Perspektiven September 2016 Eine Zinsanhebung seitens des Fed im September erscheint uns wenig wahrscheinlich. Die Bank of England dürfte im November die Zinsen auf knapp über 0% senken. Die seit Mitte 2015 beobachtbare Verflachung der Zinsstrukturkurven von sogenannt sicheren Häfen hat sich auch in den letzten Wochen fortgesetzt. In den USA stehen die Zeichen weiter auf eine fortgesetzt robuste Konsumkonjunktur. Die Wachstumsaussichten in Grossbritannien trüben sich ein. Ob es zu einer technischen Rezession oder einer tieferen Rezession kommt, hängt wesentlich vom britischen Konsumenten ab. Die chinesische Volkswirtschaft braucht weiterhin wirtschaftspolitische Unterstützung. Dies dürfte primär über die Fiskalpolitik und Infrastrukturinvestitionen erfolgen und weniger über geldpolitische Massnahmen. Die seit einiger Zeit zu beobachtende Stabilisierung des Wirtschaftswachstums in den aufstrebenden Volkswirtschaften wird durch die jüngsten Konjunkturindikatoren bestätigt. Wirtschaft und Finanzmärkte Zinsen und Währungen Aktien Alternative Anlagen Performance ausgewählter Indizes USA Eurozone Schweiz Grossbritannien Japan China Kanada Norwegen Schwellenländer Russland 1 3 5 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Geldpolitik an Grenzen – Fiskalpolitik am Hebel? Das Wachstum der Weltwirtschaft wird in diesem Jahr unterdurchschnittlich ausfallen. Auch für das kommende Jahr rechnen die Prognostiker nicht mit einem signifikanten Wachstumsschub für die globale Wirtschaft (Grafik 1). Und dies, obwohl die Zentralbanken mit ihrer extrem expansiven Geldpolitik die Konjunktur seit mehreren Jahren anzukurbeln versuchen (Grafik 2). Auch die deflationären Kräfte konnten trotz Stimulierungsmassnahmen bisher kaum durchbrochen werden (Grafik 3). Die Stimmen, die betonen, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen stösst, werden immer lauter. Es wird kolportiert, die Fiskalpolitik müsse nun in die Bresche springen. Die dadurch entstehende höhere Staatsverschuldung sei dem Ziel, ein höheres Wachstum zu generieren, unterzuordnen. Andere Stimmen hingegen betonen, dass die Geldpolitik durchaus noch Instrumente in der Hand hat, um wieder Schwung in die Wirtschaft zu bringen. Eine Idee bringt das sogenannte Helikoptergeld ins Spiel. Im Folgenden wollen wir kurz auf die Vor- und Nachteile dieser Idee eingehen. Diskussion um Helikoptergeld Das Konzept des Helikoptergeldes geht auf den Nobelpreisträger Milton Friedman zurück. In einem akademischen Gedankenspiel von 1969 lässt er Banknoten aus einem Helikopter über der Bevölkerung abwerfen. Dieses Geld wird für zusätzlichen Konsum verwendet, was die Konjunktur ankurbelt und die Inflation erhöht. Helikoptergeld wird auch oft mit dem früheren US-Zentralbankchef Ben Bernanke in Verbindung gebracht. 2002 hat er Japan zur Überwindung der Deflation Steuersenkungen empfohlen, die durch die Zentralbank finanziert werden sollten. Was ist Helikoptergeld? Eine abschliessende Definition für Helikoptergeld existiert nicht. Grundsätzlich geht es bei dem Konzept darum, dass die Zentralbank permanent Geld schafft, das sie – unter Umgehung des Bankensystems – direkt den Bürgern oder dem Staat zukommen lässt. Im Prinzip druckt die Zentralbank Geld und schenkt es dem Staat beziehungsweise direkt den Bürgern, die dadurch ihre Ausgaben erhöhen. Dabei kann man drei Ausgestaltungsmöglichkeiten unterscheiden: 1. Die Zentralbank lässt neu gedrucktes Geld direkt den Bürgern zukommen. Diese Variante kommt am nächsten an das Konzept von Friedman heran. 2. Die Währungshüter kaufen am Primärmarkt Staatsanleihen, die zur Finanzierung von zusätzlichen Staatsausgaben oder Steuersenkungen vom Staat ausgegeben werden. 3. Die Zentralbank erlässt dem Staat die ausstehenden Schulden. Damit sinkt die Verschuldung des Staates. Die aktuelle Diskussion bezieht sich primär auf die zweite Variante, was einer Monetarisierung von Staatsschulden entspricht. Eine expansive Fiskalpolitik und eine steigende monetäre Basis gehen Hand in Hand. Im strengen Sinn muss der Staat ewig laufende zinslose Anleihen ausgeben. 4.0 600 3.0 500 400 2.0 300 1.0 200 0.0 100 -1.0 0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 -2.0 97 99 01 03 Perspektiven, September 2016 05 07 09 11 13 15 17 EZB Fed BoJ SNB 1 Da der Staat somit keine Zinskosten trägt und keine Rückzahlungen tätigen muss, handelt es sich dabei nur noch um Pro-forma-Verbindlichkeiten des Staates. dem Militär nicht und er wurde ermordet. Danach schlitterte Japan in die Kriegswirtschaft, was eine abschliessende Beurteilung dieser Politik verunmöglicht. Schafft die Geldpolitik bereits Helikoptergeld? Teilweise wird argumentiert, dass die aktuelle Wirtschaftspolitik in Japan bereits auf Helikoptergeld hinauslaufe (Grafik 4). Auch wenn die heutige Politik effektiv nahe an dieses Konzept herankommt, gibt es zwei wichtige Unterschiede. Erstens ist die Regierung trotz dem neuen Fiskalpaket immer noch der mittelfristigen Sanierung des Staatshaushaltes verpflichtet. Das limitiert weitere Steuersenkungen sowie staatliche Ausgabenprogramme und ist wohl mit ein Grund, weshalb das jüngst angekündigte Stimulierungsprogramm trotz imposantem Gesamtvolumen von JPY 28 Bio. (CHF 268 Mrd.) bei genauerem Hinsehen auf einen Viertel an effektiven Zusatzausgaben schrumpft. Zweitens beabsichtigt die Zentralbank, Wertpapierkäufe «nur» bis zur Erreichung des Inflationsziels von 2% – und nicht permanent – zu tätigen. Ein kleiner historischer Exkurs zeigt, dass Japan bereits einmal eine Politik verfolgte, die dem heutigen Helikoptergeld entsprach. Während der globalen Wirtschaftskrise in den 1930er-Jahren hat der damalige japanische Finanzminister Takahashi die Staatsausgaben erhöht und mittels Emission von Staatsanleihen, die von der Zentralbank aufgekauft wurden, finanziert. Tatsächlich kam Japan – auch dank der massiven YenAbwertung – als erstes grösseres Land aus der grossen Depression heraus. Als Takahashi die Staats- und auch die Militärausgaben wieder zurückfahren wollte, gefiel dies Risiken kaum abschätzbar Das Hauptrisiko ist, dass Helikoptergeld – wenn es erst einmal eingeführt ist – kaum mehr zu stoppen ist. Es besteht die Gefahr, dass die Ausgabendisziplin des Staates leidet und die Anspruchshaltung der Politiker zunimmt. Dies kann zu einer anhaltenden Expansion der Staatsausgaben führen, selbst wenn sich die Wirtschaft erholt hat. Zudem weitet sich die monetäre Basis ständig aus und das Eigenkapital der Zentralbank kann eventuell negativ werden. Im Weiteren wäre die Unabhängigkeit der Zentralbank infrage gestellt. Gelingt es nicht, diese Entwicklung zu stoppen, drohen ein massiver Vertrauensverlust, eine substanzielle Abwertung der Währung und Hyperinflation. Damit wird klar, dass Helikoptergeld auch brandgefährlich sein kann. 4 40 35 3 30 2 25 1 20 15 0 10 -1 -2 2010 Startet der Helikopter? In den meisten Ländern, so auch in Japan, ist die Monetarisierung der Staatsschuld nicht erlaubt. Allerdings gibt es in Japan eine Ausnahmeregel und bekanntlich sind die Gesetze biegsam. Wir rechnen in nächster Zukunft dennoch nicht mit der Einführung von Helikoptergeld im engeren Sinn, da die damit einhergehenden Risiken kaum abschätzbar sind. Japan ist auf diesem Weg sicherlich am weitesten fortgeschritten und die Einführung weiterer Elemente von Helikoptergeld eine reale Option. 5 2011 2012 USA Perspektiven, September 2016 2013 2014 Eurozone 2015 2016 Japan 0 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 Anteil der Staatsanleihen im Besitz der BoJ (in % ) 2 Strukturkurven sicherer Häfen werden flacher Die Renditen der als sicher geltenden Staatsanleihen sind im August überwiegend leicht angestiegen. Sie bewegen sich allerdings weiterhin auf niedrigen Niveaus. Bei den verschiedenen Laufzeiten fällt auf, dass die Zinsstrukturkurven, also die Renditedifferenzen zwischen Anleihen mit langen und kurzen Restlaufzeiten, seit Mitte 2015 wieder sinken (Grafik 1). Dieses Phänomen kann auf verschiedene Arten entstehen: Entweder die langfristigen Zinsen fallen schneller als die kurzfristigen oder die kurzfristigen steigen stärker als die langfristigen. Der letztgenannte Fall tritt in der Regel dann ein, wenn sich der konjunkturelle Aufschwung bereits in einem fortgeschrittenen Stadium befindet und die Zentralbank mit Leitzinserhöhungen eine Überhitzung und anziehende Teuerungsraten einzudämmen versucht. In der Endphase des Aufschwungs sind die vom Leitzins am stärksten beeinflussten kurzfristigen Renditen dann oftmals ähnlich hoch oder sogar höher als die langfristigen. Die Zinsstrukturkurve ist flach oder hat sogar eine negative Steigung. Deshalb wird die Zinsstrukturkurve gerne auch als Indikator für die Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Rezession herangezogen; je flacher die Kurve, desto höher die Eintrittswahrscheinlichkeit (Grafik 2). Dieser Logik folgend, könnte man annehmen, dass die Wahrscheinlichkeit einer wirtschaftlichen Schrumpfung in den vergangenen Monaten zugenommen hat. Allerdings gibt es aktuell zwei Argumente, die gegen diese Annahme sprechen. Abgesehen davon, dass sie noch weit von der kritischen Nulllinie entfernt sind, werden die Kurven erstens nicht aufgrund einer restriktiven Geldpolitik flacher. 350 300 Renditedifferenz (10- ./. 2-jährige Staatsanleihen) Im Gegenteil: Die Zentralbanken verfolgen eine äusserst expansive Politik und unternehmen alles in ihrer Macht Stehende, um die Konjunktur zu stützen. Unter anderem geschieht dies durch umfangreiche Anleihekaufprogramme. So kaufen die Zentralbanken zusehends auch Anleihen mit einer Laufzeit von mehr als 10 Jahren. Demzufolge geschieht die Verflachung zum grossen Teil über rückläufige Renditen bei den langen Laufzeiten. Mittlerweile notieren auch die Renditen der 10-jährigen Bundesanleihen im negativen Bereich. Nebst der durch die Anleihekaufprogramme gestiegenen Nachfrage spiegeln sich in den tiefen Anleiherenditen unter anderem auch die nach wie vor niedrigen Inflationserwartungen und die wirtschaftspolitische Unsicherheit, insbesondere in China und Europa. Insofern taugt die Zinsstrukturkurve derzeit kaum für eine Aussage über die Wahrscheinlichkeit einer bevorstehenden Rezession. Für die globale Wirtschaft gehen wir weiterhin von einem schwachen, aber robusten Wachstum aus. Sollten die Zinsen jedoch weiter fallen und die Strukturkurven flacher werden, könnte die Konjunktur, vor allem in der Eurozone, durch eine Verschlechterung der Situation im Bankensektor stärker in Mitleidenschaft gezogen werden (Seite 5). Beruhigung an der Währungsfront In den letzten Wochen kehrte an den Devisenmärkten wieder Ruhe ein. Die Volatilität war nach dem britischen EU-Austrittsvotum zwar verständlicherweise deutlich angestiegen, aber weder die terroristischen Anschläge in Europa im Juli noch der Putschversuch in der Türkei vermochten den Volatilitätsrückgang zu stoppen (Grafik 3). 300 250 250 200 200 150 150 100 100 50 50 0 0 -50 -50 -100 12/99 12/02 12/05 Deutschland 12/08 USA 12/11 12/14 Schweiz -100 12/85 12/90 12/95 US-Rezessionen 12/00 12/05 12/10 12/15 Strukturkurve (Basispunkte) 900 800 700 Perspektiven, September 2016 600 500 400 3 Geldpolitisch heisser Herbst Im September werden aus geldpolitischer Sicht wichtige Weichen gestellt. Es steht die Frage im Raum, ob die Zentralbanken mit ihrem Latein am Ende sind, oder ob der Weltwirtschaft weitere Massnahmen zu neuem Schwung verhelfen können (Seiten 1 und 2). Wir rechnen mit einer Zunahme der Volatilität in den nächsten Wochen. Verunsichert werden die Märkte auch durch die Diskussionen in Grossbritannien, Artikel 50 des EU-Vertrages allenfalls erst nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich und den Bundestagswahlen in Deutschland anzurufen. Zudem wird das Pfund unserer Ansicht nach weiter an Wert verlieren, zumal Grossbritannien ein hohes Leistungsbilanzdefizit aufweist und für dessen Finanzierung auf Kapital aus dem Ausland angewiesen ist. «Politik der ruhigen Hand» bei der SNB Der EUR/CHF-Wechselkurs liegt seit Wochen knapp unter 1.10 (Grafik 4). Zudem ist auch die Volatilität sehr niedrig – und dies alles, obwohl die geopolitischen Unwägbarkeiten hoch waren und der Franken als sicherer Hafen gilt. Der SNB ist es also gelungen, auch nach der Aufhebung der EUR/CHF-Untergrenze mit gezielten Devisenmarktinterventionen eine relativ hohe Planungssicherheit für Schweizer Unternehmen zu gewährleisten. Sollte die Europäische Zentralbank vorerst keine zusätzlichen expansiven Massnahmen beschliessen, erwarten wir, dass diese Politik der ruhigen Hand auch in den nächsten Wochen Bestand haben wird. Zudem dürfte die Aussicht weiterer Zinsschritte des Fed den Franken zum Dollar schwächen. 25. Aug. 16 Dez. 16 Sep. 17 Leitzins in % CHF EUR -0.75 -0.75 -0.75 0.00 0.00 0.00 GBP 0.25 0.00 0.00 SEK -0.50 -0.50 -0.25 USD 0.25 0.25 0.75 CAD 0.50 0.50 0.50 JPY -0.10 -0.30 -0.30 1.50 1.25 1.25 Rendite Staatsanleihen 10 Jahre in % CHF -0.52 AUD -0.50 -0.50 EUR 0.37 0.50 0.60 GBP 0.67 0.00 0.00 SEK 0.11 0.10 0.50 USD 1.58 1.50 1.80 CAD 1.06 1.10 1.40 JPY -0.08 -0.20 -0.20 AUD 1.87 1.90 2.20 Wechselkurse …/CHF EUR 1.09 1.08 1.10 GBP 1.28 1.23 1.22 SEK 11.51 11.61 12.22 USD 0.97 0.98 1.02 CAD 0.75 0.76 0.77 JPY 0.96 0.94 0.97 AUD 0.74 0.73 0.71 30 1.25 30 25 1.20 25 20 1.15 20 15 1.10 15 10 1.05 10 5 1.00 5 0 01/16 02/16 03/16 EUR Perspektiven, September 2016 04/16 JPY 05/16 06/16 CHF 07/16 08/16 GBP 0.95 01/15 0 04/15 07/15 EUR/CHF 10/15 01/16 04/16 07/16 Vola EUR/CHF (rechte Skala) 4 Gewinnfantasie bei britischen Aktien In den letzten Wochen wurde viel über die wirtschaftlichen Folgen des Brexit-Entscheids spekuliert. Volkswirte gehen mehrheitlich von einer zumindest vorübergehenden deutlichen konjunkturellen Eintrübung aus. Dieser Pessimismus wird von den Finanzanalysten, die die Gewinnentwicklung der börsennotierten Unternehmen prognostizieren, nicht oder noch nicht geteilt. Denn insbesondere wegen des schwächeren Pfunds wurden die Gewinnprognosen im Vergleich zu anderen Märkten überdurchschnittlich angehoben. Entsprechend positiv hat auch der Aktienmarkt in lokaler Währung reagiert. Grafik 1 zeigt diesen Zusammenhang für die wichtigsten Märkte, der über die vergangenen drei Monate nahezu idealtypisch bestand. Grossbritannien (UK) verzeichnete den stärksten Gewinnanstieg und entwickelte sich folglich am besten. Dieser positive Gewinneffekt sollte noch einige Zeit anhalten, weil wir von einer Fortsetzung der Pfundschwäche ausgehen. KGV* 24. Aug. 16 Gewinnwachstum** 24. Aug. 16 Dividendenrendite*** 24. Aug. 16 Welt 16.3 9.3 2.9 Schweiz 17.5 5.1 3.1 Europa 15.1 8.4 4.0 Nordamerika 17.4 9.9 2.5 Asien/Pazifik 14.2 8.2 2.8 Em. Markets 12.2 11.7 2.7 Asien 12.0 8.6 2.7 Lateinamerika 13.6 25.4 2.5 7.2 7.9 3.9 Europa 10% Gewinnwachstum (über 3 Monate) Globale Aktienmärkte in Ferienstimmung Die globalen Aktienmärkte weisen auch im August mehrheitlich eine positive Rendite aus. Allerdings fielen die Kursgewinne deutlich geringer aus als noch im Juli. Dies erstaunt allerdings nicht sonderlich. Die kräftigen Kursgewinne, die nach dem Brexit-Taucher Ende Juni einsetzten, müssen offenbar zuerst einmal verdaut werden. Besonders überzeugt haben Aktien aus den Schwellenländern und Gross-britannien im August in Lokalwährung überdurchschnittlich positiv entwickelt haben. Bei den Sektoren fällt eine weit überdurchschnittliche Entwicklung der Indizes für die konjunktursensitiven Branchen auf. Während Telekommunikation und Versorger deutlich verloren, legten Energie und Grundstoffe kräftig zu. Ebenfalls zu den Gewinnern zählte der Finanzsektor. Dafür verantwortlich war unter anderem der europäische Bankensektor, der von den Ergebnissen des Bankenstresstests und nachlassender Brexit-Sorgen profitiert hat. UK 8% Kanada 6% 4% 2% 0% -6% -10% Australien Schweiz -2% -4% USA Welt Eurozone Schwellenländer Japan -5% 0% 5% 10% Kursentwicklung (über 3 Monate) 15% 0.8 0.23 0.7 0.21 0.6 Banken als Aktienmarktindikator Zu den wichtigsten Aufgaben des Bankensektors gehört die Vermittlerrolle zwischen Sparern und Kreditnehmern. Hinzu kommen Finanzdienstleistungen wie Zahlungsabwicklung, Vermögensverwaltung und Währungstausch. Ein reibungslos funktionierender Bankensektor ist somit eine wesentliche Voraussetzung für das Wohlergehen einer Volkswirtschaft. In Europa haben die Finanzdienstleister Perspektiven, September 2016 0.5 0.19 0.4 0.17 0.3 0.15 0.2 0.1 12/03 0.13 12/05 12/07 12/09 12/11 12/13 12/15 Bankensektor der Eurozone relativ zur Eurozone Eurozone relativ zum Weltindex (re. Sk.) 5 allerdings nach wie vor grosse Herausforderungen zu bewältigen. Dazu gehören nicht nur die niedrigen Zinsen, sondern insbesondere auch die immer flacher werdenden Zinsstrukturkurven, also die Differenz zwischen lang- und kurzfristigen Zinsen. Darüber hinaus sorgen die verschärften regulatorischen Vorgaben für strengere Anforderungen an die Eigenkapitaldecke der Banken. Insgesamt hat dies seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 zu kräftigen Gewinneinbussen und damit zu einer deutlich schlechteren Entwicklung des Sektorindexes im Vergleich zum Gesamtmarkt der Eurozone (Grafik 2) geführt. Die Grafik zeigt zudem, dass die relative Schwäche des Bankensektors auch mit einer relativen Schwäche der Eurozone gegenüber dem MSCI Welt einhergeht. Der Stresstest durch die Europäische Bankenaufsicht hat zwar keine negativen Überraschungen geliefert und die Aktien des Sektors haben entsprechend positiv reagiert. Investoren zweifeln aber weiterhin an der Gesundheit der Banken und sehen deren Gewinnentwicklung äusserst kritisch. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: Solange sich der Gewinntrend der Banken nicht zum Besseren wendet, dürfte erstens eine längerfristige überdurchschnittliche Indexentwicklung des Sektors wenig wahrscheinlich sein. Ein schwacher Gewinnausblick und hohe Eigenkapitalanforderungen werden die Risikofreude der Banken beschränken, was zum Beispiel gegen eine Beschleunigung der Kreditvergabe spricht. Daraus folgt zweitens ein auch für die Zukunft eher schwaches konjunkturelles Wachstum in der Eurozone und mithin eine geringere Attraktivität des Aktienmarktes gegenüber Regionen wie beispielsweise den USA. KGV* 24. Aug. 16 MSCI Welt 16.3 9.3 2.9 Energie 28.4 50.6 4.1 Grundstoffe 17.7 12.7 2.3 Industrie 16.6 12.2 2.5 Zykl. Konsum 15.9 9.3 2.5 Nichtzykl. Konsum 20.8 8.8 2.6 Gesundheit 16.2 8.8 2.5 Finanzwerte 12.6 4.5 3.7 Inform. Technologie 15.2 17.2 10.4 Telekom 15.0 8.1 4.3 Versorger 16.5 -0.3 4.1 5 in CHF Perspektiven, September 2016 in EUR Lokalwährung 4 3 2 1 0 -1 Europa ex CH 2.1 0.9 1.2 Schweiz Seitwärtstrend bei Aktien wahrscheinlich Unser konjunktureller Ausblick eines schwachen, aber positiven globalen Wachstums in Verbindung mit expansiven Zentralbanken in Asien und Europa sollte mit einem weiterhin überdurchschnittlichen Auftrieb für zyklische Sektoren einhergehen. Entscheidet sich das Fed – entgegen unserer Erwartungen – doch für eine Zinserhöhung im September, wäre das ein zusätzlicher positiver Impuls. Denn damit würde das Fed signalisieren, dass es nicht nur die US-Konjunktur, sondern auch die globalen Finanzmärkte als stabil genug für diesen Schritt erachtet. Insgesamt sprechen die weiterhin vorhandenen Risiken (z.B. Brexit, chinesisches Wirtschaftswachstum, italienische Banken und flaue Gewinndynamik) vorderhand für eine Seitwärtsbewegung der globalen Aktienmärkte. Gewinn- Dividendenwachstum** rendite*** 24. Aug. 16 24. Aug. 16 n n n 6 1.0 -0.2 1.0 in CHF Eurozone in EUR 2.6 1.3 1.3 Grossbritannien 1.8 0.6 1.5 Nordamerika 1.8 0.5 0.1 Asien/ Pazifik 3.1 1.8 1.8 Japan 2.1 0.8 1.3 Schwellenländer 4.2 2.9 2.8 Welt 1.8 0.5 0.4 Lokalwährung 4 2 0 -2 -4 -6 Energie n n n 2.3 1.0 1.0 GrundZykl. n-zykl. Gesund- Finan- TechnoVersorIndustrie Telekom stoffe Konsum Konsum heit zen logie ger 2.4 2.8 1.2 0.8 -2.6 4.9 3.6 -1.4 -3.5 1.2 1.5 0.0 -0.5 -3.8 3.6 2.3 -2.6 -4.7 1.3 1.5 -0.1 -0.4 -3.8 3.6 2.0 -2.6 -4.8 6 Perspektiven, September 2016 Immobilien (Performance in CHF) EPRA/NAREIT Global Index 1.4 29.5 0.8 9.9 SXI Real Estate Share Index -6.9 13.6 9.6 14.3 SXI Real Estate Funds Index -2.8 15.0 4.2 7.1 Edelmetalle (Performance in USD) Gold -28.0 -1.7 -10.4 23.3 Silber -35.8 -19.3 -11.9 34.7 Platin -11.0 -11.9 -26.2 18.0 7.2 -45.9 -30.5 20.7 Rohstoffe (Performance in USD) Rohöl der Sorte WTI Rohöl der Sorte Brent 0.0 -49.7 -35.9 26.2 S&P GSCI Commodity Index -1.2 -33.1 -32.9 1.1 Bloomberg Commodity Index -9.5 -17.0 -24.7 5.6 Währungen EUR/CHF 1.5 -1.9 USD/CHF -2.8 11.7 GBP/CHF -1.0 5.2 JPY/CHF -20.1 -2.1 0.4 14.2 -9.6 0.6 0.7 -1.8 5.5 13.3 -1.7 -2.9 4.5 1.7 0.4 0.8 -4.8 -12.8 Alternative Risikoprämien dbx Systematic Alpha, hdg. CHF1 Insurance Linked Bonds, hdg. CHF2 Long-Short Equity CHF -4.6 SWC (LU) Systematic Volatility -0.9 Mikrofinanz3 -1.3 2015 2012 2009 2006 2003 2000 1997 1994 1991 1988 1985 1982 1979 1976 120 100 80 60 40 20 0 -20 1973 Anleger setzten vermehrt wieder auf Gold Der Goldpreis ist in den letzten Wochen auf ein Mehrjahreshoch geklettert. Hintergrund bildet das wiedererwachte Interesse der westlichen Finanzindustrie. Mit rund 570 Tonnen flossen den Gold-ETFs so viel Mittel zu wie noch nie innerhalb eines Halbjahres – auch nicht während der Finanzkrise. Auch die Münzabsätze gestalteten sich überaus lebhaft. Erhöht haben sich aber auch die Netto-LongPositionierungen der Finanzindustrie an den Terminmärkten, womit vorübergehend höhere Korrekturgefahren einhergehen könnten. Einerseits führt das historische Tiefzinsumfeld dazu, dass durch das Halten von «zinslosem» Gold keine Opportunitätskosten anfallen (Grafik 1). Andererseits wird das Interesse der Finanzinvestoren durch zahlreiche politische Unsicherheiten und Unwägbarkeiten akzentuiert, die auch nach dem Brexit-Referendum bestehen bleiben. Dazu gehört die Krise der italienischen Banken, die Anfang November anstehende US-Wahl und allein fünf wichtige Parlamentswahlen im Jahr 2017 in Europa. Der Goldpreis scheint daher trotz seines beachtlichen Anstiegs seit Jahresbeginn von rund 25% gut abgestützt zu sein. Ein Unsicherheitsfaktor stellt allerdings die US-Zinspolitik und eine damit verbundene USD-Aufwertung dar. 2013 2014 2015 2016 1970 Cat Bonds (Insurance-Linked Strategies) Mit einer Anlage in Cat Bonds übernimmt der Investor das Versicherungsrisiko für Schäden aus Naturkatastrophen. Das Risiko konzentriert sich dabei vor allem auf Wirbelstürme und Erdbeben in den USA, Westeuropa und Japan. Im Gegenzug wird der Anleger mit einer Prämie entschädigt. Cat Bond-Fonds diversifizieren ihre Anlagen nach Gefahrenarten, Geografie und Jahreszeiten. Dadurch wird eine über einen längeren Zeitraum hinweg stabile Performance erzielt, welche keine Korrelation zu den traditionellen Hauptanlageklassen aufweist. Cat Bonds eignen sich deshalb hervorragend zur Diversifikation eines Portfolios. Nichtsdestotrotz besteht die Gefahr von Kapitalverlusten, wenn grössere Katastrophen in den oben erwähnten Risikoarten eintreten. Im laufenden Jahr gab es allerdings weder Tropenstürme noch Überschwemmungen, welche einen negativen Einfluss auf die Performance der Fonds hatten. Auch das schwere Erdbeben in Italien von Ende August führt nach aktuellen Informationen nicht zu einer Wertminderung der Fonds, da es sich um ein regionales Ereignis handelt. Zudem ist das Exposure der Fonds gegenüber Naturkatastrophen in Italien äusserst gering. Opportunitätskosten von Gold aus CHF-Sicht 7 Performance in % (Total Return) 29.07.2016 bis 31.08.2016 Lokal in CHF in EUR in USD 31.12.2015 bis 31.08.2016 Lokal in CHF in EUR in USD Aktien Schweiz Schweiz Schweiz Eurozone Eurozone Deutschland Deutschland Frankreich Holland Italien Spanien Grossbritannien Schweden Norwegen Finnland USA USA USA USA Kanada Australien Japan Singapur Hong Kong Shanghai Industrieländer Schwellenländer Schwellenländer Schwellenländer Schwellenländer SPI Index SMI Index SPI EXTRA Index Euro Stoxx 50 Index Euro Stoxx Mid-Cap Index DAX Index DAX Mid-Cap Index CAC 40 Index AEX Index FTSE MIB Index IBEX 35 Index FTSE 100 Index OMX 30 Index OBX Index HEX Index Dow Jones Industrial S&P 500 Index Russel 2000 Index Nasdaq Composite Index TSX Composite Index All Ordinaries Index Nikkei 225 Index Straits Times Index Hang Seng Index Shanghai SE Comnposite MSCI Welt MSCI Emerging Markets MSCI EM Asien MSCI EM Südamerika MSCI EM Europa 1.0 0.9 1.3 1.2 1.1 2.5 1.1 0.0 1.9 0.6 1.5 1.7 2.3 0.8 0.4 0.3 0.1 1.8 1.2 0.3 -1.1 2.0 -0.2 5.2 3.7 0.4 2.8 3.8 1.1 1.3 1.0 0.9 1.3 2.4 2.3 3.8 2.4 1.2 3.2 1.8 2.8 2.0 3.5 3.5 1.7 1.9 1.8 3.5 2.9 1.3 -0.5 2.7 0.0 7.0 5.0 1.8 4.2 5.8 2.4 3.6 -0.3 -0.3 0.1 1.2 1.1 2.5 1.1 0.0 1.9 0.6 1.5 0.7 2.2 2.2 0.4 0.7 0.5 2.2 1.6 0.1 -1.8 1.5 -1.3 5.7 3.7 0.5 2.9 4.4 1.1 2.4 -0.7 -0.7 -0.3 0.8 0.7 2.1 0.7 -0.4 1.5 0.2 1.1 0.3 1.8 1.8 0.0 0.3 0.1 1.8 1.2 -0.3 -2.2 1.1 -1.7 5.3 3.3 0.1 2.5 4.0 0.7 1.9 -2.0 -3.7 6.6 -4.2 -1.4 -1.4 3.0 -1.2 6.4 -18.3 -5.7 12.2 1.9 2.1 1.8 7.7 7.8 10.2 5.1 14.4 7.5 -10.3 1.2 8.1 -11.1 3.8 10.8 9.3 23.0 10.0 -2.0 -3.7 6.6 -3.6 -0.8 -0.8 3.7 -0.6 7.1 -17.7 -5.1 -2.2 -1.7 6.3 2.4 5.7 5.8 8.2 3.2 18.9 9.0 2.4 3.4 6.0 -15.2 3.1 12.4 9.4 30.8 15.6 -2.6 -4.3 6.0 -4.2 -1.4 -1.4 3.0 -1.2 6.4 -18.3 -5.7 -2.8 -2.3 5.6 1.8 5.0 5.2 7.5 2.5 18.2 8.3 1.7 2.7 5.4 -15.7 2.4 11.7 8.8 30.0 14.9 -0.1 -1.9 8.6 -1.8 1.1 1.1 5.6 1.3 9.1 -16.2 -3.3 -0.3 0.2 8.3 4.3 7.7 7.8 10.2 5.1 21.2 11.1 4.3 5.3 8.0 -13.6 5.0 14.5 11.5 33.3 17.8 Obligationen CHF CHF CHF CHF EUR EUR EUR EUR EUR EUR EUR GBP SEK NOK DKK USD CAD AUD NZD JPY Diverse Gesamtmarkt Eidgenossen Schweizer Pfandbriefe Corporate global (CHF hdg.) Staatsanleihen Eurozone Staatsanleihen Deutschland Staatsanleihen Frankreich Staatsanleihen Italien Staatsanleihen Spanien Covered Bonds Corporate global (EUR hdg.) Staatsanleihen Grossbritannien Staatsanleihen Schweden Staatsanleihen Norwegen Staatsanleihen Dänemark Staatsanleihen USA Staatsanleihen Kanada Staatsanleihen Australien Staatsanleihen Neuseeland Staatsanleihen Japan Staatsanleihen Emerging Markets -0.3 -0.8 -0.4 -0.3 -0.8 -0.4 0.2 0.9 0.7 0.5 1.6 1.3 1.4 1.6 3.1 1.2 2.0 0.7 1.1 1.2 0.9 2.4 -0.5 1.8 -1.5 -2.0 -1.6 -1.0 -0.3 -0.6 -0.7 0.3 0.1 0.1 0.3 1.8 -0.1 0.8 -0.5 -0.2 -0.1 -0.4 1.2 -1.7 0.6 -1.9 -2.4 -2.0 -1.4 -0.7 -1.0 -1.1 -0.1 -0.3 -0.3 -0.1 1.4 -0.5 0.4 -0.9 -0.6 -0.5 -0.8 0.7 -2.1 0.2 3.5 6.0 3.1 3.5 6.0 3.1 7.3 6.8 7.1 7.7 5.2 7.1 4.4 8.5 2.6 3.2 6.7 9.4 3.6 8.0 8.9 11.5 20.3 2.1 2.9 5.3 2.4 6.6 6.1 6.4 7.0 4.5 6.4 3.7 7.8 1.9 2.5 6.1 8.7 3.0 7.4 8.2 10.8 19.6 1.4 5.5 8.0 5.0 9.3 8.8 9.1 9.7 7.1 9.1 6.3 10.5 4.5 5.1 8.7 11.4 5.6 10.1 10.9 13.6 22.6 4.0 Weitere Anlageklassen Immobilien Immobilien Immobilien Rohstoffe Rohstoffe Rohstoffe Rohstoffe Rohstoffe Rohstoffe SXI Real Estate Funds Index SXI Real Estate Shares Index FTSE EPRA/NAREIT Global Index S&P/GSCI Commodity Index Bloomberg Commodity Index Gold - Feinunze US-Leichtöl( WTI) - Barrel Aluminium Kupfer 0.3 -1.3 n.a. 1.8 -1.8 -3.1 7.5 -2.5 -6.3 0.3 -1.3 -0.5 3.5 -0.1 -1.5 9.2 -0.9 -4.7 -1.0 -2.6 -1.7 2.2 -1.4 -2.7 7.9 -2.1 -5.9 -1.4 -3.0 -2.1 1.8 -1.8 -3.1 7.5 -2.5 -6.3 7.1 14.3 9.8 -0.8 3.6 21.0 18.5 4.4 -3.9 6.4 13.6 9.1 -1.4 3.0 20.3 17.7 3.7 -4.5 9.1 16.4 11.9 1.1 5.6 23.3 20.7 6.3 -2.1 Perspektiven, September 2016 -0.3 -0.6 -0.7 0.3 0.1 0.1 0.3 2.8 0.0 -0.6 -0.5 -0.6 0.1 0.3 0.1 -1.2 6.1 6.4 7.0 4.5 6.4 3.7 7.8 17.6 6.9 2.5 8.4 5.6 4.0 7.4 7.2 5.4 7.1 14.3 n.a. 1.1 5.6 23.3 20.7 6.3 -2.1 8 Privathaushalte mit starkem Einkommensanstieg Mit 255‘000 neu geschaffenen Stellen und Lohnzuwächsen um 2.6% fiel der Arbeitsmarktbericht im Juli wieder sehr stark aus. Seit Jahresbeginn belaufen sich die monatlichen Stellenzuwächse damit auf knapp 190‘000. Diese werden mit Erreichen der Vollbeschäftigung in den nächsten Quartalen zwangsläufig merklich zurückgehen. Die gesamtwirtschaftliche Lohnsumme dürfte aber trotzdem zulegen, nunmehr getragen von höheren Lohnzuwächsen. Zuletzt stieg die gesamtwirtschaftliche Lohnsumme mit einem Monatszuwachs von 0.8% überaus kräftig an. Unterstützt wird der Einkommensanstieg der Privathaushalte von der Wertsteigerung ihrer Immobilien. Damit stehen die Zeichen weiter auf eine fortgesetzt robuste US-Konsumkonjunktur, die sich im 2. Quartal mit real über 4% sehr lebhaft gestaltete. Dass das Bruttoinlandsprodukt dennoch so mager ausfiel, lag an etlichen Sonderfaktoren wie einem massiven Lagerabbau, der sich im laufenden Quartal schwerlich wiederholen sollte. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.7 2.4 2015 2016* 2017* 2.6 2.0 2.6 Staatshaushalt** –6.3 –2.8 –2.3 –1.9 –1.6 Leistungsbilanz** –3.8 –2.5 –2.7 –2.9 –3.0 Inflation*** 2.3 1.6 0.1 1.7 2.5 Arbeitslosenrate*** 6.9 6.3 5.2 4.8 4.7 Zinsschritt im September wenig wahrscheinlich Einerseits rechnen die Marktteilnehmer mehrheitlich nicht mit einer Zinserhöhung Ende September. Andererseits ist gemäss der US-Notenbank (Fed) der reale Fed-Funds-Satz mit aktuell -1% gar nicht mehr weit vom realen, neutralen Zins von 0% entfernt. Gegen einen zeitnahen Zinsschritt spricht aber vor allem der folgende Faktor: Erstmals liessen Fed-Mitglieder verlauten, es sei schwer, die Zinsen in einem Umfeld anzuheben, in dem diese von allen anderen Notenbanken gesenkt werden. Darüber hinaus finden nicht einmal sechs Wochen nach der nächsten Fed-Sitzung die US-Präsidentschaftswahlen statt. Die US-Notenbank dürfte ihren aktuellen Leitzins bis nach den Wahlen beibehalten. Fiskalpolitik nach US-Wahl lockerer? Unabhängig vom Ergebnis der US-Wahlen zeichnet sich ein eher wieder lockerer fiskalischer Kurs ab, ob infolge von Steuersenkungen oder Infrastrukturmassnahmen. Da die US-Volkswirtschaft bereits an ihrer Kapazitätsgrenze operiert, drohen insbesondere im zweiten Fall erhöhte Überhitzungsgefahren, auf die das Fed ab 2017 mit weniger zögerlichen Zinsanhebungen reagieren könnte. Perspektiven, September 2016 9 Wachstum im 2. Quartal ziemlich solid In der Eurozone standen die Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des 2. Quartals im Fokus. Das BIPWachstum von 0.3% der ersten Schätzung wurde bestätigt. Somit ist die Eurozone etwas stärker gewachsen als erwartet. Das gute Resultat ist insbesondere dem robusten Wachstum in Spanien, den Niederlanden und Deutschland zu verdanken. Die deutsche Wirtschaft hat zwar etwas an Fahrt verloren, allerdings fiel die Abkühlung weniger dramatisch aus als befürchtet. Mit einem BIP-Zuwachs von 0.4% gegenüber dem 1. Quartal wurden die Erwartungen klar übertroffen. Positive Impulse kamen laut Statistikern insbesondere vom Aussenbeitrag und von den Konsumausgaben sowohl von den Privaten wie auch vom Staat. Wenn wir den Blick nach vorne richten und die konjunkturellen Vorlaufindikatoren deuten, zeigt sich indes, dass die Konjunktur im 3. Quartal wieder an Dynamik verliert. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.0 1.1 2015 2016* 2017* 1.6 1.1 0.5 Staatshaushalt** -3.3 -3.0 -2.6 -3.1 -2.0 Leistungsbilanz** 0.9 2.8 3.3 2.9 2.5 Inflation*** 2.0 0.4 0.0 0.3 1.0 Arbeitslosenrate*** 9.6 11.9 10.9 10.5 10.2 Italien schwach, Frankreich so lala Das stagnierende Wachstum im 2. Quartal in Italien ist tatsächlich bedenklich. Zum einen weist Italien die schwächsten realwirtschaftlichen Aktivitätsindikatoren unter den Euromitgliedern auf. Zum anderen wird das italienische Bankensystem nach wie vor von faulen Krediten in Höhe von EUR 360 Mrd. belastet. Es ist damit zu rechnen, dass die italienischen Banken weniger Kredite vergeben werden und daher die Investitionen sowie der Privatkonsum rückläufig ausfallen werden. Somit steigt das Rezessionsrisiko in Italien wieder an. Als weniger problematisch erachten wir die Stagnation im 2. Quartal in Frankreich – diese dürfte temporärer Natur sein. Zwar bleiben die Erwartungen für Frankreichs Wachstum auch 2016 bescheiden, es gibt aber auch ein paar Silberstreifen am Horizont. Die Arbeitslosenrate ist in Frankreich im 2. Quartal 2016 um 0.3 Prozentpunkte gesunken. Nach 10.2% im 1. Quartal 2016 erreichte sie 9.9%. Dies ist die tiefste Arbeitslosenrate seit Mitte 2012. Insbesondere für den in Frankreich gewichtigen Privatkonsum ist dies ein positives Zeichen. Da zudem die französischen Banken im Stresstest der Europäischen Zentralbank gut abgeschnitten haben, dürfte das Wachstum in Frankreich im 3. Quartal wieder etwas anziehen. Perspektiven, September 2016 10 Divergierende Vorlaufindikatoren Das KOF-Konjunkturbarometer ist im Juli stabil geblieben und signalisiert damit – trotz Brexit-Votum – unverändert günstige Perspektiven für die Schweizer Konjunktur. Trotz erhöhter Unsicherheit schätzen die Unternehmen die Exportchancen als solide ein. Auch aus dem Bankensektor kommen positive Rückmeldungen zum erwarteten Geschäftsgang. Hingegen hat sich – wenig erstaunlich – die Einschätzung des verarbeitenden Gewerbes eingetrübt. So ist der Einkaufsmanagerindex für die Schweiz im Juli deutlich gefallen und notiert aktuell nur noch knapp über der neutralen Marke von 50 Punkten. Insbesondere die Produktion und die Kapazitätsauslastung haben sich verschlechtert. Auffällig ist zudem die markante Aufstockung der Verkaufslager – ein Hinweis auf eine überraschend schwach ausgefallene Nachfrage. Der Personalbestand wurde im Juli wieder etwas abgebaut. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 2.2 1.9 Staatshaushalt** –0.2 –0.1 Leistungsbilanz** 11.2 8.9 Inflation*** 0.6 0.0 Arbeitslosenrate*** 3.5 3.0 2015 2016* 2017* 0.8 1.1 0.9 0.0 0.0 –0.1 11.8 11.3 8.0 –1.1 –0.4 0.1 3.2 3.3 3.5 Erwerbstätigkeit auf neuem Höchststand Die Zahl der Erwerbstätigen ist im 2. Quartal abermals gestiegen und beläuft sich auf über 5 Mio. Personen – ein neuer Höchstwert. Die Zahl der ausländischen Arbeitskräfte wächst weiterhin deutlich stärker als die der Schweizer. Auch die Erwerbslosenzahl ist weiter gestiegen. Die Erwerbslosenquote hat sich leicht auf 4.3% erhöht, während sie in der Eurozone erneut rückläufig ist. Dennoch gehört die Schweiz punkto Arbeitsmarktlage zu den Spitzenreitern, insbesondere bezüglich Jugendarbeitslosigkeit, wo die Schweiz die tiefste Quote aufweist. Renditen weiterhin nahe historischem Tief Die im August beobachtete relativ entspannte Lage an den Finanzmärkten widerspiegelt sich auch in den Schweizer Renditen, die sich von ihren jüngst verzeichneten historischen Tiefständen gelöst haben. Gleichzeitig deutet die Entwicklung der Girokonten bei der SNB darauf hin, dass die Notenbank zuletzt deutlich weniger am Devisenmarkt intervenieren musste als bis Mitte Juli. Wir rechnen vorläufig mit einer Seitwärtsbewegung der Renditen. Beim EUR/CHF-Wechselkurs gehen wir zunächst von einer Seitwärtsbewegung um 1.08 aus, auf Jahressicht liegt eine leichte Abwertung des Schweizer Frankens drin. Perspektiven, September 2016 11 Stützt der britische Konsument die Konjunktur? Als Reaktion auf den Brexit-Entscheid senkte die Bank of England (BoE) an ihrer letzten Sitzung Anfang August die Wachstumsprognose für 2017 von 2.3% auf lediglich 0.8%. Dies dürfte eine technische Rezession implizieren. Ob es dabei bleibt oder ob eine längere und tiefere Rezession zu befürchten ist, wird wesentlich vom britischen Konsumenten abhängen. Denn die Investitionstätigkeit, allen voran im Bauwesen, dürfte spätestens im Schlussquartal in den Kontraktionsbereich fallen. Hierauf deutet auch die BoEUmfrage zum Geschäftsklima hin: In allen Sektoren der Volkswirtschaft hat sich die Stimmung markant eingetrübt, mit Ausnahme der britischen Exportwirtschaft, wo allerdings lediglich der Negativtrend gestoppt werden konnte. Somit wird sich die künftige Arbeits- und Einkommenssituation der Privathaushalte verschlechtern. Zudem wird das real verfügbare Einkommen vom zu erwartenden, abwertungsbedingten Preisauftrieb spürbar beschnitten werden. Falls eine deutliche Korrektur am britischen Häusermarkt und damit verbundene negative Vermögenseffekte hinzukämen, müsste eine nachhaltigere Rezession befürchtet werden. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.4 3.1 2015 2016* 2017* 2.2 1.1 0.6 Staatshaushalt** –6.0 –5.5 –5.1 –4.8 –5.0 Leistungsbilanz** –2.8 –5.1 –5.5 –5.1 –4.8 Inflation*** 2.6 1.5 0.0 1.4 4.1 Arbeitslosenrate*** 6.6 7.4 7.0 7.0 7.4 BoE: Weitere Lockerungen in der Pipeline Im jüngsten Protokoll der BoE kommt zum Ausdruck, dass die Mehrheit der Mitglieder des geldpolitischen Komitees die Zinsen bis Jahresende weiter auf knapp über 0% senken wollen. Anders als die Mehrheit der Marktteilnehmer gehen wir hiervon ebenfalls aus. Der Zinsschritt dürfte zeitgleich mit der Publikation des vierteljährlichen Inflationsberichts der BoE im November erfolgen. Das GiltAufkaufprogramm, das sechs Monate läuft, hat bereits in den ersten Tagen aufgrund der Ausgedünntheit des GiltMarktes Schwierigkeiten bereitet. Daher erachten wir eine Ausdehnung des Gilt-Aufkaufprogramms aktuell als wenig wahrscheinlich. Vermutlich dürften aber die bisher auf GBP 10 Mrd. begrenzten Aufkäufe von Corporate Bonds ausgeweitet werden. Vor diesem Hintergrund dürften die Renditen über das gesamte Laufzeitenspektrum weiter sinken, obwohl sie seit dem Brexit-Votum bereits um 100 Basispunkte nachgegeben haben (einschliesslich des 50jährigen Laufzeitenbereichs). Perspektiven, September 2016 12 Wirtschaft wächst im zweiten Quartal nur minimal Die japanische Wirtschaft kam im 2. Quartal nicht vom Fleck. Das BIP stagnierte im Vergleich zum Vorquartal. Auf ein Jahr hochgerechnet betrug das Wachstum minimale 0.2% nach aufwärtsrevidierten 2.0% (zunächst 1.9%) im Startquartal 2016. Zuvor befragte Ökonomen hatten immerhin im Schnitt mit einem Plus von 0.7% eine merklich höhere Rate erwartet. Vor allem sinkende Investitionen sind der Grund für den Rückgang. Der private Konsum zog zwar um 0.2% an, blieb aber ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Neben schleppenden Investitionen und schwachem privaten Konsum belastet die Aufwertung der Landeswährung Yen. Diese bremst die Exporte des Landes, da die Produkte im Ausland teurer werden. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 0.7 –0.1 0.6 0.5 0.9 Staatshaushalt** –6.1 –7.7 –6.6 –6.2 –5.3 Leistungsbilanz** 2.7 0.5 3.3 3.2 3.0 –0.4 2.7 0.8 –0.1 0.4 4.3 3.6 3.4 3.2 3.1 Inflation*** Arbeitslosenrate*** 2015 2016* 2017* Teuerung verharrt in der Deflation Im Juli erlebten die Verbraucherpreise den stärksten Rückgang seit März 2013. Die Preise fielen um 0.4% zum Vorjahr zurück. Es war der dritte Rückgang in Folge. Bei der Kernrate der Verbraucherpreise, die schwankungsanfällige Preise für Nahrungsmittel und auch für Energie ausklammert, stiegen die Preise lediglich um 0.3%. Trotz ihrer ultralockeren Geldpolitik gelingt es der Notenbank offenbar nicht, die seit Jahren andauernde Deflation zu stoppen. Was wohl wird BoJ-Gouverneur Haruhiko Kuroda nach der massiven Ausweitung der Ankäufe von Staatsanleihen, dem Kauf inländischer Aktien und der Einführung von Negativzinsen noch aus dem Hut zaubern? Sollen womöglich die Negativzinsen verschärft werden? Bank of Japan stösst an ihre Grenzen Japan weist sowohl die höchste Staatsverschuldung wie auch das grösste Budgetdefizit unter den entwickelten Volkswirtschaften auf. Angesichts des zweifelhaften Leistungsausweises der unkonventionellen Geldpolitik stellt sich zusehends die Frage, ob die Bank of Japan (BoJ) an ihre Grenzen stossen. Wenn Strukturreformen nicht angepackt werden, die Fiskalpolitik limitiert ist und die Geldpolitik an ihre Grenzen stösst, könnte Helikoptergeld (Seite 6) eine logische Fortsetzung der bisherigen unkonventionellen Massnahmen darstellen. Trotz gegenteiliger Beteuerungen ist Helikoptergeld in Japan nicht definitiv vom Tisch. Perspektiven, September 2016 13 Juli-Konjunkturdaten unter den Erwartungen Die wichtigsten Monatsdaten – die Industrieproduktion, die Detailhandelsumsätze, der Aussenhandel sowie die Investitionen – lagen im Juli unter den Markterwartungen. Die Daten dürften von den Überschwemmungen leicht beeinträchtigt worden sein. Dennoch zeigt die Entwicklung deutlich, dass die chinesische Volkswirtschaft weiterhin wirtschaftspolitische Unterstützung braucht. Dies dürfte primär über die Fiskalpolitik und Infrastrukturinvestitionen erfolgen und weniger über geldpolitische Massnahmen. So hat die Zentralbank in einem Bericht jüngst ihre Sorgen bezüglich Kreditrisiken und wieder ansteigender Abwertungserwartungen für den Renminbi bei einer zu grosszügigen Liquiditätszuführung geäussert. Es gibt vermehrt Anzeichen dafür, dass die Regierung der Reform der Staatsunternehmen sowie den Problemen der Überkapazitäten, der Zombie-Firmen und der notleidenden Kredite grössere Aufmerksamkeit schenken will. Diese Entwicklung ist längerfristig positiv zu bewerten, wirkt kurzfristig jedoch wachstumsbremsend. Wir halten somit an unserer Einschätzung einer leichten Wachstumsverlangsamung im 2. Halbjahr fest. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 10.3 7.3 2015 2016* 2017* 6.9 6.5 6.2 Staatshaushalt** –1.4 –2.1 –3.4 –3.8 –3.8 Leistungsbilanz** 5.2 2.1 3.0 2.8 2.5 Inflation*** 3.1 2.0 1.4 1.9 2.0 Arbeitslosenrate*** 4.1 4.1 4.1 4.1 4.1 Devisenreserven haben sich vorerst stabilisiert Was die Kapitalabflüsse und die Abschwächung des Renminbi betrifft, hat sich die Situation jüngst erwartungsgemäss beruhigt. Die Devisenreserven haben sich in den letzten Monaten bei rund USD 3.2 Bio eingependelt und die Kapitalabflüsse haben gegenüber ihren Rekordwerten Ende 2015 / Anfang 2016 substanziell abgenommen. Verantwortlich dafür sind unter anderem die nachlassenden Befürchtungen bezüglich einer massiven CNY-Abwertung. Dies wiederum ist der Wachstumsstabilisierung in China, der Verschiebung der nächsten US-Zinserhöhung und der nur leicht festeren US-Währung zu verdanken. Sollte sich jedoch einer oder mehrere dieser Faktoren in nächster Zeit spürbar verändern, könnten die Kapitalabflüsse aus China wieder ansteigen. Vor dem G20-Treffen in China im September und der Aufnahme des Renminbi in den Währungskorb der Sonderziehungsrechte im Oktober wird die Zentralbank wohl versuchen, die chinesische Währung relativ stabil zu halten. Perspektiven, September 2016 14 Konjunktur auf gutem Weg Nach einem Wirtschaftswachstum von 2.7% zu Jahresbeginn hat sich die Konjunktur im 2. Quartal spürbar abgeschwächt. Dies war aber ausschliesslich auf die wochenlangen, verheerenden Waldbrände in Alberta zurückzuführen. Im 2. Halbjahr sollten die damit verbundenen Aufbauarbeiten umgekehrt zu einem recht kräftigen Wirtschaftswachstum beitragen, das gemäss der Bank of Canada (BoC) mit 1.7% (2016) und 2.2% (2017) oberhalb der Potenzialwachstumsrate liegen dürfte. Spürbare Wachstumsbeiträge werden auch von den steigenden Staatsausgaben der Regierung Trudeau im Bereich Infrastrukturmassnahmen erwartet. Die Outputlücke Kanadas dürfte sich gemäss der BoC aber kaum vor April 2017 schliessen. Dies dürfte zunächst noch mit einem preisdämpfenden Effekt einhergehen. Die Kernrate übertraf zwar abwertungsbedingt die 2%-ige Zielmarke, doch der interne Preisauftrieb gestaltet sich sehr schwach, vor allem das Lohnwachstum. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 2.0 2.5 2015 2016* 2017* 1.1 2.8 2.3 Staatshaushalt** –1.2 –0.7 –1.1 –1.3 –1.0 Leistungsbilanz** –1.1 –3.3 –3.5 –3.8 –3.5 Inflation*** 1.8 1.9 1.1 2.1 2.5 Arbeitslosenrate*** 7.0 6.8 6.9 7.0 6.8 Keine weitere Zinssenkung Im Zuge der nunmehr seit fast zwei Jahren laufenden tiefgreifenden Entwicklung von Kanadas Wirtschaft weg vom Energie- hin zum Non-Energy-Sektor ist die Arbeitslosenrate lediglich von 6.5% (Ende 2014) auf aktuell leicht über 7% gestiegen. Dies wohlgemerkt bei einer Partizipationsrate, die wieder so hoch ist wie vor der Finanzkrise. Die BoC zeigt sich optimistisch, dass die Non-Energy-Exporte auch künftig kräftig zulegen werden, unter anderem dank des kompetitiven kanadischen Dollars, der sich während der Anpassungsjahre von 1.05 auf 1.30 USD/CAD, zeitweise sogar auf über 1.40 USD/CAD abwertete. Etliche der Non-Energy-Sektoren operieren bereits an der Kapazitätsgrenze, sodass künftig Investitionen erforderlich sein werden. Vor diesem Hintergrund blieb der Konsum insgesamt robust. Wir erwarten keine weitere Zinssenkung der BoC – nicht nur aufgrund der wieder recht soliden Wachstumsaussichten und der bereits sehr lockeren monetären Bedingungen (inkl. CAD-Wechselkurs), sondern auch wegen der niedrigzinsbedingt deutlich steigenden Verschuldung der kanadischen Privathaushalte. Voraussetzung für dieses Szenario ist allerdings, dass die Ölpreise nicht erneut markant nachgeben. Perspektiven, September 2016 15 Norwegische Notenbank vor Leitzinssenkung An der letzten Sitzung Ende Juni beliess die norwegische Notenbank ihre Leitzinsen unverändert bei 0.5%. Allerdings war sich die Mehrheit ihrer Mitglieder darüber einig, dass weitere monetäre Stimuli noch im Jahresverlauf – also spätestens im Dezember, wenn nicht bereits am 22. September – erfolgen müssen. Sie rechnet in ihren Leitzinsprognosen mit einem Satz von 0.2% sogar bis 2017/18. Hintergrund bilden eine Outputlücke, die sich 2019 auf rund 1% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) belaufen wird, und eine Inflation, die sich zu diesem Zeitpunkt mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% unter die Zielinflation von 2.5% abgeschwächt haben wird. Zurzeit liegt die Inflationsrate jedoch abwertungsbedingt bei sehr hohen 3.7%. Gemäss der norwegischen Notenbank dürfte der Effekt der NOK-Abwertung auf die Inflation aber rasch auslaufen, zumal der inländische Kostendruck, insbesondere der Lohndruck, im laufenden Jahr abnehmen wird. So haben sich die Lohnzuwächse im bisherigen Jahresverlauf auf niedrige 1% verlangsamt (Schlussquartal 2015: 1.5%). Der nicht zu unterschätzenden Gefahr einer weiteren, niedrigzinsbedingten Überhitzung am norwegischen Häusermarkt soll mit regulativen Massnahmen begegnet werden. Schon heute liegt die Verschuldung der Privathaushalte bei historisch hohen 95% des BIP. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 1.5 2.4 2015 2016* 2017* 1.1 1.3 2.3 Staatshaushalt** 14.1 8.1 6.5 5.7 5.1 Leistungsbilanz** 14.5 8.3 7 6.5 5.9 Inflation*** 1.8 1.9 2.7 2.4 2.7 Arbeitslosenrate*** 3.6 3.5 3.8 4.2 4.3 Wirtschaft noch nicht auf Wachstumspfad Die norwegische Wirtschaft, die noch im 1. Quartal um 2.5% zugelegt hatte, dürfte im 2. Quartal wohl nur stagniert haben (wie bereits im Schlussquartal 2015). Nicht nur für 2016, sondern auch für 2017 hat die norwegische Notenbank ihre Wachstumsprognosen jüngst erneut nach unten revidiert, obwohl der fiskalische Stimulus im laufenden Jahr stärker ausfallen sollte als von ihr zuvor erwartet. Insbesondere nahm sie ihre Prognosen beim Exportwachstum zurück, unter anderem aufgrund der nicht mehr ganz so schwachen NOK und der sich abzeichnenden deutlichen Wachstumsabschwächung in Grossbritannien, das für Norwegen ein wichtiger Handelspartner ist. Weiterhin stark belastend wirken die rückläufigen Energieinvestitionen, die auch negative Folgen für die Zulieferindustrie auf dem Festland und die dortige Arbeitsmarktentwicklung haben. Perspektiven, September 2016 16 Einkaufsmanagerindizes im Juli gestiegen Die seit einiger Zeit zu beobachtende Stabilisierung des Wirtschaftswachstums in den aufstrebenden Volkswirtschaften wird durch die jüngsten Einkaufsmanagerindizes (PMI) untermauert. Sowohl der Manufacturing als auch der Services PMI sind weiter angestiegen (Grafik 1). Zu erwähnen ist allerdings, dass der Einkaufsmanagerindex für die Industrie um die Marke von 50 schwankt, was der Grenze zwischen Expansion und Kontraktion der Industrieproduktion entspricht. Die Entwicklung im Industriesektor kann somit generell als verhalten bezeichnet werden. Dasselbe gilt für die Exporte. In vielen Ländern präsentiert sich die Lage im Dienstleistungssektor vielversprechender. Allerdings wird der Services PMI nur in wenigen Schwellenländern erhoben. Regionale PMI-Entwicklung Interessant ist es auch, die Entwicklung in den einzelnen Regionen zu betrachten (Grafik 2). Am zuversichtlichsten sieht das Bild in Asien aus. In den zwei grössten asiatischen Schwellenländern China und Indien hat sich der PMI jüngst verbessert. Eine positive Nachricht in Indien ist der jüngste Beschluss des Parlaments zur Einführung der nationalen Mehrwertsteuer (GST), welche die unzähligen Steuern in den einzelnen Gliedstaaten ersetzen wird. Mittelfristig verspricht dies positive Wachstumsimpulse. In Lateinamerika ist die Verbesserung des PMI auf Brasilien zurückzuführen, wobei das Niveau immer noch tief ist. Rückläufig war der PMI im letzten Monat in Osteuropa. Dies war Russland, aber auch den kleineren osteuropäischen Staaten zuzuschreiben, die im Schwellenländeruniversum am stärksten von den Folgen des Brexit betroffen sind. Stabilisierung der Gewinnerwartungen Die tendenzielle Underperformance, welche die Aktienmärkte in den Schwellenländern in den letzten Jahren verzeichneten, ist zu einem beträchtlichen Teil auf die rückläufige Gewinnentwicklung zurückzuführen. Grafik 3 zeigt, dass die Gewinnerwartungen mit der Stabilisierung des Wirtschaftswachstums und der Rohstoffpreise jüngst ebenfalls Boden gefunden haben. Von einer starken Gewinndynamik ist aber noch nichts zu sehen. Perspektiven, September 2016 2004 – 13 2014 2015 2016* 2017* BIP Schwellenländer 6.0 4.6 BIP Asien 8.0 6.5 BIP Lateinamerika 3.6 1.0 BIP Osteuropa 3.5 1.6 Inflation Schwellenländer 6.0 3.7 56 55 54 53 52 51 50 49 48 2011 2012 2013 2014 45 2012 2012 2013 2014 5.9 5.8 –0.5 1.6 0.3 1.3 2.0 3.6 3.4 3.3 2016 2016 Services 2014 2010 6.1 –0.3 2015 2015 Lateinamerika 2008 4.6 Services Manufacturing Asien 120 110 100 90 80 70 60 50 2006 2013 4.3 2015 Manufacturing 56 55 54 53 53 52 51 51 50 49 49 48 472011 4.3 2012 2016 Osteuropa 2014 2016 MSCI Emerging Markets: 12-Monats-Forward-Gewinne 17 Wirtschaft kommt langsam aus der Rezession Die russische Wirtschaft scheint langsam aus ihrer schweren Rezession herauszukommen. Grund für die schwache russische Konjunktur sind die im Zuge der Ukraine-Krise verhängten westlichen Sanktionen und der Preisverfall beim Öl. Im 2. Quartal ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit –0.6% (1. Quartal: –1.2%) im Vorjahresvergleich weniger stark geschrumpft als erwartet. Die Verbesserung dürfte sich im 2. Halbjahr fortsetzen, sodass der Rückgang der Wirtschaftsleistung für 2016 markant niedriger ausfallen wird als 2015. Die Industrieproduktion hat in den letzten drei Monaten im Vorjahresvergleich durchschnittlich bereits wieder etwas angezogen. Dank leicht steigender Löhne ist der Rückgang der Detailhandelsumsätze im Juli im Jahresvergleich mit –5.0% etwas geringer ausgefallen als im Juni (–5.9%). Die Sparquote blieb jedoch hoch. 2004 – 13 2014 BIP-Wachstum 4.1 0.6 2015 2016* 2017* –3.7 –0.6 1.2 Staatshaushalt** 2.3 –0.5 –2.5 –3.8 –2.5 Leistungsbilanz** 7.7 3.2 4.7 3.8 3.8 Inflation*** 9.5 7.8 15.5 7.3 5.5 Arbeitslosenrate*** 7.6 5.2 7.0 7.5 7.0 Inflationsrate wird weiter sinken Die Inflationsrate hat sich innert Jahresfrist mehr als halbiert und ist im Juli auf 7.2% gesunken. Die schwache Konjunkturentwicklung und die Stabilisierung des Rubels sprechen für weiter sinkende Teuerungsraten. Die Regierung geht davon aus, dass das Inflationsziel von 4% bis Ende 2017 erreicht werden kann. Diese Entwicklung eröffnet der Zentralbank Spielraum für Zinssenkungen, nachdem sie den Leitzins am letzten Meeting Ende Juli unverändert bei 10.5% gelassen hat. Wir rechnen mit einer baldigen Lockerung der Zinsschraube. Steigendes Budgetdefizit Während die Staatseinnahmen im 1. Halbjahr geschrumpft sind, haben die Staatsausgaben zugenommen. Der Anteil der Erdöleinnahmen ist auf unter 40% der Gesamteinnahmen gesunken, nachdem er vor einigen Jahren noch mehr als 50% betrug. Somit dürfte das Budgetdefizit 2016 auf gegen 4% des BIP ansteigen. Die Regierung hat deshalb ihre Absicht angekündigt, das Budget bis 2020 auszugleichen. Zur Finanzierung des Defizits wird unter anderem der sogenannte Reservefonds angezapft. Sollten diese Mittel aufgebraucht werden – was gewisse Kreise annehmen –, dürfte die Regierung mit der Plünderung des zweiten Staatsfonds, des Nationalen Wohlstandsfonds, beginnen. Perspektiven, September 2016 18 Diese Publikation wurde von der Privatbank Bellerive AG aufgrund von öffentlich zugänglichen Informationen, intern erarbeiteten Daten sowie anderen unseres Erachtens verlässlichen Daten erstellt. Für deren Richtigkeit, Genauigkeit, Vollständigkeit und Aktualität kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Dem Anleger muss bewusst sein, dass die abgegebenen Informationen und Empfehlungen der Privatbank Bellerive AG sich in Anbetracht einer Veränderung des wirtschaftlichen Umfeldes jederzeit verändern können. Ein positiver Verlauf eines Wertpapiers in der Vergangenheit ist kein Garant für eine ebenso positive Entwicklung in der Zukunft. 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