01. September 2013, 10.15 Neubulach 14. Sonntag nach Trinitatis, 1.Kor. 3, 9 – 17 Liebe Gemeinde, vielleicht haben sie auch schon so gedacht: Damals zur Zeit des Neuen Testamentes, da war doch sicher alles ganz anders als heute. —Da blühten die Gemeinden, da brannte noch das missionarische Feuer, da waren die Christen noch „ein Herz und eine Seele“. --Aber wenn wir dann genauer hinschauen stellen wir fest: Auch damals gab es Probleme, auch damals war nicht alles Gold was glänzte.--- Die Gemeinde in Korinth zum Beispiel war alles andere als eine ideale Gemeinde, die Christen dort waren alles andere als „ein Herz und eine Seele“.--- Gleich zu Beginn des 1. Korintherbriefes erfahren wir, dass die Gemeinde in verschiedene Gruppen gespalten war.--- Die einen hielten zu Paulus, den Gründer der Gemeinde. Andere schwärmten von Apollos, der nach dem Weggang von Paulus die Arbeit in Korinth weiterführte und der offensichtlich viele durch seine rednerische Begabung beeindruckte. --- Und dann gab es noch zwei weitere Gruppen: die „Petruspartei“ und die „Christuspartei“.---Zersplitterung der Christen, das gibt es nicht erst seit heute, nein, das gab es auch schon damals!---Und wie hat Paulus dann darauf reagiert? Er versuchte den Korinthern zurecht zu helfen, indem er ein Bild benutzte, das ihnen sehr vertraut war--das Bild der Baustelle.---Damals zur Zeit des Paulus wurde in Korinth an allen Ecken und Enden gebaut.--- Und da vergleicht nun Paulus die Gemeinde in Korinth mit einer Baustelle.--- Und er erinnert die Korinther an ein dreifaches: 1.Er erinnert sie an den Bauherrn. 2. Er erinnert Sie an den Baugrund und 3. Er erinnert sie an die Bauabnahme. 1.Paulus erinnert an den Bauherrn. Es fällt auf, wie im 1. Vers unseres Textes Gott betont wird: „Gottes Mitarbeiter“ „Gottes Ackerfeld“ „Gottes Bau“. --Manchmal sieht man an Baustellen ein großes Schild, auf dem zu lesen ist, wer da baut.---Zum Beispiel: „Hier baut das Land Baden- 2 Württemberg“.--- Stellen wir uns vor, an der Baustelle der Gemeinde Jesu gäbe es auch so ein Schild.--- Was müßte auf diesem Schild stehen? - Paulus würde auf dieses Schild jedenfalls schreiben: „Hier baut Gott“ --Hier ist Gott der eigentlich Handelnde. --- Nun ist es fast unbegreiflich, dass Gott Menschen am Bau seiner Gemeinde mithelfen lässt.--- Paulus sagt aber: „Wir sind Gottes Mitarbeiter“. Paulus hat das stets als Vorrecht verstanden. Wenn Paulus von seinem Dienst für Gott spricht, dann taucht da immer wieder das Wort „Gnade“ auf, so auch in unserem Text: - Daß wir Gottes Mitarbeiter sein dürfen, das ist Gnade, das ist ein unverdientes Geschenk. --Übrigens, haben Sie auch schon mal den Autoaufkleber gesehen wo draufsteht: Ich gehöre zu Gottes Bodenpersonal !! --- Das ist keine Anmaßung, keine Angeberei, das ist Gnade!! –(Lied:Alles ist Gnade alles Geschenk, du bist nur Werkzeug dessen gedenk) Zu dieser Gnade gehört es auch, dass Gott uns zur Mitarbeit begabt und befähigt.---Da hat jemand die Gabe, mit Kindern umzugehen, da bereichert jemand den Gottesdienst durch seine musikalischen Fähigkeiten, da hat einer die Gabe, das Wort Gottes in lebendiger und anschaulicher Weise zu verkündigen, eine andere hat eher organisatorische oder gestalterische Fähigkeiten.--- anzupacken wo es nötig ist, ist eine Gabe. Jede Gemeinde ist auf solche Gaben und Fähigkeiten angewiesen. --- Bei alldem dürfen wir jedoch nicht vergessen: Das alles Entscheidende tut Gott! Aber genau das war in Korinth aus dem Blickfeld geraten.-Da standen auf einmal Menschen mit ihren Gaben und Fähigkeiten im Mittelpunkt.---Die einen trauerten Paulus nach und dachten:„Ach wenn doch der Paulus noch hier wäre.“ - Die anderen lobten Apollos in den höchsten Tönen und sagten: „Der hat Feuer, der hat frischen Wind in unsere lahme Gemeinde gebracht.“--- Und schon ging ein Riss mitten durch die Gemeinde, und nach und nach zersplitterten sie sich immer weiter. Man war auseinander geraten, weil man meinte, das 3 Gedeihen der Gemeinde sei abhängig von Menschen. Deshalb ist es Paulus so außerordentlich wichtig, klarzustellen: Gott ist der Bauherr, ER allein.-- Er tut das Entscheidende. Wir sind nur seine Mitarbeiter, seine Handlanger, Gottes Bodenpersonal, --- doch wir dürfen und sollen wissen: wir sind wichtig, aber wir nehmen uns manchmal zu wichtig. Gott tut das Entscheidende ! --- Paulus benutzt in diesem Zusammenhang noch ein anderes Bild, das Bild des Ackerfeldes. Sicher ist es sehr wichtig, dass ein Bauer sich müht, das Feld vorbereitet, dass er pflanzt, teilweise auch bewässert, besonders in südlichen Ländern wie Israel, dass er gegen das Unkraut vorgeht,---aber das Entscheidende, das Wachstum und das Gedeihen wirkt nur Gott.--- Oder kennen sie jemand der behauptet, das hätte er gemacht ?? --- Paulus sagt in dem Abschnitt der unserem Text vorausgeht: „Ich habe gepflanzt, Appolos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen, das Wachsen gegeben. --So sind nun weder der pflanzt, noch der begießt etwas, sondern Gott, der das Gedeihen gibt“. --- Daß da in Korinth, dieser Stadt, die damals für ihre Sittenlosigkeit berüchtigt war, eine Gemeinde entstand, und dass sich diese Gemeinde inmitten einer heidnischen Umwelt behauptete, das war nicht das Verdienst des Paulus, auch nicht das Verdienst des Appolos, sondern das hatte einzig und allein Gott gewirkt.---Ist das nicht auch befreiend und entlastend, wissen zu dürfen: Gott selbst treibt den Bau seiner Gemeinde vorwärts ? --- Der Schweizer Pfarrer Walter Lüthi hat einmal gesagt: „Oh wir Wichtigtuer ! Wir meinen, nicht schlafen gehen zu dürfen aus Angst, Gottes Sache stehe still.--- Gott aber ruft dem übermüdeten Prediger zu: Mach du nur das Licht aus und geh ins Bett ! Gottes Reich fällt deswegen nicht um.“ 2. Paulus erinnert an den Baugrund. Statt Baugrund könnten wir auch sagen: Fundament.- Paulus erinnert die Gemeinde in Korinth an das Fundament, auf dem sie steht.--Vielleicht kennen Sie den Messeturm in Frankfurt, -mit 256 m Höhe 4 eines der höchsten Bauwerke Europas.--- Der wichtigste Teil des Gebäudes liegt allerdings unter der Erde, und das ist das Fundament. Da hat man 64 Betonpfeiler in die Erde getrieben, jeder Pfeiler ist über 30 m lang.-Auf diesen Pfeilern liegt eine gewaltige Betonplatte: 60 m lang, 60 m breit, in der Mitte 6 m. dick. Mit diesem Fundament steht und fällt der Messeturm.---Auf das Fundament kommt es an! ---Das gilt auch für die Gemeinde Jesu Christi: Auf das Fundament kommt es an. - Was ist das Fundament der Gemeinde Jesu? – Was ist ihr, was ist mein Fundament? - Was war das Fundament der Gemeinde in Korinth ?--Nicht Paulus und nicht Appolos.--Wenn wir weiterlesen, dann sagt Paulus „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus“. -Paulus war Gründer der Gemeinde, aber er war nicht der Grund, nicht das Fundament.---Seine Gründungsarbeit bestand darin, dass er Menschen auf das Fundament Jesus Christus gestellt hat. Paulus band die Menschen nicht an sich sondern an Jesus Christus. Paulus wusste: Das, was uns in den Himmel bringt,---das ist allein Jesus Christus.--Es geht hier um ein Fundament das jenseits aller menschlichen Möglichkeiten liegt.---Es geht hier um ein Fundament, das Gott geschaffen hat, indem er seinen Sohn stellvertretend für uns am Kreuz sterben ließ. Um es mit den Worten von Paul Gerhardt zu sagen:„Der Grund da ich mich gründe, ist Christus und sein Blut;das das machet, dass ich finde das ewge, wahre Gut. An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd; Was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.“---Das ist die Voraussetzung aller Mitarbeit, daß wir auf diesem Fundament stehen.---Wenn Christen auseinander geraten, dann oft deshalb, weil nicht mehr Jesus im Mittelpunkt steht, sondern Menschen,--Menschen mit ihren Ansichten, mit ihren Erkenntnissen, mit ihren Sonderlehren.--- Man zerstreitet sich über nebensächliche Fragen, als ob davon die Seligkeit abhinge.--- Man schaut auf Menschen, als könnten sie uns den Himmel bringen, und man vergisst darüber das gemeinsame Fundament, das uns mit Jesus 5 Christus gegeben ist. ---Wenn wir beieinander bleiben wollen, oder wieder neu zueinander finden wollen, dann wird das nur gehen, indem wir uns zurückbesinnen auf das Fundament, das uns trägt,--das uns im Leben trägt, das uns durch den Tod hindurch trägt und das uns schließlich in den Himmel trägt.---Das bringt kein Mensch fertig, das vermag allein Jesus Christus. --3. Paulus erinnert an die Bauabnahme. Wenn Gott der Bauherr ist, dann sind wir ihm verantwortlich mit unserem Tun. Entscheidend sind nicht unsere Vorstellungen, sondern das was Gott will.--- Wir bauen, bildlich gesprochen, nicht an unserem Eigenheim, sondern an Gottes Tempel.---- Es ist nicht egal, wie wir bauen,---wir sollen nicht einfach drauflosbauen nach dem Motto: Hauptsache es tut sich was,--- nein, --- wir sollen im Sinne Gottes bauen. --Aber, noch stecken wir mitten in der Bauphase, noch wird gepredigt, noch werden Kinderkirche und Jungschar gehalten, noch trifft man sich in Hauskreisen und Jugendgruppen, noch wird evangelisiert und missioniert.- Aber irgendwann kommt der Tag, an dem die Bauphase beendet sein wird, dann kommt der Tag der Bauabnahme, der Tag des Gerichts.---Dann wird Gott prüfen ob wir recht gebaut haben. Dann kommt die Bewährungsprobe. Vielleicht kennen sie auch die Werbung der Betonbranche: Da sieht man einen Leuchtturm mitten im Meer. Es tobt ein Orkan. Die Wellen brechen sich an dem Leuchtturm, so dass er fast bis zur Spitze in Gischt eingehüllt ist. Darunter der Satz: „Hoffentlich ist es Beton“: Mit anderen Worten: Hoffentlich ein Material, das der Belastung standhält ! --- Was Fundamente Wert sind haben wir ja bei den schlimmen Überschwemmungen vor einigen Wochen mitbekommen.---Aber nun doch die Frage: Woran können wir erkennen ob wir recht bauen ? Können wirs erkennen an der Zahl die unsere Gemeindeveranstaltungen besuchen? Können wirs erkennen an dem Echo, das unsere Arbeit findet ? --- Paulus schreibt in 1. Kor. 4,4, „Der Herr ist,s der mich richtet. „Mit anderen Worten: 6 Das letzte Urteil über unsere Arbeit fällt Gott, und Gott wird manches anders beurteilen als wir.---Mancher vermeintliche Erfolg ist in Gottes Augen lediglich eine schillernde Seifenblase, die irgendwann zerplatzen wird, und manche vermeintliche Erfolglosigkeit ist in Gottes Augen das Samenkorn, aus dem zu gegebener Zeit Frucht erwächst, die bis in die Ewigkeit Bestand haben wird.---Sicher werden wir einmal staunen, welche Tätigkeiten, welche Dienste Gott belohnen wird, Tätigkeiten und Dienste von denen wir vielleicht gedacht haben: Ob sich das wohl lohnt ? --- Der Theologieprofessor Martin Kähler aus Halle hat es einmal so formuliert: „Unter der Erfolglosigkeit seiner Diener bereitet Gott seine Erfolge vor“. --So kann Gott auch den geringsten und unscheinbarsten Dienst für SEINE Ziele fruchtbar machen, wenn wir dabei nicht unsere, sondern Gottes Ehre suchen. --- Wir sollen darauf achten ,wie wir bauen.--- Wir sollen darauf achten, dass wir dem Fundament entsprechend bauen, dass wir nicht auf unsere menschlichen Möglichkeiten bauen, sondern alles von Jesus erwarten. --- Und wir wollen auch darauf achten, dass wir Handlanger Gottes bleiben, dass wir Gott nicht zum Erfüllungsgehilfen unserer Wünsche und Pläne machen, sondern ihn immer wieder fragen: „Herr, was willst Du, wozu willst Du mich gebrauchen ? Amen. Lied: 631, 1 – 4 Der Herr ist gut in dessen Dienst wir stehn…. LB 1 + 2 Eingangslied: 354, 1 – 3 + 7 Ich habe nun den Grund gefunden…. Wir feiern unseren Gottesdienst im Namen Gottes des Vaters, und des Sohnes unseres Herrn Jesus Christus, und im Namen des Heiligen Geistes. Amen Wochenspruch: Psalm 103,2 Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er dir Gutes getan hat. Monatsspruch: Nehemia 8,10 Seid nicht bekümmert, den die Freude am Herrn ist eure Stärke. Psalm: 104, Nr. 743 Eingangsgebet: Du unser allmächtiger und gütiger Gott! Du schenkst uns heute deinen Tag, den Sonntag, und nimmst uns hinein in dein Schöpferwirken: Wie du am Anfang gesagt hast: „Es werde Licht“ So rufst du uns heute in dein Licht. Und wie du deinen Sohn Jesus Christus aus den Toten auferweckt hast, so erwecke du uns heute von neuem, daß wir leben vor deinen Augen. Wir danken dir, daß wir diesen Tag erleben dürfen und bitten dich: Segne uns, sei uns nahe, wenn du uns begegnest in deinem Wort. Gewähre es uns, daß andere Menschen durch uns deine Nähe erfahren. Herr Jesus Christus, dazu hilf uns, der du als der Auferstandene den Tod überwunden hast. Amen Fürbittengebet: Heiliger, dreieiniger Gott. Deine Worte haben wir gehört, deine Verheißungen machen uns reich, und der Ernst deiner Rede reißt uns heraus aus dem Schlaf eigener Sicherheit. Wie oft bauen wir Mauern um uns abzusichern, einzuigeln und abzugrenzen, statt mit den von dir verliehenen Gaben an deinem Tempel mitzubauen. Trotz allem: Deine unerforschliche Liebe macht uns zu deiner Wohnung, dein Geist wirkt in uns, so unvollkommen wir auch sind. Du stellst uns vor deinen heiligen Richterstuhl und bringst uns wieder zurecht, uns, deine unwürdigen Mitarbeiter. Schenke uns deinen heiligen Geist, daß wir Zeichen deiner Liebe setzen. Gib den jungen Menschen in unserer Gemeinde gute Vorbilder, die sie den Weg in deine Nachfolge weisen. Gib und erhalte den Ehen und Familien Freude an ihrer Beziehung und Geduld füreinander. Einsame und Verlassene begegne als der Eine der sie tröstet. Sterbende begleite auf ihrem letzten Weg in dein Reich. Die Trauernden tröste durch dein Wort. Du, Herr, bist der Friedensstifter, darum greife ein, wo Streit und Krieg regiert. So befehlen wir dir ganz besonders dein auserwähltes Volk Israel an. Bewahre und stärke deine Gemeinde die Verfolgung und Bedrängnis erleidet. Und so bitten wir dich auch, laß unsere Gemeinde ein Licht auf dem Leuchter und kraftvolles Salz für unseren Ort sein. Dir zur Ehre und uns zu Segen. Amen Vater unser…. Lied: 543, 1 – 3 Geh unter der Gnade, geh mit Gottes Segen….