Ist unser Leben außerirdisch?

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Bild
der
Wissenschaft
sowie
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02|Inhalt
01
02
ÜBERUNS
INHALT
03
ISTUNSERLEBENAUßERIRDISCH?
Die Panspermie-Hypothese über
denUrsprungirdischenLebens
04
IMPRESSUM
03|IstunserLebenaußerirdisch?
DiePanspermieHypotheseüberden
Ursprungirdischen
Lebens
VONANSGARKRETSCHMER
SindwiralleinimAll?Umdaszuklären,suchenwirseitJahrzehnten
nachaußerirdischemLeben.MancheWissenschaftlermeinenjedoch,
dasswireslängstgefundenhaben–aufunseremeigenenPlaneten.
DennderPanspermie-HypothesenachkamdasirdischeLebeneinst
ausdemWeltall.
SEGELNDEMIKROBENIMSONNENWIND
S
aat des Lebens im ganzen Universum? Brachten Kometen
oder Asteroiden die ersten Lebensbausteine auf unseren
Planeten? Nach der Panspermie-Theorie schon. Ihre
Vertreter glauben, dass das Leben von außerhalb auf die
Erde kam – aus dem Weltall. Der Begriff Panspermie hat griechische
Wurzeln und lässt sich in etwa mit “Samen überall” oder “AllSaat”übersetzen. Dazu müssten Lebewesen erstens eine lange Reise
durch den Weltraum überleben können, ihren Weg auf die Erde finden
und diese Landung auch überleben. Das klingt zunächst abwegig – ist
aber nicht völlig unmöglich. Die geeignetsten Kandidaten dafür sind
Mikroorganismen. Wie überraschend widerstandsfähig einige dieser
Lebensformensind,habenWissenschaftlererstinnerhalbderletzten50
Jahre herausgefunden, und noch immer liefern Mikroben
Überraschungen.
Überleben
Weltraumbedingungen
unter
Auch unter den scheinbar
lebensfeindlichsten
Bedingungen überleben noch
Bakterien, ob in größter Hitze,
bitterer Kälte, gesättigter
Salzlaugeoderkilometertiefim
Boden. Einige der extremsten
Orte
der
Erde
liefern
Bedingungen, die mit fremden
Himmelskörpern vergleichbar
sind. Den Boden auf dem
Mars
etwa
vergleichen
Forscher mit den eisigen
Überlebenskünstler:DasBakterium
Trockentälern der Antarktis –
Deinococcusradiodurans©MichaelDaly,
UniformedServicesUniversity/gemeinfrei
und auch dort finden sich
Mikroorganismen. Allerdings wären Mikroorganismen im All der harten
UV-Strahlung ungeschützt ausgesetzt – ihr kann normalerweise kein
Organismus lange standhalten. Eine Ausnahme bildet allerdings der
Überlebenskünstler Deinococcus radiodurans: Dieses Bakterium
überstehtselbstdietausendfacheDosisanionisierenderStrahlung,die
füreinenMenschentödlichwäre.AucheingehülltineinenKometenkern
unddamitsichervorStrahlungerhöhensichdieÜberlebenschancenund
damitauchdieMöglichkeitzurPanspermiedeutlich.
KometenalsTransporteure
Leben, oder zumindest Überleben, wäre also für entsprechend
angepasste Arten auch auf dem Mars oder eingefroren in Kometen
denkbar. Doch wie sollte ein winziges Bakterium die Reise von einem
Planeten zum nächsten oder gar zu einem anderen Sternensystem
antreten? Ein mögliches Transportmittel wären Kometen: So wie sie
vielleicht die Moleküle des Lebens lieferten, sollen sie auch lebende
Mikroorganismenbefördernkönnen.DafürsprechendemAstrobiologen
Chandra Wickramasinghe vom Buckingham Centre for Astrobiology
zufolgeauchneuereBeobachtungenanKometen.Bereitsdieaufdem
Halley'schen Kometen nachgewiesenen organischen Stoffe sollen
demnach einen biologischen Ursprung haben. Auch die von der
Raumsonde Rosetta beobachteten Aktivitäten des Kometen
Churyumov-Gerasimenko könnten nach Angaben des Forschers auf
Mikroorganismenzurückgehen.DerKometkönnebeiseinemAnflugauf
dieSonnelebensfreundlicherseinalsdieAntarktis.
UmstritteneSpureninMarsmeteoriten
UndauchMeteoritenkönntenOrganismen
transportieren–beispielsweisevoneinem
Planeten zum anderen. Bei den
sogenannten Marsmeteoriten sollte genau
dies passiert sein. Ein solcher Meteorit
sorgte
1996
für
Aufregung:
Spurenangeblicher
Elektronenmikroskopische
Aufnahmen
Nanobakterienaufdem
MarsmeteoritenALH84001©
vom Marsmeteoriten ALH84001 zeigten
NASA
Strukturen, die wie versteinerte Bakterien
aussahen. Zeichen von früherem Leben auf dem Mars? Die
vermeintlichen Reste von Mikroorganismen entpuppten sich jedoch als
viel zu winzig, verglichen mit allen uns bekannten Einzellern. Lediglich
die bislang rein theoretischen Nanobakterien könnten solche Fossilien
hinterlassen. Für deren tatsächliche Existenz gibt es aber bislang
keinerlei Anhaltspunkte. Auch vermeintlich von Bakterien produzierte
SpurenvonMagnetitimGesteindesMeteoritenkönnenohnedieArbeit
von Mikroben entstanden sein. Allerdings geben auch andere
Marsmeteoriten Rätsel auf: In einem solchen Gesteinsbrocken haben
WissenschaftlereineVorstufevonErdölentdeckt.AufderErdeentsteht
dieses sogenannte Kerogen aus Überresten von Algen oder Pflanzen
und ist demnach ein Hinweis auf früheres Leben. Allerdings schließen
dieForscherauchnichtaus,dassesaufdemMarsauchaufanderem
Wege entstanden sein könnte. Leben jenseits der Erde, das auch als
Ursprung des Lebens auf unserem Planeten in Frage kommt, ist auch
mitdenMarsmeteoritennichtnachgewiesen.
PANSPERMIEALSALTERNATIVEZUMURKNALL
G
ab es das Leben schon immer? Der schwedische
Chemiker Svante Arrhenius gilt als einer der Gründer der
Panspermie-Hypothese. Denn er vermutete bereits im
Jahr1908,dasssowohlStaubkörnchenalsauchBakterien
oder Viren mit Wind und Wetter bis in die obersten Schichten der
Erdatmosphäregelangenkönnten.VondortreißtdannderSonnenwind
diePartikelwegvonderErdeinsAll.SeineSchlussfolgerung:Genauso
könnten auch Mikroben von anderen Planeten aus auf die Reise
gegangen sein und nach langem Flug schließlich die Erde besiedelt
haben.
EwigesLebenimewigenUniversum
Einer der heute prominentesten Vertreter der Panspermie-Hypothese
war der britische Wissenschaftler Fred Hoyle. Der 2001 verstorbene
Hoyle ist auch heute noch eine schillernde Figur in der Wissenschaft.
Seine Arbeiten über die Neuentstehung von chemischen Elementen
durch Kernfusion im Inneren der Sterne, die sogenannte stellare
Nukleosynthese, waren in vieler Hinsicht wegbereitend. Andere seiner
Ansichten sind umstrittener: So gehörte Hoyle etwa zu den
Wissenschaftlern,diedieUrknalltheoriestriktablehnen.DerBegriff“Big
Bang”fürdenUrknallgehtaufHoylezurück.Hoylewolltediesevonihm
zurückgewiesene Theorie mit diesem prägnanten Begriff eigentlich
lächerlich machen. Er glaubte nicht daran, dass das Universum oder
auchdasLebendarinüberhauptirgendwannentstand.Stattdessenhabe
dasUniversumschonimmerexistiert,postulierteer.Dasimgesamten
UniversumverteilteLebenseieingenausoewigerBestandteildarin.
WiderlegteHypothese
Vom Urknall distanzierte Hoyle sich genauso wie vom Kreationismus:
Die Urknall-Theorie ersetzte seiner Ansicht nach lediglich einen
Schöpfergott gegen eine andere mysteriöse Kraft. Allerdings
verwendete er ein Argument, dass heute gern von Kreationisten
aufgegriffen wird: Eine spontane Entstehung des Lebens sei ebenso
wahrscheinlich wie ein Tornado, der auf einem Schrottplatz eine Boing
747 zusammensetzt. Hoyles “Steady-state Hypothese” gilt mittlerweile
als widerlegt: Spätestens seit Entdeckung der kosmischen
Hintergrundstrahlung, gilt auch der Urknall als bewiesen. Auch die
nachgewiesene Ausdehnung des Universums widerspricht einem
ZustandinunveränderlichemGleichgewicht.
FORTWÄHRENDESBOMBARDEMENTMITLEBEN?
K
osmische Abstammung und Evolution Wenn Meteoriten
oder durch das All segelnde Mikroben die junge Erde
gewissermaßenmitLebenbeimpfthaben,könntediesnicht
wieder geschehen? Ja, könnte es, sagt Chandra
Wickramasinghe, ein Kollege und ehemaliger Doktorand von Fred
Hoyle. Von Hoyle und Wickramasinghe stammt die Behauptung, dass
ein geradezu ständiger Strom von Bakterien und Viren auf die Erde
regnet.
GrippeundAIDSausdemWeltraum
Bestätigt sehen sie diese Theorie in plötzlich auftretenden
Krankheitsepidemien. So soll beispielsweise die verheerende Grippe
von 1918 auf Viren aus dem Weltall zurückgehen. SonnenwindAktivitäten zu Zeiten der größten Grippe-Epidemien sowie die
Bedingungen in der Erdatmosphäre sollen dies untermauern. Auch
anders kaum nachvollziehbare Ausbreitungswege ansteckender
KrankheitenlassensichangeblichdurchdiesenUrsprungerklären.Das
AIDS-VirusHIVstammtHoylezufolgeebenfallsausdemAll.Mitdieser
Theoriestehterallerdingsziemlichalleinda.DasaufdieseArtaufdie
Erde gelangende Erbmaterial ist aber selbst nach Hoyles Vorstellung
nicht zwangsläufig gefährlich – im Gegenteil: Nach der Theorie der
“Cosmic Ancestry”, also der
Kosmischen Abstammung, ist
es entscheidend für die
Evolution des Lebens auf der
Erde. Nach dieser Theorie ist
das Leben im Universum nicht
entstanden,sondernhatschon
immerexistiert.
Evolution durch kosmischen
Gentransfer
Damit setzt sich die “Cosmic
Ancestry” drastisch von der
etablierten Evolutionstheorie,
aber auch vom Kreationismus
ab. Sie schließt jedoch die
DasGrippevirusH1N1,verantwortlichfürdie
SpanischeGrippevon1918©National
InstituteofAllergyandInfectiousDiseases
(NIAID)/gemeinfrei
Evolution nicht völlig aus:
Leben kann sich demnach durchaus weiterentwickeln und neue
Lebensformen hervorbringen. Allerdings halten die Anhänger der
“Cosmic Ancestry” dabei Mutationen und Vererbung für unbedeutend.
Hier kommt stattdessen das Erbmaterial aus dem All ins Spiel: Durch
einen planetenübergreifenden horizontalen Gentransfer können irdische
Lebewesen demnach neue Erbinformationen aufnehmen und ihr
genetisches Programm erweitern. So erklären die Vertreter dieser
Theorie die ansonsten angeblich zu unwahrscheinlichen
Entwicklungsschritte der irdischen Evolution. Neueren Erkenntnissen
zufolge ist der horizontale Gentransfer tatsächlich wichtiger für die
Evolution als lange gedacht. Auch in menschliche Zellen können
BakterienaufdiesemWegegenetischeInformationeneinschleusen.Für
Erbmaterial, das vom Himmel fällt, fehlt allerdings bislang jeglicher
wissenschaftlicher Nachweis. Die Fachwelt ist daher von der “Cosmic
Ancestry”,gelindegesagt,wenigüberzeugt.
DIEZUTATENSINDÜBERALL
G
rundbausteine des Lebens im Weltall Für echte
Panspermie und damit einen außerirdischen Ursprung
irdischenLebensgibtesbislangkeineHinweise.Dochdie
sogenannte
Pseudo-Panspermie
erscheint
nach
Erkennntnissen der letzten Jahrzehnte durchaus möglich: Demnach
stammt zwar nicht das Leben aus dem All, aber möglicherweise
zumindestdasRohmaterialdafür.DenndiechemischenGrundbausteine
desLebensfliegeningroßerMengedurchdenWeltraum:Kometensind
reich an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und Stickstoff – den
chemischen Elementen des Lebens. Dies ist bereits seit den
UntersuchungendesHalley'schenKometenimJahr1986bekannt.Der
von der Stardust-Mission gesammelte Kometenstaub bestätigte dies:
Darin fanden Wissenschaftler sogar die Aminosäure Glycin, ein
einfacherBausteinfürProteine.UndzuletztwiesauchdieLandeeinheit
Philae zwischen Eis, Staub und Geröll des Kometen Churyumov-
GerasimenkoorganischesMaterialnach.
TiefgefroreneVorstufen
Dass Kometen Moleküle enthalten, die
gewissermaßen die Vorstufen zu den
Bausteinen des Lebens darstellen, ist
nachvollziehbar:
Sie
gelten
als
tiefgefrorene Überbleibsel aus den
Anfangstagen des Sonnensystems. Und
KometenwieHalleyenthalten
auch in dieser Zeit gab es wahrscheinlich
chemischeElemente,diefürdas
Lebenentscheidendsind.©
schonorganischeMoleküle,diekomplexer
NASA/W.Liller
aufgebaut sind als die einfachen Gase
interstellarer Wolken. In diesen Wolken kommen komplexe
Kohlenwasserstoffe vor, die auch Sauerstoff oder Stickstoff enthalten.
Auch in jungen Sternensystemen weit von der Erde entfernt haben
Astronomen mittlerweile komplexe organische Moleküle gefunden,
darunter ausreichend Methylcyanid, um auf einem eventuellen Planten
einen ganzen Ozean zu füllen. Sogar Traubenzucker und der ErbgutBausteinRibosekönnenoffenbarbereitsimAllentstehen.DieZutaten
fürLebenscheinenwirklichüberallzusein.
LebensbausteinefallenvomHimmel
Spannend daran ist, dass diese Grundbausteine des Lebens und ihre
VorläufervorgutvierMilliardenJahrenimwahrstenSinnevomHimmel
herab auf die Erde gefallen sein könnten. Die noch junge Erde war zu
dieserZeiteinemwahrenDauerfeuerausdemAllausgesetzt,alsnoch
Massen von Gestein und Eis auf instabilen Bahnen durch das frühe
Sonnensystem flogen. Diese Brocken schlugen während des
sogenanntenGroßenBombardementsmassenweisealsMeteoritenauf
der Erde ein. In verschiedenen Proben von Meteoriten ließen sich
AminosäurenundauchdieNukleinbasennachweisen,ausdenenunsere
DNA besteht. Während wir mit abstürzenden Asteroiden und
MeteoriteneinschlägenheuteeherMassenaussterbenwiedasEndeder
Dinosaurierverbinden,könntensieinderAnfangszeitderErdedagegen
denGrundsteinfürLebengelegthaben.
ABKÜRZUNGINDERURSUPPE
L
ebensspendende Meteoriteneinschläge Nach gängiger
Theorie entstanden die für das Leben nötigen komplexen
MoleküleaufderErde.DasberühmteExperimentvonStanley
Miller in den 1950er Jahren zeigte, dass dies in einer
AtmosphäreausMethan,AmmoniakundWasserstoffmitBlitzschlägen
als Energiequelle tatsächlich möglich ist. In Millers simulierten
Bedingungen einer jungen Erde entstanden einfache Aminosäuren und
ähnliche organische Moleküle – das erste Rezept der “Ursuppe” war
nachgekocht.
Über die tatsächlichen Bedingungen auf der Erde vor vier Milliarden
Jahren sind Wissenschaftler sich nicht völlig einig. Daher haben viele
Forscher Millers Experiment mit verschiedenen Ausgangsstoffen und
Energiequellen wiederholt. So konnten sie mittlerweile fast alle für das
ersteLebenwichtigenMoleküleaufdieseArtherstellen.
VerkettungbeimEinschlag
Doch auch hier könnten Meteoriteneinschläge und die von ihnen
mitgeliefertenBausteineeinewichtigeRollegespielthaben:Japanische
Wissenschaftler um Yoshihiro Furukawa von der Tohoku University
haben solche Ereignisse nachgestellt, indem sie Klumpen aus Eis und
Gestein mit einer Art Kanone
aufeinZielschossen.Indiese
nachgemachten
Meteoriten
mischten sie auch einige
einfache
organische
Ausgangsstoffe.
StanleyMillerinseinemLabor1970©
ScrippsInstitutionofOceanographyArchives
BausteinederDNAkönnenbei
Meteoriteneinschlägen
entstehen.©Yoshihiro
Furukawa
Nach dem Aufprall fanden sie jedoch
weitauskomplexereMolekülevor,darunter
die Aminosäure Glycin und die Basen der
DNA. Andere Forscher mischten Glycin als Ausgangsstoff in solche
künstlichen Meteoriten. Dies führte zu noch komplexeren Resultaten:
Anstatt beim Einschlag zu zerfallen, verbanden sich jeweils bis zu drei
Glycin-MolekülezueinerkurzenKette,sowiesichauchAminosäurenzu
denlangkettigenProteinenverbinden.
Geradebewohnbar,schonbewohnt
Ob mitgeliefert oder erst beim Aufprall entstanden – die
Meteoriteneinschläge könnten die Produktion der ersten
Lebensbausteinedirektoderindirektangekurbelthaben.Wennnichtdas
gesamteMaterialerstaufderErdezusammengebrautwerdenmusste,
hätte die Entwicklung des Lebens in der Ursuppe gewissermaßen eine
Abkürzunggenommen.DieswürdeeinProblemindergängigenTheorie
lösen: den straffen Zeitplan. Das Große Bombardement endete
wahrscheinlich vor rund 3,8 Milliarden Jahren. Nur rund 200 Millionen
Jahre später hatten sich bereits komplexe Biomoleküle zu lebenden
Einzellern zusammengefunden. Das Leben entwickelte sich damit nach
geologischenMaßstäbenbemerkenswertschnell:SobalddiejungeErde
einigermaßenbewohnbarwurde,warsieoffenbarauchschonbewohnt.
Die bisherigen Experimente und Beobachtungen beweisen allerdings
weder,dassdasersteMaterialfürLebenvorMilliardenJahrenaufder
jungen Erde entstanden sein muss, noch dass es garantiert aus dem
Weltall stammt. Beide Wege sind möglich, vielleicht haben sie sich
sogar gegenseitig ergänzt. Ein außerirdischer Ursprung der
Lebensbausteineistaberauchnichtausgeschlossen.
ERDE:URSPRUNGDESLEBENS
G
erichtete
Panspermie
als
Ausweg
für
die
Menschheit?LautPanspermie-Hypotheseverteiltsichdas
Leben mehr oder weniger zufällig, aber gleichmäßig im
Universum. Es gibt jedoch auch Anhänger der
sogenannten gerichteten Panspermie: Sie vermuten eine gezielte
Absicht hinter der Lebenssaat auf der Erde. Demnach sind die ersten
Lebensformen nicht zufällig auf die Erde gedriftet oder gestürzt.
Stattdessen sollen sie von hochentwickelten Außerirdischen gezielt
abgesetzt worden sein. Zu den prominentesten Vertretern dieser
wagemutigen Theorie gehört Francis Crick, einer der Entdecker der
DNA-Doppelhelix.
SinndesMenschen:Lebenverbreiten
Zu welchem Zweck diese verantwortlichen Außerirdischen die Erde
belebten,istdabeiallerdingsselbstinnerhalbderAnhängerdieserIdee
umstritten:SolltedieErdekolonisiertoderbewohnbargemachtwerden,
handelt es sich um eine Art Experiment, oder ist die Verbreitung von
LebenSelbstzweck?LetzteresbeschreibtdieMeinungder“Societyfor
Life in Space” (SOLIS), deren Standpunkt lautet: “Der Sinn des
Menschen: Leben verbreiten.” Dadurch ließe sich nämlich auch der
Fortbestand irdischen Lebens sicherstellen. Denn eines steht fest: In
geschätzten fünf Milliarden Jahren wird die Sonne ihren Brennstoff
verbrauchthaben,sichzueinemRotenRiesenaufblähenunddieErde
erstverbrennenunddannverschlingen.
Mikroben-ArchenalsBewahrer
irdischenLebens
Spätestens dann kommt das
Ende allen Lebens auf der
Erde.SolltedieMenschheitbis
dahin noch existieren, braucht
sie nicht nur einen neuen
Heimatplaneten, sondern auch
ein neues Sternensystem.
Nach heutigem Stand der
Technik ist die Kolonisierung
andererHimmelskörperjedoch
DiejapanischeIKAROS-Missionhatgezeigt,
dassRaumsondenmitdemSonnenwind
segelnkönnen.©AndrzejMirecki/(CCBYSA3.0)
Zukunftsmusik.
Interstellare
Reisen sind praktisch ausgeschlossen, der nächste Stern ist vier
Lichtjahreentfernt.Solltesichdasnichtändern,sindwirMenschendem
sicherenUnterganggeweiht.Dochzumindestdasunsbekannteirdische
Leben könnte sich retten lassen: Astronomen entdecken immer mehr
PlaneteninfernenSternensystemen,darunterauchviele,diebewohnbar
erscheinen. SOLIS-Gründer Michael Maudner meint, kleine Päckchen
mitBakteriensporenließensichmitrelativgeringemAufwandzusolchen
Planetensystemenverschicken.AlstreibendeKraftsollderSonnenwind
dienen,umdiemitSonnensegelnversehenenMikroben-Archenaufden
Wegzubringen.SowielautPanspermiedasLebeneinstseinenWeg
auf die Erde gefunden hat, käme es dann in ferner Zukunft auch auf
anderen weit entfernten Planeten an. Es würde dann von irdischem
wiederzuaußerirdischemLeben.
KeineKontaminationfremderHimmelskörper
Großen Anklang haben diese Ideen bislang nicht gefunden – im
Gegenteil:WeltraumbehördenwieNASAundESAlegengrößteSorgfalt
an den Tag, damit das Leben auf der Erde bleibt. Ein internationales
Abkommen über die Nutzung der Himmelskörper schreibt vor, diese
auchvorKontaminationenvonderErdezuschützen.Raumsonden,die
zu anderen Planeten aufbrechen, werden darum aufwändig
dekontaminiert. Das hat einerseits zum Zweck, dass auf anderen
Planeten keine Mikroorganismen von außerhalb eingeschleppt werden.
Außerdem könnten mitgebrachte Mikroben Forschungsergebnisse
verfälschen–besondersbeiderSuchenachtatsächlichaußerirdischem
Leben.
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