INFO GALIFA CONTACTLINSEN AG GALIFA News im Juni 2005 Was tun wenn,...? Probleme und Lösungen bei der Anpassung von weichen Contactlinsen Die Anpassung weicher Contactlinsen wird heute oft banalisiert und als einfache Versorgung dargestellt. Bei dem heutigen immensen Angebot an Austauschsystemen und deren eingeschränkten Parametern sind Schlagworte wie «one size fits all» und «einfache Anpassung» vorherrschend. Das generelle Ansehen in punkto Anspruch an die Anpassung und der individuellen Versorgung wird bei weichen Contactlinsen durch diese Systeme etwas in Frage gestellt. Die Tatsache, dass weiche Contactlinsen richtig angepasst werden können und müssen, gerät oft in Vergessenheit. In der Anpassberatung sind jedoch gerade Fragen zur Anpassung und Problemlösung weicher Contactlinsen vorherrschend. Der Anpassvorgang weicher Contactlinsen Herausforderungen bei der Anpassung Je genauer und gründlicher Anamnese, Voruntersuchungen und Messungen bei der Contactlinsenanpassung durchgeführt werden, desto mehr steigen die Erfolgsaussichten, mit möglichst wenig Messlinsen und ohne «Probiererei», den Kunden mit optimal angepassten Contactlinsen zu versorgen. Zu den unabdingbaren Messungen für die Anpassung weicher sphärischer Contactlinsen gehören: Eine ideale Weichlinsenanpassung hat folgende Merkmale: • zentrischer Sitz der Contactlinsen auch bei Blickbewegungen • gleitende Bewegung bei und nach Lidschlägen (push up Test) • sichere Stabilisation bei torischen Contactlinsen • mind. gleiche Visusstufe oder bessere Sehschärfe im Vergleich zur Brille • gute Benetzung der Contactlinsen • Refraktion unter der Angabe des HSA Die Refraktionsdaten auf den HSA 0 umgerechnet (und bei torischen Contactlinsen unter Berücksichtigung der Stabilisationsachse) ergeben die Contactlinsen – Stärke Sowohl im ersten Anpasstermin als auch bei Nachkontrollen sollten mögliche Sitzabweichungen, die zu Unverträglichkeiten führen könnten, erkannt werden. Bei der Nachkontrolle wird der Contactlinsen – Träger seine Eindrücke schildern, die er beim Tragen seiner neuen Contactlinsen gewonnen hat. • Zentrale HH-Radien Wichtige Grösse zur Ermittlung der ersten Messlinse Bei der Anpassung sphärischer Contactlinsen könnte dies u.a. sein: • Corneadurchmesser Unabdingbare Grösse zur Ermittlung des Contactlinsen – Durchmessers • Corneoskleralprofil CSP Hilfreich bei der Ermittlung der Rückflächengeometrie • Lidspaltenweite Gibt Aufschluss über den Contactlinsen – Durchmesser sowie bei torischen Contactlinsen über das verwendete Stabilisationsprinzip • Tränenfilmquantität und –qualität Entscheidend für die Materialwahl • Die Sehschärfe ist nicht zufrieden stellend • Die Sehschärfe ist abhängig von der Tageszeit • Fremdkörpergefühl mit der Contactlinsen • Reizungen / Rötungen • Trockenheitsgefühl Beschreibt der Contactlinsenträger, dass er mit der Sehschärfe, die er mit seinen neuen Contactlinsen erreicht, nicht zufrieden ist, sollte zuerst der Visus überprüft und mit den Ausgangswerten der Refraktion verglichen werden. Es kann durchaus vorkommen, dass der Contactlinsenträger das Sehen als unscharf beschreibt, jedoch mit den angepas- sten Contactlinsen den selben Visus erreicht, wie mit der besten Brillenrefraktion. Er stuft das Sehen mit Contactlinsen irgendwie anders ein und beschreibt dies als mangelnde Sehschärfe. Vor allem bei multifokalen Contactlinsen wird vom Träger beschrieben, dass er mit den Contactlinsen schlecht sieht und «Gesichter auf der anderen Strassenseite nicht erkennt». Dieses Phänomen ist nicht auf einen schlechten Visus sondern auf ein reduziertes Kontrastsehen zurückzuführen. Ist der Visus mit der angepassten Contactlinse tatsächlich schlechter als erwartet, kann dies mehrere Ursachen haben. Bei weichen sphärischen Contactlinsen entspricht der Scheitelbrechwert der Contactlinse immer der Brillenrefraktion auf HSA 0 umgerechnet. Dieser Wert sollte in der Contactlinse vorhanden und messbar sein. Schwankt die Sehschärfe während des Tagestragens, ist Ursache dafür meist das Austrocknen der Contactlinse auf dem Auge. Weiche Contactlinsen bestehen aus einem gewissen Anteil an Wasser. Abhängig vom verwendeten Material verdunstet ein mehr oder weniger geringer Anteil der Flüssigkeit während des Tragens der Contactlinsen. Diese Verdunstung hat eine Austrocknung der Contactlinse zur Folge und mit dieser Austrocknung erfährt Contactlinse eine Formänderung. Die Contactlinse versteilt und hat auf dem Auge eine andere Korrekturwirkung. In diesem Fall ist ein Material mit höherer Wasserbindung anzupassen. (z. B. Benz G-Materialien, bei GALIFA erhältlich unter der Bezeichnung Vivo oder Balance) INFO Der schlechte Visus kann ebenso durch einen dezentrierten Contactlinsensitz hervorgerufen werden. Auch weiche Contactlinsen haben eine definierte Rück- und Vorderflächengeometrie mit herstellerbedingten Innen- und Frontoptikzonen. Bei stark dezentriertem Sitz einer Contactlinse kann es vorkommen, dass der Contactlinsenträger nicht durch die wirksame Optikzone schaut und keine scharfe Abbildung entsprechend seiner Korrektur erhält. Dezentriert sitzende Contactlinsen sind entweder zu flach oder im falschen Gesamtdurchmesser angepasst, selten zu steil. Ist die Contactlinse zu steil, ist in der Nachkontrolle, bei der die Contactlinsen idealerweise 4-6 h auf dem Auge sein sollten, ein Festsitz zu beobachten. Nach Linsenabnahme und Einfärbung des Tränenfilms mit Fluorescein sind auf der sklerotischen Bindehaut Abdrücke erkennbar. Zu flach angepasste Contactlinsen bewegen sehr stark. Blickt der Contactlinsenträger nach oben, rutscht die Contactlinse nach unten ab. Ein Kriterium bei der Anpassung weicher Contactlinsen ist, dass die Contactlinse bei allen Blickbewegungen zentrisch sitzen muss und sich nicht in eine Richtung verschieben darf. In beiden Fällen muss die Anpassung durch die Wahl der richtigen Basiskurve modifiziert werden. Dezentriert die Contactlinse aufgrund des falsch gewählten Gesamtdurchmessers, ist dieser ebenfalls dementsprechend anzupassen. Der Gesamtdurchmesser der ersten Messlinse sollte um 2 mm grösser sein, als der sichtbare Hornhautdurchmesser. Der durchschnittliche Durchmesser der sichtbaren Cornea beträgt 11.70-11.90 mm. Contactlinsen, die zu klein angepasst werden, finden in der Peripherie keinen Halt, zu grosse Contactlinsen dezentrieren, weil sie von den Lidern in eine falsche Position gedrängt wird. Eine zu grosse Frontoptikzone kann bei hohen Minuslinsen zu einem dezentrierten Contactlinsensitz führen. Ähnlich wie bei einem Brillenglas weist die Contactlinse eine dickere Randzone auf. Durch eine Verkleinerung des Durchmessers der Frontoptikzone wird der sog. Flankenwinkel, der sich zwischen der Frontoptik und dem Rand der Contactlinsen bildet, flacher. Randzonen werden dadurch dünner und die Contactlinse kann sich aufgrund der schlankeren Geometrie nicht mehr so stark unter das GALIFA CONTACTLINSEN AG Oberlid klemmen. Nicht zu unterschätzen ist bei weichen Contactlinsen die Rückflächengeometrie. Die Wahl der Rückflächengeometrie hat bei der Anpassung weicher Contactlinsen nicht die hohe Priorität wie bei formstabilen Contactlinsen, da sich die weiche Contactlinse durch ihre Materialeigenschaften an das Auge anschmiegt, jedoch entscheidet oft dieses vermeintlich unwichtige Detail der Rückflächengestaltung über Erfolg oder Misserfolg in der Anpassung. Wie bei formstabilen Contactlinsen werden weiche Contactlinsen mit ein-, zwei-, mehrkurvigen oder asphärischen Rückflächen gefertigt. Betrachtet man die 5 Grundformen des Corneoskleralprofils werden die unterschiedlichen Rückflächenverwendungen sichtbar. Viele Tauschsysteme sind einkurvig, d.h. sphärisch aufgebaut. Wenn wir davon ausgehen, dass ein Grossteil der Contactlinse auf der sklerotischen Conjunktiva sitzt und dort ihren Halt findet, dieser Bereich im Vergleich zu den zentralen Hornhautradien jedoch stark abgeflacht ist, ist in vielen Fällen eine einkurvige Contactlinse nicht die optimale Geometrie. Verwendet werden einkurvige Rückflächen entweder bei fliessend konvexen Profilen («kugeligen» Augen) oder beim Einsatz von sehr kleinen Contactlinsendurchmessern (kleiner als 13.00mm). Zwei- oder mehrkurvige Contactlinsen kommen dort zum Einsatz, wo Cornee mit mittleren oder markanten Übergängen zur Sklera versorgt werden. Durch die zwei- oder mehrkurvige, zur Peripherie hin abflachende Gestaltung, entsprechen diese Rückflächen mehr dem natürlichen Ver- lauf der Cornea zur Sklera und erzielen daher eine bessere Passform, garantieren eine freie Beweglichkeit während des Tagstragens und einen höheren Tragekomfort. Die Form des CSP ist umso wichtiger, je grösser der Contactlinsen – Durchmesser sein soll. Contactlinsen mit grösserem Durchmesser ragen deutlich mehr in die sich ändernde Peripherie des CSP hinein und beeinflussen dadurch den Contactlinsen – Sitz. Bei GALIFA Contactlinsen AG wurde die Bedeutung des CSP in die Gestaltung der Rückfläche weicher Contactlinsen umgesetzt. Die Rückfläche der weichen Contactlinsen wurde den verschiedenen Typen des CSP angepasst, so dass der Anpasser gezielt auf die unterschiedlichen Formen eingehen kann. Der grundsätzliche Aufbau einer weichen Contactlinsen bei GALIFA Contactlinsen ist in Abb. 2 dargestellt. An eine sphärische Innenoptikzone mit einem Standarddurchmesser von 11.0 mm schliesst sich die abflachende Peripherie an. Die peripheren Abflachungen werden in 4 Typen eingeteilt: B = Standardabflachung (Ist die Abflachung erster Wahl und in über 90% er zu versorgenden Augen ideal.) A = eine Stufe steiler als B C = eine Stufe flacher als B EK = Einkurvig, ohne Abflachung Fliessend Fliessend Fliessend Markant konvex tangential konkav konvex Abb. 1: Die fünf Formen des CSP Markant tangential GALIFA CONTACTLINSEN AG INFO Abb. 2: Rückenflächengeometrie weicher Contactlinsen bei GALIFA Dieser Aufbau der Rückfläche ist bei allen individuellen weichen Contactlinsentypen identisch, egal ob es sich um sphärische, torische oder multifokale Contactlinsen handelt. Bei der Mehrzahl der Anpassungen kann mit der Standardabflachung B gearbeitet werden. Bei versteilenden oder abflachenden CSP kann die entsprechende Abflachung gewählt werden. Grundsätzlich ist zu sagen, dass bei fliessenden Übergängen und konvexen CSP eher geringe Abflachungen (A) bzw. einkurvige Geometrien gewählt werden sollten. Bei markanten Übergängen des CSP und stärkeren Abflachungen sollten Contactlinsen kleineren Durchmessers und mit stärker abflachende Peripherien angepasst werden. Änderungen der Peripherie setzten immer einen richtig gewählten Gesamtdurchmesser voraus. Praxisfall: Wahl der richtigen Rückflächengeometrie Kundin weiblich, 13 Jahre alt, trägt sei 6 Monaten torische Monatslinsen. Der Visus mit diesen Contactlinsen ist stark schwankend und für die Kundin inakzeptabel. Diese Kundin wurde zu uns vom anpassenden Augenoptiker zur Abklärung, ob ein Keratokonus vorliegt und zur Optimierung der Anpassung geschickt. Die Kundin möchte ihre Contactlinsen als Alternative zur Brille ganztags tragen. Beim ersten Kontrolltermin lag die max. erreichte Sehschärfe bei 0.40 beidseits. Eine Überrefraktion über die getragenen Contactlinsen war nicht möglich, da die Kundin sehr schwankende Angaben gemacht hatte. Die Sitzbeurteilung mit den getragenen torischen Monatslinsen ergab folgende Situation: Die getragene Contactlinse mit einer Basiskurve von 8.90 mm und einem Gesamtdurchmesser von 14.50 mm steht im unteren temporalen Quadranten so stark ab, dass sie auf dem Unterlid aufliegt und dadurch nach oben geschoben wird. Der Contactlinsensitz ist sehr stark dezentriert. Der Durchmesser ist auch bei zentrischem Sitz deutlich zu gross. Aufgrund der Dezentration des zu grossen Gesamtdurchmessers und des starken Abstehens der Contactlinse im Randbereich, findet diese keinen Halt und stabilisiert daher nicht. Abb. 3: Sitzverhalten der toranischen Monatslinsen Die Topometrie zeigt, dass in diesem Fall kein Keratokonus, jedoch eine Hornhaut mit sehr steilen Radien vorliegt. Abb. 4: Topometrie Refraktion OS: -7.50 –1.75 10° Vcc 1.0 Sim K Werte: 6.90 mm @ 7° 6.65 mm @ 97° Abflachung 0.43 @ 7° 0.25 @ 97° HH ø 11.50 mm INFO GALIFA CONTACTLINSEN AG Der Contactlinsensitz wird durch folgende Änderungen optimiert: Der Gesamtdurchmesser wird mit auf 13.80mm reduziert, die Basiskurve mit 7.40 mm entsprechend den steilen Hornhautradien und unseren Anpassempfehlungen angepasst. Aufgrund der engen Lidspalte und der hohen Lidspannung wird eine dynamisch stabilisierte Contactlinse gewählt (s. torische Contactlinsen). Daten der ersten Messlinse: TD Vivo 7.40 –6.75 –1.37 10° 13.80, øIOZ 11.00 mm Die Ergebnisse bei ersten Nachkontrolle: Die Contactlinse sitzt zentrisch und bewegt gleitend. Die Stabilisation ist sicher und lenkt sofort auch nach Blickbewegungen sicher bei 180° ein. Auch nach längerer Tragezeit hinter- Abb. 5: Sitzverhalten der definitiven Contactlinse lässt diese Contactlinse keine Abdrücke auf der Bindehaut. Der Visus ist mit diesen Contactlinsen während der Tragezeit stabil. Die Kundin trägt diese Contactlinsen erfolgreich. Zusammenfassend eine Übersicht über die Lösungsansätze bei sphärischen Contactlinsen: Vom Träger beschriebenes Symptom Schlechte Sehschärfe Instabile Sehschärfe während des Tagestragens Fremdkörpergefühl Reizungen / Rötungen Mögliche Ursachen Lösungsvorschläge Symptom Falsch berechnete Contactlinsenstärke Ist der HSA richtig umgerechnet? Austrocknung des Contactlinsenmaterials und damit einhergehende Formänderung der Contactlinse Materialwechsel auf ein Contactlinsenmaterial mit besserer Wasserbindung Dezentrierter Contactlinsensitz aufgrund zu flacher oder zu steiler Basiskurve (Zu starke Bewegung oder Festsitz nach längerer Tragezeit?) Optimierung der Basiskurve Folgen Sie bei der Wahl der ersten Messlinse den Empfehlungen des Herstellers. Messlinse und definitive Contactlinsen müssen aus dem selben Material sein und mit der selben Rückflächengeometrie hergestellt worden sein. Dezentrierter Contactlinsensitz durch zu grosse Frontoptikzone Frontoptikzone kleiner wählen (Vorsicht bei grossen Pupillendurchmessern) Dezentrierter Contactlinsensitz aufgrund falschem Gesamtdurchmesser der Contactlinse Optimierung des Contactlinsendurchmessers (ø CL = ø HH + 2mm) Defekte Austausch der CL Zu flache, am Rand abstehende Contactlinse Zu stark bewegliche Contactlinse Wahl einer steileren Basiskurve oder eines anderen Rückflächendesigns Dezentrierter CL - Sitz s.o. GALIFA Contactlinsen AG Zürcherstrasse 204 e CH-9014 St. Gallen Tel. international Fax international Tel. Österreich Fax Österreich +41 (0) 71 272 30 00 +41 (0) 71 272 30 10 05522 35 34 8 0810 20 55 01 Tel. Deutschland Fax Deutschland Internet: Email: 0180 546 54 54 0800 88 77 77 8 www.galifa.ch [email protected]