Orthopädische Universitätsklinik Essen Klinik und Poliklinik für Orthopädie u. Evangelisches Krankenhaus Werden Direktor Prof. Dr. med. F. A. Löer Fachinformation: Hüftultraschall-Untersuchung bei Neugeborenen - Kurzinformation (von D. Herz u. J. Pförtner) Diese Information ist eine allgemeine Erklärung und Darstellung medizinischer Zusammenhänge unserer Klinik ohne Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit, sie spiegelt unsere derzeitige medizinische Auffassung wider. Herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Kindes! Die Klinik für Orthopädie bietet in Zusammenarbeit mit Ihrer Geburtsklinik an, bei allen Neugeborenen in den ersten Lebenstagen eine HüftultraschallUntersuchung durchzuführen. Dies erfolgt üblicherweise montags und freitags auf der Neugeborenenstation. Weiterhin bi etet die Poliklinik der Orthopädie eine eigene Hüftultraschall-Sprechstunde mittwochs an, für Babys, die nicht untersucht wurden, bei denen Auffälligkeiten bestanden oder eine Therapie durchgeführt wird. Hierzu ist eine telefonische Anmeldung bei Frau Sauer (Tel. 0201 - 723 - 3162) sowie ein "Poliklinik-Berechtigungsschein" Ihres Kinderarztes notwendig. Darüber hinaus gehört eine weitere Hüftultraschall-Untersuchung routinemäßig zur sog. "U3"-Untersuchung, die bei Ihrem Nachwuchs zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche durchgeführt we rden sollte. Jedoch ist die beste Zeit, in der ein Baby selbständig eine Nachreifung des Hüftgelenkes erzielen kann, in den ersten sechs Wochen. Daher bieten wir die Untersuchung als Service direkt nach der Geburt an. Die nachfolgenden Abschnitte sollen Sie kurz über das Verfahren, seinen Nutzen und mögliche Konsequenzen informieren. Dies ersetzt jedoch kein ärztliches Gespräch, oder konkrete individuelle Therapiesituation. Gern beantworten wir Ihnen alle weiteren Fragen. Weitere Informationen finden Sie auch auf unserer Homepage (www.uni-essen.de/ Orthopaedie/). Abb. 1: Hüftultraschall-Untersuchung bei einem Neugeborenen auf der Neugeborenenstation der Frauenklinik. Die Ultraschalluntersuchung ist ungefäh rlich, sie dauert meist nur wenige Sekunden, und tut nicht weh. Die Ultraschallwellen sind so gering dosiert, dass keine rlei Gewebeerwärmung oder andere Schäden auftreten können. Die Kinder werden für die Untersuchung auf der Seite gela- Die Orthopädische Universitätsklinik Essen informiert: 2/2 gert und von einer Kinderkrankenschwe ster festgehalten – das allerdings mögen viele Kinder in ihrem neu gewonnenen Bewegungsdrang nicht (Abb. 1). Der Ultr aschallkopf wird seitlich aufgesetzt, so dass die knöchernen Ränder der Hüftpfanne und vor allem die Tiefe der Gelenkpfanne dargestellt werden können. Je nach Tiefe des Hüftgelenks wird die Hüftreife nach Graf klassifiziert. Bei einer Typ-I-Hüfte (in etw a 80%, Abb. 2) liegt ein ausgereiftes Hüftgelenk vor, weitere Ma ßnahmen sind nicht notwendig. Die Typ-IIA-Hüfte ist in etwa 20% anzutreffen und stellt eine "Physiologische Reifungsverzögerung" dar, in der Regel reift die Hüfte selbständig in den nächsten drie Monaten nach. Es wird daher eine Kontrolle empfohlen, und bei Werten im unteren Bereich kann auch breites Wickeln die Reifung fördern. Hingegen sind Hüftgelenke mit Typ II C oder Typ II D Hüftdysplasien (e twa 1%), die mit einer Spreizhose versorgt werden sollten. Durch eine Spreizhose wird die Hüfte gebeugt und abgespreizt, weshalb der Gelenkdruck aus dem nachzureifenden Pfannenerker tief ins Hüftgelenk verlagert wird. So kann der Pfanne nerker selbständig nachreifen. Eine Spreizhose ist meist über drei Monate rund um die Uhr (außer zum Baden) zu tragen, da es bei den Babys solange zu einer Nachreifung kommen kann. Ist der Hüftkopf schon weitgehend (Typ III) oder ganz (Typ IV) nach außen oben aus dem Hüftgelenk ausgetreten, spricht man von einer Hüftluxation, die aber sehr selten ist und nur bei etwa jedem tausendsten Baby gefunden wird. Dann muss eine Einrichtung des Gelenkes und Sicherung im Becke nbeingips erfolgen, um eine Nachreifung sicher gewährleisten zu können. Abb. 2: Hüftultraschall-Bild (A) und Skizze (B) eines physiologischen Hüftgelenks. Beachten Sie die rechtlichen Hinweise unter www.uni-essen.de/orthopaedie. (C) J. Pförtner, D. Herz, Orthopädische Universitätsklinik Essen, Januar 2007