Ausgabe 1/2015 Homestory — 67P/Tschurjumow­Gerasimenko Amateurentdeckung — Gigantische Wolken auf Mars Maidbronn fliegt — Unterfranke entdeckt Asteroid vom Balkon aus Beobachtungsandrang am neuen Teleskop Im Porträt: Eugène Michel Antoniadi Die nächsten Veranstaltungen des AAP: Deutscher Astronomietag am 20./21. März Einweihung des neuen Teleskops am 9.Mai 2 Der Vorstand informiert Der Vorstand informiert Liebe Vereinskollegen, zubringen und Werner oder ich nehme Angebote gerne entgegen. Auch falls jemand noch Vorschlä­ ge hat, wer alles aus bestimmten Gründen eingela­ den werden muss sollte das möglichst schnell dem Vorstand melden, denn wir würden gerne nieman­ den vergessen! Das zweite erfreuliche ist unser neues Teleskop. Die Beliebtheit ist sehr groß und viele Nächte wurden schon genutzt. Wer neben den bekannten Veranstaltungen mal gerne bei einer Nacht dabei sein möchte kann sich gerne bei den Beobachtern oder dem Vorstand melden und wir werden versu­ chen, die Mitglieder beim nächsten Beobachten einzubinden. Apropos beobachten: Auch in diesem Jahr werden wir versuchen, Beobachtungsabende zu organisie­ ren. Wie immer wird es kurzfristig sein, und auch hier werden Interessenten gebeten, sich bei den Beobachtern (zu denen ja auch der ganze Vorstand gehört) zu melden. Ich denke mal, dass der April eine erste Gelegenheit wäre. bei der Jahreshauptversammlung gab es keine Ver­ änderungen bei den Vorstandsposten, insofern bleibt alles beim alten. Allerdings war auch deut­ lich zu hören, dass die Last der Aufgaben in Zu­ kunft wieder bei mehr Leuten zu liegen kommen muss. Ich hoffe, dass sich der ein oder andere auf­ gefordert fühlt, ein bisschen mehr an der Vereins­ arbeit teilzunehmen, Aufgaben gibt es durchaus genug. Nun zum erfreulichen Teil: unsere vereinsinterne Einweihung ist hinter uns und den Teilnehmern hat es sichtlich Spaß gemacht. Auch wenn wir mit etwas mehr Mitgliedern gerechnet haben haben wir sehr viel positiven Zuspruch für die Aktion be­ kommen und möchten uns auf diesem Weg dafür bedanken. Der größere und anstrengendere Teil, die öffentli­ che Einweihung steht und noch bevor. Zum einen ist es eine gute Gelegenheit, unsere Arbeit zu prä­ sentieren und die Astronomie etwas in den Vorder­ grund zu bringen, zum anderen ist es aber auch Bis zum nächsten Mal, Euer eine Anstrengung für uns in der Organisation. Das Martin Tischhäuser wäre übrigens eine erste gute Gelegenheit sich ein­ Editorial Liebe Leser, war hat sicher noch die vielen weiteren Bilder von Bernd Vogt im Kopf, der uns noch viel ausführli­ unser spanischer Außenposten Martin hat uns wie­ cher über diese Mission informiert hat. der sehr gut mit interessanten Artikeln aus der For­ Auch die Berichte über unser neues Teleskop reiß­ schung versorgt. Dieses Mal hat er sogar einige en (zum Glück) nicht ab. Ich freue mich, dass wir schöne Beiträge aus dem Amateurbereich ausfindig praktisch schon eine kleine Artikelserie dazu haben gemacht, was ich natürlich sehr spannend fand. Oft und hoffe, dass sie nicht so schnell abreißt. kommt es doch zu kurz, dass auch heutzutage Auch Wolfgang hat wieder einen Astronomen aus­ Amateure noch wichtige Beiträge zur Wissenschaft gegraben, dieses Mal hat er schon sehr tief gegra­ leisten können. ben. Was mir als Schachspieler natürlich gefallen Aber natürlich kommen auch wir nicht an „Tschu­ hat war der Bezug zum Brettspiel, der wohl nicht ri“ vorbei, dem Kometen, den die Sonde Rosetta sehr oft in dieser Erfolgsklasse vorkommt. zusammen mit Philae besucht und im Detail stu­ diert und weiter studieren wird. Es ist sogar erst Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe, der Anfang von sicher noch vielen spektakulären Martin Tischhäuser Bildern. Wer im Februar am Vereinsabend dabei Titelbild: Flammennebel (NGC2024), Aufnahme mit neuem AAP­Teleskop (Foto: © M. Tischhäuser) Aus Wissenschaft und Forschung 3 Aus Wissenschaft und Forschung Homestory — 67P/Tschurjumow­ Gerasimenko Leicht wie Kork, 700 Meter hohe Klippen, einen Riss am Hals: Daten und Fotos der Sonde Rosetta bieten überraschende Einblicke in den Kometen 67P/Tschurjumow­Gerasimenko (67P/TG). Der Komet zeigt sich auf den detailreichen Bildern der europäischen Raumsonde Rosetta als vielfälti­ ge Welt. In einer Artikelserie im Wissenschafts­ journal Science fassen internationale Forscherteams die Beobachtungen der ersten Mo­ nate zusammen. Zum ersten Mal können Astronomen einen Kome­ ten bei seinem Vorbeiflug an der Sonne mit einer Raumsonde begleiten. Die Instrumente von Roset­ ta, darunter die Osiris–Kamera, liefern den For­ schern dabei den bislang detailliertesten Blick auf einen Schweifstern. Die Form: Der Komet 67P/TG besitzt grob die Form eines Quietscheentchens mit einem kleineren Kopf und einem größeren Körper, die über einen schmalen Hals verbunden sind. Der Kopf hat in et­ wa einen Durchmesser von zwei Kilometern, der Körper ist rund vier Kilometer lang. Ob es sich ur­ sprünglich um zwei Brocken gehandelt hat, die ir­ gendwann zusammengeklumpt sind, oder ob der Hals das Ergebnis eines ungleichmäßigen Ab­ schmelzens des Kometen ist, wird noch untersucht. Die Farbe: Anders als viele Asteroiden weist der Komet nahezu keine Farbschattierungen auf. Nur der Hals und einzelne Brocken auf der Oberfläche erscheinen etwas heller. Kometen seien doppelt so schwarz wie Kohle, wird Osiris–Forscher Dennis Bodewits von der University of Maryland in den USA in einer Mitteilung seiner Hochschule zitiert. Die Landschaft: Steile, bis zu 700 Meter hohe Klippen, Staubdünen, glatte Ebenen, Furchen, Ge­ röllhalden mit Gruben und großflächige Senken, der Komet bietet eine raue Landschaft. Vermutlich bedeckt eine meterhohe Staubschicht weite Teile. Rund 70 Prozent von 67P/TGs Oberfläche hat Ro­ setta bereits mit einer Auflösung kartiert, bei der mindestens 80 Zentimeter große Details zu erken­ nen sind. Bislang haben die Forscher 19 unter­ schiedliche Landschaften identifiziert und nach ägyptischen Gottheiten benannt. Auch aus mor­ phologischer Sicht hebt sich die Halsregion des Kometen deutlich von den anderen Bereichen ab. Anders als Kopf und Körper ist der Hals des Ko­ meten glatt und frei von Furchen oder Kratern. Allerdings zeigt sich ein langer Riss am Hals, der Folge einer mechanischen Belastung sein könnte. Sie wüssten noch nicht, ob sich der Riss komplett um den Hals zieht, sagt Sierks. Darüber hinaus ha­ ben die Forscher in Halsnähe und auf dem Rücken des Kometenkerns bis zu 200 Meter tiefe und bis zu 300 Meter breite zylinderförmige Löcher ent­ deckt. Deren Wände haben eine Art Gänsehaut, sie sind mit etwa drei Meter großen Klumpen gepflas­ tert. Das könnte darauf hinweisen, dass sich die 4 Aus Wissenschaft und Forschung Materie im jungen Sonnensystem, die auch das Baumaterial des Kometen stellte, generell nur bis zu dieser Größe zusammenballen konnte. Mögli­ cherweise besteht also das gesamte Kometeninnere aus solchen Brocken. ren Wärme gewöhnlich dafür sorgt, dass Kometen Fontänen aufwirbeln. „Er hat schon jetzt mehr Staubfontänen als viele andere Kometen bei ihrer größten Annäherung an die Sonne“. Die meisten Staubfontänen liegen in der Halsregion. In den vergangenen Monaten hat 67P/TG ungewöhnli­ cherweise viermal soviel Staub ins All gespuckt wie Gas, normalerweise produzieren Kometen mehr Gas als Staub. Der Gas­ und Staubausstoß beschert dem Kometenkern nicht nur eine dünne Atmosphäre. Staubklumpen umkreisen den Kome­ tenkern in bis zu 145 Kilometern Entfernung und vermutlich seit seiner vorangegangenen Annähe­ rung an die Sonne. Die Aktivität werde bis zur größten Annäherung an die Sonne noch um den Faktor 100 zunehmen, er­ wartet Sierks. Rosetta wird sich zu diesem soge­ nannten Perihel (Sonnennähe) im August auf einen Sicherheitsabstand von etwa 100 Kilometern zu­ rückziehen. Der Komet verliere bei jedem Umlauf im Schnitt eine zwei bis drei Meter dicke Schicht seiner Oberfläche, sagt Sierks. Sie erwarteten da­ her nach dem Perihel in großen Teilen eine ganz Das Material: Zum ersten Mal konnten die Roset­ neue Oberfläche. Nach 67P/TG größter Annähe­ ta–Forscher auf direkte Weise die Dichte eines Ko­ rung an die Sonne müssen die Forscher daher neue meten bestimmen. Ergebnis: 67P/TG ist mit 470 Karten des Kometen erstellen. Kilogramm pro Kubikmeter etwa so leicht wie Kork. Sie gingen davon aus, dass der Komet aus Eis und Staub besteht, Materialien, die beide eine deutlich höhere Dichte aufweisen, betont Sierks. Die gemessene Dichte deutet also darauf hin, dass der Kometenkern porös und zu 70 bis 80 Prozent leer ist. Sie verstünden ihn derzeit als eine Art lo­ ckere Ansammlung von Eis­ und Staubteilchen mit vielen, vielen Zwischenräumen, sagt der Göttinger Weltraumforscher. Schattenspiele: Bei ihrer Annäherung an den Ko­ meten 67P/Tschurjumow­Gerasimenko ist der ESA­Sonde Rosetta auch eine Aufnahme ihres ei­ genen Schattens gelungen. Wie die Europäische Die Aktivität: Der Komet ist überraschend aktiv, Weltraumagentur mitteilte, wurde das Foto aus ei­ obwohl er noch weit entfernt von der Sonne ist, de­ ner Entfernung von 6 Kilometern gemacht, als sich Aus Wissenschaft und Forschung 5 die Sonde direkt zwischen der Sonne und dem Kometen befand. Die Konstellation war gesucht worden, weil Strukturen auf der Oberfläche dann keinen Schatten werfen und die Reflexionseigen­ schaften offenlegen. Der fotografierte Schatten war dann ein netter Nebeneffekt. Aufgelöst ist die Aufnahme mit knapp 11 Zentimetern pro Pixel. Der abgebildete Schatten misst etwa 20x50 Me­ ter, während die Sonde selbst etwa 2x32 Meter misst. Wäre die Sonne eine punktförmige Licht­ quelle, dann wäre der Schatten auch klar kontu­ riert, erklärt die ESA. Da die Sonne aber auch aus der Entfernung von 347 Millionen Kilometer nicht punktförmig ist, wirft die Sonde einen der­ Alle Bilder dieses Artikels © ESA art diffusen Schatten. Rosetta ist derweil nicht die erste Sonde, der eine Aufnahme des eigenen Schat­ über dem Asteroiden Itokawa, weswegen er wirk­ tens auf einem fremden Himmelskörper gelungen lich scharf konturiert und dunkel war. ist. Die japanische Hayabusa fotografierte ihren (ms) Schatten 2005 aber aus wenigen Dutzend Metern Amateurentdeckung — Gigantische Wolken auf Mars Hoch über dem Mars haben Forscher riesige Wol­ ken entdeckt. Mit mehr als 250 Kilometern Höhe überragen sie alle bisher bekannten Wolken auf dem Planeten und geben den Astronomen Rätsel auf. Wolkenformationen gibt es auf vielen Planeten und Monden unseres Sonnensystems. Auch Marswol­ ken kennen die Astronomen längst. Sie bestehen aus Kohlendioxid­ oder Eiskristallen, reichen bis auf eine Höhe von 100 Kilometern, seine Staub­ wolken kommen bis auf 60 Kilometer über der Oberfläche. Doch offenbar geht es noch gigantischer: Astrono­ men haben riesige Dampf­ und Rauchfahnen über dem Mars entdeckt, die sich bis zu einer Höhe von etwa 250 Kilometern über der Marsoberfläche aus­ dehnen. Ein internationales Forscherteam hat das Phänomen genau vermessen und sucht nun Erklä­ rungen dafür. Weder Eiskristalle oder Staub noch Polarlichter könnten die mysteriösen Gebilde nach derzeitigen Kenntnissen der Marsatmosphäre ein­ deutig erklären, schreibt die Gruppe um Agustin Sanchez–Lavega von der Universität des Basken­ landes in Bilbao im Fachmagazin Nature. Am 12. März 2012 entdeckten Amateurastronomen die Rauch­ oder Dampffahnen erstmals an der Südhalbkugel des Roten Planeten. In den folgen­ den zehn Tagen wurden sie immer wieder an der­ selben Stelle am Marsmorgen beobachtet, nie jedoch am Marsabend. Daraus schließen Sanchez–Lavega und Kollegen, dass sich diese Gebilde rasch verändern und ein zyklisches Ver­ halten aufweisen. Vom 6. bis 16. April 2012 wurde eine ähnliche Erscheinung an etwa derselben Stelle beobachtet. Das Team um Sanchez–Lavega maß bei der Formation eine Ausdehnung von bis zu 1000 Kilometern sowohl in Nord­Süd­ als auch in Ost–West–Richtung. Die Forscher sichteten auch frühere Aufnahmen des Roten Planeten und fanden ein Foto des Welt­ raumteleskops Hubble vom 17. Mai 1997, das ein ähnliches Phänomen zeigt. Diese Aufnahmen wur­ den neben den Bildern von 2012 in die Analyse einbezogen. Mit Simulationen von Umwälzungen in der bisher bekannten Marsatmosphäre konnten Sanchez–Lavega und Kollegen die Beobachtungen bisher nicht eindeutig erklären. Am besten passen ihnen zufolge Wassereispartikel einer Größe von etwa 100 Nanometern (Millionstel Millimetern), allerdings müsste die Temperatur in der höheren Atmosphäre dann etwa 50 Grad Celsius niedriger sein als bisher bekannt. Bei Kohlendioxideis wären 6 es sogar 100 Grad. Auch die vermuteten Polarlich­ ter müssten 1000–fach so hell sein wie ihre Pen­ dants auf der Erde. Weitere Beobachtungen seien erforderlich, um die Ursache einzugrenzen, schrei­ ben die Forscher. Paul Hartogh vom Max­Planck­Institut für Son­ nensystemforschung in Göttingen gehört zu einer Arbeitsgruppe, die selbst die untere Marsatmo­ sphäre modelliert. Er hält die Aussagen von Maidbronn fliegt — Unterfranke entdeckt Asteroid vom Balkon aus Aus Wissenschaft und Forschung Sanchez–Lavega und Kollegen für stichhaltig und favorisiert ebenfalls winzige Eiskristalle als Erklä­ rung. Diese verursachten auch die nachtleuchten­ den Wolken in der Erdatmosphäre, sagt Hartogh. Dichteschwankungen in der Marsatmosphäre könnten zu diesen hohen Wolken führen. Um die Eisteilchen in eine solche Höhe zu bringen, bedür­ fe es extremer vertikaler Windgeschwindigkeiten. (ms) le Entdecker dieses Kleinplaneten und durfte ihm einen Namen geben. Häusler hat den Asteroiden nach seinem Wohnort Der 28. September 2009 war eine glasklare Nacht benennen lassen, der Gesteinsbrocken heißt nun im unterfränkischen Maidbronn bei Würzburg. 410928 Maidbronn. Wie die meisten Kleinkörper Daran kann sich Bernhard Häusler genau erinnern. aus der Zeit der Planetenentstehung, ist er im so­ Denn in dieser Herbstnacht hat der Hobbyastro­ genannten Asteroidengürtel zwischen Jupiter und nom seinen ersten eigenen Asteroiden entdeckt. Mars zu finden. Außerdem sieht er aus wie eine Seit einigen Wochen ist der 57­Jährige der offiziel­ Kartoffel, ist etwa 1,7 Kilometer breit und braucht Aus Wissenschaft und Forschung 7 etwa 242 Millionen Kilometer von der Erde ent­ fernt. Doch bevor der Gesteinsbrocken ganz offiziell die Bezeichnung 410928 Maidbronn tragen durfte, musste der Hobbyforscher mehr als fünf Jahre warten. Die Regeln der International Astronomical Union (IAU) sind streng: Sie fordern mindestens zwei deutliche Aufnahmen pro Objekt. So kann ein Bahnbogen bestimmt werden. Das ist sozusagen der Fingerabdruck des Asteroiden. Dann prüft ein Programm, ob andere dieses Objekt schon gesichtet und gemeldet haben. 410928 Maidbronn hat Häusler als Erster gesehen. Dass er ihn nach seinem Heimatort benennen wird, war ihm früh klar. Dieser Ort habe ihm überhaupt erst Entdeckung vom Balkon aus: Häusler ist seit fast die Gelegenheit gegeben, diesen Asteroiden zu 20 Jahren ein Asteroidenjäger. entdecken. Nach sich selbst durfte er ihn nicht be­ etwa fünf Jahre, um einmal die Sonne zu umrun­ nennen. Das geht nur bei Kometen. den. Der IAU zufolge sind bislang mehr als 670.000 Häusler jagt seit fast 20 Jahren Asteroiden, bereits Asteroiden und 3830 Kometen weltweit am Him­ mit vier Jahren war er begeisterter Sternegucker. mel gefunden worden. Die allermeisten von ihnen Bei besten Wetterbedingungen scannt er mit sei­ werden in professionellen Sternwarten entdeckt. nem Teleskop und einer Spezial–Videokamera Fast 100 Prozent grasen die großen Observatorien einen winzig kleinen Teil des Nachthimmels etwa mit ihren automatischen Suchprogrammen ab. Et­ zweieinhalb Stunden lang ab. Der beobachtete Be­ wa 5000 neue Objekte werden so Monat für Monat reich sei etwa so groß wie ein Drittel der Fläche am Nachthimmel gefunden. Für Amateure ist so des Mondes, erklärt der Maidbronner, der sein eine Entdeckung ein großer Glückstreffer und eine Geld als IT–Experte verdient. Bis zu drei Scans Ausnahme. schaffe er in einer guten, klaren Nacht. (ms) Wenn er abends nach Hause kommt, schaut er sich die Videos der letzten Nacht im Zeitraffer an. Auf seinem Computerbildschirm er­ scheint ein graues Rauschen, wie man es vom Fernseher ohne Empfang kennt. Doch zwischen den Grieseln sieht Häusler mit seinem geübten Auge nicht nur kleine und große Sterne, sondern auch eine kleine zusätzliche Be­ wegung. Nur kurz huscht ein dunkelgrauer, wenige Milli­ meter langer Streifen über den Bildschirm. Das sei sei­ ne erste Aufnahme des As­ teroiden 410928 Maidbronn. Entdeckung auf dem Flimmerbild: Zwischen den Grieseln sieht Häusler mit Zum Zeitpunkt der Entde­ seinem geübten Auge nicht nur kleine und große Sterne, sondern auch eine ckung war der Kleinplanet kleine zusätzliche Bewegung. 8 Aus Wissenschaft und Forschung Voller Sterne — Rekordbild des Hubble–Teleskops Es ist einer der bekanntesten Sätze, die das Science–Fiction–Genre hervorgebracht hat: „Mein Gott ­ es ist voller Sterne!“, sagt David Bowman, bevor er in den rätselhaften schwarzen Monolithen gezogen wird. Der Satz aus Arthur C. Clarkes Ro­ man 2001: A Space Odyssey und aus 2010, dem Sequel zu Stanley Kubricks 2001–Verfilmung, kommt einem unwillkürlich beim Betrachten des neuesten Hubble–Fotos in den Sinn. Das Welt­ raumteleskop hat 411 Fotos der Andromeda–Gala­ xie geschossen, die nun zu einem gigantischen Bild mit 69.536 mal 22.230 Bildpunkten, also mehr als 1,5 Gigapixeln, zusammengesetzt wur­ den. Mega–Foto: Das Bild ist seinerseits nur ein Ausschnitt des abgelichteten Gesamtbereichs. Er enthält sogar 3,9 Gigapixel und deckt einen Bereich mit einer Länge von rund 60.000 Lichtjahren ab. Diese Sternhaufen befinden sich in etwa im Zentrum des Bilds. Zoomt man näher heran,... 9 Aus Wissenschaft und Forschung Der Andromeda–Nebel, auch als Messier 31 oder NGC 224 bekannt, gehört zu den am besten er­ forschten Galaxien überhaupt, da er nur 2,5 Millio­ nen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt liegt und ihr relativ ähnlich ist. Doch noch nie wurde das Sternsystem so scharf abgebildet wie auf dem Bild, das die Weltraumbehörden NASA und ESA jetzt veröffentlicht haben. Obwohl es nur rund ein Drittel der Andromeda–Galaxie abdeckt, zeigt es mehr als hundert Millionen Sterne, Staubschwa­ den, gigantische Regionen neu entstehender Son­ nen, Tausende Sternhaufen und im Hintergrund weitere Galaxien. In bester Qualität hat das Bild eine enorme Größe von 4,3 Gigabyte. Wer es dennoch in voller Auflö­ sung genießen möchte, kann das Zoom–Tool der ESA benutzen. (Link: http://www.spacetelesco­ pe.org/images/heic1502a/zoomable/). Das Bild, das im Rahmen des PHAT–Projekts (Panchromatic Hubble Andromeda Treasury) ent­ standen ist, bietet nicht nur einen faszinierenden Anblick, sondern auch wichtige Informationen für Astronomen. Nach Angaben der ESA ist es der Qualitätsstandard für Bilder von Spiralgalaxien, zu denen neben Andromeda auch die Milchstraße zählt, deren sichtbare Scheibe mit einem Durch­ messer von rund 100.000 Lichtjahren aber rund 40.000 Lichtjahre kleiner ist. Die hohe Auflösung des Bildes helfe zudem dabei, das Licht anderer Galaxien zu interpretieren, die eine ähnliche Struktur besitzen, aber viel weiter von der Erde entfernt sind. (ms) ...wird deutlich, warum die Andromeda–Galaxie auch Andromeda–Nebel genannt wird: Die Sterne drängen sich so dicht, dass sie aus größerer Entfernung zu einem Schleier verschwimmen. 10 Aus Wissenschaft und Forschung Detailreichtum: Sternenhaufen, Staubschwaden, Sternentstehungsregionen, im Vordergrund Sterne der Milchstraße und im Hintergrund weit entfernte Galaxien. Helles Zentrum: Im Mittelpunkt von Andromeda stehen die Sterne so dicht beieinander, dass sie selbst in dem neuen Hubble–Foto nicht mehr einzeln erkennbar sind. Aus Wissenschaft und Forschung Schneller flieht keiner — Sternflucht aus der Milchstraße Eine Supernova–Explosion aus nächster Nähe zu erleben, das ist kaum empfehlenswert. Schließlich geht es um eine Art Wasserstoffbombe mit der Masse eines ganzen Sterns. Doch genau dies ist dem Stern US 708 passiert, den Astronomen in knapp 28.000 Lichtjahren Entfernung ausgemacht haben. Die Wucht der Explosion hat ihn auf ein Rekordtempo katapultiert. Mit 1200 Kilometern pro Sekunde entflieht er nun der Milchstraße. Zum Vergleich: Bei diesem flotten Tempo wären Mond­ fahrer nach fünf Minuten am Ziel. Ein Forscherteam um Stephan Geier von der Dr.Karl–Remeis–Sternwarte in Bamberg, das Astronomische Institut der Universität Erlan­ gen–Nürnberg, hat das Tempo von US 708 gemes­ sen. Die Resultate und Auswertungen schildern sie im Fachmagazin Science. Der Stern gehört zur Konstellation Großer Bär, und dass er besonders schnell durch die Milchstraße flitzt, war schon zu­ vor bekannt. Doch dass er alle anderen ungebunde­ nen Sterne in puncto Geschwindigkeit übertreffe, haben erst ihrere Messungen gezeigt, sagt Geier. Der aktuellen Studie zufolge geschah die giganti­ sche Supernova–Explosion vor 14 Millionen Jah­ ren. Damals gehörte US 708 noch zu einem Doppelstern–System. Das ist zunächst nichts Un­ gewöhnliches, denn etwa die Hälfte aller Sterne kreisen in Doppel­ oder Mehrfachsystemen. Auch sein damaliger Partner, ein Weißer Zwergstern, ist alles andere als selten. Es ist das Endstadium, zu dem sich sonnenähnliche Sterne entwickeln, wenn sie ihren nuklearen Brennstoff aufgebraucht haben. Doch im Fall US 708 hatten sich die Verhältnisse dramatisch zugespitzt. Beide Sterne waren sich enorm auf die Pelle gerückt. Kaum mehr ein Fünf­ tel des Sonnenradius trennte das Doppel, einen kompletten Umlauf absolvierten sie in nur zehn Minuten. Durch den geringen Abstand konnte der Weiße Zwerg mit seiner Schwerkraft so viel Gas von US 708 absaugen und es auf seiner Oberfläche ansammeln, bis genügend für eine Detonation vor­ handen war. Die Explosion zerriss den Weißen Zwerg vollstän­ dig, es blieb nichts von ihm übrig. Dieses Schick­ sal blieb US 708 zwar erspart, aber er wurde zu einem stellaren Außenseiter: Anders als bei son­ nenähnlichen Sternen hat er nur eine dünne Was­ 11 serstoffhülle, in seinem Innern erzeugt er Energie durch die Verschmelzung von Helium. Mit 1200 Kilometern pro Sekunde ist US 708 etwa doppelt so schnell wie die Fluchtgeschwindigkeit der Milchstraße, das heißt, ihre Anziehungskraft kann ihn nicht mehr aufhalten. Astronomen nennen solche Sterne Hyperschnellläufer. Sie sind offenbar selten, lediglich wenige Dutzend sind bekannt. Die meisten von ihnen kamen wahrscheinlich durch ein anderen Zwischenfall als bei US 708 auf ihr irr­ witziges Tempo, und zwar durch die Begegnung mit einem schwarzen Loch. Darauf deuten unter anderem Computersimulatio­ nen, die am Los Alamos National Laboratory in New Mexiko durchgeführt wurden. Demnach kann das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße mit der Schwerkraft seiner rund vier Millionen Sonnenmassen Hyperschnellläufer erzeugen. Ein Doppelstern, der sich diesem Monstrum nähert, wird von dessen enormen Schwerefeld rüde aus­ einandergerissen. Der eine Partner umrundet fortan das Loch auf einer Ellipse, der andere wird ins All katapultiert. Solch ein Rauswurf geschieht mit ho­ hem Tempo, leicht kann die Fluchtgeschwindigkeit dabei übertroffen werden. Doch die von Geier und Kollegen neu vermesse­ nen Geschwindigkeiten weisen bei US 708 in eine andere Richtung. Sie hätten die möglichen Bahnen rekonstruiert, die zu seinem heutigen Ort geführt haben können, das zentrale schwarze Loch der Milchstraße liege nicht an diesem Weg. Dieses Szenario komme also nicht in Frage, stellt Stephan Geier klar. Das sieht auch Warren Brown vom Smithsonian Astrophysical Observatory in Cambridge so. Brown hatte vor zehn Jahren den ersten Hyper­ schnellläufer entdeckt. Er sei anders als die son­ nenähnlichen Hyperschnellläufer, die er entdeckt habe. Am besten lasse er sich mit dem Superno­ va–Szenario erklären, kommentiert der US–Astro­ nom die Studie. (ms) 12 Astronomietag, Sternwarten Astronomietag Schattenspiele im All In diesem Jahr gibt es beim Astronomietag etwas neues. Zum ersten Mal findet er nicht nur an einem Samstag statt wie in der Vergangenheit. Die Gele­ genheit in diesem Jahr war günstig, ein nicht all­ tägliches Ereignis zum Anlass zu nehmen, das praktischerweise auch noch auf einen Freitag fällt, um einen zweiten Tag hinzuzunehmen. Am Freitag, 20. März, findet bei uns eine partielle Sonnenfinsternis statt. Da im Höhepunkt mehr als drei Viertel der Sonne durch den Mond verdeckt werden lässt sie sich schon mit einfachen Hilfsmit­ teln beobachten. Sie findet zwar am Vormittag statt und ist wegen des Werktags nicht von vielen an den Sternwarten zu beobachten, aber vielleicht er­ gibt sich ja die Gelegenheit gerade für Schulklas­ sen Unterricht oder Pause zu nutzen um sich dieses Ereignis anzuschauen. Wir haben uns entschlossen, auch die Sternwarte in Bieselsberg zu öffnen und den Besuchern die Mög­ lichkeit zu geben, durch unsere Geräte einen noch schöneren Blick auf die Sonne zu werfen. Mit vie­ len Besuchern rechnen wir zwar nicht, aber selbst wenn sich nur ein paar wenige Interessierte einfin­ den wären wir zufrieden und unser Ziel erreicht. Am Samstag geht es dann gleich weiter in Biesels­ berg mit Sonnenbeobachtung. Nun unverfinstert hoffen wir auf ein paar ordentliche Sonnenflecken und/oder Protuberanzen, damit unsere Besucher auch etwas zu bestaunen haben. Dazu öffnen wir ab 16 Uhr unsere Pforten wenn es das Wetter zu­ lässt. Später werden wir dann auch unser neues Teleskop für die Abendbeobachtung in Betrieb nehmen. Beim zweiten Teil der Schattenspiele steht der Ju­ pitermond Io im Mittelpunkt, der vor seinem Pla­ neten vorbeizieht und seinen Schatten wirft. Das wird natürlich nicht unser einziges Objekt am Abend blieben, denn es stehen mit Venus ein wei­ terer Planet und viele Sterne und Deep­Sky Objek­ te auf der Tagesordnung. Am Kepler sind wir selbstverständlich auch aktiv. Ab 20 Uhr werden wir hier die Türen für unsere Besucher offen halten und die Abend­ und Nacht­ tour starten. Das Programm wird ebenfalls den Gasriesen Jupiter mit Io beinhalten. Ansonsten ori­ entiert sich das Programm ebenfalls an den Stars des Frühlingshimmels, angepasst an die Möglich­ keiten des dortigen Teleskops. Wie immer finden die Veranstaltungen nur bei ei­ nigermaßen klarem Himmel statt, wobei naturge­ mäß für die Sonnenbeobachtung weniger freier Himmel notwendig ist als für den Abendhimmel. (mt) Sternwarte Bieselsberg Beobachtungsandrang am neuen Teleskop Unser neues Teleskop kommt gut an. Diesen Aus­ spruch kann man nun nach nur zwei Monaten Be­ obachtungsmöglichkeiten voll unterschreiben. Und das kann man nicht nur über unseren Verein son­ dern auch für unsere Besucher sagen. Nachdem sich im Januar die Gelegenheiten doch eher nicht ergaben war uns das Wetter im Februar doch recht oft wohl gesonnen. Schon bei der ersten Führung waren (auch aufgrund einer nicht ange­ kündigten Schulklasse) knapp 40 Besucher von ihm begeistert. Aber abweichend von den üblichen Gewohnheiten war für die AAPler nach der Füh­ rung nicht gleich Schluss. Zusammen mit der we­ gen Besuchermangels vom Kepler angereisten Eskimonebel (2,5x Barlow) 200s, © M. Tischhäuser Sternwarten 13 berichtete trafen wir uns nicht abgesprochen in Bieselsberg um dem neuen Ungetüm auch ein paar erste Bilder zu entlo­ cken. Da die Justierung der Mon­ tierung noch nicht vollständig abgeschlossen war, wollten wir uns auf kurze Belich­ tungszeiten beschränken und maximal 30s pro Bild belich­ ten. Das hört sich zwar wenig an, aber wenn man die Mög­ lichkeiten der modernen Technik in Betracht zieht sind dennoch viele Ziele, die man noch in die engere Auswahl Galaxie NGC2903, Sternbild Löwe, 250s, © M. Tischhäuser einbeziehen kann. Mit vielen Führungscrew gönnten sich nun fast alle Führen­ kurz belichteten Aufnahmen lassen sich eben auch den der beiden Sternwarten gemeinsam das tolle gute Ergebnisse erzielen. Gefühl des Blicks durch unser neues Gerät. Erst ei­ Zunächst gebührte Armin natürlich der Vorzug am nige Stunden und viele Objekte später konnten sie Auslöser, den er sich durch seinen unermüdlichen sich davon losreißen und den Heimweg antreten. Einsatz im letzten Jahr redlich verdient hatte. Noch Schon tags darauf gab es ein neues Stelldichein auf erschwert durch die ungünstige Position beim Ein­ der Sternwarte. Wie Armin schon in seiner Mail blick in den Sucher der Kamera und der Schärfe­ M106 (Mitte) und NGC4248 (rechts unten) im Sternbild Jagdhunde, 300s, © M. Tischhäuser 14 Sternwarten Supernovaüberrest M1 (Krabbennebel) im Stier, 330s, erste (nicht ganz scharfe) Aufnahme bei der fehlender Rotanteil der Kamera auffällt. © M. Tischhäuser beurteilung nur mit dem Monitor der Kamera konnte er doch ein sehr gutes Resultat erzielen, wie ihr aus den Bildern im Anhang der Mail sehen konntet. Durch weitere Nachbearbeitung kamen sogar noch mehr Details heraus. Danach durfte ich dann meine Spiegelreflex an­ bauen, die den Vorteil hatte, dass ich sie direkt mit meinem Laptop verbinden konnte. Damit ließen sich Schärfe und Bildbeur­ teilung wesentlich leichter machen, was sich schnell in der Anzahl der Bilder pro Zeiteinheit bemerkbar machte. Das erlaubte uns, recht viele verschiedene Objekte abzulichten und auch mit dem Zubehör zu experimentieren. Mal kam der Komakorrektor von Armin zum Einsatz, mal arbeiteten wir mit seiner Barlowlinse um eine noch größere Auflösung zu er­ reichen. Eine kleine Auswahl der fotografierten Objekte könnt ihr hier in diesem M81 im Großen Bär, 300s, hier macht sich die nicht ganz genaue Artikel sehen. Ich bin mir Poljustierung am meisten bemerkbar. © M. Tischhäuser Sternwarten 15 aber sicher, dass recht bald viele weitere von ver­ wir dann viel Ausdauer, aber auch einige unserer schiedenen anderen folgen werden! Gäste standen uns da in nichts nach. Auch hier Auch nach diesem Abend waren immer wieder hoffe ich, dass das ein Dauerzustand werden wird! AAPler zum Beobachten da, allen voran Armin. (mt) Ich finde es gut, wenn unser neues Teleskop so viel Anklang findet und freue mich, je mehr Beobach­ ter davon Gebrauch machen. Auch bei der zweiten Führung im Februar zeigten Vereinsinterne Teleskopeinweihung Wir wollten allen unseren Mitgliedern eine Mög­ lichkeit bieten, unser neues Teleskop in Ruhe aus der Nähe und in geselligem Rahmen kennenzuler­ nen. Krankheitsbedingt mussten leider einige An­ gemeldete kurzfristig fern bleiben und andere wiederum konnten es zeitlich nicht einrichten, so dass am Ende etwa 15 Mitglieder anwesend waren. Werner hielt eine kurze Ansprache und natürlich stand das neue Gerät dann im Mittelpunkt des In­ teresses. Kurz zeigte sich der Mond, so dass we­ nigstens ein kurzer Blick durch den Tubus möglich war. Ansonsten imponierte schon die schiere Grö­ ße des 50cm­Spiegels. Einige Helfer hatten ein paar Häppchen und einen alkoholfreien Punsch vorbereitet, so dass auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kam. An dieser Stelle ein großer Dank an die Helfer, die es möglich machten, dass es noch ein gemütliches Beisam­ mensein im Anbau wurde. (mt) Führungen Außentemperaturen. Der Januar begann schon mal nicht vielverspre­ Im März erwartet uns dann neben den Führungen chend mit schlechtem Astro­Wetter. Dafür konnten noch der Astronomietag. Dieses Jahr gibt es als wir im Februar bei der ersten Führung eine rekord­ Novum einen doppelten Tag, denn am Tag davor verdächtige Zahl (für die Winterzeit) von knapp 40 (Freitag, 20.3.) gibt es als Dreingabe noch eine Besuchern verbuchen! Verbunden mit der hohen partielle Sonnenfinsternis zu beobachten. Dafür Führungspersonendichte kann man sich gut ausma­ öffnen wir sogar die Sternwarte und schauen mal, len, wie eng es zuging in unserer doch nicht gerade wie viele Besucher den Weg trotz Arbeitstag fin­ knapp bemessenen Kuppel. Auch bei der zweiten den. Mit Lunt und Refraktor haben wir jedenfalls Führung konnten wir einige Besucher begrüßen, ein gutes Team am Start. die auch sehr viel Interesse mitbrachten und lange (mt) mitbeobachteten und das trotz doch recht frischen Sternwarte Keplergymnasium Führungen befriedigend. Wir hoffen, dass an den restlichen Führungen am gewohnten Termin wieder Besucher Das Jahr begann leider nicht so verheißungsvoll auftauchen und sich von der Faszination Sternen­ für die Kepler­Crew. Und trotz ganz ordentlichen himmel, gezeigt von fachkundigen Leuten, begeis­ Wetters kamen zu der um eine Woche nach hinten tern lassen. verlegten Führung im Februar dann nicht einmal Auch hier werden wir am Astronomietag am Start Besucher vorbei, was sehr schade war. Für die sein. Ab 20 Uhr tauchen wir in die Welt der Sterne Führenden zwar eine gute Gelegenheit nach Bie­ und Planeten ein und bieten ein wundervolles Pro­ selsberg zu gehen und dort mit den anderen ge­ gramm an Himmelsköstlichkeiten. meinsam zu beobachten, aber natürlich nicht (mt) 16 Verschiedenes Verschiedenes Eugène Michel Antoniadi (* 10. März 1870 in Konstantinopel; † 10. Februar 1944 in Paris), war ein im osmanischen Reich ge­ borener griechischer Astronom, der die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich verbrachte. Bekannt wurde er vor allem durch exzellente Beobachtun­ gen der Planeten Merkur und Mars. Antoniadi studierte anfangs Architektur und be­ schäftigte sich mit der Hagia Sophia, die er als ei­ ner der Ersten ausmaß und wissenschaftlich untersuchte. Bald auch an Astronomie interessiert, begann er verschiedene Beobachtungen, die über Vermittlung von Camille Flammarion publiziert wurden und Ihn 1891 in der société astronomique de France einführten. Als 23­jähriger übersiedelte Antoniadi nach Frank­ reich und wurde Observator an Flammarions Sternwarte in Juvisy­sur­Orge. Nach seinen 1895 publizierten Beobachtungen am großen 24cm­ Äquatorial wurde er in die British Astronomical Association aufgenommen und im Folgejahr mit einer Sonnenfinsternis­Expedition nach Norwegen betraut. Ab 1898 wurde der Planet Mars und dessen 1877 von Giovanni Schiaparelli entdeckten "Canali" zum Schwerpunkt seiner Beobachtungen. In Ge­ gensatz zu seinem Förderer Flammarion geriet An­ toniadi jedoch, als er während der Marsopposition von 1909 am 83­cm­Riesenteleskop des Pariser Meudon­Observatoriums arbeitete. Er kam zum Schluss, dass es sich bei den "Marskanälen" um optische Täuschungen handeln müsse, die nur in kleineren Fernrohren als Linienstrukturen auf sichtbar würden. Er fertigte die folgenden 20 Jahre immer detailliertere Marskarten an, auf denen er die Canali durch fortgesetzte Reihen dunkler Fle­ cken kartierte. Seine 1930 erschienene 4­teilige Carte de Mars war bis zu den US­Raumsonden der 1960er­Jahre die genaueste Kartografie des "Roten Planeten". Antoniadi fertigte außerdem eine Karte des Plane­ ten Merkur, die aufgrund der schwierigen Beob­ achtungsmöglichkeiten des Planeten mittels erdgebundener Teleskope noch sehr ungenau war und 1934 herausgegeben wurde. Allerdings ging er von der irrigen Annahme aus, dass Merkur eine gebundene Rotation von 1:1 beim Umlauf um die Sonne aufweist. Für die Nomenklatur der Albedo­ merkmale orientierte er sich an der Mythologie um den Gott Hermes, der griechischen Entsprechung des römischen Gottes Merkur. Die Bezeichnungen übernahm Audouin Dollfus in seiner Karte von 1972. Sie werden auch in aktuellen Karten des Planeten verwendet, die mittels Erkundung durch Raumsonden erstellt wurden. Bei längerfristigen Beobachtungen des Saturn nahm er radiale, speichenartige Strukturen in den Saturnringen wahr. Sie wurde jedoch von den 17 Verschiedenes, Vorträge meisten Astronomen als optische Täuschungen ab­ getan, zumal sich Antoniadis Strukturen mit der Rotationsdauer des Planeten und nicht der Ringe bewegen sollten. Erst 1981 wurde die Existenz der Speichen durch Aufnahmen der Raumsonde Voya­ ger 1 bestätigt. Zur Bewertung des Seeing (Luftunruhe) führte er eine fünfteilige Skala ein („Antoniadi­Skala“). 1925 erhielt er den Jules­Janssen­Preis. Zu Anto­ niadis Gedenken wurde ein Mondkrater, ein Mars­ krater und eine Oberflächenstruktur auf dem Merkur (Antoniadi Dorsum) benannt. Antoniadi war auch ein starker Schachspieler. Bei einem Turnier in Paris 1907 belegte er ungeschla­ gen den ersten Platz gemeinsam mit Frank Mars­ hall, einen vollen Punkt vor Savielly Tartakower. Frank J. Marshall – Eugène M. Antoniadi Paris, 7. Juli 1907 Abgelehntes Damengambit 1 d4 d5 2 c4 e6 3 Sc3 Sf6 4 Lg5 Le7 5 e3 Se4 6 Lxe7 Dxe7 7 cxd5 Sxc3 8 bxc3 exd5 9 Ld3 Sd7 10 Sf3 O­O 11 O­O Te8 12 c4 dxc4 13 Lxc4 Sb6 14 Dc2 Lf5 15 Dxf5 Sxc4 16 Tfc1 Sd6 17 Dc5 c6 18 Tab1 Se4 19 Dc2 Tad8 20 Se5 Sd6 21 Da4 Sb5 Stand nach dem 21. Zug von Schwarz 22 Txc6 Sxd4 23 exd4 bxc6 24 h3 Td6 25 Sxc6 De4 26 Tc1 Tg6 27 g4 h5 28 Dc2 Df3 29 Db3 Df4 30 Dc3 hxg4 31 Se5 gxh3+ 32 Kh1 Dg5 33 Auf­ gabe Weiß. (ws) Vorträge 13. März: Das neue AAP­Teleskop nen unserer Teleskopbauer werden uns einen bild­ reichen Abriss geben und die verschiedenen Nach einer gefühlten Unendlichkeit (womit wir als Abschnitte und Stillstände der Bauzeit noch einmal Hobby­Astronomen ja traditionell gut umgehen lebendig werden lassen. können) ist unser neues Teleskop endlich betriebs­ Sollte es das Wetter zulassen können wir bestimmt fertig. In diesem Vortrag wollen wir uns ein biss­ auch schon erste Aufnahmen betrachten, lassen wir chen ausführlicher mit ihm und der Geschichte uns mal überraschen, was bis dahin noch alles pas­ seiner Fertigstellung beschäftigen, bei der es ja siert! sehr viel zu erzählen gibt. Vertreter aller Generatio­ 8. Mai: Sinne und Maße Im Mai erwartet uns ein Vortrag, in dem Rolf Fü­ ßer mit uns auf eine Reise durch unser Vorstel­ lungsvermögen geht. Astronomische Maßstäbe lassen sich nicht leicht begreifen und vorstellen und so versucht man das Unvorstellbare durch ein paar Gedankenexperimente vorstellbar werden zu lassen. Wie groß dabei die Unterschiede der Di­ mensionen sind werden wir in diesem Vortrag er­ fahren. Unser Vorstellungskraft sind dabei keine Grenzen gesetzt. 18 Beobachtungsobjekte Beobachtungsobjekte Himmelsanblick am 1.April 2015 um 22 Uhr MEZ Beobachtungsobjekte im Frühjahr Wenn das Frühjahr kommt verabschieden sich die hellen Sterne des Wintersechsecks langsam aber si­ cher von der Himmelsbühne. Dafür kommen die nicht minder faszinierenden Sternbilder um den Löwen und das Haar der Berenike am Abendhim­ mel zur Geltung. Sie glänzen zwar nicht durch vie­ le helle Sterne, dafür bieten sie aber viele Deep­Sky­Objekte. Wie schon öfter an dieser Stel­ le erwähnt lohnt sich ein Streifzug durch den Vir­ go­Haufen sehr, denn dort kann man in kurzen Abständen viele herrliche Galaxien betrachten — nicht nur Messier­Objekte sondern auch zahlreiche weitere aus dem NGC­Katalog. Darüber hinaus sollten wir auch nicht die lohnens­ werten Objekte an anderer Stelle des Himmels ver­ gessen. Der Große Bär steht praktisch über uns und läßt uns ebenfalls einige Messier­Objekte in bester Lage (zumindest was den Stand über dem Horizont betrifft) beobachten, allen voran M81, M82 oder M97 (Eulennebel). Neben den ständigen Objekten des Frühlingshim­ mels finden wir nach wie vor den Riesenplaneten Jupiter in guter Beobachtungsposition im Sternbild Löwe. Obwohl sein Durchmesser stetig abnimmt kann er aufgrund seiner hohen Stellung in der Ek­ liptik noch eine ganze Weile am Abendhimmel verfolgt werden und mit ihm das Schattenspiel sei­ ner Monde. In der zweiten Nachthälfte kann nun auch der Ringplanet Saturn wieder aufs Korn genommen werden. Auch hier können wir selbst mit kleineren Instrumenten die Monde und deren Lauf um ihren Planeten verfolgen. In der Nacht vom 11. auf den 12. März kann auch eine streifende Sternbedeckung durch einen Aste­ roiden (216) verfolgt werden, auch wenn unser Bereich vermutlich voll in den Schatten eintaucht. (mt) 19 Termine Termine Astronomische Vorschau 1 März Mond: Goldener Henkel sichtbar am frühen Morgen (Juraberge beleuchtet) 3 Mond bedeckt Acubens (4,3m), Eintritt an dunkler Seite (4.38 MEZ–5.33 MEZ) 4 Venus nahe Uranus, Entfernung 5' (19.41 MEZ) 14 Saturn stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) 20 Totale Sonnenfinsternis, in Deutschland partiell 77% Bedeckung(9.28 MEZ–11.48 MEZ) 20 Frühlingsbeginn (23.45 MEZ) 30 Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet) April 17 Pluto stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) Mai 23 Saturn in Opposition (Entfernung 9,0AE, Helligkeit 0,0m) 28 Mond: Goldener Henkel sichtbar am Abend (Juraberge beleuchtet) Juni 12 Neptun stationär, wird rückläufig (Beginn der Oppositionsschleife) Veranstaltungen und Treffen März 4 Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (20 Uhr) 11 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) 13 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "Das AAP­Teleskop – ein Traum wird wahr" (20 Uhr) 18 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 20 Deutscher Astronomietag Sternwarte Bieselsberg: Beobachtung der partiellen Sonnenfinsternis (9­12 Uhr) 21 Deutscher Astronomietag Sternwarte Bieselsberg: Sonnenbeobachtung und Sternführung (ab 16 Uhr) Sternwarte Keplergymnasium: Sternführung (20 Uhr) 25 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (20 Uhr) April 1 Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr) 8 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr) 15 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 17 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – ohne Vortrag (20 Uhr) 22 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr) 20 Termine, Impressum Mai 6 Öffentliche Führung der Volkssternwarte Keplergymnasium (21 Uhr) 8 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Vortrag "Sinne und Maße" von Rolf Füßer (20 Uhr) 9 Feierliche Einweihung des neuen Spiegelteleskops (20 Uhr) 13 Öffentliche Führung der Sternwarte Nordschwarzwald in Bieselsberg (21 Uhr) 20 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 31 Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr) Juni 12 Monatstreffen des AAP im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld – Fragestunde: Sie fragen – wir antworten (20 Uhr) 14 Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Volkssternwarte Kepler­Gymnasium (14­17 Uhr) 17 Beobachterstammtisch im Gasthaus "Grüner Hof" in Huchenfeld (20 Uhr) 28 Sonnenbeobachtung: ein Nachmittag auf der Sternwarte Nordschwarzwald (14­17 Uhr) Impressum Die Astro–News erscheinen quartalsweise in einer Auflage von 150 Exemplaren und dienen zur Information von Mitgliedern, Freunden und Förderern des Astronomischen Arbeitskreises Pforzheim 1982 e. V. (AAP) Vereinsanschrift: Redaktion: Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V. Martin Tischhäuser z.Hd. Sylja Sollner Silcherstraße 7 Rotestraße 22 72218 Wildberg 75334 Straubenhardt Bankverbindung: Konto 19 12 100, Sparkasse Pforzheim (BLZ 666 500 85) Redakteure: Martin Tischhäuser (mt), Martin Stuhlinger (ms), Wolfgang Schatz (ws) Auflage: 150 Exemplare Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 23. Mai 2015 Der AAP im Internet: http://www.aap­pforzheim.de http://www.sternwarte­bieselsberg.de http://www.sternwarte­nordschwarzwald.de © 2015 Astronomischer Arbeitskreis Pforzheim 1982 e. V.