Das buddhistische Lebensrad Schritt für Schritt erklärt

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Wer ein tibetisch-buddhistisches Kloster, egal ob nun in Ladakh, Tibet oder Bhutan, besucht, wird
fast immer im Eingangsbereich auch das buddhistische Lebensrad – auch Samsara genannt – treffen.
Diese Darstellung ist wie kaum eine andere eine Zusammenfassung dessen, wofür der Buddhismus
steht, und eine Erinnerung daran, dass jede unserer Handlungen auch Folgen hat. Nicht von
ungefähr also, dass schon Kindern das Lebensrad sehr früh erklärt wird.
Das buddhistische Lebensrad: Teil 1
Das Lebensrad wird von einem furchterregendem Wesen getragen, das meist als der Totengott
Yama, gelegentlich aber auch als Mara, der Gott der Verführung oder als Srinpo, ein Riese,
interpretiert wird.
Der innere Kreis
Im Zentrum des Lebensrades befindet sich ein innerer Kreis. Das Rad wird dort von drei Tieren
angetrieben: vom Hahn, der Schlange und einem Schwein. Sie beissen sich gegenseitig in den
Schwanz und stehen symbolisch für die drei Gifte unseren Lebens: der Hahn steht für die Gier, die
Schlange für den Hass und das Schwein für die Ignoranz oder Verblendung. Diese drei Gifte sind
es, die uns vorrangig im Rad des Lebens gefangen halten. Denn das Ziel ist es, sich aus diesem Kreis
der Wiedergeburten zu befreien.
Der innere Kreis wird von einem weiteren Kreis umschlossen, der sich in einen hellen und einen
dunklen Bereich Teil: der dunkle zeigt aneinander gefesselte Wesen, die von Dämonen getrieben
werden. Der hellere Bereich zeigt Menschen, die ein besseres und weniger grauenvolles Dasein zu
fristen haben.
Die sechs Bereiche des Lebensrades
Rund um den inneren Kreis finden wir die sechs Bereiche, in die wir wiedergeboren werden können.
Wir beginnen mit den nicht gerade idealen Bereichen:
1. Die Welt der Hungergeister
Die Hungergeister können wegen ihres engen Halses nichts essen und müssen daher zeit ihres
Lebens Hunger und Durst leiden. Es ist vor allem die Gier, die sie in diesen Bereich gebracht hat.
Der Buddha, der in der Darstellung des Reiches der unbefriedigenden Begierden gezeigt wird, setzt
der Gier und dem Geiz symbolisch mit dem Nektargefäß in seinen Händen die Tugend der
Freigiebigkeit entgegen. Ganz simpel also, will uns diese Darstellung sagen: Bist du gierig, sieht so
dein Karma aus. Willst du das nicht, sei großzügig und bringe Opfer.
2. Die Hölle
Wer hier landet, muss die schlimmsten Qualen, furchtbare Hitze und Kälte erleiden. Die
Darstellungen variieren und erinnern in vielerlei Hinsicht christlichen Höllenvorstellungen. Da
brennt man im Feuer, es werden einem Glieder und Genitalien abgehackt, man wird gekocht und
verspeist. Auch hier findet sich ein Buddha, der mit Wasser den Weg zur Reinigung den Pfad aus der
Hölle weist. Die simple Erklärung: Rein kommst du durch Zorn und Hass, raus durch Geduld.
3. Die Welt der Tiere
Hier landest du, wenn sich dein voriges Leben insbesondere durch Unwissenheit und
Willensschwäche ausgezeichnet hat. Auch als Tier hat man es nicht leicht, werden sie doch von den
Menschen gejagd und verspeist (oder sie verspeisen sich gegenseitig). Ebenso in diesem Bereich
findet sich ein Buddha, der meist mit dem Schwert – dem Symbol zur Zerstörung der Unwissenheit –
den Weg aus diesem Lebensbereich weist.
4. Die Welt der Menschen
Im Bereich der Menschen leiden die Menschen durch ihren Egoismus und ihre Leidenschaften an
Krankheit, Alter und Tod. Generell aber ist dieser Lebensbereich der günstigste aller sechs, da der
Mensch hier Zugang zur buddhistischen Lehre hat, und so die Möglichkeit hat, aus dem Lebensrad
auszutreten (=Nirvana). Der historische Buddha, der hier dargestellt wird, steht für diese
Möglichkeit.
5. Die Welt der Götter
Die Welt der Götter steht für Genuss und die Illusion des ewigen Glücks. Klingt doch ganz
verführerisch, möchte man meinen. Doch von hier droht die Wiedergeburt in niedere
Daseinsbereiche, denn man läuft in diesem Bereich nur zu leicht Gefahr dem Stolz und Leichtsinn zu
verfallen. Der Bodhisattva Avalokiteshvara weist hier den Weg aus diesem Bereich, indem er die
Tugend der Meditation verkündet.
6. Die Welt der Halbgötter oder Krieger
Im letzten der sechs Lebensbereiche befinden wir uns in der Welt der Halbgötter und Krieger, die
sich in ständigem Kampf und Streit mit den Göttern befinden. Sie streiten über den Besitz des
Wunschbaumes, dessen Wurzeln sich auf der Seite der Titanen, seine Krone mit reifen Früchten sich
aber auf der Seite der Götter befindet. Voller Neid kämpfen sie um den Besitz des Baumes. Es ist
also die Eifersucht, die sie im Samsara, dem Kreislauf der Geburten, gefangen hält. Der Buddha, der
in diesem Bereich erscheint, weist sie darauf hin.
Auch wenn die Welt der Menschen die erlösungsgünstigste ist, ist keine der sechs Bereiche
auswegslos. Um dies zu verdeutlichen finden sich in allen sechs Welten Buddhas, die einem den
Welt aus dem selbstgeschaffenem Dilemma weisen.
Der äussere Ring der 12 Abhängigkeiten wird in einem der nächsten Beiträge erklärt.
Lies auch unsere beiden vorigen Beiträge zum großen Thema buddhistische Ikonografie:
Die 10 wichtigsten Mudras
Die 10 wichtigsten Buddhas & Gottheiten
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Was ist eine Mudra?
Mudras sind symbolische Handgesten, die insbesondere im Hinduismus und im Buddhismus eine
große Rolle spielen. Daneben aber sind Mudras auch im indischen Tanz und Yoga wichtiger
Bestandteil – im Yoga haben sie nicht nur symbolischen Charakter, sondern sollen auch auf den
Körper und Geist wirken.
Gerade aber, wenn man sich für buddhistische Ikonografie interessiert, kommt man nicht umhin sich
auch ein wenig mit Mudras zu beschäftigen. Denn sie helfen auch bei der Identifizierung
verschiedener Buddhas, Bodhisattvas und Gottheiten (siehe dazu auch unseren Beitrag: Die 10
wichtigsten Buddhas und Gottheiten). Wir wollen euch die 10 wichtigsten Mudras im tibetischen
Buddhismus vorstellen.
Bhumisparsa Mudra – die Erdberührunggeste
Die Bhumisparsa Mudra oder Erdberührungsgeste spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte des
historischen Buddha. Während Buddha unter dem Bodhibaum meditierte, wurde er von Mara, dem
Gott der sinnlichen Begierde, durch Heimsuchungen von nackten Mädchen gestört. Doch Siddharta
ließ sich nicht von seinem Weg zur Erleuchtung abhalten und berührte mit den Fingerspitzen seiner
rechten Hand die Erde und sagte: „Die Erde soll meine Zeugin sein, ich lasse mich nicht verführen.“
Darstellung: Die rechte Hand berührt mit den Fingerspitzen die Erde (die Handflächen nach
innen), während die Beine in Meditationshaltung verweilen.
Verweist auf den historischen Buddha Siddharta Gautama
Varada Mudra – die Geste der Wunschgewährung
Die Varada Mudra ist die Geste der Wunsch- oder Segensgewährung bzw. auch des Gnadenerweises.
Sie steht symbolisch für das „Geschenk der Wahrheit“ (=die buddhistische Lehre) von Buddha. Die
fünf Finger stehen dabei für die 5 Perfektionen: Großzügigkeit, Moral, Geduld, Fleiß, meditative
Versenkung.
Darstellung: Im Gegensatz zur Bhumisparsa Mudra ist die Handfläche bei Varada nach aussen
gerichtet und hängt nach unten. Meist berührt sie dabei das rechte Bein. Die Varada Mudra findet
man meist gemeinsam mit Abhaya Mudra (siehe unten).
Die Varada Mudra findet man u.a. bei Darstellungen der grünen und weißen Tara.
Dhyana Mudra – die Meditationsgeste
Die Dhyana Mudra symbolisiert den Zustand der tiefen Versenkung während der Meditation.
Buddha hat auf diese Weise unter dem Bodhibaum meditiert.
Darstellung: Während die Beine überkreuzt sind (Meditationshaltung/Lotussitz), liegen die beiden
Hände locker im Schoß – die Daumen berühren sich dabei. Die Dhyana Mudra kann jedoch auch nur
mit einer Hand (meist der linken) dargestellt werden (halbes Dhyana Mudra – beim historischen
Buddha in Verbindung mit Bhumisparsa Mudra).
Meist findet man diese Mudra beim historischen Buddha, meist jedoch in Kombination mit
Bhumisparsa. Mit beiden Händen in Dhyana Mudra wird bspw. Amithaba dargestellt.
Abhaya Mudra – die „Fürchte Dich nicht“-Geste
Die Abhaya Mudra kann mit Ermutigungsgeste übersetzt werden. Sie symbolisiert Schutz, Frieden
und den Abbau von Furcht.
Darstellung: Die rechte Hand wird mit der Handfläche nach aussen zum Betrachter hin in der
Höhe der Brust angehoben. Man findet diese Geste oft in Verbindung mit Varada Mudra (siehe
oben).
Zu finden bei Tara- und stehenden Buddha-Darstellungen. Der fünfte Dhyani-Buddha Amogasiddhi
wird mit Abhaya Mudra dargestellt.
Dharmacakra Mudra – die Geste der Lehre
Die buddhistische Lehre (Dharma) wird symbolisch häufig als Rad (Cakra) dargestellt. Die
Dharmacakra Mudra steht damit symbolisch für die Vermittlung buddhistische Lehre und wird auch
als Predigergeste übersetzt. Die Geste steht für einen der wichtigsten Momente im Leben Buddhas,
als er seinen fünf Schülern im Park bei Sarnath die 4 edlen Wahrheiten und den achtfachen Pfad
(die wichtigsten Säulen des Buddhismus) vermittelte.
Darstellung: Beide Händer werden vor der Brust gehalten. Die rechte Hand liegt bei leicht
angewinkeltem Arm auf der Brust, die Handfläche nach außen. Die linke Hand bedeckt sie,
Handfläche nach innen. Daumen und Zeigefinger beider Hände berühren sich vermitteln das
„Anschnippsen“ des Rades der Lehre.
Diese Geste spielt eine wichtige Rolle bei der Darstellung des Buddha Maitreya (Buddha der
Zukunft) oder auch bei Tsongkhapa (Gründer der Gelugpa-Schule), denn beide sollen das Rad der
Lehre wieder zum Drehen bringen/gebracht haben, nachdem es zum Stillstand gekommen ist/kam.
Vitarka Mudra – die Geste der Diskussion
Die Vitarka Mudra ist die Geste der Diskussion und Argumentation. Wer diese Geste zeigt, wird als
Lehrer charakterisiert und untermauert damit seine Lehren.
Darstellung: Der rechte Arm ist gebeugt, die Hand mit den Handflächen nach aussen erhoben.
Daumen und Zeigefinger berühren sich und bilden damit das „Rad der Lehre“.
Man findet diese Geste bei Buddhadarstellung, jedoch auch bei Abbildungen/Skulpturen der Tara.
Tarjani Mudra – die Geste der Warnung
Nicht nur Eltern verwenden die Tarjani-Mudra
Warnung.
– auch im Buddhismus sind sie Ausdruck der
Darstellung: Die rechte Hand wird dabei vertikal vor der Brust gehalten und nur der Zeigefinger ist
nach oben ausgestreckt, während die anderen Finger und der Daumen zur Faust werden.
Man findet diese Geste vor allem bei zornvollen Gottheiten. Achtung: in manchen Quellen wird die
Tarjani Mudra mit Karana Mudra vertauscht (siehe unten).
Namaskara Mudra – die Geste des Gebets und der Begrüßung
Zwar spielt diese Mudra im tibetischen Buddhismus zwar keine sehr wichtige Rolle, trotzdem
wollten wir sie hier anführen, weil sie im Alltag Indiens noch heute sehr weit verbreitet ist. Die
Namaskara-Mudra ist die Geste der Begrüßung (Namaskar ist Hindi für „Guten Tag“), aber auch des
Gebets und der Bewunderung.
Darstellung: Bei dieser Geste sind beide Handflächen vor der Brust gefaltet. Die Finger liegen flach
aneinander und weisen nach oben.
Dieses Mudra findet man nicht bei Buddhas, sondern nur bei Mönchen, Nonnen oder Jüngern, die
damit symbolisieren, dass sie jemanden verehren (bspw. Buddha).
Karana Mudra – die Geste zur Abwehr von Dämonen
Das Karana Mudra wehrt symbolisch Dämonen ab und soll Negatives in Schach halten.
Darstellung: Bei dieser Mudra wird die Hand vertikel oder horizontal ausgestreckt und die
Handflächen nach vorne gedrückt. Die beiden mittleren Finger werden mit dem Daumen nach unten
gedrückt. Der kleine und der Zeigefinger sind ausgestreckt.
Uttarabodhi Mudra – die Geste der höchsten Erleuchtung
Das Uttarabodhi Mudra steht für die höchste Erleuchtung und soll positive Energie und Vibrationen
bringen. Wer dieses Mudra macht, soll sich auf diese Weise mit der universellen göttlichen Energie
verbinden.
Darstellung: Beide Hände werden vor der Brust gefalten. Die beiden Zeigefinger werden
aufgestellt und berühren sich. Die Daumen verschränken sich. Die restlichen Finger umschließen die
Hand.
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