Strukturbilder der Planeten l Die Symbolik der Planeten D a s S t r u k t u r b i l d d e r Ve n u s Nach der astrologischen Überlieferung werden den Gestirnen bestimmte «Eigenschaften» zugeschrieben, die sie dem Menschen bei seiner Geburt übermitteln. Dementsprechend unterscheidet die klassische Astrologie des Altertums zwischen günstigen und ungünstigen Gestirnen, je nachdem wie sie den menschlichen Anlagen Vor- oder Nachteile bringen. Johann Martin Sorge W enn bei der Geburt eines Menschen der unserer Erde benachbarte sonnennähere Planet aufging, besass der Geborene eine angenehme Wesensart und schaffte sich leicht Freunde. Also nannte man diesen Planeten nach der Liebesgöttin Venus. Der in seiner äußeren Gestalt ähnlich aussehende andere Nachbarplanet schien gerade die gegenteiligen «Wirkungen» auszulösen. Wenn er bei einer Geburt im Aufgang stand, zeigte der betreffende Mensch ein recht eigenwilliges Wesen, so dass man dieses Gestirn als den kriegerischen Mars bezeichnete. In unserer modernen Astrologie benötigt man nicht erst eine «Wirkung» im Horoskop, um zu erkennen, dass es sich bei Venus und Mars um zwei ganz verschiedene Strukturen handelt. In früheren Zeiten, da das Sternenwissen nur wenigen Eingeweihten und Priestern bekannt war, dürfte man den ursprünglichen Zusammenhängen noch näher gewesen sein. Das lässt sich aus den Planetensymbolen erkennen. Sie sind zusammengesetzt aus den Grundsymbolen wie zum Beispiel der Kreis oder der Pfeil. So erscheint das Marssymbol als die Idee, die das Wollen in eine bestimmte Richtung lenkt, das Merkursymbol als Verbindung von Seele und Körper durch den Geist, usw.. Allein aus der Interpretation dieser Symbole lässt sich schon einiges über die «Struktur» des Gestirns aussagen. Dabei wird sowohl das Wesen des Gestirns selbst als auch seine Verwirklichung im Menschen beschrieben. Der Venusaspekt Die Venus ist das verbindenden Prinzip Sonne und der Planeten. Man kann die Sonne für einmal auch als den geistigen, die Planeten als den stofflichen Aspekt des Sonnensystems betrachten. Die Sonne ist innerhalb dieses kosmischen Systems der einzige Himmelskörper, der eigenes Licht aussendet, indem aus dem Zerfall der Materie Energie produziert wird. Die Planeten dagegen sind verdichtete Masse in erstarrtem Zustand. Die Venus verbindet das Solare mit dem Planetarischen, den Geist mit der Materie, indem sie beide Schwingungsarten (Kreis) Geist und (Kreuz) Materie entstehen lässt. Das kommt in ihrem Symbol recht eindrücklich zur Geltung. Wenn man daraus mit Recht ableitet, Venus sei das Prinzip der Verbindung. Der Begriff der Verbindung ist nicht gleichbedeutend mit dem Verschwinden der Gegensätze, ist nicht das Verschmelzen zweier unterschiedlicher Gebilde zu einer neutralen Einheit. Vielmehr setzt Venus die Verschiedenheiten in eine sinnvolle gegenseitige Beziehung. Venus und die Liebe Man könnte ein Buch allein über diesen Sinn des Liebesprinzips schreiben, den uns die Venusfunktion seit Menschengedenken an das Firmament zeichnet! Jedenfalls aber sind die Erscheinungsarten der Liebe, denen man in Form des Mitleids, Dienens, Leitens, der Bevormundung bis zur Besitzergreifung des Partners immer wieder begegnet, bestenfalls ein schwaches Abbild des venusischen Prinzips. Wenn im Venussymbol der Geist mit dem Stoff eine Verbindung eingeht, so manifestiert sich dies wohl am deutlichsten in der Kunst. Die Ideen des Künstlers erfahren eine Verkörperung in der sichtbaren Form des Stoffes, mit dem er gestaltet. Es ist dasselbe wie bei der Geburt des Menschen, wo sich eine geistige Struktur mit der Materie des Körpers verbindet. Deswegen steht Venus in enger Beziehung zu diesem Vorgang, wobei man wiederum weniger an das biologische Geschehen, als an die Resonanzerscheinungen bei der Inkarnation zu denken hat. Dennoch wird sich Venus, etwa wenn sie bei der Geburtskonstellation im Aufgang steht, auch im körperlichen Bereich manifestieren. Ein solcher Mensch wird jene geistige Struktur besitzen, die nicht nur harmonische körperliche Proportionen gestaltet, was sich meist schon in der Jugend zeigt, sondern er wird auch entsprechenden Wert auf seine äussere Erscheinung legen und sie pflegen. Venus aber aufgrund solcher Zusammenhänge als «weibliches Gestirn» bezeichnen zu wollen, käme einer Verkennung ihres Strukturbildes gleich, obwohl ihr die weiblichen Organe zugeordnet und bestimmte Krankheiten dieses Bereichs als «venerisch» bezeichnet werden. Es ist eben der große Nachteil der astrologischen «Entsprechungslehre», die ungeheure Vielfalt stofflicher Erscheinungen und Vorgänge nur sieben (oder in neuerer Zeit zehn) Gestirnen zuordnen zu können. Das muss immer zu Widersprüchen führen. Wäre das «Weibliche» wirklich ein Attribut der Venus, dann müsste beispielsweise die Kunst in erster Linie dem weiblichen Geschlecht vorbehalten sein. n Titelbild: Venus Envy, Künstlerin: Heidi Taillefer www.spartan-chang livejournal.com 11