Technische Universität Dortmund Fakultät für Mathematik Prof. Dr. Detlev Hoffmann Marco Sobiech/ Nico Lorenz Sommersemester 2017 Übungsblatt 5 31. Mai 2017 Lineare Algebra 2 Lösung zu Aufgabe 5.1: Voraussetzungen: Sei K ein Körper, und sei V ein K–Vektorraum. (a) Voraussetzung: Sei F ∈ EndK (V ) nilpotent. Behauptung: F hat genau einen Eigenwert, nämlich 0. Beweis: Sei n ∈ N mit F n = 0 und F n−1 ≠ 0. Existenz: Da F n−1 ≠ 0, existiert ein x ∈ V mit y ∶= F n−1 (x) ≠ 0. Nun gilt F (y) = F (F n−1 (x)) = F n (x) = 0. Also ist 0 ein Eigenwert von F . Eindeutigkeit: Sei λ ∈ K ein Eigenwert von F , und sei x ∈ V ein Eigenvektor zu λ. Dann gilt aufgrund der Linearität der Potenzen von F , dass 0 = F n (x) = F n−1 (F (x)) = F n−1 (λx) = λF n−1 (x) = ⋯ = λn−1 F (x) = λn x. Da x ein Eigenvektor ist, gilt x ≠ 0. Somit gilt λn = 0, d.h. λ = 0. Also ist 0 der einzige Eigenwert von F . (b) Voraussetzungen: Seien F, G ∈ EndK (V ) nilpotent, und es gelte F ○ G = G ○ F . Behauptung: F ○ G und F + G sind nilpotent. Beweis: Es ist klar, dass durch wiederholtes Anwenden von F G = GF auch F n Gm = Gm F n für alle n, m ∈ N gezeigt werden kann. Wir zeigen per Induktion, dass (F G)n = F n Gn für alle n ∈ N gilt. Induktionsanfang: (F G)1 = F 1 G1 . Nehmen wir an, dass (F G)n = F n Gn für ein n ∈ N gilt. Dann gilt auch (F G)n+1 = (F G)n F G = F n Gn F G = F n F Gn G = F n+1 Gn+1 . Sei m ∈ N, sodass F m = 0 und Gm = 0 gilt. Dann gilt (F G)m = F m Gm = 0. Per Induktion zeigen wir nun, dass hier der Binomische Lehrsatz gilt: n Induktionsanfang: (F + G)1 = F + G. Nehmen wir an, dass (F + G)n = ∑ (nk)F k Gn−k k=0 1 für ein n ∈ N gilt. Dann gilt auch n n I.V. (F + G)n+1 = (F + G)n (F + G) = ∑ ( )F k Gn−k (F + G) k=0 k n n n n = ∑ ( )F k Gn−k F + ∑ ( )F k Gn−k G k=0 k k=0 k F G=GF = n n k+1 n−k n n k n−k+1 + ∑ ( )F G ∑ ( )F G k=0 k k=0 k n n n n = F n+1 + ∑ ( )F k Gn+1−k + ∑ ( )F k Gn+1−k + Gn+1 k=1 k − 1 k=1 k n n n = F n+1 + ∑ (( ) + ( )) F k Gn+1−k + Gn+1 k−1 k k=1 n n + 1 k n+1−k = F n+1 + ∑ ( )F G + Gn+1 k k=1 n+1 n + 1 k n+1−k = ∑( )F G k k=0 Sei m ∈ N so, dass F m = 0 und Gm = 0 gilt. Dann ist 2m 2m (F + G)2m = ∑ ( )F k G2m−k = 0, k=0 k da k ≤ m ⇐⇒ 2m − k ≥ m. (c) Aufgabe: Angeben von Beispielen von K–Vektorräumen V und nilpotenten F, G ∈ EndK (V ), bei denen F ○ G bzw. F + G nicht nilpotent ist. Lösung: Seien 0 1 0 0 A ∶= ( ) , B ∶= ( ). 0 0 1 0 Dann sind LA und LB nilpotent, da (LA )2 = LA2 = L0 = 0 und ebenso (LB )2 = 0, aber LA + LB = LA+B und LA ○ LB = LAB sind nicht nilpotent, da A+B =( 0 1 1 0 1 0 ) ∈ GL2 (K) und AB = ( ) , also (AB)n = ( ) 1 0 0 0 0 0 (n ∈ N). Lösung zu Aufgabe 5.2: Voraussetzungen: Sei K ein Körper, sei V ein K–Vektorraum, und sei G ∈ EndK (V ). (a) Voraussetzung: Sei F ∈ EndK (V ) mit F ○ G = G ○ F . Behauptung: Kern(F ) ist ein G–invarianter Unterraum von V . Beweis: Sei x ∈ Kern(F ). Dann gilt F (G(x)) = (F ○ G)(x) = (G ○ F )(x) = G(F (x)) = G(0) = 0, also G(x) ∈ Kern(F ). (b) Behauptung: {0} ⊆ Kern(G) ⊆ Kern(G2 ) ⊆ Kern(G3 ) ⊆ ⋯ . Beweis: Für alle n ∈ N gilt Kern(Gn ) ⊆ Kern(Gn+1 ), da für x ∈ V aus Gn (x) = 0 auch Gn+1 (x) = G(Gn (x)) = G(0) = 0 folgt. 2 Behauptung: Kern(Gm ) ist für alle m ∈ N0 ein G–invarianter Unterraum von V (wobei die Konvention G0 = idV gilt). Beweis: Das folgt, wegen Gn ○ G = Gn+1 = G ○ Gn , aus Teilaufgabe (a). (c) Es folgt aus Kern(Gk ) = Kern(Gk+1 ), dass Kern(Gk+1 ) = Kern(Gk+2 ): Sei x ∈ Kern(Gk+2 ), d.h. 0 = Gk+2 (x) = Gk+1 (G(x)). Also ist G(x) ∈ Kern(Gk+1 ) = Kern(Gk ). Es gilt also auch 0 = Gk (G(x)) = Gk+1 (x), d.h. x ∈ Kern(Gm+1 ). Mittels Induktion folgt dann die Behauptung. (d) Voraussetzung: Sei nun dim(V ) = n endlich. Behauptung: Es gibt ein k ∈ N0 mit k ≤ n, sodass Kern(Gm ) = Kern(Gk ) für alle m ≥ k. Beweis: Es ist Kern(Gm ) ein Untervektorraum von V . Somit gilt dim Kern(Gm ) ≤ dim V = n. Weiter folgt für m ∈ N0 im Fall Kern(Gm ) ⊊ Kern(Gm+1 ), dass dim Kern(Gm ) < dim Kern(Gm+1 ). Da n = dim V gilt, kann diese Situation höchstens n–mal entstehen. Wegen (c) kann die Situation Kern(Gm ) ⊊ Kern(Gm ) sogar nur bei den ersten n Inklusionen auftreten, also, wenn 0 ≤ m ≤ n − 1. Es existiert daher ein k ≤ n mit Kern(Gm ) = Kern(Gk ) für alle m ≥ k. Als Beispiel müssen wir nun eine geeignete lineare Abbildung L ∶ W → W finden, bei der W nach dem Obigen Zwangsweise unendlichdimension ist. Wir betrachten dazu den Vektorraum R[X] aller Polynome mit reellen Koeffizienten und L = D als formale Ableitung. Aus vorigen Aufgaben wissen wir bereits, dass Kern L = R[X]0 gilt und deg(L(p)) = deg(p)−1 für alle p ∈ R[X] gilt. Daraus folgt induktiv Kern Ln = R[X]n−1 für n ∈ N. Wegen der offensichtlichen echten Inklusion R[X]m ⊊ R[X]m+1 für alle m ∈ N0 folgt dann die Behauptung. Lösung zu Aufgabe 5.3: (a) Nach Aufgabe 1.3 gilt det T = det A ⋅ det B. Damit ist klar, dass det T ≠ 0 genau dann gilt, wenn det A ≠ 0 ≠ det B gelten, was äquivalent ist zur Behauptung, da eine quadratische Matrix genau dann invertierbar sind, wenn ihre Determinante von 0 verschieden ist. (b) Es seien U ∈ GLr (K) und V ∈ GLs (K) mit U AU −1 = A′ und V BV −1 = B ′ . U 0 U −1 0 Nach Aufgabenteil (a) gilt S ∶= ( ) ∈ GLn (K) mit S −1 = ( ) und 0 V −1 0 V A′ C ′ durch Ausnutzen der Blockgestalt berechnet man sofort ST S −1 = ( ) mit 0 B′ C ′ = U CV −1 . Betrachte nun weiter die Matrix U ∶= ( 0 Ir 0 Is ) ∈ GLn (K) mit U −1 = ( ). Dann Is 0 Ir 0 B 0 gilt U −1 T U = ( ). Für Aufgabenteil (c) bemerken wir hier bereits, dass wir im C A Fall C = 0 bereits fertig sind. Andernfalls gilt nach dem in der Aufgabenstellung gegebenen Resultat und Teil (a) T ( B 0 B 0 BT )∼( ) =( C A C A 0 CT B CT ). T) ∼ ( 0 A A Da Ähnlichkeit von Matrizen eine Äquivalenzrelation ist, folgt die Behauptung. 3 Lösung zu Aufgabe 5.4: (a) Betrachte den zugehörigen Endomorphismus LA ∶ K n → K n , und die kanonischen Basisvektoren e1 , . . . , en von K n . Es gilt LA (e1 ) = 0, LA (e2 ) = a12 e1 , LA (e3 ) = a13 e1 + a23 e2 , usw. Allgemein gilt LA (ei ) ∈ span(e1 , . . . , ei−1 ) für i ≥ 2. Also gilt nach n–maliger Anwendung von LA , dass wir die Nullabbildung erhalten. (b) Wir betrachten den zugehörigen Endomorphismus LB ∶ K n → K n und die Standardbasis E = (e1 , . . . , en ). Es gilt LB (e1 ) = 0 und LB (ei ) = ei−1 für i ∈ {2, . . . , n}. Also sieht man, dass nach k-maliger Anwendung (k ∈ {0, . . . , n − 1}) von LB der Vektor ei abgebildet wird auf 0, falls i ≤ k und auf ei−k für i ≥ k + 1. Daher sieht man, dass die Darstellungsmatrix von LB k bzgl. E die angegebene Matrix ist. Weiter gilt aber auch wegen B = MEE (LB ) die Gleichung B k = (MEE (LB ))k = MEE (LkB ) = MEE (LB k ), woraus die Behauptung folgt für den Fall k ≤ n−1 folgt. Für k = n folgt mit demselben Argument wie zuvor B n = 0 und damit auch B k = 0 für alle k ≥ n. Lösung zu Aufgabe 5.5: (a) Voraussetzung: Sei 40 ⎞ ⎛ 17 −16 1 0 ⎟ ∈ M3 (Q). A ∶= ⎜ 0 ⎝ −8 8 −19 ⎠ Behauptung: A ist diagonalisierbar. Beweis: Wir bestimmen zunächst das charakteristische Polynom von A. Es gilt −16 40 ⎞ ⎛ 17 − X 17 − X 40 Entw. 2. Z. 0 1−X 0 ⎟ PA (X) = det ⎜ = (1 − X) det ( ) −8 −19 − X ⎝ ⎠ −8 8 −19 − X = (1 − X)(X 2 + 2X − 3) = (1 − X)2 (−3 − X). Also zerfällt PA in Linearfaktoren, und damit ist A trigonalisierbar. Nun überprüfen wir noch, ob für jeden Eigenwert λ von A die algebraische Vielfachheit (m(PA , λ) = größtes s ∈ N mit (X −λ)s ∣ PA ) gleich der geometrischen Vielfachheit (dim Eig(A, λ)) ist, da dies zusammen mit der Trigonalisierbarkeit von A die Diagonalisierbarkeit von A bedeutet. Die Eigenwerte sind die Nullstellen des charakteristischen Polynoms, also 1 und −3. Da m(PA , −3) = 1 gilt, folgt auch dim Eig(A, −3) = 1 ist, da stets 1 ≤ dim Eig(A, λ) ≤ m(PA , λ) für einen Eigenwert λ von A gilt. Es ist Eig(A, 1) gleich der Lösungsmenge von (A − I3 ∣ 0). 0 0 ⎞ 40 ⎞ (1)+2⋅(3) ⎛ 16 −16 ⎛ 0 −1 4 ⋅(3) ⎜ 0 0 0 ⎟ ⇐⇒ ⎜ 0 0 0 ⎟ ⎝ 2 −2 5 ⎠ ⎝ −8 8 −20 ⎠ Da LGS hat Rang 1. Also gilt dim Eig(A, 1) = 3 − 1 = 2 = m(A, 1). Also ist A diagonalisierbar. (b) Voraussetzung: Sei ⎛ 2 2 4 ⎞ A ∶= ⎜ 6 3 2 ⎟ ∈ M3 (Z/7Z). ⎝ 4 5 5 ⎠ 4 Behauptung: A ist trigonalisierbar, aber nicht diagonalisierbar. Beweis: Wir bestimmen zunächst das charakteristische Polynom von A. Es gilt 2 4 ⎞ ⎛ 2−X Sarrus 6 3−X 2 ⎟ = −X 3 + 3X 2 + 3 = (−1 − X)(X 2 − 4X + 4) PA (X) = det ⎜ ⎝ 4 5 5−X ⎠ = (−1 − X)(2 − X)2 . Also zerfällt PA in Linearfaktoren, und damit ist A trigonalisierbar. Nun überprüfen wir noch, ob für jeden Eigenwert λ von A die algebraische Vielfachheit (m(PA , λ) = größtes s ∈ N mit (X −λ)s ∣ PA ) gleich der geometrischen Vielfachheit (dim Eig(A, λ)) ist, da dies zusammen mit der Trigonalisierbarkeit von A die Diagonalisierbarkeit von A bedeutet. Die Eigenwerte sind die Nullstellen des charakteristischen Polynoms, also 2 und −1. Da m(PA , −1) = 1 gilt, folgt auch dim Eig(A, −1) = 1 ist, da stets 1 ≤ dim Eig(A, λ) ≤ m(PA , λ) für einen Eigenwert λ von A gilt. Es ist Eig(A, 2) gleich der Lösungsmenge von (A − 2I3 ∣ 0). 4⋅(1) ⎛ 0 2 4 ⎞ (2)+3⋅(1) ⎛ 0 2 4 ⎞ (3)+4⋅(2) ⎛ 0 1 2 ⎞ (3)+(1) ⎜ 6 1 2 ⎟ ⇐⇒ ⎜ 6 0 0 ⎟ ⇐⇒ ⎜ 6 0 0 ⎟ ⎝ 4 5 3 ⎠ ⎝ 4 0 0 ⎠ ⎝ 0 0 0 ⎠ Da LGS hat Rang 2. Also gilt dim Eig(A, 1) = 3 − 2 = 1 < m(A, 1). Also ist A nicht diagonalisierbar. 5