Abstracts Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 Tumorbedingte und chemotherapieinduzierte Anämie, ihre Pathophysiologie und Therapie mit Erythropoetin W. Jelkmann Institut für Physiologie, Medizinische Universität zu Lübeck Das Glykoproteinhormon Erythropoetin sichert die Lebens- und Vermehrungsfähigkeit der Erythrozytenvorläufer im Knochenmark. Seit 10 Jahren wird niereninsuffizienten Patienten im Prädialyse- und Dialysestadium rekombinantes humanes Erythropoetin (r-HuEPO) zur Anämievorbeugung verabreicht. r-HuEPO ersetzt das – chemisch gleiche – endogene Hormon und stimuliert dosisabhängig die Erythropoese [1]. In jüngerer Zeit wurde der Wert des Präparats unter medizinischen und ökonomischen Gesichtspunkten bei verschiedenen anderen Anämieformen untersucht. Erythropoetin-α ist zur Behandlung der Anämie bzw. Reduktion des Transfusionsbedarfs bei Patienten unter chemotherapeutischer Behandlung mit soliden Tumoren, malignen Lymphomen (z.B. CLL, Hodgkin-Lymphom, Non-Hodgkin-Lymphom) oder multiplem Myelom zugelassen, zumal wenn ein erhöhtes Transfusionsrisiko aufgrund des Allgemeinzustands der Betroffenen besteht (z.B. gestörter kardiovaskulärer Status, vorbestehende Anämie). Die Prävalenz einer Anämie beträgt bei Patienten mit malignen Erkrankungen etwa 50%. Abbildung 1 fasst die somatischen und psychischen Folgen der resultierenden Gewebehypoxie zusammen. Während die renale Anämie nahezu ausschließlich durch einen EPO-Mangel zu erklären ist, sind bei der Pathogenese der Tumoranämie verschiedene Faktoren beteiligt (Tab. 1). Zum einen ist die Lebenszeit der Erythrozyten durch die Entzündungsreaktion verkürzt. Hinzu kommen Blutverluste. Zum anderen ist die Erythropoeserate verringert, weil die Plasma-EPO-Konzentration unzureichend ansteigt, die Eisenverwertung eingeschränkt ist und die Proliferationsfähigkeit erythrozytärer Vorläufer durch proentzündliche Zytokine – und gegebenenfalls Chemotherapie, Radiotherapie und Verdrängungsprozesse im Knochenmark – einge- Anämie = verkleinerte 02-Kapazität des Blutes Abstracts Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 1 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Abb. 1. Pathophysiologische Konsequenzen der Tumoranämie Tab.1. Ursachen der Tumoranämie • Blutungen • Gesteigerte Hämolyse (verkürzte Erythrozytenlebenszeit) • Hemmung der Erythropoese – Eisen-, Vitamin B12- und Folsäuremangel – Wachstumshemmung durch proentzündliche Zytokine – relativer EPO-Mangel – unter Umständen Knochenmarksinfiltration • Zytostatikawirkungen – Knochenmarkshypoplasie – Nephrotoxizität (zusätzlicher EPO-Mangel) Abb. 2. Beziehung zwischen mangelhafter Tumoroxygenierung und Tumorwachstum Tab. 2. Einfluss verschiedener Chemotherapeutika auf die EPO-Synthese in humanen Leberzellkulturen (HepG2) Cisplatin Ifosfamid Cyclophosphamid Daunorubicin Vincristin Methotrexat Cytosinarabinosid Hemmung der EPOProduktion (ED50) Zytotoxizität (ED50) 5 ng/ml 1 ng/ml 400 µg/ml 400 ng/ml 200 ng/ml ≥ 100 ng/ml > 1 mg/ml ≥ 1 mg/ml > 10 µg/ml > 100 µg/ml Ø (> 100 µg/ml) Ø (> 1 mg/ml) ED50 = Dosis mit halbmaximaler Wirkung. Nach Wolff und Jelkmann [4] schränkt wird. Der relative EPO-Mangel der Patienten ist durch eine Hemmung der EPO-Genexpression durch Zytokine wie Interleukin-1 (IL-1) und Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) erklärbar [2, 3]. Zudem haben tierexperimentelle und In-vitro-Untersuchungen gezeigt, dass verschiedene Chemotherapeutika die EPO-Synthese unterdrücken (Tab. 2). Bedingt durch die multifaktorielle Genese der Anämie zeigen etwa 40% der Patienten mit soliden Tumoren eine r-HuEPO-Resistenz (Hämoglobinanstieg < 10 g/l in 4 Wochen). Außerdem werden zur Korrektur der Anämie vergleichsweise große r-HuEPODosen benötigt (≥ 150 IE/kg 3× pro Woche). Da das Präparat teuer ist, müssen Kosten-Nutzen-Überlegungen angestellt werden [5]. Wiederholt wurde versucht, Parameter zur Vorhersage eines Therapieerfolges mit r-HuEPO zu etablieren. Erfolgversprechend erscheint die Kombination eines niedrigen endogenen EPO-Ausgangswerts («Observed/predicted»Ratio) mit einem erhöhten Serum-Kreatinin. Der Versuch einer Behandlung der Tumoranämie mit r-HuEPO ist gerechtfertigt, weil zu den palliativen Zielen der Behandlung der renalen Anämie (Stimula- 2 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 tion der Erythropoese, Anstieg der Hämoglobinkonzentration des Bluts, Fortfall der Transfusionsbedürftigkeit, Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit, zunehmendes psychisches Wohlbefinden) eine kurative Komponente kommt, sofern es gelingt, die Tumoroxygenierung zu steigern (Abb. 2). Die verbesserte Tumoroxygenierung bewirkt eine höhere Effektivität der Chemo- und Radiotherapie und möglicherweise eine Verlangsamung des Tumorwachstums aufgrund einer Hemmung der Tumorangiogenese und der malignen Transformation. Literatur 1 Jelkmann W: Use of recombinant human erythropoietin as an antianemic and performance enhancing drug. Curr Pharmac Biotechnol 2000;1:11–31. 2 Jelkmann W: Proinflammatory cytokines lowering erythropoietin production. J Interferon Cytokine Res 1998;18:555–559. 3 Erslev AJ: Erythropoietin and anemia of cancer. Eur J Haematol 2000;64: 353–358. 4 Wolff M, Jelkmann W: Effects of chemotherapeutic and immunosuppressive drugs on the production of erythropoietin in human hepatoma cultures. Ann Hematol 1993;66:27–31. 5 Nowrousian MR: Recombinant human erythropoietin in the treatment of cancer-related or chemotherapy-induced anaemia in patients with solid tumours. Med Oncol 1998;15(suppl 1):19–28. Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Substanzen M. Freund Abteilung Hämatologie und Onkologie, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin, Medizinische Fakultät, Universität Rostock Verschiedene Untersuchungen zeigen einen Zusammenhang zwischen Anämie und verschiedenen Parametern der Lebensqualität. Bemerkenswerterweise ist der Zusammenhang linear und besteht auch zwischen einem Hb von 9 bis 12 g/dl, bei dem generell keine Transfusionsindikation gestellt wird. Vor diesem Hintergrund und aufgrund der Tatsache, dass ein positiver Effekt von Erythropoetin bei Tumorpatienten unter einer cisplatinhaltigen Chemotherapie bereits bekannt ist, wurde eine multinationale, randomisierte (2:1) und placebokontrollierte Studie EPO-INT-10 durchgeführt. In einem Behandlungszeitraum von 28 Wochen wurde die Wirksamkeit von Epoetin alfa zur Behandlung einer Anämie und zur Verbesserung der Lebensqualität bei anämischen Krebspatienten mit soliden oder hämatologischen Tumoren unter nicht-platinhaltiger Chemotherapie untersucht [1]. Insgesamt 375 Patienten (Epoetin alfa: 251, Placebo:124) wurden in die Studie aufgenommen. 205 Patienten (Epoetin alfa: 138, Placebo: 67) hatten solide Tumoren; 170 Patienten (Epoetin alfa: 113, Placebo: 57) litten an hämatologischen Systemerkrankungen. Patienten mit Erkrankungen der Myelopoese wurden nicht in die Studie aufgenommen. 359 Patienten (Epoetin alfa: 244, Placebo:115) erhielten über einen Zeitraum von 3 Monaten eine Standard-Chemotherapie. Im Vergleich zu Placebo verringerte die Behandlung mit Epoetin alfa die Transfusionsbedürftigkeit signifikant (p = 0;0057), führte zu einem Anstieg der Hb-Werte (p < 0;001) und verbesserte in zwei evaluierten Messinstrumenten die Parameter für die Lebensqualität bei Krebspatienten (p < 0;05) [1]. Bei vorausgegangen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen niedrigen Hb-Werten und einer schlechteren Prognose bei Patienten unter Chemobzw. Radiotherapie gezeigt werden [2–4]. Vor diesem Hintergrund wurde in einem Amendment des Studienprotokolls auch die Erhebung von Überlebensparametern aufgenommen. Das Überleben der Patientengruppen wurde 12 Monate nach der letzten Auf- Abstracts nahme eines Patienten in die Studie bestimmt. Der mittlere Beobachtungszeitraum betrug zu diesem Zeitpunkt 26 Monate. Zum Evaluationszeitpunkt lebten noch 138 Patienten (Epoetin alfa: 96, Placebo: 42). 237 Patienten waren verstorben und 3 (Epoetin alfa: 2, Placebo:1) wurden während der Nachbeobachtung verloren. Die mediane Überlebenszeit mit Epoetin alfa betrug 17 Monate, unter Placebo 11 Monate. In den Kaplan-Meier-Kurven zeigte sich ein Trend für einen Überlebensvorteil der mit Epoetin alfa behandelten Patientengruppe (p = 0,128, Logrank-Test). Die Überlebenswahrscheinlichkeit betrug nach 12 Monaten 60% für die Epoetin-alfa-Gruppe und 49% für die Placebogruppe. Einschränkend muss festgestellt werden, dass das Design der Studie nicht auf den Nachweis eines Unterschieds im Überleben ausgerichtet war. Um den gefundenen Trend für einen Überlebensvorteil zu bestätigen, wird eine weitere randomisierte Studie erforderlich sein. Anmerkung Die Daten wurden für die Studiengruppe auf dem ASCO 2000 von T. Littlewood präsentiert: Possible relationsship of hemoglobin levels with survival in anemic patients receiving chemotherapy. Proc ASCO 2000;19: 605a. Literatur 1 Littlewood TJ, Bajetta E, Cella D: Efficacy and quality of life outcomes of Epoetin alfa in a double-blind, placebo-controlled, multicenter study of cancer patients receiving non-platinum containing chemotherapy. Proc ASCO 1999;18:2217. 2 Albain KS, Crowley JJ, LeBlanc M, Livingston RB: Survival determinants in extensive-stage non-small-cell lung cancer; the Southwest Oncology Group experience. J Clin Oncol 1991;9:1618–1626. 3 Glaser C, Millesi W, Wanschitz F, Schüll B, Lang S, Letiha T, Kornek GV: R-Hu-erythropoietin treatment increases efficiacy of neoadjuvant radiochemotherapy and improves cancer free survival of patients with oral squamous cell carcinoma: A 17 months follow up. Proc ASCO 1999;18:1543. 4 Grogan M, Thomas GM, Melamed I, Wong FLW, Pearcey RG, Joseph PK, Portelance L, Crook J, Jones KD: The importance of hemoglobin levels during radiotherapy for carcinoma of the cervix. Cancer 1999;86:1528–1536. Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 3 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Klinische Relevanz der Anämietherapie mit Erythropoetin bei Tumorpatienten unter chemotherapeutischer Behandlung K.-U. Eckhardt Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Nephrologie und Internistische Intensivmedizin, Universitätsklinikum Charité, Campus Virchow-Klinikum 15 years ago the gene for erythropoietin (EPO) has been cloned. This enabled the subsequent production of recombinant human EPO and thus, undoubtedly, lead to a major breakthrough in the treatment of patients with renal failure. At the same time the elucidation of the gene structure of EPO provided information and tools necessary to uncover the basic principles of the physiological oxygen-dependent production of this hormone. During the course of this work a mechanism of hypoxia-inducible gene expression was discovered, which is not limited to those cells producing EPO, but appears to operate in most mammalian cell types and contributes to a vast array of adaptive responses to reduced oxygen supply. Since tissue hypoxia is a characteristic phenomenon of most diseases, including those which are the most frequent causes of death – cardiovascular disease and cancer –, the pathophysiological importance of this mechanism presumably extends far beyond the pathogenesis of renal anemia. EPO as a Prototype of Oxygen-Dependent Gene Regulation The regulation of EPO occurs at the level of its mRNA. While EPO mRNA levels are barely detectable under normoxic conditions, hypoxia leads to a rapid and up to more than 100-fold induction of EPO mRNA in liver and kidneys. Quantitatively far less significant amounts can be detected in spleen, brain, testis, and other organs. Within the kidneys peritubular cortical fibroblasts have been identified as sites of EPO gene expression, and in the liver both hepatocytes and nonparenchymal fat-storing cells (Ito cells) express the EPO gene. Experiments with transgenic animals indicate that different DNA sequences at a distance of more than 5 kb from the EPO-coding sequence contribute to its tissue-specific regulation. Experiments with isolated perfused kidneys and liver cells have shown that local oxygen sensing at the site of EPO production determines the gene activity. The major regulation of EPO mRNA levels occurs 4 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 through changes in transcriptional activity, but oxygen-dependent changes in mRNA stability may also contribute. The molecular identity of the cellular oxygen sensor has not been clarified so far, but it is likely to involve the generation of reactive oxygen species. A DNA sequence 3' to the EPO gene has been identified in hepatoma cells which is necessary and sufficient to convoy a hypoxia-induced increase in transcription rate. Activation of this sequence occurs through binding of a newly discovered transcription factor, named hypoxia-inducible factor 1 (HIF). Although primarily identified as regulator of EPO production, HIF appears to be a key element in oxygendependent gene expression in general. HIF accumulates and is functionally active in virtually all cells exposed to hypoxia and controls an increasingly recognized number of genes. Structure and Function of HIF HIF is a heterodimeric basic-helix-loop-helix PAS domain protein, consisting of two subunits: HIFα and HIFβ. HIFβ is constitutively expressed and not modified by hypoxia, whereas HIFα is tightly regulated by oxygen tension. This regulation does not usually occur at the level of HIFα synthesis but through changes in its stability. At normal oxygen tensions ubiquitination and proteolysis through the proteasome lead to its rapid destruction. Hypoxia interferes with this regulative pathway so that HIFα accumulates quickly, binds to its dimerization partner HIFβ, translocates into the nucleus and is transcriptionally active. Two different, but structurally related HIFα isoforms (HIF-1α and HIF-2α) have been identified, which are regulated in a very similar fashion. Apart from hypoxia cobalt and iron chelators can also stabilize HIF and thereby induce its target genes. These downstream targets of HIF include proteins involved in metabolism (e.g. glucose transporters, glycolytic enzymes), vascular tone (e.g. heme oxygenase, adrenomedullin), catecholamine synthesis (tyrosine hydroxlase), and angiogenesis (e.g. VEGF). While the regulation of HIF has so far mainly been studied in isolated cells in vitro, experiments are underway in several laboratories to assess its functional significance in vivo. Knock-out mice completely deficient for HIF-1α, HIF-2α or HIFβ die during embryogenesis, indicating that hypoxia-induced gene expression through HIF activation is an important mechanism for growth and differentiation. Mice partially deficient (herterozygous) for HIF-1α grow nor- Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Erythropoietin: Insights and Perspectives of Oxygen-Dependent Gene Expression Whether such developments will also have implications for the therapy of renal anemia is questionable. Nevertheless, it is fascinating that in animal experiments a foreign EPO gene introduced into myocytes could be induced in an oxygen-dependent fashion. In addition, in search of small molecules which might induce the endogenous EPO gene, fungal proteins called epolones were identified. Although they do not appear to be suitable for therapeutic application, it is interesting that they activate HIF through their iron binding capacity. Tumoroxygenierung: Pathogenese, Charakterisierung und Einfluss auf die Tumortherapie P. Vaupel Institut für Physiologie und Pathophysiologie, Johannes Gutenberg-Universität Mainz Targets for Therapeutic Interventions? In view of its physiological significance, the specific stimulus, i.e. hypoxia, and the coordinate response, HIF and its cognate DNA sequence could be attractive targets for future gene therapy. In ischemic diseases a supraphysiological overexpression of HIF might promote adaptive responses to hypoxia and thereby reduce tissue damage and loss of function. Conversely, in tumors the inhibition of HIF-dependent gene expressions could potentially reduce tumor growth. Moreover, using the HIF binding site strategies are being designed to target the expression of cytotoxic genes to hypoxic areas in a tumor. Strukturelle und funktionelle Anomalien der Vaskularisation solider Tumoren führen häufig zu heterogen verteilten Durchblutungsraten, die praktisch das gesamte Spektrum der Durchblutungswerte normaler Gewebe bzw. Organe umfassen. Die Durchblutung innerhalb eines Tumors differiert teilweise um den Faktor 60–100. In temporär oder chronisch schlecht perfundierten Gewebearealen entstehen in lokal fortgeschrittenen Tumoren hypoxische bzw. anoxische Bezirke, die ebenfalls heterogen über die Tumormasse verteilt sind. Aufgrund der Pathogenese bezeichnet man diese Hypoxieform als ischämische Hypoxie. Als weitere pathogenetische Mechanismen der Tumorhypoxie sind Vergrößerungen der Diffusionsstrecken zwischen Blutgefäßen und entfernt gelegenen Tumorzellen sowie ungünstige Diffusionsgeometrien (gegenläufige vs. gleichlaufende Mikrogefäße) zu erwähnen (diffusionsbedingte Hypoxie). Tumorassoziierte und/oder therapieinduzierte Anämien sind weitere Faktoren, die einen O2-Mangel im Tumorgewebe auslösen bzw. verstärken können (anämische Hypoxie). Bei starken Rauchern wird die Gewebehypoxie, die als charakteristisches Merkmal solider Tumoren angesehen werden muss, noch zusätzlich durch eine funktionelle Blockade des Hämoglobins infolge einer Carboxyhämoglobinbindung verstärkt. Da eine Vielzahl der neu gebildeten Tumorgefäße ihren Ursprung aus dem venösen Gefäßabschnitt Abstracts Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 5 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM mally, but were reported to develop far less severe pulmonary hypertension in response to chronic hypoxia. HIF activation also seems to have an important impact on tumor biology. Tumor growth is a challenge to the microenvironment, as the expanding tissue is highly dependent on the supply of energy substrates and oxygen. Growth of a tumor above a size of approximately 0.5 cm3 is therefore critically dependent on metabolic adaptation and neo-angiogenesis. This process appears to be at least in part triggered by regional hypoxia through the activation of HIF. Experimental tumors derived from cells deficient for HIF-1α or HIFβ grow significantly slower than those derived from wild-type cells. An additional mechanism of HIF stabilization is relevant in tumors associated with functional inactivation of the von Hipple Lindau (VHL) protein. The VHL syndrome is an autosomal dominant disease of high penetrance within families, leading to the manifestation of characteristic, highly vascularized tumors: retinal angiomas, hemangioblastomas, renal cell carcinomas, and pheochromocytomas. Family members of the VHL syndrome carry an inactivating mutation of the gene, which is inherited via the germ line, and tumor induction is mediated by loss of heterozygosity of the VHL gene. In addition, more than 80% of sporadic renal cell carcinomas are associated with mutations of the VHL gene. Interestingly, the VHL protein was found to be necessary for oxygen-dependent degradation of HIF via the ubiquitin proteasome pathway. Lack of this degradation results in a stable high-level expression of HIF and its target genes in VHL-deficient tumor cells. It is tempting to speculate that this overexpression of HIF promotes tumor growth. 6 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 abhängig von der gewählten Therapieform – die Lokalkontrolle des Tumors und die Langzeit-Überlebensrate von Patienten signifikant beeinflusst. Die Rolle der Tumorhypoxie als unabhängiger, aussagekräftiger Prognosefaktor für Plattenepithelkarzinome der Cervix uteri und des Kopf-Hals-Bereichs ist inzwischen mehrfach bestätigt. 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Die in einer Reihe von Tumorentitäten nachgewiesene prätherapeutische Hypoxie ist unabhängig von der klinischen Größe, dem Tumorstadium, dem Differenzierungsgrad, der Histologie und verschiedenen onkologischen Parametern. Hypoxieareale nehmen bei Hämoglobinkonzentrationen < 120 g/l erheblich an Ausdehnung zu. Vor allem in schlecht durchbluteten Tumorbezirken kann bereits eine milde Anämie (cHb = 100–120 g/l) zu einer deutlichen Verschlechterung der O2-Versorgungssituation führen. Die Existenz hypoxischer Gewebeareale beeinträchtigt direkt die Effizienz der Strahlentherapie mit Röntgen- und Gammastrahlen sowie einer Reihe O2abhängiger Zytostatika. Zu letzteren zählen vor allem Bleomycin und Doxorubicin. Auch die konventionelle photodynamische Therapie ist in erheblichem Maße O2-abhängig, da bei O2-Mangel die Bildung freier Radikale deutlich reduziert ist und dadurch DNA-Schäden nur eingeschränkt auftreten können. Die Tumorhypoxie hat darüber hinaus über Veränderungen des Proteoms auch indirekte Einflüsse auf die erwähnten Therapien: Tumorzellen, die einem hypoxischen Milieu ausgesetzt sind, proliferieren im Allgemeinen langsamer. Da Radio- und Chemotherapie besonders effizient auf schnell proliferierende Zellen wirken, ist in Hypoxiearealen eine generell reduzierte Wirksamkeit zu erwarten. Darüber hinaus ist in diesem Zusammenhang an die Zellzyklusphasen-Abhängigkeit einiger Zytostatika (z.B. Vinkaalkaloide, Methotrexat) und der Strahlentherapie zu erinnern. Weiterhin führt eine länger dauernde Hypoxie zu einer gesteigerten Synthese von Glutathion und von DNA-Reparaturenzymen, was ebenfalls zu einer Therapieresistenz führen kann (z.B. für alkylierende Substanzen, Bleomycin, Platinkomplexe). Hypoxische Bedingungen können während des Tumorwachstums – gelegentlich sogar unter der Therapie – Veränderungen des Genoms und klonale Selektionen auslösen, die ebenfalls zu Therapieresistenzen, aber auch zu einem aggressiven Wachstumsverhalten und zur malignen Progression führen können. Das aggressive Wachstumsverhalten hypoxischer Tumoren hat zur Folge, dass die Tumoroxygenierung – un- W. Dempke, A. v. Poblozki, H.-J. Schmoll Abteilung Hämatologie/Onkologie, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin IV, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg wurde, dass EPO einen, wenn auch vergleichsweise geringen Einfluss auf die Thrombopoese besitzt. Weiterhin wird vor dem Hintergrund dieser Studie zukünftig zu prüfen sein, ob die kombinierte Gabe von EPO plus G-CSF auch bei neutropenen Patienten indiziert sein könnte, die keiner peripheren Blutstammzelltransplantation zugeführt werden, um eine schnellere hämatologische Rekonstitution zu erreichen. Innerhalb der klinisch routinemäßig eingesetzten Wachstumsfaktoren nimmt Erythropoetin (EPO) eine besondere Rolle ein, da es sich nicht nur um den ersten klinisch eingesetzten Wachstumsfaktor handelt, sondern auch um den Wachstumsfaktor mit dem größten Indikationsspektrum. Neben den klassischen Indikationen wie der Behandlung der chronischen Niereninsuffizienz, der Korrektur der therapieund/oder tumorbedingten Anämie sowie der Verbesserung der Tumoroxygenierung haben sich in den letzten Jahren neue Indikationen für den Einsatz von Erythropoetin herauskristallisiert. Diese umfassen die Behandlung der aplastischen Anämie, die Supportivtherapie bei der HIV-Infektion, die Therapie der Fatigue-Symptomatik und den Einsatz bei chronisch entzündlichen Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa). Daneben ist durch klinische Daten mittlerweile gut belegt, dass EPO in der Mobilisation von peripheren Blutstammzellen, aber auch in der Engraftmentphase nach peripherer Blutstammzelltransplantation eine entscheidende Rolle spielt. So wurde in einer initial publizierten Phase-II-Studie [1] nachgewiesen, dass durch die kombinierte Gabe von EPO plus G-CSF eine deutlich verbesserte Stammzellmobilisation sowie eine signifikant reduzierte Infektionsrate nach peripherer Blutstammzelltransplantation erreicht werden konnte. Hinzu kam, dass durch die kombinierte Gabe die Behandlungskosten deutlich geringer wurden. In einer in unserer Klinik entwickelten und aufgelegten Phase-III-Studie zum Vergleich EPO plus G-CSF vs. G-CSF alleine nach myeloablativer Hochdosis-Chemotherapie und peripherer Blutstammzelltransplantation deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass durch die kombinierte Gabe ein schnelleres Engraftment, eine Reduktion der Transfusionshäufigkeit sowie eine Senkung der Infektionsrate und damit der Behandlungskosten erreicht werden kann. Gleichzeitig deuten die Daten darauf hin, dass auch Thrombozytenkonzentrat-Gaben eingespart werden können, zumal in anderen Studien nachgewiesen Defective erythropoietin production seems to be of major pathogenetic significance for the development of anemia in myeloma patients. It is present in practically all patients with impaired kidney function, and in about 25% of those with normal creatinine levels [1]. Treatment with erythropoietin has been studied extensively in multiple myeloma patients, thus also providing data to guide treatment of patients with other tumor entities. Cytokines such as interleukin-1, TNF-α, and interferon-γ, which are produced by an activated immune system in response to malignancy, were shown to suppress erythropoietin synthesis [2]. Furthermore, they have a direct inhibitory action on erythropoiesis [3]. Other factors which contribute to anemia in myeloma patients are a reduced responsiveness of the erythron to proliferative signals, bone marrow infiltration by plasma cells, shortened life-span of red blood cells, and the increased plasma viscosity due to hypergammaglobulinemia. Singh et al. [4] reported an inverse correlation between erythropoietin formation in response to anemia and plasma viscosity in myeloma patients. Abstracts Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 Literatur 1 Pierelli L, Perillo A, Greggi S, et al: Erythropoietin addition to granulocyte colony-stimulating factor abrogates life-threatening neutropenia and increases peripheral-blood progenitor-cell mobilization after epirubicin, paclitaxel, and cisplatin combination chemptherapy: Results of a randomized comparison. J Clin Oncol 1999;17:1288–1295. Erythropoietin to Improve the Quality of Life in Cancer Patients N. Zojer I. Medizinische Abteilung mit Onkologie, Wilhelminenspital der Stadt Wien 7 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Erythropoetin im Stammzellmanagement 8 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 poietin level ≤ 50 mU/ml) are expected to respond to EPO, whereas the probability of response is only 20–30% in patients having an O/P ratio > 0.9 (or serum erythropoietin > 50 mU/ml). Other algorithms used the erythropoietin level and the change in hemoglobin concentration after 2 weeks of therapy to predict responsiveness to erythropoietin treatment [16]. Importantly, the increase in hemoglobin concentration in response to erythropoietin treatment translates into improvement of quality of life. After 8 weeks of erythropoietin treatment responders had improved in some quality of life items (e.g. appetite, mood), and in all items after 12 weeks [17]. On the contrary, no improvement was noticed in nonresponders after 8 weeks although there was a trend towards increased well-being after 12 weeks. The WHO performance status improved in patients with response and tended to deteriorate in nonresponders. References 1 Beguin Y, Yerna M, Loo M, et al: Erythropoiesis in multiple myeloma: Defective red cell production due to inappropriate erythropoietin production. 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Acta Haematol 1997;98:204–210. 7 Bessho M, Hirashima K, Tsuchiya J: Improvement of anemia in patients with multiple myeloma by recombinant erythropoietin: A multicenter study. Exp Hematol 1994;22:705. 8 Barlogie B, Beck T: Recombinant human erythropoietin and the anemia of multiple myeloma. Stem Cells (Dayt) 1993;11:88–94. 9 Ludwig H, Fritz E, Leitgeb C, et al: Erythropoietin treatment for chronic anemia of selected hematological malignancies and solid tumors. Ann Oncol 1993;4:161–167. 10 Ludwig H, Fritz E, Kotzmann H, et al: Erythropoietin treatment of anemia associated with multiple myeloma. N Engl J Med 1990;322: 1693–1699. 11 Osterborg A, Boogaerts MA, Cimino R, et al: Recombinant human erythropoietin in transfusion-dependent anemic patients with multiple myeloma and non-Hodgkin’s lymphoma – a randomized multicenter study. The European Study Group of Erythropoietin (Epoetin Beta) Treatment in Multiple Myeloma and Non-Hodgkin’s Lymphoma. Blood 1996;87:2675–2682. Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Several phase II studies have been conducted to evaluate the efficacy of erythropoietin to increase hemoglobin concentration in anemic myeloma patients [5–10]. An increase in hemoglobin concentration by at least 2 g/dl was observed in 11/13 myeloma patients receiving 150–300 IU/kg of recombinant human erythropoietin (r-HuEPO) three times weekly in an initial study [10]. Bone marrow was examined before erythropoietin treatment and after 3 months of therapy. While the myeloma-cell infiltration had not changed significantly, the erythropoietic cell compartiment increased from 23.6 to 35.4% of hematopoietic bone marrow tissue after therapy. Furthermore, erythroid burst forming units increased significantly in the bone marrow and peripheral blood in response to erythropoietin. Five further phase II studies were reported in the literature [5–9], and response rates (usually defined as rise in hemoglobin by at least 2 g/dl) of 35–85% were observed. Summarizing all trials, a response rate of 60% was achieved in 142 patients by application of an average weekly dose of 450 IU/kg EPO (usually given as thrice weekly s.c. injection of 150 IU/kg). The randomized placebo-controlled studies [11–15] confirmed the effect of erythropoietin on hemoglobin concentration recognized in the phase II studies. The response rate in the erythropoietin-treated myeloma patients (and non-Hodgkin’s lymphoma patients) varied from 58 to 78%, which was significantly superior to controls. EPO had to be administered at doses of 5,000–10,000 IU/day to achieve these response rates, whereas 2,000 IU/day yielded suboptimal results in the majority of patients. However, up to 50% response rate was found with this low-dosage regimen in patients with normal platelet counts [14]. In addition to erythropoietin dose, hemoglobin level, platelet count, serum erythropoietin level, and sex of the patient correlated with response to treatment in univariate analysis [14]. No significant effects were found for creatinine concentration or chemotherapy. Other studies found only serum erythropoietin level [11, 16] and/or platelet count [11] to be prognostic factors at baseline. By determining the O/P ratio, where O stands for the observed erythropoietin level of the patient and P signifies the hypothetical elevated erythropoietin level that would be expected from higher degree of anemia, alternative cutoff points were defined to discriminate responders from nonresponders [11, 14]. Approximately 70–80% of patients presenting with an O/P ratio ≤ 0.9 (or serum erythro- Stellenwert von Erythropoetin im Rahmen der adjuvanten Radio-Chemotherapie bei Patientinnen mit Zervixkarzinom J.-U. Blohmer Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Charité, Campus Charité Mitte, Berlin Eine alleinige adjuvante Strahlentherapie nach Radikaloperation bei Zervixkarzinomen im Stadium I und II verbessert bei Patientinnen mit einem hohen Rezidivrisiko die lokale Kontrolle (rezidivfreies Überleben (DFS)), verändert aber nicht das Gesamtüberleben. Der ungünstige Einfluss der Anämie auf das Überleben von Patientinnen mit einem Zervixkarzinom unter Strahlentherapie ist seit Jahrzehnten bekannt und der Einsatz von Bluttransfusionen während der Bestrahlung eine akzeptierte Methode, um durch eine Anhebung des Hämoglobinwerts eine Verbesserung der Tumoroxygenierung zu erreichen [5]. Eine schlechte Tumoroxygenierung (mit wenig Sauerstoff versorgter Tumor) ist beim Zervixkarzinom ein unabhängiger, ungünstiger Prognosefaktor [6]. Im letzten Jahr konnte in randomisierten, prospektiven Studien nachgewiesen werden, dass die zusätzliche Chemotherapie beim Zervixkarzinom in nahezu allen Indikationen einen Überlebensvorteil für die Patientin bedeutet [7]. In Deutschland wurde 1999 eine randomisierte, prospektive Studie begonnen, die den Einfluss einer zusätzlichen postoperativen Chemotherapie und der Prophylaxe der Anämie mit Erythropoetin unter dieser Chemotherapie auf das Überleben von Patientinnen mit einem Zervixkarzinom untersucht. Phase-I/II-Studie Zwischen März 1995 und Februar 1998 wurde im Rahmen einer Phase-I/II-Studie untersucht, wie toxisch eine adjuvante sequentielle Chemo-Radiotherapie ist. Das invasive Zervixkarzinom ist die fünfthäufigste Krebserkrankung weltweit und die zweithäufigste tumorbedingte Todesursache der Frau [1]. In Deutschland werden pro Jahr zirka 7000 Neuerkrankungen registriert [2]. Die Altersverteilung liegt zwischen dem 16. und 80. Lebensjahr und hat ihr Maximum zwischen dem 50. und 59. Lebensjahr. Es zeigt sich seit zirka 20 Jahren neben einer Abnahme der Inzidenz des Zervixkarzinoms um etwa 40% bei allen Frauen eine ansteigende Prävalenz des Zervixkarzinoms bei jüngeren Frauen. So ist der Anteil der Frauen unter 35 Jahren unter allen Frauen mit einem Zervixkarzinom von 9 auf 25% in diesem Zeitraum gestiegen [3]. Bei den unter 35-jährigen Frauen steigt ebenfalls die Inzidenz der Vorstufen des Zervixkarzinoms (zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN)), insbesondere der hochgradigen intraepithelialen Veränderungen (CIN III) [4]. Die Patientinnen mit mindestens zwei Risikofaktoren erhielten nach radikaler Hysterektomie adjuvant eine Chemotherapie bestehend aus 3 Zyklen Ifosfamid, 1,6 mg/m2 (Tag 1–3) und Carboplatin (AUC 4, Tag 1) alle 3 Wochen. Zur «Cytoprotection» wurde an den Tagen 1–3 zusätzlich bei 21 dieser Patientinnen Amifostin 740 mg/m2 verabreicht. Danach erhielten die Patientinnen eine Radiotherapie (perkutan Abstracts Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 Patientencharakteristika 34 Patientinnen. Medianes Alter: 43 Jahre (Bereich 25–70 Jahre); radikale Hysterektomie: 34 Pat.; pT1b–2a: 22 Pat.; pT2b: 12 Pat.; pN1: 28 Pat.; pN0: 6 Pat.; G1–G2: 24 Pat.; G3: 10 Pat.; PlattenepithelKarzinom: 25 Pat.; Adenokarzinom: 9 Pat. Behandlung 9 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM 12 Garton JP, Gertz MA, Witzig TE, et al: Epoetin alfa for the treatment of the anemia of multiple myeloma. A prospective, randomized, placebo-controlled, double-blind trial. Arch Intern Med 1995;155:2069– 2074. 13 Silvestris F, Romito A, Fanelli P, et al: Long-term therapy with recombinant human erythropoietin (rHu-EPO) in progressing multiple myeloma. Ann Hematol 1995;70:313–318. 14 Cazzola M, Messinger D, Battistel V, et al: Recombinant human erythropoietin in the anemia associated with multiple myeloma or nonHodgkin’s lymphoma: Dose finding and identification of predictors of response. Blood 1995;86:4446–4453. 15 Dammacco F, Castoldi G, Roedjer S: A placebo-controlled study on the effect of epoetin alpha in patients with multiple myeloma. ASH 39th Annual Meeting, Blood Suppl, 1997, Abstract 1597. 16 Ludwig H, Fritz E, Leitgeb C: Prediction of response to erythropoietin treatment in chronic anemia of cancer. Blood 1994;84:1056–1063. 17 Leitgeb C, Pecherstorfer M, Fritz E, Ludwig H: Quality of life in chronic anemia of cancer during treatment with recombinant human erythropoietin. Cancer 1994;73:2535–2542. Abb. 1: Studienschema nach Aufnahme des Amendments ab 27.1.2000. Ergebnisse Verabreichte Anzahl Zyklen: median 2,8; mittlere Nachbeobachtungszeit: 40 Monate (Bereich 18–62 Monate). Nebenwirkungen der sequentiellen Chemo-Radiotherapie (CTC-Grade, % von 96 Zyklen): Anämie G1–2: 30, G3–4: 10,4; Leukozytopenie G1–2: 21,7, G3–4: 13; Thrombozytopenie G1–2: 5, G3–4: 1,3; Emesis G1–2: 21, G3–4: 5,3; zentrale Neurotoxizität G1–2: 17,7, G3–4: 8,3; Alopezie G3: 34 Pat.; Diarrhö (bestrahlungsbedingt) G1–2: 6 Pat., G3–4: 2 Pat. 70,6% der behandelten Patientinnen blieben im Beobachtungszeitraum rezidivfrei; bei 8 Patientinnen wurde ein Lokalrezidiv beobachtet (2 dieser Patientinnen haben die Bestrahlung abgelehnt), 2 Patientinnen entwickelten Fernmetastasen. Bewertung Diese adjuvante Kombinationstherapie war gut wirksam bei relativ gering ausgeprägten Nebenwirkungen. Die Inzidenz für Anämien war jedoch hoch. Die geplante Phase-III-Studie konnte beginnen. Phase-III-Studie Auf der Basis dieser Daten wurde Anfang 1999 eine 10 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 prospektive, randomisierte, kontrollierte und offene Phase-III-Studie zur Therapieoptimierung der postoperativen Behandlung des «High-risk»-Zervixkarzinoms im Stadium Ib–IIb begonnen. In dieser Studie soll unter anderem geprüft werden, inwieweit sich Anämien durch präventive Gabe von Erythropoetin vermeiden lassen und welche positiven Effekte sich daraus für die Therapie ergeben. Zielsetzung Primär: – Verlängerung des DFS. Sekundär: – Definition der Wertigkeit einer sequentiellen adjuvanten Strahlen- und Chemotherapie im Vergleich zu alleiniger Strahlentherapie (3/1999 bis 1/2000). – Optimierung des multimodalen Ansatzes durch Epoetin alfa. Patientinnen Erforderliche Anzahl: 255; Alter: 18–65 Jahre; mit histologisch gesichertem Zervixkarzinom im Stadium FIGO IIb oder FIGO Ib–IIa mit mindestens einem Risikofaktor für Rezidiv; Stratifizierung: nodaler Befall; Stadium und Resektion (R0 oder R1). Studiendesign Patientinnen werden von 3/1999 bis 1/2000 nach Operation randomisiert in Arm A: Bestrahlung (50,4 Gy), Bluttransfusion bei Hb < 9 g/dl Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM 50,4 Gy, «high dose rate afterloading» 2 × 5 Gy bei 21 Patientinnen). Mit dieser Studie sollten die optimale Dosierung der Substanzen und die Nebenwirkungen dieser sequentiellen Chemo-Strahlentherapie erfasst werden. Abb. 2: Ursprüngliches Studienschema. Bei den Patienten wird therapiebegleitend der Verlauf des Hb-Werts und der Status der Lebensqualität durch den Fragebogen EORTC-QLQ-C30 erfasst. Vorgesehen ist eine Laufzeit von 36 Monaten und eine 5-jährige Nachbeobachtung. Aufgrund der publizierten Daten zur simultanen Chemo-Radiotherapie [5] wurde ein Amendment vergleiche Abb. 1 und 2) in die laufende Studie aufgenommen. Wegen der in diesen Studien nachgewiesenen Überlegenheit der Radio-Chemotherapie gegenüber einer alleinigen Strahlentherapie wurde Arm A der Studie abgebrochen. Die Studie wurde von der NOGGO e.V. (Nordostdeutsche Gesellschaft für Gynäkologische Onkologie) und der Organkommission Uterusmalignome der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologischer Onkologen (AGO) der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. zertifiziert (AGO-Zervix-1). Bis 10/2000 wurden 197 Patientinnen randomisiert und damit in die Studie eingeschlossen. Die erhobenen Parameter der Qualitätssicherung beim Zervixkarzinom signalisieren eine gute operative Therapie der beteiligten Kliniken. So wurden im Median bei jeder radikalen Operation nach Wertheim-Meigs 33 Lymphknoten bei jeder der ausgewerteten Patientinnen entfernt. Abstracts Literatur 1 Parkin DM, Laara E, Muir CS: Estimates of the worldwide frequency of sixteen major cancer in 1980. Int J Cancer 1988;41:184–197. 2 Becker N, Wahrendorf J: Krebsatlas der Bundesrepublik 1981–1990. Berlin, Springer 1995. 3 Luschin-Ebengreuth G: Cervical cancer. Prognostic factors. Age; in Burghardt E, Webb MJ, Monaghan JM, Kindermann G (eds): Surgical Stuttgart, Gynecologic Oncology. Thieme, 1993, pp 322–324. 4 Blohmer JU, Schmalisch G, Klette I, Grineisen Y, Kohls A, Guski H, Lichtenegger W: Increase in incidence of intraepithelial neoplasms of the cervix uteri (CIN) in young women in Mitte district of Berlin, Germany. Acta Cytol 1999;43:195-200. 5 Thomas GM: Improved treatment for cervical cancer – concurrent chemotherapy and radiotherapy (editorial). N Engl J Med 1999;15: 1198–1199. 6 Girinski T, Pejovic-Lenfant MH, Bourhis J, Campana F, Cosset JM, Petit C, Malaise EP, Haie C, Gerbaulet A, Chassagne D: Prognostic value of hemoglobin concentration and blood transfusion in advanced carcinoma of the cervix treated by radiation therapy: results of a retrospective study of 386 patients. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1989;16: 37–42.. 7 Hoeckel M, Knoop C, Schlenger K, Vorndran B, Baussmann E, Mitze M, Knapstein PG, Vaupel P: Intratumoral pO2 predicts survival in advanced cancer of the uterine cervix. Radiother Oncol 1993;26:45–50. Adjuvante Therapie des Mammakarzinoms – Standard und neue Therapieansätze V. Möbus Städtisches Klinikum Frankfurt-Höchst, Frankfurt/M. Trotz einer Vielzahl neu eingeführter Prognosefaktoren gilt die Anzahl der befallenen Lymphknoten beim Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 11 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Arm B1: sequentielle Chemo-Radiotherapie plus r-HuEPO (10 000 IU 3×/Woche) Arm B2: sequentielle Chemo-Radiotherapie; Bluttransfusion bei Hb < 9 g/dl. Einsatz von Erythropoetin in der neoadjuvanten Therapie des lokal fortgeschrittenen nichtkleinzelligen Bronchialkarzinoms F. Griesinger Abteilung für Hämatologie und Onkologie, Zentrum für Innere Medizin, Universität Göttingen Hintergrund Das nichtkleinzellige Bronchialkarzinom weist eine hohe Tumorhypoxie-Rate auf. Die Verbesserung der Tumoroxygenierung durch ein Anheben des HbWerts führt potentiell zu einer höheren Effektivität der Strahlentherapie. Inwieweit dies für eine alleinige Chemotherapie zutrifft, ist derzeit nicht untersucht. 12 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 Konventionelle Therapiestrategien beim nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom mittels einer primären Operation (Stadium IIIA) oder einer Chemo-Strahlentherapie (Stadium IIIB) führen zu unbefriedigenden Langzeitergebnissen. Eine Verbesserung der Prognose der Stadien III wurde durch eine Induktionstherapie, bestehend aus Chemotherapie oder Chemo-Strahlentherapie erzielt. In einer eigenen Phase-II- Studie mit einer Taxan/Carboplatin-Induktions-Chemotherapie konnte im Stadium IIIB eine projizierte Überlebensrate von 24% erzielt werden; hierbei korrelierte die Prognose mit der Sterilisation mediastinaler Lymphknoten. Der mediane Hb-Abfall unter der Induktionstherapie betrug 2,7 g/dl. In der aktuellen Studie soll daher überprüft werden, ob Erythropoetin die Chemotherapie-induzierte Anämie verhindern kann und potentiell eine höhere Effektivität der Chemotherapie zu erzielen ist. Material und Methoden 31 Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom Stadium IIIA (7 Patienten) und IIIB (24 Patienten) wurden in die Studie eingeschlossen; geplant waren 4 Zyklen einer Chemotherapie mit Docetaxel 100 mg/m2 Tag 1 und Carboplatin AUC 7,5 Tag 2 in Kombination mit G-CSF und Erythropoetin. Nach 4 Zyklen erfolgte die Evaluation zur Operation; neben den bildgebenden Verfahren wurde vor und nach Chemotherapie eine PET-Untersuchung zum metabolischen Staging durchgeführt. Ergebnisse 17 der 31 Patienten sind derzeit für den Hb-Verlauf komplett ausgewertet. Der mediane Hb-Verlauf zeigte eine Zunahme um 0,3 g/dl, bei 2 Patienten musste Erythropoetin wegen Überschreiten eines Hb-Werts von 14,5 g/dl abgesetzt werden. 22 von 31 Patienten sind für das Tumoransprechen auswertbar, die objektive Ansprechrate im CT ist: PR 14/22 (64%), SD 5/22 (23%), PD 3/22 (13%). Das metabolische Staging nach Induktionstherapie durch PET zeigte bei 9 von 20 auswertbaren Patienten eine komplette metabolische Response. Bei 7 der 9 Patienten mit metabolischer CR liegt die Histologie des Operationspräparats vor und zeigt eine komplette Sterilisation des Primärtumors und der mediastinalen Lymphknoten. Zusammenfassung Erythropoetin verhindert effektiv die Taxan-Carboplatin-assoziierte Anämie. Die Ansprechrate ist im Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Mammakarzinom unverändert als der wichtigste Prognoseparameter. Vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Prognose von Patientinnen mit nodalnegativem Mammakarzinom, 1–3, 4–9 und 10 oder mehr befallenen Lymphknoten ist jedoch eine spezifische Therapieoptimierung notwendig. Hierbei wurden in den letzten Jahren, insbesondere für die Therapie fortgeschrittener Tumoren mit 4–9 betroffenen Lymphknoten, verbesserte adjuvante Behandlungsoptionen entwickelt. Neben der Einführung dosisintensivierter, anthrazyklinbasierter Therapieprotokolle tragen die sequentielle Gabe der Zytostatika und die Anwendung von Paclitaxel zu einem signifikant längeren rezidivfreien bzw. Gesamtüberleben bei. Im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie untersuchen wir zur Zeit, inwieweit eine sequentielle Chemotherapie mit jeweils 3 Zyklen Epirubicin (150 mg/m2), Paclitaxel (225 mg/m2) und Cyclophosphamid (2500 mg/m2) alle 14 Tage die Therapieergebnisse gegenüber einer EC→T-Therapie (90/600/175 mg/m2) weiter verbessern kann. Bedingt durch die hämatotoxischen Nebenwirkungen der dosisintensivierten Behandlung wird als supportive Maßnahme G-CSF appliziert. Ein Teil der Patientinnen des Versuchsarmes erhält zudem therapiebegleitend Epoetin alfa (r-HuEpo), um die Auswirkungen einer Anämiekorrektur auf Transfusionshäufigkeit, Lebensqualität und rezidivfreies Überleben zu evaluieren. Einfluss des Hämoglobin-Werts auf das Überleben von Patienten mit Kopf-HalsTumoren im Rahmen einer kombinierten Radio-Chemotherapie Gy mit 2× täglich 1,4 Gy (Gesamtdosis: 70,6 Gy) eingesetzt. Bei beiden Verfahren wurde eine GesamtBehandlungszeit von 40 Tagen eingehalten, um den Einfluss unterschiedlicher Repopulierungsraten der Tumorstammzellen zu minimieren. Im Studienarm B wurde zusätzlich Mitomycin C (10 mg/m2) an den Tagen 5 und 36 sowie 600 mg/m2 5-FU an den Tagen 1–5 (120 h c.i.) gegeben. Das Zielvolumenkonzept beinhaltete bei makroskopischen Tumoren bzw. Lymphknoten 77,6 Gy (A) bzw. 70,6 Gy (B). Im Zielvolumen 2. und 3. Ordnung wurden 60 Gy / 50 Gy unabhängig vom Behandlungsarm appliziert. Material und Methoden Die Behandlung in den beiden Studienarmen bestand aus einer hyperfraktionierten, akzelerierten Radiotherapie mit einer Gesamtdosis von 77,6 Gy (Arm A) bzw. 70,6 Gy (Arm B). Die Fraktionierung im Studienarm A betrug 14 Gy mit täglichen Einzeldosen von 2 Gy, anschließend wurden 63,6 Gy mit 2 × 1,4 Gy bis zu einer Gesamtdosis von 77,6 Gy appliziert. Im Studienarm B wurden während der ersten 3 Wochen 30 Gy mit 2 Gy täglich und anschließend 40,6 Ergebnisse Der mittlere Nachbeobachtungszeitraum für insgesamt 384 Patienten betrug 30 Monate. Das Durchschnittsalter war 54,5 Jahre, die Geschlechtsverteilung war 82% Männer gegenüber 18% Frauen. Die Tumorlokalisation verteilte sich prozentual wie folgt: 60,4% (n = 232) Oropharynx, 32,2 % (n = 124) Hypopharynx und 7,3% (n = 28) Mundhöhle. Nach der TNM-Klassifizierung waren zum Zeitpunkt der Diagnosestellung 94,5% (n = 363) aller Fälle Tumoren im Stadium IV und nur 5,5% (n = 21) im Stadium III, was die lokal weit fortgeschrittenen Tumorstadien bei diesen Patienten unterstreicht. Stratifikationskriterien für die Studie waren Tumorlokalisation, Lymphknoten-Status und die teilnehmenden Kliniken. Die hier dargestellten Ergebnisse wurden nach dem «Intent to treat»-Prinzip ermittelt. Unter Schätzung der Überlebenszeiten nach Kaplan und Meier betrug die lokoregionäre Tumorkontrolle nach 2 Jahren 46,4% (A) bzw. 57% (B) [HR: 0,72, 95% CI: 0,53–0,98], die Gesamtüberlebenszeit 39,1% (A) bzw. 49,4% (B) [HR: 0,80, 95% CI: 0,62–1,04]. Die Raten für Metastasenfreiheit (Arm A: 63,0% vs. Arm B: 64,6%) und progressionsfreies Überleben (Arm A: 33,7% vs. Arm B: 40,0%) waren in den beiden Behandlungsarmen statistisch nicht signifikant unterschiedlich. Im Hinblick auf akute Nebenwirkungen und Spätfolgen der Radiatio konnten in beiden Behandlungsarmen keine Unterschiede beobachtet werden, so dass beide Therapieverfahren als isoeffektiv angesehen werden können. Ein Hb-Wert ≤ 14 g/dl erwies sich in der univariaten Analyse mit dem Log-rank-Test als unabhängiger prognostischer Faktor für die lokoregionäre Tumorkontrolle (p = 0,003; Arm A: 35,0% vs. Arm B: 56,8% nach 2 Jahren) und das Gesamtüberleben (p = 0,036; Abstracts Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 V. Budach1, S. Dinges2, K. Haake2, M. Stuschke3, H. Sack3, K.-D. Jahnke4, M. Baumann5, T. Herrmann5, W. Budach6, M. Bamberg6, R. Sauer7, R. Felix8, W. Hinkelbein9, H. Frommhold10, J. Dunst11, M.-L. Sauter-Bihl12, K.-D. Wernecke13 1Klinik für Strahlentherapie, 2HNO-Klinik, Campus Charité Mitte, Universitätsklinikum Charité, Berlin, 3Strahlenklinik, 4HNO-Klinik, Universitätsklinikum Essen, 5Strahlenklinik, Universitätsklinikum Dresden, 6Strahlenklinik, Universitätsklinikum Tübingen, 7Strahlenklinik, Universitätsklinikum Erlangen, 8Klinik für Strahlentherapie, Campus Charité Wedding, Berlin, 9Strahlenklinik, Universitätsklinikum Benjamin Franklin, Freie Universität Berlin, 10Strahlenklinik, Universitätsklinikum Freiburg i.Br., 11Strahlenklinik, Universitätsklinikum Halle, 12GH-Karlsruhe, 13Institute for Medical Biometry, Berlin Ziele Niedrige Hämoglobin(Hb)-Werte werden in verschiedenen klinischen Studien immer mit ungünstigen Therapieergebnissen in Verbindung gebracht. Im Rahmen einer großen deutschen Multicenter-Studie, in die Patienten aus 10 deutschen Kliniken eingebracht wurden, untersuchten wir den Einfluss des Hb-Werts auf die lokale Tumorkontrolle, das progressions- und metastasenfreie sowie das Gesamtüberleben. 13 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM historischen Vergleich zur Induktionstherapie ohne Erythropoetin vergleichbar, die Qualität des histologischen Ansprechens auf die Induktionstherapie in Kombination mit Erythropoetin könnte verbessert sein. Die Effektivität von Erythropoetin als «Chemosensitizer» sollte in einer Phase-III-Studie geprüft werden. Schlussfolgerung Nach diesen Ergebnissen erweist sich der Hb-Wert bei einem Schwellenwert von 14 g/dl als unabhängiger prognostischer Faktor für die lokoregionäre Tumorkontrolle, das progressionsfreie und Gesamtüberleben. Der oben genannte Hb-Wert bestätigt sich als unabhängiger Prognosefaktor für die alleinige akzeleriert hyperfraktionierte Bestrahlung (Arm A), nicht jedoch für die Radiochemotherapie (Arm B). Eine mögliche Schlussfolgerung könnte sein, dass durch Mitomycin C der prognostische Einfluss von HbWerten < 14 g/dl ausgeglichen werden kann. Einsatz von Erythropoetin im Rahmen einer kombinierten Radio-Chemotherapie bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren C.M. Glaser Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Allgemeines Krankenhaus Wien Patienten mit Plattenepithelkarzinomen der Mundschleimhaut und des Rachens werden mit Strahlentherapie oder chirurgisch behandelt. Die Behandlung 14 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 mit einer Kombination von Strahlentherapie, Chemotherapie und anschließender Chirurgie (multimodales Therapieschema) brachte für diese Patienten verbesserte Behandlungsergebnisse. Die oberflächliche Tumorausdehnung und das Ausmaß der Metastasierung in die nachgeschalteten Lymphknoten und in andere Organe sind klassische prognostische Faktoren, die von der UICC und der AJCC in ein TNM-Klassifikationsschema zusammengefasst worden sind. Neben vielen weiteren Prognosefaktoren erwies sich der Hämoglobinspiegel dieser Patienten als sehr starker prognostischer Faktor, vor allem bei Strahlentherapie, ohne dass dieser jedoch in die klassischen Klassifikationsschemata Eingang gefunden hat. Der entscheidende Einfluss des Hämoglobinspiegels vor [1–6] und am Ende [7] der Strahlentherapie auf die Prognose von Patienten mit Plattenepithelkarzinomen wurde von verschiedenen Autoren belegt. Der Zusammenhang zwischen dem Hämoglobinspiegel und der Oxygenierung des Tumorgewebes wurde an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland, beeindruckend aufgezeigt [8]. Da das Maß der Oxygenierung des Tumorgewebes die Effektivität der Strahlentherapie entscheidend beeinflusst [9], bewirkt eine anämieinduzierte Hypoxämie von Tumoren während der Radiatio eine verminderte Wirksamkeit. Drei Arbeitsgruppen aus den USA [10–12] und unsere eigene Gruppe konnten zeigen, dass Anämie mit r-HuEPO (Epoetin alfa) während der Strahlentherapie sehr wirkungsvoll behandelt werden kann. Wir konnten erstmals zeigen, dass die erfolgreiche Therapie mit rekombinantem humanem Erythropoetin (r-HuEPO) die Effizienz der Strahlentherapie signifikant verbessert [13]. Seit 1990 sieht die Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des AKH Wien (Vorstand: Univ. Prof. Dr. Dr. R. Ewers) bei Patienten mit einem Plattenepithelkarzinom der Mund- und Rachenschleimhaut mit den Stadien II–IV ein multimodales Therapieschema vor. Die präoperative Strahlen-Chemotherapie wird gemeinsam mit der Universitätsklinik für Strahlentherapie durchgeführt: Woche 1–5 Radiatio (50 Gy, 2 Gy Einzeldosis), Tag 1 Mitomycin C 15 mg/m2 Körperoberfläche), Tag 1–5 5-FU (5-Fluorouracil 750 mg/m2 Körperoberfläche). 4–5 Wochen nach Ende dieses Regimes wird eine radikale Tumorresektion mit einer Halslymphknoten-Dissektion durchgeführt. Durch histologische Untersuchungen Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM Arm A: 28,4% vs. Arm B: 45,3% nach 2 Jahren). Der Hb-Wert hatte keinen Einfluss auf die Metastasenfreiheit und das progressionsfreie Überleben. Bei HbWerten > 14 g/dl wurde zwischen beiden Behandlungsarmen kein Unterschied beobachtet. Im Studienarm A bestand ein statistisch hochsignifikanter Unterschied zwischen den Hb-Werten > 14 g/dl vs. ≤ 14 g/dl bezüglich der lokoregionären Tumorkontrolle (p = 0,002; Hb ≤ 14 g/dl: 35,0% vs. Hb > 14 g/dl: 57,4% nach 2 Jahren), progressionsfreiem Überleben (p = 0,010; Hb ≤ 14 g/dl: 26,6% vs. Hb > 14 g/dl: 40,4% nach 2 Jahren) und Gesamtüberleben (p = 0,001; Hb ≤ 14 g/dl: 28,4% vs. Hb > 14 g/dl: 49,4% nach 2 Jahren). Im Behandlungsarm B waren derartige Unterschiede nicht nachzuweisen. Auch nach multivariater Adjustierung der Ergebnisse nach Geschlecht, TNM-Stadium, histologischem Grading und Tumorsitz mit dem proportionalen Hazard-Modell von Cox waren die adjustierten p-Werte mit p = 0,002, p = 0,01 bzw. p = 0,001 stabil. Die korrespondierenden Hazard-Raten lagen bei 0,51 (0,30–0,88), 0,57 (0,35–0,93) bzw. 0,55 (0,34–0,89). Tab.1. Chemoradiotherapy ± r-HuEPO for Oral Cavity Ca (from Glaser et al. [15]) Pre-tx Hgb, g/dl 14.5 14.5 14.5 r-HuEPO no no yes n 43 87 57 Complete response, % Overall 65* 17 61* At 1° Site T2–3 T4 in neck N1–3 67* 31 70* 63* 19 62* 94* 59 83* LR control, % Survival, % 88 72 95^ 84^ 62 93 ^p < 0.05 compared to group 2. *p ≤ 0.01 compared to group 2. Group 1 vs. group 3 p values are all ≥ 0.65. Abstracts – Gruppe 3 schließlich umfasst 57 Patienten, die von Juli 1996 bis Dezember 1998 ebenfalls nach dem genannten Regime behandelt wurden, bei denen aber r-HuEPO eingesetzt wurde, um die Anämie erfolgreich zu behandeln. Die zuvor präsentierten Ergebnisse bestätigten sich: Während in der Gruppe 2 noch 28% Tumorrezidive im Bereich des Primärtumors und in den Lymphknoten zu beobachten waren, konnte in Gruppe 3 die Anzahl der Patienten mit Tumorrezidiv auf 5% (statistisch hochsignifikant) gesenkt werden. In Gruppe 1, die im Zeitraum Januar 1990 bis Dezember 1998 behandelt wurde, traten 12% Lokal- und Lymphknotenrezidive auf. Zwischen Gruppe 1 und Gruppe 3, in denen jeweils 8,5% Tumorrezidive auftraten, fanden wir keinen Unterschied in den Behandlungserfolgen (siehe Tab. 1) [15]. Mit Hilfe von r-HuEPO kann eine Anämie während der kombinierten Radio-Chemotherapie sehr wirksam behandelt werden, Bluttransfusionen waren dadurch vermeidbar. Patienten mit fortgeschrittenen Tumorstadien, welche ein sehr hohes Risiko für ein Rezidivgeschehen haben, profitieren in eindrucksvoller Weise von der Zusatzbehandlung mit r-HuEPO, da dadurch in dieser Gruppe der negative prognostische Faktor Anämie beseitigt werden kann und die Prognose dieser Patienten jener ohne Anämie angeglichen werden kann. Literatur 1 Bryne M, Eide GE, Lilleng R, Langmark F, Thrane PS, Dabelsteen EA: Multivariate study of the prognosis of oral squamous cell carcinomas: Are blood groups and hemoglobin new prognostic factors? Cancer 1991;68:1994–1998. 2 Fein DA, Lee WR, Hanlon AL, Ridge JA, Langer CJ, Curran WJ, Coia LR: Pretreatment hemoglobin level influences local control and survival of T1-T2 squamous cell carcinomas of the glottic larynx. J Clin Oncol 1995;13:2077–2083. Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 15 Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM wird die erreichte Wirkung der präoperativen Strahlen-Chemotherapie evaluiert. Seit Juli 1996 wird während der präoperativen Radio-Chemotherapie von der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bei Patienten mit Anämie vor und während der Strahlen-Chemotherapie r-HuEPO eingesetzt. Auf dem ASCO-Kongress 1998 zeigten wir, dass bei 30 Patienten, die nach diesem Regime von Juli 1996 bis August 1997 behandelt wurden und bei denen die Anämie mit r-HuEPO korrigiert werden konnte, 63% der Patienten eine komplette Tumorremission erreichten, was signifikant besser war als bei einer Kontrollgruppe von ebenfalls 30 Patienten, die von Februar 1995 bis Juni 1996 ohne r-HuEPO behandelt wurde [13]. In der Kontrollgruppe war nur bei 27% der Patienten eine komplette Tumorremission erreicht worden. Auf dem ASCO-Kongress 1999 zeigten wir dann, dass das tumorfreie Überleben der mit r-HuEPO behandelten Patienten schon bei dieser kleinen Anzahl von Patienten signifikant besser war [14]. Diese ermutigenden Anfangsdaten konnten wir in einer Studie mit einer weitaus umfangreicheren Patientenanzahl bestätigen, die wir auf dem ASTROKongress 1999 in San Antonio, TX, präsentierten. In dieser Studie haben wir 187 Patienten, die von 1990 bis 1998 behandelt wurden, in 3 Gruppen unterteilt: – Gruppe 1 (43 Patienten) wurde von Januar 1990 bis Dezember 1998 behandelt und benötigte wegen ausreichend hoher Hämoglobinwerte kein r-HuEPO. – Gruppe 2 schließt 87 Patienten ein, die von Januar 1990 bis Juni 1996 nach unserem Tumorregime behandelt wurden und eine Anämie während der Therapie hatten, jedoch nicht mit r-HuEPO behandelt wurden. 16 Onkologie 2001;24(suppl 3):1–16 10 Lavey R, Dempsey W: Erythropoetin increases hemoglobin in cancer patients during radiation. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1993;27: 1147–1152. 11 Dusenbery KE, McGuire WA, Holt PJ, Carson LF, Fowler JM, Twiggs LB, Potish RA: Erythropoetin increases hemoglobin during radiation therapy for cervical cancer. 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Proc ASCO 1999;18:1543. 15 Glaser CM, Millesi W, Kornek GV, et al: Impact of hemoglobin (Hgb) level and use of recombinant human erythropoietin (r-HuEPO) on response to neoadjuvant chemoradiation therapy, tumor control, and survival in patients with oral or oropharyngeal squamous cell carcinoma (SCCA). Int J Radiat Oncol Biol Phys 1999;45(suppl 1):149–150. Abstracts Downloaded by: 88.99.70.242 - 10/31/2017 3:30:31 AM 3 Lee WR, Berkey B, Marcial V, Fu KK, Cooper JS, Vikram LR, Coia LR, Rotman M, Ortiz H: Anemia is associated with decreased survival and increased locoregional failure in patients with locally advanced head and neck carcinoma: a secondary analysis of RTOG 85-27. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1998;42:1069–1075. 4 Overgaard J, Bentzen SM, Kolstad P, Kjoerstad K, Davy M, Bertelsen K, Mantyla M, Frankendal B, Skyrten A, Loftquist I, Pedersen M Sell A, Hammer R: Misonidazole combined with splitcourse radiotherapy in the treatment of invasive carcinoma of larynx and pharynx. Report from the DAHANCA 2 study. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1989; 16:1065–1068. 5 Glaser C, Kornek GV, Leitha T, Lang S, Millesi W, Wanschitz F, Lavey RS: Pretreatment hemoglobin is associated with response to neoadjuvant chemoradiation therapy (CRT) in patients with oral cavity and oropharynx cancers. Eur J Cancer 1999;35(suppl 4):615a. 6 Warde P, O’Sullivan B, Bristow RG, Panzarella T, Keane TJ, Gullane PJ, Witterick IP, Payne D, Liu FF, McLean M, Waldron J, Cumming BJ: T1/T2 glottic cancer managed by external beam radiotherapy: The influence of pretreatment hemoglobin on local control. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1998;41:347–353. 7 Tarnawski R, Skladowski K, Maciewski B: Prognostic value of hemoglobin concentration in radiotherapy for cancer of supraglottic larynx. 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