Kurzbericht Vereinheitlichung und praktische Erprobung offener Schnittstellen für Geräte der Straßenverkehrstechnik mit zentralen Funktionalitäten Ende der 1990er Jahre wurde in der BRD unter Beteiligung von Betreibern und Herstellern mit der Standardisierung der Schnittstellen von Lichtsignalanlagen für die Straßenverkehrstechnik begonnen. Entwicklungsziel ist, die offene und vereinheitlichte Kommunikation zum Datenaustausch zwischen Geräten der Straßenverkehrstechnik zu ermöglichen. Die Standardisierungsaktivitäten konzentrierten sich dabei zunächst auf die Feldschnittstelle OCIT– Outstations. OCIT steht dabei als Akronym für Open Communication Interface for Traffic Control Systems und ist zwischenzeitlich EU-weit auch als Marke (OCIT®) registriert. Zur Unterstützung vor allem der Lichtsignalanlagenbetreiber, aber auch der Hersteller von OCIT-Systemen bzw. OCIT-Teilsystemen und -Komponenten beim Aufbau herstellergemischter Lichtsignalsteuerungssysteme, wurde im Rahmen der Forschungsarbeiten des FE-Projekts FE 77.0466/2002/ die Überführung dieser Schnittstelle in den Realbetrieb analysiert. Vor der Durchführung der eigentlichen praktischen Erprobung zum Zwecke der Vereinheitlichung von OCIT-Outstations Integrationstests stellte sich als Forschungsaufgabe eine theoretische Analyse, die die Definition des Entwicklungsprozesses hinsichtlich einer anzustrebenden Qualitätssicherung aus dem Blickwinkel der OCIT-Standardisierung, der themenaffinen verkehrstechnischen Literatur und des ursprünglichen Entstehungsortes – der Informatik – exploriert und die praktische Erprobung damit fundiert. Abgeleitet aus den Ergebnissen der theoretischen Forschungsarbeiten sowie mit Querschnittsund Detailanalysen umfangreich in mehreren Städten unterschiedlicher Größenordnung durchgeführten Praxisauswertungen wurde ein Leitfaden für zukünftige Schnittstellentests entworfen. Zum Zwecke der Qualitätssicherung werden hierin im Kontext von selektierten Prüfprozeduren musterexemplarisch Prüffälle unter Beachtung der Testökonomie vorgeschlagen. Insgesamt wurden während der praktischen Erprobung der Schnittstelle OCIT-Outstations ca. 670.000 OCIT-Meldungen eines 3-monatigen Erhebungszeitraumes aus 3 Testfeldern mit unterschiedlicher OCIT-Gerätequote und unterschiedlicher Hersteller(produkt)mischung ausgewertet. Dies in der jeweils vorgefundenen verkehrstechnischen Ausstattung respektive mit Betrachtung des jeweiligen Schnittstellen-Betriebsmodus in der LichtsignalsteuerungssystemInfrastruktur. Die Auswertung erfolgte differenziert, u.a. nach folgenden Kriterien: ¾ Meldungsaufkommen aller zentralenseitig angebundenen LSA ¾ Meldungskassen mit Aufteilung der archivierten Meldungen nach definierten Standard-/ Herstellerklassen ¾ Schweregrad von Meldungen ¾ Zeitversätze der Meldungen von OCIT-Steuergeräten ¾ Tageszeitliche Verteilung der Meldungseingänge ¾ Typen von Lichtsignalanlagen ¾ Typische Meldungsabläufe ¾ Meldungshäufigkeiten des Teilsystems Steuergerät Im Zuge der praktischen Erprobung konnten fehlerhafte Geräteversorgungen oder Baugruppendefekte belegt werden, eine Verletzung der Schnittstellenspezifikation der OCITOutstations Version 1.0/1.1, dem forschungsgegenständlichen Testling, jedoch nicht. Entsprechend wurden praxisbezogene Optimierungspotenziale zum Schnittstellenbetrieb zu folgenden Befunden erläutert: ¾ Unvollständige Meldungen ¾ Permanent auftretende Meldungen ¾ Plausibilität von Meldungsgruppen ¾ Zeitlich abgestimmte Schaltbefehle ¾ Identische Hauptmeldungen mit unterschiedlichen Ursachen Um den freien Wettbewerb von Lichtsignalsteuerungssystemen zu fördern, wurde während des Forschungszeitraumes auch die Schnittstellenrealisierung über den Bereich der Feldschnittstellen von Lichtsignalanlagen hinaus ensemble mit den sich an den Arbeiten zur Schnittstellenvereinheitlichung beteiligenden Institutionen (OCA e.V., ODG, OTC, VIV e.V., Verbund von LED-Herstellern) weiterentwickelt: ¾ Mit Blickrichtung auf zentrale Plattformen (z.B. Schnittstellen zu Verkehrsingenieurarbeitsplätzen, Funktionsanalysen/Qualitätsmanagement-Tools, Adaptiver Signalsteuerung im Netz und zu Verkehrsmanagementsystemen) wurde ein Referenz- und Systemmodell für die weitergehende Schnittstellenvereinheitlichung erarbeitet. ¾ Im Schnittstellenbereich der Komponenten, die Dienste auf der zentralen Ebene eines Systems der Straßenverkehrstechnik bereitstellen (OCIT-Instations), wurden, eingeordnet in diese Referenzsystemarchitektur, die Schnittstellenbeschreibungen und zugehörigen Protokolle für relevante Prozessdaten– und Versorgungsdateninterfaces mit Erläuterung des Datenmodells dokumentiert. ¾ Im Bereich der Feldebene (OCIT-Outstations) wurden zusätzliche Schnittstellenstandards u.a. zur erweiterten Nutzung der OCIT-Kommunikationsregeln und –Übertragungsprozeduren für Übertragungsprofile von Wählverbindungen im Festnetz und GSMMobilfunknetz sowie für LED-Signalgebermodule erarbeitet. ¾ Die Spezifikation zur sogenannten Schnittstelle OCIT-LED erfolgte inhaltlich verknüpft mit der DIN - respektive CENELEC-Normung zu LED-Signalgebern. Im Vorausblick auf die begonnene Weiterentwicklung der Feldschnittstelle OCIT-Outstations wurden in der Forschungsarbeit die Nutzwirkungen der Schnittstellenfunktion bei Outstations to Outstations-Kommunikation hinsichtlich netzadaptiver Verkehrssteuerung aufgezeigt. Dieser Untersuchungsbeitrag geht auf die bisherigen Steuerungsverfahren von Lichtsignalanlagen ein und stellt die Methode netzadaptiver LSA-Steuerungen sowie die daraus resultierenden Anforderungen dar: Netzadaptive Systeme benötigen aktuellen Dateninput aus einem größeren Umfeld, das bislang überwiegend noch i.d.R. durch heterogene Systeme charakterisiert ist. Standardisierte Schnittstellen können somit die technische Voraussetzung für die optimierte Anwendung netzadaptiver Systeme bilden. Zur Verdeutlichung wurde ein entsprechendes Netzwerk für Lichtsignalanlagen basierend auf dem OCIT-Protokoll entworfen. Die Nutzwirkungen standardisierter Schnittstellen wird hierzu korrespondierend exemplarisch am Beispiel der Funktion "Routen" konkretisiert. Dazu wurden mehrere Szenarien skizziert. Aufgezeigt wird, dass per Outstations to Outstations-Kommunikation mit Nutzung der Schnittstellenfunktion „Routen“ auch netzadaptive Verkehrssteuerungen künftig besser abgewickelt werden könn(t)en. Mit dem Forschungsprojekt wurde kontinuierlich der organisatorische Rahmen zur Begleitung des Standardisierungsprozesses, die dort zum Interessenausgleich erforderliche neutrale Moderation sowie die Ergebnisdokumentation sichergestellt. Die im Rahmen des Forschungsprojektes vom 01.05.2003 bis 28.02.2007 abgeschlossenen und mit Schlussbericht Teil 1 von Mai 2005 sowie (zur Schnittstellendokumentation ergänzendem) Teil 2 dokumentierten Ausarbeitungen erfolgten gemäß dem Forschungsauftrag in enger und aktiver Zusammenarbeit und unter Mitarbeit aller vorgenannten Interessengruppen sowie der von der BASt eingesetzten forschungsbegleitenden Betreuungsgruppe. Insgesamt erfolgten im Forschungszeitraum 26 im Expertengremium der Hersteller- und Anwenderseite durchgeführte Abstimmungssitzungen, davon vierzehn in Zusammensetzung von Betreibern und Herstellern am „Runden Tisch“, dem zur Standardisierung etablierten (Verhandlungs- und Entscheidungs-)Forum aller Interessengruppen. Die Gesamtmoderation zur Erarbeitung des Schnittstellenstandards erfolgte durch die BASt, die diesen Auftrag vom BMVBS übernommen hat.