AAP Astro-News - Sternwarte Bieselsberg

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Ausgabe 1/2015
Homestory — 67P/Tschurjumow­Gerasimenko
Amateurentdeckung — Gigantische Wolken auf Mars
Maidbronn fliegt — Unterfranke entdeckt Asteroid vom Balkon aus
Beobachtungsandrang am neuen Teleskop
Im Porträt: Eugène Michel Antoniadi
Die nächsten Veranstaltungen des AAP:
Deutscher Astronomietag am 20./21. März
Einweihung des neuen Teleskops am 9.Mai
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Der Vorstand informiert
Der Vorstand informiert
Liebe Vereinskollegen,
zubringen und Werner oder ich nehme Angebote
gerne entgegen. Auch falls jemand noch Vorschlä­
ge hat, wer alles aus bestimmten Gründen eingela­
den werden muss sollte das möglichst schnell dem
Vorstand melden, denn wir würden gerne nieman­
den vergessen!
Das zweite erfreuliche ist unser neues Teleskop.
Die Beliebtheit ist sehr groß und viele Nächte
wurden schon genutzt. Wer neben den bekannten
Veranstaltungen mal gerne bei einer Nacht dabei
sein möchte kann sich gerne bei den Beobachtern
oder dem Vorstand melden und wir werden versu­
chen, die Mitglieder beim nächsten Beobachten
einzubinden.
Apropos beobachten: Auch in diesem Jahr werden
wir versuchen, Beobachtungsabende zu organisie­
ren. Wie immer wird es kurzfristig sein, und auch
hier werden Interessenten gebeten, sich bei den
Beobachtern (zu denen ja auch der ganze Vorstand
gehört) zu melden. Ich denke mal, dass der April
eine erste Gelegenheit wäre.
bei der Jahreshauptversammlung gab es keine Ver­
änderungen bei den Vorstandsposten, insofern
bleibt alles beim alten. Allerdings war auch deut­
lich zu hören, dass die Last der Aufgaben in Zu­
kunft wieder bei mehr Leuten zu liegen kommen
muss. Ich hoffe, dass sich der ein oder andere auf­
gefordert fühlt, ein bisschen mehr an der Vereins­
arbeit teilzunehmen, Aufgaben gibt es durchaus
genug.
Nun zum erfreulichen Teil: unsere vereinsinterne
Einweihung ist hinter uns und den Teilnehmern
hat es sichtlich Spaß gemacht. Auch wenn wir mit
etwas mehr Mitgliedern gerechnet haben haben
wir sehr viel positiven Zuspruch für die Aktion be­
kommen und möchten uns auf diesem Weg dafür
bedanken.
Der größere und anstrengendere Teil, die öffentli­
che Einweihung steht und noch bevor. Zum einen
ist es eine gute Gelegenheit, unsere Arbeit zu prä­
sentieren und die Astronomie etwas in den Vorder­
grund zu bringen, zum anderen ist es aber auch Bis zum nächsten Mal, Euer
eine Anstrengung für uns in der Organisation. Das Martin Tischhäuser
wäre übrigens eine erste gute Gelegenheit sich ein­
Editorial
Liebe Leser,
war hat sicher noch die vielen weiteren Bilder von
Bernd Vogt im Kopf, der uns noch viel ausführli­
unser spanischer Außenposten Martin hat uns wie­ cher über diese Mission informiert hat.
der sehr gut mit interessanten Artikeln aus der For­ Auch die Berichte über unser neues Teleskop reiß­
schung versorgt. Dieses Mal hat er sogar einige en (zum Glück) nicht ab. Ich freue mich, dass wir
schöne Beiträge aus dem Amateurbereich ausfindig praktisch schon eine kleine Artikelserie dazu haben
gemacht, was ich natürlich sehr spannend fand. Oft und hoffe, dass sie nicht so schnell abreißt.
kommt es doch zu kurz, dass auch heutzutage Auch Wolfgang hat wieder einen Astronomen aus­
Amateure noch wichtige Beiträge zur Wissenschaft gegraben, dieses Mal hat er schon sehr tief gegra­
leisten können.
ben. Was mir als Schachspieler natürlich gefallen
Aber natürlich kommen auch wir nicht an „Tschu­ hat war der Bezug zum Brettspiel, der wohl nicht
ri“ vorbei, dem Kometen, den die Sonde Rosetta sehr oft in dieser Erfolgsklasse vorkommt.
zusammen mit Philae besucht und im Detail stu­
diert und weiter studieren wird. Es ist sogar erst Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe,
der Anfang von sicher noch vielen spektakulären
Martin Tischhäuser
Bildern. Wer im Februar am Vereinsabend dabei
Titelbild: Flammennebel (NGC2024), Aufnahme mit neuem AAP­Teleskop
(Foto: © M. Tischhäuser)
Aus Wissenschaft und Forschung
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Aus Wissenschaft und Forschung
Homestory — 67P/Tschurjumow­
Gerasimenko
Leicht wie Kork, 700 Meter hohe Klippen, einen
Riss am Hals: Daten und Fotos der Sonde Rosetta
bieten überraschende Einblicke in den Kometen
67P/Tschurjumow­Gerasimenko (67P/TG).
Der Komet zeigt sich auf den detailreichen Bildern
der europäischen Raumsonde Rosetta als vielfälti­
ge Welt. In einer Artikelserie im Wissenschafts­
journal
Science
fassen
internationale
Forscherteams die Beobachtungen der ersten Mo­
nate zusammen.
Zum ersten Mal können Astronomen einen Kome­
ten bei seinem Vorbeiflug an der Sonne mit einer
Raumsonde begleiten. Die Instrumente von Roset­
ta, darunter die Osiris–Kamera, liefern den For­
schern dabei den bislang detailliertesten Blick auf
einen Schweifstern.
Die Form: Der Komet 67P/TG besitzt grob die
Form eines Quietscheentchens mit einem kleineren
Kopf und einem größeren Körper, die über einen
schmalen Hals verbunden sind. Der Kopf hat in et­
wa einen Durchmesser von zwei Kilometern, der
Körper ist rund vier Kilometer lang. Ob es sich ur­
sprünglich um zwei Brocken gehandelt hat, die ir­
gendwann zusammengeklumpt sind, oder ob der
Hals das Ergebnis eines ungleichmäßigen Ab­
schmelzens des Kometen ist, wird noch untersucht.
Die Farbe: Anders als viele Asteroiden weist der
Komet nahezu keine Farbschattierungen auf. Nur
der Hals und einzelne Brocken auf der Oberfläche
erscheinen etwas heller. Kometen seien doppelt so
schwarz wie Kohle, wird Osiris–Forscher Dennis
Bodewits von der University of Maryland in den
USA in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert.
Die Landschaft: Steile, bis zu 700 Meter hohe
Klippen, Staubdünen, glatte Ebenen, Furchen, Ge­
röllhalden mit Gruben und großflächige Senken,
der Komet bietet eine raue Landschaft. Vermutlich
bedeckt eine meterhohe Staubschicht weite Teile.
Rund 70 Prozent von 67P/TGs Oberfläche hat Ro­
setta bereits mit einer Auflösung kartiert, bei der
mindestens 80 Zentimeter große Details zu erken­
nen sind. Bislang haben die Forscher 19 unter­
schiedliche Landschaften identifiziert und nach
ägyptischen Gottheiten benannt. Auch aus mor­
phologischer Sicht hebt sich die Halsregion des
Kometen deutlich von den anderen Bereichen ab.
Anders als Kopf und Körper ist der Hals des Ko­
meten glatt und frei von Furchen oder Kratern.
Allerdings zeigt sich ein langer Riss am Hals, der
Folge einer mechanischen Belastung sein könnte.
Sie wüssten noch nicht, ob sich der Riss komplett
um den Hals zieht, sagt Sierks. Darüber hinaus ha­
ben die Forscher in Halsnähe und auf dem Rücken
des Kometenkerns bis zu 200 Meter tiefe und bis
zu 300 Meter breite zylinderförmige Löcher ent­
deckt. Deren Wände haben eine Art Gänsehaut, sie
sind mit etwa drei Meter großen Klumpen gepflas­
tert. Das könnte darauf hinweisen, dass sich die
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Aus Wissenschaft und Forschung
Materie im jungen Sonnensystem, die auch das
Baumaterial des Kometen stellte, generell nur bis
zu dieser Größe zusammenballen konnte. Mögli­
cherweise besteht also das gesamte Kometeninnere
aus solchen Brocken.
ren Wärme gewöhnlich dafür sorgt, dass Kometen
Fontänen aufwirbeln. „Er hat schon jetzt mehr
Staubfontänen als viele andere Kometen bei ihrer
größten Annäherung an die Sonne“. Die meisten
Staubfontänen liegen in der Halsregion. In den
vergangenen Monaten hat 67P/TG ungewöhnli­
cherweise viermal soviel Staub ins All gespuckt
wie Gas, normalerweise produzieren Kometen
mehr Gas als Staub. Der Gas­ und Staubausstoß
beschert dem Kometenkern nicht nur eine dünne
Atmosphäre. Staubklumpen umkreisen den Kome­
tenkern in bis zu 145 Kilometern Entfernung und
vermutlich seit seiner vorangegangenen Annähe­
rung an die Sonne.
Die Aktivität werde bis zur größten Annäherung an
die Sonne noch um den Faktor 100 zunehmen, er­
wartet Sierks. Rosetta wird sich zu diesem soge­
nannten Perihel (Sonnennähe) im August auf einen
Sicherheitsabstand von etwa 100 Kilometern zu­
rückziehen. Der Komet verliere bei jedem Umlauf
im Schnitt eine zwei bis drei Meter dicke Schicht
seiner Oberfläche, sagt Sierks. Sie erwarteten da­
her nach dem Perihel in großen Teilen eine ganz
Das Material: Zum ersten Mal konnten die Roset­ neue Oberfläche. Nach 67P/TG größter Annähe­
ta–Forscher auf direkte Weise die Dichte eines Ko­ rung an die Sonne müssen die Forscher daher neue
meten bestimmen. Ergebnis: 67P/TG ist mit 470 Karten des Kometen erstellen.
Kilogramm pro Kubikmeter etwa so leicht wie
Kork. Sie gingen davon aus, dass der Komet aus
Eis und Staub besteht, Materialien, die beide eine
deutlich höhere Dichte aufweisen, betont Sierks.
Die gemessene Dichte deutet also darauf hin, dass
der Kometenkern porös und zu 70 bis 80 Prozent
leer ist. Sie verstünden ihn derzeit als eine Art lo­
ckere Ansammlung von Eis­ und Staubteilchen mit
vielen, vielen Zwischenräumen, sagt der Göttinger
Weltraumforscher.
Schattenspiele: Bei ihrer Annäherung an den Ko­
meten 67P/Tschurjumow­Gerasimenko ist der
ESA­Sonde Rosetta auch eine Aufnahme ihres ei­
genen Schattens gelungen. Wie die Europäische
Die Aktivität: Der Komet ist überraschend aktiv, Weltraumagentur mitteilte, wurde das Foto aus ei­
obwohl er noch weit entfernt von der Sonne ist, de­ ner Entfernung von 6 Kilometern gemacht, als sich
Aus Wissenschaft und Forschung
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die Sonde direkt zwischen der Sonne und dem
Kometen befand. Die Konstellation war gesucht
worden, weil Strukturen auf der Oberfläche dann
keinen Schatten werfen und die Reflexionseigen­
schaften offenlegen. Der fotografierte Schatten
war dann ein netter Nebeneffekt. Aufgelöst ist die
Aufnahme mit knapp 11 Zentimetern pro Pixel.
Der abgebildete Schatten misst etwa 20x50 Me­
ter, während die Sonde selbst etwa 2x32 Meter
misst. Wäre die Sonne eine punktförmige Licht­
quelle, dann wäre der Schatten auch klar kontu­
riert, erklärt die ESA. Da die Sonne aber auch aus
der Entfernung von 347 Millionen Kilometer
nicht punktförmig ist, wirft die Sonde einen der­
Alle Bilder dieses Artikels © ESA
art diffusen Schatten. Rosetta ist derweil nicht die
erste Sonde, der eine Aufnahme des eigenen Schat­ über dem Asteroiden Itokawa, weswegen er wirk­
tens auf einem fremden Himmelskörper gelungen lich scharf konturiert und dunkel war.
ist. Die japanische Hayabusa fotografierte ihren
(ms)
Schatten 2005 aber aus wenigen Dutzend Metern
Amateurentdeckung — Gigantische
Wolken auf Mars
Hoch über dem Mars haben Forscher riesige Wol­
ken entdeckt. Mit mehr als 250 Kilometern Höhe
überragen sie alle bisher bekannten Wolken auf
dem Planeten und geben den Astronomen Rätsel
auf.
Wolkenformationen gibt es auf vielen Planeten und
Monden unseres Sonnensystems. Auch Marswol­
ken kennen die Astronomen längst. Sie bestehen
aus Kohlendioxid­ oder Eiskristallen, reichen bis
auf eine Höhe von 100 Kilometern, seine Staub­
wolken kommen bis auf 60 Kilometer über der
Oberfläche.
Doch offenbar geht es noch gigantischer: Astrono­
men haben riesige Dampf­ und Rauchfahnen über
dem Mars entdeckt, die sich bis zu einer Höhe von
etwa 250 Kilometern über der Marsoberfläche aus­
dehnen. Ein internationales Forscherteam hat das
Phänomen genau vermessen und sucht nun Erklä­
rungen dafür. Weder Eiskristalle oder Staub noch
Polarlichter könnten die mysteriösen Gebilde nach
derzeitigen Kenntnissen der Marsatmosphäre ein­
deutig erklären, schreibt die Gruppe um Agustin
Sanchez–Lavega von der Universität des Basken­
landes in Bilbao im Fachmagazin Nature.
Am 12. März 2012 entdeckten Amateurastronomen
die Rauch­ oder Dampffahnen erstmals an der
Südhalbkugel des Roten Planeten. In den folgen­
den zehn Tagen wurden sie immer wieder an der­
selben Stelle am Marsmorgen beobachtet, nie
jedoch am Marsabend. Daraus schließen
Sanchez–Lavega und Kollegen, dass sich diese
Gebilde rasch verändern und ein zyklisches Ver­
halten aufweisen. Vom 6. bis 16. April 2012 wurde
eine ähnliche Erscheinung an etwa derselben Stelle
beobachtet. Das Team um Sanchez–Lavega maß
bei der Formation eine Ausdehnung von bis zu
1000 Kilometern sowohl in Nord­Süd­ als auch in
Ost–West–Richtung.
Die Forscher sichteten auch frühere Aufnahmen
des Roten Planeten und fanden ein Foto des Welt­
raumteleskops Hubble vom 17. Mai 1997, das ein
ähnliches Phänomen zeigt. Diese Aufnahmen wur­
den neben den Bildern von 2012 in die Analyse
einbezogen.
Mit Simulationen von Umwälzungen in der bisher
bekannten
Marsatmosphäre
konnten
Sanchez–Lavega und Kollegen die Beobachtungen
bisher nicht eindeutig erklären. Am besten passen
ihnen zufolge Wassereispartikel einer Größe von
etwa 100 Nanometern (Millionstel Millimetern),
allerdings müsste die Temperatur in der höheren
Atmosphäre dann etwa 50 Grad Celsius niedriger
sein als bisher bekannt. Bei Kohlendioxideis wären
6
es sogar 100 Grad. Auch die vermuteten Polarlich­
ter müssten 1000–fach so hell sein wie ihre Pen­
dants auf der Erde. Weitere Beobachtungen seien
erforderlich, um die Ursache einzugrenzen, schrei­
ben die Forscher.
Paul Hartogh vom Max­Planck­Institut für Son­
nensystemforschung in Göttingen gehört zu einer
Arbeitsgruppe, die selbst die untere Marsatmo­
sphäre modelliert. Er hält die Aussagen von
Maidbronn fliegt — Unterfranke
entdeckt Asteroid vom Balkon aus
Aus Wissenschaft und Forschung
Sanchez–Lavega und Kollegen für stichhaltig und
favorisiert ebenfalls winzige Eiskristalle als Erklä­
rung. Diese verursachten auch die nachtleuchten­
den Wolken in der Erdatmosphäre, sagt Hartogh.
Dichteschwankungen in der Marsatmosphäre
könnten zu diesen hohen Wolken führen. Um die
Eisteilchen in eine solche Höhe zu bringen, bedür­
fe es extremer vertikaler Windgeschwindigkeiten.
(ms)
le Entdecker dieses Kleinplaneten und durfte ihm
einen Namen geben.
Häusler hat den Asteroiden nach seinem Wohnort
Der 28. September 2009 war eine glasklare Nacht benennen lassen, der Gesteinsbrocken heißt nun
im unterfränkischen Maidbronn bei Würzburg. 410928 Maidbronn. Wie die meisten Kleinkörper
Daran kann sich Bernhard Häusler genau erinnern. aus der Zeit der Planetenentstehung, ist er im so­
Denn in dieser Herbstnacht hat der Hobbyastro­ genannten Asteroidengürtel zwischen Jupiter und
nom seinen ersten eigenen Asteroiden entdeckt. Mars zu finden. Außerdem sieht er aus wie eine
Seit einigen Wochen ist der 57­Jährige der offiziel­ Kartoffel, ist etwa 1,7 Kilometer breit und braucht
Aus Wissenschaft und Forschung
7
etwa 242 Millionen Kilometer von der Erde ent­
fernt.
Doch bevor der Gesteinsbrocken ganz offiziell die
Bezeichnung 410928 Maidbronn tragen durfte,
musste der Hobbyforscher mehr als fünf Jahre
warten. Die Regeln der International Astronomical
Union (IAU) sind streng: Sie fordern mindestens
zwei deutliche Aufnahmen pro Objekt. So kann ein
Bahnbogen bestimmt werden. Das ist sozusagen
der Fingerabdruck des Asteroiden.
Dann prüft ein Programm, ob andere dieses Objekt
schon gesichtet und gemeldet haben. 410928
Maidbronn hat Häusler als Erster gesehen. Dass er
ihn nach seinem Heimatort benennen wird, war
ihm früh klar. Dieser Ort habe ihm überhaupt erst
Entdeckung vom Balkon aus: Häusler ist seit fast
die Gelegenheit gegeben, diesen Asteroiden zu
20 Jahren ein Asteroidenjäger.
entdecken. Nach sich selbst durfte er ihn nicht be­
etwa fünf Jahre, um einmal die Sonne zu umrun­ nennen. Das geht nur bei Kometen.
den.
Der IAU zufolge sind bislang mehr als 670.000
Häusler jagt seit fast 20 Jahren Asteroiden, bereits Asteroiden und 3830 Kometen weltweit am Him­
mit vier Jahren war er begeisterter Sternegucker. mel gefunden worden. Die allermeisten von ihnen
Bei besten Wetterbedingungen scannt er mit sei­ werden in professionellen Sternwarten entdeckt.
nem Teleskop und einer Spezial–Videokamera Fast 100 Prozent grasen die großen Observatorien
einen winzig kleinen Teil des Nachthimmels etwa mit ihren automatischen Suchprogrammen ab. Et­
zweieinhalb Stunden lang ab. Der beobachtete Be­ wa 5000 neue Objekte werden so Monat für Monat
reich sei etwa so groß wie ein Drittel der Fläche am Nachthimmel gefunden. Für Amateure ist so
des Mondes, erklärt der Maidbronner, der sein eine Entdeckung ein großer Glückstreffer und eine
Geld als IT–Experte verdient. Bis zu drei Scans Ausnahme.
schaffe er in einer guten, klaren Nacht.
(ms)
Wenn er abends nach Hause
kommt, schaut er sich die
Videos der letzten Nacht im
Zeitraffer an. Auf seinem
Computerbildschirm
er­
scheint ein graues Rauschen,
wie man es vom Fernseher
ohne Empfang kennt. Doch
zwischen den Grieseln sieht
Häusler mit seinem geübten
Auge nicht nur kleine und
große Sterne, sondern auch
eine kleine zusätzliche Be­
wegung. Nur kurz huscht ein
dunkelgrauer, wenige Milli­
meter langer Streifen über
den Bildschirm. Das sei sei­
ne erste Aufnahme des As­
teroiden 410928 Maidbronn. Entdeckung auf dem Flimmerbild: Zwischen den Grieseln sieht Häusler mit
Zum Zeitpunkt der Entde­ seinem geübten Auge nicht nur kleine und große Sterne, sondern auch eine
ckung war der Kleinplanet
kleine zusätzliche Bewegung.
8
Aus Wissenschaft und Forschung
Voller Sterne — Rekordbild des
Hubble–Teleskops
Es ist einer der bekanntesten Sätze, die das
Science–Fiction–Genre hervorgebracht hat: „Mein
Gott ­ es ist voller Sterne!“, sagt David Bowman,
bevor er in den rätselhaften schwarzen Monolithen
gezogen wird. Der Satz aus Arthur C. Clarkes Ro­
man 2001: A Space Odyssey und aus 2010, dem
Sequel zu Stanley Kubricks 2001–Verfilmung,
kommt einem unwillkürlich beim Betrachten des
neuesten Hubble–Fotos in den Sinn. Das Welt­
raumteleskop hat 411 Fotos der Andromeda–Gala­
xie geschossen, die nun zu einem gigantischen
Bild mit 69.536 mal 22.230 Bildpunkten, also
mehr als 1,5 Gigapixeln, zusammengesetzt wur­
den.
Mega–Foto: Das Bild ist seinerseits nur ein Ausschnitt des abgelichteten Gesamtbereichs. Er enthält
sogar 3,9 Gigapixel und deckt einen Bereich mit einer Länge von rund 60.000 Lichtjahren ab.
Diese Sternhaufen befinden sich in etwa im Zentrum des Bilds. Zoomt man näher heran,...
9
Aus Wissenschaft und Forschung
Der Andromeda–Nebel, auch als Messier 31 oder
NGC 224 bekannt, gehört zu den am besten er­
forschten Galaxien überhaupt, da er nur 2,5 Millio­
nen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt liegt
und ihr relativ ähnlich ist. Doch noch nie wurde
das Sternsystem so scharf abgebildet wie auf dem
Bild, das die Weltraumbehörden NASA und ESA
jetzt veröffentlicht haben. Obwohl es nur rund ein
Drittel der Andromeda–Galaxie abdeckt, zeigt es
mehr als hundert Millionen Sterne, Staubschwa­
den, gigantische Regionen neu entstehender Son­
nen, Tausende Sternhaufen und im Hintergrund
weitere Galaxien.
In bester Qualität hat das Bild eine enorme Größe
von 4,3 Gigabyte. Wer es dennoch in voller Auflö­
sung genießen möchte, kann das Zoom–Tool der
ESA benutzen. (Link: http://www.spacetelesco­
pe.org/images/heic1502a/zoomable/).
Das Bild, das im Rahmen des PHAT–Projekts
(Panchromatic Hubble Andromeda Treasury) ent­
standen ist, bietet nicht nur einen faszinierenden
Anblick, sondern auch wichtige Informationen für
Astronomen. Nach Angaben der ESA ist es der
Qualitätsstandard für Bilder von Spiralgalaxien, zu
denen neben Andromeda auch die Milchstraße
zählt, deren sichtbare Scheibe mit einem Durch­
messer von rund 100.000 Lichtjahren aber rund
40.000 Lichtjahre kleiner ist. Die hohe Auflösung
des Bildes helfe zudem dabei, das Licht anderer
Galaxien zu interpretieren, die eine ähnliche
Struktur besitzen, aber viel weiter von der Erde
entfernt sind.
(ms)
...wird deutlich, warum die Andromeda–Galaxie auch Andromeda–Nebel genannt wird: Die Sterne
drängen sich so dicht, dass sie aus größerer Entfernung zu einem Schleier verschwimmen.
10
Aus Wissenschaft und Forschung
Detailreichtum: Sternenhaufen, Staubschwaden, Sternentstehungsregionen, im Vordergrund Sterne der
Milchstraße und im Hintergrund weit entfernte Galaxien.
Helles Zentrum: Im Mittelpunkt von Andromeda stehen die Sterne so dicht beieinander, dass sie selbst in
dem neuen Hubble–Foto nicht mehr einzeln erkennbar sind.
Aus Wissenschaft und Forschung
Schneller flieht keiner — Sternflucht
aus der Milchstraße
Eine Supernova–Explosion aus nächster Nähe zu
erleben, das ist kaum empfehlenswert. Schließlich
geht es um eine Art Wasserstoffbombe mit der
Masse eines ganzen Sterns. Doch genau dies ist
dem Stern US 708 passiert, den Astronomen in
knapp 28.000 Lichtjahren Entfernung ausgemacht
haben. Die Wucht der Explosion hat ihn auf ein
Rekordtempo katapultiert. Mit 1200 Kilometern
pro Sekunde entflieht er nun der Milchstraße. Zum
Vergleich: Bei diesem flotten Tempo wären Mond­
fahrer nach fünf Minuten am Ziel.
Ein Forscherteam um Stephan Geier von der
Dr.Karl–Remeis–Sternwarte in Bamberg, das
Astronomische Institut der Universität Erlan­
gen–Nürnberg, hat das Tempo von US 708 gemes­
sen. Die Resultate und Auswertungen schildern sie
im Fachmagazin Science. Der Stern gehört zur
Konstellation Großer Bär, und dass er besonders
schnell durch die Milchstraße flitzt, war schon zu­
vor bekannt. Doch dass er alle anderen ungebunde­
nen Sterne in puncto Geschwindigkeit übertreffe,
haben erst ihrere Messungen gezeigt, sagt Geier.
Der aktuellen Studie zufolge geschah die giganti­
sche Supernova–Explosion vor 14 Millionen Jah­
ren. Damals gehörte US 708 noch zu einem
Doppelstern–System. Das ist zunächst nichts Un­
gewöhnliches, denn etwa die Hälfte aller Sterne
kreisen in Doppel­ oder Mehrfachsystemen. Auch
sein damaliger Partner, ein Weißer Zwergstern, ist
alles andere als selten. Es ist das Endstadium, zu
dem sich sonnenähnliche Sterne entwickeln, wenn
sie ihren nuklearen Brennstoff aufgebraucht haben.
Doch im Fall US 708 hatten sich die Verhältnisse
dramatisch zugespitzt. Beide Sterne waren sich
enorm auf die Pelle gerückt. Kaum mehr ein Fünf­
tel des Sonnenradius trennte das Doppel, einen
kompletten Umlauf absolvierten sie in nur zehn
Minuten. Durch den geringen Abstand konnte der
Weiße Zwerg mit seiner Schwerkraft so viel Gas
von US 708 absaugen und es auf seiner Oberfläche
ansammeln, bis genügend für eine Detonation vor­
handen war.
Die Explosion zerriss den Weißen Zwerg vollstän­
dig, es blieb nichts von ihm übrig. Dieses Schick­
sal blieb US 708 zwar erspart, aber er wurde zu
einem stellaren Außenseiter: Anders als bei son­
nenähnlichen Sternen hat er nur eine dünne Was­
11
serstoffhülle, in seinem Innern erzeugt er Energie
durch die Verschmelzung von Helium.
Mit 1200 Kilometern pro Sekunde ist US 708 etwa
doppelt so schnell wie die Fluchtgeschwindigkeit
der Milchstraße, das heißt, ihre Anziehungskraft
kann ihn nicht mehr aufhalten. Astronomen nennen
solche Sterne Hyperschnellläufer. Sie sind offenbar
selten, lediglich wenige Dutzend sind bekannt. Die
meisten von ihnen kamen wahrscheinlich durch ein
anderen Zwischenfall als bei US 708 auf ihr irr­
witziges Tempo, und zwar durch die Begegnung
mit einem schwarzen Loch.
Darauf deuten unter anderem Computersimulatio­
nen, die am Los Alamos National Laboratory in
New Mexiko durchgeführt wurden. Demnach kann
das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße
mit der Schwerkraft seiner rund vier Millionen
Sonnenmassen Hyperschnellläufer erzeugen. Ein
Doppelstern, der sich diesem Monstrum nähert,
wird von dessen enormen Schwerefeld rüde aus­
einandergerissen. Der eine Partner umrundet fortan
das Loch auf einer Ellipse, der andere wird ins All
katapultiert. Solch ein Rauswurf geschieht mit ho­
hem Tempo, leicht kann die Fluchtgeschwindigkeit
dabei übertroffen werden.
Doch die von Geier und Kollegen neu vermesse­
nen Geschwindigkeiten weisen bei US 708 in eine
andere Richtung. Sie hätten die möglichen Bahnen
rekonstruiert, die zu seinem heutigen Ort geführt
haben können, das zentrale schwarze Loch der
Milchstraße liege nicht an diesem Weg. Dieses
Szenario komme also nicht in Frage, stellt Stephan
Geier klar.
Das sieht auch Warren Brown vom Smithsonian
Astrophysical Observatory in Cambridge so.
Brown hatte vor zehn Jahren den ersten Hyper­
schnellläufer entdeckt. Er sei anders als die son­
nenähnlichen Hyperschnellläufer, die er entdeckt
habe. Am besten lasse er sich mit dem Superno­
va–Szenario erklären, kommentiert der US–Astro­
nom die Studie.
(ms)
12
Astronomietag, Sternwarten
Astronomietag
Schattenspiele im All
In diesem Jahr gibt es beim Astronomietag etwas
neues. Zum ersten Mal findet er nicht nur an einem
Samstag statt wie in der Vergangenheit. Die Gele­
genheit in diesem Jahr war günstig, ein nicht all­
tägliches Ereignis zum Anlass zu nehmen, das
praktischerweise auch noch auf einen Freitag fällt,
um einen zweiten Tag hinzuzunehmen.
Am Freitag, 20. März, findet bei uns eine partielle
Sonnenfinsternis statt. Da im Höhepunkt mehr als
drei Viertel der Sonne durch den Mond verdeckt
werden lässt sie sich schon mit einfachen Hilfsmit­
teln beobachten. Sie findet zwar am Vormittag statt
und ist wegen des Werktags nicht von vielen an
den Sternwarten zu beobachten, aber vielleicht er­
gibt sich ja die Gelegenheit gerade für Schulklas­
sen Unterricht oder Pause zu nutzen um sich dieses
Ereignis anzuschauen.
Wir haben uns entschlossen, auch die Sternwarte in
Bieselsberg zu öffnen und den Besuchern die Mög­
lichkeit zu geben, durch unsere Geräte einen noch
schöneren Blick auf die Sonne zu werfen. Mit vie­
len Besuchern rechnen wir zwar nicht, aber selbst
wenn sich nur ein paar wenige Interessierte einfin­
den wären wir zufrieden und unser Ziel erreicht.
Am Samstag geht es dann gleich weiter in Biesels­
berg mit Sonnenbeobachtung. Nun unverfinstert
hoffen wir auf ein paar ordentliche Sonnenflecken
und/oder Protuberanzen, damit unsere Besucher
auch etwas zu bestaunen haben. Dazu öffnen wir
ab 16 Uhr unsere Pforten wenn es das Wetter zu­
lässt.
Später werden wir dann auch unser neues Teleskop
für die Abendbeobachtung in Betrieb nehmen.
Beim zweiten Teil der Schattenspiele steht der Ju­
pitermond Io im Mittelpunkt, der vor seinem Pla­
neten vorbeizieht und seinen Schatten wirft. Das
wird natürlich nicht unser einziges Objekt am
Abend blieben, denn es stehen mit Venus ein wei­
terer Planet und viele Sterne und Deep­Sky Objek­
te auf der Tagesordnung.
Am Kepler sind wir selbstverständlich auch aktiv.
Ab 20 Uhr werden wir hier die Türen für unsere
Besucher offen halten und die Abend­ und Nacht­
tour starten. Das Programm wird ebenfalls den
Gasriesen Jupiter mit Io beinhalten. Ansonsten ori­
entiert sich das Programm ebenfalls an den Stars
des Frühlingshimmels, angepasst an die Möglich­
keiten des dortigen Teleskops.
Wie immer finden die Veranstaltungen nur bei ei­
nigermaßen klarem Himmel statt, wobei naturge­
mäß für die Sonnenbeobachtung weniger freier
Himmel notwendig ist als für den Abendhimmel.
(mt)
Sternwarte Bieselsberg
Beobachtungsandrang am neuen
Teleskop
Unser neues Teleskop kommt gut an. Diesen Aus­
spruch kann man nun nach nur zwei Monaten Be­
obachtungsmöglichkeiten voll unterschreiben. Und
das kann man nicht nur über unseren Verein son­
dern auch für unsere Besucher sagen.
Nachdem sich im Januar die Gelegenheiten doch
eher nicht ergaben war uns das Wetter im Februar
doch recht oft wohl gesonnen. Schon bei der ersten
Führung waren (auch aufgrund einer nicht ange­
kündigten Schulklasse) knapp 40 Besucher von
ihm begeistert. Aber abweichend von den üblichen
Gewohnheiten war für die AAPler nach der Füh­
rung nicht gleich Schluss. Zusammen mit der we­
gen Besuchermangels vom Kepler angereisten Eskimonebel (2,5x Barlow) 200s, © M. Tischhäuser
Sternwarten
13
berichtete trafen wir uns nicht
abgesprochen in Bieselsberg
um dem neuen Ungetüm auch
ein paar erste Bilder zu entlo­
cken.
Da die Justierung der Mon­
tierung noch nicht vollständig
abgeschlossen war, wollten
wir uns auf kurze Belich­
tungszeiten beschränken und
maximal 30s pro Bild belich­
ten. Das hört sich zwar wenig
an, aber wenn man die Mög­
lichkeiten der modernen
Technik in Betracht zieht sind
dennoch viele Ziele, die man
noch in die engere Auswahl
Galaxie NGC2903, Sternbild Löwe, 250s, © M. Tischhäuser
einbeziehen kann. Mit vielen
Führungscrew gönnten sich nun fast alle Führen­ kurz belichteten Aufnahmen lassen sich eben auch
den der beiden Sternwarten gemeinsam das tolle gute Ergebnisse erzielen.
Gefühl des Blicks durch unser neues Gerät. Erst ei­ Zunächst gebührte Armin natürlich der Vorzug am
nige Stunden und viele Objekte später konnten sie Auslöser, den er sich durch seinen unermüdlichen
sich davon losreißen und den Heimweg antreten.
Einsatz im letzten Jahr redlich verdient hatte. Noch
Schon tags darauf gab es ein neues Stelldichein auf erschwert durch die ungünstige Position beim Ein­
der Sternwarte. Wie Armin schon in seiner Mail blick in den Sucher der Kamera und der Schärfe­
M106 (Mitte) und NGC4248 (rechts unten) im Sternbild Jagdhunde, 300s, © M. Tischhäuser
14
Sternwarten
Supernovaüberrest M1 (Krabbennebel) im Stier, 330s, erste (nicht ganz scharfe) Aufnahme bei der
fehlender Rotanteil der Kamera auffällt. © M. Tischhäuser
beurteilung nur mit dem Monitor der Kamera
konnte er doch ein sehr gutes Resultat erzielen, wie
ihr aus den Bildern im Anhang der Mail sehen
konntet. Durch weitere Nachbearbeitung kamen
sogar noch mehr Details heraus.
Danach durfte ich dann meine Spiegelreflex an­
bauen, die den Vorteil hatte, dass ich sie direkt mit
meinem Laptop verbinden konnte. Damit ließen
sich Schärfe und Bildbeur­
teilung wesentlich leichter
machen, was sich schnell
in der Anzahl der Bilder
pro Zeiteinheit bemerkbar
machte. Das erlaubte uns,
recht viele verschiedene
Objekte abzulichten und
auch mit dem Zubehör zu
experimentieren. Mal kam
der Komakorrektor von
Armin zum Einsatz, mal
arbeiteten wir mit seiner
Barlowlinse um eine noch
größere Auflösung zu er­
reichen.
Eine kleine Auswahl der
fotografierten
Objekte
könnt ihr hier in diesem
M81 im Großen Bär, 300s, hier macht sich die nicht ganz genaue
Artikel sehen. Ich bin mir
Poljustierung am meisten bemerkbar. © M. Tischhäuser
Sternwarten
15
aber sicher, dass recht bald viele weitere von ver­ wir dann viel Ausdauer, aber auch einige unserer
schiedenen anderen folgen werden!
Gäste standen uns da in nichts nach. Auch hier
Auch nach diesem Abend waren immer wieder hoffe ich, dass das ein Dauerzustand werden wird!
AAPler zum Beobachten da, allen voran Armin.
(mt)
Ich finde es gut, wenn unser neues Teleskop so viel
Anklang findet und freue mich, je mehr Beobach­
ter davon Gebrauch machen.
Auch bei der zweiten Führung im Februar zeigten
Vereinsinterne Teleskopeinweihung
Wir wollten allen unseren Mitgliedern eine Mög­
lichkeit bieten, unser neues Teleskop in Ruhe aus
der Nähe und in geselligem Rahmen kennenzuler­
nen. Krankheitsbedingt mussten leider einige An­
gemeldete kurzfristig fern bleiben und andere
wiederum konnten es zeitlich nicht einrichten, so
dass am Ende etwa 15 Mitglieder anwesend waren.
Werner hielt eine kurze Ansprache und natürlich
stand das neue Gerät dann im Mittelpunkt des In­
teresses. Kurz zeigte sich der Mond, so dass we­
nigstens ein kurzer Blick durch den Tubus möglich
war. Ansonsten imponierte schon die schiere Grö­
ße des 50cm­Spiegels.
Einige Helfer hatten ein paar Häppchen und einen
alkoholfreien Punsch vorbereitet, so dass auch das
leibliche Wohl nicht zu kurz kam. An dieser Stelle
ein großer Dank an die Helfer, die es möglich
machten, dass es noch ein gemütliches Beisam­
mensein im Anbau wurde.
(mt)
Führungen
Außentemperaturen.
Der Januar begann schon mal nicht vielverspre­ Im März erwartet uns dann neben den Führungen
chend mit schlechtem Astro­Wetter. Dafür konnten noch der Astronomietag. Dieses Jahr gibt es als
wir im Februar bei der ersten Führung eine rekord­ Novum einen doppelten Tag, denn am Tag davor
verdächtige Zahl (für die Winterzeit) von knapp 40 (Freitag, 20.3.) gibt es als Dreingabe noch eine
Besuchern verbuchen! Verbunden mit der hohen partielle Sonnenfinsternis zu beobachten. Dafür
Führungspersonendichte kann man sich gut ausma­ öffnen wir sogar die Sternwarte und schauen mal,
len, wie eng es zuging in unserer doch nicht gerade wie viele Besucher den Weg trotz Arbeitstag fin­
knapp bemessenen Kuppel. Auch bei der zweiten den. Mit Lunt und Refraktor haben wir jedenfalls
Führung konnten wir einige Besucher begrüßen, ein gutes Team am Start.
die auch sehr viel Interesse mitbrachten und lange
(mt)
mitbeobachteten und das trotz doch recht frischen
Sternwarte Keplergymnasium
Führungen
befriedigend. Wir hoffen, dass an den restlichen
Führungen am gewohnten Termin wieder Besucher
Das Jahr begann leider nicht so verheißungsvoll auftauchen und sich von der Faszination Sternen­
für die Kepler­Crew. Und trotz ganz ordentlichen himmel, gezeigt von fachkundigen Leuten, begeis­
Wetters kamen zu der um eine Woche nach hinten tern lassen.
verlegten Führung im Februar dann nicht einmal Auch hier werden wir am Astronomietag am Start
Besucher vorbei, was sehr schade war. Für die sein. Ab 20 Uhr tauchen wir in die Welt der Sterne
Führenden zwar eine gute Gelegenheit nach Bie­ und Planeten ein und bieten ein wundervolles Pro­
selsberg zu gehen und dort mit den anderen ge­ gramm an Himmelsköstlichkeiten.
meinsam zu beobachten, aber natürlich nicht
(mt)
16
Verschiedenes
Verschiedenes
Eugène Michel Antoniadi
(* 10. März 1870 in Konstantinopel; † 10. Februar
1944 in Paris), war ein im osmanischen Reich ge­
borener griechischer Astronom, der die meiste Zeit
seines Lebens in Frankreich verbrachte. Bekannt
wurde er vor allem durch exzellente Beobachtun­
gen der Planeten Merkur und Mars.
Antoniadi studierte anfangs Architektur und be­
schäftigte sich mit der Hagia Sophia, die er als ei­
ner der Ersten ausmaß und wissenschaftlich
untersuchte. Bald auch an Astronomie interessiert,
begann er verschiedene Beobachtungen, die über
Vermittlung von Camille Flammarion publiziert
wurden und Ihn 1891 in der société astronomique
de France einführten.
Als 23­jähriger übersiedelte Antoniadi nach Frank­
reich und wurde Observator an Flammarions
Sternwarte in Juvisy­sur­Orge. Nach seinen 1895
publizierten Beobachtungen am großen 24cm­
Äquatorial wurde er in die British Astronomical
Association aufgenommen und im Folgejahr mit
einer Sonnenfinsternis­Expedition nach Norwegen
betraut.
Ab 1898 wurde der Planet Mars und dessen 1877
von Giovanni Schiaparelli entdeckten "Canali"
zum Schwerpunkt seiner Beobachtungen. In Ge­
gensatz zu seinem Förderer Flammarion geriet An­
toniadi jedoch, als er während der Marsopposition
von 1909 am 83­cm­Riesenteleskop des Pariser
Meudon­Observatoriums arbeitete. Er kam zum
Schluss, dass es sich bei den "Marskanälen" um
optische Täuschungen handeln müsse, die nur in
kleineren Fernrohren als Linienstrukturen auf
sichtbar würden. Er fertigte die folgenden 20 Jahre
immer detailliertere Marskarten an, auf denen er
die Canali durch fortgesetzte Reihen dunkler Fle­
cken kartierte. Seine 1930 erschienene 4­teilige
Carte de Mars war bis zu den US­Raumsonden der
1960er­Jahre die genaueste Kartografie des "Roten
Planeten".
Antoniadi fertigte außerdem eine Karte des Plane­
ten Merkur, die aufgrund der schwierigen Beob­
achtungsmöglichkeiten des Planeten mittels
erdgebundener Teleskope noch sehr ungenau war
und 1934 herausgegeben wurde. Allerdings ging er
von der irrigen Annahme aus, dass Merkur eine
gebundene Rotation von 1:1 beim Umlauf um die
Sonne aufweist. Für die Nomenklatur der Albedo­
merkmale orientierte er sich an der Mythologie um
den Gott Hermes, der griechischen Entsprechung
des römischen Gottes Merkur. Die Bezeichnungen
übernahm Audouin Dollfus in seiner Karte von
1972. Sie werden auch in aktuellen Karten des
Planeten verwendet, die mittels Erkundung durch
Raumsonden erstellt wurden.
Bei längerfristigen Beobachtungen des Saturn
nahm er radiale, speichenartige Strukturen in den
Saturnringen wahr. Sie wurde jedoch von den
17
Verschiedenes, Vorträge
meisten Astronomen als optische Täuschungen ab­
getan, zumal sich Antoniadis Strukturen mit der
Rotationsdauer des Planeten und nicht der Ringe
bewegen sollten. Erst 1981 wurde die Existenz der
Speichen durch Aufnahmen der Raumsonde Voya­
ger 1 bestätigt.
Zur Bewertung des Seeing (Luftunruhe) führte er
eine fünfteilige Skala ein („Antoniadi­Skala“).
1925 erhielt er den Jules­Janssen­Preis. Zu Anto­
niadis Gedenken wurde ein Mondkrater, ein Mars­
krater und eine Oberflächenstruktur auf dem
Merkur (Antoniadi Dorsum) benannt.
Antoniadi war auch ein starker Schachspieler. Bei
einem Turnier in Paris 1907 belegte er ungeschla­
gen den ersten Platz gemeinsam mit Frank Mars­
hall, einen vollen Punkt vor Savielly Tartakower.
Frank J. Marshall – Eugène M. Antoniadi
Paris, 7. Juli 1907
Abgelehntes Damengambit
1 d4 d5 2 c4 e6 3 Sc3 Sf6 4 Lg5 Le7 5 e3 Se4 6
Lxe7 Dxe7 7 cxd5 Sxc3 8 bxc3 exd5 9 Ld3 Sd7 10
Sf3 O­O 11 O­O Te8 12 c4 dxc4 13 Lxc4 Sb6 14
Dc2 Lf5 15 Dxf5 Sxc4 16 Tfc1 Sd6 17 Dc5 c6 18
Tab1 Se4 19 Dc2 Tad8 20 Se5 Sd6 21 Da4 Sb5
Stand nach dem 21. Zug von Schwarz
22 Txc6 Sxd4 23 exd4 bxc6 24 h3 Td6 25 Sxc6
De4 26 Tc1 Tg6 27 g4 h5 28 Dc2 Df3 29 Db3 Df4
30 Dc3 hxg4 31 Se5 gxh3+ 32 Kh1 Dg5 33 Auf­
gabe Weiß.
(ws)
Vorträge
13. März: Das neue AAP­Teleskop
nen unserer Teleskopbauer werden uns einen bild­
reichen Abriss geben und die verschiedenen
Nach einer gefühlten Unendlichkeit (womit wir als Abschnitte und Stillstände der Bauzeit noch einmal
Hobby­Astronomen ja traditionell gut umgehen lebendig werden lassen.
können) ist unser neues Teleskop endlich betriebs­ Sollte es das Wetter zulassen können wir bestimmt
fertig. In diesem Vortrag wollen wir uns ein biss­ auch schon erste Aufnahmen betrachten, lassen wir
chen ausführlicher mit ihm und der Geschichte uns mal überraschen, was bis dahin noch alles pas­
seiner Fertigstellung beschäftigen, bei der es ja siert!
sehr viel zu erzählen gibt. Vertreter aller Generatio­
8. Mai: Sinne und Maße
Im Mai erwartet uns ein Vortrag, in dem Rolf Fü­
ßer mit uns auf eine Reise durch unser Vorstel­
lungsvermögen geht. Astronomische Maßstäbe
lassen sich nicht leicht begreifen und vorstellen
und so versucht man das Unvorstellbare durch ein
paar Gedankenexperimente vorstellbar werden zu
lassen. Wie groß dabei die Unterschiede der Di­
mensionen sind werden wir in diesem Vortrag er­
fahren. Unser Vorstellungskraft sind dabei keine
Grenzen gesetzt.
18
Beobachtungsobjekte
Beobachtungsobjekte
Himmelsanblick am 1.April 2015 um 22 Uhr MEZ
Beobachtungsobjekte im Frühjahr
Wenn das Frühjahr kommt verabschieden sich die
hellen Sterne des Wintersechsecks langsam aber si­
cher von der Himmelsbühne. Dafür kommen die
nicht minder faszinierenden Sternbilder um den
Löwen und das Haar der Berenike am Abendhim­
mel zur Geltung. Sie glänzen zwar nicht durch vie­
le helle Sterne, dafür bieten sie aber viele
Deep­Sky­Objekte. Wie schon öfter an dieser Stel­
le erwähnt lohnt sich ein Streifzug durch den Vir­
go­Haufen sehr, denn dort kann man in kurzen
Abständen viele herrliche Galaxien betrachten —
nicht nur Messier­Objekte sondern auch zahlreiche
weitere aus dem NGC­Katalog.
Darüber hinaus sollten wir auch nicht die lohnens­
werten Objekte an anderer Stelle des Himmels ver­
gessen. Der Große Bär steht praktisch über uns und
läßt uns ebenfalls einige Messier­Objekte in bester
Lage (zumindest was den Stand über dem Horizont
betrifft) beobachten, allen voran M81, M82 oder
M97 (Eulennebel).
Neben den ständigen Objekten des Frühlingshim­
mels finden wir nach wie vor den Riesenplaneten
Jupiter in guter Beobachtungsposition im Sternbild
Löwe. Obwohl sein Durchmesser stetig abnimmt
kann er aufgrund seiner hohen Stellung in der Ek­
liptik noch eine ganze Weile am Abendhimmel
verfolgt werden und mit ihm das Schattenspiel sei­
ner Monde.
In der zweiten Nachthälfte kann nun auch der
Ringplanet Saturn wieder aufs Korn genommen
werden. Auch hier können wir selbst mit kleineren
Instrumenten die Monde und deren Lauf um ihren
Planeten verfolgen.
In der Nacht vom 11. auf den 12. März kann auch
eine streifende Sternbedeckung durch einen Aste­
roiden (216) verfolgt werden, auch wenn unser
Bereich vermutlich voll in den Schatten eintaucht.
(mt)
19
Termine
Termine
Astronomische Vorschau
1
März
Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Morgen (Juraberge beleuchtet)
3
Mond bedeckt Acubens (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (4.38 MEZ–5.33 MEZ)
4
Venus nahe Uranus, Entfernung 5' (19.41 MEZ)
14 Saturn stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
20 Totale Sonnenfinsternis, in Deutschland partiell 77% Bedeckung(9.28 MEZ–11.48 MEZ)
20 Frühlingsbeginn (23.45 MEZ)
30 Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
April
17 Pluto stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
Mai
23 Saturn in Opposition (Entfernung 9,0AE, Helligkeit 0,0m)
28 Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet)
Juni
12 Neptun stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife)
Veranstaltungen und Treffen
März
4
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr)
11 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
13 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Das AAP­Teleskop – ein Traum wird wahr" (20 Uhr)
18 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
20 Deutscher Astronomietag
Sternwarte Bieselsberg: Beobachtung der partiellen Sonnenfinsternis (9­12 Uhr)
21 Deutscher Astronomietag
Sternwarte Bieselsberg: Sonnenbeobachtung und Sternführung (ab 16 Uhr)
Sternwarte Keplergymnasium: Sternführung (20 Uhr)
25 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr)
April
1 Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr)
8
Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
15 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
17 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – ohne Vortrag (20 Uhr)
22 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
20
Termine, Impressum
Mai
6
Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr)
8
Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Vortrag "Sinne und Maße" von Rolf Füßer (20 Uhr)
9
Feierliche Einweihung des neuen Spiegelteleskops (20 Uhr)
13 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr)
20 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
31 Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
Juni
12 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld –
Fragestunde: Sie fragen – wir antworten (20 Uhr)
14 Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Volkssternwarte Kepler­Gymnasium (14­17 Uhr)
17 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr)
28 Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr)
Impressum
Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur
Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim
1982 e. V. (AAP)
Vereinsanschrift:
Redaktion:
Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
Martin Tischhäuser
z.Hd. Sylja Sollner
Silcherstraße 7
Rotestraße 22
72218 Wildberg
75334 Straubenhardt
Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85)
Redakteure:
Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms),
Wolfgang Schatz (ws)
Auflage:
150 Exemplare
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 23. Mai 2015
Der AAP im Internet:
http://www.aap­pforzheim.de
http://www.sternwarte­bieselsberg.de
http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de
© 2015 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.
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