Aus der Abteilung für Biochemische Endokrinologie Institut für Physiologische Chemie des Universitätskrankenhauses Eppendorf in Hamburg Abteilungsdirektor Professor Dr. med. Hans Joachim Seitz SCHNELLE EFFEKTE DER SCHILDDRÜSENHORMONE UND SPEZIELL VON 3,5-L-DIJODTHYRONIN ( 3,5-L-T2 ) AUF DEN INTERMEDIÄRSTOFFWECHSEL DER LEBER UND DER NIERE ODER DAS EINMALEINS DER LEBER- UND NIERENPERFUSION DISSERTATION ZUR ERLANGUNG DES GRADES EINES DOKTORS DER MEDIZIN dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg vorgelegt von NIELS KÖSTER AUS HAMBURG HAMBURG 1998 Yvette und Thiess-Richard, meiner Familie, meinen Großeltern, Jan Peter, Annemarie und Günther ERKLÄRUNG Ich versichere ausdrücklich, daß ich die Arbeit selbständig und ohne fremde Hilfe verfaßt, andere als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe ( Auflage und Jahr des Erscheinens ), Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe, und daß ich die Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter an einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig um Zulassung zur Promotion beworben habe. ______________________ Niels Köster Angenommen von dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg am : 15. Oktober 1998 Gedruckt mit Genehmigung des Fachbereichs Medizin der Universität Hamburg Sprecher : Prof. Dr. med. H.-P. Leichtweiß Referent : Prof. Dr. med. H.-J. Seitz Korreferent : Prof. Dr. med. G. Mayr 4 Inhaltsverzeichnis I II Einleitung 8 Physiologie und Pathologie der Schilddrüsenhormone 8 Hormonproduktion 10 Hormontransport, Metabolismus und Elimination 11 Hormonaktion 12 Fragestellungen 16 Material und Methoden 17 1. Tierhaltung und Provokation der Hypothyreose 17 2. Rezyklierende Leberperfusion und ihre Standardisierung 18 3. Offene Leberperfusion und ihre Standardisierung 21 4. Isolierte Mitochondrien aus Rattenhepatozyten und ihre Standardisierung 22 5. Isolierte Nierenperfusion und ihre Standardisierung 25 6. Bestimmung des Sauerstoffverbrauchs 27 7. Spektrophotometrische Bestimmungen 28 Protein-Bestimmung 28 Substratbestimmungen 28 Bestimmung von Enzymaktivitäten 30 8. Substanzen 31 9. Statistische Auswertung 32 Ergebnisse 33 1. Rezyklierende Leberperfusion 33 1.1 Sauerstoffverbrauch der isoliert rezyklierend perfundierten Leber III 1.2 hypothyreoter, männlicher und gehungerter Ratten 33 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 35 5 Inhaltsverzeichnis 1.3 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei perfundierten Lebern weiblicher Ratten 1.4 37 Vergleich der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs bei männlichen und weiblichen Versuchstieren 38 1.5 Steigerung der eingesetzten Hormonkonzentration 40 1.6 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert rezyklierend perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter Ratten nach kohlenhydratreicher Diät 1.7 42 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert rezyklierend perfundierten Lebern weiblicher, hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährter Ratten 46 Zusammenfassung der Ergebnisse III.1 2 Kombiniert offene und rezyklierende Leberperfusion 2.1 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei offen 52 54 und rezyklierend perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter und gehungerter Ratten 2.2 55 Steigerung der Glucoseproduktion bei offener und rezyklierender Leberperfusion durch 3,5-L-T2 2.3 Steigerung der Harnstoffproduktion bei offener und rezyklierender Leberperfusion durch 3,5-L-T2 2.4 3 58 59 Perfusionsdruck und Kaliumkonzentration im Perfusat 61 Zusammenfassung der Ergebnisse III.2 62 Einfluß von Ionenkanalblockern auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern hypothyre- oter, gehungerter, männlicher Ratten durch 10-10 M 3,5-L-T2 3.1 63 Einfluß von Ouabain auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 3.2 63 Einfluß von Nifedipin auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 65 6 Inhaltsverzeichnis 3.3 Einfluß von SITS auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 3.4 4 67 Einfluß von Amilorid auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 69 Zusammenfassung der Ergebnisse III.3 70 Einfluß von 3,5-L-T2 auf die oxydative Phosphorylierung bei isolierten Mitochondrien der Rattenleber 72 Zusammenfassung der Ergebnisse III.4 75 5 Isolierte Nierenperfusion 76 5.1 Einfluß von 3,5-L-T2 bei isolierter Nierenperfusion hypothyreoter Ratten 5.2 76 Einfluß von 3,5-L-T2 bei isolierter Nierenperfusion euthyreoter Ratten 77 Einfluß von 3,5-L-T2 auf kultivierte Mesangiumzellen 78 Zusammenfassung der Ergebnisse III.5 79 Diskussion 81 1 Induzierte Hypothyreose durch Na131J i.p. 81 2 Die isolierte Leberperfusion als Modell der Wahl zur Untersu- 5.3 IV chung der schnellen Wirkungsweise von Schilddrüsenhormonen 82 3 Der Effekt von 3,5-L-T2 auf Gluconeogenese und O2-Verbrauch 83 4 Einfluß der Ernährung auf den Effekt von 3,5-L-T2 5 Einfluß des Geschlechts auf den Effekt von 3,5-L-T2 6 Untersuchungen zum Mechanismus der Wirkung von 3,5-L-T2 86 87 bei rezyklierender und offener Leberperfusion 89 7 Einfluß von Ionenkanalblockern auf den Effekt von 3,5-L-T2 92 8 Wirkung von 3,5-L-T2 auf isolierte Mitochondrien aus Hepatozyten in vivo 97 7 Inhaltsverzeichnis 9 Organspezifität der Wirkung von 3,5-L-T2 100 V Zusammenfassung 103 VI Literaturverzeichnis 104 Anhang Abkürzungsverzeichnis 110 Danksagungen 112 Lebenslauf 113 8 Einleitung I EINLEITUNG Physiologie und Pathophysiologie der Schilddrüsenhormone Zu den physiologischen Funktionen der Schilddrüse gehört die Sekretion der Schilddrüsenhormone Thyroxin ( Tetrajodthyronin, T4 ) und Trijodthyronin ( T3 ). Sie beeinflussen eine ganze Reihe von metabolischen Prozessen, wie den Stoffwechselgrundumsatz, kardiale und neurologische Funktionen sowie das Wachstum u.a. mehr. Die Einordnung der Schilddrüsenhormone in den hormonellen Regelkreis von Synthese und Sekretion zeigt Abb. 1. Hypothalamus TRH Hypophysenvorderlappen TSH Schilddrüse T3 Albumin/Präalbumin/TBG T4 Ziel-Gewebe Abb. 1 Hypothalamus-Hypophysen-Schilddrüsen-Achse : Schematische Darstellung der hormonellen Steuerung von Produktion, Ausschüttung und Transport der Schilddrüsenhormone. Schilddrüsenerkrankungen äußern sich in quantitativen oder qualitativen Veränderungen der Hormonsekretion bzw. in einer Größenzunahme der Schilddrüse oder in beidem. 9 Einleitung Die Hypothyreose teilt man in angeborene und erworbene Formen ein. Eine Schilddrüseninsuffizienz prä- oder perinatal kann als irreversible Folge das Krankheitsbild des Kretinis-mus verursachen, das sich im Kindesalter durch Entwicklungsstörungen besonders der Sinnesorgane, der Haut und des Skeletts sowie einer geistigen Retardierung auszeichnet. Im Erwachsenenalter verursacht eine Unterfunktion der Schilddrüse das klinische Erscheinungsbild der Hypothyreose oder Myxödem mit reduziertem kalorischen Verbrauch ( Hypometabolismus ) als prinzipiellem Erscheinungsbild. Meistens handelt es sich bei der Hypothyreose um eine ungenügende Produktion einer primär gestörten Schilddrüsenfunktion ( primäre Hypothyreose ). Bei unzureichender Stimulation oder Ausfall der Stimulation der Schilddrüse durch niedriges oder fehlendes TSH handelt es sich um eine sekundäre Hypothyreose, und bei mangeldem TRH liegt eine tertiäre Hypothyreose vor. Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion leiten sich von einer Minderung des Stoffwechselgrundumsatzes ab und hierdurch bedingt eine erniedrigte Wärmeproduktion. Mit einer die ( primäre ) Hypothyreose begleitenden Fettstoffwechselstörung gehen typischer-weise erhöhte Cholesterinspiegel einher. Klinisch kann bei ausgeprägter Unterfunktion der Schilddrüse im Erwachsenenalter eine Herzinsuffizienz, wie auch eine eingeschränkte physische sowie geistige Leistung imponieren. Nicht zuletzt kommt es aufgrund einer unzureichenden Sekretion von Thyroxin ( T4 ), deren Folge eine permanente Stimulation der Schilddrüse zur Hormonproduktion ist, zur Hyperplasie der Drüse und zur Ausbildung eines Kropfes. Eine Überfunktion der Schilddrüse mit erhöhten Hormonspiegeln von T3 und/oder T4 hat das Krankheitsbild der Hyperthyreose, bzw. bei exzessiver Hormonsekretion die Thyreo-toxikose zur Folge. Als Symptome des Hypermetabolismus resultieren Gewichtsabnahme, Wärmeintoleranz, Tachykardie, arterieller Hypertonus und Nervosität. Klinisch imponieren Patienten in ausgeprägten Fällen durch eine physische und psychische Unruhe. Auch bei der Hyperthyreose kann es zu einer Vergrößerung der Schilddrüse ( Struma ) kommen, bis hin zur Ausbildung eines Kropfes. Besonders ausgeprägt ist dies bei der von 10 Einleitung Basedow´schen Erkrankung der Fall mit dem zusätzlichen typischen Symptom des Exophthalmus. Die Hyperthyreose führt graduell zu einer Steigerung des Stoffwechselgrundumsatzes und in ausgeprägten Fällen zur Einstellung einer katabolen Stoffwechsellage. Hierbei kommt es zu vermehrtem Proteinabbau und zur Mobilisierung von Fettreserven. Die damit einher-gehende Erhöhung des Sauerstoffverbrauchs und die gesteigerte Wärmeproduktion läßt sich durch Messung des Sauerstoffverbrauchs im Stoffwechselgrundumsatz ( BMR ) nachweisen ( 8 ). Hormonproduktion Die Tagesproduktion der Hormone der Schilddrüse beträgt 83-93 µg T 4 ( 11, 67, 84 ), 9 µg T 3 und 0,9 µg rT 3 ( 11, 64 ). Das im Blut zirkulierende T4 wird vollständig in der Schild-drüse gebildet. Die tägliche Gesamtproduktion für T3 beträgt jedoch 30 µg ( 22,6 - 44,8 µg) ( 7, 11, 57, 84 ) und für rT3 beträgt sie 28 µg ( 97,5 % extrathyroidale Dejodierung von L-T 4 ) ( 11 ). Zustande kommt diese Menge durch Monodejodierung des von der Schilddrüse produzierten T4, davon ca. 41 % zu T3 und ca. 38 % zu rT3, in peripheren Geweben. Beim T3 sind nur etwa 20 %( 46 ) direkt thyroidaler Herkunft . 80% des T3 sind Produkt aus den peripheren Geweben durch das verantwortliche Enzym Monodejodinase Typ I, welches L-T4 zunächst in 5´-Position am Außenring unter Beteiligung eines R-SH vorwiegend in Leber und Niere dejodiert ( 17 ). Von der Tagesgesamtproduktion des T3 werden zwischen 29 und 56 %, vom rT3 ca. 28 % weiter dejodiert. Weitere Untersuchungen zu den einzel-nen Dejodierungsschritten ergaben, daß praktisch das gesamte 3,5-L-T2 durch Dejodierung am Phenolring des 3,5,3´-L-T3 entsteht, katalysiert durch die Enzyme Monodejodinase Typ I und II und täglich 0,6 - 2,9 µg beträgt ( 17, 18, 21, 50 ). Durch weitere Dejodierungs-schritte entsteht zuletzt das L-Thyronin ( s. Abb. 2 ). Die bekannten therapeutisch verwendeten antithyroidalen Agenzien, wie Derivate des Thioharnstoffs und Mercaptoimidazole entfalten komplexe Wirkung auf die Hormonbiosynthese. Sie inhibieren die initiale Oxidation, dh. organische Bindung von Jod an das Tyrosingrundgerüst, sodaß die Konzentration von Dijodtyrosin ( DIT ) in Relation zu 3,3´,5,5´-Tetraiodo-L-Thyronin ( T4 ) 11 Einleitung Monodejodinase Typ I und II Monodejodinase Typ I und III 3,5,3´-Tiiodo-L-thyronin ( T3 ) 3,3´,5´-Triiodo-L-thyronin ( rT3 ) 3,5-Diiodo-L-thyronin ( T2 ) 3,3´-Diiodo-L-thyronin 3´,5´-Diiodo-L-thyronin 3-Iodo-thyronin 3´-Iodo-thyronin Thyronin Abb. 2 Dejodierungsschema der Schilddrüsenhormone, modifiziert nach J. Köhrle ( 38 ). Neben der Monodejodinase Typ I werden zwei weitere Typen II und III beschrieben, wobei Typ II in verschiedenen Geweben, wie Hypophyse, Gehirn und braunem Fettgewebe vorkommt und Typ III als Isoenzym bei neonatalen Ratten, sowie in der Placenta von Mensch und Ratte vorkommt ( 17, 48 ). Wie Auf´mkolk et al., sowie Leonard et al. und andere Arbeitsgruppen zeigen konnten, ist die Monodejodinase Typ I durch Propylthiouracil ( PTU ) hemmbar ( 3, 17, 48 ). Monojodtyrosin ( MIT ) sinkt. Dadurch wird die Verbindung der Iodotyrosine zu den hormonell aktiven Iodothyroninen blockiert. Hormontransport, Metabolismus und Elimination Im Blut sind T3 und T4 an Plasmaproteine gebunden ( Thyroxin bindendes Globulin TBG, T4-bindendes Präalbumin TBPA, Albumin) . Zwischen T4 und den Proteinen stellt sich ein Bindungsgleichgewicht ein, wobei nur ca. 0,03 % des Hormones frei vorliegen. Beim T3 liegen ca. 0,3 % in der freien Form vor. Nur die freien, ungebundenen Hormonanteile ge-langen in die Gewebe und können dann ihre Wirkungen entfalten. Primäre Schwankungen der Schilddrüsenhormone bewirken persistierende Verschiebungen der Konzentration von freiem Hormon im Verhältnis zum Gesamthormon, da die homöosta- 12 Einleitung tischen Mechanismen die Konzentration des freien Hormones nicht durch eine Veränderung der TBG Konzentration normalisieren können. Die Konsequenz ist eine Veränderung des metabolischen Status. Schilddrüsenhormone unterliegen metabolisch hauptsächlich einer schrittweisen Dejodie-rung einzelner Jodatome ( Monodejodierung ) bis hin zum Thyroningerüst ( s. Abb. 2 ). Im Falle der Monodejodierung von T4 wird T3 erzeugt ( T3-Neogenese ) . Und da ca. 30 % des T4 zu T3 konvertiert wird und zusätzlich T3 eine höhere metabolische Potenz verglichen mit T4 entwickelt, könnte man T4 als Prohormon und T3 als das eigentlich aktive Hormon bezeichnen, das durch die Monodejodierung erzeugt wird. 80 % des im Blut zirkulierenden T3 wird durch Monodejodierung in verschiedenen Organen, insbesondere der Leber und der Niere aus T4 erzeugt, der Rest direkt durch die Schilddrüse. 40 % des gesamten T4 wird ebenfalls durch Monodejodinase Typ I in 5-Position dejodiert ( Innenring ); es entsteht 3,3´,5´-Trijod-L-thyronin ( rT3 ), welches, wenn überhaupt nur geringe metabolische Aktivität entfaltet. Ein weiterer Stoffwechselweg von T4 und T3 ist die Konjugation in der Leber, prinzipiell mit aktivierter Glucuronsäure und Schwefelsäure, wo-ran sich Dejodierung und biliäre Elimination anschließen ( 17 ). 20 % der gesamten T4 und T3 Menge werden an der Alaninseitenkette oxidativ desaminiert und decarboxyliert, wodurch Tetrajod- und Trijodthyroacetat ( Tetrac bzw. Triac ) entste-hen, die nur eine geringe biologische Aktivität aufweisen. Hormonaktion Schilddrüsenhormone beeinflussen das Wachstum und die Entwicklung von Geweben, insbesondere bei Gehirn, Knochen und Muskulatur. Ebenso wird der Gesamtenergieverbrauch und der Umsatz von Substraten, wie Glucose, Fettsäuren und Aminosäuren von den Hormonen der Schilddrüse gesteuert, inklusive ihrer selbst. Die genauen Mechanismen und zellulären Ebenen, auf denen die Schilddrüsenhormone eingreifen, sind Ziel vieler wissenschaftlicher Untersuchungen. 13 Einleitung Auf der Ebene des Zellkerns wird die Genexpression durch Schilddrüsenhormone beein-flußt, auf mitochondrialer Ebene die oxydative Phosphorylierung und an der Plasmamem-bran wird auf den Flux von Substraten und Kationen, wie Kalium und Calcium Einfluß genommen. Von besonderem Interesse ist der zeitliche Ablauf verschiedener Effekte nach Hormonexposition, da er Aufschluß über die physiologische Bedeutung und Wirkungsweise des eingesetzten Hormones geben kann. Das Tetrajodthyronin, T4 und seine einzelnen Dejodierungsprodukte, inklusive der Trijodthyronine T3, rT3 und Dijodthyronine T2 sind auf eigene hormonelle Aktivität in verschie-denen Versuchsmodellen untersucht worden. T4 selbst weist eine geringe biologische Wirk-samkeit auf, sodaß es auch als Prohormon des wirksamen T3 beschrieben werden kann. Trijodthyronin, T3 bewirkt an seinem Zellkernrezeptor eine Stimulation oder Repression der Transkription spezifischer Genabschnitte und damit die Bildung oder Unterdrückung der Synthese spezifischer mRNAs und dadurch eine spezifische Induktion bzw. Repression bestimmter Proteine; vergleiche die Übersichten, dargestellt von Dillmann et al. sowie Marish und Oppenheimer ( 16, 51 ). Auch mitochondriale Proteine werden durch die Schilddrüsenhormone induziert, wie die Enzyme Glycerin-3-phosphat-dehydrogenase ( 47 ), die Pyruvat-Carboxylase ( 5 ) und das Cytochrom C ( 70, in einer Übersicht siehe 65 ). Der Wirkungseintritt beginnt jeweils nach Stunden bzw. Tagen, und ob eine direkte oder bei Wirkungseintritt erst nach Tagen indi-rekte Wirkung vorliegt, ist unklar. Beispielhaft für einen schnellen Wirkungseintritt nach Schilddrüsenhormongabe ist die kernvermittelte Bildung der mRNA „spot-14“, die 30-60 min nach T3-Gabe im Zytosol nachgewiesen werden konnte, für deren biologische Funktion aber bisher noch keine Erkenntnisse vorliegen. Für weitere Enzyme, wie die hepatische Glucokinase oder die hepa-tische Phosphoenol-pyruvat-Carboxykinase ( PEPck ) konnte ein ähnlich schneller Wirkungsmechanismus aufgezeigt werden. Neben den kernvermittelten Wirkungen des T3 sind seit Jahren auch schnellere und sehr schnelle Effekte des Hormones in der Diskussion. Von besonderem Interesse ist, ob den 14 Einleitung Effekten von L-T3 binnen Minuten eine Wirkung auf die Zellmembran zugrunde liegt oder auf die Mitochondrien und so die mitochondriale Aktivität stimuliert wird. Es gab Hinweise auf zeitlich sehr rasche Reaktionen nach dem Einsatz von Schilddrüsenhormonen. Bei diesen Wirkungen wurden aufgrund ihrer kurzen zeitlichen Abfolge mitochondriale Mechanismen angenommen. So schlossen Seitz et al. auf schnelle mitochondriale Effekte in der Leber bei einer durch L-T3 bewirkten Senkung des mitochondrialen ATP/ ADPQuotienten ( 75 ). Müller et al. berichteten von einer Steigerung der hepatischen Gluconeogenese und Glucoseproduktion aus Alanin bei gleichzeitig erhöhtem Sauerstoffverbrauch ( 56 ); in beiden Fällen am Modell der isoliert-perfundierten Rattenleber. Hier wurde aufgrund des zeitlich raschen Ablaufs eine primär nukleäre Mitbeteiligung ausge-schlossen. Horst et al., aus derselben Arbeitsgruppe, beschrieben ein neues wirksames Jodothyronin 3,5L-T2, welches Dejodierungsprodukt von L-T3 ist und zu einer raschen Steigerung des Sauerstoffverbrauchs im beschriebenen Versuchsaufbau der isoliert-perfun-dierten Leber hypothyreoter Ratten führte, während T3 und T4 durch Hemmung der Mono-dejodinase Typ I durch PTU ihre ursprünglich steigernde Wirkung auf den Sauerstoffver-brauch verloren. Hieraus abgeleitet wird ein getrennter Wirkungsmechanismus der Schilddrüsenhormone diskutiert. Hiernach entfalten T3 und T4 eine primär nukleäre und T2 eine direkte mitochondri-ale Wirkung ( 32 ). Die Arbeitsgruppe von Hummerich et al. stieß bei der Untersuchung des Effektes von T3 an der isoliert-perfundierten Rattenleber auf eine gesteigerte Calcium-Aufnahme und einer da-mit verbundenen schnellen mitochondrialen Aktivierung. Im Vergleich zu anderen Hormo-nen wie Glukagon, Vasopressin, sowie T2 und T4, bewirkte T3 im zeitlichen Verlauf eine vermehrte Calcium-Aufnahme in die Zellen parallel zu gesteigerter Atmung und gesteiger-ter Gluconeogenese. Die gleichsinnige Veränderung des Calcium-Einstroms nach Exposi-tion mit den verglichenen Hormonen läßt die Autoren eine direkte calciumvermittelte Wir-kung auf den mitochondrialen Stoffwechsel vermuten ( 34 ). Versuche weiterer Arbeitsgruppen an Mitochondrien, die 15 min nach intraperitonealer Injektion von L-T3 aus Lebern hypothyreoter Ratten isoliert worden waren, wiesen anhand 15 Einleitung mehrerer Parameter mitochondrialer Aktivität euthyreote Werte auf : Bei der Transportrate von Adeninnucleotiden über die innere Membran ( 54 ), dem Protonengradienten ∆pH ( 14 ), dem ADP/O- Quotienten ( 14, 62 ), dem H+/O- Quotienten ( 14 ), wie auch bei der Zykluszeit der Mitochondrien, um vom ADP-limitierten State 4 über den ADP-stimulierten State 3 wieder zum State 4 zurückzugelangen ( 13 ). Unverändert blieben das Membranpotential ∆Ψ, die proton-motive-force ∆p, wie auch der Sauerstoffverbrauch ( 14 ). Darüber hinaus beschrieben Sterling et al. ( 81 ), daß bei 30 min nach ip. Injektion von T3 isolierten Mitochondrien eine signifikante Steigerung der ATP-Produktion und des Sauerstoffverbrauchs, wie auch bei direkter Gabe von L-T3 zu submitochondrialen Partikeln einen gesteigerten Einbau von 32P in generiertes ATP. Hieraus wurde der Schluß gezogen, daß eine gesteigerte oxydative Phosphorylierung zugrundeliegt ( 83 ). Einigen anderen Arbeitsgruppen gelang es allerdings nicht, diesen Befund zu reproduzieren. Ferner haben eine Reihe von Autoren eine Bindung von L-T3 an mitochondriale Proteine beschrieben; die physiologische Bedeutung blieb kontrovers ( 26, 28, 80 ). Die neuen Befunde über schnelle Wirkungen der Schilddrüsenhormone, insbesondere von 3,5L-T2 auf den Stoffwechsel der Leber geben Anlaß zur Diskussion über ein neues Prin-zip der Wirkung dieser Hormone und sind in der Literatur unterschiedlich bewertet worden. Auch wird die physiologische Bedeutung der Wirkung von 3,5-L-T2 kontrovers diskutiert, da einige Laboratorien die Effekte nicht reproduzieren konnten ( mündliche Mitteilung ) und in anderen Laboratorien die Effekte nur klein ( < 10 % ) waren. So wurde in den vorliegenden Experimenten nicht nur die bewährte rezyklierende Perfu-sion, wie in der Vergangenheit angewandt, sondern in Kooperation mit einem anderen La-bor das aufwendige Modell einer nicht rezyklierenden, offenen Perfusion zusätzlich einge-setzt, um jeden Zweifel zum Befund selbst auszuräumen. Aufgrund der vorliegenden Befunde über eine schnelle Wirkung von 3,5-L-T2, soll auch der Mechanismus und seine physiologische Bedeutung näher untersucht werden. Fragestellungen : 16 Einleitung 1. Welchen Einfluß hat L-T2 auf die Zellatmung und die Gluconeogenese der Leber und wie schnell tritt die Wirkung ein ? 2. Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Wirkung von L-T2 auf die Leber und welche Rolle spielt der Ernährungsstatus der Versuchstiere ? 3. Wie ist der Ablauf der Wirkung von L-T2 bei der isoliert perfundierten Leber ? 4. Welches sind die zugrundeliegenden subzellulären Mechanismen ? Läßt sich eine Wirkung auf mitochondrialer Ebene nachweisen ? 5. Gibt es auch andere Organe, bei denen sich eine vergleichbare Wirkung von L-T2 nachweisen läßt ? Für die einzelnen Fragestellungen wurden die Modelle der isoliert perfundierten Ratten-leber, in den Variationen der offenen und geschlossenen Perfusion, sowie die Mitochondrienpräparation und die isolierte Nierenperfusion ausgewählt. Die Ergebnisse zeigen, daß es sich bei 3,5-L-T2 in der Tat ( neben L-T3 ) um ein neues, seine Wirkung schnell entfaltendes Schilddrüsenhormon handelt. _______________ 17 Material und Methoden II MATERIAL UND METHODEN 1. Tierhaltung und Provokation der Hypothyreose Als Versuchstiere wurden Wistar-Ratten verwandt, spez. pathogen-frei, bezogen von der Firma Wiga ( Charles River ), männlich und weiblich, denen, wenn nicht anders angege-ben, am Vormittag des dem Versuch vorausgegangenen Tages das Futter entzogen wurde. Als Futter wurde Altromin Standarddiät verwandt. Die Tiere hatten freien Zugang zum Wasser. Die Raumtemperatur betrug konstant 22 ± 2°C, bei einem 12-stündigen Hell- DunkelWechsel. Die Hypothyreose wurde erzeugt durch intraperitoneale Injektion von 0,25 mCi Na131J bei ca. 140 g schweren Tieren. Es war nach etwa 10 Tagen eine weitestgehende Wachstumsstagnation zu verzeichnen ( zu diesem Zeitpunkt zwischen 200-240 g KG ). Das Lebergewicht ( LG ) der in den Versuch genommenen Tiere lag unter dem von euthyreoten Tieren ( <7 g ). Darüber hinaus machte sich der hypothyreote Status bemerkbar durch Hypother- Tab. 1 Zusammenfassung der Befunde hypothyreoter im Vergleich zu euthyreoten und hyperthyreoten Versuchstieren Parameter Einheit Hypothyreose Euthyreose Hyperthyreose L-T3 ng/ml 0,43 ± 0,04 0,65 ± 0,04 2,40 ± 0,20 L-T4 ng/ml 9,7 ± 1,0 23 ± 1 116 ± 14 g/100 g KG 2,9 ± 0,2 4,1 ± 0,3 3,8 ± 0,1 Malic-Enzym U/g 0,12 ± 0,05 3,3 ± 0,1 9,6 ± 0,1 O2-Verbrauch µmol/g/min 1,71 ± 0,08 3,80 ± 0,21 Serum Leber Gewicht in Perfusion, t = 0 min Material und Methoden 18 mie ( kalte Extremitäten ) und eine auffallende Hypomobilität der Tiere im Vergleich zu euthyreoten. Die hypothyreoten Tiere wurden nach etwa vier Wochen in den Versuch genommen. 2. Rezyklierende Leberperfusion und ihre Standardisierung Die anästhesierten Tiere ( Nembutal , Ceva, 60mg/ml, in einer Dosierung von 6mg/100g KG ) wurden laparotomiert, und nach Präparation und Darstellung der Vena cava caudalis wurde diese zwischen linker und rechter Vena renalis mit einer Ligatur umschlungen, noch nicht ligiert. Nach Ligieren der V. renalis dex. wurde rechts nephrektomiert. Nach Dar-stellung der Vena portae wurde auch hier eine Ligatur gelegt und 2mm distal der Ligatur inzidiert und eine Knopfkanüle eingebracht und mittels der liegenden Ligatur fixiert. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Leber mit vorher bereitetem und begastem Puffer perfundiert ( Fluß 20 ml/min, Krebs-Henseleit-Puffer ( 21 ), Carbogen-begast O2/CO2 95%/5%, 37°C, pH=7,4, Heparin-Zusatz 1000 IE/1,5 l ) bei gleichzeitiger Eröffnung der V. cava caud. zur Ausblutung und Freispülung der Leber, da die Lebern stets zellfrei perfundiert wurden. Jetzt wurde das Diaphragma eröffnet und die V. cava proximal der Leber ligiert, was die Flußrichtung von Knopfkanüle in V. portae via Leberbett in Richtung V. cava caud. bestimmte. Nach Kanülierung der eröffneten V. cava caud. mittels eines dünnen, kurzen Plastikschlauches proximal der V. testicularis dex. und Fixierung durch die bereits liegende Ligatur, konnte die Leber gänzlich freipräpariert und als intaktes Organ entnommen wer-den. Abschließend wurde die so präparierte Leber in die vorbereitete und temperierte Perfusionskammer unter Konnektierung des hier bereits zirkulierenden Perfusionssystems eingebracht. Die isolierte Perfusion war stets zellfrei. Als Perfusionspuffer diente Krebs-Henseleit-Puffer ( 21 ), der konstant temperiert war auf 37°C, dem als Substrat Alanin 10mM zugesetzt wurde und nach einstündiger Perfusion, um eine Substratverarmung auszuschließen weitere 5mM Alanin. So war es möglich die Organfunktion, gemessen am Sauerstoffverbrauch und der Gluconeogenese, sowie der Harnstoffsynthese für mindestens 3 Stunden stabil zu hal-ten. 37°C Material und Methoden Abb. 3 19 Schematische Darstellung der isoliert rezyklierend perfundierten Rattenleber in der Perfusionsapparatur nach Schimassek. Aufbau der Perfusionskammer 100x100x50 cm3 ( W. Krannich KG, Göttingen ) s. Schema ; Temperatur 37°C, Verwendung von Glasröhren und einem Magnetrührer im Reservoirgefäß. Nach der Leberpassage wurde der Perfusionspuffer direkt an einer Clark-Elektrode vorbeigeführt ( angeschlossen an einen Säure-Basen-Analysator, Typ PHM 71 b, Radiometer Copenhagen; Nullpunkteinstellung durch 30 min N2-begastes H2O ), durch die kontinuier-lich der Sauerstoffgehalt des Puffers gemessen und aufgezeichnet wurde. Die Elektrode wurde vor jeder Perfusion neu auf Krebs-Henseleit Puffer, Carbogen-begast ( s.o. ), für 37°C geeicht ( 830 µmol O 2/Liter bei 95% O2/ 5% CO2 äquilibrierten Puffer ). Durch weitestgehende Perfusionspufferführung durch Glasrohre wurde der Gasverlust minimiert und im Perfusionssystem kontrolliert eingestellt auf 800 µmol O 2/l. Die O2-Sättigung des Puffers wurde zum Perfusionsbeginn und nach Perfusionsende kontrolliert. Nach Konnektierung der Leber in der Perfusionskammer wurde nach 30 Minuten Vorperfusionszeit als Äquilibrierungsphase im Anschluß der Versuchsbeginn als Zeitpunkt Material und Methoden t = 0 min festgelegt und dann, wenn nicht anders beschrieben, 90 Minuten perfundiert. Während der Perfusion wurde zu im einzelnen angegebenen Zeitpunkten Perfusat zur Bestimmung verschiedener Parameter entnommen. Zum Zeitpunkt t = 0 min wurde, wenn nicht anders beschrieben, das zu untersuchende Schilddrüsenhormon in der angegebenen Konzentration zugesetzt. Aus dem Perfusat wurden verschiedene Substrate und Enzyme bestimmt : Alaninverbrauch, Glucose- und Harnstoffproduktion, GOT oder LDH u.a. zu den im einzelnen angegebenen Tab. 2 Zusammenfassung der gemessenen Substrate als Stoffwechselparameter bei geschlossener und offener Leberperfusion am Ende der Perfusionszeit; vergleiche hierzu auch die Kapitel III.1.2 und III.2.2 und II.2.3 geschlossen-rezyklierende Leberperfusion offene Leberperfusion Glucose 28,6 ± 3,3 µmol/g 9,0 ± 0,7 µmol/ml/g Harnstoff 74,6 ± 6,8 µmol/g 52,3 ± 13,4 µmol/ml/g Alaninverbrauch 210 ± 30 µmol/g nicht gem. Parameter Zeitpunkten. Mittels der gewählten Parameter ließ sich die Lebersyntheseleistung und die Intaktheit der Zellen des Organs nachweisen. Die im Zytosol vorkommende GOT signalisierte bei erhöhtem Austritt ins Perfusat eine höhergradige Schädigung der Zytoplasmamembran. Ein Anstieg der Produktion von Glucose und Harnstoff setzt eine abgelaufene Gluconeogenese und Harnstoffsynthese, resp. intaktes Zytosol und intakte Mitochondrien voraus. Es fand sich bei intakten Lebern in den einzelnen Versuchsgruppen unter den dort angegebenen Versuchsbedingungen nach 30minütiger Vorperfusion, zum Zeitpunkt t = 0 min, ein einheitlicher Sauerstoffverbrauch ( s. auch Tab.1 und Kapitel Ergebnisse ). 20 Material und Methoden 21 Abschließend wurde die Leber aus der Perfusionsapparatur entnommen, von Bindegewebsresten freipräpariert, abgetrocknet und das Feuchtgewicht ermittelt, um es in Bezug zu den einzelnen Parametern zu setzen. Gleichzeitig erfolgte die Konnektierung der Perfusionsapparatur ohne die Leber, um abschließend die Linearität der Sauerstoffmessung zu überprü-fen, als letzte Kontrolle im System. 3. Offene Leberperfusion und ihre Standardisierung Die Präparation der Leber gestaltete sich w. o. beschrieben bis zur Entnahme des Organes. Die Perfusionsapparatur ist in Abb. 4 schematisch dargestellt. Der Unterschied zur vorbeschriebenen Perfusion ist der offene Abfluß, sodaß das Perfusat nicht ein zweites mal zur ∆p Pumpe Fritte, Carbogen-begast Leber O2 Clark-Elektrode pH-Elektrode 37°C K+-Elektrode Reservoir, Krebs-HenseleitPuffer Perfusionsblock Auffangbehälter Abb. 4 Schema der offen isoliert perfundierten Rattenleber; gestrichelte Linie kennzeichnet Umwandlung zur geschlossenen Perfusion Leber gelangt. Notwendigerweise wird das Pufferreservoir entsprechend groß gewählt Material und Methoden 22 ( 5 Liter ), und in diesem Versuchsaufbau wird die Temperatur des Perfusionspuffers so gewählt, daß sie bei Erreichen der Leber 37° C beträgt. Auch ist der Perfusionsblock ( s. Abb. 4 ) auf 37° C temperiert. Vor der Passage des Perfusionspuffers durch die Leber wurde mittels eines Druckaufneh-mers der Perfusionsdruck ∆p kontinuierlich aufgezeichnet. Direkt nach der Leberpassage wurde mittels der oben beschriebenen Clark-Elektrode kontinuierlich der Sauerstoffgehalt des Perfusates gemessen, sowie auch parallel dazu mithilfe einer pH-Elektrode ∆ pH und durch eine weitere Elektrode der Kaliumausstrom bestimmt. Wie oben schon beschrieben wurden auch hier als Stoffwechselparameter Glucose, Harnstoff und LDH aus dem Perfu-sionspuffer bestimmt. Vergleiche dazu die Daten der Tabellen 1 und 2. 4. Isolierte Mitochondrien aus Rattenhepatozyten und ihre Standardisierung Gehungerten, männlichen hypothyreoten Ratten wurde zu angegebenen Zeitpunkten vor Dekapitierung intraperitoneal NaCl ( 0,9% bei Kontrollen ), bzw. als Schilddrüsenhormon 3,5-L-T2 ( in angegebener Konzentration ) injiziert. Nach Dekapitierung der Tiere und anschließendem Ausbluten der Lebern wurden diese mit Saccharose-Lösung ( 0,25 M Saccharose, pH 7,4 ) abgespült, von Bindegewebs- und Gefäßresten befreit, gewogen und wie folgt beschrieben auf Eis oder bei 4°C weiterverarbei-tet. Die Präparation der Mitochondrien wurde nach den für Zellfraktionierungen üblichen Verfahren durchgeführt. Dazu wurde das Gewebe zunächst schonend homogenisiert mittels Potter-Homogenisator und anschließend die Mitochondrien durch Differentialzentrifugation isoliert ( s. schematische Darstellung in Abb. 5 ). Homogenat 5min, 600 g ( 3000 rpm ) Material und Methoden Pellet ( Zelltrümmer, Zellkerne ) 23 Überstand ( Mitochondrien, Lysosomen, Mikrosomen, Zytosol ) 5min, 5100 g ( 9000 rpm ) Überstand Pellet ( Zytosol, Lysosomen, Mikrosomen ) ( Mitochondrien ) 1,5 min, 12300 g ( 14000 rpm ) Überstand ( Mitochondrienbruchstücke ) Pellet ( Mitochondrien ) Aufnahme in 4 ml Saccharose-Lösung Abb. 5 Schematische Darstellung der Mitochondrienpräparation Messung mitochondrialer Atmung Die Sauerstoffkonzentration im Inkubationsmedium wurde wiederum w. o. beschrieben mit einer Clark-Elektrode bestimmt. Um einen definierten Sauerstoffgehalt im Meßmedium zu erreichen wurde es zuvor 30 min im Thermostaten mit einer Pumpe belüftet. Die sich dabei einstellende Sauerstoffkonzentration im Medium beträgt bei 30°C 195,5 µmol/l. In den Versuchsansätzen wurde zunächst die Intaktheit der Präparation überprüft. Anschließend nach Spülen des Reaktionsgefäßes mit destilliertem Wasser wurden dann 1,9 ml des belüfteten, vortemperierten Inkubationsmediums ( 110mM Mannitol, 10mM KH2PO4, 60 mM KCl, 60 mM Tris-HCl, 5 mM MgCl2, 0,5 mM EDTA, pH = 7,4 ) in das Reaktionsgefäß pipettiert und die Rührung der Meßzelle eingeschaltet. Zuerst wurde der Meßwert für 100%ige Luftsättigung des Mediums über 60 Sekunden registriert. Material und Methoden 24 Nach Zusatz von 50 µl Mitochondriensuspension wurde das Reaktionsgefäß verschlossen. Jetzt wurde die endogene Atmung für 60 sek. registriert und dann die Substrate ( 30 µl Kanüle für Zusätze Verschlußstempel Temperiermantel Inkubationsraum Rührer Abb. 6 Sauerstoffelektrode Schematische Darstellung der polarographischen Meßzelle Succinat 1M bzw. 30 µl Glutamat 1M ) zugesetzt. Der ADP-Zusatz ( 15 µl ADP 0,05 M ) erfolgte dann erst nachdem die Atmungsgeschwindigkeit für mindestens 60 sek. konstant war. Nach der Zugabe von ADP wurde abgewartet, bis die Mitochondrien vom aktiven phosphorylierenden Zustand ( hohe Atmungsgeschwindigkeit ) in den kontrollierten Zustand zurückgekehrt waren und eine konstante ( geringere ) Atmungsgeschwindigkeit erreicht hatten. Bei der Durchführung der Atmungsversuche wurde jede Atmungskurve bis zum Erreichen des anaeroben Zustandes registriert und vor jeder neuen Messung das Reaktionsgefäß gründlich gereinigt. Zur Berechnung des Verhältnisses der Atmungsgeschwindigkeit im aktiven phosphorylier-ten Zustand ( nach ADP-Zusatz ) und dem im kontrollierten Zustand ( nach Phosphorylie-rung des zugesetzten ADP ) wurde die Atmungsgeschwindigkeit aus dem Anstieg der Tan-genten bezogen auf mg Protein / ml Mitochondriensuspension der Substrate wie folgt be-stimmt : Succinat 391 nmol O / ml ⋅ 30 mm / min ⋅ 2 ml V resp. = ⋅ tan α Material und Methoden 25 217 mm ⋅ mg Protein = 108,1 nmol O / min ⋅ tan α / mg Protein 391 nmol O / ml ⋅ 10 mm / min ⋅ 2 ml Glutamat V resp. = ⋅ tan α 217 mm ⋅ mg Protein = 36,0 nmol O / min ⋅ tan α / mg Protein 5. Isolierte Nierenperfusion und ihre Standardisierung Zur isoliert rezyklierend perfundierten Nierenperfusion kamen Nieren von hypothyreoten, für 24 Stunden gehungerten, männlichen Ratten zum Einsatz, analog zu den für isolierte Leberperfusion verwendeten Tiere. Die Perfusion der isolierten Nieren erfolgte in einem Rezirkulationssystem mit Dialyse. Es wurde mit dem gleichen Perfusionsmedium perfundiert, das auch schon bei der isolierten Leberperfusion zum Einsatz kam ( Krebs-Henseleit-Puffer ( 21 ), Carbogen-begast O2/CO2 95%/5%, 37°C, pH 7,4, Heparin-Zusatz 1000 IE/5l ). Apparativer Aufbau Vom Vorratsgefäß wurde das Perfusionsmedium mit einer Rollenpumpe durch einen kommerziellen Kapillarplattendialysator gepumpt ( SECON, Göttingen, Typ 101 ) und in das Vorratsgefäß zurückgeleitet. Das Perfusionsmedium wurde durch 5000 ml eines begasten Dialysats kontinuierlich regeneriert ( Dialysatreservoir ). Eine Akkumulation von schädigenden Peroxiden konnte so durch die Dialyse vermieden werden. Damit war es möglich, die Organfunktion für ca. 2 Stunden stabil zu halten. Material und Methoden 26 Der Dialysator diente auch als Oxygenator - „ dialung“ ; über Glasfritten wurde vorgewärmtes, wasserdampfgesättigtes Carbogen in das Dialysat geleitet. Die Rezirkulation des Dialysats erfolgte mit 360 ml/min durch eine Zentrifugalpumpe. Aus dem Perfusatkreislauf entnahm eine zweite Rollenpumpe unmittelbar hinter dem Dialysator das für die Nierenperfusion benötigte dialysierte und aufoxygenierte Perfusat. Es gelangte nach Passieren eines 12 µm Zellulosenitrat-Filters und einer Wärmeschlange mit Windkessel zu der am Präparationstisch fixierten doppelläufigen Perfusionskanüle. Wäh-rend die Außenkanüle der Zuleitung des Perfusionsmediums diente, war der innere Teil der Kanüle zur Registrierung des Perfusionsdruckes an einen Druckaufnehmer angeschlossen ( GOULD STATHAM INSTRUMENTS, USA, Typ P 50 ). So war es möglich, die Niere fluß- und druckkonstant zu perfundieren. Die isolierte Niere selbst lag in einer temperierten Metallschale, die ebenfalls am Präparationstisch fixiert war. Zum Auffangen des venösen Effluates wurde ein Doppeltrichter unter die Nierenschale geschwenkt. Die Zurückleitung des venösen Effluates in das Vorratsgefäß erfolgte luftblasenfrei über ein geregeltes Quetschventil. Mit Hilfe einer weiteren Rollenpumpe wurde ein Aliquot des venösen Effluates ( 0,5 ml / min ) einer Tripel-Durchflußmeßeinheit zugeführt ( ESCHWEI-LER, Kiel, Elektrodentyp MTD ) und anschließend in das Vorratsgefäß zurückgeleitet; pO2, pCO2 und pH wurden damit kontinuierlich gemessen. Operationstechnik Die Versuchstiere entsprachen den selben Anforderungen, wie sie bei der isolierten Leberperfusion zum Einsatz kamen. Zur Perfusion wurde jeweils die rechte Niere verwendet; das Gewicht der dekapsulierten linken Niere diente als Referenzgewicht. Nach intraperitonealer Anästhesie mit Nembutal wurde das Tier in Rückenlage auf einen temperierten Präparationstisch aufgelegt. Nach medianer Laparotomie wurde die rechte Niere zusammen mit dem Ureter von dem umgebenden Gewebe sowie der Nebenniere befreit. Für den Gefäßanschluß der Niere an den Perfusionskreislauf wurden folgende Ge-fäße Material und Methoden 27 freipräpariert und legiert : Aorta abd., A. renalis sin. et dex., A. mesenterica sup., V. cava. Nach dem Abbinden des Ureters wurde dieser ca. 1 cm distal des Nierenbeckens mit einem 1 cm langen Polypropylenschlauch, sehr sorgfältig unter Vermeidung von Blutungen katheterisiert. Nach Einbettung der rechten Niere in eine temperierte Metallschale in situ folgte das Abbinden der A. renalis sin., der A. mesenterica und der Aorta abd. ca. 1,5 cm kaudal der A. renalis sin. und dann die Abklemmung der Aorta abd. kaudal der rechten Nierenarterie. Die doppelläufige Perfusionskanüle wurde distal der Klemme in die Aorta abd. eingeführt. Die Perfusion wurde in situ begonnen, sobald die Aorta abd. kranial der A. mesenterica abgebunden und die Gefäßklemme entfernt war. Danach wurde die Perfu-sionskanüle fest eingebunden, die Gefäßverbindungen zum Tier getrennt, das Tier entfernt und die Blutreste mit warmen Perfusat abgespült. Ein temperierter Doppeltrichter wurde zum Auffangen des venösen Effluates unter die Nierenschale geschwenkt. Die V. cava inf. wurde mit einem am Trichterblock schwenkbar angeordneten V2A-Rohr kanüliert; das kau-dale Ende der V. cava wurde abgebunden. 6. Bestimmung des Sauerstoffverbrauchs Die Sauerstoffmessung während geschlossener, sowie während offener Leberperfusion wur-de mit Hilfe eines Säure-Basen-Analysators Typ PHM 71 b Radiometer Copenhagen und einer angeschlossenen Clark-Elektrode bestimmt und durch einen Schreiber aufgezeichnet. Vor den Messungen wurde der Nullpunkt mittels N2-begasten Wassers vorgenommen. An-schließend erfolgte die Einstellung auf 37°C temperierten, Carbogen-begasten ( 95% O2 / 5% CO2 ) Krebs-Henseleit-Puffer ( 21 ) : In einem Liter Puffer werden 830 µmol/ l Sauer-stoff gelöst ( 35 ). Trotz weitestgehender Führung in Glasrohren waren geringfügige Gas-verluste zu verzeichnen, sodaß sich ein kontrollierter Ausgangswert von 800 µmol/l O2 für den Sauerstoffgehalt vor Leberperfusion ergab. Am Anfang und am Ende jeden Experimentes wurde der Sauerstoffgehalt des Puffers bzw. Inkubationsmediums überprüft, um erhöhten Gasverlust, Elektrodendriften o.a. auszuschließen. Material und Methoden 28 Bei den Versuchen mit isolierten Mitochondrien ( siehe dazu Kapitel III.4 ) wurde die Sauerstoffkonzentration im Inkubationsmedium wiederum mit einer Clark-Elektrode bestimmt. Nach 30 minütiger Belüftung durch eine Pumpe betrug der Sauerstoffgehalt des Mediums bei 30 °C im Thermostaten 195,5 µmol/l als Referenzwert. 7. Spektrophotometrische Bestimmungen Protein-Bestimmung Zu 50 µl BSA-Standard bzw. Probe wurden 2 ml 1/5 verdünntes Bio-Rad-Reagenz pipettiert und nach Ablauf von mindestens 15 min bei 595 nm die Proteinkonzentration ermittelt. Substratbestimmungen Alanin-Bestimmung ( 2 ) Nach dem Testprinzip : ALANIN - DH L - Alanin + NAD+ + H2O Testansatz : 980 20 200 300 µl µl µl µl Pyruvat + NH4+ + NADH + H+ Tris-Hydrazin-Puffer, pH 10 0,1 M NAD H2O Probeneinsatz Die Bestimmung von E1 erfolgte nach 45 min bei 334 nm, die enzymatische Umsetzung mit 10 µl L-Alanin-Dehydrogenase ( Alanin-DH, 5 mg / ml ) gestartet und E 2 nach weiteren 120 min bestimmt. Glucose-Bestimmung ( 2 ) Nach dem Testprinzip : Material und Methoden HEXOKINASE Glucose + ATP Glucose - 6 - P + ADP GLUCOSE - 6 - P - DH Glucose - 6 - P + NADP Testansatz : 1340 10 10 40 100 µl µl µl µl µl 0,4 0,5 0,1 0,02 Probe Gluconat-6-Phosphat + NADPH + H+ M TRA - Puffer, pH 7,2 M MgSO4 M ATP M NADP Die Bestimmung von E1 erfolgte bei 334 nm. Anschließend wurde die enzymatische Umsetzung mit 10 µl Hexokinase / Glucose - 6 - Phosphat - Dehydrogenase ( 3 mg / ml ) gestartet und E2 nach 20 min bestimmt. Harnstoff-Bestimmung ( 2 ) Nach dem Testprinzip : UREASE 2 NH4+ + CO2 Harnstoff + H2O GLU - DH α - Ketoglutarat + NADH + NH4+ Testansatz : 500 10 70 20 1400 100 µl µl µl µl µl µl Glutamat + NAD+ + H2O 0,4 M TRA - Puffer, pH 8,0 0,55 M α - Ketoglutarat 0,01 M NADH Glutamat - DH ( 10 mg / ml in Glycerin ) H2O Probe Die Bestimmung von E1 erfolgte bei 334 nm. Anschließend wurde die enzymatische Umsetzung mit 50 µl Urease ( 2mg / ml ) gestartet und E 2 nach 60 min bestimmt. Bestimmung von Enzymaktivitäten 29 Material und Methoden 30 Bestimmungen von Enzymaktivitäten wurden bei 25 °C vorgenommen und kontinuierlich aufgezeichnet. Die photometrische Auswertung erfolgte bei 334 nm. Glutamat-Oxalacetat-Transaminase ( GOT ) - Bestimmung ( 2 ) Nach dem Testprinzip : GOT L - Aspartat + α - Ketoglutarat Oxalacetat + L - Glutamat MDH Oxalacetat + NADH + H+ Testansatz : 750 50 10 580 200 µl µl µl µl µl Malat + NAD+ 0,2 M KH2PO4, pH 7,4 0,01M NADH Malat - Dehydrogenase ( 1 mg / ml ) H2O Perfusat Zunächst wurde die Reaktion mit 50 µl 0,55 M α - Ketoglutarat gestartet; nach 5 min er-folgte der zweite Start mit 500 µl 0,25 M Aspartat. Lactat-Dehydrogenase ( LDH ) - Bestimmung Nach dem Testprinzip : LDH NADH + H+ + Pyruvat NAD + + Lactat Testansatz : 1000 µl 0,4 M TRA - Puffer, pH 8,0 70 µl 0,01 M NADH 20 µl 0,5 M Pyruvat 500 µl H2O 100 µl Probe Die Reaktion wurde mit 70 µl 0,01 M NADH gestartet und die Messung der Extinktion bei 366 nm bei Raumtemperatur per Schreiber über mindestens 5 min registriert. Malat-Enzym - Bestimmung ( 17, 27 ) Material und Methoden 31 Nach dem Testprinzip : MALAT - ENZYM L - Malat + NADP Pyruvat + CO2 + NADPH + H+ Vorbereitet zur Messung wird 1 g Leber im siebenfachen Volumen eiskalter 0,154 M KCl gepottert und bei 100 000 g für 30 min zentrifugiert. Testansatz : 350 10 670 870 100 µl µl µl µl µl 0,4 M TRA - Puffer, pH 7,2 0,5 M L - Malat 0,01 M MnCl2 H2O Überstand bei Lebern hypothyreoter Ratten Gestartet wurde die Reaktion mit 20 µl 0,02 M NADP. 8. Substanzen Es wurden nur die L - Formen der angegebenen Schilddrüsenhormone eingesetzt. Die verwendeten Schilddrüsenhormone waren ein Geschenk der Firma Henning Berlin und wiesen einen Reinheitsgrad von über 99,5 % auf. Die Schilddrüsenhormone wurden nach dem Auswiegen in einem Tropfen 1 N NaOH aufgenommen und anschließend mit H2O weiter auf angegebene Konzentrationen verdünnt. Die verwendeten Enzyme wurden von der Firma Boehringer Mannheim bezogen. Alle anderen verwendeten Substanzen wurden, wenn nicht anders angegeben, von den Firmen Merck, Sigma Chemie oder Boehringer Mannheim bezogen. 9. Statistische Auswertung Material und Methoden 32 Die statistische Auswertung erfolgte nach dem Student´s t - Test für unabhängige bzw. gepaarte Werte ( 33 ). Angegeben sind Mittelwerte ± Standardabweichung des Mittelwertes ( SEM ). 33 Ergebnisse III ERGEBNISSE 1. Rezyklierende Leberperfusion Standardisierung des Modells Die in die Versuche genommenen Tiere waren stets hypothyreot, männlich und hungerten 24 Stunden vor Versuchsbeginn, sodaß der Glykogengehalt der Lebern vernachlässigbar gering war und bei Kontrollversuchen, wie auch den Versuchen mit Einsatz von Schilddrüsenhormonen die Gluconeogenese anhand der Glucoseproduktion gemessen werden konnte. 1.1 Sauerstoffverbrauch der isoliert rezyklierend perfundierten Leber hypothyreoter, männlicher und gehungerter Ratten Nach Installation der präparierten Lebern hypothyreoter, männlicher, gehungerter Ratten in die Perfusionskammer wurde standardisiert für 30 Minuten vorperfundiert und dieser Zeit-punkt t = 0 min gesetzt. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte bei den Kontrollen kein weiterer Zu-satz, bei weiteren Versuchen wurden Schilddrüsenhormone in angegebenen Konzentrationen hinzugefügt und im weiteren der Sauerstoffverbrauch kontinuierlich gemessen, wie auch mittels Perfusatentnahmen zu angegebenen Zeitpunkten die hierin enthaltenen Substrate bzw. Enzyme bestimmt. Die Perfusionszeit betrug, wenn nicht anders angegeben, 90 Mi-nuten. Nach Beendigung der Perfusion wurde das Feuchtgewicht der Lebern bestimmt, um den Sauerstoffverbrauch über die Zeit ins Verhältnis zu setzen. Das Perfusat enthielt bei allen Leberperfusionen, soweit nicht anders angegeben, Alanin in einer Ausgangskonzentration von 10 mM, gelöst in Krebs-Henseleit-Puffer ( 21 ), tempe-riert auf 37 °C, Carbogen - begast ( 95 % O2 / 5% CO2 ) bei konstantem pH 7,4. Nach 30minütiger Äquilibrierung, zum Zeitpunkt t = 0 min, wurde den Kontrollperfusionen kein 34 Ergebnisse weiteres Agens zugesetzt. Lediglich nach 60 minütiger Gesamtperfusionszeit ( zum Zeit-punkt t = 30 min ) wurden weitere 5 mM Alanin, um einer Substratverarmung vorzubeu-gen, bei allen Perfusionen in das Pufferreservoir nachgegeben. Die Ergebnisse der Perfusatbestimmungen zu den Zeitpunkten 0, 30, 60 und 90 Minuten ( Glucose, Harnstoff, GOT ) faßt Tab. 2 auf Seite 20 zusammen. Die Kontrollperfusionen von Lebern hypothyreoter, männlicher, gehungerter Ratten ( n = 11 ) sind in Abb. 7 graphisch zusammengefaßt. Der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch betrug zum Zeitpunkt t = 0 min 1,71 ± 0,08 µmol/min/g und stieg über 90 min Perfusions- -Verbrauch in µmol/min/g ∆ O 2 1,5 1,0 O2 -Verbrauch in µmol/min/g zeit um 0,53 ± 0,05 auf 2,24 ± 0,07 µmol/min/g signifikant, p < 0,01 an. Prozentual stieg 3,0 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 40 60 80 100 0,5 0,0 0 t inm in 20 40 60 80 Abb. 7 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 11 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. 100 35 Ergebnisse der Sauerstoffverbrauch hierbei im Vergleich zum Ausgangswert um 31 % nach 90 min. Der Alaninverbrauch aus dem Perfusat, wie auch die abgelaufene Gluconeogenese mit Glucoseproduktion sowie die Harnstoffsynthese signalisieren funktionstüchtige Zellkompartimente und eine GOT Aktivität von stets unter 1,5 U/l beweisen die Intaktheit der Zellen. 1.2 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 Der Effekt des Zusatzes von 3,5-L-Dijodthyronin ( 3,5-L-T2 ) in einer Konzentration von -Verbrauch in µmol/min/g ∆ O 2 1,5 1,0 O2 -Verbrauch in µmol/min/g 10-12 M, entsprechend der von Pinna et al. ( 66 ) bei Probanden gefundenen physiologi- 3,0 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 40 60 80 100 0,5 * 0,0 0 t inm in 20 40 60 80 Abb. 8 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten, ∗ = p < 0,01 . o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10 -12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 9 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. 100 36 Ergebnisse schen Konzentration, zum Perfusionspuffer zum Zeitpunkt t = 0 min im Modell der isoliert rezyklierend perfundierten Leber hypothyreoter, männlicher, gehungerter Ratten steigerte den Sauerstoffverbrauch innerhalb von 90 min Perfusion vom Ausgangswert 1,62 ± 0,12 µmol/min/g um 1,28 ± 0,12 µmol/min/g signifikant, p<0,01 auf 2,90 ± 0,18 µmol/min/g. Am Ende der Perfusionszeit war der Sauerstoffverbrauch, verglichen mit den Kontrollen um 0,66 µmol/min/g oder 29,5 % über diese angestiegen, vergleiche dazu Abb. 8. Wie in Abb. 8 ( kl. Graphik ) dargestellt entspricht dies im absoluten Vergleich gegenüber dem Anstieg der Kontrollen von 31 %, nach beschriebener Schilddrüsenhormongabe einer Stimulation des Sauerstoffverbrauchs um 79 % und damit mehr als dem zweieinhalbfachen. Der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch lag nach der Vorperfusionszeit zum Zeitpunkt t = 0 min geringfügig unter dem der Kontrollen. Bis zur 30. Minute verliefen beide Kurven weitgehend parallel. Danach stieg der Sauerstoffverbrauch in der Versuchsgruppe im Vergleich zum Kontrollkollektiv jedoch deutlich höher und steiler an. Die Kurvenverläufe im direkten Vergleich unterscheiden sich bereits nach 45 min statistisch signifikant voneinander. Tab. 3 Steigerung der Glucose- und Harnstoffproduktion rezyklierend perfundierter Rattenlebern durch 3,5-L-T2 10-12 M zum Zeitpunkt t = 0 min im Vergleich zu Kontrollen. Angaben in µmol/g Leber Feuchtgewicht. * p < 0,05, ** p < 0,01 Kontrollen 0 30 60 90 ( min ) n Glucose 4,8 ± 1,1 8,9 ± 1,8 17 ± 3 29 ± 3 5 Harnstoff 8,1 ± 2,9 31 ± 9 58 ± 9 75 ± 7 5 3,5-L-T2 0 30 60 90 ( min ) n Glucose 4,8 ± 1,1 10 ± 2 * 27 ± 2 ** 42 ± 7 ** 4 Harnstoff 8,1 ± 2,9 43 ± 6 * 84 ± 3 ** 136 ± 9 ** 4 37 Ergebnisse Wie der Sauerstoffverbrauch unterschieden sich auch die Stoffwechselparameter von denen des Kontrollkollektivs. Die Harnstoffproduktion steigerte sich nach Hormonzusatz von 30,6 ± 8,8 auf 43,0 ± 5,9 µmol/g, wie auch die Glucoseproduktion nach Gabe von 10 -12 M 3,5L-T2 von 8,9 ± 1,8 auf 11,6 ± 1,6 µmol/g bereits nach 30 min an ( p < 0,05 ), um nach 60 min ein Signifikanzniveau von p < 0,01 zu erreichen. Vergleiche dazu Tab. 3. 1.3 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei perfundierten Lebern weiblicher Ratten Im folgenden wurde untersucht, ob es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung von 3,5-L-T2 auf den Stoffwechsel der perfundierten Lebern gibt. Die Perfusion der Lebern weiblicher Ratten vollzog sich analog denen der männlichen Tiere. Die Versuchsbedingun-gen waren mit gehungertem Status, induzierter Hypothyreose sowie rezyklierender Perfu-sion identisch. Abb. 9 faßt die Versuchsergebnisse der weiblichen Kontrollperfusionen ohne Schilddrüsenhormonzusatz und die Versuchsgruppe mit Einsatz von 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min zusammen. Bei den Kontrollperfusionen betrug der Ausgangs-Sauerstoffver-brauch 2,08 ± 0,19 µmol/min/g und stieg im Verlauf der 90 minütigen Perfusion um 0,47 ± 0,03 µmol/min/g , entsprechend 22,6 % auf 2,55 ± 0,19 µmol/min/g an. Nach Zusatz von 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min stieg der Sauerstoffverbrauch, nach 15 Minuten gleichmäßigen Verlaufs mit den Kontrollen, dann steiler an als diese, um ein signifikant höheres Niveau nach bereits 25 Minuten Perfusion zu erreichen mit p<0,01. Nach einem zu Perfusionsbeginn niedrigeren Ausgangsverbrauch als die Kontrollgruppe von 1,97 ± 0,13 µmol/min/g und einer Steigerung um 1,03 µmol/min/g erreichte der Sauer-stoffverbrauch nach 90minütiger Perfusion 3,00 ± 0,10 µmol/min/g, entsprechend 52,3 % über dem Vergleichszeitpunkt der Kontrollen. 38 3,0 2,5 2,0 2 1,0 O-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g 1,5 Ergebnisse 0 20 40 60 80 100 t inm in 0,5 * 0,0 0 t inm in 20 40 60 80 100 Abb. 9 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern weiblicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten, ∗ = p < 0,01. ¡ Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) l 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 5 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. 1.4 Vergleich der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs bei männlichen und weiblichen Versuchstieren Die Kontrollgruppen der männlichen und weiblichen Versuchstiere verlaufen in der Darstellung des relativen Sauerstoffverbrauchs fast identisch; vergleiche dazu Abb. 10 a. Wie in der männlichen Kontrollgruppe steigt der Sauerstoffverbrauch bei den weiblichen Tieren geringfügig aber kontinuierlich an. Im Vergleich der absoluten Werte fällt jedoch trotz insgesamt parallelen Verlaufs eine deutliche Betragsdifferenz auf; vergleiche dazu Abb. 10 b. 39 Ergebnisse Die Lebern weiblicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten wiesen einen signifikant höheren Sauerstoffverbrauch auf, als die männlichen Versuchstiere. Sowohl Ausgangs-Sauerstoffverbrauch, wie auch der Wert nach 90 Minuten Perfusionszeit liegen bei den weiblichen Tieren fast parallel verschoben um ca. 0,34 µmol/min/g höher als die männliche Kontrollgruppe mit einem Signifikanzgrad von p<0,01. Die prozentuale Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 beträgt in der Gruppe der weiblichen Versuchstiere 17,7 % und fällt damit geringer aus als die Stimulation bei den männlichen Versuchstieren ( 29,5 % ), wie anhand des Vergleichs der absoluten Werte ( -Verbrauch in µmol/min/g ∆ O 2 dargestellt in Abb. 10 b ) sichtbar wird. Auch das Ausgangsniveau des Sauerstoffver-brauchs der beiden Versuchsgruppen ist unterschiedlich und liegt bei den weiblichen Ratten signifikant O2-Verbrauch in µmol/min/g höher als bei den männlichen Versuchstieren, p<0,01 ( siehe Abb. 10 b ). 1,5 1,0 0,5 0,0 3,0 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 40 60 80 100 0 20 40 60 80 100 t inm in Abb. 10 a Abb. 10 b relativer Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g absoluter Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern hypothyreoter, gehungerter Ratten o Kontrollen, männlich ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, männlich ( MW ± SEM, n = 9 ) ¡ Kontrollen, weiblich ( MW ± SEM, n = 4 ) l 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, weiblich ( MW ± SEM, n = 5 ) 40 Ergebnisse Zum Perfusionsende befinden sich dann aber beide Versuchsgruppen nach Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 10-12 M 3,5-L-T2 im Vergleich beim absoluten Verbrauch fast auf demselben Endniveau nach 90 min; vergleiche hierzu Abb. 10 b. Ein weiterer Unterschied liegt in der Dynamik der hormonstimulierten Verlaufskurven. Der Zeitpunkt, zu dem nach Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 das Niveau der Kontrollgruppe verlassen wird liegt im Falle der Versuchsgruppe der weiblichen Tiere deutlich früher als bei den männlichen Tieren. So erreicht der Sauerstoffverbrauch der hormonstimulierten Versuchsgruppe bei den weiblichen Tieren früher ein signifikant erhöhtes Niveau im Vergleich zu ihren Kontrollen, als es bei der Vergleichsgruppe der männlichen Tiere erreicht wird. Auch erreicht der Sauerstoffverbrauch bei den perfundierten Lebern weiblicher Ratten nach Stimulation durch 10-12 M 3,5-L T2 früher eine Einstellung auf ein Endniveau als es bei den männlichen Versuchstieren erlangt wird. 1.5 Steigerung der eingesetzten Hormonkonzentration Um eine Aussage darüber machen zu können, ob das geringere Ausmaß der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs der Ursache nach an der Erschöpfung der Atmungskapazität der Leb-ern weiblicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten lag, oder eine weitere Steigerbarkeit, auf ein ∆ O2, wie bei den männlichen Versuchstieren erreicht werden konnte, wurde die Kon-zentration von 3,5-L-T2 auf 10-10 M erhöht und die Ergebnisse in Abb. 11 dargestellt. Eine Steigerung der Konzentration von 3,5-L-T2 auf 10-10 M bewirkte im Endbetrag keine weitere Zunahme des Sauerstoffverbrauchs im Vergleich zur Stimulation durch die niedri-gere Konzentration von 10-12 M. Im Vergleich des relativen Sauerstoffverbrauchs der per-fundierten Lebern lag nach 90 minütiger Perfusion der Verbrauch sogar geringfügig unter dem nach Einsatz der geringeren Konzentration des Schilddrüsenhormones. Lediglich im Kurvenverlauf liegt bei erhöhter Hormonkonzentration eine geringfügig früher signifikante Stimulation vor, mit p<0,01 nach 20 Minuten; im Vergleich zum selben Signifikanzniveau nach Einsatz von 1012 M 3,5-L-T2 wurde dies nach 25 Minuten erreicht. 41 1,0 O2-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g 1,5 Ergebnisse 3,0 2,5 2,0 0 20 t inm in 60 80 100 0,5 * 0,0 0 t inm in Abb. 11 40 20 40 60 80 100 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern weiblicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten, ∗ p < 0,01 ¡ Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) l 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 5 ) t 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 4 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ). sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. Der Ausgangssauerstoffverbrauch lag in der Versuchsgruppe mit 2,24 ± 0,16 µmol/min/g geringfügig über dem Ausgangswert der Kontrollgruppe, wie auch über der durch 10-12 M T2 stimulierten Gruppe. Im weiteren Verlauf unterschieden sich die beiden hormonstimu-lierten Versuchsgruppen jedoch kaum voneinander. Der Sauerstoffverbrauch der isoliert rezyklierend perfundierten Lebern weiblicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten scheint durch Erhöhung der Hormonkonzentration von 3,5-L-T2 nicht weiter steigerbar ist. Frühere Befunde unserer Arbeitsgruppe waren bei rezyklierender Perfusion männlicher 42 Ergebnisse Lebern identisch; auch hier konnte durch Steigerung der Hormonkonzentration keine weitere Steigerung des Sauerstoffverbrauchs erzielt werden. 1.6 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert rezyklierend perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter Ratten nach kohlenhydratreicher Diät Es ist bekannt, daß der Serum-T3-Spiegel in Phasen des Hungers abfällt, um anschließend nach Wiederfütterung mit kohlenhydratreicher Nahrung kurzfristig wieder anzusteigen. Daher stellt sich die Frage, ob der Effekt von 3,5-L-T2 auch durch den Ernährungsstatus der Versuchstiere modulierbar ist. Für 3,5-L-T2 sind keine Serum-Spiegel im Hunger bekannt. Um den Einfluß des gehungerten Status der Versuchstiere auf die Steigerung des Stoffwechsels durch 3,5-L-T2 der perfundierten Lebern zu untersuchen, wurden die gehungerten Tie-re mit einer Versuchsgruppe kohlenhydratreich ernährter Tiere verglichen. Die Leberperfusion unterschied sich lediglich durch den nicht gehungerten Status der Tiere von den unter III.1.1 und III.1.2 beschriebenen Versuchsanordnungen. Statt dessen wurden die hypothyreoten, männlichen Tiere nach einem Tag Hungern die darauffolgenden zwei Tage mit einem kohlenhydratreichen Futter versorgt. Der nicht gehungerte Status machte sich in Bezug auf das Gewicht der Lebern kaum bemerkbar. Gehungerte Tiere wiesen ein Lebergewicht von 5,8 ± 0,01 g auf; die Lebern der Tiere dieser Versuchsanordnung wogen 5,8 ± 0,21 g. Der Sauerstoffverbrauch der perfundierten Lebern hypothyreoter, männlicher, kohlenhydratreich ernährter Ratten lag zum Zeitpunkt t = 0 min mit 1,38 ± 0,12 µmol/min/g O 2 und einem Anstieg über 90 Minuten um 0,47 ± 0,03 µmol/min/g auf 1,85 ± 0,10 µmol/min/g signifikant und annähernd parallel verschoben unter den zu vergleichenden Kontrollen der gehungerten Tiere aus dem Versuch III.1.1, p<0,01. Die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs wiederum durch 10-12 M 3,5-L-T2 bewirkte, bei gleichem Ausgangsniveau der Versuchsgruppe mit 1,31 ± 0,07 µmol/min/g, eine schon nach 20 43 Ergebnisse Minuten signifikante Steigerung der Atmung, die nach 90 minütiger Perfusion, um 1,02 ± 0,14 µmol/min/g erhöht, auf 2,32 ± 0,15 µmol/min/g anstieg. Nach Hormonzugabe unterscheidet sich diese Versuchsgruppe bei Aufzeichnung der Verlaufskurve des ∆ O2-Ver-brauchs durch einen früheren Anstieg von den gehungerten Lebern. Der Anstieg des Sauer-stoffverbrauchs beträgt bei der Kontrollguppe 34 %, verglichen mit 77 % nach Stimulation der Atmung durch das eingesetzte Schilddrüsenhormon. Während die Kontrollgruppe ab der 60. Minute Perfusionszeit ein Plateau zu erreichen scheint, deutet sich dieses bei hormonell stimulierter 1,0 2,0 1,5 2 ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g 1,5 O-Verbrauch in µmol/min/g Perfusion erst ab der 80. oder 90. Minute an; siehe dazu auch Abb. 12. 0 20 40 60 80 100 t inm in 0,5 * 0,0 0 20 40 60 80 100 t inm in Abb. 12 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährter Ratten, ∗ p < 0,01. ² Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) u 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 6 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. Im Vergleich zu den Perfusionen gehungerter Ratten unterscheiden sich die Kontrollen beider Versuchsgruppen im Verlauf kaum. Lediglich ein dezent späterer Anstieg der Kon-trollen der 44 Ergebnisse kohlenhydratreich ernährten Tiere, sowie der stets niedrigere relative Sauer-stoffverbrauch machen die geringfügigen Unterschiede aus, wie in Abb. 13 a zum Ausdruck kommt. Die Darstellung des absoluten Sauerstoffverbrauchs in der Abb. 13 b zeigt jedoch einen Betragsunterschied von im Verlauf fast konstant 18 % niedrigerem, entsprechend 0,36 µmol/min/g O 2-Verbrauch, gegenüber dem gehungerten Status; jeweils bezogen, wie angegeben auf das Lebergewicht in Gramm. ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g Berücksichtigt man bei kohlenhydratreich ernährten Tieren die durch Glykogenspeicherung bedingte geringere Konzentration atmungsaktiver Kompartimente, muß der SauerstoffverO2-Verbrauch in µmol/min/g brauch auf Milligramm Protein pro Gramm Leber bezogen werden. Die gehungerten Le- 1,5 1,0 0,5 0,0 0 20 t inm in 40 60 80 100 3,0 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 40 60 80 Abb. 13 a Abb. 13 b relativer Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g absoluter Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g 100 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter Ratten o Kontrollen, gehungert ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, gehungert ( MW ± SEM, n = 9 ) ² Kontrollen, kohlenhydratreiche Diät ( MW ± SEM, n = 4 ) u 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, kohlenhydratreiche Diät ( MW ± SEM, n = 6 ) bern wiesen im Mittel 332 ± 10 mg Protein / g Leber ( n = 5 ) auf und die kohlenhydrat-reich ernährten Tiere 269 ± 5 mg Protein / g Leber ( n = 10 ) auf; p<0,01. Bezogen auf das Protein glichen sich die Sauerstoffverbrauchswerte fast an. 45 Ergebnisse Die Lebern gehungerter hypothyreoter Ratten wiesen zu Beginn der Perfusion einen Sauer- 1,0 2,0 1,5 2 -Verbrauch in µmol/min/g ∆ O 2 1,5 O-Verbrauch in µmol/min/g stoffverbrauch von 5,15 ± 0,24 nmol/min/mg Protein und im Vergleich dazu, nach kohlen- 0 20 40 60 80 100 t inm in 0,5 0,0 0 20 40 60 80 100 t inm in Abb. 14 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährter Ratten ² Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) u 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 6 ) t 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 2 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. hydratreicher Diät einen Sauerstoffverbrauch von 5,12 ± 0,45 nmol/min/mg Protein auf. Nach der abgelaufenen Stimulation erreichten die vorher gehungerten Lebern nach 90 Mi-nuten Perfusionszeit einen O2-Verbrauch von 8,74 ± 0,54 nmol/min/mg Protein, vergleich-bar den Lebern der zuvor kohlenhydratreich ernährten Tiere die am Ende der Perfusion bei 8,62 ± 0,56 nmol/min/mg Protein lagen. 46 Ergebnisse Die graphische Darstellung des absoluten Sauerstoffverbrauchs in Abb. 13 b veranschau-licht noch einmal die Betragsdifferenzen der verglichenen Ernährungsstatus bei isoliert rezyklierender Perfusion. Nach kohlenhydratreicher Kost kann das Atmungsniveau gehungerter Lebern nach Stimulation nicht ganz erreicht werden. Die prozentuale Berechnung des Sauerstoffverbrauchs nach Stimulation durch das Schilddrüsenhormon in den beiden Versuchsgruppen beträgt bei gehungerten Versuchstieren 29,5 % und nach kohlenhydratreicher Diät 25,4 % und fällt damit nahezu identisch aus. In einem ausgewählten Experiment wurde die eingesetzte Konzentration von 3,5-L-T2 auf 10-10 M gesteigert, um auszuschließen, daß eine fehlende Steigerbarkeit des Sauerstoff-verbrauchs auf einen Hormonmangel zurückzuführen ist. Wie in der Abb. 14 dargestellt, liegt der Sauerstoffverbrauch nach erhöhter Hormonkonzentration bei hypothyreoten Ratten nach kohlenhydratreicher Diät jedoch nicht über dem der Versuchsgruppe mit geringerem Hormoneinsatz, sondern gerinfügig darunter. Auch ist die Stimulation des O2-Verbrauchs gegenüber der Kontrollgruppe nicht früher signifikant gesteigert. 1.7 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert rezyklierend perfundierten Lebern weiblicher, hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährter Ratten Um den Einfluß kohlenhydratreicher Diät auf den Sauerstoffverbrauch weiblicher, hypothyreoter Ratten zu untersuchen, wurde den Tieren nach Futterentzug für einen Tag, an den darauffolgenden zwei Tagen kohlenhydratreiche Kost ad libitum angeboten. Am vierten Tag wurden die Lebern in den Versuch genommen und perfundiert. Das Lebergewicht der gehungerten Tiere von 4,17 ± 0,12 g unterschied sich nur gering von dem der nicht gehun-gerten glykogenspeichernden Lebern, die im Mittel 4,56 ± 0,21 g Feuchtgewicht aufwiesen und damit nur 9,4 % schwerer waren. Der kontinuierlich aufgezeichnete Sauerstoffverbrauch der perfundierten weiblichen Lebern hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährten Ratten ohne Hormonzusatz betrug 1,50 ± 0,08 µmol/min/g zum Zeitpunkt t = 0 min. Verglichen mit den gehungerten Tieren aus Versuch 47 O2-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g Ergebnisse 1,0 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 60 80 100 0,5 * 0,0 0 t inm in Abb. 15 40 20 40 60 80 100 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern weiblicher, hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährter Ratten, ∗ = p < 0,01. Kontrollen ( MW ± SEM, n = 3 ) 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 3 ) Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute ↵ ¬ Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. III.1.3, bei deren Kontrollgruppe der Sauerstoffverbrauch 2,08 ± 0,19 µmol/min/g betrug, entspricht dies einer Senkung um 27,9 %, die nicht allein durch das erhöhte Lebergewicht erklärt ist, wie Abb. 16 b zeigt. Wie bei den Lebern der gehungerten weiblichen Ratten, stieg bei den Kontrollen der gefütterten Tiere der Sauerstoffverbrauch im Verlauf der 90 minütigen Perfusion signifikant um 0,55 ± 0,06 µmol/min/g O 2 an, auf den Endbetrag von 2,05 ± 0,11 µmol/min/g, prozentual ausgedrückt um 36,7 %, p<0,01, vergleiche dazu Abb. 15. Nach Zusatz von 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min stieg der Sauerstoffverbrauch von 1,52 ± 0,12 µmol/min/g binnen 90 minütiger Perfusion um 0,94 ± 0,09 µmol/min/g, bzw. 61,2 48 Ergebnisse % auf 2,45 ± 0,05 µmol/min/g signifikant und deutlich höher an, als das bei der Kontrollgruppe zu verzeichnen war; siehe dazu Abb. 15. Wie bei den gehungerten Tieren war der basale O2-Verbrauch durch 3,5-L-T2 zu steigern. -Verbrauch in µmol/min/g ∆ O 2 Bei Darstellung des relativen Sauerstoffverbrauchs als ∆-O2 scheint sich die Versuchsgrup-pe bereits nach 20 min von der Kontrollgruppe zu unterscheiden. Die Auftragung des abso-luten O2-Verbrauch in µmol/min/g Sauerstoffverbrauchs jedoch macht deutlich, daß ein wirklicher Unterschied als signi1,5 1,0 0,5 0,0 0 20 40 60 80 t inm in 100 3,0 2,5 2,0 1,5 0 20 40 60 80 100 t inm in Abb. 16 a Abb. 16 b relativer Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g absoluter Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern weiblicher hypothyreoter Ratten ¡ Kontrollen, gehungert ( MW ± SEM, n = 4 ) l 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, gehungert ( MW ± SEM, n = 5 ) ↵ ¬ Kontrollen, kohlenhydratreiche Diät ( MW ± SEM, n = 3 ) 10 -12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, kohlenhydratreiche Diät ( MW ± SEM, n = 3 ) fikante Stimulation jedoch auch erst nach 40 min erreicht ist mit p<0,01, der sich bis zur 90. Minute kontinuierlich weiter steigert. Im direkten Vergleich zu den gehungerten weiblichen, hypothyreoten Versuchstieren aus dem Kapitel III.1.3, dargestellt in Abb. 9 fallen mehrere Unterschiede auf. Zunächst scheint bereits die hormonell nicht stimulierte Kontrollgruppe der kohlenhydratreich ernährten Tie-re im O2Verbrauch später anzusteigen, als die gehungerten Tiere. Nach 20 und 30 Minuten Perfusion 49 Ergebnisse O2-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g liegen die kohlenhydratreich gefütterten Tiere im Sauerstoffverbrauch noch unter- 1,0 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 60 80 100 0,5 0,0 0 t inm in Abb. 17 40 20 40 60 80 100 Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern weiblicher, hypothyreoter, kohlenhydratreich ernährter Ratten Kontrollen ( MW ± SEM, n = 3 ) 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 3 ) t 10-10 M 3,5-L- T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 2 ) ↵ ¬ Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. halb der gehungerten Ratten, erreichen aber nach 90 minütiger Perfusion dasselbe Niveau des O2-Verbrauchs. In der Darstellung des absoluten Sauerstoffverbrauchs unterscheiden sich die beiden Versuchsgruppen, jedoch aufgrund des schon unterschiedlichen Ausgangs-niveaus, wie oben beschrieben, gravierend voneinander. Nach hormoneller Stimulation stiegen die gehungerten Lebern jedoch signifikant früher im Sauerstoffverbrauch an als die Vergleichsgruppe der stimulierten Lebern nach kohlenhydratreicher Diät. Nachdem die gehungerten Lebern bereits nach 25 Minuten signifikant mehr Sauerstoff verbrauchten, ist dies bei den gefütterten Tieren erst nach 40 Minuten der Fall. Auch betrug das ∆ des O2-Verbrauchs bei den gehungerten Tieren im Mittel 0,56 µmol mehr 50 Ergebnisse Sauerstoff nach Gabe von 10-12 M 3,5-L-T2, im Vergleich zu einer Steigerung um 0,39 µmol O2 als Mittelwert der nicht gehungerten Versuchstiere. Prozentual fällt der Vergleich jedoch nicht so gravierend aus. Aufgrund des geringeren basalen Sauerstoffver-brauchs beträgt die Stimulation nach kohlenhydratreicher Wiederfütterung 61,2 %. Vergli-chen mit der bei gehungerten Tieren fällt diese hier mit 52,3% geringfügig niedriger aus. In einem weiteren Experiment wurde die Konzentration des eingesetzten Schilddrüsenhormones 3,5-L-T2 auf 10-10 M erhöht, um zu prüfen, ob die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs in diesem Versuchsaufbau zu steigern, bzw. zu beschleunigen war. Abb. 17 stellt das Versuchsergebnis vom Einfluß einer Erhöhung des Hormonzusatzes bei isoliert rezyklierend perfundierter Lebern weiblicher, kohlenhydratreich ernährter Ratten dar. Aus der Darstellung des ∆ O2-Verbrauchs wird ersichtlich, daß praktisch im gesamten Verlauf der Perfusion keine weitere Steigerung des Sauerstoffverbrauchs möglich war. Erst nach 80- bis 90-minütigem nahezu identischem Anstieg, als bei dem geringeren Hormonzusatz die Verlaufskurve in ein Plateau zu münden scheint, ist dies bei Einsatz von 10-10 M 3,5-L-T2 noch nicht zu registrieren. Bei Auftragung der absoluten Werte des Sauerstoffverbrauchs ( siehe Abb. 17, kl. Graphik ) wird es noch deutlicher, daß zu diesem Zeitpunkt noch kein Plateau erreicht zu sein scheint. Im Vergleich zu dem vorherigen Experiment betrug der AusgangsSauerstoffverbrauch zum Zeitpunkt t = 0 min 1,58 ± 0,03 µmol/min/g und wurde binnen 90 Minuten Perfusion um 1,15 ± 0,13 und damit um 81,0 % signifikant auf 2,86 ± 0,09 µmol/min/g O 2 gesteigert, p<0,01. Der abschließende Vergleich männlicher und weiblicher hypothyreoter Ratten nach kohlenhydratreicher Diät ist in den Abb. 18 a und b zusammengefaßt. Hier ist der basale Sauerstoffverbrauch, wie auch die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 10-12 M 3,5-L-T2 nebeneinander dargestellt. Wie schon im Kapitel III.1.4 beschrieben und in den Abb. 10 a und b dargestellt, liegt der basale Sauerstoffverbrauch bei weiblichen, gehungerten, hypo-thyreoten Ratten höher als bei männlichen. Genauso fällt diese Differenz zugunsten eines höheren Atmungsniveaus bei weiblichen, kohlenhydratreich ernährten Versuchstieren im Vergleich zu den männlichen aus. O2-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g 51 Ergebnisse 1,0 0,5 0,0 0 20 t inm in 40 60 80 100 2,5 2,0 1,5 0 20 t inm in 40 60 80 100 Abb. 18 a Abb. 18 b relativer Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g absoluter Sauerstoffverbrauch in µmol/min/g Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern kohlenhydratreich ernährter Ratten ² Kontrollen, männlich ( MW ± SEM, n = 4 ) u 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, männlich ( MW ± SEM, n = 6 ) ↵ Kontrollen, weiblich ( MW ± SEM, n = 3 ) -12 ¬ 10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, weiblich ( MW ± SEM, n = 3 ) Bei den weiblichen Tieren liegt der Sauerstoffverbrauch mit 1,52 ± 0,12 µmol/min/g auch in dieser Versuchsanordnung wiederum höher als bei den männlichen Ratten mit 1,31 ± 0,07 µmol/min/g; vergleiche dazu die Abb. 18 a und b. Durch die Darstellung des ∆ O2-Verbrauchs wird anschaulich gemacht, daß sich sowohl männliche als auch weibliche Kon-trollen im Verlauf gleichen. Auch die Steigerung des Sauerstoffverbrauchs während 90 mi-nütiger Perfusion auf 0,55 ± 0,06 µmol/min/g ohne Zusatz von 3,5-L-T 2 bei den weiblich-en, sowie auf 0,47 ± 0,03 µmol/min/g bei den männlichen Versuchstieren unterscheidet sich kaum voneinander. Nach Einsatz von 10-12 M 3,5-L-T2 ist der Sauerstoffverbrauch männlicher Lebern nach 25-30 Minuten etwas früher signifikant erhöht, als der der weiblichen Versuchstiere, die sich erst nach 40 Minuten von ihrer Kontrollgruppe unterscheiden. Im weiteren Verlauf der 90 minütigen Perfusion sind die Unterschiede der verglichenen Versuchsgruppen gering. 52 Ergebnisse _______________ Zusammenfassung der Ergebnisse III.1 3,5-L-T2 stimuliert signifikant den Sauerstoffverbrauch isoliert rezyklierend perfundierter Lebern hypothyreoter männlicher Ratten. Korrespondierend zu diesem Befund ist die Gluconeogeneserate, wie auch die Harnstoffproduktion der Lebern im Vergleich zu den Kontrollperfusionen gesteigert. Im Vergleich zu weiblichen Versuchstieren fällt die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs der männlichen Tiere höher aus, wobei jedoch das Ausgangsniveau des O2-Verbrauchs der männlichen Tiere bei Perfusionsbeginn niedriger liegt als bei den weiblichen. So ist der Betrag der Atmungsstimulation ∆ O2 nach Zusatz von 3,5-L-T2 bei männlichen gehungerten Ratten höher als bei weiblichen. Der gefütterte Status der männlichen und weiblichen Tiere hat keinen Einfluß auf die Höhe des Sauerstoffverbrauchs im Ausgangsniveau, wie auch nicht nach Stimulation der Atmung durch 3,5-L-T2, wenn die Werte auf das hepatische Protein bezogen werden, daß bei Le-bern nach kohlenhydratreicher Diät geringer ausfällt. Die Steigerung des Sauerstoffver-brauchs ist aber früher signifikant erhöht, als das bei den gehungerten Tieren zu verzeich-nen war. Eine Steigerung der zugesetzten Hormonkonzentration hat, unabhängig von den sonstigen Versuchsbedingungen, nie eine weitere Steigerung oder einen wesentlich früheren Anstieg des Sauerstoffverbrauchs der perfundierten Lebern zur Folge gehabt. 53 Ergebnisse 2. Kombiniert offene und rezyklierende Leberperfusion Für ausgewählte Experimente wurde der apparative Perfusionsaufbau verändert, um den Mechanismus des Effektes von 3,5-L-T2 näher zu untersuchen. Im Gegensatz zur geschlos-sen rezyklierenden Perfusion, die in einem Kreissystem den Perfusionspuffer immer wieder zur Leber geleitet, wird er bei der offenen Perfusion lediglich einmal zur Leber geleitet und direkt dahinter an verschiedenen Elektroden vorbeigeführt, mittels derer der Sauerstoffver-brauch, wie auch die Ionenströme gemessen werden können. Anschließend wird der Perfu-sionspuffer 54 Ergebnisse abgeleitet, sodaß Perfusatproben entnommen werden können, und der Über-schuß in einem Sammelbehälter aufgefangen. Diese Perfusionsapparatur eignet sich besonders zur Untersuchung des Stoffwechsels der perfundierten Organe, da die Stoffwechselprodukte zu jedem Zeitpunkt bestimmt werden können, ohne daß sie in einem rezyklierenden System akkumulieren. Eine weitere Besonderheit dieses Systems liegt in der Möglichkeit, nach entsprechender Vorperfusion zur Äquilibrierung zunächst, wie oben beschrieben, eine Zeit offen zu perfundieren und dann das System umzustellen, um anschließend für den gleichen Zeitraum geschlossen rezyklie-rend weiterperfundieren zu können. Technisch bedarf es hierzu lediglich eines Kurzschlie-ßens des Systems, indem der Puffer nach Oxygenierung wieder dem Perfusionsorgan zuge-führt wird; siehe dazu die schematische Darstellung der Abb. 4 in Kapitel II. 3. Freigesetz-te Mediatoren, die den Stoffwechsel beeinflussen gelangen bei offener Perfusion nach Durchströmen des Perfusionsorganes nicht wieder zu diesem zurück, sodaß bei einem nach-zuweisenden Einfluß, dieser durch das Umschalten auf rezyklierende Perfusion aufgedeckt werden kann. Die Vorperfusionszeit betrug 20 Minuten und analog zur vorher beschriebenen rezyklieren-den Perfusion wurde nach deren Ablauf dieser Zeitpunkt t = 0 min gesetzt und bei Kontrollperfusionen kein Zusatz, bzw. bei den Versuchen mit Hormoneinsatz zu diesem Zeit-punkt 3,5-L-T2 zum Perfusionspuffer zugegeben wurde. Aus den Daten der vorangegan-genen Experimente geht hervor, daß eine Konzentration von 10-9 M 3,5-L-T2 sicher im maximal stimulierenden Bereich liegt, sodaß sie hier für diese ausgewählten Experimente eingesetzt wurde. Das Versuchsprotokoll sah die ersten 60 Minuten offene Perfusion vor und im direkten Anschluß mit der selben Leber, durch Umschalten des Systems für weitere 60 Minuten geschlossen rezyklierende Perfusion. Während der gesamten Perfusionszeit wurde der Sauerstoffverbrauch kontinuierlich durch eine Clark-Elektrode aufgezeichnet. Durch eine Kalium-Elektrode wurde der Kaliumausstrom der Leberzellen gemessen und durch einen Druckaufnehmer der Perfusionsdruck ∆p kontrolliert. In 10 minütigem Abstand gewonnene Perfusatproben dienten zur Bestimmung von Glucose, Harnstoff und der LDH, als Parame-ter des Zellschadens des perfundierten Organs. Das Umschalten der Perfusionapparatur ge- 55 Ergebnisse währleistete, daß weder Sauerstoffmessung, noch die Bestimmung der Substrate bzw. der LDH unterbrochen werden mußten. Um die Intaktheit der perfundierten Lebern zu kontrollieren, wurde abschließend nach 140 Minuten Perfusion Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M dem Perfusionmedium zugesetzt. In allen Versuchen fiel binnen Sekunden der Sauerstoffverbrauch der perfundierten Lebern dramatisch ab, um anschließend ebenso schnell und steil deutlich über das vorherbestehende Atmungsniveau hinaus wieder anzusteigen. Der initiale Abfall erklärt sich durch die α1-Rezeptor vermittelte Vasokonstriktion, während nach erneuter Öffnung der Gefäße der rapide Anstieg des Sauerstoffverbrauchs die Intaktheit der perfundierten Organe, auch nach 140 minütiger Perfusion bewies. 2.1 Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei offen und rezyklierend perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter und gehungerter Ratten Der Sauerstoffverbrauch der Kontrollperfusionen betrug zum Zeitpunkt t = 0 min 2,69 ± 0,14 µmol/min/g und war damit fast identisch mit dem Ausgangswert der Versuchsgruppe zum selben Zeitpunkt, der 2,72 ± 0,12 µmol/min/g betrug als 3,5-L-T 2 dem Perfusions-puffer zugesetzt wurde. Bei offener Perfusion verliefen die Kontrollen fast linear auf dem Ausgangsniveau und betrugen am Ende der 60 minütigen Perfusion 2,71 ± 0,20 µmol/min/g ( Abb. 19 ). Zu die-sem Zeitpunkt begann die rezyklierende Perfusion und der Sauerstoffverbrauch stieg bei den Kontrollen, identisch zu den vorherigen Versuchen zur rezyklierenden Perfusion, auch hier um 0,55 µmol/min/g nach dann insgesamt 120 Min Perfusion auf 3,26 ± 0,22 µmol/ min/g an, entsprechend 20,3 % ( vergleiche dazu die Befunde aus III.1.1 ). 56 Ergebnisse O2-Verbrauch offen offen rezyklierend 3,5 * ** 3,0 * in µmol/min/g 4,0 2,5 2,0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 t inm in Abb. 19 Sauerstoffverbrauch isoliert offen perfundierter ( t = 0 bis 60 min ) und isoliert rezyklierend perfundierter ( t = 60 bis 120 min ) Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) n 10-9 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 4 ) Zur Kontrolle nach 15 min offener Perfusion zum Zeitpunkt t = 135 min Zusatz von Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M; ∗ p < 0,01 ∗∗ p < 0,05. Die weitere offene Perfusion ließ den Sauerstoffverbrauch auf 2,79 ± 0,14 µmol/min/g im Verlauf von weiteren 15 min abfallen. Damit pendelte sich der Sauerstoffverbrauch nach 60 Minuten rezyklierender Perfusion und daran anschließender offener Perfusion nach kur-zer Zeit wieder auf dem Niveau der offenen Perfusionsperiode ein. Abschließend wurde die Kontrolle der Intaktheit der perfundierten Lebern, wie oben beschrieben durch den Zusatz von 10-6 M Adrenalin überprüft. Der Sauerstoffverbrauch fiel bei den Kontrollen binnen Sekunden um 0,69 µmol/min/g auf 2,10 ± 0,19 µmol/min/g ab, um im weiteren Verlauf genauso schnell wieder anzusteigen. Nach 10 Minuten, zum Zeit-punkt t = 57 Ergebnisse 145 min, betrug der O2-Verbrauch dann 3,11 ± 0,31 µmol/min/g und fiel in der darauffolgenden Zeit allmählich auf das Niveau bei offener Perfusion zurück. Während der 60 minütigen offenen Perfusion bewirkte 3,5-L-T2 einen langsameren allmählichen Anstieg des Sauerstoffverbrauchs von 2,72 ± 0,12 µmol/min/g um 0,22 µmol/min/g auf 2,94 ± 0,02 µmol/min/g, entsprechend 8,1 % nach 60 min; p<0,05. Anschließend folgte die rezyklierende Perfusion, die im Unterschied zu den vorherigen Versuchen, dargestellt in III.1.2, einen sofortigen Anstieg des Sauerstoffverbrauchs zeigte. Dieser war bereits nach 10 Minuten signifikant erhöht mit 3,34 ± 0,06 µmol/min/g, gegen-über 2,89 ± 0,24 µmol/ min/g O 2-Verbrauch der Kontrollen; p<0,01; vergleiche dazu Abb. 19. Im weiteren Verlauf der 60 min geschlossen rezyklierender Perfusion ist der Sauerstoffverbrauch nach Stimulation durch das Schilddrüsenhormon 3,5-L-T2 stets signifikant höher als derjenige des Kontrollkollektivs mit p<0,01 und scheint, ab der 40. Minute ( entspricht der 100. Minute im Versuchsprotokoll ) ein Plateau zu erreichen. Nach 120 min Perfusion ( 60 min offen und 60 min rezyklierend ) beträgt der Sauerstoffverbrauch der 3,5-L-T2-stimu-lierten Versuchsgruppe 3,86 ± 0,02 µmol/min/g, gegenüber einem Sauerstoffverbrauch von 3,26 ± 0,22 µmol/min/g der Kontrollen. Die Stimulation durch 3,5-L-T 2 bewirkte damit nach weiteren 60 Minuten Perfusion einen um 18,4 % höheren O2-Verbrauch. Vergleiche hierzu auch die vorherigen Befunde in III.1.2 und Abb. 8, bei denen die Steigerung des O2-Verbrauchs erst nach 45 Minuten statistisch signifikant war, die Zunahme des Sauerstoff-verbrauchs jedoch 29,5 % über den Kontollen lag. Nach Ablauf von 120 min Perfusion folgten erneut 15 min offene Perfusion, in der der Sauerstoffverbrauch nach dann 135 min Gesamtperfusionszeit um 0,64 µmol/min/g auf 3,22 ± 0,09 µmol/min/g abfiel. Im Gegensatz zu den Kontrollen, die fast auf das Ausgangsniveau abfielen, lag er damit immer noch 15,4 % höher als der Endwert der offenen Perfusions-periode. Der Zusatz von 10-6 M Adrenalin, wie bei den Kontrollen hatte wiederum einen sofortigen Abfall des Sauerstoffverbrauchs zur Folge. Nach bereits 2 Minuten sank der O2-Verbrauch auf 2,31 ± 0,04 µmol/min/g, um daran anschließend ebenso schnell wieder anzusteigen und mit dem Kontrollkollektiv verglichen, zum Zeitpunkt t = 145 min ein wesentlich höheres Niveau von 3,42 ± 0,19 µmol/min/g O 2 zu erreichen. Zum Zeitpunkt des Abfalls des Sauer- 58 Ergebnisse stoffverbrauchs war auch der durch den Druckaufnehmer gemessene Perfusionsdruck er-höht, was auf den durch α1-Rezeptoren vermittelten vasokonstringierenden Effekt des Adre-nalins zurückzuführen ist; siehe auch hierzu Abb. 19. 2.2 Steigerung der Glucoseproduktion bei offener und rezyklierender Leberperfusion durch 3,5-L-T2 Als weiteren Stoffwechselparameter der perfundierten Leber nach Stimulation durch das Glucose-Produktion in µmol/g Schilddrüsenhormon 3,5-L-T2 wurde aus beschriebenen Perfusatproben die Glucoseproduk- 20 a b 15 * * 10 5 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 t inm in Abb. 20 a offene Perfusion Abb. 20 b geschlossene Perfusion o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) n 10-9 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 4 ) Glucoseproduktion isoliert perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter und gehungerter Ratten. Offene Perfusion ( t = 0 bis 60 min ) und geschlossen rezyklierende Perfusion ( t = 60 bis 120 min ); ∗ p < 0,01 tion bestimmt. Den Glucosespiegel des Perfusates nach Leberpassage während offener Perfusion stellt die Abb. 20 a dar. Wie hier zu sehen, war die Steigerung der Gluconeogenese in den ersten 60 min offener Perfusion aus dem angebotenen Alanin durch 3,5-L-T2 nach 40 min signifikant höher als der Glucosespiegel der Kontrollgruppe; p<0,01. In der graphi-schen Darstellung lag die Glucoseproduktion zwar stets über derjenigen der Kontrollgruppe, der 59 Ergebnisse Befund ist aber weniger ausgeprägt, als in der anschließenden rezyklierenden Leberper-fusion von der 60. bis zur 120. Minute; vergleiche dazu Abb. 20 b. Nach Beginn der rezyklierenden Perfusion vom Zeitpunkt t = 60 min bis 120 min war die Steigerung der Glucoseproduktion bereits nach 10 min ( in der 70. Minute im Versuchsprotokoll ) in der durch 3,5-L-T2 stimulierten Versuchsgruppe signifikant gegenüber den Kontrollen erhöht; p < 0,01. Die Glucoseproduktion stieg steil an, bis sie nach 40 Minuten ( in der 100. Minute im Versuchsprotokoll ) ein Plateau zu erreichen schien; vergleiche dazu Abb. 20 b. Dieser Befund korrespondierte genau mit der Kinetik des Sauerstoffverbrauchs, der sich zum selben Zeitpunkt einem Plateau näherte. Der Vergleich der Glucoseproduktion bei rezyklierender und offener Leberperfusion ist in Tab. 2 auf Seite 20 zusammengestellt. Für den direkten Vergleich geht in die Berechnung bei rezyklierender Perfusion die Zeit mit ein, bei offener Perfusion zusätzlich die Flußgeschwindigkeit. Wie Abb. 20 a veranschaulicht, lag die 3,5-L-T2 stimulierte Glucoseproduktion stets über der Kontrollgruppe, parallel zum Sauerstoffverbrauch. Wiederum wurde nach rezyklieren-der Perfusion ab dem Zeitpunkt t = 120 min weiter offen perfundiert und nach 15 min zum Zeitpunkt t = 135 min Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M zugesetzt, um die Intaktheit der perfundierten Lebern zu kontrollieren ( siehe oben ). 2.3 Steigerung der Harnstoffproduktion bei offener und rezyklierender Leberperfusion durch 3,5-L-T2 Die Harnstoffsynthese ist, genauso wie die Glucoseproduktion, ein wichtiger Stoffwechselparameter für die perfundierte Leber. Wie oben beschrieben wurde aus den gewonnenen Perfusatproben auch der Harnstoff bestimmt. Die Ergebnisse sind in den Abb. 21 a für den Zeitraum der offenen ( t = 0 bis 60 min ) und 21 b für den Zeitraum der rezyklierenden ( t = 60 bis 120 min ) Perfusion dargestellt. Wie hier zu sehen verlief die Harnstoffproduk-tion der Kontrollen sowohl bei offener, wie auch bei rezyklierender Perfusion nahezu auf 60 150 a b * 125 100 * Harnstoff-Produktion in µmol/g Ergebnisse 75 50 25 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 t inm in Abb. 21 a offene Perfusion Abb. 21 b geschlossene Perfusion o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 4 ) n 10-9 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 4 ) Harnstoffproduktion isoliert perfundierter Lebern männlicher, hypothyreoter und gehungerter Ratten. Offene Perfusion ( t = 0 bis 60 min ) und geschlossen rezyklierende Perfusion ( t = 60 bis 120 min ); ∗ p < 0,01 einem gleichbleibenden Niveau. Nach Zugabe des Schilddrüsenhormones 3,5-L-T2 stieg die Harnstoffsynthese schon bei offener Leberperfusion an und unterschied sich signifikant nach 40 Minuten von den Kontrollen; p < 0,01. Auch im weiteren Verlauf lag sie zu je-dem Zeitpunkt über dem Niveau der Kontrollen. Nach Beginn der rezyklierenden Perfusion vom Zeitpunkt t = 60 bis 120 min war die Steigerung der Harnstoffproduktion bereits nach 20 Minuten ( in der 80. Minute im Versuchsprotokoll ), in der durch 3,5-L-T2 stimulierten Versuchsgruppe signifikant gegenüber den Kontrollen erhöht; p < 0,01. Wie bei der Glucoseproduktion und dem Sauerstoffverbrauch stieg auch die Harnstoffproduktion steil an und schien nach 30 Minuten ( 90. Minute im Versuchsprotokoll ) ein Plateau zu erreichen; vergleiche dazu Abb. 19 und 20 b, sowie 61 Ergebnisse 21 b. Der Vergleich der Harnstoffproduktion bei rezyklierender und offener Leberperfusion ist in Tab. 2 auf Seite 20 zusammengestellt. Für den direkten Vergleich geht in die Berech-nung bei rezyklierender Perfusion die Zeit mit ein, bei offener Perfusion zusätzlich die Flußgeschwindigkeit. Wiederum wurde nach rezyklierender Perfusion ab dem Zeitpunkt t = 120 min weiter offen perfundiert und nach 15 min zum Zeitpunkt t = 135 min Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M zugesetzt, um die Intaktheit der perfundierten Lebern zu kontrollieren ( siehe oben ). 2.4 Perfusionsdruck und Kaliumausstrom in das Perfusat Die kontinuierliche Registrierung des Perfusionsdruckes ∆p wies zu keinem Zeitpunkt der Perfusionen weder des Kontrollkollektivs, noch der durch 3,5-L-T2 stimulierten Versuchsgruppe je einen Unterschied auf. Lediglich nach beschriebenem Zusatz von 10-6 M Adre-nalin stieg der Perfusionsdruck kurzfristig an, aufgrund der durch α1-Rezeptoren vermittel-ten Vasokonstriktion ( Werte nicht dargestelt ). Auch bei der Messung des Kalium-Ausstromes der Leberzellen in das Perfusionsmedium war keine Änderung festzustellen. Zu diesem Parameter ergab sich bei den Kontrollen, wie auch bei der Versuchsgruppe nach Zusatz von 10-9 M 3,5-L-T2 kein Hinweis auf einen Ef-fekt ( Werte nicht dargestellt ). _______________ Zusammenfassung der Ergebnisse III.2 Bei der offenen Leberperfusion stieg der Sauerstoffverbrauch nach Stimulation durch 3,5-L-T2 langsamer an, als dies bei von Beginn an rezyklierender Perfusion der Fall war. Korres- 62 Ergebnisse pondierend zu diesem Befund verhielt es sich mit der Glucose- und Harnstoffproduktion, die beide erst nach 40 minütiger Perfusion signifikant über den Kontrollen lagen. Als jedoch nach 60 minütiger offener Perfusion das System umgestellt wurde auf rezyklierende Perfusion, stieg der Sauerstoffverbrauch ohne erneute Hormonzugabe im Vergleich zu den Kontrollen sofort steil an. Nach weiterer Perfusion unterschieden sich die hormonstimulierten Lebern bereits nach 10 min signifikant von den Kontrollen und erreichten nach 40 bis 60 minütiger rezyklierender Leberperfusion ein Plateau, welches sofort nach Rück-stellung auf offene Perfusion wieder abfiel. Auch Glucose- und Harnstoffproduktion beschrieben den selben Verlauf. Sie stiegen signifikant bereits nach 10 bzw. 20-minütiger rezyklierender Perfusion an und erreichten, wie der Sauerstoffverbrauch nach 40 bzw. 30 Minuten ein Plateau. Bei den anderen gemessenen Parameter, wie dem Perfusionsdruck und insbesondere dem Kaliumausstrom lies sich ein Einfluß von 3,5-L-T2 nicht nachweisen. 3. Einfluß von Ionenkanalblockern auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern hypothyreoter, gehungerter, männlicher Ratten durch 10-10 M 3,5-L-T2 63 Ergebnisse Die vorangegangenen Experimente zeigten einen deutlichen stimulierenden Effekt von 3,5-LT2 auf den Sauerstoffverbrauch, Glucose- und Harnstoffproduktion. Über den Mechanis-mus dieser Wirkung ist noch wenig bekannt. Um zu prüfen, ob der Effekt durch Elektrolyt-ströme ( z.B. Kalium- oder Calciumeinstrom, Natriumausstrom ) zu erklären ist, wurden in den folgenden Experimenten spezifische Hemmer der Ionenkanäle in das Perfusat gegeben und der T2-Effekt auf den Sauerstoffverbrauch gemessen. Die folgenden Versuche beschreiben den Einfluß unterschiedlicher Ionenkanäle auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs der isoliert rezyklierend perfundierten Lebern hypothyreoter, gehungerter, männlicher Ratten durch 3,5-L-T2 . Die eingesetzte Konzentration des Hormons wurde im Vergleich zu den vorher beschriebenen Experimenten im Kapitel III.1 auf 10-10 M erhöht und liegt im sicher maximal stimulierenden Bereich. Die Versuchsanord-nungen sind die selben, wie in den vorbeschriebenen Experimenten des Kapitels III.1 zur rezyklierenden Leberperfusion. 3.1 Einfluß von Ouabain auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 Die Na+-K+-Pumpe reguliert die Konzentration der Na+- und K+-Ionen in der Zelle. Das Transportsystem ist in der Plasmamembran so ausgerichtet, daß sie Na+ aus der Zelle hin-ausund K+ in die Zelle hineinpumpt. Um die Pumpe zu betreiben muß im Inneren der Zelle ATP vorhanden sein. Ouabain ist ein spezifischer Inhibitor der Pumpe, der nur dann wirksam ist, wenn es sich außerhalb der Zelle befindet. Vor Installation der freipräparierten Lebern in die Perfusionsapparatur wurde dem Perfusionspuffer Ouabain in einer Konzentration von 10-6 M zugesetzt. Nach anschließender Äquilibrierungszeit von 30 min wurde den Kontrollen kein weiteres Agenz zugesetzt; der Versuchsgruppe wurde 3,5-L-T2 in der Konzentration von 10-10 M zugesetzt. Die Abb. 22 b faßt die Ergebnisse des Versuches unter Blockade des Na+/K+-Kanals durch Ouabain ohne und mit Stimulation durch 3,5-L-T2 zusammen und im Vergleich dazu ist in 64 Ergebnisse Abb. 22 a dieselbe Versuchsanordnung ohne Ionenkanalblockade aus III.1.2 noch einmal dargestellt. ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g Der basale Sauerstoffverbrauch der perfundierten Lebern zum Zeitpunkt t = 0 min wurde durch den Zusatz von 10-6 M Ouabain zum Perfusat geringfügig gesenkt. Dies traf auf die Kontroll-, 0,5 2,5 2,0 1,5 0 30 t inm in 60 90 O2µmol/min/g 1,0 3,0 * 1,5 O2µmol/min/g wie auch auf die Versuchsgruppe zu. Im Verlauf der Perfusion stieg dann weder, 1,5 3,0 2,5 2,0 1,0 1,5 0 30 t inm in 60 90 0,5 0,0 0,0 0 20 t inm in 40 60 80 100 0 20 t inm in 40 60 80 100 Abb. 22 a, ohne Zusatz zum Perfusat Abb. 22 b, Zusatz von 10-6 M Ouabain o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 9 ), ∗ p < 0,01 o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 2 ) n 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 5 ) Wirkung von Ouabain auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g. wie in den Vorexperimenten, der Sauerstoffverbrauch der Kontrollen, noch derjenige der durch 3,5-L-T2 stimulierten Versuchsgruppe an. Sowohl bei der Darstellung des absoluten ( kl. Graphik ), wie auch des relativen Sauerstoffverbrauchs ( gr. Graphik ) in der Abb. 22 b wurde die inhibierende Wirkung auf eine Steigerung des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5L-T2 deutlich. Die Kontrollen zum Zeitpunkt t = 0 min verbrauchten 1,59 ± 0,16 µmol/min/g und nach 90 Minuten Perfusion dann 1,75 ± 0,09 µmol/ min/g O 2, und damit lediglich 0,16 µmol/min/g mehr; vergleiche dazu auch Abb. 22 a ohne Ouabain. Nach Zu- 65 Ergebnisse satz von 3,5-L-T2 zum Ouabain-haltigen Perfusionspuffer unterschied sich die Steigerung des Sauerstoffverbrauchs von 1,37 ± 0,09 µmol/min/g um 0,21 µmol/min/g auf 1,57 ± 0,11 µmol/min/g nicht von den Kontrollen. Nach Blockade der Na+/K+-Pumpe durch Ouabain in einer Konzentration von 10-6 M war also durch 3,5-L-T2 bei isoliert rezyklierender Leberperfusion der Sauerstoffverbrauch hypothyreoter, gehungerter, männlicher Ratten nicht zu steigern. Um zu prüfen, ob die Lebern bezüglich des Sauerstoffverbrauchs überhaupt noch stimulier-bar waren, wurde am Ende der Perfusionen jeweils Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M dem Perfusat zugesetzt, was stets den vorbeschriebenen rapiden Anstieg des Sauerstoffverbrauchs zur Folge hatte und die Intaktheit der perfundierten Lebern auch zum Versuchsende bewies; siehe dazu auch Abb. 19 im Kapitel III.2.1. 3.2 Einfluß von Nifedipin auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 Bei Nifedipin handelt es sich um einen selektiven Blocker des Calciumkanals, der dem Perfusionsmedium, analog dem oben beschriebenen Versuch aus III.3.1, vor Installation der Lebern zugegeben wurde. Nifedipin, in der Konzentration von 10-6 M, blockiert den Calciumeinstrom in die Zelle. Nach der Äquilibrierungszeit verbrauchten die Kontrollen zum Zeitpunkt t = 0 min 2,17 ± 0,08 µmol/min/g O 2, dargestellt in Abb. 23 b. Der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch lag mit Nifedipin-Zusatz im Medium signifikant höher als bei den Kontrollen ohne Nifedipin-Zu-satz; vergleiche dazu die Kontrollgruppe in Abb. 23 a. Die Zunahme des O2-Verbrauchs war mit 0,65 µmol/min/g den Kontrollen ohne Calciumkanalblocker vergleichbar und stieg nach 90 min Perfusion auf 2,82 ± 0,04 µmol/min/g an. 0,5 60 90 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 0 30 t inm in 60 1,5 1,0 90 * 30 t inm in O2µmol/min/g -Verbrauch in µmol/min/ ∆ O 2 0 * 1,0 O2µmol/min/g -Verbrauch in µmol/min/ ∆ O 2 1,5 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 66 Ergebnisse 0,5 0,0 0,0 0 20 t inm in 40 60 80 100 0 20 t inm in 40 60 80 100 Abb. 23 a, ohne Zusatz zum Perfusat Abb. 23 b, Zusatz von 10-6 M Nifedipin o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 9 ) o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 3 ) n 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 2 ) Wirkung von Nifedipin auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g; ∗ p < 0,01. Die Versuchsgruppe mit 3,5-L-T2-Zusatz zum Zeitpunkt t = 0 min wies unter Einfluß von Nifedipin einen niedrigeren Ausgangs-Sauerstoffverbrauch auf, stieg aber in noch größerem Ausmaß um 1,62 ± 0,17 µmol/min/g von 1,92 ± 0,04 µmol/min/g auf 3,54 ± 0,13 µmol/ min/g an. Die Steigerung des Sauerstoffverbrauchs lag somit noch über der vergleichbaren durch 3,5L-T2 stimulierten Gruppe ohne Nifedipin-Zusatz; vergleiche dazu die Abb. 23 a und b. Der Zusatz des Calciumkanalblockers Nifedipin zum Perfusionsmedium konnte die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 nicht inhibieren. Eher schien ein zusätzlich potenzierender Effekt vorzuliegen, da bereits nach 40 min Perfusion, verglichen mit den Kontrollen, ein signifikant höherer O2-Verbrauch vorlag. Die Steigerung des Sauerstoffverbrauchs gegenüber den Kontrollen betrug am Perfusionsende 25,5 %. Um zu prüfen, ob die Lebern bezüglich des Sauerstoffverbrauchs überhaupt noch stimulier-bar waren, wurde am Ende der Perfusionen jeweils Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M 67 Ergebnisse zum Perfusat gegeben, was stets den vorbeschriebenen rapiden Anstieg des Sauerstoffverbrauchs zur Folge hatte und die Intaktheit der perfundierten Lebern auch zum Versuchsende bewies; siehe dazu auch Kapitel III.2.1. 3.3 Einfluß von SITS auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 Bei SITS handelt es sich um einen selektiven K+/H+-Kanalblocker, der dem Perfusionsmedium in einer Konzentration von 10-6 M zugesetzt wurde. Die Versuchsergebnisse sind in Abb. 24 b zusammengefaßt. Nach Zusatz von SITS zum Perfusionspuffer betrug der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch 1,93 ± 0,03 µmol/min/g in der Kontrollgruppe und liegt damit nur geringfügig oberhalb der Kontrollgruppe ohne diesen K+/H+-Blocker; vergleiche dazu Abb. 24 a und b. Und auch im weiteren Verlauf der 90 minütigen Perfusion wiesen die Kontrollen einen nahezu identischen Verlauf auf. Die Zunahme des Sauerstoffverbrauchs betrug 0,56 µmol/min/g und erreichte 2,48 ± 0,03 µmol/min/g. Nach Zusatz von 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min stieg der Sauerstoffverbrauch erst spät an und unterschied sich erst in der 60. Minute signifikant von den Kontrollen. Der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch lag mit 1,79 ± 0,05 µmol /min/g zwar unterhalb dem der Kontrollgruppe, wie aber die Darstellung des relativen Sauerstoffverbrauchs in Abb. 24 b verdeutlicht unterschieden sich Versuchs- und Kontrollgruppe bezogen auf den Ausgangsverbrauch zum Zeitpunkt t = 0 min innerhalb der ersten 60 min jedoch kaum voneinander. Dennoch erreichte der stimulierte O2-Verbrauch 2,82 ± 0,07 µmol/min/g und und lag damit 1,03 ± 0,11 µmol/min/g, bzw. 13,7 %, signifikant über den Kontrollen; p<0,01. Im Vergleich zur Perfusion ohne Ionenkanalblocker fiel die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 jedoch geringer aus; vergleiche dazu die Abb. 24 a und b. 2,0 1,5 0 30 t inm in 60 90 1,5 3,0 2,5 2,0 1,0 1,5 * 2,5 O2µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/ 0,5 3,0 * 1,0 O2µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/ 1,5 68 Ergebnisse 0 30 t inm in 60 90 0,5 0,0 0,0 0 20 t inm in 40 60 80 100 0 20 t inm in 40 60 80 100 Abb. 24 a, ohne Zusatz zum Perfusat Abb. 24 b, Zusatz von 10-6 M SITS o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 9 ) o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 3 ) n 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 2 ) Wirkung von SITS auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g; ∗ = p < 0,01. Um zu prüfen, ob die Lebern bezüglich des Sauerstoffverbrauchs überhaupt noch stimulier-bar waren, wurde am Ende der Perfusionen jeweils Adrenalin in einer Konzentration von 10-6 M zum Perfusat gegeben, was stets den vorbeschriebenen rapiden Anstieg des Sauerstoffverbrauchs zur Folge hatte und die Intaktheit der perfundierten Lebern auch zum Versuchsende bewies; siehe dazu auch III.2.1. 3.4 Einfluß von Amilorid auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 Amilorid blockiert selektiv den Kanal, über den Na+- und H+-Ionen ausgetauscht werden. 69 Ergebnisse Es wurde dem Perfusionsmedium in einer Konzentration von 10-3 M zugesetzt. Hiernach betrug bei der Kontrollgruppe ohne Zugabe von 3,5-L-T2 der Sauerstoffverbrauch zum Zeitpunkt t = 0 min 1,48 ± 0,03 µmol/min/g. Er fiel damit niedriger aus als bei der Kon∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g ∆ O2-Verbrauch in µmol/min/g trollgruppe ohne Amiloridzusatz, wie auch schon im Ouabain-Experiment beschrieben. Im weiteren Verlauf unterschied sich die Amilorid-Gruppe von allen anderen bisherigen Versu- 0,5 2,0 1,5 0 30 60 90 * t inm in 0,0 0 20 t inm in 40 60 80 100 0 30 t inm in 60 3,0 2,5 1,5 2,0 1,5 1,0 0,5 90 * 1,0 3,0 2,5 O2µmol/min/g 1,5 O2µmol/min/g chen durch einen allmählichen Abfall des Sauerstoffverbrauchs auf 1,28 ± 0,04 µmol/min/g 0 20 t inm in 0,0 40 60 80 100 Abb. 25 a, ohne Zusatz zum Perfusat Abb. 25 b, Zusatz von 10-3 M Amilorid o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 11 ) n 10-12 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 9 ) o Kontrollen ( MW ± SEM, n = 2 ) n 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min ( MW ± SEM, n = 4 ) Wirkung von Amilorid auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei isoliert perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. Dargestellt sind der relative Sauerstoffverbrauch ( gr. Graphik ), sowie der absolute Sauerstoffverbrauch ( kl. Graphik ) in µmol/min/g, ∗ = p < 0,01. nach 90 Minuten Perfusion, p<0,01; vergleiche dazu Abb. 25 a und b. Nach Zusatz von 10-10 M 3,5-L-T2 zum Zeitpunkt t = 0 min, bei einem O2-Verbrauch von 1,38 ± 0,07 µmol/min/g war dieser nach 10 min sehr schnell signifikant erhöht, p<0,01; siehe Abb. 25 b. Die Steigerung des Sauerstoffverbrauchs in der Versuchsgruppe erreichte schon nach 20 min ihr Maximum mit 1,85 ± 0,10 µmol/min/g, und fiel anschließend nach der 20. Minute langsam bis zum Perfusionsende, parallel zum Verlauf der Kontrollen, kon- 70 Ergebnisse tinuierlich ab. Der O2-Verbrauch nach 90 Minuten rezyklierender Perfusion betrug noch 1,53 ± 0,14 µmol /min/g und war bei Auftragung der absoluten Werte, verglichen mit dem Ausgangswert nicht mehr signifikant erhöht. Wie bei den Leberperfusionen mit Zusatz von Ouabain ( sie-he III. 3.1 und Abb. 22 a und b ), wurde auch hier durch Blockade eines Ionenkanals der am Na+Transport beteiligt ist, nicht nur der basale Sauerstoffverbrauch gesenkt, sondern auch seine Steigerung durch 3,5-L-T2 verhindert. _______________ Zusammenfassung der Ergebnisse III.3 Um zu prüfen, ob der Wirkungsmechanismus der Sauerstoffstimulation durch 3,5-L-T2 von Ionenströmen über die Zellmembran abhängig ist wurden dem Perfusionspuffer verschiedene selektive Blocker der Ionenkanäle zugesetzt. Während die Zusätze von Nifedipin und SITS kaum einen Einfluß auf die Hormonwirkung hatten, war eine Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isoliert rezyklierend perfundierter Lebern nach Ouabain-Zusatz zum Perfusat nicht mehr nachweisbar. Ouabain ist ein selek-tiver Hemmer der Na+-K+-Pumpe, sodaß der stimulierende Effekt durch 3,5-L-T2 auf den O2Verbrauch von diesem Ionenkanal abhängig war. Amilorid, als ein Hemmer des Na+/H+-Kanals, hat auch einen, im Vergleich zu Ouabain geringeren, inhibierenden Einfluß auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2. Da weder Nifedipin noch SITS einen Einfluß auf die Stimulation des O2-Verbrauchs hatten ist ein Calcium- bzw. Kalium-vermittelter Effekt ausgeschlossen, wie das auch für das Ka-lium in 71 Ergebnisse den Experimenten der offenen Leberperfusion gezeigt werden konnte; vergleiche dazu Kapitel III.2. 4. Einfluß von 3,5-L-T2 auf die oxidative Phosphorylierung bei isolierten Mitochondrien der Rattenleber Die vorangegangenen Experimente zeigten überzeugende Befunde zur schnellen Wirkung von 3,5-L-T2 an der isoliert perfundierten Rattenleber im Sinne einer Steigerung des Sauerstoffverbrauchs und damit korrespondierend einer Stimulation der Gluconeogenese aus dem 72 Ergebnisse angebotenen Alanin sowie der Harnstoffsynthese. Diese Effekte waren bei offener Leberperfusion weniger ausgeprägt, als nach der anschließenden rezyklierenden Perfusion, was darauf hindeutete, daß die Wirkung von 3,5-L-T2 auf die Lebern keine direkte ist. Um aufzudecken, welche Mechanismen in diese Wirkung involviert sind wurden, unter der Vorstellung, daß Ionenströme über die Zellmembran den Effekt vermitteln könnten, die Experimente mit dem Einsatz selektiver Ionenkanalblocker durchgeführt. Die Untersuchungen ergaben, daß die Wirkung von 3,5-L-T2 auf den Sauerstoffverbrauch mit dem transmembranen Flux der Na+-Ionen und der Na+/K+-ATPase korrespondieren. Zur weiteren Abklärung des Mechanismus einer stimulierenden Wirkung von 3,5-L-T2 auf die Atmung der perfundierten Lebern wurden Experimente an isolierten Mitochondrien durchgeführt. Vorversuche unserer Arbeitsgruppe zeigten nach direkter Zugabe von 3,5-L-T2 in vitro zu isolierten Mitochondrien aus Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten keinen Einfluß auf deren Atmungsaktivität ( Werte nicht dargestellt ). Deshalb wurde, unter der Vorstellung, daß die Wirkung auf die Mitochondrien analog der oben beschriebenen Befunde eine indirekte sein könnte, das Hormon intraperitoneal gespritzt, in vivo, und die Mitochondrien anschließend isoliert, um ihre Atmungsaktivität zu messen. Untersucht wurde hierzu der stimulierende Einfluß von 3,5-L-T2 auf die oxidative Phosphorylierung unter Einsatz der Substrate Succinat und Glutamat bei isolierten Mitochondrien aus Rattenlebern. Männlichen, hypothyreoten, gehungerten Wistar-Ratten wurde intraperi-toneal 250 µg 3,5-L-T 2/100 g KG und den Kontrollen NaCl 0,9% gleichen Volumens inji-ziert, um nach 30, 60 und 90 Minuten die Mitochondrien zu isolieren und im Anschluß de-ren Atmungsaktivität zu messen. Nach Inkubation der Mitochondrien bei 30° C in 110mM Mannitol mit den Substraten Succinat ( 10 mM ) bzw. Glutamat ( 5 mM ) wurde nach Zu-satz von 0,05 M ADP die mitochondriale Atmung gemessen. Das Ergebnis zeigen die Abb. 26 und 27. Die Kontrollen, denen intraperitoneal NaCl 0,9% injiziert wurde wiesen nach Succinat-Zusatz einen Sauerstoffverbrauch von 154 ± 8 nmol/min/mg Protein auf; vergleiche dazu Abb. 26, zum Zeitpunkt t = 30 min. Nach Zusatz von Glutamat betrug der Sauerstoffver-brauch der Kontrollen 104 ± 4 nmol/min/mg Protein; vergleiche dazu Abb. 27, zum Zeit-punkt t = 30 min. 73 Ergebnisse 30 Minuten nach intraperitonealer Injektion von 250 µg 3,5-L-T 2/100 g KG und Zusatz von Succinat stieg der Sauerstoffverbrauch auf 173 ± 4 nmol/min/mg Protein signifikant an; OxidativeP h osphorylierung, S u ccinat 180 160 140 120 0 Abb. 26 * nmol /min/mg O Protein 2 p<0,01, vergleiche hierzu Abb. 26. K ontrollen 3,5-L -T2 nach30m in nach30m in Sauerstoffverbrauch isolierter Mitochondrien aus Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. Den Kontrollen wurde 30 min vor der Mitochondrienpräparation NaCl 0,9% und der Versuchsgruppe 250 µg 3,5-L-T 2 / 100g KG in vivo i. p. injiziert. Substrat zur oxidative Phosphorylierung war jeweils Succinat 10 mM. Beide Versuchsgruppen n = 3; ∗ p<0,01 Ebenso stieg der Sauerstoffverbrauch 30 Minuten nach intraperitonealer Injektion von 250 µg 3,5-L-T2/100 g KG und Zusatz von Glutamat auf 118 ± 6 nmol/min/mg Protein auch signifikant an; p<0,0125, vergleiche dazu Abb. 27. 60 Minuten nach intraperitonealer Injektion der gleichen Menge von 3,5-L-T2 lag der Sauerstoffverbrauch nach Zusatz von Succinat mit 162 ± 3 nmol/min/mg Protein im Bereich der Kontrollen. Bei Zusatz von Glutamat als Substrat der oxidativen Phosphorylierung be- 74 OxidativeP h osphorylierung, G lu tam at 120 110 100 90 0 Abb. 27 * nmol /min/mg O Protein 2 Ergebnisse K ontrollen 3,5-L -T2 nach30m in nach30m in Sauerstoffverbrauch isolierter Mitochondrien aus Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten. Den Kontrollen wurde 30 min vor der Mitochondrienpräparation NaCl 0,9% und der Versuchsgruppe 250 µg 3,5-L-T 2 / 100g KG in vivo i. p. injiziert. Substrat zur oxidative Phosphorylierung war jeweils Glutamat 5 mM. Beide Versuchsgruppen n = 3; ∗ p<0,0125 trug der O2-Verbrauch nach 3,5-L-T2-Applikation 113 ± 1 nmol/min/mg Protein und lag damit wiederum signifikant höher als die Kontrollen; p<0,01, Werte nicht dargestellt. Und auch 90 Minuten nach intraperitonealer Injektion von 250 µg 3,5-L-T 2 je 100 g KG lag der Sauerstoffverbrauch bei Zusatz beider verwendeten Substrate signifikant über den Kontrollen. Nach Succinat-Zusatz betrug der O2-Verbrauch 181 ± 14 nmol/min/mg Protein; p<0,0125. Nach Glutamat-Zusatz stieg der Sauerstoffverbrauch auf 127 ± 3 nmol/min/mg Protein und lag erneut signifikant über dem der Kontrollen; p<0,01, Werte nicht darge-stellt. Der vereinheitlichte Versuchsansatz lies mittels beschriebener Methodik der Messung der Atmung isolierter Mitochondrien aus Lebern männlicher, hypothyreoter gehungerter Ratten sehr gleichmäßige Einzelergebnisse erzielen. Bereits 30 min nach intraperitonealer Injektion von 250 µg 3,5-L-T 2 je 100g KG stieg der Sauerstoffverbrauch der Mitochondrien sowohl bei Succinat als auch bei Glutamat als Substrat der oxidativen Phosphorylierung signifikant im Vergleich zu den Kontrollen an. Nach 60 min war der Sauerstoffverbrauch bei Succinat als 75 Ergebnisse Substrat in seinem Anstieg weniger ausgeprägt, als bei dem Substrat Glutamat ( keine Abb., vergleiche die Werte oben ). Nach 90 min lag der O2-Verbrauch wieder signifikant bei beiden verwendeten Substraten hoch über den Kontrollen. _______________ Zusammenfassung der Ergebnisse III.4 In vivo durch 3,5-L-T2 stimulierte isolierte Mitochondrien aus Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten wiesen nach 30 Minuten eine signifikante Steigerung des Sauerstoffverbrauchs und damit eine gesteigerte oxydative Phosphorylierung bei Einsatz der Substrate Succinat, wie auch Glutamat auf. Die Wirkung von 3,5-L-T2 auf den Anstieg der mitochondrialen Atmung hatte nach 30 Minuten ein Niveau erreicht, daß zu späteren Zeitpunkten der Messung ( nach 60 und 90 min ) nicht mehr wesentlich steigerbar war. 5. Isolierte Nierenperfusion 76 Ergebnisse Nach den bisherigen Experimenten lies sich ein schneller Effekt von 3,5-L-T2 auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs, sowie auf die Glucose- und Harnstoffproduktion am Versuchsmodell der isoliert perfundierten Leber nachweisen. In weiteren Versuchen wurde dann der Mechanismus dieses Effektes an verschiedenen Versuchsmodellen näher unter-sucht. Neben der Leber stellt die Niere ein im Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone wichtiges Organ dar; siehe dazu auch S. 10 in der Einleitung. Die folgenden Experimente sollen die Frage beantworten, ob die Effekte von 3,5-L-T2 auf den Stoffwechsel der Leber begrenzt sind oder sich auch eine Wirkung im Sinne einer Stimulation des Sauerstoffverbrauchs an der Niere nachweisen läßt. Als Versuchsmodell wurde die isoliert perfundierte Niere von hypothyreoten Ratten gewählt. Die in den Versuch genommenen Tiere waren stets männlich, hypothyreot und hungerten 24 Stunden vor dem Versuchsbeginn. Dem Perfusionspuffer wurde 3,5-L-T2 in einer Konzentration von 10-9 M zugesetzt, die sicher im maximal stimulierenden Bereich liegt, wie aus vorangegangenen Experimenten hervorging. 5.1 Einfluß von 3,5-L-T2 bei isolierter Nierenperfusion hypothyreoter Ratten Im beschriebenen Versuchsmodell der isolierten Nierenperfusion ( siehe Material und Methoden S. 25 ff. ) wurde zum Referenzgewicht der Nieren der Sauerstoffverbrauch ( O2 in µmol/min/g ) gemessen, sowie glomeruläre Filtrationsrate ( GFR in µl/min/g ), NatriumFiltrationsrate ( Na FR in µmol/min/g ), Natrium-Reabsorptionsrate ( Na RR in µmol/min /g ), Kalium-Filtrationsrate ( K FR in µmol/min/g ), Kalium-Reabsorptionsrate ( K RR in µmol/min/g ), Glucose-Reabsorptionsrate ( Gl RR in µmol/min/g ) und der Quotient aus Natriumreabsorption / O2-Verbrauch. Die Ergebnisse sind in Tabelle 4 zusammengefaßt. Sie zeigten, daß durch den Zusatz von 3,5-L-T2 nach 20 minütiger Äquilibrierungszeit in einer Konzentration von 10-9 M zum Perfusionspuffer keine Steigerung des Sauerstoffver- Tab. 4 Zusammenfassung der Befunde zum Einfluß von 3,5-L-T2 auf die isolierte Nierenperfusion; angegebene Werte als MW ± SEM; Kontrollen n = 19; 10-9 M 3,5-L-T2; n = 10 77 Ergebnisse Einheit Kontrollen 10-9 M 3,5-L-T2 µmol/min/g 8,3 ± 0,5 7,8 ± 0,8 µl/min/g 761 ± 50 693 ± 58 Na FR µmol/min/g 108 ± 7 100 ± 9 Na RR µmol/min/g 96 ± 6 88 ± 8 K FR µmol/min/g 3,7 ± 0,2 3,4 ± 0,3 K RR µmol/min/g -0,2 ± 0,3 0,7 ± 0,3 GI RR µmol/min/g 5,1 ± 0,4 4,7 ± 0,4 --- 11,8 ± 0,7 11,6 ± 0,6 Parameter O2-Verbrauch GFR Na RR/O2-Verbrauch brauchs der isoliert perfundierten Nieren zu verzeichnen war. Auch die übrigen gemesse-nen Funktionsparameter der Nieren waren im Verlauf nicht signifikant verändert; verglei-che hierzu Tab 4. 5.2 Einfluß von 3,5-L-T2 bei isolierter Nierenperfusion euthyreoter Ratten Bei Voruntersuchungen an isoliert perfundierten Nieren von euthyreoter Ratten war nach Zusatz von 10-9 M 3,5-L-T2 eine Reduktion der Natrium-Rückresorption ( Na RR ), sowie des Quotienten aus Natrium-Rückresortion/O2-Verbrauch zu verzeichnen. Im einzelnen betrug die Na RR bei Kontrollen 87,2 ± 10,3 µmol/min/g ( n = 3 ) und nach Zusatz von 10-9 M 3,5-L-T2 nur noch 77,6 ± 2,1 µmol/min/g ( n = 8 ); p<0,05. Der Quotient aus Na RR/O2-Verbrauch betrug bei Kontrollen 11,2 ± 1,0 ( n = 3 ) und nach Hormonzusatz wie oben nur noch 9,9 ± 0,3 ( n = 8 ); p<0,01 ( Werte nicht dargestellt ). Die übrigen gemessenen Parameter unterschieden sich auch in diesem Versuchsansatz nicht signifikant voneinander. Eine Steigerung des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2, war auch in dieser Versuchsanordnung nicht nachzuweisen. 78 Ergebnisse 5.3 Einfluß von 3,5-L-T2 auf kultivierte Mesangiumzellen Nachdem es nicht gelungen war an der Niere als ganzem Organ in der isolierten Perfusion einen Einfluß von 3,5-L-T2 nachzuweisen stellte sich die Frage, ob dies auch auf zellulärer Ebene zutrifft. Mesangiumzellen sind spezialisierte glatte Muskelzellen der Niere und regulieren funktionell durch ihren Kontraktionszustand den Ultrafiltrationskoeffizienten und da-mit die glomeruläre Filtrationsrate ( GFR ). Mesangiumzellen von Ratten können kultiviert werden und kontrahieren sich nach Zusatz vasoaktiver Hormone. Der Kontraktionszustand der Zellen in Kultur wurde mikroskopisch beobachtet und jeweils vor Zusatz von 3,5-L-T2 in angegebener Konzentration und 5 min bzw. 8 min nach Zusatz von 3,5L-T2 photographiert. Die Ergebnisse sind in der Tab. 5 zusammengefaßt. Es wur-den pro Versuch 20 Zellen ausgewählt und in ihrem Kontraktionszustand beurteilt und aus-gemessen. Die Ergebnisse sind angegeben als Prozentsatz der kontrahierten Mesangium-zellen. Tab. 5 Ausmaß der Kontraktion kultivierter Mesangiumzellen nach Zusatz von Schilddrüsenhormonen in angegebenen Konzentrationen; Angaben jeweils in % SD-Hormone L-T4 L-T3 L-T2 10-13 M <15 <15 44 10-9 M <15 <15 64 Konz. Die Kontraktion der Zellen trat bereits 4 Minuten nach Zusatz von 3,5-L-T2 ein und ist bereits nach 8 Minuten abgeschlossen. L-T4 und L-T3 in angegebenen Konzentrationen bewirkten nur einen geringen Anteil kontrahierter Zellen. Nach Zusatz von 3,5-L-T2 zu kultivierten Mesangiumzellen kontrahierten sich die Zellen in starkem Ausmaß. Dieser Effekt war durch Zusatz verschiedener Analoga zu L-T2 nicht wei-ter steigerbar ( Werte nicht dargestellt ). Besonders eine Dosisreduktion bis auf 10-13 M 3,5-L-T2 79 Ergebnisse mit einer 44%igen Kontraktionsrate ist in diesem Ausmaß nur vergleichbar der be-kannten kontrahierenden Wirkung von Angiotensin II in einer Konzentration von 10-8 M auf Mesangiumzellen. Diese Befunde würden einen Einfluß von 3,5-L-T2 auf die glomeruläre Filtrationsrate ( GFR ) erwarten lassen. Im Versuchsmodell der isoliert perfundierten Niere war dies bei hyothyreoten Ratten nicht nachweisbar und bei euthyreoten Ratten gerade nicht mehr signifikant ( Werte nicht dargestellt ). _______________ Zusammenfassung der Ergebnisse III.5 Bei isolierter Nierenperfusion männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten waren nach Zusatz von 3,5-L-T2 in einer Konzentration von 10 -9 M zum Perfusionsmedium die gemessenen Parameter im Vergleich zu den Kontrollen nahezu unverändert, sodaß eine Wirkung auf den Stoffwechsel, vergleichbar derjenigen bei der isolierten Leberperfusion, nicht nachzuweisen ist. Lediglich einen Nebenbefund stellte die Induktion einer ausgeprägten Kontraktion von kultivierten Mesangiumzellen dar, der sogar noch bei einer Konzentration von 10-13 M des eingesetzten Schilddrüsenhormones 3,5-L-T2 nachzuweisen war. Der analoge Befund eines Einflusses auf die glomeruläre Filtrationsrate bei der isolierten Perfusion des ganzen Or-gans fehlte, so daß sich hier keine physiologische Bedeutung ableiten lies. 81 Diskussion IV DISKUSSION 1. Induzierte Hypothyreose durch Na131J i.p. In den beschriebenen Versuchen wurden vornehmlich hypothyreote Ratten verwendet, um die Versuchsansätze weitest möglich zu standardisieren und damit vergleichbar zu machen. Die durch intraperitoneale Injektion von Na131J induzierte Hypothyreose ist ein gängiges Verfahren, wobei die Dosierung des Isotops mit 0,25 mCi im Vergleich zu anderen Arbeitsgruppen z.T. niedriger ausfällt. Müller et. al. ( 55 und 56 ) verwendeten dieselbe Dosie-rung; Menahan et al. ( 53 ) setzten zur Induktion der Hypothyreose 0,5 mCi ein und Sestoft et al. ( 77 ) dosierten zur Induktion der Hypothyreose bei Ratten 2 mCi und nahmen die Tiere nach 3 Wochen in den Versuch. Die nach Ablauf von 4 Wochen zum Versuchsbeginn gemessenen Schilddrüsenhormonspiegel, betrugen 0,43 ± 0,04 ng/ml für L-T3 bzw. 9,7 ± 1,0 ng/ml für LT4 und bestätigten die hypothyreote Stoffwechsellage. Im Vergleich bestimmten Müller et al. ( 56 ) ebenfalls nach i.p. verabreichten Na131J für L-T4 < 8 ng/ml und Cooper et al. ( 12 ) bei MMI-hypothyreoten Ratten für L-T3 0,2 ng/ml und L-T4 4,8 ng/ml. Bei euthyreoten Tieren betrugen die Hormonspiegel bei L-T3 0,65 ± 0,04 und bei L-T4 23 ± 1 ng/ml. Weitere gemessene Parameter signalisierten eine Schilddrüsenunterfunktion der Versuchs-tiere, wie das im Verhältnis zum Körpergewicht reduzierte Lebergewicht im Vergleich zu euthyreoten Tieren. Es betrug bei hypothyreoten Ratten 2,9 ± 0,2%, identisch bei Menahan et al.( 53 ) und bei Sestoft et al. 3,2 % ( 76 ). Bei euthyreoten Ratten ergab sich ein Ver-hältnis von 4,1 ± 0,3 % ( siehe Tab. 1 ). Es gab noch weitere Hinweise auf den hypothyreoten Status im Vergleich zu euthyreoten Tieren : Na131J-gespritzte Ratten boten neben stets kalten Extremitäten auch eine ausgepräg-te Hypomobilität, ein reduziertes Abwehrverhalten, ein struppigeres Fell, sowie insgesamt auch eine Stagnation des Wachstums 10 bis 14 Tage nach der Na131J-Behandlung. Die MalatEnzym-Aktivität in der Leber, als ein Parameter des thyreoten Status ( 51 ), war bei hypothyreoten Tieren deutlich niedriger als bei euthyreoten. Und vor allem der niedrige Sauerstoffverbrauch der perfundierten Lebern sprach für eine deutliche Reduzierung der Schilddrüsenhormon-Spiegel ( vergleiche auch Tab. 1 auf Seite 17 ). 82 Diskussion 2. Die isolierte Leberperfusion als Modell der Wahl zur Untersuchung der schnellen Wirkungsweise von Schilddrüsenhormonen Das Modell der isolierten Leberperfusion mit Lebern hypothyreoter Ratten ist besonders gut geeignet zur Untersuchung des Einflusses von Schilddrüsenhormonen auf den Lebermetabolismus. Nach Präparation der Lebern ( vergleiche dazu Kapitel II.2, Seite 18 ff. ) und Installation in die Perfusionsapparatur wurde sowohl beim Versuchsaufbau der rezyklieren-den, wie auch der offenen Perfusion eine konstante Perfusionstemperatur durch die beheizte Perfusionskammer nach Schimassek ( siehe Abb. 3, Seite 19 ), bzw. durch den beheizten Perfusionsblock bei der offenen Perfusion ( siehe Abb. 4, Seite 21 ) und in beiden Ansätzen durch den auf 37°C temperierten Krebs-Henseleit-Puffer gewährleistet. Die kontinuierliche Begasung des Krebs-Henseleit-Puffers mit Carbogen ( 95% O2/ 5% CO2 ) stellte den pH konstant auf 7,4 ein und gewährleistete einen Sauerstoffgehalt von über 0,8 µmol/ml. Die weitestgehende Führung des Perfusionspuffers durch Glasrohre verhinderte einen nennenswerten Gasverlust. Bei Probeläufen, ohne dazwischengeschaltete Lebern, konnte ein konstant hoher Sauerstoffgehalt des Puffers aufgezeichnet werden. Bei einem Perfusionsfluß von ca. 5 ml/min/g bedeutete das ein Sauerstoffangebot von über 4 µmol/min/g, sodaß ein Sauerstoffmangel der perfundierten Lebern ausgeschlossen werden konnte. Eine weitere Steigerung des Perfusionsflusses hätte einen höheren Perfusionsdruck zur Folge, was dann einerseits zu einer Schädigung der Leberzellen und einem Anstieg der gemessenen GOTbzw. LDH-Aktivität geführt hätte und andererseits zu einer Shunt-Perfu-sion im Sinne einer Mehrperfusion der Hauptgefäße unter Umgehung der Leberkapillaren. Direkt nach der Leberpassage wurde der Sauerstoffgehalt des Perfusionspuffers durch eine Clark-Elektrode mit Säure-Basen-Analysator aufgezeichnet und daraus der Sauerstoffverbrauch der perfundierten Lebern berechnet. Die Gruppe der Kontrollperfusionen wies bei männlichen, hypothyreoten, gehungerten Ratten bei rezyklierender Perfusion einen Sauerstoffverbrauch von 1,71 µmol/min/g auf ( siehe dazu Abb. 7, Seite 34 ) und entsprach den Werten von Horst et al. ( 32 ) mit 1,9 µmol/min/g im gleichen Versuchsmodell, wie auch den 83 Diskussion gemessenen Werten von Müller et al. ( 56 ) mit 1,62 µmol/min/g, ebenfalls bei isoliert perfundierten Lebern hypothyreoter, gehungerter männlicher Ratten unter Verwendung ei-nes Fluorocarbonmediums zur Perfusion. Für Lebern euthyreoter Ratten geben Sestoft et al. ( 77 ) 3,8 µmol/min/g O 2-Verbrauch an, wobei es sich hier um kleine Ratten mit einem Körpergewicht von 170 g handelte. Auch die gemessenen Substrate gaben Aufschluß über den intakten Stoffwechsel der perfundierten Lebern ( vergleiche dazu Tab. 2, Seite 20 ). Das mit dem Perfusionspuffer angebo-tene Alanin lag mit 10 mM über der von Exton et al. ( 19 ) beschriebenen, für die Gluco-neogenese limitierenden Konzentration. Die Glucoseproduktion der Kontrollen lag mit 29 µmol/g bei rezyklierender und 22 µmol/g bei offener Leberperfusion etwas über den gemes-senen Werten von Müller et al. ( 55 ); wie auch die Harnstoffsynthese mit 75 µmol/g bzw. 98 µmol/g im Vergleich zur selben Arbeitsgruppe etwas höher ausfiel. Der Unterschied könnte an einer niedrigeren Gluconeogeneserate und Harnstoffproduktion aufgrund des ver-wendeten Perfusionsmediums ( Fluorocarbon bei Müller et al. ) liegen. 3. Der Effekt von 3,5-L-T2 auf Gluconeogenese und O2-Verbrauch Im Laufe der isoliert rezyklierenden Leberperfusion bei männlichen, hypothyreoten, gehungerten Kontrollen stieg der Sauerstoffverbrauch ohne Hormonzusatz über den Zeitraum von 90 Minuten langsam von 1,71 auf 2,24 µmol/min/g an ( Abb. 7, Seite 34 ). Durch die ab-gelaufene Gluconeogenese, aus dem im Perfusionspuffer in einer Konzentration von 10 mM gelösten Alanin, stieg die Glucoseproduktion der nach 24 Stunden Hunger glykogenleeren Lebern, wie auch die Harnstoffproduktion parallel an ( Tab. 3, Seite 36 ). Nach Ablauf der Äquilibrierungszeit, zum Zeitpunkt t = 0 min betrug die Glucoseproduktion der Kontrollen 4,8 µmol/g und stieg über die 90-minütige Perfusion kontinuierlich auf 29 µmol/g. Gleich-zeitig stieg die Harnstoffproduktion von 8,1 auf 75 µmol/g in der selben Perfusionszeit. Nach Zusatz von 3,5-L-T2 in einer Konzentration von 10-12 M, die der von Pinna et al. ( 66 ) im Serum von gesunden Probanden gefundenen entspricht, stieg der Sauerstoffverbrauch auf 2,90 µmol/min/g an und lag im Verlauf nach 50 Minuten bereits signifikant über den 84 Diskussion Kontrollen. Parallel dazu war auch die Gluconeogeneserate und die Harnstoffproduk-tion nach Hormonzusatz erhöht, jedoch bereits nach 30 Minuten signifikant über den Kon-trollen und stieg im weiteren Verlauf der 90 Minuten Perfusion auf 42 µmol/g bzw. 136 µmol/g an. Somit konnte der Sauerstoffverbrauch der isoliert rezyklierend perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten um 30 % gesteigt werden. Die Steigerung der Gluconeogenese betrug 47 % und bei der gemessenen Harnstoffsynthese sogar 82 %. In der Bilanz wird also mehr Harnstoff produziert als Glucose, da ein Teil der Glucose in Pyruvat umgewandelt und zu CO2 und H2O abgebaut wird. Für 3,5-L-T2, welches durch Monodejodierung aus L-T3 entsteht, beschrieben Horst et al. ( 32 ) einen schnellen Effekt auf den Sauerstoffverbrauch von perfundierten Lebern männlicher, hypothyreoter, gehungerter Ratten 30 Minuten nach Hormonzusatz; einen Effekt der durch L-T3 und L-T4 bei gleichzeitiger Inhibierung ihrer Dejodierung durch Propylthioura-cil ( PTU ) in diesem Ausmaß nicht hervorzurufen war. Hieraus schlossen die Autoren auf einen für L-T2 spezifischen schnellen Effekt, der über eine direkte mitochondriale Wirkung vermittelt wird. Kvetny ( 41 ) beschreibt eine Stimulation des Sauerstoffverbrauchs bei hu-manen Monozyten ebenfalls durch 3,5-L-T2, ebenfalls schnell innerhalb von 30 Minuten. Eine Steigerung der Glucoseaufnahmen in die Zellen konnte er jedoch nicht nachweisen. Im zeitlichen Ablauf unterscheidet sich die 3,5-L-T2-Wirkung von anderen bekannten Hormonen, wie Glukagon oder Adrenalin erheblich. Diese bewirken an der Plasmamembran durch die Stimulierung der Adenylatcyclase die Bildung von cAMP als zweiten Boten im Cytosol, der verschiedene Reaktionskaskaden und zelluläre Prozesse in Gang setzt, u. a. steigt auch der Sauerstoffverbrauch ( vergleiche hierzu auch Abb. 19, Seite 56 ). Im Ver-gleich laufen diese Prozesse sofort, binnen Sekunden bis wenigen Minuten ab. Da die Stei-gerung des Stoffwechsels durch 3,5-L-T2 langsamer abläuft ( ab 30 min ), scheint sie nicht einem unmittelbar vergleichbaren Reaktionsprinzip zu unterliegen, welches wie ein Schalter entweder an- oder ausgeschaltet werden kann. Es ist bekannt, daß unter Einfluß des Schilddrüsenhormones L-T3 eine Steigerung des Intermediärstoffwechsels über eine vermehrte Synthese spezifischer Proteine über den nukleären Stoffwechsel gesteuert wird. Den Einfluß der Proteinbiosynthese auf die schnellen Effekte von 85 Diskussion Schilddrüsenhormonen untersuchten Horst et al. ( 32 ) am Modell der isolierten Leberperfusion durch Zusatz von Cycloheximid in einer Konzentration von 20 µg/ml zum Perfusionsmedium. Die schnelle Steigerung des Sauerstoffverbrauchs durch L-T3 konnte durch den Cycloheximidzusatz nicht verringert werden, woraus die Autoren den Schluß zogen, daß ein durch Proteinsynthese vermittelten Effekt in diesem Versuchsansatz nicht vorlag. In der selben Arbeit wurde untersucht, ob durch eine Steigerung der Hormonkonzentration der Effekt auf den Sauerstoffverbrauch noch früher zu erzielen bzw. weiter steigerbar ist. Das Ergebnis zeigte, daß oberhalb einer Konzentration von 10-12 M 3,5-L-T2 keine wesent-liche Steigerung des Sauerstoffverbrauchs gemessen werden konnte. Dieser Befund ent-spricht auch den Ergebnissen dieser Arbeit, als bei weiblichen Ratten und kohlenhydrat-reich gefütterten männlichen Tieren eine weitere Steigerung des Sauerstoffverbrauchs der perfundierten Lebern durch eine Erhöhung der eingesetzten Hormonkonzentration nicht zu erzielen war. Die Untersuchungen einzelner Dejodierungsschritte durch Engler et al. ( 17 ) und Faber et al. ( 20 ) ergaben, daß etwa 5 % des geamten 3,5,3´-L-T3 durch 3´-Monodejodierung zu 3,5-L-T2 reduziert werden und entsprechend eine Serumkonzentration von 0,4 - 5,3 ng/dl anzunehmen ist. Für die tatsächliche physiologische Konzentration von 3,5-L-T2 im menschlichen Serum gesunder Probanden bestimmten Pinna et al. ( 66 ) 16,2 ± 6,4 ∗ 10-12 M/l ( einen Normalbereich von 3,4 - 29 ∗ 10-12 M/l, entsprechend dem MW ± 2 Standard-abweichungen ). Bei hypothyreoten Patienten betrug der Wert für 3,5-L-T2 0,75 ± 1,6 ∗ 10-12 M/l. Somit entsprach das in den Versuchen eingesetzte Hormon der physiologischen Konzentration im unteren Normalbereich. Inwieweit sich möglicherweise das Bild durch die dabei noch nicht berücksichtigte Proteinbindung an Albumin ändert müssen weitere Untersuchungen zeigen. 4. Einfluß der Ernährung auf den Effekt von 3,5-L-T2 86 Diskussion In den vorangegangenen Experimenten hatten die hypothyreoten Ratten vor Versuchsbeginn stets 24 Stunden gehungert, da die Glucoseproduktion der perfundierten Lebern einen sensitiven Parameter für ihren Stoffwechsel darstellte. Es ist aber bekannt, daß es eine Interaktion zwischen der Wirkung von Schilddrüsenhormo-nen und kohlenhydratreicher Ernährung gibt, da die Enzymausstattung der Zellen durch den Ernährungszustand bestimmt wird. Mariash et al. ( 52 ) zeigten eine unterschiedliche Induktion von hepatischen Enzymen der Lipogenese ( ME, FAS, G6PD, 6PGD ) nach kohlenhydratreicher Diät bei hypo- und euthyreoten Ratten. Die Aktivität dieser Enzyme war bei hypothyreoten Ratten nach kohlenhydratreicher Diät gegenüber normaler Diät bereits erhöht. Für eine weitere Stimulation durch L-T3 waren nach kohlenhydratreicher Diät nur geringe und weitaus niedrigere Konzentrationen des Hormones notwendig als nach normaler Diät. Die Autoren interpretierten die Ergebnisse als eine synergistische Wirkung bei der Induk-tion hepatischer Enzyme der Lipogenese durch Schilddrüsenhormone und nach kohlenhydratreicher Diät. Als mögliche Ursachen wurden sowohl eine erhöhte metabolische Clea-rance von L-T3, als auch eine durch die kohlenhydratreiche Diät bedingte gesteigerte relati-ve Affinität zum nukleären Rezeptor ausgeschlossen. Bei isoliert rezyklierender Leberperfusion hypothyreoter Ratten nach kohlenhydratreicher Diät fiel bei der Auftragung der auf das Lebergewicht bezogenen Werte für den Sauerstoffverbrauch auf, daß die gehungerten Tieren sowohl beim Vergleich der Kontrollgruppen, als auch nach Stimulation durch 3,5-L-T2 einen höheren O2-Verbrauch aufwiesen ( vergleiche Abb. 13, Seite 44 ). Berücksichtigt man bei kohlenhydratreich ernährten Tieren die durch Glykogenspeicherung bedingte geringere Dichte atmungsaktiver Kompartimenten, so muß man den Sauerstoffverbrauch auf Milligramm Protein pro Gramm Leber beziehen. So um-gerechnet ergaben sich für den Sauerstoffverbrauch der Lebern gehungerter Tiere mit 5,15 nmol/min/mgProtein und nach kohlenhydratreicher Diät 5,12 nmol/min/mgProtein gleiche Ausgangswerte. Nach Zugabe von 3,5-L-T2 war der Sauerstoffverbrauch der Lebern nach kohlenhydratrei-cher Diät bereits nach 30 Minuten signifikant im Vergleich zur Kontrollgruppe gesteigert. Durch den gefütterten Zustand der Tiere lief die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs of-fensichtlich rascher ab als bei gehungerten Tieren. Auch hier könnte die Erklärung dafür eine bereits nach 87 Diskussion kohlenhydratreicher Diät vorbestehende Enzyminduktion sein, die nach Hormonexposition den Sauerstoffverbrauch früher ansteigen läßt. Vergleicht man nun das Ausmaß der Steigerung des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2, ergaben sich bei gehungerten und kohlenhydratreich ernährten hypothyreoten Versuchstie-ren keine Unterschiede. Bezogen auf den Ausgangswert betrug die Zunahme der Atmung 30%, bzw. 25 %. Bei Untersuchungen zur Monodejodierung von T3 und rT3 fanden Burger et al. ( 10 ) nach hochkalorischer Diät bei sonst gesunden Probanden eine 4- bis 5-%ige Dejodierung von L-T3 an 3´-Position ( und dadurch Bildung von 3,5-L-T2; vergleiche Abb. 2, Seite 11 ) bei ei-nem insgesamt erhöhten L-T3-Plasmaspiegel. Darüber hinaus stellten die Autoren bei dieser Ernährung eine deutlich gesteigerte Plasma-Clearance-Rate von 3,5-L-T2 fest. Dies interpretierten sie als eine Alteration des peripheren Stoffwechsels der Schilddrüsenhormone durch die hochkalorische Ernährung im Sinne einer Zunahme der Dejodierung am Innen-ring. Sollte diese Hypothese zutreffen, wäre sie eine Erklärung für die fehlende Zunahme der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs nach kohlenhydratreicher Ernährung. Nach Zusatz einer höheren Konzentration von 3,5-L-T2 müßte dann jedoch der vollständige vorbeschrie-bene Effekt zu beobachten sein. Aber auch durch eine Erhöhung der eingesetzten Hormonkonzentration auf 10-10 M konnte keine weitere Steigerung des Sauerstoffverbrauchs, sowie auch keine schneller ablaufende Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 erzielt werden ( vergleiche dazu Abb. 14, Seite 45 ). 5. Einfluß des Geschlechts auf den Effekt von 3,5-L-T2 In den vorangegangenen Experimenten kamen ausschließlich männliche hypothyreote Versuchstiere zum Einsatz. Der Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone ist bei den Geschlech-tern jedoch nicht einheitlich. Faber et al. ( 21 ) fanden heraus, daß die physiologisch vorkommenden Serumspiegel von 3,5-L-T2 bei männlichen Ratten höher sind als bei weibli-chen. 88 Diskussion Bei höherer Syntheserate der weiblichen Tiere findet sich bei diesen aber gleichzeitig auch eine höhere Hormon-Clearance, woraus ein insgesamt niedrigerer Spiegel resultiert. Die Leberperfusion hypothyreoter, gehungerter weiblicher Ratten wies nur wenige Unterschiede im Vergleich zu der Perfusionen von Lebern männlicher Versuchstiere auf. Der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch weiblicher Rattenlebern lag aber mit 1,97 µmol/min/g signifikant höher als bei den männlichen Tieren ( vergleiche dazu Abb. 10, Seite 39 ). Und auch die Steigerung des Sauerstoffverbrauchs unterschied sich nach Zusatz von 3,5-L-T2 bereits nach 40 Minuten signifikant von den Kontrollen. Sie fiel jedoch mit 18 % geringer aus als bei der männlichen Vergleichsgruppe, bei der die Steigerung 30 % betrug. Ursache für den zu Perfusionsbeginn höheren Sauerstoffverbrauch der weiblichen hypothyreoten Ratten kann eine im Vergleich zu den männlichen Tieren veränderte Rezeptorausstattung für Schilddrüsenhormone der einzelnen Zellkompartimente der Lebern und/oder auch eine unterschiedliche Enzymausstattung der Zellen sein, die durch die Steroidhormone der Geschlechter ( Androgene und Östrogene ) gesteuert wird. Ebenso wäre dies eine Erklärung für die geringfügig früher signifikante Stimulation des Sauerstoffverbrauchs bei den weib-lichen Ratten. Die von Faber et al. ( 21 ) beschriebene höhere Hormon-Clearance für 3,5-L-T2 ist möglicherweise der Grund dafür, daß der Sauerstoffverbrauch der weiblichen hy-pothyreoten Tiere nicht um den selben Prozentsatz steigerbar war, wie bei den männlichen Tieren. Denn auch eine Steigerung der Hormonkonzentration auf 10-10 M hatte weder einen höheren Anstieg des Sauerstoffverbrauchs zur Folge, noch fiel dieser früher signifikant aus, als bei den Kontrollen ( vergleiche dazu Abb. 11, Seite 41 ). Insgesamt scheint bei der Betrachtung der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 der Geschlechter in der absoluten Darstellung die höhere Steigerbarkeit bei den männlichen Tiere das höhere Ausgangsniveau der weiblichen Tiere auszugleichen. Parallel zu den Experimenten kohlenhydratreich ernährter männlicher Versuchstiere, wur-den analog zur Beantwortung der Frage, ob die Zeit bis zu einer signifikanten Steigerung des Sauerstoffverbrauchs bei weiblichen Tieren durch ihren Ernährungszustand noch weiter verkürzt werden kann, Experimente mit weiblichen hypothyreoten kohlenhydratreich ernährten Ratten durchgeführt ( vergleiche dazu Abb. 18, Seite 51 ). 89 Diskussion Die Ergebnisse zeigten, daß der Sauerstoffverbrauch auch in dieser Versuchsgruppe nach 40 Minuten signifikant anstieg, was im Vergleich zu den gehungerten weiblichen Tieren keine zusätzliche Beschleunigung der Wirkung von 3,5-L-T2 darstellte. Auch bei diesem Experiment fiel der berechnete Sauerstoffverbrauch bezogen auf das Lebergewicht im Vergleich zum gehungerten Status geringer aus, was durch die Glykogenverdünnung der atmungsaktiven Zellkompartimente zu erklären ist. Im Vergleich lag sogar das Lebergewicht der gefütterten Tiere mit 4,56 g um 9,4 % meßbar höher, als das der gehungerten mit 4,17 g. 6. Untersuchungen zum Mechanismus der Wirkung von 3,5-L-T2 bei rezyklierender und offener Leberperfusion Für ausgewählte Experimente an männlichen, hypothyreoten, gehungerten Ratten wurde der Versuchsaufbau der Leberperfusion verändert, um den Mechanismus des Effektes durch 3,5-LT2 näher untersuchen zu können. Das Modell der kombiniert offenen und rezyklierenden Leberperfusion ermöglichte die parallele Messung von Sauerstoffverbrauch, Kaliumausstrom aus den Leberzellen, Perfusionsdruck sowie zur Kontrolle der Intaktheit des Stoffwechsels der perfundierten Lebern die Parameter Harnstoffsynthese und Glucoseproduktion. In dieser Versuchsanordnung folgte der zunächst offenen, anschließend eine Phase rezyklierender Perfusion. Im Vergleich zu den in Kapitel IV.3 diskutierten Experimenten lag der Ausgangswert des Sauerstoffverbrauchs mit 2,69 µmol/min/g ( vergleiche Abb. 19, Seite 56 ) über den gemessenen Werten des Ausgangsniveaus bei rezyklierender Perfusion. Verglichen mit den Wer-ten bei euthyreoten Versuchstieren ( vergleiche Tab. 1, Seite 17 ) spricht auch dieser Wert für eine deutliche Hypothyreose, wie auch die zur Kontrolle gemessenen Serumkonzentra-tionen der Schilddrüsenhormone der in den Versuch genommenen Tiere. Auch bei diesem Ausgangsniveau war, wie in den Versuchen zu sehen und im Folgenden diskutiert, durch 3,5L-T2 noch eine deutliche Stimulation des Sauerstoffverbrauchs zu erzielen. 90 Diskussion Bei der zunächst 60-minütigen offenen Perfusion lief die Kurve des O2-Verbrauchs bei den Kontrollen annähernd auf dem Ausgangsniveau geradeaus. Nach Stimulation durch 10-9 M 3,5L-T2, einer sicher im maximal stimulierenden Bereich liegenden Konzentration, stieg der Sauerstoffverbrauch im Verlauf weitaus weniger steil an, als bei den vorangegangenen Experimenten ( vergleiche Abb. 8, Seite 35 und Abb. 19, Seite 56 ) und erreichte nach 60 Minuten Perfusion ein gerade signifikant höheren Wert als die Kontrollen. Nach Umschalten auf rezyklierende Perfusion stieg der Sauerstoffverbrauch jedoch bereits nach abgelaufenen 10 Minuten steil an, und erreichte im weiteren Verlauf ab der 40. Minu-te ( entsprechend der 100. Minute Gesamtperfusionzeit ) ein Plateau ( vergleiche Abb. 19, Seite 56 ). Im Vergleich zu den Kontrollen war der O2-Verbrauch bei rezyklierender Perfu-sion schon nach 10 Minuten und anschließend bis zum Perfusionsende signifikant erhöht. Nach abschließend erneut offener Perfusion fiel der Sauerstoffverbrauch der hormonstimulierten Versuchsgruppe ab, verblieb aber immer noch auf einem deutlich höheren Niveau als die Kontrollen, die sich wieder in der Nähe des Ausgangsverbrauchs einpendelten ( Abb. 19 ). Der Verlauf der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 bei im Wechsel offe-ner, rezyklierender und wieder offener Perfusion legte den Schluß nahe, daß nicht das Hor-mon selbst die Wirkung vermittelt, da sonst schon bei zuerst offener Perfusion eine deutli-chere Stimulation zu erwarten gewesen wäre ( vergleiche auch die Adrenalin-Wirkung nach abschließend offener Perfusion, Abb. 19 ). Anscheinend führte 3,5-L-T2 an den Zellen eine Veränderung herbei oder setzte eine Substanz X frei, die erst bei Rezirkulation des Medi-ums wirksam wird. Ferner ist diese entfaltete Wirkung nach Unterbrechung der Rezirkula-tion ( durch abschließende offene Perfusion ), möglicherweise durch Auswaschen der Sub-stanz X, weitgehend reversibel. Die vorangegangenen Experimente, mit ausschließlich re-zyklierender Perfusion ( vergleiche dazu Kapitel IV.3, Seite 83 ff. ), machten des weiteren deutlich, daß das Prinzip dieses Effektes nicht dem eines Schalters unterliegt, der entweder an- oder ausgeschaltet wird, sondern offenbar einer kontollierten Modulation. 91 Diskussion Die gemessene Glucoseproduktion verlief gleichsinnig wie der Sauerstoffverbrauch: wäh-rend der zunächst offenen Leberperfusion stieg nach Stimulation durch 3,5-L-T2 die Glucoseproduktion nach 40 Minuten auf ein signifikant höheres Niveau als die Kontrollen. Nach Umschalten auf rezyklierende Perfusion war der Anstieg wiederum sofort nach 10 Minuten signifikant höher als bei Kontrollperfusionen und erreichte, korrespondierend zum Sauerstoffverbrauch, ab der 40. Minute ( 100. Minute Gesamtperfusionszeit ) ein Plateau ( vergleiche dazu Abb. 20 a und b, Seite 58 ). Ebenfalls verlief die Harnstoffproduktion der perfundierten Lebern gleichsinnig zum O2Verbrauch. Bei zunächst offener Perfusion war der Anstieg 30 Minuten nach Zusatz von 3,5L-T2 verglichen mit den Kontrollen zwar schon signifikant; aber weitaus deutlicher fiel auch hier die Steigerung der Harnstoffsynthese nach Umschalten auf rezyklierende Perfu-sion nach Ablauf von 60 Minuten aus. Erneut stieg die Harnstoffproduktion bereits nach 10 Minuten steil an, unterschied sich im Verlauf immer deutlicher von den Kontrollen und erreichte bereits nach 30 Minuten ( 90. Minute Gesamtperfusionszeit ) ein Plateau ( verglei-che dazu Abb. 21 a und b, Seite 60 ), wie zuvor schon beim Sauerstoffverbrauch und der Glucoseproduktion beschrieben. Die kontinuierliche Registrierung des Perfusionsdruckes ∆p wies zu keinem Zeitpunkt der Perfusionen, weder des Kontrollkollektivs, noch der hormonstimulierten Versuchsgruppe einen Unterschied auf. Ein vasoaktiver Effekt des eingesetzten Hormones war daher auszu-schließen. Gleiches gilt für die Messung des Kaliumausstromes der Leberzellen in das Perfusionsmedi-um. Auch bei diesem Parameter ergaben sich bei den Kontrollen, wie auch der Versuchs-gruppe nach Zusatz von 10-9 M 3,5-L-T2 keine Hinweise auf eine Änderung. Somit scheint ein KaliumSignal als Vermittler des stimulierenden Effektes von 3,5-L-T2 auf den Sauer-stoffverbrauch, die Steigerung der Harnstoffproduktion sowie der Gluconeogenese auszu-scheiden. Bei der Untersuchung des Wirkungsmechanismus von 3,5-L-T2 auf die isoliert perfundierte Leber ist zu berücksichtigen, daß die Leber kein einheitliches Organ darstellt. Sie ist die größte „Drüse“ des menschlichen Organismus und ihr Funktionsspektrum außerordentlich groß. So konnten Hummerich et al. ( 34 ) bei isolierten Hepatozyten nach Zusatz von 3,5-L-T2 keinen Effekt feststellen. Der strukturelle Aufbau umfaßt aber neben den Hepatozyten und den 92 Diskussion interlobulären Gallengängen auch Epithelzellen und die Kupffer-Zellen ( organspe-zifische Makrophagen ), die ebenfalls als mögliche Wirkorte des Hormones zu diskutieren sind und die gemessenen Effekte vermittelt haben könnten. 7. Einfluß von Ionenkanalblockern auf den Effekt von 3,5-L-T2 Zur Abgrenzung der Vermittlung des auslösenden Effektes von 3,5-L-T2 durch Ionenströme über die Zellmembran bei rezyklierend perfundierter Lebern hypothyreoter Ratten, wurden dem Perfusionsmedium verschiedene, im Folgenden diskutierte selektive ionenkanalblockie-rende Agenzien zugesetzt. Für die Experimente mit Einsatz selektiver Ionenkanalblocker kamen wiederum männliche, hypothyreote, gehungerte Ratten zum Einsatz, und für 3,5-L-T2 wurde eine maximal stimulierende Konzentration von 10-10 M gewählt. Na+-K+-ATPase-Aktivität (Na+/K+-Kanal ) und Ouabain Die durch Schilddrüsenhormone induzierte Thermogenese wird vermittelt durch die Stimulation des aktiven Na+-Transportes der plasmamembranständigen Na+-K+-ATPase. Wie Asano und Edelman ( 2 ) beschrieben, sind Na+-K+-ATPase-Aktivität und Sauerstoffver-brauch nach Stimulation durch L-T3 bei Skelettmuskelpräparaten direkt proportional. Ferner beschrieben Kalderon et al. ( 37 ) eine erhöhte Dichte der Na+-K+-ATPase auf der hepati-schen Plasmamembran hyperthyreoter Ratten. Ismail-Beigi und Edelman ( 36 ) führten die Stimulation der Na+-Pumpe durch die Schilddrüsenhormone auf entweder eine Aktivierung der mitochondrialen ATP-Synthese und einem daraus resultierenden lokalen Anstieg der ATP-Konzentration zurück oder auf eine direkte Aktivierung des Enzymes. Die Autoren leiten daraus auch einen möglichen Regulationsmechanismus für den Stoffwechsel durch Schilddrüsenhormone in verschiedenen physiologischen Status ( Kälte, Hunger, Fieber, Katecholaminausschüttung wie bei Sepsis etc. 93 Diskussion ) ab. Wenn es einen Zusammenhang dieses Regulationsprinzips auch mit 3,5-L-T2 gibt, müßte die Stimulation der Atmung durch die Blockade des Na+/K+-Kanals unterdrückt werden können. Krenning et al. ( 40 ) beschrieben bei isolierten Hepatozyten für den aktiven Transport von Schilddrüsenhormonen eine Abhängigkeit vom Na+-Gradienten an der Plasmamembran und einen reduzierten Transport bei Inhibierung der Aktivität der Na+-K+-ATPase durch Oua-bain. Die Autoren leiteten daraus, neben der Dejodierung der Schilddrüsenhormone, ein mögliches weiteres Regulationsprinzip von Wirkung und Metabolismus der Hormone ab. Bei Ouabain handelt es sich um einen selektiven Blocker des Na+/K+-Kanals, der in einer Konzentration von 10-6 M vor Einsatz des Hormons dem Perfusionsmedium zugesetzt wur-de ( vergleiche dazu Abb. 22 b, Seite 64 ). Der Ausgangs-Sauerstoffverbrauch wurde so-wohl bei der Kontrollgruppe, als auch bei der Versuchsgruppe durch Ouabain geringfügig gesenkt. Im weiteren Verlauf konnte dann jedoch durch 3,5-L-T2, auch in der eingesetzten sicher maximal stimulierenden Konzentration von 10-10 M über die gesamte Perfusionszeit keine Steigerung des Sauerstoffverbrauchs verzeichnet werden. Nach abschließender Überprüfung der Intaktheit der perfundierten Lebern durch Zusatz von Adrenalin und einer darunter sofortigen Steigerung des Sauerstoffverbrauchs war eine toxische Ursache als Erklärung für den vorher fehlenden Anstieg des Sauerstoffverbrauchs ausgeschlossen. Somit scheint die Na+-K+-ATPase in die Vermittlung der Steigerung des Sauerstoffver-brauchs durch 3,5-L-T2, wie auch schon für die anderen Schilddrüsenhormone gezeigt wur-de ( 9, 37 ), bei der isoliert rezyklierend perfundierten Leber hypothyreoter Ratten invol-viert zu sein. Hierbei müßte dann 3,5-L-T2 selbst, oder eine durch 3,5-L-T2 freigesetzte Substanz X an die Zellmembran binden, um die beobachteten Effekte hervorzurufen wo-durch die Steigerung der Gluconeogeneserate und des Alaninverbrauchs durch 3,5-L-T2 noch nicht erklärt ist. In weiteren Experimenten kamen Nifedipin als selektiver Blocker des Ca++-Kanals, SITS als selektiver Blocker des K+/H+-Kanals und Amilorid als selektiver Blocker des Na+/H+-Kanals zum Einsatz, bei ansonsten identischen Versuchsanordnungen zu dem oben beschrie-benen Einsatz von Ouabain. 94 Diskussion Ca++-Kanal und Nifedipin Als einen schnellen Effekt von Schilddrüsenhormonen an der Plasmamembran von Rattenthymozyten, beschrieben Segal et al. ( 72, 73, 74 ), die Aufnahme von Glucose und Ca++ in die Zelle und charakterisierten das Ca++ als „ersten Boten“ für die prompte Wirkung von Schilddrüsenhormonen. Müller et al. ( 55 ) und Hummerich et al. ( 34 ) stellten nach Schilddrüsenhormongabe eine Stimulation der Aufnahme von Aminosäuren und Ca++ in Leberzellen fest. Die Autoren korrelierten diesen Effekt bei gehungerten Ratten mit einer Steigerung des Sauerstoffverbrauchs und der Gluconeogenese und bei gefütterten Ratten mit der Stimulation von Atmung und Glykolyse ( 34 ). In der selben Arbeit wird auch von einer gleichgerichteten Wirkung von 3,5-L-T2 bei gehungerten Versuchstieren auf den Ca++-Einstrom, sowie O2-Verbrauch und Gluconeoge-nese berichtet und die Stimulation durch die Hormone auf eine Änderung der mitochondri-alen, sowie der cytosolischen Ca++-Konzentrationen zurückgeführt. An isolierten Erythrocytenmembranen stellten Davis et al. ( 15 ) eine durch Schilddrüsenhormone und einige -analoga stimulierte Ca++-ATPase-Aktivität fest. Um eine mögliche Beteiligung der Vermittlung des Effektes von 3,5-L-T2 durch einen Ca++Einstrom in die Leberzellen zu überprüfen, wurde dem Perfusionspuffer Nifedipin zugesetzt und der Sauerstoffverbrauch der Lebern hypothyreoter, gehungerter Ratten ge-messen ( vergleiche dazu Abb. 23 a und b, Seite 66 ). Der Einsatz von Nifedipin, einem wirksamen selektiven Blocker des Ca++-Kanals, in einer Konzentration von 10-6 M hatte einen steigernden Effekt auf das Ausgangsniveau des Sauerstoffverbrauchs der beiden Ver-suchsgruppen. Nach Hormonzusatz stieg der Sauerstoffverbrauch früher auf signifikant höhere Werte als bei der Kontrollgruppe, und sogar früher als bei den Perfusionen ohne Nifedipin-Zusatz. Auch das Ausmaß der Stimulation erreichte einen signifikant höheren Sauerstoffverbrauch als ohne Nifedipinzusatz, trotz eines höheren Ausgangsniveaus. Hieraus folgt, daß der Zu-satz von Nifedipin zum Perfusionsmedium dem stimulierenden Effekt von 3,5-L-T2 bei re-zyklierender Leberperfusion eher Vorschub leistet, auf keinen Fall jedoch inhibiert. 95 Diskussion Somit scheint Ca++ für den Hormoneffekt keine wesentliche Rolle zu spielen. Auch die zeitliche Lücke zwischen dem Beginn des beschriebenen Ca++-Einstromes [ nach 2 Minu-ten ( 34 )] und dem Anstieg des Sauerstoffverbrauchs [ nach 20 Minuten ] ist nicht plausi-bel. K+/H+-Kanal und SITS Zur Überprüfung eines Einflusses des K+/H+-Kanals auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 wurde dem Perfusionsmedium der selektive Blocker SITS zugesetzt ( vergleiche dazu Abb. 24 a und b, Seite 68 ). Der Einsatz von SITS in einer Konzentration von 10-6 M zum Perfusionsmedium hatte nur eine geringe Erhöhung des Ausgangsniveaus des Sauerstoffverbrauchs zur Folge. Nach Zusatz von 3,5-L-T2 stieg der Sauerstoffver-brauch, vergleichbar den vorherigen Experimenten ohne SITS-Zusatz zum Perfusionsmedi-um, an. Für einen inhibierenden Effekt von SITS und damit ein Einfluß des K+/H+-Kanals auf den 3,5-L-T2 Effekt gibt es somit keinen Hinweis. Auch die vorangegangenen Experimente der kombiniert offenen und rezyklierenden isolier-ten Leberperfusion, bei denen eine Kaliumelektrode zur Messung des K+-Ausstromes aus den Leberzellen zum Einsatz kam ( vergleiche Kapitel IV.6, Seite 89 ), hatten bereits erge-ben, daß ein Kaliumsignal als Vermittler des 3,5-L-T2 Effektes nicht wahrscheinlich ist. Na+/H+-Kanal und Amilorid Zur Überprüfung eines Einflusses des Na+/H+-Kanals auf die Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2 wurde dem Perfusionsmedium der selektive Blocker Amilorid zugesetzt ( vergleiche dazu Abb. 25 a und b, Seite 69 ). Der Einsatz von Amilorid in einer Konzentration von 10-3 M zum Perfusionsmedium hatte eine Reduktion des Sauerstoffausgangsniveaus zur Folge. Der O2-Verbrauch der Kontrollgruppe fiel im weiteren Verlauf der Perfusion stetig leicht ab im Unterschied zu den Kontrollen ohne Amiloridzusatz, bei denen der Sauerstoffverbrauch leicht anstieg. 96 Diskussion Nach Zugabe von 3,5-L-T2 stieg der Sauerstoffverbrauch bereits nach 10 Minuten auf ein gegenüber Kontrollen signifikantes Niveau und noch für die darauf folgenden 10 Minuten weiter an. Nach insgesamt 20 Minuten Perfusionszeit fiel die Kurve stetig, den Kontrollen von Perfusionsbeginn an vergleichbar, bis zum Perfusionsende ab. Nach Amiloridzusatz zum Perfusionsmedium schien aufgrund einer den Na+-Strom über die Zellmembran blok-kierenden Wirkung erneut eine hormoninduzierte Steigerung des Sauerstoffverbrauchs wirk-sam verhindert worden zu sein. Die anfängliche Steigerung des O2-Verbrauchs könnte durch den nicht-blockierten Na+/K+-Kanal ermöglicht worden sein, wenn durch diesen Kanal initial ein ( reflektorisch ) erhöhter Na+-Einstrom stattgefunden hat, der im weiteren Ver-lauf der Perfusion langsam abklang. So zeigten die Experimente der isolierten rezyklierenden Leberperfusion mit Einsatz verschiedener selektiver ionenkanalblockierender Substanzen, daß die Natrium-Kanäle wahrscheinlich einen Einfluß auf den durch 3,5-L-T2 vermittelten Effekt haben. Jedoch weder die Calcium- noch die Kalium-Kanäle, korrespondierend zu den vorherigen Experimenten bei kombiniert offener und rezyklierender Leberperfusion ( vergleiche Kapi-tel IV.6, Seite 89 ), scheinen die hormonelle Wirkung zu vermitteln. 8. Wirkung von 3,5-L-T2 auf isolierte Mitochondrien aus Hepatozyten in vivo Die Regulierung der Atmung durch Schilddrüsenhormone betrifft die Zellkompartimente Kern und Mitochondrien. Schilddrüsenhormone bewirken eine Steigerung der Expression bestimmter Genabschnitte, die für Proteine der Atmungskette kodieren; möglicherweise werden auch Membranlipide verändert. Sterling et al. ( 79, 82 ) fanden eine Proteolipidfraktion der inneren Mitochondrienmembran isoliert aus Rattenhepatozyten, die eine spezifische feste Bindung mit T3 eingeht. Biologische Effekte konnten mit der Bindung nicht korreliert werden. 97 Diskussion Vom selben Autor sind auch schnelle Effekte der Schilddrüsenhormone auf die oxidative Phosphorylierung, wie bei submitochondrialen Vesikeln durch direkten nanomolaren Zusatz von T4 beschrieben worden ( 83 ); wie auch eine alternative Interpretation der von ihm gefundenen schnellen Effekte durch eine Bindung von L-T3 an die Adeninnukleotidtrans-lokase ( ANT ) der inneren Mitochondrienmembran. Oppenheimer und Silva ( 60 ) stellten fest, daß Schilddrüsenhormone Schlüsselenzyme kontrollieren, die letztlich die Bereitstellung von Reduktionsäquivalenten für die mitochondriale Matrix erhöhen. In der Folge kommt es zu einer Steigerung der Atmungskapazität und ATPSynthese. Soboll beschrieb in einer Übersichtsarbeit ( 78 ), daß Schilddrüsenhormone die für die Zellatmung zuständigen Gene beeinflussen. Hierbei findet die Modulation hauptsächlich auf der Ebene der Transkription statt. Darüber hinaus bewirken Schilddrüsenhormone aber auch schnelle Effekte auf die mitochondriale Aktivität, die binnen Minuten auftreten und von der Genexpression, der für die Zellatmung verantwortlichen Abschnitte unabhängig sind. Die schnellen Effekte durch Schilddrüsenhormone auf die Atmung resultieren aus der direkten Interaktion mit Komponenten des mitochondrialen Atmungsapparates ( 45 ), bzw. seinen inneren Membranen ( 37 ). Permeabilitätsänderungen der inneren Mitochondrienmembran können die Atmungsaktivität und damit die ATP-Produktion der Mitochondrien dem Energiebedarf der Zelle entsprechend beeinflussen und stellen somit einen möglichen Regulationsmechanismus des Stoffwechsels durch die Schilddrüsenhormone dar ( 25 ). Bei der Adeninnukleotidtranslokase ( ANT ) handelt es sich um ein in die innere Mitochondrienmembran integriertes Protein, daß den Austausch von Adeninnukleotiden zwischen dem Cytosol und der mitochondrialen Matrix kontrolliert. Durch mitochondriale oxydative Phosphorylierung generiertes ATP ( 6 ) wird durch die ANT ins Cytosol transferiert, um so für energieverbrauchende Reaktionen ( Muskelkontraktion, Proteinbiosynthese, Gluconeo-genese u.a. ) zur Verfügung zu stehen. Damit ist die ANT ein wichtiges Verbindungsglied zwischen ATP-Synthese und Energieverbrauch und stellt mit ihrer postulierten Beeinfluß-barkeit durch die Schilddrüsenhormone ein weiteres mögliches Regulationsprinzip dar. 98 Diskussion Die Stimulation mitochondrialer Aktivität und die Steigerung der Aktivität der ANT durch Schilddrüsenhormone, speziell L-T3, haben Höppner et al. in einer Arbeit ( 29 ) zusammengefaßt. Hiernach ist offen, ob eine direkte Bindung von L-T3 an mitochondriale Proteine oder eine Bindung an spezifische Proteine der Zellmembran mit konsekutiver Alteration des Ionentransportes zugrundeliegt. Ausgeschlossen wurde von ihnen jedoch ursächlich die ANT Genexpression und eine direkte Bindung der Schilddrüsenhormone an das ANT-Mole-kül. Auch Mowbray et al. ( 54 ) konnten zeigen, daß die bei thyroidektomierten Ratten reduzier-te ANT-Aktivität 15 Minuten nach einer einzelnen intravenösen Gabe von L-T3 in physiologischer Konzentration auf normale Werte angehoben werden konnte. Hieraus schlossen die Autoren, daß die Kontrolle über die Adeninnucleotidtranslokase eine Komponente des Mechanismus sei, über den die schnelle und direkte Wirkung der Schilddrüsenhormone auf die oxydative Phosphorylierung vermittelt wird. Nach den Untersuchungen von Horst et al. ( 32 ) an isoliert perfundierten Lebern hypothyreoter Ratten war die Stimulation der Atmung durch L-T3 und L-T4 nach Hemmung ihrer Dejodierung durch PTU nicht mehr nachweisbar. Die Stimulation der Atmung durch 3,5- L-T2 war dagegen unbeeinträchtigt. Hieraus leiteten die Autoren ab, daß die Wirkung der Schilddrüsenhormone auf eine Steigerung der Atmung durch 3,5-L-T2 vermittelt wird. Um einen Einfluß von 3,5-L-T2 auf die oxydative Phosphorylierung und mitochondriale Atmung zu untersuchen, wurden die Experimente an isolierten hepatischen Mitochondrien hypothyreoter, gehungerter Ratten durchgeführt. Nachdem Halangk et al. aus unserer Arbeitsgruppe zunächst nach Gabe von 3,5-L-T2 in vitro zu isolierten Mitochondrien keinen Effekt nachweisen konnten ( Werte nicht dargestellt ), wurden die beschriebenen Versuche in vivo durchgeführt. In vivo war 30 Minuten nach intraperitonealer Injektion von 250 µg 3,5-L-T 2 /100 g KG bei im Anschluß isolierten Mitochondrien von gehungerten, hypothyreoten, männlichen Ratten eine signifikante Steigerung des Sauerstoffverbrauchs und damit der oxydativen Phosphory-lierung bei Zusatz der Substrate Succinat, wie auch Glutamat zu beobachten ( vergleiche dazu die Abb. 26 und 27 auf den Seiten 73 und 74 ). Zu späteren Zeitpunkten ( 60 und 90 Minuten ) ist 99 Diskussion keine wesentliche Zunahme des Sauerstoffverbrauchs aufgetreten, sodaß der vollständige Effekt von 3,5-L-T2 nach 30 Minuten erreicht ist. Nachdem in vitro der Zusatz von 3,5-L-T2 zu isolierten Mitochondrien keinen Einfluß auf den Sauerstoffverbrauch hatte, in vivo jedoch binnen 30 Minuten eine signifikante Steige-rung des Sauerstoffverbrauchs und damit der oxydativen Phosphorylierung nachzuweisen war, kann der Effekt kein direkter sondern muß ein vermittelter sein. Wie oben schon dis-kutiert kommt dafür eine durch 3,5-L-T2 bewirkte Veränderung an den Zellen oder die Freisetzung einer Substanz X in Frage, die zu einer Steigerung der mitochondrialen Atmung und damit des Sauerstoffverbrauchs führt ( vergleiche dazu Kapitel IV.6, Seite 89 ff. ). Der zeitliche Ablauf der Stimulation des Sauerstoffverbrauchs isolierter Mitochondrien korrespondiert wiederum mit den Befunden des stimulierten Sauerstoffverbrauchs und der gesteigerten Gluconeogenese bei isolierter Leberperfusion ( vergleiche dazu Kapitel IV.3, Sei-te 83 ff. ). O´Reilly und Murphy ( 61 ) beschrieben im selben Modell, bei in vivo isolierten Mitochondrien aus Lebern männlicher, hypothyreoter Ratten ebenfalls eine Stimulation der mitochondrialen Atmung durch 3,5-L-T2 nach 60 Minuten. Nach Inhibierung der Dejodinase mit PTU konnte durch L-T3 kein vergleichbarer Effekt erzielt werden, woraus die Autoren den Schluß zogen, daß die stimulierende Wirkung von L-T3 auf die mitochondriale Atmung erst nach seiner Dejodierung zu 3,5-L-T2 vermittelt wird. Ebenfalls in einem Versuchsaufbau mit isolierten Mitochondrien von Hepatozyten euthyre-oter Ratten beschrieben Lombardi et al. ( 49 ) 60 Minuten nach Einmalinjektion von 3,5-L-T2 eine 30%-ige Steigerung der mitochondrialen Atmung. Hierbei waren weder der Proto-nenfluß über die innere Mitochondrienmembran, noch das phosphorylierende System von 3,5-L-T2 beeinflußt. Die Autoren diskutierten, daß die Steigerung der mitochondrialen At-mung durch eine Steigerung der Substratoxydation hervorgerufen wird. Sie postulierten ei-nen prinzipiell unterschiedlichen Wirkmechanismus von 3,5-L-T2 und L-T3 auf die Stimula-tion der mitochondrialen Atmung. In der Interpretation der Befunde stellten sie die Ge-schwindigkeit der Atmungssteigerung nach 3,5-L-T2 heraus, die physiologische Bedeutung haben könnte, wenn schnelle Energiebereitstellung für die Zelle notwendig ist. 100 Diskussion Befunde von Lanni et al. ( 42 ) zeigten, daß es einen unterschiedlichen Mechanismus der Wirkung von L-T3 und L-T2 auf die Mitochondrien von Rattenhepatozyten gibt. Während L-T3 auf die mitochondriale Masse und Aktivität Einfluß hat, entfaltet L-T2 seine Wirkung direkt auf den Cytochrom-Oxydase-Komplex. Der selbe Autor beschrieb aber in weiteren Untersuchungen ( 43, 44 ), im Gegensatz zu den Befunden oben, eine spezifische Bindungsstelle für 3,3´-L-T2 an isolierten Mitochondrien, an die auch weniger spezifisch 3,5-L-T2 bindet. Eine physiologische Bedeutung für 3,5-L-T2 wurde nicht diskutiert. Ob für die beschriebene Wirkung von 3,5-L-T2 eine spezifische Bindung an Proteine der Zellmembran verantwortlich ist oder analog den Befunden zu L-T3 auch ein Einfluß von 3,5-LT2 auf ANT vorliegt, muß in weiteren Untersuchungen gezeigt werden. Nach fehlen-der direkter Wirkung von 3,5-L-T2 in vitro ist das Vorhandensein eines spezifischen intramitochondrialen Rezeptors, den Wrutniak et al. ( 85 ) für L-T3 an der mitochondrialen Ma-trix beschrieben, nicht wahrscheinlich. 9. Organspezifität der Wirkung von 3,5-L-T2 Nachdem die bisher beschriebenen Versuche zur Wirkung von 3,5-L-T2 ausschließlich auf das Organ, bzw. subzelluläre Organellen der Leber beschränkt waren, sollte im weiteren untersucht werden, ob auch an anderen, für den Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone wichtigen Organen, wie der Niere eine Wirkung des Hormones nachweisbar ist. Isolierte Nierenperfusion Die Niere, als ein wichtiges Organ im Stoffwechsel der Schilddrüsenhormone, stellt neben der Leber den hauptsächlichen Ort ihrer peripheren Dejodierung dar, was auch in den zahlreichen Untersuchungen zu diesem Thema zum Ausdruck kommt. Ferguson et al. ( 22 ) zeigten, daß die isoliert perfundierte Niere eine hohe Kapazität zur Dejodierung von L-T4 zu L-T3 hat, wobei die L-T3-Produktion proportional zur L-T4-Dejo- 101 Diskussion dinase-Aktivität und L-T4-Aufnahme ist. Daher konnte die Seite der 5´-Dejodinase auf kontraluminaler Oberfläche des renalen Tubulus lokalisiert werden. Bei diesen Untersuchungen fand er keine Abhängigkeit der glomerulären Filtrationsrate ( GFR ) oder Na+-Rückresorp-tion ( Na RR ) von der Konzentration der eingesetzten Schilddrüsenhormone. Adlkofer und Schurek ( 1 ) stellten fest, daß nach tubulärer Filtration die Reabsorptionskapazität für L-T3 und L-T4, auch bei einer Konzentration der eingesetzten Hormone, die die physiologische um das 100-fache übersteigt, nicht sättigbar war. Der Sauerstoffverbrauch der perfundierten Nieren lag trotz euthyreoter Versuchstiere im gleichen Bereich, wie bei den durchgeführten Versuchen mit hypothyreoten, gehungerten Tieren ( vergleiche dazu Tab. 4, Seite 77 ). Bei hypothyreoten Versuchstieren fanden Holmes et al. ( 30 ) einen erhöhten Na+-Verlust der perfundierten Nieren. Diesen führten sie auf eine geringere Atmung und Glykolyse zu-rück und eine dadurch verringerte Energiebereitstellung für die Na+-Rückresorption der Nieren. Die Autoren leiteten daraus eine wichtige Bedeutung der Schilddrüsenhormone für den Nierenstoffwechsel ab, im Sinne einer Regulierung der Energiebereitstellung für die Nierenrinde, wie auch für das Nierenmark durch anaerobe Glykolyse. Die Versuche an der isoliert perfundierten Niere hypothyreoter, männlicher Ratten zeigten, daß nach dem Zusatz von 3,5-L-T2 zum Perfusionsmedium in beschriebener Versuchsan-ordnung keine signifikante Stimulation des Sauerstoffverbrauchs zur Folge hatte ( verglei-che dazu Tab. 4, Seite 77 ). Auch eine ganze Reihe funktioneller Parameter der isolierten Nierenperfusion, wie der glomerulären Filtrationsrate ( GFR ), der Natriumfiltration ( Na FR ) und -reabsorption ( Na RR ), wie auch der Kaliumfiltration ( K FR ) und -reabsorption ( K RR ) blieben unbeeinflußt, oder der Betrag der entfalteten Wirkung ist so gering, daß er durch den beschriebenen Versuchsansatz nicht erfaßt wird. Lediglich der singuläre Befund an kultivierten Mesangiumzellen, bei denen sogar nach Zu-satz von 3,5-L-T2 in einer Konzentration von nur 10-13 M Kontraktionen nachgewiesen wer-den 102 Diskussion konnten, die in diesem Ausmaß sonst nur nach Zusatz von Angiotensin II vorzufinden sind, bleibt zu diskutieren. Funktionell regulieren Mesangiumzellen als Abkömmlinge der glatten Muskulatur durch ih-ren Kontraktionszustand die glomeruläre Filtrationsrate durch Beeinflussung des Ultrafiltrationskoeffizienten. Wenn bei isolierter Nierenperfusion keine Änderung der glomerulären Filtrationsrate nach Zusatz von 3,5-L-T2 nachweisbar war, so ist dies möglicherweise durch den Versuchsaufbau erklärbar, der bei dieser sensiblen Funktionsgröße durch den Perfusionsdruck nicht differenziert genug beurteilt werden kann. Weitere Versuche in vivo und in vitro müssen zeigen, wie schnell der Effekt von 3,5-L-T2 zu beobachten und worauf er zurückzuführen ist. Zusammengefaßt unterscheiden sich die Befunde zum Sauerstoffverbrauch der isoliert perfundierten Niere nach Zusatz von 3,5-L-T2 nicht von denen der anderen Schilddrüsenhor-mone L-T3 und L-T4. Somit ist eine Wirkung von 3,5-L-T2 auf den Sauerstoffverbrauch, oxydative Phosphorylierung und Gluconeogenese, vergleichbar derjenigen auf die Leber, an der Niere nicht nachweisbar und weitere Versuche an spezifischeren Modellen müssen zeigen, ob die Wirkun-gen von 3,5-L-T2 einzig auf die Leber beschränkt sind. 103 Zusammenfassung V Zusammenfassung Die vorliegenden Experimente an der offen und rezyklierend perfundierten Leber zeigen eindeutig, daß es neben den schon lange bekannten Hormonen T3 und T4 ein weiteres Schilddrüsenhormon gibt, nämlich 3,5-L-T2, welches auf eine bisher nicht vollständig geklärte Weise binnen 30 Minuten mitochondriale Atmung, Glucose- und Harnstoff-Produktion in der Leber stimuliert. Mögliche Wirkungsmechanismen werden diskutiert. Beteiligt sind die Zellkompartimente Zellmembran und Mitochondrien. An der Zellmem-bran steht der Wirkungsmechanismus in einem direkten Zusammenhang mit der plasmamembranständigen Na+/K+-ATPase, denn deren Hemmung verhinderte eine Stimulation des Sauerstoffverbrauchs durch 3,5-L-T2. Aufgrund der Geschwindigkeit der eintretenden Wirkung von 3,5-L-T2 kann diese nicht kernvermittelt und muß unabhängig von der Proteinbiosynthese sein. Der durch das Hormon vermittelte Effekt trat bei rezyklierender Perfusion weitaus schneller ein und erreichte höhere Werte als bei offener Perfusion. Anscheinend wird das Hormon nach dem erstem Kontakt mit der Leber modifiziert oder es vermittelt seine Wirkung durch Freisetzung einer Substanz X, die dann ihrerseits die beschriebene Steigerung des Stoffwechsels auslöst. Diese Wirkung ist reversibel, wie die Versuche bei offener Leberperfu-sion zeigten, als am Versuchsende wieder hormonfrei perfundiert wurde. Darüberhinaus entfaltet das Hormon seine atmungssteigernde Wirkung über die Mitochondrien. Auch hier wurde der Effekt bei isolierten Mitochondrien nicht direkt durch 3,5-L-T2 erzielt, wie die Experimente in vitro zeigten, sondern nach in vivo Applikation des Hormo-nes war die Atmung wiederum bereits nach 30 Minuten signifikant gesteigert. Dem Prinzip dieses Effektes von 3,5-L-T2 liegt offenbar kein Schalter zugrunde, der entwe-der an- oder ausgeschaltet wird, sondern eher eine kontrollierte Regulation, an der auch ein spezifischer Rezeptor beteiligt sein könnte. Eine Reihe von schnellen Effekten, die früher L-T3 zugeschrieben worden sind, müssen, wie die Experimente mit Einsatz von PTU zei-gen, als Wirkung von 3,5-L-T2 aufgefaßt werden. Durch die veränderte Enzymausstattung der Zellen, wie nach kohlenhydratreicher Ernäh-rung oder unter Einfluß der unterschiedlichen Steroidhormone der Geschlechter, ist die Geschwindigkeit des Effektes nur geringfügig steigerbar unabhängig von der eingesetzten Hormonkonzentration. Bei Mesangiumzellen, spezialisierten glatten Muskelzellen, die für die Regulation der GFR der Niere verantwortlich sind, wurde durch 3,5-L-T2 in einer Konzentration von lediglich 10-13 M eine starke Kontraktion ausgelöst, vergleichbar mit Angiotensin II. Wurden die Experimente auf das Gesamtmodell der isoliert perfundierten Niere ausgedehnt konnte nur eine geringe Wirkung festgestellt werden. 3,5-L-T2 ist das Produkt aus der 3´-Dejodierung von 3,5,3´-L-T3 durch das Enzym Monodejodinase Typ I. Die tägliche Produktion beträgt beim Menschen 0,6 - 2,9 µg und die physiologische Serumkonzentration 16,2 ± 6,4 ∗ 10-12 Mol/l bzw. 0,4 - 5,3 ng/dl. Die Serumspiegel von 3,5-L-T2 unterliegen einer hohen Hormon-Clearance. 104 Literaturverzeichnis VI LITERATURVERZEICHNIS 1. Adlkofer F, Schurek HJ, Sörje H, 1980, Horm Metab Res 12 : 400 2. Asano Y, Liberman UA, Edelman IS, 1976, J Clin Invest 57 : 368 3. Auf´mkolk M, Koehrle J, Hesch RD, Cody V, 1986, J Biol Chem 261 : 11623 4. Bergmeyer HU, 1974, Methoden der Enzymatischen Analyse, 3. Auflage, Verlag Chemie 5. Böttger I, Kriegel H, Wieland O, 1970, Eur J Biochem 13 : 253 6. Brand MD, Murphy MP, 1987, Biol Rev 62 : 141 7. Braverman LE, Vagenakis A, Downs P, Foster AE, Sterling K, Ingbar SH, 1973, J Clin Invest 52 : 1010 8. Burger AG, 1981, Int J Obesity 5 Suppl 1 : 69 9. Burger AG, Berger M, Wimpfheimer K, Danforth E, 1980, Acta Endocr 93 : 322 10. Burger AG, O´Connell M, Scheidegger K, WooR, Danforth jr. E, 1987, J Clin Endocrin Metab 65 : 829 11. Chopra IJ, 1976, J Clin Invest 58 12. Cooper DS, Kieffer JD, Saxe V, Mover H, Maloof F, Rigdway EC, 1983, Endocr 114 : 786 13. 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Hans Joachim Seitz, Institut für Physiologische Chemie, Abteilung für Biochemische Endokrinologie, für die Überlassung des Themas und die Betreuung der Arbeit. Meine weiterer Dank gilt Herrn Prof. Dr. med. Christoph Weiss (em.), Institut für Physiologie der Universität Lübeck, und Herrn Dr. Horst Pagel für die Gastfreundschaft und Unterstützung bei der Durchführung der Experimente an der isoliert perfundierten Niere; Herrn Prof. Dr. med. Dieter Häussinger, Klinik für Innere Medizin der Universität Düsseldorf, vormals Universität Freiburg, für Gastfreundschaft und Unterstützung bei der Durchführung der Experimente an der offenen Leberperfusion; Herrn Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Peter Schönfeld, Institut für Physiologische Chemie der Universität Magdeburg für die Unterstützung bei der Durchführung der Experimente an den isolierten Mitochondrien; der Firma Henning Berlin, die die verwendeten Schilddrüsenhormone dem Institut für Physiologische Chemie der Universität Hamburg als Geschenk überließen. 113 Anhang LEBENSLAUF Niels Köster geb. am 24. März 1965 in Hamburg 1971 bis 1975 Grundschule Hasselbrook, Hamburg 1975 bis 1984 Gymnasium Borgfelde, Hamburg, Abitur 1985 bis 1992 Studium der Medizin an der Universität Hamburg, Staatsexamen 1988 bis 1994 Experimentelle Arbeit zur Erstellung der Promotion, zunächst in der Abt. Biochemische Endokrinologie, am Institut für Physiologische Chemie an der Universität Hamburg; später Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen aus Laboratorien der Universitäten Lübeck, Magdeburg und Freiburg 1992 bis 1993 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Physiologische Chemie, Abt. Biochemische Endokrinologie bei Herrn Prof. Dr. H.-J. Seitz, an der Universität Hamburg, Fachbereich Medizin 1993 bis 1994 Arzt im Praktikum in der Abt. für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin bei Herrn Dr. med. P. Hoffmann, Allgemeines Krankenhaus Barmbek in Hamburg seit 1994 Assistenzarzt in der Abt. Anästhesiologie, operative Intensivmedizin bei Herrn Dr. med. P. Hoffmann, Allgemeines Krankenhaus Barmbek in Hamburg; seit 1998 Leitender Arzt Herr Dr. med. Hp. Moecke Hamburg, den 27. Februar 1998