Aktuelle Hypothesen zur Pathophysiologie der CFLungenerkrankung Manfred Ballmann MHH- Kinderklinik Pathophysiologie der CF Lungenerkrankung • Lungenerkrankung ist der lebenslimitier-ende Faktor in > 90% der Patienten • Besonders die chronische PSA-Infektion ist klinisch relevant • Studien, die hier wesentliche neue Beiträge zum Verständnis geliefert haben • Neue tierexperimentelle Arbeiten, die allgemein den Zugang zum Verständnis der CF Lungenerkrankungerweitern können Vorstellung zur Pathogenese der CF Lungenerkrankung (Blau: Mukusschicht; gelbe Blöcke: Atemwegsepithel) Sauerstoffgradient: rot=kein blau=stark) A) In normalem Atemwegsepithel liegt eine dünne Mucusschicht auf der PCL. Die niedrige Viskosität erlaubt eine effiziente mukocilare Clearence. Die normale Rate an O2-Verbrauch im Epithel verursacht keinen Gradienten innerhalb der ASL B) Massive Volumenminderung vermindert die PCL. Dies bewirkt eine Mucusadhärens an die epitheliale Oberfläche. Die mucociliare Clearence wird verlangsamt bzw. stoppt. In dieser Phase generiert der gesteigerte Sauerstoffverbrauch noch keinen O2-Gradienten in dem dünnen Film des ASL Ratjen F and Doering G Lancet. 2003 Feb 22;361(9358):681-9 Permanente Hypersekretion von Mukus führt mit der Zeit zur Höhenzunahme der Mukusschicht. Zusätzlich kommt es nun bei gesteigertem O2-Verbrauch zur Bildung eines starken O2Gradienten in der dicken Mukusmasse PSA von der Mukusoberfläche penetrieren nun u.a. erleichtert durch Mukusturbulenzen in den hypoxischen Bereich des Mukus. Ratjen F and Doering G Lancet. 2003 Feb 22;361(9358):681-9 PSA adaptieren sich an die hypoxische Situation indem sie vermehrt Alginat bilden und Makrokolonien bilden Makrokolonien widerstehen den Abwehrmechanismen einschließlich Neutrophilen. Das Stadium kennzeichnet die Chronizität der PSA-Infektion. Zunehmende Dichte an Makrokolonien und in geringerem Grad auch die Neutrophilen steigern die hypoxische Situation Ratjen F and Doering G Lancet. 2003 Feb 22;361(9358):681-9 PSA unter anaeroben Bedingungen Wachstum von zwei verschiedenen PSA-Stämmen über 72 Stunden unter verschiedenen O2-Konzentrationen in ASl (airway surface liquide) von NL (normal) oder CF PSA unter anaeroben Bedingungen b) Immunfluoreszenzdarstellung der Alginatproduktion unter links 8 Stunden aerob und rechts 12 Stunden anaeroben Bedingungen r c) Alginatproduktion (quantitativ) PSA unter anaeroben Bedingungen Abfall des PO2 (schwarze Quadrate) über die Zeit bei Anstieg der PSA-Kolonien (offene Dreiecke) unter aeroben Wachstumsbedingungen PSA – Mucustiefe und PO2 Tiefe des Mucus bei der der PO2 null wird in Abhängigkeit von der Konzentration an PSA PO2 in vivo in Atemwegen von Patienten mit CF Messung des PO2 in vivo zunächst im Lumen. Der Pfeil kennzeichnet das Eindringen in einen Mucusplaque PSA in Atemwegen wo sind sie? PSA sind im intraluminalen Bereich von frischen Atemwegsmaterial (Dünnschnitt eines obstruierten Bronchus) von CF- Patienten lokalisiert und binden an Mucus (weiße Pfeile). Beachtenswert ist das Fehlen von PSA an der Epitheloberfläche (schwarzer Pfeil) PSA in Atemwegen wo sind sie? Anteil der Bakterien in unterschiedlichem Abstand zur Epitheloberfläche in Lungen von CF- Patienten Tiermodelle ENaC Maus • Maus mit Manipulation am ENaC - Überexpression führt zur gesteigerten Natrium-Aufnahme - verminderten Volumen der PLC - verminderter mukoziliaren Clearence - CF- ähnliches Lungenkrankheitsbild - Problem: Kein CFTR- Defekt NATURE MEDICINE ADVANCE ONLINE PUBLICATION Elektronenmikroskopie eines Bronchusabschnittes NATURE MEDICINE ADVANCE ONLINE PUBLICATION Tiermodell CFTR knockout Maus • Hier scheint erstmalig ein Tiermodell zur Verfügung zu stehen, das alle CFtypischen Organschäden aufweist • Die Schäden sollten direkt CFTR abhängig sein Bronchiolie Alveole Alveole Intestinale Verdickung in den Alveolen Leberverfettung Vas deferens mit 3 Monaten Cystic fibrosis mice rehabilitated for studies of airway gland dysfunction Hugo R. de Jonge Department of Biochemistry, Erasmus University Medical Center Rotterdam, The Netherlands Mucus secretion by single tracheal submucosal glands from normal and CFTR knock-out mice Juan P. Ianowski, Jae Young Choi, Jeffrey J. Wine and John W. Hanrahan J. Physiol. published online Jan 4, 2007; CF- Maus und Lungenbeteiligung • Nicht die Produktion oder Zusammensetzung des Mucus sondern seine Verdünnung durch Flüssigkeit aus serösen Drüsen ist in humanem Gewebe defekt • Dies konnte u.a. durch Messung der Viskosität mit Photobleaching in Mucustropfen, die mit Fluoreszenzindikatoren injiziert wurden gezeigt werden. (Jayaraman et al. 2001). Mausmodell der CF- Trachea ? • Humane Trachea (normal): In submuköse Drüsen Flüssigkeitssekretion durch Ca2+-abhängige Agonisten (Carbachol) und cAMP Agonisten (VIP, Forskolin) • Humane Trachea (CF) - Ca2+-abhängige Agonisten (Carbachol) Flüssigkeitssekretion erhalten - cAMP Agonisten (VIP, Forskolin) ohne Wirkung Mausmodell der CF- Trachea ? • Warum schien die Maustrachea kein gutes Modell der humanen Situation - CFTR -/- Mäuse sind Lungen gesund - Verhältnis Clara-Zellen zu Zilien tragenden Zellen unterschiedlich - fehlende Na-Hyperabsorption - beinahe normale Reaktion auf Ca2+ Ionophore und Forskolin/cAMP, - Dogma, dass Mäuse in der Trachea keine Atemwegsdrüsen haben (Boucher) Mausmodell Trachea was ist neu ? • Es gibt muköse Drüsen in der Maustrachea bei CF-/- und Wildtyp • Flüssigkeitssekretion kann stimuliert werden durch cholinerge und zentrale Stimuli und ist damit CFTR unabhängig • Die Reaktion auf VIP/Froskolin fehlt komplett beim den CF-Mäusen Mausmodell Trachea was ist neu ? Mucustropfen, entstanden unter Paraffinöl in isolierter Maustrachea nach Stimulation mit Carbachol Mausmodell Trachea was ist neu ? • Es gibt muköse Drüsen in der Maustrachea bei CF-/- und Wildtyp • Flüssigkeitssekretion kann stimuliert werden durch cholinerge und zentrale Stimuli und ist damit CFTR unabhängig • Die Reaktion auf VIP/Froskolin fehlt komplett beim den CF-Mäusen Mean concentration depence of carbachol stimulation in WT and CFTR -/-glands Data from WT (○) and CFTR-/- (●) submucosal glands were fitted with a three parameterlogistic curve using non-linear regression (n ≥ 6 glands for each point). The concentration giving half-maximal stimulation (EC50) was 1.7 μM for WT mice and 1.8 μM for CFTR-/-. Maximum secretion rates (Vmax) were also similar; 1.66±0.25 nl min-1 (n=36) and 1.58±0.16 nl min-1 (n=55) for CFTR-/- and WT glands, respectively. Mausmodell Trachea was ist neu ? • Es gibt muköse Drüsen in der Maustrachea bei CF-/- und Wildtyp • Flüssigkeitssekretion kann stimuliert werden durch cholinerge und zentrale Stimuli und ist damit CFTR unabhängig • Die Reaktion auf VIP/Froskolin fehlt komplett beim den CF- Mäusen Effect of forskolin (10-5 mol l-1) on submucosal gland secretion A, wild-type (n=6 glands from 7 tracheas) or B, CFTR-/- mice (n=7 glands from 3 tracheas). Carbachol (1 μM) was added to the CFTR knock out glands as a positive control for viability. The insets show the secretion rates. Mausmodell Trachea was ist neu ? • Diese Eigenschaften reproduzieren qualitativ die Situation in der humanen Trachea. • Es scheinen zwei unterschiedliche Sekretionsmodi zu existieren. • A) CFTR abhängige Sekretion mit niedriger Kapazität stimulierbar durch lokale Reize (Viren, Partikel Keime) B) CFTR unabhängige Sekretion mit hoher Kapazität angetrieben durch starke vagale Stimulation (z.B. körperliche Anstrengung, Husten und hypertones Kochsalz) • Alles Therapieansätze, die z.Z. auch genutzt werden Zusammenfassung • Neue Ansätze bereiten den Boden auch für mögliche neue Behandlungen • Tiermodelle (Grundlagen nahe Forschung) ermöglichen weitere Einblicke in den Pathomechanismus der CF- Lungenerkrankung • Was passiert, wenn PSA (chronische Infektion) erfolgreich therapiert werden kann • -- kommen andere Erreger ins Blickfeld • -- ist die Prognose der CF umzuschreiben