2. Mechanik 2.1 Kinematik Die Kinematik beschäftigt sich mit der Beschreibung von Bewegungen ohne dabei deren Ursachen zu hinterfragen. Zur Vereinfachung der Betrachtungen sei die Position der sich bewegenden Gegenstände durch die Angabe der Koordinaten eines Punktes beschreibbar. Einen Gegenstand mit dieser Eigenschaft nennt man – – Teilchen oder Massenpunkt und meint damit einen idealisierten Körper dessen Masse in einem Punkt konzentriert ist. 2.1.1 Bewegung in einer Dimension Von eindimensionalen Bewegungsabläufen spricht man, wenn die Bewegung entlang einer geraden Line verläuft. Beispiel: Ein Auto das auf einer ebenen, geraden und schmalen Straße fährt. Durchschnittsgeschwindigkeit Anschaulich ist die Durchschnittsgeschwindigkeit definiert durch zurückgelegte Strecke Durchschnittsgeschwindigkeit = benötigte Zeit Beispiel: Ein Fahrzeug legt in 5 Stunden 200 km zurück. 200km km ⇒ v= = 40 5h h oder in SI-Einheiten 1000 m 1 m v = 40 ⋅ = 11 9 3600 s s Bei der Bestimmung der Durchschnittsgeschwindigkeit wird die Richtung der Bewegung üblicherweise nicht berücksichtig. Zur Vorbereitung auf mehrdimensionale Bewegungen soll im folgenden die Richtung mit einbezogen werden. Hierzu führt man auf der Fahrstrecke ein Koordinatensystem ein. ∆x 0 x1 = x(t1 ) x2 = x(t 2 ) Fahrstrecke x(t ) Die Positionsveränderung des Massenpunktes nennt man Verschiebung ∆x mit ∆x = x2 − x1 Mit dem Zeitintervall ∆t = t 2 − t1 ergibt sich die Durchschnittsgeschwindigkeit zu ∆x x2 − x1 v= = ∆t t 2 − t1 Verschiebung und Durchschnittsgeschwindigkeit können sowohl – positive Werte, d.h. x2 > x1 ⇒ Bewegung nach rechts als auch – negative Werte, d.h. x2 < x1 ⇒ Bewegung nach links annehmen. Beispiel: Ein Fußgänger sei zu den Zeiten t1 = 2s und t 2 = 7s am Ort x1 = x(t1 ) = 20m und x2 = x(t 2 ) = 12m ∆x 12m − 20m − 8m = = −1,6 ms = −5,76 km = ⇒v= h 7s − 2s 5s ∆t Beispiel: Ein Radfahrer sei zu den Zeiten t1 = 5s, t 2 = 10s und t3 = 12s am Ort x1 = 20m, x2 = 50m und x3 = 41m mit Vorzeichen (physikalische Herangehensweise) ∆x = ( x3 − x2 ) + ( x2 − x1 ) = x3 − x1 ∆x 21m = = 3 ms v= ∆t = (t3 − t 2 ) + (t 2 − t1 ) = t3 − t1 ∆t 7s ohne Vorzeichen (Alltagsverständnis) s 39m 4 v = = = 5 7 ∆t 7s ∆t = (t3 − t 2 ) + (t 2 − t1 ) = t3 − t1 s = x3 − x2 + x2 − x1 m s Geometrische Deutung der Durchschnittsgeschwindigkeit Weg-Zeit-Diagramm x ∆t = t 2 − t1 P2 = (t 2 , x2 ) x2 x2' x1 ( P2' = t 2' , x2' ) ∆x = x2 − x1 ϕ P1 = (t1 , x1 ) t1 t 2' t2 t Die Durchschnittsgeschwindigkeit entspricht der Steigung der Geraden (Sekante) ∆x m= = tan ϕ ∆t durch die Punkte P1 = (t1 , x1 ) und P2 = (t 2 , x2 ) . Die Durchschnittsgeschwindigkeit hängt bei nicht konstanter Geschwindigkeit von der Wahl des Zeitintervalls ab, z.B. gilt für die vorangegangene Abbildung v p1 , p2 < v p ' p 1, 2 Momentangeschwindigkeit x P2'' ''' 2 P ∆x P2' P2 P2'''' '' ∆ x ' ∆ x ∆ x ''' ∆ x '''' P1 t 2'''' t1 Tangente an P1 t 2''' t 2'' t 2' t2 t ∆ t '''' ∆ t ''' ∆ t '' ∆t ' ∆t Die Momentangeschwindigkeit für einen bestimmten Zeitpunkt ist die Steigung der Tangente an die WegZeit-Kurve in diesem Punkt. Demzufolge kann die Momentangeschwindigkeit mathematisch durch den Grenzwert ∆x v = lim ∆t →0 ∆t ausgedrückt werden. Der Grenzwert wird in der Differentialrechnung als Ableitung von x nach t bezeichnet und durch ∆x dx = = x& v = lim ∆t →0 ∆t dt symbolisiert. Entsprechend der Steigung dx ≥0 x dt oder dx <0 dt kann die Momentangeschwindigkeit v≥0 oder v<0 sein. v<0 v=0 v>0 v=0 v<0 t Ableitung der Potenzfunktion Die Potenzfunktion ist definiert durch n x = C ⋅t wobei C ∈ und n ∈ beliebige Konstanten sind. Die Ableitung von x nach t lautet dx d n n −1 = C ⋅t = n ⋅C ⋅t dt dt Beispiel: dx n = 1: x = C ⋅t ⇒ =C dt dx 2 n = 2: x = C ⋅t ⇒ = 2⋅C ⋅t dt ( ) Beweis für n = 1 dx x(t + ∆t ) − x(t ) = lim dt ∆t →0 ∆t C ⋅ (t + ∆t ) − C ⋅ t C ⋅ ∆t = lim = lim =C ∆t →0 ∆t →0 ∆t ∆t und n = 2 2 dx x(t + ∆t ) − x(t ) C ⋅ (t + ∆t ) − C ⋅ t 2 = lim = lim ∆t →0 ∆t ∆t dt ∆t →0 2 2 2 C ⋅ t + 2 ⋅ C ⋅ t ⋅ ∆t + C ⋅ (∆t ) − C ⋅ t = lim ∆t →0 ∆t = lim 2 ⋅ C ⋅ t + C ⋅ ∆t = 2 ⋅ C ⋅ t ∆t →0 Weg-Zeit-Diagramm Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm v x m x = 10 sm2 t 2 v3 > v2 > v1 600 t2 200 t1 2 s v = x& = 20 sm2 ⋅ t 120 t3 400 m v3 = 120 ms 80 v2 = 80 ms 40 v1 = 40 ms 4 6 8 t s 2 4 6 8 t s Durchschnittbeschleunigung Massenpunkte deren Momentangeschwindigkeit sich mit der Zeit ändert unterliegen einer Beschleunigung. Die Durchschnittsbeschleunigung ist definiert als Durchschnittsbeschleunigung = Geschwindigkeitsänderung benötigte Zeit und kann mathematisch durch ∆v v(t 2 ) − v(t1 ) v2 − v1 = = a= ∆t t 2 − t1 t 2 − t1 ausgedrückt werden. Geometrische Deutung der Durchschnittsbeschleunigung Geschwindigkeit-Zeit-Diagramm v ∆t = t 2 − t1 P2 = (t 2 , v2 ) v2 ∆v = v2 − v1 P1 = (t1 , v1 ) v1 t1 t2 t Die Durchschnittsbeschleunigung entspricht der Steigung der Geraden die durch die Punkte P1 = (t1 , v1 ) und P2 = (t 2 , v2 ) geht. Die Durchschnittsbeschleunigung hängt bei zeitabhängiger Beschleunigung von der Wahl des Zeitintervalls ab. Momentanbeschleunigung v Tangente an P1 P2 ∆v ∆v ' ∆ v '' ∆ v ''' ∆ v '''' P2' P1 t1 P2'''' ∆t '''' P2''' t 2'''' P2'' t 2'' t 2''' ∆ t ''' ∆ t '' ∆t ' ∆t t 2' t2 t Für einen bestimmten Zeitpunkt ist die Momentanbeschleunigung durch die Steigung der Tangente an die Geschwindigkeit-Zeit-Kurve in diesem Punkt gegeben. Die Momentanbeschleunigung ergibt sich mathematisch als Grenzwert ∆v a = lim ∆t →0 ∆t und somit als die Ableitung der Geschwindigkeit v oder als die zweite Ableitung des Ortes x nach der Zeit, d.h. dv d dx d 2 x a = v& = = = 2 = &x& dt dt dt dt Beispiel: Ein Auto beschleunige in 5s von 0km/h auf 90km/h. Wie groß ist die Durchschnittsbeschleunigung? Mit 1 m/s = 3,6 km/h gilt ∆v 90 km/h 1 m/s a= = ⋅ = 5 sm2 ≈ 12 g ∆t 5s 3,6 km/h wobei g die Erdbeschleunigung angibt. Übungsaufgabe 1 Bewegung mit konstanter Beschleunigung Aus dem vorangegangenen ist bekannt differenzieren differenzieren x(t ) → v(t ) → a (t ) Gesucht ist nun die Umkehrung a(t ) integriere n → v(t ) integriere n → x(t ) Integration Die Beschleunigung a (t ) sei bekannt. Ziel ist es nun eine Geschwindigkeit v(t ) zu finden, deren Ableitung der Beschleunigung a (t ) entspricht. v(t ) bezeichnet man dann auch als Stammfunktion von a (t ) . Bei konstanter Beschleunigung a (t ) ≡ a gilt dv =a dt und damit für die Geschwindigkeit v = v0 + a ⋅ t da dv dv0 d (a ⋅ t ) = + , dt { dt 12 dt3 0 a wobei v0 eine Konstante ist, die die Anfangsgeschwindigkeit zur Zeit t = 0 angibt. Da die Ableitung des Ortes x(t ) die Geschwindigkeit dx = v = v0 + a ⋅ t dt ergibt, kann bei analoger Vorgehensweise wie zuvor 1 x = x0 + v0 ⋅ t + a ⋅ t 2 2 gefunden werden, da ( ) dx dx0 d (v0 ⋅ t ) 1 d a ⋅ t 2 = + + dt { dt 1 dt4 2 42 dt4 42 3 1 3 0 v0 a⋅t Anfangsbedingungen Die als Integrationskonstanten bezeichneten Konstanten x0 und v0 sind durch den Ort und die Geschwindigkeit des Massenpunktes zu einem bestimmten Anfangszeitpunkt, z.B. bei t = 0 gegeben. Anfangswertproblem Gegeben sei a (t ) bestimme x(t ) . Stammfunktion der Potenzfunktion Die Stammfunktion von f (t ) = C ⋅ t n mit a ∈ R und n ∈ Z \ {− 1} lautet C n +1 F (t ) = t +D n +1 Beispiel: C 4 C 5 a (t ) = C ⋅ t ⇒ v(t ) = t + D ⇒ x(t ) = t + D ⋅t + E 4 20 3 Konstante Beschleunigung • kommt in der Natur häufig vor, z.B. Gegenstände fallen mit einer konstanten Erdbeschleunigung m g = 9,81 2 s nach unten (Luftwiderstand vernachlässigen). • die Steigung der Geschwindigkeit-Zeit-Kurve ist konstant, d.h. die Geschwindigkeit nimmt linear mit der Zeit zu. Zur Zeit t = 0 befinde sich der Massenpunkt am Ort x0 und besitze die Geschwindigkeit v0 . Abhängigkeit der Geschwindigkeit von der Zeit bei konstanter Beschleunigung v = x0 + a ⋅ t Abhängigkeit des Ortes von der Zeit bei konstanter Beschleunigung 1 x = x0 + v0 ⋅ t + a ⋅ t 2 2 Durchschnittsgeschwindigkeit bei konstanter Beschleunigung ∆x x − x0 v= = t −0 ∆t v = v0 + a ⋅ t v0 ⋅ t + 12 a ⋅ t 2 = v t 1 = v0 + a ⋅ t v 2 1 v0 = v0 + (v − v0 ) 2 t 0 1 = (v0 + v ) 2 Abhängigkeit der Geschwindigkeit vom Ort bei konstanter Beschleunigung Aus 1 x = x0 + v0 ⋅ t + a ⋅ t 2 2 folgt nach einsetzen von v − v0 t= , da v = v0 + a ⋅ t , a der Ausdruck 2 v − v0 1 v − v0 + a x = x0 + v0 2 a a Multiplizieren mit a auf beiden Seiten liefert 1 2 a ⋅ x = a ⋅ x0 + v0 (v − v0 ) + (v − v0 ) 2 1 2 2 = a ⋅ x0 + v0 ⋅ v − v0 + (v − 2v ⋅ v0 + v02 ) 2 1 2 2 = a ⋅ x0 + (v − v0 ) 2 und nach v aufgelöst schließlich v 2 = v02 + 2 a ( x − x0 ) = v02 + 2 a ⋅ ∆x Übungsaufgabe 2 2.1.2 Bewegung in zwei oder drei Dimensionen Geschwindigkeitsvektor Ein Massenpunkt bewege sich entlang einer beliebigen Kurve (Trajektorie) im Raum y y1 P1 = ( x(t1 ), y (t1 )) = ( x1 , y1 ) ∆s r r r ∆r = r2 − r2 r r1 P2 = ( x(t 2 ), y (t 2 )) y2 = ( x2 , y 2 ) r r2 x1 x2 x Ortsvektor r r r r r r r r = x ex + y e y + z ez , wobei die Vektoren ex , e y , ez y die Einheitsvektoren in einem rechtwinkligen Koordinatensystem bezeichnen. r r ry = y e y y r r r r r = x ex + y e y + z ez r ey r ez z r ex x r r rx = x ex z r r rz = z ez x Vektoraddition r r r r r r r r r1 + r2 = (x1 ex + y1 e y + z1 ez ) + (x2 ex + y2 e y + z 2 ez ) r r r = ( x1 + x2 ) ex + ( y1 + y2 ) e y + ( z1 + z 2 ) ez Hierbei sind r r r r r1 = x1 ex + y1 e y + z1 ez r r r r = r (t1 ) = x(t1 ) ex + y (t1 ) e y + z (t1 ) ez und r r r r r2 = x2 ex + y2 e y + z 2 ez r r r r = r (t 2 ) = x(t 2 ) ex + y (t 2 ) e y + z (t 2 ) ez die Ortsvektoren an die Trajektorie zu den Zeitpunkten t1 und t 2 . Der Verschiebungsvektor ist die Differenz der beiden Ortsvektoren, d.h. r r r r r r ∆r = r2 − r1 = ∆x ex + ∆y e y + ∆z ez r r r = ( x2 − x1 ) ex + ( y2 − y1 ) e y + ( z 2 − z1 ) ez Vektor der Durchschnittsgeschwindigkeit r Das Verhältnis zwischen Verschiebungsvektor ∆r und Zeitintervall ∆t = t 2 − t1 entspricht der vektorwertigen Durchschnittsgeschwindigkeit, d.h. r ∆rr ∆x r ∆y r ∆z r r r r v= ex + ey + = ez = v x ex + v y e y + v z ez ∆t ∆t ∆t ∆t Vektor der Momentangeschwindigkeit r ∆t → 0 ⇒ ∆r = ∆s r und die Richtung von ∆r nähert sich der Richtung der Tangente im Punkt P1 Bild Die vektorwertige Momentangeschwindigkeit ist definiert als Grenzwert der vektorwertigen Durchschnittsgeschwindigkeit für ∆t gegen null, d.h. r r ∆r ∆x r ∆y r ∆z r v = lim ex + ey + ez = lim ∆t →0 ∆t ∆t →0 ∆t ∆t ∆t ∆x r ∆y r ∆z r ex + lim e y + lim ez = lim ∆t →0 ∆t ∆t →0 ∆t ∆t →0 ∆t dx r dy r dz r ex + e y + ez = dt dt dt r r r r dr r& = x& ex + y& e y + z& ez = =r dt Betrag der Momentangeschwindigkeit r 2 2 2 r dr dx dy dz v = = + + dt dt dt dt = (dx )2 + (dy )2 + (dz )2 dt ds = dt wobei s den entlang der Kurve zurückgelegten Weg angibt. Bild r ∆r = (∆x ) + (∆y ) + (∆z ) 2 2 2 ≈ ∆s Übungsaufgabe 3 Beschleunigungsvektor Vektor der Durchschnittsbeschleunigung Die vektorwertige Durchschnittsbeschleunigung ist definiert alsrdas Verhältnis aus Momentangeschwindigkeitsänderung ∆v und Zeitintervall ∆t , d.h. r r r r r r ∆v v2 − v1 v (t 2 ) − v (t1 ) = = a= t 2 − t1 ∆t t 2 − t1 Vektor der Momentanbeschleunigung Die vektorwertige Momentanbeschleunigung ergibt sich als Grenzwert der Durchschnittsbeschleunigung für ∆t → 0 zu r r r r r v (t + ∆t ) − v (t ) dv r& ∆v a = lim = =v = lim ∆t →0 ∆t ∆t →0 dt ∆t Mit r r r r v = v x ex + v y e y + v z ez r r r dx r dy r dz r ex + e y + ez = x& ex + y& e y + z& ez = dt dt dt ergibt sich die Momentanbeschleunigung zu r dv x r dv y r dv z r ez ex + ey + a= dt dt dt r r r d 2x r d 2 y r d 2z r = 2 ex + 2 e y + 2 ez = &x& ex + &y& e y + &z& ez dt dt dt Von Beschleunigung spricht man, wenn – – der Betrag und/oder die Richtung des Geschwindigkeitsvektors variiert. Ein wichtiges Beispiel für eine beschleunigte Bewegung mit einer Geschwindigkeit von konstantem Betrag und variierender Richtung ist die gleichförmige Kreisbewegung. Übungsaufgabe 4 Wurfbewegungen Das wichtigste vx → Merkmal der Wurfbewegung ist, dass die horizontalen und vertikalen Komponenten unabhängig voneinander sind. ∆t 2∆t 3∆t 4∆t Schräger Wurf Wir betrachten die Bewegung eines Balls in einem Koordinatensystem mit horizontaler x -Achse und vertikaler y -Achse. Für die Komponenten des Beschleunigungsvektors gilt ax = 0 und a y = − g ( g =Erdbeschleunigung) Der Ball werde im Ursprung mit der Anfangsgeschwinr digkeit v0 = | v0 | und einem Winkel ϕ zur horizontalen abgeworfen. Der Vektor der Anfangsgeschwindigkeit besitzt dann die Komponenten v0 x = v0 cos ϕ und v0 y = v0 sin ϕ . Aus a x = 0 folgt v x = v0 x Für die y -Komponente erhält man mit a y = − g v y = v0 y + a ⋅ t = v0 y − g ⋅ t Die Komponenten der Verschiebung lauten ∆x = v0 x ⋅ t (x = x0 + v0 x ⋅ t ) 1 ∆y = v0 y ⋅ t − g ⋅ t 2 2 1 2 y = y0 + v0 y ⋅ t + a y ⋅ t 2 Übungsaufgabe 5 Die allgemeine funktionale Abhängigkeit zwischen y und x , d.h. y (x) , ergibt sich durch Einsetzen von ∆x (∆x = v0 x ⋅ t ) t= v0 x in 1 ∆y = v0 y ⋅ t − g ⋅ t 2 2 zu 2 ∆x 1 ∆x − g ∆y = v0 y v0 x 2 v0 x bzw. v0 y 1 g ( x − x0 ) − 2 ( x − x0 )2 y = y0 + 2 v0 x v0 x y m 50 40 r vy ey r vx ex r vy ey r vx ex r vy ey 30 r vx ex r vx ex 20 r vy ey r vy ey 10 r vx ex 40 r vx ex 80 120 160 200 240 r vy ey x m Reichweite eines Projektils Für den Spezialfall identischer Anfangs- und Endhöhe kann eine allgemeine Formel für die Reichweite hergeleitet werden. x0 = 0, y0 = 0, y = 0 v0 y 1 g 2 v0 y 1 g x − 2 x = − 2 x x ⇒ 0 = 2 v0 x v0 x v0 x 2 v0 x Lösungen der quadratischen Gleichung sind x = 0 (Anfangsbedingung) und v0 x v0 y v0 y 1 g v02x v0 y − 2 x ⇒ x = 2 0 = ⋅ =2 g v0 x g v0 x 2 v0 x Einsetzen von v0 x = v0 cos ϕ und v0 y = v0 sin ϕ sowie umbennen von x in die Reichweite R liefert 2v02 sin ϕ cos ϕ R= . g Nach Ausnutzen des Additionstheorems sin (ϕ1 + ϕ 2 ) = sin ϕ1 cos ϕ 2 + sin ϕ 2 cos ϕ1 für ϕ1 = ϕ 2 = ϕ , d.h. sin (2ϕ ) = 2 sin ϕ cos ϕ erhält man schließlich v02 R = sin (2ϕ ) . g Aufgrund von sin (2(45° − ∆ϕ )) = sin (2(45° + ∆ϕ )) ist die Reichweite von Projektilen identisch, wenn ihr Abwurfwinkel um denselben Winkel nach oben oder unten von 45° abweicht. y 1' 2' 3' 3 2 1 x Liegt der Auftreffpunkt eines Projektils niedriger als der Abwurfpunkt, so wird die Reichweite bei einem Winkel maximal, der kleiner als 45° ist. y 45° Wurfparabel flachere Wurfparabel Anfangshöhe x Kreisbewegungen Zentripetalbeschleunigung Ein Satellit bewege sich mit der Geschwindigkeit v auf einer Kreisbahn mit dem Radius r um die Erde. P1 , t = 0 v ⋅t r P2 ' P2 , t r h • Ohne Zentripetalbeschleunigung würde sich der Satellit in der Zeit t von Punkt P1 nach P2 bewegen. • Aufgrund der Beschleunigung bleibt der Satellit auf der Kreisbahn und erreicht in der Zeit t den Punkt P2 ', d.h. der Satellit „ fällt“ gewissermaßen um die Strecke h in Richtung des Kreismittelpunkts zurück. • Ursache dafür ist die Zentripetalbeschleunigung, die im folgenden hergeleitet wird. Aus der vorangegangenen Abbildung entnimmt man 2 2 (r + h ) = (vt ) + r 2 r 2 + 2 r h + h 2 = v 2t 2 + r 2 h (2r + h ) = v 2t 2 Da für sehr kleine t auch h sehr klein und somit h << r ist, kann h gegenüber r in der Klammer vernachlässigt werden, so dass 2rh ≈ v 2t 2 oder nach h umgeformt 1 v2 2 h ≈ t 2 r gilt. Da der Satellit auf einer Kreisbahn gehalten wird, muss andererseits eine betragsmäßig konstante zum Kreismittelpunkt gerichtete Beschleunigung vorliegen, d.h. 1 h = a zp t 2 2 Gleichsetzten der beiden Gleichungen liefert schließlich nach Umformen den Betrag der Beschleunigung v2 a zp = r (bei Verdoppelung von v bzw. r vervierfacht bzw. halbiert sich die Beschleunigung) Übungsaufgabe 6 Allgemeine Herleitung der Zentripetalbeschleunigung P1 r ∆r r r1 ∆s P2 ∆ϑ ∆ϑ r v1 r v2 r r2 r v2 r v1 r ∆v r r Der Geschwindigkeitsvektor v1 bzw. v2 steht im Punkt r r P1 bzw. P2 senkrecht auf dem Ortsvektor r1 bzw. r2 , r r r r d.h. r v1 ⊥rr1 und v2 ⊥ r2 . ( v1 bzw. v2 ist Tangente an den Kreis im Punkt P1 bzw. P2 ) r r r r ⇒ ∆ϑ = ∠ (r1 , r2 ) = ∠ (v1 , v2 ) Somit gilt r ∆r r ∆v ∆s ∆ϑ = ≈ = r r v r r wobei r = r1 = r2 den Radius des Kreises und r r v = v1 = v2 den Betrag der Geschwindigkeit bezeichnet. Beachtet man noch, dass ∆s = v ⋅ ∆t so erhält man r ∆v v ⋅ ∆t ∆ϑ = ≈ r v oder r ∆v v2 ≈ ∆t r oder nach Grenzübergang r ∆v v2 a zp = lim = ∆t → 0 ∆t r Tangential- und Normalbeschleunigung r v y r at r a x ex r r r a y ey r a r an r ey r ex x Die Bewegung eines Massenpunktes auf einer beliebigen Bahn kann abschnittsweise, d.h. in kurzen Zeitintervallen, als Bewegung auf Kreisbögen aufgefasst werden. Der Vektor der Momentanbeschleunigung kann alterr a x ex nativ zur r kartesischen Komponentendarstellung r und a y e y in die normal Komponente an mit dem Betrag r r r v2 v= v , r= r an = an = , r und die Tangentialkomponente, die die zeitliche Veränderung des Betrages der Geschwindigkeit beschreibt, r d v dv at = = dt dt zerlegt werden.