DIAGNOSTIK + THERAPIE SCHWANGERSCHAFT UND GEBURT Thrombophiliediagnostik – praktische Bedeutung Teil 2 Werner Rath1, Georg-Friedrich von Tempelhoff2 Der Begriff Thrombophilie umfasst Hämostasestörungen, die entweder durch eine erhöhte Plasmakonzentration von Prokoagulanzien oder durch eine Funktionseinschränkung von Gerinnungsinhibitoren bedingt sind und damit zur Thrombose führen können. Er hat inzwischen einen Paradigmenwechsel erfahren, da in der Praxis mit den Begriffen „Thrombophilie“ und speziell mit der „Thrombophiliediagnostik“ zunehmend die Bestimmung genetisch determinierter (angeborener) und erworbener zur Hyperkoagulabilität führender Faktoren verbunden wird. Dabei bleibt die Feststellung unberührt, dass die Virchow-Trias aus Gefäßwandverletzung, Stase und Hyperkoagulabilität nach wie vor als pathogenetisches Grundprinzip der Thromboseentstehung Gültigkeit hat. Darüber hinaus sind immer individuelle thrombogenetische Risikofaktoren zu berücksichtigen. Thrombophilien und Schwangerschaft Infolge Hyperkoagulabilität ist die Rate für venöse Thromboembolien (VTE) bei Schwangeren im Vergleich zu Nichtschwangeren um das Vier- bis Fünffache erhöht (jährliche Inzidenz an Venenthrombosen bei Nichtschwangeren 0,18/1.000 und bei Schwangeren 0,7–1,3/1.000). Im Wochenbett ist das VTE-Risiko 14-fach höher als in der Schwangerschaft. Tabelle 1 zeigt gepoolte Daten zur Prävalenz angeborener Thrombophilien und des assoziierten Thromboembolierisikos in der Schwangerschaft. Mit Ausnahme der homozygoten MTHFR-Mutation sind alle angeborenen Thrombophilien – abhängig vom Typ des thrombophilen Defekts unterschiedlich – mit einem erhöhGynäkologie und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Aachen 2 Abt. Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinikum Aschaffenburg 1 460 FRAUENARZT 52 (2011) Nr. 5 ten Risiko für VTE assoziiert (39). In Anbetracht der insgesamt niedrigen Inzidenz von VTE und der vergleichbar hohen Prävalenz asymptomatischer Trägerinnen angeborener Thrombophilien ist eine generelle Thrombophiliediagnostik vor der Schwangerschaft nicht kosteneffektiv Inhalt von Teil 1 (FRAUENARZT 4/2011) Welche Untersuchungen sind zur Thrombophiliediagnostik zu empfehlen? Bedeutung angeborener Thrombophilien für venöse Thromboembolien (VTE) Risiko für VTE und Einnahme von Hormonen Thrombophilien und wiederholte Implantationsversager Inhalt von Teil 2 Thrombophilien und Schwangerschaft Thrombophilien und schwangerschaftsassoziierte Komplikationen Literaturverzeichnis und nicht gerechtfertigt (40). Eine Thrombophiliediagnostik bei Frauen mit VTE in der Schwangerschaft ist nur von begrenztem Wert, da sie auf die unmittelbare Behandlung (medikamentöse VTE-Prophylaxe während der Schwangerschaft und für mindestens drei Monate nach der Geburt) keinen Einfluss hat (9). Die Frage, ob eine Frau mit vorangegangener VTE (vor der Schwanger- Prävalenz angeborener Thrombophilien und assoziiertes VTE-Risiko Risikofaktoren Prävalenz (%) Odds Ratio 2,0–7,0 0,2–0,5 9 34 2,0 selten 7 26 <0,1–0,6 5 Protein-C-Mangel (<75% Aktivität) 0,2–0,3 5 Protein-S-Mangel (<65% Aktivität) <0,1–0,1 3 Faktor-V-Leiden-Mutation – heterozygot – homozygot Prothrombin-G20210A-Mutation – heterozygot – homozygot Antithrombinmangel (<80% Aktivität) Tab. 1: Gepoolte Daten zur Prävalenz angeborener Thrombophilien und des assoziierten Thromboembolierisikos in der Schwangerschaft (Europa). Gepoolte Literaturdaten aus Marik PE, Plante LA, N Engl J Med 359 (2008) 2025 Empfehlungen zum Vorgehen bei Schwangeren mit vorangegangener VTE basieren auf Expertenmeinungen und Konsensusstatements. Unabhängig davon hat die Thrombophiliediagnostik maßgeblich Berücksichtigung in aktuellen Leitlinien zur Prophylaxe venöser Thromboembolien in Schwangerschaft und Wochenbett gefunden (41–43). Die aktuelle S3-Leitlinie „Prophylaxe der venösen Thromboembolien“ (42) berücksichtigt angeborene und erworbene Thrombophilien gemeinsam mit Familien- und Eigenanamnese für die Klassifizierung in niedriges, mittleres und hohes Risiko. Das höchste Risiko besteht danach für die homozygote Faktor-V-Leiden-Mutation und für kombinierte Thrombophilien. Wie die deutsche, so bezieht auch die Leitlinie des RCOG das Vorliegen von Thrombophilien in ihre Risikostratifizierung und dementsprechend in die Vorgehensweise zur ante- und postnatalen Thromboembolieprophylaxe mit niedermolekularen Heparinen ein (s. Tab. 2). Ein hohes Risiko besteht danach bei früherer VTE und Thrombophilie, ein mittleres bei früherer VTE ohne Thrombophilie oder Thrombophilie ohne vorangegangene VTE. Schwangere mit vorangegangener VTE oder Antikoagulanziengabe während der Schwangerschaft sollten für mindestens sechs Wochen post partum eine medikamentöse VTE-Prophylaxe erhalten (hohes Risiko). Asymptomatische Frauen mit angeborenen oder erworbenen Thrombophilien werden in ein mittleres Risiko eingestuft mit der Empfehlung zur Gabe von niedermolekularem Heparin über mindestens sieben Tage nach der Geburt (41). Die RCOG-Leitlinie gibt auch detaillierte Empfehlungen zur medikamentösen VTE-Prophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett in Abhängigkeit vom Typ der vorliegenden Thrombophilie (s. Tab. 3, auf S. 462). Danach ist bei Antithrom- binmangel, homozygoter Faktor-VLeiden-Mutation und kombinierten Defekten sowie bei angeborenen Thrombophilien mit zusätzlichen Risikofaktoren eine Prophylaxe in der Schwangerschaft bis sechs Wochen post partum erforderlich, ebenso beim Antiphospholipid-Syndrom und vorangegangener VTE. Thrombophilien und schwangerschaftsassoziierte Komplikationen Die Datenlage zur Bedeutung angeborener Thrombophilien für schwangerschaftsassoziierte Komplikationen Risikoadaptierte VTE-Prophylaxe und Management vor der Geburt Situation Risiko Maßnahmen (GradC-Empfehlungen) eine frühere VTE + – Thrombophilie – spontan, nicht östrogenabhängig frühere wiederholte VTE (>1) hoch antenatale Prophylaxe mit niedermolekularem Heparin (NMH) eine frühere VTE – ohne positive Familienanamnese – ohne Thrombophilie Thrombophilie + keine VTE Komorbidität (z.B. Herz-LungenErkrankung) Operationen (z.B. Appendektomie) mittel antenatale Prophylaxe mit NMH erwägen mittel antenatale Prophylaxe mit NMH erwägen DIAGNOSTIK + THERAPIE schaft) im Hinblick auf die Prävention und Vermeidung einer wiederholten VTE oder einer tödlichen Lungenembolie von einer Thrombophiliediagnostik und Antikoagulanzienprophylaxe in Schwangerschaft und Wochenbett profitiert, ist bisher durch prospektive Studien nicht geklärt (9). Ohne medikamentöse VTE-Prophylaxe liegt das Risiko für eine wiederholte VTE in diesen Fällen zwischen 2 und 6% in der Schwangerschaft und bei etwa 8% im Wochenbett (41). Eine detaillierte Risikostratifizierung bei Frauen mit vorangegangener VTE auf der Grundlage der Ursache der ersten VTE findet sich in der Leitlinie des Royal College of Obstetricians and Gynecologists (41). Risikofaktoren: – Alter >35 Jahre – BMI >30 – Rauchen – Parität ≥3 – Stammvarikosis – akute systemische Infektion – Immobilisierung (u.a. Reise >4 Std.) – Präeklampsie – Dehydratation, Hyperemesis, OHSS – Mehrlingsschwangerschaft, assistierte Reproduktion ≥3 Risikofaktoren oder ≥2 Risikofaktoren und stationäre Aufnahme <3 Risikofaktoren niedriger Mobilisierung, Dehydratation vermeiden Tab. 2: Risikostratifizierung und Vorgehen in der Thromboembolieprophylaxe nach der Leitline der RCOG. FRAUENARZT 52 (2011) Nr. 5 461 DIAGNOSTIK + THERAPIE Empfehlungen zur medikamentösen VTE-Prophylaxe bei angeborener oder erworbener Thrombophilie Situation Maßnahmen Antithrombin-Mangel (asymptomatisch) homozygote Faktor-V-LeidenMutation (asymptomatisch) kombinierte thrombophile Defekte (asymptomatisch) Prophylaxe mit NMH in der SS bis 6 Wochen post partum angeborene Thrombophilien – asymptomatisch – keine zusätzlichen Risikofaktoren – keine positive Familienanamnese (VTE) klinische Überwachung in der SS angeborene Thrombophilien – mit zusätzlichen Risikofaktoren – positive Familienanamnese (VTE) Prophylaxe mit NMH in der SS bis 6 Wochen post partum (therapeutische oder intermediäre Dosierung) Antiphospholipid-Syndrom + vorangegangene VTE Prophylaxe mit NMH in der SS bis 6 Wochen post partum Antiphospholipid-Antikörper: – asymptomatisch – keine zusätzlichen Risikofaktoren Prophylaxe mit NMH für 1 Woche post partum Prophylaxe mit NMH für 1 Woche post partum Tab. 3: Empfehlungen der RCOG zur medikamentösen VTE-Prophylaxe bei Thrombophilie (mod. nach RCOG-Leitlinie Nr. 37, 2010). Thrombophiliediagnostik bei Schwangerschaftskomplikationen Publikation Situation Empfehlungen ACCP – Evidencebased Clinical Practice Guidelines – wiederholte Frühaborte (≥3) (Grad 1 A) – ungeklärter „late pregnancy loss“ (Grad 1 A) – schwere oder wiederholte Präeklampsie (Grad 2 C) – schwere intrauterine Wachstumsrestriktion (Grad 2 C) Bestimmung der Antiphospholipid-AK – ungeklärter „fetal loss“ ≥20. SSW – schwere Präeklampsie/ HELLP-Syndrom <34 SSW – schwere intrauterine Wachstumsrestriktion <5. Perzentile – Faktor-V-Leiden-Mutation – Prothrombin-Mutation – Protein S, Protein C, Antithrombin – Homocystein – Lupus-Antikoagulanzien – Antikardiolipin-Antikörper Chest 133 (2008) 844 The Pregnancy and Thrombosis Working Group – Consensus Report AJOG 197 (2007) 457 (El IV) ! keine Empfehlung zur Diagnostik auf hereditäre Thrombophilien Tab. 4: Die Empfehlungen zur Diagnostik angeborener Thrombophilien für schwangerschaftsassoziierte Komplikationen sind widersprüchlich. 462 FRAUENARZT 52 (2011) Nr. 5 ist widersprüchlich (vgl. Tab. 4). Umfassende aktuelle Übersichten zu dieser Problematik finden sich bei von Tempelhoff et al. (44), Rath (45), Benedetto et al. (46), Rogder et al. (47) sowie Silver et al. (48) und können hier nicht im Detail diskutiert werden. Gerade in diesen Fällen ist ein ausführliches, ergebnisoffenes Beratungsgespräch und dessen Dokumentation unter Berücksichtigung der individuellen Risikokonstellationen und der uneinheitlichen Ergebnisse aus der Literatur anzuraten, bevor eine Thrombophiliediagnostik angeboten wird. Zu den beiden häufigsten angeborenen Thrombophilien (Faktor-V-Leiden-/Prothrombin-Mutation) wurde vor kurzem eine Metaanalyse publiziert (s. Tab. 5 auf S. 464; 47). Danach ergab sich nur bei „pregnancy loss“ ein gering erhöhtes absolutes Risiko, dagegen nicht bei Präeklampsie, intrauteriner Wachstumsrestriktion (IUGR) <10. Perzentile und bei vorzeitiger Plazentalösung. Einschränkend ist festzustellen, dass in dieser Metaanalyse die Daten für „pregnancy loss“ zwischen der 6. und 22. SSW gepoolt wurden. Eine vor Kurzem erschienene prospektive Kohortenstudie fand keine signifikante Assoziation zwischen der Prothrombin-G20210A-Mutation und schwangerschaftsassoziierten Komplikationen (48), eine weitere jüngste Metaanalyse bezweifelte einen signifikanten Zusammenhang zwischen angeborenen Thrombophilien und IUGR aufgrund des erheblichen Publikationsbias in Fall-Kontroll-Studien (49). Darüber hinaus ist die praktische Bedeutung einer Thrombophiliediagnostik in diesen Fällen problematisch, da bisher prospektive randomisierte Studien zur Prävention schwangerschaftsassoziierter Komplikationen bei Frauen mit Thrombophilien fehlen und daher eine evidenzbasierte klinische Konsequenz. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang zwei aktuelle randomi- DIAGNOSTIK + THERAPIE Faktor-V-Leiden-/Prothrombinmutation und plazentamedierte Schwangerschaftskomplikationen (OR und absolutes Risiko) Thrombophilie „pregnancy loss“ (6–22 SSW) Präeklampsie IUGR <10. Perzentile Abruptio placentae „composite outcome“ Faktor-V-LeidenMutation 1,52 4,2% vs. 3,2% 1,23 3,8 vs. 3,2% 1,0 6,5 vs. 7,4% 1,85 1,3 vs. 0,8% 1,08 1,13 * 1,25 3,5 vs. 3,0% 1,25 5,4 vs. 5,7% 2,0 * 1,27 Prothrombinmutation Fazit: geringe Erhöhung des absoluten Risikos nur für Faktor-V-Leiden-Mutation und „late pregnancy loss“ * unzureichende statistische Power: große Heterogenität in Studien Tab. 5: Assoziation von Faktor-V-Leiden- und Prothrombinmutation mit plazentamedierten Schwangerschaftskomplikationen – systematisches Review und Metaanalyse (OR und absolutes Risiko) (nach Rodger MA et al., PLoS Med 7, 2010, 1–12) sierte Pilotstudien bei Frauen mit entweder plazentamedierten Schwangerschaftskomplikationen (u.a. schwere Präeklampsie, IUGR <5. Perzentile) in der Anamnese ohne Thrombophilien und bei Frauen mit vorzeitiger Plazentalösung in der vorangegangenen Schwangerschaft ohne Nachweis von Antiphospholipidantikörpern, die zur Prävention niedermolekulares Heparin vom ersten Trimenon bis zur 36. SSW in der Folgeschwangerschaft erhielten (50, 51). Im Vergleich zu „keiner Behandlung“ wurde in beiden Studien eine signifikante Senkung der Rate schwangerschaftsassoziierter Komplikationen beobachtet. Die Assoziation zwischen erhöhten Antiphospholipid-Antikörpern und wiederholten Spontanaborten (WSA) gilt als gesichert, bei 7–25% dieser Frauen werden AntiphospholipidAntikörper nachgewiesen (Prävalenz in der Bevölkerung: 2,7–7,0%); Präventionsstudien mit Acetylsalicylsäure und Heparin ab der Frühschwangerschaft ergaben bei diesen Frauen eine signifikante Verminderung der Abort- und eine Erhöhung der Lebendgeburtenraten (52). Die Assoziation zwischen angeborenen Thrombophilien und WSA ist weniger gesichert. Nach Ausschluss von Heterogenität in Studien fand sich in der bisher größten systematischen Übersicht nur für die APC-Resistenz 464 FRAUENARZT 52 (2011) Nr. 5 sowie für die heterozygote Faktor-VLeiden- und Prothrombin-Mutation ein geringgradig erhöhtes Risiko für WSA (53). Die klinischen Konsequenzen aus diesen Ergebnissen bezüglich der Prävention sind bisher nicht überzeugend; aufgrund der geringeren Zahl eingeschlossener Patientinnen mit angeborenen Thrombophilien lassen sich weder aus einer jüngsten schottischen Interventionsstudie (54) noch aus einer aktuellen niederländischen Multicenterstudie (55) klare Rückschlüsse zum Nutzen von ASS und Heparin bei Frauen mit ungeklärten WSA und angeborenen Thrombophilien ziehen. Eine aktuelle Übersicht zu diesem Thema findet sich bei von Tempelhoff et al. (44). Empfehlungen aus internationalen Leitlinien Die Empfehlungen des American College of Chest Physicians (ACCP) sind in Tabelle 4 (auf S. 462) dargestellt (43). Danach ist nur die Bestimmung der Antiphospholipid-Antikörper (Lupusantikoagulans, AntikardiolipinAntikörper) bei den hier dargestellten schwangerschaftsassoziierten Pathologien indiziert, eine Empfehlung zur Diagnostik angeborener Thrombophilien wird aufgrund der bisher unzureichenden Datenlage, der Unsicherheit bezüglich des Nutzens einer Prophylaxe und der Beunruhigung der Schwangeren bei positivem Testergebnis nicht gegeben. Eine Thrombophiliediagnostik nach vorangegangener vorzeitiger Plazentalösung oder intrauteriner Wachstumsrestriktion ist nach derzeitigem Kenntnisstand von fraglichem Wert, da diese Schwangerschaftspathologien häufig als Begleitkomplikationen hypertensiver Schwangerschaftserkrankungen auftreten. Es ist erstaunlich, dass der Konsensusreport der Pregnancy and Thrombosis Working Group (56) unter Auswertung der gleichen Literaturdaten zu anderen Empfehlungen kommt als das ACCP (s. Tab. 4). Ebenso erstaunlich ist, dass eine Untersuchung zumindest auf Antiphospholipid-Antikörper bei WSA nicht angeraten wird. Im Gegensatz zur ACCP-Leitlinie empfiehlt dieses Konsensuspapier die Durchführung einer kompletten Thrombophiliediagnostik. Die Diskrepanz zwischen beiden Empfehlungen spiegelt eindrucksvoll die bestehende Unsicherheit in diesen Fällen wider, in denen die Thrombophilie nur ein Risikofaktor in der multifaktoriellen Genese dieser Schwangerschaftskomplikationen ist. Dieses Szenario wird auch aus einer Umfrage unter geburtshilflichen Abteilungen in England deutlich (57). Danach führen 76–88% der Abteilungen mindestens einen Thrombophilietest bei wiederholten Spontan- DIAGNOSTIK + THERAPIE 466 aborten, Spätabort oder vorzeitiger Plazentalösung durch, allerdings werden dabei völlig unterschiedliche Thrombophilieparameter untersucht. Abgeleitet aus den Erkenntnissen bei WSA und Antiphospholipid-Antikörpernachweis befürworten etwa 75% der befragten geburtshilflichen Abteilungen die Gabe von Aspirin und Heparin in Folgeschwangerschaften nach schwangerschaftsassoziierten Komplikationen. Literatur 1. Walker P, Gregg AR: Screening, testing or personalized medicine: Where do inherited thrombophilias fit best? Obstet Gynecol Clin North Am 37 (2010) 87–107. 2. Rabe T et al.: Thrombophilie in der Gynäkologie und Geburtshilfe. J Reproduktionsmed Endokrinol 6 (2009) 156–164. 3. Rabe T et al.: Thrombophilie in der Gynäkologie und Geburtshilfe Teil 2. J Reproduktionsmed Endokrinol 7 (2010) 151– 158. 4. Oger E et al.: Hyperhomocysteinemia and low B vitamin levels are independently associated with venous thromboembolism. Thromb Haemost 4 (2006) 793–799. 5. Bezemer JD et al.: No association between the common MTHFR 677-T polymorphism and venous thrombosis. Arch Intern Med 167 (2007) 497–501. 6. Den Heijer M et al.: Homocysteine lowering by B vitamins and the secondary prevention of deep vein thrombosis and pulmonary embolism. A randomized, placebo-controlled double-blind trial. Blood 109 (2007) 139–144. 7. Kamphuisen PW, Eikenboom JCJ, Bertina RM: Elevated Faktor VIII levels and the risk of thrombosis. Arterioscler Thromb Vasc Biol 21 (2001) 731–738. 8. Bergmann F, Hempel M: Klinik und Diagnostik des Antiphospholipid-Syndroms. Hämostaseologie 28 (2008) 141–149. 9. Scifres CM, Macones GA: The utility of thrombophilia testing in pregnant women with thrombosis: fact or fiction? Am J Obstet Gynecol 199 (2008) 344 e1-e7. 10. Lindhoff-Last E, Luxembourg B.: Evidencebased indications for thrombophilia screening. VASA 37 (2008) 19–30. 11. Wu O et al.: Oral contraceptives, hormone replacement therapy, thrombophilias and risk of venous thromboembolism: a systematic review. The Thrombosis Risk and Evidence Assessment of Thrombophilia Screening (TREATS) Study. Thromb Haemost 94 (2005) 17–25. 12. AWMF-Leitlinie 015/062: Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause (S3). www.dggg.de. 13. Blanco-Molino A et al.: Venous thromboembolism in women using hormonal contraceptives. Thromb Haemost 101 (2009) 478–482. 14. Ueng J, Doukatis JD: Prevention and treatment of hormonal-associated venous thromboembolism: a patient management approach. Hematol Oncol Clin North Am 24 (2010) 683–694. FRAUENARZT 52 (2011) Nr. 5 15. Vandenbroucke JP et al.: Factor V Leiden: should we screen oral contraceptive users and pregnant women? BMJ 313 (1996) 1127–1133. 16. Martinelli I et al.: High risk of cerebral vein thrombosis in carriers of a prothrombin-gene mutation and in users of oral contraceptives. N Engl J Med 338 (1998) 1793–1797. 17. Martinelli I et al.: Oral contraceptive use, thrombophilia and their interaction in young women with ischemic stroke. Haematologica 91 (2006) 844–847. 18. Merriman L, Greaves M: Testing for thrombophilia: an evidence-based approach. Postgrad Med J 52 (2006) 699–704. 19. Andreassi MG, Botto N, Maffei S: Factor V Leiden, prothrombin G20210A substitution and hormone therapy: indications for molecular screening. Clin Chem Lab Med 44 (2006) 514–521. 20. Canonico M et al.: Hormone replacement therapy and risk of venous thromboembolism in postmenopausal women: systematic review and meta-analysis. BMJ 336 (2008) 1227–1231. 21. Straczek C et al.: Prothrombotic mutations, hormone therapy, and venous thromboembolism among postmenopausal women. Circulation 112 (2005) 3495–3500. 22. Scarabin PY, Oger E, Plu-Bureau G for the Estrogen and Thrombo Embolism Risk (ESTHER) Study Group: Differential association of oral and transdermal oestrogen-replacement therapy with venous thromboembolism risk. Lancet 362 (2003) 428–432. 23. Simioni P: Who should be tested for thrombophilia? Curr Opin Hematol 13 (2006) 337–343. 24. Blickstein D, Blickstein I: Oral contraception and thrombophilia. Curr Opin Obstet Gynecol 19 (2007) 370–376. 25. Ho WK et al.: Risk of recurrent venous thromboembolism in patients with common thrombophilia: a systematic review. Arch Intern Med 166 (2006) 729–736. 26. Lindhoff-Last E: Bewertung des Rezidivthromboserisikos venöser Thromboembolien. Hämostaseologie 31 (2011) 7–12. 27. Cohn D et al.: Thrombophilia testing for prevention of recurrent venous thromboembolism. Cochrane Database Syst Rev 2009; 1 CD 007069. 28. Taliani MR et al. for the WODIT Investigators: Duration of anticoagulant treatment and recurrence of venous thromboembolism patients with and without thrombophilia abnormalities. Thromb Haemost 101 (2009) 596–598. 29. Bezemer JD et al.: The value of family history as a risk indicator for venous thrombosis. Arch Intern Med 169 (2009) 610–615. 30. Ruiz-Irastorza G et al.: Antiphospholipid syndrome. Lancet 376 (2010) 1498–1509. 31. Rallidis LS et al.: Myocardial infarction under the age of 36: prevalence of thrombophilia disorders. Thromb Haemost 90 (2003) 272–278. 32. Reny JL et al.: The factor II G20210A polymorphism, but not factor V Arg 506 Gln, is associated with peripheral arterial disease: results of a case-control study. J Thromb Haemost 2 (2004) 1334–1340. 33. Rudnick B et al.: Is factor V leiden mutation a cause of in vitro fertilization failure? Fertil Steril 92 (2009) 1256–1259. 34. Quablan H et al.: Low-molecular-weight heparin in the treatment of recurrent IVFET failure and thrombophilia: A prospective randomized placebo-controlled trial. Human Fertility 11 (2008) 246–253. 35. Bellver J et al.: The role of thrombophilia and thyroid autoimmunity in unexplained infertility, implantation failure and recurrent spontaneous abortion. Hum Reprod 23 (2008) 278–284. 36. Di Micco P et al.: Thrombophilia and repeated in vitro fertilisation and embryo transfer failure: An open issue. Thromb Haemost 103 (2010) 472–473. 37. Stern S, Chamley L: Antiphospholipid antibodies and coagulation defects in women with implantation failure after IVF and recurrent miscarriage. RBM-Online 13 (2006) 29–37. 38. Fabregues F et al.: Prevalence of thrombophilia in women with severe ovarian hyperstimulation syndrome and costeffectiveness of screening. Fertil Steril 81 (2004) 989–995. 39. Marik PE, Plante LA: Venous thromboembolic disease and pregnancy. N Engl J Med 2008; 359: 2025-33 40. Wu O et al.: Screening for thrombophilia in high-risk situations: a meta-analysis and cost-effectiveness analysis. Br J Haematol 131 (2005) 80–90. 41. Royal College of Obstetricians and Gynaecologists Green-top Guideline No. 37: Reducing the risk of thrombosis and embolism during pregnancy and the puerperium. 2010. 42. AWMF-Leitlinie 003/001 (S3): Prophylaxe der venösen Thromboembolie (VTE). http://leitlinien-net/1-152. 43. Bates JM et al.: Venous thromboembolism, thrombophilia, antithrombotic therapy, and pregnancy. American College of Chest Physicians Evidence-based clinical practice guidelines (8th edition). Chest 133 (2008) S844–S886. 44. von Tempelhoff G-F, Koscielny J, Rath W: Thrombophilie und Schwangerschaftskomplikationen. Geburtsh Frauenheilk 71 (2011) 105–118. 45. Rath W: Pre-eclampsia and inherited thrombophilia: A Reappraisal. Semin Thromb Hemost 37 (2011) 118–124. 46. Benedetto C et al.: Coagulation disorders in pregnancy: acquired and inherited thrombophilias. Ann NY Acad Sci 1205 (2010) 106–117. 47. Rodger MA et al.: The association of Factor V Leiden and prothrombin gene mutation and placenta-mediated pregnancy complications: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies. PLoS Med 7 (2010) (6): 1–12. 48. Silver R et al.: Prothrombin gene G20210A mutation and obstetric complications. Obstet Gynecol 115 (2010) 14–20. 49. Facco F, You W, Grobman W: Genetic thrombophilias and intrauterine growth restriction. Obstet Gynecol 113 (2009) 1206–1216. 50. Rey et al.: Dalteparin for the prevention of recurrence of placental-mediated complications of pregnancy in women without thrombophilia: a pilot randomized controlled trial. J Thromb Haemost 7 (2009) 58–64. 51. Gris J-C et al.: Enoxaparin for the secondary prevention of placental vascular complications in women with abruptio placentae. Thromb Haemost 104 (2010) DIAGNOSTIK + THERAPIE 771–779. 52. Empson MB et al.: Prevention of recurrent miscarriage for women with antiphospholipid antibody or lupus anticoagulant (review). Cochrane Database Syst Rev 2005 (2010) CD 002859 53. Robertson L et al. for the TREATS Study: Thrombophilia in pregnancy: a systematic review. Br J Haematol 132 (2005) 171–196. 54. Clark P et al.: The Scottish Pregnancy Intervention Study (SPIN): a multicentre randomised controlled trial of low-molecular-weight heparin and low dose aspirin in women with recurrent miscarriage. Blood 115 (2010) 4162–4167. 55. Kaandorp SP et al.: Aspirin plus heparin or aspirin alone in women with recurrent miscarriage. N Engl J Med 362 (2010) 1586–1596. 56. Duhl AJ et al. for the Pregnancy and Thrombosis Working Group: Antithrombotic therapy and pregnancy: consensus report and recommendations for prevention and treatment of venous thromboembolism and adverse pregnancy outcomes. Am J Obstet Gynecol 197 (2007) 457 e1–e21. 57. Norris G, Farquharson RG, Greaves M: Screening and treatment of heritable thrombophilia in pregnancy failure: Inconsistencies among UK early pregnancy units. Br J Haematol 144 (2008) 241–244. Für die Autoren Univ.-Prof. Dr. med. Werner Rath Gynäkologie und Geburtshilfe Medizinische Fakultät Universitätsklinikum Wendlingweg 2 52074 Aachen [email protected] FRAUENARZT 52 (2011) Nr. 5 467