Der Heilige Geist, unser Beistand: Joh 14 - FeG Mülheim

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Der Heilige Geist, unser Beistand: Joh 14: 23-27
Pfingsten ist das Fest der Gemeinde Jesu und das Fest des Heiligen Geistes. Die APG
berichtet uns von dem ersten Pfingstfest nach der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu.
Da erfüllt Gott sein Versprechen aus Joel 3: “Ich will meinen Geist ausgießen über alles
Fleisch. Eure Söhne und Töchter sollen weissagen, eure Alten sollen Träume haben,
und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen. Auch will ich zur selben Zeit über Knechte
und Mägde meinen Geist ausgießen.” Gott gießt seinen Heiligen Geist über die Jünger
Jesu. Petrus beginnt, das Evangelium zu predigen. Die Menschen von Jerusalem sind
ergriffen von seinen Worten, bekehren sich zu Jesus Christus, lassen sich taufen und
werden der Gruppe der Jünger hinzugefügt. So wird das Pfingstfest zum Geburtstag
der Gemeinde Jesu. Das zeigt: Gemeinde Jesu und Heiliger Geist gehören zusammen.
FeG Styrum und Heiliger Geist sind eng verbunden.
Was Gemeinde Jesu für uns bedeutet, darüber haben wir in den letzten Wochen
anhand des Epheserbriefs ausführlich nachgedacht. Was ist der Heilige Geist? Warum
sendet Gott ihn? Wozu brauchen wir Heiligen Geist? Wir hören auf die Worte Jesu, um
diese Fragen zu bentworten. Er spricht davon in seiner Abschiedsrede am Abend vor
seinem Tod. Fünf Mal redet Jesus da über den Heiligen Geist. Vier Stellen haben wir
in den Lesungen gehört. Ich lese uns die Fünfte, Joh 14:23-27
“Jesus sprach: “Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird
ihn lieben, und wir werden zu ihm gehen und bei ihm wohnen. Wer mich nicht liebt, hält
mein Wort nicht. Aber das Wort, das Ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das Wort des
Vaters, der mich gesandt hat. Dieses sage ich Euch, solange ich noch bei Euch bin. Der
Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird
Euch alles erklären und Euch an alles erinnern, was ich Euch gesagt habe. Ich gebe
Euch Frieden, meinen Frieden. Das ist anders, als wenn die Welt Frieden gibt. Euer Herz
soll nicht wankend werden und nicht verzagen.”
Drei Jahre lang waren die Jünger mit Jesus unterwegs. Sie hatten seine Worte
gehört, über seine Weisheit gestaunt; seine intime Kenntnis Gottes bewundert. Sie
hatten erlebt, wie die Begegnung mit ihm Menschen verändert: Kranke wurden geheilt,
innerlich kaputte Menschen erlöst von der Qual ihrer Schuld; zum Schluß hat Jesus
sogar einen Toten auferweckt: Große Zeichen der Macht und Gegenwart Gottes! Sie
hatten ihre eigene Veränderung erlebt: Sie hatten gelernt, Gott zu lieben und zu vertrauen. Jesus hatte sie auf die Mission geschickt und sie hatten selbst Wunder vollbracht! Sie hatten zuletzt seinen triumphalen Einzug in Jerusalem erlebt. In Hochstimmung gingen sie an dem Abend mit Jesus in den Speisesaal, in der Erwartung, es geht
immer so weiter und wird noch besser, weil sie ganz nahe dran sind am Messias.
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Nach dem Essen eröffnet Jesus ihnen, daß er sie schon bald verlassen wird,
daß er getötet wird. Mit einem Schlag zerfällt alles, was sie sich in diesen drei Jahren
erträumt haben! Aus der Traum vom Leben im Glanz des neuen Königs von Israel. Aus
der Traum von einem glücklichen Leben in seiner Nähe. Stattdessen gibt Jesus ihnen
Anweisungen für ihr Leben nach seinem Abschied: Wer mich liebt, hält mein Wort, d.h.
er handelt nach meinen Geboten! Das ist Herausforderung: “Wer mich wirklich liebt”,
sagt Jesus, “lebt nach meinem Wort.” Liebe zu Jesus zeigt sich im Lebenswandel eines
Menschen. Wenn Du Jesus liebst, lebst Du nach seinem Wort! “Wer mich nicht liebt”,
sagt Jesus, hält mein Wort nicht. Wir wir leben, sagt alles über unser Verhältnis zu
Jesus Christus. Ob Jesus und Gott Vater zu uns kommen und bei uns wohnen, hängt
nicht davon ab, was wir denken, singen oder reden, sondern davon, wie wir leben! Da
Jesus hier die ganze Gruppe der Jünger anspricht, gilt dies Wort nicht nur Ihnen und
mir als einzelne Personen, sondern uns als Gemeinde. Wie wir als Gemeinde zusammenleben, sagt alles über unser Verhältnis zu Gott. Ob Jesus und Gott Vater in dieser
Gemeinde anwesend sind, hängt davon ab, ob wir praktisch tun, was er uns
aufgetragen hat: “Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe!” Johannes bringt das an
anderer Stelle auf den Punkt: “Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott
nicht lieben, den er nicht sieht.” (1 Joh 4:20) Wenn wir Jesus lieben, legen wir
gemeinsam Zeugnis ab von ihm durch die Art unseres Zusammenlebens.
Das erschreckt! “Jesus”, möchte ich ihn fragen, “Wie soll das gehen? Kennen
wir überhaupt alle Deine Worte? Verstehen wir was Du gemeint hast? Wie kann ein
Ehemann, ein Vater, ein Handwerker, ein Kaufmann oder ein Rentner heute in MH
“Dein Wort halten”, das Du vor 2000 Jahren gesprochen hast? Wie sollen wir kleinen
Lichter Zeugnis ablegen, wenn wir doch nicht immer verstehen, was Dein Wort sagt?”
Der Anspruch, den Jesus stellt, scheint zu groß! Wenn die Gemeinschaft mit ihm davon
abhängt, das wir das Richtige tun, müssen wir dann nicht resignieren?
Dies Erschrecken und das Gefühl der Überforderung gehören zu unserem Leben
mit Jesus! Jesus mutet sie uns zu, damit wir nicht selbstsicher und stolz werden. Das
Erlebnis der Bekehrung und die ersten Schritte im Glauben sind für uns von ähnlicher
Freude geprägt, wie sie die Jünger empfanden, als sie mit Jesus unterwegs waren: Ich
bin frei von meiner Schuld! Gott liebt mich! Ich habe Geschwister! Früher oder später
weicht diese Euphorie der ernüchternden Erkenntnis, daß wir immer noch in derselben
Welt leben, daß unsere alten Schwächen und Probleme nicht einfach verschwunden
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sind. Dann wird uns klar, wie ungeheuerlich die Anweisung ist, die Jesus uns gibt: Dein
Liebe soll nicht nur innere Einstellung und nicht nur etwas zwischen Dir und Jesus sein.
Sie soll sichtbar sein in Deinem Leben, Handeln, Reden, im Umgang mit anderen. Du
sollst Zeugnis sein für ihn. Wie oft packt mich Unsicherheit: Jesus, wie soll ich denn
wissen, was ich tun soll, um hier und heute Dein Wort zu halten, damit Du bei mir bist?
Jesu Antwort heißt: “Ich lasse Euch nicht allein. Ich sende euch einen anderen
Beistand, den Heiligen Geist.” Es ist gewiß kein Zufall, daß die fünf Zusagen dieses
anderen Beistands immer genau dort erscheinen, wo Jesu Abschiedsworte uns am
meisten erschrecken: Zweimal nach dem Gebot, nach seinem Wort zu leben (14:15,
14:26), einmal nach dem Gebot, der Welt Zeugnis zu geben von Jesus (15:26), zweimal in dem Aufruf zu Treue und Standhaftigkeit in Verfolgung (16:7, 12-15). Jesus weiß
genau, wo unsere größten Ängste und Schwächen liegen: Im praktischen Ausleben
unseres Glaubens, im Zeugnis gegenüber der Welt und in Bedrängnis und Verfolgung.
Da, wo der Glaube für andere sichtbar und wirksam werden soll, man könnte sagen,
am Schnittpunkt zwischen unserem Glauben und dem Leben mit anderen Menschen.
Dort, wo es für uns am Schwierigsten ist, ist der Heilige Geist unser Beistand.
Ein Beistand ist im Grie jemand, der “an die Seite eines Menschen gerufen ist”
und ihm mit Rat und Unterstützung zur Seite steht. Der Heilige Geist ist an unsere Seite
gerufen, um uns am Schnittpunkt zwischen unserem Glauben und unserem Leben mit
anderen Menschen Rat und Unterstützung zu leisten. Jesus nennt den Heiligen Geist
den “anderen Beistand”? “Der andere” bedeutet nicht andersartig, sondern ein zweiter
Beistand derselben Art. Der Heilige Geist ist ein Beistand derselben Art wie Jesus! Der
Heilige Geist und Jesus sind wesensgleich. Der Geist geht vom Vater aus (15:26), wie
Jesus vom Vater ausgeht (16:28). Der Geist ist ein Geschenk des Vaters (14:16), wie
Jesus Gottes Liebesgeschenk an die Welt ist (3:16). Der Vater sendet Jesus als seinen
Vertreter in die Welt (5:43); er sendet den Geist im Namen Jesu (14:26), als seinen
Vertreter. Der Geist ist ein Geist der Wahrheit (14:17, 15:26), so wie Jesus die Wahrheit
ist (14:6) Jesus tut nur, was der Vater ihn gelehrt hat (8:28); ebenso tut und redet der
Geist nur, was er vom Vater und vom Sohn gehört hat (16:13). Jesus tut alles, um den
Vater zu verherrlichen, der Geist tut alles, um Jesus zu verherrlichen (16:14).
Auf unsere bange Frage: “Jesus, wie sollen wir ohne dich Dein Wort halten?”
antwortet Jesus: “Der Heilige Geist wird mich ersetzen, denn er ist mir im Grunde
gleich.” “Der Geist wird”, sagt Jesus, “für immer bei euch wohnen.” (14:16) und “in euch
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sein” (14:17). Der Geist ist nicht an Raum und Zeit gebunden. Er kann uns ständig und
überall begleiten und unterstützen. Genau darum sagt Jesus seinen Jüngern: “Es ist
zu Eurem Vorteil, wenn ich gehe und der Geist kommt.” Ihr müßt keine Angst haben,
etwas zu verpassen, denn der Geist ist immer bei euch, wo auch immer ihr seid. Das
ist auch Zusage für uns. Jesu Wort “er wird für immer bei euch wohnen” gilt für alle
Menschen, die an ihn glauben, d.h. auch für uns heute. Jesus stellt uns einen Beistand
zur Seite, der genauso ist wie er. Wir brauchen darum keine Angst zu haben, wir seien
schlechter dran, als die Jünger, die ihn selbst historisch erlebten.
Drei Jahre lang war Jesus ständig für seine Jünger da, gab ihnen Rat und Unterstützung, erklärte ihnen Gottes Wort durch Bilder und Beispiele. Er war ihr Rabbi, ihr
geliebter Lehrer. Nun wird der Heilige Geist ihr Lehrer. Die Jünger müssen keine Angst
zu haben, Worte zu vergessen oder falsch zu verstehen. “Er wird euch alles erklären
und euch an alle meine Worte erinnern” (14:26) und “er wird euch in aller Wahrheit
leiten” und “alles erklären, was zukünftig ist” (16:13). Jesus erwartet von seinen Jüngern
nicht, daß sie alles wissen. Im Gegenteil, er geht davon aus, daß sie Fragen haben
werden, daß sie manches nicht verstehen, daß sie manches vergessen, was er ihnen
gesagt hat. Jesus geht davon aus, daß sie unsicher sind und gibt ihnen darum einen
Lehrer als Beistand, der ihnen zeigt, wie sie nach Gottes Wort leben sollen.
Das gilt auch uns: Wir brauchen nicht mutlos zu werden und uns nicht zu schämen, wenn wir nicht wissen, was Gottes Wort konkret für unser tägliches Leben
bedeutet. Jesus setzt voraus, daß das so sein wird, weil er uns kennt. Der Beistand,
den er schickt, beantwortet unsere Fragen und erinnert uns an alles, was Gott uns
sagen will. Jesus sendet den Heiligen Geist als einen Lehrer, der uns anleiten kann im
Alltag, wenn wir Gefahr laufen, uns in der Welt zu verirren und zu verstricken.
Das ist einerseits eine Zusage. Alles, was wir wissen müssen, um nach Jesu
Wort zu leben, erklärt uns der Heilige Geist. Natürlich wird es Fragen geben, die bis ans
Ende unseres Lebens offen bleiben werden. Auch der Heilige Geist wird uns nicht
erklären, warum Gott Aids zuläßt, oder den Tod eines Kindes, das an ihn glaubt. Gottes
Wort “Meine Wege sind höher als Deine Wege und meine Gedanken höher als Deine
Gedanken” (Jes 55) bleibt bestehen. Aber die Zusage gilt, daß uns der Heilige Geist
alles erklären wird, das wir wissen müssen, um unsere Liebe zu Jesus praktisch
ausleben zu können. Was für eine Erleichterung: In allen wichtigen Fragen gibt Jesus
uns einen Lehrer, der die richtige Antwort hat.
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Das ist zweitens Anspruch an die Jünger damals und an uns. Einem Schüler, der
nicht aufpasst, kann der Lehrer nichts beibringen. Ein Schüler, der keine Fragen stellt,
denkt, er wisse alles besser als sein Lehrer. Dem kann der Lehrer keine Fragen
beantworten. So ist es mit uns und dem Heiligen Geist. Jesus sendet ihn, damit wir auf
ihn hören und ihm unsere Fragen stellen. Wir neigen dazu, uns um uns selbst zu
drehen, wenn wir vor Fragen und Probleme haben. Stattdessen sollen wir uns dem
Heiligen Geist zuwenden. Sonst kann der Geist uns nicht führen und leiten und wir
kommen nicht weiter. Bringen wir unsere Fragen und Mutlosigkeiten vor ihm, damit er
sie beantworten kann.
Jeder Lehrer benutzt Lehrmittel, Methoden und Hilfsmittel, um dem Schüler den
Stoff zu vermitteln. Auch der Heilige Geist hat seine Lehrmittel. Der Geist erinnert,
erklärt und leitet durch äußere Umstände. Wir lesen in APG 16:10, wie der Geist Paulus
in Kleinasien keine Gelegenheit zur Mission gibt und ihn gerade dadurch nach
Macedonien führt. Der Heilige Geist führt uns auch in unserem Leben, indem er uns
Türen öffnet und andere geschlossen hält. Bloomington Symphony
Der Geist erinnert, erklärt und leitet durch andere Menschen. Wir lesen in APG
13, daß der Geist zu der Gemeinde in Antiochien spricht und ihnen Paulus´und
Barnabas’ Auftrag zur Mission in Zypern aufs Herz legt. Der Geist führt auch uns durch
unser Leben, indem er uns Menschen zur Seite stellt, die uns in wichtigen Schritten
begleiten und Rat geben. John Canfield
Der Heilige Geist erinnert, erklärt und leitet durch Gottes Wort. Der Geist führt
uns durch unser Leben, indem er uns durch Gottes Wort Antworten gibt auf unsere
Fragen, indem er uns zeigt, was Jesus in seinen Predigten und Reden seinen
Menschen zu sagen hatte, indem er uns die Glaubensvorbilder von Menschen wie
Abraham oder David als Beispiele für unser Leben gibt, indem er uns in den Psalmen
zeigt, wie andere Menschen mit den Krisen ihres Lebens gerungen haben und dabei
Hilfe von Gott erfahren durften.
Der Heilige Geist erinnert, erklärt und leitet durch Gebet. Seid beharrlich im
Gebet, ermahnt Paulus die Römer, d.h. in allen Schwierigkeiten und Krisen hört nicht
auf, den Beistand des Heiligen Geistes zu erbitten, eure Fragen zu ihm zu bringen.
Durch den Geist haben wir Zugang zum Vater (Eph 2:18), der Geist hält die Sehnsucht
in uns wach, in aller Schwachheit und Schuld zum Vater zu beten (Rö 8:22-23), und der
Geist lehrt uns, richtig zu beten (Rö 8:26).
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Vier Lehrmittel: Äußere Umstände, andere Menschen als Begleiter, Gottes Wort,
Gebet. Der Heilige Geist flößt uns nicht einfach Weisheit ein; er fordert uns auf, mit
seinen Lehrmitteln zu arbeiten. Das heißt: Wir sind aufgerufen, ein offenes Auge und
offenes Herz für äußere Umstände zu haben, mit denen der Geist uns führen will. Kann
es sein, daß in Ihrem Leben etwas partout nicht klappt, obwohl Sie es schon so oft
versucht haben? Kann es sein, daß Ihnen der Geist dadurch etwas erklären will, so wie
er Paulus in Kleinasien erklärte: Hier ist jetzt nicht Dein Platz!? Wir sind aufgerufen, ein
offenes Ohr zu haben für das, was andere Menschen uns raten, zumal wenn es
Geschwister sind in der Gemeinde, Älteste und Pastoren. Ein Narr, wer anderen nicht
zuhören kann, er könnte das Wort überhören, das der Heilige Geist ihm zu sagen hat.
Wir sind aufgerufen, uns mit Gottes Wort zu beschäftigen, nicht nur den einfachen Stellen, sondern mit dem ganzen Wort. Wir sind aufgerufen, darüber nachzudenken, was sein Wort für unser Leben heute bedeutet, für unser Bemühen, unsere
Liebe zu Jesus praktisch sichtbar zu machen. Wir sind aufgerufen zum Gespräch mit
dem Heiligen Geist im Gebet, und Gebet nicht nur als “Stille Zeit” zu verstehen, in der
nichts passiert, sondern als aktives Gespräch mit dem Geist über die konkreten Fragen
unseres Lebens und mit der Bereitschaft, auf seine Antworten zu hören. Also: Nutzen
Sie die Lernmittel des Heiligen Geistes, arbeiten Sie damit, üben Sie ihren Gebrauch.
Jeder Lehrer hat ein Lernziel. Was ist das Lernziel des Heiligen Geistes?
Zweierlei. Erstens, dass wir im Glauben wachsen und immer besser lernen, Jesu Worte
zu halten, einen immer größeren Teil unseres Lebens von seinem Wort regieren
lassen: Erst den Sonntagvormittag, dann den ganzen Sonntag, dann unser Leben am
Arbeitsplatz, unter Freunden, im Ehebett, im Umgang mit Geld. Dabei geht es nicht um
frommen Perfektionismus, sondern darum, dass unsere Liebe und unser Vertrauen zu
Gott wächst und wächst, bis wir am Ende den letzten großen Schritt voller Vertrauen
und Liebe tun können: Den Schritt in den Tod.
Das zweite Lernziel ist, dass wir als Gemeinde immer stärker zusammenwachsen. Je besser wir lernen, Jesu Wort zu halten, desto unwichtiger werden all die
vielen Unterschiede, die uns trennen, gegenüber dem, was uns verbindet: Die Liebe
Jesu und die Liebe zu Jesus. Der Heilige Geist leitet und lehrt uns als Gemeinde Jesu,
indem er uns zeigt, wie Gott sich seine Gemeinde hier und heute vorstellt, welche
Schritte wir gemeinsam tun sollen, um Gottes Ziele hier zu erreichen.
Dabei geht es nicht primär um uns, sondern um Jesus, der sagt: “Der Geist wird
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mich bezeugen und ihr werdet auch Zeugnis ablegen” (15:26-7).In 16:8-11 führt Jesus
weiter aus: Der Geist verurteilt die Sünde der Welt, die nicht an ihn glaubt; er führt der
Welt vor Augen, was Gerechtigkeit vor Gott bedeutet, weil Jesus, den sie getötet hat,
zum Vater gegangen ist und dennoch auf der Erde sein Volk erhält; er führt der Welt
Gottes Gericht vor Augen, indem er ihr zeigt, daß der Satan von Christus gerichtet ist.
Der Geist tut das, indem er uns Zeugnis von Jesus ablegen läßt, und zwar nicht
primär durch unser Reden, sondern durch unsere Lebensweise, die nicht der Lebensweise der Welt entspricht, durch liebevollen Umgang miteinander; durch Bereitschaft,
Schwächere zu unterstützen und Versöhnung zu suchen mit unseren Feinden. Zeugnis
dadurch, daßwir uns nicht beirren lassen und festhalten an Jesus, auch wenn wir uns
schwach und überfordert fühlen. Zeugnis dadurch, daß die Gemeinde von der Liebe
Jesu spricht obwohl um uns herum geistige und geistliche Kälte und Verwirrung
herrschen. Zeugnis, das andere Menschen anspricht und zum Glauben bringt (Joh 1:7),
und das Christus verherrlicht in der Welt (16:14). Das ist unser Auftrag: Ein Auftrag, der
in der Welt auf Desinteresse, Ablehnung, Haß, Verfolgung stossen wird. Ein Auftrag,
der uns weit überfordert, wenn wir ihn aus eigener Kraft erfüllen wollen. Der Heilige
Geist bringt uns alles bei, was wir brauchen, um diesen Auftrag gut auszuführen.
“Meinen Frieden lasse ich Euch” sagt Jesus am Schluß unseres Textes. Gottes
Friede ist liebevolle Gemeinschaft mit ihm. Wenn wir Jesu Wort halten, werden Jesus
und Gott Vater zu uns kommen und bei uns wohnen! Wo Gott wohnt, erleben seine
Menschen seinen reichen Segens und seine liebevolle Fürsorge. Das ist vollendeter
Friede. Jesus gibt uns den Heiligen Geist als den Lehrer, der uns zeigt, wie wir mit ihm
in Frieden leben.
Was für ein wunderbares Versprechen: Frieden mit Gott und einen Beistand, der
uns zeigt, wie wir seinen Frieden leben und erleben dürfen, damit andere Menschen zu
Jesus finden und er verherrlicht wird in Mülheim. Pfingsten versichert uns: Wir können
lernen, Jesu Wort zu halten und damit unsere Liebe zu ihm zu zeigen. Gott schenkt uns
seinen Heiligen Geist als Beistand, der dies Wunder möglich macht. Weil wir nicht allein
sind, können wir unseren Auftrag mut Freude annehmen: Als Gemeinde Jesus zu
bezeugen und zu verherrlichen in der Welt unseres täglichen Lebens. Der Heilige Geist
wird uns an alles erinnern, uns alles erklären und uns in aller Wahrheit führen. Amen
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