Kollektive Dynamik ferro- und antiferroelektrischer Flüssigkristalle in elektrischen Feldern Von der Fakultät Chemie der Universität Stuttgart zur Erlangung der Würde eines Doktors der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) genehmigte Abhandlung Vorgelegt von Dipl.-Chem. Michael Krüger aus Herten Hauptberichter: Mitberichter: Prof. Dr. F. Gießelmann Prof. Dr. J. Maier Tag der mündlichen Prüfung: 15. Mai 2007 Institut für Physikalische Chemie der Universität Stuttgart 2007 The most exciting phrase to hear in science, the one that heralds new discoveries, is not ’Eureka!’, but ’That’s funny’... Isaac Asimov (1920-1992) US-amerikanischer Biochemiker und Autor Nothing in life is to be feared. It is only to be understood. Marie Curie (1867-1934) Polnische Chemikerin und Physikerin Meinen Eltern gewidmet I Einzelne Aspekte dieser Arbeit wurden in 5 Posterbeiträgen und 4 Vorträgen auf nationalen und internationalen Tagungen sowie in folgenden Publikationen veröffentlicht: 1. M. Krueger, F. Giesselmann: ”Dielectric spectroscopy of ’de Vries’ type smectic A* - C* transitions”, Phys. Rev. E 71, 041704 (2005). 2. S. Bezner, M. Krueger, V. Hamplova, M. Glogarova, F. Giesselmann: ”Nature of smectic A*-C* phase transitions in a series of ferroelectric liquid crystals with little smectic layer shrinkage”, J. Chem. Phys. 126, 054902 (2007). 3. P. Beyer, M. Krueger, F. Giesselmann, R. Zentel: ”Photoresponsive ferroelectric liquid-crystalline polymers”, Adv. Funct. Mater. 17, 109 (2007). 4. M. Krueger, F. Giesselmann: ”Laser-light diffraction studies on the electric-field response of the helical director configuration in smectic-C* liquid crystals”, J. Appl. Phys. 101, 094102 (2007). 5. M. Krueger, J. P. F. Lagerwall, W. Kuczynski, F. Giesselmann: ”Dielectric investigations of antiferroelectric liquid crystals at the direct SmA* to SmCA * transition” Eur. Phys. J. E (in Vorbereitung). II Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern der Arbeitsgruppe für das ausgesprochen angenehme Arbeitsklima, insbesondere bei Herrn Dr. Jan Lagerwall für die äußerst fruchtbaren wissenschaftlichen Diskussionen. Den Professoren Milada Glogarova (Prag), Mikhael Osipov (Glasgow) und Oleg Lavrentovich (Kent State) danke ich für die mit Ihnen geführten Diskussionen über das Thema dieser Dissertation. Herrn Doc. dr hab. Wojciech Kuczynski bin ich für die Gelegenheit verbunden, am Institut für Molekulare Physik in Poznan optische Untersuchungen durchführen zu können, in deren Verlauf er mich dankenswerterweise in die Kunst der Cano-Methode einwies. Herrn Dr. Per Rudquist danke ich für seine Unterstützung bei der Arbeit im Reinraum und bei der Herstellung eigener Meßzellen an der Chalmers University of Technology in Göteborg. Herrn Prof. Dr. Joachim Maier danke ich für die Gelegenheit, mein Stipendium der ’Max-Planck-Research-School for Advanced Materials’ annehmen zu können, sowie für die Übernahme des Mitberichts dieser Arbeit. Mein außerordentlicher Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Frank Gießelmann, nicht nur für die Überlassung des überaus interessanten Themas, sondern auch für seine hervorragende Betreuung, seinen guten Rat und seine ansteckende Begeisterung für das wunderbare Forschungsfeld flüssiger Kristalle. Lydia danke ich besonders für die Kraft, die sie mir in der ganzen Zeit gegeben hat und für die vielen Dinge, die ich von ihr lernen durfte. Meinen Eltern sei nochmals besonders gedankt, da ohne sie mein wissenschaftlicher und persönlicher Werdegang in keiner Weise möglich gewesen wäre. Hiermit versichere ich, die vorliegende Arbeit selbständig verfaßt und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel und Quellen verwendet zu haben. Stuttgart, 21. Mai 2007 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.1 Flüssigkristalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 Polare Flüssigkristalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.3 Dynamik polarer Flüssigkristalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2. Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 3. Theoretische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.1 Optische Phänomene helikaler Flüssigkristalle . . . . . . . . . . . . . . . . 21 3.2 Elastizitätstheorie in smektischen Flüssigkristallphasen . . . . . . . . . . . 29 3.3 Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen . . . . . . . . 36 3.4 Landau-Theorie des SmA*-SmCA *-Übergangs . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern 55 4.1 Auswahl der Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 4.2 Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle . . . 58 4.3 Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.4 Dielektrische Spektroskopie: Ergebnisse und Diskussion . . . . . . . . . . . 87 4.5 Zusammenfassung wichtiger experimenteller Ergebnisse . . . . . . . . . . . 94 4.6 Methodische Arbeiten zur Monte-Carlo Simulation 4.7 Monte-Carlo Simulation: Ergebnisse und Diskussion . . . . . . . . . . . . . 98 4.8 Vergleichende Diskussion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 . . . . . . . . . . . . . 94 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle 109 5.1 Auswahl der Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 109 5.2 Ergebnisse der dielektrischen Untersuchungen . . . . . . . . . . . . . . . . 110 5.3 Vergleich antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper . . . . . . . . 117 IV Inhaltsverzeichnis 6. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 7. Summary . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Literaturverzeichnis 135 Anhang 141 A. Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 B. Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente . . 153 C. Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren . . . . . . . . . . . . . 159 D. Bestimmung der helikalen Ganghöhe mittels Absorptionsspektroskopie . . . . . 169 E. Cano-Methode zur Bestimmung der helikalen Ganghöhe . . . . . . . . . . . . . 173 Abbildungsverzeichnis 1.1 Typische Strukturformel und Stäbchendarstellung eines Flüssigkristalls . . 2 1.2 Schematische Temperaturabfolge ausgewählter flüssigkristalliner Phasen . . 3 1.3 Schema nematischer und smektischer Flüssigkristallphasen . . . . . . . . . 4 1.4 Symmetrie in smektischen Phasen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.5 Schema der helikalen Direktormodulationen in SmC* und SmCA *-Phasen . 10 1.6 Schematische Darstellung der beiden Schaltzustände einer SSFLC-Zelle . . 11 1.7 Polarisationsmikroskopische Aufnahme ferroelektrischer Domänen . . . . . 11 1.8 Schema der Interaktion von Licht mit helikalen SmC*-Flüssigkristallen . . 14 1.9 Verlauf der helikalen Ganghöhe für Übergänge 1. und 2. Ordnung . . . . . 16 1.10 Projektion der helikalen Modulation in Abhängigkeit elektrischer Felder . . 16 3.1 Schema der Fraunhoferbeugung am Einzelspalt . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.2 Schema der Fraunhoferbeugung am Transmissionsgitter . . . . . . . . . . . 25 3.3 Schema einer Dispersionsbeziehung und eines Transmissionsspektrums . . . 30 3.4 Elastische Deformationen nematischer Flüssigkristallphasen . . . . . . . . . 31 3.5 Schema des inversen flexoelektrischen Effektes . . . . . . . . . . . . . . . . 32 3.6 Elastische Deformationen smektischer Flüssigkristallphasen . . . . . . . . . 34 3.7 Geometrie des c-Direktors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3.8 Typisches Dispersions- und Absorptionsspektrum eines Dielektrikums . . . 39 3.9 Schema des Fluktuations-Dissipations-Theorems . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.10 Verursachendes Feld und Polarisation im dielektrischen Experiment . . . . 40 3.11 Dispersions- und Absorptionsspektren nach Debye- und Cole-Cole . . . . . 43 3.12 Schema der Phasen- und Tiltwinkelfluktuationen des Direktors . . . . . . . 44 3.13 SmC* und SmCA *-Struktur zweier aufeinanderfolgender Schichten . . . . . 48 3.14 Mechanismus der Amplituden- und Phasenmode in einer SmCA *-Phase . . 51 4.1 Charakterisierung von Felix 017/100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 VI Abbildungsverzeichnis 4.2 Charakterisierung von FLC 6430 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.3 Charakterisierung von ZLI 4655-100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.4 Charakterisierung von ZLI 5014-100 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.5 Charakterisierung von DA7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 4.6 Schematischer Aufbau der Laserlichtbeugungsexperimente . . . . . . . . . 63 4.7 Experimenteller Aufbau der Laserlichtbeugungsexperimente 4.8 Schema der verwendeten Flüssigkristallzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 4.9 Idealisierte Molekülorientierungen der Flüssigkristalle in Experimenten . . 66 . . . . . . . . 64 4.10 Schematische Darstellung der Laserlichtbeugung in einer Flüssigkristallzelle 67 4.11 Bildverarbeitung zur Auswertung der Beugungsexperimente . . . . . . . . 68 4.12 Intensitätsprofile aus den Beugungsaufnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . 69 4.13 Polarisationsmikroskopische Aufnahmen zur Kalibration . . . . . . . . . . 70 4.14 Beugungsmuster von Felix für verschiedene elektrische Felder . . . . . . . . 72 4.15 Elektrische Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe von Felix . . . . . . . 72 4.16 Temperaturabhängigkeit der helikalen Ganghöhe von Felix . . . . . . . . . 74 4.17 Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe von Felix (FC4430-Zelle) . . . . . 75 4.18 Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe von Felix (Glymo-Zelle) . . . . . 76 4.19 Drehung des Beugungsmusters von Felix (Glymo-Zelle) . . . . . . . . . . . 76 4.20 Beugungsmuster von FLC 6430 für verschiedene elektrische Felder . . . . . 77 4.21 Beugungsmuster von ZLI 4655 für verschiedene elektrische Felder . . . . . 79 4.22 Elektrische Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe von ZLI 4655 . . . . . 79 4.23 Polarisationsmikroskopische Aufnahmen der Zellmitte von ZLI 4655 . . . . 80 4.24 Elektrische Feldabhängigkeit des Beugungsmusterdrehwinkels von 4655 . . 81 4.25 Temperaturabhängigkeit des maximalen Dreh- und Tiltwinkels von ZLI 4655 82 4.26 Beugungsmuster von DA7 für verschiedene elektrische Felder . . . . . . . . 82 4.27 Elektrische Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe von DA7 . . . . . . . 83 4.28 Freitragender Film von DA7 mit und ohne angelegtem elektrischen Feld . . 84 4.29 Wellenlängenabhängige Transmission durch einen freitragenden Film . . . . 85 4.30 Temperaturabhängigkeit der Selektivabsorption eines freitragenden Filmes 86 4.31 Ermittlung der absoluten helikalen Ganghöhe nach Cano . . . . . . . . . . 86 4.32 Schematischer Aufbau der dielektrischen Spektroskopie . . . . . . . . . . . 88 Abbildungsverzeichnis VII 4.33 Beiträge zum dielektrischen Absorptionsspektrum . . . . . . . . . . . . . . 89 4.34 Feldabhängigkeit dielektrischer Größen des Felix . . . . . . . . . . . . . . . 91 4.35 Theoretischer Verlauf der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz nach [88] . 92 4.36 Feldabhängigkeit der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz . . . . . . . . . 92 4.37 Feldabhängigkeit der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz nach [89] . . . . 93 4.38 Geometrie planar-orientierender Meßzellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 4.39 Bedienfeld für die 2D-Monte-Carlo Simulationen . . . . . . . . . . . . . . . 97 4.40 Abhängigkeit der helikalen Ganghöhe vom Substratabstand der Meßzellen . 98 4.41 Simulierte c-Direktorprofile mit und ohne angelegte elektrische Felder . . . 100 4.42 Simulation der Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe . . . . . . . . . . 101 4.43 Simulierte Intensitätsverteilung für verschiedene elektrische Felder . . . . . 101 4.44 Disklinationen in planaren SmC*-Strukturen . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 4.45 Nachweis der Disklinationslinien für Felix 017/100 . . . . . . . . . . . . . . 103 4.46 Schematische Darstellung der Bookshelf- und Chevron-Konfigurationen . . 107 4.47 Schema eines geraden und eines gewellten Chevronrückens . . . . . . . . . 108 5.1 Charakterisierung von 3M AFLC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 5.2 Charakterisierung von D11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 5.3 Charakterisierung von D12 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 5.4 Dielektrische Suszeptibilität und Curie-Weiss-Diagramm von 3M AFLC . . 114 5.5 Dielektrische Suszeptibilität und Curie-Weiss-Diagramm von D11 . . . . . 115 5.6 Dielektrische Suszeptibilität und Curie-Weiss-Diagramm von D12 . . . . . 116 5.7 SmA*-SmC*-Phasenübergänge mit und ohne Schichtschrumpfung . . . . . 124 D.1 Probenhalter für freitragende Filme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 D.2 Schematischer Aufbau der Absorptionsspektroskopie . . . . . . . . . . . . . 171 E.1 Schematischer Aufbau der Cano-Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 E.2 Polarisationsmikroskopische Aufnahme einer SmC*-Cano-Textur . . . . . . 175 VIII Abbildungsverzeichnis Tabellenverzeichnis 4.1 Ganghöhe und kritische elektrische Felder untersuchter Substanzen . . . . 56 4.2 Phasenübergangstemperaturen untersuchter Substanzen . . . . . . . . . . . 56 A.1 Änderungen in den Monte-Carlo-Simulationsversionen . . . . . . . . . . . . 152 B.1 MatLab-Routinen für die Beugungsauswertung . . . . . . . . . . . . . . . . 153 C.1 Parameter aus den dielektrischen Spektren für Felix . . . . . . . . . . . . . 160 C.2 Parameter aus den dielektrischen Spektren für Felix in einer Glymo-Zelle . 161 C.3 Parameter aus den dielektrischen Spektren für FLC 6430 . . . . . . . . . . 162 C.4 Parameter aus den dielektrischen Spektren für ZLI 4655 . . . . . . . . . . 163 C.5 Parameter aus den dielektrischen Spektren für DA7 . . . . . . . . . . . . . 164 C.6 Parameter aus den dielektrischen Spektren für 3M AFLC . . . . . . . . . . 165 C.7 Parameter aus den dielektrischen Spektren für D11 . . . . . . . . . . . . . 166 C.8 Parameter aus den dielektrischen Spektren für D12 . . . . . . . . . . . . . 167 X Tabellenverzeichnis Verzeichnis der Symbole und Abkürzungen Häufig verwendete Indizes: a atom A∗ AC C C∗ CA∗ DC f G GM IT O max min mol p S weich ∗ antikline(r,s), antiferroelektrische(r,s), der antiferroelektrischen Struktur atomarer Systeme der SmA*-Phase Wechselstrom-, Wechselspannungsder SmC- oder geneigten smektischen Phasen der SmC*-Phase der SmCA *-Phase Gleichstrom-, Gleichspannungssynkline(r,s), der synklinen ferroelektrischen Struktur des Beugungsgitters der Phasen- oder Goldstonemode der Zellrelaxation maximale(r,s) minimale(r,s) molare(r,s) paraelektrische(r,s) der Amplituden- oder Softmode weicher Materie chirale(r,s) Konstanten: c ε0 h k Lichtgeschwindigkeit im Vakuum (2.998 · 108 m s−1 ) dielektrische Permittivität des Vakuums (8.854 · 10−12 C V−1 m−1 ) Planck’sches Wirkungsquantum (6.626 · 10−34 J s) Boltzmann-Konstante (1.381 · 10−23 J K−1 ) Operatoren: ∇ £iω Nabla-Operator Laplace-Operator XII Symbolverzeichnis Griechische Symbole: α Beugungswinkel α Einfallswinkel α symmetrischer Verbreiterungsparameter α Temperatur-Proportionalitätsfaktor des Landau-Koeffizienten a β asymmetrischer Verbreiterungsparameter βi Winkel zwischen einzelnem Molekül i und Direktor n γ Rotationswinkel des Beugungsmusters γk Korrekturwinkel des Beugungsmusters γφ Verdrillungsviskosität γ1 erster Kopplungsparameter zwischen syn- und antikliner Ordnung γ2 zweiter Kopplungsparameter zwischen syn- und antikliner Ordnung Γ Matrix reziproker Viskositäten δ Phasenverschiebung ε dielektrische Konstante ∗ ε komplexe dielektrische Konstante 0 ε Realteil der dielektrischen Konstanten, dielektrische Dispersion 00 ε Imaginärteil der dielektrischen Konstanten, dielektrische Absorption (Verlust) ε(0) statische Dielektrizitätskonstante ε∞ dielektrische Konstante bei hinreichend hohen Frequenzen ∆ε dielektrische Anisotropie εk dielektrische Konstante parallel zum Direktor n ε⊥ dielektrische Konstante senkrecht zum Direktor n η Viskosität Θ Tiltwinkel ϑ Glanzwinkel λ Wellenlänge λ Koeffizient für die Temperaturabhängigkeit der dielektrischen Suszeptibilität λsel Wellenlänge maximaler selektiver Reflexion Λ Lifshitz-Koeffizient ν Frequenz elektromagnetischer Strahlung σ Spiegelebene (Symmetrieelement) σ0 elektrische Leitfähigkeit Σ smektischer Ordnungsparameter τ Relaxationszeit τhel Relaxationszeit der helikalen Direktormodulation φ Azimuthwinkel χ dielektrische Suszeptibilität χ∞ dielektrische Suszeptibilität bei hinreichend hohen Frequenzen Ψq Vektor der Ordnungsparameter ω Kreisfrequenz ω+ Kreisfrequenzzweig oberhalb der photonischen Bandlücke ω− Kreisfrequenzzweig unterhalb der photonischen Bandlücke Symbolverzeichnis Lateinische Symbole: a A b b B B1 B2 B3 B13 temperaturabhängiger Landau-Koeffizient, Koeffizient 2. Ordnung Fläche, aktive Elektrodenfläche Breite Koeffizient 4. Ordnung der Entwicklung des thermodynamischen Potentials magnetische Flußdichte elastische Konstante der Biegung (bend) des c-Direktorfelds elastische Konstante der Spreizung (splay) des c-Direktorfelds elastische Konstante der Verdrillung (twist) des c-Direktorfelds elastische Konstante der kombinierten Verdrillung und Biegung des c-Direktorfelds B Biegungsvektor c c-Direktor, Projektion des Direktors in die x, y-Ebene c Koeffizient 6. Ordnung der Entwicklung des thermodynamischen Potentials C elektrische Kapazität C piezoelektrischer Koeffizient C0 Kapazität einer leeren Meßzelle Cn n-zählige Drehachse (Symmetrieelement) d Abstand der Substrate in Meßzellen d Dicke eines freitragenden Films d smektische Schichtdicke dA smektische Schichtdicke in der smektischen A-Phase dC smektische Schichtdicke in der smektischen C-Phase dCS Abstand der Probe zum Beugungsschirm dGS Abstand des Beugungsgitters zum Beugungsschirm dl Meßzellendimension entlang der Helixachse D elektrische Verschiebung eb flexoelektrischer Koeffizient der Biegung (bend) es flexoelektrischer Koeffizient der Spreizung (splay) E elektrische Feldstärke Ec kritische elektrische Feldstärke E elektrischer Feldvektor f Frequenz f Freie Energiedichte fa Absorptionsfrequenz ∆fa Differenz der Absorptionsfrequenzen, Frequenzaufspaltung Fp (t) Zerfallsfunktion einer elektrischen Polarisation fk F Koeffizienten des fouriertransformierten Direktorprofils g Freie Enthalpiedichte G Admittanz, Leitwert ∆G Differenz der Freien Enthalpie H magnetische Feldstärke XIII XIV i I In k K K11 K22 K33 l Lef f m m n n n ∆n nk n⊥ n N p p0 p P Ps P Pind Ps q q0 q q0 Q QRN B r r R R R S(t) S2 Symbolverzeichnis √ imaginäre Einheit i = −1 elektrischer Strom (Beugungs-)Intensität der Ordnung n Wellenzahl, Betrag eines Wellenvektors elastische Konstante elastische Konstante der Spreizung (splay) des Direktorfelds elastische Konstante der Verdrillung (twist) des Direktorfelds elastische Konstante der Biegung (bend) des Direktorfelds Koeffizient 2. Ordnung der Entwicklung der Freien Energiedichte effektive Moleküllänge Steigung gemischter bilinearer Kopplungskoeffizient der Freien Energieentwicklung Beugungsordnung Koeffizient 4. Ordnung der Entwicklung der Freien Energiedichte mittlerer Brechungsindex Doppelbrechung, Anisotropie des Brechungsindexes Brechungsindex parallel zum Direktor Brechungsindex senkrecht zum Direktor Direktor, bevorzugte Orientierungsrichtung der langen Achse kalamitischer Flüssigkristalle Laufzahl helikale Periodizität, helikale Ganghöhe, pitch helikale Gleichgewichtsganghöhe ohne angelegtes elektrisches Feld Einheitsvektor der elektrischen Polarisationsrichtung elektrische Polarisation spontane elektrische Polarisation elektrischer Polarisationsvektor Vektor der induzierten elektrischen Polarisation Vektor der spontanen elektrischen Polarisation Wellenzahl der helikalen Modulation Gleichgewichtswellenzahl der helikalen Modulation Wellenvektor der helikalen Modulation Gleichgewichtswellenvektor der helikalen Modulation elektrische Ladung Beugungsregime-Parameter Weglänge gemischter biquadratischer Kopplungskoeffizient der Freien Energieentwicklung Abstand Linsenkrümmungsradius Ohm’scher Widerstand Stufenfunktion eines elektrischen Feldes Ordnungsparameter der Orientierungsfernordnung Symbolverzeichnis t T T T0 Ta Ta∗ Tc Tf U V xabs xn xn ∆xn ∆xn x y z z Zeit Transmission Temperatur Temperatur des Übergangs zwischen mean-field und trikritischem Verhalten Umwandlungstemperatur zwischen uniformen antiferro- und paraelektrischen Phasen Umwandlungstemperatur zwischen helikalen antiferro- und paraelektrischen Phasen Curie-Temperatur Umwandlungstemperatur zwischen uniformen ferro- und paraelektrischen Phasen elektrische Spannung Volumen Abstand zum linken Rand einer Beugungsaufnahme Abstand zwischen Beugungsmaximum der Ordnung n und dem Primärstrahl auf dem Beugungsschirm Abstand zwischen Beugungsmaximum der Ordnung n und dem Primärstrahl in den Beugungsaufnahmen Abstand zwischen Beugungsmaxima gleicher Ordnung n auf dem Beugungsschirm Abstand zwischen Beugungsmaxima gleicher Ordnung n in den Beugungsaufnahmen Raumrichtung senkrecht zur Helixachse Raumrichtung senkrecht zur Helixachse, entlang des Substratabstandes Strecke entlang der Helixachse smektische Schichtnormale, Raumrichtung entlang der Helixachse XV XVI Symbolverzeichnis Abkürzungen: A AFLC Cr CTAB DK DT FFT FLC FWHM He-Ne HT IR iso ITO L LC LCD LED N OB ODF OK P PBL PDLC PT scf SM SmA SmC SmCA SSFLC Analysator antiferroelektrischer Flüssigkristall, antiferroelectric liquid crystal kristallin Cetyltrimethylammoniumbromid Digitalkamera Drehtisch schnelle Fouriertransformation, fast Fourier-transformation ferroelektrischer Flüssigkristall, ferroelectric liquid crystal Volle Breite beim halben Maximum, full width at half maximum Helium-Neon Heiztisch infrarot, infrared isotrop Indium-Zinnoxid, Indium-Tin-Oxide Lampe Flüssigkristall, Flüssigkristall-, flüssigkristallin-, liquid crystal Flüssigkristallanzeige, liquid crystal display lichtemittierende Diode, light-emitting diode nematische Phase, nematische(r,s) Objektiv Orientierungsverteilungsfunktion, orientational distribution function Okular Polarisator photonische Bandlücke Polymer-dispergierte Flüssigkristalle, polymer-dispersed liquid crystals Phototubus Skalierungsfaktor, scaling factor Spektralphotometer smektische A-Phase, smektisch-A smektische C-Phase, smektisch-C smektische, antikline C-Phase, smektisch-CA oberflächenstabilisierter ferroelektrischer Flüssigkristall, surface-stabilized ferroelectric liquid crystal UV/Vis ultraviolett/sichtbar, ultraviolett/visible Symbolverzeichnis 1 2 Symbolverzeichnis 1. Einführung 1.1 Flüssigkristalle Der Begriff Flüssigkristall zur Bezeichnung eines Stoff- oder Aggregatzustandes erscheint auf den ersten Blick paradox. Wie kann etwas flüssig und gleichwohl ein Kristall sein? Betrachten wir die makroskopischen Unterschiede zwischen den drei klassischen Aggregatzuständen der Materie - fest, flüssig und gasförmig - so fällt zunächst auf, daß Gase ein ihnen angebotenes Volumen vollständig einnehmen. Flüssigkeiten bedecken hingegen eine ihnen angebotene Fläche, sie sind, wie der Name schon sagt, fließfähig. Ein Festkörper wird im Gegensatz dazu seine makroskopische Form bei gleichbleibender Temperatur und gleichbleibendem Druck behalten, unabhängig davon, ob ihm ein anderes Volumen oder eine andere Fläche angeboten wird. Diese Einteilung ist so einfach und fundamental, daß wir in den allermeisten Fällen ohne eine Messung durchführen zu müssen, sofort erkennen, ob ein Stoff in einem gasförmigen, flüssigen oder festen Zustand vorliegt - von einigen Zweifelsfällen wie beispielsweise Gläsern abgesehen. Eine solche Einteilung ist jedoch zu einfach, um den Begriff flüssige Kristalle zu verstehen. In dieser Einteilung wären flüssigkristalline Phasen, ob ihrer Fließfähigkeit als flüssige Phasen zu klassifizieren. Genau dies geschah 1888 als der Botaniker und Chemiker Friedrich Reinitzer seine Beobachtungen zum Cholesterylbenzoat in seinen ”Beiträgen zur Kenntniss des Cholesterins” veröffentlichte [1], in denen er für diese Verbindung ”das Vorhandensein zweier Schmelzpunkte” fand. Bereits ein Jahr später erkannte der Physiker Otto Lehmann [2], daß der untere dieser beiden Schmelzpunkte die Temperatur ist, bei welcher das kristalline Cholesterylbenzoat in eine flüssigkristalline Phase übergeht, die wiederum beim oberen Schmelzpunkt, dem sogenannten Klärpunkt, in eine flüssige Phase überführt wird. Die Bezeichnung Klärpunkt resultiert aus der bereits von Reinitzer beobachteten Trübung der (zu diesem Zeitpunkt noch nicht so bezeichneten) flüssigkristallinen Phase. Lehmann erkannte darüber hinaus, daß die flüssigkristalline Phase Doppelbrechung aufwies, also eine Richtungsabhängigkeit ihres Brechungsindexes. Eine solche Anisotropie physikalischer Eigenschaften war bis dahin nur aus kristallinen Festkörpern, nicht jedoch für fließfähige Phasen bekannt. Unter einem Flüssigkristall versteht man also kurz gesagt eine Substanz, die unter bestimmten Umständen ein anisotropes Fluid bildet. Diese Eigenschaft ist bei sogenannten thermotropen Flüssigkristallen (bei einem konstanten Druck) auf einen Temperaturbereich zwischen kristalliner und flüssiger (isotroper) Phase beschränkt, in welchem eine oder mehrere thermodynamisch stabile, flüssigkristalline Phasen oder Mesophasen (von griech. mesos: mittig) auftreten können. Wie für Kristalle, bezeichnet man den letzteren Fall als Polymorphismus. Moleküle, die Mesophasen 2 1. Einführung Abb. 1.1: Strukturformel eines typischen flüssigkristalline Phasen bildenden Moleküls und überlagerte, stilisierte Darstellung in Form eines Stäbchens. bilden, werden häufig auch Mesogene genannt. Ein typisches sogenanntes kalamitisches Mesogen ist in Abb. 1.1 dargestellt. Der Begriff kalamitisch als Untergruppe der thermotropen Flüssigkristalle bezieht sich hierbei auf die stäbchenartige Form der Moleküle, die ebenfalls in Abb. 1.1 erkennbar ist. Darüber hinaus bilden unter anderem auch diskotische (scheibchenförmige), sanidische (brettförmige) oder bananenförmige Mesogene flüssigkristalline Phasen. Neben den thermotropen Systemen existieren als zweite große Klasse der Flüssigkristalle lyotrope Systeme, die Lösungen von amphiphilen Molekülen relativ hoher Polarität in einem Lösungsmittel darstellen und deren Konzentration zusätzlich zur Temperatur einen entscheidenden Einfluß auf die Phasenbildung besitzt. So bilden beispielsweise handelsübliche Waschmittel in konzentrierter wäßriger Lösung lyotrope Flüssigkristallphasen. Da in der vorliegenden Arbeit jedoch lediglich kalamitische thermotrope Flüssigkristalle untersucht wurden, werden im folgenden nur von diesen Mesogenen gebildete flüssigkristalline Phasen besprochen. Als wichtigste Vertreter sind hierbei die verschiedenen smektischen, die nematische und als Spezialfall, die chiral-nematische - die aus historischen Gründen als cholesterische Phase bezeichnet wird - zu nennen. Eine schematische Abfolge dieser Phasen und deren Einordnung zwischen die klassischen Aggregatzustände sind in Abb. 1.2 dargestellt. Ordnung Die Ursache, warum Kristalle und Flüssigkristalle, nicht jedoch Flüssigkeiten anisotrope physikalische Eigenschaften aufweisen können, beruht auf der langreichweitigen Ordnung dieser Phasen. Während Kristalle eine sehr langreichweitige Positionsfernordnung der Moleküle oder Atome aufweisen, ist eine solche in Flüssigkeiten nicht vorhanden. Aufgrund der statistischen, ungeordneten Verteilung der Moleküle geht hier die molekulare Anisotropie der physikalischen Eigenschaften auf makroskopischer Ebene verloren. Die Ordnung flüssigkristalliner Phasen liegt zwischen diesen beiden Fällen. Man unterscheidet hierbei Orientierungsfernordnung, Positionsfernordnung und Bindungsorientierungsfernordnung. Letztere wird, da nur von den deshalb so genannten höher geordneten (hexatischen) smektischen Phasen ausgebildet, hier nicht untersucht. Informationen über die Bindungsorientierungsfernordnung finden sich in [3]. 1.1. Flüssigkristalle 3 T flüssig kristallin gasförmig flüssigkristallin T smektisch CA smektisch C smektisch A nematisch höher geordnet smektisch Abb. 1.2: Schematische Temperaturabfolge einiger thermotroper, kalamitischer, flüssigkristalliner Phasen und ihre Einordnung zwischen die klassischen Aggregatzustände. Im betrachteten Fall kalamitischer Moleküle liegt eine Orientierungsfernordnung vor, wenn die Moleküle in einem makroskopischen Bereich eine Vorzugsorientierung aufweisen, entlang derer sie im räumlichen und zeitlichen Mittel parallel ausgerichtet sind. Entlang dieser Vorzugsrichtung wird ein Einheitsvektor, der sogenannte Direktor n, definiert. Die Orientierungsverteilungsfunktion (ODF, engl.: Orientational Distribution Function) liefert die mathematische Beschreibung, wie sich die Moleküle im Raum verteilen [4]. Ein Maß für die Güte der Orientierungsordnung ist der Ordnungsparameter S2 , der den ersten nicht-trivialen Koeffizienten der Entwicklung der Orientierungsverteilungsfunktion nach den Legendre’schen Polynomen darstellt. Er ist definiert [5] als Mittelwert: S2 = 1 < 3 cos2 βi − 1 > , 2 (1.1) wobei βi derjenige Winkel ist, den das einzelne Molekül i mit der Direktorrichtung n einschließt. Für isotrope, flüssige Phasen, in denen alle Werte von β gleich häufig vorkommen, ist der Ordnungsgrad 0 und steigt in kalamitischen Flüssigkristallphasen auf Werte nahe 1 an. Mesophasen, die Orientierungsfernordnung, jedoch keine Positionsfernordnung aufweisen, bezeichnet man als nematische Phasen. Abb. 1.3 (a) stellt schematisch einen Ausschnitt aus einer nematischen Phase kalamitischer Moleküle mit ihrer Orientierungsfernordnung dar. Eine Positionsordnung liegt vor, wenn von einem beliebigen Molekülschwerpunkt aus die Nachbarmolekülschwerpunkte entlang mindestens einer Raumrichtung positionskor- 4 1. Einführung Abb. 1.3: (a) Schematische Darstellung der Orientierungsfernordnung der Längsachsen stäbchenförmiger Moleküle in nematischen Flüssigkristallphasen. Der Direktor n beschreibt die Vorzugsrichtung der Orientierungsfernordnung. Eine Positionsfernordnung tritt in diesen Phasen nicht auf. (b) Schematische Darstellung der eindimensionalen Positionsfernordnung in smektischen Flüssigkristallphasen (hier: SmA-Phase, n k z), durch welche smektische Schichten mit der Schichtnormalen z erzeugt werden. Die Orientierungsordnung der Moleküllängsachsen in smektischen Phasen (b) ist gegenüber der nematischen Phase (a) verbessert. reliert sind. Ist die Reichweite dieser Ordnung groß gegen die Moleküldimensionen, so spricht man von Positionsfernordnung, wie sie in Kristallen ohne Defekte und Fehlstellen (allerdings in diesem Fall wesentlich langreichweitiger) gegeben ist. In den smektischen Flüssigkristallphasen liegt in makroskopischen Bereichen eine eindimensionale Positionsfernordnung - zusätzlich zur Orientierungsfernordnung der nematischen Phase - vor. Die Güte der Positionsfernordnung kann durch einen smektischen Ordnungsparameter : Σ =< cos 2πzi d > (1.2) mit zi als dem Schwerpunkt des Moleküls i in Richtung der smektischen Schichtnormalen z und der smektischen Schichtdicke d beschrieben werden [6]. Eine positionsferngeordnete smektische Phase ist in Abb. 1.3 (b) skizziert. In smektischen Flüssigkristallen findet eine Positionsfernordnung nur entlang einer Raumrichtung statt, die durch die smektische Schichtnormale z beschrieben wird. Ist diese Schichtnormale parallel zur Direktorrichtung n ausgerichtet, so spricht man von einer smektischen A-Phase (SmA), schließen Schichtnormale und Direktor einen Neigungswinkel Θ ein, von einer smektischen C-Phase (SmC). Beide Fälle werden aus Symmetriegründen unterschieden. 1.1. Flüssigkristalle 5 Chiralität und Symmetrie Chiralität (zu deutsch: Händigkeit) ist die Erscheinung, daß ein Gegenstand (hier: ein Molekül) in zwei zueinander spiegelbildlichen Formen existieren kann, die nicht zur Deckung gebracht werden können. Diese spiegelbildlichen Moleküle nennt man Enantiomere, ihre äquimolare Mischung Racemat. Gemäß den Nomenklaturregeln von Cahn, Ingold und Prelog [7] wird jeweils ein Enantiomer als (R)-, das andere als (S)-Enantiomer bezeichnet. Alle Phasen einer chiralen Reinsubstanz sind chiral, also auch die flüssigkristallinen Phasen einer Verbindung1 . Der Umkehrschluß gilt nicht automatisch, so können achirale Moleküle durch Zugabe chiraler Dotierstoffe, was zunächst für nematische [8] und kurz darauf für smektische Phasen gezeigt werden konnte [9], oder durch eine bestimmte Packung, wie beispielsweise bei bananenförmigen Flüssigkristallen [10], selbst chirale Phasen ausbilden. Die Tatsache, daß die Spiegelbilder chiraler Moleküle nicht zur Deckung gebracht werden können, hat zur Folge, daß die chiralen Phasen zugeordneten Punktgruppen keine Drehspiegelachse enthalten. Bei achiralen Phasen, deren Punktgruppen Drehspiegelachsen enthalten, und deren chiralen Pendants, führt das zu einem Unterschied der Symmetrie. Abb. 1.4 verdeutlicht dies für den Fall der SmC- (C2h -Symmetrie) und SmC*-Phasen (C2 -Symmetrie). In der SmA-Phase mit der Punktgruppe D∞h befindet sich der Direktor n parallel zur smektischen Schichtnormalen z, die eine unendlich-zählige Drehachse C∞ darstellt. Die smektische Schichtebene ist eine Spiegelebene (σ). In der achiralen SmC-Phase mit der Punktgruppe C2h schließen n und z den Direktorneigungs- oder Tiltwinkel Θ, die Projektion von n in die smektische Schichtebene mit der x-Achse den Azimuthwinkel φ ein. Direktor und Schichtnormale spannen die Neigungsebene auf, die Spiegelebene (σ) ist. Eine zweizählige Drehachse (C2 ) steht senkrecht zur Neigungsebene. Die chirale SmC*-Phase mit der Punktgruppe C2 besitzt die selben Symmetrieverhältnisse mit der Ausnahme, daß aufgrund der Chiralität die Neigungsebene keine Spiegelebene ist. Die Drehachse C2 wird dadurch zur polaren Achse, innerhalb einer smektischen Schicht addieren sich Teile des transversalen Dipolmoments zu einer spontanen elektrischen Polarisation Ps entlang dieser Drehachse. Der c-Direktor stellt die Projektion des Direktors n in die smektische Schichtebene dar. Betrachtet man eine einzelne Schicht einer antiferroelektrischen SmC∗A Phase, so ist deren Symmetrie die selbe wie im Falle einer SmC*-Phase. Die Wiederholungseinheit einer solchen Phase hingegen, die zwei smektische Schichten umfaßt, besitzt im chiralen Fall die Punktgruppe C1 , ist also unsymmetrisch. Anwendungsgebiete von Flüssigkristallen Flüssigkristalle gehören zur Gruppe der sogenannten weichen Materie (engl.: soft matter). Unter diesem Überbegriff werden Systeme zusammengefaßt, deren Dimensionen und Verhalten zwischen demjenigen atomarer und makroskopischer Systeme liegt. Außer Flüssigkristallen können dies auch Viren, Kolloide oder Polymere sein. Der Name 1 Chirale Flüssigkristallphasen werden im Rahmen dieser Diplomarbeit mit einem * gekennzeichnet. 6 1. Einführung y θ=0 n x C z z y Φ n 8 z y x σ c σ (a) n x θ θ C2 Φ C2 c Ps (b) (c) Abb. 1.4: Symmetrie in smektischen Phasen. Die smektische Schichtebene wird durch x und y aufgespannt, z ist die smektische Schichtnormale. (a) SmA-Phase (Punktgruppe D∞h ): Direktor n k z. (b) SmC-Phase (Punktgruppe C2h ): n und z schließen den Direktorneigungswinkel Θ ein. (c) SmC*-Phase (Punktgruppe C2 ): wie (b), zusätzlich Auftreten einer polaren Achse aufgrund der Chiralität der Phase. Erklärungen siehe Text. weiche Materie resultiert daraus, daß solche Systeme leicht deformierbar sind, daß thermische Fluktuationen eine wichtige Rolle spielen und daß solche Systeme extrem stark auf äußere Störungen reagieren. Diese Weichheit, die durch elastische Konstanten quantifiziert werden kann, ist unter anderem eine direkte Folge der Dimensionierung dieser Systeme im Bereich von einigen Nanometern bis zu wenigen Mikrometern. Nimmt man an, daß die typische Wechselwirkungsenergie zwischen Teilchen in etwa der thermischen Energie kT (mit der Boltzmann-Konstante k und der Temperatur T ) entspricht, so erhält man für weiche Systeme wesentlich kleinere elastische Konstanten K, die der Wechselwirkungsenergie pro Volumen V entsprechen2 , als für atomare Systeme mit kleineren Dimensionen: Kweich = kT Vweich << kT = Katom . Vatom (1.3) Solch kleine elastische Konstanten führen wiederum zu den oben beschriebenen Eigenschaften weicher Materie, wie beispielsweise deren extreme Reaktionen auf äußere Störungen wie mechanische, elektrische oder magnetische Felder. Auf dieser Einfachheit der 2 Diese Betrachtung gilt in dieser Form ausschließlich für weiche Systeme wie Kolloide oder Polymere. Im Falle von Flüssigkristallen verknüpfen die elastischen Konstanten die Energie eines Systems nicht mit einer relativen Dehnung, sondern mit einem Winkelgradienten. Folglich entspricht die Dimension der elastischen Konstanten flüssigkristalliner Systeme derjenigen einer Energie pro Strecke 1.1. Flüssigkristalle 7 Manipulation flüssiger Kristalle basiert auch der bis heute mit Abstand größte kommerzielle Erfolg dieser Substanzklasse und der damit einhergehenden Revolution unserer Arbeitsund Kommunikationskultur: dem Einsatz von Flüssigkristallen zur Herstellung flacher Anzeigegeräte in elektronischen Geräten. So wurde die massenweise Verbreitung von Mobiltelephonen und Notebooks erst durch die Entwicklung der Flüssigkristallbildschirme (LCD, engl.: Liquid Crystal Display) möglich. Nachdem Flüssigkristallanzeigen heutzutage unter anderem auch in Desktopbildschirmen, Fernsehgeräten, elektronischen Notizbüchern, Digitalkameras und Projektionsgeräten verwendet werden, beläuft sich der weltweite Umsatz mit Flüssigkristallanzeigen gemäß einer Marktanalyse [11] für das Jahr 2006 auf etwa 73 Milliarden US-Dollar in einem Gesamtmarkt für Flachbildschirme von etwa 84 Milliarden US-Dollar (LCD-Marktanteil: 87%), einer Umsatzsteigerung von 14% gegenüber dem Jahr 2005. Der Multi-Milliarden-Dollar-Markt für Flachbildschirme ist einer der wachstumsintensivsten der heutigen Zeit, jedoch bieten Flüssigkristalle aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften ein weit größeres Anwendungspotential als allein die Beschränkung auf Anzeigeelemente. Die Fähigkeit flüssiger Kristalle zur spontanen Selbstorganisation, welche selbst Gegenstand wissenschaftlichen Interesses ist [12], führte beispielsweise dazu, daß Flüssigkristalle heutzutage als ”Maske” (engl.: template) zur Synthese mesoporöser Materialien, die als Katalysatoren dienen, verwendet werden [13]. Darüber hinaus werden Flüssigkristalle beispielsweise in der Medizintechnik zum Aufspüren von Tumoren [14], als optische Datenspeicher [15], Glasscheiben mit elektrisch schaltbarer Transparenz (in PDLCs, engl.: Polymer Dispersed Liquid Crystals) [16], Medien zur optischen Datenübertragung [17] oder Bauteile für eine solche Datenübertragung wie beispielsweise optische Schalter [18] eingesetzt. Weiterhin führt die Natur der Flüssigkristalle als weiche Materie zu einer Durchstimmbarkeit physikalischer Eigenschaften durch externe Felder. Dies wird beispielsweise zur Erzeugung durchstimmbarer Laser ohne Kavitätsspiegel auf Flüssigkristallbasis ausgenutzt, was in Kapitel 1.2 etwas ausführlicher dargestellt werden soll. Die Erkenntnis, daß das kritische Verhalten an Phasenübergängen ausschließlich von der Dimensionalität der Systems und der Anzahl der Komponenten des Ordnungsparameters abhängt [19, 20], führte dazu, daß die Untersuchungen der sehr vielfältigen und experimentell verhältnismäßig sehr leicht zugänglichen Phasenumwandlungen flüssigkristalliner Systeme wichtige Ergebnisse über das allgemeine Verhalten von Phasenübergängen in niederdimensionalen Systemen liefert. Nachdem das Feld der Flüssigkristalle seit den 30-er Jahren des 20. Jahrhunderts zunächst ein wissenschaftliches Nischendasein fristete, führte die erste technisch für einen Massenmarkt nutzbare Anwendung dieser Substanzklasse (nämlich die Erzeugung flacher Anzeigeelemente) zu einem enormen Wiedererstarken der wissenschaftlichen Aktivitäten in diesem Bereich. Angetrieben durch sowohl grundsätzliche akademische Fragestellungen in der Flüssigkristallforschung, die ohne das vergrößerte wirtschaftliche Interesse vermutlich niemals aufgeworfen worden wären, als auch durch das deutlich verbreiterte Anwendungspotential der Flüssigkristalle, haben sich diese Aktivitäten bis heute nicht vermindert. Nun könnte der zweite Schritt in der Anwendung flüssiger Kristalle folgen, 8 1. Einführung nämlich deren oben angeführte Anwendungsmöglichkeiten in die Entwicklung neuartiger Produkte abseits der Displayanwendungen münden zu lassen, was bisher in großem Maßstab lediglich für die Synthese mesoporöser Katalysatoren geschehen ist, um das enorme Potential der Flüssigkristalle, ihre Kombination außergewöhnlicher optischer Eigenschaften mit den Eigenschaften weicher Systeme, auszuschöpfen. Dafür ist jedoch eine bereits für sich in akademischer Hinsicht interessante, wissenschaftliche Behandlung der zugrundeliegenden Mechanismen notwendig. Für zwei Teilbereiche der Dynamik polarer Flüssigkristalle, den Einfluß elektrischer Felder auf die helikale Direktormodulation ferroelektrischer Flüssigkristalle (FLCs, engl.: Ferroelectric Liquid Crystals) und das Tiltwinkelverhalten antiferroelektrischer Flüssigkristalle (ALFCs, engl.: Antiferroelectric Liquid Crystals) sollen diese Mechanismen in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. 1.2 Polare Flüssigkristalle Dipolare Moleküle weisen in isotroper Phase makroskopisch kein Gesamtdipolmoment (spontane Polarisation) auf, da die Richtung der molekularen Dipole statistisch verteilt ist und sich daher im zeitlichen und räumlichen Mittel zum Nullvektor addiert. Das Anlegen eines statischen elektrischen Feldes E führt zu einer gewissen Ausrichtung der molekularen Dipole in Richtung von E und damit einer induzierten elektrischen Polarisation Pind . Schaltet man das elektrische Feld wieder aus, relaxiert das System in seinen Gleichgewichtszustand, in dem keine makroskopische Polarisation meßbar ist. Substanzen mit spontaner elektrischer Polarisation Ps , die ihre molekularen Dipole ohne Einwirken äußerer Kräfte ausrichten, nennt man Pyroelektrika. Pyroelektrika, deren spontane elektrische Polarisation zwischen stabilen Zuständen schaltbar ist, Ferroelektrika bzw. Antiferroelektrika. Ferro- und Antiferroelektrizität kann nur in polaren Phasen auftreten, wobei ein permanentes elektrisches Dipolmoment der Moleküle hierbei eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung darstellt. Unter dem Begriff polare Flüssigkristalle faßt man üblicherweise Mesophasen zusammen, welche eine polare Achse besitzen. Da in allen heutzutage bekannten Flüssigkristallphasen die beiden möglichen Direktorrichtungen äquivalent sind, also n = −n gilt, kann sich eine solche polare Achse nur senkrecht zum Direktor befinden. Aufgrund dieser Äquivalenz der Direktorrichtungen existieren, obwohl von Max Born vorhergesagt [21], keine aus polaren Molekülen gebildeten polaren nematischen Phasen. Im Falle kalamitischer Flüssigkristalle teilt man das Gesamtdipolmoment zweckmäßigerweise in eine Komponente parallel (longitudinales Dipolmoment) und eine Komponente senkrecht (transversales Dipolmoment) zur Moleküllängsachse auf. In SmC*-Phasen tritt eine spontane Polarisation Ps innerhalb einer smektischen Schicht durch die Addition der transversalen Anteile des Dipolmoments auf. Sie verläuft entlang der C2 −Achse senkrecht zum Direktor n und der smektischen Schichtnormalen z: Ps ∝ z × n . (1.4) Diese sogenannte Polarisations-Tiltwinkel-Kopplung ist eine direkte Folge der Chiralität 1.2. Polare Flüssigkristalle 9 und der damit verbundenen Abwesenheit der Spiegelebene, die durch z und n aufgespannt wird (vergleiche Abb. 1.4). Die Spiegelebene führt im Falle einer achiralen SmC-Phase dazu, daß sich die Beiträge des transversalen Dipolmoments parallel und antiparallel zur Drehachse C2 gegenseitig aufheben. In SmA- und SmA*-Phasen ist das Auftreten einer spontanen Polarisation bereits durch die Äquivalenz der Direktorrichtungen, n = −n, und durch die C∞ -Achse unmöglich. Solche Phasen bezeichnet man in Analogie zum Ferro-, Antiferro- und Paramagnetismus als paraelektrische Phasen. Grundsätzlich neigen Phasen chiraler Moleküle dazu - falls möglich - die molekulare Chiralität durch eine chirale makroskopische Struktur abzubilden. Eine solche chirale Überstruktur ist in manchen Phasen, wie beispielsweise der SmA*-Phase verboten [22]. In geneigten chiralen smektischen Phasen wie der SmC*- oder SmCA *-Phase führt die Chiralität jedoch zur Ausbildung von Helizes [23] mit einer definierten Ganghöhe p (engl.: pitch). Diese Ganghöhe entspricht der Entfernung entlang z, in der eine Drehung des Direktors um 2π stattfindet. (siehe Abb. 1.5). Sie stellt die Wiederholungseinheit der Helix dar. Makroskopisch addiert sich nun jedoch auch in SmC*-Phasen die spontane Polarisation Ps zum Nullvektor, da sich durch die Helix die Direktorrichtung und damit auch die Richtung von Ps um die smektische Schichtnormale z von Schicht zu Schicht periodisch ändert (vergleiche Abb. 1.5). Durch elektrische Felder, magnetische Felder oder Grenzflächenwechselwirkungen kann die helikale Direktorkonfiguration unterdrückt werden. Orientiert man einen Flüssigkristall mit einer SmC*-Phase derart, daß die smektischen Schichten senkrecht zu den planparallelen Grenzflächen der Zelle stehen, führt das im idealen Fall zu einer Struktur, in der die smektischen Schichten wie Bücher in einem Bücherregal angeordnet sind. Eine solche Konfiguration wird deshalb Bookshelf Anordnung genannt. Ist der Abstand der Zellsubstrate d klein gegen die Ganghöhe p der Helix: dp (1.5) kann keine ideale Helixkonfiguration mehr ausgebildet werden und der Direktor n wird bevorzugt parallel zu den Grenzflächen ausgerichtet. Da auf dem Neigungskonus nur zwei Positionen des Direktors zu einer solchen Anordnung führen können (vergleiche Abb. 1.6), folgt daraus die Bildung zweier Domänentypen mit unterschiedlichem Vorzeichen der spontanen elektrischen Polarisation +Ps und −Ps [24]. Abb. 1.7 stellt eine polarisationsmikroskopische Aufnahme dieser beiden ferroelektrischen Schaltzustände in einer SSFLC- (engl.: Surface-Stabilized Ferroelectric Liquid Crystal) Zelle dar. SmC*-Phasen sind in einer SSFLC-Zelle also im Gegensatz zu helikalen SmC*-Phasen in Abwesenheit von Grenzflächeneffekten ferroelektrisch3 . 3 Obwohl das Auftreten von Ferroelektrizität in SmC*-Phasen an die Unterdrückung der helikalen Struktur gekoppelt ist, ist es üblich, die SmC*-Phase grundsätzlich als ”ferroelektrische Phase” zu bezeichnen, unabhängig davon, ob eine helikale Direktormodulation vorliegt oder diese unterdrückt ist. Korrekter wäre es im erstgenannten Fall von einer ”helielektrischen” Phase zu sprechen, wie von de Gennes vorgeschlagen [25]. Da sich dieser Ausdruck jedoch nicht durchgesetzt hat, werde ich in dieser Arbeit 10 1. Einführung Abb. 1.5: Schematische Darstellung der helikalen Direktormodulationen einer SmC* (a) und einer SmCA *-Phase (b). (a) Die mittlere Neigungsrichtung der Moleküle wird in der SmC*-Phase von Schicht zu Schicht entlang der smektischen Schichtnormalen z verdreht, so daß eine helikale Direktorkonfiguration mit der Ganghöhe p resultiert. (b) In der SmCA *-Phase bilden zwei smektische Schichten, deren Neigungsrichtungen entgegengesetzt stehen, eine Wiederholungseinheit, die entlang der Schichtnormalen präzessiert. Die resultierende Direktormodulation kann als Doppelhelix angesehen werden. 1.2. Polare Flüssigkristalle 11 Abb. 1.6: Schematische Darstellung der beiden ferroelektrischen Schaltzustände einer SmC*Phase einer SSFLC-Zelle. In (a) weist die spontane elektrische Polarisation Ps nach links vorne, in (b) in die entgegengesetzte Richtung nach rechts hinten. d bezeichnet die Zelldicke. 100 µm Abb. 1.7: Polarisationsmikroskopische Aufnahme zweier ferroelektrischer Schaltzustände in einer 1.5 µm SSFLC-Zelle (Substanz: 12HL, T = 85 ◦ C). Die dunklen und hellen Bereiche entsprechen jeweils Domänen mit entgegengesetztem Vorzeichen der spontanen elektrischen Polarisation. 12 1. Einführung Wie bereits in Kapitel 1.1 dargestellt, liegt die mit Abstand größte kommerzielle Bedeutung von Flüssigkristallen heutzutage in Ihrer Anwendung als Materialien für flache Anzeigeelemente. Für nahezu alle Displays werden hierbei nematische Flüssigkristalle eingesetzt, die jedoch einen immer wichtiger werdenden Nachteil besitzen. Die Schaltzeit, also die Zeit, die benötigt wird, um die Mesogene durch das Anlegen einer elektrischen Spannung derart umzuorientieren, daß der lichtdurchlässige in einen lichtundurchlässigen Zustand (oder andersherum) überführt wird, befindet sich in nematischen Phasen vor allem für deren Einsatz in Fernsehgeräten trotz vielfältiger Bemühungen am Rande des notwendigen Bereichs. Manch eine mögliche grundsätzliche Verbesserung, wie eine zeitliche Modulation der Rückbeleuchtungsfarbe durch licht-emittierende Dioden (LEDs, engl.: LightEmitting Diodes) zur Einsparung der Farbfolien in LCDs, würde noch wesentlich schnellere Schaltzeiten erfordern, als dies für nematische Flüssigkristalle realisierbar ist. Polare Flüssigkristalle würden eine solche Verbesserung zulassen, da deren Schaltzeiten typischerweise um etwa einen Faktor 103 kürzer sind als diejenigen nematischer Flüssigkristalle, und erscheinen somit also logische Verbesserung in der Entwicklung von Flachbildschirmen. Bislang werden polare Flüssigkristalle jedoch nur für kleine Mikrodisplays oder sogenannte Near-Eye Anwendungen verwendet (beispielsweise in den Suchern von Digitalkameras oder in Brillen mit eingebauten Displays). Der Grund hierfür ist in Stabilitätsproblemen dieser Materialien zu suchen, die aus der Schrumpfung der smektischen Schichtdicke beim Übergang von der orthogonalen SmA*- in eine geneigte SmC*- oder SmCA *-Phase resultieren, da die Schichtschrumpfung die Bildung von Defekten (den sogenannten ChevronDefekten) zur Folge hat, welche den Kontrast der Bildschirme Schritt für Schritt verringern. Es sind bislang sehr wenige polare Flüssigkristalle bekannt, die sogenannten de Vries-Materialien, welche keine Schichtschrumpfung am SmA*-SmC* bzw. SmA*-SmCA *Übergang aufweisen und dieses Problem somit umgehen. Jedoch ist vor deren Einsatz in großem Maßstab für die Erzeugung langzeitstabiler, schnellschaltender Anzeigeelemente weitere Forschung notwendig, um die Ursachen der Abwesenheit der Schichtschrumpfung und damit verbundene Struktur-Eigenschaftsbeziehungen zu verstehen, und um somit in der Lage zu sein, maßgeschneiderte Materialien zu entwickeln. Polare Flüssigkristalle rücken ob ihres großen Anwendungspotentials gegenüber nematischen Flüssigkristallen stärker in den Blickpunkt des Interesses von Wissenschaft und industrieller Forschung. Einer der Gründe hierfür ist, daß polare Flüssigkristalle noch ein vergleichsweise junges Forschungsgebiet darstellen und im Verhältnis zu nematischen Phasen wenig erforscht sind. In besonderem Maße gilt dies für antiferroelektrische Flüssigkristalle, die erst 1988 durch Chandani et al. [26] entdeckt wurden. Darüber hinaus sind bislang wenige Mesogene bekannt, die antiferroelektrische Phasen bilden. Dies hängt damit zusammen, daß nur eine bestimmte strukturelle Gruppe bekannt ist, welche antiferroelektrische Phasen erzeugt. Hierbei handelt es sich um verzweigte chirale Alkylketten, die über eine Esterbindung mit dem aromatischen Mesogen verknüpft sind [27]. Für die oben dargestellten Displayanwendungen ist Ferroelektrizität, also die Unterdrückdem allgemeinen Sprachgebrauch folgen und an Stellen, in denen eine Abgrenzung von antiferroelektrischen Phasen erfolgen soll, ebenfalls den Ausdruck ”ferroelektrisch” gebrauchen. 1.3. Dynamik polarer Flüssigkristalle 13 ung der helikalen Direktormodulation durch Oberflächeneffekte in FLCs eine elementar wichtige Eigenschaft. Für photonische Anwendungen hingegen ist die helikale Direktormodulation eine erwünschte Eigenschaft, da aus dieser interessante optische Phänomene wie beispielsweise die in Kapitel 3.1.2 beschriebene sogenannte photonische Bandlücke resultieren. Folgerichtig wird für photonische Anwendungen versucht, entweder durch Minimierung der Oberflächeneinflüsse oder dem Übergang zu einer anderen Flüssigkristallanordnung, eine möglichst ungestörte helikale Modulation zu erhalten. Eine mögliche photonische Anwendung polarer Flüssigkristalle ist die Erzeugung durchstimmbarer Laser ohne Kavitätsspiegel. Bereits 1971 demonstrierten Kogelnik und Shank [28] einen sogenannten Laser mit verteilten Rückführungen (engl.: distributed feedback laser ), in welchem die Lichtverstärkung (engl.: gain) durch Bragg-Reflexionen einer periodischen Modulation des Brechungsindexes anstelle mittels externer Kavität erzeugt wird. Helikale Flüssigkristalle besitzen eine solche periodische Brechungsindexmodulation inhärent und eignen sich daher für die Erzeugung solcher distributed feedback laser. Da für eine vollständige Demonstration eines Lasers jedoch Linienverengung, gerichtete Emission, Lebensdauerverkürzung des angeregten Zustands, Schwellenverhalten und Kohärenz nachgewiesen werden müssen, dauerte es bis 1998 bis Kopp et al. erstmals eindeutig die Funktion eines Flüssigkristall-Laser mit verteilter Rückführung demonstrieren konnten [29]. Durch die Eigenschaft weicher Materie wie Flüssigkristallen bereits auf kleine externe Störungen zu reagieren, kommt diesen Lasern eine weitere Bedeutung zu. Die Emissionswellenlänge solcher Laser ist gleichzeitig die Kantenwellenlänge der photonischen Bandlücke der Flüssigkristalle, die wiederum von deren helikaler Ganghöhe abhängt. Ändert man nun durch eine externe Störung die Periodizität der helikalen Modulation, ändert man somit die Laserwellenlänge. Finkelmann et al. demonstrierten den ersten durchstimmbaren Flüssigkristallaser, in dem sie cholesterische Elastomere biaxial dehnten und somit die helikale Ganghöhe veränderten [30]. Kasano et al. veränderten die Laserwellenlänge hingegen durch das Anlegen eines elektrischen Feldes an freitragende Filme polarer SmC*-Flüssigkristalle [31]. Weitere photonische Anwendungen polarer, helikaler Flüssigkristalle umfassen deren Einsatz als schaltbare Lichtquellen, Spektrum und Richtung der Lichtemission verändernde Filter, elektro-optische Schalter, schnelle Lichtmodulatoren oder frequenzkodierte Sensoren für elektrische und magnetische Felder, Temperatur oder mechanische Dehnung [32]. 1.3 Dynamik polarer Flüssigkristalle Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden zwei verschiedene Aspekte kollektiver Dynamik polarer Flüssigkristalle untersucht: Die Dynamik der helikalen Direktormodulation ferroelektrischer Flüssigkristalle und die Dynamik der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle. Die Änderung der Direktormodulation der FLCs im elektrischen Feld besitzt, wie im vorangegangenen Kapitel dargestellt, große Bedeutung im Hinblick auf den technischen Einsatz von FLCs in photonischen Anwendungen wie beispielsweise der Erzeugung durchstimmbarer Laser. Aus akademischer Sicht besitzt die 1. Einführung H eli x-A ch se 14 rreflektierte Lichtintensität re Sele fle kt xi ivon Beugungsmuster Wellenlänge Abb. 1.8: Schematische Darstellung der Interaktion von Licht mit helikalen SmC*-Flüssigkristallen in planar-orientierenden Flüssigkristallzellen. Die Helixachse, um die der Azimuthwinkel präzessiert, befindet sich in dieser Anordnung parallel zu den Zellsubstraten. Licht, welches entlang der Helixachse wandert, wird selektiv reflektiert. Licht, welches senkrecht auf die Helixachse trifft, wird wegen der periodischen Modulation des Brechungsindexes durch Interferenz gebeugt (Phasengitter). Frage, wie sich die selbstorganisierte, periodische Direktormodulation beim Anlegen eines elektrischen Feldes verändert, darüber hinaus eine grundsätzliche Bedeutung zum Verständnis der ablaufenden Mechanismen in diesen Materialien. Die Periodizität der Direktormodulation, also die helikale Ganghöhe beträgt in SmC*-Phasen üblicherweise einige Mikrometer und liegt somit im Bereich der optisch sichtbaren Wellenlängen oder etwas darüber. Im Gegensatz zur photonischen Bandlücke, welche entlang der Periodizität, also entlang der Helixachse der SmC*-Phase auftritt und selektive Reflexion von in dieser Richtung eingestrahltem Licht zur Folge hat, wird Licht, das sich senkrecht zur Helixachse ausbreitet, an der periodischen Direktormodulation, die wie ein Beugungsgitter wirkt, gebeugt. Eine ausführliche Beschreibung der Lichtbeugung in Flüssigkristallen ist in Kapitel 3.1.1 gegeben, eine schematische Übersicht der Interaktion von Licht mit ferroelektrischen Flüssigkristallen ist in Abb. 1.8 dargestellt. Richtet man monochromatische, elektromagnetische Strahlung derart aus, daß diese senkrecht zur Helixachse auf die flüssigkristalline Probe trifft, erhält man also ein Beugungsmuster, aus welchem sich Informationen über Gestalt, Richtung und Periodizität der helikalen Direktormodulation gewinnen lassen. Durch das Anlegen externer elektrischer Felder und gleichzeitiger Beobachtung der resultierenden Beugungsmuster kann man schließlich 1.3. Dynamik polarer Flüssigkristalle 15 Rückschlüsse auf das dynamische Verhalten ferroelektrischer Flüssigkristalle ziehen. Die Auswirkung elektrischer Felder auf die helikale Periodizität von SmC*-Phasen ist in der Literatur bereits theoretisch ausführlich entwickelt worden [33–38]. In allen Fällen lautet die zentrale theoretische Vorhersage, daß sich die helikale Ganghöhe p mit ansteigender Amplitude des angelegten elektrischen Feldes E vergrößern werde, bis ein kritisches elektrisches Feld Ec erreicht ist, ab welchem die helikale Modulation der SmC*-Phase komplett unterdrückt ist. Die ungestörte helikale Struktur und die Struktur, in der die helikale Modulation komplett unterdrückt ist, unterscheiden sich bezüglich Ihrer Symmetrie, wodurch der feldinduzierte Übergang von der einen in die andere Struktur in einigen der oben angeführten theoretischen Arbeiten gelegentlich als Phasenübergang einer helikalen SmC* in eine uniforme SmC*-Phase bezeichnet wird. Der beschriebene Übergang mit Divergenz der Ganghöhe zum Phasenübergang hin ist dann als (kontinuierlicher) Übergang zweiter Ordnung zu bezeichnen. Theoretisch möglich ist ebenso ein Übergang erster Ordnung, für welchen der Helixpitch bis zum Erreichen des kritischen elektrischen Feldes annähernd konstant bleibt, um dann am Übergang diskontinuierlich gegen p → ∞ zu divergieren. Diese Möglichkeit wurde zuerst von Meyer [39] in Betracht gezogen. Das Verhalten der helikalen Ganghöhe unter angelegtem elektrischen Feld für diese beiden Fälle ist in Abb. 1.9 dargestellt, Abb. 1.10 zeigt die Projektion der Direktormodulation für verschiedene elektrische Feldstärken, wie sie aus den theoretischen Arbeiten (beispielsweise [37]) resultiert. Ohne angelegtes elektrisches Feld wird das System seine elastische Energie durch die Annahme einer sinusoidalen Direktormodulation minimieren. Legt man ein elektrisches Feld mit einer Amplitude E an, so konkurrieren elastische und elektrische Energie gegeneinander, dies führt zu einer solitonisch-verzerrten Direktormodulation. Ab einer kritischen elektrischen Feldstärke Ec ist es für das System energetisch vorteilhafter, die spontane elektrische Polarisation uniform entlang des elektrischen Feldes auszurichten. Im Falle eines Übergangs zweiter Ordnung (Abb. 1.10 (b)), nimmt, im Gegensatz zum Übergang erster Ordnung (Abb. 1.10 (a)), für die solitonisch-verzerrte Struktur zusätzlich die Periodizität der Direktormodulation zu, um die hohe elastische Energie zu vermindern, die aufgrund der Rotation der spontanen Polarisation um 2π über einen sehr kleinen Bereich auftritt. Die oben aufgeführten theoretischen Arbeiten stimmen darin überein, daß der Übergang von einer helikalen SmC*-Phase in eine uniforme SmC*-Phase ein Übergang zweiter Ordnung sein sollte, was durch experimentelle Arbeiten [40] zur magnetischen Feldabhängigkeit des Helixpitches eines ferroelektrischen Flüssigkristalls bestätigt wurde. Hier wurde die Ordnung des Phasenübergangs nur in einem sehr engen Temperaturbereich nahe der SmA*-Phase zu einem Übergang erster Ordnung, für den überwiegenden Temperaturbereich jedoch zu einem Übergang zweiter Ordnung bestimmt. Ansonsten sind keine derartigen Übergänge erster Ordnung literaturbekannt. Das Verhalten der helikalen Ganghöhe in Abhängigkeit der Temperatur [41–45] und der Zelldicke [42, 46] ist in SmC*-Phasen bereits ausgiebig experimentell untersucht worden. Bislang fehlten jedoch systematische experimentelle Untersuchungen der zentralen theoretischen Vorhersage, wonach sich die Periodizität der helikalen Modulation durch angelegte elektrische Felder vergrößere und damit die photonische Bandlücke dieser Materialien mo- 16 1. Einführung Abb. 1.9: Verlauf der helikalen Ganghöhe p bezogen auf die feldfreie Ganghöhe p0 in Abhängigkeit einer angelegten elektrischen Feldstärke E bezogen auf die kritische elektrische Feldstärke Ec für Übergänge erster und zweiter Ordnung zwischen helikaler und unterdrückter Direktormodulation. Im Falle eines Übergangs zweiter Ordnung divergiert die Ganghöhe bei Erhöhung der elektrischen Feldstärke hin zum kritischen Wert kontinuierlich, wie theoretisch erwartet. Bei einem Übergang erster Ordnung bleibt die Ganghöhe zunächst konstant, bis sie beim Erreichen der kritischen Feldstärke sprunghaft divergiert. Vergleiche auch Abb. 1.10. E (a) E> EC Helix unterdrückt (elektrisch bevorzugt) E (b) E> EC Helix unterdrückt (elektrisch bevorzugt) E<E C E<E C solitonisch verzerrte Helix solitonisch verzerrte Helix E= 0 unverzerrte Helix (elastisch bevorzugt) :P s E= 0 unverzerrte Helix (elastisch bevorzugt) :P s Abb. 1.10: Schematische Projektion der helikalen Modulation in Abhängigkeit elektrischer Felder. Dargestellt sind die Vektoren der spontanen elektrischen Polarisation Ps . (a) Übergang erster Ordnung (b) Übergang zweiter Ordnung. Erklärungen siehe Text. Vergleiche auch Abb. 1.9. 1.3. Dynamik polarer Flüssigkristalle 17 difiziert werde. Die einzigen literaturbekannten Arbeiten zur elektrischen Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe beziehen sich auf das Verhalten freitragender Filme, welche mittels Reflexionsspektroskopie untersucht wurden [47,48], sowie auf polarisationsmikroskopische Untersuchungen an einer als DOBAMBC bezeichneten Verbindung oder sehr ähnlichen Mesogenen [49–51]. Diese Verbindungen sind jedoch als einigermaßen überholt anzusehen, da sie als Schiff’sche Basen eine mangelhafte chemische Stabilität aufweisen. Die eher historische Bedeutung von DOBAMBC bezieht sich heutzutage hauptsächlich auf die Tatsache, daß dies das erste bekannte Mesogen war, in der die spontane elektrische Polarisation der SmC*-Phase nachgewiesen wurde [52]. Die Dynamik der kollektiven Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle besitzt eine besondere Bedeutung, um den bislang in der Literatur sehr wenig experimentell untersuchten SmA*-SmCA *-Phasenübergang einordnen zu können und um die Frage zu klären, ob sich Flüssigkristalle an einem Übergang einer para- zu einer antiferroelektrischen Phase analog zu antiferroelektrischen Festkörpern verhalten. Bestehende theoretische Arbeiten zum dielektrischen Verhalten von AFLCs am SmA*-SmCA *Übergang werden ausführlich in Kapitel 3.4 dargestellt. In der vorliegenden Arbeit wird besonderes Augenmerk auf Unterschiede der bereits in Kapitel 1.2 erwähnten de VriesMaterialien zu Materialien, welche eine Schrumpfung der smektischen Schichtdicke am Phasenübergang aufweisen, gelegt. De Vries-Übergänge besitzen aus akademischer Sicht ein großes Potential, bislang noch nicht hinreichend verstandene Mechanismen an solchen Phasenübergängen zu verstehen, sowie technische Probleme zu lösen, die eine Erzeugung von langzeitstabilen AFLC-Displays erlaubt. Der Mangel an experimentellen Arbeiten zu diesem Thema erklärt sich zum Teil auch aus der Seltenheit solcher Materialien. Wie bereits dargestellt, sind bis heute nur relativ wenige antiferroelektrische Flüssigkristalle und noch weniger de Vries-Materialien bekannt, was eine Kombination von beidem extrem selten macht. Die Dynamik der Tiltwinkelfluktuationen unter anderem an de VriesMaterialien zu untersuchen, besitzt überdies den Vorteil, daß diese Fluktuationen in solchen Materialien relativ ungehindert möglich sind [53]. Wie wir noch in Kapitel 3.3.4 sehen werden, ist die sogenannte Softmode in einem dielektrischen Spektrum eine Probe der Tiltwinkelfluktuationen des Materials. Zusätzlich dazu lassen sich aus den dielektrischen Spektren, genauer gesagt aus der Absorptionsfrequenz der sogenannten Goldstonemode, Informationen darüber gewinnen, wie sich die helikale Ganghöhe in SmC*-Phasen beispielsweise durch Anlegen elektrischer Felder verändert. Die dielektrische Spektroskopie, welche in Kapitel 3.3 allgemein beschrieben wird, stellt somit ein hilfreiches Werkzeug zur Untersuchung der Dynamik polarer Flüssigkristalle dar. 18 1. Einführung 2. Zielsetzung Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit zwei ausgewählten Aspekten der kollektiven Dynamik ferro- und antiferroelektrischer Flüssigkristalle in elektrischen Feldern. Ziel des ersten Abschnittes dieser Arbeit ist es, das Verhalten der helikalen Direktorkonfiguration von SmC*-Phasen in planar-orientierten Proben unter Einwirkung elektrischer Felder aufzuklären und durch systematische Untersuchungen mittels Laserlichtbeugung bestehende theoretische Vorhersagen zu überprüfen. Bislang wurde angenommen, daß sich die helikale Ganghöhe in SmC*-Phasen durch das Anlegen eines elektrischen Feldes vergrößere. Auf welche Art und Weise dieser Prozeß abläuft wurde experimentell kaum untersucht, obwohl ein solches Verständnis für den Einsatz helikaler SmC*-Flüssigkristalle beispielsweise zur kontrollierten Durchstimmbarkeit von SmC*-Flüssigkristallasern oder zur Erzeugung schaltbarer Beugungsgitter von grundlegender Bedeutung ist. Zentrales Anliegen der vorliegenden Arbeit ist es daher, die Auswirkung elektrischer Felder auf das helikoidal modulierte Direktorfeld in SmC*-Phasen mittels Laserlichtbeugung, dielektrischer Spektroskopie und Monte-Carlo Simulation zu untersuchen. Im Einzelnen waren folgende Aspekte zu bearbeiten: 1. Aufbau eines Laserlichtbeugungsmeßplatzes zur Untersuchung der elektrischen Feldabhängigkeit der helikalen Direktorkonfiguration in SmC*-Flüssigkristallen und Auswahl geeigneter Materialien hierfür. 2. Systematische Untersuchung der Änderung der helikalen Direktormodulation mit dem elektrischen Feld in diesen Materialien mittels Laserlichtbeugung und Auswertung der erhaltenen Meßdaten. 3. Untersuchung der Goldstonemode und ihrer elektrischen Feldabhängigkeit in diesen Materialien mittels dielektrischer Spektroskopie. 4. Konzeption, Programmierung und Durchführung eines Algorithmus, der das Verhalten eines zweidimensionalen SmC*-Direktorfeldes in planar-orientierenden Zellen simuliert und visualisiert. 5. Kritische Diskussion der erhaltenen Ergebnisse und Vergleich der aus den verschiedenen Methoden erhaltenen Ergebnisse. Der zweite Teil dieser Arbeit befaßt sich mit Aspekten der kollektiven Dynamik in antiferroelektrischen SmCA *-Flüssigkristallen. Er hat das eher grundlagenorientierte Ziel, den direkten Phasenübergang von der paraelektrischen (SmA*) in die antiferroelektrische 20 2. Zielsetzung (SmCA *) Phase von Flüssigkristallen mit dem entsprechenden Übergang bei der NéelTemperatur antiferroelektrischer Festkörper zu vergleichen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zwischen diesen herauszuarbeiten. 1. Gegenüberstellung der Theorie dielektrischer Eigenschaften an Übergängen zwischen para- und antiferroelektrischen Phasen in Flüssigkristallen und Festkörpern. 2. Systematische Untersuchung der Tiltwinkelfluktuationen (Softmodeabsorption) in diesen Materialien mittels dielektrischer Spektroskopie im Bereich des antiferroelektrischen Phasenübergangs. 3. Kritische Diskussion der erhaltenen Ergebnisse und Vergleich mit der Theorie dielektrischer Eigenschaften an Übergängen zwischen para- und antiferroelektrischen Phasen in Flüssigkristallen und Festkörpern. 3. Theoretische Grundlagen In den folgenden Kapiteln sollen die theoretischen Grundlagen dargestellt werden, die zum Verständnis der verwendeten Methoden und der erhaltenen Ergebnisse notwendig sind. In Kapitel 3.1 werden zunächst optische Phänomene in helikalen Flüssigkristallen beschrieben. Die Lichtbeugung spielt hierbei eine zentrale Rolle in der vorliegenden Arbeit, da sehr viele Ergebnisse mittels Beugung von Licht sichtbarer Wellenlängen erhalten wurden. Das Konzept der photonischen Bandlücke in diesen Phasen hilft, die potentiellen photonischen Anwendungen dieser Materialien zu verstehen, und ist darüber hinaus die Ursache der selektiven Reflexion von elektromagnetischer Strahlung, ein Phänomen, welches ebenfalls eingesetzt wurde, um die helikale Ganghöhe der untersuchten SmC*Phasen zu bestimmen. Die Elastizitätstheorie aus Kapitel 3.2 bildet die Grundlage der Monte-Carlo-Simulationen in Kapitel 4.7 und des flexoelektrischen Effekts. Die Bedeutung der in Kapitel 3.3 dargestellten Grundlagen zur dielektrischen Spektroskopie erklärt sich durch die Nutzung dieser Methode sowohl zur Untersuchung der helikalen Modulation ferroelektrischer Flüssigkristalle (Kapitel 4.4) als auch zur Untersuchung der Dynamik der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle (Kapitel 5). Die LandauTheorie des SmA*-SmCA *-Übergangs in Kapitel 3.4 bildet schließlich die Grundlage für die Analyse der dielektrischen Daten antiferroelektrischer Flüssigkristalle. 3.1 Ausgesuchte optische Phänomene helikaler Flüssigkristalle Wie bereits in Kapitel 1.1 angemerkt, ist das enorme Anwendungspotential von Flüssigkristallen (wie etwa der Einsatz in Displays) zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, daß die einzigartigen Eigenschaften flüssigkristalliner Phasen eine große Zahl zu beobachtender optischer Phänomene zur Folge hat. In deren Beschreibung möchte ich mich auf die beiden Phänomene - Lichtbeugung und photonische Bandlücke - beschränken, die für die vorliegende Arbeit von wichtiger Bedeutung sind und die beide eine direkte Folge der periodischen Modulation des Brechungsindexes helikaler Flüssigkristallphasen darstellen. Die beiden wichtigsten und verbreitetsten Vertreter der helikalen Flüssigkristallphasen sind die in Kapitel 1.1 dargestellten cholesterischen und chiralen smektischen-C*-Phasen. Die in den beiden folgenden Kapiteln beschriebenen Effekte treten hierbei grundsätzlich in beiden Phasen auf. Da cholesterische Flüssigkristallphasen jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sind, werde ich im folgenden jeweils nur explizit auf die Verhältnisse in der SmC*-Phase eingehen. Für die cholesterische Phase gelten die im folgenden beschriebenen Sachverhalte jedoch analog, sofern man die in Kapitel 1.1 beschriebenen Un- 22 3. Theoretische Grundlagen terschiede dieser beiden Phasen bezüglich ihrer Symmetrie und Geometrie beachtet. 3.1.1 Lichtbeugung In der vorliegenden Arbeit spielen Beugungsexperimente an Flüssigkristallen in der smektischen C*-Phase eine wichtige Rolle. Allgemein werden Beugungseffekte in der Wissenschaft häufig dazu genutzt, die Struktur periodisch geordneter Materie im atomaren Bereich aufzuklären. Die hierbei auftretenden Periodizitäten liegen im Bereich von einigen hundert Pikometern. Die Wellenlänge λ der elektromagnetischen Strahlung, die zu diesem Zweck an einer Probe gebeugt werden soll, muß in etwa im Bereich dieser Periodizitäten liegen (Röntgenstrahlung). Im vorliegenden Fall, in welchem die Periode (oder helikale Ganghöhe) p der in Kapitel 1.2 vorgestellten helikalen Direktormodulation der SmC*-Phase untersucht wurde, liegt diese Periodizität üblicherweise im Mikrometerbereich. Für die Beugungsexperimente in dieser Arbeit wurde daher monochromatisches Licht optisch sichtbarer Wellenlängen verwendet. Im Unterschied zur oben beschriebenen Röntgenbeugung spricht man somit von Laserlichtbeugung. Da sich die untersuchten Flüssigkristallproben - wie bereits in Kapitel 1.2 angemerkt - wie Transmissions-Beugungsgitter verhalten, erscheint es lohnend, sich zunächst mit den theoretischen Grundlagen der Beugung im allgemeinen und von Beugungsgittern im speziellen zu beschäftigen. Das Phänomen der Beugung, auch Diffraktion 1 genannt, beschreibt die Abweichung von der geradlinigen Ausbreitung des Lichts (oder allgemeiner: elektromagnetischer Strahlung) beim Auftreffen auf ein Hindernis. Hierbei werden Amplitude oder Phase der elektromagnetischen Strahlung verändert und es kommt zur Überlagerung von Wellen, der sogenannten Interferenz. Zwischen den Begriffen Beugung und Interferenz besteht kein physikalischer Unterschied, üblicherweise versteht man unter Interferenz die Überlagerung einiger weniger Wellen, unter Beugung die Überlagerung sehr vieler Wellen [54]. Das grundlegende Prinzip zur Beschreibung der Ausbreitung des Lichts hinter einem Hindernis, ist das sogenannte Fresnel-Huygens-Prinzip. Das Huygens-Prinzip besagt, daß ”jeder nicht abgeschirmte Punkt einer Wellenfront ... zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Quelle sekundärer Elementarwellen (gleicher) Frequenz (bildet)” [54]. Fresnel erweiterte dies um die direkte Folge, daß die Amplituden und relativen Phasen dieser Elementarwellen durch konstruktive und destruktive Interferenz in jedem Punkt hinter einem Hindernis die Amplitude der Lichtwelle bestimmen. Abhängig von der Form des Hindernisses, der Wellenlänge der Strahlung und der Position einer Beobachtungsebene, können auf diese Art und Weise verschiedene, sogenannte Beugungsmuster auftreten. Auf der Gestalt dieser Beugungsmuster basierend, unterscheidet man zwei verschiedene Arten von Beugung, die sogenannte Fresnel- oder Nahfeldbeugung und die sogenannte Fraunhofer- oder Fernfeldbeugung. Betrachtet man eine Lichtquelle, deren Licht auf ein nahes Hindernis mit einer kleinen Öffnung der Breite b fällt und beobachtet das auf 1 Der Begriff ”diffractio” geht auf Francesco Grimaldi zurück, der im 17. Jahrhundert dieses Phänomen als erster untersuchte [54]. 3.1. Optische Phänomene helikaler Flüssigkristalle 23 einen ebenfalls nahe zum Hindernis positionierten Beobachtungsschirm fallende Muster, so erkennt man das Bild der Öffnung, welches von Interferenzstrukturen überlagert wird (Fresnelbeugung). Bewegt man die Lichtquelle und den Beobachtungsschirm weit genug vom Hindernis weg, dehnt sich das Interferenzmuster immer weiter aus, bis das Bild der Öffnung nicht mehr zu erkennen ist (Fraunhoferbeugung). Der physikalische Unterschied dieser zwei Beugungsarten besteht darin, daß im Falle der Fraunhoferbeugung die auf das Hindernis und den Beobachtungsschirm auftreffenden elektromagnetischen Wellen durch die großen Entfernungen als ebene Wellen zu betrachten sind, und somit sowohl jede Quelle einer Huygens’schen Elementarwelle, als auch jede auf dem Beobachtungsschirm auftreffende Welle die selbe Amplitude besitzt. Dadurch hängen die Interferenzbedingungen nur noch vom Unterschied der optischen Weglängen der gebeugten Lichtstrahlen (also der Phasen der in einem Punkt auf dem Beobachtungsschirm einfallenden Wellen) ab. Zwischen Fresnel- und Fraunhoferbeugung existiert keine scharfe Grenze, als Faustregel wird jedoch häufig verwendet, daß Fraunhoferbeugung auftritt, wenn für eine Öffnung oder ein Hindernis mit der größten Ausdehnung b gilt: R > b2 /λ , (3.1) wobei R der kleinere der beiden Abstände Lichtquelle - Hindernis und Hindernis - Beobachtungsschirm ist [54]. Da im vorliegenden Fall ausschließlich Fraunhoferbeugung beobachtet wurde (b = 1 − 30 µm, λ = 0.633 µm, R > 30 cm), soll an dieser Stelle nicht weiter auf die Fresnelbeugung eingegangen werden. Abb. 3.1 stellt ein Schema der Fraunhoferbeugung an einem Einzelspalt dar, um das Phänomen der Beugung durch Interferenz zu verdeutlichen. Man erkennt, daß Licht, welches sich geradeaus fortpflanzt (Abb. 3.1 (a)) nicht gebeugt wird (0. Beugungsordnung). Alle Strahlen kommen in Phase auf der Beobachtungsebene an und interferieren konstruktiv. Betrachtet man hingegen ein Strahlenbündel welches sich in Richtung eines Winkels α ausbreitet, der so gewählt sei, daß die Weglängendifferenz zwischen oberstem und unterstem Strahl gerade einer Wellenlänge λ entspricht (Abb. 3.1 (b)), wird deutlich, daß der mittlere Strahl gegenüber dem obersten Strahl um λ/2 verschoben ist (die Phasenverschiebung der beiden Strahlen beträgt somit δ = π). Diese beiden Strahlen löschen sich durch destruktive Interferenz aus. Auf ähnliche Weise löscht ein Strahl unmittelbar unterhalb der Mitte einen Strahl unmittelbar unterhalb der Oberkante aus und so weiter. Somit entsteht für den Winkel α auf dem Beobachtungsschirm ein Intensitätsminimum. Für größer werdende Winkel interferieren die Strahlen wieder konstruktiv bis zum Erreichen eines Nebenmaximums (n-te Beugungsordnung). Die Betrachtung gilt analog für einen Winkel -α. Die Situation der Beugung an smektischen Flüssigkristallen mit helikaler Überstruktur ist mit derjenigen eines Transmissions-Beugungsgitters vergleichbar. Als Beugungsgitter bezeichnet man eine Anordnung beugender Elemente, die sich regelmäßig wiederholen und dadurch periodische Änderungen der Amplitude und/oder der Phase einer auslaufenden Welle verursachen [54]. Man unterscheidet demnach zwei Arten von Transmissions- 24 3. Theoretische Grundlagen b } λ α (b) (a) Abb. 3.1: Schema der Fraunhoferbeugung an einem Einzelspalt. Nach dem Fresnel-HuygensPrinzip sendet jeder Punkt in der Öffnung mit der Breite b eines Hindernisses eine Elementarwelle aus. (a) Licht, welches sich geradeaus fortpflanzt, ist nicht gebeugt, alle Strahlen kommen in Phase auf der Beobachtungsebene an und interferieren konstruktiv. (b) Strahlenbündel, welches sich in Richtung eines Winkels α ausbreitet, der so gewählt sei, daß die Weglängendifferenz zwischen oberstem und unterstem Strahl gerade einer Wellenlänge λ entspricht. Die Strahlen löschen sich durch destruktive Interferenz aus. Für größer werdende Winkel interferieren die Strahlen wieder konstruktiv bis zum Erreichen eines Nebenmaximums (n-te Beugungsordnung). Weitere Erklärungen siehe Text. Nach [54]. Beugungsgittern. Zum einen eine Anordnung in der sich Öffnungen und Hindernisse für die Lichtwellen periodisch abwechseln. Das führt zu einer Amplitudenmodulation der elektromagnetischen Strahlung, das Gitter wird folglich Transmissions-Amplitudengitter genannt. Zum anderen eine Anordnung, die beispielsweise durch eine periodische Dickenänderung oder eine periodische Modulation des Brechungsindexes (wie im vorliegenden Fall der helikalen, smektischen Flüssigkristalle, gekoppelt an die helikale Direktormodulation) zu einer periodischen Änderung der optischen Weglänge der elektromagnetischen Strahlung durch das Gitter und damit zu einer Modulation seiner Phase führt. Ein solches Gitter wird dementsprechend Transmissions-Phasengitter genannt. Die Art und Weise, in welcher elektromagnetische Wellen an einem Transmissions-Beugungsgitter gebeugt werden, ist in Abb. 3.2 dargestellt. Mit Hilfe dieser Abbildung kann die Abhängigkeit des Winkels α, unter dem Beugungsmaxima auftreten, von der Periode des Beugungsgitters und der Wellenlänge λ der elektromagnetischen Strahlung abgeleitet werden. Die maximale konstruktive Interferenz zweier Strahlen mit gleicher Amplitude (Beugungsmaximum) wird erreicht, wenn die Phasenverschiebung δ zwischen diesen Strahlen 0 oder ein ganzzahliges Vielfaches von 2π beträgt: δ = n · 2π für n = 0, 1, 2, ... (3.2) Wie aus Abb. 3.2 zu erkennen, beträgt im betrachteten Fall eines Transmissions-Beu- 3.1. Optische Phänomene helikaler Flüssigkristalle 25 r2 P2 p r1 α } P1 r1 - r2 Abb. 3.2: Schema der Fraunhoferbeugung an einem Einzelspalt. Zwei Punkte P1 und P2 im Abstand der Periode p eines Beugungsgitters wirken nach dem Fresnel-Huygens-Prinzip als Quelle von Elementarwellen, welche sich in einem sehr weit entfernten Punkt auf einem Beugungsschirm treffen. Der Abstand von P1 bzw. P2 zu diesem Punkt wird mit r1 bzw. r2 bezeichnet. Der optische Weglängenunterschied r1 − r2 bestimmt die Phasenverschiebung gemäß Gleichung 3.3 mit der die Lichtstrahlen unter dem Winkel α gegen den Primärstrahl auf den Beugungsschirm auftreffen. Nach [54]. gungsgitters die Phasenverschiebung: δ = (r1 − r2 ) , (3.3) mit dem sogenannten optischen Weglängenunterschied r1 − r2 der beiden Strahlen und der Wellenzahl k, die mit der Wellenlänge λ der elektromagnetischen Strahlung über die Beziehung: |kλ| = 2π (3.4) zusammenhängt. Durch Einsetzen der Gleichungen 3.4 und 3.3 in Gleichung 3.2 erkennt man nach: nλ = (r1 − r2 ) , (3.5) daß für eine maximale konstruktive Interferenz der optische Weglängenunterschied ein ganzzahliges Vielfaches der eingestrahlten Wellenlänge sein muß. Andererseits erkennt 26 3. Theoretische Grundlagen man wiederum aus Abb. 3.2, daß mit der Periode p des Transmissionsgitters und dem Beugungswinkel α der optische Weglängenunterschied gerade: (r1 − r2 ) = p · sin α (3.6) entspricht. Will man nun den Beugungswinkel αn für verschiedene Beugungsordnungen n ermitteln, für den die Interferenz der Strahlen maximal wird und somit ein Beugungsmaximum erreicht wird, setzt man die Bedingung für maximale konstruktive Interferenz nach Gleichung 3.5 in Gleichung 3.6 ein und erhält als Bedingung für die Beugung an einem Transmissionsgitter: p · sin αn = nλ . (3.7) Mittels dieser Gleichung, die auch Gittergleichung (bei senkrechtem Lichteinfall) genannt wird, kann nun aus Messungen des Beugungswinkels α eines Transmissionsgitters dessen Periode p bestimmt werden. Die in diesem Kapitel beschriebene Art der Beugung bei senkrechtem Lichteinfall, für die Gleichung 3.7 gilt, wird auch als Raman-Nath-Beugung bezeichnet. Im Gegensatz dazu wird die Art der Beugung, welche bei der Röntgenbeugung zum Einsatz kommt, als BraggBeugung bezeichnet. Der grundsätzliche Unterschied zwischen diesen Beugungsarten besteht in der relativen Dimension d (im vorliegenden Fall die Zelldicke) des Beugungsgitters in Richtung des Lichteinfalls. Oft wird ein Parameter: QRN B = λd p2 verwendet (beispielsweise in [55]), um zwischen diesen beiden Beugungsarten zu unterscheiden. Für Werte von QRN B > 1, also für Gitterdicken die groß gegen die beugungsverursachenden Periodizitäten p sind (da die Wellenlänge λ ohnehin in der Größenordnung von p liegen muß, um Beugung zu beobachten), geht man von Bragg-Beugung aus, umgekehrt bei Werten von QRN B < 1, also für Gitterdicken, die klein gegen p sind, von Raman-Nath-Diffraktion. Die physikalische Ursache hierfür liegt in der Tatsache, daß durch die Dicke des Gitters viele Streuzentren in hintereinander liegenden Ebenen dazu führen, daß sich die Interferenzbedingungen derart ändern, daß nur für die erste Beugungsordnung konstruktive Interferenz auftritt und alle weiteren Ordnungen durch destruktive Interferenz ausgelöscht werden. Höhere Beugungsordnungen sind somit nur für RamanNath-Beugung zu beobachten. Zusätzlich dazu erfolgt in diesem Fall der Lichteinfall zur Beobachtung von Beugung senkrecht zum Gitter, im Falle der Bragg-Beugung jedoch unter einem sogenannten Glanzwinkel ϑ gemäß der Gleichung: n · λ = 2p · sin ϑ (3.8) im Unterschied zu Gleichung 3.7. Bislang sind wir in dieser theoretischen Betrachtung ausschließlich von unendlich dünnen Gittern ausgegangen, was der Raman-Nath-Beugung 3.1. Optische Phänomene helikaler Flüssigkristalle 27 entspricht. Wie wir noch in Kapitel 4.1 sehen werden, war für alle im Rahmen dieser Arbeit untersuchten Substanzen der Lichteinfall zur Beobachtung der Beugung senkrecht zum flüssigkristallinen Beugungsgitter. Somit lag in diesem Fall für alle Systeme RamanNath-Beugung vor und es wurde Gleichung 3.7 zur Auswertung verwendet. Berechnet man den Parameter QRN B , so erhält man für die beiden Substanzen mit kürzerer helikaler Ganghöhe jedoch Werte größer als 1. Moharam und Young [56] betonen jedoch, daß sich der Parameter QRN B zur Entscheidung der Beugungsart eigentlich nicht eigne, da oftmals trotz eines Parameters QRN B > 1 Raman-Nath-Beugung auftrete. Dies ist offensichtlich auch für die im Zuge dieser Arbeit untersuchten Materialien mit kurzen helikalen Ganghöhen der Fall. 3.1.2 Photonische Bandlücke In Kapitel 1.2 wurde bereits erwähnt, daß Flüssigkristalle als Materialien eingesetzt werden können, um durchstimmbare Laser ohne zusätzliche Kavitätsspiegel zu generieren und daß sich hierbei die resultierende Laserwellenlänge an den Kanten der sogenannten photonischen Bandlücke befindet. Yablonovich [57] und John [58] schlugen 1987 unabhängig voneinander als erste vor, daß es möglich sein sollte, ein periodisches Material zu erzeugen, welches eine solche photonische Bandlücke ausbildet. In SmC*-Phasen muß für das Auftreten einer photonischen Bandlücke im Gegensatz zu den ursprünglichen Vorschlägen, keine künstliche Struktur erzeugt werden, um eine photonische Bandlücke zu erhalten. Eine periodische dielektrische Struktur ist einer solchen helikalen Phase bereits inhärent. In diesem Kapitel soll nun das Konzept der photonischen Bandlücke in SmC* Flüssigkristallen verdeutlicht werden. In der flüssigkristallinen SmC*-Phase tritt die photonische Bandlücke auf, wenn zirkular polarisierte elektromagnetische Strahlung geeigneter Wellenlänge mit der selben Händigkeit wie diejenige der helikalen Modulation entlang der Helixachse, die als z-Richtung gewählt wird, propagiert. Diese Geometrie ist sowohl für eine homeotrope Anordnung als auch für einen freitragenden Film (vergleiche auch Abb. 4.9) erfüllt. Eine derartige elektromagnetische Strahlung kann nicht durch das Material wandern, sondern wird reflektiert (Bragg Reflexion oder selektive Reflexion). Um zu bestimmen, welches die oben genannten geeigneten Wellenlängen sind, muß eine elektromagnetische Welle, welche sich entlang der Helixachse des Materials fortpflanzt, als Lösung der Maxwell-Gleichungen gefunden werden, welche den Zusammenhang zwischen elektrischer Feldstärke E, elektrischer Verschiebung D, magnetischem Feld H und magnetischer Flußdichte B einer elektromagnetischen Welle beschreiben: ∂Ex ∂By ∂Ey ∂Bx = − , = ∂z ∂t ∂z ∂t ∂Hz ∂Dy ∂Hy ∂Dx = , =− , ∂z ∂t ∂z ∂t (3.9) und Ez = Dz = Hz = Bz = 0. Folgt man Vertogen und De Jeu [59] zur Lösung dieses 28 3. Theoretische Grundlagen Problems für cholesterische Flüssigkristallphasen unter Beachtung, daß im Falle einer smektischen C*-Phase nicht das n− Direktorfeld, sondern das c− Direktorfeld als: c = [cos (q0 · z) , sin (q0 · z) , 0] (3.10) zu verwenden ist um einen Zusammenhang zwischen elektrischer Verschiebung und elektrischer Feldstärke, sowie zwischen magnetischer Flußdichte und magnetischem Feld herzustellen, so erhält man zwei mögliche Lösungen für die Kreisfrequenz ω des eingestrahlten Lichts. Diese beiden Lösungen werden die Zweige ω+ und ω− genannt: 2 ω± (k) 1/2 εc2 (k 2 + q02 ) c2 1 2 2 2 2 2 2 2 = 2 1 2 ± 2 1 2 4ε k qo + ∆ε k − q0 . 4 ε − 4 ∆ε ε − 4 ∆ε (3.11) Dabei ist c = 2.998 · 108 m·s−1 die Vakuumlichtgeschwindigkeit, k die Wellenzahl der Strahlung, q0 = 2π/p0 die Wellenzahl, die der Gleichgewichtsganghöhe des Materials entspricht, ε die dielektrische Konstante des Materials, die für nicht magnetische Materialien in etwa dem Quadrat des mittleren Brechungsindexes n entspricht, ∆ε = εk −ε⊥ die Differenz der dielektrischen Konstanten senkrecht und parallel zum Direktor n (die sogenannte dielektrische Anisotropie). Die dielektrische Anisotropie hängt mit der Doppelbrechung ∆n des (nichtmagnetischen) Materials über die Beziehung: ∆ε = ∆n · 2n (3.12) zusammen. Gleichung 3.11 wird Dispersionsbeziehung genannt, ihr Verlauf für eine flüssigkristalline Substanz in der SmC*-Phase mit mittlerem Brechungsindex von n = 1.45 und einer Doppelbrechung von ∆n = 0.16 ist in Abb. 3.3 (a) skizziert. Für k = 0 ergibt sich somit aus Gleichung 3.11 unter der Annahme, daß ε⊥ = n2⊥ und εk = n2k gilt: ω+ = q0 c q0 c und ω− = , n⊥ nk (3.13) und mit Hilfe der allgemeinen Beziehung λ = 2πc/ω die Wellenlängen λ± der elektromagnetischen Strahlung der beiden Zweige: λ+ = nk n⊥ und λ− = . p0 p0 (3.14) Diese Wellenlängen stellen nun die Grenze dar, für welche elektromagnetische Strahlung mit den oben beschriebenen Eigenschaften durch das Material wandern kann. Im Wellenlängenbereich (Energiebereich) zwischen λ+ und λ− tritt dann Bragg-Reflexion auf. Der Begriff photonische Bandlücke wurde für diesen Energiebereich in Analogie zur elektronischen Bandlücke zwischen Leitungs- und Valenzband in Halbleitern eingeführt, da die Existenz von erlaubten und verbotenen ”Bändern” im einen Fall die Fortpflanzung elektromagnetischer Wellen genau wie im anderen Fall die Bewegung von Elektronen be- 3.2. Elastizitätstheorie in smektischen Flüssigkristallphasen 29 einflußt2 . Ein Transmissionsspektrum der bereits als Beispiel erwähnten flüssigkristallinen Substanz mit einer helikalen Ganghöhe von p0 = 1 µm, welches aus einer derartigen photonischen Bandlücke resultiert, ist in Abb. 3.3 (b) dargestellt. Die Wellenlänge, bei der die Transmission durch das Material minimal, also die selektive Reflexion maximal wird, bestimmt sich als Mittelwert von λ+ und λ− aus Gleichung 3.14 zu: λsel = p0 n⊥ + nk = p0 · n . 2 (3.15) Hierbei ist jedoch zu beachten, daß für Licht, welches in Richtung einer ungestörten SmC*-Helixachse wandert, die effektive Periodizität nicht p0 sondern p0 /2 beträgt, da in einem solchen Fall die Konfigurationen mit betragsgleichen Tiltwinkeln von +Θ und −Θ identische Brechungsindizes liefern [60]. Somit ergibt sich Gleichung 3.15 in diesem Fall zu: λsel = p0 ·n . 2 (3.16) Durch die Bestimmung der Wellenlänge maximaler selektiver Reflexion mittels Reflexionsoder Absorptionsspektroskopie läßt sich somit die helikale Ganghöhe einer Substanz ermitteln. 3.2 Elastizitätstheorie in smektischen Flüssigkristallphasen Für einige spätere Kapitel in der vorliegenden Arbeit ist es hilfreich, sich an dieser Stelle mit elastischen Deformationen in Flüssigkristallen zu beschäftigen. Zu diesem Zweck wird zunächst der einfachere Fall elastischer Deformationen nematischer Phasen betrachtet und dieser dann auf smektische Phasen erweitert. Dabei ist anzumerken, daß die Elastizitätstheorie smektischer Flüssigkristalle ein sehr komplexes Problem darstellt, so daß dieses Kapitel lediglich als kurze Einführung anzusehen ist. Für weitergehende Informationen zur Elastizitätstheorie nematischer und smektischer Flüssigkristalle sei auf die Monographie von S. T. Lagerwall [61] verwiesen. Definiert man den Grundzustand einer nematischen Flüssigkristallprobe als einen Zustand in welchem der Direktor n überall in die selbe Richtung weist, ist jede lokale Abweichung von dieser Anordnung eine elastische Deformation, die mit einer Änderung der elastischen Energie einher geht [61]. Die Beschreibung elastischer Deformationen kann zweckmäßigerweise in diesem Fall über die Variation des Direktorfelds erfolgen. In SmC-Phasen ist es überdies nützlich, anstelle des Direktorfelds die Deformationen des cDirektorfelds zu betrachten. Die erste mathematische Beschreibung der elastischen Freien Enthalpiedichte g erfolgte 1928 durch Oseen [62]: 2 Grundsätzlich ist das Auftreten einer derartigen Bandlücke ein optisches Phänomen. Jedoch bezeichnet man durch die Analogie des Verhaltens eines Photons zu dem eines Elektrons eine solche üblicherweise als photonische und nicht als optische Bandlücke. 30 3. Theoretische Grundlagen Abb. 3.3: (a) Auf die Wellenzahl q0 = 2π/p0 normierte Kreisfrequenz ω des eingestrahlten Lichts in Abhängigkeit der normierten Wellenzahl k/q0 (Dispersionsbeziehung) für einen SmC* Flüssigkristall mit einem angenommenen mittleren Brechungsindex n = 1.45 und einer Doppelbrechung von ∆n = 0.16 gemäß Gleichung 3.11. Zwischen den beiden Zweigen ω+ und ω− existiert eine Lücke. Elektromagnetische Wellen mit einer normierten Kreisfrequenz zwischen ω+ (0) · q0 und ω− (0) · q0 können nicht durch das Material wandern. In Analogie zur elektronischen Bandlücke nennt man diesen Bereich photonische Bandlücke (PBL). (b) Transmission T als Funktion der Wellenlänge λ elektromagnetischer Strahlung (Transmissionsspektrum) desselben Flüssigkristalls mit einer Gleichgewichtsganghöhe von p0 = 1 µm. Licht mit einer Wellenlänge, die in der photonischen Bandlücke liegt, wird selektiv reflektiert und erscheint als Minimum im Transmissionsspektrum. Die Wellenlänge, bei der das Transmissionsminimum auftritt, ist durch Gleichung 3.16 gegeben. 3.2. Elastizitätstheorie in smektischen Flüssigkristallphasen 31 Abb. 3.4: Elastische Deformationen: (a) Verdrillung, (b) Spreizung und (c) Biegung des Direktors in nematischen Flüssigkristallphasen. Real auftretende Deformationen in nematischen Phasen sind eine Kombination dieser drei unabhängigen Deformationen. K22 K33 K11 (∇ · n)2 + [n · (∇ × n)]2 + [n × (∇ × n)]2 . (3.17) 2 2 2 K11 , K22 und K33 sind hierin die elastischen Konstanten der drei unabhängigen elastischen Deformationen in nematischen Phasen, die Frank [63] später als elastische Deformationen der Spreizung (K11 ), Verdrillung (K22 ) und Biegung (K33 ) bezeichnete (engl.: splay, twist und bend ). Alle in nematischen Phasen auftretenden Volumendeformationen sind Kombinationen aus diesen drei unabhängigen Deformationsarten, welche in Abb. 3.4 graphisch dargestellt sind. gN = Da die hier dargestellten Deformationen keine Symmetriezentren besitzen, können Spreizung, Biegung und Verdrillung grundsätzlich zu einer makroskopischen Polarisation des Materials führen (ähnlich dem piezoelektrischen Effekt in Kristallen). Im Falle von Deformationen mit Symmetriezentren könnten keine verschiedennamigen Ladungen an den beiden Enden einer Probe ausgebildet werden. Aus einer elastischen Verdrillungsdeformation kann in nematischen Phasen jedoch trotzdem keine Polarisation erhalten werden, da hier immer eine zweizählige Drehachse existiert, welche einer möglichen Polarisation entlang der Verdrillungsachse eine gegennamige Polarisation entgegensetzen würde [61]. Die Polarisation, welche aus Spreizungs- und Biegungsdeformationen resultiert, kann durch: P = es n (∇n) + eb n × (∇ × n) (3.18) beschrieben werden und wird nach de Gennes flexoelektrische Polarisation genannt [64], es und eb sind die flexoelektrischen Koeffizienten der Spreizung bzw. Biegung. Der Ausdruck Flexoelektrizität beschreibt analog zur Piezoelektrizität in Kristallen somit das Phänomen, daß eine elastische Deformation eines flüssigkristallinen Materials eine makroskopische Polarisation zur Folge hat. Umgekehrt versteht man unter dem inversen flexoelektrischen Effekt die Tatsache, daß das Anlegen eines externen elektrischen Feldes an ein Material mit molekularer Asymmetrie oder quadrupolarer Ordnung permanenter molekularer Dipolmomente zu einer induzierten elastischen Deformation führt. Dieser Effekt ist in 32 3. Theoretische Grundlagen (a) E=0 P=0 (b) E P Biegung Spreizung Biegung Spreizung Biegung Abb. 3.5: Inverser flexoelektrischer Effekt. Das Anlegen eines externen elektrischen Feldes E führt zu einer elastischen Spreizungs-Biegungs-Deformation. Die molekularen Dipolmomente (schwarze Pfeile) orientieren sich in Feldrichtung, was das Auftreten einer makroskopischen (flexoelektrischen) Polarisation P zur Folge hat. Abb. 3.5 dargestellt und kann durch das Anlegen eines elektrischen Feldes, abhängig vom Material, beispielsweise zu einer Spreizungs-Biegungs-Deformation führen. Grundsätzlich hängt der flexoelektrische Effekt nicht von der Symmetrie des Mediums ab. Das bedeutet, daß flexoelektrische Effekte in allen Flüssigkristallphasen, chiral oder nicht chiral, auftreten. Eine Spreizungs-Biegungs-Deformation wie in Abb. 3.5 dargestellt, kann somit auch in smektischen Phasen durch elektrische Felder hervorgerufen werden. Im Falle chiraler (helikaler) Phasen führt diese Art der Deformation darüber hinaus dazu, daß sich die Helixachse feldinduziert neigt. Die Ursache ist darin zu sehen, daß die durch die Deformation hervorgerufene flexoelektrische Polarisation bei Neigung der Helixachse in eine bestimmte Richtung die elastische Freie Enthalpiedichte um −EδP erniedrigt, bei Neigung in die entgegengesetzte Richtung jedoch um +EδP erhöht [61]. Im Vergleich zur nematischen oder cholesterischen Phase existiert in einer SmA-Phase (oder SmA*) nur eine einzige elastische Deformation, welche die elastische Energie auf moderate Art und Weise erhöht, nämlich die Spreizungsdeformation. Alle anderen Deformationsarten ändern die smektische Schichtdicke, was sehr viel mehr elastische Energie kosten würde. Diese Spreizungsdeformation ist analog zur in Abb. 3.4 (c) dargestellten Spreizungsdeformation der nematischen Phase. In SmC und SmC*-Phasen ist die Situation wesentlich komplizierter, da hier selbst unter der Annahme einer konstanten mittleren Schichtdicke neun unabhängige flexoelektrische Beiträge existieren. Diese Deformationen werden weiche Deformationen genannt, im Gegensatz zu den zusätzlichen fünf (sechs für SmC*) harten Deformationen, bei denen sich 3.2. Elastizitätstheorie in smektischen Flüssigkristallphasen 33 die mittlere Schichtdicke ändert (hart deswegen, weil diese Art von Deformationen mit einer wesentlich größeren elastischen Energie verknüpft sind) [61]. Im folgenden sollen die harten Deformationen außer Acht gelassen werden. Weiche Deformationen können zudem spontan auftreten. Ein Beispiel hierfür ist die Verdrillungsdeformation in cholesterischen Phasen oder die Verdrillungs-Biegungsdeformation in SmC*-Phasen bezogen auf den Direktor n, welche durch die Bildung der helikalen Überstruktur dieser beiden Phasen hervorgerufen wird. Wie bereits eingangs erwähnt, ist es im Falle der SmC*-Deformationen wesentlich einfacher und anschaulicher, diese als Deformationen des c-Direktors (und der smektischen Schichten) anstatt als Deformationen des Direktors n darzustellen. Abb. 3.6 zeigt die zum nematischen Fall analogen unabhängigen Deformationen der Verdrillung, Biegung und Spreizung des c-Direktors in SmC*-Phasen. Die Verdrillung des c-Direktors entspricht der Verdrillungs-Biegungs-Deformation des Direktors n und ist somit die Deformation, welche aus der spontan ausgebildeten helikalen Überstruktur der SmC*-Phase entsteht3 . Diese Deformation ist die einzige spontan auftretende Deformation in SmC*-Phasen und der mit Abstand dominierende Beitrag zum flexoelektrischen Effekt dieser Strukturen. Die übrigen sechs unabhängigen weichen Deformationen der Schichten in SmC*-Phase werden daher nicht explizit dargestellt, sie werden der Vollständigkeit halber nur erwähnt. Es handelt sich um: • eine Sattel-Spreizung der Schichten • zwei verschiedene Biegungen der Schichten • eine Schicht-Dilatation und • zwei verschiedene Spreizungen der Schichten. Um die elastische Energie einer helikalen SmC*-Phase zu beschreiben, sollte es also ausreichend sein, die Verdrillung des c-Direktors (also die Kombination aus Verdrillung und Biegung des Direktors n) zu betrachten. Beginnend mit Ausdruck 3.17 für die elastische Energie eines nematischen Flüssigkristalls erweitern wir diesen zu einem Ausdruck für die elastische Energie einer cholesterischen Phase. Dabei ist zu beachten, daß die Chiralität der Phase den Verdrillungs- und Biegungsterm gemäß: 3 [n · (∇ × n)]2 −→ [n · (∇ × n) + q0 ]2 (3.19) [n × (∇ × n)]2 −→ [n × (∇ × n) − B]2 (3.20) Die spontane Polarisation in SmC*-Phasen ist jedoch nicht flexoelektrischen Ursprungs. Verdrillt man die Schichten einer homogenen orientierten SmC-Probe in einem Gedankenexperiment derart, daß die Direktorstruktur derjenigen einer helikalen SmC*-Probe entspricht, erhält man keine spontane Polarisation, sondern lediglich eine flexoelektrische Polarisation, die im Gegensatz zur spontanen Polarisation nicht durch ein externes elektrisches Feld schaltbar ist, da diese Polarisation an die Deformationen gekoppelt ist [61]. 34 3. Theoretische Grundlagen z c P (b) z P c (a) (c) Abb. 3.6: Elastische Deformationen: (a) Verdrillung, (b) Spreizung und (c) Biegung des cDirektors (rote Stäbchen) in SmC-Phasen. Die dargestellten Ebenen sind die smektischen Schichtebenen mit der Schichtnormalen z, P beschreibt den flexoelektrischen Polarisationsvektor. In der SmC-Phase existieren zusätzlich zu diesen drei elastischen Deformationen noch sechs weitere unabhängige, welche die mittlere smektische Schichtdicke nicht verändern. verändert [63], wobei q0 den Wellenvektor der helikalen Verdrillung und B einen Biegungsvektor bezeichnet. Damit erhält man für die elastische Energie der cholesterischen Phase den Ausdruck: K11 K22 K33 (∇ · n)2 + [n · (∇ × n) + q0 ]2 + [n × (∇ × n) − B]2 . (3.21) 2 2 2 Elastische Deformationen einer cholesterischen Phase im Bezugssystem n, z, p verhalten sich wie diejenigen einer SmC*-Phase im Bezugssystem c, z, p. Der Vektor z ist hierbei jeweils die Helixachse der chiralen Phasen, der Vektor p steht senkrecht zur durch n und z bzw. c und z aufgespannten Ebene (für SmC* ist z die smektische Schichtnormale, und die durch c und z aufgespannte Ebene die Tiltebene). Durch eine derartige Änderung des Bezugssystems unter Beachtung der Tatsache, daß sich die elastischen Konstanten hierdurch ändern, erhält man für die SmC*-Phase gemäß der ausführlichen Beschreibung in [61]: gN ∗ = gC ∗ = B1 B2 B3 [c × (∇ × c) · p − B]2 + (∇ · c)2 + [c · (∇ × c) + q0 ]2 2 2 2 −B13 [c × (∇ × c) · p · c · (∇ × c)] . (3.22) Durch einen Vergleich von Gleichungen 3.21 und 3.22 erkennt man, daß B1 nun die elastische Konstante der Biegung, B2 der Spreizung und B3 der Verdrillung des c-Direktorfeldes 3.2. Elastizitätstheorie in smektischen Flüssigkristallphasen 35 ist. B13 entspricht einer kombinierten Verdrillungs-Biegungsdeformation. Diese elastischen Konstanten stehen mit den elastischen Konstanten der Deformation des n-Direktorfeldes in folgendem Zusammenhang [65]: B1 = K22 sin2 Θ cos2 Θ + K33 sin4 Θ B2 = K11 sin2 Θ B3 = K22 sin4 Θ + K33 sin2 Θ cos2 Θ B13 = (K33 − K22 ) sin3 Θ cos Θ . (3.23) Die Beziehung für die elastische Konstante der Verdrillung des c-Direktorfeldes illustriert nochmals die Tatsache, daß eine Verdrillung des c-Direktorfelds einer kombinierten Verdrillung-Biegung des n-Direktorfelds entspricht. Wir haben bereits gesehen, daß die Verdrillung des c-Direktors den mit Abstand dominierenden Beitrag zum flexoelektrischen Effekt in SmC*-Phasen bildet. Daher wollen wir alle anderen Beiträge aus Gleichung 3.22 in erster Näherung eliminieren und erhalten: B3 [c · (∇ × c) + q0 ]2 . (3.24) 2 Der Klammerausdruck in Gleichung 3.24 kann unter Beachtung der Tatsache, daß der c-Direktor als Vektor in der x, y-Ebene definiert ist (vergleiche Abb. 1.4 und 3.7), also cz = 0 gilt, als: gC ∗ = c · (∇ × c) + q0 = − cx ∂cx ∂cy + cy + q0 ∂z ∂z (3.25) geschrieben werden. Mit: cx = cos φ (3.26) cy = sin φ aus Abb. 3.7 erhält man schließlich: c · (∇ × c) + q0 = − ∂φ − q0 ∂z (3.27) und damit: gC ∗ B3 = 2 ∂φ − q0 ∂z 2 . (3.28) In einer chiralen SmC*-Phase wird die Freie Enthalphiedichte somit minimal, wenn die durch den Gradienten des Azimuthwinkels beschriebene Direktorkonfiguration entlang z eine helikale Struktur mit dem Wellenvektor q0 = 2π/p0 der helikalen Periodizität annimmt. 36 3. Theoretische Grundlagen y φ cx c c =0 z cy x Abb. 3.7: Zur Geometrie des c-Direktors: Der sich in der x, y-Ebene befindende c-Direktor schließt mit der x-Achse den Azimuthwinkel φ ein. Die Komponenten cx , cy und cz können somit mittels Gleichung 3.26 beschrieben werden. 3.3 Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen In Kapitel 1.3 haben wir bereits gesehen, daß Amplituden- und Phasenmoden in dielektrischen Experimenten wichtige Aufschlüsse über die Dynamik in smektischen Phasen liefern können. Sowohl die Dynamik der helikalen Modulation in SmC*-Phasen wurde in Kapitel 4.4 durch die Analyse der Phasenmode untersucht, als auch die Dynamik am SmCA *-SmA*-Übergang durch die Analyse der Amplitudenmode in diesen beiden Phasen in Kapitel 5.2. Die folgenden Kapitel sollen daher einige theoretische Grundlagen für diese Methode beschreiben. 3.3.1 Dielektrische Polarisation Die dielektrische Spektroskopie wurde in den selben Meßzellen durchgeführt wie auch die Beugungsexperimente (vergleiche auch Kapitel 4.2.1), die formal Plattenkondensatoren entsprechen. Die Kapazität C eines Kondensators kann durch den Quotienten seiner Ladung Q und der angelegten Spannung U : C= Q U (3.29) das elektrische Feld E zwischen den Kondensatorplatten durch den Quotienten der angelegten Spannung und dem Abstand der Platten d: E= U d (3.30) beschrieben werden. Die Polarisation P eines nichtleitenden Stoffes zwischen den Platten eines Kondensators, eines sogenannten Dielektrikums, ist im einfachsten Fall linear mit dem elektrischen Feld E verknüpft: P = (ε − 1) · ε0 · E = χ · ε0 · E (3.31) 3.3. Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen 37 über die dielektrische Konstante des Dielektrikums ε, welche die linear dielektrischen Eigenschaften des Mediums beschreibt, die dielektrische Permittivität des Vakuums ε0 = 8.854 · 10−12 C·V−1 ·m−1 und die elektrische Suszeptibilität χ des Dielektrikums, für die wie aus Gleichung 3.31 unmittelbar erkennbar - gilt: χ=ε−1 . (3.32) In isotropen Medien sind ε und χ reelle dimensionslose Skalare, in anisotropen Flüssigkristallphasen Tensoren 2. Stufe der Form: ε⊥ 0 0 (3.33) ε = 0 ε⊥ 0 0 0 εk für uniaxiale Phasen, wie der smektischen A- oder nematischen Phase, wobei ε⊥ die dielektrische Konstante für ein elektrisches Feld senkrecht zur Direktorrichtung ist und εk für ein elektrisches Feld parallel zur Direktorrichtung. Die Differenz ∆ε = εk − ε⊥ bezeichnet die sogenannte dielektrische Anisotropie, die wir bereits in Kapitel 3.1.2 kennengelernt haben. In ferroelektrischen Flüssigkristallen unterscheidet man zwei Arten von Polarisationsmechanismen, die sogenannten Moden: 1. Molekulare Moden, die aus der Dynamik einzelner Moleküle resultieren, und 2. Kollektive Moden, für deren Auftreten eine Fernordnung, wie sie in Flüssigkristallen vorliegt, Voraussetzung ist. Ihr Auftreten ist an Fluktuationen von Ensemblemittelwerten, wie der spontanen elektrischen Polarisation Ps bzw. des Direktors n gekoppelt. Im Hinblick auf die molekularen Moden unterscheidet man grundsätzlich zwei verschiedene Polarisationsmechanismen, eine Orientierungspolarisation, verursacht durch die Orientierung permanenter Dipole im elektrischen Feld und eine Verschiebungspolarisation, welche aus einer Verschiebung verschiedennamiger Ladungen gegeneinander durch das elektrische Feld resultiert. Verschiebungspolarisationen werden üblicherweise mittels UV/Visund IR-Spektroskopie untersucht, da ihre Absorptionsfrequenzen im Bereich ultravioletter bis infraroter elektromagnetischer Strahlung (1011 − 1016 Hz) liegen. Die Absorptionsfrequenzen der Orientierungspolarisationen liegen einige Zehnerpotenzen niedriger und sind daher Gegenstand dielektrischer Hochfrequenz-Untersuchungen. Die kollektiven Moden, die bereits in Kapitel 1.3 erwähnt wurden, werden in Kapitel 3.3.4 ausführlich beschrieben. 3.3.2 Physikalische Bedeutung des Real- und Imaginärteils der dielektrischen Konstanten Ist die an die Meßzelle (Kondensator) angelegte Spannung U eine Gleichspannung (DC), und damit das elektrische Feld E ein statisches Feld, führt dies dazu, daß alle Polarisationsmechanismen (Moden) zur dielektrischen Konstanten beitragen. Die dielektrische 38 3. Theoretische Grundlagen Konstante, die in diesem Fall auch statische Dielektrizitätskonstante ε(0) genannt wird, ist also maximal. Die selbe Dielektrizitätskonstante wird auch bei einer Wechselspannung (AC) - also einem alternierenden elektrischen Feld - bei hinreichend kleinen Frequenzen f gemessen. Erhöht man nun die Frequenz, kommt man zu einem Punkt, an dem der langsamste Polarisationsmechanismus der Richtungsänderung des Feldes nicht mehr folgen kann, weil die Moleküle beispielsweise nicht mehr in der Lage sind, sich so schnell umzuorientieren, wie sich die Richtung des elektrischen Feldes im Kondensator ändert. Die induzierte Polarisation und das Erregerfeld weisen nun eine Phasendifferenz auf, das System wird dissipativ. Das bedeutet, daß elektrische Energie im Dielektrikum in Wärme umgewandelt wird. Bei weiterer Erhöhung der Frequenz geht der Beitrag der Mode verloren, die dielektrische Konstante sinkt um einen Wert ε1 = χ1 gegenüber der statischen Dielektrizitätskonstante ε(0) ab. Eine Phasendifferenz läßt sich mathematisch durch Einführung einer komplexen Größe beschreiben. So auch im Falle der dielektrischen Konstanten, die eine solche komplexe √ Größe darstellt. Es gilt also mit der imaginären Einheit i = −1 : ε∗ = ε0 + iε00 . (3.34) Ist der Imaginärteil der dielektrischen Konstanten ε00 maximal (maximale Absorption, dielektrischer Verlust), beträgt die Phasenverschiebung zwischen elektrischem Feld und induzierter Polarisation δ = 90◦ . Die Frequenz, bei der die Energie-Absorption maximal ist, wird deshalb auch Absorptionsfrequenz fa genannt. Mit anderen Worten, entspricht dem maximalen Abfall im Dispersionsspektrum (ε0 gegen f ) einer Mode ein Peak im Absorptionsspektrum (ε00 gegen f ) der jeweiligen Mode. Abb. 3.8 veranschaulicht diesen Zusammenhang. Erhöht man die Frequenz bis an die Grenze des zugänglichen Meßbereichs, erhält man das Hochfrequenzlimit ε∞ der dielektrischen Konstanten. ε(0) und ε∞ sind - da hier keine Phasenverschiebung auftritt - reelle Größen. 3.3.3 Dielektrische Relaxation Die statistische Bewegung der Moleküle hat zur Folge, daß makroskopische thermodynamische Größen um einen Mittelwert fluktuieren. Ein Beispiel hierfür ist die Brown’sche Molekularbewegung. Die dielektrische Spektroskopie stellt eine Möglichkeit dar, Fluktuationen zu untersuchen. Diese Tatsache basiert auf dem sogenannten Fluktuations-DissipationsTheorem [66, 67], das besagt, daß die makroskopische Antwort eines Systems bei kleinen (linearen) Störungen in Verbindung mit den mikroskopischen Fluktuationen steht. Genauer gesagt, daß ein System auf solche Störungen nach dem selben Mechanismus reagiert, mit dem es auch freie Fluktuationen im thermodynamischen Gleichgewicht ausführt. Auf die dielektrische Spektroskopie übersetzt bedeutet das, daß ein fluktuierender Dipol in einem Kondensator (vergleiche Abb. 3.9) auf die selbe Art und Weise eine Wechselspannung induziert, wie dem elektrischen Feld Energie entzogen (dissipiert) wird, wenn der Dipol 3.3. Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen 39 Abb. 3.8: Typisches Dispersionsspektrum (ε0 , oben) und Absorptionsspektrum (ε00 , unten) in Abhängigkeit der Frequenz f der angelegten Wechselspannung, die zwei Moden beinhaltet. Im Dispersionsspektrum entspricht der Abfall des Realteils der dielektrischen Konstanten ε0 vom Wert ε0 um den Wert der dielektrischen Suszeptibilität χ1 der Mode 1 auf ε∞ einem scharfen Peak im Absorptionsspektrum bei der Absorptionsfrequenz f1 dieser Mode, die ihrer reziproken Relaxationszeit (2πτ1 )−1 entspricht. Dergleichen für Mode 2. aufgrund eines alternierenden Feldes erzwungene Bewegungen ausführt. Die Relaxation aus dem gestörten Zustand in den neuen Gleichgewichtszustand liefert also Informationen über das Fluktuationsverhalten der Moleküle. In Kapitel 3.3.1 haben wir in Gleichung 3.31 gesehen, wie eine induzierte Polarisation vom verursachenden Feld abhängt. Schreibt man diese Gleichung für ein zeitabhängiges elektrisches Feld E(t) mit der komplexen dielektrischen Konstanten ε∗ : P (t) = ε0 · (ε∗ − 1) · E(t) (3.35) und nimmt an, daß das Feld zum Zeitpunkt t = t0 von seinem Ursprungswert E0 auf einen Wert E1 = 0 abgeschaltet wird (vergleiche Abb. 3.10), erhält man mit der Stufenfunktion: S(t − t0 ) = 0 für t < t0 S(t − t0 ) = 1 für t > t0 (3.36) für den zeitlichen Verlauf des elektrischen Feldes: E(t) = E0 [1 − S(t − t0 )] . (3.37) Nach dem Abschalten des äußeren Feldes zerfällt die Polarisation gemäß einer zeitabhängigen Zerfallsfunktion mit: Fp (t = t0 ) = 1 Fp (t = ∞) = 0 (3.38) 40 3. Theoretische Grundlagen Abb. 3.9: Zum Fluktuations-Dissipations-Theorem (a) Fluktuation: fluktuierender Dipol ruft eine zeitlich fluktuierende Oberflächenladungsdichte auf den Elektroden eines Plattenkondensators hervor. Die Folge ist ein Wechselstromsignal U (t) im Meßsystem. (b) Dissipation: In einem elektrischen Feld E(t) (Störung) führt ein Dipol Bewegungen aus, so daß dem elektrischen Feld Energie entzogen (dissipiert) wird. Dies ist als elektrischer Strom I(t) meßbar. Abb. 3.10: (a) Verursachendes elektrisches Feld E als Funktion der Zeit t (schematisch). Das elektrische Feld E0 , das die Polarisation des Dielektrikums induziert, wird zum Zeitpunkt t0 auf den Wert E1 = 0 abgeschaltet. Mathematisch wird dies mittels einer Stufenfunktion S(t − t0 ) beschrieben. (b) Abklingenden Polarisation P (t) als Funktion der Zeit (schematisch). Vor dem Abschalten des elektrischen Feldes wird die Polarisation P (0) induziert. Nach t = t0 klingt diese ab und konvergiert gegen 0 (Gleichgewichtszustand ohne angelegtes Feld). Dieser Vorgang wird mit Hilfe der Zerfallsfunktion Fp beschrieben. und man erhält so: P (t) = ε0 · (ε∗ − 1) · E0 · Fp (t − t0 ) . (3.39) Wählt man nun t0 = 0 und substituiert mit Gleichung 3.35 den statischen Gleichgewichtswert: P (0) = ε0 · (ε∗ − 1) · E0 (3.40) erhält man schließlich: P (t) = P (0) · Fp (t) . (3.41) Nimmt man gemäß der sogenannten linear response theory [68] an, daß die Abnahme 3.3. Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen 41 der Polarisation −dP/dt zu einem Zeitpunkt t > t0 proportional zur noch verbleibenden Polarisation P (t) ist [69], so gilt: 1 dP (t) = − P (t) dt t (3.42) P (t) = P (0) · e−t/τ . (3.43) mit der Lösung [70]: Vergleicht man Gleichung 3.43 mit Gleichung 3.41, resultiert daraus: Fp (t) = e−t/τ . (3.44) Die sogenannte Puls-Antwortfunktion ist definiert als: fp (t) = − dFp (t) dt (3.45) und ergibt mit Gleichung 3.44: 1 −t/τ e . (3.46) τ Sie wird dazu benutzt, um die zeitabhängige Abnahme der Polarisation - wie sie hier beschrieben ist - ins Verhältnis zur frequenzabhängigen dielektrischen Konstante ε∗ (ω) zu setzen, welche die für die praktischen Messungen interessante Größe ist. Da alle Moden, wie in Kapitel 3.3.1 gezeigt, stark frequenzabhängig sind, ist es unerläßlich die dielektrische Konstante als Funktion der Frequenz zu messen. Die Transformation aus der Zeitdomäne in die Frequenzdomäne erfolgt durch eine einseitige Fourier- oder Laplace-Transformation [67, 71] mit: ε∗ (ω) = ε∞ + [ε(0) − ε∞ ]£iω (fp ) . (3.47) fp (t) = £iω ist dabei der Laplace-Operator, in den die Puls-Antwortfunktion aus Gleichung 3.46 eingesetzt wird. Daraus folgt: ε∗ (ω) = ε∞ + ε(0) − ε∞ . 1 + iωτ (3.48) Wie man aus Abb. 3.8 erkennen kann, entspricht die Differenz ε(0)−ε∞ der dielektrischen Suszeptibilität χ einer Mode, die deshalb auch oft als das dielektrische Inkrement ∆ε bezeichnet wird. Da jedoch auch die dielektrische Anisotropie (vergleiche Kapitel 3.1.2 und 3.3.1) εk − ε⊥ mit ∆ε bezeichnet wird, verwende ich in der vorliegenden Arbeit ausschließlich die dielektrische Suszeptibilität der Mode, um Verwechslungen vorzubeugen. Mit χ = ε(0) − ε∞ erhält man also: χ 1 + iωτ (3.49) χ 1 + ω2τ 2 (3.50) ε∗ (ω) = ε∞ + und nach Separation in Real- und Imaginärteil: ε0 (ω) = ε∞ + 42 3. Theoretische Grundlagen und: ε00 (ω) = χωτ . 1 + ω2τ 2 (3.51) Diese Gleichungen wurden zuerst von Peter Debye [72] abgeleitet und beschreiben einen in der Realität häufig vorkommenden Fall der Relaxation, die deshalb Debye-Relaxation genannt wird. Gleichung 3.50 beschreibt das frequenzabhängige Dispersionsspektrum ε0 (ω) einer Debye-Relaxation, wie sie in Abb. 3.11 (a) dargestellt ist. Die Funktion der dielektrischen Dispersion fällt monoton von ε0 (ω) = ε∞ + χ bei kleineren Frequenzen auf ε∞ der Mode. Der Wendepunkt bei fa = 1/(2πτ ) mit dem Funktionswert ε∞ + χ/2 stellt den Punkt maximaler Absorption dar. Infolgedessen besitzt das Absorptionsspektrum ε00 (ω) (vergleiche Abb. 3.11 (b)) an dieser Stelle gemäß Gleichung 3.51 ein Maximum der Höhe χ/2. Die Summe von eng beieinander liegenden Debye-Moden derselben Ursache mit leicht unterschiedlichen Relaxationszeiten τk kann durch das Superpositionsprinzip beschrieben werden. Makroskopisch resultiert eine einzige meßbare Mode. Cole und Cole [73] erweiterten die Debye-Relaxation um einen symmetrischen Verbreiterungsparameter α derart, daß aus Gleichung 3.49: χ ε∗ (ω) = ε∞ + (3.52) 1 + (iωτ )1−α resultiert. Für α = 0 geht die Cole-Cole-Relaxation mit Gleichung 3.52 in die DebyeRelaxation aus Gleichung 3.49 über. Im Vergleich zur Debye-Relaxation hat die Relaxationszeitenverteilung der Cole-Cole-Relaxation einen langsameren Abfall im Dispersionspektrum sowie eine Verbreiterung des Peaks im Absorptionsspektrum zur Folge. Dies ist ebenfalls in Abb. 3.11 gegenübergestellt. Für den Fall einer asymmetrischen Verbreiterung des Absorptionspeaks ε00 (ω) haben Cole und Davidson [74] analog zum symmetrischen Verbreiterungsparameter einen asymmetrischen Verbreiterungsparameter β eingeführt. Mit diesem ergibt sich für die Frequenzabhängigkeit der komplexen dielektrischen Konstanten: ε∗ (ω) = ε∞ + χ . (1 + iωτ )1−β (3.53) Havriliak und Negami [75] schlugen eine Kombination dieser beiden Relaxationsmodelle vor, die folglich als Havriliak-Negami-Relaxation bezeichnet wird. Für diese ergibt sich Gleichung 3.49 als: χ ε∗ (ω) = ε∞ + , (3.54) (1 + (iωτ )1−α )1−β die mit β = 0 in die Cole-Cole- sowie mit α = 0 und β = 0 wiederum in die DebyeRelaxation übergeht. Ohne auf die Ergebnisse vorgreifen zu wollen, sei festgestellt, daß in den untersuchten Moden die Annahme asymmetrisch verbreiterter Moden nicht notwendig war und somit auf eine ausführlichere Beschreibung der Cole-Davidson- und Havriliak-Negami-Relaxationen verzichtet wird. 3.3. Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen 43 Abb. 3.11: Dielektrische Dispersions- (a) und Absorptionsspektren (b) zweier Moden, die einer Debye- (gestrichelte Linie) bzw. einer Cole-Cole-Relaxation (durchgezogene Linie) folgen. Bei einer Frequenz fa = (2πτ )−1 absorbiert das Dielektrikum ein Maximum an Energie. Das Absorptionsspektrum (ε00 (ω)) besitzt an dieser Stelle ein Maximum mit dem Funktionswert χ/2, das Dispersionsspektrum (ε0 (ω)) einen Wendepunkt mit dem entsprechenden Funktionswert ε∞ + χ/2. Der Betrag des Abfalls der Dispersion um die Absorptionsfrequenz ist die Suszeptibilität der Mode. Die Cole-ColeRelaxation fällt in ε0 (ω) langsamer ab als die Debye-Relaxation. Der Peak in ε00 (ω) ist im Vergleich zur Deybe-Relaxation verbreitert. 44 3. Theoretische Grundlagen Abb. 3.12: Schema der Phasen- (a) und Tiltwinkelfluktuationen (b) des Direktors. (a) Der Direktor fluktuiert um einen Azimuthwinkel δφ. Da die spontane elektrische Polarisation senkrecht zu Direktor und Schichtnormalen steht, fluktuiert damit deren Richtung. (b) Der um den Tiltwinkel Θ gegen die Schichtnormale z geneigte Direktor n fluktuiert um einen zeitlich veränderlichen Tiltwinkel δΘ und über die PolarisationsTiltwinkel-Kopplung damit der Betrag der spontanen elektrischen Polarisation Ps um den Wert δPs . 3.3.4 Kollektive Direktorfluktuationen Fluktuationen des Phasenwinkels (Phasen- oder Goldstonemode) Wir haben bereits gesehen, daß in einer SmC*-Phase der c-Direktor mit der x-Achse den sogenannten Azimuth- oder Phasenwinkel einschließt (vergleiche Abb. 1.4). Eine thermische Anregung hat neben individuellen auch kollektive Bewegungen der Moleküle zur Folge, so daß Fluktuationen dieses Phasenwinkels auftreten. Eine solche Phasenwinkelfluktuation hat eine Änderung der Richtung des Tiltwinkels und damit eine Änderung der Richtung der spontanen elektrischen Polarisation Ps zur Folge (vergleiche Abb. 3.12 (b)). Bei nahezu allen Phasenübergängen zweiter Ordnung ist die Symmetrie der Hochtemperaturphase höher als die der Niedrigtemperaturphase. Dies trifft auch im vorliegenden Fall des Übergangs von der SmA*- (D∞ ) in die ferroelektrische SmC*-Phase (C2 ) zu. Die Freie Energie, beispielsweise beschrieben durch einen Hamiltonoperator in der SmC*-Phase, ist rotationsinvariant (rotationssymmetrisch), das heißt unabhängig vom Phasenwinkel φ. Der Grundzustand besitzt jedoch eine definierte Polarisationsrichtung mit einem bestimmten Phasenwinkel, er ist also asymmetrisch bezüglich der Rotation um den Phasenwinkel. Eine Rotation transferiert einen Grundzustand in einen anderen gleicher Energie, von denen eine unendliche Anzahl existiert. Das System muß sich jedoch 3.3. Dielektrische Spektroskopie smektischer Flüssigkristallphasen 45 für einen Grundzustand (einen Phasenwinkel φ) ”entscheiden”. Das Phänomen, daß ein Grundzustand nicht die volle Symmetrie der Freien Energie (des Hamiltonoperators) besitzt, nennt man gebrochene Symmetrie. Die Konsequenz der Entartung des Grundzustands ist eine Art angeregter Zustand, in dem sich der lokale Grundzustand allmählich über den Raum hinweg ändert, vergleichbar mit der Bildung einer Welle unendlicher Wellenlänge. In diesem Fall benötigt die Anregung keinerlei Aktivierungsenergie4 und die Relaxationsfrequenz beträgt 0. Dieses Konzept, das ursprünglich aus der Elementarteilchenphysik stammt [76], wird nach seinem Entwickler GoldstoneKonzept genannt. Für sehr lange, endliche Wellenlängen weisen die Grundzustände eine kleine Energiedifferenz der Grundzustände auf und diese Moden besitzen eine von Null verschiedene Relaxationsfrequenz. Im Fall der SmC*-Phasen präzessiert der gegen die smektische Schichtnormale geneigte Direktor um den Phasenwinkel φ von Schicht zu Schicht in einer helikalen Struktur. Eine Fluktuation aufgrund thermischer Anregung manifestiert sich als Verzerrung (engl.: distortion) des Phasenwinkels und wird deshalb auch als helix distortion mode bezeichnet. Diese Deformation der Helix kostet elastische Energie, erzeugt Rückstellkräfte, und ist infolgedessen - im eigentlichen Sinne des Konzepts - keine Goldstonemode, wird aber trotz allem üblicherweise häufig als solche bezeichnet. Die Tatsache, daß eine Goldstonemode nur kleine Aktivierungsenergien besitzt, hat zur Folge, daß die Relaxationsfrequenzen real beobachteter Goldstonemoden in einem sehr niedrigen Frequenzbereich liegen und ihre Suszeptibilitäten sehr hohe Werte aufweisen. Dies führt in SmC*-Phasen üblicherweise zu einem Überdecken der im nächsten Kapitel beschriebenen Softmode. Nur Phasenmoden in ungestörten Helizes ohne Auftreten von Grenzflächeneffekten mit unendlicher Ganghöhe p sind ”echte” Goldstonemoden [77] ohne Aktivierungsenergie mit einer Relaxationsfrequenz fGM = 0. Diese können jedoch grundsätzlich nicht in dielektrischen Experimenten nachgewiesen werden. Für die real zu beobachtenden Phasenmoden leiteten Levstik et al. [78] die Energie: ∆E = K33 · Θ2 2 q0 , 2 (3.55) die aus der Annahme der helikoidal modulierten Struktur gewonnen wird, ab. Dabei ist Θ der Gleichgewichtsmittelwert des Tiltwinkels und K33 bzw. q0 die bereits aus den vorangegangenen Kapiteln bekannte elastische Konstante der Biegung des Direktors bzw. der Wellenvektor der helikalen Ganghöhe p. Unter der Annahme, daß sich die dielektrische Suszeptibilität χGM reziprok zur Anregungsenergie verhalten wird, folgt für χGM mit der spontanen Polarisation Ps : χGM 1 = 2 8π · K33 Ps · p Θ 2 (3.56) und für die Relaxationsfrequenz fGM dieser Moden mit der Viskosität der Verdrillung γφ 4 Deshalb wird diese Art von Moden in englischsprachiger Literatur auch oft als gapless mode bezeichnet 46 3. Theoretische Grundlagen von Gouda [70]: fGM = K33 · 2π . γφ · p2 (3.57) Fluktuationen des Tiltwinkels (Amplituden- oder Softmode) Außer Fluktuationen des Phasenwinkels φ bei einem konstanten Tiltwinkel Θ, existiert ebenfalls aus thermisch angeregter kollektiver Molekülbewegung resultierend - auch eine Fluktuation des Tiltwinkels bei konstantem Phasenwinkel. Da die spontane elektrische Polarisation Ps dem Vektorprodukt aus Direktor n und Schichtnormale z proportional ist (vergleiche Gleichung 1.4), gilt: Ps ∝ sin Θ (3.58) und in erster Näherung für kleine Tiltwinkel: Ps ∝ Θ . (3.59) Fluktuiert also der Betrag des Tiltwinkels bei einem konstanten Azimuthwinkel φ, fluktuiert auch der Betrag (die Amplitude) der spontanen elektrischen Polarisation (vergleiche Abb. 3.12 (a)), was zu einem Beitrag zur dielektrischen Konstanten ε bzw. der dielektrischen Suszeptibilität χ, also einer Mode im Spektrum führt. Diese Mode nennt man daher Amplitudenmode oder Softmode. Softmode-Verhalten kennt man bereits seit etwa 1960 aus ferroelektrischen Kristallen. Cochran [79] und Andersson [80] strengten diesbezüglich folgende Überlegungen an: Unterhalb einer Übergangstemperatur Tc , die in Analogie zum Ferromagnetismus CurieTemperatur genannt wird, wird ein Kristall instabil, wenn er die Struktur (und damit die Symmetrie), die er oberhalb von Tc besitzt, beibehält. Diese Instabilität vermeidet er durch den Übergang in eine andere Struktur. Übertragen auf Flüssigkristalle bedeutet das: In SmA*-Phasen, in denen der Direktor n parallel zur Schichtnormalen z steht, gewährleistet die elastische Konstante K11 , die dafür sorgt, daß der Direktor parallel zur Schichtnormalen bleibt, die Stabilität. Fluktuiert aufgrund thermischer Energie der Direktor um einen Tiltwinkel, beschreibt die elastische Konstante die Rückstellkraft dieser Tiltwinkelfluktuationen und ist ein Maß für die Energie, die zur Deformation der smektischen Schichten und damit der Verkleinerung der smektischen Schichtdicke benötigt wird. Nähert man sich nun dem Übergang zur SmC*-Phase, nehmen die Unterschiede der Freien Energie bezüglich des Tiltwinkels immer weiter ab. Mit anderen Worten, wird für eine Änderung des Tiltwinkels immer weniger thermische Energie benötigt, die elastische Konstante wird eine weiche Größe (engl.: soft quantity) bezüglich Tiltwinkelfluktuationen. Das hat zur Folge, daß die Fluktuationsamplitude, je näher man dem Phasenübergangspunkt kommt, immer größer wird und folglich die dielektrische Suszeptibilität am Phasenübergang divergiert, die Relaxationsfrequenz der Softmode gegen 0 konvergiert. Die erstgenannte Tatsache beschreibt das Curie-Weiss-Gesetz, der Abfall der Relaxationsfrequenz am Phasenübergang wird in 3.4. Landau-Theorie des SmA*-SmCA *-Übergangs 47 englischsprachiger Literatur als ”critical slowing down” bezeichnet. Mit anderen Worten verliert die SmA*-Phase nach und nach ihre Stabilität, bis sie am Phasenübergang instabil wird und ihre Struktur in eine SmC*-Phase (für FLCs) oder in eine SmCA *-Phase (für AFLCs) ändert. Führt man nun die Betrachtungen mit fallender Temperatur bis unter die Übergangstemperatur Tc weiter, hat das Auftreten eines spontanen Tiltwinkels (der ab der CurieTemperatur vom Wert 0 aus mit fallender Temperatur ansteigt) zur Folge, daß die Stabilität des Systems in der SmC*- oder SmCA *-Phase sehr schnell mit fallender Temperatur ansteigt. Das System wird härter gegenüber Tiltwinkelfluktuationen, die folglich immer mehr Energie benötigen. Daher fällt die Suszeptibilität der Softmode mit fallender Temperatur stark ab, die Relaxationsfrequenz steigt wieder an. Die Softmode weist also eine sehr starke Temperaturabhängigkeit auf und ist nur in unmittelbarer Umgebung des Phasenübergangs zu beobachten. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich unter anderem mit den Tiltwinkelfluktuationen am Übergang zwischen der antiferroelektrischen SmCA *- und der paraelektrischen SmA*Phase. Als Grundlage für das Verständnis der Ergebnisse zu den Tiltwinkelfluktuationen aus Kapitel 5 dient das folgende Kapitel 3.4 der Landau-Theorie des SmCA *-SmA*Phasenübergangs, in welchem das Verhalten der Amplitudenmode eingehender diskutiert wird. 3.4 Landau-Theorie des SmA*-SmCA *-Übergangs Um den Phasenübergang zwischen einer SmCA *- und einer SmA*-Phase zu beschreiben, müssen, um der Struktur der SmCA *-Phase Rechnung zu tragen, zwei aufeinanderfolgende smektische Schichten als Wiederholungseinheit in Betracht gezogen werden. Da die helikale Ganghöhe p in SmC* und SmCA *-Phasen sehr groß gegen die smektische Schichtdicke dc ist, kann die Verdrillung des c-Direktors bei einer solchen Betrachtung in erster Näherung vernachlässigt werden. Für eine Ganghöhe von p = 5 µm und eine smektische Schichtdicke von dc = 3 nm ergibt sich eine Verdrillung von etwa 0.2 ◦ von einer Schicht zur nächsten. In dieser Näherung und unter der zusätzlichen Annahme, daß der Tiltwinkel in den Schichten konstant ist, sind in Abb. 3.13 die sogenannte synkline und antikline Struktur, also diejenigen einer SmC* und einer SmCA *-Phase dargestellt. Die lokale Polarisation P und der c-Direktor zweier aufeinanderfolgender Schichten i und i + 1 sind hierbei parallel (SmC*) oder antiparallel (SmCA *) zueinander orientiert. Im folgenden sollen die Ergebnisse der Landau-Theorie eines flüssigkristallinen SmA*SmCA *-Phasenübergangs dargestellt werden. Diese Betrachtung folgt im Wesentlichen dem Buch von Muševič et al. [37], welche die erstmals von Orihara und Ishibashi [81] durchgeführte Anwendung der Landau-Theorie an solchen Übergängen etwas ausführlicher darstellten. Ausgehend von den syn- und antiklinen Strukturen in ferro- bzw. antiferroelektrischen mesogenen Phasen aus Abb. 3.13 definiert man zunächst einen synklinen 48 3. Theoretische Grundlagen Abb. 3.13: Strukturen einer SmC* (a) und SmCA *-Phase (b) zweier aufeinanderfolgender Schichten i und i + 1 unter Vernachlässigung der Verdrillung und der Annahme eines konstanten Tiltwinkels. Die lokale Polarisation P und der c-Direktor der aufeinanderfolgenden Schichten sind (a) parallel (synklin) bzw. (b) antiparallel (antiklin) zueinander orientiert. Ordnungsparameter5 : 1 (ci + ci+1 ) (3.60) 2 als Summe der c-Direktoren zweier aufeinanderfolgender Schichten und einen antiklinen Ordnungsparameter: cf = 1 (ci − ci+1 ) (3.61) 2 als Differenz der c-Direktoren. Als sekundäre Ordnungsparameter können ebenso aus den Polarisationen in den Schichten i und i + 1 (engl.: in-plane polarization) die synkline und antikline Polarisation definiert werden zu: ca = 1 (Pi + Pi+1 ) 2 1 = (Pi − Pi+1 ) . 2 Pf = (3.62) Pa (3.63) Es ist unmittelbar einsichtig, daß im Falle einer synklinen Struktur gemäß Abb. 3.13 die synklinen Ordnungsparameter cf und Pf dem c-Direktor und der Polarisation in den Schichten entsprechen und die antiklinen Ordnungsparameter ca und Pa gegen Null streben. Umgekehrt werden die synklinen Ordnungsparameter für eine antikline Ordnung null und die antiklinen Ordnungsparameter groß. Phasen, in denen sowohl die syn- als auch die antiklinen Ordnungsparameter endliche Werte besitzen, könnten als ferrielektrische Phasen bezeichnet werden. Folgt man [37] und entwickelt die Freie Enthalpiedichte nach diesen primären und sekundären Ordnungsparameter, erhält man: 5 Sowohl in [37] als auch in [81] werden diese Parameter als ”ferroelektrische” bzw. ”antiferroelektrische” Ordnungsparameter bezeichnet, daher auch die Indizes ”f ” und ”a”. Da die Phasen, die solche Strukturen ausbilden jedoch nicht zwingenderweise ferro- bzw. antiferroelektrisch sein müssen, sondern die entscheidende Eigenschaft die mittlere Orientierung der Moleküle in aufeinanderfolgenden Schichten ist, verwende ich in dieser Arbeit die Begriffe ”synkline” bzw. ”antikline” Ordnungsparameter. 3.4. Landau-Theorie des SmA*-SmCA *-Übergangs 49 2 1 1 4 ∂cay ∂cax 1 ∂ca 2 g (ca , cf , Pa , Pf ) = gA + aa ca + ba ca + Λa cax − cay + B3a + 2 4 ∂z ∂z 2 ∂z 2 1 4 ∂cf y ∂cf x 1 ∂cf 1 2 − cf y + B3f + + af cf + bf cf + Λf cf x 2 4 ∂z ∂z 2 ∂z 1 1 + γ1 c2a c2f + γ2 (ca cf )2 + 2 2 1 1 + P2a + Ca (Pa × ca )z + P2 + Cf (Pf × cf )z .(3.64) 2ε0 χa,∞ 2ε0 χf,∞ f Die erste Zeile von Gleichung 3.64 beschreibt neben der Freien Gleichgewichtsenthalpiedichte gA der SmA-Phase die Entwicklung nach dem antiklinen Ordnungsparameter ca , die zweite Zeile die Entwicklung nach dem synklinen Ordnungsparameter cf . Die Parameter aa , af , ba und bf sind hierin die Landau-Koeffizienten zweiter und vierter Ordnung. Die sogenannten Lifshitz-Koeffizienten Λa und Λf führen die helikale Präzession der primären Ordnungsparameter um z ein, B3a und B3f sind die bereits aus Kapitel 3.2 bekannten elastischen Konstanten für die Verdrillung des c-Direktorfeldes. Die Kopplung und damit die Konkurrenz zwischen syn- und antikliner Ordnung wird über die Kopplungsparameter γ1 und γ2 in der dritten Zeile von Gleichung 3.64 hergestellt. Für einen positiven Koeffizienten γ1 versucht das System die Beträge der beiden primären Ordnungsparameter zu verringern, um die Freie Enthalphiedichte zu minimieren, umgekehrt werden für γ1 < 0 die Beträge von ca und cf erhöht. Der Parameter γ2 entscheidet darüber, wie die primären Ordnungsparameter gegenseitig zueinander orientiert sind. Die sekundären Ordnungsparameter Pf und Pa werden in der vierten Zeile von Gleichung 3.64 mittels der Koeffizienten Cf und Ca mit den primären Ordnungsparametern verknüpft hierbei stellen χa,∞ und χf,∞ die Hochfrequenzlimits der dielektrischen Suszeptibilität dar. Setzt man in Gleichung 3.64 alle antiklinen Parameter gleich Null, so erhält man die Freie Enthalpiedichte einer SmC*-Phase. Flexoelektrische Beiträge (vergleiche Kapitel 3.2) wurden in dieser Entwicklung der Einfachheit halber nicht berücksichtigt. Die Temperaturabhängigkeit der Landau-Koeffizienten af und aa erhält man in erster Näherung als: af = αf T − Tf◦ (3.65) aa = αa (T − Ta◦ ) , wobei Tf◦ und Ta◦ die Übergangstemperaturen von der SmA* in die ferro- bzw. antiferroelektrische Phase sind. Nimmt man nun an, daß αa und αf gleich sind [37], die Energien der beiden Zustände jedoch verschieden, müssen die Übergangstemperaturen Ta◦ und Tf◦ ebenfalls verschieden sein. Vernachlässigt man für einen Moment die Kopplung zwischen syn- und antikliner Struktur, erhält man in diesem einfachen Fall den Phasenübergang SmA*→SmC* für Tf◦ > Ta◦ und SmA*→SmCA * für Tf◦ < Ta◦ . Unter Berücksichtigung der helikalen Struktur der SmCA *-Phase erhält man eine gegenüber der uniformen SmCA *Phase leicht erhöhte Übergangstemperatur: 50 3. Theoretische Grundlagen Ta∗ = Ta◦ + Λ2a . αa B3a (3.66) Dieses Phänomen wird in allen helikalen flüssigkristallinen Phasen beobachtet (vergleiche beispielsweise [3]). Um die Freie Enthalpiedichte aus Gleichung 3.64 nur in Abhängigkeit der primären Ordnungsparameter darzustellen und somit die Polarisationen zu eliminieren, bedient man sich der sogenannten adiabatischen Näherung, welche besagt, daß die Polarisationsbewegung so schnell ist, daß sich diese stets im thermodynamischen Gleichgewicht mit dem c-Direktorfeld befindet. Somit läßt sich die Polarisation durch eine Minimierung der Freien Enthalpiedichte durch Ableitung nach Pf und Pa als Funktion des c-Direktors darstellen und in Gleichung 3.64 einsetzen. Mit Gleichung 3.65 erhält man schließlich: 1 1 4 ∂cay ∂cax 2 − cay + g (ca , cf ) = gA + αa (T − Ta ) ca + ba ca + Λa cax 2 4 ∂z ∂z 2 1 ∂ca 1 1 4 ∂cf y ∂cf x 2 + B3a + αf (T − Tf ) cf + bf cf + Λf cf x − cf y + 2 ∂z 2 4 ∂z ∂z 2 1 ∂cf 1 1 + B3f (3.67) + γ1 c2a c2f + γ2 (ca cf )2 . 2 ∂z 2 2 Lediglich die Temperaturen Ta und Tf wurden hierzu renormalisiert. Eine explizite Darstellung der Umformungen, die zu Gleichung 3.67 führen, ist in [37] gegeben. Wie bereits in Kapitel 3.3.4 angemerkt, beruht ein Teil der vorliegenden Arbeit auf Untersuchungen kollektiver Direktorfluktuationen mittels dielektrischer Spektroskopie. In Kapitel 3.3.4 wurde ebenso dargestellt, daß in smektischen Phasen durch das Anlegen eines externen, zeitlich variierenden elektrischen Feldes zwei unterschiedliche Mechanismen oder Moden zu beobachtbar sind: Amplituden- und Phasenmoden. Während bei einem SmA*-SmC*-Übergang in der SmA*-Phase eine Amplitudenmode und in der SmC*Phase zusätzlich dazu eine Phasenmode auftreten, so ist im Falle eines SmA*-SmCA * Übergangs grundsätzlich die doppelte Anzahl an Moden existent, nämlich jeweils die kollektiven Fluktuationen des ferroelektrischen und des antiferroelektrischen Gitters. In einer SmA*-Phase am Übergang zu einer SmCA *-Phase sollten somit eine ferroelektrische und eine antiferroelektrische Amplitudenmode aktiv sein. Durch die alternierende Struktur aufeinanderfolgender Schichten, mitteln sich die außerphasig-fluktuierenden Beiträge der antiferroelektrischen Amplitudenmode zu der durch das elektrische Feld induzierten Polarisation heraus, so daß diese Mode eine unpolare Mode darstellt. Unpolare Moden, deren Fluktuationen keine makroskopisch beobachtbaren induzierten Polarisationen hervorrufen, sind naturgemäß nicht mittels dielektrischer Spektroskopie detektierbar. Stattdessen können diese Moden in dynamischen Lichtstreuungsexperimenten [82] nachgewiesen werden. Somit ist in einem dielektrischen Experiment in der SmA*-Phase am Übergang zu einer SmCA *-Phase, genau wie in SmA*-Phasen am Übergang zu SmC*-Phasen, lediglich die ferroelektrische Amplitudenmode, welche inphasigen Fluktuationen entspricht und zu einer meßbaren induzierten Polarisation führt, zu beobachten. Dieselben Überlegungen 3.4. Landau-Theorie des SmA*-SmCA *-Übergangs Pi } δP ci ci+1 51 Pi ci ci+1 ci Pi+1 Pi+1 (a) P 0, E 0 (b) P = 0, E = 0 ci+1 Pi δP Pi+1 (c) P 0, E 0 Abb. 3.14: Amplituden- und Phasenmode in einer SmCA *-Phase. Aus dem Grundzustand (b) (vergleiche Abb. 3.13) führen sowohl (a) Fluktuationen der Tiltwinkelamplitude als auch (c) Fluktuationen der Tiltwinkelphase (des Azimuthwinkels) zu einer durch externe elektrische Felder induzierten spontanen Polarisation δP. Nach [37]. gelten analog für die vier Moden der SmCA *-Phase. Auch hier sind in der dielektrischen Spektroskopie lediglich die ferroelektrische Amplituden- und Phasenmode, nicht aber deren unpolare, antiferroelektrische Analoga beobachtbar. Die kollektiven Fluktuationen des ferroelektrischen Gitters in SmCA *-Phasen sind in Abb. 3.14 schematisch dargestellt. Um die für uns interessante Temperaturabhängigkeit der kollektiven Moden in einem dielektrischen Experiment zu bestimmen, muß die Kopplung des elektrischen Meßfelds mit den polaren Moden des Systems nach Landau-Khalatnikov [83] (nach [37]) betrachtet werden. Das zeitabhängige elektrische Meßfeld kleiner Amplitude E0 und der Kreisfrequenz ω ist: E = E0 (1, 0, 0) eiωt , (3.68) welches senkrecht zur smektischen Schichtnormalen angelegt wird. Das Feld koppelt linear mit der elektrischen Polarisation und erzeugt einen zusätzlichen, kleinen Beitrag gE zur Freien Enthalpiedichte aus Gleichung 3.67: gE = −P · E . (3.69) Wiederum unter Berücksichtigung der adiabatischen Näherung erhält man somit für die gesamte Freie Enthalphiedichte: g = g(ca , cf ) + ε0 χf,∞ Cf cf y E0 eiωt . (3.70) Mittels dieses Ausdrucks läßt sich nun die Änderung der gesamten Freien Enthalpie ∆G durch das Anlegen eines elektrischen Feldes bestimmen. Die Anwendung der LandauKhalatnikov Bewegungsgleichungen: dΨq ∂∆G = −Γ dt ∂Ψ∗q 52 3. Theoretische Grundlagen auf ∆G führt dann zu Lösungen für die komplexen dielektrischen Konstanten und Absorptionsfrequenzen der jeweiligen Moden. Hierin sind Ψq ein die Ordnungsparameter beinhaltender Vektor und Γ eine Matrix, der reziproken Viskositäten ηa−1 und ηf−1 : Γ= ηa−1 0 0 0 0 ηa−1 0 0 0 0 ηf−1 0 0 0 0 ηf−1 . (3.71) Die Darstellung des Lösungswegs würde sicherlich den Rahmen eines Kapitels ”Theoretische Grundlagen” sprengen, so daß im folgenden lediglich die Lösungen angegeben seien. Der komplette Lösungsweg ist wiederum in [37] dargestellt. Die Lösung für die komplexe dielektrische Konstante in der SmA*-Phase (T > Ta ) ergibt sich danach zu: ε∗A ε20 χ2f,∞ Cf2 1 = χf,∞ ε0 + , 2 αf (T − Tf ) + B3f · qa 1 + iωτs (3.72) wobei qa der Betrag des Wellenvektors der helikalen Ganghöhe der antiferroelektrischen Struktur und τs = 1/2πfs die Relaxationszeit der ferroelektrischen Amplitudenmode bezeichnet. Die Absorptionsfrequenz dieser Mode ist dann: fs = B3f 2 αf T − Tf∗ + q . ηf ηf a (3.73) Die beiden im dielektrischen Experiment meßbaren dielektrischen Konstanten der ferroelektrischen Amplitudenmode ε∗S und der ferroelektrischen Phasenmode ε∗GM in der SmCA *-Phase addieren sich zur gesamten dielektrischen Konstanten ε∗CA∗ : ε∗CA∗ = ε∗S + ε∗GM (3.74) Bei der Lösung der Landau-Khalatnikov-Gleichung für die SmCA *-Phase auf analoge Art und Weise wie für die SmA*-Phase stellt sich heraus [37], daß dem Parameter γ2 , der die Richtungen der gegenseitigen Orientierung des syn- und antiklinen Gitters miteinander verknüpft (vergleiche Gleichung 3.67), mathematisch gesehen eine entscheidende Bedeutung zukommt. Im Grenzfall eines sehr kleinen Parameters γ2 → 0 betragen die Beiträge der Amplituden- und Phasenmode zur komplexen dielektrischen Konstanten in der SmCA *-Phase (T < Ta ): ε∗S = χf,∞ ε0 + αf (T − Tf ) + γ1 αbaa ε20 χ2f,∞ Cf2 1 ∗ (Ta − T ) + 4B3f · qa (qa − qf ) 1 + iωτS (3.75) und ε∗GM = χf,∞ ε0 + ε20 χ2f,∞ Cf2 1 , αa ∗ αf (T − Tf ) + γ1 ba (Ta − T ) 1 + iωτGM (3.76) 3.4. Landau-Theorie des SmA*-SmCA *-Übergangs 53 wobei qf wiederum die Wellenzahl der helikalen Ganghöhe der ferroelektrischen Struktur und τGM = 1/2πfGM die Relaxationszeit der ferroelektrischen Phasenmode bezeichnet. Die zugehörigen Absorptionsfrequenzen der beiden Moden lauten dann: fS = αf γ1 αa ∗ B3f (T − Tf ) + (Ta − T ) + 4 qa (qa − qf ) ηf ηf b a ηf (3.77) und fGM = αf γ1 αa ∗ (T − Tf ) + (T − T ) . ηf ηf b a a (3.78) Im Grenzfall für einen großen Kopplungskoeffizienten γ2 >> 0, erhält man für die Beiträge aus Amplituden- und Phasenmode zur dielektrischen Konstanten: ε∗S = χf,∞ ε0 + ε20 χ2f,∞ Cf2 1 (3.79) αa ∗ 2αf (T − Tf ) + 2 (γ1 + γ2 ) ba (Ta − T ) + 4B3f qa (qa − qf ) 1 + iωτS und ε∗GM = χf,∞ ε0 + ε20 χ2f,∞ Cf2 1 . (3.80) αa ∗ 2αf (T − Tf ) + 2γ1 ba (Ta − T ) + 4B3f qa (qa − qf ) 1 + iωτGM Die zugehörigen Absorptionsfrequenzen der beiden Moden lauten in diesem Fall: fS = αf γ1 + γ2 αa ∗ B3f (T − Tf ) + (Ta − T ) + 2 qa (qa − qf ) ηf ηf b a ηf (3.81) αf γ1 αa ∗ B3f (T − Tf ) + (Ta − T ) + 2 qa (qa − qf ) . ηf ηf b a ηf (3.82) und fGM = Die hier dargestellten Gleichungen 3.75 - 3.82 von Musevic et al. [37] werden in Kapitel 5.3 zur Diskussion des Tiltwinkelfluktuationsverhaltens wieder aufgenommen. 54 3. Theoretische Grundlagen 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern 4.1 Auswahl der Systeme Für die Untersuchungen des Verhaltens der helikalen Direktormodulation wurden fünf chirale Systeme ausgewählt, die eine SmC*-Phase mit verschieden großen helikalen Gleichgewichtsganghöhen aufwiesen. Hierbei handelt es sich um vier kommerziell erhältliche, ferroelektrische Flüssigkristallmischungen (Felix 017/100, FLC 6430, ZLI 4655, ZLI 4015) und eine Reinsubstanz mit der Kurzbezeichnung DA71 . Die experimentell ermittelten Gleichgewichtsganghöhen p0 und kritischen elektrischen Felder Ec , ab welchen eine vollständige Unterdrückung der helikalen Direktormodulation für die jeweiligen Substanzen auftritt, sind in Tab. 4.1 dargestellt, die auftretenden Phasen und deren Phasenübergangstemperaturen in Tab. 4.2. Die Methode mit der die Gleichgewichtsganghöhen bestimmt wurden entspricht der in Kapitel 4.2.1 beschriebenen Methode der Laserlichtbeugung, die kritischen elektrischen Felder wurden sowohl anhand des Verschwindens der ”Helixstreifen” im Polarisationsmikroskop als auch anhand des Verschwindens des Diffraktionsmusters bei Laserlichtbeugung ermittelt. Ganghöhen im Bereich von 1 µm stellen die Grenze dar, für welche mittels Laserlichtbeugung physikalisch sinnvolle Ergebnisse erhalten werden können, da in diesem Fall gemäß Gleichung 3.7 die Beugungswinkel α sehr groß werden. Gleichwohl ist dieser Bereich der einzige, der sowohl für Laserlichtbeugung als auch für die Absorptionsspektroskopie Ergebnisse liefert und somit einen Vergleich beider Methoden zuläßt. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Charakterisierung der im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersuchten Substanzen dargelegt. Die in Abb. 4.1 bis 4.5 dargestellten dielektrischen Spektren der jeweiligen Systeme dienen an dieser Stelle lediglich der Charakterisierung und Bestätigung der ebenfalls in diesen Abbildungen angegebenen Phasensequenzen und Übergangstemperaturen. Gleiche Farben in den dielektrischen Spektren bedeuten gleiche Phasen (SmC*: gelb, SmA*:rot, N*: blau, isotrop: grün, kristallin: grau). Die Texturphotos wurden jeweils in einem Polarisationsmikroskop mit gekreuzten Polarisatoren aufgenommen. 1 Substanznamen abzukürzen stellt in der Praxis des Umgangs mit Flüssigkristallen eine übliche Konvention dar, da die systematischen Namen, ob der Kompliziertheit der Moleküle, ebenfalls sehr lang und unübersichtlich werden. So lautet der systematische IUPAC-Name für DA7: 4’-[4-(6-Propionyloxyhexyloxy)-benzoyloxy]-biphenyl-4-carbonsäure-1-methyl-heptyl ester. 56 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Tab. 4.1: Übersicht über die Gleichgewichtsganghöhen p0 in µm der ungestörten helikalen Direktormodulation für untersuchte Substanzen ohne angelegtes elektrisches Feld sowie deren kritische elektrische Felder Ec in V µm−1 , ab welchen die helikale Modulation komplett unterdrückt ist. Die Werte wurden durch Lichtbeugungsexperimente und Polarisationsmikroskopie in planar-orientierenden Zellen mit einem Substratabstand von d = 50 µm bei Raumtemperatur bestimmt, außer für DA7, für welches die Werte bei 55 ◦ C bestimmt wurden. Substanz p0 / µm Felix 017/100 ∼ 31.5 FLC 6430 ∼1 ZLI 4655 ∼6 ZLI 5014 ∼5 DA7 ∼1 Ec / mV µm−1 35 250 30 30 500 Tab. 4.2: Phasenübergangstemperaturen der untersuchten Substanzen in ◦ C. Substanz krist. SmC* SmA* N* iso. Felix 017/100 • −28 • 73 • 77 • 85 • FLC 6430 • −11 • 58 • − 65 • ZLI 4655 • < 20 • 66 • 72 • 76 • ZLI 5014 • −11 • 65 • 68 • 71 • DA7 • 54 • 76 • − 96 • Felix 017/100 Die technische, ferroelektrische Flüssigkristallmischung Felix 017/100 wurde von der Firma Clariant (Deutschland) erworben und besitzt bei Raumtemperatur in der SmC*-Phase eine sehr große Gleichgewichtsganghöhe p0 ≈ 31.5 µm (vergleiche Tab. 4.1), die gemäß der analytisch abgeleiteten Beziehung [84]: Ec = π 4 K22 4Ps p20 (4.1) mit der elastischen Konstanten der Verdrillung K22 und der spontanen elektrischen Polarisation Ps zu einem sehr kleinen Wert für das kritische elektrische Feld von Ec ≈ 35 mV µm−1 führt und somit zumindest um einen Faktor 10 unterhalb der typischen Schwellfeldstärke für das ferroelektrische Schalten in SmC*-Phasen liegt. Das dielektrische Spektrum, die Phasensequenz sowie polarisationsmikroskopische Texturaufnahmen der SmC*-, SmA*- und cholesterischen Phase von Felix sind in Abb. 4.1 dargestellt. 4.1. Auswahl der Systeme 57 Abb. 4.1: Zur Charakterisierung der ferroelektrischen Flüssigkristallmischung Felix 017/100: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben (Zelldicke d = 50 µm, planare Orientierung). 58 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern FLC 6430 Die ferroelektrische Flüssigkristallmischung FLC 6430 besitzt ebenfalls eine SmC*-Phase bei Raumtemperatur und wurde von der Firma Rolic (Schweiz) entwickelt und produziert. Im Gegensatz zu Felix 017/100 besitzt FLC 6430 einen verhältnismäßig kurzen Helixpitch und ein relativ großes kritisches elektrisches Feld von Ec ≈ 250 mV µm−1 . Das dielektrische Spektrum, die Phasensequenz sowie polarisationsmikroskopische Texturaufnahmen der SmC*- und SmA*-Phase von FLC 6430 sind in Abb. 4.2 dargestellt. ZLI 4655-100 und ZLI 5014-100 Die beiden technischen, ferroelektrischen Flüssigkristallmischungen ZLI 4655-100 und ZLI 5014-100 wurden von der Firma Merck (Deutschland) erhalten und besitzen beide bei Raumtemperatur SmC*-Phasen, deren Ganghöhen zwischen denjenigen von Felix 017/100 und FLC 6430 liegen (vergleiche Tab. 4.1). Die Mischungen sind sich in Ihrem physikalischen Verhalten sehr ähnlich und besitzen beide ein verglichen mit der Schwellfeldstärke des ferroelektrischen Schaltens sehr kleines kritisches elektrisches Feld, sowie eine starke Tendenz zur Bildung der in Kapitel 1.2 erwähnten Chevron-Defekte. Die dielektrischen Spektren, Phasensequenzen sowie polarisationsmikroskopischen Texturaufnahmen der SmC*-, SmA*- und cholesterischen Phasen von ZLI 4655 bzw. ZLI 5014 sind in Abb. 4.3 und 4.4 dargestellt. DA7 Um das Verhalten der helikalen Direktormodulation der oben dargestellten ferroelektrischen Flüssigkristallmischungen mit dem eines reinen SmC*-Mesogens vergleichen zu können, wurde ein Biphenylcarbonsäureester mit der Abkürzung DA7 untersucht, welche von der Gruppe Prof. Roman Dabrowskis (Military University of Technology, Warschau, Polen) synthetisiert wurde. Hierbei handelt es sich um eine Substanz mit einer Ganghöhe von p0 ≈ 1 µm und einem kritischen elektrischen Feld von Ec ≈ 500 mV µm−1 bei 55 ◦ C. Das dielektrische Spektrum, die Phasensequenz, Strukturformel sowie polarisationsmikroskopische Texturaufnahmen der SmC*- und SmA*-Phase von DA7 sind in Abb. 4.5 dargestellt. 4.2 Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle 4.2.1 Meßanordnung Wie in Kapitel 3.1.1 bereits dargestellt, führt das Einstrahlen monochromatischer, elektromagnetischer Strahlung senkrecht zur Helixachse einer helikalen Flüssigkristallphase zur Beugung dieser Strahlung an der Periodizität der Direktormodulation. Abb. 4.6 stellt ein 4.2. Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle 59 Abb. 4.2: Zur Charakterisierung der ferroelektrischen Flüssigkristallmischung FLC 6430: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben (Zelldicke d = 50 µm, planare Orientierung). 60 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.3: Zur Charakterisierung der ferroelektrischen Flüssigkristallmischung ZLI 4655-100: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben (Zelldicke d = 50 µm, planare Orientierung). 4.2. Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle 61 Abb. 4.4: Zur Charakterisierung der ferroelektrischen Flüssigkristallmischung ZLI 5014-100: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben (Zelldicke d = 50 µm, planare Orientierung). 62 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.5: Zur Charakterisierung des ferroelektrischen Flüssigkristalls DA7: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Strukturformel sowie Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben (Zelldicke d = 50 µm, planare Orientierung). 4.2. Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle 63 Heiztisch mit Zelle He-Ne-Laser * hir m Digitalkamera Sc U * LEDs zur Bestimmung der angelegten Spannung Funktions- Verstärker generator Oszilloskop Abb. 4.6: Schematischer Aufbau zur Durchführung von Laserlichtbeugungsexperimenten. Das Licht des Helium-Neon-Lasers trifft wie in Abb. 4.10 dargestellt auf die Flüssigkristallzelle, die im Heiztisch temperiert wird. Ein Funktionsgenerator erzeugt die Spannungsform, die an die Zelle angelegt wird. Das so entstehende Beugungsmuster fällt auf einen Schirm und wird dynamisch mittels einer Digitalkamera aufgenommen. Weitere Erklärungen siehe Text. Schema der zur Untersuchung der Laserlichtbeugung an ferroelektrischen Flüssigkristallen verwendeten Meßanordnung dar. Abb. 4.7 zeigt eine photographische Aufnahme dieser Anordnung. Hierbei wird als monochromatische Lichtquelle ein linear-polarisierter Helium-Neon-Laser (Laser2000, Deutschland) mit einer Ausgangsleistung von 5 mW verwendet. Der Laser wird in einer Justage-Vorrichtung (Owis, Deutschland) gehalten und derart ausgerichtet, daß das monochromatische Laserlicht mit einer Wellenlänge von λ = 632.8 nm genau senkrecht auf eine Probenzelle auftrifft. Die Probenzelle befindet sich zur Probentemperierung in einem ’PR600’ Heiztisch (Linkam, Großbritannien). Das auf einen Beugungsschirm fallende, resultierende Beugungsmuster wird von einem ’DCR-HC85E’ Digitalcamcorder (Sony, Japan) aufgenommen. Die Aufnahme mittels eines Digitalcamcorders erlaubt auch die Beobachtung des dynamischen Verhaltens des Beugungsmusters und damit des dynamischen Verhaltens der helikalen Direktormodulation. Der Beugungsschirm wird auf einer optischen Schiene geführt, so daß der Abstand dCS zwischen Probe und Beugungsschirm je nach Größe des Beugungswinkels der Probe justierbar ist. Der gesamte Aufbau wird auf einen schwingungsfrei gelagerten optischen Tisch der Firma Speirs Robertson (Großbritannien) montiert. Die verwendeten Meßzellen, welche mittels Kapillarität mit der zu untersuchenden flüssigkristallinen Probe befüllt werden, bestehen aus zwei planparallelen Glassubstraten, deren 64 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.7: Photographische Aufnahme des Aufbaus der Laserlichtbeugungsexperimente gemäß Abb. 4.6. Zusätzlich sind hier das verwendete Kalibrationsgitter, welches anstelle des Heiztisches in den Aufbau eingebracht werden kann, ein Primärstrahlfänger und ein einfaches Polarisationsmikroskop zur Überwachung der Orientierung der Proben dargestellt. Der Anschluß der Flüssigkristallzelle an Funktionsgenerator und Verstärker erfolgt über die Anschlußklemmen. Abstand durch sogenannte Spacer fixiert ist. Die Elektrodenflächen auf diesen Substraten werden durch eine Beschichtung mit Indium-Zinn-Oxid (ITO, engl.: Indium Tin Oxide, etwa 100 nm stark) erzeugt. ITO leitet den elektrischen Strom und ist zusätzlich transparent, um optische Untersuchungen an der Probe zu ermöglichen. Üblicherweise besitzen solche Zellen eine Orientierungsschicht aus Polyimid, welches zur Erzeugung einer Vorzugsorientierungsrichtung gerieben wurde. Der effektive Ohm’sche Widerstand der Zellen ist kleiner als 20 Ω pro Elektrodenfläche. Die aktive Elektrodenfläche beträgt 1 cm x 1 cm bei einer Größe der Gesamtzelle von 2.2 cm x 2.5 cm. Die Zellen wurden käuflich von der Firma E.H.C. (Japan) in verschiedenen Zelldicken erworben. Um die Unterdrückung der helikalen Direktorkonfiguration durch die Oberflächen so gering wie möglich zu halten, wurde für die Beugungsexperimente die größte erhältliche Zelldicke von d = 50 µm gewählt. Abb. 4.8 illustriert den Aufbau der Meßzellen. Für die in Kapitel 4.3.1 und 4.4.3 dargestellten Ergebnisse zur Variation der Oberflächeneinflüsse, wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit spezielle Meßzellen im Reinraum der Chalmers University of Technology Göteborg (Schweden) hergestellt, für welche statt einer Orientierungsschicht aus Polyimid eine Schicht einer grenzflächenaktiven Substanz (Glymo bzw. FC-4430, vergleiche Kapitel 4.3.1) per Spin-Coating der beiden ITObeschichteten Substratoberflächen aufgegeben wurde. Der Aufbau der Zellen entspricht ansonsten genau demjenigen in Abb. 4.8 dargestellten. 4.2. Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle 65 Streifen zur Kontaktierung der unteren Elektrode Oberseite ITO-beschichtet 90° Glassubstrate Streifen zur Kontaktierung der oberen Elektrode Spacer Aktive Elektrodenfläche Unterseite ITO-beschichtet (a) (b) (c) Abb. 4.8: Schema der verwendeten Meßzellen. (a) Einzelne Glassubstrate, welche in Teilen mit Indium-Zinnoxid (ITO) beschichtet sind (graue Bereiche). (b) Zur Meßzelle zusammengesetzte Substrate, der schwarze Bereich bildet die aktive Elektrodenfläche, für den beide Substrate mit ITO beschichtet sind. (c) Seitenansicht der Meßzelle. Für einen konstanten, definierten Abstand der Substrate sorgen sogenannte Spacer. Die Lichtbeugungsexperimente erfolgten in der sogenannten planar-orientierten Geometrie (Abb. 4.9 (a)). Betrachten wir eine SmA*-Phase, so liegt die lange Achse der substratnahen mesogenen Moleküle durch Wechselwirkungen mit den Substraten bevorzugt parallel zu diesen. Die smektischen Schichten befinden sich somit senkrecht dazu. Kühlt man nun in eine SmC*-Phase ab, bildet sich durch die Verdrillung des c-Direktorfeldes die Helixachse senkrecht zu den smektischen Schichten und damit parallel zu den Substraten aus. Da die Substrate in dieser Anordnung als Elektroden fungieren, kann in dieser Geometrie das elektrische Feld senkrecht zur Helixachse angelegt werden. In allen elektro-optischen Experimenten dieser Geometrie (so auch zum Beispiel in den Displayanwendungen) wird Licht aus praktischen Gegebenheiten ebenfalls in dieser Richtung eingestrahlt (der Abstand der Substrate liegt im Bereich einiger Mikrometer, so daß in den anderen beiden Raumrichtungen keine Einstrahlung erfolgen kann). Eine planar-orientierende Oberfläche wird zumeist durch eine Beschichtung derselben mit Polyimid oder Nylon erreicht. Sind die Substratoberflächen in einer Weise beschichtet, daß sich die lange Achse der Moleküle bevorzugt senkrecht zu den Oberflächen ausrichtet (beispielsweise mit CTAB, siehe dazu Anhang E), so spricht man von einer homeotrop-orientierten Geometrie (Abb. 4.9 (b)) und die smektischen Schichten befinden sich parallel zu den Substraten. Eine dritte mögliche Geometrie ist diejenige eines so genannten freitragenden Films (Abb. 4.9 (c)). Hier wird der Flüssigkristall über eine Öffnung gezogen, an deren Enden sich die Elektroden zum Anlegen der elektrischen Felder befinden. Die Oberfläche zur Umgebungsluft des Films wirkt in aller Regel wie eine homeotrop-orientierende Oberfläche in einer Meßzelle, so daß in diesem Fall das elektrische Feld (wie im planaren Fall) entlang der smektischen Schichten angelegt werden kann und der Lichteinfall (wie im homeotropen Fall) senkrecht zu den Schichten erfolgt. Eine genauere Beschreibung der Präparation freitragender Filme kann in Anhang D gefunden werden. 66 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern E z E E hν (a) z z hν (b) hν (c) Abb. 4.9: Idealisierte mögliche Molekülorientierungen der Flüssigkristalle in Experimenten (hier: SmA*-Phase). (a) Planare Orientierung: Die smektische Schichtnormale z in SmA*Phasen (und damit die Helixachse in SmC*-Phasen) liegt parallel zu den Substraten der Meßzelle und damit senkrecht zum angelegten elektrischen Feld E und dem im Experiment eingestrahlten Licht (hν). (b) Homeotrope Orientierung: Die Schichtnormale z steht senkrecht zu den Substraten und damit parallel zum elektrischen Feld und eingestrahlten Licht. (c) Orientierung in freitragenden Filmen: Ein Flüssigkristallfilm wird über eine Öffnung gezogen. An der Grenzfläche zur Luft sind die Flüssigkristalle analog einer homeotrop-orientierenden Meßzelle angeordnet. Das elektrische Feld wird über die Öffnung, somit senkrecht zu z, wie im planaren Fall (a), angelegt. Das Licht wird im Experiment parallel zur Schichtnormalen eingestrahlt. Die an die Meßzellen angelegte Spannung wird durch einen Funktionsgenerator ’FG121B’(NF Circuit Design Block, Japan) erzeugt und über einen 10-fach Spannungsverstärker (elektrische Werkstätten, Institut für Physikalische Chemie, Universität Stuttgart) mittels Anschlußklemmen an die Anschlußdrähte der Meßzelle angelegt. Die angelegte Spannung wird mittels eines Digitalmultimeters ’34401A’ (Agilent, USA) und eines Digitaloszilloskops ’54200A’ (Hewlett-Packard, USA) kontrolliert. Zur Überprüfung der flüssigkristallinen Orientierung in der Meßzelle wurde aus einer Lampe inclusive Gehäuse, Polarisatorfolie, Objektiv, Analysatorfolie und einem Okular (jeweils Owis, Deutschland) ein simples Polarisationsmikroskop konstruiert. Zur Überprüfung der an einem bestimmten Zeitpunkt der Beugungsaufnahme angelegten Spannung an die Meßzelle werden vier LEDs (lichtemittierende Dioden, engl.: light-emitting diodes) mit einstellbarer Schwellspannung verwendet, welche derart plaziert werden, daß sie auf der Beugungsaufnahme sichtbar sind. Nimmt man eine linearen Anstieg zwischen Minima und Maxima der angelegten Dreieckspannung an, kann man somit mittels der bekannten Schwellspannungen, für welche die LEDs zu leuchten beginnen, die zu einem gegebenen Zeitpunkt angelegte Spannung interpolieren. 4.2.2 Auswertung und Kalibration Die gemäß der Beschreibung aus Kapitel 4.2.1 erhaltenen Beugungsbilder werden ausgewertet, um die helikale Ganghöhe p der untersuchten Materialien unter den gewählten experimentellen Bedingungen zu erhalten. Die helikale Ganghöhe einer SmC*-Phase er- 4.2. Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle n= 2 1 0 1 67 2 } xn Schirm αn dCS Helix-Achse Laserlicht p0 planare Orientierung λ = 632.8 nm Abb. 4.10: Schematische Darstellung der Laserlichtbeugung in einer planar-orientierenden Flüssigkristallzelle. Das Laserlicht wird an der helikalen Brechungsindexmodulation mit der Gleichgewichtsperiodizität p0 gebeugt. Der Beugungswinkel αn einer Beugungsordnung n kann berechnet werden, wenn der Abstand dCS der Zelle zum Diffraktionsschirm und der Abstand xn zwischen Primärstrahl (n = 0) und n-ter Beugungsordnung bekannt ist. gibt sich mit dem Beugungswinkel αn der n-ten Beugungsordnung, wie aus Gleichung 3.7 für Beugungsgitter in Kapitel 3.1.1 unmittelbar erkennbar ist, zu: p= n·λ . sin αn (4.2) Aus Abb. 4.10 wird deutlich, daß der Beugungswinkel aus einfachen geometrischen Überlegungen heraus aus dem Abstand dCS zwischen Probe und Schirm und dem Abstand ∆xn der Beugungsmaxima einer Ordnung auf dem Beugungsschirm, die dem doppelten Abstand xn zwischen dieser Beugungsordnung und dem Primärstrahl entspricht, bestimmt werden kann: ∆xn tan αn = . (4.3) 2 · dCS Um die Absolutwerte der Abstände ∆xn und damit die Absolutwerte der helikalen Ganghöhe der untersuchten Substanz zu erhalten, ist eine Kalibration notwendig. Hierzu wird ein kommerziell erhältliches Beugungsgitter (Phywe, Deutschland) mit einer wohldefinierten Periodizität an Rasterlinien von pG = 20 µm verwendet, welches in den Strahlengang der Meßanordnung anstelle der Meßzelle gebracht wird. Aus der bekannten Periodizität kann mittels Gleichung 4.2 der Beugungswinkel berechnet werden und mit dem Abstand dGS zwischen kommerziellem Beugungsgitter und Beugungsschirm der Abstand ∆xG,n (in mm) auf dem Schirm. Durch den Vergleich mit dem Abstand ∆xG,n (in Pixeln) auf der Aufnahme des Kalibrationsbeugungsmusters kann nun ein Skalierungsfaktor scf bestimmt werden, welcher für unveränderte Camcordereinstellungen ebenso für die Beu- 68 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.11: Bildverarbeitung zur Auswertung der Beugungsexperimente. Das von der Digitalkamera aufgenommene Beugungsmuster des Kalibrationsgitters (links oben) und von Felix (rechts oben) wird derart gedreht, daß sich alle Beugungsmaxima in einer horizontalen Linie befinden. Anschließend wird der Bereich ausgeschnitten, über den ein Intensitätsprofil erstellt werden soll. Es resultieren die unten dargestellten Aufnahmen. gungsmuster der untersuchten Proben gilt, um andersherum aus den Abständen ∆xn auf den Aufnahmen die realen Abstände ∆xn auf dem Beugungsschirm zu bestimmen. Um die Auswertung der zahlreichen anfallenden Beugungsaufnahmen zeiteffizient zu gestalten, wurden im Rahmen der vorliegenden Arbeit mittels des Programms MatLab Student Version Release 13 mit der Erweiterung Image Processing Toolbox der Firma The MathWorks (USA) Algorithmen entwickelt, die standardisierte Abläufe in der Auswertung, wie beispielsweise die Bestimmung des Skalierungsfaktors aus den Aufnahmen des kommerziellen Beugungsgitters (Routine ascf), übernehmen. Die Programmcodes der selbstgeschriebenen MatLab - Routinen sind in Anhang B dargestellt. Bevor aus den Beugungsaufnahmen sowohl der Skalierungsfaktor des Kalibrationsgitters als auch die Periodizität der Proben ermittelt werden kann, müssen die Aufnahmen vorbereitet werden. Dazu wird das aufgenommene Beugungsmuster zunächst, falls notwendig, derart gedreht, daß sich die Beugungsordnungen in einer horizontalen Linie befinden und anschließend derjenige Bereich ausgeschnitten, über welchen die Intensitäten integriert werden sollen (vergleiche Abb. 4.11). Dies geschieht ebenfalls unterstützt durch die zuvor erstellte MatLab - Routine arot. Grundsätzlich bestehen nun zwei Möglichkeiten, um die helikale Ganghöhe aus den kalibrierten Beugungsaufnahmen der untersuchten Proben zu erhalten. Zum einen ist dies die Erstellung eines Intensitätsprofils über den zuvor erstellten Ausschnitt mit Hilfe der Routine ip. Ein solches Intensitätsprofil ist exemplarisch in Abb. 4.12 (oben) für die Beugungsmuster aus Abb. 4.11 dargestellt. Ebenso ist in Abb. 4.12 (unten) die Auswirkung einer möglichen aber nicht notwendigen Filterung mittels der Funktion ipf zu erkennen, um das Signal-Rausch-Verhältnis der Beugungsintensitäten zu verbessern. Aus diesen Inten- 4.2. Methodische Arbeiten zur Laserlichtbeugung helikaler Flüssigkristalle 69 Abb. 4.12: Intensitätsprofile aus den Beugungsaufnahmen. Aus den gedrehten und ausgeschnittenen Aufnahmen aus Abb. 4.11 wird die Intensität jeder Spalte (vertikal) aufaddiert. Somit erhält man die Intensitätsprofile entlang der horizontalen Achse des Beugungsmusters für das Kalibrationsgitter (links oben) und Felix (rechts oben). Optional können diese Intensitätsprofile durch Multiplikation mit einer Filtermatrix gefiltert werden, um die Intensitätsmaxima zu verdeutlichen (untere Diagramme). sitätsprofilen kann nunmehr der Abstand ∆xn bestimmt, mit Hilfe des Skalierungsfaktors in ∆xn umgerechnet und somit die helikale Periodizität p der Probe erhalten werden. Die zweite, etwas schneller durchzuführende Methode, besteht darin, mittels der Routine aev diejenigen Pixel mit der höchsten Intensität aus der Beugungsaufnahme zu suchen, deren räumlicher Abstand wiederum ∆xn entspricht. Mit Hilfe der Routine aevc wird durch Angabe des Skalierungsfaktors sofort die helikale Periodizität der Probe erhalten. Im Falle des Auftretens mehrerer Beugungsordnungen müssen nach dieser Methode zunächst mittels der Routine cblk alle bis auf eine Beugungsordnung ausgeblendet werden, um sicherzustellen, den Abstand zwischen den Intensitätsmaxima ein und derselben Beugungsordnung erhalten zu haben. Diese Methode der Suche der intensivsten Punkte der Beugungsaufnahme ist grundsätzlich etwas fehleranfälliger als die Auswertung des 70 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.13: Polarisationsmikroskopische Aufnahme des Kalibrationsgitters (a) und der SmC*Textur des Felix 017/100 (b), jeweils mit einem Objektiv von 20-facher, maximaler optischer und keiner digitalen Vergrößerung an der Kamera. Die Periodizität des Kalibrationsgitters ist mit 20 µm bekannt, somit kann der mittlere Abstand der Helixstreifen des Felix zu 24.9 µm bestimmt werden. kompletten Intensitätsprofils, jedoch lieferten im Rahmen der vorliegenden Arbeit beide Methoden stets identische Ergebnisse. Um die Güte der Ergebnisse für die helikale Ganghöhe aus den Laserlichtbeugungsexperimenten zu überprüfen, wurde eine Probe der Flüssigkristallmischung Felix 017/100 bei einer Temperatur von T = 30 ◦ C ohne angelegtes elektrisches Feld zunächst mittels der hier beschriebenen Methode untersucht und anschließend die im Polarisationsmikroskop aus der Brechungsindexmodulation resultierenden Helixstreifen optisch vermessen. Auch hier erfolgte die Kalibration der Abstände mit dem kommerziellen Beugungsgitter, dessen mikroskopische Aufnahme in Abb. 4.13 (a) dargestellt ist. Aus den Beugungsexperimenten erhält man eine helikale Ganghöhe von p = 24.7 µm ± 0.2 µm, das Ausmessen der Abstände der Helix-Streifen aus den polarisationsmikroskopischen Aufnahmen derselben Probe (siehe Abb. 4.13 (b)) ergibt einen Mittelwert von p = 24.9 µm ± 0.5 µm. Die verbleibende, sehr geringe Abweichung läßt sich auf geringe Temperaturschwankungen der Probe zurückführen. 4.3 Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 4.3.1 Felix 017/100 Bringt man eine planar-orientierte Probe von Felix 017/100 in einer Meßzelle mit einem Substratabstand von d = 50 µm in die in Kapitel 4.2.1 beschriebene Meßanordnung für die Lichtbeugungsexperimente ein, so erhält man auf dem Beugungsschirm das in Abb. 4.14 (a) dargestellte Beugungsmuster. Hier sind zwei wohldefinierte Beugungsmaxima der ersten Ordnung sichtbar. Das schwarze Quadrat in der Mitte der Aufnahme resultiert aus dem Primärstrahlfänger, welcher mit Hilfe eines Magneten auf dem Beugungsschirm plaziert wurde, um den lichtintensiven Primärstrahl abzufangen und somit Störungen der 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 71 höheren Beugungsordnungen auszuschließen. Berechnet man nach der in Kapitel dargestellten Methode aus dem Abstand der Beugungsmaxima die helikale Ganghöhe p der Probe, so erhält man bei Raumtemperatur für die Gleichgewichtsganghöhe p0 aus verschiedenen Proben von Felix Werte zwischen p0 = 24 µm und p0 = 31.5 µm. Die Ursache dieser Streuung ist in der unterschiedlichen Qualität der Orientierung der verschiedenen Proben zu sehen. Eine nicht optimale planare Orientierung hat die Ausbildung von Defekten in der Probe zur Folge, welche nie zu verhindern sind. Jedoch bestimmt die Güte der Orientierung die Anzahl der Defekte. Die Ausbildung der Defekte führt zu verschiedenen Randbedingungen für die Ausbildung der helikalen Direktorstruktur, die im Detail sehr kompliziert und praktisch nicht zu quantifizieren ist. In jedem Fall stellt der größte Wert des Helixpitches die Meßzelle mit der besten Orientierung dar, da hier die Ausbildung der Helix am ungestörtesten von Statten gehen kann. Daher stammen die im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorgestellten Ergebnisse aus ebendieser Meßzelle mit einem Helixpitch von p0 = 31.5 µm. Abgesehen von den Absolutwerten der Ganghöhe sind jedoch die erhaltenen Ergebnisse für alle Proben exakt dieselben. Legt man nun ein elektrisches Feld verschiedener Amplituden E an die Felix-Meßzelle an, so erhält man die in Abb. 4.14 (b) - (e) dargestellten Beugungsmuster. Es fällt sofort auf, daß für ansteigende elektrische Feldstärken, bis zum Erreichen der kritischen elektrischen Feldstärke Ec , ab der eine vollständige Unterdrückung der helikalen Modulation auftritt (Abb. 4.14 (b)), immer mehr höhere Beugungsordnungen auftreten, die Position der einzelnen Beugungsmaxima der selben Ordnung sich demgegenüber jedoch nicht ändert. Gemäß der Kombination von Gleichungen 4.2 und 4.3: n·λ p= sin ∆xn tan−1 2·d CS bedeutet dies natürlich, daß sich die helikale Ganghöhe p bei konstantgehaltenen Werten von n, λ und dCS - entgegen der in Kapitel 1.3 vorgestellten theoretischen Vorhersagen ebenfalls bis zur kompletten Helixunterdrückung nicht ändert. Führt man für alle bei den verschiedenen Feldstärken aufgenommenen Beugungsmuster die Auswertung der Ganghöhen durch, bestätigt sich diese Beobachtung, wie Abb. 4.15 zeigt. Wie bereits in Kapitel 1.3 dargelegt, berichteten Glogarova et al. [50] und Parmar et al. [51] für DOBAMBC aus polarisationsmikroskopischen Untersuchungen von ansteigenden helikalen Ganghöhen mit ansteigenden elektrischen Feldern. Jedoch bestehen signifikante Unterschiede in den Ergebnissen dieser Veröffentlichungen: In [51] wird über eine Änderung der helikalen Ganghöhe des DOBAMBC sowohl durch das Anlegen von Gleich- als auch für Wechselfelder berichtet, in [50] tritt eine solche Änderung hingegen lediglich beim Anlegen von Wechselfeldern auf. Durch diese Diskrepanzen und der ebenfalls in Kapitel 1.3 dargestellten Stabilitätsproblematik des DOBAMBC erscheint die Aussagekraft der Beobachtungen an DOBAMBC zumindest zweifelhaft. Legt man ein elektrisches Wechselfeld mit hoher Frequenz (f > 50 Hz) an die Meßzelle des Felix an, so ändert sich die helikale Ganghöhe ebenfalls nicht mit ansteigender 72 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.14: Laserlichtbeugungsmuster von Felix 017/100 für verschiedene elektrische Felder E. (a) ohne angelegtes elektrisches Feld (E = 0), (b) E = 10 mV µm−1 , (c) E = 20 mV µm−1 , (d) E = 30 mV µm−1 und (e) für Felder größer als das kritische elektrische Feld Ec , für welches die helikale Direktormodulation komplett unterdrückt ist (Ec ≈ 35 mV µm−1 ). Mit ansteigendem elektrischen Feld tauchen höhere Beugungsordnungen auf, die Periodizität bleibt jedoch konstant, was durch die gleichbleibenden Abstände der ersten Beugungsordnung deutlich wird (vergleiche Abb. 4.15). Das schwarze Rechteck in der Mitte der Beugungsmuster ist der Primärstrahlfänger. Abb. 4.15: Helikale Ganghöhe p von Felix 017/100 als Funktion des angelegten elektrischen Feldes E bei T = 30.6 ◦ C. Es wurde eine dreieckförmige Wechselspannung mit einer Amplitude von |U | = 2 V und einer Frequenz von f = 0.5 Hz über die Zelldicke von d = 50 µm angelegt. Über den gesamten Bereich des elektrischen Feldes zwischen +Ec und −Ec bleibt die Ganghöhe praktisch konstant (vergleiche Abb. 4.14). 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 73 Amplitude. Im vorliegenden Fall erhält man also weder mit Gleich- noch mit Wechselfeldern eine Änderung der helikalen Ganghöhe des Felix bis zur kompletten Unterdrückung der helikalen Modulation. Die Gründe für die beiden beobachteten Phänomene, also für die Konstanz der helikalen Ganghöhe und das Auftreten höherer Beugungsordnungen bei ansteigender Feldstärke, werden gemeinsam mit den Ergebnissen aus den Monte-Carlo Simulationen (Kapitel 4.7) und den dielektrischen Untersuchungen an Felix (Kapitel 4.4) in Kapitel 4.8.1 ausführlich diskutiert. Zusätzlich zur Abhängigkeit der helikalen Ganghöhe vom angelegten elektrischen Feld wurde auch deren Abhängigkeit von der Temperatur T mittels Laserlichtbeugung untersucht. Bestimmt man die helikale Ganghöhe aus den Beugungsaufnahmen bei einer schrittweisen Erhöhung der Temperatur, so resultiert der in Abb. 4.16 (a) dargestellte Anstieg des Helixpitches (schwarze Symbole). Verfährt man nun während des Abkühlens entsprechend (weiße Symbole), so nimmt die Ganghöhe jedoch nicht im selben Maß ab. Wiederholt man dieses Experiment, wobei man nun nach der Einstellung der nächsten Temperatur sowohl während des Aufheizens als auch während des Abkühlens jeweils ein elektrisches Wechselfeld mit einer für das ferroelektrische Schalten ausreichenden Amplitude anlegt, resultiert der Verlauf aus Abb. 4.16 (b). Die Temperaturabhängigkeit der helikalen Ganghöhe ist nunmehr für Aufheiz- und Abkühlvorgang nahezu identisch. Der auftretende Hystereseeffekt ohne Schalten zwischen den Temperaturschritten ist auf die Wechselwirkung der helikalen Modulation mit den Substratoberflächen der Meßzelle zurückzuführen. Da die helikale Ganghöhe des Felix (vor allem für hohe Temperaturen) nahe dem Substratabstand der Zelle liegt, ist ein Einfluß der Oberflächen, der die ungestörte Ausbildung der helikalen Modulation verhindert, gemäß Gleichung 1.5, zu erwarten. Das Anlegen eines elektrischen Wechselfelds löst die Fixierung (engl.: pinning) der Direktormodulation zumindest so weit, daß für die neue Temperatur ein neues Gleichgewicht mit veränderter helikaler Ganghöhe eingestellt werden kann, welches jedoch immer noch durch die Substrate beeinflußt wird. Das hysteresebehaftete Verhalten der helikalen Ganghöhe bei Temperaturänderungen gibt uns also Hinweise darauf, daß Oberflächeneinflüsse der Meßzelle für die Ausbildung der helikalen Direktormodulation eine entscheidende Rolle zu spielen scheinen. In der vergleichenden Diskussion der hier dargestellten Ergebnisse in Kapitel 4.8.1 ist weiterhin zu sehen, daß dies tatsächlich der Fall ist. Eine Möglichkeit, um das Verhalten der helikalen Ganghöhe der Proben in Abwesenheit von Oberflächeneinflüssen zu untersuchen, ist die Reflexionsspektroskopie an freitragenden Filmen. Da diese Methode jedoch auf Substanzen mit kurzen helikalen Ganghöhen beschränkt ist, wird diese Methode lediglich am Beispiel des DA7 in Kapitel 4.3.4 demonstriert. Um die Oberflächeneinflüsse in planarorientierenden Zellen zu minimieren, wurden, wie bereits in Kapitel 4.2.1 dargestellt, spezielle Meßzellen produziert, in dem die Substrate mit grenzflächenaktiven Substanzen (engl.: surfactants) beschichtet wurden, welche zu glatten, hysteresefreien Oberflächen, sogenannten slippery surfaces führen sollen [85–87]. Diese Substanzen, die in der Industrie beispielsweise für die Produktion von Lacken mit nicht-haftenden Oberflächen verwendet werden, sind: 74 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.16: Temperaturabhängigkeit der helikalen Ganghöhe p von Felix 017/100 beim Aufheizen (schwarze Symbole) und Abkühlen (weiße Symbole) (a) ohne angelegte elektrische Felder und (b) mit hochfrequenten Wechselfeldern zwischen den Temperaturänderungen, deren Amplitude für das ferroelektrische Schalten ausreicht. Ohne Felder ist eine klare Hysterese zu beobachten. In beiden Fällen steigt p mit steigender Temperatur T an. • eine Mischung eines flouraliphatischen Polyesters (90%) und eines Polyethers (10%) mit dem Handelsnamen ”Novec FC-4430” (3M, USA), welches in der Gruppe von Prof. Neyts (Liquid Crystals and Photonics Group, Universität Gent, Belgien) [87] zur Erzeugung von slippery surfaces verwendet wurde und • ein Organosilan mit dem Handelsnamen ”Dynasylan Glymo” (Degussa, Deutschland), für welches die Firma Nemoptic (Frankreich) von der Erzeugung solcher hysteresefreier Oberflächen berichtete [85, 86]. Die Ergebnisse der Lichtbeugungsexperimente an Felix zur Bestimmung der helikalen 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 75 Abb. 4.17: Abhängigkeit der helikalen Ganghöhe p vom angelegten elektrischen Feld E von Felix 017/100 in einer Flüssigkristallzelle, welche mit FC-4430 beschichtet wurde bei T = 30.4 ◦ C. Die Ganghöhe bleibt, wie im Fall der unbeschichteten Zelle (vergleiche Abb. 4.15), unabhängig vom angelegten Feld. Rechts oben: Polarisationsmikroskopische Aufnahme der SmC*-Phase des Felix in der FC-4430-Zelle. Die Textur ist derer in der unbeschichteten Zelle (vergleiche Abb. 4.1) sehr ähnlich. Ganghöhe für verschiedene elektrische Felder sind für die mit FC-4430 beschichtete Meßzelle in Abb. 4.17, für die mit Glymo beschichtete Zelle in Abb. 4.18 angegeben. Anhand der in den Abbildungen 4.17 und 4.18 gezeigten Texturaufnahmen, läßt sich erkennen, daß sich im Falle des Glymos im Vergleich zu den regulären E.H.C.-Meßzellen das Orientierungsverhalten des Felix geändert hat - im Gegensatz zur mit FC-4430 beschichteten Zelle. Durch ein Reiben an den mit FC-4430 beschichteten Oberflächen, erkennt man darüber hinaus, daß dieses die Glas- und ITO-Oberflächen nicht benetzt, sondern bereits durch leichte Reibung von den Oberflächen entfernt werden kann. Obwohl in diesen Proben ebenfalls keine Änderung der helikalen Ganghöhe mit dem elektrischen Feld erkennbar ist, ließ sich im Falle der mit Glymo beschichteten Zelle eine grundsätzliche Änderung des Beugungsmusters beobachten. Analog zum Verhalten der ZLI-Mischungen, welches in Kapitel 4.3.3 ausführlich beschrieben werden wird, dreht sich hier - abhängig von der Polarität des angelegten elektrischen Feldes - das komplette Beugungsmuster um einen Rotationswinkel γ, dessen Feldabhängigkeit in Abb. 4.19 dargestellt ist. Die vergleichende Diskussion über die Ursache dieser Rotation erfolgt nach der Vorstellung der Ergebnisse für die ZLI-Mischungen in Kapitel 4.8.3. 76 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.18: Abhängigkeit der helikalen Ganghöhe p vom angelegten elektrischen Feld E von Felix 017/100 in einer Flüssigkristallzelle, welche mit Glymo beschichtet wurde bei T = 30.0 ◦ C. Die Ganghöhe bleibt, wie im Fall der unbeschichteten Zelle (vergleiche Abb. 4.15), unabhängig vom angelegten Feld. Rechts oben: Polarisationsmikroskopische Aufnahme der SmC*-Phase des Felix in der Glymo-Zelle. Die Textur unterscheidet sich stark von derjenigen der unbeschichteten Zelle (vergleiche Abb. 4.1). Abb. 4.19: Abhängigkeit des Beugungsmusterdrehwinkels γ vom angelegten elektrischen Feld E von Felix 017/100 in einer mit Glymo beschichteten Zelle bei T = 30.0 ◦ C. 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 77 Abb. 4.20: Beugungsmuster von FLC 6430 für verschiedene elektrische Felder E. (a) ohne angelegtes elektrisches Feld E = 0, (b) E = 200 mV µm−1 und (c) elektrische Felder größer als das kritische elektrische Feld Ec (E > Ec ≈ 250 mV µm−1 ). Die Ganghöhe ändert sich nicht mit Vergrößerung des Betrags des elektrischen Feldes. Die Breite der Beugungsmaxima rührt von der Kürze der helikalen Ganghöhe her (Erklärung siehe Text). Man erkennt, daß ein großer Anteil der Lichtintensität in höhere Ordnungen abgebeugt werden kann. 4.3.2 FLC 6430 Bestimmt man die helikale Ganghöhe der SmC*-Phase der Substanz FLC 6430 in den gleichen Meßzellen wie Felix 017/100 mit einem Substratabstand von d = 50 µm für extern angelegte elektrische Felder unterschiedlicher Amplituden, so erhält man auch für diese Flüssigkristallmischung mit sehr kurzer helikaler Ganghöhe bis zum Erreichen der kritischen elektrischen Feldstärke Ec keine Variation derselben. Dies ist auch bereits aus den Beugungsmustern des FLC 6430 für verschiedene elektrische Feldstärken aus Abb. 4.20 ersichtlich. Jedoch erkennt man darüber hinaus zwei grundlegende Unterschiede zu den Beugungsmustern des Felix aus Abb. 4.14. Zum einen sind die Beugungsmaxima des FLC 6430 wesentlich breiter als diejenigen des Felix, zum anderen sind hier keine höheren Beugungsordnungen als die erste Ordnung erkennbar. Letzteres kann durch die simple mathematische Tatsache erklärt werden, daß für eine Laserwellenlänge von λ = 632.8 nm und eine Periodizität von p ≈ 1000 nm kein Beugungswinkel αn existiert, welcher die Beugungsbedingung aus Gleichung 4.2 für höhere Beugungsordnungen n erfüllt. Somit sind für Substanzen mit solch kleinen Ganghöhen grundsätzlich nur die nullte und erste Beugungsordnung zu beobachten. Der Wert δ(∆x)/∆x aus den Intensitätsprofilen, der die relative Verbreiterung der Beugungsmaxima bezogen auf die volle Breite beim halben Maximum (FWHM, engl.: Full Width at Half Maximum) beschreibt, ist für FLC 6430 etwa dreimal so groß wie für Felix 017/100. Mit anderen Worten ist die Verteilung der lokalen Periodizitäten in FLC 6430 breiter als in Felix 017/100. Eine mögliche Erklärung hierfür ist das Auftreten von oberflächeninduzierten Inhomogenitäten oder Defekten. 78 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Zusätzlich ist aus Abb. 4.20 erkenntlich, daß es grundsätzlich möglich ist, mehr als 50% des eingestrahlten Lichts in höhere Beugungsordnungen als den Primärstrahl umzuleiten. Zur Demonstration dieser Tatsache wurde in diesem Beugungsexperiment der Primärstrahlfänger entfernt. Integriert man in den (nicht überbelichteten) Intensitätsprofilen, welche aus den Beugungsmustern von Abb. 4.20 resultieren, die Flächen unter den Beugungsmaxima nullter und erster Ordnung getrennt, so erhält man die Gesamtintensitäten des gebeugten Lichtes I1 und des ungebeugten Lichtes I0 (Primärstrahlintensität). Ohne angelegtes elektrisches Feld beträgt das Verhältnis zwischen gebeugter und ungebeugter Lichtintensität hierbei I1 /I0 ≈ 2. 4.3.3 ZLI 4655-100 und ZLI 5014-100 In diesem Kapitel sollen ausschließlich die für ZLI 4655 erhaltenen Ergebnisse explizit dargestellt werden, da sich das physikalische Verhalten von ZLI 5014 absolut analog verhält. Lediglich der Absolutwert der Gleichgewichtsganghöhe des ZLI 5014 liegt mit p0 ≈ 5 µm ein wenig niedriger als derjenige des ZLI 4655 mit p0 ≈ 6 µm. Legt man an eine mit ZLI 4655 gefüllte Meßzelle mit einem Substratabstand von d = 50 µm ein langsames dreieckförmiges elektrisches Wechselfeld an (f < 0.5 Hz), so beginnt sich das gesamte Beugungsmuster abhängig von der Polarität des Feldes um den Primärstrahl zu drehen. Dreht sich das Beugungsmuster beispielsweise während der ansteigenden Flanke des Dreiecksfeldes im Uhrzeigersinn, wird dieser Drehsinn umgekehrt, sobald die abfallende Flanke des Dreiecksfeldes erreicht wird. Die Positionen der Beugungsmaxima für zwei verschiedene Amplituden sind in Abb. 4.21 abgebildet. Man erkennt im Fall kleiner Feldamplituden (Abb. 4.21 untere Reihe), daß außer den äußeren, rotierenden Beugungsmaxima noch innere Beugungsordnungen im äquatorialen Bereich existieren, welche ihre Position nicht ändern. Diese Beugungsmaxima werden von der Periodizität der helikalen Direktormodulation hervorgerufen und verhalten sich analog zu jenen von Felix 017/100 und FLC 6430. Abb. 4.22 stellt die elektrische Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe des ZLI 4655 dar, aus der dies deutlich wird. Die helikale Ganghöhe ändert sich somit bis zum Erreichen des kritischen elektrischen Feldes auch im Falle dieser Materialien nicht. Erhöht man die Amplitude des elektrischen Feldes (Abb. 4.21 obere Reihe) über den kritischen Wert hinaus, so bleiben die äußeren, rotierenden Beugungsmaxima, im Gegensatz zu den statischen inneren Beugungsordnungen, erhalten. Der Grund für die Abwesenheit der inneren Beugungsmaxima beim Durchgang durch E = 0 V µm−1 (Abb. 4.21 (c)) ist darin zu sehen, daß die Frequenz des Wechselfeldes für die helikale Modulation zu hoch ist, um sich nach der Unterdrückung durch die hohen elektrischen Felder erneut auszubilden. Das Verhalten der äußeren Beugungsmaxima korreliert mit feinen periodischen Streifen im Polarisationsmikroskop, die lediglich exakt in der Zellmitte beobachtet werden. Auch diese Streifen drehen sich abhängig von der Polarität des angelegten elektrischen Feldes, wie aus Abb. 4.23 deutlich wird. 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 79 Abb. 4.21: Beugungsmuster von ZLI 4655 für verschiedene elektrische Felder E. Beugungsmuster (a) und (b) entsprechen einem positiven elektrischen Feld, für welches sich im vorliegenden Fall der äußere Bereich des Beugungsmusters gegen den Uhrzeigersinn dreht. Beugungsmuster (e) und (f ) entsprechen einem negativen elektrischen Feld, für welches sich der äußere Bereich im Uhrzeigersinn dreht. (c) und (d) sind Aufnahmen des Nulldurchgangs (E = 0). Die untere Reihe (b,d,f ) wurde für eine kleine Amplitude des elektrischen Feldes aufgenommen, für welche zu beobachten ist, daß die sich-drehenden Beugungsmaxima (außen) mit der konstant bleibenden Periodizität der helikalen Direktormodulation im äquatorialen Bereich des Beugungsmusters (innen) koexistieren. In der oberen Reihe (a,c,e) wurde das elektrische Feld über das kritische elektrische Feld hinaus erhöht, so daß die Beugungsmaxima, die aus der helikalen Periodizität der Probe herrühren, verschwanden. Die Drehung der äußeren Bereiche setzte sich dagegen auch für Felder größer als Ec fort. Die verursachende Periodizität kann ebenfalls im Polarisationsmikroskop beobachtet werden (vergleiche Abb. 4.23). Die Frequenz des Wechselfeldes in (c) ist zu hoch für die Relaxation der Helix bei E = 0 V µm−1 . Abb. 4.22: Helikale Ganghöhe p von ZLI 4655 als Funktion des angelegten elektrischen Feldes E bei T = 30.3 ◦ C. Es wurde eine dreieckförmige Wechselspannung mit einer Amplitude von |U | = 1.5 V und einer Frequenz von f = 0.5 Hz über die Zelldicke von d = 50 µm angelegt. Über den gesamten Bereich des elektrischen Feldes zwischen +Ec und −Ec bleibt die Ganghöhe praktisch konstant. In den Beugungsexperimenten (vergleiche Abb. 4.21) verursacht die helikale Periodizität die inneren, stationären Beugungsmaxima. 80 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.23: Polarisationsmikroskopische Aufnahmen in der Mitte der Zelle von ZLI 4655 für verschiedene elektrische Felder E. Texturaufnahme (a) entspricht einem positiven elektrischen Feld, für welches sich die periodischen Streifen, die lediglich in der exakten Mitte der Flüssigkristallzelle auftreten, gegen den Uhrzeigersinn drehen. (c) entspricht einem negativen elektrischen Feld, hier drehen sich die Streifen verglichen mit Aufnahme (b) für die kein Feld angelegt ist, im Uhrzeigersinn. Im Lichtbeugungsexperiment verursacht diese Periodizität ein sich ebenfalls je nach Richtung des elektrisches Feld drehendes Beugungsmuster (vergleiche Abb. 4.21). Die Rotation des Beugungsmusters und der Streifen im Polarisationsmikroskop stellt den polaren Effekt mit dem geringsten Anregungsfeld in FLCs dar, da hierfür Feldstärken von weniger als 10 mV µm−1 notwendig sind, um eine Drehung zu beobachten. Diese Rotation ist daher als praktisch schwellenfrei anzusehen, wie auch aus dem Verlauf des Rotationswinkels γ mit der elektrischen Feldstärke E aus Abb. 4.24 zu erkennen ist. Zwischen dem Rotationswinkel und dem elektrischen Feld scheint ein linearer Zusammenhang zu bestehen. Der hier auftretende Hystereseeffekt bei zu- und abnehmender elektrischer Feldstärke ist erneut als Hinweis für den Einfluß der Substratoberflächen (analog der Temperaturabhängigkeit der helikalen Ganghöhe in Felix) anzusehen. Die elektrische Feldabhängigkeit der helikalen Ganghöhe (Abb. 4.22) und des Rotationswinkels des Beugungsmusters (Abb. 4.24) wurden für alle Substanzen bei verschiedenen Temperaturen durch die SmC*-Phase hinweg bestimmt. Dabei ergab sich in keinem Fall ein qualitativer Unterschied zwischen den Verläufen bei diesen Temperaturen. Wie sich die helikale Ganghöhe mit der Temperatur ändert, war bereits am Beispiel des Felix in Abb. 4.16 zu sehen. Um einen Eindruck der Temperaturabhängigkeit des Rotationswinkels zu erhalten, wurde für jede Temperatur jeweils der maximale Rotationswinkel γmax des Beugungsmusters bestimmt. Dies ist der Rotationswinkel, welcher unmittelbar vor dem Verschwinden der äußeren Beugungsmaxima auftritt. Trägt man diesen wie in Abb. 4.25 geschehen (schwarze und weiße Symbole für positive und negative angelegte Spannungen) gegen die Temperatur auf, ergibt dies einen Temperaturverlauf der einem typischen Temperaturverlauf des Tiltwinkels Θ in SmC*-Phasen entspricht. Um zu verifizieren, ob zwischen Tilt- und maximalem Rotationswinkel in ZLI 4655 tatsächlich ein Zusammenhang besteht, wurde der Tiltwinkel bei verschiedenen Temperaturen bestimmt. Dazu wurde der Drehtisch eines Polarisationsmikroskops in welchem sich die Probe befand zu denjenigen Positionen gedreht, in welchen Auslöschung und Transmission des Mikroskoplichts maximal war. Dies wurde mittels eine Photodiode kontrolliert. Die Winkeldifferenz zwischen 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 81 Abb. 4.24: Rotationswinkel γ, um welchen sich das Beugungsmuster von ZLI 4655 dreht, in Abhängigkeit des angelegten elektrischen Feldes E für zunehmende (weiße Symbole) und abnehmende elektrische Feldstärken (schwarze Symbole) bei T = 39.3 ◦ C. Es scheint ein linearer Zusammenhang zu bestehen, welcher durch die Geraden verdeutlicht werden soll. Die Verschiebung der Geraden zeigt an, daß die feldabhängige Rotation des Beugungsmusters ein hysteresebehafteter Prozeß ist. diesen beiden Positionen ist der doppelte Tiltwinkel, welcher ebenfalls in Abb. 4.25 eingezeichnet wurde (rote Symbole). Diese Methode ergibt Tiltwinkel mit einer Genauigkeit von 0.5 ◦ , was für den Zweck dieser Arbeit eine hinreichende Genauigkeit darstellt. Vergleicht man nun die Temperaturverläufe des Rotationswinkels γmax und des Tiltwinkels Θ in der SmC*-Phase des ZLI 4655, so fällt auf, daß der maximale Rotationswinkel des Beugungsmusters offensichtlich durch den Tiltwinkel begrenzt wird. 4.3.4 DA7 Legt man ein elektrisches Gleichfeld an eine mit DA7 gefüllte Meßzelle mit einem Substratabstand von d = 50 µm an, so stellt man fest, daß sich die Beugungsmaxima von einander weg nach außen bewegen (vergleiche Abb. 4.26). Dies ist das einzige Beispiel, in welchem im Rahmen der vorliegenden Arbeit eine Änderung der helikalen Ganghöhe einer Substanz beobachtet werden konnte. Jedoch bedeutet die Vergrößerung des Abstands ∆x der Beugungsmaxima mit ansteigendem elektrischem Feld, daß sich gemäß Gleichung 4.3 auch der Beugungswinkel α vergrößert, was wiederum gemäß Gleichung 4.2 zu einer Verringerung der helikalen Ganghöhe p führt. Abb. 4.27 stellt diese Abnahme der helikalen Ganghöhe mit ansteigendem elektrischen Feld dar. Diese Beobachtung ist in der Literatur weder jemals theoretisch vorhergesagt worden noch ist über eine dementsprechende experimentelle Beobachtung berichtet worden. Um zu Überprüfen, ob diese überraschende Beobachtung eine intrinsische Eigenschaft 82 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.25: Maximaler Drehwinkel γmax des Beugungsmusters von ZLI 4655 in Abhängigkeit der Temperatur T für positive (schwarze Symbole) und negative elektrische Feldstärken E (weiße Symbole), sowie temperaturabhängiger Tiltwinkel des ZLI 4655 (rote Symbole). Der Tiltwinkel scheint die Grenze für den maximalen Beugungsmusterdrehwinkel darzustellen. ( a ) ( b ) Abb. 4.26: Beugungsmuster von DA7 für (a) E = 0 und (b) 0 < E < Ec . Mit steigendem Feld nimmt der Beugungswinkel zu und damit die helikale Ganghöhe des DA7 ab. 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 83 Abb. 4.27: Helikale Ganghöhe p von DA7 als Funktion des angelegten elektrischen Feldes E bei T = 75.5 ◦ C. Bei schrittweiser Erhöhung der Gleichspannung, welche über die Zelldicke von d = 50 µm angelegt wurde, nimmt p mit steigendem elektrischen Feld E ab. des DA7 ist, oder ob das beobachtete Verhalten in irgendeiner Weise von der speziellen Geometrie der Meßzelle abhängt, wurde ein freitragender Film von DA7 präpariert und mittels Absorptionsspektroskopie untersucht. Die Präparation freitragender Filme und experimentelle Durchführung der Absorptionsspektroskopie wird in Anhang D explizit erklärt. In der Geometrie des freitragenden Filmes wird das Licht entlang der Helixachse eingestrahlt (vergleiche Abb. 4.9). In Kapitel 3.1.2 wurde bereits dargestellt, daß die helikale Ganghöhe in dieser Anordnung über Gleichung 3.16 aus der Bestimmung der Wellenlänge, bei welcher selektive Reflexion auftritt (mittlere Wellenlänge der photonischen Bandlücke), berechnet werden kann. Diese Methode ist daher auf Materialien beschränkt, deren helikale Ganghöhe nur wenig größer als die Wellenlänge des sichtbaren Lichtes ist. Als weitere Nachteile dieser Methode sind anzusehen, daß die angelegten Spannungen sehr groß sein müssen, um durch die verhältnismäßig großen Elektrodenabstände die benötigten elektrischen Feldstärken zu erhalten und man für die helikalen Ganghöhen nur Absolutwerte erhält, sofern der mittlere Brechungsindex n der flüssigkristallinen Probe bekannt ist. In diesem Fall, in welchem lediglich geprüft werden soll, ob eine Zu- oder Abnahme der helikalen Ganghöhe von DA7 mit steigender elektrischen Feldstärke auftritt, ist dies jedoch die Methode der Wahl. In Abb. 4.28 sind photographische Aufnahmen des freitragenden Filmes von DA7 (a) ohne und (b) mit angelegtem elektrischen Feld von E = 150 V mm−1 dargestellt. Die erkennbare Farbänderung belegt bereits, daß eine Änderung der helikalen Ganghöhe und damit eine Änderung der Selektivreflexionswellenlänge durch das elektrische Feld stattgefunden hat. Abb. 4.29 zeigt die Änderung des Transmissionsspektrums des Films bei Anlegen eines elektrischen Feldes, welches eine Verschiebung der Selektivreflexionswellenlänge von et- 84 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.28: Polarisationsmikroskopische Aufnahme eines freitragenden Filmes von DA7 mit einer Filmdicke von 9.5 helikalen Ganghöhen bei T = 66.6 ◦ C. (a) Ohne angelegtes elektrisches Feld erscheint der Film grün. (b) unter dem Einfluß einer elektrischen Spannung U von 225 V über einen Elektrodenabstand von 1.5 mm ändert der Film im Polarisationsmikroskop seine Farbe zu Magenta. Aus den im Polarisationsmikroskop sichtbaren Farben kann noch nicht ohne weiteres auf die Verschiebung der Selektivabsorptionswellenlänge geschlossen werden. Dazu ist eine absorptionsspektroskopische Untersuchung notwendig (vergleiche Abb. 4.29). wa 25 nm zu größeren Werten zur Folge hat. Gemäß Gleichung 3.16 bedeutet dies unter der Annahme eines gleichbleibenden mittleren Brechungsindexes, daß sich auch die helikale Ganghöhe, in Übereinstimmung mit den in Kapitel 1.3 vorgestellten theoretischen Vorhersagen, mit dem elektrischen Feld vergrößert. Die periodischen Minima und Maxima abseits des durch die selektive Reflexion hervorgerufenen Transmissionsminimums resultieren aus der Interferenz des eingestrahlten Lichts an den freien Oberflächen des Films und können zur Bestimmung der Dicke des freitragenden Filmes herangezogen werden. Im vorliegenden Fall beträgt die Filmdicke etwa 9.5 µm, was der 9.5-fachen helikalen Ganghöhe des DA7 unter diesen Bedingungen entspricht. Die Vorgehensweise zur Bestimmung der Filmdicke aus dem Interferenzmuster ist ebenfalls in Anhang D beschrieben. Aus den bei verschiedenen Temperaturen aufgenommenen Transmissionsspektren des Filmes erhält man über die Bestimmung der Selektivreflexionswellenlänge (wiederum unter der Annahme eines temperaturunabhängigen mittleren Brechungsindexes) die Temperaturabhängigkeit der helikalen Ganghöhe des DA7. Diese ist in Abb. 4.30 dargestellt und unterscheidet sich von derjenigen des Felix 017/100 (vergleiche Abb. 4.16) durch ihren abrupten Abfall in unmittelbarer Nähe des Übergangs in die SmA*-Phase. Ein solcher Verlauf stellt für SmA*-SmC*-Phasenübergänge zweiter Ordnung den experimentell am häufigsten beobachteten Fall dar [37]. Wie bereits erwähnt, eignet sich die Methode der Absorptionsspektroskopie nicht, um den Absolutwert der helikalen Ganghöhe einer Substanz zu bestimmen. Die Methode nach Grandjean-Cano erlaubt diese Bestimmung hingegen auch in homeotroper Orien- 4.3. Laserlichtbeugung: Ergebnisse und Diskussion 85 Abb. 4.29: Wellenlängenabhängigkeit der Transmission durch einen freitragenden Film von DA7 mit einer Filmdicke von 9.5 helikalen Ganghöhen bei T = 66.6 ◦ C. Ohne angelegtes elektrisches Feld (E = 0, grüne Symbole) absorbiert der Film selektiv Licht der Wellenlänge λ = 538 nm. Beim Anlegen einer Spannung E von 225 V über einen Elektrodenabstand von 1.5 mm (rote Symbole) verschiebt sich das Absorptionsmaximum (Transmissionsminimum) zu einer Wellenlänge von λ = 562 nm. Die periodischen Maxima und Minima resultieren aus der Interferenz von Licht, welches an den beiden Filmoberflächen reflektiert wird. Daher ist es möglich, aus diesen Extrema die Filmdicke zu bestimmen. tierung ohne Kenntnis des mittleren Brechungsindexes eines Materials. Diese Methode, die in Anhang E explizit dargestellt wird, beruht auf der Tatsache, daß sich die helikale Struktur der SmC*-Phase zwischen einer Linse mit Krümmungsradius R und einem Objektträger nur für Abstände x ausbilden kann, die einem ganzzahligen Vielfachen der halben Helixganghöhe entsprechen. Dazwischen beobachtet man im Polarisationsmikroskop Dislokationsdefekte. Aus einer Auftragung des Quadrats des Abstands gegen die Ordnung N dieser Dislokationsdefekte läßt sich gemäß: x2 = R · p · N (4.4) unter Kenntnis des Krümmungsradius die absolute helikale Ganghöhe einer Substanz bestimmen. Für DA7 ist diese Auftragung in Abb. 4.31 dargestellt. Daraus ergibt sich in homeotroper Orientierung eine helikale Ganghöhe des DA7 bei T = 72 ◦ C von p = 0.778 µm, der somit etwas kleiner als der für die planar-orientierende Meßzelle aus den Lichtbeugungsexperimenten bestimmte Wert ist, was wiederum als Folge des unterdrückenden Einflusses der planar-orientierenden Substrate angesehen werden muß. 86 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.30: Temperaturabhängigkeit der Wellenlänge λsel selektiver Absorption eines freitragenden Filmes von DA7. Mit steigender Temperatur T in der SmC*-Phase nimmt die Selektivabsorptionswellenlänge zunächst zu, um kurz vor dem Phasenübergang in die SmA*-Phase abzufallen. Unter Annahme eines temperaturunabhängigen mittleren Brechungsindexes und der daraus folgenden Proportionalität von λsel und helikaler Ganghöhe p gibt der hier dargestellte Verlauf qualitativ ebenso den Verlauf der Temperaturabhängigkeit der helikalen Ganghöhe wieder. Abb. 4.31: Ermittlung der absoluten helikalen Ganghöhe des DA7 bei T = 72 ◦ C nach Cano. Durch die Auftragung des Quadrats des Abstands x der Disklinationsringe zum Linsenmittelpunkt (vergleiche Abb. E.2 in Anhang E) gegen die Laufzahl N des N -ten Rings, erhält man eine Steigung von m = 84632 µm2 , aus welcher mit Hilfe von Gleichung 4.4 die helikale Ganghöhe zu p = 0.778 µm ermittelt werden kann. 4.4. Dielektrische Spektroskopie: Ergebnisse und Diskussion 87 4.4 Dielektrische Spektroskopie: Ergebnisse und Diskussion Wie bereits in Kapitel 1.3 erwähnt wurde, kann das Verhalten der helikalen Ganghöhe bei angelegten elektrischen Feldern auch mittels dielektrischer Spektroskopie untersucht werden. Der Unterschied zur Bestimmung der Ganghöhe aus den Lichtbeugungsexperimenten besteht darin, daß hierbei die Direktorkonfiguration lediglich an einer kleinen Stelle von der Breite des Laserstrahls, im Falle der dielektrischen Spektroskopie jedoch über die gesamte aktive Elektrodenfläche hinweg untersucht wird. 4.4.1 Meßanordnung Abb. 4.32 stellt ein Schema der Meßanordnung dar, die für die dielektrischen Untersuchungen verwendet wurde. Als Proben wurden hierzu die selben Meßzellen verwendet, die auch für die Lichtbeugungsexperimente aus Kapitel 4.3 verwendet wurden, um eine bessere Vergleichbarkeit zwischen den dielektrischen und optischen Untersuchungen zu gewährleisten. Diese Zellen wurden in einem Heiztisch positioniert, welcher in ein Polarisationsmikroskop (Olympus BH-2, Japan) montiert war und der durch ein Ölbadthermostat (Julabo HP-4, Deutschland) temperiert wurde. Während der Messung wurde aus Kontrollgründen die polarisationsmikroskopische Textur mittels einer Digitalkamera (Logitech Quickcam, USA) aufgenommen. Die Meßzelle wurde an eine ’HP 4192A’-Meßbrücke (Hewlett-Packard, USA) angeschlossen, welche eine sinusförmige Wechselspannung in einem Frequenzbereich von 5 Hz bis 13 MHz und einer Amplitude zwischen 5 mV und 1.1 V generiert. Zusätzlich zur Wechselspannung kann eine Gleichspannung von −35 V bis +35 V angelegt werden. Die Brücke mißt in der verwendeten Einstellung den Realteil des elektrischen Leitwertes G, die sogenannte Admittanz der Probe, die Kapazität C der Probe, sowie den Phasenwinkel δ zwischen elektrischem Strom und der Spannung. Zwischen der dielektrischen Konstanten ε und der Kapazität einer Probe besteht mit der Elektrodenfläche A, dem Elektrodenabstand d und der dielektrischen Konstanten des Vakuums ε0 folgender Zusammenhang: C = ε · ε0 · A . d (4.5) Teilt man nun die gemessenen Werte der Kapazität der Probe durch den Wert der Kapazität der leeren Zelle C0 mit der dielektrischen Konstanten ε (Luf t) ≈ 1, erhält man: C =ε C0 (4.6) und mit dem Realteil der Kapazität C 0 = |C| · cos δ für den Realteil der dielektrischen Konstanten: C0 ε0 = . (4.7) C0 88 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern DK PT OK Meßbrücke HP 4192A A OB Personal Computer HT DT P L Ölbadthermostat Abb. 4.32: Schematischer Aufbau der Meßanordnung zur dielektrischen Spektroskopie. Ein Ölbadthermostat temperiert einen Heiztisch (HT), der auf den Drehtisch (DT) eines Polarisationsmikroskops montiert ist. Im Heiztisch wird die Flüssigkristallzelle, die an die Meßbrücke angeschlossen ist, temperiert. Um die Flüssigkristalltexturen während der Messung aufnehmen zu können, wird das Licht der Lampe (L) durch die Polarisationsfolie des Polarisators (P) polarisiert, tritt durch die Probe im Heiztisch und über das Objektiv (OB) durch den Analysator (A) mit einer um 90◦ gegen den Polarisator verdrehten Polarisationsrichtung (gekreuzte Stellung). Über einen Phototubus (PT) wird das so erhaltene polarisationsmikroskopische Bild mittels einer Digitalkamera (DK) aufgenommen. Eine manuelle Kontrolle der Texturen kann über die Okulare (OK) erfolgen. Ölbadthermostat, Digitalkamera und Meßbrücke sind über eine Schnittstelle mit einem Personal Computer verbunden, welcher die Messung zentral steuert. Für den Imaginärteil der dielektrischen Konstanten gilt mit der Frequenz f der Wechselspannung: G ε00 = . (4.8) 2π · f · C0 Diese Berechnungen werden automatisch vom verwendeten Computerprogramm Sigma (Exicone, Frankreich) durchgeführt, welches die Messung und die Aufnahme der Texturphotographien steuert. 4.4.2 Auswertung Grundsätzlich enthalten das Dispersionsspektrum (Realteil) und das Absorptionsspektrum (Imaginärteil der dielektrischen Konstanten) die selben Informationen, mit der Ausnahme, daß bei der Messung des Imaginärteils der dielektrischen Konstanten bei hinreichend niedrigen Frequenzen, die durch Ionen in der Probe hervorgerufene Leitfähigkeit σ0 zum Spektrum beiträgt. Da es jedoch wesentlich einfacher ist, die Moden im Spektrum durch scharfe Peaks zu analysieren als durch einen Abfall im Dispersionsspektrum, wird folgerichtig das Absorptionsspektrum zur Auswertung der dielektrischen Eigenschaften 4.4. Dielektrische Spektroskopie: Ergebnisse und Diskussion 89 Abb. 4.33: Anpassung (schwarze Kurve) an ein dielektrisches Absorptionsspektrum (blaue Symbole), welches sich aus Leitfähigkeitsbeiträgen (grüne Symbole), der Phasenmode (rote Symbole) und der Zellrelaxation (hellblaue Symbole) zusammensetzt. Dargestellt ist das dielektrische Spektrum des Felix 017/100 ohne zusätzlich angelegtes Gleichfeld bei T = 50 ◦ C in planar orientierenden Meßzellen einer Dicke von d = 50 µm. der Probe herangezogen. Die Anpassung (engl.: fit) der dielektrischen Suszeptibilitäten und Absorptionsfrequenzen der Moden an die gemessenen Daten erfolgte mit Hilfe des Programms pro Fit (QuantumSoft, Schweiz). Zusätzlich zur Amplituden- und Phasenmode, deren Absorptionsfrequenzen üblicherweise nicht höher als im Bereich von einigen kHz liegen, taucht in den experimentell untersuchten Spektren aus planar-orientierenden Meßzellen die sogenannte Zellrelaxation als weitere Mode auf. Diese Zellrelaxation, die häufig auch als RC- oder ITO-Relaxation bezeichnet wird, entspricht einem Beitrag des Ohm’schen Widerstands R der ITO-Beschichtung und der Kapazität C der Zelle. Die so hervorgerufene Mode besitzt im Regelfall eine sehr hohe Absorptionsfrequenz im Bereich von einigen MHz, die über den gesamten gemessenen Temperaturbereich annähernd konstant bleibt und eine Begrenzung des zugänglichen Meßbereichs zu hohen Frequenzen hin darstellt. Für Hochfrequenzmessungen werden daher andere Zelltypen verwendet. Auch die Stärke der Zellrelaxation ist annähernd temperaturunabhängig. Als typisches Beispiel ist das Absorptionsspektrum von Felix 017/100 ohne zusätzlich angelegtes elektrisches Gleichfeld bei T = 50 ◦ C in Abb. 4.33 angegeben. Aus der Anpassung von Gleichung 3.51 an dieses Spektrum wird die Leitfähigkeit σ0 der Probe (grüne Symbole), dielektrische Suszeptibilität χIT O und Absorptionsfrequenz fIT O der Zellrelaxation (hellblaue Symbole), sowie die dielektrische Suszeptibilität χGM und Absorptionsfrequenz 90 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern fGM der Phasenmode (rote Symbole) erhalten. Die elektrische Feldabhängigkeit letzterer Größe ist Gegenstand der Untersuchungen des folgenden Kapitels, da aus dieser über Gleichung 3.57 aus Kapitel 3.3.4: fGM = K33 · 2π γφ · p2 auf das Verhalten der helikalen Ganghöhe in elektrischen Feldern geschlossen werden kann. 4.4.3 Feldabhängigkeit der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz Nimmt man die dielektrischen Spektren von Felix 017/100 für verschiedene elektrische Gleichfeldstärken in einem Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 MHz auf und paßt die Parameter aus Gleichung 3.51 wie im vorangegangenen Kapitel beschrieben an diese gemessenen Werte der dielektrischen Konstanten an, so erhält man die in Abb. 4.34 (a) dargestellte Abhängigkeit der dielektrischen Suszeptibilität und die in Abb. 4.34 (b) dargestellte Abhängigkeit der Absorptionsfrequenz der Goldstonemode vom angelegten elektrischen Gleichfeld. Der komplette Satz der Parameter aus den erfolgten Anpassungen findet sich in Anhang C. Die dielektrische Suszeptibilität des Felix nimmt mit steigender Feldstärke stetig ab, da das angelegte Feld die Goldstonemode unterdrückt [67]. Die Feldabhängigkeit der dielektrischen Suszeptibilität aller untersuchten Materialien unterscheidet sich qualitativ nicht von derjenigen des Felix, weshalb für die übrigen Materialien auf die Angabe dieser Diagramme verzichtet wurde. Auch diese Daten können jedoch aus den Parametern in Anhang C nachvollzogen werden. Die Absorptionsfrequenz der Phasenmode bleibt bis zu einer Spannung von etwa U = 3.5 V, die bei der dargestellten Probentemperatur von T = 60 ◦ C die Spannung des kritischen elektrischen Feldes Ec darstellt, nahezu konstant und steigt anschließend mit steigender Spannung an. Kutnjak-Urbanc und Žekš haben gezeigt [88], daß ein solcher linearer Anstieg der Absorptionsfrequenz der Phasenmode ab Ec theoretisch zu erwarten ist. Unterhalb von Ec sagt diese theoretische Berechnung eine sich zunächst kaum verändernde Absorptionsfrequenz fGM für kleine elektrische Felder mit einem anschließenden Abfall von fGM zum kritischen Feld hin voraus. Beim kritischen Feld sollte die Absorptionsfrequenz demnach auf etwa 80% ihres feldfreien Wertes abgefallen sein. Abb. 4.35 stellt diesen theoretischen Verlauf dar. Der Grund für diesen berechneten Abfall ist gemäß Gleichung 3.57 der angenommene Anstieg der helikalen Ganghöhe p mit dem elektrischen Feld. Weder für Felix 017/100 (vergleiche Abb. 4.34 (a)), noch für die übrigen untersuchten Substanzen: Felix 017/100 in der mit Glymo beschichteten Meßzelle, FLC 6430, ZLI 4655-100 und DA7 (vergleiche Abb. 4.36 (a-d)), war der theoretisch vorhergesagte Abfall der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz zur kritischen elektrischen Feldstärke hin zu beobachten. Stattdessen blieb mit Ausnahme des DA7 - welches bereits in den Lichtbeugungsexperimenten ein anomales Verhalten aufwies - in allen Fällen die Absorptionsfrequenz, und damit auch die helikale Ganghöhe, bis zum Erreichen von Ec annähernd konstant. 4.4. Dielektrische Spektroskopie: Ergebnisse und Diskussion 91 Abb. 4.34: Abhängigkeit (a) der dielektrischen Suszeptibilität χGM und (b) der Absorptionsfrequenz fGM der Goldstonemode des Felix 017/100 bei T = 25 ◦ C von der angelegten Gleichspannung UDC über eine Zelldicke von d = 50 µm. 92 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.35: Theoretisch erwarteter Verlauf der Feldabhängigkeit der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz aus [88]. Abb. 4.36: Abhängigkeit der Goldstonemode-Absorptionsfrequenz fGM von der angelegten Gleichspannung UDC über eine Zelldicke von d = 50 µm für (a) Felix in einer mit Glymo beschichteten Meßzelle bei T = 60 ◦ C, (b) FLC 6430 bei T = 30 ◦ C, (c) ZLI 4655-100 bei T = 50 ◦ C und DA7 bei T = 72 ◦ C. 4.4. Dielektrische Spektroskopie: Ergebnisse und Diskussion 93 Abb. 4.37: Abhängigkeit der Absorptionsfrequenz der Goldstonemode (FG ) von der elektrischen Feldstärke E eines flüssigkristallinen Phenylesters. Aus [89]. Die Punkte ”A” und ”B” bezeichnen den Beginn des Abwickelns einer Verdrillung entlang der Zelldicke bzw. das kritische elektrische Feld. Auch für DA7 ist für kleine Feldstärken zunächst eine gleichbleibende Absorptionsfrequenz zu beobachten, welche in diesem Fall jedoch bereits bei deutlich kleineren Feldstärken (E ≈ 120 mV µm−1 ) als der kritischen (E ≈ 500 mV µm−1 , vergleiche Tab. 4.1) nichtlinear anzuwachsen beginnt. Für Feldstärken größer als das kritische elektrische Feld konnten hier keine Absorptionsfrequenzen bestimmt werden, da ab E ≈ 300 mV µm−1 die dielektrische Suszeptibilität der Goldstonemode in DA7 zu klein wird, um sinnvoll Anpassungen an die gemessenen Daten vorzunehmen. Das einzige literaturbekannte Beispiel, in welchem die elektrische Feldabhängigkeit der Absorptionsfrequenz der Goldstonemode einen qualitativ ähnlichen Verlauf zeigte, stammt für einen flüssigkristallinen Phenylester von Pavel und Glogarova [89] und ist in Abb. 4.37 dargestellt. Man erkennt, daß die Absorptionsfrequenz zunächst annähernd konstant bleibt. Ab einem Punkt ”A”, ab welchem das angelegte elektrische Feld zu einem Aufwinden einer Verdrillung entlang der Zelldicke durch die polare Verankerung der Moleküle auf den Glassubstraten führt, nimmt die Absorptionsfrequenz der Goldstonemode zunächst nichtlinear bis zu Feldstärken knapp unterhalb von Ec zu. Unmittelbar vor Erreichen der kritischen Feldstärke vermindert sich die Absorptionsfrequenz, was laut [37] das einzige bekannte Beispiel einer experimentell beobachteten Abnahme der Absorptionsfrequenz unterhalb von Ec darstellt. Ab Ec (Punkt ”B” in Abb. 4.37) nimmt die Absorptionsfrequenz dann wiederum, wie theoretisch vorhergesagt und auch im Rahmen der vorliegenden Arbeit stets beobachtet, linear mit der elektrischen Feldstärke zu. 94 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern 4.5 Zusammenfassung wichtiger experimenteller Ergebnisse Bevor sich die nachfolgenden Abschnitte mit der Simulation von SmC*-Direktorstrukturen beschäftigen, seien an dieser Stelle die wichtigsten experimentellen Ergebnisse zusammengefaßt: • Das Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in planar-orientierenden Zellen unterscheidet sich beim Anlegen von elektrischen Feldern grundsätzlich von demjenigen in ”freien” SmC*-Proben wie beispielsweise dicken freitragenden Filmen. • Der Helixpitch steigt im Falle planar-orientierender Zellen nicht mit der Feldstärke an. Der Übergang von der helikal modulierten Struktur in die uniforme, nichthelikale Struktur beim Erreichen der kritischen elektrischen Feldstärke stellt einen Übergang erster Ordnung dar, an welchem die Ganghöhe sprunghaft divergiert. • Das feldinduzierte Auftreten höherer Beugungsordnungen resultiert, wie in Kapitel 4.8.1 noch ausführlich zu sehen, aus der Verzerrung der ursprünglich sinusoidalen Modulation des Brechungsindexes in eine anharmonische Struktur, wobei jedoch die Periode grundsätzlich erhalten bleibt. • Für einige Substanzen wurden überraschende Ergebnisse erhalten: eine feldabhängige Rotation des Beugungsmusters und eine Abnahme der Ganghöhe mit steigenden elektrischen Feldstärken. • Die Rotation des Beugungsmusters stellt den wohl bislang empfindlichsten polaren Feldeffekt in SmC*-Phasen dar. 4.6 Methodische Arbeiten zur Monte-Carlo Simulation helikaler SmC* Strukturen Im vorangegangenen Kapitel 4.3 haben wir gesehen, daß die im Rahmen der vorliegenden Arbeit erhaltenen experimentellen Ergebnisse zur Laserlichtbeugung an ferroelektrischen Flüssigkristallen in planar-orientierenden Meßzellen die in Kapitel 1.3 vorgestellten theoretischen Vorhersagen nicht bestätigen. Als zweite, unabhängige Methode, um die theoretischen Vorhersagen zu überprüfen, wurde daher ein Programm entwickelt, welches die helikale Direktorstruktur der SmC*-Phase unter den gewählten experimentellen Umständen und ihre Reaktion auf das Anlegen eines elektrischen Feldes simuliert. Dazu wurde mit Hilfe des Programms Visual Basic (Microsoft, USA) ein so genannter Monte-Carlo Algorithmus geschrieben, welcher die Freie Enthalpiedichte g des Direktorfeldes minimiert. Baytch et al. berichteten von einer ähnlich angelegten Monte-Carlo Simulation, die jedoch weitgehend qualitativ gehalten war und keine Aussagen über das Verhalten der helikalen Ganghöhe machte [90]. 4.6. Methodische Arbeiten zur Monte-Carlo Simulation 95 z x q0 y E Abb. 4.38: In planar-orientierenden Meßzellen ordnen sich die smektischen Schichten senkrecht zu den Substraten an. In der SmC*-Phase resultiert daraus eine zu den Oberflächen parallele Helixachse mit dem Wellenvektor q0 . Die Dimension entlang der Helixachse wird als z definiert. Das elektrische Feld E wird über die Zelldicke y angelegt. Der Begriff Monte-Carlo Simulation bezeichnet im Bereich wissenschaftlicher Computersimulationen eine Methode, mit der in iterativen Schritten die günstigste Lösung eines Problems (im vorliegenden Fall die geringste Freie Enthalpiedichte) durch den Vergleich einer zufälligen Lösung mit der zuvor günstigsten Lösung gesucht wird. Dabei werden mit einer festzulegenden (in aller Regel geringen) Wahrscheinlichkeit auch ungünstigere Lösungen zugelassen, um zu verhindern, daß der Algorithmus lediglich stetig in das der Startlösung am nächsten liegende lokale Minimum hineinläuft, sondern Sprünge zulässig sind, um das globale Minimum der Freien Enthalpiedichte zu finden. Als Maß für die lokale Orientierung des Direktors an den Stützstellen des betrachteten Bereiches wurde der Azimuthwinkel φ gewählt, dessen Wert ein direktes Maß für die Richtung des c-Direktors in der SmC*-Phase darstellt. Die Geometrie der simulierten planar-orientierenden Zelle, inklusive der verwendeten Konvention für die Raumrichtungen, ist in Abb. 4.38 dargestellt. Die Freie Enthalpiedichte, die im vorliegenden Fall vom Algorithmus zu minimieren ist, setzt sich aus folgenden Beiträgen zusammen: 2 • der elastischen Energie der Verdrillung des c-Direktors: B23 ∂φ − q0 , wobei B3 die ∂z elastische Konstante der Verdrillung und q0 den Wellenvektor der Helix entlang z, sowie φ den Azimuthwinkel bezeichnet (vergleiche Gleichung 3.28), 2 • der elastischen Energie der Biegung: B21 ∂φ mit der elastischen Konstante der ∂y Biegung B1 entlang y, und • der Energie aus der Kopplung zwischen der spontanen elektrischen Polarisation und dem elektrischen Feld. Der Tiltwinkel Θ wurde in den Simulationen als ”harte Variable” betrachtet und damit konstant gehalten. Der Biegungsterm wurde eingeführt, um unter Berücksichtigung der 96 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Randbedingungen φ(y = 0) = φ(y = d) = const. den Einfluß der Oberflächen auf die Direktormodulation zu berücksichtigen. Die Freie Enthalpiedichte des Gesamtsystems ergibt sich somit insgesamt zu: B3 g= 2 ∂φ − q0 ∂z 2 B1 + 2 ∂φ ∂y 2 − Ps E cos φ . (4.9) Gibt man im in Abb. 4.39 dargestellten Bedienfeld der Simulation die notwendigen Materialparameter B3 , B1 , p0 und Ps , sowie die Simulationsparameter Zelldicke d, Anzahl der Stützstellen in Helixrichtung, Anzahl der Stützstellen pro Gleichgewichtsperiode p0 , Anzahl der Stützstellen in y− Richtung, elektrisches Feld E, Anzahl der durchzuführenden Iterationsschritte, Monte-Carlo-Temperatur und Monte-Carlo-Volumen2 vor, so erhält man für die gewählten Parameter an jeder Stützstelle den Wert des lokalen Azimuthwinkels. Üblicherweise wird eine Monte-Carlo Simulation nach dem Verfahren des sogenannten Simulated Annealing durchgeführt, das im Allgemeinen zu einem globalen Minimum der Freien Energie (4.9) führt. Dazu wird in den ersten Iterationsschritten eine sehr hohe Monte-Carlo-Temperatur gewählt, so daß die thermische Energie kT groß gegen die elastische Energie ist und ein praktisch völlig regelloses Direktorfeld resultiert. In den nächsten Iterationen senkt man die Monte-Carlo-Temperatur schrittweise ab, bis schließlich die elastische Energie dominiert und eine geordnete Struktur erkennbar wird. Außer einer Visualisierung des Direktorfeldes (vergleiche Abb. 4.39 (c)) gibt das Simulationsprogramm den Wert der letzten Freien Enthalpiedichte, deren Verlauf über die letzten Iterationszyklen (vergleiche Abb. 4.39 (a)) und die spontane Nettopolarisation des Direktorfeldes aus. Zum einfacheren Vergleich mit den Beugungsexperimenten führt das Programm eine Fouriertransformation des Direktorprofils φ(y = d/2, z) der Zellmitte in den reziproken Raum (qz ) aus und berechnet daraus helikale Ganghöhen. Die Beugungsintensität I(qz ) kann als geometrisches Mittel des Real- und Imaginärteils der fk (qz ) gemäß: Fourierkoeffizienten F r I (qz ) = fk (qz ) + Re2 F fk (qz ) Im2 F (4.10) gebildet werden. Der gesamte Programmcode der zweidimensionalen Monte-Carlo Simulation inclusive der Fouriertransformation und Berechnung der helikalen Ganghöhen ist in Anhang A dargestellt. Um die Ergebnisse, die aus der Monte-Carlo Simulation erhalten werden, zu überprüfen, wurde der ebenfalls berücksichtigte Einfluß der Substratoberflächen der simulierten Meßzelle untersucht. In Kapitel 1.2 wurde bereits dargestellt, daß ein kleiner Substratabstand d zu einer Unterdrückung der SmC*-Helix führt, wenn sich nach Gleichung 1.5 der Substratabstand d in der selben Größenordnung befindet wie der Helixpitch p. Um zu 2 Monte-Carlo-Temperatur und Monte-Carlo-Volumen bestimmen die Wahrscheinlichkeit, mit der ungünstigere Lösungen akzeptiert werden 4.6. Methodische Arbeiten zur Monte-Carlo Simulation 97 Abb. 4.39: Bedienfeld für die zweidimensionalen Monte-Carlo Simulationen. In Diagramm (a) wird die berechnete Freie Enthalpiedichte g für die letzten Iterationsschritte dargestellt, Diagramm (b) zeigt die Fourierkoeffizienten in Abhängigkeit der zugehörigen Wellenvektoren. Diagramm (c) stellt die aus der Simulation erhaltene zweidimensionale Projektion des c-Direktorprofils über eine Flüssigkristallzelle dar. Die obere und untere horizontale rote Linie stellen oberes bzw. unteres Substrat dar. die Orientierung der Flüssigkristalle ist hier uniform planar. Die Helixachse verläuft parallel zu den Substraten, das elektrische Feld senkrecht zu den Substraten. Während der Direktor an den beiden Substraten planar fixiert ist [φ(y = 0) = φ(y = d) = 0], bildet sich in der Zellmitte ein helikales Direktorfeld. In den Randbereichen beobachtet man die partielle Unterdrückung der Helixstruktur durch die Randbedingungen (SSFLC-Effekt). Dargestellt ist hier ein feldfreies Profil. Erklärung der einstellbaren Parameter siehe Text. überprüfen, ob die Simulation in der Lage ist, diese Tatsache zu reproduzieren, wurden mehrere Simulationsdurchgänge durchgeführt, in der alle Parameter außer der Zelldicke konstant gehalten wurden. Abb. 4.40 stellt das Ergebnis der Simulationen dar. Für Substratabstände, die mehr als etwa d = 100 µm betragen, entspricht im untersuchten Fall die berechnete helikale Ganghöhe p der gewählten Gleichgewichtsganghöhe von p0 = 10 µm. Hier liegt also eine von den Substraten quasi ungestörte Modulation vor. Bei kleineren Substratabständen nimmt die Ganghöhe durch den wachsenden relativen Einfluß der Substrate logarithmisch zu, bis die helikale Direktormodulation unterhalb von etwa d = 20 µm komplett unterdrückt ist. Die Simulation ergibt somit ein realistisches Bild der SmC*-Direktormodulation in einer planar-orientierenden Meßzelle in Übereinstimmung mit Gleichung 1.5 und dem dort dargestellten SSFLC-Effekt. 98 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.40: Abhängigkeit der helikalen Ganghöhe vom Abstand der Substrate in den Meßzellen aus der zweidimensionalen Monte-Carlo Simulation. Simuliert man das cDirektorprofil eines Flüssigkristalls in einer SmC*-Phase für verschiedene Substratabstände d bei ansonsten konstant gehaltenen Parametern und berechnet die helikale Ganghöhe p des Profils in der Mitte der Zelle, so erhält man den dargestellten Verlauf. Die Gleichgewichtsganghöhe beträgt hier p0 = 10 µm. 4.7 Monte-Carlo Simulation: Ergebnisse und Diskussion Um die Auswirkung elektrischer Felder auf planar-orientierte SmC*-Flüssigkristallphasen zu simulieren, wurden beispielhaft die folgenden für SmC*-Phasen typischen Parameter gewählt: Die simulierte Flüssigkristallphase besaß eine Gleichgewichtsganghöhe von p0 = 10 µm, elastische Konstanten der Verdrillung B3 = 1.5 · 10−11 N und Biegung B1 = 7 · 10−12 N und eine spontane elektrische Polarisation von Ps = 30 nC cm−2 . Es wurden 400 Stützstellen in Richtung der Helixachse mit 5 Perioden im dargestellten Bereich und eine Zelldicke von d = 50 µm gewählt. In Abb. 4.41 ist das Ergebnis einer solchen Simulation dargestellt. Für die vier Teilbereiche (a) - (d) sind dabei die roten, horizontalen Linien jeweils die oberen und unteren Elektrodenflächen der simulierten Zelle. Die Helixachse verläuft somit ebenfalls horizontal, parallel zu den Substraten. Abb. 4.41 (a) zeigt die helikale Direktormodulation, welche durch die Minimierung der Freien Enthalpiedichte nach Gleichung 3.28 ohne angelegtes elektrisches Feld erhalten wird. In der Mitte der Zelle wird in der Projektion auf die y, z-Ebene der Azimuthwinkel φ(z) erhalten, in der Nähe der Substratoberflächen ist durch die gewählte planare Wechselwirkung mit dem Flüssigkristall die helikale Modulation partiell unterdrückt. Führt man die selbe Minimierung der Freien Enthalpiedichte unter Anlegen eines elektrischen Feldes von der unteren zur oberen Substratfläche durch, so erhält man das in Abb. 4.41 (b) dargestellte Direktorfeld. Aus dem Vergleich von Abb. 4.41 (a) und (b) ist zunächst ersichtlich, daß die Direktormodulation durch das elektrische Feld seine sinusoidale Form verliert und in 4.8. Vergleichende Diskussion 99 eine eher rechteckige Modulation überführt wird. Die Ursache hierfür ist, daß diese Anordnung in weiten Bereichen eine parallele Ausrichtung der spontanen Polarisation zum elektrischen Feld erlaubt. Die treibende Kraft dieser Verzerrung ist also der elektrische Term in Gleichung 3.28. Weiterhin erkennt man, daß sich die Periodizität der Struktur in Übereinstimmung mit den Beobachtungen aus den Lichtbeugungsexperimenten - nicht ändert. Noch deutlicher werden diese Beobachtungen beim Vergleich von Abb. 4.41 (c) und (d), in welchen der Übersichtlichkeit halber lediglich die Direktorkonfigurationen in der Mitte der Zelle dargestellt wurde. Führt man eine solche Simulation für verschiedene elektrische Feldstärken mit anschliessender Fouriertransformation des Direktorfeldes φ(z) in der Mitte der simulierten Zelle durch, so erhält man die in Abb. 4.42 aufgezeichneten Werte der helikalen Periodizität, denen jeweils Simulationen mit 1024 Stützstellen in Richtung der Helixachse mit 8 Perioden im dargestellten Bereich, einer Zelldicke von d = 100 µm und den oben beschriebenen Materialparametern aus Abb. 4.41 zugrunde lagen. Hier wird deutlich, daß der Helixpitch sich wiederum über den gesamten Bereich mit der Feldstärke nicht ändert. Die Korrelation zwischen rechteckiger werdender Direktormodulation und dem Auftreten höherer Beugungsordnung wird bei der Betrachtung von Abb. 4.43 deutlich. Wie bereits im vorangegangenen Kapitel erläutert, kann die Beugungsintensität I(qz ) für einen bestimmten Wellenvektor k nach Gleichung 4.10 aus Real- und Imaginärteil der Fourierkoeffizienten für diese Wellenvektoren bestimmt werden. Diese (normalisierten) Beugungsintensitäten wurden in Abb. 4.43 für diejenigen Wellenvektoren, welche ganzzahligen Beugungsordnungen entsprechen, für drei verschiedene elektrische Feldstärken aufgetragen. Ohne angelegtes elektrisches Feld wird lediglich Licht in die erste Beugungsordnung gelenkt, für ansteigende elektrische Feldstärken werden die höheren Beugungsordnungen im Vergleich zur ersten Ordnung jedoch immer intensiver. Die Monte-Carlo Simulation des Direktorprofils ist somit eindeutig in der Lage, die wichtigsten experimentellen Beobachtungen - nämlich die Feldunabhängigkeit der Helixganghöhe und das Auftreten höherer Beugungsordnungen im Lichtbeugungsexperiment - zu reproduzieren und visualisieren. Bei der Beschreibung der vollständigen Unterdrückung der Helix sind der Simulation jedoch technisch bedingte Grenzen gesetzt, so kann die kritische elektrische Feldstärke, ab welcher eine komplette Unterdrückung der helikalen Struktur stattfindet, mit dieser Methode nicht zuverlässig beschrieben werden. 4.8 Vergleichende Diskussion 4.8.1 Feldabhängigkeit der helikalen Direktormodulation Sowohl aus den Lichtbeugungsexperimenten in den Kapiteln 4.3.1, 4.3.2 und 4.3.3, als auch aus den dielektrischen Untersuchungen in Kapitel 4.4.3 war ersichtlich, daß entgegen der in Kapitel 1.3 dargestellten theoretischen Vorhersagen, die helikale Ganghöhe in planarorientierenden Zellen mit steigendem elektrischen Feld bis zum Erreichen der kritischen 100 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.41: Simuliertes c-Direktorprofil ohne und mit angelegtem elektrischen Feld. Ohne angelegtes Feld (a) sorgen die Randbedingungen der Zellsubstrate für eine partielle Unterdrückung der helikalen Direktormodulation nahe an den Substraten. Das Anlegen eines elektrischen Feldes (b) hat eine rechteckigere Modulation im Vergleich zu (a) zur Folge. In (c) und (d) ist jeweils nur die c-Direktormodulation in der Mitte der Zelle dargestellt. Man erkennt, daß die Periode der Modulation bei angelegtem Feld (d) und im feldfreien Fall (c) konstant bleibt (vergleiche Abb. 4.42). 4.8. Vergleichende Diskussion 101 Abb. 4.42: Helikale Ganghöhe p als Funktion des angelegten elektrischen Feldes E (logarithmische Auftragung) aus der zweidimensionalen Monte-Carlo Simulation. Verwendet man eine Gleichgewichtsganghöhe von p0 = 10 µm für den ungestörten Fall (ohne Randbedingungen, unendliche Probendimensionen) als Materialparameter, so erhält man aus der Simulation eine feldfreie Ganghöhe von p50 0 = 10.12 µm (Gerade) für eine Zelldicke von d = 50 µm. Führt man die Simulation mit verschiedenen angelegten elektrischen Feldstärken E durch, so vergrößert sich die helikale Ganghöhe nicht mit ansteigender Feldstärke. Weitere verwendete Materialparameter siehe Text. Abb. 4.43: Simulierte Intensitäten der Beugungsordnungen n für verschiedene elektrische Felder. Die Intensitäten ergeben sich gemäß Gleichung 4.10 aus Real- und Imaginärteil der Fourierkoeffizienten und sind zusätzlich jeweils auf eine Intensität von 1 für die erste Beugungsordnung normalisiert. Eine Beugungsordnung von n entspricht im fouriertransformierten Raum einem Wellenvektor von n·q. Man erkennt, daß mit steigendem elektrischen Feld E, die Intensitäten der höheren Beugungsordnungen im Vergleich zu n = 1 zunehmen. 102 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern elektrischen Feldstärke in nahezu allen Fällen konstant bleibt und nicht ansteigt oder gar divergiert. Der Übergang zwischen der helikalen und der uniformen Struktur beim kritischen elektrischen Feld ist somit als Übergang erster Ordnung anzusehen. Eine mögliche Erklärung für dieses Verhalten liefert ein Modell nach Glogarova et al. [50, 91], wonach die Frustration zwischen der helikalen Modulation in der Mitte der Zelle und die annähernd uniforme Struktur in der Nähe der planar-orientierenden Oberflächen zum Auftreten von Disklinationslinien führt. Die Ursache der Bildung dieser Disklinationsdefekte verdeutlicht Abb. 4.44. Die Ausrichtung der Moleküle in dieser Abbildung wird durch Nägel dargestellt, wobei der Nagelkopf ein Herausragen der lokalen Direktoren aus der Papierebene symbolisiert. In der unmittelbaren Nähe der Zellsubstrate liegt eine uniforme Orientierung der Moleküle durch deren Wechselwirkungen mit den Substraten vor, in Abb. 4.44 ist eine Zelle mit sogenannten äquivalenten Grenzflächenbedingungen dargestellt. Hierbei zeigt die spontane elektrische Polarisation der Moleküle in der Nähe beider Substrate in die Zelle hinein. In der Mitte der Zelle, in der sich der relative Oberflächeneinfluß nach und nach verringert, wird eine ”Helix” ausgebildet, die durch den Verdrillungsterm aus Gleichung 3.28 beschrieben wird. Der Biegungsterm aus Gleichung 3.28 wird minimal, wenn sich die Orientierung der Moleküle entlang der Zelldicke nicht ändert. Durch die Konkurrenz beider Einflüsse, wird in Abb. 4.44 ersichtlich, daß die Struktur mit der geringsten Freien Enthalpie Disklinationen besitzt, also Defekte, an welchen sich die lokale Orientierung der Moleküle sprunghaft um π/2 ändert. Die Disklinationen sind als dunkle Linien in den mikroskopischen Aufnahmen, sowohl mit (Abb. 4.45 (a)), als auch ohne Analysator (Abb. 4.45 (b)) zu erkennen, was belegt, daß es sich hierbei in der Tat um Defekte handelt. Gemäß [50] können die Disklinationsdefekte nicht durch das Anlegen elektrischer Gleichfelder verschoben werden, da dieser Vorgang energetisch gehindert ist. Da nunmehr die helikale Direktormodulation räumlich an die Disklinationen gebunden ist (pinning), führt eine Änderung des elektrischen Feldes zu keiner Änderung der helikalen Ganghöhe. Die zentrale Aussage des Glogarova-Modells, die Feldunabhängigkeit der helikalen Ganghöhe in der planar-orientierenden Geometrie, konnte im Rahmen der vorliegenden Arbeit somit klar bestätigt werden. Die Erklärung dieses Sachverhaltes - letztendlich als Effekt der planar-orientierenden Grenzflächen - bietet daher eine mögliche Erklärung der beobachteten Ergebnisse. Andererseits enthält dieses Modell weitere Aussagen, welche sich nicht experimentell bestätigen ließen. Zum einen ist das Modell nicht in der Lage, die beobachteten höheren Beugungsordnungen (vergleiche Kapitel 4.3.1) bei ansteigenden elektrischen Feldstärken und die damit verbundene anharmonische Verzerrung der Direktormodulation (vergleiche Kapitel 4.7) zu erklären. Der optische Kontrast im Glogarova-Modell [50] beruht im Wesentlichen auf den bereits diskutierten Disklinationslinien, deren Charakteristik durch das elektrische Feld nicht verändert wird. In diesem Fall würde eine SmC*-Phase in planar-orientierenden Meßzellen lediglich als Strichgitter wirken, in welchem die feldinduzierte Verzerrung der helikalen Direktorkonfiguration im Volumen der Zelle keine Rolle spielt. Die feldinduzierte Änderung der Zahl sichtbarer Beugungsordnungen ist demgegenüber durch den 4.8. Vergleichende Diskussion 103 Abb. 4.44: Schematische Darstellung der SmC*-Direktormodulation in planar-orientierenden Flüssigkristallzellen gemäß des Glogarova-Modells. Die lokale Direktorkonfiguration ist durch Nägel dargestellt, deren Köpfe aus der Zeichenebene weisen. Durch die Konkurrenz aus (ungestörter) helikaler Modulation in der Mitte der Zelle und planarer Orientierung an den Zellsubstraten entstehen +π/2- (schwarze Kreise) und −π/2(weiße Kreise) Disklinationen. Aus [91]. Abb. 4.45: Photographische Texturaufnahmen von Felix 017/100 bei Raumtemperatur (a) mit gekreuztem Polarisator und Analysator im Lichtweg (Polarisationsmikroskop) und (b) ohne Analysator. Die in der Textur (a) erkennbaren Streifen sind eine Kombination aus Helixstreifen, hervorgerufen durch die periodische Modulation des Brechungsindexes und Disklinationslinien aufgrund von Oberflächeneffekten. Entfernt man den Analysator (b), so bleiben die Disklinationslinien im Gegensatz zu den Helixstreifen sichtbar. 104 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern zusätzlichen Beitrag der periodischen Brechungsindexmodulation, welche sich im Volumen mit dem elektrischen Feld ändert, zu erklären. Im Glogarova-Modell bleibt diese Tatsache unberücksichtigt. Eine ähnliche Erklärung wurde auch für das Auftreten höherer Ordnungen in Beugungsgittern aus cholesterischen Flüssigkristallen durch Anlegen steigender elektrischer Feldstärken in [55] gegeben. Eine zweite Einschränkung des Glogarova-Modells erweist sich jedoch im Hinblick auf das hier beobachtete Verhalten als gravierender. So stellen die Autoren in [50] dar, daß eine Änderung der Temperatur ebenso wie eine Änderung des angelegten elektrischen Feldes nicht zu einer Änderung der helikalen Ganghöhe führen sollte. Aus Kapitel 4.3.1 war jedoch bereits ersichtlich, daß eine Temperaturänderung auch in planar-orientierenden Zellen eine durch Oberflächeneinflüsse hysteresebehaftete Änderung der helikalen Ganghöhe zur Folge hat. Da die Autoren für diese Aussage die selbe Begründung wie für den Einfluß elektrischer Gleichfelder anführen, nämlich die Fixierung der helikalen Modulation an die nicht zu verschiebenden Disklinationsdefekte, erscheint in diesem Zusammenhang diese Erklärung als fraglich. Ein weiterer Widerspruch zwischen den hier vorgestellten experimentellen Beobachtungen und dem von Glogarova et al. vorgeschlagenen Modell besteht darin, daß laut [50], wie auch für DOBAMBC in [51] beobachtet (vergleiche Kapitel 1.3), das Anlegen elektrischer Wechselfelder mit hoher Frequenz und steigender Amplitude zu einem Anstieg der helikalen Ganghöhe führen sollte. Auch das Anlegen elektrischer Wechselfelder mit einer Amplitude f > 50 Hz führte im vorliegenden Fall jedoch nicht zu einer Änderung der helikalen Ganghöhe der untersuchten Substanzen. Der auf diese Art und Weise erhaltene Verlauf der helikalen Ganghöhe entspricht genau derjenigen aus Abb. 4.15. Das Modell nach Glogarova scheint also insgesamt in der Lage zu sein, die zentrale Beobachtung, nämlich die praktisch feldunabhängige helikale Ganghöhe, mit der Fixierung der Disklinationslinien zu erklären. Zusammen mit der Tatsache, daß für die vorliegenden Substanzen in der Tat Disklinationsdefekte beobachtet werden konnten (vergleiche Abb. 4.45), erscheint dieses Modell daher als grundsätzlich zutreffend. Eine Alternative, mit welcher die Beobachtungen ebenfalls erklärt werden können, stammt von Kutnjak-Urbanc und Žekš [88,92]. Die Autoren demonstrieren durch theoretische Berechnungen, daß die meisten dielektrischen und optischen Experimente in planar-orientierenden Zellen aufgrund der Beschränkungen der Systemdimensionen grundsätzlich nicht im Gleichgewicht ausgeführt werden, da nach einer Störung die vollständige Relaxation der helikalen Struktur einen äußerst langsamen Prozeß darstellt. Die charakteristische Dimension, welche die Relaxationszeit der Unterdrückung der helikalen Ganghöhe beeinflußt, ist demnach in einer planar-orientierten Geometrie nicht die Zelldicke, sondern die Dimension entlang der Helixachse, die in solchen Meßzellen typischerweise im Bereich von dl = 1 cm liegt. Laut [92] kann damit die Relaxationszeit τhel gemäß: τhel 1 = 2πfGM dl p0 2 (4.11) 4.8. Vergleichende Diskussion 105 berechnet werden. Setzt man typische Werte für die Absorptionsfrequenz der Goldstonemode fGM = 100 Hz - 1 kHz (vergleiche Kapitel 4.4) und die helikale Gleichgewichtsganghöhe p0 = 1 µm - 30 µm (vergleiche Tab. 4.1) in Gleichung 4.11 ein, so erhält man Relaxationszeiten in der Größenordnung von einigen Minuten bis zu einigen Stunden. Effektiv sollten derart lange Relaxationszeiten in Experimenten ebenfalls zum beobachteten Verhalten der untersuchten Materialien führen, wonach sich die helikale Ganghöhe durch das Anlegen elektrischer Felder für Zeitdauern von einigen Sekunden nicht ändert. Eine experimentelle Überprüfung dieses Modells würde das Anlegen elektrischer Gleichfelder an die Probe über eine lange Zeit erfordern. In beiden Fällen, nach dem Modell von Glogarova wie auch nach Kutnjak-Urbanc, ist die Ursache der konstanten helikalen Ganghöhe in SmC*-Phasen bei der Variation des angelegten elektrischen Feldes auf die Geometrie der planar-orientierenden Zellen zurückzuführen. Dies wird durch die in Kapitel 4.3.4 dargestellte Tatsache bestätigt, daß eine Änderung der Geometrie und damit der Grenzflächeneinflüsse, zum theoretisch vorhergesagten Anstieg der helikalen Ganghöhe bei steigenden elektrischen Feldstärken führt. Für die Nutzung von SmC*-Flüssigkristallen als Materialien in durchstimmbaren Beugungsgittern bedeutet dies, daß solche nicht auf einfache Art und Weise realisierbar sind, da die diffraktiven Anwendungen eine planare Geometrie der SmC*-Flüssigkristalle voraussetzen. Eine mögliche Abhilfe könnte hierbei die in Kapitel 4.3.1 beschriebene Herstellung von glatten Substratoberflächen (slippery surfaces) bieten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit scheint ein solcher Versuch nicht geglückt zu sein, da die erzeugten Oberflächen nicht zu einer kompletten Unterdrückung der Wechselwirkungen zwischen Flüssigkristall und Zellsubstraten geführt zu haben scheint. Zum heutigen Zeitpunkt ist kein eindeutiger Nachweis für slippery surfaces bekannt. Demgegenüber ist der Einsatz von SmC*-Flüssigkristallen zur Erzeugung schaltbarer statt durchstimmbarer Beugungsgitter in planar-orientierenden Zellen möglich. Die Nutzung des photonischen Anwendungspotentials der SmC*-Phasen ist hingegen bei Verwendung von homeotrop-orientierenden Zellen möglich. Auch die hierin realisierbare Durchstimmbarkeit sollte durch die Verwendung sogenannter In-plane-Elektroden, also Elektroden, welche sich nicht auf den homeotrop-orientierenden Substraten befinden, sondern die in der Ebene der Probe zwischen diesen positioniert sind, gewährleistet sein. Solche Zellen sind im Vergleich zu planar-orientierenden Zellen wesentlich schwieriger herzustellen, werden aber nichtsdestotrotz industriell für die sogenannten Vertically-AlignedCell Displays hergestellt und vertrieben. 4.8.2 Anomalie des DA7 Abweichend von dem im vorangegangenen Kapitel diskutierten üblichen Verhalten, wurde bereits in Kapitel 4.3.4 dargestellt, daß die helikale Ganghöhe der Substanz DA7 mit steigender elektrischer Feldstärke gar abfällt. Eine mögliche Verschiebung der Phasenübergangstemperatur zwischen SmA*- und SmC*-Phase durch das angelegte elektrische 106 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Feld kann als Ursache für die Abnahme der helikalen Ganghöhe ausgeschlossen werden, da dieser Effekt einerseits ebenfalls in der Geometrie freitragender Filme und andererseits nur in der Nähe der Phasenübergangstemperatur wahrnehmbar auftreten sollte. Die Abnahme der Ganghöhe wird jedoch im selben Maße sowohl bei Temperaturen tief in der SmC*Phase als auch nahe der Phasenübergangstemperatur in die SmA*-Phase beobachtet und tritt im Falle des freitragenden Filmes nicht auf. Da sich die Probe des freitragenden Filmes dieser Substanz, also in Abwesenheit von Oberflächeneinflüssen, demgegenüber gar im Einklang mit den theoretischen Vorhersagen verhielt und in diesem Fall die helikale Ganghöhe mit steigendem elektrischen Feld zunahm, scheinen auch hier für das Verständnis dieses Phänomens die Wechselwirkungen zwischen Probe und Substratoberfläche der Meßzelle die wichtigste Rolle zu spielen. Eine schlüssige Erklärung für das beobachtete Verhalten konnte jedoch bislang nicht entwickelt werden. 4.8.3 Rotation des Beugungsmusters In den Kapiteln 4.3.1 für Felix 017/100 in der mit Glymo beschichteten Meßzelle und 4.3.3 für die ZLI-Mischungen, haben wir gesehen, daß das Anlegen elektrischer Wechselfelder zu einer von der Richtung des angelegten Feldes abhängigen Rotation des Beugungsmusters führen kann. Bemerkenswert ist dabei, daß bereits extrem kleine Feldstärken von E < 10 mV µm−1 ausreichend sind, um diese Rotation zu beobachten. Zum Vergleich beträgt die typische, zur Unterdrückung der SmC*-Helix benötigte Feldstärke etwa Ec ≈ 100 mV µm−1 , die Feldstärke, ab welcher ferroelektrisches Schalten beobachtet wird, üblicherweise E ≈ 1000 mV µm−1 . Somit stellt die Rotation des Beugungsmusters den wohl bislang empfindlichsten polaren Feldeffekt in SmC*-Phasen dar, da hier kein Schwellverhalten detektierbar ist. Subacius et al., die über ein ähnliches Beispiel berichteten [93], schlugen vor, daß eine derartige Rotation durch eine periodische Ondulation von Chevrondefekten hervorgerufen wird. Die Annahme, daß Chevrondefekte eine wichtige Rolle im Verständnis des Mechanismus spielen, ist zum Teil dadurch gerechtfertigt, daß die beiden ZLI-Materialien eine starke Neigung zur Ausbildung solcher Defekte besitzen. Chevrondefekte in SmC*-Phasen werden, wie Abb. 4.46 verdeutlicht, durch die Schrumpfung der smektischen Schichtdicke beim Phasenübergang aus der SmA*-Phase hervorgerufen. Diese Verringerung führt zu einer Faltung der smektischen Schichten in verschiedene Richtungen, die durch ZickzackDefekte voneinander getrennt werden. In der Mitte der Zelle entsteht ein Chevronrücken, an welchem sich die von oben und unten kommenden Faltrichtungen treffen. Diese Anordnung nennt man vertikale Chevrondefekte. Gemäß [93] kann der üblicherweise gerade Chevronrücken, wie in Abb. 4.47 dargestellt, auch eine gewellte Form annehmen und somit zusätzlich zur vertikalen Chevronstruktur eine lokale horizontale Chevronstruktur erzeugen. Die Ursache dafür könnte laut [95] darin zu sehen sein, daß die Faltung der smektischen Schichten am Chevronrücken lokal zur Struktur einer SmA*-Phase führt, da genau am Chevronrücken die smektische Schichtnormale parallel zum lokalen Direktor 4.8. Vergleichende Diskussion Substrate 107 smektische Schichten Zickzack-Defekt Rücken des Chevrondefekts SmA* bookshelf SmC* bzw. SmCA* chevron Abb. 4.46: Schematische Darstellung der sogenannten ”Bookshelf”-Konfiguration in der SmA*Phase und der sogenannten ”Chevron”-Konfiguration in der SmC*- und SmCA *Phase. Durch die verringerte smektische Schichtdicke falten sich die Schichten hier in unterschiedliche Richtungen. Diese Faltrichtungen werden durch Zickzack-Defekte getrennt. In der Mitte der Zelle entsteht ein Rücken, an dem sich die von oben und unten kommenden Faltrichtungen treffen. Nach [94]. orientiert ist und eine größere Schichtdicke als in den übrigen Bereichen der Zelle resultiert. Durch eine gewellte Anordnung des Chevronrückens könnte auch in diesem Bereich eine geneigte Struktur mit der entsprechenden SmC*-Schichtdicke gewährleistet werden. Außer der Tatsache, daß nur für Substanzen, welche Chevrondefekte ausbilden, eine Rotation des Beugungsmusters beobachtet werden konnte, weisen noch weitere Fakten auf eine entscheidende Rolle dieser Defekte für den Rotationsmechanismus. Zum einen wurde die mit der Rotation des Beugungsmusters eindeutig assoziierbare rotierende Instabilität im Polarisationsmikroskop ausschließlich in der Zellmitte beobachtet, in welcher sich der Chevronrücken befindet. Zum anderen wird der Rotationswinkel γ durch den Tiltwinkel begrenzt (vergleiche Abb. 4.25), der ebenso den Schichtneigungswinkel sowohl in einer vertikalen [96] als auch in einer horizontalen [97] Chevronstruktur begrenzt. Insgesamt wird also klar, daß zum Verständnis des beobachteten Verhaltens die Einbeziehung der Chevrondefekte unverzichtbar ist, wie dies von Subacius et al. vorgeschlagen wurde. Die Autoren schlagen jedoch keinen Mechanismus vor, auf welche Art und Weise das angelegte elektrische Feld die Chevronondulationen derartig modulieren könnte, daß dies zu einer Rotation der dadurch hervorgerufenen Periodizität führt. Eine grundsätzliche Erklärung der Beugungsmusterrotation könnte in diesem Falle zwar die in der Vergangenheit bereits beobachtete Rotation der gesamten smektischen Schichten beim Anlegen elektrischer Felder sein [97], jedoch liegen die hierfür benötigten elektrischen Feldstärken üblicherweise um drei Größenordnungen höher (∼ 10 V µm−1 ) als die notwendigen Feldstärken für die Rotation des Beugungsmusters (∼ 10 mV µm−1 ). Zusätzlich dazu, sind für die Beobachtung der smektischen Schichtrotation asymmetrische elektrische Felder notwendig und typische Relaxationszeiten betragen etwa 20 − 100 s [98] und damit mindestens den 30-fachen Wert der Rotationsperioden des beobachteten Beugungsmusters. Damit scheidet eine Schichtrotation als mögliche Erklärung der Beugungsmusterrotation aus. 108 4. Untersuchungen zum Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in elektrischen Feldern Abb. 4.47: Schematische Darstellung eines Chevronstruktur mit (a) geradem Chevronrücken und (b) gewelltem Chevronrücken. Durch die Modulation kann hier eine zusätzliche Periodizität zur helikalen Ganghöhe auftreten, die im Lichtbeugungsexperiment zu beobachten ist. Aus [93]. Diskussionen, die im Rahmen dieser Arbeit mit Prof. Mikhael Osipov geführt wurden, wiesen auf eine mögliche Rolle flexoelektrischer Polarisation hin: Es erscheint plausibel, daß die Instabilität im Bereich des Chevronrückens (sichtbar als periodisches Streifenmuster in der Zellmitte) mit einer elastischen Deformation und flexoelektrischen Polarisation verbunden ist (vergleiche Kapitel 3.2). Die Kopplung der flexoelektrischen Polarisation mit dem elektrischen Feld könnte dann zur Umorientierung des Streifenmusters führen. Der genaue Mechanismus ist aber nach wie vor völlig unklar und wird derzeit von theoretischer Seite bearbeitet [99]. 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle In den folgenden Kapiteln werden die dielektrischen Untersuchungen zur Dynamik der Amplitudenmode antiferroelektrischer Flüssigkristalle dargestellt. Die hierfür verwendete Meßanordnung ist dieselbe wie diejenige der dielektrischen Untersuchungen der ferroelektrischen Flüssigkristalle und wurde bereits in Kapitel 4.4.1 beschrieben. Ebenso erfolgte die Auswertung der dielektrischen Spektren analog Kapitel 4.4.2. Ziel der Untersuchungen ist es, den direkten Phasenübergang von der paraelektrischen (SmA*) in die antiferroelektrische (SmCA *) Phase von Flüssigkristallen mit dem entsprechenden Übergang bei der Néel-Temperatur antiferroelektrischer Festkörper zu vergleichen 5.1 Auswahl der Systeme Es wurde bereits in Kapitel 1.2 darauf hingewiesen, daß bis heute relativ wenige Flüssigkristalle entdeckt bzw. synthetisiert wurden, die antiferroelektrische Phasen bilden, da bislang nur eine einzige mesogene Struktureinheit bekannt ist, welche bevorzugt antiferroelektrische Phasen generiert (vergleiche Kapitel 1.2). Die meisten dieser AFLCs besitzen außer der antiferroelektrischen SmCA *-Phase noch weitere sogenannte Subphasen, die in ihrem Aufbau zwischen der strikt synklinen SmC*- und der strikt antiklinen SmCA *-Phase stehen [100]. Das Auftreten einer SmC*-Phase in einem Temperaturbereich zwischen der paraelektrischen SmA*- und der antiferroelektrischen SmCA *-Phase ist ebenfalls eine oft beobachtete Eigenschaft in diesen Materialien. Für die Untersuchungen an Übergängen zwischen flüssigkristallinen para- und antiferroelektrischen Phasen scheiden diese Verbindungen von vornherein aus, so daß aus der verbleibenden - sehr kleinen - Gruppe der Flüssigkristalle mit direktem SmA*-SmCA *-Phasenübergang drei Substanzen ausgewählt wurden: • Eine antiferroelektrische Flüssigkristallmischung (3M AFLC) mit temperaturunabhängiger smektischer Schichtdicke am SmA*-SmCA *-Phasenübergang (de VriesSubstanz), welche in den Laboratorien der Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M, USA) hergestellt wurde. Die de Vries-Natur des SmA*-SmCA *Übergangs wurde anhand von Röntgenexperimenten nachgewiesen [101]. Die Zusammensetzung der 3M AFLC Mischung ist ebenfalls in [101] gegeben. Das dielektrische Übersichtsspektrum, die Phasensequenz und polarisationsmikroskopische Texturaufnahmen der SmCA *- und SmA*-Phase von 3M AFLC sind in Abb. 5.1 110 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle dargestellt. • Zwei verschiedene antiferroelektrische Reinverbindungen mit den Abkürzung D11 beziehungsweise D12, die in der Gruppe von Prof. Roman Dabrowski (Military University of Technology, Warschau, Polen) synthetisiert wurden. Die dielektrischen Übersichtsspektren, Phasensequenzen, Strukturformeln von D11 und D12 sowie polarisationsmikroskopische Texturaufnahmen der SmCA *- und SmA*-Phasen von D11 sind in Abb. 5.2 und 5.3 dargestellt. 5.2 Ergebnisse der dielektrischen Untersuchungen antiferroelektrischer Flüssigkristalle Um die Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle zu untersuchen, wurden die dielektrischen Absorptionsspektren der drei untersuchten Materialien in Abhängigkeit der Frequenz des elektrischen Meßfeldes und der Temperatur aufgenommen. Die Rohdaten für D12 wurden von Dr. Wojciech Kuczynski vom Institut für Molekulare Physik (Poznan, Polen) erhalten. Die Absorptionsspektren wurden bereits in den Abbildungen 5.1 bis 5.3 dargestellt. Im vorliegenden Fall, da die Tiltwinkelfluktuationen am SmA*-SmCA *-Phasenübergang untersucht werden sollen, sind wir an der dielektrischen Suszeptibilität der Softmode χs in diesen Phasen interessiert. Diese kann durch Anpassung von Gleichung 3.49 an die gemessenen dielektrischen Spektren χ00 (T ), wie in Kapitel 4.4.2 beschrieben, ermittelt werden. Abb. 5.4 (a) zeigt den Temperaturverlauf der dielektrischen Suszeptibilität für 3M AFLC. Die Auftragung der reziproken dielektrischen Suszeptibilität gegen die Temperatur ergibt für Übergänge zwischen para- und ferroelektrischen Phasen das sogenannte Curie-Weiss-Diagramm, welches in diesem Fall in der Nähe der Phasenübergangstemperatur jeweils zu einer Geraden in der Hoch- und Tieftemperaturphase mit einem Steigungsverhältnis von mC∗ /mA∗ = −2 führen sollte [102]. Für diese SmC*-SmA*-Phasenübergänge, insbesondere solche nicht-schichtschrumpfender Materialien, wird dies auch in der Tat beobachtet [103]. Für den para- zu antiferroelektrischen Übergang des 3M AFLC beträgt dieses Steigungsverhältnis, wie aus Abb. 5.4 (b) ersichtlich, etwa −4.2. Für D11 und D12 sind die Temperaturabhängigkeiten der dielektrischen Suszeptibilitäten in den Abbildungen 5.5 (a) und 5.6 (a) dargestellt, die zugehörigen Curie-Weiss-Diagramme in Abbildungen 5.5 (b) und 5.6 (b). Aus letzteren können die Verhältnisse der Steigung in der antiferroelektrischen Phase zur Steigung in der paraelektrischen Phase für D11 zu etwa −7.7 und für D12 zu etwa −10.3 bestimmt werden. In allen drei untersuchten Fällen ist die Zunahme der dielektrischen Suszeptibilität in der SmCA *-Phase zur Phasenübergangstemperatur hin also mehr als doppelt so steil wie in der SmA*-Phase - im Gegensatz zu SmA*-SmC*-Phasenübergängen. Dieser steile Anstieg in der SmCA *-Phase ist bereits in den Übersichtsspektren der Abbildungen 5.1 bis 5.3 zu erkennen. 5.2. Ergebnisse der dielektrischen Untersuchungen 111 Abb. 5.1: Zur Charakterisierung der antiferroelektrischen Flüssigkristallmischung 3M AFLC: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben. 112 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle Abb. 5.2: Zur Charakterisierung des antiferroelektrischen Flüssigkristalls D11: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit polarisationsmikroskopischen Texturphotographien der jeweiligen flüssigkristallinen Phasen und Strukturformel sowie Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben. 5.2. Ergebnisse der dielektrischen Untersuchungen 113 Abb. 5.3: Zur Charakterisierung des antiferroelektrischen Flüssigkristalls D12: Dielektrisches Absorptionsspektrum (Imaginärteil ε00 der dielektrischen Konstante) in Abhängigkeit der Temperatur T und der angelegten Meßfrequenz f mit Strukturformel und Phasensequenz. Die Übergangstemperaturen sind in ◦ C angegeben. 114 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle Abb. 5.4: Temperaturabhängigkeit der dielektrischen Suszeptibilität der Amplitudenmode (a) und Curie-Weiss-Diagramm (b) am Übergang zwischen para- und antiferroelektrischer Phase des 3M AFLC. Das Steigungsverhältnis des Curie-Weiss-Diagramms beträgt hier mCA∗ /mA∗ = −4.2. 5.2. Ergebnisse der dielektrischen Untersuchungen 115 Abb. 5.5: Temperaturabhängigkeit der dielektrischen Suszeptibilität der Amplitudenmode (a) und Curie-Weiss-Diagramm (b) am Übergang zwischen para- und antiferroelektrischer Phase des D11. Das Steigungsverhältnis des Curie-Weiss-Diagramms beträgt hier mCA∗ /mA∗ = −7.7. 116 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle Abb. 5.6: Temperaturabhängigkeit der dielektrischen Suszeptibilität der Amplitudenmode (a) und Curie-Weiss-Diagramm (b) am Übergang zwischen para- und antiferroelektrischer Phase des D12. Das Steigungsverhältnis des Curie-Weiss-Diagramms beträgt hier mCA∗ /mA∗ = −10.3. 5.3. Vergleich antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper 117 5.3 Betrachtung der Analogie antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper Um das Verhalten antiferroelektrischer Flüssigkristalle am Phasenübergang zwischen paraund antiferroelektrischer Phase mit demjenigen antiferroelektrischer Festkörper zu vergleichen, wird zunächst in Kapitel 5.3.1 die Landau-Theorie der antiferroelektrischen Flüssigkristalle aus Kapitel 3.4 aufgegriffen, um die von Musevic et al. [37] abgeleiteten Ausdrücke in temperaturabhängige dielektrische Suszeptibilitäten der verschiedenen Fälle zu überführen. Anschließend wird in Kapitel 5.3.2 die Theorie der antiferroelektrischen Festkörper nach Kittel [104] zusammengefaßt, welche im darauffolgenden Kapitel 5.3.3 um eine biquadratische Kopplung der Untergitter ergänzt werden wird. Auf diese Art und Weise wird gezeigt, daß die Erweiterung der Kittel-Theorie der Festkörper durch die Einführung einer solchen Kopplung in der Lage ist, ebenso das Verhalten antiferroelektrischer Flüssigkristalle zu beschreiben. In Kapitel 5.3.4 wird dann eine abschließende Bewertung der experimentellen Daten und ihrer theoretischen Beschreibung vorgenommen. 5.3.1 Theorie antiferroelektrischer Flüssigkristalle In Kapitel 3.4 waren die aus der Landau-Theorie erhaltenen Ausdrücke für die dielektrischen Konstanten ε∗ der verschiedenen Moden in der SmA*- und SmCA *-Phase dargestellt. Für die Amplitudenmode der SmA*-Phase kann man die Temperaturabhängigkeit der dielektrische Suszeptibilität χA∗ , die im vorangegangenen Kapitel experimentell bestimmt wurde, aus dem Ausdruck für die dielektrische Konstante (Gleichung 3.72) durch Division mit ε0 und Vergleich mit Gleichung 3.49 (für eine Debyerelaxation) bestimmen. Daraus folgt für die dielektrische Suszeptibilität der Amplitudenmode in SmA*-Phasen: χA∗ = ε0 χ2f,∞ Cf2 . αf (T − Tf ) + B3f qa2 (5.1) Unter Vernachlässigung des Bq 2 -Terms, der (außer in einem sehr kleinen Temperaturintervall nahe der Umwandlungstemperatur Tf ) klein gegen αf (T − Tf ) ist [70], folgt: χA∗ = ε0 χ2∞ Cf2 , αf (T − Tf ) (5.2) was allgemein auch für die Amplitudenmode in SmA*-Phasen bei einem Übergang in eine SmC*-Phase mit der Curie-Temperatur Tc anstelle von Tf gilt [102]. Geht man für die beiden in Kapitel 3.4 unterschiedenen Fälle großer und kleiner Kopplungsparameter γ2 zwischen syn- und antikliner Ordnung analog vor, so erhält man für γ2 → 0 aus Gleichung 3.75 beziehungsweise 3.76, wiederum unter Vernachlässigung des Bq 2 -Terms für die dielektrischen Suszeptibilitäten der Amplituden- und Phasenmode in der SmCA *-Phase: 118 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle χS = χGM ε0 χ2∞ Cf2 . = αf (T − Tf ) + γ1 αbaa (Ta∗ − T ) (5.3) Die Absorptionsfrequenzen dieser beiden Moden fallen unter Vernachlässigung der Bq 2 Terme ebenfalls aufeinander, so daß die Moden in einem dielektrischen Experiment nicht zu trennen sind. Sie lauten dann gamäß Gleichung 3.77 beziehungsweise 3.78: fS = fGM = αf γ1 αa ∗ (T − Tf ) + (T − T ) , ηf ηf b a a (5.4) somit können die dielektrischen Suszeptibilitäten aus Gleichung 5.3 zur dielektrischen Suszeptibilität der SmCA *-Phase für den Fall γ2 → 0 aufaddiert werden zu: χ C A∗ = 2ε0 χ2∞ Cf2 . αf (T − Tf ) + γ1 αbaa (Ta∗ − T ) (5.5) Andererseits erhält man für γ2 >> 0 auf analoge Art und Weise: χS = ε0 χ2∞ Cf2 2αf (T − Tf ) + 2 (γ1 + γ2 ) αbaa (Ta∗ − T ) (5.6) und: χGM = ε0 χ2∞ Cf2 . 2αf (T − Tf ) + 2γ1 αbaa (Ta∗ − T ) (5.7) In diesem Fall fallen die Absorptionsfrequenzen der beiden Moden nicht aufeinander (vergleiche Gleichungen 3.81 und 3.82), und es ergibt sich eine Aufspaltung der Absorptionsfrequenzen von: ∆fa = γ2 αa ∗ (T − T ) . ηf b a a (5.8) Die Aufspaltung der Absorptionsfrequenzen sollte also am Phasenübergang (T = Ta∗ ) verschwinden und mit fallender Temperatur immer deutlicher werden. Eine einfache Addition der dielektrischen Suszeptibilitäten von Soft- und Goldstonemode ist in diesem Fall nicht möglich. Sollten die Moden nicht augenscheinlich zu trennen sein, was aus den dielektrischen Spektren (vergleiche Abb. 5.1, 5.2 und 5.3) im vorliegenden Fall ersichtlich ist, so führt eine Verteilung der Absorptionsfrequenzen zu einer Verbreiterung der Moden und damit bei der Anpassung (vergleiche Kapitel 3.3.3) zu einem höheren Verbreiterungsparameter α. Wie aus den Parametern der Anpassungen, die in Anhang C aufgelistet sind, erkenntlich, ist dies für 3M AFLC und D12 der Fall. Der Verbreiterungsparameter steigt für diese Substanzen auf Werte um etwa 0.2 in der SmCA *-Phase an. Für D11 hingegen ist ein solches Verhalten nicht zu beobachten, hier bleibt α für alle Temperaturen konstant sehr klein. Der zweite Kopplungsparameter zwischen syn- und antikliner Ordnung γ2 sollte demnach für D11 in etwa gleich null sein, für 3M AFLC und D12 jedoch Werte ungleich null annehmen. 5.3. Vergleich antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper 119 Unabhängig vom Kopplungsparameter γ2 sollte eine Auftragung von 1/χ gegen die Temperatur (Curie-Weiss-Diagramm) sowohl für die SmA*- als auch für die SmCA *-Phase jeweils eine Gerade ergeben, da in den Gleichungen 5.2, 5.5, 5.6 und 5.7 jeweils nur lineare Terme in T enthalten sind. Für Temperaturen in der Umgebung des Phasenübergangs ist dies, wie aus den Abbildungen 5.4 (b), 5.5 (b) und 5.6 (b) ersichtlich, tatsächlich der Fall. Die Abweichungen für Temperaturen weit vom Phasenübergang entfernt beruhen auf Näherungen der Landau-Theorie, welche das thermodynamische Potential um die Umwandlungstemperatur entwickelt. Für den Fall eines SmA*-SmC*-Übergangs wurde der Gültigkeitsbereich von Huang zu [105]: Tc − T0 ≈ 3b2 4αc (5.9) abgeschätzt, wobei α, b und c die Entwicklungskoeffizienten der Terme zweiter, vierter und sechster Ordnung sind (vergleiche Gleichung 3.67) und T0 die Temperatur beschreibt, bei welchem der Übergang vom sogenannten mean-field 1 zu trikritischem Verhalten erfolgt. Vergleicht man Gleichung 5.2 für die dielektrische Suszeptibilität der SmA*-Phase mit den entsprechenden Gleichungen 5.5, 5.6 und 5.7 für die SmCA *-Phase, so erkennt man, daß unabhängig vom Wert für den Kopplungsparameter γ2 im Gegensatz zum Fall des SmA*-SmC*-Übergangs [103] kein universell gültiges Steigungsverhältnis des Curie-WeissDiagramms für den SmA*-SmCA *-Übergang angegeben werden kann, da ein solches stets den materialabhängigen ersten Kopplungsparameter γ1 enthält. Dieses Ergebnis stimmt qualitativ mit den experimentellen Beobachtungen in Kapitel 5.2 überein. 5.3.2 Theorie antiferroelektrischer Festkörper nach Kittel Um die Analogie zum Verhalten antiferroelektrischer Festkörper am Übergang zwischen para- und antiferroelektrischen Phasen zu untersuchen, soll kurz die Theorie solcher Phasenübergänge zweiter Ordnung nach Kittel [104] zusammengefaßt werden: Kittel geht von einer Freien Energiedichte f der antiferroelektrischen Phase zweier interpenetrierender Gitter 1 und 2 mit den zugehörigen Polarisationen P1 und P2 aus: f = f0 + l P12 + P22 + mP1 P2 + n P14 + P24 (5.10) und nimmt somit lediglich eine bilineare Kopplung (mit dem Kopplungskoeffizienten m), jedoch keine biquadratische Kopplung der beiden Untergitter an. Die Entwicklungskoeffizienten zweiter und vierter Ordnung, l und n, werden dabei für beide Gitter als gleich angenommen. Zusätzlich gelte zwischen l und m die Beziehung: 1 l = m + λ (T − Ta ) 2 1 (λ > 0) . (5.11) In der mean-field Theorie wird lediglich der mittlere Einfluß der gesamten Umgebung auf eine einzelnes Molekül betrachtet. Das bedeutet, daß Fluktuationen durch Ihren Mittelwert ersetzt und nicht explizit berücksichtigt werden. 120 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle Weiterhin seien feldinduzierte Änderungen in der Polarisation beider Gitter gleich groß: δP1 = δP2 = δP (5.12) und die einzelnen Polarisationen damit: P1 = Ps + δP P2 = −Ps + δP . (5.13) Das mit dem Untergitter 1 verknüpfte elektrische Feld E erhält man aus der Ableitung der Freien Energiedichte nach der Polarisation P1 : ∂f ∂P1 = 2lP1 + mP2 + 4nP13 . E = (5.14) Die spontane elektrische Polarisation (E = 0, δP = 0) eines Untergitters kann somit über: 2lPs − mPs + 4nPs3 = 0 (5.15) ausgedrückt werden als: Ps = m − 2l 4n 1/2 . (5.16) Setzt man die Beziehungen 5.13 für kleine elektrische Feldstärken in Gleichung 5.14 unter Berücksichtigung von Gleichung 5.15 ein und setzt zudem alle Terme zweiter oder höherer Ordnung in δP zu null (da δP in guter Näherung als klein angesehen werden kann), so erhält man: E = 2lδP + mδP + 12nPs2 δP (5.17) und unter Berücksichtigung von Gleichung 5.16 die reziproke dielektrische Suszeptibilität als: E 1/χa = = 4m − 4l (T ≤ Ta ) . (5.18) δP Für die paraelektrische Phase vernachlässigt Kittel in Gleichung 5.10 die Terme vierter Ordnung in P und kommt auf analoge Weise zu: 1/χp = E = m + 2l δP (T > Ta ) . (5.19) Mit Gleichung 5.11 ergeben sich die reziproken dielektrischen Suszeptibilitäten der Gleichungen 5.18 und 5.19 als: 1/χa = 2m − 4λ (T − Ta ) für T < Ta (5.20) 1/χp = 2m + 2λ (T − Ta ) für T > Ta (5.21) und das Steigungsverhältnis des Curie-Weiss-Diagramms eines solchen Phasenübergangs damit zu: ma = −2 . (5.22) mp 5.3. Vergleich antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper 121 Das Verhältnis in einer Curie-Weiss-Auftragung zwischen der Geradensteigung der antiferroelektrischen Phase und derjenigen der paraelektrischen Phase ist laut Theorie für kristalline Festkörper somit dasselbe wie dasjenige eines Übergangs zwischen ferro- und paraelektrischen Phasen sowohl für Kristalle als auch für Flüssigkristalle. Für den Fall eines Übergangs zwischen flüssigkristallinen para- und antiferroelektrischen Phasen ist dies, wie aus den Ergebnissen in Kapitel 5.2 ersichtlich, anscheinend nicht der Fall. Hier variieren die Steigungsverhältnisse stark und weichen in allen beobachteten Fällen vom Wert −2 signifikant ab. Gemäß der Theorie solcher Übergänge bedeutet dies, daß die Annahme einer materialabhängigen biquadratischen Kopplung zwischen syn- und antikliner Ordnung zur Beschreibung von Übergängen flüssigkristalliner para- und antiferroelektrischer Phasen unverzichtbar ist. 5.3.3 Berücksichtigung der biquadratischen Kopplung Um zu untersuchen, welche Voraussetzungen die Kopplungskoeffizienten der Freien Energiedichteentwicklung erfüllen müssen, so daß Steigungsverhältnisse im Curie-Weiss-Diagramm resultieren, wie diese in Kapitel 5.2 bestimmt wurden, soll nun die Freie Enthalpiedichte nach Gleichung 5.10 von Kittel um einen biquadratischen Kopplungsterm mit dem Koeffizienten r erweitert2 : f = f0 + l P12 + P22 + mP1 P2 + n P14 + P24 + rP12 P22 , (5.23) und auf analoge Art und Weise die dielektrischen Suszeptibilitäten der para- und antiferroelektrischen Phase bestimmt werden. Die sicherlich korrekteren Ausdrücke für die dielektrischen Suszeptibilitäten dieser Phasen nach Gleichungen 5.2, 5.5, 5.6 und 5.7 eignen sich für eine solche Diskussion nicht, da hierbei die Kombination aus sehr vielen Parametern und mehreren zu unterscheidenden Fällen die Aussagekraft einer solchen Diskussion zunichte machen würde. Folgt man oben dargestellter Vorgehensweise, so erhält man für die spontane elektrische Polarisation: 1/2 m − 2l Ps = , (5.24) 4n + 2r und für kleine elektrische Feldstärken mit den bereits dargestellten Näherungen: E = 2lδP + mδP + 12nPs2 δP − 2rPs2 δP . (5.25) Für die reziproke dielektrische Suszeptibilität der SmCA *-Phase folgt dann wiederum mit der Temperaturabhängigkeit des Koeffizienten l aus Gleichung 5.11: 1/χa = 2m + 2 4r − 8n λ (T − Ta ) für T < Ta . 2n + r (5.26) Der Anstoß für diese einfache Erweiterung der Freien Energie entstand in einem Gespräch mit Prof. M. Osipov 122 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle Vergleicht man nun die Geradengleichungen 5.21 und 5.26 für die SmA*- und SmCA *Phase im Curie-Weiss-Diagramm, so erhält man ein Steigungsverhältnis von: −2 (2n − r) ma = . mp 2n + r (5.27) Um nun die experimentell beobachteten Steigungsverhältnisse zu erhalten, muß der Ausdruck: 2n − r >> 1 (5.28) 2n + r sein. Dies ist gewährleistet, wenn der Entwicklungskoeffizient vierter Ordnung n und der biquadratische Kopplungskoeffizient r verschiedene Vorzeichen besitzen, betragsmäßig ähnlich und bevorzugt groß sind. Da für Phasenübergänge zweiter Ordnung der Entwicklungskoeffizient vierter Ordnung n üblicherweise positiv ist, sollte der biquadratische Kopplungskoeffizient r im vorliegenden Fall somit negativ sein. 5.3.4 Vergleichende Diskussion Bei den untersuchten Substanzen mit direktem SmA*-SmCA *-Phasenübergang handelte es sich, wie bereits erwähnt, um ein sogenanntes de Vries-Material ohne signifikante Änderung der smektischen Schichtdicke am Phasenübergang und zwei reguläre antiferroelektrische Flüssigkristalle. Die Bedeutung polarer Flüssigkristalle ohne smektische Schichtschrumpfung wurde bereits in Kapitel 1.2 dargelegt, ohne jedoch zu beschreiben, wie der Mechanismus solcher schichtschrumpfungsfreier Übergänge orthogonaler Phasen (wie die SmA*-Phase) in geneigte smektische Phasen (wie die SmC*- oder SmCA *-Phase) aussehen könnte. Den Ursprung der Schichtschrumpfung an solchen Phasenübergängen für die allermeisten bekannten smektischen Flüssigkristalle zeigt Abb. 5.7 (a,b) in der Näherung, daß kalamitische Moleküle als steife Stäbchen anzusehen sind. Demzufolge hätte eine mittlere Neigung der Moleküle um einen Winkel Θ gegen den Direktor n eine Abnahme der smektischen Schichtdicke d um: dA − dC = Lef f (1 − cos Θ) , (5.29) mit der effektiven Moleküllänge Lef f zur Folge. A. de Vries postulierte als erster einen Mechanismus, um das Verhalten von smektischen Flüssigkristallen ohne Schichtschrumpfung an solchen Phasenübergängen zu erklären [106, 107], weshalb derartige Mesogene heutzutage häufig als de Vries-Materialien bezeichnet werden. Nach dem de Vries Modell (diffuse cone model ) sind die Moleküle bereits in der SmA-Phase um einen mittleren Winkel β geneigt, da der Orientierungsordnungsparameter S2 in allen SmA-Phasen deutlich kleiner als 1 ist, die Orientierungsordnung also nicht perfekt ist. Anschaulich kann man sich einen diffusen Kegel mit dem Öffnungswinkel dieser mittleren Neigung vorstellen (vergleiche Abb. 5.7 (c,d)). Der Ausdruck diffus soll andeuten, daß der molekulare Neigungswinkel keinen festen Wert besitzt, sondern örtlich und zeitlich fluktuiert und lediglich als Mittelwert der Molekülneigungen gegen die smektische Schichtnormale z aufzufassen ist. In der Tat ist 5.3. Vergleich antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper 123 ein typischer Wert des Orientierungsordnungsparameters S2 in smektischen A-Phasen 0.7, was gemäß Gleichung 1.1 einem molekularen Neigungswinkel von etwa β ≈ 27◦ entspricht. In der SmA-Phase tritt trotzdem kein makroskopisch meßbarer Tiltwinkel Θ auf, da die Moleküle keine langreichweitige Ordnung ihrer Neigungsrichtung besitzen. Addiert man in diesem Modell die Richtungen der Molekülneigungen vektoriell, erhält man den Direktor n parallel zur Schichtnormalen z und damit einen makroskopischen Tiltwinkel Θ = 0. Beim Übergang in die SmC*-Phase ordnen sich die molekularen Neigungsrichtungen, so daß ein makroskopischer Direktortiltwinkel Θ > 0 auftritt, ohne daß sich die smektische Schichtdicke verringert. Vergleicht man die dielektrischen Spektren des de Vries-Materials 3M AFLC aus Abb. 5.4 mit denen der regulären Materialien D11 und D12 aus den Abbildungen 5.5 und 5.6, so fällt zunächst auf, daß die Absorption für 3M AFLC wesentlich höhere Werte annimmt als für D11 und D12. Dies ist eine Folge der Abwesenhheit der Schichtschrumpfung in 3M AFLC, da für die Verminderung der smektischen Schichtdicke, welche in regulären Materialien mit den Tiltwinkelfluktuationen einhergeht, Energie aufgewendet werden muß . Daher ist eine Änderung der Schichtdicke als ”rücktreibende Kraft” der Tiltwinkelfluktuationen am Phasenübergang anzusehen. In de Vries-Materialien fehlt diese ”rücktreibende Kraft”, was die Tiltwinkelfluktuationen erleichtert und folglich zu größeren Fluktuationsamplituden führt. Diese werden als erhöhte Suszeptibilität der Softmode im dielektrischen Spektrum beobachtet. Dieser Zusammenhang zwischen der Größe der dielektrischen Suszeptibilität von Amplitudenmoden und der Abwesenheit smektischer Schichtschrumpfung wurde für ferroelektrische SmA*SmC*-Übergänge bereits beschrieben [103]. Dabei konnte überdies gezeigt werden, daß im Falle der Tiltwinkelfluktuationen ferroelektrischer Flüssigkristalle derjenige Temperaturbereich, in welchem nach Gleichung 5.9 mean-field Verhalten vorliegt und somit das Curie-Weiss-Gesetz anwendbar ist, für Materialien ohne Schichtschrumpfung größer wird und das durch das Curie-Weiss-Gesetz in diesen Materialien vorhergesagte Steigungsverhältnis von −2 besser erfüllt wird. In der vorliegenden Untersuchung der Tiltwinkelfluktuationen an SmA*-SmCA *-Phasenübergängen kann ein solcher Zusammenhang nicht bestätigt werden, da die Breite des mean-field Regimes in allen drei Fällen einige Kelvin beträgt. Der einzige feststellbare Unterschied zwischen antiferroelektrischen Flüssigkristallen mit und ohne smektischer Schichtschrumpfung ist im vorliegenden Fall also die unterschiedliche Amplitude der Tiltwinkelfluktuationen. Für die nun erfolgende vergleichende Diskussion der Theorie antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper im Hinblick auf das beobachtete Verhalten, spielt dieser Unterschied keine Rolle. Alle Theorien, sowohl diejenige antiferroelektrischer Flüssigkristalle aus den Kapiteln 3.4 und 5.3.1 als auch diejenige antiferroelektrischer Festkörper nach Kittel (Kapitel 5.3.2) sowie die im Rahmen der vorliegenden Arbeit um die biquadratische Kopplung der Untergitter erweiterte Kittel-Theorie (Kapitel 5.3.3), sagen für den antiferroelektrischen Übergang - unabhängig von möglichen Kopplungen zwischen den Untergittern - stets Geraden in der 124 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle n Θ=0 z z n dA - dC Θ dA dC (a) SmA* klassisch (b) SmC* / SmCA* klassisch z z nΘ=0 n Θ dA dC y y x x (c) SmA* ‘de Vries’ (d) SmC* / SmCA* ‘de Vries’ Abb. 5.7: Idealisierte Darstellung des Übergangs einer othogonalen SmA* (Schichtnormale z parallel zum Direktor n) in eine geneigte SmC*- oder SmCA *-Phase (Direktor und Schichtnormale schließen den Tiltwinkel Θ ein) nach dem klassischen (a,b) und dem sogenannten de Vries-Modell (c,d). Man erkennt, daß sich im klassischen Modell die smektische Schichtdicke d bei einem Übergang von SmA* (a) in eine geneigte Phase (b) verringert, was für das de Vries-Modell nicht der Fall ist. Der Anschaulichkeit halber ist hier eine perfekte Orientierungs- und Positionsordnung der Moleküle (a,b), sowie ein konstanter molekularer Tiltwinkel auf dem Kegel (c,d) gewählt worden. In der Realität treten diese Fälle jedoch nicht auf. Erklärung des Mechanismus siehe Text. 5.3. Vergleich antiferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper 125 Curie-Weiss-Auftragung χ−1 (T ) voraus. Im Bereich des mean-field Regimes in der Nähe der Phasenübergangstemperatur konnte dies experimentell bestätigt werden. Die unterschiedliche Berücksichtigung von Kopplungen zwischen den Untergittern wirkt sich demgegenüber auf das Verhältnis der Geradensteigungen im Curie-Weiss-Diagramm aus. Während die Kittel-Theorie ohne Berücksichtigung von biquadratischen Kopplungen ein universelles Steigungsverhältnis von −2 (analog des Falles ferroelektrischer Flüssigkristalle und Festkörper) voraussagt, führt die Einführung einer solchen Kopplung zu einem materialabhängigen Steigungsverhältnis, wie experimentell tatsächlich beobachtet. Dieselbe Kopplung wurde in der Theorie antiferroelektrischer Flüssigkristalle angenommen und führt in diesem Bezug auf das selbe Ergebnis. Die in dieser Theorie zusätzlich berücksichtigte quadratische Kopplung der Untergitter über den Koeffizienten γ2 wirkt sich lediglich auf die Aufspaltung der Absorptionsfrequenzen der Soft- und Goldstonemode in Gleichung 5.8 aus, welche bei Absenkung der Temperatur in die SmCA *-Phase von der Übergangstemperatur aus, nur für von null verschiedene Kopplungskoeffizienten γ2 auftritt. Eine schwache Aufspaltung konnte für 3M AFLC und D12, nicht jedoch für D11 beobachtet werden. Abschließend ist festzuhalten, daß die Theorie antiferroelektrischer Festkörper nach Kittel nicht ohne weiteres auf den antiferroelektrischen Phasenübergang in Flüssigkristallen anwendbar ist. Durch die notwendige Berücksichtigung einer biquadratischen Kopplung zwischen den Untergittern der antiferroelektrischen Phase kann die Kittel-Theorie jedoch auf einfache Art und Weise derart erweitert werden, daß diese die experimentell beobachteten Verhältnisse qualitativ korrekt beschreibt. 126 5. Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle 6. Zusammenfassung Zentrales Anliegen der vorliegenden Arbeit war es, zu untersuchen, auf welche Art und Weise ferro- und antiferroelektrische Flüssigkristalle in ihrer kollektiven Dynamik auf extern angelegte elektrische Felder ansprechen. Der erste Teil dieser Arbeit befaßte sich dabei mit der Auswirkung elektrischer Felder auf die helikale Direktorkonfiguration in ferroelektrischen SmC*-Phasen. Zur Untersuchung der Abhängigkeit der helikalen Direktorkonfiguration von elektrischen Feldern wurden vier ferroelektrische Flüssigkristallmischungen mit verschieden großen helikalen Gleichgewichtsganghöhen ausgewählt. Eine Substanz mit sehr langer Ganghöhe (Felix 017/100), eine mit sehr kurzer Ganghöhe (FLC 6430), sowie zwei Mischungen (ZLI 4655-100 und ZLI 5014-100) mit Ganghöhen zwischen denen von Felix 017/100 und FLC 6430. Zusätzlich wurde als Reinsubstanz der chirale Biphenylcarbonsäureester DA7 untersucht. Für die Durchführung der Laserlichtbeugungsexperimente wurde ein Meßplatz entwickelt, der es erlaubt, die elektrische Feldabhängigkeit der helikalen Direktorkonfiguration dieser Materialien zu untersuchen. Neben den temperatur- und feldabhängigen Untersuchungen der Direktorkonfiguration mittels Laserlichtbeugung wurde die Absorption der Goldstonemode in diesen Materialien mittels dielektrischer Spektroskopie untersucht sowie zweidimensionale Monte-Carlo Simulationen zur Überprüfung der experimentell erhaltenen Ergebnisse entwickelt und durchgeführt. Die experimentellen Untersuchungen führten zu den folgenden zentralen Ergebnissen: • Die Kombination aus Lichtbeugung, dielektrischer Spektroskopie und Monte-Carlo Simulation stellt eine geeignete Methode dar, um die feldabhängige Änderung der SmC*-Direktorstruktur in planar-orientierenden Meßzellen zu untersuchen. • Das Verhalten helikaler SmC*-Strukturen in planar-orientierenden Zellen unterscheidet sich beim Anlegen von elektrischen Feldern grundsätzlich von demjenigen in ”freien” SmC*-Proben, wie beispielsweise dicken freitragenden Filmen. • Die Helixganghöhe steigt im Falle planar-orientierender Zellen nicht mit der Feldstärke an. Der Übergang von der helikal modulierten Struktur in die uniforme, nichthelikale Struktur beim Erreichen der kritischen elektrischen Feldstärke stellt einen Übergang erster Ordnung dar, an welchem die Ganghöhe sprunghaft divergiert. Dies konnte mit allen drei verwendeten Methoden nachgewiesen werden. • Das feldinduzierte Auftreten höherer Ordnungen in den Lichtbeugungsexperimenten resultiert aus der Verzerrung der ursprünglich sinusoidalen Modulation des Bre- 128 Zusammenfassung chungsindexes in eine anharmonische Struktur ohne signifikante Änderung der Periodizität der Struktur. Mit Hilfe der zweidimensionalen Monte-Carlo Simulation konnte diese Verzerrung visualisiert werden. • Für einige Substanzen wurden überraschende feldinduzierte Änderungen des Direktorfeldes in den Beugungsexperimenten erhalten, welche eine wesentlich größere Komplexität besitzen, als dies von bisherigen Theorien berücksichtigt wird. Zum einen handelt es sich hierbei um eine feldabhängige Rotation des Beugungsmusters, zum anderen um eine Abnahme der Ganghöhe mit steigenden elektrischen Feldstärken. • Die in zur Ausbildung von Chevron-Defekten neigenden Flüssigkristallmischungen beobachtete Rotation des Beugungsmusters stellt den wohl bislang empfindlichsten polaren Feldeffekt in SmC*-Phasen dar und könnte aus einer am Rücken der Chevrondefekte auftretenden Instabilität, welche über eine flexoelektrische Polarisation an das elektrische Feld koppelt, resultieren. • Sowohl die Konstanz des Helixpitches in planar-orientierenden Meßzellen beim Anlegen elektrischer Felder, als auch die beobachtete Abnahme der Ganghöhe des DA7 tritt nur in planar-orientierenden Meßzellen auf und ist damit ursächlich den in dieser Geometrie wichtigen Oberflächeneffekten zuzuordnen. Im zweiten Teil dieser Arbeit wurde das dynamische Verhalten der kollektiven Tiltwinkelfluktuationen antiferroelektrischer Flüssigkristalle an einem direkten SmA*-SmCA *-Phasenübergang mit dem Curie-Weiss-Verhalten antiferroelektrischer Festkörper am Übergang in eine paraelektrische Phase verglichen. Dazu wurde die Absorption der Amplitudenmode der untersuchten Substanzen, eines de Vries-Materials und zwei regulären antiferroelektrischen Flüssigkristallen, mittels dielektrischer Spektroskopie in einem Frequenzbereich von 100 Hz bis 1 MHz unter Variation der Temperatur in der Nähe des Phasenübergangs untersucht und die so erhaltenen Spektren analysiert. Der Vergleich der erhaltenen Curie-Weiss-Diagramme mit der Theorie für antiferroelektrische Festkörper und Flüssigkristalle lieferte die folgenden Ergebnisse: • Sowohl die Theorie ferroelektrischer Flüssigkristalle, ferroelektrischer Festkörper, als auch antiferroelektrischer Festkörper sagt in der Curie-Weiss-Auftragung χ−1 (T ) ein universelles Verhältnis zwischen der Geradensteigung in der ferro- bzw. antiferroelektrischen und der Geradensteigung in der paraelektrischen Phase von −2 voraus. Für das Steigungsverhältnis zwischen der antiferroelektrischen und paraelektrischen Phase in Flüssigkristallen konnte dies nicht bestätigt werden. Die Steigungsverhältnisse betragen hier zwischen −4 und −11. • Bestehende Theorien antiferroelektrischer Flüssigkristalle sagen im Falle einer Kopplung zwischen den Untergittern der antiferroelektrischen Phase ein materialabhängiges Steigungsverhältnis des Curie-Weiss-Diagramms voraus. Da dies in der Tat Zusammenfassung 129 beobachtet wurde, ist eine solche Kopplung für das Verständnis der betrachteten Phasenübergänge unverzichtbar. • Es wurde gezeigt, daß die Einführung eines biquadratischen Kopplungsterms zwischen den Untergittern zur Freien Energiedichteentwicklung antiferroelektrischer Festkörper ebenso zu einem materialabhängigen Steigungsverhältnis führt. Die Parameter, welche zu den experimentell beobachteten Steigungsverhältnissen führen, wurden diskutiert. • Die dielektrische Absorption der Amplitudenmode des antiferroelektrischen de VriesMaterials ist signifikant höher, als für die Materialien, welche eine Schrumpfung der smektischen Schichtdicke am Phasenübergang aufweisen. Dies konnte, analog zum Fall ferroelektrischer Flüssigkristalle, mit der Abwesenheit einer rücktreibenden Kraft für die Tiltwinkelfluktuationen aus der fehlenden Kopplung zwischen Tiltwinkel und smektischer Schichtdicke erklärt werden. Insgesamt liefern die Ergebnisse dieser Arbeit damit neue Aspekte, um den Einsatz chiraler smektischer Flüssigkristalle als photonische Materialien bezüglich ihres dynamischen Verhaltens zu bewerten. 130 Zusammenfassung 7. Summary Both, cholesteric and SmC* liquid crystals drew growing attention from academia as well as industry in the last couple of years due to their possible photonic applications like tunable lasers or tunable diffraction gratings. Although for instance investigations on cholesteric liquid crystal diffraction gratings are far more advanced than their SmC*counterparts, the use of SmC* materials might enable one to tune not only the direction of diffraction as for cholesteric liquid crystals but also the diffraction period. The reason for this is that according to a number of theoretical investigations, the pitch which is directly connected to the lasing wavelength and the period of the SmC*-diffraction grating should increase logarithmically with the electric field strength until at a critical field-strength the helical structure transforms into a uniform director field. However, the mechanism of how this process should take place was barely investigated experimentally up to now, although such an understanding should be crucial for the possible use of SmC*-liquid crystals as photonic materials. Thus, the central scope in the first part of this work is to investigate the effect of external electric fields on the helical director configuration in SmC*-phases by means of laser-light diffraction, dielectric spectroscopy, and Monte-Carlo simulation. The aim of the second part is to compare the direct phase transition between the paraelectric (SmA*) and the antiferroelectric (SmCA *) phase in liquid crystals with the corresponding phase transition of antiferroelectric solids at the Néel-temperature. In order to achieve these objectives, a laser-light diffraction setup was developed and used for diffraction experiments on SmC*-liquid crystals. The results obtained by this method were verified and extended by means of dielectric spectroscopy, absorption spectroscopy and two-dimensional Monte-Carlo simulations. The investigations on the dynamics of the helical director configuration in SmC*-phases led to in the following results: • The combination of laser-light diffraction, dielectric spectroscopy and Monte-Carlo simulations is a powerful approach to investigate the field-induced changes of helical SmC*-structures in planar-aligning sample cells. • The behavior of the helical SmC*-director configuration in planar-aligning cells upon application of electric fields differs significantly from both, existing theories, and the behavior of ”free” SmC*-samples like e.g. thick free-standing films. • For planar-aligning cells, the helical pitch does not increase with the electric fieldstrength. The transition between the helically modulated and the uniform, non- 132 Summary helical structure when reaching the critical electric field is a first-order transition at which the pitch diverges discontinuously. This behavior could be confirmed by all of the methods used. • The field-induced appearance of higher-order diffraction spots is caused by the distortion of the initially sinusoidal refractive index modulation into an inharmonic structure. The periodicity of the structure is essentially not changed during this process. The distortion could be simulated and visualized by means of the twodimensional Monte-Carlo algorithm. • For a number of materials surprising changes of the director configuration upon application of electric fields are observed which are far more complex than predicted by present theoretical models. These changes are a field-dependent rotation of the diffraction pattern and a decreasing helical pitch with increasing electric fieldstrength. • The rotation of the diffraction pattern which is observed in liquid crystalline mixtures that tend to form chevron-defects seems to be the most sensitive polar field-effect in SmC*-phases known up to now. It is practically free of any threshold and can be observed at an electric field as low as 10 mV µm−1 . This rotation is probably caused by an instability that is located at the chevron ridge and couples to the electric field via a flexoelectric polarization. • Both, the constant helical pitch in planar-aligning sample cells upon variation of the external electric field, and the decreasing pitch in DA7 do appear only in planar-aligning sample cells. Thus, these phenomena should be related to the distinct surface-effects present in this geometry. The relevance of these results for the application of SmC*-liquid crystals as materials in tunable diffraction gratings can be outlined as follows: Since diffractive applications require a planar-geometry in SmC*-liquid crystals (with the helix axis perpendicular to the incoming light beam), truly tunable diffraction gratings cannot be easily achieved by using SmC*-liquid crystals. The fabrication of so-called slippery surfaces could solve this problem, however, no clear-cut evidence of such surfaces is known up to this day. On the other hand, the use of SmC*-liquid crystals in planaraligning cells for fabrication of switchable diffraction gratings remains possible. SmC*-liquid crystals can be used in photonic applications when using homeotropicallyaligning cells. Additionally, the photonic properties of the SmC*-phases are tunable by using so-called in-plane-electrodes. Although they are more expensive to manufacture compared to planar-aligning cells, such cells are nonetheless fabricated and used in socalled vertically-alignment displays. The observed rotation of the diffraction pattern in the liquid crystalline mixtures ZLI 4655 and ZLI 5014 might be utilized in so-called beam-steering devices, since the direction Summary 133 of the diffracted light-beam can be controlled by changing the sign and magnitude of the applied electric fields. In summary, it should be stated that one has to take into account that surface-effects dominate the photonic behavior of SmC*-liquid crystals when designing diffractive applications in planar-aligning cells and that this behavior differs completely from the one in ”free” SmC*-samples. The dielectric investigations of the softmode-behavior at the direct antiferroelectric phase transition (SmA*-SmCA *) led to the following results: • The theory of ferroelectric liquid crystals, solid-state ferroelectrics as well as solidstate antiferroelectrics predicts a universal ratio between the slope of the ferro- or antiferroelectric and the slope of the paraelectric phase of −2 in the Curie-Weiss plot χ−1 (T ). This ratio could not be confirmed for the SmA*-SmCA *-transition in liquid crystals, where the observed ratios are ranging between −4 and −11. • Present theoretical models of antiferroelectric liquid crystals predict a materialdependent ratio of the slopes in the Curie-Weiss plot in the case of a coupling between the syn- and anticlinic sublattices of the antiferroelectric phase. Since the ratio of the slopes is actually observed to be material-dependent, this coupling seems indeed necessary for the understanding of antiferroelectric phase transitions in liquid crystals. • It was further shown that the introduction of a biquadratic coupling-term between the sublattices into the free energy expansion of antiferroelectric solids does also lead to a material-dependent ratio of the slopes. The parameters leading to the experimentally observed ratios of the slopes were discussed. By this simple approach it was possible to apply the Kittel-theory of antiferroelectric solids to the observed behavior of antiferroelectric liquid crystals. • The dielectric softmode-absorption of the antiferroelectric liquid crystalline material of the de Vries-type is significantly higher than that for the regular materials exhibiting substantial shrinkage of the smectic layer spacing at the SmA*-SmCA *-phase transition. This behavior is explained by the missing coupling between tilt-angle and smectic layer-spacing which leads to the absence of a restoring force for the tilt-angle fluctuations - as it was previously shown in the case of ferroelectric liquid crystals. Overall, the results of this work provide new aspects to judge chiral smectic liquid crystals for their possible use as photonic materials concerning their dynamic behavior. 134 Summary Literaturverzeichnis [1] F. Reinitzer, Monatsh. Chem. 9 (1888) 421. [2] O. Lehmann, Z. Phys. Chem. 4 (1889) 462. [3] J. 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Im folgenden werden die Kommentare durch einfache Anführungszeichen (’) vom Programmcode abgetrennt, ein Unterstrich ( ) bedeutet, daß die Zeile in der darauffolgenden Zeile eingerückt fortgesetzt wird. Der Programmcode ist verhältnismäßig lang geworden, da im Iterationsschritt (der Routine ”Iteration”) für die an den Rändern liegenden Stützstellen die aufwendige Berechnung der Freien Enthalpiedichte jeweils gesondert durchgeführt werden muß. Dadurch ist man in der Lage, für alle Ränder gesonderte Randbedingungen einzuführen. ’Globale Variablendeklaration: Option Explicit Private Const cPI As Double = 3.14159265358979 Private Const c2PI As Double = 2# * cPI ’2*Pi Private Const cPIh As Double = cPI / 2# ’Pi/2 Private Const c10PI As Double = 10# * cPI ’10*Pi Private Const cBOLTZ As Double = 1.38066E-23 ’Boltzmann Konstante Private Const c1 As Double = 1# Private Const c2 As Double = 2# Private Const c10 As Double = 10# Dim phiold() As Double Dim gold() As Double Dim a() As Double Dim GHist() As Double Dim znum As Long, znumP1 As Long, znumM1 As Long, znumM2 As Long, znumM3 As Long, znumH As Long Dim ynum As Long, ynumP1 As Long, ynumM1 As Long, ynumM2 As Long, ynumM3 As Long, ynumH As Long Dim itmax As Long Dim itmoa As Long Dim K1half As Double, K3half As Double Dim E As Double Dim Ps As Double, PsE As Double Dim p0 As Double, q0 As Double Dim zpp As Double, Pidiv8 As Double, Pidiv16 As Double Dim d As Double Dim cphiold() As Double Dim Pyd As Double Dim G As Double Dim ImagOut() As Double Dim RealOut() As Double Dim FKOut() As Double Dim zdim As Double Dim hno As Double Dim pavg As Double Dim ppeak As Double Dim Ffreq() As Double ’Unterroutine ”Continue”, zur Weiterführung der Simulation: Private Sub cmdCont Click() Dim I& cmdCont.Enabled = False cmdStart.Enabled = False frmMain.MousePointer = vbHourglass itmax = tbItmax.Text ’Anzahl der Iterationen aus dem Bedienfeld E = tbE.Text * 1000000# ’Elektrische Feldstärke aus dem Bedienfeld PsE = Ps * E Call Iteration ’Aufruf der Routine ’’Iteration’’ itmoa = itmoa + tbItmax.Text ’Zur Gesamtzahl der Iterationen, werden die zuletzt durchgeführten 144 Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen Iterationen hinzuaddiert tbOaiter.Text = itmoa Call FFT ’Aufruf der Routine ’’FFT’’ frmMain.MousePointer = vbDefault cmdCont.Enabled = True cmdStart.Enabled = True End Sub ’Unterroutine ”cmdExp”, zum Speichern der Modulationsdaten: Private Sub cmdExp Click() Dim f% Dim j% Dim I% Dim expfile As String On Error GoTo ErrHandler CommonDialog1.Filter = ’’Alle Dateien (*.*)’’ & ’’|*.*| Textdateien (*.txt)|*.txt|’’ CommonDialog1.FilterIndex = 2 CommonDialog1.DialogTitle = ’’Save modulation data as...’’ CommonDialog1.ShowSave expfile = CommonDialog1.FileName f% = FreeFile Open expfile For Output As #f% Print #f%, ’’No.ofIterations: ’’; itmoa; ’’NetPolarisation [nC/cm^2]: ’’; Pyd; ’’lastg[J/m^3]:’’; G For I% = 1 To ynum For j% = 1 To znum Print #f%, I%; j%; phiold(j%, I%); cphiold(j%, I%) Next j% Next I% Close #f% ErrHandler: Exit Sub End Sub ’Unterroutine ”cmdExpFFT”, zum Speichern der Fourierkoeffizienten: Private Sub cmdExpFFT Click() Dim f% Dim j% Dim expfile As String On Error GoTo ErrHandler CommonDialog1.Filter = ’’Alle Dateien (*.*)’’ & ’’|*.*| Textdateien (*.txt)|*.txt|’’ CommonDialog1.FilterIndex = 2 CommonDialog1.DialogTitle = ’’Save FFT data as...’’ CommonDialog1.ShowSave expfile = CommonDialog1.FileName f% = FreeFile Open expfile For Output As #f% Print #f%, ’’Index RealParts ImaginaryParts Frequency[1/m] Sqr(Re^2+Im^2)’’ Print #f%, ’’p avg [µm]: ’’; pavg; ’’p peak [µm]: ’’; ppeak For j% = 0 To 0 Print #f%, j%; RealOut(j%); ImagOut(j%) Next j% For j% = 1 To znumH Print #f%, j%; RealOut(j%); ImagOut(j%); Ffreq(j%); FKOut(j%) Next j% For j% = znumH + 1 To znum Print #f%, j%; RealOut(j%); ImagOut(j%) Next j% Close #f% ErrHandler: Exit Sub End Sub ’Unterroutine ”cmdQuit”, zum Beenden des Programms: Private Sub cmdQuit Click() Unload Me End End Sub ’Unterroutine ”cmdStart”, zum Starten der Simulation: Private Sub cmdStart Click() Dim I& Dim j& cmdStart.Enabled = False cmdCont.Enabled = False frmMain.MousePointer = vbHourglass znum = tbNoz.Text ’Anzahl der Stützstellen aus dem Bedienfeld ynum = tbNoy.Text ’Anzahl der dargestellten Helizes entlang der Zelldicke aus dem Bedienfeld znumP1 = znum + 1& Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen znumM1 = znum - 1& znumM2 = znum - 2& znumM3 = znum - 3& znumH = znum / 2 ynumP1 = ynum + 1& ynumM1 = ynum - 1& ynumM2 = ynum - 2& ynumM3 = ynum - 3& If ynum Mod 2 <> 0 Then ynumH = (ynum + 1) / 2 Else ynumH = ynum / 2 End If itmax = tbItmax.Text ’Zahl der Iterationsschritte für den nächsten Simulationsdurchgang aus dem Bedienfeld zpp = tbZpp.Text ’Anzahl der Stützstellen pro Gleichgewichtspitch aus dem Bedienfeld d = tbD.Text * 0.000001 ’Zelldicke aus dem Bedienfeld Pidiv16 = cPI / 16 Pidiv8 = Pidiv16 * 2# K3half = tbK3.Text / c2 ’elastische Konstante der Verdrillung aus dem Bedienfeld K1half = tbK1.Text / c2 ’elastische Konstante der Biegung aus dem Bedienfeld E = tbE.Text * 1000000# ’elektrische Feldstärke aus dem Bedienfeld Ps = tbPs.Text * 0.00001 ’spontane elektrische Polarisation aus dem Bedienfeld PsE = Ps * E p0 = tbP0.Text * 0.000001 ’Gleichgewichtspitch aus dem Bedienfeld q0 = c2PI / p0 If ynum < 3 Then ’Prüfe, ob die Anzahl virtueller Helizes mindestens zu 3 gewählt ist Call MsgBox(’’No. of y is set to ’’ + CStr(ynum) + ’’ which is smaller than the minimum of 3!’’) frmMain.MousePointer = vbDefault cmdStart.Enabled = True Exit Sub End If If znum > 65536 Then ’Prüfe, ob die Anzahl der Stützstellen höchstens zu 65536 gewählt ist Call MsgBox(’’No. of z is set to ’’ + CStr(znum) + ’’ which is larger than the maximum of 65536!’’) frmMain.MousePointer = vbDefault cmdStart.Enabled = True Exit Sub End If If itmax > 32000 Then ’Prüfe, ob die Anzahl der Iterationsschritte höchstens zu 32000 gewählt ist Call MsgBox(’’No. of iterations is set to ’’ + CStr(itmax) + ’’ which is larger than the maximum of 32000! Please use ’Continue’ to carry out more than 32000 iteration steps.’’) frmMain.MousePointer = vbDefault cmdStart.Enabled = True Exit Sub End If ReDim a(0& To znumP1, 0& To ynumP1) For j& = 1& To ynum ’Erzeuge das Stützstellengitter (11 Zeilen) For I& = 1& To znum a(I&, j&) = ((j& - 1&) * d) / ynumM1 + p0 * (I& - 1&) / zpp Next I& a(znumP1, j&) = a(znum, j&) ’Erweitere den rechten Rand a(0&, j&) = a(1&, j&) ’Erweitere den linken Rand Next j& For I& = 0& To znumP1 a(I&, 0&) = a(I&, 1&) ’Erweitere den unteren Rand a(I&, ynumP1) = a(I&, ynum) ’Erweitere den oberen Rand Next I& Randomize ReDim phiold(0& To znumP1, 0& To ynumP1) ReDim gold(1& To znum, 1& To ynum) For j& = 2& To ynumM1 ’Erzeuge zufällige Startmodulation (14 Zeilen) For I& = 2& To znum phiold(I&, j&) = c2PI * (Rnd() + I& / zpp) - cPI Next I& phiold(0&, j&) = cPIh ’Erweitere den linken Rand phiold(1&, j&) = cPIh ’Linke Randbedingung phiold(znumP1, j&) = phiold(znum, j&) ’Erweitere den rechten Rand Next j& For I& = 0& To znumP1 phiold(I&, 1&) = cPIh ’untere Randbedingung phiold(I&, 0&) = cPIh ’Erweitere den oberen Rand phiold(I&, ynumP1) = cPIh ’Erweitere den unteren Rand phiold(I&, ynum) = cPIh ’obere Randbedingung Next I& For j& = 1& To ynum ’Berechne Freie Anfangs Enthalpiedichte (7 Zeilen) For I& = 1& To znum gold(I&, j&) = K3half * ((phiold(I& + 1&, j&) - phiold(I& - 1&, j&)) / (a(I& + 1&, j&) - a(I& - 1&, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I&, j& + 1&) - phiold(I&, j& - 1&)) / (a(I&, j& + 1&) - a(I&, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I&, j&)) Next I& Next j& Call Iteration ’Aufruf der Routine ’’Iteration’’ itmoa = itmax tbOaiter.Text = itmoa Call FFT ’Aufruf der Routine ’’FFT’’ frmMain.MousePointer = vbDefault cmdCont.Enabled = True cmdStart.Enabled = True cmdExp.Enabled = True cmdExpFFT.Enabled = True 145 146 Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen End Sub ’Unterroutine ”Iteration”, zum Starten eines Iterationsschrittes: Private Sub Iteration() Dim I& Dim j& Dim gnew() As Double Dim deltg As Double Dim phinew() As Double Dim iter As Long Dim phimax As Double Dim crit As Double Dim Beta As Double Dim tf As Double Dim scphi As Double Dim Py As Double Dim Kqh As Double tf = tbTf.Text ’Simulationsvolumen aus dem Bedienfeld iter = 0# phimax = cPI / 4 Beta = 1# / (cBOLTZ * (tbT.Text + 273.15)) Kqh = K3half * q0 ^2 ReDim phinew(1& To znum, 1& To ynum) ReDim gnew(1& To znum, 1& To ynum) ReDim GHist(1& To itmax) Randomize Do For j& = 2& To ynumM1 For I& = 1& To znum phinew(I&, j&) = phiold(I&, j&) + phimax * (c2 * Rnd() - c1) ’neue zufällige Lösung Select Case j& Case 2& Select Case I& Case 1& ’untere linke Ecke gnew(1&, 1&) = Kqh + K1half * ((phinew(1&, 2&) - cPIh) / (a(1&, 2&) - a(1&, 0&))) ^2 gnew(1&, 2&) = K3half * ((phiold(2&, 2&) - phinew(1&, 2&)) / (a(2&, 2&) - a(0&, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(1&, 3&) - cPIh) / (a(1&, 3&) - a(1&, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phinew(1&, 2&)) gnew(1&, 3&) = K3half * ((phiold(2&, 3&) - phiold(0&, 3&)) / (a(2&, 3&) - a(0&, 3&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(1&, 4&) - phinew(1&, 2&)) / (a(1&, 4&) - a(1&, 2&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(1&, 3&)) gnew(2&, 2&) = K3half * ((phiold(3&, 2&) - phinew(1&, 2&)) / (a(3&, 2&) - a(1&, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(2&, 3&) - cPIh) / (a(2&, 3&) - a(2&, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(2&, 2&)) deltg = gnew(1&, 1&) + gnew(1&, 2&) + gnew(1&, 3&) + gnew(2&, 2&) - gold(1&, 1&) - gold(1&, 2&) - gold(1&, 3&) - gold(2&, 2&) If deltg <= 0# Then phiold(1&, 2&) = phinew(1&, 2&) phiold(0&, 2&) = phinew(1&, 2&) gold(1&, 1&) = gnew(1&, 1&) gold(1&, 2&) = gnew(1&, 2&) gold(1&, 3&) = gnew(1&, 3&) gold(2&, 2&) = gnew(2&, 2&) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(1&, 2&) = phinew(1&, 2&) phiold(0&, 2&) = phinew(1&, 2&) gold(1&, 1&) = gnew(1&, 1&) gold(1&, 2&) = gnew(1&, 2&) gold(1&, 3&) = gnew(1&, 3&) gold(2&, 2&) = gnew(2&, 2&) End If End If Case znum ’untere rechte Ecke gnew(znum, 1&) = Kqh + K1half * ((phinew(znum, 2&) - cPIh) / a(znum, 2&) - a(znum, 0&)) ^2 gnew(znum, 2&) = K3half * ((phinew(znum, 2&) - phiold(znumM1, 2&)) / (a(znumP1, 2&) - a(znumM1, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(znum, 3&) - cPIh) / (a(znum, 3&) - a(znum, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phinew(znum, 2&)) gnew(znum, 3&) = K3half * ((phiold(znumP1, 3&) - phiold(znumM1, 3&)) / (a(znumP1, 3&) - a(znumM1, 3&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(znum, 4&) - phinew(znum, 2&)) / (a(znum, 4&) - a(znum, 2&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znum, 3&)) gnew(znumM1, 2&) = K3half * ((phinew(znum, 2&) - phiold(znumM2, 2&)) / (a(znum, 2&) - a(znumM2, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(znumM1, 3&) - cPIh) / (a(znumM1, 3&) - a(znumM1, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znumM1, 2&)) deltg = gnew(znum, 1&) + gnew(znum, 2&) + gnew(znum, 3&) + gnew(znumM1, 2&) - gold(znum, 1&) - gold(znum, 2&) - gold(znum, 3&) - gold(znumM1, 2&) If deltg <= 0# Then phiold(znum, 2&) = phinew(znum, 2&) phiold(znumP1, 2&) = phinew(znum, 2&) gold(znum, 1&) = gnew(znum, 1&) gold(znum, 2&) = gnew(znum, 2&) gold(znum, 3&) = gnew(znum, 3&) gold(znumM1, 2&) = gnew(znumM1, 2&) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(znum, 2&) = phinew(znum, 2&) Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen phiold(znumP1, 2&) = phinew(znum, 2&) gold(znum, 1&) = gnew(znum, 1&) gold(znum, 2&) = gnew(znum, 2&) gold(znum, 3&) = gnew(znum, 3&) gold(znumM1, 2&) = gnew(znumM1, 2&) End If End If Case Else ’unterer Rand ohne Ecken gnew(I&, 1&) = Kqh + K1half * ((phinew(I&, 2&) - cPIh) / (a(I&, 2&) - a(I&, 0&))) ^2 gnew(I&, 2&) = K3half * ((phiold(I& + 1&, 2&) - phiold(I& - 1&, 2&)) / (a(I& + 1&, 2&) - a(I& - 1&, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I&, 3&) - cPIh) / (a(I&, 3&) - a(I&, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phinew(I&, 2&)) gnew(I&, 3&) = K3half * ((phiold(I& + 1&, 3&) - phiold(I& - 1&, 3&)) / (a(I& + 1&, 3&) - a(I& - 1&, 3&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I&, 4&) - phinew(I&, 2&)) / (a(I&, 4&) - a(I&, 2&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I&, 3&)) gnew(I& - 1&, 2&) = K3half * ((phinew(I&, 2&) - phiold(I& - 2&, 2&)) / (a(I&, 2&) - a(I& - 2&, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I& - 1&, 3&) - cPIh) / (a(I& - 1&, 3&) - a(I& - 1&, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I& - 1&, 2&)) gnew(I& + 1&, 2&) = K3half * ((phiold(I& + 2&, 2&) - phinew(I&, 2&)) / (a(I& + 2&, 2&) - a(I&, 2&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I& + 1&, 3&) - cPIh) / (a(I& + 1&, 3&) - a(I& + 1&, 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I& + 1&, 2&)) deltg = gnew(I&, 1&) + gnew(I&, 2&) + gnew(I&, 3&) + gnew(I& - 1&, 2&) + gnew(I& + 1&, 2&) - gold(I&, 1&) - gold(I&, 2&) - gold(I&, 3&) - gold(I& - 1&, 2&) - gold(I& + 1&, 2&) If deltg <= 0# Then phiold(I&, 2&) = phinew(I&, 2&) gold(I&, 1&) = gnew(I&, 1&) gold(I&, 2&) = gnew(I&, 2&) gold(I&, 3&) = gnew(I&, 3&) gold(I& - 1&, 2&) = gnew(I& - 1&, 2&) gold(I& + 1&, 2&) = gnew(I& + 1&, 2&) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(I&, 2&) = phinew(I&, 2&) gold(I&, 1&) = gnew(I&, 1&) gold(I&, 2&) = gnew(I&, 2&) gold(I&, 3&) = gnew(I&, 3&) gold(I& - 1&, 2&) = gnew(I& - 1&, 2&) gold(I& + 1&, 2&) = gnew(I& + 1&, 2&) End If End If End Select Case ynumM1 Select Case I& Case 1& ’obere linke Ecke gnew(1&, ynumM1) = K3half * ((phiold(2&, ynumM1) - phinew(1&, ynumM1)) / (a(2&, ynumM1) - a(0&, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(1&, ynumM2)) / (a(1&, ynum) - a(1&, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phinew(1&, ynumM1)) gnew(2&, ynumM1) = K3half * ((phiold(3&, ynumM1) - phinew(1&, ynumM1)) / (a(3&, ynumM1) - a(1&, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(2&, ynumM2)) / (a(2&, ynum) - a(2&, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phiold(2&, ynumM1)) gnew(1&, ynumM2) = K3half * ((phiold(2&, ynumM2) - phiold(0&, ynumM2)) / (a(2&, ynumM2) - a(0&, ynumM2)) - q0) ^2 + K1half * ((phinew(1&, ynumM1) - phiold(1&, ynumM3)) / (a(1&, ynumM1) - a(1&, ynumM3))) ^2 - PsE * Cos(phiold(1&, ynumM2)) gnew(1&, ynum) = Kqh + K1half * ((cPIh - phinew(1&, ynumM1)) / (a(1&, ynumP1) - a(1&, ynumM1))) ^2 deltg = gnew(1&, ynumM1) + gnew(2&, ynumM1) + gnew(1&, ynumM2) + gnew(1&, ynum) - gold(1&, ynumM1) - gold(2&, ynumM1) - gold(1&, ynumM2) - gold(1&, ynum) If deltg <= 0# Then phiold(1&, ynumM1) = phinew(1&, ynumM1) phiold(0&, ynumM1) = phinew(1&, ynumM1) gold(1&, ynumM1) = gnew(1&, ynumM1) gold(2&, ynumM1) = gnew(2&, ynumM1) gold(1&, ynumM2) = gnew(1&, ynumM2) gold(1&, ynum) = gnew(1&, ynum) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(1&, ynumM1) = phinew(1&, ynumM1) phiold(0&, ynumM1) = phinew(1&, ynumM1) gold(1&, ynumM1) = gnew(1&, ynumM1) gold(2&, ynumM1) = gnew(2&, ynumM1) gold(1&, ynumM2) = gnew(1&, ynumM2) gold(1&, ynum) = gnew(1&, ynum) End If End If Case znum ’obere rechte Ecke gnew(znumM1, ynumM1) = K3half * ((phinew(znum, ynumM1) - phiold(znumM2, ynumM1)) / (a(znum, ynumM1) - a(znumM2, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(znumM1, ynumM2)) / (a(znumM1, ynum) - a(znumM1, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znumM1, ynumM1)) gnew(znum, ynumM1) = K3half * ((phinew(znum, ynumM1) - phiold(znumM1, ynumM1)) / (a(znumP1, ynumM1) - a(znumM1, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(znum, ynumM2)) / (a(znum, ynum) - a(znum, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phinew(znum, ynumM1)) gnew(znum, ynumM2) = K3half * ((phiold(znumP1, ynumM2) - phiold(znumM1, ynumM2)) / (a(znumP1, ynumM2) - a(znumM1, ynumM2)) - q0) ^2 + K1half * ((phinew(znum, ynumM1) - phiold(znum, ynumM3)) / (a(znum, ynumM1) - a(znum, ynumM3))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znum, ynumM2)) gnew(znum, ynum) = Kqh + K1half * ((cPIh - phinew(znum, ynumM1)) / (a(znum, ynumP1) - a(znum, ynumM1))) ^2 deltg = gnew(znumM1, ynumM1) + gnew(znum, ynumM1) + gnew(znum, ynumM2) + gnew(znum, ynum) 147 148 Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen - gold(znumM1, ynumM1) - gold(znum, ynumM1) - gold(znum, ynumM2) - gold(znum, ynum) If deltg <= 0# Then phiold(znum, ynumM1) = phinew(znum, ynumM1) phiold(znumP1, ynumM1) = phinew(znum, ynumM1) gold(znumM1, ynumM1) = gnew(znumM1, ynumM1) gold(znum, ynumM1) = gnew(znum, ynumM1) gold(znum, ynumM2) = gnew(znum, ynumM2) gold(znum, ynum) = gnew(znum, ynum) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(znum, ynumM1) = phinew(znum, ynumM1) phiold(znumP1, ynumM1) = phinew(znum, ynumM1) gold(znumM1, ynumM1) = gnew(znumM1, ynumM1) gold(znum, ynumM1) = gnew(znum, ynumM1) gold(znum, ynumM2) = gnew(znum, ynumM2) gold(znum, ynum) = gnew(znum, ynum) End If End If Case Else ’oberer Rand ohne Ecken gnew(I&, ynumM1) = K3half * ((phiold(I& + 1&, ynumM1) - phiold(I& - 1&, ynumM1)) / (a(I& + 1&, ynumM1) - a(I& - 1&, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(I&, ynumM2)) / (a(I&, ynum) - a(I&, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phinew(I&, ynumM1)) gnew(I&, ynum) = Kqh + K1half * ((cPIh - phinew(I&, ynumM1)) / (a(I&, ynumP1) - a(I&, ynumM1))) ^2 gnew(I&, ynumM2) = K3half * ((phiold(I& + 1&, ynumM2) - phiold(I& - 1&, ynumM2)) / (a(I& + 1&, ynumM2) - a(I& - 1&, ynumM2)) - q0) ^2 + K1half * ((phinew(I&, ynumM1) - phiold(I&, ynumM3)) / (a(I&, ynumM1) - a(I&, ynumM3))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I&, ynumM2)) gnew(I& - 1&, ynumM1) = K3half * ((phinew(I&, ynumM1) - phiold(I& - 2&, ynumM1)) / (a(I&, ynumM1) - a(I& - 2&, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(I& - 1&, ynumM2)) / (a(I& - 1&, ynum) - a(I& - 1&, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I& - 1&, ynumM1)) gnew(I& + 1&, ynumM1) = K3half * ((phiold(I& + 2&, ynumM1) - phinew(I&, ynumM1)) / (a(I& + 2&, ynumM1) - a(I&, ynumM1)) - q0) ^2 + K1half * ((cPIh - phiold(I& + 1&, ynumM2)) / (a(I& + 1&, ynum) - a(I& + 1&, ynumM2))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I& + 1&, ynumM1)) deltg = gnew(I&, ynumM1) + gnew(I&, ynum) + gnew(I&, ynumM2) + gnew(I& - 1&, ynumM1) + gnew(I& + 1&, ynumM1) - gold(I&, ynumM1) - gold(I&, ynum) - gold(I&, ynumM2) - gold(I& - 1&, ynumM1) - gold(I& + 1&, ynumM1) If deltg <= 0# Then phiold(I&, ynumM1) = phinew(I&, ynumM1) gold(I&, ynumM1) = gnew(I&, ynumM1) gold(I&, ynum) = gnew(I&, ynum) gold(I&, ynumM2) = gnew(I&, ynumM2) gold(I& - 1&, ynumM1) = gnew(I& - 1&, ynumM1) gold(I& + 1&, ynumM1) = gnew(I& + 1&, ynumM1) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(I&, ynumM1) = phinew(I&, ynumM1) gold(I&, ynumM1) = gnew(I&, ynumM1) gold(I&, ynum) = gnew(I&, ynum) gold(I&, ynumM2) = gnew(I&, ynumM2) gold(I& - 1&, ynumM1) = gnew(I& - 1&, ynumM1) gold(I& + 1&, ynumM1) = gnew(I& + 1&, ynumM1) End If End If End Select Case Else Select Case I& Case 1& ’linker Rand ohne Ecken gnew(1&, j& - 1&) = K3half * ((phiold(2&, j& - 1&) - phiold(0&, j& - 1&)) / (a(2&, j& - 1&) - a(0&, j& - 1&)) - q0) ^2 + K1half * ((phinew(1&, j&) - phiold(1&, j& - 2&)) / (a(1&, j&) - a(1&, j& - 2&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(1&, j& - 1&)) gnew(1&, j&) = K3half * ((phiold(2&, j&) - phinew(1&, j&)) / (a(2&, j&) - a(0&, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(1&, j& + 1&) - phiold(1&, j& - 1&)) / (a(1&, j& + 1&) - a(1&, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phinew(1&, j&)) gnew(1&, j& + 1&) = K3half * ((phiold(2&, j& + 1&) - phiold(0&, j& + 1&)) / (a(2&, j& + 1&) - a(0&, j& + 1&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(1&, j& + 2&) - phinew(1&, j&)) / (a(1&, j& + 2&) - a(1&, j&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(1&, j& + 1&)) gnew(2&, j&) = K3half * ((phiold(3&, j&) - phinew(1&, j&)) / (a(3&, j&) - a(1&, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(2&, j& + 1&) - phiold(2&, j& - 1&)) / (a(2&, j& + 1&) - a(2&, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(2&, j&)) deltg = gnew(1&, j& - 1&) + gnew(1&, j&) + gnew(1&, j& + 1&) + gnew(2&, j&) - gold(1&, j& - 1&) - gold(1&, j&) - gold(1&, j& + 1&) - gold(2&, j&) If deltg <= 0# Then phiold(1&, j&) = phinew(1&, j&) phiold(0&, j&) = phinew(1&, j&) gold(1&, j& - 1&) = gnew(1&, j& - 1&) gold(1&, j&) = gnew(1&, j&) gold(1&, j& + 1&) = gnew(1&, j& + 1&) gold(2&, j&) = gnew(2&, j&) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(1&, j&) = phinew(1&, j&) phiold(1&, j&) = phinew(1&, j&) gold(1&, j& - 1&) = gnew(1&, j& - 1&) gold(1&, j&) = gnew(1&, j&) gold(1&, j& + 1&) = gnew(1&, j& + 1&) gold(2&, j&) = gnew(2&, j&) End If Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen End If Case znum ’rechter Rand ohne Ecken gnew(znum, j& - 1&) = K3half * ((phiold(znumP1, j& - 1&) - phiold(znumM1, j& - 1&)) / (a(znumP1, j& - 1&) - a(znumM1, j& - 1&)) - q0) ^2 + K1half * ((phinew(znum, j&) - phiold(znum, j& - 2&)) / (a(znum, j&) - a(znum, j& - 2&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znum, j& - 1&)) gnew(znum, j&) = K3half * ((phinew(znum, j&) - phiold(znumM1, j&)) / (a(znumP1, j&) - a(znumM1, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(znum, j& + 1&) - phiold(znum, j& - 1&)) / (a(znum, j& + 1&) - a(znum, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phinew(znum, j&)) gnew(znum, j& + 1&) = K3half * ((phiold(znumP1, j& + 1&) - phiold(znumM1, j& + 1&)) / (a(znumP1, j& + 1&) - a(znumM1, j& + 1&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(znum, j& + 2&) - phinew(znum, j&)) / (a(znum, j& + 2&) - a(znum, j&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znum, j& + 1&)) gnew(znumM1, j&) = K3half * ((phinew(znum, j&) - phiold(znumM2, j&)) / (a(znum, j&) - a(znumM2, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(znumM1, j& + 1&) - phiold(znumM1, j& - 1&)) / (a(znumM1, j& + 1&) - a(znumM1, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(znumM1, j&)) deltg = gnew(znum, j& - 1&) + gnew(znum, j&) + gnew(znum, j& + 1&) + gnew(znumM1, j&) - gold(znum, j& - 1&) - gold(znum, j&) - gold(znum, j& + 1&) - gold(znumM1, j&) If deltg <= 0# Then phiold(znum, j&) = phinew(znum, j&) phiold(znumP1, j&) = phinew(znum, j&) gold(znum, j& - 1&) = gnew(znum, j& - 1&) gold(znum, j&) = gnew(znum, j&) gold(znum, j& + 1&) = gnew(znum, j& + 1&) gold(znumM1, j&) = gnew(znumM1, j&) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(znum, j&) = phinew(znum, j&) phiold(znumP1, j&) = phinew(znum, j&) gold(znum, j& - 1&) = gnew(znum, j& - 1&) gold(znum, j&) = gnew(znum, j&) gold(znum, j& + 1&) = gnew(znum, j& + 1&) gold(znumM1, j&) = gnew(znumM1, j&) End If End If Case Else ’Alle Stützstellen, die nicht in der Nähe eines Randes liegen gnew(I&, j& - 1&) = K3half * ((phiold(I& + 1&, j& - 1&) - phiold(I& - 1&, j& - 1&)) / (a(I& + 1&, j& - 1&) - a(I& - 1&, j& - 1&)) - q0) ^2 + K1half * ((phinew(I&, j&) - phiold(I&, j& - 2&)) / (a(I&, j&) - a(I&, j& - 2&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I&, j& - 1&)) gnew(I& - 1&, j&) = K3half * ((phinew(I&, j&) - phiold(I& - 2&, j&)) / (a(I&, j&) - a(I& - 2&, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I& - 1&, j& + 1&) - phiold(I& - 1&, j& - 1&)) / (a(I& - 1&, j& + 1&) - a(I& - 1&, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I& - 1&, j&)) gnew(I&, j&) = K3half * ((phiold(I& + 1&, j&) - phiold(I& - 1&, j&)) / (a(I& + 1&, j&) - a(I& - 1&, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I&, j& + 1&) - phiold(I&, j& - 1&)) / (a(I&, j& + 1&) - a(I&, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phinew(I&, j&)) gnew(I& + 1&, j&) = K3half * ((phiold(I& + 2&, j&) - phinew(I&, j&)) / (a(I& + 2&, j&) - a(I&, j&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I& + 1&, j& + 1&) - phiold(I& + 1&, j& - 1&)) / (a(I& + 1&, j& + 1&) - a(I& + 1&, j& - 1&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I& + 1&, j&)) gnew(I&, j& + 1&) = K3half * ((phiold(I& + 1&, j& + 1&) - phiold(I& - 1&, j& + 1&)) / (a(I& + 1&, j& + 1&) - a(I& - 1&, j& + 1&)) - q0) ^2 + K1half * ((phiold(I&, j& + 2&) - phinew(I&, j&)) / (a(I&, j& + 2&) - a(I&, j&))) ^2 - PsE * Cos(phiold(I&, j& + 1&)) deltg = gnew(I&, j& - 1&) + gnew(I& - 1&, j&) + gnew(I&, j&) + gnew(I& + 1&, j&) + gnew(I&, j& + 1&) - gold(I&, j& - 1&) - gold(I& - 1&, j&) - gold(I&, j&) - gold(I& + 1&, j&) - gold(I&, j& + 1&) If deltg <= 0# Then phiold(I&, j&) = phinew(I&, j&) gold(I&, j& - 1&) = gnew(I&, j& - 1&) gold(I& - 1&, j&) = gnew(I& - 1&, j&) gold(I&, j&) = gnew(I&, j&) gold(I& + 1&, j&) = gnew(I& + 1&, j&) gold(I&, j& + 1&) = gnew(I&, j& + 1&) Else crit = Exp(-Beta * tf * deltg) If crit >= Rnd() Then phiold(I&, j&) = phinew(I&, j&) gold(I&, j& - 1&) = gnew(I&, j& - 1&) gold(I& - 1&, j&) = gnew(I& - 1&, j&) gold(I&, j&) = gnew(I&, j&) gold(I& + 1&, j&) = gnew(I& + 1&, j&) gold(I&, j& + 1&) = gnew(I&, j& + 1&) End If End If End Select End Select Next I& Next j& G = 0# For j& = 1& To ynum For I& = 1& To znum G = G + gold(I&, j&) ’Summiere die gesamte Freie Enthalpiedichte auf Next I& Next j& iter = iter + 1& ’Erhöhe den Iterationszähler um 1 GHist(iter) = G ’Schreibe momentanes g in GHist Loop Until iter = itmax ’Wiederhole bis itermax erreicht ist tbGlo.Text = Round(G, 2) ’Ausgabe deer letzten Freien Energiedichte MSChart1.RowCount = znum ’Plotte cosinus der letzten Lösung von phi (13 Zeilen) ReDim cphiold(1& To znum, 1& To ynum) scphi = 0 149 150 Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen MSChart1.ColumnCount = ynum For j& = 1 To ynum For I& = 1& To znum cphiold(I&, j&) = Cos(phiold(I&, j&)) scphi = scphi + cphiold(I&, j&) MSChart1.Column = j& MSChart1.Row = I& MSChart1.Data = 2 * (j& - 1&) + cphiold(I&, j&) Next I& Next j& Py = (-Ps / (znum + ynum)) * scphi ’Berechne netto-Ps der simulierten Probe Pyd = Py * 100000# tbPy.Text = Round(Pyd, 4) MSChart2.RowCount = itmax ’Plotte GHist (5 Zeilen) For I& = 1 To itmax MSChart2.Row = I& MSChart2.Data = GHist(I&) Next I& End Sub ’Unterroutine ”Help”, zum Aufrufen der Hilfedatei: Private Sub mnuInfoHelp Click() frmHelpSt.Show End Sub ’Funktion ”Number of Bits Needed”, zur Prüfung, wieviele Bits für die Stützstellen benötigt werden: Function NumberOfBitsNeeded(PowerOfTwo As Long) As Byte Dim I As Byte For I = 0 To 16 If (PowerOfTwo And (2 ^I)) <> 0 Then NumberOfBitsNeeded = I Exit Function End If Next End Function ’Funktion ”IsPowerOfTwo”, zur Prüfung, ob die Zahl der Stützstellen eine Potenz von 2 ist: Function IsPowerOfTwo(X As Long) As Boolean If (X < 2) Then IsPowerOfTwo = False: Exit Function If (X And (X - 1)) = False Then IsPowerOfTwo = True End Function ’Funktion ”ReverseBits”, zur Durchführung des Bit-Reversals bei der schnellen Fouriertransformation (zur Eliminierung von Redundanzen): Function ReverseBits(ByVal Index As Long, NumBits As Byte) As Long Dim I As Byte, Rev As Long For I = 0 To NumBits - 1 Rev = (Rev * 2) Or (Index And 1) Index = Index / 2 Next ReverseBits = Rev End Function ’Unterroutine ”FFT”, zur Durchführung einer schnellen Fourier-Transformation: Private Sub FFT() Dim RealIn() As Double Dim ImagIn() As Double Dim AngleNumerator As Double Dim NumBits As Byte, I As Long, j As Long, K As Long, n As Long, BlockSize As Long, BlockEnd As Long Dim DeltaAngle As Double, DeltaAr As Double Dim Alpha As Double, Beta As Double Dim TR As Double, TI As Double, AR As Double, AI As Double Dim f As Long Dim FKsum As Double Dim psum As Double Dim FKmax As Double Dim Indmax As Long Dim hnoq As Double ReDim ImagIn(0& To znumM1) ReDim RealIn(0& To znumM1) ReDim RealOut(0& To znumM1) ReDim ImagOut(0& To znumM1) ReDim FKOut(1& To znumH) For f = 0 To znumM1 RealIn(f) = cphiold(f + 1, ynumH) Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen 151 ImagIn(f) = 0 ’Modulation ist reell -> Imaginärteil = 0 Next f AngleNumerator = 2# * cPI If (IsPowerOfTwo(znum) = False) Or (znum < 2) Then Call MsgBox(’’No. of z is ’’ + CStr(znum) + ’’, which is not a positive integer power of two.’’, , ’’Error!’’) Exit Sub End If NumBits = NumberOfBitsNeeded(znum) For I = 0 To (znumM1) ’Bit-Reversal der schnellen Fouriertransformation (5 Zeilen) j = ReverseBits(I, NumBits) RealOut(j) = RealIn(I) ImagOut(j) = ImagIn(I) Next BlockEnd = 1 ’Fouriertransformation (30 Zeilen) BlockSize = 2 Do While BlockSize <= znum DeltaAngle = AngleNumerator / BlockSize Alpha = Sin(0.5 * DeltaAngle) Alpha = 2# * Alpha * Alpha Beta = Sin(DeltaAngle) I = 0 Do While I < znum AR = 1# AI = 0# j = I For n = 0 To BlockEnd - 1 K = j + BlockEnd TR = AR * RealOut(K) - AI * ImagOut(K) TI = AI * RealOut(K) + AR * ImagOut(K) RealOut(K) = RealOut(j) - TR ImagOut(K) = ImagOut(j) - TI RealOut(j) = RealOut(j) + TR ImagOut(j) = ImagOut(j) + TI DeltaAr = Alpha * AR + Beta * AI AI = AI - (Alpha * AI - Beta * AR) AR = AR - DeltaAr j = j + 1 Next I = I + BlockSize Loop BlockEnd = BlockSize BlockSize = BlockSize * 2 Loop MSChart3.RowCount = (znumH) ’Plotte den Betrag der Fourierkoeffizienten (10 Zeilen) MSChart3.ColumnCount = 1 MSChart3.Column = 1 For f = 1 To (znumH) MSChart3.Row = f RealOut(f) = 2 * RealOut(f) / znum ImagOut(f) = 2 * ImagOut(f) / znum FKOut(f) = Sqr((RealOut(f) ^2) + (ImagOut(f) ^2)) MSChart3.Data = FKOut(f) Next f hno = znum / zpp hnoq = hno / 4 zdim = hno * p0 FKsum = 0 psum = 0 Indmax = 0 FKmax = 0 ReDim Ffreq(1& To (znumH)) For f = 1 To znumH Ffreq(f) = f / zdim ’Berechne die Raumfrequenzen im Fourierraum If FKOut(f) > FKmax Then ’Suche den maximalen Fourierkoeffizienten (4 Zeilen) Indmax = f FKmax = FKOut(f) End If Next f If (Indmax - hnoq) > 0 And (Indmax + hnoq) < znumH Then For f = Indmax - hnoq To Indmax + hnoq FKsum = FKsum + FKOut(f) ’Summiere die Fourierkoeffizienten um den Fourierkoeffizienten mit dem maximalen Wert auf psum = psum + (FKOut(f) * zdim / f) ’Berechne die Summe der nach Fourierkoeffizienten gewichteten pitches Next f pavg = psum * 1000000 / FKsum ’Berechne Durchschnittspitch aus Fourierkoeffizienten ppeak = zdim * 1000000 / Indmax ’Berechne pitch für maximalen Fourierkoeffizienten tbpavg.Text = Round(pavg, 3) tbppeak.Text = Round(ppeak, 3) End If End Sub Der hier angegebene Programmcode ist derjenige, der für die in Kapitel 4.7 dargestellten Arbeiten verwendet wurde. Er trägt die Versionsnummer 1.6. Eine Übersicht über die 152 Programmcode der 2D-Monte-Carlo Simulationen Änderungen in den einzelnen Versionen ist in Tab. A.1 gegeben. Tab. A.1: Übersicht über die Änderungen in den jeweiligen Versionen der zweidimensionalen Monte-Carlo-Simulation. Version 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Änderungen gegenüber vorheriger Version Ausgangssimulation mit Randbedingungen, 2D-Modulationsanzeige, ohne Export Randbedingungen entfernt, 3D-Modulationsanzeige Randbedingungen, Exportmöglichkeit, netto-Ps eingefügt, 2D-Modulationsanzeige Randbedingungen geändert, E zwischen Iterationsschritten nun änderbar Randbedingungen geändert, Bedienfeld angepaßt, Hilfefeld hinzugefügt Möglichkeit zur Einstellung des Substrateinflusses durch Benutzer 1D-Fouriertransformation, Helixpitch-Anzeige, Möglichkeit der Speicherung der Fourierkoeffizienten hinzugefügt, Bedienfeld angepaßt B. Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente In Kapitel 4.2.2 wurde darauf hingewiesen, daß im Rahmen dieser Arbeit zur digitalen Auswertung der Lichtbeugungsexperimente Routinen für das Programm MatLab Student Version Release 13 mit der Erweiterung Image Processing Toolbox der Firma The MathWorks (USA) entwickelt wurden. In Tab. B.1 ist eine Übersicht über diese Routinen dargestellt. Tab. B.1: Übersicht über eigene MatLab - Routinen zur Erleichterung der Auswertung von Laserlichtbeugungsexperimenten. Routine arot ascf aev aevc ip ipf cblk Beschreibung Automatische Rotation des Beugungsmusters, so daß sich die Beugungsmaxima in einer horizontalen Linie befinden Automatische Berechnung des Skalierungsfaktors aus dem Beugungsgitter Automatische Bestimmung des Abstandes (in Pixeln) zwischen Beugungsmaxima derselben Ordnung Automatische, kalibrierte Bestimmung des Helixpitches (in µm) für eine Beugungsordnung Erzeugung des Intensitätsprofils des Beugungsmusters Erzeugung des gefilterten Intensitätsprofils des Beugungsmusters Abdeckung von Beugungsmaxima, die für die Auswertung anderer Beugungsordnungen hinderlich sind Automatische Rotation (arot) Um das Beugungsmuster automatisch in die richtige Position zu bringen, so daß sich die Beugungsmaxima in einer horizontalen Linie des Beugungsbilds befinden, wird von der Routine arot in zwei vom Benutzer vorzugebenden Bereichen das jeweils hellste Pixel (also der Punkt mit der höchsten Lichtintensität) in den addierten Farbbereichen ”Rot”, ”Grün” und ”Blau” gesucht. Mit Hilfe der Koordinaten (x1 , y1 ) und (x2 , y2 ) dieser beiden Punkte, die dem Maximum der Beugungsintensität derselben Ordnung entsprechen, kann die Routine nun den Winkel γk , um den das Beugungsmuster gedreht werden muß, gemäß: 154 Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente −1 γk = tan (y1 + y2 ) x1 + x2 − y1 / − x1 2 2 (B.1) berechnen. Anschließend führt die Routine eine Drehung um diesen Winkel γk aus. Die Routine wird mit der Kommandozeile: arot(Image) aufgerufen, wobei Image die zu drehende Beugungsaufnahme in Matrixdarstellung ist. Der MatLab - Programmcode für die Routine arot lautet: function [autorotation] = arot(a) [m,n,o]=size(a) a1=imcrop(a) a2=imcrop(a) [m1,n1,o1]=size(a1) [m2,n2,o2]=size(a2) a1r=a1(:,:,1) a1g=a1(:,:,2) a1b=a1(:,:,3) a1rd=double(a1r) a1gd=double(a1g) a1bd=double(a1b) a1rgb=a1rd+a1gd+a1bd a2r=a2(:,:,1) a2g=a2(:,:,2) a2b=a2(:,:,3) a2rd=double(a2r) a2gd=double(a2g) a2bd=double(a2b) a2rgb=a2rd+a2gd+a2bd [v1,w1]=max(a1rgb) [z1,x1]=max(v1) y1=w1(1,x1) [v2,w2]=max(a2rgb) [z2,xh2]=max(v2) y2=w2(1,xh2) x2=xh2+n-n2 alp=atan(((y1+y2)/2-y1)/((x1+x2)/2-x1)) alph=((alp*360)/(2*3.1416)) assignin(’caller’,’alpha’,alph) brot=imrotate(a,alph) assignin(’caller’,’b’,brot) imshow(brot) Bestimmung des Skalierungsfaktors (ascf) Um aus den Abständen der Beugungsmaxima im Beugungsmuster einer Probe deren helikale Periodizität zu berechnen, muß dieser Abstand, wie in Kapitel 4.2.2 beschrieben, zunächst kalibriert werden. Die Routine ascf bestimmt hierzu automatisch den Skalierungsfaktor aus einer Aufnahme des Beugungsbilds des kommerziellen Beugungsgitters. Dazu wird wiederum in zwei vom Benutzer vorzugebenden Bereichen das jeweils hellste Pixel gesucht. Diese beiden Pixel befinden sich auf der selben Linie (der selben y-Koordinate, durch Anwendung der Routine arot). Aus den x-Koordinaten kann der Abstand ∆xG,n (in Pixeln) der Beugungsmaxima der selben Ordnung n im aufgenommenen Beugungsmuster berechnet werden, der dem realen Abstand ∆xG,n der Beugungsmaxima (in mm) auf dem Schirm: ∆xG,n = tan sin −1 n·λ pG · 2dGS (B.2) entspricht. Gleichung B.2 folgt unmittelbar aus Gleichungen 4.2 und 4.3. Die Periodi- Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente 155 zität des verwendeten Beugungsgitters betrug im vorliegenden Fall stets pG = 20 µm. Ist dGS , der Abstand zwischen Beugungsitter und Beugungsschirm bekannt, kann ∆xG,n berechnet werden. Der Skalierungsfaktor scf , der Quotient aus dem realen, berechneten Abstand ∆xG,n und dem Abstand ∆xG,n im Beugungsbild, ist nun das Maß, um aus den Abständen ∆xn in den aufgenommenen Beugungsbildern die realen Abstände ∆xn auf dem Beugungsschirm und damit die helikale Periodizität der Probe zu berechnen. Der Vorteil dieser Art der Kalibration liegt in ihrer Unabhängigkeit von Parametern wie dem Vergrößerungsfaktor der Digitalkamera oder dem Abstand der Kamera zum Schirm, da diese zwischen Kalibration und Messung einer Probe nicht verändert werden. Routine ascf, die durch die Kommandozeile: ascf(Image, m, n) aufgerufen wird, berechnet den Skalierungsfaktor scf und gibt diesen aus. Hierbei ist Image die Aufnahme des Beugungsmusters des Kalibrationsgitters in Matrixdarstellung, m ein Maß für den Abstand des Gitters zum Schirm und n die betrachtete Beugungsordnung. Der MatLab - Programmcode für die Routine ascf lautet: function [autoscf] = ascf(b,ml,no) [m,n,o]=size(b) b1=imcrop(b) assignin(’caller’,’ba’,b1) b2=imcrop(b) assignin(’caller’,’bb’,b2) [m1,n1,o1]=size(b1) [m2,n2,o2]=size(b2) b1r=b1(:,:,1) b1g=b1(:,:,2) b1b=b1(:,:,3) b1rd=double(b1r) b1gd=double(b1g) b1bd=double(b1b) b1rgb=b1rd+b1gd+b1bd b2r=b2(:,:,1) b2g=b2(:,:,2) b2b=b2(:,:,3) b2rd=double(b2r) b2gd=double(b2g) b2bd=double(b2b) b2rgb=b2rd+b2gd+b2bd [v1,w1]=max(b1rgb) [z1,x1]=max(v1) y1=w1(1,x1) [v2,w2]=max(b2rgb) [z2,xh2]=max(v2) y2=w2(1,xh2) x2=xh2+n-n2 deltx=x2-x1 assignin(’caller’,’zx’,deltx) dgs=ml*25+57.9 scfac=(2*dgs*tan(asin(no*0.03164)))/deltx assignin(’caller’,’scalef’,scfac) Bestimmung des Beugungsabstandes (aev) Die Bestimmung des Abstandes ∆xn zwischen zwei Beugungsmaxima derselben Ordnung n in einer Beugungsaufnahme kann mit Hilfe der Routine aev durchgeführt werden. Hierbei wird wiederum in zwei vom Benutzer vorzugebenden Bereichen das jeweils hellste Pixel gesucht. Aus den x-Koordinaten dieser beiden Punkte wird deren Abstand (in Pixeln) berechnet, sofern sich die Punkte bereits in der selben Linie befinden. Die Routine wird mit 156 Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente der Kommandozeile: aev(Image) aufgerufen, wobei Image die Aufnahme des Beugungsmusters in Matrixdarstellung ist, von der der Abstand der Beugungsmuster bestimmt werden soll. Der MatLab - Programmcode für die Routine aev lautet: function [autoevaluation] = aev(b) [m,n,o]=size(b) b1=imcrop(b) assignin(’caller’,’ba’,b1) b2=imcrop(b) assignin(’caller’,’bb’,b2) [m1,n1,o1]=size(b1) [m2,n2,o2]=size(b2) b1r=b1(:,:,1) b1g=b1(:,:,2) b1b=b1(:,:,3) b1rd=double(b1r) b1gd=double(b1g) b1bd=double(b1b) b1rgb=b1rd+b1gd+b1bd b2r=b2(:,:,1) b2g=b2(:,:,2) b2b=b2(:,:,3) b2rd=double(b2r) b2gd=double(b2g) b2bd=double(b2b) b2rgb=b2rd+b2gd+b2bd [v1,w1]=max(b1rgb) [z1,x1]=max(v1) y1=w1(1,x1) [v2,w2]=max(b2rgb) [z2,xh2]=max(v2) y2=w2(1,xh2) x2=xh2+n-n2 deltx=x2-x1 assignin(’caller’,’zx’,deltx) assignin(’caller’,’I1’,z1) assignin(’caller’,’I2’,z2) Kalibrierte Bestimmung des Beugungsabstandes (aevc) Will man aus einer Beugungsmusteraufnahme die Periodizität p der Modulation des Brechungsindexes der Probe bestimmen, kann man mit Hilfe der Routine aev den Abstand ∆xn der Beugungsmaxima bestimmen, diesen mit dem zuvor bestimmten Skalierungsfaktor scf in den tatsächlichen Abstand ∆xn auf dem Schirm umrechnen und in die Gleichung: p= n·λ , sin (tan (∆xn /2dCS )) −1 (B.3) welche aus Gleichungen 4.2 und 4.3 folgt, einsetzen. Der Abstand der Flüssigkristallzelle (cell) zum Schirm ist dabei als dCS gegeben. Die Routine aevc übernimmt alle diese Schritte und gibt bei Eingabe der Kommandozeile: aevc(Image, scf, m, n) die Periodizität der Probe aus. Dabei stellt Image die Aufnahme des Beugungsmusters der Probe in Matrixdarstellung, m ein Maß für den Abstand der Probe zum Beugungsschirm und n die betrachtete Beugungsordnung dar. Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente 157 Der MatLab - Programmcode für die Routine aevc lautet: function [autoevaluationwcal] = aevc(b,scale,mloch,nor) [m,n,o]=size(b) b1=imcrop(b) assignin(’caller’,’ba’,b1) b2=imcrop(b) assignin(’caller’,’bb’,b2) [m1,n1,o1]=size(b1) [m2,n2,o2]=size(b2) b1r=b1(:,:,1) b1g=b1(:,:,2) b1b=b1(:,:,3) b1rd=double(b1r) b1gd=double(b1g) b1bd=double(b1b) b1rgb=b1rd+b1gd+b1bd b2r=b2(:,:,1) b2g=b2(:,:,2) b2b=b2(:,:,3) b2rd=double(b2r) b2gd=double(b2g) b2bd=double(b2b) b2rgb=b2rd+b2gd+b2bd [v1,w1]=max(b1rgb) [z1,x1]=max(v1) y1=w1(1,x1) [v2,w2]=max(b2rgb) [z2,xh2]=max(v2) y2=w2(1,xh2) x2=xh2+n-n2 deltx=x2-x1 assignin(’caller’,’zx’,deltx) assignin(’caller’,’I1’,z1) assignin(’caller’,’I2’,z2) dcs=25.3+(mloch*25) pit=(nor*0.6328)/(sin(atan((deltx*scale)/(2*dcs)))) assignin(’caller’,’p’,pit) Erzeugung des Intensitätsprofils (ip) In wenigen Fällen kann es vorkommen, daß die Methode über die Auswahl des hellsten Pixels - wie mittels Routine aevc - zu unklaren Ergebnissen führt. Die Ursache hierfür kann beispielsweise ein durch Streuung hervorgerufener anormal heller Punkt in der Nähe des eigentlichen Diffraktionsmaximums sein. Zur Überprüfung ist in diesem Fall die Periodizität über die Erzeugung des Intensitätsprofils des Beugungsmusters zu berechnen. Mit Hilfe der Routine ip kann der Benutzer den Bereich auswählen, über den die Aufsummierung der Intensitäten erfolgen soll. Die Erzeugung eines Intensitätsprofils kann über die Kommandozeile: ip(Image) aufgerufen werden. Hierbei ist Image das Beugungsmuster in Matrixdarstellung für welches das Intensitätsprofil erzeugt werden soll. Der MatLab - Programmcode für die Routine ip lautet: function [intensprof] = ip(x) x1=imcrop(x) lin=sum(x1) line=lin(1,:,1)+lin(1,:,2)+lin(1,:,3) [m,n]=size(line) f=(1:n) figure, plot(f,line(1,1:n)) assignin(’caller’,’prof’,line) 158 Programmcode der Routinen zur Auswertung der Lichtbeugungsexperimente Erzeugung des gefilterten Intensitätsprofils (ipf) Diffuse Streuung, die bei jedem Beugungsexperiment einer flüssigkristallinen Probe entsteht, da flüssigkristalline Proben nie eine perfekte Ordnung wie ein Kristall aufweisen, kann unter Umständen zu einem schlechten Signal-zu-Rausch-Verhältnis des Intensitätsprofils führen. Um dieses Verhältnis zu verbessern, kann die Routine ipf die Intensitätsdaten zuvor mit Hilfe der MatLab-eigenen Funktion imfilter filtern. Die Routine wird mit der Kommandozeile: ipf(Image, F ilter) aufgerufen, wobei Image das Beugungsmuster in Matrixdarstellung ist, für welches das Intensitätsprofil erzeugt werden soll und F ilter eine Zahl, die das Ausmaß der Filterung festlegt. Der MatLab - Programmcode für die Routine ipf lautet: function [intensprofwfilt] = ipf(x,nro) x1=imcrop(x) g=ones(1,nro)/25 x2=imfilter(x1,g) lin=sum(x2) line=lin(1,:,1)+lin(1,:,2)+lin(1,:,3) [m,n]=size(line) f=(1:n) figure, plot(f,line(1,1:n)) assignin(’caller’,’prof’,line) Abdeckung von Beugungsmaxima (cblk) Aufgrund der Art und Weise, wie mit Hilfe der oben genannten Routinen Bereiche aus den Beugungsaufnahmen ausgewählt werden, in denen eine Operation durchgeführt werden soll, kann es vorkommen, daß man eine zu betrachtende Beugungsordnung nur mit einer anderen Beugungsordnung zusammen auswählen kann. Um dies zu Verhindern, kann man mit Hilfe der Routine cblk zunächst nicht betrachtete Beugungsordnungen abdecken, bevor man mit anderen Routinen die Beugungsordnungen, welche von Interesse sind, untersucht. Die Routine wird mittels der Kommandozeile: cblk(Image) aufgerufen, wobei Image die Beugungsaufnahme in Matrixdarstellung darstellt. Der MatLab - Programmcode für die Routine cblk lautet: function [makecolblack] = cblk(a) g1=imcrop(a) g2=imcrop(a) g3=imcrop(a) g4=imcrop(a) [m,n1,o]=size(g1) [m,n2,o]=size(g2) [m,n3,o]=size(g3) [m,n4,o]=size(g4) cn=a cn(:,n1:n2,:)=0 cn(:,n3:n4,:)=0 imshow(cn) assignin(’caller’,’c’,cn) C. Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren Ob des Umfangs der Daten, werden im folgenden lediglich die für die Arbeit relevanten Parameter aus den Anpassungen der erhaltenen dielektrischen Spektren untersuchter Substanzen aufgelistet. Diese sind für die Untersuchungen der helikalen Direktormodulation von FLCs aus Kapitel 4.4 die dielektrische Suszeptibilität χGM , Absorptionsfrequenz fGM und symmetrischer Verbreiterungsparameter αGM der Phasen- oder Goldstonemode dieser Materialien, für die Untersuchungen der Tiltwinkelfluktuationen von AFLCs aus Kapitel 5.2 die entsprechenden Größen χs , fs und αs der Amplituden- oder Softmoden der untersuchten Substanzen. Zusätzlich erhält man aus den Anpassungen noch die dielektrische Suszeptibilität χIT O und Absorptionsfrequenz fGM der Zellrelaxation, sowie die Leitfähigkeit σ0 der untersuchten Probe und darüber hinaus im Falle der SmC*-Phasen bei Temperaturen nahe des Übergangs zur SmA*-Phasen die entsprechenden Größen χs , fs und αs der Amplitudenmoden. Da Leitfähigkeit, Zellrelaxation und Amplitudenmode der SmC*-Phase jedoch nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit waren, wird auf deren Angabe an dieser Stelle verzichtet. Die Relaxationszeiten τ aller untersuchten Relaxationsprozesse kann direkt aus der Absorptionsfrequenz mittels τ = 1/ (2πf ) berechnet werden. Parameter aus den Anpassungen für die Phasenmoden der SmC*-Phase Die hier aufgelisteten Parameter für die Phasenmoden in der SmC*-Phase wurden für jede angelegte Gleichspannung UDC aus der Anpassung des jeweiligen dielektrischen Spektrums über jeweils 81 verschiedene Frequenzen in einem Frequenzbereich von 100 Hz bis 1 MHz ermittelt. Die dielektrischen Spektren der Substanzen wurden jeweils in Meßzellen mit einer Dicke von d = 50 µm aufgenommen. 160 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren Felix 017/100 UDC / V 0.00 0.50 1.00 1.50 2.00 2.50 3.00 3.50 4.00 4.50 5.00 5.50 6.00 6.50 7.00 7.50 8.00 8.50 9.00 9.50 10.00 12.00 14.00 16.00 18.00 χGM fGM / Hz 19.11 745 18.90 773 18.90 772 18.75 765 18.33 772 17.43 804 17.52 753 16.47 772 14.82 830 13.27 869 11.92 884 10.91 843 9.16 926 8.23 892 7.39 865 6.35 917 5.92 846 5.26 863 4.64 903 4.14 944 3.92 895 2.86 1053 2.12 1216 1.79 1180 1.62 1069 αGM 0.23 0.23 0.23 0.23 0.23 0.22 0.24 0.24 0.23 0.23 0.23 0.25 0.24 0.25 0.26 0.25 0.27 0.27 0.26 0.26 0.27 0.24 0.24 0.25 0.26 UDC / V 0.25 0.75 1.25 1.75 2.25 2.75 3.25 3.75 4.25 4.75 5.25 5.75 6.25 6.75 7.25 7.75 8.25 8.75 9.25 9.75 11.00 13.00 15.00 17.00 20.00 χGM fGM / Hz 19.09 758 19.31 744 18.73 778 18.59 768 17.33 832 16.89 826 16.86 775 15.13 847 14.22 830 12.94 839 11.49 855 10.20 860 8.74 901 7.71 895 7.24 799 5.56 1039 5.20 963 5.00 861 4.50 884 3.90 972 3.43 941 2.56 1042 2.00 1147 1.70 1127 1.30 1285 αGM 0.23 0.23 0.22 0.23 0.22 0.22 0.24 0.22 0.23 0.24 0.24 0.25 0.25 0.25 0.27 0.22 0.25 0.26 0.26 0.25 0.26 0.26 0.24 0.24 0.23 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren 161 Felix 017/100 in Glymo-Zelle UDC / V χGM fGM / Hz 0.0 11.81 419 0.4 11.75 349 0.8 9.24 390 1.2 5.54 522 1.6 4.29 548 2.0 5.36 269 2.4 2.75 615 2.8 2.75 472 3.2 2.61 380 3.6 1.94 508 4.0 2.91 157 4.4 1.92 279 4.8 1.72 287 5.2 0.67 1437 5.6 0.82 895 6.0 0.63 1305 6.4 0.51 1737 6.8 0.42 2063 7.2 0.38 2220 7.6 0.35 2469 8.0 0.36 2488 8.4 0.32 3110 8.8 0.30 3324 9.2 0.28 3846 9.6 0.29 3608 10.0 0.23 3984 12.0 0.18 5643 14.0 0.15 7015 16.0 0.13 8612 18.0 0.13 9207 20.0 0.11 10339 22.0 0.10 12168 24.0 0.13 21439 26.0 0.08 24181 28.0 0.08 14851 30.0 0.13 33567 αGM 0.21 0.23 0.23 0.19 0.19 0.29 0.19 0.27 0.33 0.31 0.41 0.41 0.40 0.14 0.32 0.23 0.21 0.17 0.18 0.17 0.25 0.26 0.25 0.26 0.29 0.20 0.16 0.17 0.16 0.21 0.13 0.15 0.28 0.01 0.10 0.29 UDC / V 0.2 0.6 1.0 1.4 1.8 2.2 2.6 3.0 3.4 3.8 4.2 4.6 5.0 5.4 5.8 6.2 6.6 7.0 7.4 7.8 8.2 8.6 9.0 9.4 9.8 11.0 13.0 15.0 17.0 19.0 21.0 23.0 25.0 27.0 29.0 χGM fGM / Hz 13.15 316 9.45 427 6.74 511 5.00 508 5.79 277 2.96 629 3.26 403 1.71 903 1.92 620 3.86 98 1.60 509 1.53 435 2.00 163 0.56 1747 0.73 1076 0.60 1365 0.48 1801 0.43 1935 0.38 2201 0.35 2345 0.36 2618 0.31 3074 0.29 3622 0.36 2533 0.26 3497 0.22 4273 0.17 6120 0.15 7356 0.14 8276 0.11 10280 0.10 11177 0.10 12140 0.11 21260 0.10 14941 0.10 25454 αGM 0.24 0.21 0.19 0.21 0.28 0.20 0.28 0.16 0.27 0.42 0.33 0.36 0.45 0.08 0.32 0.26 0.19 0.22 0.18 0.21 0.28 0.24 0.26 0.42 0.27 0.24 0.17 0.18 0.20 0.11 0.09 0.10 0.20 0.20 0.17 162 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren FLC 6430 UDC / V 0.0 0.4 0.8 1.2 1.6 2.0 2.4 2.8 3.2 3.6 4.0 4.4 4.8 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 χGM fGM / Hz 95.76 1282 95.87 1258 84.38 1272 25.45 1835 17.13 1821 10.61 2145 6.17 3041 4.33 3517 3.20 4071 2.44 4939 2.03 5191 1.52 6561 1.32 7035 1.43 8325 0.64 11930 0.60 13510 0.52 15266 0.47 18242 αGM 0.12 0.12 0.12 0.20 0.23 0.23 0.22 0.22 0.22 0.18 0.15 0.18 0.20 0.26 0.17 0.22 0.22 0.27 UDC / V 0.2 0.6 1.0 1.4 1.8 2.2 2.6 3.0 3.4 3.8 4.2 4.6 5.0 6.5 7.5 8.5 9.5 χGM fGM / Hz 95.70 1276 93.42 1264 47.20 1375 20.05 1943 13.27 2004 7.79 2728 5.13 3264 3.63 3904 2.73 4547 2.17 5371 2.15 4184 1.43 6610 2.17 7508 0.79 9171 0.56 13110 0.58 13925 0.51 15508 αGM 0.12 0.12 0.17 0.21 0.24 0.22 0.22 0.21 0.20 0.22 0.23 0.20 0.33 0.12 0.16 0.25 0.27 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren 163 ZLI 4655 UDC / V 0.2 0.6 1.0 1.4 1.8 2.2 2.6 3.0 3.4 3.8 4.2 4.6 5.0 5.4 5.8 6.2 6.6 7.0 7.4 7.8 8.2 8.6 9.0 9.4 9.8 11.0 13.0 15.0 17.0 19.0 χGM fGM / Hz 47.03 288 34.65 266 23.60 308 17.35 325 12.64 369 10.37 350 6.94 554 5.03 790 4.76 687 3.68 939 3.44 893 2.96 1031 2.66 1098 2.12 1543 1.87 1755 1.66 1998 1.49 2207 1.34 2439 1.31 2443 1.41 2040 1.56 1538 1.62 1302 1.65 1144 1.13 2406 1.70 887 1.10 2177 0.97 2360 0.65 4194 0.71 3300 0.50 5186 αGM 0.22 0.27 0.28 0.31 0.32 0.36 0.34 0.31 0.35 0.33 0.35 0.34 0.35 0.30 0.29 0.27 0.26 0.22 0.25 0.32 0.40 0.42 0.45 0.30 0.49 0.38 0.42 0.29 0.38 0.25 UDC / V 0.4 0.8 1.2 1.6 2.0 2.4 2.8 3.2 3.6 4.0 4.4 4.8 5.2 5.6 6.0 6.4 6.8 7.2 7.6 8.0 8.4 8.8 9.2 9.6 10.0 12.0 14.0 16.0 18.0 20.0 χGM fGM / Hz 40.70 286 28.40 286 19.95 322 12.89 445 10.18 454 8.00 489 6.42 546 5.69 530 4.49 676 3.61 880 3.21 946 3.81 508 2.19 1527 1.98 1653 1.89 1635 1.57 2074 1.42 2351 1.49 2030 1.57 1722 1.28 2299 1.11 2823 1.09 2805 1.01 3014 0.92 3235 1.61 998 0.77 3568 0.82 2894 0.73 3149 0.54 4694 0.52 4735 αGM 0.24 0.28 0.29 0.29 0.32 0.34 0.35 0.37 0.37 0.35 0.34 0.45 0.28 0.30 0.31 0.25 0.25 0.31 0.38 0.29 0.25 0.26 0.26 0.20 0.49 0.22 0.34 0.35 0.25 0.27 164 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren DA7 UDC / V 0.2 0.6 1.0 1.4 1.8 2.2 2.6 3.0 3.4 3.8 4.2 4.6 5.0 5.4 5.8 6.2 6.6 7.0 7.4 7.8 8.2 8.6 9.0 9.4 9.8 11.0 13.0 15.0 17.0 19.0 21.0 23.0 25.0 27.0 29.0 χGM 250 257 261 261 263 258 255 252 255 251 248 243 237 225 208 178 150 118 93.1 68.0 52.9 43.1 37.3 33.3 29.6 21.3 13.9 9.62 6.83 5.92 3.29 1.75 1.24 2.06 1.71 fGM / Hz 1254 1212 1188 1184 1170 1194 1206 1219 1186 1195 1193 1206 1212 1218 1256 1397 1539 1734 1892 2199 2425 2664 2772 2822 2891 3041 3282 3669 4174 4727 4683 4650 5227 9191 9617 αGM 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.04 0.04 0.04 0.05 0.04 0.05 0.05 0.05 0.05 0.04 0.04 0.04 0.08 0.11 0.15 0.19 0.21 0.23 0.24 0.26 0.29 0.34 0.36 0.45 0.29 0.12 0.05 0.31 0.28 UDC / V χGM 0.4 255 0.8 260 1.2 262 1.6 261 2.0 260 2.4 258 2.8 258 3.2 254 3.6 255 4.0 249 4.4 245 4.8 239 5.2 232 5.6 215 6.0 191 6.4 174 6.8 134 7.2 105 7.6 77.6 8.0 60.0 8.4 48.0 8.8 39.8 9.2 35.4 9.6 31.3 10.0 26.6 12.0 17.0 14.0 11.1 16.0 7.61 18.0 4.24 20.0 2.57 22.0 1.98 24.0 1.92 26.0 1.04 28.0 1.12 30.0 1.33 fGM / Hz 1226 1196 1180 1187 1189 1195 1187 1198 1182 1203 1200 1210 1217 1246 1332 1382 1622 1820 2078 2306 2500 2737 2755 2870 2926 3198 3483 3780 3762 3920 4589 6218 5268 6377 8084 αGM 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.04 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.05 0.04 0.05 0.04 0.06 0.10 0.14 0.19 0.20 0.22 0.23 0.22 0.28 0.29 0.32 0.22 0.14 0.13 0.19 0.00 0.09 0.21 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren 165 Parameter aus den Anpassungen für die Amplitudenmoden der SmCA *-SmC*-Übergänge Die hier aufgelisteten Parameter für die Amplitudenmoden am Übergang zwischen der SmCA *- und SmA*-Phase wurden für jede Probentemperatur T aus der Anpassung des jeweiligen dielektrischen Spektrums über jeweils 81 verschiedene Frequenzen in einem Frequenzbereich von 100 Hz bis 1 MHz ermittelt. Die dielektrischen Spektren der Substanzen wurden in Meßzellen mit einer Dicke von d = 10 µm (3M FLC und D11) bzw. d = 11.75 µm aufgenommen. 3M AFLC T / ◦C 60.0 59.0 58.0 57.0 56.0 55.0 54.0 53.6 53.2 52.8 52.4 52.0 51.6 51.2 50.5 49.5 48.5 47.5 46.5 45.5 44.5 43.5 42.5 41.5 40.5 39.5 38.5 χs 1.619 1.892 2.362 3.316 5.170 8.931 17.420 22.880 37.000 58.078 30.659 8.190 5.717 4.884 3.792 3.210 2.924 2.708 2.716 2.594 2.498 2.554 2.457 2.458 2.448 2.489 2.539 fs / Hz 1.092·106 7.889·105 5.286·105 3.489·105 2.145·105 1.125·105 5.091·104 3.960·104 2.106·104 1.241·104 1.367·104 6.910·104 1.005·105 1.180·105 1.541·105 1.783·105 1.966·105 2.082·105 2.223·105 2.273·105 2.310·105 2.366·105 2.358·105 2.351·105 2.362·105 2.348·105 2.347·105 αs 0.06 0.05 0.01 0.02 0.02 0.00 0.00 0.04 0.03 0.01 0.20 0.14 0.12 0.12 0.17 0.14 0.14 0.13 0.17 0.17 0.16 0.19 0.18 0.19 0.19 0.21 0.23 T / ◦C 59.5 58.5 57.5 56.5 55.5 54.5 53.8 53.4 53.0 52.6 52.2 51.8 51.4 51.0 50.0 49.0 48.0 47.0 46.0 45.0 44.0 43.0 42.0 41.0 40.0 39.0 38.0 χs 1.664 2.145 2.853 4.220 6.751 15.188 18.450 30.050 46.989 64.881 10.780 6.494 5.322 4.563 3.399 3.004 2.825 2.698 2.549 2.551 2.564 2.474 2.431 2.532 2.406 2.571 2.458 fs / Hz 8.481·105 6.760·105 4.619·105 2.736·105 1.542·105 7.221·104 5.095·104 2.758·104 1.601·104 1.056·104 5.229·104 8.816·104 1.043·105 1.262·105 1.655·105 1.861·105 2.059·105 2.155·105 2.212·105 2.306·105 2.357·105 2.362·105 2.371·105 2.408·105 2.321·105 2.392·105 2.276·105 αs 0.04 0.04 0.05 0.04 0.02 0.12 0.00 0.00 0.05 0.04 0.20 0.13 0.10 0.13 0.14 0.13 0.15 0.15 0.14 0.17 0.19 0.18 0.18 0.21 0.18 0.23 0.20 166 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren D11 T / ◦C 112.1 111.8 111.4 111.1 110.7 110.3 109.9 109.6 109.2 108.9 108.5 108.1 107.7 107.3 106.9 106.5 106.1 105.8 105.4 105.1 χs fs / Hz 10.20 1.005·105 10.89 9.248·104 12.00 8.265·104 13.48 7.144·104 14.90 6.352·104 16.45 5.561·104 10.86 8.112·104 5.88 1.853·105 5.11 2.243·105 4.97 2.321·105 4.79 2.442·105 4.69 2.516·105 4.60 2.583·105 4.51 2.630·105 4.50 2.672·105 4.45 2.702·105 4.44 2.729·105 4.43 2.743·105 4.39 2.771·105 4.41 2.785·105 αs 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.01 0.07 0.04 0.02 0.01 0.01 0.02 0.02 0.01 0.02 0.02 0.02 0.03 0.02 0.03 T / ◦C 111.9 111.6 111.3 110.9 110.5 110.1 109.8 109.4 109.0 108.7 108.3 107.9 107.5 107.1 106.7 106.3 106.0 105.7 105.2 105.0 χs 10.66 11.41 12.48 13.77 16.22 13.30 7.98 5.28 5.02 4.90 4.70 4.63 4.58 4.52 4.50 4.45 4.43 4.42 4.43 4.39 fs / Hz 9.503·104 8.773·104 7.963·104 6.965·104 5.726·104 6.682·104 1.202·105 2.147·105 2.283·105 2.372·105 2.486·105 2.556·105 2.597·105 2.641·105 2.687·105 2.719·105 2.732·105 2.754·105 2.776·105 2.794·105 αs 0.00 0.00 0.00 0.00 0.01 0.04 0.09 0.02 0.01 0.01 0.01 0.02 0.02 0.02 0.03 0.02 0.02 0.02 0.03 0.03 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren 167 D12 T / ◦C 120.0 120.4 120.8 121.2 121.6 122.0 122.4 122.8 123.2 123.6 124.0 124.4 124.8 125.2 125.6 126.0 126.4 126.8 127.2 127.6 128.0 128.4 128.8 129.2 129.6 130.0 130.4 130.8 131.2 131.6 132.0 132.4 132.8 133.2 133.6 134.0 134.4 134.8 135.2 135.6 χs fs / Hz 1.61 9.999·105 1.62 1.000·106 1.63 1.000·106 1.59 1.000·106 1.65 1.000·106 1.66 1.000·106 1.79 1.000·106 2.17 1.000·106 1.68 1.000·106 1.66 9.067·105 1.59 5.096·105 1.81 6.561·105 1.87 5.344·105 2.19 4.216·105 3.27 3.698·105 25.18 1.011·105 21.75 1.265·105 16.45 1.549·105 13.31 2.040·105 10.82 2.441·105 9.29 2.834·105 7.89 3.382·105 7.05 3.770·105 6.50 4.179·105 6.24 4.454·105 5.65 4.775·105 5.42 4.988·105 5.10 5.310·105 4.74 5.561·105 4.39 5.915·105 4.21 6.009·105 3.99 6.221·105 3.91 6.431·105 3.76 6.537·105 3.59 6.654·105 3.56 6.847·105 3.37 6.762·105 3.30 6.900·105 3.19 6.892·105 3.14 7.143·105 αs 0.23 0.19 0.19 0.17 0.19 0.17 0.19 0.31 0.17 0.14 0.00 0.12 0.07 0.00 0.00 0.00 0.00 0.01 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.01 T / ◦C 120.2 120.6 121.0 121.4 121.8 122.2 122.6 123.0 123.4 123.8 124.2 124.6 125.0 125.4 125.8 126.2 126.6 127.0 127.4 127.8 128.2 128.6 129.0 129.4 129.8 130.2 130.6 131.0 131.4 131.8 132.2 132.6 133.0 133.4 133.8 134.2 134.6 135.0 135.4 135.8 χs 1.64 1.64 1.62 1.60 1.64 1.67 1.76 1.77 1.72 1.78 1.67 1.80 2.07 2.28 7.63 25.59 19.46 13.89 11.23 9.57 8.73 7.79 7.03 6.35 5.75 5.58 5.08 4.81 4.53 4.38 4.13 4.03 3.88 3.68 3.55 3.43 3.38 3.25 3.28 2.98 fs / Hz 1.000·106 1.000·106 1.000·106 1.000·106 1.000·106 1.000·106 1.000·106 1.000·106 1.000·106 8.394·105 6.425·105 6.125·105 5.161·105 4.528·105 1.968·105 9.821·104 1.374·105 1.908·105 2.414·105 2.843·105 3.085·105 3.511·105 3.848·105 4.206·105 4.764·105 4.726·105 5.248·105 5.529·105 5.615·105 5.883·105 6.104·105 6.420·105 6.559·105 6.545·105 6.726·105 6.704·105 6.997·105 6.900·105 7.534·105 7.119·105 αs 0.20 0.19 0.21 0.20 0.17 0.17 0.20 0.17 0.16 0.16 0.07 0.08 0.04 0.05 0.00 0.01 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.03 0.00 168 Parameter aus den Anpassungen dielektrischer Spektren D. Bestimmung der helikalen Ganghöhe mittels Absorptionsspektroskopie In Kapitel 3.1.2 wurde dargestellt, daß Licht, welches durch ein Material mit einer photonischen Bandlücke propagiert, selektiv reflektiert wird, und daß SmC*-Phasen die Bedingungen hierfür erfüllen. Strahlt man weißes Licht entlang der Helixachse eines Flüssigkristalls in der SmC*-Phase ein, so wird dieses Licht für alle Wellenlängen außer denjenigen, die dem Wellenlängenbereich der photonischen Bandlücke entsprechen, transmittiert. Ein Transmissionsspektrum enthält somit ein Minimum in genau diesem Wellenlängenbereich. In Kapitel 4.2.1 haben wir gesehen, daß grundsätzlich zwei mögliche Geometrien existieren, um elektromagnetische Strahlung entlang der Helixachse einzustrahlen, die homeotrop-orientierte Geometrie und diejenige freitragender Filme. Da es im vorliegenden Fall notwendig ist, das elektrische Feld analog zu den Beugungsexperimenten in planarorientierter Geometrie senkrecht zur Helixachse anzulegen, wird die Absorptionsspektroskopie an freitragenden Filmen durchgeführt1 (vergleiche Abb. 4.9). Als Probenhalter für die Experimente an freitragenden Filmen wurde eine Öffnung mit einem Durchmesser von 1.5 mm in eine handelsübliche Pertinaxplatte gebohrt. Der Leiterring der Platte an dieser Öffnung wurde mit einem Skalpell durchtrennt, so daß jeweils eine Elektrode an jeder Seite der Öffnung resultierte. Diese Elektroden wurden mittels Silberleitlack mit den Anschlußdrähten zum Funktionsgenerator verbunden. Die flüssigkristalline Probensubstanz kann nun über die Öffnung gezogen werden, so daß über dieser Öffnung ein freitragender Film entsteht. Eine photographische Aufnahme des Probenhalters ist in Abb. D.1 gegeben. Der Probenhalter wurde für die Aufnahme der Transmissionsspektren in den Heiztisch (Instec, USA) eines Olympus BH-2 Mikroskops eingebracht, auf dessen Phototubus ein CCD-Spektralphotometer (LS-2000, Alton Instruments, USA) montiert wurde, welches wellenlängenabhängig die Intensität des ankommenden Lichts registriert. Aus dem Mikroskop, welches ansonsten als Polarisationsmikroskop fungiert, wurde der Analysator im Gegensatz zum Polarisator - entfernt. Der verbleibende Polarisator schwächt die im Spektralphotometer ankommende absolute Intensität des Lichts zwar ab, da jedoch zur Bildung der Transmission als Referenzwert die Intensität in der SmA*-Phase ebenfalls mit Polarisator herangezogen wurde, hat dies keine Auswirkungen auf die erhaltenen Trans1 Zwar ist es grundsätzlich ebenso möglich, in einer homeotropen Geometrie elektrische Felder senkrecht zur Helixachse anzulegen, dies ist jedoch mit einem unverhältnismäßig hohen experimentellen Aufwand verbunden. Im Rahmen dieser Arbeit wurden solche Versuche unternommen, diese wurden jedoch zugunsten der einfacheren Methode an freitragenden Filmen aufgegeben. 170 Bestimmung der helikalen Ganghöhe mittels Absorptionsspektroskopie Abb. D.1: Photographische Aufnahme des Probenhalters für die Experimente an freitragenden Filmen. In eine Pertinaxplatte wurde eine Öffnung von 1.5 mm Durchmesser gebohrt. Der Leiterring der Platte an dieser Öffnung wurde mit einem Skalpell durchtrennt, um zwei Elektroden zu generieren. Die Elektroden wurden mittels Silberleitlack mit den Anschlußdrähten zum Funktionsgenerator verbunden. missionswerte. Eine Transmission von 1 entspricht in diesem Fall also der Transmission des freitragenden Films in der SmA*-Phase. Der verwendete Aufbau für die Absorptionsspektroskopie ist in Abb. D.2 skizziert. In Abb. 4.29 war das so erhaltene Transmissionsspektrum eines freitragenden Films von DA7 angegeben. Im zugehörigen Kapitel 4.3.4 hatten wir gesehen, daß außer dem Transmissionsminimum durch selektive Reflexion weitere periodische Maxima und Minima erkennbar sind, und daß aus diesen die Filmdicke bestimmt werden kann. Die Ursache für diese periodische Struktur ist die Interferenz von Licht, welches an den freien Oberflächen des Films reflektiert wird. Gemäß [108] kann die Filmdicke folgendermaßen bestimmt werden: Die Phasenverschiebung δ des reflektierten Lichts mit einer Wellenlänge λ beträgt: p δ = 2d n2 − sin2 α + λ/2 (D.1) mit der Filmdicke d, dem mittleren Brechungsindex n und dem Einfallswinkel α. Nehmen wir einen senkrechten Lichteinfall (α = 0) an und beachten die Bedingung für maximale konstruktive Interferenz: δ = Nλ (D.2) Bestimmung der helikalen Ganghöhe mittels Absorptionsspektroskopie 171 SM PT OB Temperatursteuerung Personal Computer HT DT L Funktionsgenerator Abb. D.2: Schematischer Aufbau der Absorptionsspektroskopie. Der durch die Temperatursteuerung temperierte Filmhalter für den freitragenden Film, an welchem die Absorptionsspektroskopie durchgeführt wird, befindet sich in einem Heiztisch (HT), der auf den Drehtisch (DT) eines Mikroskops montiert ist. Das Licht der Lampe (L) wird am freitragenden Flüssigkristallfilm in der SmC*-Phase selektiv absorbiert und über das Objektiv (OB) und den Phototubus (PT) von einem Spektralphotometer (SM) wellenlängenabhängig registriert und anschließend an einen Personal Computer weitergeleitet. Elektrische Felder werden durch das Anlegen einer vom Funktionsgenerator erzeugten Spannung über den freitragenden Film erhalten. mit der ”Ordnung” des Maximums, so erhalten wir die Filmdicke aus Gleichung D.1 zu: λ d= 2n 1 N− 2 . (D.3) Um die Maxima im Spektrum einer Ordnung n zuzuordnen, betrachtet man zwei aufeinanderfolgende Maxima (N2 = N1 + 1) und erhält aus Gleichung D.3 unter der Annahme, daß die sogenannte optische Dicke d · n unabhängig von der Wellenlänge des Lichts ist: N2 = (λ2 + λ1 ) . 2 (λ2 − λ1 ) (D.4) Setzt man nun für alle beobachtbaren Maxima jeweils deren Ordnungszahl n und Wellenlänge λ für die optische Dicke λ d·n = 2 1 N− 2 (D.5) ein, so erhält man beispielsweise im vorliegenden Fall eines freitragenden Films von DA7 bei T = 66.6 ◦ C einen Durchschnittswert von d · n = 5340 nm. Mit der Wellenlänge 172 Bestimmung der helikalen Ganghöhe mittels Absorptionsspektroskopie λsel = 526 nm bei der die selektive Reflexion maximal wird, erhält man mit Hilfe von Gleichung 3.15 das Verhältnis von Filmdicke zu helikaler Ganghöhe zu: d 5340 nm = = 9.5 . p 526 nm (D.6) Somit besitzt der im vorliegenden Fall erzeugte und untersuchte freitragende Film von DA7 eine Dicke von 9.5 helikalen Ganghöhen. E. Cano-Methode zur Bestimmung der helikalen Ganghöhe Die Wellenlänge der Selektivreflexion, die mittels der im vorausgegangenen Kapitel beschriebenen Methode der Absorptionsspektroskopie bestimmt wurde, eignet sich nach Gleichung 3.16 zur Bestimmung der helikalen Ganghöhe einer Substanz. Hierzu ist jedoch die Kenntnis des mittleren Brechungsindexes n notwendig, der verhältnismäßig schwer experimentell zugänglich ist. Auch die Bestimmung der helikalen Ganghöhe aus den Beugungsexperimenten besitzt Nachteile, so ist es mit dieser nur möglich, die Ganghöhe in planar-orientierenden Meßzellen zu bestimmen. Eine Möglichkeit die absolute helikale Ganghöhe einer Substanz in homeotroper Orientierung zu bestimmen, ist die Methode nach Grandjean-Cano [109, 110]. Hierzu wird die flüssigkristalline Probe, wie in Abb. E.1 dargestellt, zwischen eine konvexe Linse und einen Objektträger eingebracht, die optimalerweise jeweils mit einer bevorzugt homeotrop-orientierenden Substanz beschichtet und mit einer Reibevorrichtung gerieben wurden. Im hier beschriebenen Experiment wurde als homeotrop-orientierende Substanz CTAB (Cetyltrimethylammoniumbromid) verwendet. Die Beschichtung erfolgte durch Eintauchen der Linse und des Objektträgers in eine 1%ige CTAB-Lösung in Trichlorethylen mit anschließendem langsamen Herausziehen und Verdampfung des Lösungsmittels an der Luft. Die verwendete Reibevorrichtung war ein Eigenbau der mechanischen Werkstätten des Instituts für Molekulare Physik in Poznan (Polen). Durch die so erzeugten Randbedingungen kann sich die helikale Struktur der SmC*-Phase nur ausbilden, wenn an einer gegebenen Stelle x der Abstand y zwischen Objektträger und Linse einem Vielfachen der halben helikalen Ganghöhe p entspricht (vergleiche Abb. E.1): y=N· p . 2 (E.1) Zwischen diesen Bereichen entstehen Dislokationsdefekte, welche im Polarisationsmikroskop als Ringe (vergleiche Abb. E.2) sichtbar sind. Die Dislokationsringe befinden sich jeweils in den Abständen x zum Mittelpunkt der Linse und es gilt mit dem Krümmungsradius R der Linse: y= x2 . 2R (E.2) Aus Gleichungen E.1 und E.2 folgt direkt die bereits aus Kapitel 4.3.4 bekannte Gleichung 4.4: 174 Cano-Methode zur Bestimmung der helikalen Ganghöhe Mikroskopobjektiv Flüssigkristall y R Linse Objektträger x Polarisator Mikroskoplampe Abb. E.1: Schematischer Aufbau der Cano-Methode zur Bestimmung der absoluten helikalen Ganghöhe einer flüssigkristallinen Probe. Die Probe wird zwischen einen Objektträger und eine Linse mit dem Krümmungsradius R aufgebracht, welche jeweils mit einer homeotrop-orientierenden Substanz beschichtet sind. Durch die so erzeugten Randbedingungen kann sich die helikale Struktur der SmC*-Phase nur ausbilden, wenn an einer gegebenen Stelle x der Abstand y zwischen Objektträger und Linse einem Vielfachen der halben helikalen Ganghöhe p entspricht. Zwischen diesen Bereichen entstehen Dislokationsdefekte, welche im Polarisationsmikroskop als Ringe (vgl. Abb. E.2) sichtbar sind. Die Dislokationsringe befinden sich jeweils in den Abständen x zum Mittelpunkt der Linse. x2 = R · p · N und eine Auftragung von x2 gegen die Laufzahl N der Dislokationsringe sollte eine Gerade mit der Steigung m = R ·p ergeben. Ist der Krümmungsradius R der Linse bekannt, erhält man somit die helikale Ganghöhe p der untersuchten Substanz. Diese Auftragung wurde im vorliegenden Fall bereits bei den Ergebnissen in Kapitel 4.3.4 (Abb. 4.31) dargestellt. Die im Rahmen dieser Arbeit erstellten photographischen Aufnahmen wurden mit einer Canon PowerShot G5 erzeugt, welche auf ein Zeiss Axioskop Mikroskop montiert war. Zur Kalibration der Aufnahmen wurde eine Strichplatte verwendet, auf welcher 100 Teile einem Millimeter entsprachen. Der experimentelle Aufbau entspricht dem in Abb. D.2 dargestellten Aufbau der Absorptionsspektroskopie, mit der Ausnahme, daß Personal Computer und Funktionsgenerator nicht notwendig sind und das Spektralphotometer durch die Digitalkamera ersetzt wurde. Die Cano-Methode eignet sich sowohl zur Bestimmung der cholesterischen, als auch der smektischen helikalen Ganghöhe. Jedoch stellen diese beiden flüssigkristallinen Phasen Cano-Methode zur Bestimmung der helikalen Ganghöhe 175 Abb. E.2: Polarisationsmikroskopische Aufnahme einer flüssigkristallinen SmC*-Phase nach Cano (vgl. auch Abb. E.1). Die Abstände x vom Linsenmittelpunkt zu den dunklen Ringen werden zur Auswertung der Cano-Methode vermessen. Die Ringe entstehen durch Dislokationsdefekte zwischen den Bereichen, für welche der Abstand zwischen Objektträger und Linse ein Vielfaches der halben helikalen Ganghöhe p beträgt. Zur Verbesserung des Kontrastes wurde ein Grünfilter in den Strahlengang des Mikroskops eingebracht. unterschiedliche Anforderungen an den Experimentator. Während für die Bestimmung der cholesterischen Ganghöhe eine uniform homeotrope Orientierung der Moleküle hinreichend ist, ist es für die Bestimmung der smektischen Ganghöhe darüber hinaus notwendig, ebenso eine uniforme Orientierung des Azimuthwinkels auf den Oberflächen des Objektträgers und der Linse zu erreichen, da sich nur in diesem Fall die Dislokationsringe klar erkennbar ausbilden. Zudem ist anzumerken, daß zur Ausbildung der Dislokationsdefekte und der Orientierung des Azimuthwinkels Geduld eine unverzichtbare Tugend für ein erfolgreiches Experiment darstellt.