Klassifizierung von Bodenbewertungssystemen im Bereich der Alpenraumländer Universität Hohenheim Institut für Bodenkunde und Standortslehre Susanne David, Andreas Lehmann, Karl Stahr Erstellt im Auftrag der Stadt München Referat für Umwelt und Gesundheit Inhalt Seite 1 2 2.1 2.2 3 3.1 3.1.1 3.1.2 3.2 3.2.1 3.2.2 3.3 3.3.1 3.3.2 3.4 3.4.1 3.4.2 3.5 3.5.1 3.5.2 3.6 3.6.1 3.6.2 3.7 3.8 4 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 5 Einführung Die Grundlage der Bodenbewertung in Deutschland Das Bundesbodenschutzgesetz und die Bodenfunktionen Unterschiedliche Ziele und Grundlagen der Bodenbewertung Bodenbewertung auf der Basis von kartierten Daten Bodenbewertung in Hamburg Methodenbeschreibung Einschätzung der Eignung der Hamburger Methode Bewertung nach dem Heft 31 Baden-Württemberg Methodenbeschreibung Einschätzung der Eignung der Baden-Württemberger Methode Das Bodenschutzkonzept Stuttgart (BOKS) Methodenbeschreibung Einschätzung der Eignung des BOKS Bodenbewertung in Reutlingen Methodenbeschreibung Einschätzung der Eignung der Reutlinger Methode Bodenbewertung in Bayern Methodenbeschreibung Einschätzung der Eignung dieser Methode Bodenbewertung in Sachsen Methodenbeschreibung Einschätzung der Eignung der Sächsischen Methode Bodenbewertungssystem des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) Bewertung verschiedener pedogener Eigenschaften mittels KA4 Auf anderen Datenquellen basierende Methoden Bodenbewertung in Sachsen-Anhalt Bodenbewertung in Brandenburg Bodenbewertung in Baden-Württemberg Bodenbewertung in Nordrhein-Westfalen Bodenbewertung in Sachsen Bodenbewertung in Hamburg Bodenbewertung in Bayern Beispiele für weiterführende Literatur 2 4 4 4 5 7 7 8 9 10 10 12 13 13 14 15 15 18 18 18 22 22 22 25 25 28 29 29 31 34 34 35 36 36 38 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Übersicht der in Deutschland angewendeten Bewertungsmethoden und darin berücksichtigte Funktionen 6 Tabelle 2: Bewertung der Filter- und Pufferkapazität bei verschiedenen Schadstoffeinträgen, getrennt nach Bodenklassen 12 Tabelle 3: Bewertung der „natürlichen Bodenfruchtbarkeit“ sowie des „Biotopentwicklungspotentials“ im Hinblick auf „trockene“ Standorte anhand des Parameters nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes (nFKWe) 23 Tabelle 4: Bewertung der Gesamtfilterwirkung einheitlicher Bodenhorizonte bzw. -schichten für mobile chemische Stoffgruppen 24 Tabelle 5: Relative Bedeutung der einzelnen Bodenfunktionen für den Bodenschutz in der räumlichen Planung 31 Tabelle 6: Bewertung des Biotopentwicklungspotentials für Niedermoorstandorte 32 Tabelle 7: Auszug aus der Bewertung der Regelungsfunktion für Waldböden 33 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bewertungskonzept Bodenschutz im Landschaftsplan des UVF 27 Abbildung 2: Schematische Darstellung der Bewertung der Erosionsgefährdung des Bodens durch Wasser 37 3 1 Einführung 2 Die Grundlagen der Bodenbewertung in Deutschland Menschen nutzen Böden seit Jahrtausenden. Eine der Feststellungen daraus ist, daß Böden für verschiedene Nutzungen unterschiedlich geeignet sind. Eine unangepaßte Nutzung kann von schlechten Erträgen in der Landwirtschaft bis hin zur Bodenerosion führen. In der heutigen Zeit treten Folgen wie z.B. Erosion, Verdichtung, Versiegelung, Kontamination auf. Zum nachhaltigen Schutz der Böden sind Nutzungen möglichst auf den Flächen zu etablieren, wo wenig negative Beeinflussungen zu erwarten sind. Um dies abschätzen zu können, ist die Anwendung von Bodenbewertungen sinnvoll. Verschiedenste Methoden sind allein in Bundesrepublik Deutschland vorhanden. Deshalb sollen in dieser Arbeit nur die in Deutschland verwendeten Methoden berücksichtigt werden. 2.1 Das Bundesbodenschutzgesetz und die Bodenfunktionen Die Leistungsfähigkeit der Böden wird über die Funktionen des Bodens bewertet. Diese Bodenfunktionen werden im Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG), welches 1998 verabschiedet wurde, benannt: Als „natürliche Funktionen“ des Bodens charakterisiert § 2 Abs. 2 BBodSchG: • Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen • Bestandteil des Naturhaushalts, insbesondere mit seinen Wasser- und Nährstoffkreisläufen • Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche Einwirkungen auf Grund der Filter-, Puffer- und Stoffumwandlungseigenschaften, insbesondere auch zum Schutz des Grundwassers Als Nutzungsfunktionen nennt das BBodSchG in § 2 Abs. 2 Nr. 3: • Rohstofflagerstätte • Fläche für Siedlung und Erholung • Standort für die land- und forstwirtschaftliche Nutzung • Standort für sonstige wirtschaftliche und öffentliche Nutzungen, Verkehr, Verund Entsorgung Außerdem wird die Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte aufgeführt. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen Bewertungen der natürlichen Bodenfunktionen und der Funktion als Archiv, da sie besonders schutzbedürftig sind. Durch die engen Interaktionen zwischen den einzelnen Bodenfunktionen und auch den Schutzgütern (z.B. Boden, Wasser, Luft, Klima) sind Doppelbetrachtungen nicht in jedem Falle zu vermeiden. Durch die jeweiligen Zielstellungen bei der Betrachtung wird versucht, Doppelbewertungen zu umgehen. Deshalb sind exakte Definitionen und Kenntnisse der Ziele der Bewertung sehr wichtig. Das BBodSchG nennt die Bodenfunktionen, gibt aber keine exakten Definitionen. Deshalb ist es üblich, den Interpretationsspielraum zu nutzen und die Begriffe je nach Zielstellungen mit Inhalten zu füllen. Welche Kriterien und 4 Eingangsparameter gewählt werden, hängt vom Ziel der Bewertung und der Datengrundlage ab. 2.2 Unterschiedliche Ziele und Grundlagen der Bodenbewertung Bodenbewertungen werden in vielen Bundesländern und einigen Städten in Deutschland vorgenommen. Dabei werden jeweils andere Bodenfunktionen betrachtet, die Funktionen anders definiert und verschiedene Schwerpunkte gesetzt sowie nicht zuletzt andere Eingangsparameter und diverse Bewertungsschemata nach meist länderspezifischen Anforderungen an die Bewertung verwendet. In Tabelle 1 sind verschiedene Methoden und bewertete Funktionen aufgelistet. Es geht aus dieser Aufstellung hervor, daß z.B. bei der Funktion im Wasserkreislauf unterschiedliche Bewertungsziele verfolgt werden. Des weiteren wird klar, daß jede Methode besondere Schwerpunkte besitzt und in keinem Bewertungssystem alle (natürlichen) Bodenfunktionen mit vergleichbarer Genauigkeit betrachtet werden (Anhang 1). Unabhängig von den verschiedenen Zielen der Bodenbewertung muß die in den einzelnen Gebieten unterschiedliche Datengrundlage berücksichtigt werden. So werden in einigen Ländern vornehmlich Daten der (Reichs-)Bodenschätzung, die in vielen Gebieten fortgeführt wurde, oder der Forstlichen Standortskartierung verwendet. In Ostdeutschland wird zum Teil auf Informationen der Mittelmaßstäbigen Landwirtschaftlichen Standortkartierung (MMK) zurückgegriffen. Andere Bewertungsverfahren basieren auf neu kartierten Bodendaten. Entsprechend ist eine Bewertung, die sowohl auf Bodenschätzungsdaten, Informationen der Forstlichen Standortskartierung als auch auf kartierte Daten zurückgreift, möglich. Ein Wechsel der Datengrundlage kann je nach zu bewertender Funktion geschehen. Andere Optionen sind, wie z.B. in Baden-Württemberg, daß mehrere Möglichkeiten angeboten werden und Bodenfunktionen wahlweise mit kartierten oder mit Bodenschätzungsdaten durchgeführt werden können. Aufgrund der Tatsache, daß für Stadtböden nur teilweise Informationen zur Bodenschätzung oder Forstlichen Standortskartierung vorliegen, sind durch die somit meist unbefriedigende Datengrundlage oft Bodenkartierungen notwendig. Dieses Fehlen an anderen Datengrundlagen liegt aber in der Natur der Sache: Die Bodenschätzung wurde für landwirtschaftlich genutzte Flächen, die forstliche Standortkartierung nur für Waldstandorte durchgeführt. Durch das Wachstum der Städte in den letzten Jahrzehnten sind häufig ehemals landwirtschaftlich genutzte Flächen überbaut worden, so daß für einige Flächen Bodenschätzungsdaten vorliegen können. Allerdings fand mit der Bebauung eine tiefgreifende Veränderung der Böden statt, daß in diesem Falle der Aussagegehalt der Bodenschätzung in Frage gestellt werden sollte. In diesen Fällen ist es oft besser, mit aktuellen Daten zu arbeiten. Dabei handelt es sich i.d.R. um Daten aus Bodenkartierungen. 5 Tabelle 1: Übersicht der in Deutschland angewendeten Bewertungsmethoden und darin berücksichtigte Funktionen (Quelle: Eigene Aufstellung nach LABO, 2003) Quelle GUNREBEN et al. (’02); NI Lebens raum /Naturn ähe X Natürl. Bodenfruchtbarkeit Umweltministerium BaWü (’95) X X SCHRAPS /SCHREY (’97) NRW BAY. STMLU HLUG (’02) Umweltbehörde HH (’99) BRAHMS et al (’89) & MÜLLER (’97), NI, SN BENZLER et al. (’87), NI, SN RICHTER /ECKELMANN (’93), NI, SN RENGER et al (’90), DIN 19687, NI, SN DVWK (‘95), NI, SN LFUG (2000), KARL (’97), SN HÖLTING et al (’95) NN, NRW, RP, ST, BY, HE, SN MARKS et al (’89), B GRÄFE (’93), HÖPER / KLEEFISCH (’01) NI RÖMBKE et al.(’97,’99);BMU (’01), BB Abwassertechnische Vereinigung (’90), NRW SCHREY (’93), ELHAUS (’93) NRW DVWK (’96), ATV-DVWK (’01) DVWK (’88), BLUME /BRÜMMER (’91), NI, SN, BY, NRW LENZ (’91), NI DIN 19732 NI, SN, BY, NRW SCHRAPS /SCHREY (’97); BOESS et al (’02), NRW, NI LINZ /BLUME (’89), DVWK (’90), NI, SN, HH, BB AK Stadtböden d. DBG (’97), HH MLUR (2000), BB X X X X X X X X Boden- Abfluß organismen Sicker- Gewassamtser abfluß Nährstoff bas. Kationen X Schwer metalle SäureOrg. Schad- puffer stoffe X X Rücklage für Boden wasser Archiv Ge samt- Nat Kultur filter ur X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X 6 X 3 Bodenbewertung auf der Basis von kartierten Daten Die zu bewertenden Funktionen bzw. Kriterien, die Datengrundlage sowie die Methodik für die Bodenbewertungen in den einzelnen Bundesländern und Städten sind oft entsprechend den Gegebenheiten und Bedürfnissen gewählt worden. Aus der Vielzahl der Möglichkeiten zur Bewertung von Bodenfunktionen und damit von Böden werden Ansätze folgender Bundesländer, Städte bzw. Verbände an dieser Stelle näher betrachtet: • Brandenburg • Bodenschutzkonzept Stuttgart (BOKS) • Baden-Württemberg • Hamburg • Nordrhein-Westfalen • Sachsen-Anhalt • Umlandverband Frankfurt • Reutlingen • Sachsen • Bayern 3.1 Bodenbewertung in Hamburg Das Hamburger Bewertungssystem wurde entwickelt, um Böden der Stadt Hamburg zu bewerten. Es ist damit zur Bewertung von natürlichen Böden und Böden mit unterschiedlichem anthropogenen Überprägungsgrad geeignet. In Adaption des BBodSchG werden die folgenden elf Bodenfunktionen bzw. – teilfunktionen abgeleitet und bewertet (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003): Lebensraum des Menschen Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen Bestandteil im Wasserkreislauf Bestandteil im Naturkreislauf Filter und Puffer für Schwermetalle Filter und Puffer für organische Schadstoffe Fähigkeit zur Transformation organischer Substanzen Pufferung von Säuren Archive der Natur- und der Kulturgeschichte Standort für landwirtschaftliche Produktion Aus diesen Bewertungsergebnissen kann eine Integration erfolgen, woraus sich fünf Bewertungsergebnisse (Lebensraum, Kreislauf, Filter / Puffer, Archiv sowie landwirtschaftliche Produktion) für eine Teilfläche ergeben. Eine Integration dieser fünf Teilergebnisse wird angeboten, um zu einem einzigen Bewertungsergebnis zu gelangen. Es ist ggf. erforderlich und auch möglich, Veränderungen in diesem letzten Schritt der Gesamtbewertung vorzunehmen. Es werden fünf Bewertungsklassen ausgewiesen, wobei eins das beste und fünf das schlechteste Ergebnis ist. 7 3.1.1 Methodenbeschreibung Lebensraum des Menschen Die Bewertung dieser Bodenfunktion erfolgt in Hamburg über die Schadstofffreiheit des Oberbodens. Dazu werden entsprechend der gesetzlichen Vorgaben Bodenproben entnommen und analysiert. Die Einschätzung erfolgt über die Einstufung der Meßwerte in Bezug auf Vorsorge- und Prüfwerte. Entscheidend für die Bewertung ist die Zahl der Meßwerte, die Vorsorge- oder Prüfwerte überschreiten (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen Zur Bewertung dieser Funktion werden im Hamburger System standortrelevante Bodeneigenschaften wie das Nährstoffangebot, der pH-Wert und der Abstand zur Oberkante eines Grundwasser-Reduktions- bzw. eines Stauwasserhorizontes bewertet. Zusätzlich fließt die Naturnähe des Standortes, d.h. die Art und Intensität der menschlichen Eingriffe, in die Bewertung ein (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). Bestandteil im Wasserkreislauf Bewertet wird die Fähigkeit des Oberbodens zur Wasseraufnahme. Dabei werden die Nutzung der Fläche sowie die Infiltration von Niederschlag betrachtet. Anstelle einer verbalen Beschreibung des Versickerungsgeschehens können reale kfWerte in die Bewertung einfließen (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). Bestandteil im Naturkreislauf Alleiniger einfließender Faktor ist die Bedeckung mit Vegetation. Böden mit ackerbaulicher oder gartenbaulicher Nutzung erhalten eine Bewertung unabhängig vom Bedeckungsgrad. Filter und Puffer für Schwermetalle Die Fähigkeit zur Bindung von Schwermetallen wird bewertet über verschiedene pedogene Angabe. Horizontweise werden pH-Wert, Humusstufe und Bodenart eingestuft und daraus die Bindungsstärke des Horizontes ermittelt. Ausnahmen sind Böden mit carbonatischem Skelett sowie mit dauerhaft reduzierten Horizonten. Aus den Bindungsstärken der einzelnen Horizonte wird die Bindungsstärke des Profils bis 1 m Mächtigkeit ermittelt (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). Filter und Puffer für organische Schadstoffe Die Fähigkeit zur Bindung von organischen Schadstoffen wird horizontweise bewertet. Parameter sind Humusgehalt, Auflagehorizont und Zersetzungsstufe von Humus zur Ermittlung des H-Wertes sowie die Bodenart (T-Wert). Aus diesen beiden Werten wird die Bindungsstärke des Horizontes für organische Schadstoffe ermittelt. Schließlich erfolgt die Ermittlung der Bindungsstärke für organische Schadstoffe bis 1 m Profilmächtigkeit (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). 8 Fähigkeit zur Transformation organischer Substanzen Bei der Bewertung der Fähigkeit zur Umwandlung von organischen Substanzen wird unterschieden zwischen gehölzbestandenen Biotopen und Mooren, Ackerstandorten sowie Standorten mit anthropogenen Böden. Die Bewertung der Fähigkeit zur Umwandlung von organischen Substanzen von gehölzbestandenen Biotopen und Mooren wird die Humusform des Standortes bewertet. Die Bewertung der Fähigkeit zur Umwandlung von organischen Substanzen von Ackerstandorten richtet sich nach Humusform, kombiniert nach diagnostischen Merkmalen wie Gefüge, Farbe und pH-Wert. Die weitere Differenzierung erfolgt über Humusgehalt und Bodenart. Die Bewertung dieser Teilfunktion für Standorte mit anthropogenen Böden sieht eine Einschätzung anhand von Substrat und Entwicklungstiefe des A-Horizontes vor (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). Pufferung von Säuren Für jeden Horizont wird über die Feinbodenmenge die Säureneutralisationskapazität ermittelt und anschließend für die gesamte Profiltiefe von 1 Meter berechnet. Diese Säureneutralisationskapazität des gesamten Profils wird anschließend bewertet. Archiv der Naturgeschichte Die Bewertung erfolgt gutachterlich, bewertende Kriterien sind Naturnähe und Seltenheit des Bodens. Zur Einschätzung der Naturnähe wird die Horizont- und die Substratabfolge verwendet. Zu- und Abschläge werden für Böden mit zusätzlichen Störungen bzw. Böden mit höher Seltenheit erteilt. Archiv der Kulturgeschichte Diese Teilfunktion wird anhand des Erhaltungsgrades und der Art der vorindustriellen Einwirkungen bewertet. Dies beinhaltet Fragen zu Kultosol-Typ, Seltenheit, Substratabfolge, Alter, Intensität und Ausprägung der Eingriffe sowie der historische Bezug. Standort für landwirtschaftliche Produktion Die Bewertung dieser Funktion erfolgt über Informationen der Bodenschätzung, die für das Landwirtschaftliche Ertragspotential einer Fläche stehen. Aus diesem Grund ist eine ausführlichere Beschreibung im entsprechenden Kapitel zu finden. (Gröngröft, Hochfeld & Miehlich, 2003). 3.1.2 Einschätzung der Eignung der Hamburger Methode Da die Freie und Hansestadt Hamburg zu einem sehr großen Anteil aus anthropogenen Böden besteht und dieses Bewertungssystem direkt dafür entwickelt wurde, liegt eine gute Eignung vor. Schwerpunkt bildet die Funktion als Filter und Puffer, auch die Lebensraumfunktionen gehen mit gründlichen Überlegungen ein. Die zu betrachtende Profiltiefe bei der Filter- und Pufferfunktion kann bei der Übertragung der Methode in andere Gebiete Probleme hervorrufen: 9 Die Methode ist auf eine Profiltiefe von einem Meter ausgelegt. diese Bodenmächtigkeit ist aber nicht in jedem Falle vorhanden. Die Lebensraumfunktion des Menschen wird über aufwendige Laborbestimmungen ermittelt. Dies kann zu Schwierigkeiten in Bezug auf Zeit und Geld führen. Im Gegensatz dazu werden mit geringem Aufwand die Funktionen im Wasserkreislauf und im Nährstoffkreislauf berücksichtigt. Diese Entscheidung liegt in der Wichtung der Ziele der Methodik. Die Versickerung zu betrachten bringt eine Verzögerung des Abflusses und trifft keine Aussagen über die Wasserspeicherung oder die Grundwasserneubildung. Der Nährstoffkreislauf wird über den Bedeckungsgrad der Vegetation betrachtet, ohne auf Interaktionen einzugehen oder Aussagen über den Zeitpunkt der Bewertung zu berücksichtigen. Eine Übertragung der Bewertung der Funktion als Standort für die landwirtschaftliche Produktion in andere Gebiete ist durch die Verwendung der Daten der Bodenschätzung und der Unterscheidung in die beiden auf die Stadt Hamburg zugeschnittenen morphologischen Einheiten nicht möglich. Die Anwendung in Hamburg und Umgebung wird dadurch aber nicht negativ beeinflußt. 3.2 Bewertung nach dem Heft 31 Baden-Württemberg Das Bewertungssystem von Baden-Württemberg „Heft 31“ wurde 1995 zur Bewertung von landwirtschaftlich genutzten Flächen entwickelt. Da es vor dem BBodSchG entwickelt wurde, werden keine Unterscheidungen nach Bodenfunktionen vorgenommen. Es werden aber Eigenschaften bewertet, die den Bodenfunktionen nahe kommen, ohne diese explizit zu nennen. Abschließend wird ein Orientierungsrahmen zur abschließenden Bewertung gegeben. Folgende Kenngrößen werden nach dem Baden-Württemberger System bewertet: Standort für natürliche Vegetation Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Filter und Puffer für Schadstoffe Landschaftsgeschichtliche Urkunde Das Ergebnis der Bewertung ist eine von fünf Bewertungsklassen, wobei eins das schlechteste und fünf das beste Ergebnis ist. 3.2.1 Methodenbeschreibung Standort für natürliche Vegetation Es fließen durch den Wasserhaushalt des Bodens (Bodenfeuchte) sowie das Nährstoffangebot die Standorteigenschaften ein. Außerdem werden Seltenheit und Hemerobie eines Standortes berücksichtigt Für die Bestimmung der Bodenfeuchte fließt der entsprechende Klimabereich mit möglichen Korrekturen für Neigungsstufe und Exposition ein. Der Klimabereich wird aus einer speziellen Karte für den süddeutschen Raum abgelesen. Die Ermittlung der bodenkundlichen Feuchtestufe erfolgt entsprechend der Bodenklasse: Es wird zwischen Böden mit Stauwassereinfluß, Mooren, Böden mit Grundwassereinfluß und nicht hydromorphen Böden unterschieden. 10 Die Bestimmung des Nährstoffangebotes basiert auf der Feinbodenmenge und der mittleren Menge der austauschbar gebundenen Kationen, die entsprechend des geologischen Materials aus einer Tabelle abgelesen werden kann. Die Bewertung der Standorteigenschaften ist die Verknüpfung zwischen dem Ergebnis des Nährstoffangebotes und der Bodenkundlichen Feuchtestufe. Angaben zur regionalen Seltenheit liegen momentan nur für landwirtschaftlich genutzte Flächen in Baden-Württemberg vor. Die Hemerobie eines Standortes wird über die Betrachtung von Zufuhr von Nährstoffen und Schadstoffen sowie physikalischen Faktoren berücksichtigt („Heft 31“, 1995). Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Bewertet wird die Fähigkeit des Bodens, Niederschlagswasser aufzunehmen. Dies bewirkt auch eine Abflußverminderung und –verzögerung. In die Bewertung einfließende Parameter sind die Wasserleitfähigkeit bei Sättigung (kf) sowie über die nutzbare Feldkapazität (nFK) und die Luftkapazität (LK) das Wasserspeicherungsvermögen (WSV). Der kf-Wert des Profils errechnet sich aus dem gewichteten Mittel der kf-Werte der einzelnen Horizonte dient der Berechnung der Gesamtwasserleitfähigkeit; das Wasserspeicherungsvermögen wird über die Horizonte für das gesamte Profil berechnet. Dabei können unterschiedliche Hangneigungen berücksichtigt werden. Die Bewertung tabellarisch erfolgt über die Betrachtung der Wasserleitfähigkeit bei Sättigung und des Wasserspeicherungsvermögens („Heft 31“, 1995). Filter und Puffer für Schadstoffe Die Bewertung wird über die Mengen an Carbonat, Humus und Ton je Horizont sowie pH-Wert, Humusform und hydromorphe Merkmale abgeleitet (Tabelle 2). Bei der Bewertung der Filter- und Pufferkapazität für die jeweilige Schadstoffgruppe werden Böden entsprechend ihrer hydromorphen Merkmale unterschieden. Während die Mengen an Feinboden, Ton Humus für die zu betrachtende Profiltiefe der Ermittlung der Filter- und Pufferkapazität von anorganischen Schadstoffen dient, fließt der über die gesamte Profiltiefe gewichtete pH-Wert in die Filter- und Pufferkapazität für Säuren ein. Die Einstufung des mikrobiellen Abbauvermögens erfolgt über die Humusform. Abschließend wird durch eine Kombination der Ergebnisse der drei Schadstoffgruppen eine Bewertungsklasse ermittelt („Heft 31“, 1995). Landschaftsgeschichtliche Urkunde Eine Unterteilung in naturgeschichtliche und kulturgeschichtliche Urkunden ist möglich. Für erstgenannte zählen Seltenheit, wissenschaftliche Bedeutung für geologische, mineralogische und paläontologische Forschung sowie die Ausprägung und Eigenart früherer und aktueller pedogenetischen und geogenetischen Prozesse. Elemente der kulturgeschichtlichen Urkunde sind Zeugnisse spezieller Bewirtschaftungsformen und konservierte Siedlungs- und Kulturreste. Beispiele für die entsprechende Urkunde werden in zwei Listen genannt, eine allgemeingültige Vorgehensweise existiert jedoch nicht („Heft 31“, 1995). 11 Tabelle 2: Bewertung der Filter- und Pufferkapazität bei verschiedenen Schadstoffeinträgen, getrennt nach Bodenklassen (Quelle: „Heft 31“,1995, S. 30) 3.2.2 Einschätzung der Eignung der Baden-Württemberger Methode Die Methode ist für die landwirtschaftlich genutzten Böden Baden-Württembergs gut anwendbar. Auch eine Übertragung auf andere Gebiete ist möglich, wenn die Karte zur Bestimmung des Klimabereiches auch diese Gebiete abdeckt oder Angaben zum Klimabereich anderweitig ermittelt werden. Gerade die Arbeit mit dieser Karte wirft Fragen der Genauigkeit der herausgelesenen Daten auf. Die Anwendung scheint eher für Arbeiten auf einem kleinen Maßstab, d.h. für eher 12 generalisierte Aussagen, geeignet. Abgesehen von diesem Eingangsparameter zur Ermittlung der Bodenfeuchte ergeben sich kaum Probleme für eine Übertragung der Methode auf andere Gebiete. Da diese Methode vor Erscheinen des BBodSchG entwickelt wurde, erfolgt die Bewertung nicht streng nach den Funktionen. Dies erschwert eine Adaption oder das Austauschen von Teilbewertungen mit anderen Bewertungssystemen. In der Zielvorstellung bei der Erstellung des Bewertungssystems standen landwirtschaftlich genutzte Flächen im Mittelpunkt. Entsprechend sind die Bewertungskriterien und die Bewertungsschritte auf natürliche Böden zugeschnitten. Die Anwendung der Methode auf anthropogene Böden ist deshalb nur stark eingeschränkt möglich. Dies würde große Veränderungen bedürfen. Problematisch in der Umsetzung sind auch die jeweils variierenden Betrachtungstiefen je nach den pedogenen Merkmalen. Die angebotene Gesamtbewertung eines Bodens führt meist zu einer mittelmäßigen Einstufung der bewerteten Böden und verfälscht damit den Gesamteindruck. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Gesamtbewertung nicht einzelfallspezifisch durchgeführt werden sollte. Oder ob im Sinne einer Betrachtung und Bewertung des Bodens im Kontext mit seiner Umgebung nicht die Einzelergebnisse separat betrachtet werden sollten. 3.3 Das Bodenschutzkonzept Stuttgart (BOKS) Das Bodenschutzkonzept Stuttgart soll dem Boden im Abwägungsprozess der Bauleitplanung einen gleichwertigen Stellenwert im Vergleich zu anderen Umweltmedien wie Wasser oder Luft verschaffen. Es sollen Methoden zur Verfügung gestellt werden, um Aussagen über die Bodenqualiät zu vermitteln, den Bodenverbrauch zu bilanzieren und Handlungsspielräume aufzuzeigen und diese damit nutzbar zu machen (BOKS, 2004, S. 5). Grundlage für dieses System íst eine Bodenkarte der Stadt Stuttgart. Bewertet werden folgende Funktionen: Standort für natürliche Vegetation und Kulturpflanzen Filter- und Puffer Archivfunktion Der Bewertungsansatz beinhaltet fünf Klassen. Eins ist das schlechteste und fünf das beste Ergebnis. 3.3.1 Methodenbeschreibung Standort für natürliche Vegetation und Kultur Die Funktion Standort für natürliche Vegetation und Kulturpflanzen kann nach BOKS (2004; S. 15) in etwa mit der Funktion als Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen korreliert werden. Allerdings spielt die natürliche Fruchtbarkeit mit ihrem Einfluß auf das Pflanzenwachstum eine größere Rolle. 13 In die Bewertung einfließende Faktoren sind Gründigkeit / Durchwurzlungstiefe, nutzbare Feldkapazität, Luftkapazität sowie die Nährstoffversorgung, basierend auf dem Gehalt an kationischen Basen (S-Wert) und dem Gesamtstickstoff. Die an dieser Stelle erfolgende Einschätzung und Bewertung der nutzbaren Feldkapazität kann stellvertretend auch für die Betrachtung des Bodens als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf herangezogen werden. Filter und Puffer Bei der Betrachtung dieser Funktion wird zwischen der Filter- und Pufferwirkung bei anorganischen Schadstoffen und dem mikrobiellen Abbau von organischen Schadstoffen unterschieden. Bei der Betrachtung der Filter- und Pufferwirkung bei anorganischen Schadstoffen fließen Humus- und Tonmenge sowie der über die zu betrachtende Profiltiefe gewichtete pH-Wert ein. Der mikrobielle Abbau von organischen Schadstoffen basiert auf der Humusmenge, der Tonmenge sowie dem mikrobiellen Abbauvermögen. Letzteres wird über die Humusform geschätzt. Die Bewertung der Filter- und Pufferwirkung bei anorganischen Schadstoffen sowie des mikrobiellen Abbaus von organischen Schadstoffen erfolgt tabellarisch (BOKS, 2004). Archivfunktion Die Archivfunktion wird über die Verknüpfung von Denkmal-, Boden- und Naturschutz eingeschätzt. Hauptsächlich handelt es sich um in verschiedenen Karten enthaltene Punktdaten. Eine gestufte Bewertung analog zu den natürlichen Funktionen ist nicht möglich, es stellt sich nur eine ja / nein Frage (BOKS, 2004). 3.3.2 Einschätzung der Eignung des BOKS Diese Methode wurde in Stuttgart entwickelt und ist somit genau auf die Stuttgarter Verhältnisse und die Bedürfnisse der Stadt zugeschnitten. Sie wurde entwickelt, um Bewertungen im Rahmen von Konzeptbodenkarten durchführen zu können. Mit nur geringen Mehraufwand ist eine Modifikation möglich, die eine Bewertung von horizontbezogenen Daten und damit von Profilaufnahmen erlaubt. Bei einer Übertragung der Methode auf andere Ansprüche sind eng gezogene Grenzen zu erwarten: Die Definition sowie besonders geringe die Zahl der mit dem System zu bewertenden Bodenfunktionen ist ein deutlich einschränkender Faktor für die Anwendung der Methode in anderen Gebieten. Allerdings ist es möglich, verschiedene Bodenbewertungssysteme zu verwenden und spezielle Funktionsbewertungen mit Teilen des BOKS zu ersetzen. 14 3.4 Bodenbewertung in Reutlingen Reutlingen hat 1994 eine eigene Methode zur Bodenbewertung entwickelt. Obwohl der Publikationszeitpunkt deutlich vor dem Erscheinen des BBodSchG lag, findet man in der Überschrift des Systems das Wort „Bodenfunktion“. Dies ist damit zu begründen, daß dieser Begriff im Landesbodenschutzgesetz von BadenWürttemberg, welches aus dem Jahre 1992 stammt, verwendet wurde. Im Landesgesetz sind verschiedene Bodenfunktionen aufgeführt, die später im BBodSchG übernommen wurden. Das Bodenbewertungssystem von Reutlingen betrachtet die ausgewählten ökologischen Bodenfunktionen in Anlehnung Landesbodenschutzgesetz (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994): Standort für Kulturpflanzen Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Filter und Puffer für Schadstoffe folgenden an das Begründet wird die Reduzierung auf die oben genannten Funktionen damit, daß a) die Bedeutung als Lebensraum für Bodenorganismen sehr stark von den Nutzungseinflüssen bestimmt wird und somit eine Darstellung in kleinmaßstäbigen Karten kaum möglich ist b) Boden als Standort für natürliche Vegetation bedarf spezieller Untersuchungen, welche die Abhängigkeit zwischen natürlichen Vegetationseinheiten und Bodeneigenschaften sowie die Seltenheit beschreiben c) alle Böden landschaftsgeschichtliche Urkunden sind. Häufig fehlt es am passenden Bewertungsmaßstab, teilweise auch an der Informationsgrundlage (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). Grundlagen für die Bewertung des Reutlinger Heftes sind Bodenkarten, Bodenschätzungskarten sowie Forstliche Standortskarten. Die Hangneigungen wurden aus einem Digitalen Höhenmodell abgeleitet. Einige Parameter wurden nach bodenkundlichen Geländemerkmalen geschätzt. die Methodik kann auch mit kartierten Daten durchgeführt werden, ohne daß ein zu großer zusätzlicher Aufwand entsteht. Das System bewertet in fünf Stufen, wobei fünf das beste Ergebnis (z.B. für Acker sehr gut geeignet) und eins das schlechteste Ergebnis (z.B. landbaulich sehr schlecht oder nicht geeignet) darstellt (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). 3.4.1 Methodenbeschreibung Standort Kulturpflanzen Pflanzen haben vielfältige pedogene Anforderungen an einen Standort. Diese Anforderungen sind je nach Pflanzenart unterschiedlich. Zusätzlich zu diesen bodenkundlichen Anforderungen haben unterschiedliche Kulturpflanzen andere Forderungen an ihre Standorte, z.B. bezüglich Hanglage oder Klima. So können 15 beispielsweise sonnige Südhänge perfekte Standorte für Weinreben sein, aber für die Ackernutzung sind sie nicht geeignet. Sandböden mögen sich für die Nutzung als Kiefernforste oder zum Spargelanbau eignen, für Feuchtwiesen sind sie jedoch kein geeigneter Standort. Außerdem werden z.B. durch unterschiedliche Bearbeitungstechniken andere Grenzen für die Vegetation bzw. deren Standorteignung gesetzt. Die Konsequenz ist, daß es ist nicht möglich ist, eine Bewertung dieser Funktion nur über Bodenfaktoren durchzuführen. Die Alternative wäre, bei der Bewertung nur eine einzelne Nutzungsart berücksichtigen, da sonst starke Verallgemeinerungen notwendig sind (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). Die Methodik von Reutlingen beschränkt sich in der Funktion als Standort für Kulturpflanzen auf die Landbaueignung, wobei Sonderkulturen wie Obst und Wein nicht berücksichtigt werden, sowie die forstwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeit. Die Landbaueignung kombiniert die Acker- und Grünlandnutzung, wobei größeres Gewicht auf ackerbauliche Nutzungsmöglichkeit gelegt wird. Die forstwirtschaftliche Bewertung geht auf Wuchsleistung (Biomasseproduktion) und Vielfalt des geeigneten Baumartenspektrums (Biodiversität) ein (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). In die Bewertung der Eignung als Standort für landwirtschaftliche Kulturpflanzen werden Bodenart und Gründigkeit eingeschätzt, wenn die Hangneigung kleiner als 12 % ist. Die Bodenart und die Gründigkeit sind sehr wichtig für den Nährstoffhaushalt sowie den Wasser- und den Lufthaushalt des Bodens. Nicht zuletzt wird durch sie auch die Bearbeitbarkeit bestimmt. Zu dieser Einstufung werden Einschränkungen oder Erweiterungen gegeben, z.B. entsprechend des Steingehaltes oder des Humusgehaltes sowie Zu- bzw. Abschläge für Bodenartenschichtungen verteilt. Ist die Hangneigung größer als 12 %, entscheiden Fragen des Wasserhaushaltes des Bodens. So wird die Eignung als Standort für landwirtschaftliche Kulturpflanzen bei Standorten mit starker Hangneigung nach der nutzbaren Feldkapazität oder der Befahrbarkeit unterschieden. Auch diese Faktoren werden letztendlich u.a. durch die Bodenart bestimmt. Die Bewertung der Eignung als Standort für forstliche Kulturpflanzen basiert ebenfalls auf der Bodenart und der Gründigkeit als Eingangsgrößen. Unterscheidungen bezüglich der Hangneigungen oder der Befahrbarkeit werden aber nicht vorgenommen. Einschränkungen bzw. Zu- und Abschläge werden entsprechend des Steingehaltes, der Humusform, der Exposition und nicht zuletzt der Hydromorphie gegeben (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). Ausgleichskörper im Wasserkreislauf Ziel dieser Bewertung ist, die Verzögerung des Abflusses der auf den Boden fallenden Niederschläge zu bewerten. Betrachtet wird in diesem Zusammenhang auch die Versickerung. Deshalb entscheiden die Eingangsgrößen Infiltrationskapazität (kf-Wert für den gesättigten Boden bis zu einem Meter Tiefe) und Speicherkapazität (Rückhaltevermögen). Ein Effekt der Versickerung ist auch die Verminderung des Gesamtabflusses über längere Zeiträume, da durch die 16 Abflußverzögerung mit zunehmender Wasserrückhaltung im Wurzelraum die Verdunstung ansteigt. In die Bewertung der Ausgleichswirkung des Bodens im Wasserkreislauf gehen die vertikale Wasserdurchlässigkeit (kf-Wert) sowie als Speicherkapazität für Wasser die nutzbare Feldkapazität und das entwässerbare Porenvolumen ein. Diese Bewertung unterscheidet zwischen drei unterschiedlichen Hangneigungen. Abschläge werden gegeben für die ackerbauliche Nutzung, verschlämmungsgefährdete Oberflächen unter Ackerbau sowie hoch anstehendem Fels (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). Dieser Bewertung liegt nach Hornig, Waldmann & Zwölfer (1994) zugrunde, daß: 1) der Oberflächenabfluß die geringste Verzögerung erfährt, aber ein Abschlag für stark verschlämmungsgefährdete Oberböden unter Ackernutzung gegeben wird. Dies gilt generell bei Hangneigungen über 12% für alle vorrangig ackerbaulich genutzte Flächen, aber nicht für ebene Tallagen. 2) lateraler, oberflächennaher Zwischenabfluß (Interflow) bei gering durchlässigem Unterboden auftritt. Die Hangneigung bestimmt Ausmaß und Geschwindigkeit; mit zunehmender Hangneignung sind zwischenabflußfähige Böden (sehr geringe bis geringe vertikale Wasserdurchlässigkeit) schlechter einstufen 3) die nutzbare Feldkapazität das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Tiefensickerung in durchlässigen Böden beeinflußt. Mit abnehmender nutzbarer Feldkapazität ergibt sich eine geringere Ausgleichswirkung. Diese qualitative Kennzeichnung der Bedeutung der Böden als Ausgleichskörper im Wasserhaushalt basiert nicht auf absoluten Mengen, quantitative Aussagen sind damit nicht möglich. Die Ursache dafür liegt in der Heterogenität der betrachteten Gebiete, wodurch die hydrologischen Kenngrößen, wie z.B. Niederschlags- und Verdunstungsmengen, lokal starke Veränderungen aufweisen. Filter und Puffer für Schadstoffe Boden kann als mechanischer Filter wirkend grobdisperse Stoffe fixieren, und über Sorptionskräfte Stoffe binden. Mit diesem Bewertungsansatz wird auf die Sorptionsfähigkeit des Bodens eingegangen. Sie korreliert mit der Humusmenge und der Tonmenge des Bodens. Über das Porensystem beeinflussen diese beiden Faktoren anhand der Verweildauer des Wassers im Boden und damit der Reaktionszeit zwischen gelösten Stoffen und dem Boden die Fixierung der Stoffe. Steigt der pH-Wert, so sinkt die Mobilität von Schwermetallen. Außerdem steigt die Basensättigung und damit die Pufferwirkung gegen Säuren. Da im Einzelfall je nach Art der Schadstoffe Abweichungen möglich sind, handelt es sich hier um allgemeine Aussagen. Eine stoffspezifische Bewertung der Filterund Pufferfunktion hingegen würde einen nicht handhabbaren Mehraufwand bedeuten (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). Entsprechend geht in die Bewertung nach diesem Ansatz die Humusmenge und die Tonmenge ein. Die Bewertung erfolgt tabellarisch entsprechend des pHBereiches. Abschläge werden bei podsoligen Böden gegeben, kalkhaltige, mittelbis tiefgründige Böden können im Entscheidungsfalle die bessere 17 Bewertungsstufe erhalten. Grundwassernahe Böden werden um eine Stufe herabgesetzt. Handelt es sich um sehr tonreiche Böden mit einer geringen Funktionserfüllung im Wasserkreislauf, so erhalten sie im besten Falle die Bewertungsstufe drei (Hornig, Waldmann & Zwölfer, 1994). 3.4.2 Einschätzung der Eignung der Reutlinger Methode Diese Methode wurde speziell für Reutlingen nach den Anforderungen der Stadt entwickelt. Ziel der Bewertung war das Aufzeigen der Bedeutung der Böden für den Naturhaushalt, d.h. der Schutzwürdigkeit der Böden im Hinblick auf ihre Funktionserfüllung. Dies geschah als Entscheidungshilfe für die großräumige Planung. Bewertungen wurden anhand vorhandener Karten und der darin enthaltenen Informationen durchgeführt. Die Verwendung von kartierten Daten ist mit einem geringen Mehraufwand möglich. Die Option der Adaption der Methode wird eingeschränkt durch die eingeschränkte Zahl der bewertbaren Bodenfunktionen. Allerdings besteht – wie schon beim Stuttgarter Bodenbewertungskonzept – auch hier die Möglichkeit, die hier verwendeten Methoden als Variante in ein bestehendes und detaillierteres Bewertungssystem einzugliedern. Besonders die Bewertung als Standort für landwirtschaftliche Kulturpflanzen ist an dieser Stelle hervorzuheben. 3.5 Bodenbewertung in Bayern Der Freistaat Bayern bietet mit dem Bayerischen Geologischen Landesamt und dem Bayerischen Landesamt für Umweltschutz ein relativ neues Instrument zur Bewertung des Schutzgutes Boden in der Planung an. Es werden folgende natürliche Bodenfunktionen auf Basis einer Bodenkartierung bewertet: Standortpotential für die natürliche Vegetation Retentionsvermögen des Bodens bei Niederschlagsereignissen Rückhaltevermögen des Bodens für wasserlösliche Stoffe Rückhaltevermögen des Bodens für Schwermetalle Puffervermögen des Bodens für versauernd wirkende Einträge Methoden zur Bewertung von Böden als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte 3.5.1 Methodenbeschreibung Standortpotential für die natürliche Vegetation Entsprechend der Standortbedingungen besitzt jeder Boden seine natürliche Vegetation. Sie hat sich an die herrschenden Bedingungen wie z.B. Klima, Nährstoffangebot und Relief angepaßt. Durch das Wirken des Menschen kam es zum Zurückdrängen der natürlichen Vegetation auf vielen Standorten. Ein Beispiel ist die Melioration von Mooren. Während Extremstandorte meist Biotopschutz genießen, ist eine Vernetzung dieser oft isoliert gelegenen Lokalitäten zum Erhalt von Lebensgemeinschaften erforderlich. Diese Vernetzung bedarf der 18 Betrachtung, ob die betrachteten Flächen ein geeignetes Potential zur Entwicklung eines entsprechenden Biotops aufweisen. Basis für die Bewertung ist die Standorttypisierung auf der Grundlage einer bodenkundlichen Kartierung. Durch Interaktionen zwischen der Wirkung des Bodens und anderer Faktoren wie Klima und Relief auf die Vegetation reicht bei manchen Einschätzungen die alleinige Betrachtung des Bodens nicht aus und die Standortfaktoren Relief und Klima sollten mit berücksichtigt werden. Die Bewertung von Standorttypen kann außerdem nur im regionalen Kontext erfolgen, da Unterschiede in der Häufigkeit und damit in der Bedeutung der Pflanzengesellschaft auftreten können. Nach der Methode des Geologischen Landesamtes Bayern werden die Standortvoraussetzungen eines Bodens für die Entwicklung von Pflanzengesellschaften bewertet, indem bodenkundliche Eingangsdaten wie Bodentyp, nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes, Carbonatgehalt sowie Grundwassereinfluß betrachtet werden. Als weitere Differenzierungsmerkmale sind das Klima und die Überflutungsdynamik zu betrachten. So werden sechs Standortgruppen mit 18 Standorttypen unterschieden und tabellarisch bewertet. Die beste Bewertung erhalten z.B. Böden, die einen Extremstandort darstellen und überregional sehr selten vorkommen. Retentionsvermögen des Bodens bei Niederschlagsereignissen Die Bewertung des Bodens im Wasserhaushalt erfolgt analog zu der Methode des Landes Baden-Württemberg. Es wird die Fähigkeit des Bodens, Niederschlagswasser aufzunehmen bewertet. Dies bewirkt eine zeitliche Verzögerung und zugleich eine Verminderung des Abflusses durch den Verbrauch von Wasser durch Pflanzen und die Evapotranspiration. In die Bewertung fließen folgende Parameter ein: Wasserleitfähigkeit bei Sättigung (kf) und das Wasserspeicherungsvermögen (WSV), welches über die nutzbare Feldkapazität (nFK) und die Luftkapazität (LK) ermittelt wird. Hierbei wird bei der Ableitung der WSV auch die Hangneigung berücksichtigt. Aus der horizontweisen Ableitung des kf-Wertes und des WSV werden die jeweiligen Werte für das gesamte Profil ermittelt. Die Bewertung erfolgt tabellarisch über die Eischätzung der Wasserleitfähigkeit und des Wasserspeicherungsvermögens. Rückhaltevermögen des Bodens für wasserlösliche Stoffe Für die landwirtschaftliche Nutzung von Flächen bedarf es in vielen Fällen der Düngung dieser Flächen. Durch unsachgemäße Aufbringung bezüglich Menge und Zeit und Bodenbedingungen sowie Pflanzenbedarf kann es langfristig zum Austrag der löslichen Stoffe aus dem Boden und damit zum Eintrag ins Wasser kommen. Die Bewertungsmethode des Freistaates Bayern schätzt deshalb die Fähigkeit des Bodens, wasserlösliche nicht sorbierbare Stoffe im Sickerwasser in der durchwurzelbaren Bodenzone zu halten, ein. Die Anwendung der Methode ist auf landwirtschaftlich genutzte Flächen bezogen, kann aber u. U. auch auf andere 19 Flächen und Fragestellungen angewendet werden, wie z.B. die Auswaschung von Chloriden aus Böden der Straßenrandstreifen. Betrachtet wird die Austauschhäufigkeit des Bodenwassers bei Feldkapazität über eine Verknüpfung der Parameter Feldkapazität im effektiven Wurzelraum und die Sickerwasserrate. Je geringer die Sickerwasserrate ist, desto länger bleiben die gelösten Stoffe im Wurzelraum und damit hat die Vegetation länger Gelegenheit, diese Stoffe aufzunehmen. Entsprechend geringer ist die Austragung dieser Stoffe ins Grundwasser. Zur Berechnung der Sickerwasserrate bestehen mehrere Möglichkeiten. Allgemein ist sie die Differenz aus Niederschlag, Verdunstung und Oberflächenabfluß. Angaben dazu können aus diversen in der Literatur enthaltenen Karten- und Tabellenwerken entnommen werden. Auch eine Berechnung über hydrologische Modelle oder DIN-Vorschriften sind möglich. Die Ermittlung der Feldkapazität im effektiven Wurzelraum erfolgt nach der KA4. Mittels einer in der Methode vorgegebenen Formel wird aus der Sickerwasserrate und der Feldkapazität im effektiven Wurzelraum die Austauschhäufigkeit des Bodenwassers berechnet. Die Austauschhäufigkeit dient der Ableitung der Bewertungsklasse des Rückhaltevermögens für wasserlösliche Stoffe. Rückhaltevermögen des Bodens für Schwermetalle Schwermetalle können sich im Boden anreichern, da sie weder abgebaut noch umgewandelt werden. Sie können aber unter entsprechenden Bedingungen ins Grundwasser gelangen. Die Bindungsfähigkeit des Bodens kann den Eintrag der Elemente ins Grundwasser verhindern und auch die Aufnahme durch Pflanzen vermindern. Somit wird auch die Aufnahme durch Tiere und Menschen verringert. Eingangsparameter für die Bewertung sind pH-Wert, Tongehalt und Humusgehalt. Die weitere Differenzierung erfolgt über den Skelettgehalt, Grundwasserstand und Moore. Da eine relative Bewertung erfolgt, können keine Aussagen über Mengen gemacht werden. Ein Vergleich zwischen Böden ist jedoch möglich. Da alle Schwermetalle andere Bindungsstärken haben, wäre eine Einzelbetrachtung notwendig. Um den Aufwand zu minimieren, wird nur die Bewertung für Cadmium durchgeführt, da dies das mobilste der Elemente ist. Tabellarisch wird nach der Methode des Freistaates Bayern die relative Bindungsstärke von Cadmium bezüglich des gemessenen pH-Wertes jedes Horizontes abgelesen. Zuschläge werden jeweils entsprechend der Humusgehalte und der Bodenarten bzw. der Tongehalte vergeben. Diese Werte werden aufsummiert und bei Bedarf entsprechend der Steingehalte der Horizonte korrigiert. Anschließend wird das gewichtete Mittel aller Horizonte auf eine Profiltiefe von einem Meter ermittelt. Mit diesem gewichteten Mittel erfolgt die tabellarische Bewertung der relativen Bindungsstärke für Schwermetalle. Eine Ausnahme in dieser Vorgehensweise stellen Moore dar. Aufgrund des naturgegebenen niedrigen pH-Wertes und des geringen Tongehaltes erhalten sie stets die schlechteste Bewertung. Puffervermögen des Bodens für versauernd wirkende Einträge Aufgrund der menschlichen Tätigkeiten ist es in den letzten Jahrzehnten verstärkt zu Emission von säurebildenden Verbindungen gekommen. Obwohl Böden die 20 Fähigkeit zum Puffern dieser sauren Einträge haben, ist die Kapazität in einigen Gebieten fast erschöpft. Dies kann zu einer säurebedingten Verarmung an Nährstoffen führen und die Freisetzung von phytotoxischen Stoffen ermöglichen. Die Bewertungsmethode des Freistaates Bayern erlaubt die Einschätzung des Puffervermögens für versauernd wirkende Einträge, die sich an die Methodik von Baden-Württemberg anlehnt. Bewertet werden die Vorräte an austauschbaren Basen und Carbonat bis zu einer Profiltiefe von einem Meter. Die Bewertung beruht auf der Trockenrohdichte, dem Skelettgehalt, den Horizontmächtigkeiten, der potentiellen Kationenaustauschkapazität, der Basensättigung, dem Carbonatgehalt und dem Humusgehalt. Für jeden Mineralbodenhorizont bis zu einem Meter Profiltiefe bzw. bis zum Grundwasser sowie für die Humusauflage werden die folgenden Schritte mittels der in der Methodik vorgegebenen Formeln separat durchgeführt: Die Schätzung der Feinbodenmenge erfolgt über Trockenrohdichte, Skelettgehalt und Horizontmächtigkeit, anschließend wird die Carbonatmenge und die mögliche Pufferung durch Carbonat mit Hilfe des Carbonatgehaltes des Horizontes und Feinbodenmenge berechnet. Der Vorrat an austauschbar gebunden Basen wird über die Feinbodenmenge, die potentielle Kationenaustauschkapazität und die Basensättigung ermittelt. Die Pufferkapazität des Mineralbodens bis zu einem Meter ist die Summe der Menge der austauschbar gebundenen Basen und der Carbonatpufferkapazität. Beträgt der Basenvorrat bis 1 m Tiefe < 30mol/m², so wird die Pufferkapazität der Humusauflage durch die Gehalte der austauschbar gebundenen Basen, der Trockenrohdichte und der Mächtigkeit der Humusauflage ermittelt und anschließend zur schon ermittelten Pufferkapazität des Bodens addiert. Die Einstufung der Pufferkapazität erfolgt tabellarisch. Hier wird ein Wert in Jahren angegeben, in dem die Kapazität des Bodens zur Pufferung erschöpft sein wird, wenn die Säurebelastung nicht verändert wird. Dieser grobe Anhaltspunkt variiert naturgegeben regional und zeitlich stark. Böden mit bedeutender Funktion als Archiv der Natur- und Kulturgeschichte Jeder Boden kann ein Archiv der Naturgeschichte darstellen. Böden mit einer häufigen Verbreitung bedürfen nicht des strikten Schutzes wie sehr selten auftretende Böden. Auch können Böden im Landschaftskontext oder in der Wissenschaft große Bedeutung haben und damit schützenswert sein. Deshalb gibt es kein einheitliches Bewertungsschema für diese Funktion. Eine Betrachtung im Landschaftskontext ist erforderlich. Dabei ist nicht nur der regionale, sondern auch der überregionale Bezug zu sehen. Für den Freistaat Bayern können Informationen zu Böden mit einer Bedeutung als Archiv beim Bayerischen Geologischen Landesamt eingeholt werden. Dort liegen auch Informationen zu Geotopen vor, die aufgrund von Seltenheit, Eigenart, Schönheit oder ihrer besonderen erdgeschichtlichen Bedeutung schutzwürdig sind. Kulturgeschichtlich wertvolle Böden hat das Landesamt für Denkmalpflege erfaßt. Sind Erkundigungen aufgrund der Größe der zu betrachtenden Fläche oder deren generellen Lage nicht möglich, so liefert die Methodik des Freistaates Bayern einige Kriterien, nach denen die Bedeutung abgeschätzt werden kann. Ebenso werden einige Beispiele für beide Archivfunktionen gegeben. 21 3.5.2 Einschätzung der Eignung dieser Methode Das bayerische Bodenbewertungssystem ist relativ jungen Datums und stützt sich auf einige bewährte Methoden. Als Beispiel sei hier der Boden als Funktion im Wasserkreislauf genannt. Mit der vorgestellten Methode lassen sich vornehmlich natürliche und naturnahe Böden bewerten. Da im ersten Teil der Publikation praxisbezogene Hinweise für Planungs- und Genehmigungsverfahren enthalten sind, zielt seine Anwendung nicht allein auf die Einschätzung landwirtschaftlicher Standorte. Die Eignung für die landwirtschaftliche Nutzung ist ein Teilaspekt. Ausführlich wird die Filter-, Puffer- und Transformationsleistung des Bodens betrachtet; der Schwerpunkt anthropogene Einträge wird damit stark berücksichtigt. Zwar wird der Boden als Standort für Bodenorganismen und auch das Standortpotential für natürliche Vegetation betrachtet, die Lebensraumfunktionen für Menschen und Tiere sind jedoch nicht berücksichtigt worden. Es wird z.B. nicht auf eventuell bereits vorhandene Belastungen mit Schadstoffen eingegangen. Trotzdem kann es als umfassendes Bewertungssystem beschrieben werden, dessen Adaption an andere Gegenden gut möglich scheint. 3.6 Bodenbewertung in Sachsen Das Bodenbewertungsinstrument von Sachsen enthält „... methodische Vorschläge für die Beschreibung und Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen unter Berücksichtigung der Empfindlichkeit und Vorbelastung der Böden. Sie sind in erster Linie für Anwendungen in Fachplanungen wie der Landschaftsplanung oder der Flurneuordnung anwendbar.“ (Bodenbewertung in Sachsen, S. 5) Die Bodenbewertung in Sachsen betrachtet folgende Aspekte: Lebensraum für Pflanzen Bestandteil des Wasserkreislaufs Filter und Puffer für Schadstoffe Empfindlichkeit des Bodens gegenüber Erosion durch Wasser Bewertet wird in fünf Bewertungsstufen. Fünf ist dabei das beste Ergebnis. 3.6.1 Methodenbeschreibung Bodenfunktion Lebensraum für Pflanzen Für die Bewertung des Bodens als Lebensraum für Pflanzen werden im Freistaat Sachsen die Kriterien natürliche Bodenfruchtbarkeit und Biotopentwicklungspotential verwendet. Die natürliche Bodenfruchtbarkeit beschreibt die natürliche Produktionsfähigkeit des Bodens als Standort für höhere Pflanzen. Mögliche Ertragssteigerungen durch Bewirtschaftung und Pflanzenart bleiben in der Methode unberücksichtigt. Auch die Geländeposition und die klimatischen Standortbedingungen werden nicht bewertet. Das Biotopentwicklungspotenzial beschreibt die Funktion des Bodens als Standort für spezialisierte natürliche Vegetationsgesellschaften. 22 Eingangsparameter für die im Freistaat Sachsen angewendete Methode sind die effektive Durchwurzelungstiefe (We) und die nutzbare Feldkapazität (nFK). Für das Biotopentwicklungspotential wird zusätzlich die Basensättigung (BS) herangezogen. Zuerst werden die nutzbare Feldkapazität und die effektive Durchwurzelungstiefe (We) zur nutzbaren Feldkapazität im effektiven Wurzelraum (nFKWe) kombiniert und im Rahmen der natürlichen Bodenfruchtbarkeit bewertet (Tabelle 3). Das Biotopentwicklungspotential wird für trockene Standorte ebenfalls über die nutzbare Feldkapazität im effektiven Wurzelraum, für feuchte / nasse Böden über hydrologische Merkmale aus einer Tabelle eingeschätzt. Als letzter Schritt werden die Basensättigung und die nutzbare Feldkapazität im effektiven Wurzelraum tabellarisch miteinander für die Bewertung des Biotopentwicklungspotentials verknüpft. Tabelle 3: Bewertung der „natürlichen Bodenfruchtbarkeit“ sowie des „Biotopentwicklungspotentials“ im Hinblick auf „trockene“ Standorte anhand des Parameters nutzbare Feldkapazität des effektiven Wurzelraumes (nFKWe) (Quelle: Bodenbewertung in Sachsen, S. 18) Bodenfunktion Bestandteil des Wasserkreislaufs Die Methodik des Freistaates Sachsen bezieht sich auf die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern. In die Bewertung geht die nutzbare Feldkapazität im effektiven Wurzelraum (nFKWe) ein. Böden mit einer Hanglage über 18% erhalten einen Abschlag um eine Bewertungsstufe. Der kapillare Aufstieg wird nicht berücksichtigt. Bei Informationen über Beeinträchtigungen der Infiltration, z.B. durch Bodenverdichtungen, kann die ermittelte Wertstufe herabgesetzt werden. Bodenfunktion Filter und Puffer für Schadstoffe Über die Eingangsparameter Luftkapazität und Kationenaustauschkapazität (KAK) wird die Menge der austauschbar gebundenen Kationen eines Boden abgeschätzt (cmolC/kg Boden). Luftkapazität und Kationenaustauschkapazität können gemessen oder über verschiedene Tabellen geschätzt werden. Beide Bodenparameter werden in Klassen tabellarisch miteinander verknüpft und bewertet (Tabelle 4). Da die Mächtigkeit des Bodenprofils für die Filterwirkung von Bedeutung ist, kann bei geringmächtigen Böden die ermittelte Bewertungsstufe verringert werden. Für 23 spezielle Betrachtungen, wie z.B. die Nitratverlagerung, wird auf andere Verfahren verwiesen. Auch die Mobilität von Schwermetallen ist von weiteren Bodenparametern abhängig und findet deshalb indirekt über die Bodenart Berücksichtigung. Tabelle 4: Bewertung der Gesamtfilterwirkung einheitlicher Bodenhorizonte bzw. -schichten für mobile chemische Stoffgruppen (Quelle: AG Boden, 1996, in: Bodenbewertung in Sachsen, S. 24) Neben der gesetzlich verankerten Bodenfunktionen wird in Sachsen zusätzlich die Empfindlichkeit des Bodens bewertet. Alle Böden reagieren empfindlich auf Beeinträchtigungen wie Bodenauf- und – abtrag sowie Versiegelung. Beeinträchtigungen mit unterschiedlichen Einflüssen auf Böden sind Änderungen der Wasserverhältnisse, Erosion durch Wind und Wasser sowie (Schad-) Stoffeinträge. Sie sind abhängig von biologischen, physikalischen, chemischen und mineralogischen Eigenschaften der Böden. Besondere Berücksichtigung findet die Gefährdung des Bodens durch Erosion durch Wasser. Die Beurteilung der Erosionsgefährdung erfordert Angaben zur Niederschlagsmenge und -intensität, zu Relief und Bewirtschaftungsart. Wichtig sind verschiedene Bodenparameter: Böden mit geringem Humusgehalt, hohen Schluff- oder Feinsandanteilen, geringem Skelettgehalt, ungünstigem Bodengefüge sowie schlechter Wasserdurchlässigkeit sind erosionsgefährdet. Zur Bewertung der Erosionsgefährdung wird eine komplexe Größe herangezogen, in der Bodeneigenschaften wie Durchlässigkeit, Infiltration, Korngröße, Humusgehalt und Aggregatstabilität kombiniert werden, der k-Faktor. Bei Ackerland wird jeweils die Bodenart des obersten Bodenhorizontes berücksichtigt, bei Nutzungen als Forst oder Grünland kann die Bodenerosion vernachlässigt werden. 24 3.6.2 Einschätzung der Eignung der Sächsischen Methode Der Freistaat Sachsen hat eine umfangreiche Methode entwickelt. Die bewerteten Bodenfunktionen sind komplex berücksichtigt. Auch bei der sächsischen Methode wird auf eine Bewertung des Bodens als Lebensraum für Menschen und Tiere verzichtet. Eine Betrachtung der Vorbelastung mittels Sekundärinformationen ist jedoch möglich. Eine Berücksichtigung, daß dann der Boden bestimmte Funktionen nur noch teilweise erfüllen kann, ist damit möglich. Risiken der Gefährdung der Gesundheit können damit reduziert werden. Die Praktikabilität ist erschwert durch die Verwendung mehrerer Tabellen für jede Funktion und die Verknüpfung deren Inhalte. Die Eingangsgrößen der Methode aber sind handhabbar: Sie können mit relativ geringem Aufwand gemessen oder abgeschätzt werden. Eine Übertragung in andere Gebiete erscheint ohne großen Aufwand möglich. 3.7 Bodenbewertungssystem des Umlandverbandes Frankfurt (UVF) Die Bodenbewertung durch den Umlandverband Frankfurt wurde für ausgewählte Bodenfunktionen, Bodenempfindlichkeiten und Bodenbelastungen durchgeführt (Abbildung 1). Basis war eine differenzierte Bodenkarte und Bodenkennwerte. Weiterhin wurden klimatische Daten verwendet. Archivfunktion / Seltene Böden Nach der Methode des Umlandverbandes Frankfurt werden die Böden nicht nur in Bezug auf ihre Bedeutung bezüglich der Natur- und Landschaftsgeschichte, sondern auch bezüglich ihrer regionalen Seltenheit bewertet. Es wird davon ausgegangen, daß bestimmte Bodenformen flächenhaft und morphologisch abgrenzbaren Landschaftsstrukturen zuzuordnen sind. Häufig sind diese Strukturen bereits durch andere Gesetze, z.B. durch das Naturschutzgesetz, geschützt. Deshalb wird die Bewertung in Kombination mit der Lebensraumfunktion durchgeführt. Zur Orientierung werden für Böden mit hoher bzw. mit mittlerer Archivfunktion Auflistungen zur Verfügung gestellt. Lebensraumfunktion /Biotopentwicklungspotential Bewertet wird der Boden als Standort für Vegetationsgesellschaften. Grundlage sind die ökologischen Feuchtestufen, die durch eine Verknüpfung der nutzbaren Feldkapazität des Wurzelraumes, der Grundwasserstufe, der kapillaren Nachlieferung des Grundwassers während der Vegetationsperiode, der Staunässestufe und der klimatischen Wasserbilanz des Sommerhalbjahres ermittelt wurde. Mittels einer Matrix werden die Parameter Ökologische Feuchtestufe, potentielle Nährstoffversorgung und Bodenreaktion verknüpft. Das Resultat sind regional charakteristische Standorttypen. Für die Lebensraumfunktion entstanden so die Abstufungen hohe Funktionserfüllung (Extremstandorte mit hohem Biotopentwicklungspotential), mittlere Funktionserfüllung (Sonderstandorte mit mittlerem Biotopentwicklungspotential) und geringe Funktionserfüllung (Normalstandorte). 25 Produktionsfunktion Berücksichtigt werden die natürliche Fruchtbarkeit der Böden und ihre Produktionsfunktion für die Landwirtschaft. Basis der Bewertung ist die Matrix, die zur Ermittlung der Lebensraumfunktion herangezogen wurde. Es werden nur die Normalstandorte berücksichtigt und nach vorgegebenen Kriterien weiter differenziert. Regelungsfunktion Die Regelungsfunktion beinhaltet sowohl die Ausgleichswirkung im Wasserkreislauf (Infiltration und Rückhaltevermögen) als auch die Funktion als Filter und Puffer für Stoffeinträge. Bezüglich der Wirkung im Wasserkreislauf wird in Anlehnung an die Vorgehensweise in Baden-Württemberg über das Verhältnis zwischen jährlichem Oberflächenabfluß, jährlicher Austauschhäufigkeit des Bodenwassers und dem Grundwasserflurabstand ermittelt. Eine hohe Bewertung erhält ein Boden, wenn er ein hohes Wasserspeichervermögen (geringe Austauschhäufigkeit) und grundwasserfern ist. Weiterhin sollte er keinen Oberflächendirektabfluß erzeugen. Der UVF verwendet dazu ein hydrologisches Modell. Die Wirkung als Speicher und Puffer für potentiell eingetragene Stoffe wird eingeschätzt über das Pufferungsvermögen (basierend auf pH-Wert, Kalkgehalt, potentieller Kationenaustauschkapazität, Wasserdurchlässigkeitsbeiwert sowie einer Anpassung an den Niederschlag), dem Schwermetallfiltervermögen (aus pHWert, Tongehalt, Skelettgehalt, Wurzeltiefe, Grundwasserstufe, Versickerung) und dem Nitratrückhaltevermögen (über Austauschhäufigkeit des Bodenwassers im Winterhalbjahr und der Grundwasserstufe). Eine positive Wirkung hat ein Boden mit einer hohen Regelungsfunktion bezüglich abbaubarer Stoffe. Bei nicht abbaubaren Stoffen kommt es bei einer hohen Funktionserfüllung als Speicher und Puffer zu einer Anreicherung der Stoffe im Boden. Es entsteht eine Schadstoffsenke. Dies kann mit einer hohen Gefährdung bezüglich Schadstoffakkumulationen sein. Andere bewertete Kriterien Der UVF bewertet Böden neben den Bodenfunktionen, die im BBodSchG enthalten sind, noch nach anderen Kriterien. Hierzu gehören die Empfindlichkeiten Erosionsgefährdung, Versauerungsgefährdung und die Belastung des Bodens. Gesamtbewertung Der UVF führt eine gewichtete Gesamtbewertung durch. Hierzu werden alle 13 Ergebnisse aus der Bewertung herangezogen. Aus den Bewertungen mit einer hohen Bewertungsstufe werden dann z.B. hohe Hintergrundbelastungen höher gewichtet als hohe Empfindlichkeiten oder hohe Regelungs- und Produktionsfunktionen. Böden mit mittlerer oder geringer Bewertung verbleiben in der „Restmenge“ und können mit anderen Bewertungen überlagert werden. Parallel dazu gibt es einen Schlüssel aus Buchstaben, der die Funktionen, Empfindlichkeiten sowie Gefährdungen ungewichtet beschreibt. Kombinationen von Buchstaben sind möglich. Die Bewertung ist für die einzelnen Landschaftsräume getrennt durchzuführen. 26 Abbildung 1: Bewertungskonzept Bodenschutz im Landschaftsplan des UVF; 1. Bewertungsebene (3 bis 5 Stufen, hoch bis gering: Auswahl nach beim UVF vorliegenden Datengrundlagen) (Quelle: UVF Landschaftsplan 2000, S. 104) 27 3.8 Bewertung verschiedener pedogener Eigenschaften mittels KA4 Die Bodenkundliche Kartieranleitung beinhaltet Beschreibungen zur Bewertung von verschiedenen Bodeneigenschaften. Dabei wird nicht auf Bodenfunktionen eingegangen. Dies liegt im Erscheinungsjahr der Anleitung und ist vermutlich auch darin begründet, daß die KA4 nicht zum alleinigen Zweck des Bewertens entwickelt wurde. Anhaltspunkte zur Bewertung wichtiger Bodeneigenschaften werden gegeben; eine Gesamtbewertung ist nicht vorgesehen. Bewertet mit Hilfe von Tabellenwerken auf Grundlagen der KA4 (S. 324ff) können für folgende Aspekte durchgeführt werden: Filterwirkung mittels Luftkapazität und Kationenaustauschkapazität Verschlämmungneigung mittels Grobschluff- und Feinstsandanteilen Verockerung mittels Einstufung des Bodentypes Verdichtungsgefährdung durch Bearbeiten und Befahren mittels Bodenart und Bodenfeuchte Erodierbarkeit mittels k-Faktor (Summe der erosionswirksamen Bodeneingenschaften) und der Bodenart Bodenreaktion und Pufferwirkung mittels pH-Wert Dabei werden die Eingangsparameter klassifiziert und diese Klassen werden über Tabellen bewertet. Je nach Zielsetzung kann diese relativ ungenaue Vorgehensweise zu zufriedenstellenden Ergebnissen führen. 4 Auf anderen Datenquellen basierende Methoden Häufig basieren die Bewertungen einzelner Bodenfunktionen und teilweise auch die Bodenbewertung aller Funktionen auf nichtkartierten Daten. Informationsgrundlagen sind in diesen Fällen z.B. die Bodenschätzung oder die Forstliche Standortskartierung. In den östlichen Bundesländern kommen Informationen wie z.B. der Mittelmaßstäbigen Landwirtschaftlichen Standortkartierung (MMK) hinzu. Geologische oder hydrogeologische Karten können sinnvolle Ergänzungen bilden. Eine andere Bodenbewertungsgrundlage hat das Land Nordrhein-Westfalen: Hier liegt eine Bodenkarte im Maßstab 1:50.000 für das gesamte Land vor. 4.1 Bodenbewertung in Sachsen-Anhalt Mit der Methodik von Sachsen-Anhalt können folgende Funktionen bewertet werden. Boden als: Pflanzenstandort - Standort für natürliche Vegetation - Standort für land- und forstwirtschaftliche Nutzung Regelung von Oberflächenabfluß Regelung von Grundwasserneubildung Archiv der Natur- und Kulturgeschichte Schadstoffpuffer Baugrund Rohstofflagerstätte Begründet wird diese Zusammenstellung wie folgt: Da Menschen und Tiere durch die Nahrung direkt oder indirekt von Pflanzen abhängig sind, wird auf eine Bewertung der Lebensraumgrundlage für Menschen und für Tiere verzichtet, der Standort für Pflanzen wird durch die Funktion Pflanzenstandort charakterisiert. Es kann im Bedarfsfall eine Unterscheidung in Standort für natürliche Vegetation und in Standort für land- und forstwirtschaftliche Nutzpflanzen vorgenommen werden. Die Funktionserfüllung als Pflanzenstandort wird durch das Nährstoffangebot bestimmt, weshalb auf eine separate Bewertung von Nährstoffkreisläufen verzichtet wird. Ähnliches gilt für die Wasserspeicherung. Damit wird bereits ein Teilaspekt der Funktion im Wasserkreislauf betrachtet. Die Teilaspekte Oberflächenabfluß und Grundwasserneubildung sind separat einzuschätzen. Handelt es sich bei stofflichen Einträgen um natürliches Material und natürliche Vorgänge, können diese bei der Betrachtung des Pflanzenstandortes berücksichtigt werden, da eine Anpassung der Vegetation an diese Gegebenheiten vorliegen kann. Handelt es sich um Beeinflussungen durch Menschen, wirkt der Boden als Puffer zum Schutz von Wasser und Luft, also als Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium (Schadstoffpuffer). Boden, der als Baugrund für Siedlung, öffentliche Einrichtungen, Verkehr, Erholung sowie Verund Entsorgung verwendet werden soll, erfüllt nach dem 29 Bundesbodenschutzgesetz vielfältig untergliederbare Nutzungen. Sie werden in diesem Fall mit der Funktion Baugrund zusammengefaßt. Dabei können Erholungsflächen auch im Rahmen der Funktion Pflanzenstandort gefunden werden. Ebenso ist eine Nutzung als Entsorgungsfläche auch über die Pufferfunktion für Schadstoffe zu betrachten. Weiterhin betrachtet werden die Funktionen als Archiv sowie als Rohstofflagerstätte. Die Funktionen Baugrund und Rohstofflagerstätte sowie bei starker Nutzung auch Schadstoffpuffer erlauben keine andere Funktionserfüllungen mehr. Deshalb werden die anderen Funktionen als besonders schützenswert betrachtet. Bewertet wird in fünf Kategorien. Eins ist die beste Funktionserfüllung, fünf die schlechteste. Dies bedeutet zum Beispiel für Kategorie eins, daß dieser Standort nur dann anderweitig genutzt werden soll, wenn keine Flächen mit niedrigerer Funktionserfüllung vorhanden sind oder das Vorhaben auf keiner anderen Fläche durchgeführt werden kann. Allerdings sind bei einer Nutzung der Fläche hohe Auflagen zur Vermeidung von Bodenbeeinträchtingungen zu erfüllen. Des weiteren sind Kompensationen in sehr hohem Umfang notwendig. Datengrundlagen In Sachsen-Anhalt handelt es sich u.a. die Informationen der Reichsbodenschätzung und der Mittelmaßstäbigen landwirtschaftlichen Standortkartierung (MMK), die als Grundlage für die Bodenbewertung herangezogen werdne. Beide liegen flächendeckend für die landwirtschaftlich genutzten Flächen Sachsen-Anhalts vor, aufgrund des Maßstabes ist eine Anwendung der MMK aber nur auf Ebene des Landes oder von Regierungsbezirken sinnvoll. Für forstwirtschaftlich genutzte Flächen liegt die Forstliche Standortkartierung im Maßstab 1:10.000 vor. Methodik Für die Bewertung als Standort für natürliche Vegetation wird auf die Potentielle natürliche Vegetation, zu der eine flächendeckende Kartierung in Sachsen-Anhalt durchgeführt wurde, zurückgegriffen. Der Standort für land- und forstwirtschaftliche Nutzung wird bewertet über die Bodenzahl oder Grünlandgrundzahl bzw. die Stammfruchtbarkeitsziffer. Die Bewertung des Oberflächenabflusses geschieht anhand des kf-Wertes. Es werden Informationen der KA4 und Daten der Bodenschätzung kombiniert. Die Grundwasserneubildung wird über die nutzbare Feldkapazität ermittelt. Modifikationen aufgrund der Grundwassergefährdungskarten des Hydrogeologischen Kartenwerkes der DDR werden durchgeführt, um beispielsweise eventuell vorhandene wasserstauende Schichten zu ermitteln. Böden als Archiv für Kulturgeschichte sind bisher noch nicht vollständig aufgelistet worden. Auskünfte geben die zuständigen Denkmalfachämter in den Gemeinden, Städten oder Landkreisen. Sie haben nicht nur Informationen zur Lage von bekannten Denkmälern, sondern auch über Flächen, die noch nicht untersucht worden sind, auf denen aber mit Bodendenkmälern zu rechnen ist. Generell sind alle Böden ein Archiv für die Naturgeschichte. Allerdings ist über die Frage der Schutzwürdigkeit im Zusammenhang mit der Seltenheit des Objektes in Bezug auf die Fläche zu 30 diskutieren. Da die Verbreitung der Böden über die Grenze eines (Landes-) Gebietes hinausgehen kann, werden in Sachsen-Anhalt fossile Böden und atypische Böden besonders geschützt. Auch hier existiert noch keine vollständige Liste. Bei beiden Archivfunktionen erfolgt keine Unterscheidung in fünf Kategorien, es stellt sich nur eine ja/nein Frage. Zusätzlich zu den beschriebenen Bodenfunktionen werden in Sachsen-Anhalt vorhandene Bodenbelastungen bewertet. Die Bodenschätzung enthält teilweise Informationen zu mechanischen Bodenbelastungen; die Forstliche Standortskartierung enthält teilweise Informationen zu stofflichen Belastungen. Hierbei ist aber zu bedenken, daß auch diese Kartierung älteren Datums ist und sich damit Veränderungen der Belastungen an sich wie auch des Bewußtseins bezüglich Risiken sowie Verbesserungen in der Analytik ergeben haben können. Auch bei der Kartierung der Potentiellen natürlichen Vegetation ist mit solchen Angaben nur teilweise zu rechnen: wenn sie im Gelände offensichtlich oder bereits in Bodenkarten enthalten waren. Neuere Belastungskarten waren selten hinzugezogen worden (Bodenbewertung in Sachsen-Anhalt, S. 32) Die Bedeutung der Bodenfunktionen für den Bodenschutz in der Planung führt Tabelle 5 auf: Tabelle 5: Relative Bedeutung der einzelnen Bodenfunktionen für den Bodenschutz in der räumlichen Planung (Quelle: Bodenbewertung in Sachsen Anhalt, 2003, S. 37) 4.2 Bodenbewertung in Brandenburg Die Bodenbewertung im Land Brandenburg zielt darauf, „...Belange des Bodenschutzes stärker als bisher im Rahmen von Planungs- und Zulassungsverfahren einzubringen und damit den Boden als Teil des Naturhaushaltes mit seinen vielfältigen Funktionen auch für zukünftige Generationen zu erhalten“ (Handlungsanleitung Bodenschutz Brandenburg, S. 5). Der erste Ansatz wurde 1998 veröffentlicht. 2003 erschien eine ergänzte und aktualisierte Auflage. Grund für die Entwicklung einer Bodenbewertungsmethode liegt in den vielfältigen Problemen, die durch die ehemaligen Nutzungen der Flächen entstanden sind. Zu diesen Problemen gehören großflächige Schädigungen der Bodenfunktionen z.B. durch die Nutzung als Rieselfelder, 31 Entwässerungsmaßnahmen oder der in den Randbereichen der Städte stark angestiegener Flächenverbrauch. Damit können in vielen Lebensräumen die natürlichen Bodenfunktionen nicht mehr oder nur in begrenztem Umfang erfüllt werden (Handlungsanleitung Bodenschutz Brandenburg, 2003, S. 5). Um den Bodenschutz in die Planung zu integrieren, können folgende Funktionen im Land Brandenburg bewertet werden: - Lebensraumfunktion (Biotopentwicklungspotential und natürliche Bodenfruchtbarkeit) für land- und forstwirtschaftlich genutzten Böden Niedermoor- und Auenstandorten anthropogen geprägten Standorten Regelungsfunktionen bei Offenland und bei Waldböden Archivfunktionen Meist werden Daten der Bodenschätzung verwendet. Nur die Betrachtung des Biotopentwicklungspotentials für Niedermoor- und Auenstandorten sowie für anthropogen geprägten Standorten erfolgt durch andere Angaben; die Betrachtung der Archivfunktion basiert auf gutachterlichen Vorgaben. Die Bewertung der Böden in Brandenburg erfolgt in drei Klassen, wobei eins sehr gut und drei schlecht ist. Biotopentwicklungspotential Für land- und forstwirtschaftlich genutzte Flächen werden zur Bewertung des Biotopentwicklungspotentials Daten der Bodenschätzung bzw. der Forstliche Standortkartierung verwendet, in dem die Bodenzahl (Grünlandgrundzahl) bzw. die Stamm- Fruchtbarkeitsziffer klassifiziert und tabellarisch bewertet werden. Die Bewertung des Biotopentwicklungspotentials von Niedermoor- und Auenstandorten bezieht sich auf den Wasserhaushalt (Tabelle 6). Hierbei werden Grundwasserabstände und die Wiederherstellbarkeit der Vernässung bzw. die Überflutungsdynamik und Grundwasserabstände betrachtet. Tabelle 6: Bewertung des Biotopentwicklungspotentials für Niedermoorstandorte. (Quelle: Handlungsanleitung Bodenschutz Brandenburg, S. 12) Bei anthropogen geprägten Böden, die meist ein geringes bis mittleres Biotopentwicklungspotenzial aufweisen, werden Informationen zur früheren und aktuellen Nutzung verwendet. Ausnahmen sind anthropogen geprägte Böden, 32 deren Vegetation aktuell nach § 20c BNatSchG bzw. § 32 BbgNatSchG geschützt ist bzw. Böden, bei denen sich kurz- bis mittelfristig eine entsprechende Vegetation entwickeln wird. Bewertung der Regelungsfunktion bei Offenland und Waldböden Betrachtet werden der potentielle Nährstoffvorrat, die Bindung anorganischer Schadstoffe, die Bindung organischer Schadstoffe sowie der Säurepuffer. Außerdem können Wasserspeicherkapazität und Durchlässigkeit bewertet werden. Datengrundlage sind Informationen der Bodenschätzung bzw. für Waldböden Daten der Forstlichen Standortkartierung. Ein Beispiel eines Auszuges aus der Bewertung der Regelungsfunktion für Waldböden enthält Tabelle 7: Tabelle 7: Auszug aus der Bewertung der Regelungsfunktion für Waldböden (Quelle: Handlungsanleitung Bodenschutz Brandenburg, S. 18) Archivböden Die Auswahl der Archivböden im Sinne der Natur- und Kulturgeschichte erfolgt unter Berücksichtigung von: • Flächengröße • Naturnähe • Seltenheit • Repräsentanz • Alter Hinweise zur Zusammenführung der Bewertungsergebnisse: Das Land Brandenburg verzichtet auf feste Vorgaben bzw. auf die Zuweisung vorgegebener Prioritäten zu den Teilfunktionen (mit Ausnahme der Archivfunktion), da: • das BBodSchG nicht zwischen einzelnen Teilfunktionen wichtet, • die planerische Abwägung unter Berücksichtigung des Einzelfalles zu erfolgen hat und • die schematische Aggregation zu einem Gesamtwert planungsmethodisch unzulässig ist. Eine Gesamtbetrachtung der bewerteten Teilfunktionen erfolgt der Fragestellung entsprechend und ist jeweils fallbezogen zu begründen. 33 4.3 Bodenbewertung in Baden-Württemberg Die Bodenbewertung in Baden-Württemberg erlaubt neben der Verwendung von kartierten Daten auch eine Bewertung anhand von Daten aus der Bodenschätzung. Hierzu wird eine Vorgehensweise eigenes für die Daten der Bodenschätzung angeboten. Entsprechend der Eingangsdaten (Ackerbodenzahl oder Grünlandzahl) wird bei der Bewertung generell zwischen der Nutzung als Ackerland und der Nutzung als Grünland unterschieden. Für die Teilfunktion Standort für natürliche Vegetation wird eine Bewertung nach der Acker- oder Grünlandzahl vorgenommen. Gleiches gilt für die Teilfunktion Standort für Kulturpflanzen. Die Bewertung des Bodens im Rahmen des Wasserkreislaufes zielt auf die Aufnahme von Niederschlagswasser und damit auf Abflußverzögerung bzw. – verminderung. Die Bewertung geschieht über die Bodenart und die Entstehung des Bodens. Beide Angaben werden aus dem Klassenzeichen der Bodenschätzung entnommen. Die Bewertung erfolgt über das Ablesen der Bewertungsklasse aus einer Tabelle. Zusätzlich sind Geologische Karten (1:25.000) zur Abgrenzung von Porengrundwasserleitern heranzuziehen. Die Bewertung des Bodens als Filter und Puffer für Schadstoffe wird über die Mobilität der Schadstoffe im Boden bestimmt. Die Böden werden über Bodenart, Entstehung des Bodens und die Zustandsstufe bewertet. Eine Unterscheidung in die Schadstoffgruppen (z.B. anorganische Schadstoffe, organische Schadstoffe, Säuren) kann nicht erfolgen. Moore werden generell wegen möglicher Bildung löslicher Komplexe von Schad- und Huminstoffen in die Bewertungsklasse 1 (Böden mit sehr geringer Filter-und Pufferkapazität) eingestuft. Grünlandflächen werden über die Bodenart, Entstehung und Wasserverhältnisse bewertet. 4.4 Bodenbewertung in Nordrhein-Westfalen Die Bewertung erfolgt auf Basis der für Nordrhein-Westfalen im Maßstab 1:50.000 vorhandene Bodenkarte BK50. Jede Bodeneinheit dieser Karte wird durch die nach Flächenanteilen quantifizierten Bodentypen, Grundwasserund Staunässeverhältnisse, Geogenese, Gesteinsart, Stratigraphie und Bodenartenschichtung beschrieben. Es werden drei Gruppen von Funktionen zum Schutz des Bodens unterteilt: 1. ökologische Funktionen (Lebensgrundlage, Filter-, Puffer- und Transformator) 2. sozioökonomische Funktionen (Produktionsgrundlage für Nahrung, Futter, Rohstoffe sowie Grundlage für Siedlung, Verkehr, Lagerstätte...) 3. immaterielle Funktionen (Archiv der Natur- und Kulturgeschichte, Erlebnis- und Erholungswert der Landschaft) 34 Das Entwicklungspotential für Biotope mit extremen Wasser- und Nährstoffangeboten wird für die erste Gruppe betrachtet. Dies ist ein Bestandteil der Funktion als natürlicher Lebensraum, enthält zusätzlich Informationen zu Masse- und Energieflüssen. Da Biotope durch weitere Standortfaktoren wie Klima, Relief und Vegetation bestimmt werden, bezieht sich die in Nordrhein-Westfalen vorgenommene Ausweisung nur auf Extremstandorte bezüglich der Versorgung mit Wasser und Nährstoffen. Für die Unterscheidung von Flächen wird eine Liste mit vorgegebenen Kriterien verwendet. Die Bodenfruchtbarkeit steht stellvertretend für die Funktionen der zweiten Gruppe. Es werden rein pedogene Merkmale wie Körnung, Gefüge, Humusgehalt und –qualität sowie die Tonmineralzusammensetzung berücksichtigt. Unberücksichtigt bleiben Maßnahmen, die zu einer Produktionssteigerung führen, wie z.B. Bewässerung, Düngung, Fruchtfolge, Pflanzenwahl und Bestellungstechniken. Für die Ausweisung entsprechender Einheiten in der Karte und damit die Bewertung der Bodenfruchtbarkeit wird eine Kombination der nutzbaren Feldkapazität im effektiven Wurzelraum, der Kationenaustauschkapazität im effektiven Wurzelraum mit den Bodenwertzahlen der Bodenschätzung vorgenommen. Der Boden als Archiv und Dokument der Natur- und Kulturgeschichte wird im Rahmen der dritten Gruppe betrachtet. Eine Einschätzung findet nur statt, wenn kein anderes Kriterium greift. Es können Schwierigkeiten hinsichtlich des Maßstabes bzw. der Flächengröße der Bodeneinheiten auftreten. Beispiele für schützenswerte Objekte werden aufgeführt. 4.5 Bodenbewertung in Sachsen Im Freistaat Sachsen wird parallel zur Bewertung auf Basis von kartierten Daten die Möglichkeit gegeben, Bodenbewertungen auf Basis der Bodenschätzung und der Forstlichen Standortkartierung durchzuführen (Instrument zur Beschreibung und Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen). Lebensraum für Pflanzen wird auch mit Daten der Bodenschätzung über die natürliche Bodenfruchtbarkeit und das Biotopentwicklungspotential bewertet. Über das Klassenzeichen und den Acker- bzw. Grünlandschätzungsrahmen wird die Acker- bzw. Grünlandzahl ermittelt. Aus den Acker- und Grünlandzahlen Klassen werden gebildet und die natürliche Bodenfruchtbarkeit bzw. das Biotopentwicklungspotenzial bewertet. Letzteres kann aufgrund der im Profil herrschenden Wasserverhältnisse anders bewertet werden. Boden als Bestandteil des Wasserkreislaufs wird im Hinblick auf sein Wasserspeichervermögen bewertet. Dazu wird die Bodenzahl über eine Tabelle eingestuft. Ein Abschlag für Böden mit sehr großer Hangneigung kann vorgenommen werden. 35 Boden als Filter und Puffer für Schadstoffe beschreibt die Fähigkeit, Stoffe zu binden. Eingangsgrößen für die Bewertung sind die Bodenart in Verbindung mit der Entstehungsart und der Zustandsstufe (bei Ackerflächen) bzw. die Bodenart in Verbindung mit der Zustandsstufe und Wasserverhältnissen (bei Grünland). Anhand einer Tabelle wird der Boden bewertet. Auch die Empfindlichkeit eines Bodens in Bezug auf die Erosion durch Wasser kann mit Daten der Bodenschätzung beschrieben werden. Eingangsparameter für die tabellarische Ableitung sind Bodenart, Entstehung, k-Faktor sowie die Zustandsstufe. 4.6 Bodenbewertung in Hamburg In dem bereits beschriebenen System der Stadt Hamburg wird allein die Funktion als Standort für landwirtschaftliche Produktion mit Daten der Bodenschätzung beschrieben. Die Bewertung erfolgt über die Einschätzung der Acker-bzw. Grünlandzahl, die für das landwirtschaftliche Ertragspotential einer Fläche stehen. Die Bewertung der Acker- bzw. Grünlandzahl erfolgt je nach Landschaftsraum: Entsprechend der naturräumlichen Gliederung von Hamburg nach Masch und Geest. 4.7 Bodenbewertung in Bayern Analog zum Bewertungssystem von Baden-Württemberg wird auch in der Methodik des Freistaates Bayern meist eine alternative Bodenbewertung basierend auf Bodenschätzungsdaten angeboten. Da das Geologische Landesamt Bayern sich dabei in der Mehrheit der Fälle sehr eng an die Vorgehensweise von Baden-Württemberg anlehnt, wird hier auf eine ausführliche Beschreibung verzichtet. Mit Bodenschätzungsdaten unter Verwendung der Methode von Bayern kann bewertet werden: Standortpotenzial für die natürliche Vegetation (Artenund Biotopschutzfunktion) Retentionsvermögen des Bodens bei Niederschlagsereignissen Rückhaltevermögen des Bodens für Schwermetalle Natürliche Ertragsfähigkeit landwirtschaftlich genutzter Böden Bodengefährdungen (Erosionsgefährdung des Bodens durch Wasser) Weitere Alternativen auf Basis anderer Informationen sind: Standortpotenzial für die natürliche Vegetation (Artenund Biotopschutzfunktion) auf Basis des Landschaftsentwicklungskonzeptes Natürliche Ertragsfähigkeit landwirtschaftlich genutzter Böden (anhand der Standortkennzeichnung der Landwirtschaftlichen Standortkarte Natürliche Ertragsfähigkeit forstwirtschaftlich genutzter Böden, basierend auf der Forstlichen Standortseinheit (Substrat, Nährstoffversorgung, Wasserhaushalt), Aufnahme durch Standortskartierung 36 Stellvertretend wird die Bewertung der Erosionsgefährdung durch Wasser erläutert: Der Bodenabtrag wird geschätzt und über den Vergleich mit dem tolerierbaren Bodenabtrag bewertet. Die Bewertung basiert auf der Allgemeinen Bodenabtragsgleichung (ABAG), die es ermöglicht, den langfristig zu erwartenden Bodenabtrag auf einer einheitlich bewirtschafteten Fläche in Tonnen pro Hektar und Jahr zu berechnen. Dazu wurde die Formel computertechnisch umgesetzt und an bayerische Verhältnisse adaptiert. Eingangsparameter sind das Klassenzeichen der Bodenschätzung der langjähriger Niederschlag, Angaben zum Relief sowie Informationen zur Bodenbewirtschaftung (Abbildung 2). Der tolerierbare Wert wird aus der Ackerzahl der Bodenschätzung abgeleitet. Diese Zahl wird als Information zur Gründigkeit des Bodens herangezogen. Dies bedeutet, daß ein geringmächtiger Boden einen geringen Toleranzwert besitzt. Abbildung 2: Schematische Darstellung der Bewertung der Erosionsgefährdung des Bodens durch Wasser (Quelle: Bayerisches Geologisches Landesamt und Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, 2003, S. 58) 37 5 Beispiele für weiterführende Literatur Der Bundesverband Boden (BVB) hat keine eigene Methodik entwickelt, publizierte jedoch Vergleiche verschiedener Methoden. Es werden Hintergründe zu den Bodenfunktionen und ihrer Bewertung gegeben und tabellarisch neben der Quelle der Methode die zu bewertenden Kriterien und ihre zur Bestimmung heranzuziehenden Parameter aufgelistet. Die Publikationen beinhalten nicht nur die in den verschiedenen Ländern allgemein gängigen Arbeitsweisen, sondern auch einige Bewertungsmethoden für Boden(-teil)funktionen, die aus unterschiedlichsten Quellen stammen und nicht in den länderspezifischen Auflistungen enthalten sind. Nicht zuletzt wird auf die Bewertung von Vorbelastungen und Empfindlichkeiten der Böden eingegangen. Im LABO - Methodenkatalog wird eine sehr umfangreiche Methodensammlung vorgestellt. Sortiert nach bewerteten Funktionen finden sich Methoden, die auf Bodenkartierungen, Bodenschätzungsdaten sowie auf Forstlichen Standortskartierungen beruhen. Hochfeld, Gröngröft & Miehlich von der Universität Hamburg publizierten 2002 Ergebnisse eines Forschungsberichtes zum Vergleich verschiedener Bewertungssysteme: Es wurden sieben Methoden (Verfahren aus BadenWürttemberg, Bayern, Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Umlandverband Frankfurt) ausgewählt. Die Testgebiete für die Anwendung lagen in Schleswig-Holstein mit norddeutschen Geest- und Marschböden, in SachsenAnhalt mit Böden der trockenen, mitteldeutschen Bördelandschaft sowie bei Nürnberg (mit Böden der fränkischen Keuperlandschaft). Durch die bei dieser Umsetzung gewonnenen Erfahrungen gibt diese Publikation genaue Informationen zu Wahl und Verfügbarkeit der Eingangsparameter, Verknüpfungsregeln etc. Nicht zuletzt wird ein Vergleich der Bewertungsergebnisse untereinander sowie mit der jeweiligen Bodenkarte durchgeführt. Die Publikation „Projekt zur bodenfunktionsbezogenen Auswertung von Bodenschätzungsdaten in Hessen und Rheinland-Pfalz“ enthält einen Methodenkatalog in Form von komplexen Tabellen zur Verwendung von Daten aus der Bodenschätzung ohne Übersetzung in die KA4 oder in die Bodenart. Ein allgemeingültiges Werk zur Bewertung von Böden enthält die von der FAO bereits im Jahre 1976 veröffentlicht Publikation A framework for land evaluation. Die Methode zielt auf die bessere Planung von Landnutzungsänderungen. Dabei werden sowohl Eigenschaften der Böden als auch die Ansprüche, welche die möglichen Nutzungen stellen, betrachtet. 38 Literaturverzeichnis Bundesbodenschutzgesetz 1998 ARBEITSGRUPPE BODEN der Geologischen Landesämter und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (1996): Bodenkundliche Kartieranleitung, 4. durchgesehene Aufl. (KA 4), Hannover, Stuttgart. Baden-Württemberg: „Heft 31“: Bewertung von Böden nach ihrer Leistungsfähigkeit – Leitfähigkeit für Planung und Gestaltungsverfahren. Umweltministerium Baden-Württemberg, Luft, Boden, Abfall, Heft 31, 1995 Bayern: Das Schutzgut Boden in der Planung. Bewertung natürlicher Bodenfunktionen und Umsetzung in Planungs- und Genehmigungsverfahren.Hrsg.: Bayerisches Geologisches Landesamt und Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, 2003. Brandenburg: Bearbeitung: Landesumweltamt (2003): Anforderungen des Bodenschutzes bei Planungs- und Zulassungsverfahren im Land Brandenburg Handlungsanleitung. Titelreihe "Fachbeiträge des Landesumweltamtes": HeftNr. 78. Potsdam (Aktualisierung des gleichnamigem Heftes von 1998) Bodenschutzkonzept Stuttgart (BOKS). Herausgegeben von G. Wolff, Amt für Umweltschutz, 2004. BVB (Bundesverband Boden): Jessen-Hesse, V. (2002): Vorsorgeorientierter Bodenschutz in der Raum- und Landschaftsplanung – Leitbilder und methodische Anforderungen, konkretisiert am Beispiel der Region BerlinBrandenburg: BVB-Materialien Band 9. BVB (Bundesverband Boden): Bodenschutz in der Bauleitplanung – vorsorgende Bewertung, Fachgruppe 3 “Bodenschutzplanung” des Bundesverbandes Boden, Berlin, 2000: BVB-Materialien Band 6. FAO (Food and Agriculture organization of the United Nations): A framework for land evaluation.- FAO Soils bulletin 32 (1996). Hamburg: Gröngröft, A.; Hochfeld, B, & G. Miehlich (2003): Funktionale Bewertung von Böden bei großmaßstäbigen Planungsprozessen. Gutachten im Auftrag der Umweltbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg, Amt für Umweltschutz, Gewässer und Bodenschutz, 2003. Hamburg: Hochfeld, B., A. Gröngröft & G. Miehlich (2002): Klassifikationssystem zur Bewertung der Leistungsfähigkeit und Schutzwürdigkeit der Böden als Entscheidungshilfe für die Raumplanung unter Berücksichtigung des Bodenschutzes. Abschlußbericht im Auftrag des Umweltundesamtes. 39 LABO - Methodenkatalog zur Bewertung natürlicher Bodenfunktionen, der Archivfunktion, der Gefahr der Entstehung schädlicher Bodenveränderungen sowie der Nutzungsfunktion “Rohstofflagerstätte” nach BBodSchG. – in Zusammenarbeit mit der Bund / Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz (LABO), Hannover, 2003. Nordrhein-Westfalen: Schraps, W.-G. & Schrey, H.P. (1997): Schutzwürdige Böden in Nordrhein-Westfalen – bodenkundliche Kriterien für eine flächendeckende Karte zum Bodenschutz, Z. Pflanzenernährung und Bodenkunde, 160, 407-412. Projekt zur bodenfunktionsbezogenen Auswertung von Bodenschätzungsdaten in Hessen und Rheinland-Pfalz (2004): Hrsg: Hessisches Landesamt für Geologie und Umwelt, Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz, Schnittstelle Boden, ODF Koblenz & ODF Frankfurt /Main. Reutlingen: Hornig, W., F. Waldmann & F. Zwölfer (1994): Bodenfunktionskarte 1: 50.000. Bewertung des Bodens als Standort für Kulturpflanzen, als Ausgleichskörper im Wasserkreislauf sowie als Filter und Puffer. Blatt L 7520 Reutlingen. Geologisches Landesamt Baden-Württemberg. Freiburg i. Br. Sachsen: Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie: Instrument zur Beschreibung und Bewertung der natürlichen Bodenfunktionen. Sachsen-Anhalt: Bodenschutz in der räumlichen Planung – eine Methode zur Wertung und Wichtung von Bodenfunktionen, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Halle, Heft 29, 1998 Umlandverband Frankfurt: Umweltschutzbericht, Teil VIII Umweltbewertung, Band 1: Methoden zur Umweltbewertung in Umweltschutz und Landschaftsplanung des Umlandverbandes Frankfurt, Dezernat IV, Abteilung Umweltschutz, Frankfurt a.M., 1998 40 Schadstofffreiheit PH-Wert KAK POT Abstand Grund/Stauwasserhorizont Substratabfolge Horizontsymbol Besondere Merkmale Nutzung Kf-Wert Infiltrationskapazität, Beschreibung Deckungsgrad der Vegetation Horizontmächtigkeit Bodenart Humusgehalt /-menge Skelettgehalt Humuszersetzungsstufe Bodentyp Humusform Gefüge Farbe Substrat Tongehalt /-menge Trockenrohdichte Carbonatgehalt Horizontabfolge Kultosoltyp Nat. Bodenfruchtbarkeit & Biotopentwicklungspot. X Schadstoffpuffer X Natürliche Vegetation X X Retention v. Niederschlag X X Schwermetallen X X X X X Säure-Puffer X X X X X X Kulturpflanzen 41 (X) (X) X X (X) (X) (X) (X) X Forstliche Kulturpflanzen Wasserkreislauf (X) X (X) X X Mensch X Tiere, Pflanzen, Bodenorg. X X X (X) X X X Wasser (X) X X Nährstoffe X Schwermetalle X X X X X X Organische Schadstoffe X X X X X X X X X X X X X X X X Abbau org. Schadstoffe Wasserlöslichen Stoffen Wasserkreislauf Hamburg Abbau-, Ausgleichs, Aufbaumedium X X X X X X X X Pufferung von Säuren Kreislauf Archiv Standder: ort für X X Natur Lebensraum X Kultur Reutlingen Standort für BOKS Filter und Puffer für Natürliche Vegetation & Kulturpflanzen Bayern Rückhalt von X X X Anorganische Schadstoffe Sachsen Schadstoffpuffer Anhang 1: Bewertete Bodenfunktionen ausgewählter Methodiken und deren Eingangsgrößen (Quelle: eigene Zusammenstellung aus den Bewertungssystemen) X X Organische Schadstoffe Seltenheit Alter Intensität & Ausprägung der Eingriffe Historischer Bezug Gründigkeit Nutzbare Feldkapazität (tw. d.eff.Wurzelraumes) Luftkapazität S-Wert (Teil der KAK) Gesamtstickstoff Mikrob. Abbauvermögen Hangneigung Exposition Bodenartenschichtung Gesamtporenvolumen Grundwassereinfluß Überflutungsdynamik Sickerwasserrate Basensättigung X X X X X X X X X (X) X X (X) X X X X X X X X X X X X X X X (X) (X) X X X (X) Eingeschränkte Beeinflussung, z.B. durch Zu- bzw. Abschläge 42 X X X