Grundzüge der Internationalen Politik 1. Entwicklung und Funktionen von Theorien der Wissenschaft von den Internationalen Beziehungen 2. Was ist internationale Politik? Grundbegriffe und Abgrenzung zur Außenpolitik 3. Zentrale Begriffe der realistischen Theorie 4. Zentrale Begriffe der idealistischen Theorie 5. Die Systematik der beiden Großtheorien Einleitung 1 6. Zentrale Fragestellung der IB Forschung im Kontext der beiden Großtheorien 6.1. Sicherheit 6.2. Krieg 6.3. Konflikt 6.4. Allianzen 6.5. Internationale Organisation Einleitung 1 Unterschiedliche Ansätze zur Einführung in die internationalen Beziehungen 1. Zeitgeschichtlich entlang der Linien der aktuellen Politik 2. Umfassend: Staat, Gesellschaft und internationale Politik (Problem der Analyseebene) 3. Theorie-additiv (Realismus, Idealismus, Funktionalismus, Föderalismus 4. Teilbereiche (internationale Organisationen, internationale Regime) Zentrale Begriffe Theorie-Auseinandersetzung Empirie (mit illustrierendem Charakter) Einleitung 2 Evans, Graham/Newnham, Jeffrey: The Penguin Dictionary of International Relations, London 1998 King, Gary/Keohane, Robert O./ Verba, Sidney: Designing Social Inquiry, Princeton 1994 Morgenthau, Hans J.: Politics among Nations: The Struggle for Power and Peace, McGraw Hill 1993 Gilpin, Robert: War and Change in World Politics, Cambridge 1981 Waltz, Kenneth: Theory of International Politics, McGraw Hill 1979 Keohane, Robert/Nye, Joseph: Power and Interdependence, London 2000 Literatur Übersicht Lehrabschnitt 1: Die Entwicklung und Funktionen von Theorien der Wissenschaft von den Internationalen Beziehungen 1) Bedeutung und Funktionen von Theorien 2) Wahrnehmung und Analyse 3) Ideen- und sozialgeschichtliche Entwicklung der Theorien internationaler Beziehungen 4) Zusammenfassung: Bedeutung und Funktionen von Theorien 5) Empirisch-analytische und normative Theorien 6) Wissenschaftliche Ausrichtung und ihre Bedeutung Folie Theorie 0 7) Typologie von Großtheorien der internationalen Beziehungen 8) Differenzierung der Analyseebenen 9) Die Entwicklung der wissenschaftlichen Schulen der Internationalen Beziehungen 10) Exemplarische Diskussion: Frieden und Kooperation. Folie Theorie 0 ? Fragestellung ? Selektion Ordnung ! Erklärung ! Folie Theorie 1 Folie Theorie 2 Funktionen von Theorie (Frei) 1. Selektionsfunkton 2. Ordnungsfunktion 3. Erklärungsfunktion - maximale Leistungsfähigkeit - Konsistenz - Falsifizierbarkeit Folie Theorie 3 Grenzen der Wahrnehmung liegen… in den Fähigkeiten des Betrachtenden, im Vorgang des Betrachtens, in den Prämissen der Theorie. Folie Theorie 4 Theorien sollen ...weit sein ...tief sein ...in sich logisch sein ...eine systematischkausale Erklärung geben ...überprüfbar sein (Falsifikation) Folie Theorie 5 Hobbes Kant Grotius Hans Morgenthau Norman Angell Hedley Bull Woodrow Wilson Realismus Idealismus Englische Schule Folie Theorie 6 Aus: Wichard Woyke (Hrsg.) (20008): Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen: Leske + Budrich, S.442. Folie Theorie 6a Aus: Wichard Woyke (Hrsg.) (20008): Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen: Leske + Budrich, S.442 f. Folie Theorie 6b 1. Weltkrieg Idealismus 2. Weltkrieg Endes des Ost-WestKonflikts Realismus Konstruktivismus Folie Theorie 7 Theorien sind Sätze von Aussagen, die • in einem logischen Zusammenhang stehen, • einer wissenschaftlichen Untersuchung als Bezugsrahmen dienen (Selektion), • eine begrifflich-systematische Ordnung der Ergebnisse ermöglichen (Ordnung), • systematisch-kausale Aussagen ermöglichen (Erklärung) und auf diesen Grundlagen Prognosen erlauben. Folie Theorie 8 Aus: Wichard Woyke (Hrsg.) (20008): Handwörterbuch Internationale Politik, Opladen: Leske + Budrich, S. 431. Folie Theorie 8a Normative Theorien Es gibt allgemein gültige Werte, oder: sie können durch theoretische Anstrengung gesetzt werden Empirisch-analytische Theorien Intersubjektive, überprüfbare Beschreibung und Erklärung von Beobachtbarem Das Gute und Richtige ist erkennbar Es gibt Gesetzmäßigkeiten im sozio-politischen Leben Das Gute kann handlungsbestimmend werden Die Methoden der Erkenntnisgewinnung müssen expliziert werden Theorie soll Anleitung für Handeln geben Möglichkeit der Falsifikation Werte als erkenntnisleitende Interessen Analyse und Bewertung sind strikt zu trennen Folie Theorie 9 „Die Suche nach Erkenntnis sollte von der Absicht angeleitet werden, die Existenz des einzelnen zunächst zu erhalten (Sicherheit) und sodann zu entfalten (wirtschaftliche Wohlfahrt und Partizipation an der Herrschaft). Daraus resultiert für die Außenpolitik und für die internationale Politik der oberste Wert der Vermeidung und zunehmenden Beseitigung der Möglichkeit der Anwendung organisierter militärischer Gewalt.“ (Czempiel) Folie Theorie 10 Der Szientismus 1) Traditionelle geisteswissenschaftliche Methoden kennzeichneten die Politikwissenschaft als Wissenschaft des Verstehens, der Interpretation, der Intuition und Erfahrung, der Hermeneutik. 2) In den 60er Jahren entwickelte sich die Politikwissenschaft zunehmend zur Sozialwissenschaft, in der szientistische Methoden angewandt werden. Die Aufgabe bestand darin, analog zu den naturwissenschaftlichen Methoden, sozialwissenschaftliche Methoden auszubilden. Folie Theorie 11 3) Dem Szientismus verwandte Wissenschaftsbegriffe sind Positivismus (Aussagen, die sich auf das tatsächliche und nicht auf Normen beziehen) Empirismus (Aussagen, die sich auf empirisch fassbare Tatsachen beziehen) Behaviorismus (Aussagen, die sich auf messbares menschliches Verhalten beziehen) Folie Theorie 11 Grundsätze des Szientismus 1) Die Forschung ist theoriegeleitet und ihr Ziel ist die Erklärung des Analysegegenstandes, auf der Prognosen aufbauen können. 2) Es werden empirische Regelmäßigkeiten gesucht, die als Gesetzesaussagen formuliert werden sollen. Dabei werden nicht nur unabhängige und abhängige Variablen untersucht, sondern auch intervenierende Variablen berücksichtigt. Folie Theorie 11a 3) Alle Aussagen müssen objektiv und nachprüfbar sein, also auf beobachtbaren Tatsachen beruhen, die von anderen überprüft werden können. Dies gilt für die Begriffe, die Messinstrumente und die Untersuchten/Befragten. 4) Datenerhebung und Datenauswertung müssen transparent sein. Die Forschungstechniken sind Interviews, Fragebögen, Inhaltsanalyse, standardisierte Beobachtung, Statistiken, Experimente, repräsentative Stichproben. Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen den Variablen zu erklären. Folie Theorie 11a 5) Alle Aussagen sollen auf beobachtbarem Verhalten basieren, für (Groß) Gruppen, Organisationen, Staaten und Staatenverbunde ergeben sich hierbei besondere methodische Probleme. 6) Die Vorgehensweise ist induktiv, zuerst werden empirische Regelmäßigkeiten beobachtet, erst später können allgemeine Aussagen formuliert werden. 7) Ziel der Forschung sind Aussagen über das tatsächliche, nicht über normative Forderungen und Werturteile. Folie Theorie 11a 8) Das Ziel ist Grundlagenforschung und nicht anwendungsorientierte Politikfeldforschung. 9) Über die methodische Gleichausrichtung können Sozialwissenschaften interdisziplinär arbeiten. Folie Theorie 11a Traditionalistische Kritik am Szientismus 1. Aufgrund seiner strikten Methodologie konzentriert sich der Szientismus auf Detailprobleme der Messung und trägt zum Verständnis der internationalen Politik und zur Urteilsfähigkeit wenig bei. 2. Der Szientismus hält seine rigide Methodologie nicht durch und greift auf traditionelle Methoden zurück. Folie Theorie 11b 3. Die internationalen Beziehungen sind in ihrem Kern quantitativ nicht zu erfassen, weshalb sich szientistische Einsichten auf Einzelphänomene konzentrieren. 4. Modelle sind nicht in der Lage, die internationalen Beziehungen zu erklären. 5. Die Konzentration auf quantifizierbare Tatsachen und Vorgänge erfasst die Unterschiede zwischen den gezählten Einheiten nicht. Folie Theorie 11b Folie Theorie 12 Das Problem der Wahrnehmung in szientistischen und traditionellen/reflexiven Theorien In szientistischen Theorien ist Perzeption die Wahrnehmung einer objektiven Umwelt, und das methodische Problem besteht darin, den Vorgang des Beobachtens zu reflektieren. In reflexiven Theorien gibt es keinen objektiven Gegenstand der Erkenntnis, sondern dieser ist selbst Ergebnis eines Interpretationsvorganges. Das methodische Problem besteht darin, die Interpretation einer Interpretation, gebunden an die eigene Raum, Zeit und SpracheInterpretation zu unternehmen. Folie Theorie 12a Folie Theorie 13 Quelle: Reinhard Meyers (1997): „Grundbegriffe und theoretische Perspektiven der Internationalen Beziehungen“, in: BfpB (Hrsg.): Grundwissen Politik, Bonn, 3. Aufl., S. 313-434, S. 330. Folie Theorie 14 Die großen Debatten 1. Debatte Idealismus versus Realismus (TheorieDebatte) 2. Debatte Traditionalismus versus Szientismus (MethodenDebatte) 3. Debatte Neo-Realismus versus Neo-Institutionalismus (Theorie-Debatte) 4. Debatte Szientismus versus Sozialkonstruktivismus (Methoden-Debatte) Folie Theorie 14a Folie Theorie 15 Ausdifferenzierung nach Bereichstheorien Friedens- und Konfliktforschung Kriegstheorien Integrationstheorien Ausdifferenzierung nach Analyseebene Theorie des internationalen Systems Theorie der bürokratischen Politik Politische Psychologie Folie Theorie 15a Analyseebenen Analysegegenstand Individuum Personen / Gruppen Akteur Staat /gesellschaftliche Akteure Struktur System Folie Theorie 16 Analyseebenen Individuum • Rolle von Personen in den internationalen Beziehungen • Weltbilder; belief systems • Kontexte der individuellen Entscheidungsfindung • Interessen der Einzelnen • Öffentliche Meinung Staaten/Akteure • Aggregierung von Interessen • Verhalten von Staaten und anderen Akteuren (output) • Herrschaftssystem und Außenpolitik • Implementation außenpolitischer Entscheidungen Folie Theorie 16a Internationales System • Struktur und outcome • Anarchie und Kooperation • Machtasymmetrie • Konfiguration Folie Theorie 16a Analyseebenen + Methodik Analyseebenen Untersuchungs- Methodik exempl. Theorie gegenstand u.a. Beobachten psychologische Verhalten Datenerhebung Ansätze Individuum Simulation Beziehung Experiment groupthink Verhalten Spieltheorie Beziehung Integrationstheorie Akteur System Struktur Modellbildung Neo-Realismus Folie Theorie 16b Beispiel 1: Frieden In der ideengeschichtlichen Tradition von Hobbes: Naturzustand und Gewaltmonopol Kant: Aufklärung und Partizipation Grotius: Verrechtlichung der internationalen Beziehungen Folie Theorie 17 Beispiel 2: Kooperation Der Neo-Realismus gelangt zu dem Ergebnis, dass Kooperation auch bei gleichen Interessen nur schwer zustande kommt. Staaten müssen ihre Sicherheit autonom gewährleisten und achten deshalb auf die relativen Gewinne aus Kooperation. Sie kooperieren nur, wenn sie die Gewinnverteilung für vorteilhaft erachten. Der Neo-Institutionalismus gelangt zu dem Ergebnis, dass Kooperation wahrscheinlicher wird, wenn Interaktionen auf Dauer gestellt (= institutionalisiert) werden. Transparenz, Information, Sozialisation, Lernen und Kontrolle sowie der „Schatten der Zukunft“ senken die Transaktionskosten für Kooperation und lassen sie wahrscheinlicher werden. Folie Theorie 18