Ewiges Leben – ich wär gern dabei! Predigt zu Mk 10,17-27 (18. So n Trin, 15.10.17) Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Liebe Gemeinde, das Wort Gottes, das uns für heute Morgen als Predigttext gegeben ist, steht in Markus 10, ich lese die Verse 17 bis 27: 17 Und als Jesus hinausging auf den Weg, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als der eine Gott. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf. 21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! 22 Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter. 23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: 1 Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann selig werden? 27 Jesus sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott. (Gebet) Liebe Gemeinde, Jesus wollte Menschen treffen. Das klingt banal, aber es ist entscheidend. Unser Predigttext beginnt mit dem kurzen Satz: „Und als er hinausging auf den Weg…“ So kommt es zu Begegnungen. Man muss schon rausgehen, dorthin wo Menschen sind, wenn man andere treffen will. Wenn man will. Vielleicht will man ja auch nicht. Vielleicht findet man´s gemütlicher, zuhause zu bleiben, in den eigenen Räumen, dort wo man sich auskennt, dort wo man keine Gefahr läuft, in unerwartete Begegnungen oder ungeplante Gespräche verwickelt zu werden. Jesus hatte Lust auf ungeplante Begegnungen. Jesus hatte Lust, Menschen zu treffen – und nicht nur die ganz sympathischen und unkomplizierten. Auch die schwierigen. Die mit den Macken, die mit dem Hang zur Überheblichkeit, die mit den ansteckenden Krankheiten. 2 Wenn es unser Wunsch ist, als Christen andere Menschen zu treffen, als Gemeinde unter den Leuten zu sein, dann müssen wir es tun wie Jesus: Rausgehen um andere zu treffen. Nicht nur warten, bis sie zu uns kommen: Er ging hinaus auf den Weg… (GrE: Ich vermute, wenn Jesus morgen in Großeicholzheim unterwegs wäre, würde er zum Hammeltanz gehen.) Jesus geht hinaus – und schon kommt es zu einer ungeplanten und nicht ganz einfachen Begegnung. Das fängt schon damit an, dass der Mann, den er trifft, sich gleich mal vor Jesus auf den Boden wirft und ihn so anspricht, wie Jesus es gar nicht möchte: Guter Meister! Was nennst du mich gut? Allein Gott ist gut! Offensichtlich ist noch nicht der Zeitpunkt da, an dem Jesus sich selbst als der Sohn Gottes offenbart. Aber darauf geht er nicht weiter ein, sondern kümmert sich nun um die Frage des jungen Mannes: Was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Was für eine weitreichende Frage! Da steckt alles drin: Was zählt im Leben? Was kommt nach dem Tod? Wie werde ich ein glücklicher Mensch? Was kann ich dazu beitragen? Was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? Jesus antwortet, indem er die Gebote aufzählt: Du sollst nicht töten, nicht ehebrechen, nicht stehlen… Das passt zu 3 Psalm 1 vorhin: Wohl dem Menschen, der Lust hat am Gesetz des Herrn. Der ist wie ein Baum am frischen Wasser. Wohl gemerkt: Jesus war noch nicht gestorben und auferstanden. Es war noch nicht die Zeit, in der Jesus sagen konnte: Mein Tod am Kreuz schenkt dir Vergebung, meine Auferstehung schenkt dir das ewige Leben. Trotzdem macht dieses Gespräch deutlich, dass es letztlich nicht auf das Halten der Gebote ankommt. Denn am Ende sagt er: Bei den Menschen ist´s unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Es ist nicht euer Tun entscheidend, sondern Gottes Tun für euch. Aber das sagt er erst später. Dann, als der junge Mann schon wieder weggegangen ist. Hier, im Gespräch mit dem Mann geht es jetzt erst mal um das Halten der Gebote. Und der Mann antwortet ganz selbstbewusst: Von meiner Jugend auf habe ich all die Gebote gehalten. Da ist einer ziemlich überzeugt von sich selbst. Er kennt die Gebote des Mose – und er ist sich sicher: Für mich ist das nicht zu schwer. Andere mögen daran scheitern. Ich nicht. Mein Leben ist tadellos, Verhalten und Lebenswandel: eine glatte 1. Liebe Gemeinde, wie würden wir reagieren, wenn jemand das von sich behaupten würde? Wir würden kritisch nachfragen: Bist du 4 sicher? Hast du wirklich immer deine Eltern mit Respekt behandelt? Hast du wirklich immer die Wahrheit gesagt? Hast du nie die Ehe gebrochen, auch nicht in Gedanken? Jesus selbst hat doch in der Bergpredigt deutlich gemacht: Schon wer zornig ist auf seinen Bruder, der bricht die Gebote. Wer eine Frau nur begehrlich anschaut, wird schon zum Ehebrecher. Diesem jungen Mann lässt er durchgehen, was wir als völlig überheblich und eingebildet ablehnen würden. Im Text steht sogar: Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb. Vielleicht sind wir ja manchmal zu schnell darin, bei anderen nach Sünde zu suchen. Um dann deutlich zu machen: Auch du brauchst Vergebung. (Bsp. BiG: Hiob leidet und ist überzeugt: Ich habe keine Schuld begangen. Freunde suchen nach Sünde, um beweisen zu können: Dein Leid ist gerecht. Du brauchst dich gar nicht so aufspielen. Du darfst nicht mit Gott hadern!) Jesus widerspricht nicht, als der Mann behauptet: Ich habe die Gebote gehalten. Aber er sagt auch nicht: Das ist ja wunderbar. Dann musst du dir keine Sorgen machen. Dann steht dir der Himmel offen. Stattdessen geht er einen Schritt weiter – und damit trifft er den wunden Punkt des Mannes: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so 5 wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Und jetzt ist das Gespräch vorbei. Da kann der Mann nicht mehr mit. Und es fällt ihm auch keine Antwort mehr ein. Denn er ist reich. Und er möchte reich bleiben. Sein Reichtum garantiert ihm Sicherheit – so meint er. Und ein bequemes Leben. Nun alles den Armen zu geben – das würde ja bedeuten, auf die Sicherheit und die Bequemlichkeit zu verzichten. Jesus nachfolgen? Wer weiß, wo ich dann am Ende lande? Hab ich dann so ein gemütliches Bett wie bei mir zuhause? Kann ich dann noch jeden Morgen duschen? Gibt´s da auch mein Lieblingsmüsli zum Frühstück? Gebote zum Abhaken – „Nicht töten, nicht stehlen…“ – das hat er gern. Das hat er im Griff, darin ist er gut. Aber wirklich vertrauen, wirklich eine Beziehung zum lebendigen Gott aufbauen und ihm die Herrschaft über sein eigenes Leben zugestehen – das will er nicht. Er ist bereit, sich an alle Gebote zu halten. Aber zu einem ist er nicht bereit: Sein Vertrauen auf Gott zu setzen – und nicht auf sein Geld. Für uns ist diese Geschichte eine ziemliche Herausforderung. Denn egal ob wir uns selbst für mehr oder weniger reich halten 6 – als Menschen, die in Deutschland leben, sind wir reich. Jeder von uns. Verglichen mit der Weltbevölkerung, verglichen mit den Menschen zur Zeit Jesu haben wir so viel, dass wir mindestens genauso wie dieser reiche Mann in der Gefahr stehen, unser Vertrauen auf unser Geld zu setzen. Absicherung fürs Alter, Absicherung gegen Krankheit und Unfälle, Rücklagen für alle Eventualitäten. Wenn das geklärt ist, sind wir auf der sicheren Seite, oder? Was steckt eigentlich hinter der Aufforderung Jesu? Geh, verkaufe alles und gib´s den Armen. Sind wir bereit zu teilen? Komm und folge mir nach! Setzen wir unser Vertrauen auf Jesus? Zuerst und vor allem auf ihn? Oder erwarten wir von irgendetwas anderem, dass es uns glücklich macht? „Woran du dein Herz hängst, das ist eigentlich dein Gott“, sagt Martin Luther im Großen Katechismus. Der Heidelberger Katechismus, den die Konfirmanden gerade lernen, gibt uns Worte, die das richtige Vertrauen zum Ausdruck bringen. Können wir von Herzen sagen: „Mein einziger Trost im Leben und im Sterben, das ist: Dass ich mit Leib und Seele, sowohl im Leben als auch im Sterben, nicht mir, sondern meinen getreuen Heiland Jesus Christus gehöre, der mit seinem treuen Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt hat…“ 7 Und am Ende: „Darum versichert er mich des ewigen Lebens und macht mich von Herzen willig und bereit, ihm hinfort zu leben.“ Keine Frage, manchmal fällt so ein Bekenntnis leichter und manchmal schwerer. Und immer wieder stehen wir in der Gefahr, wie der reiche Mann unsere Sicherheit doch aus dem Blick auf den Kontoauszug zu gewinnen. Auch die Jünger reagieren bestürzt und fragen nach: Aber Jesus, wer kann dann selig werden? Auch sie kennen ja noch nicht den Weg, den Jesus am Ende geht, den Weg, auf dem er „mit seinem teuren Blut für alle unsre Sünden bezahlt hat.“ Aber Jesus macht ihnen Mut: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber bei Gott sind alle Dinge möglich. Sogar das: Dass wir jetzt schon so mit ihm verbunden sind, dass das ewige Leben nicht erst nach dem Tod anbricht, sondern jetzt schon erfahrbar ist: Gottes spürbare Gegenwart, sein Segen in unserem Leben. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. G: Amen. 8