MEDIEN ■ MODEN ■ MEDIZIN tion mit einem erweiterten Physiotherapie- SVGO-Empfehlungen bei Osteoporose FRAX ®: 10-Jahres-Frakturrisiko entscheidet über Therapieindikation programm bei Patienten nach Hüftfraktur untersucht. Dabei zeigte sich, dass sich durch das im Akutspital instruierte und später unbeaufsichtigt durchgeführte Physiotherapie-Heimprogramm die Sturzrate im ersten Jahr nach dem Hüftbruch um 25 Prozent reduzierte. Unter der Einnahme Die beiden Osteoporose-Fachgesellschaften am Schenkelhals, kann jedoch das verte- von täglich 2000 IE Vitamin D nahm, ver- «Schweizerische Vereinigung gegen die brale Frakturisiko unterschätzt werden. In glichen mit der üblichen Standarddosis von Osteoporose» (SVGO) und «Swiss Bone and Einzelfällen sollte dann laut SVGO bei iso- 800 IE, die Zahl der wiederholten Spitalein- Mineral Society» (SBMS) haben an einer lierter Osteoporose der Wirbelsäule eine weisungen im ersten Jahr nach der Hüft- gemeinsamen Jahrestagung Ende April Behandlungsindikation nicht allein auf fraktur um 39 Prozent ab. Die niedrigere neue Behandlungsempfehlungen präsen- dem FRAX® gründen. Rehospitalisationsrate war im Wesentlichen tiert. Bisher wird die Indikation für eine Grundsätzlich gilt, dass eine medikamen- auf die Abnahme von Sturzverletzungen medikamentöse Osteoporosetherapie bei töse Behandlungsindikation vom 10-Jah- und schweren Infektionen zurückzuführen. Auftreten einer Wirbelkörper-, einer proxi- res-Frakturrisiko und vom Alter des Patien- «Dies ist die erste Studie, die zeigt, dass malen Femurfraktur oder bei einem T-Score ten abhängig ist. «Bisher war eine Ab- eine Vitamin-D-Substitution von 2000 IE von > -2,5 in der Knochendensitometrie- nahme der Knochenmineraldichte von 2,5 der bisherigen Standarddosis von 800 IE messung von Lendenwirbelsäule oder (T-Score) für eine medikamentöse Inter- überlegen ist», sagte Bischoff-Ferrari. Es Femur gestellt. «Schwieriger ist der Thera- vention ausschlaggebend. Dieses Vorgehen handle sich zwar um eine kleine Studie, die piezeitpunkt bei peripheren Frakturen in- hatte den Nachteil, dass junge Patienten Ergebnisse seien aufgrund der hohen Zahl folge Bagatelltraumen oder bei Patienten überbehandelt und Risikopatienten oft zu an verhinderten Ereignissen dennoch kli- ohne Fraktur in der Vorgeschichte zu be- spät behandelt wurden», meinte Professor nisch relevant. «Basierend auf diesen Daten stimmen. Diese Patienten sollen zukünftig Marius Kraenzlin anlässlich der Jahres- empfehle ich, Patienten mit einer Hüftfrak- nach dem absoluten 10-Jahres-Fraktur- tagung. Nach Meinung des Basler Osteo- tur mit einer täglichen Dosis von 2000 IE risiko behandelt werden», heisst es in einer porose-Experten würde mit der Einführung Vitamin D zusammen mit dem einfachen Pressemitteilung von SVGO und SBMS. einer Physiotherapie-Heimprogramm zu behan- Dieses wird mithilfe des «fracture risk schwelle die Zahl der Behandlungen nicht deln», meinte Bischoff-Ferrari. assessement tool» (FRAX®) berechnet, das zunehmen, es käme aber zu einer anderen Tatsächlich werden laut Birkhäuser im folgende klinische Risikofaktoren berück- Verteilung. Da der T-Score von > -2,5 die klinischen Alltag schon heute höhere Vit- sichtigt und für Frauen über 45 Jahre gilt: Voraussetzung für die Übernahme der Be- amin-D-Dosen eingesetzt. «Entscheidend ■ bereits erlittene Fraktur handlungskosten durch die Krankenkassen für die Fraktur- und Sturzprävention ist ■ proximale Femurfraktur eines Elternteils bildet, kann auf die Untersuchung jedoch die Höhe der 25(OH)-D-Konzentration im ■ BMI <20 vorläufig nicht verzichtet werden. «Die Ver- Blut», sagte er. Man wisse bereits aus frü- ■ Nikotin-/Alkoholkonsum handlungen zwischen den Vertretern der heren Studien, dass der 25(OH)D-Schwel- ■ Steroidtherapie Fachgesellschaften, dem BAG und den Kos- lenwert für eine optimale Fraktur- und ■ rheumatoide Arthritis tenträgern müssen diesbezüglich eingelei- Sturzprävention bei 75 nmol/l oder höher ■ andere sekundäre Ursachen tet werden», sagte Professor Martin Birk- liege. Damit dieser Zielwert erreicht wird, ■ Knochenmineralgehalt (DXA) am Femur häuser, Präsident der SVGO. empfiehlt die «International Osteoporosis altersabhängigen Interventions- Foundation» (IOF) Personen ab 60 Jahren (nicht zwingend erforderlicher Parameter). täglich 800 bis 1000 IE Vitamin D einzu- Bei der Berechnung des Frakturrisikos nach Vorteile für hohe Vitamin-DDosis? FRAX® werden eine erhöhte Knochen- Anlässlich der Jahrestagung wurde auch 25(OH)D-Konzentration im Blut bestimmt abbaurate, Stürze und eingeschränkte Mo- der diesjährige SBMS-Award für klinische und wenn nötig entsprechend behandelt bilität nicht berücksichtigt. Während bei Forschung vergeben. Er ging an die Profes- werden. So lauten die aktuellen Empfeh- einer Steroidtherapie das Frakturrisiko un- sorin Heike Bischoff-Ferrari vom Univer- lungen, die anlässlich des Weltkongresses abhängig vom Knochenmineralgehalt er- sitätsspital Zürich. Der mit 10 000 Franken für Osteoporose anfangs Mai in Florenz höht ist, hängt das Frakturrisiko bei allen dotierte Forschungspreis wurde von der vorgestellt wurden. anderen sekundären Ursachen von der Firma Merck Sharp & Dohme-Chibret AG Knochendichte ab, heisst es in den SVGO- Schweiz gestiftet. Bischoff-Ferrari hatte in Empfehlungen. Zusammenarbeit mit ihren Kollegen Robert FRAX® basiert auf Messungen am Ober- Theiler und Andreas Platz vom Zürcher schenkelhals. Ist allerdings der T-Score an Stadtspital Triemli, den Einfluss einer der LWS mindestens um 1,5 niedriger als hohen Vitamin-D-Substitution in Kombina- 508 ARS MEDICI 13 ■ 2010 nehmen. Bei Risikopatienten sollte die SVGO/UB Weitere Informationen unter www.SVGO.ch