01|Überuns scinexx.de Wissensmagazin - Das scinexx® - sprich ['saineks], eine Kombination aus “science” und “next generation” - bietet als Onlinemagazin seit 1998 einen umfassenden Einblick in die Welt des Wissens und der Wissenschaft. Mit einem breiten Mix aus News, Trends, Ergebnissen und Entwicklungen präsentiert scinexx.de anschaulich Informationen aus Forschung und Wissenschaft. Die Schwerpunktthemen liegen in den Bereichen Geowissenschaften, Biologie und Biotechnologie, Medizin, Astronomie, Physik, Technik sowie Energie- und Umweltforschung. Das Internetmagazin spricht alle wissbegierigenUseran-obinBeruf,StudiumoderFreizeit. scinexxwurde1998alsGemeinschaftsprojektderMMCDNEWMEDIA GmbHinDüsseldorfunddesHeidelbergerSpringerVerlagsgegründet und ist heute Teil der Konradin Mediengruppe mit dem bekannten Magazin Bild der Wissenschaft sowie den Wissensangeboten: wissen.de, wissenschaft.de, scienceblogs.de, natur.deunddamals.de. 02|Inhalt 01 02 ÜBERUNS INHALT 03 PANAMAKANAL-BALDINXXL? „Nadelöhr“ des Welthandels wird erweitert 04 IMPRESSUM 03|Panamakanal-baldinXXL? „Nadelöhr“des Welthandelswird erweitert VONJENSOPPERMANN&ANDREASHEITKAMP DerPanamakanalisteinederwichtigstenWasserstraßenderWelt. Dochdas„Nadelöhr“istzunehmendzukleinfürdieimmergrößer werdendenRiesenschiffe.Eineneue,heftigumstritteneGroßschleuse solldenaltenKanalnunfitfürdieZukunftmachen. VOMATLANTIKZUMPAZIFIK M itdemFrachterdurchdenKanalWaswäredieSchifffahrt ohne den Panamakanal? Auf jedenfall umständlicher, müssen sogar Kritiker zugeben. Denn die nur 82 Kilometer kurze Verbindung zwischen beiden Ozeanen hatesinsich.SoverkürztsichdieFahrtstreckevonTokionachLondon um 7.200 Kilometer und die von San Francisco nach New York sogar umüber14.000Kilometer.DabeidauerteineFahrtdurchdenKanalnur ungefährzehnStunden,esgeht26Meterraufundwiederrunter,einige Stauseen werden ebenso wie die mittelamerikanische Wasserscheide durchquert. Begleiten Sie doch ein Frachtschiff von Colon am Atlantik nachPanamaCityamPazifikdurchdenKanal. 1.Abschnitt: ÜberelfKilometerfährtdasSchiffsehrlangsamundunterderFührung eines Lotsen durch Mangrovensümpfe bis zu den Gatun-Schleusen. Dort heben es drei Schleusenstufen auf 26 Meter über den Meeresspiegel.Diese,wieauchdiebeidenanderenSchleusensysteme, die noch durchfahren werden müssen, waren bei dem Bau des Kanals die größte Betonkonstruktion der Welt. Die Kammern sind 305 Meter lang, 35,5 Meter breit und über 24 Meter tief. Bis auf Supertanker und die größtenContainerschiffepasst hier fast jedes Schiff durch. NichtauseigenerKraftsteuern die großen Schiffe durch die Schleusen. Sie werden von speziellen Lokomotiven, die Gatun-See©CourtesyofthePanamaCanal Authority entlang der Schleusen fahren, gezogen. Bei jedem Schleusengang gehen über 100.000 Liter Süßwasser an die Ozeane verloren. Für einen durchgängigen SchleusenbetriebundeinganzjährigesDurchfahrendesKanals,müssen dieseWassermassennatürlichnachgeliefertwerden.Dafürwurdeinden 1930er Jahren der Alajuela- (oder Madden) See östlich des Kanals aufgestaut. 2.Abschnitt: Weiter geht die Fahrt auf dem Gatun-See, der durch die Stauung des RioChagresentstandenist.37KilometerFahrtintropischerKulisseund immer noch befindet sich das Frachtschiff 26 Meter über dem Meeresspiegel. Als der Kanal gebaut wurde, war der Gatun-See mit einerFlächevonungefähr430QuadratkilometernderGrößte,derjevon Menschenhand angelegt wurde. Bis er voll gelaufen war, dauerte es mehrere Jahre. Ganze Landstriche wurden überschwemmt und heute schauendieehemaligenHügelalskleineInselnausdemWasser. 3.Abschnitt: Bei Gamboa beginnt der interessanteste Teil des Kanals, der Cullebra- oder Gaillard Cut. Es ist der schmalste Abschnitt der Strecke. Hier musste ein ganzerBergrückenaufeinerLängevon13 Kilometern abgetragen werden. Die kontinentale Wasserscheide wurde durchbrochen. Bis zu 80 Meter tief mussten sich die Bauarbeiter in das PanamakanalimProfil© CourtesyofthePanamaCanal Gestein wühlen, die Hänge rutschen Authority ständig ab und vergruben Mensch und Maschinen – hier spielten sich die dramatischsten Szenen des Kanalbaus ab. Aber nicht nur an dieser Stelle wurden unglaubliche Erdmassenversetzt,insgesamtwarenesdreimalsovielwiebeimSuezKanal,mehrals200MillionenKubikmeter. 4.Abschnitt: NachdemGatun-Seegeht´s„bergab“:DiePedroMiguel-Schleuselässt das Schiff auf eine Höhe von 15 Meter über dem Meer hinunter und weiter geht´s auf dem kleineren Miraflores See in Richtung Pazifik. Allein ist man übrigens nie im Kanal. Rund 14.000 Schiffe kreuzen jährlich durch die Wasserstraße. Seit 1914 durchquerten schätzungsweise900.000SchiffedenKanal. LetzterAbschnitt: Nach 1,5 Kilometer Fahrt auf dem See wird das Frachtschiff bei den Miraflores Schleusen wieder auf Meeresniveau abgesenkt. Der Hafen vonBalboaisterreichtundeinJahrhundertbauwerk,dasauchmanchmal als achtes Weltwunder bezeichnet wird, ist nach knapp zehn Stunden durchfahren. EINPOLITIKUMNIMMTGESTALTAN V olksabstimmungbefürwortetdenAusbau„Panamax“-Klasse heißen die Schiffe, die sich heute noch so gerade eben durch die Schleusensysteme des berühmten Kanals in Mittelamerika zwängen können. Über 90 Prozent der weltweit fahrenden Handelsschiffe haben derzeit keine Probleme, den schmalenPanamakanalzupassieren–noch.DenndieSchiffs-Ärader Supertankerund„Post-Panamax“-KlassemiteinerLängevonmehrals 300 Metern ist längst angebrochen. Diese lassen die über neunzigjährigen Schleusenanlagen immer häufiger sprichwörtlich alt aussehen. Sehr zum Verdruss der Kanalbetreiber, die im letzten Jahr immerhinübereineMilliardeDollarTransitgebühreneinnehmenkonnten. MesslatteContainer-Fracht Doch die Zukunft des Kanals ist nicht alleinige Sache der Wirtschaft sondern längst zum Politikum geworden. Denn auch die Republik Panama verdient an den Einnahmen gut und fürchtet bei zurückgehendem Schiffsverkehr ein Loch in den Staatsfinanzen. So stellte Präsident Martin Torrijos Mitte 2006 seinen ehrgeizigen Erweiterungsplan mit dem Ziel der Verdopplung an Schiffspassagen vor. Statt der bisher maximalen Fracht von 4.500 Container sollen dann die Schiffe biszu12.000ContainerquerdurchsLand transportierenkönnen. “Panamax”-Schleusung© CourtesyofthePanamaCanal Authority ImOktober2006stimmtendie zwei Millionen wahlberechtigten Einwohner Panamas in einem Volksentscheid über die Erweiterung ihres Kanals ab. Die überwältigende Mehrheit von 79 Prozent stimmte diesem Kraftakt zu und freut sich nun auf den versprochenen Wirtschaftsaufschwung und WartungsarbeitenaneinerSchleuse© CourtesyofthePanamaCanalAuthority abertausende neue Jobs. Diese versprach zumindest Torrijos immer wieder im Vorfeld der Abstimmung.Kritikerhaltenihmhingegenvor,dieBaukostenschönzu redenundsichauchbeiderAnzahlneuerArbeitsplätzegerneeinwenig nach oben zu vergreifen. Die Mehreinnahmen, so befürchten die Gegner, würden zudem nicht dem Volk zufließen, sondern in den Taschen korrupter Politiker landen. Wenn der Bau denn überhaupt verwirklichtwerdenkönneundPanamanichtvorherdurchdieimmensen KostenindenfinanziellenRuingetriebenwürde. Trinkwassernotstandverschärft? Die Regierung setzte daher im Vorfeld des Volksentscheides alles daran,denKanalgegnernundvorallemdenUmweltaktivistendenWind ausdenSegelnzunehmen.SoentstündendurchdieModernisierungnur eng begrenzte Schäden an der Natur, da die 80 Kilometer lange Fahrrinne selbst von den Ausbaumaßnahmen nicht betroffen sei. Auch würden keine neuen Stauseen angelegt oder gar Umsiedlungen vorgenommen, wie sie beim eigentlichen Bau des Panamakanals vor einhundert Jahren nötig gewesen seien. Lediglich der Wasserspiegel desGatun-Stausees,deralsReservoirfürdieSchleusendient,müsse umeinenhalbenMeterangehobenwerden.DochebendieseEingriffein denWasserhaushaltstehennichterstseitdenErweiterungspläneninder Kritik. Denn bei jeder Schiffsdurchfahrt gehen schon derzeit Millionen Liter von Süßwasser unwiderruflich an die Ozeane verloren. Schuld daran ist die veraltete Technik, die das Pumpwasser für das Anheben der Schiffe jedes Mal neu aus NadelöhrSchleuse©Courtesy ofthePanamaCanalAuthority den landeseigenen Stauseen bezieht und anschließend nicht wieder auffängt. Besonders in trockenen Jahren sind Trinkwassernotstände die Folge, die für Unmut unter der Bevölkerung sorgen. Das neue Schleusensystem soll allerdings nicht nur größer sondernauchmoderneralsdiebestehendenAnlagenwerdenundeinen geschlossenen Wasserkreislauf besitzen. Riesige Tanks sind geplant, diealsZwischenspeicherdienenundbeiBedarfdieSchleusenkammern füllen oder das abfließende Wasser wieder auffangen. Gegner des AusbausbezweifelnjedochdieUmsetzungderzwargutklingendenaber äußerstkostspieligenPläne. Vorrangstellungbedroht Doch die Gefahr, den Rang als weltweite Logistikdrehscheibe zu verlieren, ist durchaus real und scheint die Investitionen nötig zu machen. Schon länger liebäugeln die Nachbarstaaten Nicaragua und Mexiko damit, selbst einen Kanal zwischen den wichtigen Weltmeeren zu verwirklichen. Und der Ausbau von Eisenbahnlinien könnte einen großenTeilderContainerfrachtvomMeeraufsLandverlagern.Ohnehin gehen Experten davon aus, dass die derzeitigen Kapazitäten des Panamakanals fast ausgeschöpft sind. Schon jetzt stehen die Schiffe häufig in den Schleusenhäfen von Colón und Panama-Stadt sprichwörtlich in der Schlange und müssen zum Teil mehrere Tage auf eine Durchfahrt warten. Doch wie auch immer die Zukunftsvisionen aussehen mögen, so ist der Ausbau durch den Volksentscheid beschlossene Sache. Die Wirtschaft wird hiervon sicherlich profitieren, dochdieKritikerfragen,obauchdieBevölkerungandemwachsenden Reichtum teilhaben wird. Bereits heute bietet der Kanal nur einem Bruchteil der Erwerbstätigen im Lande auch tatsächlich einen Arbeitsplatz. Mehr als 40 Prozent der Panamaer leben unter der Armutsgrenze. Bleibt zu hoffen, dass der Kanal allen Unkenrufen zum Trotzhieranetwasändernkann. AMAN,APLAN,ACANAL… D asJahrhundertbauwerkPanamakanalDieIdee,denAtlantik mit dem Pazifik über eine Wasserstraße zu verbinden, ist wohl so alt wie die Entdeckung des Pazifik durch den SpanierVascoNúñezdeBalboaimJahre1513.Zuseiner Zeit mussten die Schätze Mittelamerikas noch mühsam über Mauleselpfade von Küste zu Küste transportiert werden. Erst ab 1858 gab es eine Eisenbahnlinie über die Landenge hinweg und erleichterte so den Warentransport. Bis zum Bau des Kanals sollten jedoch noch einige Jahrzehnte vergehen. Bis im Jahr 1914 schließlich das erste SchiffdenKanaldurchfuhr,mussten75.000MenschenüberzehnJahre andemJahrhundertbauwerkarbeiten.EinDrittelderArbeiterkamdabei umsLeben.EinhoherPreisfürdastechnischeMeisterwerk,dasdamals gernealsdasachteWeltwunderbezeichnetwurde. DenerstenSpatenstichmachtendieFranzosen Ernsthafte Überlegungen zentralamerikanischen Landengediskutiertenerstmals die Mitglieder des Internationalen Geografischen KongressesimJahr1871.Vier Jahre später folgt ein weiterer Kongress mit Fachleuten aus 22 Ländern, die Expeditionen organisieren, um eine geeignete Kanalroute zu erarbeiten. Mit dem „Held des Suez-Kanals“, dem Franzosen Ferdinand Lesseps als Projektleiter beginnt dann die eigentliche Geschichte des Kanals. zur Durchschneidung der VerbindetNord-undSüdamerika:Panama© NASA Nach Lesseps Plänen, einen Kanal auf Meereshöhe entlang der bestehenden Eisenbahn zu bauen, wird das Projekt im Jahre 1881 gestartet. Malaria, Gelbfieber und andere Tropenkrankheiten sowie Fehlplanungen zwingen Lesseps jedoch, nach acht Jahren Arbeit und 20.000 Todesfällen das Projekt vorübergehend HistorischeArbeitenam Panamakanal©Courtesyofthe PanamaCanalAuthority aufzugeben. Auch die Neugründung der Kanalgesellschaft und die Verlängerung der Baukonzessionen von Kolumbien helfendenFranzosennicht,sodass1898 die Arbeiten endgültig eingestellt werden – zurück bleibt eine sumpfige Rinne. ZweiterVersuch-Amerika In den Jahren 1899 bis 1903 verhandeln die Amerikaner mit den KolumbianernüberBaukonzessionen.AlsTriebfedergaltdamalsneben Handelsinteressen sicherlich auch militärische Überlegungen: Wer den Kanal kontrolliert, kann auch Kriegsschiffe vergleichsweise schnell von einem Oezan in den nächsten transportieren. Als Panama schließlich 1903 durch die Schützenhilfe Amerikas seine Unabhängigkeit erklärt, tretendievorhergeheimausgehandeltenVerträgezwischendenbeiden Staaten in Kraft. Die Amerikaner hatten danach das Recht, innerhalb einer Zone mit politischem Sonderstatus den Kanal zu bauen, zu betreiben und zu schützen. Das Eigentum der alten Kanalgesellschaft wird von den USA erworben. Aber auch die Amerikaner haben große ProblemedenKanalbauvoran-zutreiben.Wegenschlechtausgebildeter ArbeitskräfteundausbrechendenTropenkrankheitenscheintauchdieses Projekt zu scheitern. Der Militärarzt William Crawford Gorgas fordert mehr Finanzmittel für den Gesundheitsbereich, wird aber in den fernen USA nicht erhört. Er ist davon überzeugt, dass die Malaria durch Mücken übertragen wird - was damals noch nicht bewiesen war - und bekämpft diese so gut er kann. Der 1905 zum Chefingenieur berufene John Stevens legt den Schwerpunkt auf die Eindämmung der Mückenplage und hat damit Erfolg. Zudem treibt der Ausbau der EisenbahndenKanalbauvoran. SchleusencontraMeereshöhe Erst 1906 entscheidet man sich endgültig für einen bestimmten Kanaltyp. Der lake-and-lock-Typ (Stauseen und Schleusen) wird dem Kanal auf Meereshöhe vorgezogen. Den schwierigsten Bauabschnitt des Kanals stellte die Überwindung beziehungsweise Durchschneidung der kontinentalen Wasserscheide dar. Der fast 100 Meter hohe Bergrücken musste auf einer Strecke von 13 Kilometern 80 Meter tief durchschnittenwerden. An dem Culebra-Durchstich oder Gaillard-Cut, arbeiten täglich 6000 Mann und sie vollendenihn1913nachsieben Jahren Tätigkeit. Die Kanalbauer erschaffen durch die Aufstauung des Rio Chagres den damals zweitgrößten Stausee der Welt, den Gatun-See. Er liegt 26 Meter über dem Meeresspiegel und wird durch EinesdererstenSchiffeimKanal© eine Staumauer mit 30 Meter CourtesyofthePanamaCanalAuthority Kronenbreite gehalten. Für die Flutung des Gatun-Sees auf das heutige Niveau brauchte es mehrere Jahre. An der Pazifikseite entstand der Miraflores See durch die Stauung des Rio Grande. Mit dem Abschluss der Arbeiten an den Schleusen im Mai 1913, der größten Betonkonstruktion der damaligen Zeit, sind die aufwändigsten Arbeiten am Kanal abgeschlossen. Doch erst am 07. Januar 1914 durchfährt das französische Kranschiff Alexandre La Valley als erstes Schiff vollständig durch den Kanal. Die offizielleEröffnungsfeieram15.August1914wirdallerdingsdurchden bevorstehendenErstenWeltkriegüberschattet. MEERESGRUNDTRIFFTHORIZONT D ie Geburtsstunde Panamas Seit Jahrmillionen verändert sichdasErscheinungsbildderErde-langsamaberstetig. Denn durch die Plattentektonik driften die Landmassen auseinander oder stoßen zusammen. Zugleich hebt oder senkt sich der Meeresspiegel im Takt der Klimaschwankungen. Geologische Untersuchungen haben gezeigt, dass auch Panama als Schnittstelle zwischen Nord- und Südamerika vor rund drei Millionen JahrennochamGrundderOzeanegelegenhat. Noch vor 200 Millionen Jahren waren die Kontinente der Erde fest miteinanderverbunden.DieserUr-Kontinent,Pangaeagenannt,beginnt jedoch in der folgenden Zeit auseinander zu brechen. Die Großkontinente Laurasia im Norden und Gondwana im Süden entstehen. Auslöser sind die Vorgänge des so genannten „sea-floorspreading“, der Neubildung von Ozeanboden und dem Auseinanderbrechen und Driften der Kontinente. Auch heute noch rücken Amerika und Europa durch diese Prozesse weiter auseinander, und zwar mit zwei bis drei Zentimeter pro Jahr. In den folgenden 135 Millionen Jahren nimmt die Erde langsam die heutige Gestalt an. Aus dem Panthalassa („alle Meere“) entwickeln sich die verschiedenen Ozeane. Spätestens ab dem Paläozän vor 65 Millionen Jahren wird Südamerika von Nordamerika getrennt und hinterlässt eine Meerenge zwischen Atlantik und Pazifik. Dieser Seeweg sollte lange Zeit den Austausch von Lebewesen zwischen den beiden Kontinenten verhindern. OzeangrabentrenntAmerika Nach Forschungsergebnissen des „Smithonian Tropical Research Institute“ (STRI) und des Panama Paleontology Projekts (PPP) befand sich an der Stelle des heutigen Panama vor 20 Millionen Jahren noch ein Ozeangraben mit 2.000 Meter Tiefe. Vor rund fünf Millionen Jahren existiertesogarnocheinereiche„Gatun“-Fauna,diesichquerdurchdie Karibik und den tropischen Ostpazifik nachweisen lässt und viele gemeinsame Arten in beiden Ozeanen aufweist. Ein Beleg dafür, dass GondwanaundLaurussia© MMCD zudiesemZeitpunktdieLandbrückenochnichtexistierte,daauf„beiden Seiten“eineähnlicheFaunabestand. Hebungsprozesse führten jedoch schließlich vor 3,5 bis 2,5 Millionen Jahren zur Trennung von Pazifik und Atlantik – der ehemalige Meeresgrund verwandelte sich in das heutige Mittelamerika. Nachweisen lässt sich diese Entwicklung unter anderem durch die Mollusken-Fauna, die sich durch die Hebung von nun an getrennt entwickelte und unterschiedliche pazifische und karibische Arten hervorbrachte. Doch die Veränderungen betrafen nicht nur die Meereslebewesen, sondern auch die Landsäugetiere. Diese konnten nun zwischen Nord- und Südamerika wechseln und sich somit zuvor unerreichbare Gegenden erschließen. Diese speziellen Wanderungsbewegungen werden auch „Great American Interchange“ genannt. Speziell für Panama bedeutet dies heute eine sehr hohe Artenvielfalt,dasichTier-undPflanzenartenausdemNordenunddem Südenhiergetroffenundangesiedelthaben. Panamaheutein3D©NASA/JPL BEDROHTER“GARTENEDEN“ P anamas Artenvielfalt unter Druck Obwohl Panama nur ungefährdieGrößeBayernsbesitzt,gibtesdortmehrTierund Pflanzenarten als in ganz Nordamerika und Europa zusammen. Über 1.000 verschiedene Orchideen, 300 Baum- und 150 Bromelienarten, 1.500 Schmetterlinge und über 1.000 heimische und Zugvogelarten. Allein die im Gatun-See liegende Insel BarroColoradomiteinerFlächevon15Quadratkilometernbesitztmehr Pflanzenarten als alle Länder Europas zusammen. Die Artenlisten scheinen endlos zu sein, wobei wahrscheinlich noch lange nicht alles entdecktist. Die Vielfalt, die die Landenge zu bieten hat, ist kein Zufall: Zum einen gibt es dort die verschiedensten Lebensräume, vom tropischen Nebelund Regenwald über die Savanne bis zu Mangrovenwäldern und Korallenriffen.ZumanderenistPanamader„Treffpunkt“fürvielenord- undsüdamerikanischeArten.BeispielehierfürsindbeidenSäugetieren der Jaguar und der Tapir aus Südamerika sowie Faultier, Ameisenbär unddasGürteltierausNordamerika. NationalparksschützenArtenvielfalt Über zwanzig Prozent der Fläche Panamas stehen heute daher als Nationalparks, Biosphärenreservate oder Naturdenkmäler unter Schutz. Sehr bekannt ist beispielsweise der SoberaniaNationalpark, nur 25 Kilometer von Panama-City entfernt. Er liegt er an der Ostsseite des Kanals. Der Park ist TropischerRegenwald©IMSI berühmt für seine Vogelfauna. 400 MasterClips Vogelarten, darunter viele endemische Arten, finden sich hier. Der größte Nationalpark liegt hingegen an der Grenze zu Kolumbien. Der Berg- und Nebelwald des DarienNationalparks ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet Zentralamerikas. Mit etwas Glück begegnet man hier dem PanamaJaguar, Tapiren, Mantelbrüllaffen oder vielen anderen Tier- und Pflanzenarten. Rund 580.000 Hektar ist der Darien groß und steht gleichzeitigalsUNESCO-WelterbeBiosphärenreservatunterSchutz. Umweltzerstörung Doch trotz dieser großen Flächen, die für die Belange des Naturschutzes bereitgestellt wurden, gibt es große ökologische Probleme. Denn die Mittel, die den Schutzgebieten zur Verfügung stehen, reichen häufig nicht aus, um die Flächen zu sichern und das Personalausreichendzuschulen.VorallemindensensiblenRandzonen kam es deshalb in den vergangenen Jahren immer wieder zu BrandrodungenoderillegalenSiedlungengekommen. Wie in anderen tropischen Regionen auch, stehen besonders die Wälder unter einem starken Druck. So verringern sich in Panama die Regen- und Nebelwaldflächen durch Abholzung jährlich. 1950 waren 60 Prozent Panamas noch bewaldet, 1995 kehrte sich das Verhältnis mit einem Waldanteil von nur noch 40 Prozentum.Prognosenfürdie nächsten Jahre lassen keine Trendwende erkennen. Die Wälderwerdenvorallemdurch die Brandrodung von Kleinbauern in Ackerflächen umgewandelt. Die Böden sind Brandrodung©IMSIMasterClips daraufhin schon nach kurzer Zeit degradiert, was die Rodung neuer Flächen nach sich zieht. LebensräumefürTiereundPflanzenwerdendadurchunwiederbringlich zerstört und klimarelevante Gase durch die Verbrennung in die Atmosphäreabgegeben. LANDBRÜCKEVERURSACHTEKLIMAWANDEL W ie die Hebung Mittelamerikas die Ozeanzirkulation veränderte Die tektonische Schließung der Landbrücke von Panamá vor 2,5 Millionen Jahren hatte vermutlich weit reichende Folgen für die Ozeanzirkulation. Denn mitdemSchließenderLandbrücke,sodieHypothese,stelltensichdie Meeresströmungen im Nordatlantik um. Vor dem Zusammenwachsen von Nord- und Südamerika konnte in Panama eine ungehinderte Vermischung zwischen kaltem Wasser aus dem Pazifik und warmen WasserausderKaribikstattfinden. Das Wasser, das im Atlantik nach Norden Richtung Grönland strömte, war dadurch weniger warm und salzärmer als heute. Als Folge verdunstetwenigerWasserdampfimNordmeerunddiefürdenAufbau der Eisschilde notwendige Luftfeuchtigkeit fehlte. Gleichzeitig funktionierte die so genannte thermohaline Zirkulation nur abgeschwächt. Das Wasser sank aufgrund seines geringeren Salzgehalts und der zu niedrigen Dichte nicht in der Labrador-See ab, der Motor des heutigen Golfstroms stand still. Seitdem sich die Landbrücke geschlossen hat, kann der Golfstrom das warme, salzhaltige Wasser aus der Karibik bis nach Grönland transportieren. Dort kühlt das Wasser ab, sinkt und fließt in zwei bis drei Kilometer Tiefe wieder nach Süden. Riesige Wassermengen werden so zwischen Grönland und Norwegen sowie in der Labrador-See umgewälzt - 18 Millionen Kubikmeter Wasser gelangen pro Sekunde in die Tiefe. Mit dem Golfstrom strömt auch warme feuchte Luft in den Norden Luftfeuchtigkeit, die in Grönland als Meeresströmungenim Schnee auf die Erde fällt und somit Nordatlantik©NASA/GSFC mitverantwortlich für die Vereisung und denAufbauderEisschildeist. HypotheseoderTatsache? DochlässtsichdieseHypotheseeinesZusammenhangszwischender SchließungderpanamaischenMeeresverbindungundderzunehmenden VereisungGrönlandsbelegen?EinArgumentfüreinenZusammenhang istdiezeitlicheKoinzidenzzwischenderBildungderEisschildeundder SchließungderLandbrücke.GestütztwirddiesdurchUntersuchungenan Meeresbewohnern - vor allem der Mollusken - die auf der pazifischen und atlantischen Seite des Isthmus zu finden sind. Dabei fanden Forscher heraus, dass sich vor rund acht Millionen Jahren noch auf beiden Seiten eine ähnliche Fauna fand. Vor ungefähr 2,5 Millionen JahrenwardieserAustauschdannnichtmehrmöglich-dieLandbrücke hattesichvollständiggeschlossenunddieMollusken-Faunaentwickelte im Laufe der Zeit unterschiedliche pazifische und karibische Arten. Geochemische Untersuchungen mit Hilfe von radiogenen Isotopen habendieseErgebnissebestätigt. WANNWARWAS… D ie Chronik des Kanalbaus 1501 Der spanische Entdecker Rodrigo de Galván Bastidas betritt als erster Europäer Panama1513 Der spanische Eroberer Vasco Núñez de Balboa überquert die Landenge und erreicht als erster Europäer den Pazifik1804 Alexander von Humboldt erörtert mit USPräsident Thomas Jefferson das Thema eines interozeanischen Kanals18711.GeografischerKongressinAntwerpen-Möglichkeitenfür dieVerbindungvonAtlantikundPazifikwerdendiskutiert1879Ferdinand de Lesseps gründet die „Compagnie Universelle du Canal Interocéanique“1881 Grabungen eines auf Meeresspiegelniveau liegenden,derEisenbahnfolgendenKanalsunterfranzösischerLeitung beginnen1889 20.000 Tote, 1200 Millionen Franc Verlust, ein Bestechungsskandal und Fehlplanungen zwingen die Franzosen zur Aufgabe.80.000Kleinanleger,diedieAktienderCompagnieUniverselle gezeichnet haben, verlieren nach dem Bankrott alle ihre Ersparnisse.1894 Reorganisation der Gesellschaft, Lesseps stirbt, die Franzosen müssen sich vom Kanalbau zurückziehen1899 Die Amerikaner beginnen mit Kolumbien über einen Kanalbau zu verhandeln1903 12. August: Panama erklärt seine Unabhängigkeit von Kolumbien(vonzehnUS-Kanonenbootenunterstützt).Ende1903muss Panama einen Vertrag akzeptieren, der den USA „auf alle Zeiten“ eine zehn Meilen (16 Kilometer) breite Hoheitszone entlang des Kanals zugesteht.1904DiefranzösischeKanalgesellschaftverkauftihreAnteile an die USA. Die amerikanischen Arbeiten am Kanal laufen nur schleppend an, nur 3500 Menschen sind am Bau tätig1905 128 Millionen Dollar wurden innerhalb des ersten Jahres investiert ohne einen großen Fortschritt am Kanal erreicht zu haben, eine Niederlage scheintbevorzustehen1906DerendgültigePlanfüreinen„lake-and-lockKanal“ wird auf der Grundlage von Lepinays durch den Chefingenieur JohnStevenserstellt1907MilitäringenieurGeorgeWashingtonGoethals wird Chefingenieur und Vorsitzender der Kanalkommission1909 Arbeiten an den drei Schleusensystemen beginnen 1913 Letzte SprengungenamCulebraDurchstich.NachvierJahrenBauzeitsinddie Schleusenanlagenfertiggestellt1914EinenTagvorAusbruchdesErsten Weltkrieges wird der Kanal eröffnet1935 Der Madden-Damm wird fertiggestellt1977 US-Präsident Jimmy Carter und Panamas RegierungschefOmarTorrijosunterzeichnendenÜbergabevertrag1979 Die Kanalzonenverwaltung wird von den USA aufgelöst, die Kanaleisenbahn wird an Panama übergeben1999 30. November: Mit FortClaytonschließtdieletzteamerikanischeMilitärbasisamKanal.12. Dezember: Offizielle (vorgezogene) Feier zur Kanalübergabe, USPräsidentClintonundandereeingeladeneGästeerscheinennicht.2000 Übergabe des Kanals durch die USA an Panama gemäß dem CarterTorrijos-Vertrag, Die US-Truppen verlassen das Land2006 VolksabstimmungentscheidetsichmiteinerMehrheitvon79Prozentfür diegeplanteErweiterungdesPanamakanals 04|Impressum scinexx.de-DasWissensmagazin MMCDNEWMEDIAGmbH Elisabethstraße42 40217Düsseldorf Tel.0211-94217222 Fax03212-1262505 www.mmcd.de [email protected] Geschäftsführer:HaraldFrater,[email protected] Chefredakteurin:NadjaPodbregar,[email protected] Handelsregister: Düsseldorf,HRB56568;USt.-ID.:DE254927844; FinanzamtDüsseldorf-Mitte Konzeption/Programmierung YOUPUBLISHGmbH Werastrasse84 70190Stuttgart M:info(at)you-publish.com Geschäftsführer:AndreasDollmayer ©2016byKonradinMedienGmbH,Leinfelden-Echterdingen