nicht leitfähig. (Bei extremen Anregungsenergien wird aus dem Isolator ein Halbleiter, da dann Elektronen in das Leitungsband angehoben werden.) • Bei Halbleitern verhält es sich im Wesentlichen wie bei Isolatoren. Die Energielücke ist jedoch kleiner, so dass angeregte Elektronen in das Leitungsband gelangen können. Bei Temperaturen um den absoluten Nullpunkt ist das Leitungsband vollkommen leer, mit steigender Temperatur wächst aber die Elektronendichte im Leitungsband, und der Halbleiter leitet. Zur Leitfähigkeit tragen dann nicht nur die im Leitungsband befindlichen Elektronen bei, sondern auch die an den Atomrümpfen entstandenen positiv geladenen Fehlstellen. 1.1. CMOS Grundlagen 5 Um die Leitfähigkeit im Halbleiter einzustellen, wird dieser dotiert, d.h. es werden Fremdatome in den Kristall eingebracht. Auf diese Weise wird die Fermienergie verschoben, und entweder eine Leitfähigkeit im Leitungsband durch Elektronen, oder im Valenzband durch Fehlstellen erzeugt. Zur Dotierung können Materialien zum Einsatz kommen, die ein Elektron ins Leitungsband abgeben (Donator), oder solche, die eine Fehlstelle im Kristall erzeugen (Akzeptor). Donator- und Akzeptoratome unterscheiden sich in der Elektronenkonfiguration auf der äußersten Schale, erstere tragen ein Elektron mehr, letztere ein Elektron weniger als der Halbleiter in der äußersten, für die Atombindung verantwortlichen Schale. Im Fall von Donatoren spricht man von einem n-Halbleiter, die Leitfähigkeit wird von Elektronen im Leitungsband erzeugt. Da mehr Elektronen als Fehlstellen im Kristall vorhanden sind, bezeichnet man erstere als Majoritätsladungsträger, letztere als Minoritätsladungsträger. Ist mit Akzeptoren dotiert worden, bilden die Fehlstellen die Majorität, die Leitfähigkeit wird von ihnen erzeugt, man spricht von einem p-Halbleiter. Die Ladungsträgerbeweglichkeit in n-Halbleitern ist ca. vier bis fünf mal so groß wie die in p-Halbleitern, da die effektive Masse der Löcher im Valenzband größer ist als die der Elektronen im Leitungsband. (Anschaulich müssen diverse Elektronen im Valenzband bewegt werden, um ein Loch im Gitter zu verschieben.) 1.1.2 Der pn-Übergang Ist ein Halbleiter so dotiert, dass es einen direkten Kontakt zwischen p- und ndotierten Bereichen gibt, spricht man von einem pn-Übergang (Diodenanordnung). In diesem Fall diffundieren die Majoritätsladungsträger aufgrund des Konzentrationsgefälles in den jeweils anderen Teil. Daher baut sich ein elektrisches Potential auf, das der Diffusion entgegenwirkt (Diffusionsspannung). Der Diffusionsstrom wird durch den vom Feld erzeugten Driftstrom kompensiert und es baut sich eine Zone auf, die frei von beweglichen Ladungsträgern ist (Verarmungszone, Depletionszone). Abbildung 1.2: pn- Übergang [6] Wenn der p-dotierte Bereich auf einem tieferen Potential liegt, als der n-Bereich, dann wird die Diffusionsspannung verstärkt, und die Verarmungszone wächst3 . Es handelt sich um den Sperrfall, ein Stromfluss ist nicht möglich. 3 dieser Effekt wird in Halbleiterdetektoren genutzt, um die aktive Zone zu vergrößern 6 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Wird die externe Spannung entgegengesetzt gepolt, dann wird das Diffusionspotential abgebaut und ein Stromfluss durch den pn-Übergang ist möglich. Da die Dichte der freien Ladungsträger einer Fermiverteilung folgt, hat der Stromfluss in Abhängigkeit des Potentiales V einen exponentiellen Verlauf:4 qV ID ∝ e kT − 1 (1.1) Im Sperrfall wirkt die Verarmungszone wie die Isolatorschicht in einem Plattenkondensator (Sperrschichtkapazität), so dass die Diode in diesem Fall als spannungsabhängige Kapazität wirkt:5 !−1/2 Uext A (1.2) CD = 0 R = AC0 1 − xd UDif f Dieses Ergebnis gilt für einen abrupten pn-Übergang, in der Realität ist der Übergang vom p- in den n-dotierten Bereich weich, der Betrag des Exponenten in Gl.1.2 ist dann kleiner als hier angegeben. Die Tiefe der Depletionszone, und mit ihr die Kapazität eines pn-Übergangs (Sperrschichtkapazität), folgt also in Abhängigkeit der angelegten Spannung einer Funktion 1 der Form √a−x . 1.1.3 Der Feldeffekttransistor (FET) Um einen MOSFET herzustellen, wird auf ein Halbleiterbasismaterial (Substrat oder Bulk ), welches p- oder n-dotiert ist, eine Elektrode aufgebracht (Gate). Diese ist durch eine dünne isolierende Schicht (i.d.R SiO2 ) vom Substrat getrennt. Unmittelbar neben der Gate-Elektrode werden zwei zum Substrat komplementär dotierte Bereiche erzeugt (Drain und Source - Abb. 1.3). Abbildung 1.3: n-Kanal MOSFET, W und L bezeichnen die Breite und Länge des Kanals,die Indizes die Dotierungsstärke. [6] Ein stark p-dotierter Substratanschluss (Bulk) ermöglicht eine ohmsche Verbindung vom Halbleiter zu einem Metall. Die Ausbildung einer Schottky-Barriere wird durch die starke Dotierung und eine geschickte Wahl des Metalls vermieden. Nötig ist der Substratkontakt, um das Substrat auf ein festes Potential legen zu können. 4 k: Boltzmannkonstante; T : Temperatur; q: Elementarladung xd Dicke der Depletionszone; 0,R Dielektrizitätskonstanten; A Querschnittsfläche; C0 Einheitsflächenkapazität; Uext,Dif f externe und Diffusionsspannung 5 1.1. CMOS Grundlagen 7 Die Anschlüsse Source und Drain unterscheiden sich nur durch deren Beschaltung. Das Potential von Drain und Source muss so liegen, dass die pn-Übergänge zum Substrat nicht leiten. In der Regel schließt man Source und Substrat kurz. Durch die Wahl des Arbeitspunktes wird sichergestellt, dass auch der pn-Übergang an der Drainelektrode geschlossen bleibt. Durch Anlegen einer Spannung zwischen Gate und Substrat6 ist es möglich, Minoritätsladungsträger aus dem Substrat an die dem Gate zugewandte Fläche zu saugen (Kondensatoreffekt). Die Minoritätsladungsträgerdichte unter der Gate-Elektrode ist abhängig von der Spannung zwischen Gate und Substrat. Wenn diese die Schwellenspannung UT h überschreitet, kommt es zur Typinversion (n-Halbleiter werden p-leitend und umgekehrt) und es bildet sich ein leitender Kanal. Dieser Zustand wird als starke Inversion bezeichnet. Abbildung 1.4: n- Kanal MOSFET in Sättigung [6] Über den Kanal fällt maximal die Sättigungsspannung UDSSat = UGS − UT h ab. Eine über die Sättigungsspannung hinausgehende Spannung UDS bewirkt ein Abschnüren des ausgebildeten Kanals (Pinch-Off - Abb.1.4). Die Spannungsdifferenz UDS −UDSSat fällt über dem abgeschnürten Bereich ab, der Transistor ist in Sättigung. Der Drainstrom ID ist in erster Näherung nicht mehr von UDS abhängig, wenn die Sättigungsspannung erreicht ist:7 1 W (UGS − UT h )2 = β (UGS − UT h )2 (1.3) 2L 2 Vernachlässigt wurde in Gleichung 1.3 ein zur Drain-Source-Spannung proportionaler Term, der insbesondere bei Transistoren mit kurzen Kanälen relevant werden kann (Kurzkanal-Effekte). Je größer die Spannung UDS ist, desto stärker wird der Kanal abgeschnürt. Dies hat eine Verringerung der effektiven Kanallänge L zur Folge (Kanallängenmodulation). Außerdem kommt es in Abhängigkeit vom Drainpotential zur Ausbildung einer Depletionszone um den Kontakt herum. Diese unterstützt die Ausbildung des Kanals, und die Schwellenspannung wird herabgesetzt (drain induced barrier lowering). Da es zu diesen Effekten nur in der Umgebung der Drain-Elektrode kommt, ist ihre Auswirkung umso schwächer, je Länger der Kanal eines Transistors ist. MOS-Transistoren in starker Inversion, bei denen zwischen Drain und Source eine kleinere als die Sättigungsspannung anliegt, verhalten sich näherungsweise wie ohmsche 2 Widerstände (UDS → 0): ID = µCOx U2 W ID = µCOx (UGS − UT h ) UDS − DS L 2 " # für UDS < UGS − UT h (1.4) 6 Da in der Regel Substrat und Source auf dem gleichen Potential liegen, spricht man nicht von der Gate-Substrat-, sondern von der Gate-Source-Spannung (UGS ). 7 µ Ladungsträgerbeweglichkeit; COx Gateoxidkapazität pro Einheitsfläche; β = µCOx W L 8 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Ist die Schwellenspannung gerade nicht überschritten, befindet sich der Transistor in schwacher Inversion. Die vom Gate angezogenen Minoritätsladungsträger kompensieren die freien/überzähligen Bindungsstellen der Dotierungs-Atome. Der Drainstrom wird nicht mehr durch Drift der Ladungsträger im elektrischen Feld, sondern durch Diffusion verursacht. Er ist in diesem Subthreshold -Bereich exponentiell von der Gate-Substrat-Spannung abhängig. In der Regel werden MOSFETs in starker Inversion betrieben. Wenn die Source eines nMOS-Transitors auf einem höherem Potential liegt, als das Substrat, kommt es zum Substrateffekt (für pMOS auf einem tieferen Potential). Die Schwellenspannung UT h steigt an, da die Potentialdifferenzen zwischen Gate und Source sowie zwischen Gate und Substrat nicht mehr identisch sind. 1.1.3.1 Implementierung von MOSFETs in ICs Da Mikrochips (Integrated Ciruits) in der Regel auf einem p-Halbleiter basieren8 (Substrat) ist es nicht ohne weiteres möglich p-Kanal MOSFETs (pMOS) zu realisieren. Diese benötigen ein n-dotiertes Basismaterial. Um dies zu ermöglichen, wird im p-Substrat eine n-dotierte Wanne (n-Well ) erzeugt. In dieser n-Wanne werden dann die Drain- und Source- Elektroden für den pMOS-Transistor implantiert (Abb. 1.5). Abbildung 1.5: nMOS, pMOS im n-Well und nMOS im Triplewell NMOS-Transistoren liegen in der Regel alle im gleichen Substrat, daher ist es oft nicht möglich, den Substrateffekt zu vermeiden. Da pMOS-Transistoren in einer Wanne liegen, ist es möglich für jeden Transistor das Substratpotential getrennt zu definieren. Der Substrateffekt kann so vermieden werden. Transistoren, die in eine Wanne eingebettet sind, haben keine ohmsche Verbindung in das Chipsubstrat, diese abschirmende Wirkung einer Wanne wird in Kap. 1.3.2 untersucht. Sowohl die Abschirmung, als auch die Möglichkeit den Substrateffekt zu umgehen, machen es reizvoll, auch nMOS-Transistoren in Wannen zu platzieren. Um dies zu realisieren, kann in aktuellen CMOS-Prozessen in das p-Substrat eine tiefe n-Wanne (deep n-Well ; DNW) implantiert werden, in die eine p-Wanne eingebracht wird. Solche nMOS-Transistoren in tiefen n-Wannen werden als triple-Well Transistoren bezeichnet9 . 8 Im Folgenden wird daher ein p-Substrat als Basismaterial angenommen. Die Bezeichnung ergibt sich daraus, dass in dem Prozess drei verschiedene Wannen zur Verfügung stehen: die n-Wanne, die tiefe n-Wanne sowie die in diese eingebettete p-Wanne. 9 1.1. CMOS Grundlagen 9 Um zu verhindern, dass sich Dioden von einer Wanne zum sie umgebenden Substrat öffnen, muss gewährleistet sein, dass die n-dotierten Bereiche immer auf einem höherem Potential liegen, als die sie umgebenden p-dotierten Bereiche. Dies wird meist erreicht, indem das Chipsubstrat und die p-Wanne mit dem kleinsten, die n-Wannen mit dem größten zur Verfügung stehenden Potential verbunden werden. 1.1.3.2 Das Kleinsignalmodell eines MOSFETs Um die Übertragungsfunktion einer Schaltung zu ermitteln, nutzt man häufig ihr Kleinsignalersatzschaltbild. Eventuell nichtlineares Verhalten muss sich dabei im betrachteten Arbeitsbereich gut durch lineares Verhalten annähern lassen. In Sättigung treten neben dem Ausgangswiderstand rDS im MOSFET diverse Kapazitäten parasitär in Erscheinung. Den größten Effekt hat dabei die Gate-SourceKapazität CGS , die die Gate-Kanal-Kapazität beinhaltet. Ohne parasitäre Effekte wäre die Ersatzschaltung für einen MOSFET in starker Inversion eine ideale Stromquelle. Mit den beschriebenen parasitären Größen ergibt sich folgendes Kleinsignalersatzschaltbild: Abbildung 1.6: nMOS Schaltsymbol mit Kleinsignalersatzschaltbild Hierbei ist gm die Steigung der Eingangskennlinie ID (UGS ), im betrachteten Kleinsignalbereich (Transkonduktanz): gm = q ∂ID W = µCOx (UGS − UT h ) = β (UGS − UT h ) = 2βID ∂UGS 2L (1.5) Die Gate-Source-Kapazität wird berechnet, indem über alle Ladungsträger im Kanal integriert wird: 2 dQ = W Q(l)dl ⇒ QKanal = W LCOx (UGS − UT h ) 3 Sie beträgt also: CGS = ∂QKanal 2 = W LCOx ∂UGS 3 (1.6) In Sättigung wird die Gate-Drain-Kapazität CGD von der Überlappung zwischen der Gate- und der Drain-Elektrode erzeugt. In der Regel sind die Überlappkapazitäten, die das Gate zu Drain und Source bilden kann, vernachlässigbar klein. 10 1.1.4 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Eigenschaften des Substrats Die Struktur der Dotierung des Basismaterials hat entscheidenden Einfluss auf das Übersprech-Verhalten eines Mikrochips. Eine schwache Dotierung an der Oberfläche eines Mikrochips ist notwendig, um den Einfluss des Substrateffektes klein zu halten und um die Schwellenspannung für die Transistoren gut modellieren zu können. Es werden zwei verschiedene technologische Ansätze bei der Waferherstellung verfolgt. Zum einem stark dotierte, also niederohmige Wafer mit einer epitaktisch aufgewachsenen, schwach dotierten Schicht (Epi-Layer ) (Abb. 1.7). Zum anderen Bulk-Wafer, die über das gesamte Volumen schwach dotiert, und damit hochohmig sind. Einige dieser Prozesse sehen eine stark p-dotierte Schicht unter der Oberfläche vor (burried p+ Layer ), um eine niederohmige Bulkkontaktierung zu gewährleisten. Abbildung 1.7: Wafer mit (links) und ohne Epi-Layer (rechts) Der in Abbildung 1.7 angegebene Substratwiderstand ist der Kehrwert der LeitL fähigkeit σ des Substratmaterials. Über den Zusammenhang R = σ1 A lässt sich beispielsweise der ohmsche Widerstand eines Würfels mit der Kantenlänge L = 1µm berechnen: R = 100kΩ. Die Bezeichnungen nieder- und hochohmig sind also nicht nur relativ zu einander zu verstehen. 1.1.4.1 Substratwiderstand in Wafern mit Epilayer Da der Widerstand unter dem Epilayer, im Vergleich zum Widerstand an der Substratoberfläche, verschwindend gering ist, wirkt das Substrat dort als gemeinsamer Knoten für alle Signale, die vom Epilayer in den niederohmigen Bereich gelangen. Das niederohmige Substrat unter dem Epi-Layer kann in Näherung als Kurzschluss betrachtet werden (Abb. 1.8, links). Wenn die Rückseite des Wafers kontaktiert und extern auf das Substratpotential gelegt werden kann, wirkt sich die gute Leitfähigkeit positiv aus. In diesem Fall werden Störungen niederohmig abgeführt und der Widerstand von einem störendem Knoten (Sender) zu einem hierdurch gestörten Knoten (Empfänger) ist proportional zur Entfernung. Ohne einen Kontakt auf der Rückseite des Wafers kommt es zu starkem Übersprechen. Der geringe Substratwiderstand bewirkt dann, dass der Abstand zwischen Sender und Empfänger nur noch einen minimal mildernden Einfluss auf die Übersprechempfindlichkeit hat. 1.1. CMOS Grundlagen 11 Abbildung 1.8: Widerstände im Wafer mit (links) und ohne Epilayer (rechts) Der Widerstand REpi ist der elektrische Widerstand von der Substratoberfläche durch das Epilayer in den niederohmigen Bereich. Rd ist der vom Abstand d abhängige Widerstand im Epi-Layer zwischen Sender und Empfänger. Diese beiden Widerstände sind aufgrund der komplizierten Geometrie nicht auf einfache Weise analytisch zu bestimmen. Wenn die Leitfähigkeiten in Epi-Layer und Substrat bekannt sind, kann folgende Überlegung angeführt werden: Der vom Abstand d abhängige Widerstand zwischen Sender und Empfänger durch das Epi-Layer ist verglichen zum Widerstand im Substrat groß. Er ist auch groß gegen den Widerstand von einem der Knoten in das Substrat (REpi ). Um den Widerstand zwischen den beiden Knoten zu ermitteln, genügt es also, die Reihenschaltung der beiden Widerstände REpi zu betrachten. Es gilt immer: RGesamt ≤ 2REpi (1.7) In [20] beschriebene Messungen bestätigen dies. 1.1.4.2 Substratwiderstand in Wafern ohne Epilayer Wafer ohne Epilayer, aber mit burried p-Layer, verhalten sich ähnlich wie Wafer mit Epilayer: Störungen werden im burried p-Layer kurzgeschlossen. Wie beim EpilayerWafer ist eine gute Kontaktierung des stark dotierten Bereiches unerlässlich zur Unterdrückung von Übersprechen, andernfalls wird das Störsignal im niederohmigen p-Layer auf den gesamten Chip verteilt. Die Kontaktierung fällt in diesem Fall aber schwer, da das burried p-Layer nicht durch einen Rückseitenkontakt angeschlossen werden kann. Um die niederohmige Verbindung in Prozessen mit burried p-Layer zu unterbinden, steht häufig eine shallow trench isolation (STI) zur Verfügung. Bei der STI wird der burried p-Layer zwischen zwei Baugruppen unterbrochen, indem das Substratmaterial durch einen Ätzvorgang entfernt wird, der entstandene Graben wird mit SiO2 aufgefüllt. Bei Wafern ohne Epilayer und ohne burried p-Layer ist ein Kontakt auf der Rückseite wirkungslos, solange nicht der Abstand vom Störer zum Empfänger deutlich größer als die Waferdicke TBulk ist. Die Trennung von Sender und Empfänger ist aufgrund des hohen Widerstandes gut und abhängig von der Entfernung. 12 1.1.5 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Planung und Umsetzung einer Schaltung auf einem IC Um einen Schaltkreis auf einem Chip realisieren zu können, muss es möglich sein, die auf dem Wafer platzierten Transistoren leitend miteinander zu verbinden. Dies geschieht auf mehreren Metallisierungsebenen, die auf das Silizium aufgebracht werden und beispielsweise mit SiO2 voneinander isoliert sind.10 Beim Entwurf einer Schaltung, die in Form eines Mikrochips umgesetzt werden soll, hat man Einfluss auf die Breite W und die Länge L der eingesetzten Transistoren und kann die Schaltung mit diesen optimieren. Auf weitere Transistorparameter hat man in der Regel kaum Einfluss, da sie bereits durch den Herstellungsprozess festgelegt sind. Um eine entworfene Schaltung auf einem Mikrochip herstellen zu können, ist es notwendig, den Schaltplan physisch umzusetzen. Hierzu wird das Layout des Mikrochips erstellt, indem wie auf einer Landkarte festgelegt wird, wie Dotierungen und Metalle relativ zueinander liegen. Abbildung 1.9: Die Metallisierungsebenen im Layout dieses D-Flip-Flops aus 34 MOSFET sind durch die schraffierten Flächen dargestellt. Beim Layout sind diverse Randbedingungen, die durch den Herstellungsprozess festgelegt werden, zu beachten (Design-Regeln). Beispielsweise kann durch Einschränkungen in der Lithographie nur bei Einhaltung gewisser Mindestabstände eine Isolierung zweier Bereiche gewährleistet werden. Der Layoutvorgang von digitalen Schaltungen mit standardisierten Transistorgeometrien ist in vielen Fällen automatisierbar. Das Layout von analogen Schaltungen hingegen muss in der Regel manuell durchgeführt werden (full custom design), um die Geometrie der Transistoren und die Lage der Signalleitungen unter Kontrolle zu haben, sowie um parasitäre Effekte zu minimieren. Um bereits vor Produktion eines Mikrochips sicher sein zu können, dass er die an ihn gestellten Anforderungen erfüllt, werden begleitend zur gesamten Entwurfsphase Simulationen durchgeführt. 10 Eine Zusammenfassung der mechanischen und chemischen Fertigungsschritte eines ICs findet sich in [9] 1.2. Kapazitives Übersprechen 13 Es existieren verschiedene Modelle zur Simulation integrierter Schaltkreise, die sich in der Detailliertheit der Beschreibung von Effekten höherer Ordnung und damit in der Genauigkeit und dem Rechenaufwand unterscheiden (z.B. EKV-Modell, MOSModell11, BSim). Grundlage der Simulationen sind neben analytischen Funktionen, wie sie in den vorangegangen Kapiteln dargelegt wurden, empirische Daten. Dies ermöglicht es, das Verhalten komplexer Schaltungen unter Einbeziehung der meisten Randeffekte vorherzusagen. Bei der Wahl der Simulation ist zu berücksichtigen, ob digitale oder analoge Schaltungen entwickelt werden. Letztere erfordern in der Regel eine höhere Genauigkeit. 1.2 Kapazitives Übersprechen Während in analogen Schaltungen vor allem der absolute Spannungspegel von Interesse ist, wird in digitalen Schaltungen im Wesentlichen betrachtet, wie der Pegel relativ zu einer Schaltschwelle liegt. Somit ist ein digitales System, das nur zwischen zwei Zuständen unterscheidet, weniger anfällig für Störungen an den Ausgangssignalen als ein analoges, bei denen ein kontinuierliches Ausgangsspektrum betrachtet wird. Um dem Ausgangssignal einer analogen Schaltung möglichst viel Information entnehmen zu können, ist es notwendig, dem Signal überlagerte Störungen zu minimieren. Die Ursachen für elektronisches Rauschen werden daher detailliert untersucht. Jedoch sind Schrot-, thermisches- und 1/f -Rauschen nicht die einzigen Effekte, die die Signalqualität negativ beeinflussen. Insbesondere auf Mikrochips, die digitale und analoge Schaltungen ineinander vereinen, sind die durch Übersprechen erzeugten Effekte auf die Signalqualität nicht zu vernachlässigen. Die hier angeführte Trennung von digitalen und analogen Schaltungen wird mit zunehmender Taktrate der digitalen Systeme unschärfer. Oft wird dazu übergegangen, rein digitale Schaltungen durch Techniken aus der analogen Schaltungstechnik zu erweitern, da nur so hohe Taktfrequenzen erreicht werden können. Ein Nebeneffekt dieses Trends ist, dass digitale und gegen Störungen recht unempfindliche Schaltungen nun auch sensibel auf Störungen reagieren können. Die Frage, wie durch Übersprechen erzeugte Störungen minimiert werden können, betrifft also keinesfalls nur Anwendungen, in denen digitale und analoge Schaltungen auf einem Mikrochip vereint werden, sondern ebenso rein digitale Schaltungen, die mit hohen Taktfrequenzen arbeiten sollen. Resistives Übersprechen kann einfach unterdrückt werden, indem ohmsche Verbindungen zwischen einem störenden und einem gestörten Element vermieden werden. Daher ist die Hauptursache für Übersprechen zwischen zwei Baugruppen auf einem Mikrochip in der Regel die kapazitive Kopplung zwischen den Elementen. Benachbarte Leiterbahnen sind kapazitiv, in Abhängigkeit von der Strecke, die sie nebeneinander herlaufen, aneinander gekoppelt. Diese Kopplung kann sehr stark werden, da Leiterbahnen unter Umständen sehr nah beieinander liegen (nebeneinander bis unter 240nm Abstand, übereinander einige µm). Sie kann aber auch ohne viel Aufwand minimiert werden, indem man große Abstände zwischen den Leiterbahnen vorsieht und vermeidet, dass Leitungen über lange Strecken parallel zueinander laufen. Zur weiteren Verbesserung ist es möglich, zwischen zwei Leitungen, die nicht kapazitiv aneinander koppeln sollen, eine weitere zur Abschirmung zu platzieren (Guard-Trace). In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, besonders sensible Leiterbahnen in alle Richtungen durch Guard-Traces abzuschirmen, so dass eine Struktur wie bei einem Koaxialkabel entsteht. 14 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Neben der kapazitiven Kopplung zwischen zwei Leiterbahnen tritt eine kapazitive Kopplung der Leiterbahnen an das darunter liegende Substrat auf. Da Leiterbahnen auf dem Substrat aufgebracht werden, liegen sie über die volle Länge parallel zu diesem, außerdem kann der Abstand zwischen einer Leitebahn und dem Substrat nur eingeschränkt vergrößert werden. Aus diesen beiden Gründen ist die Kopplung in das Substrat in der Regel bedeutender als die direkte Kopplung zwischen zwei Leiterbahnen. Ein großer Abstand zwischen Leiterbahn und Substrat kann die Stärke der Kopplung verringern, sie jedoch nie gänzlich eliminieren. Gelegentlich führt man unter einer Leitung, die vom Substrat entkoppelt werden soll, eine n-Wanne. Der entstehende gesperrte pn-Übergang verringert das kapazitive Einkoppeln von Störungen in das Substrat. Abbildung 1.10: Kapazitive Kopplung zwischen Leitern und Substrat Wie aus Abbildung 1.10 ersichtlich ist, wirkt das Substrat als Sammelstelle und Verteiler für Störungen, was es besonders wichtig macht, das Substratpotential stabil zu halten, um Störungen im Substrat niederohmig vom Chip zu leiten. Die Induktivität und der ohmsche Widerstand, die durch die Kontaktierung des Chips über die externen Anschlüsse mittels Bump- oder Wirebonding11 entstehen, wirken sich hier negativ aus. Fluktuationen im Substratpotential können nicht beliebig gut vom Chip abgeführt werden. Sowohl durch Guard-Traces, als auch durch große Abstände zwischen Leiterbahnen kann die kapazitive Kopplung verkleinert werden, jedoch ist dies immer von einem großen Platzaufwand begleitet. Insbesondere in Detektorausleseelektronik ist aber die für Schaltungen benötigte Fläche oft ein ebenso wichtiger Faktor wie die Störempfindlichkeit, da sie durch die Pixelgröße eines Detektors limitiert ist. Die pn-Übergänge um die Drain- und Sourceanschlüsse eines Transistors bewirken eine kapazitive Kopplung der Elektroden an das Substrat (Sperrschichtkapazität). Wie in Kapitel 1.1.2 beschrieben wurde, ist die Größe der Kapazität abhängig von der zwischen den p- und n-dotierten Bereichen anliegenden Spannung, sie variiert also bei jeder Potentialänderung an den Elektroden. Diese Sperrschichtkapazitäten bewirken, dass Transistoren Störungen im Substrat erzeugen, oder Substratstörungen aufnehmen. Da die Größe der Kapazitäten an den Elektroden nicht minimiert werden kann, erzeugen Schaltvorgänge in Transistoren oft die größten Störungen im Substrat. Insbesondere einfache logische Gatter erzeugen große Störungen, da sich die Potentiale an Drain und Source stark ändern (i.d.R von 0V bis vdd). Es wird daher versucht, logische Schaltungen zu entwerfen, bei denen extreme Potentialwechsel vermieden werden. 11 siehe Kap. 2.2 1.3. Strukturen zum Unterdrücken von Übersprechen 15 Eine Möglichkeit, Transistoren so zu konstruieren, dass sie möglichst wenig Störungen aufnehmen und erzeugen, wird in Kapitel 1.3.2 beschrieben. 1.3 Strukturen zum Unterdrücken von Übersprechen Drei verschiedene Ansätze zur Unterdrückung von Übersprechen können verfolgt werden. Es kann entweder versucht werden, die Einkopplung von Störsignalen in das Substrat oder die Auskopplung von Störungen aus dem Substrat in Schaltungen zu vermeiden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Ausbreitung von Störsignalen im Substrat zu behindern. 1.3.1 Guard-Ringe Abbildung 1.11: Darstellung eines T-Netzwerkes aus Widerständen mit den Endwiderständen Rend (links) durch den effektiven Widerstand Ref f (rechts) Betrachtet man das in Abbildung 1.11 links dargestellte T-Netzwerk aus Widerständen, erkennt man zwei kaskadierte Spannungsteiler: UM = UA · REnd R3 und UB = UM · R1 + R3 R2 + REnd (1.8) Die Spannung im Punkt B läßt sich also berechnen zu: UB = UA · R3 REnd · R1 + R3 R2 + REnd (1.9) In der Darstellung mit einem das T-Netzwerk ersetzenden effektiven Widerstand Ref f gilt: REnd UB = UA · (1.10) Ref f + REnd Also beträgt der effektive Widerstand: Ref f = R1 R2 + R1 REnd + R2 R3 R3 (1.11) Gleichung 1.11 macht deutlich, dass es möglich ist, den effektiven Widerstand zwischen zwei Punkten A und B im Substrat beliebig groß werden zu lassen, wenn man einen dazwischen liegenden Punkt niederohmig an ein externes Potential anbindet (R3 → 0). 16 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Ein Versuch, dies zu erreichen, wird durch den Einsatz von Guard-Ringen unternommen. Ein Guard-Ring ist ein hochdotierter Bereich im Substrat, der niederohmig angeschlossen ist. Ein stark p-dotierter Bereich (p-Guard-Ring) kontaktiert das p-Substrat resistiv, ein n-Guard-Ring aufgrund des entstehenden gesperrten pn-Überganges kapazitiv. Wegen der geringen Tiefe, mit der Dotierungen eingebracht werden, kann ein GuardRing nur Ströme an der Oberfläche des Substrats unterbinden. Da die Ausbreitung von Störungen in einem Wafer mit Epi-Layer vornehmlich in den tieferen Regionen stattfindet, ist zu erwarten, dass die Wirkung eines Guard-Ringes hier deutlich schwächer ausfällt, als in einem Wafer ohne Epi-Layer. [20] Abbildung 1.12: n+ und DNW Guard-Ringe mit p+ Sender und Empfänger [5] Der gesperrte pn-Übergang eines n-Guard-Ringes kann lediglich von Elektronen von p nach n passiert werden (Minoritätsladungsträger). Diese tragen im p-Substrat aber nur wenig bzw. gar nicht zum Stromfluss bei, da sie schnell rekombinieren und einen Platz im Gitter einnehmen. Sinnvoll ist der Einsatz von n-Guard-Ringen daher nur, wenn zu erwarten ist, dass die Minoritätsladungsträger nicht schnell rekombinieren können. Dies ist der Fall, wenn die Minoritätsladungsträgerdichte stark ansteigt, wie es in direkter Umgebung eines Störers der Fall sein kann. Es wird daher empfohlen, n-Guard-Ringe in der direkten Umgebung des Senders zu platzieren, um eine maximale Wirkung zu erzielen. [10] Da n-Guardringe für Majoritätsladungsträger wie eine Isolierung wirken, verlängern sie den Kopplungspfad im Substrat (Abb.1.13). Positiv wirkt sich hierbei aus, dass ein eventuell vorhandenes burried-p-Layer unterbrochen wird, und dass bei Anlegen einer großen positiven Spannung gegen das Substrat die Depletionszone weit in das Substrat hineinwächst. Abbildung 1.13: Verlängerung des Kopplungspfades mit n-Guard-Ringen [2] 1.3. Strukturen zum Unterdrücken von Übersprechen 17 Der Guard-Ring wirkt also auch in einer deutlich größeren als der reinen Dotierungstiefe. Die Dotierungstiefe selbst kann durch den Einsatz einer tiefen N-Wanne als Guard-Ring vergrößert werden. Während n-Guard-Ringe also vor allem den Kopplungspfad verlängern, tragen pGuard-Ringe zu einer niederohmigen Anbindung des Substrates an ein externes Potential bei (i.d.R. GND). Da im Substrat zur Latch-Up12 -Vermeidung p-dotierte Kontakte eingebracht werden müssen, bietet es sich an, diese zu vollständigen pGuard-Ringen zu erweitern, um die Störung aus dem Substrat mit einem minimalen Widerstand abzuleiten. Auch bei p-Guard-Ringen ist es sinnvoll, den Abstand zum Störer oder zum Empfänger klein zuhalten, da sie wie erwähnt nur Oberflächenströme beeinflussen können. Abbildung 1.14: p+ Guard-Ring [5] Neben der Möglichkeit, jede Baugruppe auf einem Mikrochip mit einem Guardring zu umgeben, ist es auch möglich, lediglich eine digitale von einer analogen Region mit einem einzelnen Guard-Ring oder einer Kombination verschiedener Guardringe zu trennen. Da dies den geringsten Aufwand und Platz erfordert, wird meist dieser Weg gewählt. 12 Ein Effekt, bei dem parasitäre bipolare Transistoren in einen leitenden Zustand versetzt werden, siehe [17] 18 1.3.2 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Triple-Well-Abschirmung Die entkoppelnde Wirkung einer tiefen n-Wanne wurde bereits erwähnt und soll hier genauer beschrieben werden. Abbildung 1.15: Kapazitive Kopplung von p- (links) und nMOS-Transistoren (rechts) an das Substrat Die Kopplung eines MOS-Transistors an das ihn umgebende Silizium erfolgt kapazitiv in Gate, Drain und Source (Abb. 1.15). Bei einem Schaltvorgang am Gate wird ein Kanal aus Minoritätsladungsträgern erzeugt oder vernichtet, zusätzlich variiert die Größe der Sperrschichtkapazitäten an den Elektroden. Daher kommt es zu Verschiebungsströmen im Substrat. Wenn der Transistor nicht in einer Wanne liegt, propagieren die erzeugten Fluktuationen im Substratpotential, durch den Substratwiderstand gehemmt, über den Chip. Da pMOS-Transistoren in einer n-Wanne liegen, sind die eingekoppelten Störungen kapazitiv vom Chip-Substrat getrennt. Zusätzlich werden sie über den Anschluss des n-Wells niederohmig abgeführt. Betrachtet man das Kleinsignal-Ersatzmodell (Abb. 1.15, links) für die Kopplung von Störsignalen im pMOS-Substrat, erkennt man den frequenzabhängigen Spannungsteiler, der niederfrequente Störungen an das Potential der p-Wanne abführt, hochfrequente jedoch in das Chipsubstrat einkoppeln lässt.13 Abbildung 1.16: Kapazitive Kopplung von nMOS-Transistoren im DNW an das Substrat Für nMOS-Transistoren im Triple-Well ergibt sich ein ganz ähnliches Bild. Das Transistor-Substrat und die tiefe n-Wanne bilden einen frequenzabhängigen Spannungsteiler. Ebenso bildet die n-Wanne mit dem Chip-Substrat einen frequenzabhängigen Spannungsteiler. Insgesamt liegt also zwischen der am Transistor erzeugten 13 Die Grenzfrequenz ist abhängig von der Kapazität zwischen Well und Substrat, also auch von den Dotierungsprofilen, so dass keine allgemein gültige Aussage hierzu getroffen werden kann. 1.3. Strukturen zum Unterdrücken von Übersprechen 19 Störung und dem Substrat ein Hochpass zweiter Ordnung. Niederfrequente Störsignale sind somit gut vom Substrat entkoppelt, hochfrequente dagegen schlechter.14 Die Übertragungsfunktion von einer tiefen n-Wanne in einen Wafer mit Epi-Layer wird in [18] bestimmt, sie würde die Simulation und damit die Vorhersage der Einkopplung erlauben.15 Allerdings ist hierfür die Kenntnis der parasitären Kapazitäten notwendig, was eine Analyse des Layouts voraussetzt und somit sehr aufwendig ist. Neben der Erzeugung von Störungen im Substrat durch Transistoren ist es wichtig zu verstehen, wie Transistoren auf Störungen im Substrat reagieren. Da Ein- und Auskopplung in das Transistor-Substrat auf dem gleichen Pfad geschehen, kann davon ausgegangen werden, dass sich Wannen in beiden Fällen ähnlich auswirken. MOS-Transistoren reagieren sehr empfindlich auf Störungen im Substratpotential, da der fließende Drainstrom durch die Spannung zwischen Gate und Substrat gesteuert wird. Die Einkopplung von Störungen in Drain und Source ist von untergeordneter Bedeutung, da der Drainstrom idealer Weise unabhängig von der Spannung an Source und Drain ist. 14 Der Hochpass wird jedoch niederohmig umgangen, wenn Schaltungsmasse und Substratmasse auf dem Chip verbunden werden, dies ist daher zu vermeiden. Siehe 1.3.3 15 Für Prozesse mit Epi-Layer wird auch gezeigt, dass der durch eine tiefe n-Wanne erzeugte Hochpass ab seiner Grenzfrequenz als hochfrequenter Kurzschluss wirkt. Die Abschirmung mit der tiefen n-Wanne ist dann schlechter als ohne, da durch diese der Restwiderstand des Epi-Layers verringert wird. 20 1.3.3 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips Kontaktierung von Substrat und Guard-Ringen Bei der Platzierung von Leiterbahnen ist besonderes Augenmerk auf die Leitungen zu richten, die Störungen niederohmig vom Chip führen sollen. Dies sind neben dem Substratpotential die Versorgungsspannungen. Digitale Schaltvorgänge können Spannungsabfälle auf der Versorgungsspannung oder ein Ansteigen des Massepotentiales zur Folge haben. Zudem kann es an den Drain-Elektroden beim Umschalten zu Ladungsträgerinjektion durch die spannungsabhängigen Sperrschichtkapazitäten in das Substrat kommen. Analoge Schaltungen erzeugen in der Regel weniger Störungen im Substrat als digitale, da getaktete Spannungsänderungen hier nicht vorgesehen sind. Wenn auf einem Chip sowohl digitale, als auch analoge Komponenten untergebracht sind, trennt man in der Regel zwischen digitalen und analogen Versorgungsspannungen, um ein Übersprechen von der digitalen in die analoge Domäne über die gemeinsamen Leitungen zu verhindern (Abb. 1.18). Die externe Kontaktierung des Chips limitiert durch die parasitäre Induktivität der Bump- oder Wire-Bonds die Möglichkeit, Störungen niederohmig vom Chip abzuführen. Es wird daher versucht, diese Induktivitäten so klein wie möglich zu halten. Eine Induktivität L ruft eine Spannungsänderung gemäß ∆U = LI˙ hervor, diese wirkt der Ursache des sich ändernden Stromes entgegen. Mit diesem Wissen kann man unterscheiden zwischen positiven und negativen Effekten, die durch die Anschlussinduktivitäten hervorgerufen werden. Die Anschlussinduktivitäten bewirken, dass schnelle Änderungen im Stromfluss, wie sie beim Umschalten der Logikgatter auftreten, zu Störungen auf den Versorgungsspannungen führen. Dies ist ein unerwünschter Effekt. Wenn der Stromfluss zeitlich konstant ist, wie es bei analogen Schaltungen in der Regel der Fall ist, wirken die Anschlussinduktivitäten gemäß: I˙ = 0 ⇒ ∆U = 0 stabilisierend auf das Potential. Die Einkopplung von Potentialstörungen außerhalb des Chips wird unterdrückt. Aus diesem Grund können Leitungen, die auf dem Chip getrennt geführt werden, um ein Übersprechen zu verhindern, außerhalb des Chips miteinander verbunden werden (Abb.1.17). Abbildung 1.17: Getrennte Versorgungsnetze können außerhalb des Mikrochips miteinander verbunden werden. Um Störungen im Massepotential nicht auf das Substrat zu übertragen, kann es sinnvoll sein, den digitalen oder analogen Masseanschluss nicht auf dem Chip mit den Substratanschlüssen zu verbinden, sondern ein eigenes Substratnetz einzuführen. Um die entkoppelnde Wirkung eines Tripel-Wells zu nutzen, ist dies zwingend notwendig.[7] 1.3. Strukturen zum Unterdrücken von Übersprechen 21 Um einen Stromfluss im Substrat zu verhindern, muss das Substrat in einer digitalen Region auf das gleiche Potential wie in einer Analogen gelegt werden. Es ist jedoch ungünstig, die digitalen und die analogen Substratanschlüsse auf dem Chip niederohmig miteinander zu verbinden. In diesem Fall würden Störungen im Substrat, die im digitalen Teil erzeugt werden, niederohmig in den analogen Teil geleitet, und es käme so zu Übersprechen zwischen beiden Domänen. Eine Trennung der Substratnetze auf dem Chip ist also genauso sinnvoll wie eine Trennung zwischen analogen und digitalen Versorgungsspannungen. Beim Anschließen der Guard-Ringe folgt man den gleichen Überlegungen, um keine niederohmige Verbindung von einem störenden in einen sensiblen Bereich des Chips zu erzeugen. Die optimale Lösung ist in jedem Fall ein eigenes Netz für jeden Guard-Ring, mit einer Verbindung der Guard-Ringnetze außerhalb des Chips. Da dies häufig nicht möglich ist, beschränkt man sich darauf, die Netze von Guard-Ringen in analogen Regionen getrennt von denen in digitalen Regionen vom Chip zu führen. In diesem Fall schließt man sie oft an das lokale Versorgungs- bzw. Substratnetz an. Abbildung 1.18: Anschluss-Schema eines ICs zum Unterdrücken von Übersprechen In Abbildung 1.18 ist ein idealisiertes Anschluss-Schema für einen Mikrochip dargestellt. Sämtliche Versorgungsleitungen sind zwischen digitaler und analoger Domäne getrennt, gleiches gilt für die Substratkontakte. Diese sind zudem von der Schaltungsmasse getrennt um sicherzustellen, dass eine eventuell vorhandene Abschirmung durch n- und p-Wannen effektiv wirken kann. Wenn Sender und Empfänger auf dem Chip räumlich getrennt werden können, bietet sich eine zusätzliche Abschirmung zwischen beiden Bereichen durch Guardringe an. 22 1. Signalintegrität in gemischt analog-digitalen Mikrochips 2. Entwurf des Testchips Im Rahmen dieser Diplomarbeit soll die Auswirkung von digital erzeugtem Übersprechen auf in der Teilchenphysik benötige analoge Schaltungen untersucht werden. Als Übersprechen erzeugende Strukturen (Sender) werden unterschiedlich aufgebaute Zähler auf dem Chip platziert. Als Empfänger der erzeugten Störungen kommen ladungsempfindliche Vorverstärker (charge sensitive amplifer - CSA) zum Einsatz. Diese wurden ebenfalls in verschiedenen Konfigurationen auf dem Testchip implementiert. Die Entscheidung, ladungsempfindliche Verstärker als Empfänger und Zähler als Sender einzusetzen, wurde getroffen, um Übersprechen in einem anwendungsnahen Szenario zu untersuchen. Beides sind Schaltungen, die auf Mikrochips zur Detekorauslese üblicherweise eingesetzt werden. Verschiedene Kombinationen aus Sendern und Empfängern mit unterschiedlichen Abschirmtechniken wurden auf dem Testchip implementiert, um bestimmen zu können wie Übersprechen am stärksten unterdrückt wird. Der Testchip wurde im L180 1P6M MM/RFCMOS Prozess von UMC [4] hergestellt, bei der Schaltungssimulation kommt das Programm Spectre zum Einsatz. Die Simulationsgenauigkeit ist für digitale und analoge Anwendungen ausgelegt (mixed mode). In dem Prozess stehen insbesondere Triple-Well-Transistoren und Transistoren mit verschiedenen Schwellenspannungen zur Verfügung. Durch den Einsatz von MetallIsolator-Metall-Kondensatoren ist es möglich, die Größe von Kapazitäten genau zu definieren. Die kleinste in diesem Herstellungsprozess realisierbare Struktur hat eine Länge von L = 180nm und eine Breite W = 240nm. Es stehen 6 Metallisierungsebenen zur Verfügung. Der entworfene Testchip wurde auf einem Wafer ohne Epi-Layer sowie ohne burried p-Layer hergestellt. Das Substrat ist mit 20Ω · cm hochohmig. 24 2.1 2. Entwurf des Testchips Ladungsempfindliche Verstärker Durchquert ein ionisierendes Teilchen die Depletionszone eines pn-Überganges, so werden die entstehenden freien Ladungsträger von der Depletionsspannung abgesaugt. Der entstehende Signalstrom IS wird von einem idealen CSA auf der Rückkoppelkapazität gesammelt, indem ein zur am Eingang deponierten Ladung proportionales Ausgangssignal erzeugt wird. Abbildung 2.1: Idealisierter CSA mit Detektor am Eingang (repräsentiert durch das Ersatzschaltbild aus einer Stromquelle und der parasitären Kapazität des pnÜberganges CD ) Wie in Abbildung 2.1 dargestellt ist kann ein CSA realisiert werden, indem ein invertierender Verstärker mit einer Kapazität CF gegengekoppelt wird (Integrator). R Die gesamte erzeugte Ladung Q = IS (t) dt verteilt sich auf die Rückkoppel- und die Detektorkapaziät: Q = QD + QF Das Ausgangssignal UOut eines Verstärkers mit der endlichen Leerlaufverstärkung A errechnet sich dann mit: UOut = −A · Uin und QD = Uin · CD sowie QF = (UOut − Uin ) · CF zu: Uout = Q 1+ 1 A · CF − 1 A CD ≈ Q CF (2.1) Die letzte Näherung gilt für hinreichend große Verstärkungen A. 2.1.1 Signalform Die Anstiegszeit des Signals eines idealisierten CSA ist bei frequenzunabhängigen Verstärkungen A nur bestimmt durch die Ladungssammlungzeit im Detektor. Diese liegt typischerweise in der Größenordnung von 10ns. Bei einem realen CSA mit endlicher Bandbreite ist die Anstiegszeit durch das Produkt aus Bandbreite und Verstärkung (Gain-Bandwidth-Produkt - GBW) limitiert. Es ist notwendig, parallel zur Rückkoppelkapazität eine Gleichstrom-Rückkopplung (DC-Rückkopplung) zu implementieren. Diese stellt zum einen das Potential am Eingang des CSA ein, welches andernfalls nicht definiert wäre, und zum anderen bewirkt sie ein Zurücksetzten des Systems nach der Detektion eines Strompulses aus dem Detektor. Zwei verschiedene Ansätze für die DC-Rückkopplung können verfolgt werden. 2.1. Ladungsempfindliche Verstärker 25 Wenn die Zeitpunkte, zu denen ein Eingangspuls erzeugt wird, bekannt sind, kann das System mit einem Schalter immer kurz vor einem Signal in den Ausgangszustand gesetzt werden (Reset-Rückkopplung). Alternativ ist möglich, das Signal nach der Auswertung mit einer Reset-Rückkopplung zu löschen. In der Teilchenphysik wird aber in der Regel eine kontinuierliche Rückkopplung vorgesehen, diese wird entweder durch einen Widerstand oder durch eine Stromquelle realisiert. Abbildung 2.2: von links: Reset-Rückkopplung, kontinuierliche Rückkopplung mit resistiv reguliertem und mit konstantem Rückkopplungsstrom. In jedem Fall ist bei der kontinuierlichen DC-Kopplung zu bedenken, dass immer ein Strom vom Eingang zum Ausgang des Systems fließen kann. Da dies insbesondere auch geschieht, während das Signal noch ansteigt, geht Ladung der Integration verloren. Die maximal erreichte Ausgangssignalamplitude ist daher im kontinuierlich DC-rückgekoppelten Fall immer kleiner als die theoretisch erwartete Amplitude (ballistisches Defizit, Abb.2.3): Uout = QSignal − QV erlust CF (2.2) Hierbei ist QV erlust = tt0rise IF (t)dt die während der Anstiegszeit trise als Rückkopplungsstrom IF abgeflossene Ladung. R Abbildung 2.3: Ausgangssignal eines CSA zur Illustration des ballistischen Defizites 26 2. Entwurf des Testchips Eine resistive DC-Rückkopplung (Abb. 2.4, links) wird in der Regel mit einem MOSFET im linearen Bereich realisiert, da große ohmsche Widerstände in CMOSProzessen mit großem Platzbedarf einhergehen. Um sicherzustellen, dass am Transistor immer eine wohldefinierte Gate-Source-Spannung anliegt, wird die Source des Transistors mit dem Eingang des CSA verbunden. Dieser liegt auf einem nahezu konstanten Potential. Die Polarität des zu erwartenden Eingangssignals legt fest, ob ein n- oder ein pMOS genutzt wird. Um Nichtlinearitäten zu vermeiden, muss der Transistor so dimensioniert werden, dass er den linearen Bereich nicht verlässt. Die Sättigungsspannung muss also groß sein. Da die Rückkoppelkapazität durch den Widerstand entladen wird, folgt die zur Grundlinie zurücklaufende Flanke des Ausgangssignals einem exponentiellen Verlauf. Abbildung 2.4: Resistive und lineare DC-Rückkopplung, mit den resultierenden Ausgangssignalen. Eine DC-Rückkopplung mit konstantem Strom kann durch einen in Sättigung betriebenen MOSFET erreicht werden (Abb. 2.4, rechts). Hier ist die Source an das Ausgangssignal des CSA anzuschließen. Die Konstanz der Gate-Source-Spannung kann durch einen Stromspiegel1 gewährleistet werden. Auch hier legt die Polarität des zu detektierenden Signals fest, ob n- oder pKanal-MOSFETs zum Einsatz kommen. Wenn kein Signal am CSA anliegt, befinden sich Ein- und Ausgang des CSA auf dem gleichen Potential. Das Drain-Source-Potential verschwindet und der Transistor befindet sich im linearen Bereich. Wenn ein Signal am CSA anliegt, werden Drainund Sourcepotential gegeneinander verschoben, nach Überschreiten der Sättigungsspannung lässt der Transistor den durch den Stromspiegel definierten Strom fließen. Das Entladen der Rückkoppelkapaziät mit einem konstanten Strom hat ein lineares Abnehmen des Ausgangssignales zur Folge. Für kleine Ausgangsamplituden befindet sich der Rückkoppeltransistor jedoch im linearen Bereich, so dass das Ausgangssignal in der Nähe der Grundlinie einem exponentiellen Verlauf folgt. 1 siehe Kap.2.3.2.1 2.1. Ladungsempfindliche Verstärker 27 Beim Einsatz einer linearen Rückkopplung ist die Entladezeit proportional zur maximalen Pulshöhe am Ausgang. Eine Messung der Zeit, die das Signal über einem gewissen Schwellenwert liegt, kann so eine Aussage über die im Detektor deponierte Ladung ermöglichen2 . Außerdem ermöglicht die freie Wählbarkeit des Rückkoppelstromes, das Signal des CSA zu formen. Daher kann auf einen pulsformenden Verstärker (Shaper) in der Signalauslesekette verzichtet werden. 2.1.2 Die gefaltete Kaskode Für den einfachen Verstärker ist die Verstärkung A gegeben durch: A= Uout = gm · RI Uin (2.3) √ Es sind: gm = 2βID die Transkonduktanz des Eingangstransistors (vgl. Kap. 1.1.3.2) und RI ∝ I1 die Parallelschaltung des Transistorausgangswiderstands zum Innenwiderstand der Stromquelle. Die Verstärkung ist inversproportional zur Wurzel aus dem fließenden Drainstrom. Dieser ist jedoch nach unten beschränkt, da der Eingangstransistor in Sättigung gehalten werden muss. Große Verstärkungen sind mit dieser Schaltung also nicht zu erzielen. Die errechnete lineare Näherung für den ladungsempfindlichen Verstärker (Gl. 2.1) ist dann nicht gültig. Um große Verstärkungen zu erreichen, werden die eingesetzten Verstärkerstrukturen in der Regel kaskodiert. Die Abhängigkeit der Verstärkung vom Ausgangswiderstand des Eingangstransistors wird durch eine Kaskodierung aufgehoben, indem das Potential am Drainanschluss stabilisiert wird. Es ist so möglich, Verstärkungsfaktoren von einigen hundert zu erreichen. Abbildung 2.5: Dargestellt sind Schaltbilder von typischen Verstärkerschaltungen, links ein einfacher invertierender Verstärker, rechts zwei kaskodierte Strukturen (teleskopisch und gefaltet). Die Stromquellen werden durch ein oder zwei Transistoren realisiert. Das Verstärkungsverhalten eines kaskodierten Verstärkers kann weiter verbessert werden, indem die Kaskode gefaltet wird (Abb. 2.5 rechts). 2 Dieses Verfahren wird z.B. im ATLAS-Pixel-Detektor am LHC eingesetzt (ToT - Time over Threshold) 28 2. Entwurf des Testchips Am Eingang liegen bei der gefalteten Kaskode nur zwei Transistoren zwischen Versorgungsspannung (vdd) und Masse (gnd), so dass der Eingangstransistor in einem großen Spannungsbereich betrieben werden kann, ohne aus der Sättigung zu geraten. Am Ausgang liegen allerdings mindestens drei Transistoren zwischen vdd und gnd, so dass der dynamische Bereich für kleine Versorgungsspannungen (wie sie in deep-submicron-Technologien üblich sind) eingeschränkt wird. Die Faltung der Kaskode ermöglicht es, den Strom im Eingangstransistor unabhängig vom Strom durch den Ausgang einzustellen. Hierdurch wird sowohl eine große Transkonduktanz als auch ein großer Ausgangswiderstand erreicht. Beides ist notwendig, um eine große Verstärkung zu erzielen, wie die Berechnung der Übertragungsfunktion für kleine Frequenzen deutlich macht (ω → 0, die parasitären Kapazitäten können dann vernachlässigt werden). Abbildung 2.6: Kleinsignalersatzschaltbild eines Verstärkers mit gefalteter Kaskode, die parasitären Kapazitäten wurden vernachlässigt. Betrachtet man zunächst das vereinfachte Kleinsignalersatzschaltbild der rechts in Abbildung 2.5 dargestellten gefalteten Kaskode (Abb.2.6), kann man die indefinite Leitwertmatrix aufstellen und eine Knotenspannungsanalyse durchführen. 1 rDS1 1 + gm2 + rDS2 1 − gm2 − rDS2 1 − rDS2 1 + R1 rDS2 ! U2 Uout ! = −gm1 Uin 0 ! (2.4) Mit dieser errechnet man die Übertragungsfunktion: A= Uout gm1 · R · (1 + gm2 rDS2 ) =− Uin 1 + gm2 rDS2 + R+rDS2 (2.5) rDS1 Hierbei ist R der Innenwiderstand der Stromsenke I2 , gmi und rdsi sind die Transkonduktanzen bzw. Kanalwiderstände des Eingangstransistors m1 und des Kaskodetransistors m2 . In der Regel kann davon ausgegangen werden, dass der Ausgangswiderstand rDS1 des Eingangstransistors klein gegen die Summe der Ausgangswiderstände von Stromsenke und Kaskodetransistor (R + rDS2 ) ist. Die Gleichung lässt sich dann weiter vereinfachen zu: A = gm1 R (2.6) Neben der gefalteten Kaskode gibt es diverse andere Methoden, um Schaltungen mit großen Verstärkungen zu entwerfen (z.B. die modifizierte Kaskode, oder die (Super) regulierte Kaskode). In der Regel wird jedoch eine gefaltete Kaskode eingesetzt, um ladungsempfindliche Verstärker zu konstruieren, da sie beim Einsatz weniger Transistoren eine recht große Verstärkung erreicht. 2.1. Ladungsempfindliche Verstärker 2.1.3 29 Elektronisches Rauschen in CMOS Transistoren Die stochastische thermische Bewegung der Elektronen in einem Leiter erzeugt ein sich zeitlich ständig änderndes elektrisches Feld, welches den Stromfluss durch den Leiter beeinflusst. Dieser ist somit nicht mehr konstant. Das entstehende thermische Rauschen ist frequenzunabhängig, die Rauschleistungsdichte konstant. Thermisches Rauschen in einem Widerstand kann entweder durch eine parallel geschaltete Stromquelle oder durch eine in Serie geschaltete Spannungsquelle nachgebildet werden. Abbildung 2.7: Nachbildung des Rauschens in einem Widerstand durch eine parallele Stromquelle (links) oder eine serielle Spannungsquelle (rechts). Die thermische Rauschleistungsdichte ist dann:3 SI,therm = d hi2therm i 4kB T = df R bzw. SU,therm = d hu2therm i = 4kB T R df (2.7) Der Betrag des thermischen Rauschens eines Transistors in Sättigung kann durch einen effektiven Kanalwiderstand von R = 2g3m und eine parallel zum Transistor geschaltete Stromquelle dargestellt werden. Abbildung 2.8: Nachbildung des Rauschens in einem MOSFET durch eine parallel geschaltete Stromquelle (links) oder eine Spannungsquelle am Gate (rechts) Die thermische Rauschleistungsdichte eines MOSFET ist dann: SI,therm = d hi2therm i 8 = kB T gm df 3 (2.8) Es ist auch möglich, das thermische Rauschen durch eine Spannungsquelle am Gate darzustellen (Abb. 2.8 rechts), wegen ∆ID = gm · ∆UGS ist die Rauschleistungsdichte dann: d hu2therm i 8 SU,therm = = kB T /gm (2.9) df 3 3 kB ist die Boltzmannkonstante, T die Temperatur sowie R der Betrag des Widerstandes 30 2. Entwurf des Testchips Die Ladungsträgerbeweglichkeit in einem MOSFET wird durch Fehlstellen im Kristall und insbesondere an der Kanal-SiO2 -Grenzfläche beeinflusst. Ladungsträger können in diesen Fehlstellen gefangen werden und werden erst nach einer zufälligen Zeitspanne wieder freigegeben. Die hierdurch bewirkte Fluktuation in der Ladungsträgeranzahl und die stochastische Variation der Ladungsträgerbeweglichkeit im Kanal ist die Hauptursache für das frequenzabhängige 1/f -Rauschen eines MOSFET. Da die genaue Ursache für das 1/f -Rauschen nicht bekannt ist, kann keine analytische Formel für seine Berechnung angegeben werden. Es existieren jedoch zur Nachbildung des frequenzabhängigen Rauschens verschiedene empirische Ansätze. Hier soll die in [11] angegebene empirische Formel angewandt werden, welche das 1/f -Rauschen durch eine Spannungsquelle am Gate nachbildet:4 D SU,1/f = d u21/f E df = Kf 1 · COx W L f (2.10) Weitere Details zum Rauschverhalten von CMOS-Bauelementen finden sich z.B. in [15] und [17]. 2.1.4 Optimierung des Verstärkerrauschens dhu2 i Eine Rauschquelle mit der spektralen Rauschleistungsdichte Sin = dfin am Eingang eines Systems mit der Übertragungsfunktion H(f ) bewirkt am Ausgang des Systems eine Rauschleistungsdichte von: 2 d hu2out i d hUin i = |H(f )|2 · df df (2.11) Die quadratische effektive Rauschspannung am Ausgang des Systems beträgt: D E UN2 oise,Out = Z ∞ |H(f )|2 · 0 d hu2in i df df (2.12) Der Beitrag des frequenzunabhängigen Rauschens ist also nach oben nur durch die Grenzfrequenz in der Übertragungsfunktion des Systems beschränkt. Das Ausgangsrauschen eines Systems wird in der Regel als Wurzel der quadratischen, effektiven Rauschspannung angegeben (RMS - root mean square). Von besonderem Interesse ist das Verhältnis zwischen Ausgangssignal und Rauschen, da hierdurch das kleinste auflösbare Signal bestimmt ist. Bei ladungsempfindlichen Verstärkern mit Out einer Rückkoppelkapazität CF und der Verstärkung dU = C1F wird dies ausgedrückt dQin durch die Ladungsmenge, welche die gleiche Ausgangsamplitude erzeugt, wie das Rauschen des Verstärkers (ENC - equivalent noise charge): EN C = Cf · RM S (2.13) Sowohl das von einem CSA erzeugte 1/f - als auch das thermische Rauschen sind abhängig von der Detektor- und der Eingangskapazität des Verstärkers. Mit bekannter Detektorkapazität kann die Eingangskapazität so angepasst werden, dass das Rauschen minimiert wird. 4 Kf ist eine vom Herstellungsprozess abhängige Konstante [J], COx die Gateoxidkapazität pro Einheitsfläche, W und L sind Breite und Länge des MOSFET 2.1. Ladungsempfindliche Verstärker 31 Bei entsprechend optimiertem Schaltungsaufbau wird das Rauschen des Verstärkers vom Eingangstransistor dominiert. Daher genügt es, dessen Eingangsrauschen auf den Ausgang zu projizieren, um eine Aussage über das Rauschen des Gesamtsystems treffen zu können. So lässt sich die Betrachtung in Abbildung 2.9 motivieren. Am Eingang des CSA liegen die Detektorkapazität CD , die Eingangskapazität CI und die Rückkoppelkapazität CF . Abbildung 2.9: Die Eingangskapazität des CSA CI ist explizit dargestellt Die Übertragungsfunktion dieses Systems läßt sich angeben zu: Uout H(w) = = Uin 1 1 + iωC iω(CD +CI ) F 1 iω(CD +CI ) = CF + CD + CI CF (2.14) Das thermische Rauschen des Eingangstransistors erzeugt eine Ausgangsrauschleistungsdichte von: d hu2therm i CF + CD + CI = df CF 2 8 · kB T /gm 3 (2.15) Mit den in Kapitel 1.1 eingeführten Beziehungen: 2 = W LCOx und gm = 3 CI = CGS s 2µCOx W ID L erhält man: √ d hu2therm i CF + CD + CI 2 8 L CI = · kB T · √ (2.16) df CF 3 3ID µ Dieser Ausdruck lässt sich einfach nach CI minimieren. Man findet, dass der Beitrag des thermischen Rauschens für 1 CI = · CD 3 minimal wird. Stellt man äquivalente Betrachtungen für den Beitrag des 1/f -Rauschens an, erhält man für die Ausgangsrauschdichte: D d u21/f E df = CF + CD + CI CF 2 · Das Minimum liegt hier bei: CI = CF + CD ≈ C D Kf W LCOx f (2.17) 32 2. Entwurf des Testchips Beide Minima sind flach und nicht besonders ausgeprägt, so dass das Rauschen des CSA klein wird, wenn die Eingangskapazität des CSA so gewählt wird, dass für sie gilt: 1 CD ≤ CI ≤ CD (2.18) 3 Da die Eingangskapazität des CSA im Wesentlichen durch die Gate-Source-Kapazität des Eingangstransistors gegeben ist, wird durch die Rauschoptimierung die Gatefläche des Eingangstransistors festgelegt und damit dessen Transkonduktanz gm nach oben beschränkt. [12] 2.2 Standardzellen Beim Entwurf des Testchips wurde für Teile der digitalen Schaltungen sowie für die vom Chip führenden Schnittstellen auf eine Bibliothek aus Standardzellen zurückgegriffen.5 Diese Bibliothek beinhaltet neben diversen logischen Bauelementen wie Flip-Flops (1Bit-Speicherzellen) und Buffer (Verstärker, die es ermöglichen, kapazitive Lasten zu treiben) eine Reihe von Ein- und Ausgabezellen (I/O-Zellen) sowie AnschlussTerminals (Pads). Alle I/O-Zellen schützen die auf dem Chip platzierten Schaltungen durch Dioden vor elektrostatisch erzeugten Überspannungen (ESD-Schutz). Die digitalen I/O-Zellen haben zusätzlich diverse logische Aufgaben: • Logische Signale werden außerhalb des Chips oft mit einem höherem Pegel als auf dem Chip genutzt (3.3V oder 5V statt 1.8V auf dem Chip), so dass ein Anpassen der Potentiale und Schaltpunkte mit einem Level-Shifter notwendig ist. • Die auf dem Chip platzierten logischen Elemente sind darauf ausgelegt, kleine Kapazitäten, wie sie auf dem Chip auftreten, zu treiben. Um die größeren Kapazitäten, die außerhalb des Chips auftreten, treiben zu können, sind Verstärker nötig. Die eigentlichen Anschluss-Pads müssen den mechanischen Belastungen standhalten, die entstehen, wenn der Chip kontaktiert wird. Hierfür stehen zwei Verfahren zur Verfügung: • Das Wire-Bond-Verfahren, bei dem Aluminium- oder Golddrähte mit einem Durchmesser von typischerweise 25µm mit einem Ultraschallverfahren mit den Pads verschweißt werden. • Das Bump-Bond-Verfahren, bei dem Lotkügelchen auf den Pads platziert werden. Chip und Chipgehäuse werden dann auf einander platziert und unter Druck- und Hitzeeinwirkung elektrisch leitend miteinander verbunden. I/O-Zellen und Pads bilden einen Ring, um die auf dem Chip platzierten Schaltungen im Kern. 5 Diese Bibliothek wurde von der Faraday Technolgy Corporation zur Verfügung gestellt.[3] 2.3. Implementierte Schaltungen 33 Die eingesetzten Standardzellen sind im Layout aufeinander abgestimmt und so dimensioniert, dass zwei benachbarte Zellen nebeneinander angeordnet werden können, ohne dass dabei Raum verloren geht. In der Regel werden in einer Zelle nur die unteren Metalllagen genutzt, um die weiteren Lagen für Verbindungen zwischen zwei Zellen freizuhalten. Hierdurch wird der Entwurf des Layouts mit solchen Zellen vereinfacht. 2.3 Implementierte Schaltungen Auf dem Testchip wurden 36 Blöcke (Pixel) implementiert, die es erlauben sollen, die Anfälligkeit für Übersprechen sowie die Stärke, mit der verschiedene Schaltungen Übersprechen erzeugen, miteinander zu vergleichen. Jedes Pixel besteht aus einem ladungsempfindlichen Verstärker (Empfänger) und einem störungserzeugenden Element (Sender). Als Sender werden sowohl Zähler unterschiedlicher Art, als auch Elektroden, die direkt in das Substrat einkoppeln, eingesetzt. Das in Abbildung 2.10 dargestellte Blockschaltbild verdeutlicht die Architektur der einzelnen Pixel. Abbildung 2.10: Blockschaltbild der auf dem Testchip implementierten Schaltungen. In fünf Pixeln wurde statt eines Zählers ein Substratkontakt implementiert, dessen Potential über einen separaten externen Anschluss definiert werden kann. Während für die analogen Schaltungen auf dem Chip das Masse- und das Substratnetz vereint sind, wurden in der digitalen Domäne Substratnetz und Massepotential getrennt. Die in Kapitel 1.3.3 empfohlene Trennung aller Netze ist also nicht vollständig umgesetzt worden. Es handelt sich hierbei um einen Fehler, der bereits in der Planungsphase des Chips begangen wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren einige Konzepte noch nicht vollständig erarbeitet und verstanden. 34 2. Entwurf des Testchips Die einzelnen Pixel unterscheiden sich in der Architektur der ladungsempfindlichen Verstärker, der Zähler und/oder der eingesetzten Abschirmtechnik zwischen analogem und digitalem Teil. Eine Liste der verwendeten Kombinationen findet sich in Tabelle 2.1 in Kapitel 2.4. 2.3.1 Ansteuerung der Pixel Über die in Abbildung 2.10 angedeuteten elektronischen Schalter ist es möglich, den Betriebszustand jedes Pixels zu definieren. Da sowohl die analogen als auch die digitalen Ausgänge der Pixel zu je einem Bus (CSAout und CNTout ) zusammengefasst sind, ist es möglich, einen CSA-Ausgang und einen Zählerausgang zur gleichen Zeit zu betrachten. Über die Eingangsbusse (CAL und CLK) ist es möglich, eine beliebige Anzahl und Kombination von Verstärkern und Zählern zur gleichen Zeit arbeiten zu lassen. Wie in Abbildung 2.11 dargestellt ist, sind die Schalter zum Auswählen der aktiven Schaltungen als Transmission-Gates ausgelegt. Es handelt sich hierbei um eine Kombination aus einem nMOS und einem pMOS Transistor. Abbildung 2.11: Transmission-Gate als Schalter Für jedes der 36 Pixel sind im Betrieb des Chips vier Schalterstellungen zu definieren - auf dem ganzen Chip also 144. Dies geschieht mit Hilfe eines aus Standardzellen aufgebauten Schieberegisters, welches durch eine externe Ansteuerung (Kap. 3.2) geschrieben und gelesen werden kann. Abbildung 2.12: Schieberegister aus D-Flip-Flops (oben) mit je einem Latch (unten) am Datenausgang. Der Anschluss SDO bezeichnet den Datenausgang des Schieberegisters. Am letzten Latch ist dargestellt, wie die Schalter angeschlossen werden. 2.3. Implementierte Schaltungen 35 Das Schieberegister ist, wie in Abbildung 2.12 zu erkennen, aus D-Flip-Flops aufgebaut. Zwischen den Datenausgängen der Flip-Flops und den Schaltern wurden taktgesteuerte Speicherzellen (Latches) platziert, um zu vermeiden, dass der Inhalt der Schieberegister während eines Schreibvorgangs die Schalter beeinflusst. Ungünstige Schalterkombinationen6 werden so vermieden. Neben der Daten- und der Taktleitung (SDI und SCK) wird so eine Leitung notwendig, welche die Latches in einen transparenten Zustand setzt (Load). Um zu gewährleisten, dass beim Einschalten des Chips alle Schalter geöffnet sind, wurde eine vierte Steuerleitung (Reset) vorgesehen. Um Platz zu sparen, ist in jedem Pixel ein Schieberegister mit 4 Bit platziert, die 36 einzelnen Schieberegister werden durch Verknüpfung von Ein- und Ausgängen zu einem dezentralen Steuerregister kombiniert. 2.3.2 Analoge Signalkette Am Verstärkereingang jedes Pixels befindet sich eine Kapazität CP ulse (Abb.2.13). Bei jeder Potentialänderung an der Kapazität werden Ladungsträger in den CSA gepulst, die Größe des Ladungspulses ist vom Potentialhub abhängig (Gl. 2.19). Die Art der eingepulsten Ladung ist abhängig von der Richtung der Potentialänderung. Eine steigende Spannung bewirkt, dass Elektronen zum CSA gelangen, eine fallende zieht diese dort ab und entspricht so einem positiven Ladungspuls. Qin = ∆UCal CP ulse (2.19) Abbildung 2.13: Analoge Signalkette Um die Puls-Kapazität auf dem Chip zu realisieren, wird die parasitäre Kapazität zwischen zwei großen Metallflächen genutzt. Die eine Kondensatorplatte ist ein Anschluss-Pad, die andere eine darunter liegende Metallfläche. Die Größe der Kapazität wurde in einer Simulation berechnet, sie beträgt ungefähr 45f F . Das Ausgangssignal wird von einem leistungsstarken Verstärker (Buffer) mit einer Verstärkung von 1 auf ein vom Chip führendes Pad weitergeleitet. Dieser Buffer 6 gemeint sind Zustände, in denen z.B. zwei Zähler zur gleichen Zeit mit dem CNTOut -Bus verbunden sind 36 2. Entwurf des Testchips ist in der Lage, kapazitive Lasten, wie sie durch die externe Beschaltung des Chips entstehen können, mit einer Bandbreite von 85M Hz zu treiben. Um die kapazitive Last an den Ausgängen der ladungsempfindlichen Verstärker zu minimieren, ist an den Ausgang jedes CSA ein nKanal-Sourcefolger angeschlossen. Durch die Platzierung des Ausgangsschalters zwischen dem Eingangstransistor und der Last des Sourcefolgers wird erreicht, dass auf dem Chip nur eine einzelne Stromsenke für alle Sourcefolger implementiert werden muss. Zusätzlich wird der Eingang des Buffers auf das Massepotential gelegt, wenn kein CSA-Ausgang mit dem Ausgangsbus verbunden ist. 2.3.2.1 Entwurf der ladungsempfindlichen Vorverstärker Die auf dem Chip implementierten ladungsempfindlichen Vorverstärker wurden auf Basis einer kapazitiv gegengekoppelten Schaltung mit einer gefalteten Kaskode realisiert. Um die abschirmende Wirkung einer tiefen n-Wanne nutzen zu können, ist der Eingangstransistor als n-Kanal-MOSFET ausgelegt. In den meisten Pixeln liegen alle nMOS-Transistoren in einer tiefen n-Wanne. Um deren Wirkung zu untersuchen, sind jedoch auch einige Verstärker aus herkömmlichen nMOS-Transistoren aufgebaut. Die Rückkoppelkapazität ist ein Metall-Isolator-Metall-Kondensator mit einer Kapazität von CF = 30f F , idealerweise wird so eine Verstärkung von ungefähr 33 mV fC erreicht. In einem ersten Designschritt wurden, ausgehend von der mit idealen Stromquellen vereinfachten Schaltung in Abbildung 2.5, die Parameter für den Eingangs- und den Kaskodetransistor (m1 und m2 ) optimiert. Die Eingangskapazität, die im Wesentlichen durch die Gate-Source-Kapazität des Eingangstransistors verursacht wird, wurde gemäß der in Kapitel 2.1.4 ausgeführten Überlegungen für eine (angenommene) Detektorkapazität von ca. 200f F optimiert. Die Gatekapazität des Eingangstransistors sollte also zwischen 70f F und 200f F liegen. µF Die Gate-Kapazität kann im verwendetem UMC Herstellungsprozess mit ca. 8 µm 2 angenommen werden. Das Rauschen des CSA wird also minimal für eine Gatefläche zwischen 8µm2 und 25µm2 . Es wurde eine Gatefläche von 18µm2 gewählt. Unter Berücksichtigung der in Kapitel 1.1.3 erläuterten Kurzkanaleffekte wurde die Kanallänge des Eingangstransistors auf L = 600nm festgelegt.7 Die Transkonduktanz des Eingangstransistors wird so maximiert. Im zweiten Entwicklungsschritt wurden die als ideal angenommene Stromquelle und -senke durch p- und nMOS-Transistoren ersetzt, vor allem die Güte der nMOSStromsenke ist maßgeblich für die Verstärkung der Schaltung. Die Bandbreite des Verstärkers wurde durch eine Kapazität von C = 300f F zwischen Ausgang und Masse beschränkt, um die Stabilität der Schaltung zu gewährleisten. Basierend auf entsprechenden Simulationen war es möglich, Länge und Breite der aktiven Transistorflächen so anzupassen, dass in der Schaltung möglichst wenig Rauschen erzeugt wird. Das Potential am Ein- und Ausgang des Verstärkers stellt sich aufgrund der DCRückkopplung so ein, dass sich der Eingangstransistor gerade in starker Inversion befindet. Die Ausgangsgrundlinie liegt daher bei nur ca. 450mV , der Verstärker ist somit prädestiniert, um negative Eingangs- bzw. positive Ausgangssignale zu verarbeiten. 7 Eine in der Literatur häufig zu findende Faustregel besagt, dass Kurzkanaleffekte ab einer Kanallänge, die viermal so groß ist wie die minimale, nicht mehr relevant sind. 2.3. Implementierte Schaltungen 37 Das Ausgangspotential wird durch einen Sourcefolger an den Buffer übermittelt. In dem Schaltungszweig, der durch den Sourcefolger gebildet wird, befinden sich der Eingangstransistor und eine nKanal-Stromsenke. Um diese in starker Inversion und in Sättigung zu halten, steht nur das geringe Ausgangspotential des CSA zur Verfügung. Dies macht es notwendig, als Eingangstransistor des Sourcefolgers einen Transistor zu wählen, dessen Schwellenspannung verschwindet (UT h = 0). Der entworfene Schaltplan findet sich in Abbildung 2.14. Abbildung 2.14: Schaltplan des entworfenen CSA. In den meisten Pixeln liegen die nMOS-Transistoren in einer tiefen n-Wanne. Das Verhältnis von Breite zu Länge der µm aktiven Gatefläche W ist für jeden Transistor angegeben [ xy µm ]. Die Schaltungen zur L DC-Rückkopplung und zum Einstellen der Gatepotentiale werden später erläutert. 38 2. Entwurf des Testchips Einstellen der Gatepotentiale Die in Abbildung 2.15 dargestellte Schaltung mit einem Transistor, bei dem Gate und Drain kurzgeschlossen sind, verdeutlicht die Funktionsweise eines Stromspiegels als Stromquelle. Der durch den Transistor m1 fließende Strom stellt an diesem das Gatepotential so ein, dass genau der vorgegebene Strom fließen kann. Ein Transistor m2, mit gleichem Sourcepotential und ähnlicher Drain-Source-Spannung sowie gleich breiter/langer aktiven Fläche, wird eben diesen Strom fließen lassen, wenn sein Gatepotential von einer solchen Anordnung geregelt wird. Da der Strom in einem Transistor proportional zum Verhältnis von Länge und Breite ist, kann durch Variation dieser Parameter der Strom im Transistor m2 auf ein Vielfaches des Stromes in m1 eingestellt werden. Die Stromabhängigkeit von der Drain-Source-Spannung kann durch Kaskodierung des Stromspiegels verringert werden. Wenn die Spannung am Gate eines Transistors durch einen Stromspiegel definiert wird, kann der fließende Strom recht genau eingestellt werden, anders als wenn die Gatespannung direkt geregelt würde. Abbildung 2.15: Einfacher Stromspiegel aus nMOS-Transistoren Auf dem Chip bildet eine Kombination aus Stromspiegeln die Stromverhältnisse in den Verstärkern nach und stellt so die Gatepotentiale VISource , Vcascode , VILoad , VISF dynamisch ein.8 Die in den Stromspiegeln fließenden Ströme werden außerhalb des Chips erzeugt (Kap. 3.1). Die DC-Rückkopplung Die in Kapitel 2.1.1 vorgestellte kontinuierliche DC-Rückkopplung mit konstantem Rückkoppelstrom wurde auf dem Chip in drei unterschiedlichen Formen erprobt.9 Da der entworfene CSA aufgrund der Lage der Ausgangsgrundlinie für die Verstärkung von negativen Eingangspulsen gut geeignet ist, wurden zwei auf pMOS Transistoren basierende Strukturen zur Rückkopplung entworfen; beide unterscheiden sich lediglich in der Schwellenspannung der eingesetzten Transistoren. In einer Struktur werden Transistoren mit normaler Schwellenspannung verwandt, in der anderen solche mit geringer Schwellenspannung. Die Schaltungen wurden für einen Rückkoppelstrom von ca. 10nA entworfen. Die Gatespannung am Rückkoppeltransistor wird, wie rechts in Abbildung 2.4 dargestellt, 8 9 Die vollständigen Schaltpläne finden sich im Anhang Die vollständigen Schaltpläne finden sich im Anhang 2.3. Implementierte Schaltungen 39 durch einen Stromspiegel definiert. Da solch kleine Ströme außerhalb des Chips nur schwer genau zu erzeugen sind, wird der Stromspiegel nicht direkt extern angesteuert. Es ist eine Kaskade aus vier aufeinander folgenden Stromspiegeln vorgesehen. In dieser wird der Strom um einen Faktor 100 untersetzt. Die externe Ansteuerung kann so letztlich mit einem Steuerstrom von ca. 1µA erfolgen. Der Rückkoppelstrom ist im Vergleich zum Strom im Ausgang des CSA nur sehr klein, daher stellt der zusätzliche Strompfad kein Problem dar. Die dritte implementierte Schaltung zur DC-Rückkopplung soll die Verarbeitung von positiven Eingangspulsen ermöglichen. Daher ist sie aus nMOS-Transistoren aufgebaut. Die Ansteuerung der Stromspiegel geschieht, wie bei den beiden anderen Schaltungen, zur DC-Rückkopplung. Um den dynamischen Bereich des CSA nach unten zu vergrößern, ist es notwendig, das Sourcepotential des Eingangstransistors und damit das Potential der Grundlinie anzuheben. Dies geschieht durch eine externe Spannungsquelle (Kap. 3.1). Alle entworfenen Schaltungen zur DC-Rückkopplung erzeugen einen relativ großen Beitrag zum Rauschen des Gesamtsystems. Ursache hiefür ist die direkte Anbindung der Transistoren an den empfindlichen Eingang des CSA. Die vorgestellten Schaltungen lassen sich zu sechs leicht unterschiedlichen ladungsempfindlichen Verstärkern kombinieren, die alle auf der gleichen Schaltung mit einer gefalteten Kaskode basieren. Um die Verstärker je nach Schaltungskombination einfach unterscheiden zu können werden hier Abkürzungen definiert. Verstärker, bei denen die nMOS-Transistoren in tiefen n-Wannen liegen, erhalten den Zusatz DNW. Nach Art der DC-Rückkopplung wird diversifiziert durch die Zusätze P, N, und LV, je nachdem ob eine Rückkopplung aus normalen p- oder nMOS-Transistoren genutzt wird. Das Kürzel LV bezeichnet eine Rückkopplung mit pMOS-Transistoren, welche eine verringerte Schwellenspannung haben. 40 2. Entwurf des Testchips 2.3.3 Störungserzeugende Elemente Es wurden 31 Pixel mit einem Zähler als Störquelle implementiert, in fünf Pixeln ist es möglich, direkt Störungen im Substrat zu erzeugen. Das Auslesen eines Zählers würde für jedes Zählerbit eine Signalleitung erfordern. Da für den entworfenen Testchip der exakte Zählerstand nicht relevant ist, wurde darauf verzichtet, alle Bits eines Zählers auszulesen. Über den Ausgangsbus ist es nur möglich, das letzte Bit eines Zählers zu betrachten. Aus der Schaltfrequenz des letzten Bits kann auf die korrekte Funktion des Zählers geschlossen werden. Weder der Buffer noch der Level-Shifter in den digitalen I/O-Zellen (CLK und CNTOut ) sind in Abb. 2.16 dargestellt. Das Pad für direktes Einpulsen einer Störung in das Substrat (DirektX ) ist kein digitales Pad, somit sind außer den ESDSchutzdioden keine weiteren Schaltungen vorhanden. Abbildung 2.16: Blockschaltbild der als Störquellen eingesetzten Schaltungen 2.3.3.1 Aufbau der Zähler Bei den Zählern handelt es sich um asynchrone 16-Bit-Zähler, ihr Aufbau ist in Abb. 2.17 skizziert. Die maximale Zählfrequenz eines asynchronen Zählers wird limitiert durch die Zeit, die das Eingangs-Flip-Flop zum Zustandswechsel benötigt. Ein konsistenter Zählerstand wird jedoch erst erreicht, nachdem alle Flip-Flops auf ein Umschalten der vorangegangenen reagiert haben (ripple-delay). Diese Verzögerung ist die Summe der Schaltzeiten aller Flip-Flops. Die großen Ströme, die bei Änderungen des logischen Zustands fließen, können verantwortlich für Störungen auf den Masse und Versorgungsspannung führenden Leitungen sein. Zusätzlich ist eventuell die Geschwindigkeit, mit der sich die Potentiale an den Source- und Drainelektroden der eingesetzten Transistoren ändern, relevant für die Intensität einer ausgelösten Störung. Beides soll durch Logikzellen, in denen der maximale Stromfluss begrenzt ist, untersucht werden. 2.3. Implementierte Schaltungen 41 Abbildung 2.17: Blockschaltbild eines asynchronen Zählers Für den Testchip wurden neben CMOS-Logikzellen zusätzlich Pass-Gate-Logikzellen entworfen (s.u.). Da die Logikzellen selbst entworfen und im Layout umgesetzt wurden, konnte das digitale Masse- und Substratnetz getrennt werden10 . In Zellen der Standardbibliotheken ist dies nicht vorgesehen. Um die Auswirkungen der Trennung untersuchen zu können, wurden neben Zählern aus selbst entworfenen Flip-Flops einige aus der Standardzellenbibliothek verwandt. Aufbau der CMOS Flip-Flops CMOS Flip-Flops basieren auf einer Verschaltung von logischen Dis- oder Konjunktionen, die wiederum durch einfache Transistorschaltungen realisiert werden können (Abb. 2.18). Das Layout eines entworfenen CMOS Flip-Flops ist in Abbildung 1.9 dargestellt. Die Transistoren in den CMOS Flip-Flops wurden so dimensioniert, dass sie in einer Simulation mit einer kapazitiven Last von 100f F am Ausgang zum Umschalten ihres Zustandes ca. 2.4ns benötigen. Abbildung 2.18: Ein CMOS Flip-Flop (links) wird aus einem Inverter (Mitte) und diversen logischen Konjunktionen (rechts) aufgebaut. Der Aufbau einer Konjunktion mit drei Eingängen erfolgt äquivalent zur Abbildung. 10 Die Substratanschlüsse der Transistoren sind in den Schaltbildern zu den entworfenen digitalen Zellen zur Steigerung der Übersichtlichkeit nicht dargestellt. 42 2. Entwurf des Testchips Aufbau der Pass-Gate Flip-Flops 11 Flip-Flops, die Transmission-Gates einsetzen, benötigen weniger Transistoren und damit weniger Platz und Strom, als solche die auf Dis- oder Konjunktionen aufbauen. Außerdem sind weniger Transistoren an das Masse- und Versorgungsnetz angeschlossen. Daher erzeugen sie auf diesen möglicherweise weniger Störungen. Auf dem Testchip soll dies überprüft werden. Der in Abbildung 2.19 dargestellte Schaltplan macht allerdings deutlich, dass die Umsetzung eines solchen Flip-Flops im Layout mehr Aufwand erfordert, da mehr leitende Verbindungen erzeugt werden müssen. Das inverse Taktsignal (CLK) wird in jedem Flip-Flop lokal erzeugt. In einer Simulation benötigen die entworfenen PGL Flip-Flops mit 100f F kapazitiver Last am Ausgang zum Umschalten ihres Zustandes nur ca. 0.6ns. Abbildung 2.19: Blockschaltbild eines auf Transmission-Gates basierenden Flip-Flops (Pass-Gate FF). Der getaktete Inverter am Dateneingang ist im Prinzip ein Inverter mit Transmission-Gate Strombegrenzte Logikzellen Um den Strom effektiv begrenzen zu können, ist in jeder Logikzelle mit einer Verbindung zum Masse- und Versorgungsnetz ein pMOS-Transistor (Stromquelle) und ein nMOS-Transistor (Stromsenke) platziert (Abb. 2.20). Die Spannung zwischen Gate und Source dieser Transistoren gibt den maximalen Stromfluss vor, sie wird bestimmt durch einen extern angesteuerten Stromspiegel. Logikzellen, in denen der Stromfluss begrenzt ist, werden im folgenden durch den Zusatz CS (für current-starving) kenntlich gemacht. 2.3.3.2 Direkte Ladungsinjektion in das Substrat Die direkte Ladungsinjektion in das Chipsubstrat erfolgt über eine Kapazität, wie sie auch zum Einpulsen der Ladung in die CSA eingesetzt wird. Da hier allerdings die Kapazität nicht nur durch das Pad und die darunter liegenden Metallfläche, sondern zusätzlich durch die parasitäre Kapazität vom Pad zum Substrat bestimmt ist, beträgt sie effektiv nahezu 90f F . Der Aufbau ist schematisch in Abbildung 2.21 dargestellt. 11 Im Weiteren allgemein Pass-Gate-Logik (PGL) genannt. 2.3. Implementierte Schaltungen 43 Abbildung 2.20: Eine Strombegrenzung durch geeignete Stromquellen/-senken an vddd und gndd ist sowohl in den Invertern (links) als auch den logischen Konjunktionen (rechts) notwendig. Abbildung 2.21: Die Ladungsinjektion zum direkten Erzeugen von Störungen durch Übersprechen (engl. x-talk ) erfolgt über eine Kapazität, die durch einen p-Kontakt mit dem Substrat verbunden ist. 44 2.4 2. Entwurf des Testchips Layout des Testchips Zur Abschirmung werden in den Pixeln des Testchips verschiedene Kombinationen der in Kapitel 1.3 vorgestellten Guard-Ringe genutzt. Tabelle 2.1 zeigt eine Aufstellung der in den 36 Pixeln einsetzten Schaltungen und wie diese mit einander kombiniert wurden. Die Bezeichnung der Verstärker folgt den in Kapitel 2.3.2.1 eingeführten Abkürzungen. Die eingesetzten Guard-Ring-Strukturen werden vom Analogteil zum Digitalteil des Pixels hin aufgezählt, DNW bezeichnet einen Guard-Ring aus einer tiefen n-Wanne. Die Abmessungen eines Pixels sind ca. 200µm × 80µm, Abbildung 2.22 zeigt das Layout einer Pixelzelle am Beispiel von Pixel 36 . Anhand dieses Beispiels ist das Schema, nach dem die Schaltungen in einem Pixel angeordnet sind zu erkennen. Oberhalb des Pixels läuft der analoge Bus, der die Schieberegister miteinander verbindet und die einzelnen Pixel mit den notwendigen Biasspannungen versorgt. Masse und Versorgungsspannung werden auf den Metalllagen fünf und sechs geführt, die hier nicht dargestellt sind. Abbildung 2.22: Layout eines Testchip-Pixels Die freien Flächen in dem abgebildeten Pixel sind zum einen durch die vom Herstellungsverfahren vorgegebenen Mindestabstände zwischen bestimmten Elementen begründet. Zum anderen konnte durch eine großzügige Dimensionierung sicher gestellt werden, dass alle Pixel gleich groß sind und in ein regelmäßiges Raster passen. 2.4. Layout des Testchips Vergleich der Zähler Vergleich der Verstärker Vergleich der Guard-Ringe DirectX 45 Pixel CSA Typ 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW N-DNW N-DNW N-DNW N-DNW N-DNW LV LV-DNW P P-DNW N N-DNW LV LV-DNW P P-DNW N N-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW LV-DNW Guardring Zähler Typ (analog→digital) pDNWp CMOS pDNWp CS-CMOS pDNWp PGL pDNWp CS-PGL pDNWp Standardzelle pDNWp Standardzelle pDNWp CS-PGL pDNWp PGL pDNWp CS-CMOS pDNWp CMOS pDNWp CMOS pDNWp CMOS pDNWp CMOS pDNWp CMOS pDNWp CMOS pDNWp CMOS pDNWp PGL pDNWp PGL pDNWp PGL pDNWp PGL pDNWp PGL pDNWp PGL pDNWp PGL pnp PGL np PGL p PGL ohne PGL DNW PGL pDNWp PGL DNWp PGL pDNWp DirectX pnp DirectX np DirectX p DirectX ohne DirectX pnp PGL Tabelle 2.1: Liste der in den einzelnen Pixeln implementierten Schaltungen 46 2. Entwurf des Testchips Eine Photographie des Testchips (Abb. 2.23) zeigt die Position der Pixel und des Ausgangsverstärkers. Das erste Pixel liegt in der linken unteren Ecke, nach rechts folgen die Pixel zwei, drei, vier und fünf. Über dem ersten Pixel liegen die Pixel zehn, elf, 20, 21, 30, 31, 34 und 35. Als Folge der dezentral organisierten Steuerregister läuft die Reihenfolge der Pixel also mäanderartig über den Chip. Abbildung 2.23: Photographie des Testchips - Die 36 Pixel und der Ausgangsverstärker (oben rechts) sind deutlich zu erkennen. Die sechs Pixel in der oberen linken Ecke des Chips unterscheiden sich von den übrigen 30. Pixel 36 ist das einzige Pixel auf dem Testchip, in dem die analogen und digitalen Versorgungsnetzte nicht getrennt sind. In den Pixeln 31 bis 35 sind, wie zu erkennen ist, keine Zähler, sondern Injektionskapazitäten zur Erzeugung von Störungen implementiert. 3. Testsystem In diesem Kapitel werden die wichtigsten Aspekte des den Mikrochip umgebenden computergesteuerten Systems zur Erzeugung von analogen und digitalen Signalen erläutert. Das Messverfahren wird beschrieben. 3.1 Analoge Spannungs- und Stromquellen Zum Betrieb benötigt der entworfene Mikrochip 8 Steuerströme und 2 Steuerspannungen (biasing). Über die Ströme werden die Arbeitspunkte der Transistoren in den CSA, sowie der maximale Stromfluss in den strombegrenzten Logikzellen eingestellt. Eine der Steuerspannungen stellt das Sourcepotential des Eingangstransistors in den ladungsempfindlichen Vorverstärkern mit nMOS-Transistoren im Rückkopplungspfad ein. Die zweite regelt das Potential eines Deep-nWell Guard-Rings. Es ist so möglich, die Tiefe der Depletionszone um diesen herum zu regulieren. Die Steuerströme und Spannungen werden durch geeignete Schaltungen mit Operationsverstärkern (OPA) generiert (Abb.3.1). Abbildung 3.1: Stromquelle aus einem OPA und einem bipolaren pnp-Transistor. Eine Stromsenke wird äquivalent mit Hilfe eines npn-Bipolartransistors aufgebaut. Ein OPA Spannungsfolger dient als Spannungsquelle. 48 3. Testsystem Die Steuerströme sind direkt proportional zur Eingangsspannung am OPA, und unabhängig von der Last: U0 − Uin Iout = RSense Die Steuerspannungen werden von Operationsverstärkern mit einem Verstärkungsfaktor von eins erzeugt, um die von Digital-Analog-Konvertern erzeugten Spannungen Uin nicht direkt zu belasten. Angesteuert werden alle Operationsverstärker von 8-Bit Digital-Analog-Konvertern, die über ein I2 C-Interface eingestellt werden. Ein mit dem gleichen Interface ausgestatteter 12-Bit Analog-Digital-Konverter erlaubt ein einfaches Messen der im Betrieb fließenden Ströme per Software. 3.2 Digitale Ansteuerung Sowohl der Testchip als auch die entworfenen Biasschaltungen benötigen digitale Steuersignale. Diese werden auf einer im SILAB entwickelten USB-Platine erzeugt [8]. Diese Platine ermöglicht es, den I2 C-Bus über einen Mikrocontroller anzusteuern, und CMOS-Steuersignale für den Testchip von einem FPGA1 erzeugen zu lassen. Der FPGA wurde so programmiert, dass er das Steuerregister des Testchips schreiben und lesen kann. Es ist außerdem möglich, mit dem FPGA ein Taktsignal von bis zu 12MHz zum Ansteuern der Zähler zu erzeugen, sowie deren Funktion zu überprüfen. Abbildung 3.2: Aufbau des Testsystems, bestehend aus der USB-Adapterkarte (unten) und der entworfenen Testplatine mit dem Testchip und den Biasingstrukturen. 1 Field Programmable Gate Array, eine frei programmierbare Logikeinheit 3.3. Messverfahren 3.3 49 Messverfahren In den bekannten Veröffentlichungen zum Übersprechverhalten werden Störungen im Substrat in der Regel durch direkte und massive Injektion von Ladungsträgern in das Substrat erzeugt. Das kapazitive Übersprechen zwischen Leiterbahnen scheint gut verstanden zu sein, es wird durch die in Kapitel 1.2 beschriebenen Techniken vermieden und nicht weiter berücksichtigt. Die üblicherweise angegebenen Ergebnisse beruhen auf Störamplituden im Bereich einiger 100mV . Da auf dem entworfenen Testchip Störungen im Substrat nur durch vergleichsweise kleine Injektionskapazitäten bzw. Zähler erzeugt werden, sind die zu erwartenden Störamplituden um einige Größenordnungen kleiner (einige mV ). Im Verlauf der Messungen hat sich heraus gestellt, dass Störamplituden im Bereich einiger 100µV erreicht werden. Einerseits ist dies erfreulich, da gezeigt werden konnte, dass es möglich ist, einfache digitale und analoge Schaltungen auf einem Chip zu platzieren, ohne durch nennenswerte Einflüsse durch Übersprechen in der Signalqualität eingeschränkt zu sein. Zum anderen erschwert dies aber die Analyse und den Vergleich der implementierten Schaltungen und Abschirmtechniken. Die Auswahl eines geeigneten Messverfahrens gestaltete sich dementsprechend schwierig. Abbildung 3.3: Histogrammisierung der Maxima einer Kurvenschar. Zur Messung prinzipiell eignen würden sich Mehr-Kanal-Analysatoren2 , mit denen die Pulshöhe des Signals zu einem bestimmten Zeitpunkt, oder die maximale Pulshöhe ermittelt und histogrammisiert wird (Abb. 3.3). Die Breite der entstehenden Verteilung3 ist das Maß für die Rausch- bzw. Störamplitude. Alternativ kann ein Pulshöhenspektrum auf der Grundlinie (Baseline) eines Verstärkers ermittelt werden (Abb 3.4). Abbildung 3.4: Histogrammisierung eines Wellenzuges - Die Wahl der Messpunkte muss willkürlich sein. 2 Multi-Channel-Analizer Es ist eine Gaußverteilung zu erwarten, da Störungen und Rauschen nicht mit dem Signal korreliert sind 3 50 3. Testsystem Beide Verfahren sind nicht äquivalent zueinander, da zu erwarten ist, dass die Transistoren der einzelnen CSA je nach aktuellem Arbeitspunkt unterschiedlich auf Störsignale reagieren und selbst Rauschen erzeugen. Insbesondere ist die Bandbreite eines CSA auf der Grundlinie größer, als die eines Verstärkers, der im Moment der Störung ein Signal mit großer Amplitude verarbeitet, da die Arbeispunkte verschoben werden. Sowohl das zu erwartende elektronische Rauschen, als auch die Störempfindlichkeit sind somit auf der Grundlinie größer. Die zur Verfügung stehenden MCA tragen ein Eigenrauschen von nahezu einem mV zum Messwert bei. Des Weiteren ist es mit ihnen nicht möglich, die Pulshöhe eines Signals zu einem festen Zeitpunkt zu ermitteln, da sie konzipiert wurden, um Pulsmaxima zu messen. Die geringe Bandbreite der MCA hat zur Folge, dass die automatische Pulshöhenerkennung für kurze Eingangspulse nicht funktioniert, außerdem werden hochfrequente Störungen von MCAs nicht erfasst. Aus diesen Gründen konnten keine Messungen mit einem Mehr-Kanal-Analysator durchgeführt werden. Um die Anforderungen an die Bandbreite zu erfüllen, und die Pulshöhe eines Signals zu einem festen Zeitpunkt zu bestimmen zu können, wurden Messungen zur Rauschund Störamplitude mit einem digitalen Speicheroszilloskop durchgeführt. Nachteilig ist hierbei die geringe Aufzeichnugsrate bzw. die kleine Auslesegeschwindigkeit des Oszilloskops, so dass Messungen über viele Ereignisse mehrere Stunden dauern können. 4. Analyse der implementierten Schaltungen Das Verhältnis von Signal- zu Störamplitude wird zum einen durch Übersprechen und zum anderen durch elektronisches Rauschen in den Schaltungen bestimmt. Um eine Aussage über die Relevanz und Intensität von durch Übersprechen erzeugten Effekten treffen zu können, ist es daher notwendig, die einzelnen Schaltungen ohne Übersprechen zu untersuchen. In diesem Kapitel soll daher die Funktion der implementierten Schaltungen grob beschrieben werden. 4.1 Evaluation der Verstärker Zum Betrieb der ladungsempfindlichen Verstärker sind diverse Steuerströme und -Spannungen notwendig, die bereits während der Planungsphase in Simulationen festgelegt wurden. Einige der Ströme sind durch Zielvorgaben festgelegt (Strom pro Pixel ≈ 30µA), andere ergeben sich aus den Zusammenhängen in den Schaltungen, wie der Notwendigkeit, alle Transistoren in Sättigung zu halten, oder aus dem Wunsch, eine große Verstärkung zu erzielen. Der Chip wird mit den in Simulationen geplanten Steuerströmen, die auf der Testplatine erzeugt werden, betrieben. Diese sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst und in Abbildung 4.1 eingetragen. Zweck Strom im Sourcefolger Strom in der Quelle der gefalteten Kaskode Strom in der Senke der gefalteten Kaskode Steuerung der Rückkoppelströme Steuerung des Stroms im Ausgangsverstärker Bezeichnung ISF IS IL IF N und IF P IBuf Steuerstrom 30µA 30µA 10µA 100nA 40µA 52 4. Analyse der implementierten Schaltungen Abbildung 4.1: Extern eingestellte Ströme, das Potential VCascode stellt sich dynamisch ein. Das Sourcepotential (VSource ) des Eingangstransistors liegt für P- und LV- zurückgekoppelte Verstärker auf dem Massepotential, bei Verstärkern mit nMOSRückkoppeltransistoren wird es extern auf 780mV eingestellt. Die Rückkoppelströme werden auf dem Chip um einen Faktor 100 untersetzt. Die Genauigkeit, mit der diese Untersetzung erfolgt, wird limitiert durch die Genauigkeit, mit der bei der Produktion des Chips die geplanten Verhältnisse von Breite zu Länge in den Transistoren eingehalten werden. Da es durch die Kaskadierungen von vier Stromspiegeln zu Ungenauigkeiten kommt, kann der tatsächlich erreichte Untersetzungsfaktor stark vom geplanten abweichen. Auf dem Testchip wird dies beobachtet. Der tatsächlich fließende Rückkoppelstrom ist deutlich größer als durch die Simulation vorhergesagt. Beträgt der in der Simulation fließende Rückkoppelstrom das Zehnfache des in den Messungen eingestellten Stroms kann eine Übereinstimmung zwischen Messung und Simulation erreicht werden. Es wird daher davon ausgegangen, dass die auf dem Chip 1 erreichte Stromuntersetzung nur ca. 10 beträgt. Der Steuerstrom für den Ausgangsverstärker wird in einem Stromspiegel auf ≈ 16mA vergrößert. 4.1.1 Untersuchung der Ausgangssignale Alle Messergebnisse wurden an zwei oder drei Chips überprüft um auszuschließen, dass es sich bei den beobachteten Effekten um durch Fertigungsschwankungen erzeugte Anomalien eines einzelnen Chips handelt. Vorgestellt werden hier nur die Messergebnisse zu einem einzelnen Chip. Die Analyse der einzelnen Kanäle wird getrennt nach Art der DC-Rückkopplung durchgeführt (p- oder nMOS-Transistoren), da sich die Signale grundlegend unterscheiden. Das Verhalten von Verstärkern mit LV- oder P-Rückkopplung unterscheidet sich qualitativ nicht, daher werden hier nur erstere beschrieben. 4.1. Evaluation der Verstärker 53 Verstärker für negative Eingangssignale Die Amplitude des Ausgangssignals wird bestimmt durch die erreichte Verstärkung und die Menge der eingepulsten Ladung. Um die Funktion der Verstärker zu überprüfen wurden Eingangspulse verschiedener Größe erzeugt und die resultierende Ausgangsamplitude gemessen. Mit der Annahme, dass die in der Simulation bestimmte Kapazität CP ulse = 45f F dem tatsächlich auf dem Chip erreichten Wert entspricht, in kann der Eingangspuls statt durch eine Spannung gemäß Qin = C∆U durch eine P ulse Ladungsmenge beschrieben werden. 1000 Pixel 2 Chip 3 U U U U U U 900 U Buffer[mV] 800 700 in in in in in in = 200mV = 300mV = 400mV = 500mV = 600mV = 700mV 600 500 400 300 0 1 2 3 4 Zeit [µs] Abbildung 4.2: Ausgangssignal für unterschiedlich große Eingangssignale Uin . Die durch verschiedene Eingangspulse erzeugten Ausgangssignale des Verstärkers in Pixel 2 auf Chip 3 sind in Abbildung 4.2 dargestellt. Wie angestrebt, ist der Rückkoppelstrom im zentralen Bereich des Ausgangssignals konstant, was an der erreichten Dreiecksform zu erkennen ist. Wenn die Spannungsdifferenz zwischen Ein- und Ausgang klein ist, befindet sich der Rückkoppeltransistor im linearen Bereich und verhält sich wie ein ohmscher Widerstand. Hierdurch erklärt sich das exponentielle Abfallen des Ausgangssignals für kleine Amplituden. Der Rückkoppeltransistor hat einen endlichen Ausgangswiderstand, daher nimmt der fließende Rückkoppelstrom bei großen Spannungsdifferenzen zwischen Ein- und Ausgang des Verstärkers zu. Erkennbar ist dies an der größer werdenden Steilheit des Ausgangssignals bei großen Amplituden. Die Anstiegszeit des Signals ist deutlich größer als die durchgeführten Simulationen erwarten ließen (TRise ≈ 55ns, TRise,Sim ≈ 17ns). Erklären lässt sich dies durch die große parasitäre Kapazität, die durch den Ausgangsbus erzeugt wird und die in der Simulation nicht berücksichtigt wurde. 54 4. Analyse der implementierten Schaltungen Die Abhängigkeit der Signalform vom eingestellten Rückkoppelstrom ist in Abbildung 4.3 dargestellt. Als Parameter angegeben sind die eingestellten Ströme. Die tatsächlich fließenden Rückkoppelströme sind wie erwähnt durch Stromspiegel untersetzt. Die Zunahme des ballistischen Defizits mit dem wachsenden Rückkoppelstrom ist klar zu erkennen. Pixel 2 Chip 3 IFP = 0,1µA IFP = 0,3µA IFP = 0,6µA IFP = 1µA IFP = 2µA IFP = 4µA 0,8 U Buffer [mV] 0,7 0,6 0,5 0,4 0 1 2 3 4 Zeit [µs] Abbildung 4.3: Ausgangssignal bei unterschiedlich großen Rückkoppelströmen IF P . Das Eingangssignal hat einen Hub von 500mV Wie in Kapitel 2.1.1 beschrieben wurde, ist die Abfallzeit1 , oder auch die Zeit, die das Ausgangssignal über einem Schwellenwert liegt (ToT - Time over Threshold ), ein Maß für die Signalamplitude. In Abbildung 4.4 sind die Zusammenhänge zwischen der Amplitude und der Eingangsladung sowie der Abfallzeit und der Eingangsladung dargestellt. 1 Die Zeit, in der das Signal von 90% auf 10% der maximalen Amplitude abfällt 4.1. Evaluation der Verstärker 55 Pixel 2 Chip 3 Simulation 6 Abfallzeit [µs] 5 4 3 2 1 0 0 10 20 30 40 50 Q in [fC] 1000 U Buffer [mV] 800 600 400 200 U Buffer = 24,17mv/fC * Q in + 0,37mV 0 0 10 20 30 40 50 Q in [fC] Abbildung 4.4: Abfallzeit und Ausgangsamplitude in Abhängigkeit der eingepulsten Ladung. Am Verlauf der Kurven in Abbildung 4.4 ist zu erkennen, dass die Verstärkung der Pixel für verschiedene Eingangspulse nicht konstant ist. Für große Eingangssignale nimmt die Verstärkung ab, da die Verstärker dann ihren optimalen Arbeitsbereich verlassen. Für Eingangsladungen bis 25f C beschreibt die lineare Regression die Ausgangsamplitude gut (R=0,998). Die Verstärkung in diesem Bereich beträgt A = 24, 2 ± 0, 4 mV . fC Da die Verstärkung der entworfenen gefalteten Kaskode endlich ist und auch wegen des ballistischen Defizits kann die theoretische Verstärkung von A = C1f = 33 mV nicht fC erreicht werden. Die Ausgangsamplitude folgt in allen Pixeln dem in Simulationen vorhergesagten Verlauf. 56 4. Analyse der implementierten Schaltungen Verstärker für positive Eingangssignale Das Verhalten eines N-Rückgekoppelten Verstärkers sollte qualitativ bis auf das Vorzeichen der Amplitude dem Verhalten eines P- oder LV- zurückgekoppelten entsprechen. Die in Abbildung 4.5 dargestellten Ausgangssignale des Verstärkers in Pixel 10 zeigen jedoch, dass dies nicht der Fall ist. Der Rückkoppelstrom ist innerhalb eines Signals konstant, bis der Rückkoppeltransistor den Sättigungsbereich verlässt. Er ist aber stark abhängig von der maximal erreichten Signalamplitude. Wie ein Vergleich der Kurven für Uin = 200mV und Uin = 700mV zeigt, ist der Rückkoppelstrom insbesondere nicht abhängig von der momentanen Ausgangsamplitude. Möglich ist dies, wenn die dynamische Steuerung des Stromspiegels das Gate-Potential am Rückkoppeltransistor nicht schnell genug nachregelt. Die Abfallzeit der Signale ist mit ca. 600ns deutlich kleiner als erwartet (einige µs, abhängig vom Eingangssignal). Sie ist insbesondere nicht abhängig von der Signalamplitude. Zurückzuführen ist dies auf das Verhalten der DC-Rückkopplung, die bei großen Amplituden einen großen Strom fließen lässt. Obwohl sich die DC-Rückkopplung nicht im vorgesehenen Arbeitsbereich befindet ist ein Betrieb der N-rückgekoppelten Verstärker möglich. Wie die graphische Darstellung zeigt, steigt die Ausgangsamplitude linear mit der eingepulsten Ladung (Abb.4.6). Da wie beschrieben der Rückkoppelstrom größer ist als vorgesehen, kann aufgrund des ballistischen Defizits nur eine Verstärkung von A = 16, 71 ± 0, 04 mV erreicht fC mV werden. (theoretisch maximal möglich: A = 33 f C ) 4.1. Evaluation der Verstärker 1100 57 Pixel 10 Chip 3 U Buffer [mV] 1000 900 U U U U U U 800 700 in in in in in in = 200mV = 300mV = 400mV = 500mV = 600mV = 700mV 600 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 Zeit [µs] Abbildung 4.5: Ausgangssignal für unterschiedlich große Eingangssignale Uin Pixel 10 Chip 3 Simulation U Buffer [mV] 600 400 200 U Buffer=16,71mV/fC * Q in + 2,61mV 0 0 10 20 Q in [fC] Abbildung 4.6: Ausgangsamplitude in Abhängigkeit der eingepulsten Ladung. 58 4.1.2 4. Analyse der implementierten Schaltungen Rauschen in den ladungsempfindlichen Verstärkern Es wurden für die verschiedenen Verstärker die in Tabelle 4.2 angegeben Rauschwerte simuliert. Hierbei wurde die gesamte Signalkette, bestehend aus dem Verstärker, dem Sourcefolger und dem Ausgangsbuffer betrachtet. Die verwendeten Rauschmodelle unterscheiden nicht, ob Transistoren in einer tiefen n-Wanne oder direkt im Substrat liegen, so dass nur drei verschiedene Werte angegeben werden. Wie in Kapitel 2.3.2.1 angeführt, hat die Rückkopplung einen entscheidenden Einfluss auf das Rauschverhalten der Schaltungen. In den Rückkoppeltransistoren erzeugtes Rauschen wird mitverstärkt, da sie direkt an den empfindlichen Eingangsknoten der Verstärker angeschlossen sind. Die auftretenden Unterschiede sind darin begründet, dass die Rückkoppeltransistoren sich je nach Typ an verschiedenen Arbeitspunkten befinden. DC-Rückkopplung P LV N ENC [e− ] 50 91 54 Tabelle 4.2: Simulierte Rauschbeiträge der verschiedenen Verstärker. Das Rauschen der Verstärker ohne Eingangssignal wurde auf der Grundlinie mit einem Speicheroszilloskop gemessen. Für jede Messung wurden 50 Grundlinien-Wellenzüge mit jeweils 10.000 Messpunkten digitalisiert und die Wurzel des quadratischen Mittelwertes errechnet (effektive Spannung, RMS). Da die Messpunkte des Oszilloskops äquidistant sind, ist die Forderung nach willkürlichen Messpositionen gut erfüllt. Für die Messung wurde das Signal kapazitiv in das Oszilloskop eingekoppelt, da das Gerät nur so die maximale Mess- und Digitalisierungsgenauigkeit von 9-Bit auf 10mV erreicht. Aus der ermittelten RMS-Rauschspannung wird mit der Verstärkung, die bei einer Eingangsladung von Qin = 20f C erreicht wird, die ENC berechnet. Sie ist in Tabelle 4.3 als Mittelwert der Kanäle angegeben. In den Pixeln mit einer N-Rückkopplung ist die ENC deutlich größer als in den übrigen Pixeln. Sie ist insbesondere dreimal größer als durch die Simulation prognostiziert. Ursache ist hier der Arbeitspunkt der Rückkopplung und die hieraus resultierende geringe Verstärkung in den Pixeln. Der ENC in den Pixeln mit P- oder LV- Rückkopplung ist ebenfalls größer als in der Simulation berechnet. DC-Rückkopplung P LV N ENC [e− ] 101, 5 ± 0, 4 100, 3 ± 0, 8 140, 7 ± 1, 6 ENC [e− ] IS = 14µA 102, 7±0,5 99, 8 ± 0, 6 143, 6 ± 2, 6 ENC [e− ] IF P/IF N = 1µA 108, 9 ± 0, 5 116, 4 ± 1, 1 182, 3 ± 2, 7 Tabelle 4.3: Gemessene Rauschbeiträge der verschiedenen Verstärker. 4.1. Evaluation der Verstärker 59 Für alle Verstärker ist das Rauschen größer als in der Simulation. Dies lässt sich zum Teil durch den störenden Einfluss eines nahe gelegenen Radiosenders erklären. Die von diesem ausgestrahlten Frequenzen sind im Ausgangsfrequenzspektrum der Verstärker die deutlichsten Signale (Abb. 4.7). Auch durch die Abschirmung des Testsystems in einem Metallgehäuse ließ sich dieser Einfluss nicht gänzlich eliminieren. Abbildung 4.7: Dieser Ausschnitt aus dem Ausgangsfrequenzspektrum eines Pixels zeigt den störenden Einfluss von eingekoppelten Radiosignalen. Der dargestellte Bereich reicht von 87M Hz bis 109M Hz, beide Achsen sind linear skaliert, in yRichtung entspricht 1 Skalenteil 37, 5µV . Ebenfalls untersucht wurde der Einfluss der Biasparameter auf das Rauschen in den Verstärkern, hierbei wurde darauf geachtet, dass die Schaltungen immer noch in einem sinnvollen Arbeitsbereich betrieben werden. Eine Halbierung des Stroms (IS ) in den Pixeln hat keinen Einfluss auf das erzeugte Rauschen. Eigentlich ist zu erwarten, dass mit sinkendem Strom die Transkonduktanz des Eingangstransistors kleiner wird, was nach Gleichung 2.9 durch einen größeren Beitrag des thermischen Rauschens begleitet werden sollte. Dieser Effekt wird aber durch eine sinkende Bandbreite kompensiert. Die Steigerung des Rückkoppelstroms vergrößert das ballistische Defizit und setzt so die erreichte Verstärkung herab, daher nimmt die ENC zu. Im 2D-Diagramm in Abbildung 4.8 wird deutlich, dass die Position eines Pixels auf dem Chip, wie erwartet, keinen messbaren Einfluss auf das erzeugte Rauschen hat. Die beiden Bereiche, die ins Auge fallen, markieren die Pixel, in denen Verstärker mit N-Rückkopplung platziert sind. 60 4. Analyse der implementierten Schaltungen 145,0 138,8 132,5 126,3 120,0 113,8 107,5 101,3 95,00 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 Abbildung 4.8: ENC in #Elektronen - aufgetragen in Abhängigkeit der Position der Pixel auf dem Testchip. Wie in Abb. 2.23 befindet sich Pixel 1 in der linken unteren Ecke, in dem weißen Bereich oben rechts befinden sich keine Pixel. 4.2 Untersuchung der entworfenen Zähler Die in den Pixeln platzierten Zähler wurden auf ihre Funktion geprüft, und die maximale Zählfrequenz ermittelt. Hiefür wurde der Eingangsbus der Zähler (CLK) mit einem durch einen Pulsgenerator erzeugtem Taktsignal versorgt. Die Zellen ohne eine Strombegrenzung erreichen Zählraten, die größer sind als 80M Hz.2 Die maximale Zählfrequenz der strombegrenzten Zähler ist, wie erwartet, abhängig vom maximal fließenden Strom in den Logikzellen (Abb. 4.9). Beim Zustandswechsel in einem Flip-Flop sind diverse parasitäre Kapazitäten umzuladen, also eine für die Logikzellen charakteristische Ladungsmenge Q zu bewegen. Solange die zu bewegende Ladung kleiner ist als die Ladung, die in einem Zyklus maximal bewegt werden kann (Qmax ), funktioniert die Zelle. Wenn die Ladung Qmax zu klein wird, können keine Zustandswechsel mehr vollzogen werden. Die maximal bewegte Ladung ergibt sich aus dem Integral: Qmax = Z T I(t)dt (4.1) 0 Die zum Umladen verfügbare Zeitspanne T wird durch den geforderten Takt festgelegt, der fließende Strom durch die Strombegrenzung. Wenn diese wirkt, ist der Strom in guter Näherung eine Konstante und das Intergral vereinfacht sich zu: Qmax = Imax T . Somit ist zu erwarten, dass die maximale Zählfrequenz (fmax = T1 ) proportional zum 2 Frequenzen größer als 80M Hz können mit dem verwendetem Pulsgenerator nicht erzeugt werden. 4.2. Untersuchung der entworfenen Zähler 61 maximalen Strom ist. Die durchgeführten Messungen bestätigen dies (Abb. 4.9). maximale Zählerfrequenz [MHz] 80 70 60 50 40 30 20 CS-CMOS CS-PGL 10 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Stromlimit [µA] Abbildung 4.9: Lineare abhängigkeit des maximalen Zählertakts von der Stromlimitierung für Logikzellen aus Konjunktionen (CS-CMOS) und Transmission-Gates (CS-PGL). Der Schnittpunkt beider Ausgleichsgeraden sollte theoretisch bei (0, 0) liegen. Zusammenfassung Es konnte gezeigt werden, dass die ladungsempfindlichen Verstärker aller Pixel funktionieren. Die Rückkoppelströme können jedoch nicht über den gesamten geplanten dynamischen Bereich eingestellt werden. Der Rückkoppelstrom in den P- und LVzurückgekoppelten Verstärkern ist um einen Faktor zehn größer als simuliert. In den Zellen mit einer N-DC-Rückkopplung zeigen die Rückkoppeltransistoren ein anderes Verhalten als in der Simulation. Das Rauschen der Zellen zeigt eine Abhängigkeit von der Art der DC-Rückkopplung. Es liegt mit einem ENC von ≈ 100e− in der erwarten Größenordnung. Die strombegrenzten Zellen zeigen die erwartete Abhängigkeit der maximalen Zählfrequenz vom maximal fließenden Strom. 62 4. Analyse der implementierten Schaltungen 5. Messungen zum Übersprechverhalten Die Ergebnisse zum Übersprechen der einzelnen Pixel werden in diesem Kapitel präsentiert. Es werden sowohl die Zellen untersucht, in denen Übersprechen durch digitale Aktivität erzeugt wird, als auch die Pixel, in denen es möglich ist, durch direkte Ladungsinjektion in das Substrat Störungen zu erzeugen. 5.1 Durch digitale Aktivität erzeugte Störungen Um durch digitale Aktivität erzeugte Störungen zu untersuchen, wurde die gleiche Messprozedur wie bei den Rauschmessungen angewandt. Mit einem Speicheroszilloskop wurden 500 Grundlinien-Wellenzüge mit jeweils 10.000 Messpunkten digitalisiert. Aus den aufgenommenen Daten wurde die effektive Spannung (RMS) berechnet. Die Genauigkeit, mit der diese Messung durchgeführt wurde, ist durch die Auflösung des Oszilloskops von 9 Bit auf 10mV begrenzt (Digitalisierungsintervall: 20µV ). In einer graphisch in Abbildung 5.1 dargestellten Messung wird gezeigt, dass die RMS-Spannung durch Anlegen des Taktsignals an den entsprechenden Bus auf dem Chip um mehr als 1mV (frequenzabhängig) im Vergleich zu RMS Spannung ohne Taktsignal angehoben wird. Die Ursache für die Größe der durch das Taktsignal erzeugten Störamplitude ist in der Auslegung des Taktnetzes auf dem Chip zu suchen. Durch die Notwendigkeit, jedes Pixel mit dem Taktsignal ansteuern zu können, erreicht der taktführende Bus eine Länge von über 4mm auf dem Chip. Er stellt damit eine nicht zu vernachlässigende parasitäre Kapazität dar, über die das Taktsignal in das Substrat koppelt. Zusätzlich wird das Taktsignal außerhalb des Chips mit einer Amplitude von 3, 3V geführt, was ein Anpassen der Pegel auf dem Chip notwendig macht, die hierfür notwendigen Transistoren befinden sich in den I/O Zellen des Ringes mit den Anschlusspads. Hier erzeugte Störungen in der Versorgungsspannung werden durch die Leitungen im Ring über den gesamten Chip verteilt. 64 5. Messungen zum Übersprechverhalten 1,8 RMS U Buffer [mV] 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0 5 10 15 20 25 30 35 Pixel # es liegt kein Taktsignal an Taktsignal liegt an; Zähler inaktiv Zähler des Pixels und digitaler Ausgang sind aktiv aktiver Zähler, jedoch ohne digitalen Ausgang Abbildung 5.1: Die RMS Spannung UBuf f er steigt durch anlegen das Taktsignals an. Betroffen von den so erzeugten Störungen sind nicht nur die Verstärker in den einzelnen Pixeln, sondern auch der Ausgangsbuffer. Da die N-rückgekoppelten Verstärker eine kleinere Verstärkung als die Verstärker in den übrigen Pixeln erreichen, ist die absolute Amplitude, mit der sie auf Störungen reagieren, kleiner. Das Verhältnis von Signal zu Störung ist aber, anders als Abbildung 5.1 suggeriert, keinesfalls besser als in den anderen Verstärkern. Für jedes Pixel auf dem Testchip wurde die Reaktion auf digitale Aktivität im jeweiligen Pixel untersucht, während die Schaltungen in den restlichen Pixeln inaktiv waren. Zunächst sind drei verschiedene Betriebsmodi von Interesse: • Der Verstärker im betrachteten Pixel ist mit dem analogen Ausgangsbus verbunden. Es liegt kein Eingangssignal an, die Grundlinie wird vermessen. Der Chip wird mit einem Taktsignal versorgt (80M Hz), keiner der Zähler ist aktiv. • Im untersuchten Pixel ist der Verstärker weiterhin mit dem Ausgangsbus verbunden. Der Zähler ist aktiviert, sein Ausgangssignal wird auf den digitalen Ausgangsbus geleitet. • Sowohl Zähler als auch Verstärker im Pixel sind aktiv, der Zähler ist jedoch nicht mit dem digitalen Ausgangsbus verbunden. Diese Messung soll sicherstellen, das gemessene Störungen nicht vom digitalen Ausgangspad erzeugt werden. 5.1. Durch digitale Aktivität erzeugte Störungen 65 1750 RMS U Buffer [µV] 1700 1650 1600 1550 1500 1450 1400 0 5 10 15 20 25 30 35 Pixel # Taktsignal liegt an; Zähler inaktiv Zähler des Pixels und digitaler Ausgang sind aktiv aktiver Zähler, jedoch ohne digitalen Ausgang Abbildung 5.2: Gemessene RMS Spannung der Pixel auf Chip 3 bei verschiedenen Betriebszuständen. Die Pixel 31 bis 35 können keine Reaktion auf digitale Aktivität zeigen, da in ihnen kein Zähler platziert ist. Die ermittelten RMS Spannungen sind in Abbildung 5.2 graphisch aufgetragen. Auf der Abszisse sind die Kanäle aufgetragen. Deren Nummerierung folgt der Pixelposition auf dem Chip und ist somit zufällig. Die Störamplitude in den Pixeln mit Takt, aber ohne digitale Aktivität, ist die Referenz für die beiden anderen Messungen (dargestellt in schwarz). Durch Differenzbildung zwischen dieser und den beiden anderen Messungen erhält man ein Maß für die durch digitale Aktivität erzeugte Störamplitude. Wie in Abbildung 5.2 abzulesen ist, beträgt diese nur maximal 60µV , also weniger als drei mit dem Messverfahren zu erreichende Diskretisierungsschritte. Die Messung zu den drei Zuständen dauert für jedes Pixel knapp 15 Minuten, so dass Messungen der ersten Pixel zeitlich nicht mit den letzten vermessenen Pixeln korreliert sind. Ein Vergleich der so erreichten Messgrößen ist daher nicht in einem sinnvollen Rahmen möglich. Um die Wirksamkeit der in den Pixeln 23 bis 30 eingesetzten Guard-Ring-Strukturen untereinander zu vergleichen wurde versucht, die durch digitale Aktivität erzeugte Störamplitude bis in den messbaren Bereich zu vergrößern. Dazu wurden die Zähler in den Pixeln 11 bis 30 aktiviert und die RMS Spannung für die Verstärker der einzelnen Pixel gemessen. Auch mit dieser Konfiguration ist keine signifikante Differenz zwischen Messungen mit oder ohne digitaler Aktivität festzustellen. 66 5. Messungen zum Übersprechverhalten Die Fourierzerlegung eines Rechtecksignals mit der Frequenz ω besteht aus einem Sinus mit der Grundfrequenz ω und den harmonischen Oberschwingungen mit den Frequenzen ωi = (2i + 1) · ω und abnehmender Amplitude. Im Frequenzspektrum eines Verstärkers hebt sich die Grundfrequenz des Taktsignals stark vom Untergrund ab (Amplitude im Pixel 20 Chip 3: 878µV ). Das erste Flip-Flop eines Zählers schaltet gerade mit der halben Taktfrequenz, daher sollte im Frequenzspektrum auch ein Beitrag für eine Frequenz 12 ω zu erkennen sein. Die durch Schaltvorgänge erzeugte Störamplitude ist aber kleiner als auflösbar, so dass kein Beitrag nachgewiesen werden kann. Durch Aktivierung der Zähler in den Pixeln 11 bis 30 addieren sich alle erzeugten Störungen. Im Frequenzspektrum ist dann bei 12 ω ein Beitrag mit einer Amplitude von 10µV zu erfassen. Da die Größe dieses Beitrags unabhängig von der Wahl des aktiven Verstärkers ist, kann aus dieser Messung keine Klassifizierung der unterschiedlichen Abschirmtechniken abgeleitet werden. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass durch die in den Pixeln platzierten Zähler keine Störungen mit messbarer Auswirkung erzeugt werden. Es kommt jedoch zu kapazitivem Übersprechen des Taktsignals vom Taktbus auf die Verstärker in den Pixeln. Daher kann auf Grundlage der durchgeführten Messungen zu den Pixeln 1 bis 30 keine Aussage über die Wirksamkeit der eingesetzten Abschirmtechniken und die Intensität, mit der die verschiedenen Zähler Störungen erzeugen, getroffen werden. 5.2. Untersuchung der direkten Ladungsinjektion 5.2 67 Untersuchung der direkten Ladungsinjektion Wie das Taktsignal der Zähler erzeugt auch der Bus zur direkten Ladungsinjektion (Directx ) Störungen auf benachbarten Leitungen und im Substrat, wenn ein getaktetes Signal anliegt. Der Effekt bei der direkten Injektion ist aber deutlich kleiner als beim digitalen Bus, da der Bus kürzer ist. Zusätzlich handelt es sich um einen analogen Anschlusskontakt, in dem keine logischen Schaltungen implementiert sind, die Störungen verursachen. Die durch direkte Injektion erzeugte Störamplitude ist so klein, dass sie vom elektronischen Rauschen überlagert wird. Die Eliminierung von statistischen Effekten durch eine Mittelung über mehrere Ereignisse ermöglicht es jedoch, den Effekt zu extrahieren und Messungen durchzuführen (Abb. 5.3). Die Mittelung über mehrere Ereignisse wird intern im Oszilloskop berechnet, so dass die Abweichung vom Mittelwert nicht angegeben werden kann. Eine fundierte Betrachtung der Messungenauigkeit ist daher nicht möglich. 1,4 1,2 2 Mittelung über 512 Ereignisse einzelne Störung 1,0 0,8 0,6 U Buffer [mV] 0,4 0,2 0,0 -0,2 -0,4 -0,6 1 -0,8 -1,0 -1,2 -1,4 0 500 1000 1500 Zeit [ns] Abbildung 5.3: Oszillogramm zur Veranschaulichung des untersuchten Effektes. Zum Zeitpunkt t = 0 werden über die Injektionskapazitäten CDirectX durch einen Spannungshub von 1, 5V Ladungsträger in das Substrat injiziert. Der kurze im Oszillogramm sichtbare Puls ”1” ist kein Effekt, der über die Injektionskapazitäten erzeugt wird, er tritt auch auf, wenn keine der Injektionskapazitäten aktiviert ist. Amplitude und Dauer dieses Pulses sind unabhängig davon, welches Pixel an den Verstärkerausgangsbus angeschlossen ist. Insbesondere tritt der Effekt auch auf, wenn kein Pixel an den analogen Ausgangsbus angeschlossen ist. Die Entstehung dieser ortsunabhängigen Störung kann daher auf kapazitives Übersprechen der Leitungen auf und außerhalb des Chips zurück geführt werden. Durch kapazitive Kopplung auf dem Chip wird eine Störung auf dem analogen Ausgangsbus erzeugt, auch wenn dieser nicht an einen Verstärker angeschlossen ist und dessen Eingangspotential durch die Stromsenke ISF gegen Masse gezogen wird (Abb. 5.4). Die Störamplitude ist abhängig von der Güte der Stromsenke ISF , und somit vom eingestellten Strom. 68 5. Messungen zum Übersprechverhalten Abbildung 5.4: Veranschaulichung des Kopplungspfades. Da es sich um einen globalen Effekt handelt, kann er nicht zur Charakterisierung des Übersprechverhaltens herangezogen werden. Der zweite im Oszillogramm sichtbare Puls ”2” ist regelbar, er wird durch die Injektionskapazitäten CDirectX erzeugt. Abbildung 5.5: Lage der Pixel 31 bis 36 relativ zueinander. Die Größe der Störung ist stark abhängig von der Position, die Sender und Empfänger zu einander haben. So kann gezeigt werden, dass sich das Einpulsen von Ladungsträgern in das Substrat stärker auf die analoge Domäne eines Pixels auswirkt, wenn die Injektion links des Verstärkers erfolgt, als wenn dies rechts geschieht. Offensichtlich wirken sich Substratstörungen vor allem auf die links im Pixel liegenden Eingangskapazitäten CP ulse der Verstärker aus (vgl. Abb. 2.22), obwohl diese durch eine unter ihnen platzierte n-Wanne vom Substrat entkoppelt sind. Erklären lässt sich dieser Umstand durch die große Fläche, die diese Kapazität im Vergleich zur Verstärkerschaltung einnimmt. Die Amplitude der durch direkte Ladungsträgerinjektion erzeugten Störung ist proportional zur Menge der eingepulsten Ladung (Abb. 5.6). Dies unterstreicht, dass die Störung in den Verstärkern nicht auf den Steuerleitungen für die Stromspiegel oder das Potential am Gate des Kaskodetransistors, sondern an Ein- und Ausgang der Verstärkerschaltung erfolgt. Bei der dargestellten Messung wurde das Ausgangssignal des Verstärkers in Pixel 33 überwacht, während Substratstörungen durch die 5.2. Untersuchung der direkten Ladungsinjektion 69 Injektionskapazität in Pixel 34 erzeugt wurden. Durch diese Kombination wurde eine relativ große Störamplitude erreicht und auch für geringe Spannungshübe konnten Messungen durchgeführt werden. Chip 1 CSA 33 gepulst von DirectX 34 Lineares Fitten Störamplitude U Buffer[mV] 1,0 0,5 0,0 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 1600 1800 2000 DirectX [mV] Abbildung 5.6: Linearer Zusammenhang zwischen Störamplitude und in das Substrat gepulster Ladung (QDirectX ∝ UDirectX ). Die fünf Pixel, für die direkte Ladungsinjektion vorgesehen ist, sind bis auf die Wahl der Guard-Ringe identisch aufgebaut. Es ist daher möglich, die abschirmende Wirkung der Guard-Ringe miteinander zu vergleichen, wenn Substratstörungen durch die im jeweiligen Pixel platzierten Injektionskapazitäten erzeugt werden. In Abbildung 5.7 ist die in den einzelnen Pixeln erreichte Störamplitude für eine Injektionsspannung von 1, 5V dargestellt. Ein Vergleich der abschirmenden Wirkung der Guard-Ringe macht deutlich, dass ein einfacher p-Guard-Ring die Einkopplung von Störungen effektiv dämpft. Die zusätzlich abschirmende Wirkung einer n-Barriere (pn) ist im Vergleich hierzu nur schwach. Insbesondere liefert der Einsatz von tiefen n-Wannen als Guard-Ring keinen messbaren Vorteil gegenüber einfachen n-Implantationen. Bei der Messung der Abhängigkeit der Störamplitude vom Abstand zwischen Sender und Empfänger wurde als Abstandsmaß d die Entfernung vom Mittelpunkt der Injektionskapazität CDirectX zum Mittelpunkt der Kapazität am Eingang des Verstärkers CP ulse gewählt. Die Ergebnisse der Messung sind in Abbildung 5.8 graphisch dargestellt. Aus den Messwerten kann zwar eine Abstandsabhängigkeit abgeleitet werden, jedoch ist den Messwerten nicht zu entnehmen, welcher mathematischen Funktion diese Abhängigkeit folgt, da nur maximal fünf Messpunkte pro Messreihe 70 5. Messungen zum Übersprechverhalten zur Verfügung stehen. Erschwerend kommt hinzu, dass zwischen dem Punkt im Substrat, an dem die Störung erzeugt wird, und dem Empfänger bei einigen Messungen unterschiedliche Schaltungen liegen. Die hieraus entstehenden Unterschiede im Dotierungsprofil werfen die Frage auf, in wie weit zwei Messungen einer Messreihe direkt miteinander vergleichbar sind. Mit dem Wissen, dass die Wirksamkeit der Guard-Ringe in den Pixeln 33 und 34 vergleichbar ist, läßt sich durch Kombination der Messkurven zu beiden Pixeln eine asymptotische Abnahme der Störamplitude mit steigender Distanz erkennen. Ohne Messungen mit mehr Datenpunkten und besser definierten Randbedingungen lässt sich keine genaue mathematische Beschreibung aufstellen. Zusammenfassung Die digitale Aktivität der Zähler erzeugt kein messbares Übersprechen. Es kommt jedoch zu Übersprechen durch Anlegen des Taktsignals an den Chip. Dieses wird zurückgeführt auf kapazitive Kopplung auf dem Chip. Weitere Effekte sind Übersprechen außerhalb des Chips und digitale Schaltvorgänge in den großen Transistoren der Anschlusspads. Weil die messbaren Effekte im Rahmen der Messgenauigkeit für alle Pixel identisch sind, kann auf Basis dieser Messungen keine Aussage über die Qualität der erprobten Abschirmtechniken getroffen werden. Die Zähler können aus dem gleichen Grund nicht nach der Intensität, mit der sie Übersprechen erzeugen, charakterisiert werden. Die Analyse der direkten Ladungsinjektion ermöglicht es hingegen, die eingesetzten Guard-Ring-Strukturen nach Wirksamkeit zu unterscheiden. Zusätzlich war es möglich nachzuweisen, dass die Auswirkungen von Störungen im Substrat abhängig vom Abstand zwischen Sender und Empfänger sind. Aufgrund der geringen Datendichte kann jedoch kein Modell zur mathematischen Beschreibung dieser Abhängigkeit aufgestellt oder verifiziert werden. 5.2. Untersuchung der direkten Ladungsinjektion Chip1 Chip3 1000 Störamplitude U Buffer [µV] 71 800 600 400 200 0 CSA31 (pDNWp) CSA32 (pnp) CSA33 (np) CSA34 (p) CSA35 (ohne) CSA 33 CSA 34 CSA 35 Störamplitude U Buffer [µV] Abbildung 5.7: Störamplitude in den Pixeln 31 bis 35 unter identischen Randbedingungen. In Klammern sind die verwendeten Guard-Ringe angegeben. Chip1 Chip3 1000 800 600 400 200 0 100 150 200 250 300 350 100 150 200 250 300 350 150 200 250 300 350 1000 800 600 400 200 0 1000 800 600 400 200 0 100 Distanz zwischen Sender & Empfänger [µm] Abbildung 5.8: Abhängigkeit der Störamplitude von der Distanz zwischen Sender und Empfänger. 72 5. Messungen zum Übersprechverhalten Zusammenfassung Im Rahmen dieser Arbeit wurde ein integrierter Schaltkreis entwickelt, der die Untersuchung von durch Übersprechen erzeugten Effekten ermöglicht. Auf dem Testchip wurden ladungsempfindliche Verstärker als Empfänger sowie digitale Zähler zur Erzeugung von Störungen eingesetzt, um die Situation in Detektorausleseelektronik möglichst genau nachzubilden. In einer zusätzlichen Messanordnung wurden Störungen im Substratpotential durch direktes Einpulsen von Ladungen erzeugt. Die notwendigen Verstärker wurden auf Transistorniveau entworfen, und im Layout des Chips umgesetzt. Die Gleichstrom-Rückkopplung erfolgt mit einer KonstantStromquelle. Auch die Zähler wurden auf Transistorniveau entworfen und umgesetzt. Hierdurch wurde es möglich, das digitale Masse- vom Substratnetz zu trennen und so Einfluss auf die Intensität zu nehmen, mit der Übersprechen erzeugt wird. Eine Strombegrenzung ermöglicht es, in einigen Zählern die Schaltgeschwindigkeit der Flip-Flops zu limitieren, um so die durch Übersprechen hervorgerufenen Störungen zu minimieren. In einigen Messungen wurden die ladungsempfindlichen Verstärker charakterisiert. Das von den Verstärkern erzeugte Rauschen beträgt nur etwa 100 e− . Obwohl die Gleichstrom-Rückkopplung nicht am vorgesehenen Arbeitspunkt betrieben werden kann, funktionieren alle entworfenen Verstärkertypen. In den meisten Fällen liefert die Gleichstrom-Rückkopplung einen konstanten Strom, so dass aus der Abfallzeit eine Amplitudeninformation abgeleitet werden kann. Die maximale Zählrate der entworfenen Zähler konnte mit den zur Verfügung stehenden Taktgeneratoren nicht erreicht werden, sie liegt bei über 80M Hz. Die Korrelation zwischen maximal fließendem Strom und maximaler Zählrate konnte wie vorhergesagt mit einem linearen Verhalten beschrieben werden. Übersprechen zwischen den Zählern und den ladungsempfindlichen Verstärkern konnte nicht nachgewiesen werden, die störenden Effekte sind kleiner als die erreichbare Messgenauigkeit und werden durch globales Übersprechen des Taktsignals überlagert. Anhand direkter Ladungsträgerinjektion in das Substrat wurde die Wirksamkeit von einfachen p-Guard-Ringen bestätigt. Die Effektivität der Abschirmung lässt sich durch eine Erweiterung um einen zusätzlichen n-Guard-Ring kaum steigern. Aufwändige Guard-Ring-Strukturen zeigen im Vergleich zu Anordnungen aus einem p- und einem n-Ring keine verbesserte Abschirmleistung. Bei weiteren Untersuchungen zum Übersprechen muss die Messgenauigkeit im submV Bereich gesteigert werden. Störende Randeffekte, die durch kapazitive Effekte auf dem Chip entstehen, müssten in einem weiteren Testchip unterdrückt werden. Lösungsansätze für diese Problemstellung können Messungen auf dem Chip durch Komperatoren, differenzielle Taktsignale mit einem geringen Spannungshub (LVDS) und eine Verbesserung der Leitungsabschirmung auf dem Chip sein. 74 5. Zusammenfassung Anhang Charge_in T N_BPW_18_MM gnd Nf=10 w=3u l=600n M1 m:1 c=29.68f Cf l=5.3u w=5.3u MIMCAPS_MM DC-Rueckkopplung m=8 MIMCAPS_MM C1 w=5.3u l=5.3u c=29.68f M4 M2 Nf:1 w=5.52u l=6u N_BPW_18_MM Nf=10 w=3u T gnd I_Load T Nf:1 w=5.52u l=6u N_BPW_18_MM M22 idc=I_L I1 T gnd Nf:1 w=5.52u l=6u N_BPW_18_MM M32 Nf=10 w=3u P_18_MM M23 Nf=10 l=850.0n vdda P_18_MM w=1.3u l=2u P_18_MM V_cascode I_Source M24 l=850.0n M3 Nf=10 w=1.3u l=2u vdda AMP_Enable gnd idc=I_S I4 T N_BPW_18_MM Nf:1 w=3u l=1.5u M9 Z M19 Nf:1 w=12.0u l=1.5u P_LV_18_MM Nf=10 w=550.0n l=2.5u N_ZERO_18_MM vdda M7 Buffer P_18_MM vdda L !Enable gnd 76 5. Anhang Abbildung 5.9: Ladungsempfindlicher Verstärker. Die Gatepotentiale werden durch Stromspiegel eingestellt. l=7u Wtotal=1u Nf:1 c=130.1445f PCAP_MM l=7u Wtotal=1.5u P_18_MM P_18_MM Wtotal=1u l=10.26u P_LV_18_MM M10 M9 C0 idc=IFP AMP_in l=6u vdd M13 w=1.2u vdda I9 L vdda Nf:1 77 AMP_out l=3u Wtotal=3u Wtotal=300n Nf:1 M7 M25 Nf:1 Faktor 1:10 M8 N_BPW_18_MM P_LV_18_MM N_18_MM l=3u l=6u M11 Nf:1 M26 N_18_MM w=1.2u L Nf:1 N_BPW_18_MM l=3u Wtotal=3u l=3u T T Nf:1 gnd Wtotal=300n LV-DC-Rueckkopplung Nf:1 M2 M1 AMP_in PCAP_MM P_18_MM gnd l=7u C2 Wtotal=1u l=8.8u M20 c=111.6904f vdd Nf:1 Wtotal=1.5u Faktor 1:10 Nf:1 Wtotal=300n M22 T P_18_MM T Nf:1 Wtotal=3u l=3u l=3u N_BPW_18_MM l=3u Wtotal=2u N_BPW_18_MM Nf:1 Wtotal=3u Wtotal=300n Nf:1 M21 P_18_MM N_18_MM l=3u l=3u M18 l=3u Nf:1 M19 N_18_MM Wtotal=2u AMP_out Nf:1 Faktor 1:10 gnd P-DC-Rueckkopplung vdda Faktor 1:10 M4 M3 P_18_MM P_18_MM l=3u l=3u Wtotal=5u N-DC-Rueckkopplung Wtotal=500n Nf:1 Nf:1 vdd Faktor 1:10 M16 P_18_MM AMP_in PCAP_MM C1 gnd Wtotal=1u Nf:1 gnd T Wtotal=1u l=3u T Nf:1 N_BPW_18_MM gnd l=7u l=7u Wtotal=1u AMP_out N_18_MM N_BPW_18_MM M14 idc=IFN M12 M0 I10 c=48.04893f Nf:1 Nf:1 Wtotal=1u Nf:1 Wtotal=500n Nf:1 Nf:1 Wtotal=1.28u l=3u Wtotal=500n Nf:1 l=3u Wtotal=5u P_18_MM Wtotal=5u l=4.4uT P_18_MM M17 l=3u l=3u P_18_MM l=3u N_BPW_18_MM M5 M15 M6 Abbildung 5.10: Die verschiedenen implementierten DC-Rückkopplungen mit den steuernden Stromspiegeln 78 5. 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