Harmonische Analyse abelscher Gruppen Anton Deitmar Inhaltsverzeichnis 1 2 3 4 Haar-Maße 1.1 Topologische Gruppen . . . . . 1.2 Lokalkompakte Gruppen . . . 1.3 Haar-Maß . . . . . . . . . . . . 1.4 Die Modularfunktion . . . . . 1.5 Die Quotienten-Integralformel 1.6 Faltung . . . . . . . . . . . . . . 1.7 Die Fourier-Transformation . . 1.8 Projektive Limiten . . . . . . . 1.9 Zusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 12 14 26 32 40 46 47 51 Banach-Algebren 2.1 Banach-Algebren . . . . . . . . . 2.2 Das Spektrum . . . . . . . . . . . 2.3 Adjunktion einer Eins . . . . . . 2.4 Die Gelfand-Abbildung . . . . . 2.5 Maximale Ideale . . . . . . . . . 2.6 Der Satz von Gelfand-Neumark 2.7 Der stetige Funktionalkalkül . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 58 64 69 71 77 80 88 Dualität abelscher Gruppen 3.1 Die duale Gruppe . . . . . . . . . . . . . 3.2 Die Fourier-Transformation . . . . . . . . 3.3 Die C*-Algebra einer LCA-Gruppe . . . . 3.4 Ein hilfreicher Banach-Raum . . . . . . . 3.5 Pontryagin-Dualität und Plancherel-Satz 3.6 Die Poissonsche Summenformel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 95 100 104 107 113 121 Die Struktur von of LCA-Gruppen 4.1 Wegzusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Die Struktursätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.3 Beweise der Struktursätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 126 134 137 2 Kapitel 1 Haar-Maße 1.1 Topologische Gruppen Eine topologische Gruppe ist eine Gruppe G mit einer Topologie auf der Menge G, so dass die Multiplikation und die Inversion G×G → G G → G x 7→ x−1 , (x, y) 7→ xy, stetige Abbildungen sind. Bemerkung 1.1.1. (a) Ist die Topologie durch eine Metrik gegeben, so ist die Stetigkeit der beiden Abbildungen äquivalent zu folgender Aussage: Sind a j → a und b j → b konvergente Folgen in G, konvergieren −1 a−1 j →a . a j b j → ab, Für beliebige Topologien muss man die Folgen durch Netze ersetzen. (b) Für die Stetigkeit von Multiplikation und Inversion reicht es, die Stetigkeit der Abbildung α : (x, y) → x−1 y nachzuweisen. Um dies zu beweisen, nimm an, dass α stetig ist und beachte, dass die Abbildung 3 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 4 G → G × G, x 7→ (x, e) stetig ist, wobei e das neutrale Element der Gruppe G ist. Man kann daher die Inversion als Komposition stetiger Abbildungen wie folgt schreiben: x 7→ (x, e) 7→ x−1 e = x−1 . Die Multiplikation ist die Komposition der nunmehr stetigen Abbildung (x, y) 7→ (x−1 , y) gefolgt von der Abbildung α, ist also stetig. Beispiele 1.1.2. • Jede beliebige Gruppe wird eine topologische Gruppe, wenn wir sie mit der diskreten Topologie versehen, d.h., wenn einfach jede Menge offen ist. In diesem Fall sprechen wir von einer diskreten Gruppe. • Die additive und die multiplikative Gruppe (R, +) und (R× , ×) der reellen Zahlen sind topologische Gruppen mit den üblichen Topologien. Ebenso die Gruppe GLn (R) aller reeller invertierbarer 2 n × n-Matrizen, die mit der Topologie von Rn ausgestattet wird via 2 GLn (R) ⊂ Mn (R) Rn , wobei Mn (R) die Menge aller n × n-Matrizen über R ist. Zum Beweis dieser Aussagen beachte, dass ,man in der Analysis zeigt, dass für konvergente reelle Folgen ai → a und bi → b die Folge ai − bi gegen a − b konvergiert, was nach oben gesagtem impliziert, dass (R, +) eine topologische Gruppe ist. Der Beweis für die multiplikative Gruppe geht ähnlich. Für die Matrixgruppe beachte, dass Matrizen-Multiplikation eine polynomiale Abbildung in den Matrixeinträgen ist und daher stetig. Ebenso ist die Determinante eine polynomiale Abbildung det : Mn (R) → R. Damit ist die Inversion durch rationale Koordinaten gegeben, denn für eine invertierbare Matrix A gilt A−1 = det(A)−1 A# , wobei A# die Komplementärmatrix von A ist. Die Einträge dieser sind Harmonische Analyse abelscher Gruppen 5 Determinanten von Untermatrizen von A, also ist die Abbildung A 7→ A# ebenfalls stetig. Seien A, B ⊂ G Teilmengen der Gruppe G. Wir schreiben AB = {ab : a ∈ A, b ∈ B} und A−1 = {a−1 : a ∈ A}, sowie A2 = AA, A3 = AAA und so weiter. Lemma 1.1.3. Sei G eine topologische Gruppe. (a) Für a ∈ G sind die Translations-Abbildungen x 7→ ax und x 7→ xa, ebenso wie die Inversion x 7→ x−1 Homöomorphismen von G in sich. Eine Menge U ⊂ G ist genau dann eine Umgebung von a ∈ G, wenn a−1 U eine Umgebung des Einselements e ∈ G ist. Dasselbe gilt mit Ua−1 . (b) Ist U eine Einsumgebung, dann ist U−1 = {u−1 : u ∈ U} ebenfalls eine Einsumgebung. Wir nennen U eine symmetrische Einsumgebung, falls U = U−1 . Jede Einsumgebung U enthält eine symmetrische Einsumgebung, nämlich U ∩ U−1 . (c) Für eine gegebene Einsumgebung U gibt es eine Einsumgebung V mit V 2 ⊂ U. (d) Sind A, B ⊂ G kompakte Teilmengen, dann ist AB kompakt. (e) Sind A, B Teilmengen von G und ist A oder B offen, dann ist AB offen. (f) Für eine Teilmenge A ⊂ G ist der topologische Abschluss A in G gleich A= \ AV, V wobei der Schnitt über alle offenen Einsumgebungen V in G läuft. Beweis. (a) folgt aus der Stetigkeit der Multiplikation und der Inversion. (b) folgt aus der Stetigkeit der Inversion. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 6 Für (c) sei U eine offene Einsumgebung und sei A ⊂ G × G das Urbild von U unter der Multiplikationsabbildung m : G × G → G. Dann ist A offen in der Produkttopologie von G × G. Jede Menge, die offen in der Produkttopologie ist, ist eine Vereinigung von Mengen der Form W × X, wobei W, X offene Teilmengen von G sind. Daher existieren offene Einsumgebungen W, X mit (e, e) ∈ W × X ⊂ A. Sei V = W ∩ X. Dann ist V eine offene Einsumgebung und V × V ⊂ A, d.h., V 2 ⊂ U. Für (d) beachte, dass die Menge AB das Bild der kompakten Menge A × B unter der stetigen Multiplikationsabbildung ist. Da stetige Bilder kompakter Mengen kompakt sind, ist daher AB kompakt. S (e) Nimm an, dass A offen ist, dann ist AB = b∈B Ab als Vereinigung offener Mengen offen. Für (f) sei x ∈ A und sei V eine offene Einsumgebung. Dann ist xV −1 eine offene Umgebung von x und daher ist xV −1 ∩ A , ∅. Sei also a ∈ xV −1 ∩ A. Dann ist a = xv−1 für geeignetes v ∈ V, also ist x = av ∈ AV, woraus die Inklusion “⊂” folgt. Für die umgekehrte Inklusion benutzen wir, dass x genau dann in A liegt, wenn W ∩ A , ∅ für jede offene Umgebung W von x gilt. Sei also jetzt x im Schnitt aller AV wie oben. Sei W eine offene Umgebung von x. Dann ist V = x−1 W eine Einsumgebung, und daher ist auch V −1 eine Einsumgebung. Also ist auch x ∈ AV −1 und damit gibt es a ∈ A, v ∈ V mit x = av−1 . Es folgt a = xv ∈ xV = W. Das bedeutet W ∩ A , ∅. Da W beliebig war, folgt x ∈ A. Lemma 1.1.4. Sei H eine Untergruppe der topologischen Gruppe G. Dann ist der Abschluss H ebenfalls eine Untergruppe von G. Ist H ein Normalteiler, dann auch H. Beweis. Sei H ⊂ G eine Untergruppe. Um zu zeigen, dass der Abschluss H eine Untergruppe ist, reicht es zu zeigen, dass aus x, y ∈ H schon Harmonische Analyse abelscher Gruppen 7 folgt dass xy−1 ∈ H. Sei α die stetige Abbildung H × H → G gegeben durch α(x, y) = xy−1 . Das Urbild α−1 (H) ist abgeschlossen und es enthält die dichte Teilmenge H × H, also ist dieses Urbild schon die ganze Menge H × H, so dass die erste Aussage folgt. Als nächstes nehmen wir an, dass H ein Normalteiler ist, also dass für jedes g ∈ G gilt gHg−1 = H. Da die Abbildung x 7→ gxg−1 ein Homöomorphismus von G ist, ist die Menge gHg−1 abgeschlossen und enthält gHg−1 = H, so dass H ⊂ gHg−1 folgt. Indem man mit g konjugiert, folgt g−1 Hg ⊂ H. Da dies für jedes g gilt, kann man auch g durch g−1 ersetzen und erhält gHg−1 = H. Lemma 1.1.5. Sei G eine topologische Gruppe. Sei A ⊂ G abgeschlossen und sei K ⊂ G kompakt. Dann ist AK abgeschlossen. Beweis. Sei (x j = a j k j ) j∈J ein Netz in AK, welches in G konvergiert. Da K kompakt ist, kann man es durch ein Teilnetz ersetzen, so dass das Netz ebenfalls (k j ) in K konvergiert. Dann konvergiert das Netz a j = x j k−1 j und hat einen Grenzwert in A = A. Damit liegt der Limes von x j = a j k j in AK, so dass diese Menge abgeschlossen ist. Lemma 1.1.6. Sei G eine topologische Gruppe und K ⊂ G eine kompakte Teilmenge. Sei U eine offene Menge, die K umfasst. Dann existiert eine Einsumgebung V in G, so dass KV ∪ VK ⊂ U. Insbesondere gilt: ist die Menge U offen und kompakt, so existiert eine Einsumgebung V, so dass UV = VU = U. Beweis. Nach Lemma 1.1.3 (c) gibt es zu jedem x ∈ K eine Einsumgebung Wx so dass xWx2 ⊂ U. Wegen der Kompaktheit von K S T gibt es x1 , . . . , xl ∈ K so dass K ⊂ li=1 xi Wxi . Setze W = li=1 Wxi . Dann S S gilt KW ⊂ li=1 xi Wxi W ⊂ li=1 xi Wx2i ⊂ U. Analog gibt es eine Einsumgebung W 0 so dass KW 0 ⊂ U. Setze V = W ∩ W 0 , so folgt die Behauptung. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 8 Bemerkung 1.1.7. Ein topologischer Raum X wird ein T1 -Raum genannt, falls für x , y in X Umgebungen Ux , U y von x bzw. y existieren, so dass y < Ux und x < U y . Mit anderen Worten, X ist genau dann ein T1 -Raum, falls alle einelementigen Mengen {x} in X abgeschlossen sind. Der Raum X heißt T2 -Raum oder Hausdorff-Raum, falls die Umgebungen Ux und U y stets disjunkt gewählt werden können. Jeder T2 -Raum ist ein T1 -Raum. Beispiele 1.1.8. • Ein metrischer Raum ist T2 und damit auch T1 . • Ein Beispiel für einen T1 -Raum, der nicht T2 ist, ist gegeben durch die Co-endlich-Topologie. Hierbei ist X eine unendliche Menge und eine Teilmenge U ⊂ X heißt offen, falls U = ∅ oder das Komplement X r U endlich ist. Für gegebene x , y in X erfüllen dann die offenen Mengen Ux = X r {y} und U y = X r {x} die T1 -Bedingung, aber es gibt keine disjunkten Umgebungen, das für je zwei offene Mengen U, V von denen keine leer ist, stets gilt U ∩ V , ∅. Lemma 1.1.9. Sei G eine topologische Gruppe. (a) Sei H ⊂ G eine Untergruppe. Der Nebenklassenraum G/H = {xH : x ∈ G} sei mit der Quotiententopologie versehen. Dies ist die feinste Topologie, die die Projektionsabbildung π : G → G/H stetig macht. Diese erhält man so, dass man sagt, dass eine Teilmenge von G/H genau dann offen sein soll, wenn ihr Urbild unter π offen ist. Dann ist die kanonische Projektion π : G → G/H nicht nur stetig, sondern auch eine offene Abbildung. Der Raum G/H ist genau dann ein T1 -Raum, falls die Gruppe H abgeschlossen ist in G. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 9 Ist H ein Normalteiler in G, dann ist die Quotientengruppe G/H eine topologische Gruppe. (b) Für jede offene symmetrische Einsumgebung V ist die Menge H= ∞ [ Vn n=1 eine offene Untergruppe von G. (c) Enthält die Untergruppe H eine offene Untergruppe H0 , dann ist H selbst offen. (d) Jede offene Untergruppe von G ist auch abgeschlossen. Beweis. (a) Sei U ⊂ G offen. Dann ist π−1 (π(U)) = UH nach Lemma Lemma 1.1.3 (e) ebenfalls offen. Eine Teilmenge von G/H ist genau dann offen in der Quotiententopologie, wenn ihr Urbild unter π offen in G ist. Daher ist die Abbildung π in der Tat offen. Demnach wird für jedes x ∈ G die Menge G r xH genau dann auf eine offene Menge abgebildet, wenn H abgeschlossen ist. Daher sind die einelementigen Mengen in G/H genau dann abgeschlossen, wenn H abgeschlossen ist. Schliesslich nimm an, dass H ein Normalteiler ist. Es gibt einen kanonischen Gruppenisomorphismus (G × G)/(H × H) → G/H × G/H und man stellt fest, dass diese Abbildung auch ein Homöomorphismus ist, wenn man den zweiten Raum mit der Produkttopologie versieht. Betrachte die Abbildung α : G × G → G, (x, y) 7→ x−1 y und ebenso für G/H. Wir erhalten ein kommutatives Diagramm G×G G/H × G/H α / α G / G/H. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 10 Da G/H × G/H (G × G)/(H × H), ist die Abbildung α genau dann stetig, wenn die Abbildung G × G → G/H stetig ist, was der Fall ist, da α und die Projektion stetig sind. (b) Sei V eine symmetrische Einsumgebung. Für x ∈ V n und y ∈ V m gilt xy ∈ V n+m und da V symmetrisch ist, gilt auch x−1 ∈ V n , so dass H eine offene Untergruppe ist. S (c) Schreiben wir H = i hi H0 als Vereinigung der Nebenklassen, die offen sind, so folgt, dass H offen ist. (d) Sei H eine offene Untergruppe. Wir schreiben G als eine Vereinigung von Linksnebenklassen, dann ist das Komplement von H gleich H =GrH = c [ gH. g∈GrH Da H offen ist, ist gH offen für jedes g ∈ G. Damit ist das Komplement G r H als Vereinigung offener Menge ebenfalls offen, also ist H abgeschlossen. Proposition 1.1.10. Sei G eine topologische Gruppe und sei H = {1} der Abschluss der Menge {1}. (a) Die Menge H ist die kleinste abgeschlossene Untergruppe von G. Die Gruppe H ist ein Normalteiler und der Quotient G/H ist ein T1 -Raum. (b) Jede stetige Abbildung von G in einen T1 -Raum faktorisiert über den Quotienten G/H. (c) Jede topologische Gruppe, die T1 ist, ist schon T2 , also ein Hausdorff-Raum. Beweis. (a) Die Menge H ist ein Normalteiler nach Lemma 1.1.4. Die letzte Aussage folgt aus Lemma 1.1.9 (a). Harmonische Analyse abelscher Gruppen 11 Für Teil (b) sei x ∈ G. Da die Translation um x ein Homöomorphismus ist, ist der Abschluss der Menge {x} gleich der Menge xH = Hx. Ist also A ⊂ G eine abgeschlossene Teilmenge, dann folgt A = AH = HA. Sei f : G → Y eine stetige Abbildung in einen T1 -Raum Y. Für y ∈ Y ist die Menge {y} abgeschlossen, also ist f −1 ({y}) abgeschlossen, also von der Form AH für eine Menge A ⊂ G. Daher folgt f (gh) = f (g) für jedes g ∈ G und jedes h ∈ H. Um Teil (c) zu zeigen, sei G eine topologische Gruppe, die ein T1 -Raum ist. Sei x , y in G und sei U = G r {xy−1 }. Dann ist U eine offene Einsumgebung. Sei V eine symmetrische Einsumgebung mit V 2 ⊂ U. Dann gilt V ∩ Vxy−1 = ∅, denn sonst gäbe es a, b ∈ V mit a = b−1 xy−1 , also xy−1 = ab ∈ V 2 , was einen Widerspruch bedeutet. Es folgt also, dass Vx ∩ Vy = ∅, d.h., Vx und Vy sind disjunkte Umgebungen von x und y, was bedeutet, dass G ein Hausdorff-Raum ist. Um Verwechslungen mit der Euler-Zahl zu vermeiden, schreiben wir ab jetzt 1 oder 1G für das neutrale Element einer Gruppe G. Lemma 1.1.11. Sei φ : G → H ein Homomorphismus zwischen topologischen Gruppen G und H. Die Abbildung φ ist genau dann stetig, wenn sie stetig ist im neutralen Element 1G von G. Beweis. Sei φ stetig in 1G . Sei x ∈ G beliebig und sei (x j ) ein Netz in G, das gegen x konvergiert. Dann konvergiert x−1 x j gegen x−1 x = 1G und es folgt φ(x)−1 φ(x j ) = φ(x−1 x j ) → φ(1G ) = 1H , woraus nach Multiplikation mit φ(x) folgt φ(x j ) → φ(x). Damit ist φ stetig. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 1.2 12 Lokalkompakte Gruppen Ein topologischer Raum X heißt lokalkompakt, falls jeder Punkt eine kompakte Umgebung besitzt. Eine topologische Gruppe G heißt lokalkompakte Gruppe, falls G als topologischer Raum lokalkompakt und hausdorffsch ist. Nach Proposition 1.1.10 hat jede topologische Gruppe G einen größten Hausdorff-Quotienten und jede stetige Funktion faktorisiert durch diesen. Das bedeutet, dass, soweit es stetige Funktionen betrifft, die Gruppe G nicht von ihrem Hausdorff-Quotienten unterschieden werden kann. Es ist also sinnvoll, sich auf Hausdorff-Gruppen einzuschränken. Definition 1.2.1. Eine Teilmenge A ⊂ X eines topologischen Raums X heißt relativ kompakt, falls der Abschluss A kompakt in X ist. Eine Teilmenge S von G heißt σ-kompakt, falls S als abzählbare Vereinigung kompakter Mengen geschrieben werden kann. Proposition 1.2.2. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. (a) Ist H eine abgeschlossene Untergruppe, dann ist der Quotientenraum G/H ein lokalkompakter Hausdorff-Raum. (b) Ist eine topologische Gruppe G von einer σ-kompakten Teilmenge E ⊂ G erzeugt, dann ist G selbst σ-kompakt. (c) Die Gruppe G hat eine offene Untergruppe, die σ-kompakt ist. (d) Die Vereinigung von abzählbar vielen offenen σ-kompakten Untergruppen erzeugt eine offene σ-kompakte Untergruppe. Beweis. Für (a) sei xH , yH in G/H. Nach dem Lemma von Urysohn existiert eine offene, relativ kompakte Umgebung U ⊂ G von x mit der Harmonische Analyse abelscher Gruppen 13 Eigenschaft U ∩ yH = ∅. Die Menge UH ist nach Lemma 1.1.3 abgeschlossen, also existiert eine offene, relativ kompakte Umgebung V von y so dass V ∩ UH = ∅. Daraus folgt VH ∩ UH = ∅ und wir haben disjunkte offene Umgebungen von xH und yH gefunden, was bedeutet, dass G/H ein Hausdorff-Raum ist. Dieser Raum ist lokalkompakt, denn für gegebenes x ∈ G und eine kompakte Umgebung U von x ist die Menge UH ⊂ G/H gerade das Bild von U unter der Projektion π : G → G/H und daher kompakt. Damit ist UH eine kompakte Umgebung von xH in G/H. (b) Ist E eine σ-kompakte Teilmenge, dann auch E ∪ E−1 , wir können S also E als symmetrisch annehmen. Ist dann E = n Kn die Vereinigung abzählbar vieler Kompakta, dann ist G = hEi die Vereinigung der abzählbar vielen kompakten Mengen Kn1 ∪ · · · ∪ Knl mit l ∈ N und n1 , . . . , nl ∈ N. Daher ist G ebenfalls σ-kompakt. Um (c) zu zeigen, sei V eine symmetrische, relativ kompakte offene n Einsumgebung. Für jedes n ∈ N gilt V = V n ⊂ V · V n = V n+1 . Daher gilt S n S H := n V = n V n . Eine wiederholte Anwendung von Lemma 1.1.3 n (d) zeigt, dass V kompakt ist, also ist H σ-kompakt. Nach Lemma 1.1.9 (b) ist H eine offene Untergruppe von G. Für (d) sei Ln eine Folge von σ-kompakten offenen Untergruppen. Dann ist jedes Ln die Vereinigung von abzählbar vielen Kompakta (Kn, j ) j . Die Gruppe L erzeugt von allen Ln ist dann von der Familie der (Kn, j )n,j∈N erzeugt, und ist daher σ-kompakt. Sie ist auch offen, denn sie enthält die offenen Gruppen Ln . Harmonische Analyse abelscher Gruppen 1.3 14 Haar-Maß Für einen topologischen Raum X gibt es eine natürliche σ-Algebra B auf X, nämlich die von den offenen Mengen erzeugte σ-Algebra, die auch die Borel-σ-Algebra genannt wird. Die Elemente von B werden Borel-Mengen genannt. Ein Maß µ auf B oder einer σ-Algebra, die B umfasst,heißt Borel-Maß. Ein Borel-Maß µ heißt lokal-endlich, falls jeder Punkt x ∈ X eine Umgebung U besitzt mit µ(U) < ∞. Beispiel 1.3.1. Das Lebesgue-Maß auf R ist ein Borel-Maß. Ebenso das Zählmaß #, das wie folgt definiert ist |A| falls A endlich #(A) := ∞ sonst. Das Lebesgue-Maß ist lokal-endlich, das Zählmaß nicht. Definition 1.3.2. Ein lokal-endliches Borel-Maß µ heißt Radon-Maß, falls • µ(A) = infU⊃A µ(U) für jedes A ∈ B gilt, wobei das Infimum über alls offenen Mengen U läuft, die A umfassen, sowie • µ(U) = supK⊂U µ(K) für jede offene Menge U gilt, wobei das Supremum über alle kompakten Mengen K läuft, die in U enthalten sind. Die erste Eigenschaft heißt äußere Regularität von µ, die zweite schwache innere Regularität. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 15 Lemma 1.3.3. Ist µ ein Radon-Maß auf X und ist A ⊂ X messbar mit µ(A) < ∞, dann gilt µ(A) = sup µ(K). K⊂A K kompakt Beweis. Sei zunächst A Teilmenge einer kompakten Menge L. Sei dann T = L r A. Für jedes δ > 0 gibt es eine offene Menge W ⊃ T mit µ(W r T) < δ. Die Menge K = L r W ist abgeschlossen in L, also kompakt und es gilt K = L r W ⊂ L r T = L r (L r A) = A und µ(A r K) = µ(A r (L r W)) ≤ µ(W r (L r A)) = µ(W r T) < δ. Sei nun A beliebig mit µ(A) < ∞ und sei ε > 0. Dann existiert eine offene Menge U ⊃ A endlichen Maß es. Ferner existiert ein Kompaktum L ⊂ U so dass µ(U r L) < ε/2. Dann ist µ(A) = µ(A ∩ L) + µ(A r L) und µ(A r L) ≤ µ(U r L) < ε/2. Setze B = A ∩ L. Nach dem ersten Teil des Beweises gibt es dann eine kompakte Menge K ⊂ B mit µ(B r K) < ε/2 und es folgt µ(A r K) = µ(B r K) + µ(A r L) < ε/2 + ε/2 = ε. Beispiel 1.3.4. Das Lebesgue-Maß auf R ist ein Radon-Maß. Proposition 1.3.5. Sei µ ein Radon-Maß auf einem lokalkompakten Hausdorff-Raum X. Dann ist der Raum Cc (X) aller kompakt geträgerten stetigen Funktionen dicht in Lp (µ) für jedes 1 ≤ p < ∞. Beweis. Sei 1 ≤ p < ∞ und sei V ⊂ Lp (µ) der Abschluss von Cc (X) im Banach-Raum Lp = Lp (µ). Wir müssen zeigen, dass V = Lp gilt. Nach Harmonische Analyse abelscher Gruppen 16 Definition des Lebesgue-Integrals folgt es, dass der Raum der Lebesgue-Treppenfunktionen dicht liegt in Lp und jede solche ist eine Linearkombination von Funktionen der Form 1A , wobei A ⊂ X von endlichem Maß ist. Wir müssen also zeigen, dass 1A ∈ V. Wegen der äußeren Regularität gibt es eine Folge von offenen Mengen Un ⊃ A so dass 1Un in Lp gegen 1A konvergiert. Es reicht also, anzunehmen, dass A offen ist. Nach der schwachen inneren Regularität können wir ebenso annehmen, dass A kompakt ist. Für gegebenes ε > 0 existiert eine offene Menge U ⊃ A mit µ(U r A) < ε. Nach dem Lemma von Urysohn gibt es ein g ∈ Cc (X) mit 0 ≤ g ≤ 1, sowie g ≡ 0 ausserhalb U und g ≡ 1 auf A. Die Abschätzung p Z 1A − g = p |g(x)|p dx ≤ µ(U r A) < ε UrA zeigt die Behauptung. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Ein Borel-Maß µ auf G heißt linksinvariantes Maß, oder einfach invariant, falls µ(xA) = µ(A) für jede messbare Menge A ⊂ G und jedes x ∈ G gilt. Hierbei ist xA = {xa : a ∈ A}. Beispiele 1.3.6. • Das Zählmaß ist invariant. • Für die Gruppe (R, +) ist das Lebesgue-Maß invariant. • Für die multiplikative Gruppe (R× , ·) ist das Maß aus der Substitutionsregel folgt. dx |x| invariant, wie Harmonische Analyse abelscher Gruppen 17 Satz 1.3.7. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Dann existiert ein nicht verschwindendes invariantes Radon-Maß auf G. Es ist eindeutig bestimmt bis auf positive Vielfache. Jedes solche Maß wird ein Haar-Maß genannt. Das Entsprechende Integral heißt dann ein Haar-Integral. Korollar 1.3.8. Sei µ ein Haar-Maß auf der lokalkompakten Gruppe G. (a) Jede offene Menge U , 0 hat Maß > 0. (b) Jede kompakte Menge hat endliches Maß. R (c) Ist f ≥ 0 eine stetige Funktion mit G f (x) dµ(x) = 0, dann ist f = 0. (d) Sei f eine messbare Funktion auf G , die bezüglich des Haar-Maß es integrierbar ist. Dann ist der Träger von f in einer σ-kompakten offenen Untergruppe enthalten. Beweis des Korollars. Für (a) nimm an es gibt eine offene Menge U , ∅ vom Maß Null. Dann hat jedes Translat xU von U ebenfalls das Maß Null. Indem wir U durch ein Translat ersetzen, können wir 1 ∈ U annehmen. Dann folgt für ein gegebenes Kompaktum K ⊂ G, dass S K ⊂ x∈K xU. Da K kompakt ist, kann also K durch endlich viele Translate von U überdeckt erden, damit hat jedes Kompaktum das Maß Null. Da µ ein Radon-Maß ist, ist µ = 0, ein Widerspruch! Für (b) beachte, dass Lokalendlichkeit impliziert, dass es eine offene Menge U endlichen Maß es gibt. Dann hat jedes Translat von U endliches Maß und wie oben folgt, dass jedes Kompaktum endliches Maß hat. Für (c) sei f ≥ 0 stetig mit verschwindendem Integral. Dann muss das Maß der offenen Menge f −1 (0, ∞) Null sein, also ist diese Menge leer. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 18 Um (d) zu zeigen, sei f integrabel. Es reicht zu zeigen, dass die Menge A = {x ∈ X : f (x) , 0} in einer offenen σ-kompakten Untergruppe L enthalten ist. Die Menge A ist die Vereinigung der Mengen An = {x ∈ X : | f (x)| > 1/n} für n ∈ N, jede dieser Mengen hat endliches Maß. Nach Proposition 1.2.2 (d) reicht es, zu zeigen, dass eine Menge A von endlichem Maß in einer offenen σ-kompakten Untergruppe liegt. Nach der äußeren Regularität existiert eine offene Menge U ⊃ A mit µ(U) < ∞. Es reicht zu zeigen, dass U in einer σ-kompakten offenen Untergruppe liegt. Sei H ⊂ G irgendeine offene σ-kompakt Untergruppe von G, die nach Proposition 1.2.2 (c) existiert. Dann ist G die disjunkte Vereinigung der offenen Nebenklassen xH, x ∈ G. Die Menge U kann nur mit abzählbar vielen Nebenklassen xH einen nichtleeren Schnitt haben, da für jede Nebenklasse gilt xH ∩ U = ∅ oder µ(xH ∩ U) > 0 nach Teil (a). Sei L die Gruppe erzeugt von H und den abzählbar vielen Nebenklassen xH mit xH ∩ U , ∅. Dann ist L ⊃ U ⊃ A und L ist σ-kompakt und offen nach Proposition 1.2.2 (b) und (d). Beweis des Satzes. Definition 1.3.9. Eine Abbildung f : G → X in einen metrischen Raum (X, d) heisst gleichmäßig stetig, falls es zu jedem ε > 0 eine Einsumgebung U gibt, so dass für x−1 y ∈ U oder yx−1 ∈ U gilt d f (x), f (y) < ε. Lemma 1.3.10. Jede Funktion f ∈ Cc (G) ist gleichmäßig stetig. Beweis. Wir zeigen nur die Aussage mit x−1 y ∈ U, denn die andere folgt analog. Sei K der Träger von f . Wähle ein ε > 0 und eine kompakte Einsumgebung V. Da f stetig ist, gibt es zu jedem x ∈ G eine offene Einsumgebung Vx ⊂ V so dass y ∈ xVx ⇒ | f (x) − f (y)| < ε/2. Sei Ux eine symmetrische offene Einsumgebung mit Ux2 ⊂ Vx . Die Mengen xUx mit Harmonische Analyse abelscher Gruppen 19 x ∈ KV bilden eine offene Überdeckung der kompakten Menge KV, also gibt es x1 , . . . xn ∈ KV so dass KV ⊂ x1 U1 ∪ · · · ∪ xn Un , wobei wir U j für Ux j geschrieben haben. Sei U = U1 ∩ · · · ∩ Un . Dann ist U eine symmetrische offene Einsumgebung. Seien nun x, y ∈ G mit x−1 y ∈ U. Ist x < KV, dann ist y < K da x ∈ yU−1 = yU ⊂ yV. In diesem Fall haben wir also f (x) = f (y) = 0. Es bleibt der Fall x ∈ KV. Dann existiert ein j mit x ∈ x j U j , und so y ∈ x j U j U ⊂ x j V j . Es folgt | f (x) − f (y)| ≤ | f (x) − f (x j )| + | f (x j ) − f (y)| < ε ε + =ε 2 2 wie behauptet. Um die Existenz und Eindeutigkeit des Haar-Maßes zu zeigen, benutzen wir den Rieszschen Darstellungssatz. Es reicht demnach, zu zeige, dass es bis auf Vielfache genau ein positives lineares Funktional I : Cc (G) → C gibt, I , 0, welches invariant ist in dem Sinne, dass I(Lx f ) = I( f ) für jedes x ∈ G und jedes f ∈ Cc (G) gilt, wobei die Linkstranslation definiert ist durch Lx f (y) B f (x−1 y). Analog wird die Rechtstranslation definiert durch Rx f (y) B f (yx). Note that Lxy f = Lx L y f and likewise for R. Definition 1.3.11. Eine Funktion f auf G heisst eine positive Funktion, falls f (x) ≥ 0 für jedes x ∈ G. Wir schreiben dafür auch f ≥ 0. Wir schreiben C+c (G) für die Menge aller positiven Funktionen f ∈ Cc (G). Für zwei gegebene Funktionen f, g ∈ C+c (G) mit g , 0 gibt es endlich viele Harmonische Analyse abelscher Gruppen 20 Elemente s j ∈ G und positive Zahlen c j > 0, so dass für jedes x ∈ G gilt f (x) ≤ n X c j g(s−1 j x) j=1 oder f ≤ Pn j=1 c j Ls j g. Sei n es gibt s j ∈ G X ( f : g) B inf c : P j so dass f ≤ nj=1 c j Ls j g j=1 . Lemma 1.3.12. Für f, f1 , f2 , g, h ∈ C+c (G) mit g, h , 0, c > 0 und y ∈ G gilt (a) (L y f : g) = ( f : g), Translationsinvarianz (b) ( f1 + f2 : g) ≤ ( f1 : g) + ( f2 : g), Subadditivität (c) (c f : g) = c( f, g), Homogenität (d) f1 ≤ f2 ⇒ ( f1 : g) ≤ ( f2 : g), Monotonie (e) ( f : h) ≤ ( f : g)(g : h), (f) ( f : g) ≥ max f max g , wobei max f B max{ f (x) : x ∈ G}. Beweis. Wir beweisen nur (e) und (f), da die anderen Aussagen leichte P P Übungen sind. Für (e) nimm an f ≤ j c j Ls j g und g ≤ l dl Ltl h. Dann gilt f ≤ XX j c j dl Ls j tl h, l woraus die Behauptung folgt. Für (f) wähle x ∈ G mit max f = f (x). P P Dann ist max f = f (x) kleiner oder gleich j c j g(s−1 x) ≤ j c j max g. j Sei 0 , f0 ∈ C+c (G). Für f, φ ∈ C+c (G) mit φ , 0 sei J( f, φ) = J f0 ( f, φ) = ( f : φ) . ( f0 : φ) Harmonische Analyse abelscher Gruppen 21 Lemma 1.3.13. Für f, g, φ ∈ C+c (G) mit f, φ , 0, c > 0 und s ∈ G gilt (a) 1 ( f0 : f ) ≤ J( f, φ) ≤ ( f : f0 ), (b) J(Ls f, φ) = J( f, φ), (c) J( f + g, φ) ≤ J( f, φ) + J(g, φ), (d) J(c f, φ) = cJ( f, φ). Beweis. Folgt aus Lemma 1.3.12. Die Abbildung J(·, φ) approximiert das Haar-Integral wenn der Träger von φ gegen {e} geht. Aus Lemma 1.3.13 erhalten wir nur Subadditivität, aber im Limes wird es Additiv, wie das folgende Lemma zeigt. Lemma 1.3.14. Seien f1 , f2 ∈ C+c (G) und ε > 0. Dann gibt es eine Einsumgebung V in G so dass J( f1 , φ) + J( f2 , φ) ≤ J( f1 + f2 , φ)(1 + ε) für jedes φ ∈ C+c (G) r {0} mit Träger in V gilt. Beweis. Wähle f 0 ∈ C+c (G) so dass f 0 ≡ 1 auf dem Träger von f1 + f2 . Seien ε, δ > 0 beliebig. Setze f = f1 + f2 + δ f 0 , h1 = f1 , f h2 = f2 , f und es sei h j (x) = 0 falls f (x) = 0. Dann ist h j ∈ C+c (G) für j = 1, 2. Nach Lemma 1.3.10 ist jede Funktion in Cc (G) links und rechts gleichmäßig stetig, also für h j gibt es eine Einsumgebung V so dass für x, y ∈ G mit x−1 y ∈ V und j = 1, 2 gilt |h j (x) − h j (y)| < ε 2. Sei φ ∈ C+c (G) r {0} mit Träger in V. Wähle endlich viele sk ∈ G, ck > 0 mit Harmonische Analyse abelscher Gruppen f ≤ P k ck Lsk φ. 22 Dann gilt φ(s−1 x) , 0 ⇒ |h j (x) − h j (sk )| < k ε 2, und für alle x gilt f j (x) = f (x)h j (x) ≤ ≤ X k X k so dass ( f j : φ) ≤ P ck φ(s−1 k x)h j (x) ε ck φ(s−1 k x)(h j (sk ) + ), 2 ε c h (s ) + j k k k 2 , also ( f1 : φ) + ( f2 : φ) ≤ X ck (1 + ε), k woraus sich ergibt: J( f1 , φ) + J( f2 , φ) ≤ J( f, φ)(1 + ε) 0 ≤ J( f1 + f2 , φ) + δJ( f , φ) (1 + ε). Für δ → 0 folgt die Behauptung. Aus Lemma 1.3.12(e) und ( f : f ) = 1 folgt 1 ( f0 : f ) ≤ ( f : f0 ). Für f ∈ C+c (G) r {0} betrachte das kompakte Intervall " # 1 Sf B , ( f : f0 ) . ( f0 : f ) Der Raum SB Y Sf f ,0 ist nach dem Satz von Tychonov kompakt, wobei das Produkt über alle 0 , f ∈ C+c (G) läuft. Nach Lemma 1.3.13 (a) erhalten wir für jedes + φ ∈ Cc (G) r {0} ein Element J( f, φ) ∈ S f und also ein Element J( f, φ) f des Produktraums S. Für eine Einsumgebung V sei LV der Abschluss in S der Menge aller (J( f, φ)) f wobei φ über alle φ mit Träger in V läuft. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 23 Also n o LV = (J( f, φ)) f : supp φ ⊂ V . T Da S kompakt ist, ist der Schnitt V LV über alle Einsumgebungen V nichtleer. Wähle ein Element (I f0 ( f )) f in diesem Schnitt. Nach Lemma 1.3.13 and Lemma 1.3.14 ist I = I f0 eine positive homogene und additive Abbildung auf C+c (G). Jede reellwertige Funktion f ∈ Cc (G) kann als Differenz f+ − f− von positiven Funktionen in Cc (G) geschrieben werden. Setzt man I( f ) = I( f+ ) − I( f− ) und für komplexwertige Funktionen I( f ) = I(Re( f )) + iI(Im( f )), so erhält man eine wohldefinierte positive lineare Abbildung, die invariant ist. Der Existenzbeweis des Haar-Maßes ist damit beendet. Für den Beweis der Eindeutigkeit beachte, dass man das Maß µ nach dem Satz von Riesz aus dem Haar-Integral Iµ : Cc (G) → C, R f 7→ G f (x) dµ(x) zurückgewinnen kann. Es ist also zu zeigen, dass es zu je zwei nichtverschwindenden Haar-Maßen µ, ν ein c ∈ C gibt so dass Z Z f dν = c f dµ G G für jedes f ∈ Cc (G) gilt. Bemerkung 1.3.15. Da nach dem Satz von Riesz die Radon-Maße genau den positiven Funktionalen auf Cc (G) entsprechen, kann man die Eindeutigkeit auch wie folgt formulieren: Eine lineare Abbildung I : Cc (G) → C mit f ≥ 0 ⇒ I( f ) ≥ 0 und I(L y f ) = I( f ) ∀ y∈G heißt invariantes Integral. Die Eindeutigkeitsaussage ist dann, dass es zu einem gegebenen Haar-Maß µ und einem invarianten Integral I eine Harmonische Analyse abelscher Gruppen 24 Zahl c ≥ 0 gibt, so dass Z I( f ) = c f dµ. G Lemma 1.3.16. Sei ν ein Haar-Maß auf G. Dann ist für gegebenes f ∈ Cc (G) R die Funktion s 7→ G f (xs) dν(x) stetig auf G. Beweis. Wir müssen zeigen, dass für ein gegebenes s0 ∈ G und ein gegebenes ε > 0 eine Umgebung U von s0 existiert, so dass für jedes R s ∈ U gilt G f (xs) − f (xs0 ) dν(x) < ε. Indem man f durch Rs0 f (x) = f (xs0 ) ersetzt, reduziert man auf den Fall s0 = e. Sei K der Träger von f und sei V eine kompakte symmetrische Einsumgebung. Für s ∈ V gilt supp(Rs f ) ⊂ KV. Sei ε > 0. Da f gleichmäßig stetig ist, gibt es eine symmetrische Einsumgebung W so dass für s ∈ W gilt | f (xs) − f (x)| < ε ν(KV) . Für s ∈ U = W ∩ V folgt daher Z Z f (xs) − f (x) dν(x) ≤ G < | f (xs) − f (x)| dν(x) KV ε ν(KV) = ε. ν(KV) Das Lemma ist bewiesen. Seien nun µ, ν zwei nichtverschwindende invariante Radon-Maße. Wir müssen zeigen, dass es ein c > 0 gibt so dass ν = cµ. Für f ∈ Cc (G) mit R Iµ ( f ) := G f (t) dµ(t) , 0 setze Z D f (s) := f (ts) dν(t) G 1 . Iµ ( f ) Die Funktion D f ist stetig nach dem letzten Lemma. Sei g ∈ Cc (G). Mit dem Satz von Fubini und der Invarianz von µ, ν Harmonische Analyse abelscher Gruppen 25 schliessen wir Z Z Iµ ( f )Iν (g) = f (s)g(t) dν(t) dµ(s) G G Z Z Z Z f (ts)g(s−1 ) dµ(s) dν(t) f (s)g(s−1 t) dν(t) dµ(s) = = ZG ZG ZG ZG = f (ts)g(s−1 ) dν(t) dµ(s) = f (ts) dν(t) g(s−1 ) dµ(s) G G G G Z = Iµ ( f ) D f (s)g(s−1 ) dµ(s). G Wegen Iµ ( f ) , 0 folgt Iν (g) = R G D f (s)g(s−1 ) dµ(s). Sei f 0 eine andere Funktion in Cc (G) mit Iµ ( f 0 ) , 0, so folgt Z (D f (s) − D f 0 (s))g(s−1 ) dµ(s) = 0 G für jedes g ∈ Cc (G). Damit folgt D f = D f 0 . Nenne diese Funktion D. Für jedes f mit Iµ ( f ) , 0 haben wir also Z Z f (t) dµ(t)D(e) = f (t) dν(t). G G Wegen Linearität beider Seiten gilt diese Gleichung überall, womit die Eindeutigkeit gezeigt ist. Beispiel 1.3.17. Sei B die Untergruppe von GL2 (R) definiert durch 1 x B= : x, y ∈ R, y , 0 . y Dann ist I( f ) = R R× R R f 1 x y dy dx y ein Haar-Integral auf B. (Übungsaufgabe). Konvention. Wenn nichts anderes gesagt wird, wählt man ein Harmonische Analyse abelscher Gruppen 26 Haar-Maß µ auf einer kompakten Gruppe stets so normalisiert, dass vol(K) = 1 gilt. Andererseits wählt man auf einer diskreten Gruppe üblicherweise das Zählmaß als Haar-Maß. Diese beiden Konventionen beissen sich bei den endlichen Gruppen, die sowohl kompakt als auch diskret sind. Dieses Problem ist nicht vollständig lösbar und man muss es eben im Auge behalten. Meist wird eine endliche Gruppe in dieser Vorlesung in einer gegebenen Situation nur in einer der beiden Eigenschaften angesprochen und dann greift die entsprechende Konvention. 1.4 Die Modularfunktion Wir werden ab jetzt zu einer gegeben lokalkompakten Gruppe G stets annehmen, dass ein festes Haar-Maß gewählt wurde. Wir schreiben R dann G f (x) dx für das Integral und vol(A) für das Maß einer Menge A ⊂ G. Ist die Gruppe G kompakt, so ist jedes Haar Maß endlich und wir können vol(G) = 1 annehmen. Definition 1.4.1. Sei G eine lokalkompakte Gruppe und sei µ ein Haar-Maß. Für gegebenes x ∈ G ist das Maß µx , gegeben durch µx (A) = µ(Ax), wieder ein Haar-Maß, denn für y ∈ G gilt µx (yA) = µ(yAx) = µ(Ax) = µx (A). Wegen der Eindeutigkeit des Haar-Maßes gibt es daher eine Zahl ∆(x) > 0 mit µx = ∆(x)µ. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 27 Man erhält also eine Abbildung ∆ : G → R>0 , die die Modularfunktion genannt wird und nicht von der Wahl des Haar-Maßes µ abhängt. Ist ∆ ≡ 1, dann heißt G eine unimodulare Gruppe. In diesem Fall ist jedes linksinvariante Haar-Maß auch rechtsinvariant. Definition 1.4.2. Sei X eine Menge und f : X → C eine Funktion. Die Supremumsnorn ist definiert durch f := sup | f (x)|. X x∈X Satz 1.4.3. × (a) Die Modularfunktion ∆ : G → R>0 ist ein stetiger Gruppenhomomorphismus. (b) Jede abelsche Gruppe und jede kompakte Gruppe ist unimodular. (c) Für y ∈ G und f ∈ L1 (G) gilt R y f ∈ L1 (G) und Z Z Z −1 R y f (x) dx = f (xy) dx = ∆(y ) f (x) dx. G G G (d) Es gilt Z Z f (x−1 ) ∆(x−1 ) dx = G f (x) dx G Für jede integrable Funktion f . Beweis. Teil (c) ist klar falls f die charakteristische Funktion 1A einer messbaren Menge ist. Wegen Linearität folgt die Aussage für Lebesguesche Treppenfunktionen und durch Approximation allgemein. Wir beweisen nun Teil (a) des Satzes. Für x, y ∈ G und eine messbare Harmonische Analyse abelscher Gruppen 28 Menge A ⊂ G gilt ∆(xy)µ(A) = µxy (A) = µ(Axy) = µ y (Ax) = ∆(y)µ(Ax) = ∆(y)∆(x)µ(A). Wählt man ein A mit 0 < µ(A) < ∞, so folgt ∆(xy) = ∆(x)∆(y), also ist ∆ ein Gruppenhomomorphismus. Zur Stetigkeit: Sei f ∈ Cc (G) mit R c = G f (x) dx , 0. Nach Teil (c) gilt 1 ∆(y) = c Z 1 f (xy ) dx = c Z −1 G R y−1 f (x) dx. G Daher ist ∆ stetig nach Lemma 1.3.16. (b) Ist G abelsch, dann ist die Rechtstranslation eine Linkstranslation und jedes Haar-Maß ist rechtsinvariant. Ist G kompakt, dann ist das Bild ∆(G) ⊂ R ebenfalls kompakt, da ∆ stetig ist. Da ∆ aber auch ein Gruppenhomomorphismus ist, ist das Bild eine Untergruppe von R>0 . Aber die einzige kompakte Untergruppe dieser Gruppe ist die triviale Gruppe {1}, also ist ∆ ≡ 1. Schliesslich für Teil (d) sei f ∈ Cc (G) und sei Z Z I( f ) = f (x−1 )∆(x−1 ) dx = f (x) dτ(x), G wobei τ das Maß τ(A) = Z G R A 1A (x−1 )∆(x−1 ) dx ist. Dann gilt nach Teil (c), Z I(Lz f ) = f (z−1 x−1 ) ∆(x−1 ) dx = f ((xz)−1 ) ∆(x−1 ) dx G G Z Z f (x−1 ) ∆((xz−1 )−1 ) dx = f (x−1 ) ∆(x−1 ) dx = I( f ). = ∆(z−1 ) G G Daher ist I ein invariantes Integral und es existiert wegen der R Eindeutigkeit des Haar-Maßes ein c > 0 mit I( f ) = c G f (x) dx. Um zu Harmonische Analyse abelscher Gruppen 29 sehen, dass c = 1 ist, sei ε > 0 und wähle eine symmetrische Einsumgebung V mit |1 − ∆(s)| < ε für jedes s ∈ V. Wähle eine symmetrische Funktion 0 , f ∈ C+c (V). Dann gilt Z Z Z f (x) dx = |1 − c| f (x) dx − I( f ) ≤ | f (x) − f (x−1 )∆(x−1 )| dx G G ZG Z = f (x) |1 − ∆(x−1 )| dx < ε f (x) dx. V G Damit ist |1 − c| < ε. Da ε beliebig ist, folgt c = 1. Der Beweis des Satzes ist beendet. Lemma 1.4.4. Für gegebenes 1 ≤ p < ∞ und g ∈ Lp (G) sind y 7→ L y g und y 7→ R y g stetige Abbildungen G → Lp (G). Insbesondere existiert zu jedem ε > 0 eine Einsumgebung U = Uε , so dass y∈U ⇒ L y g − g < ε, p R y g − g < ε. p Im Beweis werden wir sehen, dass L sogar gleichmäßig stetig ist und falls G unimodular ist, auch R. Beweis. Wegen der Invarianz des Haar-Integrals gilt L y g − Lx g = Lx−1 y g − g , p p also folgt die gleichmäßige Stetigkeit von L aus der Stetigkeit bei 1, also aus der Formel im Lemma. Für die Rechtstranslation gilt R y g − Rx g = ∆(x−1 )1/p Rx−1 y g − g , wie man aus Teil (c) des Satzes p p folgert. Sei zunähst g ∈ Cc (G) und wähle ein ε > 0. Sei K der Träger von g. Dann ist yK der Träger von L y g. Sei U0 eine kompakte symmetrische Einsumgebung. Für y ∈ U0 gilt supp L y g ⊂ U0 K. Sei δ > 0. Nach Lemma 1.3.10 gibt es eine Einsumgebung U ⊂ U0 so dass für jedes y ∈ U die Harmonische Analyse abelscher Gruppen 30 Supremumsnorm L y g − gG kleiner als δ ist. Insbesondere folgt für y ∈ U, dass ! 1p Z 1 −1 p p L y g − g = |g(y x) − g(x)| dx < δ vol(U K) . 0 p G Setzt man δ = ε/ vol(U0 K)1/p , erhält man die Behauptung für g ∈ Cc (G). Für allgemeines g gibt es ein f ∈ Cc (G) so dass f − gp < ε/3. Wähle eine Einsumgebung U mit f − L y f p < ε/3 für jedes y ∈ U. Für y ∈ U gilt dann ε ε ε f p + f − L y f p + L y f − L y gp < + + = ε. 3 3 3 Im letzten Schritt haben wir L y f − L y g p = f − gp benutzt, also die g − L y g ≤ g − p Linksinvarianz der p-Norm. Hieraus folgt die Behauptung für die Linkstranslation. Der Beweis für die Rechtstranslation R y geht ebenso, bis auf den letzten Schritt, wo man statt der Invarianz die Stetigkeit der Modularfunktion und die Gleichung R y f − R y g = ∆(y−1 )1/p f − g , p p benutzt, welche aus Teil (c) des Satzes folgt. Beispiel 1.4.5. Sei B die Gruppe der reellen Matrizen der Form y , 0. Dann ist die Modularfunktion ∆ gleich ∆ 10 xy = |y|. Proposition 1.4.6. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Dann sind die folgenden Aussagen äquivalent. (a) Es gibt ein x ∈ G, so dass vol({x}) , 0. (b) Es ist vol({1}) , 0. (c) Das Haar-Maß ist ein Vielfaches des Zählmaßes. 1 x 0 y mit Harmonische Analyse abelscher Gruppen 31 (d) G ist eine diskrete Gruppe. Beweis. Die Äquivalenz von (a) und (b) ist klar wegen der Invarianz des Haar-Maßes. Nimm an, dass (b) gilt. Sei 0 < c = vol({1}). Für jede endliche Menge P E ⊂ G gilt dann vol(E) = e∈E vol({e}) = c #E. Da das Maß monoton ist, hat jede unendliche Menge das Maß ∞ und daher ist das Haar-Maß gleich c mal dem Zählmaß. Es gelte nun (c). Da jede kompakte Menge endliches Maß hat folgt aus der Lokalkompaktheit, dass es eine offene Menge endlichen Maßes gibt. Also gibt es eine endliche Menge U , ∅ die offen ist. Nach dem Hausdorff-Axiom kann man die Elemente von U durch offene Mengen trennen und damit sind die Einelementigen Teilmengen von U offen. Damit ist jede einelementige Menge offen und daher jede Menge offen, also ist G diskret. Ist schliesslich G diskret, dann ist jede einelementige Menge offen, hat also positives Maß nach Korollar 1.3.8. Proposition 1.4.7. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Dann gilt vol(G) < ∞ ⇔ G ist kompakt. Beweis. Ist G kompakt, so hat G nach Korollar 1.3.8 endliches Volumen. Für die andere Richtung nimm an, dass G endliches Haar-Maß hat. Sei U eine kompakte Einsumgebung. Da das Haar-Maß von G endlich ist, gibt es eine maximale Anzahl n ∈ N von paarweise disjunkten Translaten z1 U, . . . , zn U von U. Sei K = z1 U ∪ · · · ∪ zn U. Dann ist K kompakt und für jedes x ∈ G gilt K ∩ xK , ∅. Das bedeutet G = KK−1 und damit ist G kompakt. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 1.5 32 Die Quotienten-Integralformel Sei G eine lokalkompakte Gruppe und sei H eine abgeschlossene Untergruppe. Dann ist nach Proposition 1.2.2 der Raum G/H ein lokalkompakter Hausdorff-Raum. Für f ∈ Cc (G) sei Z H f (xh) dh. f (x) := H Für jedes x ist die Abbildung h 7→ f (xh) stetig mit kompaktem Träger, also existiert das Integral. Lemma 1.5.1. Die Funktion f H liegt in Cc (G/H) und der Träger von f H liegt in (supp( f )H)/H. Die Abbildung Cc (G) → Cc (G/H), f 7→ f H ist surjektiv. Beweis. Sei K der Träger von f . Dann ist KH/H kompakt in G/H und umfasst den Träger von f H , welcher also kompakt ist. Für die Stetigkeit sei x0 ∈ G und U eine kompakte Umgebung von x0 . Für jedes x ∈ U hat die Funktion h 7→ f (xh) Träger in der kompakten Menge U−1 K ∩ H. Sei d = µH (U−1 K ∩ H), wobei µH das Haar-Maß von H ist. Sei ε > 0. Da f gleichmäßig stetig ist, existiert eine Umgebung V ⊆ U von x0 , so dass | f (xh) − f (x0 h)| < ε d für jedes x ∈ V, und damit ist Z | f H (x) − f H (x0 )| ≤ | f (xh) − f (x0 h)| dh < ε U−1 K∩H für jedes x ∈ V, woraus die Stetigkeit folgt. Schreibe π für die Projektion G → G/H. Um die Surjektivität der Abbildung f 7→ f H zu zeigen, zeigen wir zuerst, dass es zu einer gegebenen Kompakten Teilmenge C ⊂ G/H ein Kompaktum K ⊂ G existiert, so dass C ⊂ π(K). Hierfür wähle zu jedem c ∈ C ein Urbild yc ∈ G und eine offene, relativ kompakte Umgebung Uc ⊂ G von yc . Da π offen ist, bilden die Mengen π(Uc ) eine offene Überdeckung von C, Harmonische Analyse abelscher Gruppen 33 also existieren c1 , . . . cn ∈ C so dass C ⊂ π(K), wobei K die kompakte Menge Uc1 ∪ · · · ∪ Ucn ist. Sei nun C der Träger einer gegebenen Funktion g ∈ Cc (G/H) und K ⊂ G wie oben. Nach Urysohns Lemma existiert ein φ ∈ Cc (G) so dass φ ≥ 0 und φ ≡ 1 auf K. Setze dann H g(xH)φ(x)/φ (x), f (x) = 0 g(xH) , 0, g(xH) = 0. Diese Definition ist sinnvoll, denn φH > 0 auf dem Träger von g. Man erhält f ∈ Cc (G) und f H = gφH /φH = g. Bemerkung 1.5.2. Wir notieren noch, dass in dem Beweis gezeigt wurde, dass es zu jedem Kompaktum C ⊂ G/H eine kompakte Menge K ⊂ G gibt, so dass C ⊆ π(K). Indem man K durch π−1 (C) ∩ K ersetzt, kann man sogar π(K) = C verlangen. Ein Maß ν auf der Borel-σ-Algebra von G/H heißt ein invariantes Maß, falls ν(xA) = ν(A) für jedes x ∈ G und jede messbare Menge A ⊂ G/H gilt. Sei ∆G die Modularfunktion von G und ∆H die von H. Satz 1.5.3 (Quotienten-Integralformel). Sei G eine lokalkompakte Gruppe und sei H eine abgeschlossene Untergruppe. Es existiert genau dann ein invariantes Radon-Maß ν , 0 auf dem Quotienten G/H, wenn die Modularfunktionen ∆G und ∆H auf H übereinstimmen. In diesem Fall ist das Maß ν eindeutig bestimmt bis auf skalare Vielfache. Zu gegebenen Haar-Maßen auf G und H existiert genau ein solches ν, so dass für jedes f ∈ Cc (G) die Quotienten-Integralformel Z Z Z f (x) dx = f (xh) dh dν(x) G G/H H Harmonische Analyse abelscher Gruppen 34 gilt. Das so gegebene Maß ν heißt das Quotientenmaß. Die Quotienten-Integralformel gilt dann für jedes f ∈ L1 (G). Die letzte Aussage bedeutet, dass für jede integrierbare Funktion f auf R G das Integral f H (x) = H f (xh) dh fast überall in x existiert und eine ν-integrierbare Funktion auf G/H definiert, so dass die Integralformel gilt. Beweis. Wir nehmen zunächst an, dass es ein invariantes Radon-Maß ν , 0 auf G/H gibt. Definiere dann ein lineares Funktional I auf Cc (G) R durch I( f ) = G/H f H (x) dν(x). Dann ist I( f ) ein nichtverschwindendes Integral auf G. Wir zeigen, dass es invariant ist, also gegeben durch ein Haar-Maß. Hierzu rechnen wir mit y ∈ G, Z I(L y f ) = (L y f )H (x) dν(x) ZG/H Z = L y f (xh) dh dν(x) G/H H Z Z = f (y−1 xh) dh dν(x) ZG/H H Z H −1 = f (y x) dν(x) = G/H da ν invariant ist. G/H f H (x) dν(x) = I( f ), Harmonische Analyse abelscher Gruppen Wir schreiben I( f ) = R G 35 f (x) dx. Für h0 ∈ H gilt Z Z Z Rh−1 f (x) dx f (xh−1 0 ) dx = 0 G ZG Z = f (xhh−1 0 ) dh dν(x) G/H H Z Z = ∆H (h0 ) f (xh) dh dν(x) G/H H Z = ∆H (h0 ) f (x) dx. f (x) dx = ∆G (h0 ) G G Da man ein f finden kann mit R G f (x) dx , 0, folgt ∆G |H = ∆H . Für die Rückrichtung nimm an, dass ∆G |H = ∆H und sei dann f ∈ Cc (G) R mit f H = 0. Wir wollen zeigen, dass dann G f (x) dx = 0 ist. Sei hierzu φ eine weitere Funktion in Cc (G). Mit dem Satz von Fubini folgt Z Z Z Z 0= f (xh)φ(x) dh dx = φ(x) f (xh) dx dh G H H G Z Z = ∆G (h−1 ) φ(xh−1 ) f (x) dx dh G ZH Z = ∆H (h−1 )φ(xh−1 ) dh f (x) dx ZG ZH Z = φ(xh) dh f (x) dx = φH (x) f (x) dx. G H G Da es ein φ gibt so dass φH ≡ 1 auf dem Träger von f gilt, folgt R f (x) dx = 0. Das bedeutet, dass wir ein ein invariantes Integral auf G R G/H definieren können durch I(g) = G f (x) dx, falls g ∈ Cc (G/H) und f ∈ Cc (G) mit f H = g. Nach dem Satz von Riesz kommt dieses Integral von einem invarianten Maß. Insbesondere gilt die Quotienten-Integralformel für jedes f ∈ Cc (G). Der Satz ist bis auf die letzte Aussage bewiesen. Wir brauchen ein Lemma. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 36 Lemma 1.5.4. Sei µ ein Radon-Maß auf einem lokalkompakten Hausdorff-Raum X und sei F eine Teilmenge von Cc (X), bestehend aus Funktionen φ ≥ 0 so dass es für je zwei 0 ≤ φ, ψ ∈ F eine Funktion η ∈ F gibt mit φ, ψ ≤ η. Dann gilt Z Z sup φ(x) dx = sup φ(x) dµ(x). φ∈F X φ∈F X Es ist Teil der Aussage, dass der Integrand rechts eine messbare Funktion ist. Beweis. Wir zeigen zunächst, dass die Funktion g(x) = supφ∈F φ(x) messbar ist. Da die Borel σ-Algebra auf R von den Intervallen der Form (a, ∞) mit a ∈ R erzeugt wird, reicht es zu zeigen, dass g−1 (a, ∞) für gegebenes a ∈ R messbar ist. Die Menge g (a, ∞) = −1 [ φ−1 (a, ∞) φ∈F ist allerdings eine Menge von offenen Mengen, also offen und damit messbar. Für die Formel des Lemmas beachte, dass die Abschätzung “≤” P trivialerweise gilt. Sei s = m i=1 ai 1Ai eine Treppenfunktion mit s ≤ g. Es ist dann µ(Ai ) < ∞ für jedes i. Wir können daher für gegebenes ε > 0 kompakte Mengen Ki ⊂ Ai finden, so dass Z s dµ < X Sei K = Sm i=1 Ki und schreibe s0 = m X ai µ(Ki ) + ε. i=1 Pm i=1 ai 1Ki . Für gegebenes 0 < δ < 1 gilt (1 − δ)s0 (x) < g(x) für jedes x ∈ K. Daher existiert für jedes x ∈ K ein φx ∈ F so dass (1 − δ)s0 (x) < φx (x). Die Mengen Ux = {y : (1 − δ)s0 (y) < φx (y)} bilden eine offene Überdeckung der kompakten Menge K, also gibt es x1 , . . . , xn so dass K ⊂ Ux1 ∪ · · · ∪ Uxn . Harmonische Analyse abelscher Gruppen 37 Nach Annahme existiert ein φ ∈ F mit φ(x) ≥ φx1 (x), . . . , φxn (x) für jedes x ∈ X. Dann folgt φ > (1 − δ)s0 , also Z Z s0 dx + ε < s dx < X X 1 1−δ Z φ dx + ε. X Variiert man zuerst φ und dann s, so folgt Z Z 1 g dx ≤ φ dx + ε. sup 1 − δ φ∈F X X Lässt man ε und δ gegen Null gehen, so folgt die Behauptung. Zurück zum Beweis des Satzes. Es bleibt zu zeigen, dass die Integralformel für jede integrierbare Funktion f auf G gilt. Es reicht, f ≥ 0 anzunehmen. Dann ist f ein monotoner Limes von Lebesgueschen Treppenfunktionen, nach dem Satz über monotone Konvergenz reicht es daher, die Aussage für eine Treppenfunktion zu zeigen. Wegen Linearität recht es schliesslich, die Aussage für f = 1A für eine messbare Menge A zu zeigen. Sei zunächst A = U eine offene Menge. Nach R Lemma 1.5.4 ist die Funktion g(xH) = sup φ∈Cc (G) H φ(xh) dh messbar auf 0≤φ≤1U G/H und stimmt mit 1H U überein. Eine wiederholte Anwendung des Urysohn Lemmas und Lemma 1.5.4 zeigt Z Z Z Z 1U (xh) dh dx = sup φ(xh) dh dx G/H H G/H H 0≤φ≤1U Z Z = sup φ(xh) dh dx G/H 0≤φ≤1U H Z Z = sup 0≤φ≤1U φ(x) dx = G sup φ(x) dx G 0≤φ≤1U Z = 1U (x) dx. G Ist A = K eine kompakte Menge, so gibt es eine relativ kompakte offene Harmonische Analyse abelscher Gruppen 38 Umgebung V von K und dann ist 1K = 1V − 1VrK , so dass die Behauptung auch für A = K folgt. Für beliebiges A von endlichem Maß und gegebenes n ∈ N gibt es wegen Regularität und Lemma 1.3.3 eine kompakte Menge Kn und eine offene Menge Un so dass Kn ⊂ A ⊂ Un und µ(Un r Kn ) < 1/n. Wir können weiterhin annehmen, dass die Folge Un absteigend ist und die Folge Kn aufsteigend. Sei g der punktweise Limes der wachsenden Folge 1H und Kn sei h der Limes der Folge 1Un . Dann sind g und h integrierbar auf G/H, es gilt 0 ≤ g ≤ 1H ≤ h und h − g ist eine positive Funktion vom Integral A mit g bis auf eine Null, also eine Nullfunktion. Dan bedeutet, dass 1H A Nullfunktion übereinstimmt und daher integrierbar ist. Es gilt Z Z Z H g(x) dx = lim 1H 1A (x) dx = Kn (x) dx n G/H G/H G/H Z Z = lim 1Kn (x) dx = 1A (x) dx. n G G Korollar 1.5.5. Sei H eine abgeschlossene Untergruppe der lokalkompakten Gruppe G so dass es ein invariantes Radon-Maß , 0 auf G/H gibt. Sei f : G → C messbar so dass die Menge A = {x ∈ G : f (x) , 0} σ-endlich ist. R R Falls dann das iterierte Integral G/H H | f (xh)| dh dx existiert, dann ist f integrierbar und die Quotienten-Integralformel gilt. Beweis. Es reicht zu zeigen, dass | f | integrierbar ist. Wähle also eine Folge (An )n∈N messbarer Mengen in G von endlichem Haar-Maß so dass S A= ∞ n=1 An und definiere fn : G → C durch fn = min(| f | · 1An , n). Dann ist ( fn )n∈N eine monoton wachsende Folge integrierbarer Funktionen, die punktweise gegen | f | konvergiert. Aus Satz 1.5.3 folgt R R R R R f (x) dx = f (xh) dh dx ≤ | f (xh)| dh dx für jedes n ∈ N. G n G/H H n G/H H Das Korollar folgt dann aus dem Satz über monotone Konvergenz. Korollar 1.5.6. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 39 (a) Ist H eine normale abgeschlossene Untergruppe von G, dann stimmen die Modularfunktionen von G und H auf H überein. (b) Sei N der Kern der Modularfunktion ∆G . Dann ist N unimodular. Beweis. (a) Das Haar-Maß von der Gruppe G/H ist ein invariantes Radon Maß, also folgt (a) aus dem Satz. Teil (b) folgt aus Teil (a). Proposition 1.5.7. Sei G eine lokalkompakte Gruppe , K ⊂ G eine kompakte Untergruppe und H ⊂ G eine abgeschlossene Untergruppe so dass G = HK. Dann kann man die Haar-Maße von G, H, K so wählen, dass für jedes f ∈ L1 (G) gilt Z Z Z f (x) dx = G f (hk) dk dh. H K Beweis. Die Gruppe H × K operiert auf G durch (h, k).g = hgk−1 . Da diese Operation transitiv ist, kann G als Menge mit H × K/(H ∩ K) identifiziert werden, wobei H ∩ K diagonal in H × K eingebettet wird. Die Gruppe H ∩ K ist kompakt, hat also eine triviale Modularfunktion und die Modularfunktion von H × K ist auf dieser Untergruppe ebenfalls trivial. Nach Satz 1.5.3 gibt es bis auf Skalierung genau ein H × K-invariant Radon-Maß auf G. Wir zeigen, dass das Haar-Maß von G ebenfalls H × K-invariant ist, so dass die Behauptung aus der Eindeutigkeit folgt. Das Haar-Maß ist offensichtlich invariant unter der Linksmultiplikation von H. Da K kompakt ist, ist ∆G (k) = 1 für jedes k ∈ K und so folgt R R f (xk) dx = f (x) dx für jedes f ∈ Cc (G) nach Satz 1.4.3 (c). G G Lemma 1.5.8. Sei H eine abgeschlossene Untergruppe der lokalkompakten Gruppe G so dass es ein invariantes Radon-Maß auf G/H gibt. Wähle ein solches Maß. Für gegebene 1 ≤ p < ∞ und g ∈ Lp (G/H) ist y 7→ L y g eine gleichmäßig stetige Abbildung von G nach Lp (G/H). Insbesondere existiert zu Harmonische Analyse abelscher Gruppen 40 jedem ε > 0 eine Einsumgebung U so dass y∈U ⇒ L y g − g < ε. p Beweis. Dieses Lemma ist eine Verallgemeinerung von Lemma 1.4.4 und der Beweis des letzteren läuft auch hier durch. 1.6 Faltung Eine Algebra über C ist ein komplexer Vektorraum A mit einer Abbildung A × A → A, (a, b) 7→ ab, die bilinear ist, d.h., es gilt a(b + c) = ab + ac, (a + b)c = ab + ac, λ(ab) = (λa)b = a(λb) für a, b, c ∈ A und λ ∈ C, und die assoziativ ist, d.h. a(bc) = (ab)c gilt für alle a, b, c ∈ A. Die Algebra A heißt eine kommutative Algebra, falls zusätzlich stets ab = ba gilt. Beispiele 1.6.1. • Der Vektorraum A = Mn (C) aller komplexen n × n-Matrizen ist eine Algebra mit dem Matrixmultiplikation. Diese Algebra ist nicht kommutativ, ausser im Fall n = 1. • Für eine Menge S ist der Vektorraum Abb(S, C) aller Abbildungen von S nach C eine kommutative Algebra mit dem punktweisen Produkt, d.h., für f, g ∈ Abb(S, C) ist das Produkt f g gegeben durch die Funktion ( f g)(s) = f (s)g(s), s ∈ S. Definition 1.6.2. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Für zwei messbare Harmonische Analyse abelscher Gruppen 41 Funktionen f, g : G → C definiere das Faltungsprodukt als Z f ∗ g(x) = f (y)g(y−1 x) dy, G falls das Integral existiert. Satz 1.6.3. Sind f, g ∈ L1 (G), dann existiert das Faltungsintegral f ∗ g(x) fast überall in x und definiert eine Funktion in L1 (G). Für die L1 -Norm gilt f ∗ g ≤ f g . 1 1 1 Mit dem Faltungsprodukt wird L1 (G) eine Algebra. Beweis. Seien f, g integrierbare Funktionen auf G. Sei die Funktion ψ definiert durch ψ(y, x) = f (y)g(y−1 x). Wir schreiben ψ als die Komposition der Abbildung α : G × G → G × G, (y, x) 7→ (y, y−1 x) gefolgt von f × g und der Multiplikation, welche messbar sind. Die Abbildung α ist stetig und damit messbar und damit ist ψ eine Komposition messbarer Abbildungen und damit messbar. Seien S( f ) und S(g) die Träger von f und g. Die Mengen S( f ) und S(g) sind σ-kompakt nach Korollar 1.3.8 (d). Der Träger von ψ liegt in der σ-kompakten Menge S( f ) × S( f )S(g) und ist daher selbst σ-kompakt. Nach dem Satz von Fubini folgt Z Z Z Z f ∗ g ≤ | f (y)g(y−1 x)| dy dx = | f (y)g(y−1 x)| dx dy 1 G G ZG ZG = | f (y)g(x)| dx dy = f g < ∞. G G 1 1 Die Funktion ψ(y, ·) ist daher fast überall in x integrierbar und die Funktion f ∗ g existiert und ist messbar. Ferner ist die Norm f ∗ g 1 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 42 kleiner gleich G×G |ψ(x, y)| dx dy = f 1 g1 . Assoziativität und R Distributivität werden durch einfache Rechnungen bewiesen. Für eine Funktion f : G → C und y ∈ G haben wir definiert R y ( f )(x) = f (xy) und L y ( f )(x) = f (y−1 x). Lemma 1.6.4. Für f, g ∈ L1 (G) und y ∈ G gilt R y ( f ∗ g) = f ∗ (R y g) und L y ( f ∗ g) = (L y f ) ∗ g. Beweis. Wir rechnen Z Z R y ( f ∗ g)(x) = f (z)g(z−1 xy) dz = f (z)R y g(z−1 x) dz = f ∗ (R y g)(x), G G und ebenso für L. Satz 1.6.5. Die Algebra L1 (G) ist genau dann kommutativ, wenn G abelsch ist. Beweis. Sei L1 (G) kommutativ und seien f, g ∈ L1 (G). Für x ∈ G gilt Z 0 = f ∗ g(x) − g ∗ f (x) = f (xy)g(y−1 ) − g(y) f (y−1 x) dy G Z = g(y)(∆(y−1 ) f (xy−1 ) − f (y−1 x)) dy. G Da dies für jedes g gilt, folgt ∆(y−1 ) f (xy−1 ) = f (y−1 x) für jedes f ∈ Cc (G). Für x = 1 folgt ∆ ≡ 1, also ist G unimodular und f (xy−1 ) = f (y−1 x) für jedes f ∈ Cc (G) und alle x, y ∈ g. Hieraus folgt, dass G abelsch ist. Die Rückrichtung ist trivial. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 43 Definition 1.6.6. Eine Dirac-Funktion ist eine Funktion φ ∈ Cc (G), die • positiv ist, d.h., φ ≥ 0 und R • Integral Eins hat, also G φ(x) dx = 1. Ferner heißt φ symmetrisch, falls φ(x−1 ) = φ(x) für jedes x ∈ G gilt. Eine Dirac-Familie ist eine Familie (φU )U von symmetrischen Dirac Funktionen, die durch die Menge U aller Einsumgebungen indiziert ist, so dass für jedes U ∈ U gilt supp(φU ) ⊂ U. Die Menge U kann durch die umgekehrte Inklusion geordnet werden, so dass eine Dirac-Familie immer ein Netz ist, wir sprechen dann auch von einem Dirac-Netz. Lemma 1.6.7. Sind φ und ψ Dirac-Funktionen, dann ist ihr Faltungsprodukt φ ∗ ψ ebenfalls eine Dirac-Funktion. Zu jeder Einsumgebung U existiert eine symmetrische Dirac-Funktion φU so dass φU und φU ∗ φU Träger in U haben. Beweis. Sind φ und ψ positiv, dann ist auch ihr Faltungsprodukt positiv. R R R Es gilt G φ ∗ ψ(x) dx = G φ(x) dx G ψ(x) dx = 1. Für die zweite Aussage sei U eine Einsumgebung. Dann existiert eine symmetrische Einsumgebung W ⊂ U so dass W 2 ⊂ U. Nach dem Lemma von Urysohn gibt es eine Funktion h ∈ Cc (G) mit 0 , h ≥ 0 und supp(h) ⊂ W. Setze φU (x) = h(x) + h(x−1 ) und skaliere diese Funktion so, dass sie Integral Eins hat. Dann gilt supp(φU ∗ φU ) ⊂ supp(φU ) supp(φU ) ⊂ W 2 ⊂ U, also erfüllt φU die Behauptung. Lemma 1.6.8. Sei ε > 0. Für jedes f ∈ L1 (G) gibt es eine Einsumgebung U so dass für jede Dirac-Funktion φU mit Träger in U gilt f ∗ φU − f < ε, 1 φU ∗ f − f < ε. 1 Für jede stetige Funktion f auf G und jede kompakte Menge K ⊂ G existiert Harmonische Analyse abelscher Gruppen 44 eine Einsumgebung U so dass für jede Dirac-Funktion φU mit Träger in U gilt f ∗ φU − f K < ε, φU ∗ f − f K < ε, wobei gK = supx∈K |g(x)|. mit anderen Worten heißt das, dass das Netz (φU ∗ f )U in der L1 -Norm gegen f konvergiert, falls f ∈ L1 (G) und lokal gleichmäßig gegen f konvergiert, falls f stetig ist. Beweis. Es reicht, φU ∗ f zu betrachten, da die andere Seite ähnlich geht. Wir rechnen φU ∗ f − Z Z −1 φU (y)( f (y x) − f (x)) dy dx f 1 = ZG Z G ≤ φU (y)| f (y−1 x) − f (x)| dy dx ZG G = φU (y) L y f − f 1 dy. G Die Behauptung folgt dann aus Lemma 1.4.4. Für das letzte Statement sei f stetig und sei K ⊂ G kompakt. Da eine stetige Funktion auf einem Kompaktum gleichmäßig stetig ist, existiert für jedes ε > 0 eine Einsumgebung U so dass für x ∈ K, y−1 x ∈ U gilt | f (y) − f (x)| < ε. Sei nun φU eine Dirac-Funktion mit Träger in U. Dann gilt Z | f (x) ∗ φU − f (x)| ≤ φU (y−1 x)| f (y) − f (x)| dy < ε. G Lemma 1.6.9. Sei f ∈ Cc (G) und g ∈ L1 (G), dann existiert das R Bochner-Integral G f (x)Lx g dx im Banach-Raum L1 (G) und ist gleich dem Faltungsprodukt f ∗ g. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 45 Beweis. Die Funktion φ : G → L1 (G), gegeben durch φ(x) = f (x)Lx g ist stetig nach Lemma 1.4.4 und hat kompakten Träger, da f solchen hat. Also ist φ Bochner-integrierbar, siehe Appendix. R Wenn wir zeigen, dass h ∗ G φ(x) dx = h ∗ f ∗ g für jedes h ∈ Cc (G), dann folgt dass das Bochner-Integral gleich der Faltung ist, denn wir können h durch eine Dirac-Folge laufen lassen. Sei h ∈ Cc (G). Für ψ ∈ L1 (G) und y ∈ G schätzen wir ab Z |h ∗ ψ(y)| ≤ |h(z)||ψ(z−1 y)| dz ZG = ∆(z−1 )|h(yz−1 )||ψ(z)| dz G ≤ C ψ1 , wobei C ≥ 0 eine obere Schranke für die Funktion z 7→ ∆(z−1 )|h(yz−1 )| ist. Das bedeutet, dass das lineare Funktional α : ψ 7→ h ∗ ψ(y) stetig auf R 1 L (G) ist. Für ψ = G f (x)Lx g dx folgt Z ! f (x)Lx g dx h ∗ ψ(y) = α(ψ) = α G Z = f (x)α(Lx g) dx ZG Z = f (x)h(z)g(x−1 z−1 y) dz dx G G = h ∗ f ∗ g(y). Also ist R G f (x)Lx g dx = f ∗ g wie behauptet. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 1.7 46 Die Fourier-Transformation Eine abelsche lolalkompakte Gruppe wird auch eine LCA-GRuppe genannt. Ein Charakter einer LCA-Gruppe A ist ein stetiger Gruppenhomomorphismus χ : A → T, in die Kreisgruppe T := {z ∈ C : |z| = 1}. Beispiele 1.7.1. • Die Charaktere der Gruppe (Z, +) sind die Abbildungen k 7→ e2πikx , wobei x in R/Z liegt. • Die Charaktere von R/Z sind die Abbildungen x 7→ e2πikx , wobei k in Z liegt. Definition 1.7.2. Die Menge aller Charaktere einer LCA-Gruppe A ist selbst eine abelsche Gruppe unter der Punktweisen Multiplikation. b von A. Man nennt sie die Duale Gruppe A Sei f ∈ L1 (A) und definiere die Fourier-Transformierte von f als die b → C gegeben durch Funktion fˆ : A fˆ(χ) := Z f (x)χ(x) dx. A Dieses Integral existiert, da χ beschränkt ist. b gilt | fˆ(χ)| ≤ f und Lemma 1.7.3. Für f, g ∈ L1 (A) und χ ∈ A 1 fd ∗ g = fˆĝ. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 47 Beweis. Die erste Aussage ist klar. Mit dem Satz von Fubini rechnet man Z Z Z f (y)g(y−1 x) dy χ(x) dx f ∗ g(x)χ(x) dx = fd ∗ g(χ) = A A Z ZA g(y−1 x) χ(x) dx dy f (y) = A ZA Z f (y)χ(y) dy g(x) χ(x) dx = fˆ(χ) ĝ(χ). = A 1.8 A Projektive Limiten Wir erinnern an die Definition einer gerichteten Menge. Dies ist eine partiell geordnete Menge (I, ≤), so dass es zu je zwei Elementen a, b ∈ I eine obere Schranke gibt, also ein Element c ∈ I mit a ≤ c und Beispiele 1.8.1. b ≤ c. • Die Menge N der natürlichen Zahlen mit der üblichen Ordnung. • Sei Ω eine unendliche Menge und sei I die Menge aller endlichen Teilmengen von Ω, geordnet durch Inklusion, also A ≤ B ⇔ A ⊂ B. Dann ist I gerichtet, denn für A, B ∈ I ist die Vereinigung C = A ∪ B eine obere Schranke. • Sei X ein topologischer Raum und x ∈ X. Die Menge I aller Umgebungen U von x ist gerichtet durch die umgekehrte Inklusion, also U ≤ VC ⇔ V ⊂ U, denn zu gegebenen Umgebungen U, V ist W = U ∩V eine obere Harmonische Analyse abelscher Gruppen 48 Schranke. • Sei Γ irgendeine Gruppe und sei I die Menge aller Untergruppen Σ ⊂ Γ von endlichem Index, also mit |Γ/Σ| < ∞. Dann ist I geordnet durch die Inklusion. Die Menge I ist gerichtet, denn für Σ, Σ0 ⊂ Γ ist die von Σ und Σ0 erzeugte Untergruppe hΣ ∪ Σ0 i eine obere Schranke. • Gerichtete Mengen sind genau die Indexmengen für Netze (xi )i∈I . Definition 1.8.2. Ein projektives System von Gruppen besteht aus den folgenden Daten. • eine gerichtete Menge (I, ≤), • eine Familie (Gi )i∈I von Gruppen und • eine Familie von Gruppenhomomorphismen j π i : G j → Gi , falls i ≤ j, so dass die folgenden Bedingungen erfüllt sind: πii = IdGi Beispiele 1.8.3. j und πi ◦ πkj = πki , if i ≤ j ≤ k. • Sei p eine Primzahl und sei I = N mit der üblichen Ordnung. Für n ∈ N sei Gn = Z/pn Z und für m ≥ n sei m n m πm n : Z/p Z → Z/p Z die Projektion. Dann ist (Gn , πn ) ein projektives System von Gruppen. • Sei Γ eine Gruppe und I die Menge aller Untergruppen von endlichem Index, geordnet durch die umgekehrte Inklusion. Die Familie der Quotienten (Γ/Σ)Σ∈I ist ein projektives System endlicher Gruppen. Die Strukturabbildung für Σ ⊃ Σ0 ist die Harmonische Analyse abelscher Gruppen 49 natürliche Projektion πΣΣ : Γ/Σ0 → Γ/Σ 0 γΣ0 7→ γΣ. j Definition 1.8.4. Sei (Gi , πi ) ein projektives System von Gruppen. Der projektive Limes des Systems ist die Menge G B lim Gi ←− aller a ∈ j Q i∈I Gi so dass ai = πi (a j ) für jedes Paar i ≤ j in I gilt. Proposition 1.8.5. Der projektive Limes G des Systems (Gi ) ist eine Q Untergruppe des Produktes i∈I Gi . Sei πi : G → Gi die Projektion auf die i-te Koordinate. Dann ist πi ein Gruppenhomomorphismus. Der projektive Limes hat die folgende universelle Eigenschaft: Ist Z eine Gruppe mit j Gruppenhomomorphismen αi : Z → Gi , so dass αi = πi ◦ α j für alle i ≤ j in I gilt, dann gibt es genau einen Gruppenhomomorphismus α : Z → G, so dass alle Diagramme Gi _ o πi GO α αi Z kommutieren. Beweis. Sind a, b ∈ G, dann gilt für i ≤ j in I, dass j j j j πi ((ab) j ) = πi (a j b j ) = πi (a j )πi (b j ) = ai bi = (ab)i . j Ebenso sieht man πi ((a−1 ) j ) = a−1 , so dass G in der Tat eine Untergruppe i ist. Da π j die Einschränkung eines Gruppenhomomorphismus auf eine Untergruppe ist, ist es ein Gruppenhomomorphismus. Für die universelle Eigenschaft seien Z, αi wie im Satz gegeben. Zu Harmonische Analyse abelscher Gruppen 50 gegebenem z ∈ Z definieren die αi (z) ∈ Gi ein Element von Q i∈I Gi . Die j Bedingung αi = πi ◦ α j bedeutet gerade, dass dieses Element in der Untergruppe G liegt. Dies definiert α und die universelle Eigenschaft ist leicht verifiziert. Beispiele 1.8.6. • Die Gruppe Zp B lim←− Z/pn Z wird die Gruppe der ganzen p-adischen Zahlen genannt. • Ist Γ eine Gruppe, so nennt man die Gruppe b Γ B lim Γ/Σ, ←− Σ wobei der Limes über alle Untergruppen Σ von endlichem Index läuft, die pro-endliche Komplettierung von Γ. Definition 1.8.7. Eine pro-endliche Gruppe ist eine Gruppe G, die als projektiver Limes G = lim Gi ←− i geschrieben werden kann, wobei alle Gi endliche Gruppen sind. Man versieht dann jede Gi mit der diskreten Topologie und G mit der Q Teilraumtopologie von G ⊂ i∈I Gi . Lemma 1.8.8. Eine pro-endliche Gruppe ist kompakt und hausdorffsch. Beweis. Das Produkt Q i Gi ist hausdorffsch und damit ist G hausdorffsch. Das Produkt ist nach Tychonov kompakt und damit ist die abgeschlossene Untergruppe G ebenfalls kompakt. Beispiel 1.8.9. Sei K ein Körper der Charakteristik Null und sei K ein algebraischer Abschluss. Die absolute Galoisgruppe von K ist Gal(K) B Gal(K/K). Harmonische Analyse abelscher Gruppen 51 Dies ist die Gruppe aller Körper-Automorphismen σ : K → K, die K punktweise festhalten, also σ|K = IdK erfüllen. Satz 1.8.10. Die absolute Galois-Grupe eines Körpers der Charakteristik Null ist eine pro-endliche Gruppe. Genauer ist sie gleich ihrer pro-endlichen Komplettierung. Beweis. Sei Γ = Gal(K) und sei π : Γ → b Γ die kanonische Abbildung. Injektivität: Seien γ, γ0 ∈ Γ mit π(γ) = π(γ0 ), dann folgt γΣ = γ0 Σ für jede Untergruppe von endlichem Index Σ ⊂ Γ. Sei x ∈ K und sei L ⊂ K die normale Hülle von K(x), dann ist L/K endlich und es gilt σ(L) = L für jedes σ ∈ Γ. Sei Σ ⊂ Γ der Kern des Gruppenhomomorphismus RL : Γ → Gal(L/K), σ 7→ σ|L . Da das Bild endlich ist, hat Σ endlichen Index und damit gilt γΣ = γ0 Σ, also γ|L = γ0 |L und daher γ(x) = γ0 (x). da x beliebig war, also γ = γ0 . Surjektivität: Sei (γΣ ) ∈ b Γ und sei x ∈ K. Seien L, RL und Σ wie oben. Der Homomorphismus RL faktorisiert über Γ/Σ. Setze dann γ(x) B RL (γΣ )(x). Auf diese Weise wird ein Automorphismus γ von K definiert mit π(γ) = (γΣ ). 1.9 Zusammenhang Ein topologischer Raum X heisst zusammenhängend, falls er nicht disjunkt in zwei offene Mengen zerlegt werden kann. (Es sei denn eine ist leer.) Harmonische Analyse abelscher Gruppen 52 Für eine Teilmenge T eines topologischen Raums kann man das so formulieren: T ist genau dann zusammenhängend, wenn für je zwei offene Mengen U, V ⊂ X mit U ∩ V ∩ T = ∅ und T ⊂ U ∪ V schon gilt T⊂U oder T ⊂ V. Lemma 1.9.1. Ist f : X → Y eine stetige Abbildung und ist T ⊂ X zusammenhängend, dann ist auch das Bild f (T) ⊂ Y zusammenhängend. Beweis. Übung. Definition 1.9.2. Sei x ∈ X, dann ist die Zusammenhangskomponente C(x) von x definiert als die Vereinigung aller zusammenhängenden Teilmengen T, die x enthalten. Lemma 1.9.3. (a) C(x) ist zusammenhängend. Damit ist C(x) die größte zusammenhängende Teilmenge von X, die x enthält. (b) C(x) ist eine abgeschlossene Teilmenge von X. (c) Ist y ∈ X, dann ist entweder C(x) = C(y) oder C(x) ∩ C(y) = ∅. Daher kann X disjunkt in seine Zusammenhangskomponenten zerlegt werden. Beweis. (a) Seien U, V ⊂ X offen mit C(x) ⊂ U ∪ V und C(x) ∩ U ∩ V = ∅. Dann liegt x in einer der beiden Mengen, sagen wir x ∈ U. Ist T eine zusammenhängende Menge, die X enthält, dann muss T in U liegen, da sonst U und V die Menge T teilen. Damit folgt aber C(x) ⊂ U und daher ist C(x) zusammenhängend. (b) folgt, da der Abschluss T einer zusammenhängenden Menge wieder zusammenhängend ist, daher ist C(x) zusammenhängend, also C(x) ⊂ C(x). (c) Liegt y in C(x), dann folgt C(x) ⊂ C(y), da C(x) zusammenhängend ist. Da aber auch C(y) zusammenhängend ist, folgt aus der Maximalität Harmonische Analyse abelscher Gruppen 53 dann aber C(x) = C(y). Ist y beliebig und gilt C(x) ∩ C(y) , ∅, dann wähle ein z in diesem Schnitt. Nach dem ersten Schritt ist dann C(x) = C(z) = C(y). Definition 1.9.4. Ein topologischer Raum X heisst total unzusammenhängend, fall C(x) = {x} für jedes x ∈ X gilt. Beispiele 1.9.5. • Jedes Intervall in R ist zusammenhängend, ebenso jeder Ball in Rn . • Eine Kreislinie in R2 ist zusammenhängend. Der Schnitt zweier Kreislinien nicht notwendigerweise. Also muss der Schnitt zweier zusammenhängender Mengen nicht zusammenhängend sein. • Jeder diskrete topologische Raum ist total unzusammenhängend. • Die Cantor-Menge in R ist ein Beispiel für eine total unzusammenhängende Menge, die nicht diskret ist. Proposition 1.9.6. Sei G eine topologische Gruppe und sei G0 die Zusammenhangskomponente der Eins in G. Dann ist G0 eine abgeschlossener Normalteiler. Für jedes x ∈ G gilt C(x) = xG0 . Die Quotientengruppe G/G0 ist total unzusammenhängend. Beweis. Die Menge xG0 ist das Bild von G0 unter dem Homöomorphismus lx : G → G, y → xy. Daher ist xG0 die Komponente von x. Ist x ∈ G0 , dann ist xG0 ∩ G0 , ∅ und daher xG0 = G0 . Da y 7→ y−1 und y 7→ xyx−1 ebenfalls Homöomorphismen von G nach G sind, folgt auch, dass G−1 = G0 und xG0 x−1 = G0 für jedes x ∈ G. Daher ist G0 ein 0 abgeschlossener Normalteiler von G. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 54 Sei A ⊂ G/G0 eine Menge, die mehr als ein Element hat. Wir müssen zeigen, dass A unzusammenhängend ist. Sei q : G → G/G0 die Quotientenabbildung. Betrachte das Urbild B = q−1 (A) ⊂ G. Dann enthält B mindestens zwei verschiedene Nebenklassen xG0 , yG0 mit x, y ∈ G. Daher ist B unzusammenhängend. Es gibt also offene Mengen W1 , W2 ⊂ G mit B ∩ W1 ∩ W2 = ∅, B ∩ Wi , ∅ für i = 1, 2 und B ⊂ W1 ∪ W2 . Dann ist xG0 ∩ W1 ∩ W2 = ∅, und xG0 ⊂ W1 ∪ W2 für jedes x ∈ B. Da xG0 zusammenhängend ist, folgt dass es zu jedem x ∈ B genau ein i ∈ {1, 2} gibt, so dass xG0 ⊂ Wi . Fier Vi = q(Wi ) folgt, dass V1 , V2 nichtleere offene Mengen von G/G0 sind mit A ∩ V1 ∩ V2 = ∅, A ∩ Vi , ∅ für i = 1, 2, und A ⊂ V1 ∪ V2 . Lemma 1.9.7. Sei G eine topologische Gruppe und sei U eine kompakte offene Einsumgebung. Dann enthält U eine kompakte und offene Untergruppe K von G. Beweis. Nach Lemma 1.1.6 gibt es eine offene Einsumgebung V = V −1 so dass UV = VU = U. Da 1 ∈ U, folgt dass V ⊂ U und dann ist V 2 ⊂ VU ⊂ U. Induktiv sehen wir, dass V n ⊂ U für jedes n ∈ N, so dass S die Gruppe K = n∈N V n , die von V erzeugt wird, in U liegt. Nach Lemma 1.1.9 (b) und (c) ist K eine offene und abgeschlossene Untergruppe von G. Da K in der kompakten Teilmenge U liegt, ist sie auch kompakt. Definition 1.9.8. Sei X ein topologischer Raum. Ein System B offener Mengen heisst Topologiebasis, falls jede offene Menge sich als Vereinigung von Mengen aus B schreiben lässt. Eine Topologiebasis von R ist zum Beispiel durch die offenen Intervalle mit rationalen Endpunkten gegeben. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 55 Proposition 1.9.9. Jeder total unzusammenhängende lokalkompakte Hausdorff-Raum X hat eine Topologiebasis bestehend aus offenen und kompakten Teilmengen. Beweis. Es reicht zu zeigen, dass es zu jedem x ∈ X und jeder kompakten Umgebung U von x eine offene und abgeschlossene Menge V gibt mit x ∈ V ⊂ U. Hierfür sei M die Menge aller y ∈ U so dass es eine relativ offene und abgeschlossene Teilmenge C y ⊂ U gibt mit y ∈ C y und x < C y . Dann ist M die Vereinigung all dieser Mengen C y . Insbesondere ist M relativ offen in U. Sei A = U r M. Dann ist x ∈ A und A ist abgeschlossen. Wir zeigen (a) Ist W ⊂ U relativ offen in U und ist W r W eine Teilmenge von M, dann existiert eine relativ offene und abgeschlossene Menge W̃ ⊃ W in U, so dass A ∩ W̃ = A ∩ W. (b) Die Menge A ist zusammenhängend. Wenn wir dies gezeigt haben, folgt A = {x}, da X total unzusammenhängend ist. Hieraus folgt, dass der kompakte Rand ∂U = U r Ů von U in M liegt und daher in der Vereinigung endlich S n vieler C y1 , . . . , C yn . Die Menge V = U r i=1 C yi ist dann relativ offen und abgeschlossen in U und enthält x. Da sie im Inneren Ů vom U liegt, ist sie auch offen in X. Um (a) zu zeigen, sei W wie oben. Die kompakte Menge W r W kann mit endlich vielen der offenen Mengen C y überdeckt werden, also (W r W) ⊂ C für eine Menge der Form C = C y1 ∪ · · · ∪ C yn ⊂ M. Die Menge C ist abgeschlossen und offen in U. Wir setzen W̃ = W ∪ C. Da C die Menge W r W enthält, folgt W ∪ C = W ∪ C, also ist W̃ abgeschlossen und offen in U. Da C in M liegt, haben wir W̃ ∩ A = W ∩ A. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 56 Um den Beweis abzuschliessen, zeigen wir, wie (b) aus (a) folgt. Seien B1 , B2 abgeschlossene (also kompakte) Teilmengen von A so dass B1 ∩ B2 = ∅ und A = B1 ∪ B2 . Wir müssen zeigen, dass eine der Mengen leer ist. Sei etwa x ∈ B1 . Da B1 , B2 kompakt sind mit B1 ∩ B2 = ∅ gibt es nach Urysohn eine relativ offene Menge W ⊂ U so dass B2 ⊂ W und W ∩ B1 = ∅. Nach (a) gibt es W̃ offen und abgeschlossen in U mit B2 = W̃ ∩ A. Dann ist x < W̃ und also W̃ ⊂ M, so dass B2 = ∅. Satz 1.9.10. (a) Sei G eine lokalkompakte Gruppe die total unzusammenhängend ist. Dann enthält jede Einsumgebung U in G eine offene und kompakte Untergruppe von G. (b) Eine lokalkompakte Gruppe is genau dann pro-endlich, wenn sie kompakt und total unzusammenhängend ist. Beweis. (a) folgt aus den Lemmata 1.9.7 und 1.9.9. (b) Sei G = lim← Gi eine pro-endliche Gruppe, dann ist G ⊂ Q i Gi , das Produkt ist kompakt und total unzusammenhängend, also ist die abgeschlossene Untergruppe G kompakt und total unzusammenhängend. Für die Rückrichtung sei G kompakt und total unzusammenhängend. Nach Teil (a) hat G eine Einsumgebungsbasis von offenen Untergruppen. Wegen Kompaktheit hat jede offene Untergruppe U endlichen Index. Sei U eine offene Untergruppe und sei N der Kern des Gruppenhomomorphismus G → Per(G/U), wobei Per(G/U) die Permutationsgruppe der endlichen Menge G/U ist. Da U offen ist. ist dieser Homomorphismus stetig, also ist N ein offener Normalteiler, der in U enthalten ist. Es folgt, dass G eine Einsumgebungsbasis aus Harmonische Analyse abelscher Gruppen 57 offenen normalen Untergruppen hat. Betrachte die Abbildung φ : G → lim G/N, ← N wobei der Limes über alle offenen normalen Untergruppen läuft. Wir behaupten, dass φ ein Isomorphismus lokalkompakter Gruppen ist. Injektivität. Sei x ∈ G r {1}. Dann existiert eine offene normale Untergruppe N mit x < N. Also ist x nicht gleich 1 in G/N und φ ist damit injektiv. Surjektivität. Sei y ∈ lim ← G/N. Für jedes N sei AN das Urbild in G von N yN ∈ G/N. Die Familie abgeschlossener Mengen (AN ) hat die endliche Schnitteigenschaft, also existiert ein x in ihrem Schnitt. Dies ist ein Urbild für y. Stetigkeit. Jede Projektion G → G/N ist stetig und daher ist φ stetig. Stetigkeit der Umkehrabbildung. Eine stetige surjektive Abbildung φ : X → Y zwischen kompakten Hausdorff-Räumen ist automatisch abgeschlossen, das das Bild einer abgeschlossenen, also kompakten Menge wieder kompakt, also abgeschlossen ist. Kapitel 2 Banach-Algebren 2.1 Banach-Algebren Eine Banach-Algebra ist eine komplexe Algebra A zusammen mit einer Norm ||·||, in welcher A vollständig ist, also ein Banach-Raum. Ferner verlangt man, dass die Norm submultiplikativ ist, d.d., dass die Ungleichung ka · bk ≤ kak kbk für alle a, b ∈ A gilt. Dies Ungleichung impliziert insbesondere, dass die Multiplikation auf A eine stetige Abbildung A × A → A ist. Dies bedeutet, dass für konvergente Folgen (an )n∈N und (bn )n∈N in A mit Limiten a und b die Folge an bn gegen ab konvergiert. Diese Aussage folgt aus der Ungleichung kan bn − abk = kan bn − an b + an b − abk ≤ kan k kbn − bk + kbk kan − ak, und der Tatsache dass die rechte Seite gegen Null geht. Beispiele 2.1.1. 58 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 59 • Die Algebra Mn (C) wird mit der Norm ||a|| = n X |ai, j | i,j=1 eine Banach-Algebra. • Für einen topologischen Raum X sei C(X) der Vektorraum aller stetigen Abbildungen f : X → C. Ist X kompakt, dann wird C(X) eine kommutative Banach-Algebra mit der Norm k f kX = sup | f (x)|. x∈X • Ist G eine lokalkompakte Gruppe, dann ist die Faltungs-Algebra L1 (G) mit der Norm k · k1 eine Banach-Algebra, wie aus Satz 1.6.3 folgt. Definition 2.1.2. Seien V, W Banach-Räume. Eine lineare Abbildung T : V → W nennt man auch einen linearen Operator Für einen linearen Operator T : V → W definiere die Operatornorm durch ||T||Op := sup v,0 ||Tv|| = sup ||Tv|| . ||v|| ||v||=1 Beachte, dass die Norm im Nenner die von V im Zähler die von W ist. Beachte ferner, dass für v ∈ V gilt ||Tv|| ≤ ||T||Op ||v|| . Der Operator T heißt beschränkter Operator, wenn ||T||Op < ∞. Lemma 2.1.3. (a) Ein linearer Operator T ist genau dann beschränkt, wenn er als Abbildung V → W stetig ist. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 60 (b) Ist V ein Banach-Raum, dann ist der Raum B(V) aller beschränkten Operatoren V → V, der durch die Hintereinanderschaltung als Multiplikation eine Algebra wird, eine Banach-Algebra mit der Norm ||.||Op . Beweis. (a) Sei T beschränkt und sei v j → v eine konvergente Folgt in V. Dann gilt Tv j − Tv = T(v j − v) ≤ ||T||Op v j − v und dies geht gegen Null, so dass Tv j gegen Tv konvergiert, also ist T stetig. Für die Rückrichtung nimm an, dass T stetig ist, aber ||T||Op = ∞. Dann existiert eine Folge (v j ) in V von Norm Eins, so dass Tv j gegen unendlich geht. Dann geht die Folge 1 ||Tv j || v j gegen Null. Da T stetig ist, geht auch die Folge 1 1 T v j = Tv j Tv j Tv j gegen Null, aber diese Vektoren haben alle Norm Eins, ein Widerspruch! Damit ist die Annahme falsch und die Behauptung folgt. (b) Es ist eine leichte Übungsaufgabe, einzusehen, dass B(V) vollständig ist. Wegen ||TS||Op = sup v,0 ||Sv|| ||TSv|| ≤ sup ||T||Op = ||T||Op ||S||Op ||v|| ||v|| v,0 ist B(V) eine Banach-Algebra. Definition 2.1.4. Eine Algebra A heißt unital, falls es ein Element 1A ∈ A gibt, so dass 1A a = a1A = a für jedes a ∈ A gilt. Das Element 1A heißt Einselement von C. Es ist eindeutig bestimmt, denn ist 10A eine zweite Eins, dann folgt 1A = 1A 10A = 10A . Wir schreiben auch 1 statt 1A falls Verwechselungen ausgeschlossen sind. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 61 Definition 2.1.5. Zwei Normen ||·|| und ||·||0 auf einem komplexen Vektorraum V heissen äquivalente Normen, falls es ein C > 0 gibt, so dass 1 ||·|| ≤ ||·||0 ≤ C ||·|| . C Ist dies der Fall, so ist eine Folge genau dann in ||.|| Cauchy/konvergent, wenn sie in ||.||0 Cauchy/konvergent ist. Also ist Vgenau dann in der einen ein Banach-Raum, wenn er es in der anderen ist und beide erzeugen dieselbe Topologie auf V. Lemma 2.1.6. Sei A eine unitale Banach-Algebra mit Einselement 1. Dann ist ||1|| ≥ 1 und es existiert eine äquivalente Norm ||·||0 auf A, so dass (A, ||·||0 ) wieder eine Banach-Algebra ist mit ||1||0 = 1. Dank dieses Lemmas können wir bei einer unitalen Banach-Algebra immer annehmen, dass das Einselement Norm Eins hat. Beweis. In der Situation des Lemmas gilt ||1||2 ≥ 12 = ||1|| , also ||1|| ≥ 1. Für a ∈ A sei ||a||0 die Operatornorm des Multiplikationsoperators Ma : x 7→ ax, also ||a||0 = sup x,0 ||ax|| . ||x|| Dann ist ||·||0 eine Norm mit ||1||0 = 1. Wegen ||ax|| ≤ ||a|| ||x||, folgt ||a||0 ≤ ||a||. Andererseits gilt ||a||0 = sup x,0 ||a · 1|| ||a|| ||ax|| ≥ = . ||x|| ||1|| ||1|| Daher sind ||·|| und ||·||0 äquivalent. Die Ungleichung ||ab||0 ≤ ||a||0 ||b||0 folgt aus Lemma 2.1.3. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 62 Proposition 2.1.7. Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Die Algebra A = L1 (G) ist genau dann unital, wenn G diskret ist. Beweis. Ist G diskret, dann ist die Funktion 1{1} ein Einselement von A. Für die Umkehrung sei φ eine Eins von A = L1 (G). Nimm an, dass G nicht diskret ist. Die letztere Eigenschaft impliziert, dass jede Einsumgebung mindestens zwei Punkte besitzt. Nach Urysohns Lemma folgt daraus, dass es zu jeder Einsumgebung U zwei Dirac-Funktionen φU und ψU gibt, beide mit Träger in U, so dass die Träger von φU und ψU disjunkt sind, insbesondere gilt φU − ψU = 2. 1 Sei φ ein Einselement, also φ ∗ f = f ∗ φ = f für jedes f ∈ L (G). Nach Lemma 1.6.8 gibt es eine Einsumgebung U so dass φU ∗ φ − φ1 < 1 und ψU ∗ φ − φ1 < 1. Damit folgt 2 = φU − ψU 1 ≤ φU − φ1 + φ − ψU 1 < 2, ein Widerspruch! Damit 1 ist die Annahme falsch und G diskret. Definition 2.1.8. Seien A, B Banach-Algebren. Ein Homomorphismus von Banach-Algebren ist ein stetiger Algebrenhomomorphismus φ : A → B. Das bedeutet, dass φ stetig ist, C-linear und multiplikativ, also φ(ab) = φ(a)φ(b). Ein topologischer Isomorphismus von Banach-Algebren ist ein bijektiver Homomorphismus mit stetiger Inverser. und ein Isomorphismus von Banach-Algebren ist ein Isomorphismus φ, der zusätzlich eine Isometrie ist, also die Gleichung φ(a) = ||a|| für jedes a ∈ A erfüllt. Zur besseren Unterscheidung nennen wir einen Isomorphismus von Banach-Algebren auch einen isometrischen Isomorphismus. Beispiel 2.1.9. Sei Y ⊂ X ein kompakter Unterraum eines kompakten topologischen Raumes X. Die Restriktion von Funktionen ist ein Homomorphismus von Banach-Algebren C(X) → C(Y). Hier ist der Spezialfall Y = {x} enthalten. In diesem Fall ist C(Y) C und die Harmonische Analyse abelscher Gruppen 63 Restriktion wird zum Auswertungshomomorphismus δx : C(X) → C, f 7→ f (x). Definition 2.1.10. Ist A eine unitale Banach-Algebra, so schreiben wir A× für die Gruppe aller invertierbaren Elemente von A, d.h., die multiplikative Gruppe aller a in A, so dass ein b ∈ A existiert mit ab = ba = 1. Dann ist b durch a eindeutig festgelegt , denn für ein zweites b0 gilt b0 = b0 ab = b. Man schreibt dieses Element dann als a−1 und nennt es das Inverse von a. Definition 2.1.11. Ist a ∈ A, so schreiben wir Br (a) für den offenen Ball vom Radius r > 0 um a, also n o Br (a) = x ∈ A : ||a − x|| < r . Lemma 2.1.12 (von Neumann Reihe). Sei A eine unitale Banach-Algebra und sei a ∈ A mit kak < 1. Dann ist 1 − a invertierbar mit Inverser −1 (1 − a) = ∞ X an , n=0 wobei die Reihe absolut in A konvergiert. Die Einheitengruppe A× ist eine offene Teilmenge von A. Mit der Teilraumtopologie ist A× eine topologische Gruppe. P P∞ n n Beweis. Da kak < 1 gilt ∞ ≤ ||a || n=0 n=0 ||a|| < ∞, also konvergiert die P n Reihe b = ∞ n=0 a absolut in A. Die erste Aussage folgt dann aus (1 − a)b = (1 − a) ∞ X n=0 a = n ∞ X n=0 n a − ∞ X an+1 = 1 n=0 und ebenso b(1 − a) = 1. Für die zweite Aussage sei y ∈ A× . Da die Multiplikation auf A stetig Harmonische Analyse abelscher Gruppen 64 ist, ist die Abbildung x 7→ yx ein Homöomorphismus. Daher ist yB1 (1) ⊂ A× eine offene Umgebung von y, also ist A× in der Tat offen. Um zu zeigen, dass A× eine topologische Gruppe ist, müssen wir noch nachweisen, dass die Inversion auf A× stetig ist. Beachte dass die P n −1 Abbildung a 7→ ∞ auf B1 (0) stetig ist, also ist die n=0 a = (1 − a) Inversion stetig auf B1 (1). Sei y ∈ A× beliebig. Dann ist yB1 (1) eine offene Umgebung von y und die Inversion ist auf dieser Menge die Komposition der stetigen Abbildungen y−1 · x−1 ·y−1 yB1 (1) −→ B1 (1) −→ A× −→ A× und damit stetig. Beispiele 2.1.13. • Sei A = Mn (C). Dann ist die Einheitengruppe A× gerade die Gruppe GLn (C) der invertierbaren n × n Matrizen, also der Matrizen A in Mn (C) mit det(A) , 0. Wegen der Stetigkeit der Determinante hat man in diesem Fall einen zweiten Beweis für die Offenheit von A× . • Sei A = C(X) für einen kompakten Hausdorff-Raum X. Dann besteht die Einheitengruppe A× gerade aus den f ∈ C(X), mit f (x) , 0 für jedes x ∈ X. 2.2 Das Spektrum Sei A eine unitale Banach-Algebra. Für a ∈ A schreiben wir n o Res(a) := λ ∈ C : λ1 − a is invertible Harmonische Analyse abelscher Gruppen 65 und nennen diese Menge die Resolventenmenge von a ∈ A. Ihr Komplement σA (a) := C r Res(a) heißt das Spektrum von a. Da A× offen in A nach Lemma 2.1.12 und da λ 7→ (λ1 − a) stetig ist, ist Res(a) eine offene Teilmenge von C und damit ist σA (a) abgeschlossen. Beispiele 2.2.1. • Sei A = Mn (C). Das Spectrum einer Matrix A ∈ A ist genau die Menge der Eigenwerte von A. • Sei X ein kompakter Hausdorff-Raum und sei A = C(X). Für f ∈ A ist das Spektrum σ( f ) gleich dem Bild von f : X → C. Lemma 2.2.2. Sei A eine unitale Banach-Algebra. Für gegebenes a ∈ A ist das Spektrum σ(a) eine abgeschlossene Teilmenge des abgeschlossenen Balls B̄||a|| (0). Insbesondere ist das Spektrum kompakt. Beweis. Wir wissen schon, dass das Spektrum abgeschlossen ist. Sei a ∈ A und sei λ ∈ C mit |λ| > ||a||. Wir müssen zeigen, dass λ1 − a invertierbar ist. Da λ−1 a < 1, liegt nach Lemma 2.1.12 das Element 1 − λ−1 a in A× . Es folgt, dass λ · 1 − a = λ(1 − λ−1 a) ∈ A× , also λ ∈ Res(a). Schreibweise. Ist A eine unitale Banach-Algebra und λ ∈ C, so schreiben wir λ für λ · 1 ∈ A also insbesondere λ − a für λ · 1 − a, falls a ∈ A. Lemma 2.2.3. Sei a ∈ A, dann ist die Abbildung f : λ 7→ (λ − a)−1 holomorph auf der Resolventenmenge Res(a). Beweis. Sei λ ∈ Res(a) und sei h eine kleine komplexe Zahl. Dann ist Harmonische Analyse abelscher Gruppen 1 h ( f (λ 66 + h) − f (λ)) gleich 1 −1 −1 (λ + h − a) − (λ − a) h 1 = ((λ − a) − (λ + h − a)) (λ + h − a)−1 (λ − a)−1 h = −(λ + h − a)−1 (λ − a)−1 . Diese Abbildung ist stetig bei h = 0, da die Inversion stetig ist. Satz 2.2.4. Sei A eine unitale Banach-Algebra und sei a ∈ A. Dann ist σA (a) , ∅. Beweis. Angenommen, es gibt ein a ∈ A mit leerem Spektrum. Sei α ein stetiges lineares Funktional auf A, dann ist die Funktion fα : λ 7→ α((a − λ)−1 ) eine ganze Funktion. Da α stetig, also beschränkt ist, gibt es ein C > 0 so dass |α(b)| ≤ C ||b|| für jedes b ∈ A gilt. Für |λ| > 2 ||a|| folgt dann 1 | fα (λ)| = |α((a − λ)−1 )| = |α((1 − λ−1 a)−1 )| |λ| ∞ ∞ X 1 1 X −1 n α (λ a) ≤ = |α((λ−1 a)n )| |λ| n=0 |λ| n=0 ∞ ∞ C X 1 n 2C C X −1 n λ a < = . ≤ |λ| n=0 |λ| n=0 2 |λ| Damit ist fα beschränkt, also konstant nach dem Satz von Liouville. Da 2C |λ| gegen Null geht für |λ| → ∞, ist fα ≡ 0. Da dies für jedes α gilt, ist die Abbildung f : λ 7→ (λ − a)−1 nach dem Hahn-Banach-Satz ebenfalls die Nullabbildung, Widerspruch! Harmonische Analyse abelscher Gruppen 67 Korollar 2.2.5 (Gelfand-Mazur). Sei A eine unitale Banach-Algebra so dass jedes 0 , a ∈ A invertierbar ist. Dann folgt A = C1. Beweis. Angenommen, es gibt ein a ∈ A r C1, so ist λ − a für jedes λ ∈ C invertierbar, also ist σA (a) = ∅, was dem Satz 2.2.4 widerspricht. Definition 2.2.6. Für ein element a einer unitalen Banach-Algebra A definieren wir den Spektralradius r(a) von a durch n o r(a) := sup |λ| : λ ∈ σA (a) . Satz 2.2.7 (Spektralradiusformel). Sei A eine unitale Banach-Algebra und a ∈ A. Dann gilt r(a) ≤ ||a|| und 1 r(a) = lim kan k n . n→∞ Beweis. Wegen ||an || ≤ ||a||n folgt die erste Aussage aus der zweiten. Wir zeigen die Ungleichungen 1 1 r(a) ≤ lim inf kan k n ≤ lim sup kan k n ≤ r(a), aus denen der Satz folgt. Für λ ∈ σA (a) gilt λn 1 − an = (λ1 − a) Pn−1 j=0 λ j an−1−j so dass λn ∈ σA (an ) 1 und daher |λ|n ≤ kan k für jedes n ∈ N. Somit r(a) ≤ kan k n für jedes n ∈ N, woraus die erste Ungleichung folgt. 1 Um lim sup kan k n ≤ r(a) einzusehen, beachte ∞ (λ − a)−1 a −1 X n 1 −1 = λ (1 − ) = a n+1 λ λ n=0 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 68 für |λ| > kak. Da die Funktion dort holomorph ist, konvergiert die Reihe in der Normtopologie für jedes |λ| > r(a), wie aus Korollar 3.11 (Appendix) angewendet auf z = 1 λ folgt. 1 Für festes gegebenes |λ| > r(a) folgt, dass die Folge an λn+1 in A beschränkt ist, so dass es ein C ≥ 0 gibt mit kan k ≤ C|λ|n+1 für jedes n ∈ N. Also 1 1 ||an || n ≤ (C|λ|) n |λ|. 1 Da die Folge (C|λ|) n gegen Eins geht, erhält man im Limes superior: 1 lim sup kan k n ≤ |λ|. Da dies für jedes λ mit |λ| > r(a) gilt, folgt 1 lim sup kan k n ≤ r(a). Lemma 2.2.8. Sein A eine abgeschlossene Unteralgebra der unitalen Banach-Algebra B so dass 1B ∈ A. Dann gilt ∂σA (a) ⊂ σB (a) ⊂ σA (a) für jedes a ∈ A, wobei ∂σA (a) den Rand des Spektrums σA (a) ⊂ C bezeichnet. Beweis. Ist a ∈ A invertierbar in A, so ist es invertierbar in B ⊃ A, also gilt ResA (a) ⊂ ResB (a), durch Komplementbildung folgt die zweite Inklusion des Lemmas. Zum Beweis der ersten Inklusion sei λ ∈ ∂σA (a) ⊂ σA (a) und sei (λn )n∈N eine Folge in ResA (a) mit λn → λ. Wäre λ ∈ ResB (a), so gölte A 3 (λn 1 − a)−1 → (λ1 − a)−1 ∈ B. Da A abgeschlossen ist, folgt (λ1 − a)−1 ∈ A, was bedeutet, dass λ ∈ ResA (a). Dies ist ein Widerspruch zu λ ∈ σA (a). Beispiel 2.2.9. Sei D ⊂ C die abgeschlossene Kreisscheibe vom Radius 1 um Null und sei D̊ das Innere. Die Diskalgebra A ist nach Definition Harmonische Analyse abelscher Gruppen 69 die Unteralgebra von C(D) bestehend aus allen stetigen Funktionen, die im Inneren D̊ holomorph sind. Da gleichmäßige Limiten holomorpher Funktionen holomorph sind, ist die Diskalgebra eine abgeschlossene Unteralgebra von C(D) und damit eine Banach-Algebra. Sei T = ∂D die Kreisgruppe. Nach dem Maximumprinzip für holomorphe Funktionen nimmt jede Funktion f ∈ A ihr Maximum auf T an. Deshalb ist der Restiktionshomomorphismus A → C(T), f 7→ f |T eine Isometrie. Daher kann man A auch als eine Banach-Unteralgebra von B = C(T) betrachten. Für f ∈ A und λ ∈ C liegt die Funktion (λ − f )−1 genau dann in A, wenn λ nicht im Bild von f liegt. Deshalb ist das Spektrum σA ( f ) gleich dem Bild f (D). Betrachtet man f als Element von B, so ist das Spektrum gleich σB ( f ) = f (T). 2.3 Adjunktion einer Eins Viele wichtige Banach-Algebren, wie L1 (G) für eine nichtdiskrete Gruppe G, haben keine Eins. Um die bisherige Theorie dennoch anwenden zu können, adjungieren wir eine. Sei hierzu A eine Banach-Algebra (mit oder ohne Eins). Dann wird das kartesische Produkt Ae := A × C mit der Multiplikation (a, λ)(b, µ) = (ab + λb + µa, λµ) eine Algebra mit Einselement (0, 1). Mit k(a, λ)k := kak + |λ|, wird Ae eine Banach-Algebra, die A A × {0} als abgeschlossene Unteralgebra der Codimension 1 enthält. Man nennet Ae die Unitarisierung von A. Hat A bereits eine Eins 1A , dann ist die Algebra Ae isomorph zur Harmonische Analyse abelscher Gruppen 70 direkten Summe A ⊕ C der Algebren A und C mit der komponentenweisen Multiplikation. Ein Isomorphismus von Ae nach A ⊕ C ist gegeben durch (a, λ) 7→ (a + λ1A ) ⊕ λ. Ist A eine Banach-Algebra ohne Eins, definieren wir das Spektrum von a ∈ A als σA (a) := σAe (a), wobei wir A mit dem Bild in Ae identifizieren. Mit dieser Konvention gelten alle Ergebnisse des letzten Abschnitts, insbesondere die Spektralradiusformel. Definition 2.3.1. Sei X ein lokalkompakter Hausdorff-Raum. Man sagt, dass eine gegebene Funktion f : X → C im Unendlichen verschwindet, falls es zu jedem ε > 0 eine kompakte Teilmenge K = Kε ⊂ X gibt, so dass | f (x)| < ε für jedes x ∈ X r K gilt. Sei C0 (X) der Vektorraum aller stetigen Funktionen auf X, die im Unendlichen verschwinden. Dann ist C0 (X) eine Banach-Algebra mit der punktweisen Multiplikation und der Supremumsnorm f = supx∈X | f (x)|. Beachte, dass C0 (X) genau X dann unital ist, wenn X kompakt ist, in welchem Fall C0 (X) = C(X) gilt. Beispiel 2.3.2. Sei X ein lokalkompakter Hausdorff-Raum. Wir wollen die Unitarisierung von C0 (X)e bestimmen. Die Einpunktkompaktifizierung X+ von X ist gegeben durch die Menge · X+ := X∪{∞}, wobei ∞ für einen neuen Punkt steht. Auf dieser Menge installieren wir die folgende Topologie: Ist U ⊂ X+ und ist U bereits in X enthalten und dort offen, so soll U auch in X+ offen sein. Ist allerdings ∞ ∈ U, so soll U genau dann offen sein, wenn X r U kompakt ist. Jede stetige Funktion in C(X∞ ) liefert per Einschränkung eine stetige Funktion auf X. Auf diese Weise kann man C0 (X) mit dem Unterraum Harmonische Analyse abelscher Gruppen 71 der stetigen Funktionen f ∈ C(X+ ) identifizieren, für die f (∞) = 0 gilt. Deshalb sagt man, dass solche Funktionen “im Unendlichen verschwinden”. Lemma 2.3.3. Es gibt einen kanonischen topologischen Isomorphismus von Banach-Algebren C(X∞ ) C0 (X)e . Beweis. Indem wir jedes f ∈ C0 (X) durch Null nach X+ fortsetzen, betrachten wir C0 (X) als Teilraum von C(X∞ ). Definiere ψ : C0 (X)e → C(X∞ ) durch ψ( f, λ) = f + λe, wobei e(x) = 1 für jedes x ∈ X∞ . Dann ist ψ ein Isomorphismus von Algebren. Für die Normen gilt ψ( f, λ) X∞ = sup | f (x) + λ| ≤ sup | f (x)| + |λ| = ( f, λ) . x∈X∞ x∈X Damit ist ψ stetig. Andererseits gilt sup | f (x) + λ| ≥ | f (∞) + λ| = |λ|. x∈X∞ Wegen | f (x)| ≤ |λ| + | f (x) + λ| für jedes x folgt ( f, λ) = sup | f (x)| + |λ| ≤ 3 ψ( f, λ) ∞ . X x∈X∞ Das Lemma ist bewiesen. Beachte, dass ψ keine Isometrie ist, aber die Einschränkung auf C0 (X) schon. 2.4 Die Gelfand-Abbildung Definition 2.4.1. Sei A eine kommutative Banach-Algebra. Der Strukturraum ∆A von A ist die Menge aller Algebren-Homomorphismen m : A → C die ungleich Null sind. Mann nennt ∆A auch dem Raum der maximalen Ideale, was durch den unten Harmonische Analyse abelscher Gruppen 72 folgenden Satz 2.5.4 gerechtfertigt ist. Die Elemente von ∆A heissen auch multiplikative Funktionale. Ist A unital, so folgt automatisch m(1) = 1 für jedes m ∈ ∆A , denn aus m(1) = m(12 ) = m(1)2 folgt m(1) = 0 oder m(1) = 1, aber m(1) = 0 impliziert m = 0, was wir ausgeschlossen haben. Beispiele 2.4.2. • Sei A = C0 (X) für einen lokalkompakten Hausdorff-Raum X. Jedes x ∈ X liefert ein Element δx von ∆A durch δx ( f ) = f (x). b dann ist • Sei A = L1 (A), wobei A eine LCA-Gruppe ist. Sei χ ∈ A, die Abbildung mχ : A → C definiert durch Z mχ ( f ) = fˆ(χ) = f (x)χ(x) dx A ein Element von ∆A , wie aus Lemma 1.7.3 folgt. Für ein gegebenes multiplikatives Funktional m ∈ ∆A gibt es genau eine Erweiterung von m zu einem multiplikativen Funktional me auf Ae gegeben durch me (a, λ) = m(a) + λ. Ein Multiplikatives Funktional von Ae , welches nicht auf diese Weise von A herkommt, muss auf A gleich Null sein, also gleich dem Augmentationsfunktional m∞ of Ae sein, das gegeben ist durch m∞ (a, λ) = λ. Es folgt ∆Ae = {me : m ∈ ∆A } ∪ {m∞ }. Wir wollen ∆A mit einer natürlichen Topologie versehen, die es zu Harmonische Analyse abelscher Gruppen 73 einem lokalkompakten Hausdorff-Raum macht. Für einen Banach-Raum V sei V 0 der Dualraum, also die Menge aller stetigen linearen Funktionale α : V → C. Dies ist ein Banach-Raum mit der Norm ||α|| = ||α||Op = supv∈Vr{0} |α(v)| . ||v|| Lemma 2.4.3. Sei A eine kommutative Banach-Algebra und sei m ∈ ∆A . Dann ist m stetig mit kmk ≤ 1. Ist A unital, dann gilt kmk = 1. Beweis. Sei zuerst A unital. Ist a ∈ A, dann gilt m(a − m(a)1) = 0, so dass a − m(a)1 nicht invertierbar in A sein kann, also ist m(a) ∈ σ(a) und somit |m(a)| ≤ kak für jedes a ∈ A. Wegen m(1) = 1 ist m stetig mit kmk = 1. Ist A nicht unital, so ist die Erweiterung me : Ae → C stetig mit kme k = 1. Daher ist die Einschränkung m = me |A ebenfalls stetig und es gilt kmk ≤ 1. Es folgt aus dem Lemma, dass ∆A ⊂ B̄0 ⊂ A0 , wobei B̄0 = { f ∈ A0 : k f k ≤ 1} der abgeschlossene Ball vom Radius Eins ist. In jedem normierten Raum V ist die schwach-*-Topologie auf V 0 definiert als die Initialtopologie auf V 0 gegeben durch die Abbildungen {δv : v ∈ V} mit δv : V 0 → C, α 7→ α(v). Man kann diese Topologie auch die Topologie der punktweisen Konvergenz nennen, denn ein Netz (α j ) j in V 0 konvergiert genau dann gegen α ∈ V 0 in der schwach-*-Topologie, wenn α j (v) gegen α(v) konvergiert für jedes v ∈ V. Satz 2.4.4 (Banach-Alaoglu). Sei V ein Banach-Raum. Dann ist der abgeschlossen Einheitsball B̄0 := { f ∈ V 0 : k f k ≤ 1} ⊂ V 0 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 74 mit der schwach-*-Topologie ein kompakter Hausdorff-Raum. Beweis. Sei D = {z ∈ C : |z| ≤ 1}. Für α ∈ B̄0 und v ∈ V gilt |α(v)| ≤ ||v||, also ist α(v) ein Element der kompakten Menge D ||v||. Wir erhalten eine injektive Abbildung B̄0 ,→ Y D ||v|| =: P v∈V α → (α(v))v . Der Produktraum P rechts ist hausdorffsch und nach dem Satz von Tychonov kompakt. Da ein Netz im Produktraum P genau dann konvergiert, wenn alle Komponenten konvergieren, stimmt die schwach-*-Topologie auf B̄0 mit der Teilraumtopologie vom Produktraum überein. Da der Produktraum P kompakt ist, reicht es, zu zeigen, dass B̄0 in P abgeschlossen ist. Ein Element x ∈ P liegt genau dann in B̄0 , wenn seine Koordinaten die Gleichungen xv+w = xv + xw und xλv = λxv für alle v, w ∈ V und jedes λ ∈ C erfüllen. Diese Bedingungen definieren aber eine abgeschlossene Teilmenge des Produktraums P. Definition 2.4.5. Ist A eine kommutative Banach-Algebra, so versehen wir den Strukturraum ∆A ⊂ A0 der Algebra A mit der Topologie induziert durch die schwach-*-Topologie auf A0 . Lemma 2.4.6. Sei A eine kommutative Banach-Algebra. Dann ist die Inklusionsabbildung Φ : ∆A → ∆Ae , die m auf me abbildet, ein Homöomorphismus aufs Bild. Beweis. Φ ist injektiv. Da die schwach-*-Topologie die Topology der punktweisen Konvergenz ist, müssen wir nur nachweisen, dass ein Netz (mν )ν genau dann punktweise gegen m ∈ ∆A konvergiert, wenn Harmonische Analyse abelscher Gruppen 75 das Netz (meν )ν punktweise gegen me konvergiert. Aber wegen me (a, λ) = m(a) + λ ist dies klar. Definition 2.4.7. Jedes a ∈ A definiert eine Funktion â auf dem Strukturraum â : ∆A → C, m 7→ â(m) = m(a). Wir werden die Abbildung A → Abb(∆A , C), a 7→ â wird die Gelfand-Transformation genannt. Satz 2.4.8 (Gelfand Transform). Sei A eine kommutative Banach-Algebra. Dann gilt: (a) ∆A ist ein lokalkompakter Hausdorff-Raum. (b) Ist A is unital, dann ist ∆A kompakt. (c) Für jedes a ∈ A ist die Funktion â auf ∆A stetig und verschwindet im Unendlichen ∞. Die Gelfand-Transformation A → C0 (∆A ); a 7→ â. ist ein Algebrenhomomorphismus. (d) Für jedes a ∈ A gilt ||â||∆A ≤ ||a||, also ist die Gelfand-Transformation stetig. Beweis. Wir zeigen (a) und (b) zusammen. Der Abschluss ∆A of ∆A in A0 ist nach dem Satz von Banach-Alaoglu kompakt. Wir zeigen, dass dieser Abschluss gleich ∆A ist, falls A unital ist und ∆A oder ∆A ∪ {0} falls A nicht unital ist. Hierzu sei (mν )ν ein Netz in ∆A , welches Harmonische Analyse abelscher Gruppen 76 punktweise gegen f ∈ A0 konvergiert. Es folgt dann f (ab) = lim mν (ab) = lim mν (a) lim mν (b) = f (a) f (b), ν ν ν so dass f : A → C ein Algebrenhomomorphismus ist. Ist A unital, dann gilt f (1) = limν mν (1) = 1, es ist f , 0 und daher f ∈ ∆A . Ist A nicht unital, so kann f = 0 sein. Hieraus folgt (b). Die Aussage (a) folgt dann so: ist A nicht unital und m ∈ ∆A , so induziert m ein Element me in ∆Ae durch me (a, λ) = m(a) + λ. in ∆Ae ist me verschieden von m0 (a, λ) = λ, so dass es wegen der Hausdorff-Eigenschaft eine offen Umgebung U von me in ∆Ae gibt so dass me ∈ U ⊂ U = m0 . Dann ist U abgeschlossen in ∆Ae , also kompakt, aber andererseits ist U ⊂ ∆A , also ist ∆A lokalkompakt. Für (c) beachte das, da die Topologie auf ∆A durch die schwach-*-Topologie induziert, die Punktauswertung â nach Definition stetig ist. Ist ∆A kompakt, folgt die Behauptung. Andernfalls ist der Abschluss von ∆A gleich ∆A ∪ {0} und stimmt mit der Einpunktkompaktifizierung von ∆A überein. Offensichtlich verschwindet jedes â im Punkte 0 ∈ ∆A . (d) Für a ∈ A gilt |â(m)| = |m(a)| ≤ ||m|| ||a|| ≤ ||a|| nach Lemma 2.4.3. Lemma 2.4.9. Sei φ : A → B ein Algebrenhomomorphismus zwischen kommutativen Banach-Algebren A und B so dass m ◦ φ , 0 für jedes m ∈ ∆B . Dann ist φ∗ : ∆B → ∆A m 7→ m ◦ φ stetig und ist ein Homöomorphismus falls bijektiv. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 77 Beweis. Da aus der punktweisen Konvergenz eines Netzes (mi ) in ∆B die Punktweise Konvergenz des Netzes (mi ◦ φ) in ∆A folgt, ist die Abbildung φ∗ stetig. nimm nun an, dass sie bijektiv ist. Sei φe : Ae → Be die kanonische Erweiterung von φ zu den Unitarisierungen, definiert durch φe (a, λ) = (φ(a), λ). Dann ist die Abbildung (φe )∗ : ∆Be → ∆Ae , definiert durch m 7→ m ◦ φe eine stetige Bijektion zwischen den Einpunktkompaktifizierungen ∆Be und ∆Ae von ∆A und ∆B , welche die Abbildung φ∗ : ∆B → ∆A fortsetzt. Die Aussage folgt nun aus dem folgenden Lemma. Lemma 2.4.10. Eine bijektive stetige Abbildung zwischen kompakten Hausdorff-Räumen ist ein Homöomorphismus. Beweis. Eine Abbildung ist genau dann stetig, wenn Urbilder abgeschlossener Mengen abgeschlossen sind. Sei f : X → Y eine bijektive stetige Abbildung zwischen kompakten Hausdorff-Räumen. Sei A ⊂ X abgeschlossen, dann ist A kompakt und daher ist f (A) kompakt und, da Y hausdorffsch ist, folgt, dass f (A) abgeschlossen ist. Daher ist f −1 stetig. 2.5 Maximale Ideale Definition 2.5.1. Ist A eine Algebra, dann heißt ein Untervektorraum I ⊂ A ein Ideal, wenn für jedes a ∈ A gilt aI ⊂ I und Ia ⊂ I. Der Raum A selbst ist ein Ideal. Jedes Ideal I , A heißt echtes Ideal. Ein maximales Ideal ist ein echtes Ideal M, so dass für jedes echte Ideal I aus I ⊃ M schon folgt I = M. Ist A unital, dann gilt A× ∩ I = ∅ für jedes echte Ideal I ⊂ A. Sei nun A eine unitale Banach-Algebra. Da A× offen in A ist, ist der Abschluss I Harmonische Analyse abelscher Gruppen 78 eines echten Ideals wieder ein echtes Ideal. Lemma 2.5.2. Sei A eine unitale Banach-Algebra. Dann ist jedes echte Ideal in einem maximalen Ideal enthalten. Jedes maximale Ideal ist abgeschlossen. Ist schliesslich A kommutativ, dann ist jedes Element von A r A× in einem maximalen Ideal enthalten. Beweis. Die erste Aussage folgt mit Zorns Lemma angewendet auf die Menge aller echten Ideale, die ein gegebenes Ideal I enthalten. Die zweite ist klar nach obiger Bemerkung. Für die dritte sei A kommutativ n o und sei a ∈ A r A× . Dann ist das Hauptideal aA = ax : x ∈ A ein echtes Ideal, liegt also in einem maximalen Ideal. Definition 2.5.3. Ist A eine Banach-Algebra und ist I ⊂ A ein abgeschlossenes Ideal in A, dann wird der Quotientenraum A/I wieder eine Banach-Algebra, wenn wir ihn mit der Quotientennorm n ka + Ik = inf ka + dk : d ∈ I o und der Multiplikation (a + I)(b + I) = ab + I versehen. Satz 2.5.4. Sei A eine kommutative unitale Banach-Algebra. (a) Die Abbildung m 7→ ker(m) = m−1 (0) ist eine Bijektion zwischen ∆A und der Menge aller maximalen Ideale von A. (b) Ein Element a ∈ A ist genau dann invertierbar, wenn m(a) , 0 für jedes m ∈ ∆A . (c) Für a ∈ A gilt σ(a) = Im(â). Beweis. (a) Für die Injektivität seien m, n ∈ ∆A mit ker(m) = ker(n) =: I. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 79 Da I ein Unterraum der Codimension Eins ist, kann jedes a ∈ A geschrieben werden als a0 + λ1 für eindeutig bestimmte a0 ∈ I und λ ∈ C. Dann gilt m(a) = m(a0 + λ1) = λ = n(a0 + λ1) = n(a). Für die Surjektivität sei I ein maximales Ideal. Dann ist B = A/I eine unitale Banach-Algebra ohne ein echtes Ideal. Dann ist nach Lemma 2.5.2 jedes b ∈ B r {0} invertierbar. Nach Korollar 2.2.5 folgt B C. Damit ist I der Kern der Abbildung A → B C, welche in ∆A liegt. Für (b) sei a ∈ A invertierbar. Für m ∈ ∆A gilt m(a)m(a−1 ) = m(1) = 1, also m(a) , 0. Für die Rückrichtung nimm an, dass a nicht invertierbar ist. Dann liegt es in einem maximalen Ideal, welches nach Teil (a) der Kern eines m ∈ ∆A ist. Schliesslich folgt (c) indem wir alles zusammensetzen: Ein gegebenes λ ∈ C liegt genau dann in σ(a), wenn a − λ1 nicht invertierbar ist. Das ist genau dann der Fall, wenn es ein m ∈ ∆A gibt mit m(a − λ1) = 0, d.h., â(m) = m(a) = λ, was zu λ ∈ Im(â) äquivalent ist. Also Im(â) = σ(a). Beispiel 2.5.5. Betrachte den Fall A = C(X) für einen kompakten Hausdorff-Raum X. Für x ∈ X sei δx : A → C definiert durch δx ( f ) = f (x). Dann ist die Abbildung δ : x 7→ δx ein Homöomorphismus X −→ ∆A . Wir haben also ∆C(X) = X. Beweis. Übungsaufgabe. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 2.6 80 Der Satz von Gelfand-Neumark Sei A eine Algebra über C. Eine Involution ist eine Abbildung A → A, geschrieben a 7→ a∗ , so dass für a, b ∈ A und λ ∈ C gilt (a + b)∗ = a∗ + b∗ , (λa)∗ = λa∗ , (ab)∗ = b∗ a∗ , sowie (a∗ )∗ = a. Eine Banach-*-Algebra ist eine Banach-Algebra A mit einer Involution * so dass für jedes a ∈ A gilt ||a∗ || = ||a|| . Eine C∗ -Algebra ist eine Banach-Algebra A mit einer Involution *, so dass für jedes a ∈ A gilt ||a∗ a|| = ||a||2 . Lemma 2.6.1. Jede C∗ -Algebra ist eine Banach-*-Algebra. Beweis. Sei A eine C∗ -Algebra und sei a ∈ A. Dann gilt ||a||2 = ||a∗ a|| ≤ ||a∗ || ||a||, hieraus folgt ||a|| ≤ ||a∗ || und durch Vertauschen von a und a∗ folgt die andere Ungleichung. Ein Element a einer Banach-*-Algebra A heißt selbstadjungiert, falls a∗ = a gilt. Beispiele 2.6.2. • Sei H ein Hilbert-Raum und sei A = B(H) die Banach-Algebra aller beschränkten linearen Operatoren auf H. Dann ist T 7→ T∗ eine Involution, wobei T∗ der adjungierte Operator ist, d.h., für alle v, w ∈ H gilt hTv, wi = hv, T∗ wi. Dann ist A eine C∗ -Algebra, denn für v ∈ H folgt aus der Cauchy-Schwarz-Ungleichung, dass ||Tv||2 = hTv, Tvi = hv, T∗ Tvi ≤ ||v|| ||T∗ Tv|| . Harmonische Analyse abelscher Gruppen Für v , 0 folgt ||Tv||2 ||v||2 ≤ ||T∗ Tv|| ||v|| 81 und daher gilt für die Operatornorm ||T||2 ≤ ||T∗ T|| ≤ ||T∗ || ||T|| . Dies liefert ||T|| ≤ ||T∗ ||.Ersetzt man T durch T∗ folgt die andere Abschätzung auch. Aus der obigen Abschätzung folgt dann ||T||2 = ||T∗ T||. Ein Operator T ∈ B(H) mit T∗ = T heißt ein selbstadjungierter Operator. • Sei A = C0 (X) für einen lokalkompakten Hausdorff-Raum X. Die Involution f ∗ (x) := f (x) macht diese kommutative Banach-Algebra zu einer C∗ -Algebra, denn 2 f ∗ f = sup | f ∗ (x) f (x)| = sup | f (x)|2 = f . x∈X x∈X • Ein einfaches Beispiel einer Banach-*-Algebra, die keine C∗ -Algebra ist, ist die Diskalgebra D aus Beispiel 2.2.9 mit der Involution f ∗ (z) = f (z̄). Die Eigenschaften einer Banach-*-Algebra sind leicht verifiziert. Um zu sehen, dass D keine C∗ -Algebra ist, betrachte f (z) = 1 + iz. Dann ist 2 f = sup |1 + iz|2 = 4, z∈D f ∗ f = sup |1 + z2 | = 2. z∈D Lemma 2.6.3. (a) Sei X ein lokalkompakter Hausdorff-Raum und seien x1 , . . . , xn ∈ X paarweise verschiedene Punkte. Seien λ1 , . . . , λn ∈ C beliebig. Dann gibt es ein f ∈ Cc (X) mit f (x j ) = λ j für jedes j = 1, . . . , n. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 82 (b) Sei G eine lokalkompakte Gruppe und sei g ∈ Cc (G) mit der Eigenschaft, R R dass G g(y) dy = G |g(y)| dy. Dann gibt es θ ∈ T so dass g(x) ∈ θ[0, ∞) für jedes x ∈ G. Beweis. (a) Wegen der Hausdorff-Eigenschaft gibt es offene Mengen Ui, j und Vi,j für i , j mit xi ∈ Ui, j , x j ∈ Vi, j und Ui, j ∩ Vi, j = ∅. Setze T W j = j,i U j,i ∩ Vi, j . Dann ist W j eine offene Umgebung von x j und die Mengen W1 , . . . , Wn sind paarweise disjunkt. Nach dem Lemma von Urysohn gibt es f j ∈ Cc (X) mit Träger in W j und f j (x j ) = 1. Die Funktion f = λ1 f1 + · · · + λn fn . Erfüllt die Aussage. R (b) Sei g wie in der Annahme. Ist G g(x) dx = 0, dann folgt R R |g(x)| dx = 0 und also g = 0. Wir können also G g(x) dx , 0 annehmen. G R In dem wir g durch λg für ein λ ∈ T ersetzen, können wir G g(x) dx > 0 annehmen. Dann ist ! Z Z Z Z Z |g(x)| dx = g(x) dx = g(x) dx = Re g(x) dx = Re(g(x)) dx. G Es folgt G R G G G G (|g| − Re(g))(x) dx = 0. Da die stetige Funktion |g| − Re(G) positiv ist, muss sie identisch verschwinden, also |g| = Re(g) und damit g ≥ 0. Proposition 2.6.4. Sei G eine lokalkompakte Gruppe und sei A die Banach-Algebra L1 (G). Mit der Involution f ∗ (x) = ∆G (x−1 ) f (x−1 ) Ist A eine Banach-*-Algebra, aber keine C∗ -Algebra ausser wenn G trivial ist. Beweis. Die Axiome einer Involution sind leicht verifiziert, ebenso die Tatsache, dass f ∗ = f für f ∈ A. Für die letzte Eigenschaft nimm an, dass L1 (G) eine C∗ -Algebra ist. Wir zeigen, dass dann G = {1}. Nach der Harmonische Analyse abelscher Gruppen 83 C∗ -Eigenschaft gilt für jedes f ∈ Cc (G) dass Z Z −1 −1 ∆(x y) f (y) f (x y) dy dx G G 2 ∗ = f ∗ f = f Z Z −1 = ∆(x y) f (y) f (x−1 y) dy dx. G G Die äußeren Integrale auf beiden Seiten haben stetige Integranden ≥ 0. Die Integranden erfüllen die Ungleichung ≤. Da die Integrale gleich sind, sind die Integranden ebenfalls gleich. Also haben wir für jedes x ∈ G, Z Z −1 −1 −1 −1 ∆(x y) f (y) f (x y) dy. ∆(x y) f (y) f (x y) dy = G G Nach dem Lemma gibt es zu gegebenem x ∈ G ein θx ∈ T, so dass f (y) f (x−1 y) ∈ θx [0, ∞) für jedes y ∈ G. Nimm nun an, dass G nichttrivial ist. Dann gibt es ein x0 , 1 in G. Nach )=i dem Lemma gibt es dann eine Funktion f ∈ Cc (G) mit f (x0 ) = f (x−1 0 und f (1) = 1. Für x = x0 erhalten wir y = 1 ⇒ f (y) f (x−1 y) = f (1) f (x−1 ) = −i, 0 y = x0 ⇒ f (y) f (x−1 y) = f (x0 ) f (1) = i. Widerspruch! Damit ist G die triviale Gruppe. Für ein Element a einer Banach-Algebra A haben wir n o r(a) = max |λ| : λ ∈ σ(a) für den Spektralradius geschrieben. Durch Adjunktion einer Eins kann man diese Definition auch für nicht-unitale Algebren treffen und die Spektralradiusformel r(a) = limn→∞ kan k1/n gilt dann allgemein. Lemma 2.6.5. Sei A eine C∗ -Algebra und sei a ∈ A selbstadjungiert. Dann Harmonische Analyse abelscher Gruppen 84 ist der Spektralradius von a gleich der Norm, also r(a) = kak. Beweis. Da a = a∗ bedeutet die C∗ -Bedingung, dass ka2 k = ka∗ ak = kak2 . n n Nach Induktion folgt ka2 k = kak2 für jedes n ∈ N. Nach der Spektralradiusformel ist n 1 r(a) = lim ka2 k 2n = kak. n→∞ Diese Aussage bedeutet insbesondere, dass die Norm einer C∗ -Algebra durch die algebraische Struktur eindeutig festgelegt ist. Für ein selbstadjungiertes Element ist dies klar, für ein allgemeines Element a folgt dies aus ||a||2 = ||a∗ a|| = r(a∗ a). Lemma 2.6.6. Sei F ein abgeschlossener Teilraum eines normierten Vektorraums E von endlicher Codimension. Ist F vollständig, dann auch E. Beweis. Durch Induktion nach dim(E/F) reduziert man auf den Fall dim(E/F) = 1. Wähle dann ein v0 ∈ E r F und wähle den Isomorphismus E/F C durch λ(v0 + F) 7→ λ. Dann ist die Quotientenabbildung q : E → E/F C ein stetiges lineares Funktional auf E. Wir behaupten, dass Φ : F ⊕ C → E, gegeben durch Φ(w, λ) = w + λv0 ein linearer topologischer Isomorphismus ist. Diese Abbildung ist offensichtlich stetig. Um die Stetigkeit der Inversen zu sehen, nimm an, dass (wn + λn v0 ) → (w + λv0 ). Dann konvergiert λn → λ wegen der Stetigkeit der Quotientenabbildung. Hieraus folgt dann auch, dass wn → w. die Behauptung folgt nun aus der Vollständigkeit von F ⊕ C. Lemma 2.6.7. Sei A eine C∗ -Algebra. Dann existiert eine Norm auf der Unitarisierung Ae , die diese zu einer C∗ -Algebra macht. In dieser Norm ist die Einbettung A ,→ Ae eine Isometrie. Beweis. Die Involution wird auf Ae definiert durch (a, λ)∗ := (a∗ , λ). Ist A Harmonische Analyse abelscher Gruppen 85 selbst schon unital, so haben wir gesehen, dass Ae isomorph zur direkten Summe A ⊕ C ist. In diesem Fall macht die Norm ka ⊕ λk := max{kak, |λ|} die Algebra A ⊕ C zu einer C∗ -Algebra, wie man leicht nachrechnet. Nehmen wir nun also an, dass A keine Eins hat. Betrachte den Homomorphismus L : Ae → B(A) gegeben durch L(a,λ) b := ab + λb, und definiere k(a, λ)k := kL(a,λ) kOp . Zur Unterscheidung schreiben wir diese Norm auch als ||(a, λ)||Op . Um zu sehen, dass dies eine Banach-Algebra-Norm auf Ae ist, brauchen wir nur zu zeigen, das L injektiv ist. Sei also (a, λ) ∈ Ae so dass ab + λb = 0 für jedes b ∈ A. Nimm an, dass λ , 0, dann folgt (− λa )b = b für jedes b ∈ A. Nach Anwendung der Involution und Ersetzen von b durch b∗ folgt b(− λa )∗ = b und insbesondere (− λa ) = (− λa )(− λa )∗ = (− λa )∗ , so dass (− λa ) ein Einselement von A ist, im Widerspruch zur Voraussetzung, dass A keines hat. Damit muss also λ = 0 sein, also ab = 0 für jedes b ∈ A und damit aa∗ = 0. Aber dann ist kak2 = kaa∗ k = 0 und L ist injektiv. Wir zeigen, dass die Inklusion a 7→ (a, 0), A → Ae isometrisch ist. Da kabkA ≤ kakA kbkA für alle a, b ∈ A, folgt kL(a,0) kOp ≤ kakA und die Gleichung kaa∗ kA = kak2A zeigt dass kakA ≤ kL(a,0) kOp . Da A ein vollständiger Unterraum von endlicher Codimension in Ae ist, ist Ae vollständig nach Lemma 2.6.6. Es bleibt zu zeigen, dass die Norm auf Ae die C∗ -Bedingung k(a, λ)∗ (a, λ)kOp = k(a, λ)k2Op erfüllt. Hierfür sei ε > 0. Nach der Definition der Operatornorm gibt es ein b ∈ A mit kbkA = k(b, 0)kOp = 1, so dass Harmonische Analyse abelscher Gruppen 86 kab + λbkA ≥ k(a, λ)kOp (1 − ε). Das bedeutet (1 − ε)2 k(a, λ)k2Op ≤ kab + λbk2A = k(ab + λb)∗ (ab + λb)kA = k(b∗ , 0)(a∗ , λ̄)(a, λ)(b, 0)kOp , und dies ist kleiner-gleich k(b∗ , 0)kOp k(a, λ)∗ (a, λ)kOp k(b, 0)kOp = k(a, λ)∗ (a, λ)kOp . Da ε > 0 beliebig ist, erhalten wir k(a, λ)k2 ≤ k(a, λ)∗ (a, λ)k ≤ k(a, λ)∗ k k(a, λ)k. Indem wir (a, λ) durch (a, λ)∗ ersetzen, erhalten wir Gleichheit. Definition 2.6.8. Für eine C∗ -Algebra A und ein a ∈ A definieren wir den Realteil und Imaginärteil wie folgt 1 Re(a) = (a + a∗ ) 2 und Im(a) = 1 (a − a∗ ). 2i Dann sind Re(a) und Im(a) beide selbstadjungiert und a = Re(a) + i Im(a). Lemma 2.6.9. Ist A eine kommutative C∗ -Algebra, dann gilt m(a∗ ) = m(a) für jedes a ∈ A und jedes m ∈ ∆A . Beweis. Durch Übergang zu Ae falls nötig, können wir A als unital annehmen. Sei m ∈ ∆A und sei a ∈ A. Indem wir a in Real- und Imaginärteil zerlegen, können wir a = a∗ annehmen und müssen dann zeigen, dass m(a) in R liegt. Hier zu schreiben wir m(a) = x + iy mit x, y ∈ R. Wir müssen zeigen, dass y = 0 ist. Für t ∈ R sei at := a + it = a + it · 1. Es folgt a∗t at = (a − it)(a + it) = a2 + t2 und Harmonische Analyse abelscher Gruppen 87 m(at ) = x + i(y + t). Daher folgt für jedes t ∈ R x2 + (y + t)2 = |m(at )|2 ≤ kat k2 = ka∗t at k = ka2 + t2 k ≤ kak2 + t2 , und hieraus ergibt sich x2 + y2 + 2yt ≤ kak2 für jedes t ∈ R. Das kann nur sein, wenn y = 0. Satz 2.6.10 (Gelfand-Neumark). Ist A eine kommutative C∗ -Algebra, dann ist die Gelfand-Transformation a 7→ â ein isometrischer *-Isomorphismus A −→ C0 (∆A ). Insbesondere gilt ||â||∆A = ||a|| und ab∗ = â für jedes a ∈ A. Schliesslich gilt ∆A kompakt ⇔ A unital. In diesem Fall liefert die Gelfand Transformation einen Isomorphismus A C(∆A ). Beweis. Wir zeigen, dass für eine C∗ -Algebra die Gelfand-Abbildung isometrisch ist mit dichtem Bild. Daraus folgt dann, dass n o b = â : a ∈ A eine vollständige, also abgeschlossene Unteralgebra von A b = C0 (∆A ). C0 (∆A ) ist und also A Wir schreiben ∆ = ∆A . Für a ∈ A liefert Satz 2.5.4 und Lemma 2.6.5, dass ∗ ak = r(a ∗ a) c kâk2∆ = kââk∆ = kac ∆ ∗ a gleich Nach Satz 2.5.4 Teil (c) ist das Bild der stetigen Abbildung ac Harmonische Analyse abelscher Gruppen 88 dem Spektrum des Elementes a∗ a und daher ∗ a) = r(a∗ a) = ka∗ ak = kak2 , r(ac damit also ||â||∆ = ||a|| und die Gelfand-Abbildung ist isometrisch. Es bleibt zu zeigen, dass das Bild dicht ist. Das Bild n o b A = â : a ∈ A ⊂ C0 (∆A ) trennt die Punkte von ∆A : d.h., sind m1 , m2 ∈ ∆A so dass â(m1 ) = â(m2 ) für jedes a ∈ A, dann folgt m1 = m2 , ferner, da alle Elemente von ∆A von Null verschieden sind, gibt es zu gegebenem m ∈ ∆A stets ein a ∈ A mit b dicht â(m) = m(a) , 0. Mit dem Satz von Stone-Weierstraß folgt, dass A b unter komplexer in C0 (∆A ) bzgl der Supremumsnorm liegt, falls A Konjugation stabil ist, was aber dank Lemma 2.6.9 der Fall ist. Ist schliesslich ∆A kompakt, dann ist A C0 (∆A ) unital. Die Umkehrung ist Satz 2.4.8(b). 2.7 Der stetige Funktionalkalkül Definition 2.7.1. Sei a ein Element einer kommutativen unitalen C∗ -Algebra A und sei f eine stetige Funktion auf dem Spektrum σ(a) = Im(â) ⊂ C, also f ∈ C(σ(a)). Dann ist f ◦ â ein neues Element von A C(∆A ). Wir nennen dieses Element f (a). Die Abbildung f 7→ f (a) heißt stetiger Funktionalkalkül für a. Der Funktionalkalkül ist eines der wichtigsten Werkzeuge der Funktionalanalysis. Definition 2.7.2. Ein Element a einer C∗ -Algebra A heißt normales Element, wenn a mit a∗ kommutiert, wenn also aa∗ = a∗ a gilt. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 89 Ist A unital und a ∈ A, dann existiert eine kleinste unitale C∗ -Unteralgebra C∗ (a, 1), die a enthält. Wir nennen C∗ (a, 1) die unitale C∗ -Algebra erzeugt von a. Wir schreiben ausserdem C∗ (a) für die kleinste C∗ -Algebra, die a enthält. Man konstruiert C∗ (a, 1) entweder als den Schnitt über alle C∗ -Unteralgebren, die a und 1 enthalten oder als den Normabschluss der Unteralgebra erzeugt von a, a∗ und 1. Es gilt C∗ (a, 1) kommutativ ⇔ a normal. Lemma 2.7.3 (Automatische Stetigkeit). Sei Φ : A → B ein ∗-Homomorphismus von der Banach-*-Algebra A zur C∗ -Algebra B. Dann gilt kΦ(a)k ≤ kak für jedes a ∈ A. Insbesondere ist Φ automatisch stetig. Beweis. Indem wir Einsen adjungieren falls nötig, können wir annehmen, dass A, B und Φ unital sind. Sei a ∈ A. Da σB (Φ(a∗ a)) ⊆ σA (a∗ a), folgt aus der C∗ -Bedingung kb∗ bk = kbk2 auf B und Lemma 2.6.5 that kΦ(a)k2 = kΦ(a∗ a)k = r(Φ(a∗ a)) ≤ r(a∗ a) ≤ ka∗ ak ≤ kak2 . Lemma 2.7.4. Seien A ⊂ B unitale C∗ -Algebren und sei A× ⊂ B× ihre Einheitengruppen. (a) Es gilt A× = A ∩ B× . (b) Für jedes a ∈ A gilt σA (a) = σB (a). Vergleiche mit Lemma 2.2.8, wo der Fall allgemeiner Banach-Algebren betrachtet wurde. Beweis. Teil (b) folgt sofort aus Teil (a) und der Definition des Spektrums. Es reicht also, (a) zu zeigen. Die Inklusion “⊂” ist klar, sei Harmonische Analyse abelscher Gruppen 90 also a ∈ A ∩ B× . Wir müssen zeigen, dass a ∈ A× . Als ersten Schritt nimm an, dass A und B kommutativ sind. Die Restriktion multiplikativer Funktionale liefert eine stetige Abbildung Res : ∆B → ∆A . Definiere Res∗ : C(∆A ) → C(∆B ) durch Res∗ f (m) = f (Res(m)). Wir erhalten ein kommutatives Diagramm C(∆A ) Res∗ C(∆B ). / / A _ B, wobei die horizontalen Pfeile nach dem Gelfand-Neumark-Satz Isomorphismen sind. Da a invertierbar in B ist, has das Bild in C(∆B ) keine Nullstellen, also hat das Bild in C(∆A ) keine Nullstellen, ist also invertierbar, also ist a invertierbar in A. Als nächstes nehmen wir an, dass A kommutativ ist, B aber möglicherweise nicht. Für gegebenes a ∈ A ∩ B× existiert ein b ∈ B mit ab = ba = 1. Dann kommutiert b auch mit a∗ , denn a∗ b = baa∗ b = ba∗ ab = ba∗ . Ebenso kommutiert b = a−1 mit b∗ , so dass die C∗ -algebra C = C∗ (1, a, b), die von 1, a und b erzeugt wird, kommutativ ist. Da a ∈ C× , folgt a ∈ A× nach dem ersten Schritt. Ist schliesslich A nichtkommutativ, dann betrachten wir zuerst den Fall, dass a ∈ A ∩ B× normal ist. Dann ist die C∗ -Algebra C∗ (1, a) kommutativ und nach dem zweiten Schritt gilt a ∈ C∗ (1, a)× ⊂ A× . Ist schliesslich a ∈ A beliebig, dann benutzen wir die einfache Tatsache, dass a genau dann invertierbar ist, wenn aa∗ und a∗ a invertierbar sind und wir schliessen, dass aus a ∈ B× schon folgt a ∈ A× . Satz 2.7.5 (Stetiger Funktionalkalkül). Sei A eine unitale C∗ -Algebra und sei a ∈ A ein normales Element. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 91 (a) Dann existiert genau ein unitaler *-Homomorphismus Φa : C(σ(a)) → A mit der Eigenschaft Φa (Id) = a. Wir schreiben f (a) := Φa ( f ). Dann ist Φa eine Isometrie und das Bild von Φa ist C∗ (a, 1). Ist A kommutativ, [ dann ist Φ a ( f ) = f ◦ â. (b) Ist A = C∗ (1, a), dann ist â : ∆A → σ(a) ein Homöomorphismus. (c) Ist f : σ(a) → C durch eine Potenzreihe f (z) = P∞ n=0 an (z − z0 ) n gegeben, die gleichmäßig auf σ(a) konvergiert, dann gilt P n f (a) = ∞ n=0 an (a − z0 1) wobei die Reihe absolut konvergiert. Beweis. Für die Eindeutigkeit seienΦ, Ψ : C(σ(a)) → A zwei unitale *-Homomorphismen mit Φ(Id) = Ψ(Id) = a. Dann stimmen sie auf allen Polynomen z und z̄ überein, die nach dem Satz von Stone-Weierstraß eine dichte Unteralgebra von C(σ(a)) bilden. Nach Lemma 2.7.3 sind die Abbildungen Φ und Ψ stetig, stimmen also überein. Um die Existenz zu zeigen, sei B = C∗ (a, 1) ⊆ A die abelsche unitale C∗ -Algebra erzeugt von a. Sei â : ∆B → σB (a) = σA (a) die Gelfand-Transformierte von a. dann ist â nach Satz 2.5.4 surjektiv und es ist auch injektiv, denn sind m1 , m2 ∈ ∆B mit m1 (a) = â(m1 ) = â(m2 ) = m2 (a), dann müssen m1 und m2 übereinstimmen. Da ∆B kompakt ist, folgt dass â : ∆B → σB (a) ein Homöomorphismus ist. Wir haben einen unitalen isometrischen *-Isomorphismus Ψ : C(σB (a)) → C(∆B ), Ψ( f ) = f ◦ â. Wir komponieren dies mit dem Inversen der Gelfand-Transformation Harmonische Analyse abelscher Gruppen 92 b : B → C(∆B ) und erhalten einen unitalen isometrischen *-Isomorphismus Φa : C(σB (a)) → B. Wenden wir Ψ auf die Identität Id : σB (a) → σB (a) an, erhalten wir â, welche unter der inversen Gelfand-Transformation auf a abgebildet wird. Es folgt Φa (1) = 1 und Φa (Id) = a. Die Aussage über Potenzreihen f folgt durch Anwendung von Φa auf P n die Polynome fN (z) = N n=0 an (z − z0 ) und der Tatsache, dass Φa isometrisch ist. Beispiel 2.7.6. Ist A = C(X) für einen kompakten Hausdorff-Raum X, dann bildet der Funktionalkalkül zu f ein Element g ∈ C(σ( f )) = C( f (X)) auf die Funktion g ◦ f ∈ C(X) ab. Dies folgt aus der Eindeutigkeitsaussage und der Tatsache, dass der Homomorphismus Φ : C( f (X)) → C(X), Φ(g) = g ◦ f die Gleichung Φ(Id) = f erfüllt. Korollar 2.7.7. (a) Ist a = a∗ ein selbstadjungiertes Element der C∗ -Algebra A, dann ist das Spektrum reell, d.h., σA (a) ⊆ R. (b) Sei Ψ : A → B ein unitaler *-Homomorphismus zwischen C∗ -Algebren und sei a ∈ A ein normales Element. Dann ist Ψ(a) normal und σ(Ψ(a)) ⊂ σ(a). Der Funktionalkalkül vertauscht mit Ψ, d.h., das Diagramm C(σ(a)) Res C(σ(Ψ(a)) Φa ΦΨ(a) / / A Ψ B ist kommutativ. Insbesondere ist f (Ψ(a)) = Ψ( f (a)) für jedes f ∈ C(σ(a)). (c) Sei a ∈ A ein normales Element der unitalen C∗ -Algebra A und sei f ∈ C(σA (a)). Dann ist f (a) ein normales Element von A, es gilt Harmonische Analyse abelscher Gruppen 93 σA ( f (a)) = f (σA (a)). Beweis. (a) Sei A unital. Nach Satz 2.7.5 gilt f (Id) = a = a∗ = f (Id), wobei Id = IdσA (a) . Da die Abbildung C(σ(a)) → A, die f auf f (a) abbildet, isometrisch , also injektiv ist, folgt Id = Id auf σ(a) und daher σ(a) ⊂ R. (b) Die beiden Wege durch das Diagramm liefern uns zwei unitale *-Homomorphismen Π1 , Π2 : C(σ(a)) → B. Beide bilden die Identität Id = IdσA (a) auf Ψ(a) ab, daher sind sie gleich. (c) Es ist f (a) = φa ( f ) und f (a)∗ = φa ( f ), damit liegen f (a) und f (a)∗ beide im Bild von φa , dies ist eine kommutative Algebra, also vertauschen f (a) und f (a)∗ , also ist f (a) normal. Es ist σA ( f (a)) = σC∗ (a,1) ( f (a)) = σC(σ(a)) ( f ◦ â) = Bild( f ◦ â) = f (Bild(â)) = f (σ(a)). Teil (b) angewendet auf den Homomorphismus des Funktionalkalküls Φa : C(σ(a)) → A liefert (c) bis auf σA ( f (a)) = f (σA (a)), wo es nur “⊂” liefert. Ist X ein kompakter Hausdorff-Raum, dann gilt σC(X) ( f ) = f (X). Wenden wir dies auf die Algebra C(σA (a)) an und beachten, dass das Spektrum unter isometrischen ∗-Isomorphismen bewahrt wird, sehen wir σA ( f (a)) = σC∗ (a,1) ( f (a)) = σC(σA (a)) ( f ) = f (σA (a)). Korollar 2.7.8. Sei Ψ : A → B ein injektiver ∗-Homomorphismus zwischen C∗ -Algebren. Dann gilt kΨ(a)k = kak für jedes a ∈ A, d.h., Ψ ist isometrisch. Beweis. Ist a ∈ A selbstadjungiert, dann ist ||a||A = rA (a) nach Lemma 2.6.5. Nach Lemma 2.7.4 ist aber rA (a) = rB (ψ(a)), damit also ||a||A = rA (a) = rB (ψ(a)) = ψ(a) . Ist a ∈ A beliebig, dann folgt B Harmonische Analyse abelscher Gruppen 94 2 ||a||2 = ||a∗ a|| = ψ(a∗ a) = ψ(a)∗ ψ(a) = ψ(a) . Kapitel 3 Dualität abelscher Gruppen 3.1 Die duale Gruppe Definition 3.1.1. Wir erinnern uns, dass ein Charakter einer LCA-Gruppe A ein stetiger Gruppenhomomorphismus χ : A → T, b aller Charaktere ist ist, wobei T ⊂ C× die Kreisgruppe ist. Die Menge A eine Gruppe unter punktweiser Multiplikation (χ · µ)(x) = χ(x) · µ(x), x ∈ A. b ist χ−1 (x) = Das inverse Element zu einem gegebenen χ ∈ A b heißt die duale Gruppe zu A. Die Gruppe A 1 χ(x) = χ(x). b eine natürliche Topologie definieren. Wir wollen auf A Definition 3.1.2. Für einen topologischen Raum X sei C(X) der komplexe Vektorraum aller stetigen Funktionen f : X → C. Für eine kompakte Menge K ⊂ X und eine offene Menge U ⊂ C definiere die 95 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 96 Menge n o L(K, U) := f ∈ C(X) : f (K) ⊂ U . Die Topologie erzeugt von allen Mengen der Form L(K, U) ⊂ C(X) heißt die kompakt-offen-Topologie auf dem Raum C(X). Lemma 3.1.3. (a) Sei X ein topologischer Raum. Mit der kompakt-offen-Topologie ist C(X) ein Hausdorff-Raum. (b) EinNetz ( fi ) in C(X) konvergiert genau dann in der kompakt-offen-Topologie gegen f , wenn es gleichmäßig auf jedem Kompaktum K ⊂ X konvergiert. (c) Ist X lokalkompakt, dann konvergiert ein Netz ( fi ) genau dann kompakt-offen, wenn es lokal-gleichmäßig konvergiert. (d) Ist X kompakt, dann ist die kompakt-offen-Topologie gleich der Normtopologie der Supremumsnorm. (e) In der kompakt-offen-Topologie ist jede Punktauswertung δx : C(X) → C, f 7→ f (x) für x ∈ X stetig. Beweis. (a) Sei f , g in C(X). Wähle x ∈ X so dass f (x) , g(x) und wähle disjunkte offene Umgebungen S, T in C von f (x) und g(x). Dann sind die Mengen L({x}, S) und L({x}, T) disjunkte offene Umgebungen von f und g, also ist C(X) Hausdorff-Raum. (b) Sei ε > 0 und sei fα → f ein Netz, das in der kompakt-offen-Topologie konvergiert. Sei K ⊂ X eine kompakte Teilmenge. Für z ∈ C und r > 0 sei Br (z) die offene Kreisscheibe vom Radius r um z und sei B̄r (z) der Abschluss. Für x ∈ X sei Ux das Urbild unter f des offenen Balls Bε/3 ( f (x)). dann ist Ux eine offene Umgebung Harmonische Analyse abelscher Gruppen 97 von x und f bildet den Abschluss Ūx in die abgeschlossene Kreisscheibe B̄ε/3 ( f (x)). Da K kompakt ist, gibt es x1 , . . . xn ∈ K so dass K ⊂ Ux1 ∪ · · · ∪ Uxn . Da abgeschlossene Teilmengen von kompakten Mengen kompakt sind, ist die Menge Ūxi ∩ K kompakt. Sei L der Schnitt der Mengen L(Ūx j ∩ K, B2ε/3 ( f (x j ))), j = 1, . . . , n. Dann ist L eine Umgebung von f in der kompakt-offen-Topologie. Daher existiert ein Index α0 so dass für jedes α ≥ α0 die Funktion fα in L liegt. Sei α ≥ α0 und x ∈ K. Dann existiert ein j so dass x ∈ Ux j , also | fα (x) − f (x)| ≤ | fα (x) − f (x j )| + | f (x j ) − f (x)| 2ε ε + = ε. < 3 3 Damit konvergiert das Netz gleichmäßig auf K. Die umgekehrte Richtung ist trivial. (c) Klar, da jeder Punkt eine kompakte Umgebung besitzt. (d) Ist X kompakt, dann ist ein Netz genau dann kompakt-offen konvergent, wenn es normkonvergent ist und die Limiten stimmen überein. Damit haben beide Topologien dieselben abgeschlossenen Mengen und daher dieselben offenen Mengen. (e) Sei ( fi ) → f in C(X) konvergent. Da die Folge gleichmäßig auf Kompakta konvergent ist, konvergiert sie auf dem Kompaktum {x} für ein gegebenes x ∈ X. Also konvergiert δx ( fi ) = fi (x) gegen f (x) = δx ( f ), also ist die Punktauswertung stetig. b eine Teilmenge des Raums C(A) Nach Definition ist die duale Gruppe A aller stetigen Funktionen auf A. Mit Hilfe von Lemma 3.1.3 (e) sieht b eine abgeschlossene Teilmenge von C(A) ist. man ein, dass A Beispiele 3.1.4. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 98 b T von Z ist die • Die kompakt-offen-Topologie auf dem Dual Z natürliche Topologie auf der Kreisgruppe T. b Z von T ist die • Die kompakt-offen-Topologie auf dem Dual T diskrete Topologie. b R von R ist die • Die kompakt-offen-Topologie auf dem Dual R übliche Topologie auf R. Beweis. Sei ex (y) = e2πixy und sei (xα )α∈I ein Netz reeller Zahlen und x ∈ R. Wir müssen zeigen xα → x ⇔ exα → ex , wobei die Konvergenz rechts die kompakt-gleichmäßige Konvergenz ist. Die Richtung “⇒” ist leicht. Wir zeigen also “⇐”. Es sei exα gleichmäßig auf Kompakta gegen ex konvergent. Die Konvergenz ist also insbesondere gleichmäßig auf [−1, 1]. Sei 1 > ε > 0. Dann gibt es einen Index α0 so dass für alle α ≥ α0 gilt |e2πixα y − e2πixy | < ε für jedes y ∈ [−1, 1]. Sei α ≥ α0 . Dann gilt für jedes |y| ≤ 1: |e2πi(xα −x)y − 1| < ε, woraus folgt, dass |xα − x| < π/2. Wir können also annehmen, dass das Netz xα beschränkt ist. Wir zeigen, dass jedes konvergente Teilnetz denselben Limes x hat, denn damit folgt, dass das Netz selbst gegen x konvergiert. Sei also (x0β )β∈J ein konvergentes Teilnetz mit Limes z ∈ R. Dann konvergiert ex0β lokal-gleichmäßig gegen ez und gegen ex , also ist ez = ex , also z = x. b eine topologische Proposition 3.1.5. Mit der kompakt-offen-Topologie ist A Gruppe. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 99 b× A b → A, b Beweis. Wir müssen zeigen, dass die Abbildung α : A (χ, η) 7→ χη−1 stetig ist. Für zwei Paare (χ, η), (χ0 , η0 ) und x ∈ A gilt −1 0 0−1 −1 0−1 χ(x)η (x) − χ (x)η (x) ≤ χ(x)η (x) − χ(x)η (x) + χ(x)η0−1 (x) − χ0 (x)η0−1 (x) −1 0−1 0 = η (x) − η (x) + χ(x) − χ (x), Sei K ⊂ A eine kompakte Teilmenge und sei ε > 0. Dann ist n o b : γ − χη−1 < ε BK,ε (χη−1 ) = γ ∈ A K eine offene Umgebung von χη−1 und die Mengen dieser Form bilden eine Umgebungsbasis. Die Abschätzung oben zeigt, dass die offene Umgebung BK,ε/2 (χ) × BK,ε/2 (η) von (χ, η) von α in die Menge BK,ε (χη−1 ) geworfen wird, also ist α stetig. Proposition 3.1.6. Sei A eine LCA-Gruppe. b diskret. (a) Ist A kompakt, dann ist A b kompakt. (b) Ist A diskret, dann ist A b so dass η(A) in Beweis. Sei A kompakt und sei L die Menge aller η ∈ A, der offenen Menge {Re(·) > 0} liegt. Da A kompakt ist, ist L eine offene b Für jedes η ∈ A b ist das Bild η(A) eine Untergruppe Einsumgebung in A. von T. Die einzige Untergruppe von T, die in {Re(·) > 0} enthalten ist, b diskret. ist die triviale Gruppe. Es folgt L = {1} und daher ist A b = Hom(A, T) eine Für den zweiten Teil sei A diskret. Dann ist A Teilmenge der Menge Abb(A, T) aller Abbildungen von A nach T. Die Menge Abb(A, T) kann mit dem Produkt Y T. a∈A Harmonische Analyse abelscher Gruppen 100 identifiziert werden. Nach dem Satz von Tychonov ist dies ein b ist ein kompakter Hausdorff-Raum in der Produkttopologie und A abgeschlossener Teilraum. Da A diskret ist, induziert die Inklusion b ,→ Q T einen Homöomorphismus von A b auf sein Bild im A a∈A b kompakt. Produktraum. Daher ist A 3.2 Die Fourier-Transformation Sei A eine LCA-Gruppe und betrachte ihre Faltungsalgebra L1 (A). In b kanonisch diesem Abschnitt zeigen wir, dass der topologische Raum A homöomorph zum Strukturraum ∆L1 (A) der kommutativen Banach-Algebra L1 (A) ist. Da dieser Strukturraum lokalkompakt ist, b eine LCA-Gruppe ist. Wir erinnern folgt, dass die duale Gruppe A b → C einer Funktion daran, dass die Fourier-Transformierte fˆ : A f ∈ L1 (A) definiert ist durch fˆ(χ) = Z f (x)χ(x) dx. A b zum Satz 3.2.1. Die Abbildung χ 7→ dχ von der dualen Gruppe A Strukturraum ∆L1 (A) , definiert durch dχ ( f ) = fˆ(χ) b ein lokalkompakter ist ein Homöomorphismus. Insbesondere ist A b eine LCA-Gruppe. Hausdorff-Raum, also ist A Insbesondere ist die Fourier-Transformation f 7→ fˆ auf L1 (A) gleich der Gelfand-Transformation der Algebra L1 (A) gemäß Satz 2.4.8. Es folgt, dass für jedes f ∈ L1 (A) die Fourier-Transformierte fˆ eine stetige Funktion auf Harmonische Analyse abelscher Gruppen 101 b ist, welche im Unendlichen verschwindet. dem Dual A Beweis. Nach Lemma 1.7.3 folgt, dass dχ im Strukturraum der Banach-Algebra L1 (A) liegt. Injektivität. Es gelte dχ = dχ0 , dann ist R A f (x)(χ(x) − χ0 (x)) dx = 0 für jedes f ∈ Cc (A). Dann müssen die stetigen Funktionen χ und χ0 übereinstimmen. Surjektivität. Sei m ∈ ∆L1 (A) . Da Cc (A) dicht in L1 (A) liegt, gibt es ein Element g ∈ Cc (A) mit m(g) , 0. Für x ∈ A definiere χ(x) = m(Lx g)/m(g). Die Stetigkeit von m und Lemma 1.4.4 implizieren, dass χ eine stetige Funktion auf A ist. Man rechnet m(Lx g)m(L y g) = m(Lx g ∗ L y g) = m(Lxy g ∗ g) = m(Lxy g)m(g). Dividiert man durch m(g)2 und geht zur komplex konjugierten über, erhält man die Gleichung χ(x)χ(y) = χ(xy), also ist χ eine multiplikative Abbildung von A nach C× . Sei f ∈ Cc (A). Man kann die Faltung f ∗ g als R f (x)Lx g dx schreiben und dieses Integral kann als vektorwertiges A Integral mit Werten im Banach-Raum L1 (A) betrachtet werden. Man benutzt die Stetigkeit des linearen Funktionals m und Lemma 1.6.9 um zu rechnen Z f (x)χ(x) dx = A ! Z Z 1 1 f (x)m(Lx g) dx = m f (x)Lx g dx m(g) A m(g) A m( f )m(g) 1 = m( f ∗ g) = = m( f ). m(g) m(g) Sei (φU ) ein Dirac-Netz in Cc (A). Dann konvergiert φU ∗ χ punktweise gegen χ und daher existiert für x ∈ A und ε > 0 eine Einsumgebung U, Harmonische Analyse abelscher Gruppen 102 so dass Z |χ(x)| ≤ φU ∗ χ(x) + ε = Lx φU (y)χ(y) dy + ε A = m(Lx φU ) ≤ lim Lx φU 1 + ε = 1 + ε. U Da ε beliebig ist, erhalten wir |χ(x)| ≤ 1 für jedes x ∈ A. Wegen χ(x−1 ) = χ(x)−1 folgt |χ(x)| = 1 für jedes x ∈ A. Also liegt die Abbildung b und die Abbildung d ist surjektiv. χ in A b das lokal-gleichmäßig auf A Stetigkeit. Sei χ j → χ ein Netz in A, konvergiert. Sei f ∈ L1 (A) und wähle ε > 0. Wir müssen zeigen, dass es ein j0 gibt, so dass für j ≥ j0 gilt | fˆ(χ j ) − fˆ(χ)| < ε. Sei g ∈ Cc (A) mit f − g < ε/3. Da χ j → χ gleichmäßig auf supp(g), gibt es ein j0 , so 1 dass für j ≥ j0 gilt | ĝ(χ j ) − ĝ(χ)| < ε/3. Für j ≥ j0 ist | fˆ(χ j ) − fˆ(χ)| ≤ | fˆ(χ j − ĝ(χ j )| + | ĝ(χ j ) − ĝ(χ)| + | ĝ(χ) − fˆ(χ)| ε ε ε < + + = ε. 3 3 3 Die Stetigkeit der inversen Abbildung d−1 ist eine Konsequenz des folgenden Lemmas. b Sei K eine kompakte Teilmenge von A und sei Lemma 3.2.2. Sei χ0 ∈ A. ε > 0. Dann existieren l ∈ N, Funktionen f0 , f1 , . . . , fl ∈ L1 (A) und δ > 0 so, b die Bedingung | fˆj (χ) − fˆj (χ0 )| < δ für jedes j = 0, . . . , l dass für χ ∈ A impliziert |χ(x) − χ0 (x)| < ε für jedes x ∈ K. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 103 Beweis. Für f ∈ L1 (A) gilt fˆ(χ) − fˆ(χ0 ) = Z f (x)(χ(x) − χ0 (x)) dx ZA = f (x)χ0 (x) (χ(x)χ0 (x) − 1) dx A =d f χ̄0 (χχ̄0 ) − d f χ̄0 (1). Wir können also χ0 = 1 annehmen. R 1 ˆ Sei f ∈ L (A) mit f (1) = A f (x) dx = 1. Dann existiert eine Einsumgebung U in A mit Lu f − f < ε/3 für jedes u ∈ U. Da K 1 kompakt ist, gibt es endlich viele x1 , . . . , xl ∈ A so dass K eine Teilmenge von x1 U ∪ · · · ∪ xl U ist. Setze f j = Lx j f sowie f0 = f und sei δ = ε/3. Sei b mit | fˆj (χ) − 1| < ε/3 für jedes j = 0, . . . , l. Für gegebenes weiter χ ∈ A x ∈ K gibt es 1 ≤ j ≤ l und u ∈ U so dassx = x j u ∈ x j U. Es folgt |χ(x) − 1| = |χ(x) − 1| ≤ |χ(x) − χ(x) fˆ(χ)| + | fˆ(χ)χ(x) − fˆj (χ)| + | fˆj (χ) − 1| d d ˆ = |1 − fˆ(χ)| + |L x f (χ) − Lx j f (χ)| + | f j (χ) − 1| ε ε ε < + + = ε, 3 3 3 wobei die letzte Ungleichung auf d d |Lx f (χ) − Lx j f (χ)| ≤ Lx f − Lx j f 1 = Lx j (Lu f − f )1 = Lu f − f 1 < ε/3 basiert. Das Lemma und der Satz sind bewiesen. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 3.3 104 Die C*-Algebra einer LCA-Gruppe Sei f ∈ L1 (A) und φ, ψ ∈ L2 (A). Für jedes y ∈ A gilt D E | L y φ, ψ | ≤ L y φ2 ψ2 = φ2 ψ2 . Damit existiert das Integral R A D E f (y) L y φ, ψ dy und man hat die Abschätzung Z D E f (y) L y φ, ψ dy ≤ f 1 φ2 ψ2 . A Mit anderen Worten, die antilineare Abbildung, die ψ auf das Integral D E R f (y) L φ, ψ dy abbildet, ist beschränkt, also stetig nach Lemma y A 2.1.3. Da jede stetige antilineare Abbildung auf einem Hilbert-Raum durch einen eindeutig bestimmten Vektor dargestellt wird, gibt es genau ein L( f )φ in L2 (A) so dass D E Z D E L( f )φ, ψ = f (y) L y φ, ψ dy A für jedes ψ ∈ L2 (A). Die obige Abschätzung liefert D E L( f )φ, ψ ≤ f φ ψ . 1 2 2 Insbesondere folgt für ψ = L( f )φ, dass 2 L( f )φ ≤ f φ L( f )φ , 2 2 1 2 daher L( f )φ 2 ≤ f 1 φ2 , so dass die lineare Abbildung φ 7→ L( f )φ beschränkt ist, also stetig. Lemma 3.3.1. Ist f ∈ L1 (A) und φ ∈ L1 (A) ∩ L2 (A), dann gilt L( f )φ = f ∗ φ = φ ∗ f . Harmonische Analyse abelscher Gruppen 105 D E Beweis. Sei ψ ∈ Cc (A). Dann ist L( f )φ, ψ gleich R R f (y) A φ(y−1 x)ψ(x) dx dy. Dieses Integral existiert, falls f, φ, ψ durch A ihre Absolutbeträge ersetzt werden. Daher können wir den Satz von D E D E Fubini anwenden um L( f )φ, ψ = f ∗ φ, ψ zu erhalten. Die Behauptung folgt. Lemma 3.3.2. Die Abbildung L von L1 (A) zum Raum B(L2 (A)) ist ein injektiver stetiger Homomorphismus von Banach-*-Algebren. Beweis. Die Abbildung ist linear und erfüllt L( f )Op ≤ f 1 , ist also stetig. Für f, g ∈ L1 (A) und φ in dem dichten Unterraum Cc (A) von L2 (A) folgt aus dem obigen Lemma und der Assoziativität der Faltung, dass L( f ∗ g)φ = ( f ∗ g) ∗ φ = f ∗ (g ∗ φ) = L( f )L(g)φ, also ist L multiplikativ. Für φ, ψ ∈ Cc (A) folgt D E Z Z f ∗ φ, ψ = f (y)φ(y−1 x)ψ(x) dy dx ZA ZA = f (y)φ(x)ψ(yx) dx dy A A Z Z = φ(x)∆(y−1 ) f (y−1 )ψ(y−1 x) dy dx DA A E = φ, f ∗ ∗ ψ , wobei wir die Transformation x 7→ yx gefolgt von y 7→ y−1 benutzt haben. Dies zeigt L( f ∗ ) = L( f )∗ . Für die Injektivität sei f ∈ L1 (G) mit L( f ) = 0. Dann gilt insbesondere f ∗ φ = 0 für jedes φ ∈ Cc (A). Mit Lemma 1.6.8 folgt f = 0. Definition 3.3.3. Wir definieren die Gruppen-C∗ -Algebra C∗ (A) der LCA-Gruppe A als den Normabschluss von L(L1 (A)) in der C∗ -Algebra B(L2 (A)). Da L1 (A) eine kommutative Banach-Algebra ist, ist C∗ (A) eine Harmonische Analyse abelscher Gruppen 106 kommutative C∗ -Algebra. Satz 3.3.4. Die Abbildung L∗ : ∆C∗ (A) → ∆L1 (A) gegeben durch m 7→ m ◦ L b und ist ein Homöomorphismus. Es folgt ∆C∗ (A) A b C∗ (A) C0 (A). Beweis. Da das Bild von L dicht in C∗ (A) liegt, folgt, dass m ◦ L , 0 für jedes m ∈ ∆C∗ (A) und dass L∗ injektiv ist. Nach Lemma 2.4.9 reicht es, zu zeigen, dass L∗ surjektiv ist. b so dass m( f ) = fˆ(χ) für Um dies zu zeigen, sei m ∈ ∆L1 (A) und χ ∈ A jedes f ∈ L1 (A). Wir müssen zeigen, dass m stetig in der C∗ -Norm ist, denn dann hat e eine eindeutig bestimmte Fortsetzung nach C∗ (A). b so dass für Hierfür sei µ0 ∈ ∆C∗ (A) fest gewählt. Es existiert ein χ0 ∈ A f ∈ L1 (A) die Gleichung fˆ(χ0 ) = µ0 ( f ) gilt, wobei wir µ0 (L( f )) = µ0 ( f ) geschrieben haben. Für f ∈ L1 (A) gilt Z Z m( f ) = f (x)χ(x) dx = f (x)χ(x)χ0 (x)χ0 (x) dx = µ0 ( f χ̄χ0 ). A A Es folgt, dass |m( f )| = |µ0 ( f χ̄χ0 )| ≤ f χ̄χ0 C∗ (A) . Wir müssen also zeigen, dass für f ∈ L1 (A) die C∗ -Norm von f gleich der C∗ -Norm von f η für b ist. Da die C∗ -Norm die Operatornorm in B(L2 (A)) ist, jedes η ∈ A Harmonische Analyse abelscher Gruppen 107 betrachten wir φ, ψ ∈ L2 (A) und wir rechnen D E Z D E L(η f )φ, ψ = η(x) f (x) Lx φ, ψ dx ZA Z = η(x) f (x) φ(x−1 y)ψ(y) dy dx A Z ZA f (x) (η̄φ)(x−1 y)(η̄ψ)(y) dy dx = A DA E = L( f )(η̄φ), η̄ψ . Setzt man ψ = L(η f )φ, so folgt E 2 D L(η f )φ = L( f )(η̄φ), η̄L(η f )φ ≤ L( f )(η̄φ) η̄L(η f )φ . 2 2 2 Da η̄L(η f )φ2 = L(η f )φ2 , folgt L(η f )φ2 ≤ L( f )(η̄φ)2 und daher ist die Operatornorm von L(η f ) kleiner oder gleich der Operatornorm von L( f ). Wegen Symmetrie erhalten wir Gleichheit und der Satz folgt. Korollar 3.3.5. Sei A eine LCA-Gruppe. Dann ist die Fourier-Transformation b f 7→ fˆ injektiv und hat dichtes Bild. L1 (A) → C0 (A), b ∆A ∆C∗ (A) , ist die Beweis. Sei A = L1 (A). Da A Fourier-Transformation die Komposition der injektiven Abbildungen b deren erste nach Definition von C∗ (A) dichtes A → C∗ (A) −→ C0 (A), Bild hat. 3.4 Ein hilfreicher Banach-Raum Lemma 3.4.1. Seien φ, ψ ∈ L2 (A). Dann existiert das Integral R φ ∗ ψ(x) = A φ(y)ψ(y−1 x) dy für jedes x ∈ A und definiert eine stetige Funktion in x. Das Faltungsprodukt φ ∗ ψ liegt in C0 (A) und seine Sup-Norm 2 ∗ erfüllt φ ∗ ψ ≤ φ ψ . Schliesslich gilt φ ∗ φ (1) = φ , wobei A 2 2 2 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 108 φ∗ (x) = φ(x−1 ). Beweis. Mit ψ liegt auch die Funktion Lx ψ∗ in L2 (A), da A abelsch, also unimodular ist. Das Faltungsintegral ist dasselbe wie das D E ∗ Skalarprodukt φ, Lx ψ , daher existiert das Integral für jedes x ∈ A. Die Stetigkeit folgt aus Lemma 1.4.4 und der Tatsache, dass die Abbildung D E 2 L (A) → C, gegeben durch ψ 7→ φ, ψ stetig ist. Die Cauchy-Schwarz-Ungleichung gibt D E ∗ φ ∗ ψ = sup φ, Lx ψ ≤ A x∈A φ ψ . 2 2 Wähle Folgen (φn ) und (ψn ) in Cc (A) mit kφn − φk2 , kψn − ψk2 → 0. Dann folgt aus der obigen Ungleichung, dass φn ∗ ψn ∈ Cc (A) gleichmäßig gegen φ ∗ ψ konvergiert. Es folgt, dass φ ∗ ψ ∈ C0 (A) da C0 (A) vollständig 2 ∗ ist. Die letzte Aussage φ ∗ φ (1) = φ ist nach Definition klar. 2 b ist ein Banach-Raum mit der Norm Der Raum C = C0 (A) × C0 A ∗ ( f, η) = max || f ||A , ||η||Ab . 0 Wir betten C0 (A) ∩ L1 (A) in diesen Produktraum ein, indem wir f auf f, fˆ abbilden und wir bezeichnen den Abschluss von C0 (A) ∩ L1 (A) ins C mit C∗0 (A). ∗ Dies ist ein Banach-Raum mit der Norm f . 0 Lemma 3.4.2. Seien p0 und p∗ die Projektionen von C nach C0 (A) bzw. b . Dann sind die Einschränkungen von p0 und p∗ nach C∗ (A) beide C0 A 0 injektiv. Also können wir C∗0 (A) sowohl als einen Unterraum von C0 (A), als b auffassen. auch als einen Unterraum von C0 A Beweis. Sei f ∈ C∗0 (A) und schreibe f∗ für p∗ ( f ) und f0 für p0 ( f ). Wir Harmonische Analyse abelscher Gruppen 109 müssen zeige, dass, sobald einer dieser beiden Null ist, dann auch der andere. Sei ( fn ) eine Folge in C0 (A) ∩ L1 (A), die in C∗0 (A) gegen f konvergiert. Dann konvergiert fn gegen f∗ in C∗ (A) und gleichmäßig gegen f0 auf A. Für ψ ∈ L2 (A) konvergiert also die Folge fn ∗ ψ gegen f∗ (ψ) in L2 (A). Ist ψ in Cc (A), dann konvergiert fn ∗ ψ auch gleichmäßig D E gegen f0 ∗ ψ. Für jedes φ ∈ Cc (A), konvergiert dann die Folge fn ∗ ψ, φ D E ∗ gegen f (ψ), φ und wegen gleichmäßiger Konvergenz auch gegen D E f0 ∗ ψ, φ , d.h. wir haben D E D E f∗ (ψ), φ = f0 ∗ ψ, φ . Da dies für alle ψ, φ ∈ Cc (G) gilt, schliessen wir, dass f∗ = 0 ⇔ f0 = 0 wie behauptet. Ein gegebenes Element f von C∗0 (A) kann als Element von C0 (A), oder b betrachtet werden. Wir werden zwischen diesen von C∗ (A) C0 (A) beiden Sichtweisen hin- und herspringen. Wenn wir die Unterscheidung betonen wollen, schreiben wir f für die Funktion auf A b und fˆ für ihre Fourier-Transformierte auf A. Für g ∈ C∗ (A) und φ ∈ L2 (A) schreiben wir ab jetzt L(g)φ für das Element g(φ) von L2 (A). Für f = ( f0 , f∗ ) ∈ C∗0 (A) definieren wir die Involution ∗ durch ( f0 , f∗ )∗ = ( f0∗ , f∗∗ ), wobei f0∗ (a) = f (a−1 ) und f∗∗ (χ) = f∗ (χ). Dies ist kompatibel mit der Involution von L1 (A), weil ja für f ∈ L1 (A) gilt b f ∗ = fˆ. Lemma 3.4.3. Sei f ∈ C∗0 (A). Ist die Fourier-Transformierte fˆ reellwertig, dann ist auch f (1) reell. Ist fˆ ≥ 0, dann ist f (1) ≥ 0. Hier ist 1 das Einselement von A. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 110 Beweis. Nimm an, dass fˆ reellwertig ist. Dann ist fˆ = fˆ = b f ∗ , also f = f ∗ , und daher f (1) = f ∗ (1) = f (1). b C∗ (A) mit g ≥ 0 und Sei nun fˆ ≥ 0. Dann existiert ein g = g∗ ∈ C0 (A) fˆ = g2 . Sei φ = φ∗ ∈ Cc (A). Dann ist L(g)φ ∈ L2 (A), also 2 (L(g)φ) ∗ (L(g)φ)∗ (1) = L(g)φ2 ≥ 0. Nun ist g ein Limes in C∗ (A) einer Folge (gn ) in L1 (A). Wir können gn = g∗n für jedes n ∈ N annehmen. Nach Lemma 3.3.1 folgt (L(g)φ) ∗ (L(g)φ)∗ = lim(L(gn )φ) ∗ (L(gn )φ)∗ = lim(gn ∗ φ) ∗ (gn ∗ φ)∗ n n = lim gn ∗ φ ∗ φ ∗ gn = lim gn ∗ gn ∗ φ ∗ φ n n = lim L(gn ∗ gn )(φ ∗ φ) = L( f )(φ ∗ φ) = f ∗ φ ∗ φ. n Wir erhalten f ∗ φ ∗ φ(1) ≥ 0 und daher f (1) ≥ 0 nach Lemma 1.6.8, da φ ∗ φ durch ein Dirac-Netz laufen kann. Lemma 3.4.4. (a) Der Raum L1 (A) ∗ Cc (A) ist ein Unterraum von C0 (A). (b) Sei f ∈ C∗ (A) und sei φ, ψ ∈ Cc (A). Dann liegt L( f )(φ ∗ ψ) in C∗0 (A) ∩ L2 (A), der als Unterraum von C0 (A) betrachtet wird. Es gilt L( f )(φ ∗ ψ)b = fˆφ̂ψ̂. Beweis. (a) Sei f ∈ L1 (A) und φ ∈ Cc (A). Wähle eine Folge fn ∈ Cc (A) so dass k fn − f k1 → 0. Dann ist fn ∗ φ ∈ Cc (A) und für jedes x ∈ A gilt | f ∗ φ(x) − fn ∗ φ(x)| ≤ k f − fn k1 kφkA . Dies zeigt, dass f ∗ φ ein gleichmäßiger Limes von Funktionen in C0 (A) ist. Da C0 (A) vollständig in Bezug auf k · kA ist, folgt die Behauptung. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 111 Für (b) sei nun f ∈ C∗ (A). Es gibt eine Folge fn ∈ L1 (A), die gegen f in C∗ (A) konvergiert. Dann liegt L( fn )(φ ∗ ψ) = fn ∗ φ ∗ ψ in C0 (A) ∩ L1 (A). Wir müssen zeigen, dass die entstehende Folge fn ∗ φ ∗ ψ eine Cauchy-Folge in C∗0 (A) ist. Das bedeutet, dass diese Folge und die Folge ihrer Fourier-Transformierten beides Cauchy-Folgen in C0 (A) bzw. b sind. Beachte zunächst ( fn ∗ φ ∗ ψ)b = fˆn φ̂ψ̂. Die Folge fˆn C0 (A) b also konvergiert ( fn ∗ φ ∗ ψ)b gleichmäßig konvergiert gleichmäßig in A, b Nach Lemma 3.4.1 folgern wir, gegen fˆφ̂ψ̂, ist also Cauchy in C0 (A). dass für m, n ∈ N gilt ( fm − fn ) ∗ φ ∗ ψA ≤ ( fm − fn ) ∗ φ2 ψ2 . Die rechte Seite geht gegen Null wenn m, n groß werden, also ist fn ∗ φ ∗ ψ eine Cauchy-Folge in C0 (A). Wegen L( f )(φ ∗ ψ) ∈ L2 (A), folgt die Behauptung. Lemma 3.4.5. Sei (φU ) ein Dirac-Netz in Cc (A). Dann gilt (a) ( f ∗ φU ) konvergiert gegen f in C∗ (A) für jedes f ∈ C∗ (A), (b) ( f ∗ φU ) konvergiert gleichmäßig gegen f für jedes f ∈ C0 (A), (c) ( f ∗ φU ) konvergiert gegen f in C∗0 (A) für jedes f ∈ C∗0 (A), b (d) (b φU ) konvergiert lokal-gleichmäßig gegen 1 on A. Beweis. Für (a) beachte, dass das Ergebnis nach Lemma 1.6.8 für den dichten Teilraum L1 (A) richtig ist. Mit einem Standard ε/3-Argument dehnt man es auf C∗ (A)aus. Für Teil (b) kann man dasselbe Argument benutzen, wobei man L1 (A) mit dem dichten Teilraum Cc (A) von C0 (A) ersetzt. Dann ist (c) eine Konsequenz von (a) und (b). Für den Beweis b eine kompakte Menge. Wähle ein positives ψ ∈ Cc (A) b von (d) sei C ⊆ A mit ψ ≡ 1 auf C und sei f ∈ C∗ (A) mit fˆ = ψ. Dann gilt kφ̂U ψ − ψkAb = kφU ∗ f − f kop → 0 nach Teil (a) und das Ergebnis folgt. b reellwertig und sei ε > 0. Dann gibt es Lemma 3.4.6. Sei η ∈ Cc (A) f1 , f2 ∈ C∗0 (A) ∩ L2 (A) ⊂ C0 (A), so dass Harmonische Analyse abelscher Gruppen 112 b • die Fourier-Transformierten fˆ1 , fˆ2 liegen in Cc (A), • sie erfüllen fˆ1 ≤ η ≤ fˆ2 , ferner || fˆ1 − fˆ2 ||Ab < ε, und supp( fˆi ) ⊂ supp(η) für i = 1, 2, • sowie 0 ≤ f2 (1) − f1 (1) < ε. b der gleichmäßige Limes von Funktionen der Insbesondere ist jedes η ∈ Cc (A) Form fˆ mit f ∈ C∗ (A), wobei der Träger in supp(η) enthalten ist. 0 b nach Satz 3.2.1 Beweis. Für jede Dirac-Funktion φ in Cc (A) gilt φ̂ ∈ C0 (A) und Lemma 3.4.5 kann die entstehende Funktion φ̂ so gewählt werden, dass sie die Konstante 1 auf einem gegebenen Kompaktum beliebig gut approximiert. Beachte, dass die Fourier-Transformierte einer Funktion b der Träger von η. Da Cc (A) der Form h ∗ h∗ positiv ist. Sei K ⊂ A Dirac-Funktionen beliebig kleinen Trägers enthält, gibt es für jedes δ > 0 eine Funktion φδ ∈ C+c (A) so dass für die Funktion ψδ = φδ ∗ φ∗δ gilt 1 − δ ≤ ψ̂δ (χ) ≤ 1 + δ für jedes χ ∈ K. Wähle φ ∈ C+c (A) so dass für ψ = φ ∗ φ∗ gilt ψ̂(χ) ≥ 1 für jedes χ ∈ K. Sei f ∈ C∗ (A) mit fˆ = η und setze f1 = f ∗ (ψδ − δψ), f2 = f ∗ (ψδ + δψ). Nach Lemma 3.4.4 liegen die Funktionen f1 und f2 in dem Raum b gilt C0 (A) ∩ L2 (A). Für jedes χ ∈ A fˆ1 (χ) = fˆ(χ)(ψ̂δ (χ) − δψ̂(χ)) ≤ η(χ) ≤ fˆ2 (χ). Ferner, da fˆ(χ) = η(χ), gilt supp( fˆi ) ⊂ supp(η). Die anderen Eigenschaften folgen, indem man δ klein genug wählt. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 113 b reellwertig. Das Supremum Proposition 3.4.7. Sei ψ ∈ Cc (A) n o sup f (1) : f ∈ C∗0 (A), fˆ ≤ ψ gleich dem Infimum n C∗0 (A), inf f (1) : f ∈ o ˆ f ≥ψ . b fort, Wir nennen diese Zahl I(ψ). Wir setzen die Funktion I auf ganz Cc (A) indem wir I(u + iv) := I(u) + iI(v) setzen, wenn u und v reellwertig sind. b Dann ist I ein Haar-Integral auf Cc (A). Wir schreiben dieses Integral als Z ψ(χ) dχ. I(ψ) = b A Beweis. Es folgt aus Lemma 3.4.3, dass das Supremum ≤ dem Infimum ist und Lemma 3.4.6 impliziert, dass sie übereinstimmen. Die Funktion I ist linear und ist positiv nach Lemma 3.4.3. Für die Invarianz sei b haben wir b reellwertig und sei f ∈ C∗ (A) mit fˆ ≤ ψ. Für χ ∈ A ψ ∈ Cc (A) 0 cf sowie χ f (1) = f (1). Hieraus folgt dann Lχ fˆ ≤ Lχ ψ. Ferner gilt Lχ fˆ = χ die Invarianz von I. Der Beweis der Proposition ist beendet. 3.5 Pontryagin-Dualität und Plancherel-Satz b b ihre duale Gruppe und A b Definition 3.5.1. Sei A eine LCA-GRuppe, A b Es gibt einen kanonischen ihr Bidual, d.h., die duale von A. b b Homomorphismus δ : A → A , den wir in der Form x 7→ δx schreiben und der durch die Vorschrift δx (χ) = χ(x) Harmonische Analyse abelscher Gruppen 114 gegeben ist. Wir nennen δ die Pontryagin-Abbildung. Um zu sehen, b → T tatsächlich ein stetiger dass für jedes x ∈ A die Abbildung δx : A Gruppenhomomorphismus ist, notieren wir δx (χµ) = χµ(x) = χ(x)µ(x) = δx (χ)δx (µ) b so dass δx ein Gruppenhomomorphismus ist. Da für alle χ, µ ∈ A, b also kompakt-gleichmäßige Konvergenz Konvergenz in A, insbesondere punktweise Konvergenz impliziert, sehen wir, dass wenn b konvergiert, dann konvergiert das Netz ein Netz χ j → χ in A δx (χ j ) = χ j (x) in C gegen χ(x) = δx (χ), so dass also δx stetig ist. Beispiele 3.5.2. b via t 7→ χt mit χt (s) = e2πist . Wir • Für A = R ist R R können daher R auch mit seinem Bidual identifizieren, indem wir b → T, gegeben durch µs (χt ) = e2πits s ∈ R auf den Charakter µs : R abbilden. Es ist leicht einzusehen, dass die Abbildung µs = δs mit b b mit der Pontryagin-Abbildung übereinstimmt. Also ist δ:R→R im Falle A = R die Pontryagin-Abbildung ein Isomorphismus. b b • Ähnlich sehen wir, dass die Pontryagin-Abbildungen δ : T → T b b mit den Verkettungen der natürlichen und δ : Z → Z b und T Z b wie im Beispiel 1.7.1 Identifikationen Z T übereinstimmen. Proposition 3.5.3. Sei A eine LCA-Gruppe. Dann ist die Pontryagin-Abbildung ein injektiver stetiger Gruppenhomomorphismus b b b so dass χ(x) , 1. A→A . Ist insbesondere 1 , x ∈ A, dann gibt es ein χ ∈ A, Beweis. Wir müssen zunächst feststellen, dass die Pontryagin-Abbildung δ selbst ein Gruppenhomomorphismus ist: δxy (χ) = χ(xy) = χ(x)χ(y) = δx (χ)δ y (χ). Harmonische Analyse abelscher Gruppen 115 Die Stetigkeit braucht dann nur im Einselement gezeigt zu werden. Sei b b . Dann gibt es eine kompakte also V eine offene Einsumgebung in A b und ein ε > 0, so dass V die offene Einsumgebung Menge K∗ ⊂ A b b : |α(χ) − 1| < ε ∀χ∈K∗ } BK∗ ,ε = {α ∈ A enthält. Sei L ⊂ A eine kompakte Einsumgebung. Da K∗ kompakt ist, gibt es χ1 . . . , χn ∈ K∗ so dass K∗ ⊂ BL,ε/2 (χ1 ) ∪ · · · ∪ BL,ε/2 (χn ), wobei b : ||χ0 − χ||L < ε}. BL,ε (χ) = {χ0 ∈ A Für j = 1, . . . , n sei U j = {x ∈ A : |χ j (x) − 1| < ε/2}. Sei U = L̊ ∩ U1 ∩ · · · ∩ Un . Dann ist U eine Einsumgebung für die gilt x ∈ U ⇒ |χ(x) − 1| < ε ∀χ∈K∗ . Damit ist δ(U) ⊂ V und δ ist stetig. b b Wir müssen noch zeigen, dass δ : A → A injektiv ist. Nimm also an, b Wähle dass 1 , x ∈ A mit δx = 1 b. Dann ist χ(x) = 1 für jedes χ ∈ A. A g ∈ Cc (A) mit g(1) = 1 und g(x−1 ) = 0. Dann ist Lx (g) , g, aber nach Lemma 1.7.3 gilt L[ x (g)(χ) = χ̄(x) ĝ(χ) = ĝ(χ) b Dies widerspricht der Injektivität der für jedes χ ∈ A. Fourier-Transformation, also Korollar 3.3.5. b Lemma 3.5.4. Sei f ∈ C∗0 (A) so dass ihre Fourier-Transformierte in Cc A liegt. Dann gilt für jedes x ∈ A, dass f (x) = fˆˆ(δx−1 ). Beweis. Für x ∈ A gilt Z f (x) = Lx−1 f (1) = Z L[ x−1 f (χ) dχ = b A b A fˆ(χ)δx (χ) dχ = fˆˆ(δx−1 ). Harmonische Analyse abelscher Gruppen 116 Lemma 3.5.5. Für eine LCA-Gruppe A gilt (a) Cc (A) ist dicht in C∗0 (A). n o b ∩ fˆ : f ∈ C∗ (A)∩L2 (A) ist dicht in C∗ (A). b (b) Cc (A) 0 0 n o b ∩ fˆ : f ∈ C∗ (A)∩L2 (A) ist dicht in L2 (A). b (c) Cc (A) 0 Beweis. (a) Da C0 (A) ∩ L1 (A) nach Definition dicht in C∗0 (A) liegt, reicht es, zu zeigen, dass es zu einem gegebenen f in diesem Raum eine Folge in Cc (A) gibt, die in den Normen ||·||A und ||·||1 gleichzeitig gegen f geht. Sei n ∈ N, und sei Kn ⊂ A eine kompakte Menge mit | f | < 1/n ausserhalb Kn . Wähle eine Funktion χn in Cc (A) mit 0 ≤ χn ≤ 1, die auf Kn konstant gleich 1 ist. Sei fn = χn f . Dann konvergiert die Folge fn in beiden Normen gegen f und Teil (a) folgt. Die Teile (b) und (c) folgen aus Teil (a) und Lemma 3.4.6. b b Satz 3.5.6 (Pontryagin Dualität). Die Pontryagin-Abbildung δ : A → A ist ein Isomorphismus von LCA-Gruppen. Beweis. Wir wissen schon, dass δ ein injektiver stetiger Gruppenhomomorphismus ist. Wir zeigen, dass es dichtes Bild hat. Nimm an, dies ist nicht der Fall. Dann gibt es eine offene Teilmenge U b b von A , die disjunkt zum Bild δ(A) ist. Nach Lemma 3.4.6 angewendet b gibt es ψ ∈ C∗ (A), b ungleich Null, so dass ψ̂ Träger in U hat, d.h. es auf A, 0 gilt ψ̂(δ(A)) = 0. Nach Lemma 3.5.5 gibt es eine Folge ( fn ) in C∗0 (A) so b liegt und gegen ψ in C∗ (A) b konvergiert. Die dass ψn := fˆn in Cc (A) 0 Inversionsformel von Lemma 3.5.4 zeigt dass fn (x) = ψ̂n (δx−1 ) für jedes x ∈ A. Daher geht die Folge fn gleichmäßig auf A gegen Null. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 117 b gegen ψ. Daher ist ( fn ) Andererseits konvergiert fˆn gleichmäßig auf A eine Cauchy-Folge in C∗0 (A), konvergiert also in diesem Raum. Da der Limes eindeutig bestimmt ist, folgt aus Lemma 3.4.2, dass ψ = 0, was unserer Annahme widerspricht. Also folgt, dass das Bild von δ dicht in b b A liegt. Als nächstes zeigen wir, dass δ eine eigentliche Abbildung ist, d.h., dass b b das Urbild einer kompakten Menge kompakt ist. Hierfür sei K ⊂ A kompakt. Es reicht zu zeigen, dass die Funktion δ̆(x) = δ(x−1 ) eigentlich b so dass ψ̂ kompakten Träger ist. Nach Lemma 3.4.6 gibt es ψ ∈ C∗0 (A), b b hat, ≥ 0 ist auf A und ≥ 1 auf K. Wie oben gibt es dann eine Folge ( fn ) b liegt und gegen ψ in C∗ (A) b in C∗ (A) so dass ψn := fˆn ≥ 0 in Cc (A) 0 0 konvergiert. Wähle n mit ||ψ̂n − ψ̂|| bb < 1/2. Wir haben fn (x) = ψ̂n (δx−1 ) für A jedes x ∈ A und, da fn in C0 (A) liegt, gibt es eine kompakte Menge C ⊂ A, so dass | fn | < 1/2 ausserhalb C. Da ψ̂n ≥ 1/2 auf K gilt, folgt dass das Urbild von K unter δ̆ in C liegt. Da δ stetig ist, ist dieses Urbild abgeschlossen, also kompakt, also ist δ eigentlich. Es bleibt zu zeigen, dass δ eine abgeschlossene Abbildung ist, also dass sie abgeschlossene Mengen auf abgeschlossenen Mengen abbildet. Dann ist δ ein Homöomorphismus, also ist der Satz dann bewiesen. Wir brauchen also nur noch das folgende Lemma. Lemma 3.5.7. Sei φ : X → Y eine stetige Abbildung zwischen lokalkompakten Hausdorff-Räumen. Ist φ eigentlich, dann ist φ abgeschlossen. Beweis. Sei T eine abgeschlossene Teilmenge von X. Wir zeigen zuerst (∗) Für jede kompakte Menge L ⊂ Y ist der Schnitt φ(T) ∩ L abgeschlossen. Die Menge φ−1 (L) ist kompakt und daher ist T ∩ φ−1 (L) kompakt und so Harmonische Analyse abelscher Gruppen 118 ist φ(T) ∩ L = φ(T ∩ φ−1 (L)) kompakt und daher abgeschlossen. Jetzt benutzen wir (∗) um zu folgern, dass φ(T) abgeschlossen ist. Sei y im Abschluss von φ(T). Sei L eine kompakte Umgebung von y. Für jede Umgebung U von y gilt U ∩ (L ∩ φ(T)) , ∅, also ist y in L ∩ φ(T) = L ∩ φ(T) ⊂ φ(T). Das bedeutet, dass φ(T) abgeschlossen ist. Das Lemma und der Satz sind bewiesen. Proposition 3.5.8. Die Fourier-Transformation induziert einen isometrischen b mit Inverser Isomorphismus von Banach-Räumen F : C∗ (A) → C∗ (A) 0 0 Abbildung gegeben durch die duale Fourier-Transformation b : C∗ (A) b → C∗ (A), F 0 0 b (ψ)(x) := ψ̂(δx−1 ). F b liegt. Für f ∈ B Beweis. Sei B der Raum aller f ∈ C∗0 (A), so dass fˆ in Cc (A) b ◦ F ( f ) = f nach Lemma 3.5.4. Ferner gilt gilt F ∗ b ◦ F ( f )kA ) ˆ f = max(|| f ||Ab, f ) = max(|| fˆ||Ab, kF 0 A ∗ b = max(|| fˆ||Ab, k fˆ k bb ) = F ( f )0 . A b liegt, ist die Da die Menge F (B) nach Lemma 3.5.5 dicht in C∗0 (A) Fourier-Transformation eine surjektive Isometrie vom Abschluss von B b eine Isometrie von C∗ (A) b Umgekehrt heißt das, dass F b nach nach C∗ (A). 0 0 b = F b ◦ δ , wobei F b die Fourier-Transformation auf A b ist. Da F A A b b eine Teilmenge von Cc (A b ist und da FAb(C∗0 (A)) ) enthält, die dicht in b b C∗0 (A ) ist (Lemma 3.5.5), folgt aus der Pontryagin-Dualität, dass b (C∗ (A)) b dicht in C∗ (A) liegt. Da die Abbildung isometrisch ist, ist sie F C∗0 (A) 0 −1 0 ein Isomorphismus von Banach-Räumen. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 119 Satz 3.5.9 (Inversionsformel). Sei f ∈ L1 (A) so dass ihre b liegt. Dann ist f eine stetige Funktion Fourier-Transformierte fˆ in L1 (A) und für jedes x ∈ A gilt f (x) = fˆˆ(δx−1 ). b Dann liegt fˆ in Beweis. Sei f ∈ L1 (A) mit fˆ ∈ L1 (A). b ∩ L1 (A) b ⊂ C∗ (A). b Nach Proposition 3.5.8 gibt es ein g ∈ C∗ (A) mit C0 (A) 0 0 ˆ ˆ ˆ ĝ = f und g(x) = f (δ −1 ) für jedes x ∈ A. Da die Fourier-Transformation x injektiv auf C∗ (A) ist, folgt f = g. Satz 3.5.10 (Plancherel-Satz). Für ein gegebenes Haar-Maß auf A b welches das Plancherel-Maß existiert genau ein Haar-Maß auf A, genannt wird, so dass für f ∈ L1 (A) ∩ L2 (A) gilt || f ||2 = || fˆ||2 . Das bedeutet, dass die Fourier-Transformation in eindeutig bestimmter b fortgesetzt werden kann. Diese Weise zu eine Isometrie L2 (A) → L2 A Fortsetzung ist auch surjektiv, d.h. die Fourier-Transformation induziert b. eine unitäre Äquivalenz L2 (A) L2 A Beweis. Sei f ∈ L1 (A) ∩ L2 (A). Nach Lemma 3.4.1 gilt f ∗ f ∗ ∈ L1 (A) ∩ C0 (A). Die stetige Funktion h = f[ ∗ f ∗ = | fˆ|2 ist positiv. Es gilt nach Proposition 3.5.8 Z Z 2 ∗ [ ∗ h(χ) dχ = f ∗ f (χ) dχ = f ∗ f (1) = f 2 < ∞ b A b A Harmonische Analyse abelscher Gruppen 120 Daher ist h integrierbar, also f[ ∗ f ∗ ∈ L1 (A). Nach Satz 3.5.9 folgt [∗ c ∗ f (1) = | fˆ|2 (1) = k fˆk2 . Da L1 (A) ∩ L2 (A) dicht in k f k2 = f ∗ f ∗ (1) = f[ 2 2 L (A) ist, setzt die Fourier-Transformation f 7→ fˆ eindeutig zu einer b fort. Nach Lemma 3.4.6 ist das Bild in linearen Isometrie L2 (A) → L2 (A) 2 b dicht, also ist die Abbildung surjektiv. L2 (A) Korollar 3.5.11. (a) Ist A kompakt und das Haar-Maß normalisiert, also vol(A) = 1, dann ist b das Plancherel-Maß gerade das Zählmaß auf A. (b) Ist A diskret und das Haar-Maß ist das Zählmaß, dann ist das b normalisiert. Plancherel-Maß auf der kompakten Gruppe A (c) Sei A eine kompakte LCA-Gruppe mit normalisiertem Haar-Maß. Dann b eine bilden die Charaktere, also die Elemente der dualen Gruppe A, Orthonormalbasis von L2 (A). Beweis. Nach unseren Konventionen wählen wir das Haar-Maß auf A normalisiert, so dass das Volumen 1 ist. Da A kompakt ist, liegt jeder Charakter in L2 (A). Wir zeigen, dass die Charaktere ein b gilt Orthonormalsystem bilden, d.h., dass für χ, η ∈ A χ, η = δχ,η 1 χ = η, = 0 χ , η. Ist χ = η, dann ist Z χ, η = Z χ(x)χ(x) dx = {z } A| =1 dx = 1. A Harmonische Analyse abelscher Gruppen 121 Ist χ , η, dann gibt es ein x0 ∈ A mit χ(x0 ) , η(x0 ). wir erhalten Z Z χ(x)η(x−1 χ(x0 x)η(x) dx = x) dx = η(x ) χ, η , χ(x0 ) χ, η = 0 0 A A woraus χ, η = 0 folgt, wie behauptet. Daher ist die Fourier-Transformierte eines Charakters χ die Abbildung δχ mit δχ (η) = δχ,η . Diese Abbildungen sind eine Orthonormalbasis des b für die diskrete Gruppe A. b Wir haben Teil (c) Hilbert-Raums L2 A bewiesen und dieser Teil impliziert auch (a). Für (b) sei A diskret und sei f = 1{1} . Dann ist f 2 = 1 und die Fourier-Transformierte ist fˆ = 1 die Konstante Funktion 1. damit folgt (b) aus dem Plancherel-Satz. Proposition 3.5.12. Sei φ, ψ ∈ L1 (A) ∩ L2 (A), und sei f = φ ∗ ψ. Dann ist b also kann man die Inversionsformel auf f anwenden. f ∈ L1 (A) und fˆ ∈ L1 (A), [ Beweis. Die Funktion fˆ = φ ∗ ψ = φ̂ψ̂ ist das punktweise Produkt von b also fˆ ∈ L1 (A). b zwei L2 -Funktionen auf A, 3.6 Die Poissonsche Summenformel Sei A eine LCA-Gruppe und sei B eine abgeschlossene Untergruppe von A. Ist E eine Teilmenge von A, so schreiben wir E⊥ für den Annullator b d.h., die Menge aller Charaktere χ ∈ A b mit χ(E) = 1. Ebenso, von E in A, b schreiben wir L⊥ für den Annullator von L in A, d.h., die für L ⊂ A Menge aller x ∈ A so dass χ(x) = 1 für jedes χ ∈ L. Mit anderen Worten, b : χ(x) = 1 ∀x ∈ E} E⊥ = {χ ∈ A L⊥ = {x ∈ A : χ(x) = 1 ∀χ ∈ L}. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 122 Es ist leicht einzusehen, dass E⊥ eine abgeschlossene Untergruppe von b ist und dass L⊥ eine abgeschlossene Untergruppe von A ist. Wir A erinnern an den Pontryagin-Isomorphismus b b δ : A −→ A x 7→ δx , δx (χ) = χ(x). Proposition 3.6.1. Sei A eine LCA-Gruppe und sei B eine abgeschlossene Untergruppe von A. Dann gilt d via χ 7→ χ d definiert durch e mit χ e ∈ A/B (a) B⊥ ist isomorph zu A/B e(xB) := χ(x). χ (b) (B⊥ )⊥ = B. b ⊥ ist isomorph zu b (c) A/B B via χ · B⊥ 7→ χ|B . Beweis. Dieser Beweis ist ein Selbstläufer, den wir dem Leser zur Übung überlassen. Korollar 3.6.2. Sei B eine abgeschlossene Untergruppe der LCA-Gruppe A. b→ b Dann ist die Restriktionsabbildung ResA : A B, definiert durch χ 7→ χ|B , B d surjektiv mit Kern A/B. Beweis. Folgt sofort aus der Proposition. Wir formulieren dieses Ergebnis um: • Eine kurze exakte Sequenz von topologischen Gruppen ist eine exakte Sequenz α β 1 → A −→ B −→ C → 1 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 123 von stetigen Gruppenhomomorphismen, so dass α(A) eine abgeschlossene Untergruppe von B ist, α : A → α(A) ist ein Homöomorphismus und der induzierte Gruppenhomomorphismus A/B −→ C ist ebenfalls ein Homöomorphismus. • Ist φ : A → B ein stetiger Gruppenhomomorphismus zwischen LCA-Gruppen, dann induziert φ einen stetigen Gruppenhomomorphismus b φ̂ : b B → A, χ 7→ χ ◦ φ. Mit diesen Notationen besagt das Korollar, dass eine kurze exakte Sequenz von LCA-Gruppen 1→A→B→C→1 eine kurze exakte Sequenz b→ b b→ 1 1→C B→A induziert. Wir kommen nun zur Poissonschen Summenformel. Wir erinnern, dass nach Satz 1.5.3 und Korollar 1.5.6 für eine abgeschlossene Untergruppe B der LCA-Gruppe A die Haar-Maße auf A, B und A/B so gewählt werden können, dass für jedes f ∈ Cc (A) die Quotientenintegralformel Z Z Z f (xb) db dxB = f (x) dx A/B B A gilt. Wir werden im Folgenden stets diese Normalisierungen annehmen. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 124 Satz 3.6.3 (Poissonsche Summenformel). Sei B eine abgeschlossene Untergruppe der LCA-Gruppe A. Für f ∈ L1 (A) definiere f B ∈ L1 (A/B) als R d mit B⊥ identifizieren, wie in f B (xB) = B f (xb) db. Wenn wir A/B Proposition 3.6.1, dann erhalten wir b f B = fˆ B⊥ . Falls zusätzlich ˆ f ⊥ ∈ L1 (B⊥ ) ist, dann gilt B Z Z f (xb) db = B fˆ(χ)χ(x) dχ, B⊥ d das fast überall in x ∈ A, wobei das Haar-Maß auf b B⊥ A/B Plancherel-Maß in Bezug auf das gewählte Haar-Maß auf A/B ist. Ist f B überall definiert und stetig, dann gilt die obige Gleichung für alle x ∈ A. Beweis. Für χ ∈ B⊥ gilt χ(xb) = χ(x) für jedes x ∈ A und jedes b ∈ B. Aus Satz 1.5.3 folgt dann Z Z Z b f B (χ) = f B (xB)χ̄(x) dxB = f (xb)χ̄(xb) db dxB A/B A/B B Z = f (x)χ̄(x) dx = fˆ(χ) A d dann liefert die für jedes χ ∈ B⊥ . Ferner, ist fˆ B⊥ ∈ L1 (B⊥ ) = L1 (A/B), Inversionsformel aus Satz 3.5.9, dass Z c f (xb) db = f B (xB) = b f B (δx−1 B ) B Z d = fˆ B⊥ (δx−1 B ) = fˆ(χ)χ(x) dχ. B⊥ fast überall. Existiert das Integral f B überall und ist stetig, dann gilt die Gleichung überall. Beispiel 3.6.4. (Die Poissonsche Summenformel für R) Harmonische Analyse abelscher Gruppen 125 b mit Sei A die Gruppe (R, +) mit der üblichen Topologie. Dann ist A A der Abbildung y 7→ χ y wobei χ y (x) = e2πixy . Sei B die abgeschlossen Untergruppe Z. Die obige Identifikation bildet B bijektiv auf B⊥ ab. Für f ∈ L1 (R) mit der Eigenschaft fˆ|Z ∈ L1 (Z) gilt die Gleichung X f (x + k) = k∈Z X fˆ(k)e2πikx k∈Z fast überall in x, wobei fˆ(x) = R R f (y)e−2πixy dy. Definiere insbesondere den Schwartz-Raum S(R) als den Raum aller C∞ -Funktionen f : R → C, so dass für je zwei ganze Zahlen m, n ≥ 0 die Funktion xn f (m) (x) beschränkt ist. Die Fourier-Transformation bildet S(R) bijektiv auf sich selbst ab. Für f ∈ S(R) konvergieren beide Summen in der Poissonschen Summenformel gleichmäßig und definieren stetige Funktionen, die dann überall gleich sein müssen. Fur x = 0 erhalten wir die elegante Formel X k∈Z f (k) = X k∈Z fˆ(k). Kapitel 4 Die Struktur von of LCA-Gruppen 4.1 Wegzusammenhang Definition 4.1.1. Ein topologischer Raum X heisst wegzusammenhängend, falls je zwei Punkte durch einen Weg verbunden werden können, d.h., wenn es zu je zwei x, y ∈ X eine stetige Abbildung p : [0, 1] → X mit p(0) = x und p(1) = y gibt. Lemma 4.1.2. (a) Jeder wegzusammenhängende Raum is zusammenhängend. (b) Eine zusammenhängender topologische Gruppe mit einer wegzusammenhängenden Einsumgebung ist wegzusammenhängend. (c) Ist K eine kompakte LCA-Gruppe, die zusammenhängend ist, dann hat die b keine Elemente endlicher Ordnung (außer 1). diskrete Gruppe K Beweis. (a) Sei X wegzusammenhängend und sei X = U ∪ V mit offenen Teilmengen U und V so dass U ∩ U = ∅. Nimm an, dass U nichtleer ist und wähle einen Punkt in x ∈ U. Sei y ∈ X ein anderer Punkt und sei p : [0, 1] → X ein Weg mit p(0) = x und p(1) = y. Dann ist [0, 1] = p−1 (U) ∪ p−1 (V) eine disjunkte Überdeckung des 126 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 127 Einheitsintervalls durch offene Mengen mit p−1 (U) , ∅. Da [0, 1] zusammenhängend ist, folgt p−1 (V) = ∅ und daher y ∈ U, also U = X und damit ist X zusammenhängend. (b) Sei G eine zusammenhängende topologische Gruppe und U ⊂ G eine wegzusammenhängende Einsumgebung. Die Untergruppe H, die von U erzeugt wird, ist eine offene Untergruppe und da G zusammenhängend ist, folgt H = G. Daher kann jedes x ∈ G in der Form x = xε11 · · · xεnn geschrieben werden, wobei x1 , . . . , xn ∈ U und ε j ∈ {±1}. Seien p1 , . . . , pn : [0, 1] → G Wege, doe die Eins 1 ∈ G mit den Punkten x1 , . . . , xn verbinden, d.h. p j (0) = 1 und p j (1) = x j . Dann ist p(t) = p1 (t)ε1 · · · pn (t)εn ein Weg, der 1 ∈ G mit x verbindet, also ist G wegzusammenhängend. b die duale Gruppe. (c) Sei K eine kompakte LCA-Gruppe und sei D = K Nimm an, dass D ein nicht-triviales Element χ endlicher Ordnung n hat. Wir müssen zeigen, dass K unzusammenhängend ist. Sei µn ⊂ C die endliche Gruppe der n-ten Einheitswurzeln, dann ist die stetige Abbildung χ : K → µn nicht-trivial und daher ist χ−1 (1) eine offene Untergruppe, ungleich K, also ist K unzusammenhängend. Lemma 4.1.3 (Wegliftung). Sei Λ ⊆ G eine diskrete Untergruppe der LCA-Gruppe G und sei q : G → G/Λ die Qutotientenabbildung. Sei σ : [0, 1] → G/Λ ein Weg, der aΛ mit bΛ verbindet, a, b ∈ G. Dann existiert ein Weg σ̃ : [0, 1] → G, der a mit bλ für ein λ ∈ Λ verbindet, so dass σ = q ◦ σ̃. Der Lift σ̃, sowie das Element λ ∈ Λ sind eindeutig bestimmt. Beweis. Wir wählen eine offene Einsumgebung U in G mit U ∩ Λ = {1}. Für jedes y ∈ G ist die Menge q(yU) eine offene Umgebung von q(y) in G/Λ und die Abbildung q : yU → q(yU) ist ein Homöomorphismus. Für jedes z ∈ G/Λ wählen wir ein beliebiges Urbild pre(z) in G. Da G Harmonische Analyse abelscher Gruppen 128 abelsch ist, hängt die offene Menge V(z) = q(pre(z)U) nicht von der Wahl von pre(z) ab, denn: ist y ein weiteres Urbild, etwa y = pre(z)λ, λ ∈ Λ, dann ist die Abbildung pre(z)U → yU, pre(z)u 7→ pre(z)λu ein Homöomorphismus. Sei σ : [0, 1] → G/Λ wie im Lemma. Da [0, 1] kompakt ist, existiert eine Zerlegung 0 = t0 < t1 < · · · < tl = 1 von [0, 1] so dass σ([ti , ti+1 ]) ⊆ q(pre(σ(ti ))U) für jedes 0 ≤ i ≤ l − 1. Wir zeigen durch Induktion nach j ∈ {0, . . . , l} dass es einen Weg σ̃ : [0, t j ] → G/Λ gibt mit q ◦ σ̃ = σ auf [0, t j ]. Dies ist klar für j = 0, nimm also an, es ist bewiesen für 0 ≤ j < l. Dann gilt σ([t j , t j+1 ]) ⊆ q(pre(σ(t j ))U) = q(σ̃(t j )U). Da q : σ̃(t j )U → q(σ̃(t j )U) ein Homöomorphismus ist, gibt es eine stetige Abbildung σ̃ j : [t j , t j+1 ] → σ̃(t j )U so dass q ◦ σ̃ j = σ auf [t j , t j+1 ] und σ̃ j (t j ) = σ̃(t j ). Verklebt man die beiden Abbildungen bei t j , so erhält man den gewünschten Weg σ̃ : [0, t j+1 ] → G. Satz 4.1.4. Die LCA-Gruppe K sei kompakt, wegzusammenhängend mit abzählbar erzeugter Topologie. Dann ist K isomorph zu einem abzählbaren Q Produkt von Kreisgruppen, d.h. K i∈I Ti , wobei Ti T für jedes i ∈ I und die Indexmenge I abzählbar ist. Bemerkung. Die Einschränkung, dass die Topologie abzählbar erzeugt sein soll ist erforderlich, denn Shelah hat 1974 gezeigt, dass die Frage, ob eine wegzusammenhängende kompakte LCA-Gruppe ein Produkt von Kreisgruppen ist, in ZFC nicht entscheidbar ist. Der Beweis braucht das Konzept der divisiblen Hülle einer Gruppe, welches wir zuerst einführen. Hierfür ist es besser, die Gruppen additiv Harmonische Analyse abelscher Gruppen 129 zu schreiben. Also (A, +) Für a ∈ A und n ∈ N schreiben wir dann na = a + · · · + a (n-mal), sowie (−n)a = −na für n ∈ N. Definition 4.1.5. Eine Gruppe G heisst torsionsfrei, falls sie keine Elemente endlicher Ordnung hat (ausser 1). Ist die Gruppe abelsch und additiv geschrieben, heisst das na = 0 ⇒ a=0 für n ∈ N und a ∈ A. Eine abelsche Gruppe A heisst divisibel, falls es zu jedem a ∈ A und jedem n ∈ N ein b ∈ A gibt, so dass a = nb. Die Gruppe (Q, +) ist divisibel, die Gruppe (Z, +) nicht. Lemma 4.1.6. Die abelsche Gruppe A sei divisibel und torsionsfrei. Dann ist A ein Q-Vektorraum. Genauer existiert genau eine Abbildung Q × A → A, die A zu einem Vektorraum macht. Beweis. Sei A divisibel und torsionsfrei. Wir zeigen zunächst, dass für gegebene a ∈ A und n ∈ N das Element b ∈ A mit nb = a eindeutig bestimmt ist. Nimm an, b0 erfüllt ebenfalls nb0 = a. Dann ist n(b − b0 ) = a − a = 0 und damit b − b0 = 0 also b = b0 . Wir schreiben dieses Element b als b = n1 a. Wir definieren eine Abbildung Q × A → A, ! k 1 , a 7→ k a . n n Harmonische Analyse abelscher Gruppen 130 Die Axiome eines Q-Vektorraums sind leicht zu verifizieren. Für die Eindeutigkeit nimm an, es gibt eine zweite Abbildung (r, a) 7→ r ◦ a, die A zu einem Vektorraum macht. Für k ∈ N gilt k ◦ a = (1 + · · · + 1) ◦ a = a + · · · + a = ka. Fir k = −1 gilt a + (k ◦ a) = 1 ◦ a + (−1) ◦ a = (1 − 1) ◦ a = 0 ◦ a = 0 und so (−1) ◦ a = −a = (−1)a, zusammen k ◦ a = ka für jedes k ∈ Z. Für r = k n ∈Q gilt schliesslich n(r ◦ a) = n ◦ r ◦ a = (nr) ◦ a = k ◦ a = ka = nra, also r ◦ a = ra, womit die Eindeutigkeit bewiesen ist. Lemma 4.1.7. Sei A eine torsionsfreie abelsche Gruppe. Dann existiert ein Q-Vektorraum AQ , die divisible Hülle und ein injektiver Gruppenhomomorphismus φ : A ,→ AQ so dass jeder Gruppenhomomorphismus A → V zu einem Q-Vektorraum V eindeutig über φ faktorisiert. Der Vektorraum AQ wird vom Bild von A erzeugt und ist eindeutig bestimmt bis auf Isomorphie. Man kann die Gruppe AQ als Tensorprodukt A ⊗ Q über dem Ring Z definieren. Wir geben eine zweite Konstruktion. Definition 4.1.8. Wir definieren den Rang einer torsionsfreien abelschen Gruppe A als die Dimension des Vektorraums AQ . Der Rang kann Unendlich sein. Ist die Gruppe endlich erzeugt, sagen wir mit r Erzeugern und r ist minimal, dann gilt A Zr nach dem Hauptsatz über endlich erzeugte abelsche Gruppen. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 131 Andererseits gibe es Gruppen von endlichem Rang, die nicht endlich erzeugt sind, wie etwa Q selbst. Beweis von Lemma 4.1.7. Wir definieren AQ als den Quotienten von A × N nach der folgenden Äquivalenzrelation. Wir sagen (a, m) ∼ (b, n) falls na = mb. Es ist leicht einzusehen, dass dies eine Äquivalenzrelation ist. Wir schreiben die Klasse von (a, m) als a m und definieren eine Gruppenstruktur auf AQ durch a b na + mb + = . m n mn Die Axiome einer abelschen Gruppe sind leicht verifiziert, ebenso die Tatsache, dass die Abbildung A → AQ , a 7→ a 1 injektiv ist. Die Gruppe AQ ist torsionsfrei und divisibel. Sei schliesslich ψ : A → V ein Gruppenhomomorphismus zu einem Q-Vektorraum V. Definiere ψQ : AQ → V durch ψQ ma = m1 ψ(a). Dann ist ψQ die eindeutig bestimmte Q-lineare Abbildung so dass ψ = ψQ ◦ φ. b die duale Gruppe. Dann ist D diskret Beweis von Satz 4.1.4. Sei D = K und, da K zusammenhängend ist, folgt aus Lemma 4.1.2, dass D torsionsfrei ist. Damit ist D eine Untergruppe des Q-Vektorraums DQ von Lemma 4.1.7. Wir behaupten, dass die Gruppe D abzählbar ist. Nach Korollar 3.5.11 bilden die Elemente von D eine Orthonormalbasis des Hilbert-Raums L2 (K). Da die Topologie abzählbar erzeugt ist, ist dieser Hilbert-Raum separabel, also ist D abzählbar. Wir zeigen als nächstes, dass jede Untergruppe F ⊂ D von endlichem Harmonische Analyse abelscher Gruppen 132 Rang schon endlich erzeugt ist. Sei dazu L = b F. Die Inklusion F ,→ D dualisiert zu einer Surjektion K L, also ist L kompakt und wegzusammenhängend. Sei r ∈ N0 der Rang von F. Die Gruppe F ist die Vereinigung aller ihrer endlich erzeugten Untergruppen, wobei es ausreicht, die Untergruppen von vollem Rang zu betrachten. Das bedeutet F lim F j , wobei (F j ) j∈J die gerichtete → Familie aller endlich erzeugten Untergruppen von vollem Rang ist. Wir wollen zeigen, dass dieser Limes stoppt, d.h., dass die Abbildung F j → F für ein geeignetes j ein Isomorphismus ist. Die Isomorphie F lim→ F j liefert nach Dualisieren L lim T j , ← wobei T j = b F j isomorph zur Torusgruppe Tr ist und jede Projektion in dem projektiven System ist surjektiv. Da Tr Rr /Zr können wir einen Index ν ∈ J festhalten sowie einen Isomorphismus Tν Rr /Zr . Für jedes j ≥ ν gibt es dann eine Untergruppe Λ j ⊂ Zr von vollem Rang und einen Isomorphismus ψ j : T j → Rr /Λ j so dass das Diagramm j Tj ψj Rr /Λ j πν pj / / Tν Rr /Zr kommutiert, wobei p j die natürliche Projektion ist. Sei Λ der Schnitt aller Λ j für j ≥ ν. Die Gruppe G = Rr /Λ bildet injektiv in den projektiven Limes und wir behaupten, dass G gleich der wegzusammenhängenden Gruppe L ist. Hierfür sei x ∈ L und sei p ein Weg, der das neutrale Element mit x Harmonische Analyse abelscher Gruppen 133 verbindet. Nach Lemma 4.1.3 liftet für jede Projektion π j : L → T j mit j ≥ ν der projizierte Weg π j ◦ p zu einem Weg in G. Daher liegt der gesamte Weg in G, so dass x ∈ G. Wir erhalten L Rr /Λ und da L kompakt ist, hat Λ vollen Rang. Damit stoppt der Limes und jede Untergruppe von D von endlichen Rang ist endlich erzeugt. Nach Dualisieren ist die Aussage des Satzes äquivalent zu der Aussage, dass D eine direkte Summe von zyklischen Gruppen ist. Lemma 4.1.9. Sei D eine abzählbare, torsionsfreie abelsche Gruppe, so dass jede Untergruppe von endlichem Rang endlich erzeugt ist. Dann ist D eine direkte Summe von zyklischen Gruppen. Beweis des Lemmas und damit des Satzes. Der Q-Vektorraum DQ ist von D erzeugt, enthält also eine Basis v1 , v2 , . . . bestehend aus Elementen von D. Als Anwendung des Elementarteilersatzes konstruieren wir induktiv eine Basis w1 , w2 , . . . von DQ so dass Qw1 ⊕ · · · ⊕ Qwn = Qv1 ⊕ · · · ⊕ Qvn und (Qw1 ⊕ · · · ⊕ Qwn ) ∩ D = Zw1 ⊕ · · · ⊕ Zwn für jedes n ∈ N gilt. Zuerst sei F = Qv1 ∩ D. Dann ist QF = Qv1 eindimensional, also hat F den Rang 1. Nach Annahme ist F endlich erzeugt und da es Rang 1 hat, gibt es einen Erzeuger w1 . Nimm nun an dass w1 , . . . , wn bereits konstruiert wurden. Die Gruppe G = (Qw1 ⊕ · · · ⊕ Qwn ⊕ Qvn+1 ) ∩ D hat Rang n + 1 und ist eine Untergruppe von D, also isomorph zu Zu1 ⊕ · · · ⊕ Zun+1 für ein u1 , . . . , un+1 . Wir behaupten, dass die u j so gewählt werden können, dass u j = w j für 1 ≤ j ≤ n. Mit der Basis (u j ) ist die äquivalent zu folgendem; Harmonische Analyse abelscher Gruppen 134 Nimm an dass w1 , . . . , wn ∈ Zn+1 linear unabhängig über Q sind und dass (Qw1 ⊕ · · · ⊕ Qwn ) ∩ Zn+1 = Zw1 ⊕ · · · ⊕ Zwn gilt. Dann gibt es wn+1 ∈ Zn+1 so dass Zn+1 = Zw1 ⊕ · · · ⊕ Zwn+1 . Betrachte die ganzzahlige (n + 1) × n Matrix B mit Spalten w1 , . . . , wn . Nach dem Elementarteilersatz gibt es Matrizen S ∈ GLn+1 (Z), T ∈ GLn (Z) so dass die Matrix SBT ausserhalb der Diagonale Null ist. Die Eigenschaft (Qw1 ⊕ · · · ⊕ Qwn ) ∩ Zn+1 = Zw1 ⊕ · · · ⊕ Zwn bleibt für die Spalten w01 , . . . , w0n der Matrix SBT erhalten, so dass jeder Diagonaleintrag von SBT als 1 gewählt werden kann. Damit sind die w01 , . . . , w0n die ersten n standard-Basisvektoren. Sei w0n+1 der letzte standard-Basisvektor. Dann setze wn+1 = S−1 w0n+1 . Mit dieser Konstruktion folgt D= ∞ M Zwn . n=1 4.2 Die Struktursätze Satz 4.2.1 (Erster Struktursatz). Sei A eine LCA-Gruppe. Dann existiert n ∈ N0 und eine LCA-Gruppe H so dass (a) A ist isomorph zu Rn × H. (b) H enthält eine offene kompakte Untergruppe K. Definition 4.2.2. Eine topologische Gruppe G heisst kompakt erzeugt, falls es eine kompakte Teilmenge V ⊂ G existiert, die G als Gruppe erzeugt. In diesem Fall ist auch W = V ∪ V −1 kompakt und Harmonische Analyse abelscher Gruppen G= S n∈N W n 135 . Jede zusammenhängende lokalkompakte Gruppe ist kompakt erzeugt. Satz 4.2.3 (Zweiter Struktursatz). Sei A eine kompakt erzeugte LCA-Gruppe. Dann gibt es n, m ∈ N0 und eine kompakte Gruppe K so dass A Rn × Zm × K. Definition 4.2.4. Ein topologischer Raum heisst lokal euklidisch von Dimension n, falls jeder Punkt eine Umgebung hat, die homöomorph zu Rn ist. Ein lokal-euklidischer Raum ist genau dann eine Mannigfaltigkeit, wenn die Topologie abzählbar erzeugt ist. Beispiele 4.2.5. • Jede diskrete abelsche Gruppe ist lokal-euklidisch von Dimension Null. • Rn und Tn sind lokal-euklidische LCA-Gruppen der Dimension n. • Sind A1 , . . . , Al lokal-euklidisch von Dimensionen n1 , . . . , nl , dann ist das direkte Produkt A1 × · · · × Al lokal-euklidisch von Dimension n1 + n2 + · · · + nl . Satz 4.2.6 (Dritter Struktursatz). Sei A eine lokal-euklidische LCA-Gruppe. Dann ist A Rn × Tm × D für geeignete n, m ∈ N0 und eine diskrete abelsche Gruppe D. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 136 cn Rn , Z cm Tm , Aus den Sätzen 4.2.3 und 4.2.6 zusammen mit R bl Zl und der Tatsache, dass das Dual einer diskreten Gruppe T kompakt ist und umgekehrt, erhält man Korollar 4.2.7. Sei A eine LCA-Gruppe. Dann sind äquivalent: (a) A ist kompakt erzeugt. b ist lokal-euklidisch. (b) A Da Quotienten kompakt erzeugter Gruppen ebenfalls kompakt erzeugt sind, folgt aus Satz 4.2.6 sofort Korollar 4.2.8. Sei A eine LCA-Gruppe. Dann sind äquivalent: (a) A ist kompakt erzeugt und lokal-euklidisch. (b) Es gibt n, m, l ∈ N0 und eine endliche abelsche Gruppe F so dass A Rn × Tm × Zl × F. Mit Satz 4.1.4 erhalten wir Korollar 4.2.9. Die LCA-Gruppe A habe eine abzählbar erzeugte Topologie und sei wegzusammenhängend. Dann ist A n R × Y Ti i∈I für ein n ≥ 0, wobei jedes Ti eine Kreisgruppe ist und die Menge I abzählbar. Beweis. Da A zusammenhängend ist, ist nach Satz 4.2.3 die LCA-Gruppe A isomorph zu Rn × K für eine kompakte Gruppe K. Dann ist K A/Rn wegzusammenhängend und nach Satz 4.1.4 ist K isomorph zu einem Produkt von Kreisgruppen. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 4.3 137 Beweise der Struktursätze Lemma 4.3.1. Seien A und B abelsche topologische Gruppen und sei q : A → B ein stetiger surjektiver Homomorphismus mit stetigem Schnitt. Es gebe also einen stetigen Gruppenhomomorphismus s : B → A, so dass q ◦ s = idB . Dann ist A isomorph zu C × B mit C = ker(q) ⊂ A. Beweis. Man überprüft, dass die Abbildung φ : A → C × B gegeben durch φ(x) = (x · (s ◦ q)(x)−1 , q(x)) ein stetiger Homomorphismus mit Inverser φ−1 (c, b) = c · s(b) ist. Beispiel 4.3.2. Ist A eine abelsche topologische Gruppe so dass es einen surjektiven stetigen Homomorphismus q : A → Zl gibt, dann ist A isomorph zu N × Zl für N = ker(q). Denn: wählen wir xi ∈ A so dass q(xi ) = ei , wobei ei der i-te Einheitsvektor in Zl ist, dann ist s : Zl → A gegeben durch s(n1 , . . . , nl ) = xn1 1 · · · xnl l ein stetiger Schnitt für q und man kann das Lemma anwenden. Erinnerung: Ein topologischer Raum X heisst σ-kompakt, falls er die Vereinigung von abzählbar vielen Kompakta ist. Satz 4.3.3 (Satz der offenen Abbildung). Seien G und H lokalkompakte Gruppen und sei G ausserdem σ-kompakt. Sei φ : G → H ein stetiger und surjektiver Homomorphismus. Dann ist φ eine offene Abbildung. Insbesondere ist φ ein stetiger und bijektiver Homomorphismus, dann ist φ ein topologischer Isomorphismus. Beweis. Seien 1G und 1H die Einsen in G und H. Es reicht zu zeigen, dass φ(U) eine Umgebung von 1H ist, wenn U eine Einsumgebung in G ist. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 138 Wähle hierzu eine kompakte Einsumgebung V ⊂ G, so dass V = V −1 und V 2 ⊂ U. Da G ein σ-kompakter Raum ist, können wir eine abzählbare Familie {Kn : n ∈ N} kompakter Mengen in G wählen, so S dass G = n∈N Kn . für jedes n ∈ N gibt es eine endliche Teilmenge S S Fn ⊂ Kn so dass Kn ⊂ x∈Fn xV. Setze F = n∈N Fn . Dann ist F eine S abzählbare Teilmenge von G so dass G = x∈F xV. Da φ surjektiv ist, S folgt dass H = x∈F φ(xV). Da φ(xV) kompakt ist, also abgeschlossen für jedes x ∈ F und da H ein Baire-Raum ist (Jeder lokalkompakte Hausdorff-Raum ist ein Baire-Raum.), folgt, dass es ein x ∈ F gibt, so dass das Innere von φ(xV) = φ(x)φ(V) nichtleer ist. Damit hat auch φ(V) nichtleeres Inneres. Wähle also eine nichtleere offene Menge W in H mit W ⊂ φ(V). Dann ist W −1 W offen in H mit 1H ∈ W −1 W ⊂ φ(V)−1 φ(V) ⊂ φ(V −1 V) = φ(V 2 ) ⊂ φ(U). Beispiel 4.3.4. Die σ-Kompaktheit ist erforderlich, wie das folgende Beispiel zeigt. Sei H = R mit der üblichen Topologie und sei G = R mit der diskreten Topologie. Dann ist die Identität φ : G → H ein surjektiver stetiger Homomorphismus, der nicht offen ist. Korollar 4.3.5. Sei G eine lokalkompakte Gruppe und seien N, H abgeschlossene Untergruppen so dass (a) N und H sind σ-kompakt, (b) N ∩ H = {1G } und N · H = G, (c) n · h = h · n für alle n ∈ N, h ∈ H. Dann ist die Abbildung φ : N × H → G gegeben durch φ(n, h) = n · h ein Isomorphismus lokalkompakter Gruppen. Beweis. Nach (b) und (c) ist Φ ein stetiger bijektiver Homomorphismus Harmonische Analyse abelscher Gruppen 139 und (a) impliziert, dass N × H ein σ-kompakter Raum ist. Das Korollar folgt nun aus dem Satz der offenen Abbildung. Beispiel 4.3.6. Die σ-Kompaktheit ist erforderlich. Als Beispiel betrachte G = R × Rd , wobei Rd die reelle Gerade mit der diskreten Topologie bezeichnet. Sei H = R(1, 1) und N = R(1, −1). Als Gruppen gilt G H × N, aber da H und N beide die diskrete Topologie haben, ist die Abbildung von G nach H × N nicht stetig. Lemma 4.3.7. Sei B eine Untergruppe der abelschen Gruppe A und sei ψ : B → D ein Homomorphismus in eine divisible Gruppe D. Dann existiert ein Homomorphismus ψ̃ : A → D mit ψ̃|B = ψ. B ψ D / A ∃ψ̃ Beweis. Dies ist eine einfache Anwendung von Zorns Lemma, sobald wir den Spezialfall A = hB ∪ {x}i gezeigt haben. Ist xn < B für jedes 0 , n ∈ Z, so können wir ψ̃(bxn ) = ψ(b) für alle b ∈ B, n ∈ Z definieren. Nimm also nun an, es gibt m ∈ N mit xm ∈ B und nimm an, dass m minimal ist mit dieser Eigenschaft. Da D divisibel ist, gibt es ein d ∈ D mit dm = ψ(xm ). Definiere ψ̃(bxn ) = ψ(b)dn . Um zu zeigen, dass dies ein wohldefinierter Homomorphismus ist, müssen wir zeigen, dass aus bxn = b0 xl , für b, b0 ∈ B und n, l ∈ Z folgt dass ψ(b)dn = ψ(b0 )dl . Hierzu nimm an n > l. Da xn−l = b−1 b0 ∈ B gibt es ein q ∈ N mit n − l = qm. Es folgt b−1 b0 = (xm )q , so dass ψ(b−1 b0 ) = ψ(xm )q = (dm )q = dn−l . Dies ist aber äquivalent zu ψ(b)dn = ψ(b0 )dl . Lemma 4.3.8. Sei A eine LCA-Gruppe und seien B und D abgeschlossene Untergruppen so dass • B und D sind σ-kompakt. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 140 • B · D ist offen in A und B ∩ D = {1}. • D ist divisibel. Dann gibt es eine abgeschlossene Untergruppe C von A mit B ⊂ C, B offen in C, so dass φ : C × D → A, (c, d) 7→ c · d ein Isomorphismus lokalkompakter Gruppen ist. Beweis. Beachte zuerst dass φ : B × D → B · D, φ(b, d) = bd ein Isomorphismus lokalkompakter Gruppen ist, siehe Korollar 4.3.5. Sei ψ : B · D → D die Projektion auf den zweiten Faktor. Da D divisibel ist, setzt ψ zu einem Homomorphismus ψ̃ : A → D fort. Da B · D offen in A ist, ist diese Fortsetzung automatisch stetig. (denn sie ist stetig bei der Eins). Die Inklusion ι : D → A ist ein Schnitt für ψ̃, so dass nach Lemma 4.3.1 gilt A ker(ψ̃) × D. Setze C = ker(ψ̃) und beachte dass B = C ∩ (B · D). Also ist, da B · D offen in A die Gruppe B offen in C. Beispiel 4.3.9. Als Spezialfall dieses Korollars folgt, dass jede divisible offene Untergruppe D einer abelschen topologischen Gruppe A bereits ein direkter Faktor von A ist. Genauer existiert eine diskrete Untergruppe C von A so dass A C × D. Definition 4.3.10. Eine topologische Gruppe A ist topologisch erzeugt von einer Teilmenge U ⊂ A, falls die Gruppe hUi dicht in A liegt. Insbesondere ist A topologisch erzeugt von einem Element x ∈ A, falls {xn : n ∈ Z} dicht in A liegt. Eine Gruppe, die topologisch von einem Element erzeugt ist, heisst monothetisch. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 141 Lemma 4.3.11. (a) Sei A eine LCA-Gruppe und sei φ : A → T ein injektiver stetiger Gruppenhomomorphismus. Dann ist φ ein Isomorphismus oder A ist diskret. (b) Jede monothetische LCA-Gruppe A ist entweder kompakt oder isomorph zu Z. Beweis. (a) Zunächst nehmen wir an, dass A total unzusammenhängend ist und wir zeigen, dass A diskret sein muss. Nach Satz 1.9.10 enthält A eine kompakte offene Untergruppe K. Dann ist φ(K) eine kompakte Untergruppe von T, also endlich oder gleich ganz T. Ist φ(K) gleich T, dann ist nach dem Satz der offenen Abbildung φ ein Isomorphismus zwischen K und T, was der Annahme, dass A total unzusammenhängend ist, widerspricht. Also ist K endlich. Damit ist K eine endliche Einsumgebung. Da A hausdorffsch ist, ist A diskret. Nun nehmen wir an, dass φ nicht surjektiv ist und zeigen, dass A diskret sein muss. Sind x ∈ T r φ(A) und y ∈ T mit yk = x für ein k ∈ Z, dann ist auch y < φ(A). Daher existiert eine Folge x±1 < φ(A), die gegen k 1 geht. Daher ist die Zusammenhangskomponente von φ(A) trivial und dasselbe gilt für A, also ist A total unzusammenhängend, also diskret. Schliesslich nehmen wir an, dass φ surjektiv ist und dass A nicht total unzusammenhängend ist, d.h., A0 , {1}, wobei A0 die Zusammenhangskomponente der Eins ist. Ist A0 , A, dann muss nach der zweiten Beobachtung A0 diskret sein, also trivial im Widerspruch zur Annahme. Also ist A zusammenhängend und also σ-kompakt. Nach dem Satz der offenen Abbildung 4.3.3 ist φ ein Isomorphismus. (b) Sei A eine monothetische LCA-Gruppe. Sei also ψ : Z → A ein b→ Z bT Gruppenhomomorphismus mit dichtem Bild. Das Dual ψ̂ : A b muss demnach injektiv sein, also nach Teil (a) ist die Gruppe A Harmonische Analyse abelscher Gruppen 142 entweder diskret oder isomorph zu T, damit ist A entweder kompakt oder isomorph zu Z. Lemma 4.3.12. Sei A LCA-Gruppe. Es gebe eine kompakte Einsumgebung V und x1 , . . . , xl ∈ A mit A = V · hx1 , . . . , xl i. Dann ist A entweder kompakt oder es gibt ein i ∈ {1, . . . , l} so dass die Gruppe hxi i = {xni : n ∈ Z} abgeschlossen in A und isomorph zu Z ist. Beweis. Für jedes i ∈ {1, . . . , l} liefert Lemma 4.3.11 dass hxi i abgeschlossen und isomorph zu Z oder dass hxi i kompakt ist. Ist hxi i kompakt für jedes 1 ≤ i ≤ n, dann ist hx1 , . . . , xl i = hx1 i · · · hxl i, da Produkte kompakter Mengen kompakt und damit abgeschlossen sind. Es folgt dass auch A = V · hx1 , . . . , xl i kompakt ist. Lemma 4.3.13. Sei A eine kompakt-erzeugte LCA-Gruppe. Dann existiert eine abgeschlossen Untergruppe L von A so dass L Zl für ein l ∈ N0 , und A/L ist kompakt. Beweis. Wähle eine kompakte Einsumgebung V = V −1 so dass S A = hVi = n∈N V n . Da V 2 kompakt ist, gibt es x1 , . . . , xm ∈ A so dass S V2 ⊂ m i=1 Vxi . Wir behaupten, dass A = V · H für H = hx1 , . . . , xm i. Um dies einzusehen, zeigen wir durch Induktion, dass V n ⊂ V · H für jedes n ∈ N. Nach Definition von H ist dies klar für n = 2 und wenn es für n ∈ N gilt, dann ist V n+1 = V · V n ⊂ V · (V · H) = V 2 · H ⊂ (V · H) · H = V · H. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 143 Nach Lemma 4.3.12 ist entweder A kompakt und der Beweis ist D E beendet oder es gibt ein j so dass T = x j diskret und unendlich ist. Nehmen wir j = m an. Die LCA-Gruppe Ā = A/T ist kompakt erzeugt und mit V̄ = VT/T gilt Ā = V̄ hx1 , . . . , xm−1 i. Nach Induktion über m können wir annehmen, dass es eine Untergruppe L̄ in Ā mit L̄ Zl gibt so dass Ā/L̄ kompakt ist. Seien τ1 , . . . , τl ∈ A irgendwelche Urbilder der Erzeuger von L̄. Wir behaupten, dass die Gruppe L = hτ1 , . . . , τl , xm i diskret und isomorph zu Zl+1 ist. Nur die Diskretheit ist nicht-trivial. Sei W eine Einsumgebung in Ā mit W ∩ L̄ = {1} und sei W ihr Urbild in A. Ferner sei U ⊂ A eine Einsumgebung in A mit U ∩ hxm i = {1}. Die Einsumgebung W ∩ U hat dann die Eigenschaft, dass (W ∩ U) ∩ L = {1}. Definition 4.3.14. Zwei lokalkompakte Gruppen G und G0 heissen lokal-isomorph, falls es offene Einsumgebungen V und V 0 in G und G0 gibt und einen Homöomorphismus φ : V → V 0 so dass φ(xy) = φ(x)φ(y) und φ(x−1 ) = φ(x)−1 für alle x, y ∈ V so dass xy ∈ V (bzw. x−1 ∈ V). Lemma 4.3.15. Die zusammenhängende LCA-Gruppe A sei lokal-isomorph zu Rn . dann ist A isomorph zu Rn /L für eine diskrete Untergruppe L von Rn . Enthält A keine unendliche kompakte Untergruppe, dann ist A isomorph zu Rn . Beweis. Wir nehmen an, dass A , {e}, also n > 0. Dann existiert eine Einsumgebung V in A, ein ε > 0 und ein Homöomorphismus φ : Uε (0) := {x ∈ Rn : kxk2 < ε} → V so dass φ(x + y) = φ(x)φ(y) für alle x, y ∈ Uε (0) so dass x + y ∈ Uε (0). Definiere Φ : Rn → A wie folgt: zu gegebenem x ∈ Rn wähle ein m ∈ N so dass k m1 xk2 < ε und dann setze Φ(x) = φ( m1 x)m . Die Abbildung Φ ist wohldefiniert, denn zu gegebenen 1 m, k ∈ N mit k m1 xk2 , k 1k xk2 < ε, haben wir auch k mk xk2 < ε und die lokale Harmonische Analyse abelscher Gruppen 144 Additivität von φ liefert 1 φ x m m k 1 m 1 km 1 k 1 =φ k· x =φ x =φ m x =φ x . km km km k Eine ähnliche Rechnung zeigt, dass Φ stetig ist, da es stetig bei Null ist. S m Da A zusammenhängend ist, folgt A = ∞ m=1 V , und da Φ(Rn ) ⊇ φ(U) = V, folgt dass Φ surjektiv ist. Der Raum Rn ist σ-kompakt, so dass der Satz von der offenen Abbildung zeigt, dass Φ offen ist, d.h., dass A Rn /L mit L = ker Φ ⊂ Rn . Die Gruppe L ist diskret, denn L ∩ Uε (0) = {0}. Enthält A keine echten kompakten Untergruppen, dann ist Φ auch injektiv, denn gäbe es ein 0 , x ∈ Rn mit Φ(x) = e, dann wäre Φ(R · x) = Φ([0, 1] · x) would eine echte kompakte Untergruppe von A. Lemma 4.3.16. Sei A eine lokal-euklidische LCA-Gruppe. Dann ist die Einskomponente A0 offen in A. Beweis. Dies ist klar, da A lokal-zusammenhängend ist. Definition 4.3.17. Sind A, B LCA-Gruppen und ist φ : A → B ein stetiger Gruppenhomomorphismus, dann existiert ein dualer b gegeben durch φ̂(χ) = χ ◦ φ. Homomorphismus b φ:b B→A Eine kurze exakte Sequenz von LCA-Gruppen Nach Korollar 3.6.2 folgt, dass jede kurze exakte Sequenz von LCA-Gruppen ι q 0→A→B→C→0 (wobei wir annehmen, dass ι eine topologische Einbettung, und q offen ist) dualisiert zu einer kurzen exakten Sequenz b q b ι b b→ b 0→C B→A → 0. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 145 Wir werden dies im Folgenden benutzen. Lemma 4.3.18. Sei A eine nichtkompakte LCA-Gruppe mit Einskomponente A0 . Nimm an, dass A/A0 kompakt ist. Dann gilt A Rn × K für ein n ∈ N und eine kompakte offene Untergruppe K. Beweis. Sei q : A → A/A0 die Quotientenabbildung und wähle eine kompakte symmetrische Einsumgebung V so dass q(V) = A/A0 . Dann S ist A gleich der von V erzeugten Untergruppe hVi = m∈N V m , da die offene Untergruppe hVi von A die Zusammenhangskomponente A0 enthält und q(hVi) ⊃ q(V) = A/A0 . Nach Lemma 4.3.13 existiert eine abgeschlossene Untergruppe L ⊂ A isomorph zu Zn für ein n ∈ N so dass C = A/L kompakt ist. Daher haben wir eine kurze exakte Sequenz 0 → Zn → A → C → 0, die zu der exakten Sequenz b→ A b → Tn → 0 0→C b eine cn Tn . Die Gruppe C ist kompakt, also ist C dualisiert, da Z b Daher ist die Abbildung A b → Tn ein diskrete Untergruppe von A. b lokal isomorph zu Rn . Dann ist lokaler Homöomorphismus damit ist A b 0 eine offene Untergruppe aber die Zusammenhangskomponente (A) b von A. b (und daher auch (A) b 0 ) enthält keine unendliche Die Gruppe A b eine solche Gruppe, dann kompakte Untergruppe, denn wäre E ⊂ A b → A/E b → 0 eine würde nach Dualisieren der Sequenz 0 → E → A kurze exakte Sequenz 0 → B → A → b E → 0 mit einer unendlichen diskreten Gruppe b E entstehen. Dies steht im Widerspruch zur Annahme dass A/A0 kompakt ist. Harmonische Analyse abelscher Gruppen 146 b 0 isomorph zu Rn Wir wenden Lemma 4.3.15 an um zu sehen, dass (A) b für ein n ∈ N0 ist. Da Rn divisibel ist, folgt aus Beispiel 4.3.9, dass A isomorphic zu Rn × H für eine diskrete abelsche Gruppe H ist. Die cn × H b Rn × K, wobei K die Pontryagin-Dualität impliziert, dass A R b bezeichnet. kompakte Gruppe H Beweis von Satz 4.2.1, Erster Struktursatz Sei A eine LCA-Gruppe. Wir müssen zeigen, dass A Rn × H für ein n ∈ N0 und eine LCA-Gruppe H die eine kompakte offene Untergruppe enthält. Hierfür sei A0 die Einskomponente von A. Dann ist A/A0 total unzusammenhängend und enthält daher eine kompakte offene Untergruppe E nach Satz 1.9.10. Das Urbild M von E in A ist dann offen in A und M/A0 ist kompakt. Da M0 = A0 folgt aus Lemma 4.3.18, angewandt auf M, dass M Rn × K für ein n ∈ N0 und eine kompakte Gruppe K. Da M offen in A und Rn divisibel ist, folgt aus Lemma 4.3.8, angewandt auf Rn und K, dass es eine abgeschlossene Untergruppe H in A gibt, die K als offene Untergruppe enthält so dass A Rn × H. Beweis von Satz 4.2.3, Zweiter Struktursatz Sei A eine kompakt erzeugte LCA-Gruppe. Nach dem allgemeinen Struktursatz ist A Rn × H für ein n ∈ N0 und eine LCA-Gruppe H so dass H eine kompakte offene Untergruppe C hat. Da Quotienten kompakt erzeugter Gruppen kompakt erzeugt sind, folgt, dass H/C eine endlich-erzeugte diskrete abelsche Gruppe ist und daher isomorph zu Zl × F für ein l ∈ N0 und eine endliche abelsche Gruppe F. Sei K das Urbild von F in H unter der Quotientenabbildung. Dann ist K kompakt und aus Beispiel 4.3.2 folgt dass H Zl × K. Daher A Rn × Zl × K. Lemma 4.3.19. Sei L eine diskrete Untergruppe von Rn . Dann ist L Zl für ein 0 ≤ l ≤ n und Rn /L Rn−l × Tl . Harmonische Analyse abelscher Gruppen 147 Beweis. Wir zeigen zuerst L Zl für ein 0 ≤ l ≤ n. Der Beweis benutzt Induktion nach n. Das Lemma ist klar für n = 0 und auch für L = {0} (mit l = 0). Nimm also an, dass n > 0 und L , {0}. Da L diskret ist, gibt es ein x1 in L so dass kx1 k2 minimal unter allen Elementen 0 , x ∈ L. Setze R = R · x1 R. Dann ist R ∩ L = Z · x1 Z, denn gäbe es ein Element y ∈ (R ∩ L) r Z · x1 , dann gäbe es ein Element n ∈ N0 mit nx1 < y < (n + 1)x1 und dann y − nx1 ∈ L r {0} mit ky − n · x1 k2 < kx1 k2 , was der Minimalität von x1 widerspricht. Sei ε = 12 kx1 k2 und sei q : Rn → Rn /R die Quotientenabbildung. Wir behaupten dass q(Uε (0)) ∩ q(L) = {0}. Hierzu nimm an es gibt x ∈ Rn mit kxk2 < 21 kx1 k2 so dass 0 , q(x) ∈ q(L). Dann gibt es ein t ∈ R mit x + t · x1 ∈ L. Falls x + t · x1 = 0 so gilt x ∈ R und q(x) = 0, was unmöglich ist. Ist x + t · x1 , 0, dann folgt aus der Minimalität von x1 , dass kx1 k2 ≤ kx + t · x1 k2 < ( 21 + |t|)kx1 k2 , woraus folgt, dass |t| > 12 . Wähle n ∈ Z mit |t + n| < 12 . Dann ist x + (t + n) · x1 ebenfalls in L, so dass x ∈ R oder |t + n| > 12 . Beides ist unmöglich. Da q(Uε (0)) ∩ q(L) = {0}, folgt dass q(L) eine diskrete Untergruppe von Rn /R Rn−1 ist. Nach der Induktionsvoraussetzung folgt q(L) Zk für ein 0 ≤ k ≤ n − 1. Da R ∩ L = Z · x1 Z, erhalten wir eine kurze exakte Sequenz {0} → Z → L → Zk → {0} abelscher Gruppen. Nach Beispiel 4.3.2 ist L Zk+1 . Sei l > 0 und sei {x1 , . . . , xl } ein minimales Erzeugendensystem von L. Nach dem Elementarteilersatz ist {x1 , . . . , xl } linear unabhängig über Q und also über R Wähle Vektoren y1 , . . . , ym ∈ Rn mit m = n − l, so dass {x1 , . . . , xl , y1 , . . . , ym } eine Basis von Rn ist. Dann ist leicht einzusehen, Harmonische Analyse abelscher Gruppen 148 dass Rn /L Rx1 /Zx1 × · · · × Rxl /Zxl × Ry1 × · · · × Rym Tl × Rm . Lemma 4.3.20. Hat die lokalkompakte Gruppe G einen kompakten Normalteiler N so dass G/N kompakt erzeugt ist. Dann ist auch G kompakt erzeugt. Beweis. Sei C ⊂ G/N eine kompakte Erzeugermenge für G/N. Nach Bemerkung 1.5.2 gibt es eine kompakte Menge L ⊂ G mit π(L) = C, wobei π : G → G/N die Projektion ist. Dann ist L · N eine kompakte Erzeugermenge für G. Beweis von Satz 4.2.6, Dritter Struktursatz. Nehmen wir zunächst an, wir hätten den Satz für zusammenhängende Gruppen gezeigt. Sei dann A eine beliebige lokal-euklidische LCA-Gruppe. Sei A0 die Einskomponente und D der Quotient A/A0 , der diskret ist, da A0 offen. Die exakte Sequenz 1 → A0 → A → D → 1 dualisiert zu b→ A b0 → 1, wobei L die kompakte Gruppe D b ist. Falls wir 1→L→A b0 Rn × Zl kompakt zeigen können, dass A0 Rn × Tl , so folgt, dass A b kompakt erzeugt ist. erzeugt ist und, da L kompakt ist, folgt dass auch A b isomorph zu Rn × Zm × K, so Nach dem zweiten Struktursatz ist dann A b ist. Da K b diskret ist, folgt die dass A isomorph zu Rn × Tm × K allgemeine Version des dritten Struktursatzes aus der Version für zusammenhängende Gruppen. Nehmen wir also an, A ist zusammenhängend. Nach dem ersten Struktursatz ist A isomorph zu Rm × K für eine kompakte Gruppe K. Die lokal-euklidische Gruppe A ist wegzusammenhängend nach Lemma 4.1.2. da A Rm × K, folgt K A/Rm und daher ist die kompakte Gruppe K wegzusammenhängend. Da Rn eine abzählbar erzeugte Harmonische Analyse abelscher Gruppen 149 Topologie hat und A erzeugt wird von einer Menge, die homöomorph zu Rn ist, hat auch A eine abzählbar erzeugte Topologie und dasselbe Q gilt für K. Nach Satz 4.1.4 ist K i∈I Ti wobei Ti T für jedes i ∈ I. Wir haben also gezeigt, dass die zusammenhängende lokal-euklidische Q Gruppe A isomorph zu Rm × i∈I T ist. Es bleibt zu zeigen, dass das Produkt endlich ist. Hierfür brauchen wir das Konzept des zusammenziehbaren Raums. Definition 4.3.21. Sei X ein topologischer Raum. Eine Teilmenge C von X heisst zusammenziehbar in X oder X-zusammenziehbar, falls es einen Punkt x0 ∈ X und eine sogenannte Nullhomotopie gibt, das ist eine stetige Abbildung h : [0, 1] × C → X so dass h(0, x) = x0 und h(1, x) = x für jedes x ∈ C. Ist C zusammenziehbar in X, dann ist jede Teilmenge von C zusammenziehbar in X. Der Raum X selbst heisst zusammenziehbar, falls er zusammenziehbar in sich selbst ist. Beispiele 4.3.22. • Der Raum X = Rn ist zusammenziehbar, denn die Abbildung h(t, x) = tx ist eine Nullhomotopie. • Die Kreisgruppe T ist nicht zusammenziehbar, da sonst der Weg γ(t) = e2πit homotop zu einem konstanten Weg wäre, was der R Tatsache γ 1z dz = 2πi und die Homotopie-Invarianz von Wegintegralen widerspricht! Harmonische Analyse abelscher Gruppen 150 • Sei Y ein beliebiger topologischer Raum und sei X = Y × T. Für einen gegebenen Punkt y0 ∈ Y ist die Menge {y0 } × T nicht zusammenziehbar in X, da jede Nullhomotopie würde, nach Projektion auf T, eine Nullhomotopie von T liefern. Die Gruppe A hat eine Einsumgebung U, die homöomorph zu Rn und damit zusammenziehbar ist. Angenommen, das Produkt Q A Rm × i∈I T ist unendlich, dann enthält jede Einsumgebung eine Q Q nichtleere Menge der Form V × i∈E Vi × i<E T für eine endliche Menge E ⊂ I. Daher enthält U eine Teilmenge der Form {y0 } × T in A, die nicht zusammenziehbar ist, ein Widerspruch! Daher ist das Produkt endlich. Index Br (a), 63 absolute Galoisgruppe, 50 Br (z), 96 Algebra, 40 C(X), 59, 95 Annullator, 121 C∗ -Algebra, 80 assoziativ, 40 C0 (X), 70 Augmentationsfunktional, 72 C+c (G), 19 Auswertungshomomorphismus, E⊥ , 121 Lx , 19 Rx , 19 X-zusammenziehbar, 149 Abb(S, C), 40 D, 68 ∆A , 71 T, 46 B̄r (z), 96 ||·||X , 27 63 Banach-*-Algebra, 80 Banach-Alaoglu Theorem, 73 Banach-Algebra, 58 beschränkter Operator, 59 Bidual, 113 Borel-σ-Algebra, 14 Borel-Maß, 14 Borel-Mengen, 14 Mn (R), 4 Charakter, 46, 95 σ-kompakt, 12, 137 Co-endlich-Topologie, 8 r(a), 67 × A , 63 e A , 69 äquivalente Normen, 61 äußere Regularität, 14 abgeschlossene Abbildung, 117 Dirac-Familie, 43 Dirac-Funktion, 43 Dirac-Netz, 43 Diskalgebra, 68 diskreten Gruppe, 4 diskreten Topologie, 4 151 Harmonische Analyse abelscher Gruppen 152 divisibel, 129 Inverse, 63 divisible Hülle, 130 Involution, 80 divisiblen Hülle, 128 isometrischen Isomorphismus, 62 duale Fourier-Transformation, 118 Isomorphismus von Duale Gruppe, 46 duale Gruppe, 95 dualer Homomorphismus, 144 Dualraum, 73 Banach-Algebren, 62 kommutative Algebra, 40 kompakt erzeugt, 134 kompakt-offen-Topologie, 96 echtes Ideal, 77 Kreisgruppe, 46 Einpunktkompaktifizierung, 70 kurze exakte Sequenz, 122 Einselement, 60 LCA-GRuppe, 46 Faltungsprodukt, 41 linearen Operator, 59 Fourier-Transformierte, 46 linksinvariantes Maß, 16 Gelfand-Transformation, 75 gerichteten Menge, 47 gleichmäßig stetig, 18 Gruppen-C∗ -Algebra, 105 Haar-Integral, 17 Haar-Maß, 17 Hausdorff-Raum, 8 Homomorphismus von Banach-Algebren, 62 Ideal, 77 im Unendlichen verschwindet, 70 Imaginärteil, 86 Linkstranslation, 19 lokal euklidisch, 135 lokal-endlich, 14 lokal-isomorph, 143 lokalkompakt, 12 lokalkompakte Gruppe, 12 maximales Ideal, 77 Modularfunktion, 27 monothetisch, 140 multiplikative Funktionale, 72 normales Element, 88 Nullhomotopie, 149 invariantes Integral, 23 obere Schranke, 47 invariantes Maß, 33 open mapping Theorem, 137 Harmonische Analyse abelscher Gruppen Operatornorm, 59 Plancherel-Maß, 119 153 symmetrisch, 43 symmetrische Einsumgebung, 5 Poissonsche Summenformel, 124 T1 -Raum, 8 Pontryagin-Abbildung, 114 T2 -Raum, 8 positive Funktion, 19 Topologiebasis, 54 pro-endliche Gruppe, 50 topologisch erzeugt, 140 pro-endliche Komplettierung, 50 topologische Gruppe, 3 projektive Limes, 49 topologischer Isomorphismus von projektives System, 48 Quotienten-Integralformel, 33 Quotientenmaß, 34 Quotientennorm, 78 Radon-Maß, 14 Rang, 130 Realteil, 86 Rechtstranslation, 19 relativ kompakt, 12 Resolventenmenge, 65 Banach-Algebren, 62 torsionsfrei, 129 total unzusammenhängend, 53 unimodulare Gruppe, 27 unital, 60 unitale C∗ -Algebra erzeugt von a, 89 Unitarisierung, 69 wegzusammenhängend, 126 zusammenhängend, 51 schwach-*-Topologie, 73 Zusammenhangskomponente, 52 schwache innere Regularität, 14 zusammenziehbar, 149 Schwartz-Raum, 125 zusammenziehbar in X, 149 selbstadjungiert, 80 selbstadjungierter Operator, 81 Spektralradius, 67 Spektrum, 65 stetiger Funktionalkalkül, 88 Strukturraum, 71 Supremumsnorn, 27