Klausur zur Vorlesung “Wahrscheinlichkeitstheorie“ Wintersemester 2013/14 - Musterlösung Aufgabe 1 Es seien X, Y ∼ Exp(λ) unabhängig mit λ > 0 und Z := (insgesamt 10 Punkte) X X+Y . a) Zeigen Sie, dass X + Y ∼ γ(2, λ). (5 Punkte) b) Zeigen Sie für λ = 1, dass Z uniform auf [0, 1] verteilt ist. (5 Punkte) Hinweis: Für p ∈ N und b ∈ R+ ist die Dichte der Gammaverteilung γ(p, b) gegeben durch fγ(p,b) (x) = bp xp−1 e−bx 1[0,∞) (x). (p − 1)! Lösung. (je 1 Punkt gibt es für die richtige Idee, 4 insgesamt für die richtige Rechnung) a) Z∞ Zx fX (y) · fY (x − y)dy = fX+Y (x) = −∞ λe−λy · λe−λ(x−y) dy 0 = λ2 e−λx Zx 1dy = λ2 xe−λx . 0 b) Für x ∈ (0, 1) ist yz P z X ≤z =P X≤Y · X +Y 1−z Z∞ Z1−z = 0 Z∞ = e−y − e−x yz 1−y x=0 0 Z∞ = 0 Z∞ dy = yz e−y 1 − e− 1−z dx 0 −y e 1 −y· 1−z −e dy = −e −y + (1 − z)e 1 −y· 1−z !∞ y=0 0 e−x · e−y dx dy = 0 + 1 − (1 − z) = z. Aufgabe 2 (insgesamt 10 Punkte) Es seien X, X1 , X2 , . . . Zufallsvariablen, sodass (Xn )n monoton ist und Xn →p X für n → ∞. Zeigen Sie: a) Xn →f s X. (5 Punkte) L1 b) Sind X, X1 ∈ L1 , dann gilt auch Xn −→ X. (5 Punkte) Lösung. j→∞ a) Es existiert eine Folge (nj )j ⊂ N, sodass Xnj (ω) −→ X(ω) für fast alle ω. (2,5 Punkte) n→∞ Wegen der Monotonie der Xn folgt für jedes dieser ω, dass Xn (ω) −→ X(ω), denn ist |Xnj (ω) − X(ω)| < ε für alle j ≥ j0 , dann ist auch |Xn (ω) − X(ω)| < ε für alle n ≥ n j0 . (2,5 Punkte) b) Es sei (Xn ) oBdA monoton wachsend. Da nach a) die Xn außerhalb einer Nullmenge punktweise gegen X konvergieren (2 Punkte) und da X und alle Xn nach Voraussetzung und Monotonie integrierbar sind, (1 Punkte) folgt mit monotoner Konvergenz (2 Punkte) kX − Xn kL1 = E |X − Xn | = E[X] − E[Xn ] → 0. Aufgabe 3 (10 Punkte) Eine Münze wird wiederholt geworfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass hierbei Zahl fällt, liegt bei p < 1/2. Es sei nun Ak für k ∈ N das Ereignis, dass bei den Würfen 2k , 2k + 1, . . . , 2k+1 − 1 mindestens k-mal in Folge Zahl fällt. Zeigen Sie, dass P(Ak tritt für unendlich viele k ein) = 0. (j) Hinweis: Betrachten Sie die Ereignisse Bk = {Xj = 1, Xj+1 = 1, . . . , Xj+k−1 = 1} für j, k ∈ N, wobei Xj = 1 bedeutet, dass im j-ten Wurf Zahl fällt. Lösung. X P(Ak ) = k≥1 X P 2k+1 [−k ! (j) Bk j=2k k≥1 k+1 ≤ X 2 X−k (j) P Bk k≥1 j=2k = X k≥1 (2k+1 − 2k − k + 1)pk ≤ X (2p)k < ∞. (6 Punkte) k≥1 Daher folgt aus dem Lemma von Borel-Cantelli, dass P(Ak tritt für unendlich viele k ein) = P lim sup Ak = 0. k→∞ (2 Punkte) (2 Punkte) Aufgabe 4 (10 Punkte) Es seien (Xn )n∈N unabhängige Zufallsvariablen mit P(Xn = 1) = 1/n = 1 − P(Xn = 0). Zeigen Sie, dass für n → ∞ n P Xk − hn k=1 √ =⇒ N (0, 1), hn n P 1 wobei hn := k. k=1 Lösung. Definiere Yn,k = Außerdem gilt Xk −1/k √ , hn E dann ist die Familie (Yn,k )1≤k≤n für alle n unabhängig. n hX n i 1 X h 1i Yn,k = √ =0 E Xk − k h n k=1 k=1 (3 Punkte) und V n hX i Yn,k = k=1 1 hn n X k=1 V[Xn ] = 1 hn n X k=1 n P 1 1 · 1− =1− k k k=1 1 k2 hn → 1, (3 Punkte) da der Zähler konvergiert, jedoch hn → ∞. Zu zeigen bleibt die Lindeberg-Bedingung. Sei dazu ε > 0. Dann ist n X E (Yn,k − E[Yn,k ])2 ; |Yn,k − E[Yn,k ]| > ε k=1 = n p i 1 X h E (Xk − 1/k)2 ; |Xk − 1/k| > ε hn | {z } | {z } hn k=1 ≤1 →∞ = 0, für n groß genug, da wir dann für alle k über eine Nullmenge integrieren. (3 Punkte) Somit folgt die Behauptung aus dem zentralen Grenzwertsatz von Lindeberg-Feller. (1 Punkt) Aufgabe 5 (10 Punkte) Zeigen Sie, dass das Maß δ0 auf B(R) schwacher Limes einer Folge von Wahrscheinlichkeitsmaßen ist, die alle eine Dichte bezüglich des Lebesgue-Maßes auf B(R) haben. Lösung. Betrachte die Verteilungsfunktionen Fn := FExp(n) , dann ist n→∞ Fn (x) = 1(0,∞) (x) · 1 − e−nx −→ 1(0,∞) (x). (4 Punkte) Dieser Grenzwert stimmt auf allen Stetigkeitsstellen von Fδ0 = 1[0,∞) (also außerhalb der 0) mit dieser Funktion überein. Daraus folgt die schwache Konvergenz Exp(n) =⇒ δ0 . Außerdem hat Exp(n) für alle n eine Lebesgue-Dichte. (2 Punkte) (2 Punkte) (2 Punkte) Alternative Lösung: Betrachte die charakteristischen Funktionen entsprechender Normalverteilung: x2 n→∞ ϕN (0,1/n) (x) = exp − −→ 1 = ϕδ0 (x) 2n (4 Punkte) für alle x ∈ R. Da die konstante 1-Funktion stetig in der 0 ist, folgt die Behauptung aus dem Stetigkeitssatz von Levy, denn offensichtlich haben Normalverteilungen eine Lebesgue-Dichte. (2 Punkte) (2 Punkte) (2 Punkte) Aufgabe 6 (insgesamt 10 Punkte) Es sei p ∈ (0, 1), (Yn )n∈N unabhängig identisch verteilt mit Y1 ∼ B(1, p) und Xn := 2Yn +Yn+1 für alle n ∈ N. a) Zeigen Sie, dass die Xn eine Markovkette bilden. (2 Punkte) b) Bestimmen Sie ihre Übergangsmatrix Π und berechnen Sie Π2 und Π3 . (6 Punkte) c) Geben Sie eine stationäre Verteilung an. (2 Punkte) Lösung. a) Xn+1 = 2 · (Xn mod 2) + Yn+2 für alle n. Für i1 , . . . , in+1 ∈ {0, 1, 2, 3} ergibt sich wegen der Unabhängigkeit der Yk , dass P(Xn+1 = in+1 |Xj = ij , j ≤ n) = P(2 · (Xn mod 2) + Yn+2 = in+1 |Xj = ij , j ≤ n) = P(2 · (in mod 2) + Yn+2 = in+1 |Xj = ij , j ≤ n) = P(2 · (in mod 2) + Yn+2 = in+1 ) = P(2 · (Xn mod 2) + Yn+2 = in+1 |Xn = in ) = P(Xn+1 = in+1 |Xn = in ). b) Mit q = 1 − p ist q p 0 0 Π= q p 0 0 0 q 0 q 2 0 q 2 p und Π2 = q q2 0 p q2 pq pq pq pq pq pq pq pq p2 p2 . p2 p2 (je 2 Punkte) Da die Zeilen in Π2 identisch sind, muss bereits Πn = Π2 für alle n ≥ 3 gelten, also insbesondere für n = 3. (2 Punkte) c) Das Tupel (q 2 , pq, pq, p2 ) liefert die stationäre Verteilung. Rechnung/Beweis/grobe Argumentation (1 Punkt) (1 Punkt)