Der Gütermarkt Einführung in die Makroökonomie Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) SS 2012 9. März 2012 Der Gütermarkt 9. März 2012 1 / 29 Zusammenfassung der letzten Einheiten In den letzten Einheiten haben wir das BIP als Summe der inländischen Konsumausgaben (d.h. des privaten Konsums, der Investitionen und des staatlichen Konsums) plus der Exporte und minus der Importe definiert. Auf dieser Basis kann das österreichische BIP im Jahr 2007 folgendermaßen aufgegliedert werden. Privater Konsum (C) Investitionen (I) Staatlicher Konsum (G) Bestandsänderungen Exporte (X) Importe (Q) BIP (Y) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Mrd.e 173.65 60.88 19.58 0.88 161.42 -145.45 270.84 Der Gütermarkt % des BIP 64.12% 22.48 % 7.23% 0.32% 59.60% -53.70% 100% 9. März 2012 2 / 29 Zusammenfassung der letzten Einheiten WICHTIG Durch eine Aufgliederung des BIP in seine Komponenten kann allerdings nicht erklärt werden, wie das BIP auf eine Änderung einer dieser Komponenten reagieren wird. Im Folgenden werden wir versuchen das BIP einer Ökonomie nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu erklären. Konkret werden wir versuchen zu verstehen welchen Einfluss die Konsumentscheidungen von Haushalten, die Investitionsentscheidungen von Firmen und der staatliche Konsum auf die aggregierte Produktion haben. Dabei werden wir ein einfaches Modell, das auf Ideen von John Maynard Keynes basiert, verwenden. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 3 / 29 Der erste Schritt zum IS-LM Modell Die Idee hinter dem IS-LM Modell wurde ursprünglich von John Maynard Keynes in ”The General Theory of Employment, Interest, and Money” (1936) dargestellt John Hicks präsentierte das IS-LM Modell wie wir es besprechen 1936 Das IS-LM Modell untersucht das simultane Gleichgewicht auf einem Güter- und einem Finanzmarkt (Geldmarkt) Das IS-LM Modell ist ein statisches Modell, d.h. ein Gleichgewicht wird beschrieben und mit dem Gleichgewicht das in anderen Umständen auftritt verglichen (komparative Statik). Es wird aber nicht beschrieben wie ein Gleichgewicht erreicht wird bzw. was passsiert wenn die Wirtschaft nicht im Gleichgewicht ist. Die endogenen Variablen des IS-LM Modells sind die Produktion bzw. das Einkommen (Y ) und der Zinssatz (i). Endogene Variablen werden im Gleichgewicht durch das Modell bestimmt (vom Modell erklärt), exogene Variablen hingegen werden als gegeben angenommen. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 4 / 29 Die ersten Schritte zum IS-LM Modell Zu Beginn werden wir das Gleichgewicht auf einem isolierten Gütermarkt untersuchen. Dabei kann das reale BIP durch die Gleichheit von Angebot (Produktion) und Nachfrage bestimmt werden. Danach werden wir das Gleichgewicht auf einem isolierten Finanzmarkt untersuchen. Dabei kann der Zinssatz durch die Gleichheit des Geldangebots und der Geldnachfrage bestimmt werden. Schlussendlichen werden wir Verbindungen zwischen den beiden Märkten einführen: I I Wir werden annehmen, dass die Investitionsnachfrage vom Zinssatz abhängt. Wir werden annehmen, dass die Geldnachfrage vom realen BIP abhängt. Ein Gleichgewicht wird dann als Situation definiert in der sowohl das Angebot gleich der Nachfrage am Gütermarkt ist als auch das Geldangebot gleich der Geldnachfrage ist. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 5 / 29 Annahmen unseres Modells 1 Wir beschäftigen uns nur mit der Kurzen Frist: Preise sind konstant 2 Es gibt nur ein Gut in der Ökonomie. Dieses Gut wird für privaten Konsum, für Investitionen und für staatlichen Konsum verwendet 3 Firmen bieten jede Menge dieses Gutes zum gegebenen Preis an ⇒ im Gleichgewicht wird das Angebot gleich der Nachfrage sein 4 Die Ökonomie ist geschlossen, d.h. es finden keine Exporte oder Importe statt (es gibt auch keine anderen Verbindungen mit dem Ausland wie etwa Flüsse von Primäreinkommen oder Transfers) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 6 / 29 Diskussion der Annahmen Aus empirischer Sicht sind Preise auf kurze Frist tatsächlich konstant. Dies kann folgendermaßen erklärt werden: I I Menü Kosten: eine Preisänderung ist mit Kosten verbunden (”neue Speisekarten drucken”) und kann erst nach einer gewissen Vorbereitung implementiert werden Daher werden Firmen ihre Preise nicht sofort ändern wenn sie eine Veränderung der Nachfrage beobachten, sondern zuerst ihre Produktion an die geänderte Nachfrage anpassen (Überstunden, ...) Tatsächlich konsumieren Wirtschaftssubjekte mehr als nur ein Gut. Annahme 2 wird nur getroffen um das Modell mathematisch einfach zu halten. Annahme 3 bedeutet, dass wir uns in diesem Modell vollkommen auf die Nachfrageseite der Wirtschaft konzentrieren. Es gibt (fast) keine geschlossenen Volkswirtschaften. Annahme 4 ist falsch, aber eine Vereinfachung. Üblicherweise versucht man zuerst ein Modell für die geschlossene Volkswirtschaft zu verstehen, bevor man die Ergebnisse auf eine offene VW umlegt. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 7 / 29 Privater Konsum (C ) Aufgliederungen des BIP zeigen, dass der Private Konsum der bei Weitem wichtigste Bestandteil der inländischen Nachfrage ist Private Haushalte entscheiden über ihren Konsum auf Basis ihres verfügbaren Einkommen YD Wir können die Konsumfunktion der privaten Haushalte folgendermaßen definieren: C = C (YD ) mit C 0 > 0 Das verfügbare Einkommen von Haushalten ist als ihr Einkommen Y abzüglich der zu bezahlenden Steuern und zuzüglich der erhaltenen Subventionen definiert, d.h. YD = Y − T wobei T den Saldo der bezahlten Steuern (Steuern minus Subventionen) bezeichnet. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 8 / 29 Eine lineare Konsumfunktion Zur Vereinfachung nehmen wir an, dass der private Konsum eine lineare Funktion des verfügbaren Einkommen ist. Das heißt, dass Haushalte auf eine Erhöhung ihres verfügbaren Einkommen mit der Steigerung ihrer Konsumausgaben um einen gewissen Anteil der Einkommenserhöhung reagieren, unabhängig davon wie hoch das verfügbare Einkommen ursprünglich war.Consumption (C) C = c0 + c1 YD Consumption and Disposable Income Consumption increases with disposable income, but less than one for one. C = C (YD ) YD ≡ Y − T C = c0 + c1 (Y − T ) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 9 / 29 Eine lineare Konsumfunktion Eine lineare Konsumfunktion kann vollständig durch zwei exogen gegebene Parameter beschrieben werden: der Achsenabschnitt c0 I I I wird als autonomer Konsum bezeichnet, d.h. der Konsum ohne verfügbares Einkommen spiegelt die Konsumausgaben wieder, die zum Überleben notwendig sind (daher c0 > 0) wird durch Verkauf von Anlagen oder durch Kreditaufnahme finanziert die Steigung c1 I I I wird als marginale Konsumneigung bezeichnet spiegelt wieder um wieviel Haushalte ihren Konsum erhöhen, wenn ihr verfügbares Einkommen um eine Einheit steigt 0 < c1 < 1 Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 10 / 29 Investitionen (I ) Für den Moment nehmen wir an, dass die Investitionen exogen gegeben sind, d.h. I =I für irgendeinen Wert I . Um später eine Verbindung zwischen dem Gütermarkt und dem Finanzmarkt herzustellen, werden wir diese Annahme ändern. Wir werden dann davon ausgehen, dass die Investitionen positiv von der Produktion und negativ vom Zinssatz abhängen. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 11 / 29 Staatlicher Konsum (G ) Der staatliche Konsum und die Steuern sind exogene Parameter des Modells, d.h. G = G T = T für irgendwelche Werte G und T . Wir können daher untersuchen was passiert wenn sich diese Werte spontan ändern (Nachfrage Schocks, Fiskalpolitik) Wir werden auch analysieren ob und wie sich die Effekte von Fiskalpolitik unter verschiedenen Regimen (z.B. wenn die Regierung ein ausgeglichenes Budget erzielen will vs. wenn die Regierung ein Budgetdefizit zulässt) unterscheiden Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 12 / 29 Steuern Die Annahme, dass die vom Staat eingehobenen Steuern nicht vom Einkommen der Haushalte abhängen ist eine Vereinfachung Im Gegensatz dazu ist es auch möglich anzunehmen, dass der Staat eine lineare Steuerfunktion verwendet, d.h. T = t0 + t1 Y mit 0 < t1 < 1 Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 13 / 29 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt Der Gütermarkt ist im Gleichgewicht wenn die Nachfrage (Z ) und das Angebot gleich sind Auf Basis der Definition der Nachfrage (Z ≡ C + I + G ) und der Annahmen, die wir über C , I und G getroffen haben, ergibt sich: Z = c0 + c1 Y − T + I + G Das Angebot auf dem Gütermarkt ist durch Y gegeben (das BIP konnte nicht nur verwendungsseitig, sondern auch entstehungsseitig definiert werden) Die Gleichgewichtsbedingung für den Gütermarkt ist daher: Y =Z oder anders ausgedrückt: Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Y = c0 + c1 Y − T + I + G Der Gütermarkt (1) 9. März 2012 14 / 29 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt - Algebraische Lösung Um den Wert von Y im Gleichgewicht auf dem Gütermarkt zu finden, muss die Gleichgewichtsbedingung (1) nach Y aufgelöst werden: (1 − c1 ) Y Y Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) = c0 + I + G − c1 T 1 c0 + I + G − c1 T = 1 − c1 Der Gütermarkt (2) 9. März 2012 15 / 29 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt - Interpretation der Lösung In Gleichung (2) ist zu erkennen, dass der Wert von Y im Gleichgewicht ein Vielfaches der autonomen Ausgaben c0 + I + G − c1 T ist: Der Wert von Y im Gütermarkt - Gleichgewicht ist positiv falls die autonomen Ausgaben positiv sind. Dieser Fall ist sehr wahrscheinlich (die autonomen Ausgaben sind immer positiv wenn der Budgetüberschuss T − G nicht zu groß ist) Wären die autonomen Ausgaben negativ, gebe es kein Gleichgewicht auf dem Gütermarkt (für alle Werte von Y würde ein Überschussangebot bestehen, da das Angebot nicht negativ werden kann) ⇒ wir schließen diesen Fall aus, indem wir annehmen, dass die autonomen Ausgaben positiv sind 1 Der Faktor 1−c wird als Multiplikator bezeichnet und ist größer als 1 1 ⇒ steigen die autonomen Ausgaben (z.B. G ) um e 1, steigt die Produktion/das Einkommen im Gleichgewicht um mehr als e 1 Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 16 / 29 Gleichgewicht auf dem Gütermarkt - Graphische Lösung In vielen Fällen kann eine Analyse des Modells auch graphisch durchgeführt werden. Dazu ist aber nötig, dass Gleichgewicht auch graphisch zu bestimmen. Dazu gehen wir folgendermaßen vor: 1 wir zeichnen die Nachfrage Z als Funktion des Einkommen Y ⇒ die Funktion ZZ im folgenden Diagramm 2 wir zeichnen das Angebot/die Produktion Y als Funktion des Einkommen ⇒ 45◦ Linie (Y = Y ) 3 wir suchen den Schnittpunkt der beiden Funktionen (der einzige Punkt an dem Nachfrage und Angebot gleich sind) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 17 / 29 e Determination of Equilibrium Output Gleichgewicht auf dem Gütermarkt - Das Keynesianische Graph Kreuz Z (c0 I G c1T ) c1Y -2 in the et put is determined that production mand. ot production as on of income. d, plot demand as on of income. librium, tion equals d. on Education, Inc. Publishing as Prentice Hall • Macroeconomics, 5/e • Olivier Blanchard Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 18 of 32 9. März 2012 18 / 29 Der Multiplikator - Graphische Analyse Angenommen die autonomen Ausgaben steigen um ∆ = 1 Mrd. Das 3 bedeutet, The Determination of Equilibrium Output dass sich im Diagramm die ZZ Funktion parallel nach oben verschiebt: ng a Graph Figure 3 - 3 e Effects of an crease in Autonomous ending on Output increase in autonomous nding has a more than oneone effect on equilibrium put. in die Makroökonomie (SSas2012) Der Gütermarkt ©Einführung 2009 Pearson Education, Inc. Publishing Prentice Hall • Macroeconomics, 5/e • Olivier Blanchard 19 of 32 9. März 2012 19 / 29 Der Multiplikator - Interpretation Die ursprüngliche Änderung der Nachfrage um ∆ löst folgende Effekte aus: 1 Da die Nachfrage um ∆ steigt (A → B), muss auch die Produktion um ∆ ansteigen um das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt aufrechtzuerhalten (B → C ) 2 Da sich die Produktion um ∆ erhöht, steigt auch das verfügbare Einkommen der Haushalte um ∆ an. Daher werden die privaten Haushalte ihren Konsum um c1 ∆ erhöhen (C → D) 3 Um wiederum das Gleichgewicht auf dem Gütermart aufrechtzuerhalten, muss die Produktion um weitere c1 ∆ steigen (D → E ) 4 Dadurch erhöhen sich die Einkommen wieder um c1 ∆ und die privaten Haushalte können ihren Konsum um weitere c1 (c1 ∆) steigern, ... Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 20 / 29 Der Multiplikator - Formale Darstellung Der Multiplikator Effekt Der Gesamteffekt einer Erhöhung der autonomen Ausgaben um ∆ auf die Produktion/das Einkommen im Gütermarkt - Gleichgewicht ist daher: ∆ + c1 ∆ + c12 ∆ + ... = ∆ ∞ X c1j = ∆ j=0 1 1 − c1 wobei wir verwenden konnten, dass 0 < c1 < 1. Wäre c1 größer als 1, würde die Produktion immer weiter ansteigen (gegen unendlich divergieren) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 21 / 29 Wie lange dauert der Anpassungsprozess? Die Anpassung auf das neue Gütermarkt - Gleichgewicht A0 findet unmittelbar statt Sich den Anpassungsprozess als eine Folge von Schritten die zeitlich aufeinander folgen vorzustellen soll nur das Verständnis erleichtern In unserem statistischen Modell finden alle oben beschriebenen Schritte gleichzeitg statt Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 22 / 29 Der Multiplikator - Eine Erhöhung der Steuern Angenommen der Staat erhöht die eingehobenen Steuern um eine Einheit Aus Gleichung (2) ist zu erkennen, dass in diesem Fall der Wert von c1 Y im Gütermarkt - Gleichgewicht um 1−c Einheiten fallen wird, d.h. 1 dass die Auswirkung einer Veränderung der Steuern absolut gesehen kleiner ist als z.B. die Auswirkung einer Änderung in G Das kann folgendermaßen erklärt werden: I I I eine Erhöhung der Steuern um eine Einheit hat nur Auswirkungen auf die Nachfrage, da sich das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte ändert da nur der Anteil c1 von jeder zusätzlichen Einheit verfügbares Einkommen für Konsum verwendet wird, reduziert sich die Nachfrage nur um c1 ändern sich allerdings G , c0 or I um eine Einheit, verändert sich die Nachfrage ebenfalls um eine Einheit Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 23 / 29 Eine andere Definition des Gütermarkt Gleichgewichts Als Keynes die Ideen auf denen das IS-LM Modell basiert entwickelte, konzentrierte er sich nicht auf Angebot und Nachfrage, sondern auf Sparen und Investitionen Um diese Sichtweise herzuleiten, ist es nötig zu erkennen, dass die Gleichgewichtsbedingung Y = C + I + G folgendermaßen umgeformt werden kann Y −T −C =I +G −T Weiters ist es nötig zu erkennen, dass die private Ersparnis S der Teil des verfügbaren Einkommen ist, der nicht für Konsum ausgegeben wird, d.h. S = YD − C = Y − T − C Setzt man diese Definition der privaten Ersparnis in die umgeformte Gleichgewichtsbedingung ein, erhält man S =I +G −T ⇔S +T −G =I Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 24 / 29 Eine andere Definition des Gütermarkt Gleichgewichts Da S die private Ersparnis und T − G die staatliche Ersparnis darstellt, besagt diese Gleichgewichtsbedingung, dass in einem Gütermarkt - Gleichgewicht Y so sein muss, dass Investitionen gleich der gesamten Ersparnis (engl. Saving) in der Wirtschaft sind Aus diesem Grund wird das Gütermarkt - Gleichgewicht im vollständigen Modell durch die IS - Kurve visualisiert Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 25 / 29 Eine andere Definition des Gütermarkt Gleichgewichts Die beiden Definitionen des Gütermarkt - Gleichgewichts sind äquivalent, d.h. der Wert von Y im Gleichgewicht muss gleich sein unabhängig ob die Bedingung ”Angebot = Nachfrage” oder die Bedingung ”Investitionen = gesamte Ersparnis” vewendet wurde: I = Y − T − c0 + c1 Y − T + T − G (1 − c1 ) Y Y = c0 − c1 T + I + G 1 = c0 − c1 T + I + G 1 − c1 Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 26 / 29 Paradox des Sparens Im Allgemeinen geht man davon aus, dass eine Erhöhung der privaten Ersparnis die Wirtschaft stimuliert und zu Kapitalakkumulation führt Um zu sehen was in unserem Modell passiert wenn die privaten Haushalte ihre Ersparnis erhöhen, können wir beispielhaft annehmen, dass c0 steigt Dies wird unmittelbar dazu führen, dass die private Ersparnis sinkt, da S ≡ Y − T − C = −c0 + (1 − c1 ) (Y − T ) Allerdings bedeutet eine Senkung des autonomen Konsums auch, dass die Produktion und damit die Einkommen sinken. Aus diesem Grund wird auch die private Ersparnis reduziert. Aus der Gleichgewichtsbedingung I = S + T − G können wir sehen, dass sich im neuen Gleichgewicht die ursprüngliche Erhöhung der privaten Ersparnis und die daraus resultierende Senkung genau aufheben müssen (sowohl I , T als auch G werden als gegeben (konstant) betrachtet, daher muss auch S in jedem Gleichgewicht gleich hoch sein) Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 27 / 29 Paradox des Sparens Zusammenfassung Auf Kurze Frist führt ein Versuch die private Ersparnis zu erhöhen nur dazu, dass das Einkommen sinkt. Die private Ersparnis bleibt allerdings im neuen Gleichgewicht unverändert im Vergleich zur Ausgangssituation. Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 28 / 29 Zusammenfassung/Diskussion Nachfrage und Angebot auf dem Gütermarkt sind reale Variablen (es geht um die nachgefragten bzw. angebotenen Mengen!) Daher hängt z.B. auch die Konsumentscheidung der privatne Haushalte (wieviele Güter nachgefragt werden) vom realen Einkommen (d.h. wieviele Güter mit dem gegebenen nominalen Einkommen gekauft werden können) ab ⇒ die Variable Y bezeichnet das reale BIP und nicht das nominale BIP Einführung in die Makroökonomie (SS 2012) Der Gütermarkt 9. März 2012 29 / 29